Im Lande der Bibel 1/2023

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Kleine Minderheit mit großem Engagement Die Zukunft der Christen im Heiligen Land Auf dem 170. Jahresfest des Jerusalemsvereins am 19. Februar 2023 in Berlin sprachen Gäste aus Nahost über die Perspektiven der Christen im Heiligen Land. Hala Tannous, Mitglied des Church Councils der ELCJHL, hielt den Hauptvortrag und diskutierte das Thema auf dem Podium mit Bischof Sani Ibrahim Azar (ELCJHL), Matthias Wolf, Schulleiter von Talitha Kumi, der Schülerin Lujain Musallam (11. Klasse) und Areej Isaac, Absolventin der evangelischen Schule in Beit Sahour. Ulrich Seelemann, stellvertretender Vorsitzender des Jerusalemsvereins, moderierte das Gespräch. 10 | Im Lande der Bibel 1/2023
DIE ZUKUNFT DER CHRISTEN IM HEILIGEN LAND Im folgenden ist der stark gekürzte Vortrag von Hala Tanous wiedergegeben, ergänzt durch Redebeiträge von Bischof Azar, Matthias Wolf, Lujain Musallam und Areej Isaac. Videos der Beiträge: ➔ 170jahresfest.jerusalemsverein.de Als ich vor einigen Jahren Äthiopien besuchte und am Flughafen und im Hotel sagte, dass ich Palästinenserin sei, hielten sie mich für eine Muslima. Ich musste diese sehr religiösen Menschen daran erinnern, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, und das ist eine Stadt in Palästina, wo ich herkomme. Sie brauchten mich also nicht zu fragen: »Wann sind Sie zum Christentum konvertiert?« BISCHOF SANI IBRAHIM AZAR: Sie waren erstaunt, als sie erfuhren, dass meine Familie schon DAS ERBE DER MISSION IM 19. JAHRHUNDERT seit Hunderten von Jahren Christen sind und dass der erste Mis- WEITERENTWICKELN sionar, der in unsere Stadt kam, Bischof Azar betonte auf dem Jahresfest, dass vieles, was die Christen im Jesus von Nazareth war. Noch verblüffter waren sie, als sie erfuhren, Heiligen Land heute charakterisiert und was sie auch dass ich nicht nur palästinensische zukunftsfähig macht, ein Erbe der Mission im 19. Jahrhundert ist. »Wir sind eine Kirche der Reformation und Christin bin, sondern auch Mitglied der arabischen lutherischen Kirche. Kirche der Reformation zu sein heißt, immer nach vorne Das Christentum wurde im zu schauen. Was brauchen die Menschen am meisten? Nahen Osten, in einer kleinen Wie können wir, wie kann die Kirche die Menschen in Stadt namens Bethlehem, geboren. Christen sind im Heiligen Land ihrem Leben unterstützen?« Zu den kirchlichen Arbeitsfeldern der ELCJHL, die in indigen. Das Christentum mag diesem Zusammenhang besonders wichtig, sind zählt für viele ein europäisches Phänomen zu sein scheinen. Das ist ein Azar die evangelischen Schulen, die diakonische Arbeit, Irrtum, denn das Christentum ist die Jugendarbeit, die Umwelterziehung und die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. eine westasiatische, »palästinensische« Erfahrung. Jesus Christus Bei dem kirchlichen Dienst in der Gesellschaft wurde in Palästina geboren, wo er komme es darauf an, sich nicht nur für und mit Lutheranern oder Christen einzusetzen, sondern alle Bevölke- aufwuchs, lehrte, litt, gekreuzigt wurde und wieder auferstand. Die rungsgruppen im Blick zu haben. Das soll auch zu einer ersten christlichen Gemeinden sind breiten Verständigung führen, damit sich die Menschen in Palästina entstanden. Die palästinensischen Christen verstehen Konfessionen, Muslime und Christen … Das hätten gegenseitig akzeptieren: Christen unterschiedlicher sich als Nachfahren dieser ersten schon früher die Missionare verstanden, die ganz nahe jüdischen und nichtjüdischen Christen, die eine turbulente Geschichmeinschaftsgefühl entwickelt haben. bei den Menschen im Heiligen Land gelebt und ein Gete von 2000 Jahren überstehen Aufgabe der Kirche sei es, Orte zu schaffen, wo Menschen sich begegnen können: jung und alt, Menschen konnten. Das Christentum wurde also nicht nach Palästina importiert. Vielmehr ist das Christentum verschiedener Religionen … Das könnte »eine positive Entwicklung in der Gesellschaft anstoßen, damit der ein »palästinensisches Markenzeichen«. eine den anderen versteht und akzeptiert wie er ist«. Im Lande der Bibel 1/2023 | 11
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