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Chronik des Isartaler Volkstanzkreis

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<strong>Chronik</strong> <strong>des</strong> <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong><br />

Volkstanz - eine Zusammenkunft zum Zwecke <strong>des</strong><br />

fröhlichen Tanzens<br />

Volkstanz ist schwierig, hat immer etwas mit Naturburschen,<br />

Lederhosen und Heimatabend zu tun - so mutmaßen oft<br />

Nichteingeweihte. Dabei ist alles viel einfacher: Volkstanz ist<br />

lediglich eine Zusammenkunft zum Zwecke <strong>des</strong> fröhlichen Tanzens,<br />

wobei vorwiegend Tänze, die Spaß machen, getanzt werden. So sagt<br />

jedenfalls Ingeborg Heinrichsen, die sich schon seit Ende der 50-er<br />

Jahre in unserem Raum mit Volkstanz beschäftigt. Das sagte sich<br />

auch Hannes Engelmann in der Alpenvereins-Sektion Wolfratshausen<br />

und veranstaltete am 21. Oktober 1978 einen öffentlichen Volkstanz -<br />

sozusagen als alternative Skigymnastik. Die Veranstaltung fand<br />

Anklang, wurde fortan zweimal jährlich durchgeführt und in Folge<br />

davon, befanden einige Leute, dass man sich eigentlich noch öfter<br />

zusammenfinden sollte. Zugleich traf es sich, dass der Mitbegründer<br />

Werner Grimmeiß in München bei Angela Flesch einige Kurse<br />

absolviert hatte. So brauchte es nicht viel, dass sich einige Tanzbegeisterte in einer Privatwohnung<br />

zu einem Volkstanz- Schnupperkurs zusammenfanden. Alle waren begeistert und es ist überliefert,<br />

dass die ersten Tanzrunden nicht mit Partner, sondern mit einem Skistock gedreht wurden.<br />

Von da an war es nicht mehr weit bis zur Geburtsstunde <strong>des</strong> Wolfratshauser Tanzkreises am<br />

29.10.1986: In Wolfratshausen fand der erste der Volkstanz- Übungsabende statt, die seither<br />

regelmäßig abgehalten werden. Zusammen mit der Münchner Keimzelle, der Tanzgruppe unter<br />

Angela Flesch, gab man sich den gemeinsamen Namen "<strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong>".<br />

Die Mitgliederzahl beider Tanzkreis-Gruppen entwickelte sich positiv und sowohl in München<br />

als auch in Wolfratshausen wurden neben den regelmäßigen Übungsabenden auch viele Volkstanz-<br />

Veranstaltungen durchgeführt. Während die Wolfratshauser Gruppe ihr Domizil im Vereinsraum<br />

der Loisachhalle gefunden hatte, war es für die Münchner Gruppe schwierig, auf Dauer<br />

Räumlichkeiten zu finden. Nach mehren Ortswechseln bot sich dann 1996 eine Vereinigung mit dem<br />

"Landlerischen Tanzkreis" unter Max Löffler an, wodurch nun auch hier auf längere Sicht ein<br />

Übungsraum, der Pfarrsaal der Samariterkirche in Freimann, zur Verfügung stand.<br />

In Geretsried führte Ingeborg Heinrichsen schon seit 1972 Volkstanz-Kurse und<br />

Veranstaltungen durch, wodurch sich im Laufe der Zeit immer mehr Gemeinsamkeiten und eine<br />

enge Zusammenarbeit mit Wolfratshausen ergaben. Was lag also näher, als unter dem Dach <strong>des</strong><br />

<strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong>es gemeinsame Sache zu machen, was dann 2003 als Geretsrieder Gruppe<br />

auch verwirklicht wurde. Und in Anbetracht <strong>des</strong>sen, dass Ingeborg Heinrichsen und Werner<br />

Grimmeiß schon in früher Jugend manch gemeinsamen Streich ausgeführt hatten, kann dies als<br />

gelungene Fortsetzung betrachtet werden. So besteht der <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong> nun aus den drei<br />

Gruppen: München, Geretsried und Wolfratshausen.<br />

Die Geretsrieder Gruppe trifft sich in der Aula der Hauptschule an der Adalbert-Stifter Straße,<br />

der Wolfratshauser Gruppe ist es jedoch seit einigen Jahren beschieden, das Schicksal der<br />

Münchner Gruppe zu wiederholen: Nachdem die Loisachhalle zur Renovierung ansteht, ist die<br />

Gruppe seit Jahren auf Herbergssuche und hat ihr Domizil nach vielen Wechseln derzeit in der<br />

Aula der Realschule Wolfratshausen gefunden.<br />

Walzer bis Mazurka, Polka bis Zwiefacher<br />

Jeder Kulturkreis hat seine eigenen Tänze, so auch der bayerische und alpenländische Raum.<br />

Vorwiegend diese Tänze pflegt der <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong>, aber auch so mancher Tanz aus dem<br />

übrigen Europa wird praktiziert. Dazu zählen einfache Grundtänze, wie Dreher, Polka, Walzer,


<strong>Chronik</strong> <strong>des</strong> <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong><br />

Mazurka, in der Hauptsache aber Tänze mit Tanzfiguren. Angefangen bei einfachen Tänzen, wie<br />

z.B. Boarischer, Hiatamadl oder Kuckuckspolka, bis hin zu komplizierten Mustern mit vielen<br />

Tanzfiguren, bieten sie eine fast unbegrenzte Vielfalt. Eine besondere Form davon, der sich<br />

gerne die fortgeschritteneren Tänzer und Tänzerinnen zuwenden, sind die Figurenlandler. Es sind<br />

Werbetänze aus dem bayerisch-österreichischen Raum, bei denen der Bursch seine Freude mit<br />

einer Vielzahl von Figuren zum Ausdruck bringen kann: So z.B. mit Drehern, Wicklern, Joch,<br />

Herzerl, Fensterl, Knoten. Die Grazie dieser Figuren darf jedoch nicht über gewisse Gefahren<br />

hinwegtäuschen: So soll es vorgekommen sein, dass ein Dirndl infolge zu heftiger Drehung für<br />

immer von der Tanzfläche verschwunden ist, oder ein Bursch durch einen zu innigen Blick durchs<br />

Fensterl seine Freiheit verloren hat; auch wird von Knoten berichtet, die nicht mehr aufzulösen<br />

waren. Einige Verbandelungen im Tanzkreis sind daraus die Folge. Wem diese Tänze <strong>des</strong>halb zu<br />

gefährlich sind, kann sich einer anderen Spezies zuwenden, den Zwiefachen. Bei diesen geht es<br />

streng mathematisch zu, und anders als beim Bier, ist hier ein Dreiviertel immer etwas anderes als<br />

ein Vierviertel: Mehr oder weniger regelmäßig wechseln gerade Takte (2/4) mit ungeraden Takten<br />

(3/4), was leicht zu Verwechslungsgefahr unter den Füßen führen kann. Wer eine anfängliche<br />

Abneigung dagegen jedoch überwunden hat, fällt dann nicht selten einem Fieber anheim, bei dem<br />

die Füße beim Ertönen eines Zwiefachen ganz von selbst zu tanzen beginnen. Zum Schluss dürfen<br />

aber auch die Wechseltänze nicht unerwähnt bleiben. Schon unsere Urahnen haben erkannt, dass<br />

besonders in der Lernphase oft Disharmonien zwischen den Tanzpartnern auftreten. Folgerichtig<br />

haben sie die Wechseltänze erfunden. Nach unterschiedlichem Schema ermöglichen diese den<br />

Partnerwechsel und öffnen damit heute dem (Tanz–)Lotterleben Tür und Tor.<br />

Aus vergangenen Jahrhunderten in die Gegenwart: Der Volkstanz lebt<br />

Volkstänze haben nichts mit der volkstümlichen oder kommerziellen Szene zu tun. Es sind<br />

überlieferte Tänze, mit Wurzeln in ganz Europa. Brauchtumstänze, höfische, städtische, bäuerliche<br />

Tänze und auch Modetänze haben sich seit dem 18. Jahrhundert immer wieder vermischt, wurden<br />

von einer breiten Bevölkerungsschicht getanzt und weitergegeben. Diese Vorgänge sind aber nicht<br />

abgeschlossen, auch heute kommen immer wieder neue Tänze dazu. Deshalb beschränkt sich<br />

Volkstanz nicht nur auf Konservierung und Traditionspflege, sondern der Volkstanz lebt. Er lebt in<br />

vielen Tanzkreisen und auf vielen öffentlichen Volkstanzveranstaltungen.<br />

Auch der <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong> organisiert regelmäßig solche Veranstaltungen. Sie sind so<br />

angelegt, dass jeder teilnehmen kann, d.h. die meist einfacheren Tänze werden vorher gezeigt und<br />

erklärt. Die Atmosphäre ist fröhlich und ungezwungen, es gibt<br />

keine festen Kleiderregeln, Dirndl und Lederhose sind genauso<br />

vertreten wie Blue Jeans. Für die besonders Tanzbegeisterten gibt<br />

es aber noch weitere Veranstaltungen, z.B. in den Ratsstuben<br />

Geretsried, einen Silvester-Volkstanz, oder einen Tanz auf der<br />

Wolfratshauser Hütte: Vor dem großartigen Panorama der<br />

Zugspitze wird dort bis tief in die Nacht hinein auch den<br />

komplizierteren Tänzen gefrönt. Wenn das Ganze dann<br />

irgendwann einmal im übervollen Matratzenlager endet, kann es<br />

durchaus vorkommen, dass rein zufällig ein fescher Bursch neben<br />

einem hübschen


<strong>Chronik</strong> <strong>des</strong> <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong><br />

Dirndl zu liegen kommt. Wer allerdings das Pech hat, die Nacht über durch ein Konzert der<br />

Mitschläfer unterhalten zu werden, kann sich wenigstens damit trösten, am anderen Morgen durch<br />

den lieblichen Gesang der Weilheimer Sängerinnen geweckt zu werden.<br />

Veranstaltungen, Übungsabende, Auftritte, geselliges Leben<br />

Neben den öffentlichen Veranstaltungen spielt sich das Volkstanz- Leben aber auch auf den<br />

Übungsabenden ab. Geboten werden immer ein Anfängerkurs, sowie offenes Tanzen für<br />

Fortgeschrittene in München, Wolfratshausen und Geretsried. Schon<br />

mancher hoffnungslose Fall hat dort nicht nur perfekt tanzen gelernt,<br />

sondern auch bald schon Appetit auf kompliziertere Kost bekommen.<br />

Wenngleich es zwar fast ausschließlich die Erwachsenen zum<br />

Volkstanz zieht, so gibt es auch Aktivitäten mit Kindern, meist im<br />

Rahmen mit anderen Organisationen. Natürlich besteht auch eine<br />

Hausmusik: Familie Zintl, und die Achentaler Spuileut spielen immer<br />

dann auf, wenn es besondere Anlässe gibt: z.B. Festauftritte, Tanz mit<br />

Senioren im Altenheim, oder Tanzvorführungen in den Partnerstädten<br />

wie Barbezieux oder Manzano /Friaul. Als Partnerschaftsverein ist<br />

der <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong> mit letzterer besonders eng verbunden.<br />

Der <strong>Isartaler</strong> <strong>Volkstanzkreis</strong> ist eine offene Vereinigung und jeder<br />

von den ca. 100 Mitgliedern bringt das ein, was ihm besonders liegt. Als Tanzleiter fungieren<br />

derzeit in München: Angela Flesch, Andrea Schwingenschlögl und Ernst Schindelbauer; in<br />

Wolfratshausen: Gabi und Werner Grimmeiß, Regine und Ludwig Hölzl, und Angela Lenz für die<br />

Jugend; sowie in Geretsried: Ingeborg Heinrichsen.

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