Original oder Fälschung – nicht immer so leicht zu ... - PS Translation
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16 Blickpunkt | Museum Plagiarius<br />
Galleria 4.2008<br />
Werke von Produktpiraten werden der Öffentlichkeit präsentiert<br />
Der falsche Zwilling<br />
Eines der besten Mittel gegen Ideenklau ist, ihn öffentlich<br />
an<strong>zu</strong>prangern. Diesen Ansatz verfolgt „Aktion Plagiarius e.V.“<br />
Wichtigstes Ziel ist die Aufklärung der Verbraucher. Ein eigenes<br />
Museum <strong>so</strong>rgt für <strong>zu</strong>sätzliche Unterstüt<strong>zu</strong>ng.<br />
Auf den ersten Blick ist kaum ein Unterschied<br />
aus<strong>zu</strong>machen. Wie Zwillinge<br />
stehen die beiden Sets mit Salz- und<br />
Pfefferstreuern nebeneinander in der<br />
Vitrine. Beide scheinen dieselbe elegant<br />
gerundete Form <strong>zu</strong> haben, dieselbe matte<br />
Metalloberfläche mit schwarzem Kunststofffuß,<br />
<strong>so</strong>gar die Anzahl der Streulöcher<br />
ist gleich. Und doch: Wer sie genauer<br />
betrachtet, bemerkt kleine Unterschiede.<br />
Beschaffenheit und Farbe der Oberfläche<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel sind <strong>nicht</strong> exakt identisch,<br />
und auch die Größe variiert <strong>leicht</strong>. Zudem<br />
weist das eine Stück dort, wo unten der<br />
Kunststoffring ansetzt, kleine unschöne<br />
Verarbeitungsfehler auf. Und während das<br />
unversehrte Exemplar mit der Qualitätsmarke<br />
WMF gekennzeichnet ist, trägt das<br />
<strong>leicht</strong> angeschlagene Set lediglich einen<br />
Aufdruck chinesischer Schriftzeichen, versehen<br />
mit den englischen Zusätzen „Salt“<br />
und „Pepper“.<br />
Spätestens beim fehlenden Firmenlogo<br />
wird klar: Es sind <strong>Original</strong> und Plagiat,<br />
die da nebeneinander stehen. Und sie<br />
sind <strong>nicht</strong> allein. In jeder der Vitrinen<br />
des „Museum Plagiarius“ im bergischen<br />
Solingen findet sich <strong>so</strong>lch ein falsches<br />
Zwillingspärchen. Produkte aller Art sind<br />
darunter: Gießkannen und Umhängetaschen,<br />
Handfeger und Thermoskannen,<br />
Duschköpfe und Stehlampen,<br />
Stühle und Waschbeckenarmaturen.<br />
„Ideen werden in allen Branchen geklaut“,<br />
erklärt Christine Lacroix. „Entsprechend<br />
groß ist die Bandbreite der<br />
betroffenen Produkte. Wir haben auch<br />
zwei Kettensägen in der Ausstellung<br />
und <strong>so</strong>gar ein ganzes Motorrad samt<br />
Plagiat.“<br />
Lacroix ist die Geschäftsführerin des<br />
Aktion Plagiarius e.V. Seit 1977 verleiht<br />
die Aktion jedes Jahr einen Preis,<br />
genauer gesagt einen Anti-Preis: Mit<br />
ihm werden die dreistesten Plagiatoren<br />
ausgezeichnet, denen man im Jahr <strong>zu</strong>vor<br />
auf die Schliche kommen konnte.<br />
„In rund dreißig Jahren ist da einiges<br />
Ob Kinderspielzeug, Motorrad <strong>oder</strong> Kettensäge: Plagiatoren haben unterschiedlichste Produkte im Visier.<br />
Ein Salz- und Pfefferstreuerset bekam den Plagiarius 2008.<br />
<strong>zu</strong>sammengekommen“, sagt die diplomierte<br />
Betriebswirtin. „Das Museum<br />
ist für uns eine gute Möglichkeit, die<br />
Preisträger einer breiten Öffentlichkeit<br />
vor<strong>zu</strong>führen.“ Genau das ist auch das<br />
oberste Ziel der Aktion: die Übeltäter<br />
öffentlich an<strong>zu</strong>prangern. Im Kampf<br />
gegen Plagiatoren, die auf Kosten der<br />
<strong>Original</strong>hersteller <strong>–</strong> und <strong>zu</strong>letzt auch der<br />
Kunden <strong>–</strong> schnelles Geld machen wollen,<br />
ist dies eine legitime und durchaus<br />
bewährte Methode.<br />
Mehr als 18.000 Gäste hat das Museum<br />
seit seiner Eröffnung im Frühjahr 2007