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Geschichte Hohenfrieds - Evangelisch-Lutherische ...

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Die „Seele” der Bewegung dürfte<br />

Graf Joachim von Ortenburg in Niederbayern<br />

gewesen sein. Der politisch<br />

bedeutsamste Vertreter aber<br />

war eindeutig Pankraz von Freyberg<br />

auf Hohenaschau, der stolzen<br />

Grenzfeste gegen Tirol hin, ein hervorragender<br />

Fachmann für Wirtschaft<br />

und Verwaltung, seit 1552<br />

herzoglicher Rat und Hofmarschall<br />

in München.<br />

Pankraz vertrat eine gemäßigte Linie,<br />

der er aber auch ganz offiziell zum<br />

Sieg in Bayern verhelfen wollte. Zu<br />

diesem Zweck führte er wiederholt<br />

vertrauliche Gespräche mit<br />

Joachim von Ortenburg, einziger evangelischer<br />

Adeliger in Bayern, dem es gelang,<br />

die Reformation auf Dauer in seinem<br />

Herrschaftsgebiet einzuführen<br />

Herzog Albrecht selbst und lag im<br />

Streit mit dessen Kanzler Thaddäus<br />

Eck. Dabei beging er schließlich<br />

den Fehler, öffentlich über seine<br />

Religionsgespräche mit dem Herzog<br />

zu reden, um die Sache voranzutreiben.<br />

Der Schuß ging jedoch<br />

nach hinten los, und Pankraz von<br />

Freyberg wurde nach langwierigem<br />

Prozeß 1561 als Hofmarschall abgesetzt<br />

– für die evangelische Bewegung<br />

in Altbayern ein schwerer<br />

Rückschlag.<br />

Für unsere Gegend ausschlaggebend<br />

war Wolf Dietrich von Maxlrain,<br />

der älteste Sohn Wolfs von<br />

Maxlrain. Er wurde zunächst Priester<br />

und erhielt – wenn auch noch<br />

Vorgeschichte<br />

jung an Jahren – bereits ein Kanonikat<br />

an der Augsburger Domschule.<br />

Schon bald aber entsagte er dem<br />

geistlichen Stand und trat statt dessen<br />

in die Dienste des bayerischen<br />

Herzogs ein – anfangs als „Pfleger”<br />

von Ried,dann als Hauptmann von<br />

Burghausen. Nach dem Tod seines<br />

Vaters übernahm er dazu auch noch<br />

die Grafschaft Waldeck, die damals<br />

an die südwestlichen Grenzen des<br />

ehemaligen Landgerichts Bad Aibling<br />

anstieß.<br />

Noch zu Lebzeiten des alten Wolf<br />

von Maxlrain hatte sich die Lage für<br />

die oberbayerischen Protestanten<br />

insgesamt weiter verbessert. Aus der<br />

Überzeugung heraus, in religiösen<br />

Fragen könne durch Sanftmut und<br />

Nachgiebigkeit mehr erreicht werden,<br />

als durch Festigkeit und Strenge,<br />

bewilligte Herzog Albrecht V im<br />

22<br />

Jahre 1556 auf dem Landtag zu<br />

München seinen Landständen –<br />

gegen den erbitterten Einspruch der<br />

Bischöfe natürlich – jedermann<br />

könne das Abendmahl unter beiden<br />

Gestalten empfangen und sei auch<br />

nicht verpflichtet, die kirchlichen<br />

Fastengebote zu halten.<br />

Nichtsdestoweniger war Albrecht<br />

jedoch fest entschlossen, die neue<br />

Glaubensrichtung nicht zur herrschenden<br />

in Bayern werden zu lassen.<br />

So verfügte er, daß von nun an<br />

keine weiteren Neuerungen auf<br />

religiösem Gebiet mehr erlaubt<br />

seien. Nur was auf dem kommenden<br />

Reichstag offiziell<br />

beschlossen werde, das werde<br />

auch in seinem Lande gehalten<br />

bzw. durchgeführt werden.<br />

Zur gleichen Zeit jedoch<br />

bemühte sich die herzogliche<br />

Regierung durchaus sehr ernsthaft<br />

um die Beseitigung der<br />

offenkundigen kirchlichen Mißstände<br />

und eine innerkatholische<br />

Reform. Auf dieser Linie lagen auch<br />

die Kirchenvisitationen im Gebiet<br />

der Diözese Freising in den Jahren<br />

1558, 1559 und 1560, die aus<br />

römischer Sicht freilich Erschreckendes<br />

zutage förderten:<br />

So lebten beispielsweise mehr als<br />

1/3 der Geistlichen in offenem<br />

„Konkubinat” mit ihren Frauen.<br />

Dem Dekan des Aiblinger Pfarrkapitels,<br />

Pfarrer Alxinger von Götting<br />

hatte dessen Köchin zum Beispiel<br />

fünf Kinder geschenkt. Und dabei<br />

beklagte er sich noch darüber, daß<br />

er in seiner Pfarrei unzweifelhaft<br />

viele „Zwinglianer” hatte.

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