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FUTURE<br />
FOOD<br />
Die Schau in <strong>Steyr</strong> stellt Essen in den Lebensmittelpunkt<br />
VERTIKAL FARMING. Stephan<br />
Rosinger, der künstlerische Leiter des<br />
Museums Arbeitswelt, erklärt die Funktion<br />
dieses platzsparenden Systems.<br />
Wie wird es uns gelingen, die wachsende<br />
Weltbevölkerung zu ernähren?<br />
Darauf gibt eine interessante Ausstellung<br />
im <strong>Steyr</strong>er Museum Arbeitswelt<br />
Auskunft. Sie beginnt in einem Festzelt der<br />
Zukunft. Dort ist das traditionelle Grillhendl<br />
immer noch beliebt, aber auf einigen<br />
Tellern finden wir neuartige Speisen: Nuggets<br />
aus Soja oder gebratene Würmer. Österreich<br />
gehört zu den Top-5-Sojaproduzenten<br />
in Europa. Allerdings konnte sich<br />
die Sojawurst als Alternative zu Fleisch nur<br />
in den Jahren des Zweiten Weltkriegs<br />
durchsetzen. Die Nationalsozialisten forcierten<br />
sie, um ihre Soldaten an der Front<br />
mit Proteinen zu versorgen. Deswegen<br />
nannte man die Hülsenfrüchte im Volksmund<br />
„die Nazibohne“. Jedenfalls ist ihr<br />
Anbau wesentlich umweltfreundlicher als<br />
die Fleischerzeugung.<br />
Krabbeltiere als Leckerbissen. Insekten<br />
und Würmer sind leicht zu züchten.<br />
Sie brauchen wenig Platz und fressen Reststoffe,<br />
die ohnehin in der Lebensmittelproduktion<br />
anfallen. Also stellen sie eine ausgezeichnete<br />
Proteinquelle für die<br />
wachsende Weltbevölkerung dar. Das Ekelgefühl,<br />
das diese Speisen bei uns auslösen,<br />
ist nicht rational zu erklären. Vielleicht<br />
wird sich unsere Einstellung in Zukunft<br />
ändern — genauso, wie sich Sushi, bzw. roher<br />
Fisch durchgesetzt haben. Jedenfalls<br />
kann man das Eiweiß der Sechsbeiner zu<br />
Burgern und Pasta verarbeiten — also zu<br />
Lebensmitteln, die gar nicht nach Insekten<br />
aussehen. Weitere Exponate zeigen unterschiedliche<br />
Entwicklungen in der Produktion,<br />
dem Handel, Kauf und Konsum von<br />
Lebensmitteln.<br />
Platzsparende Landwirtschaft. Der<br />
Erfinder Othmar Ruthner errichtete<br />
1964/65 ein Turmglashaus in Wiener Neustadt.<br />
Ein Modell davon finden wir in der<br />
Ausstellung. Darin wurden Pflanzenbeete<br />
im Kreis von oben nach unten befördert.<br />
Kamen sie unten an, bewässerte man sie.<br />
Die „Vertikale Farm“ war bis 2006 in Betrieb.<br />
Die Aquaponik verbindet Fischzucht<br />
mit Gemüseanbau. Das gebrauchte Fischwasser<br />
mit den Ausscheidungen der<br />
Flossentiere dient zur Düngung der Gemüsebeete.<br />
Diese Technik kommt nun bei der<br />
Garnelenzucht in unserem Bundesland<br />
zum Einsatz.<br />
Leistbare Ernährung. Das frühere<br />
Gasthaus „Zum goldenen Pflug“ bildet einen<br />
Teil der Schau. Es wartet mit einer einzigartigen<br />
Speisekarte auf. Preise sucht<br />
man vergebens, stattdessen ist darauf vermerkt,<br />
wie lange man arbeiten muss, um<br />
Fotos: Sokoloff