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Geschichte Hohenfrieds - Evangelisch-Lutherische ...

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1927-2002<br />

stollwerck-mausoleum<br />

hohenfried<br />

1


Salus<br />

Naturarzneimittel<br />

Salus zählt mit seiner Gründung im Jahr 1916 zu den Initiatoren der Reformbewegung und kann daher<br />

auf eine lange Tradition in der umweltgerechten Herstellung gesunder natürlicher Arzneimittel und<br />

Lebensmittel zurückblicken.<br />

Diese Tradition macht Salus zu einem lebendigen Stück <strong>Geschichte</strong> – gerade wenn es darum geht, eine<br />

intakte Natur und Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten.<br />

Otto Greither, Geschäftsführer<br />

Salus-Kräutergarten<br />

Im Salus-Kräutergarten im oberbayerischen Bruckmühl werden<br />

viele Heilkräuter kultiviert – darunter auch zahlreiche bedrohte<br />

Arten wie das Tausendgüldenkraut. Gerade bei den bedrohten<br />

Arten findet häufig zum ersten Mal ein Anbauversuch statt.<br />

Der Kräutergarten wird nach den Richtlinien des ökologischen<br />

Landbaus bewirtschaftet. Der Verzicht auf chemische Spritzund<br />

Düngemittel erfordert bei den neu kultivierten Pflanzen<br />

sehr viel Forschungsarbeit im Bereich der natürlichen Unkrautbekämpfung.<br />

Salus-Farmen in Chile<br />

Die im Kräutergarten gewonnenen Erkenntnisse werden auf<br />

den drei Salus-Farmen im Süden von Chile umgesetzt. Hier<br />

wachsen viele der ökologischen Rohstoffe, die bei Salus eingesetzt<br />

werden. Dadurch befindet sich der gesamte Produktions-<br />

prozeß in einer Hand. Das ist die beste Garantie für hochwertige<br />

Produkte aus ökologischem Anbau.<br />

Salus in Bruckmühl<br />

Auch die Herstellung der Salus-Produkte in Bruckmühl ist nach<br />

ökologischen Richtlinien ausgelegt – allein die eigene Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft bietet dafür ein eindrucksvolles Beispiel.<br />

Die systematische Umsetzung eines nachhaltigen Umweltschutzkonzeptes<br />

in allen Betriebsbereichen konnte Salus bei der<br />

Teilnahme am EG-Öko-Audit nachweisen. Salus ist das erste<br />

Unternehmen der Reformbranche, das an diesem Umweltschutzsystem<br />

teilnimmt und wurde dabei mit dem Prädikat „eins<br />

mit Stern“ ausgezeichnet.<br />

Der Salus-Kräutergarten in Bruckmühl<br />

Kräuterlehrpfad im Vogelparadies<br />

Dem Betriebsgelände angegliedert ist ein schutzwürdiges Auwaldbiotop,<br />

das noch in seiner natürlichen Artenvielfalt erhalten ist und<br />

vielen Vögeln als Nist- oder Rastplatz dient.<br />

Hier kann der interessierte Besucher viele seltene Pflanzen an ihrem<br />

natürlichen Standort kennenlernen.<br />

Salus-Naturarzneimittel<br />

Das Salus-Programm ist nur im Reformhaus erhältlich. Es enthält<br />

die gesamte Palette pflanzlicher Arzneimittel – von Tonika wie dem<br />

Kräuterblutsaft über Arznei-Kräutertees bis zu Frischpflanzentropfen,<br />

Kapseln und Tabletten sowie eine Auswahl gesunder natürlicher<br />

Lebensmittel wie Reis und Früchtetees.<br />

Schreiben Sie uns, wenn Sie mehr über das Salus-Haus erfahren oder<br />

an einer Führung durch den Kräutergarten oder das Vogelparadies teilnehmen<br />

wollen.<br />

Salus-Haus GmbH & Co. KG, Bahnhofstr. 24, 83052 Bruckmühl<br />

www.salus.de


1927-2002<br />

stollwerck-mausoleum<br />

hohenfried<br />

festschrift zum<br />

75-jährigen jubiläum<br />

3


Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong> Kirchengemeinde,<br />

Bruckmühl mit Feldkirchen-Westerham<br />

Adalbert-Stifter-Straße 2, 83052 Bruckmühl<br />

Telefon 08062 / 4770 – Fax 08062 / 805339<br />

E-Mail: bruckmuehl-evangelisch@web.de<br />

Verantwortlich: Pfarrer Harald Höschler<br />

Satz und Gestaltung: katheder marketing services<br />

Schulstraße 4, 83052 Bruckmühl-Götting,<br />

Telefon 08062 / 805239 – Fax 08062 / 78431<br />

E-Mail: kontakt@katheder.com; Internet: www.katheder.com<br />

Druck: Inngau Verlag GmbH,<br />

Rathausstraße 4, 83022 Rosenheim<br />

Telefon 08031 / 408830 – Fax 08062 / 408865<br />

E-Mail: info@inngau-verlag.de<br />

Erscheinungsdatum: September 2002<br />

Auflage: 3.500 Exemplare<br />

Vervielfältigung und Weiterverwendung von Texten und Bildern, auch auszugsweise,<br />

nur mit Zustimmung des <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n Pfarramts, Bruckmühl<br />

4


Vorwort 6<br />

GruSSworte 9<br />

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler 9<br />

Dekan Michael Grabow 10<br />

Pfarrer Willi Wendler 11<br />

Pfarrer Gerhard Salzeder 12<br />

Landrat Dr. Max Gimple 13<br />

Bürgermeister Franz Heinritzi 14<br />

Bürgermeister Michael Weber 15<br />

Fanny-Carlita-Stiftung 16<br />

Akademie der Bildenden Künste 17<br />

Kaiserswerther Diakonie 18<br />

Vorgeschichte<br />

Reformation im Mangfalltal 19<br />

<strong>Geschichte</strong> des<br />

Stollwerck-Mausoleums<br />

und der Villa hohenfried 29<br />

Historische Dokumente 49<br />

Briefe von und an Fanny Stollwerck 50<br />

Auszüge aus der Traubibel Stollwerck 52<br />

Pressebericht zur Beisetzung Karl Stollwerck 55<br />

Todesanzeige / Testament Fanny Stollwerck 58<br />

Nutzungsvertrag von 1971 / 72 60<br />

Erinnerungen 61<br />

Tagebuch Pfarrer Braun 1945 62<br />

Kirchenkampf-Erklärung 1934 65<br />

Gemeindeglieder der 30er Jahre 66<br />

Gottesdienstplan Bad Aibling 1945 / 46 67<br />

Erinnerungen Pfarrer Samhammer 68<br />

Interview mit Pauline Peetz 70<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

5<br />

Kirchweihjubiläen 73<br />

Gedicht Pauline Peetz 1952 74<br />

Predigt OKR Arnold Schabert 1952 76<br />

Reisebericht Pastor von Lüttichau 80<br />

Oberbayerisches Volksblatt 1977 84<br />

Sonntagsblatt 1983 86<br />

Stollwerck AG<br />

<strong>Geschichte</strong> und Gegenwart 87<br />

Werke von Stipendiaten<br />

der Fanny-Carlita-Stiftung 91<br />

evangelische Kirchengemeinde<br />

bruckmühl mit<br />

feldkirchen-westerham 97<br />

Mitarbeiter(innen) der Kirchengemeinde<br />

einst und heute 98<br />

Gottesdienste 101<br />

Kirchenvorstand 102<br />

Familienarbeit Bruckmühl 104<br />

Familienarbeit Feldkirchen 105<br />

Jugendarbeit 106<br />

Jugendchor 107<br />

Jugendfreizeiten 108<br />

Konfirmanden 109<br />

Gemeinde im Gespräch 110<br />

Frauen 111<br />

Senioren 112<br />

Kirchenmusik 113<br />

Diakonie 114<br />

Gemeindefeste 115<br />

Ehrenamtliche 116<br />

Ökumene 117<br />

Gemeindebrief 120<br />

Internet 121<br />

Namen und Adressen 122


Vorwort<br />

75<br />

Jahre wird das Stollwerck-Mausoleum<br />

in<br />

diesem Jahr alt. Ein<br />

Dreivierteljahrhundert lang war es<br />

der zunächst noch sehr kleinen, im<br />

Laufe der Zeit aber doch schnell<br />

wachsenden evangelischen Gemeinde<br />

im westlichen Mangfalltal geistliche<br />

Heimat und treuer Wegbegleiter<br />

in Freud und Leid.<br />

Und was noch wichtiger ist – gleichermaßen<br />

erstaunlich wie erfreulich<br />

nach dem Bau der Emmauskirche<br />

in Feldkirchen 1982/1983: Für<br />

viele in unserer Gemeinde ist es das<br />

bis zum heutigen Tag!<br />

Anläßlich dieses Ereignisses hat sich<br />

der Kirchenvorstand der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n<br />

Kirchengemeinde<br />

Bruckmühl mit Feldkirchen-Westerham<br />

bereits im vergangenen Jahr<br />

entschlossen, eine Festschrift herauszugeben.<br />

Wir wollen zurückschauen<br />

und uns erinnern:<br />

• nicht nur an die <strong>Geschichte</strong> der<br />

evangelischen Kirche in Oberbayern<br />

im Allgemeinen oder des Stollwerck-Mausoleums<br />

im Besonderen,<br />

• auch nicht nur an die Menschen,<br />

die das Mausoleum einst gestiftet<br />

haben oder als Pfarrer oder Mesner,<br />

Kirchenmusiker oder Mitglieder des<br />

Kirchenvorstandes mit viel Liebe<br />

und Einsatz all die Jahre in der<br />

Gemeinde gewirkt haben,<br />

• sondern mit großer Freude und<br />

Dankbarkeit vor allem daran, wie<br />

wunderbar der menschenfreundliche<br />

Gott hier immer wieder in Wort<br />

und Sakrament Menschen begegnet<br />

ist, wie ER sie angesprochen und in<br />

SEINEN Dienst gerufen hat, zur<br />

Ehre SEINES Namens, und wie treu<br />

und segensreich ER SEINE Gemeinde<br />

all die Jahre und Jahrzehnte hindurch<br />

geführt, getragen und begleitet<br />

hat – bis zum heutigen Tag.<br />

Zugleich wollen wir aber auch die<br />

Gelegenheit ergreifen, die heutige<br />

Kirchengemeinde mit ihren zahlreichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

und vielfältigen Aktivitäten<br />

und Arbeitsfeldern vorzustellen.<br />

Manche werden sich vielleicht über<br />

den Umfang dieser Festschrift wundern.<br />

Wir haben darin jedoch eine<br />

6<br />

einmalige Chance gesehen, etwas<br />

zu zeigen und zu erzählen, was<br />

viele sonst nie erfahren würden.<br />

Aus diesem Grunde wird diese Festschrift<br />

auch nicht etwa nur einem<br />

kleinen Kreis einiger weniger „Auserwählter“<br />

zugänglich gemacht<br />

oder verkauft werden, sondern<br />

zusammen mit der Herbstausgabe<br />

unseres Gemeindebriefes an alle<br />

Glieder unserer Gemeinde und sonstigen<br />

Interessenten verteilt.<br />

Dazu wäre unsere Kirchengemeinde<br />

finanziell aus eigener Kraft freilich<br />

niemals in der Lage gewesen.<br />

So hatte sich der Kirchenvorstand<br />

bereits im vergangenen Jahr entschlossen,<br />

das Werk komplett mit<br />

Hilfe von über die Festschrift verteilter<br />

Werbung zu finanzieren.<br />

Mit Fortgang der Arbeiten wurde<br />

jedoch immer deutlicher, daß dies<br />

dem Charakter und der Würde der<br />

Festschrift doch sehr widersprochen<br />

hätte, und wir mußten zusätzliche<br />

Wege der Finanzierung suchen.<br />

So danken wir an dieser Stelle den<br />

folgenden Firmen, Einrichtungen und<br />

Einzelpersonen ausdrücklich für<br />

ihre großzügige Unterstützung:<br />

• Kuratorium der Fanny-Carlita-Stiftung,<br />

München<br />

• Stuart Tomlinson, Bruckmühl<br />

• Karoline und Otto Greither,<br />

Bruckmühl<br />

• Christa Hübner, Feldkirchen-<br />

Westerham


Unser ganz besonderer Dank aber<br />

gilt der Firma katheder marketing<br />

services, Götting. Sie betreut bereits<br />

seit längerer Zeit den Internet-Auftritt<br />

unserer Gemeinde (www.bruckmuehl-evangelisch.de).<br />

Auch diesmal<br />

stand sie uns wieder in hervorragender<br />

Weise mit Rat und Tat zur<br />

Seite und erstellte, nicht zuletzt<br />

durch ihren Mitarbeiter, Herrn Josef<br />

Stumböck, kostenlos das gesamte<br />

Layout. Ohne diese professionelle Begleitung<br />

wäre das Projekt in dieser<br />

Form niemals möglich gewesen.<br />

Bei unseren teilweise doch recht<br />

aufwendigen Recherchen wurden<br />

wir von zahlreichen Einzelpersonen<br />

und Einrichtungen unterstützt. Mit<br />

großer Dankbarkeit zu nennen sind<br />

hier vor allem die folgenden:<br />

• Pauline Peetz, langjährige Organistin<br />

im Stollwerck-Mausoleum<br />

Hohenfried: Sie lieferte durch ihre<br />

wirklich unschätzbaren Erinnerungen<br />

überhaupt erst den Anstoß für<br />

viele Nachforschungen.<br />

• Gottfried Braun, Kerpen, Leitender<br />

Regierungsdirektor a. D., ein<br />

Sohn des langjährigen Bad Aiblinger<br />

Pfarrers Hermann Braun: Er<br />

stellte uns bereitwilligst authentisches<br />

Material zur Verfügung und<br />

brachte in einer wahren Flut von<br />

Briefen wichtige Ergänzungen an.<br />

• Margarete Fischer, Beyharting, die<br />

Tochter des einstigen Mesner-Ehepaares<br />

Otto: Sie wohnte 33 Jahre<br />

lang mit ihren Eltern im Mesnerhaus<br />

und hatte manches zu erzählen.<br />

• Willi Wendler, Neuendettelsau,<br />

seit 1958 ”exponierter Vikar” bzw.<br />

von 1963 bis 1984 Pfarrer unserer<br />

Gemeinde: Dank seines Archivs<br />

und guten Gedächtnisses war er in<br />

der Lage, uns mehrfach an entscheidenden<br />

Stellen weiterzuhelfen.<br />

• Günther Schlierbach, Mesner an<br />

der evangelischen Kirche „Zum<br />

guten Hirten“ in Bad Feilnbach: Ihm<br />

verdanken wir Fotos, Dokumente<br />

und unschätzbare Details aus den<br />

Bad Aiblinger Kirchenbüchern.<br />

• Jochen Sturm, Bruckmühl: Er<br />

„schoß“ die Fotos für die Festschrift<br />

zum 50jährigen Jubiläum 1977 und<br />

stellte sie uns zur Verfügung.<br />

• Odino (leider Anfang 2002 verstorben)<br />

und Margarete Brandolin,<br />

die heutigen Bewohner der einstigen<br />

„Elisabethruhe“: Freundlich<br />

empfingen sie uns bei sich und<br />

berichteten wertvolle Einzelheiten<br />

zur <strong>Geschichte</strong> ihres Hauses.<br />

• Manfred und Brigitte Braun,<br />

Hohenfried, die heutigen Bewohner<br />

der einstigen Stollwerck-Villa:<br />

Sie trugen entscheidend zur Aufklärung<br />

der weiteren bewegten <strong>Geschichte</strong><br />

des Hauses nach dem Tod<br />

von Karl und Fanny Stollwerck bei.<br />

• Oberamtsrat Hans-Peter Schroth,<br />

Bayerisches Staatsministerium für<br />

Unterricht und Kultus, München, Geschäftsführer<br />

der Fanny-Carlita-Stiftung:<br />

Er überließ uns wichtige Dokumente<br />

und unterstützte uns bereitwillig<br />

auch in anderer Hinsicht.<br />

• Dr. Volker Stanslowski vom Präsidialbereich<br />

der Bundeswehr-Universität,<br />

München-Neubiberg: Er<br />

besorgte uns die Informationen<br />

7<br />

Vorwort<br />

über die Nutzung der Villa durch<br />

die US Air Force nach 1945.<br />

• Colonel William Gordon Coloney,<br />

Broadalbin, New York, Oberst i. R.<br />

der 86th Fighter Wing, US Air Force:<br />

Von ihm stammen die Fotos aus der<br />

oben genannten Zeit.<br />

• Gertrud Voll, Neuendettelsau: Sie<br />

kümmert sich im Auftrag der bayerischen<br />

Landeskirche um kirchliches<br />

Kunstgut und verschaffte uns bereits<br />

1999 durch Nachforschungen über<br />

Professor (?) Hermann Neuhaus und<br />

andere in Hohenfried tätige Künstler<br />

wichtige Erkenntnisse.<br />

• Dr. Esther P. Wipfler, Redaktion,<br />

Reallexikon für Deutsche Kunstgeschichte:<br />

Sie unterstützte Gertrud<br />

Voll tatkräftig bei ihren Nachforschungen<br />

über Hermann Neuhaus.<br />

• Helmut Giese, Waith, Archivpfleger<br />

der Marktgemeinde Bruckmühl:<br />

Er lieferte uns wichtige Hinweise<br />

und manche historischen Fotos.<br />

• Helmut Loose, Bad Aibling, Kreisheimatpfleger:<br />

Auch ihm verdanken<br />

wir weiterführende Hinweise.<br />

• Ludwig Stadler, Bildberichterstatter,<br />

Bad Aibling: Er trug seine Erinnerungen<br />

und historische Aufnahmen<br />

vom Flugplatz und Kriegsgefangenenlager<br />

Mietraching bei.<br />

• Pfarrer Karl Harrer vom Alt-<br />

Katholischen Pfarramt München: Er<br />

bestätigte uns die Zugehörigkeit<br />

von Generalkonsul Karl Stollwerck<br />

zur Alt-Katholischen Kirche und<br />

konnte detaillierte Angaben zu dessen<br />

Beerdigung machen.


Vorwort<br />

• Gertraud und Peter Forster: Sie<br />

halfen uns, schwer lesbare historische<br />

Dokumente zu entziffern.<br />

• Gerdi Dietrich, Gisela und Mathias<br />

Fritzsche, Traudl Kaufmann,<br />

Waltraud Klingenmeyer und Armin<br />

Wittig: Sie übernahmen die undankbare<br />

Aufgabe des Korrekturlesens.<br />

• Dr. Michael Koch, Bayerisches<br />

Nationalmuseum, München: Er half<br />

uns bereitwilligst, die in Hohenfried<br />

tätig gewesenen (und durchweg<br />

namhaften) Künstler zu ermitteln.<br />

• Diplom-Restauratorin Kathrin<br />

Kinseher, Akademie der Bildenden<br />

Künste, München: Sie stellte Werke<br />

früherer Stipendiaten der Fanny-Carlita-Stiftung<br />

zusammen, besorgte uns<br />

die Photographie eines Gemäldes<br />

von Carlita Stollwerck und gab Hinweise<br />

zu Hermann Neuhaus.<br />

• Michael Zschenderlein, Amt für<br />

Landschaftspflege und Grünflächen,<br />

Friedhofsverwaltung, der Stadt Köln:<br />

Er war uns mit eigenen Nachforschungen<br />

weit über das zu erwartende<br />

Maß hinaus behilflich, den Ort<br />

der ursprünglichen Grabstätte Carlita<br />

Stollwercks und ihr Alter und<br />

Sterbedatum zu rekonstruieren.<br />

• Werner Jürgensen, Oberarchivrat<br />

im Landeskirchlichen Archiv, Nürnberg:<br />

Er lieferte uns das Foto des<br />

einstigen Münchener Kreisdekans,<br />

Oberkirchenrat Arnold Schabert.<br />

• Bernhard Pfaff, Stollwerck AG,<br />

Köln: Er erteilte uns die Genehmi-<br />

Das Bruckmühler Pfarramtsteam im Herbst 2002, Pfarrer, Pfarrerin,<br />

Diakon und Lehrvikar, Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, die<br />

beiden Sekretärinnen im Pfarramt und der Zivildienstleistende.<br />

gung, Teile der Firmen-Website<br />

abzudrucken, und ließ uns Fotos<br />

und andere Grafiken zukommen.<br />

• UK-Online, Internet-Informationsdienst<br />

der britischen Regierung,<br />

London: Er half uns, die <strong>Geschichte</strong><br />

von Marion Stollwercks Ehe mit dem<br />

Abgeordneten und Minister Frederic<br />

John Bellenger zu verifizieren,<br />

und stellte die Verbindung zu den<br />

folgenden weiteren Quellen her:<br />

• Houses of Parliament, Informationsdienst,<br />

London<br />

• The Honourable MP John Mann,<br />

Mitglied des britischen Unterhauses,<br />

Bassetlaw, Nottinghamshire<br />

• Malcolm Dolby vom Bassetlaw<br />

Museum, Amcott House, Retford,<br />

Nottinghamshire<br />

Vollständigkeit in allen Einzelheiten<br />

konnte freilich nicht erzielt werden.<br />

An manchen Stellen mußten<br />

trotz aller Anstrengungen am Ende<br />

doch Fragen offen bleiben. Auch<br />

Fehler können wir nicht mit letzter<br />

Sicherheit ausschließen, so sehr wir<br />

8<br />

uns auch um eine korrekte Ermittlung<br />

der Fakten bemüht haben. Eine<br />

überaus spannende, in vielem erhellende<br />

und aus unserer Sicht auch<br />

bewegende und anrührende <strong>Geschichte</strong>,<br />

menschlich wie geistlich,<br />

ist trotzdem daraus geworden. Das<br />

hoffen wir jedenfalls und wünschen<br />

Freude und Gewinn beim Lesen.<br />

Harald Höschler<br />

Pfarrer<br />

Susanne Kießling-Prinz<br />

Pfarrerin<br />

Friedrich Wiesinger<br />

Diakon<br />

Wolfgang Claußner<br />

Vertrauensmann des<br />

Kirchenvorstands


Ein Mausoleum als Gotteshaus, als<br />

Ort der Begegnung und Feier, mag<br />

auf den ersten Blick eigenartig und<br />

fremd erscheinen. Doch bei näherem<br />

Hinsehen, das großartige Neuhaus’sche<br />

Auferstehungsfresko im<br />

Innern des Raumes vor Augen, wird<br />

jedem und jeder bewußt: Hier ist<br />

der gegenwärtig, der spricht:<br />

„Siehe, ich bin bei euch alle Tage<br />

bis an der Welt Ende.“<br />

Am 27. September 1927 wurde das<br />

Stollwerck-Mausoleum eingeweiht.<br />

Seit dieser Zeit dient die „Schokoladenkirche“<br />

den <strong>Evangelisch</strong>en in<br />

Feldkirchen und Umgebung als<br />

gottesdienstlicher Mittelpunkt. Für<br />

uns heute ist es kaum mehr vorstellbar,<br />

mit welchen Vorurteilen und<br />

Ressentiments die evangelischen<br />

Christen damals kämpfen mußten<br />

– für manche schienen sie fast der<br />

Leibhaftige in Menschengestalt zu<br />

sein. Dabei haben die Protestanten<br />

in Altbayern eine Jahrhunderte<br />

alte Tradition.<br />

Wann beginnt unsere <strong>Geschichte</strong>?<br />

Nicht erst mit der Reformation. Wir<br />

Grußwort Regionalbischöfin<br />

<strong>Evangelisch</strong>en blicken mit demselben<br />

Stolz wie unsere römischkatholischen<br />

Geschwister auf die<br />

Wurzeln des Christentums zurück:<br />

auf die Missionierung unter Columban<br />

im 7. Jahrhundert, auf Korbinian,<br />

Emmeram und Rupert, die<br />

großen christlichen Missionare im<br />

8. Jahrhundert, auf die Klostergründungen<br />

unter Tassilo III. auf Frauenund<br />

Herrenchiemsee.<br />

Natürlich, die evangelische „Zeitrechnung“<br />

beginnt im 16. Jahrhundert<br />

– und diese Anfänge sind dramatisch.<br />

Der bayerische Herzog<br />

zwingt den Rat der Stadt München,<br />

die Anhänger Luthers hinzurichten<br />

oder zu vertreiben. Doch gelingt es<br />

Einzelnen wie Wolf Dietrich von<br />

Maxlrain oder Joachim von Ortenburg,<br />

evangelische Inseln im katholischen<br />

Meer zu bilden.<br />

Einer der renommiertesten Vertreter<br />

der lutherischen Lehre in Altbayern<br />

ist Pankraz von Freyberg, Herr von<br />

Hohenaschau und Wildenwarth.<br />

Sein Eifer, der Obrigkeit zu zeigen,<br />

daß die „wahre“ katholische Kirche<br />

bei den Lutheranern zu finden sei,<br />

soll ihm am Ende nicht gut bekommen:<br />

Nach Jahren der Gefangenschaft<br />

im Münchner Falkenturm<br />

stirbt er körperlich und seelisch<br />

gebrochen am Heiligen Abend des<br />

Jahres 1565.<br />

Das 19. Jahrhundert bringt den Umschwung:<br />

Der Kurfürst und spätere<br />

König Max I. Joseph höchstpersönlich<br />

gewährt gegen den Willen des<br />

Rates und der Stände den ersten<br />

protestantischen Bürgern in München<br />

das Niederlassungsrecht. Hinter<br />

dieser Entscheidung steht – wen<br />

9<br />

wundert‘s? – eine Frau: Karoline<br />

von Baden. Sie hat sich im Ehevertrag<br />

mit dem Kurfürsten ihr <strong>Evangelisch</strong>sein<br />

ausdrücklich zusichern<br />

lassen und in ihrem Gefolge gleich<br />

120 <strong>Evangelisch</strong>e mit an den Hof<br />

gebracht. Manche Ortschaften, in<br />

denen damals Siedler aus der Pfalz<br />

ansässig wurden, tragen bis heute<br />

ihren Namen – darunter Großkarolinenfeld,<br />

eine der ältesten evangelischen<br />

Gemeinden in Altbayern.<br />

Die Diasporasituation prägt den<br />

oberbayerischen Protestantismus<br />

bis heute. Doch stehen sich evangelische<br />

und katholische Christen<br />

längst nicht mehr feindlich gegenüber.<br />

Aus dem einstigen Konfessionalismus<br />

ist eine versöhnte Verschiedenheit<br />

geworden, die im Namen<br />

des Auferstandenen zusammenfindet.<br />

In diesem Sinne ist die <strong>Geschichte</strong><br />

des Stollwerck-Mausoleums in Hohenfried<br />

eine 75-jährige geistliche<br />

Erfolgsgeschichte. Möge sie der<br />

Herr über Leben und Tod segensreich<br />

fortführen.<br />

Susanne Breit-Keßler<br />

Regionalbischöfin im Kirchenkreis<br />

München und Oberbayern


„Kirchen in der Zeit“ – so hat Oberkirchenrat<br />

Arnold Schabert zum<br />

25jährigen Jubiläum des Stollwerck-Mausoleums<br />

im Jahr 1952<br />

seine Predigt überschrieben. Kirchen<br />

in der Zeit – das gilt ganz besonders<br />

für diese bemerkenswerte<br />

Andachtsstätte mit ihrer wechselvollen<br />

<strong>Geschichte</strong>. Selten vereinigt<br />

ein Gebäude so viel in seiner<br />

Gestalt und <strong>Geschichte</strong> wie<br />

Hohenfried.<br />

In seiner historisierenden Gestalt<br />

vereint sich neoklassizistische Architektur<br />

mit persischen Elementen<br />

und Anklängen an einen späten<br />

Jugendstil. Religiös steht Hohenfried<br />

mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit<br />

für eine vorweg<br />

genommene Ökumene.<br />

Historisch gesehen spiegelt sich in<br />

diesen 75 Jahren die deutsche <strong>Geschichte</strong><br />

des 20. Jahrhunderts. Seine<br />

Erbauer suchten einen Ort der Ruhe,<br />

einen hohen Frieden hier im Tal,<br />

um von hier aus die umfangreichen<br />

Unternehmen zu leiten. Doch die<br />

<strong>Geschichte</strong> ging an diesem schein-<br />

Grußwort Dekan<br />

bar idyllischen und abgelegenen<br />

Ort nicht vorbei.<br />

Pfarrer Harald Höschler und viele<br />

aus der Gemeinde haben mit Feuereifer<br />

recherchiert und Erstaunliches<br />

zusammengetragen. Dafür gebührt<br />

ihnen großer Dank. Längst nicht<br />

alles konnte in dieser Festschrift<br />

dokumentiert werden.<br />

Zu einer „Anstaltskirche für bedürftige<br />

Großstadtkinder“ sollte das<br />

Mausoleum werden. Grablege für<br />

die Familie Stollwerck wurde es –<br />

und Gemeindekirche für die <strong>Evangelisch</strong>en<br />

rund um Feldkirchen.<br />

Nach dem Tod von Fanny Stollwerck<br />

im Jahr 1943 wurde das<br />

Anwesen von den Nazis konfisziert<br />

und das Haus von einem ihrer „Verwalter<br />

des Todes“, Albert Ganzenmüller<br />

bezogen. Nach dem Krieg<br />

war das Haus Hohenfried Offizierskasino<br />

der US-Streitkräfte.<br />

Die Kirche selbst aber konnte über<br />

75 Jahre hinweg als Ort des Gottesdienstes<br />

Bestand haben und bildete<br />

einen wichtigen Kristallisationspunkt<br />

für den Aufbau der Feldkirchener<br />

und Bruckmühler Gemeinde.<br />

Und obwohl Feldkirchen nun<br />

schon seit 19 Jahren eine eigene<br />

Kirche hat, finden bis heute im<br />

Stollwerck-Mausoleum regelmäßige<br />

Gottesdienste statt – ganz selbstverständlich<br />

und gut besucht.<br />

Das zeigt die überaus große Bedeutung<br />

von Hohenfried für viele <strong>Evangelisch</strong>e<br />

bis heute. Doch ein Name<br />

verbindet sich ganz besonders mit<br />

diesem Ort: Pauline Peetz. Welche<br />

Orgel kann sich schon rühmen, 65<br />

10<br />

Jahre lang von derselben Organistin<br />

gespielt worden zu sein? Hohenfried<br />

kann es. So hat Frau Peetz<br />

inzwischen 65 der 75 Jahre Hohenfried<br />

mit ihrem Spiel begleitet und<br />

miterlebt und kann eine Menge<br />

Interessantes erzählen.<br />

„Erbaut 1927 zu Gottes und unseres<br />

Heilandes Ehre in ewiger Dankbarkeit“<br />

– mit der Dankbarkeit der<br />

Erbauer verbindet sich unsere<br />

Dankbarkeit für 75 Jahre der<br />

Bewahrung und Begleitung Gottes<br />

an diesem Ort Hohenfried.<br />

Ich wünsche dem Stollwerck-Mausoleum<br />

weiterhin Gottes freundliches<br />

Geleit für eine Zukunft in Frieden<br />

– Gott zur Ehre und den Menschen<br />

zum Segen.<br />

Michael Grabow<br />

Dekan


Pfarrer Willi Wendler, zusammen mit seiner<br />

1988 leider verstorbenen Frau Erika, bei der<br />

Verabschiedung aus Bruckmühl im Juli 1984<br />

„FRIEDE SEI MIT EUCH“ – mit diesem<br />

Zuspruch, weithin sichtbar<br />

über dem Säulenportal, empfängt<br />

die Kapelle ihre Besucher, ganz so,<br />

wie auch nach Ostern der Auferstandene<br />

seine Jünger grüßte. Wie<br />

oft hat mich in den vielen Jahren<br />

meines Dienstes dieser Friedenswunsch<br />

geleitet!<br />

Unvergeßlich für mich die erste<br />

Konfirmation, als die kleine Schar<br />

der Konfirmanden aus dem Mesnerhaus<br />

auf dem Waldsteig zur Kapelle<br />

hinaufzog. Damals, und immer wieder<br />

aufs Neue, stimmte der Kirchenraum<br />

zu Andacht, Gebet und Meditation<br />

ein. Ja, ist er nicht selbst Verkündigung<br />

durch seine Darstellungen<br />

aus der Heilsgeschichte Gottes?<br />

Die Gestalt des Erlösers ist allge-<br />

Grußwort Pfarrer Wendler<br />

genwärtig: sein segnendes Antlitz,<br />

seine Geburt, sein Leiden am<br />

Kreuz, seine Auferstehung; am eindrucksvollsten<br />

und zentralsten über<br />

den Sarkophagen in der Apsis. So ist<br />

diese Stätte nicht allein dem Gedenken<br />

der Toten gewidmet, sondern<br />

sie atmet Auferstehung.<br />

Darauf weist auch die Inschrift unmittelbar<br />

beim Betreten der Kapelle<br />

hin: „Erbaut 1927 zu Gottes und<br />

unseres Heilandes Ehre in ewiger<br />

Dankbarkeit“. Kaum ein Besucher<br />

blieb von dieser sinnstiftenden Aussage<br />

unberührt.<br />

Für mich als Prediger war die Bestimmung<br />

dieser Stätte eine besondere<br />

Herausforderung, wenn ich<br />

von der Kanzel mit ihrem bedeutsamen<br />

Schnitzwerk das Evangelium<br />

an Menschen aus den verschiedenen<br />

Regionen unseres Vaterlandes<br />

und ehemals deutschen Siedlungsgebieten,<br />

an Einheimische und Fremde,<br />

an Flüchtlinge und Gäste verkündigte.<br />

Zugleich förderten diese<br />

Gottesdienste die Gemeinschaft mit<br />

den Diakonissen des Kaiserwerther<br />

Diakonieverbandes und ihren<br />

Gästen in der „Elisabethruhe“,<br />

sowie mit dem „Missionsdienst für<br />

Christus“ auf Schloß Altenburg.<br />

Erinnerung an gesegnete Stunden<br />

und Begegnungen bewegen in der<br />

Rückschau mein Herz: an Gottesdienste<br />

und Abendmahlsfeiern, an<br />

Taufen und Konfirmationen, an<br />

Trauungen und fürbittendes Gedenken<br />

an unsere Verstorbenen, an kirchenmusikalische<br />

Veranstaltungen,<br />

an Familiengottesdienste auf dem<br />

lichtdurchfluteten Vorplatz, an die<br />

festlichen Weihnachtsgottesdienste<br />

11<br />

im Angesicht der kunstvoll-geschnitzten<br />

Krippe auf dem Altar und<br />

nicht zuletzt an den Festgottesdienst<br />

zum 50jährigen Jubiläum. Vielen ist<br />

die Kapelle zu einem Ort des<br />

Segens, der Erbauung im Glauben<br />

und des Trostes geworden.<br />

So grüße ich alle, die auf diese<br />

Weise mit Hohenfried verbunden<br />

sind, ganz besonders.<br />

Was bleibt über das Jubiläumsgedenken<br />

an die Stifterfamilie und ihr<br />

Mausoleum, das der evangelischen<br />

Gemeinde in guten und schweren<br />

Zeiten als Kapelle zur kirchlichen<br />

und geistlichen Heimat geworden<br />

ist, hinaus?<br />

Ist es nicht das Vermächtnis an uns,<br />

die wir mit offenem Sinn und bereitem<br />

Herzen den Friedensgruß des<br />

Auferstandenen vernommen haben,<br />

daß wir weiterhin an den Gottesdiensten<br />

in der Kapelle festhalten<br />

„zu Gottes und unseres Heilandes<br />

Ehre in ewiger Dankbarkeit“?<br />

In diesem Sinne erbitte ich Gottes<br />

Segen für das Jubiläum.<br />

Willi Wendler<br />

Pfarrer i. R.


Liebe Schwestern und Brüder der<br />

<strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n Kirchengemeinde!<br />

Ein im Wald „verborgenes“ Gotteshaus<br />

lädt uns ein, unseren Blick<br />

wieder einmal in die <strong>Geschichte</strong><br />

unserer Gemeinde zu richten. Die<br />

Rückschau erfordert eine große Aufmerksamkeit<br />

und Bescheidenheit<br />

zugleich, um den Gründungsgedanken<br />

im heutigen Verständnis auf<br />

rechte Weise deuten und weiterführen<br />

zu können.<br />

Das Stollwerck-Mausoleum Hohenfried<br />

ist errichtet und gestiftet worden<br />

in einer Zeit, die von Not, Unsicherheit,<br />

Orientierungslosigkeit und<br />

Geldentwertung genauso geprägt<br />

war wie von Hilfsbereitschaft, Fürsorge<br />

und Gottvertrauen. Ob Pfarrkirche,<br />

Krankenhaus, Kindererholungsheim<br />

oder die Stollwerck’sche<br />

Fanny-Carlita-Stiftung – all diese<br />

Gebäude und Einrichtungen zeigen<br />

deutlich, was die Menschen am<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts in unserer<br />

Gemeinde bewegt hat.<br />

Grußwort Pfarrer Salzeder<br />

In Zeiten der Not eröffnen sich oft<br />

genug zukunftsweisende Projekte,<br />

gegründet auf eine echte Solidarität<br />

der Menschen. Dieser lobenswerte<br />

Gedanke hat auch der Mausoleumskirche<br />

einen klaren Auftrag mitgegeben<br />

und dabei den evangelischlutherischen<br />

Christen in Feldkirchen<br />

erstmals eine Verwurzelung im<br />

Glauben eröffnet.<br />

Wie wichtig dieser feste Halt an<br />

einem beschaulichen Ort werden<br />

sollte, zeigen viele erholungsbedürftige<br />

Gäste, aus ihrer Heimat<br />

vertriebene Menschen und ganz<br />

bestimmt eine junge und lebendige<br />

evangelische Gemeinde.<br />

So war die Errichtung der Kirche in<br />

Hohenfried ein entscheidender<br />

Anstoß für einen gemeinsamen<br />

christlichen Weg. Auch wenn es<br />

bestimmt viel Zeit brauchte, so<br />

konnte doch im Schutz des Waldes<br />

etwas wachsen, was heute aus der<br />

Entwicklung unserer Gemeinde<br />

nicht mehr wegzudenken ist. Was<br />

für uns heute im ökumenischen<br />

Miteinander fast selbstverständlich<br />

erscheint, ist vielleicht doch deshalb<br />

so gut gewachsen, weil es von<br />

Beginn an mit Schokolade versüßt<br />

worden ist.<br />

12<br />

Aus diesem Grund dürfen wir alle<br />

gemeinsam voller Dankbarkeit und<br />

Freude das Jubiläum mitfeiern und<br />

in aller Gelassenheit und Zuversicht<br />

auf jenem Grund weiterbauen, den<br />

Jesus Christus gelegt hat.<br />

Im Namen der römisch-katholischen<br />

Pfarrgemeinde St. Laurentius<br />

gratuliere ich der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n<br />

Kirchengemeinde ganz herzlich.<br />

Möge unser gemeinsamer Weg<br />

– von Vertrauen, Freiheit und Verantwortung<br />

geprägt – unter Gottes<br />

Gnade weiterhin reiche Früchte<br />

bringen<br />

Gerhard Salzeder<br />

Pfarrer


Wenn das Stollwerck-Mausoleum<br />

Hohenfried jetzt 75 Jahre alt wird,<br />

so erfüllt das mich als evangelischen<br />

Christen und Landrat des<br />

Landkreises Rosenheim gleichermaßen<br />

mit Freude, stellt dieses kleine<br />

Gotteshaus doch eine der wichtigsten<br />

Keimzellen der evangelischen-lutherischen<br />

Kirche in unserem<br />

Raum dar. Zwar gab es im<br />

westlichen Landkreis schon sehr<br />

früh, nämlich bereits in der Mitte<br />

des 16. Jahrhunderts, erste bescheidene<br />

evangelische Gemeinden.<br />

Den eigentlichen Aufschwung<br />

erlebte die evangelisch-lutherische<br />

Kirche – obwohl 1822 in Großkarolinenfeld<br />

ja die erste evangelische<br />

Kirche Oberbayerns eingeweiht<br />

wurde – bei uns jedoch erst nach<br />

dem Ersten Weltkrieg.<br />

Die wirtschaftliche Erschließung<br />

des Mangfalltals spielte dabei eine<br />

besondere Rolle. Von den ersten<br />

Anfängen mit den Sonntagsandachten<br />

einiger weniger Gläubigen im<br />

„Expeditionsraum“ der Bruckmühler<br />

Wolldeckenfabrik bis zum heutigen<br />

evangelisch-lutherischen Pfarramt<br />

Grußwort des Landrats<br />

Bruckmühl war es allerdings ein<br />

weiter Weg.<br />

Die wechselvolle <strong>Geschichte</strong> der<br />

evangelischen Christen im westlichen<br />

Teil des Landkreises ist dabei<br />

untrennbar verbunden mit dem<br />

Namen der Kölner Unternehmerfamilie<br />

Stollwerck. Fanny Therese<br />

und Karl Stollwerck hatten den<br />

nördlich von Feldkirchen gelegenen<br />

Giglbergerhof, eines der ältesten<br />

bäuerlichen Anwesen im Landkreis,<br />

gekauft und zu einem Herrschaftshaus<br />

ausgebaut. Unweit dieses Sommersitzes<br />

der Familie wollte das kinderlose<br />

Ehepaar, das zwei Mädchen<br />

adoptiert hatte, eine Anstalt für<br />

erholungsbedürftige Großstadtkinder<br />

bauen.<br />

Dies scheiterte zwar an den finanziellen<br />

Problemen, mit denen nach<br />

dem Ersten Weltkrieg auch die Stollwercks<br />

zu kämpfen hatten, die Idee,<br />

wenigstens ein Familienmausoleum<br />

zu errichten, konnte aber doch<br />

umgesetzt werden. Es wurde der auf<br />

tragische Weise verstorbenen Adoptivtochter<br />

Carlita gewidmet, die<br />

schließlich gemeinsam mit ihren<br />

Eltern in drei kostbaren Sarkophagen<br />

in Hohenfried ihre letzte Ruhestätte<br />

fand.<br />

Für die evangelischen Christen im<br />

westlichen Mangfalltal brachte die<br />

Fertigstellung dieses Mausoleums<br />

den Durchbruch, war der Bau doch<br />

von Beginn an als Kirche konzipiert.<br />

Seit 1927 dient das reich ausgestattete<br />

Mausoleum Hohenfried,<br />

das bis zu hundert Menschen aufnehmen<br />

kann, nunmehr schon der<br />

evangelischen Gemeinde als Kirche.<br />

Weist es aufgrund der örtlichen<br />

13<br />

Gegebenheiten auch nicht jene Besucherzahl<br />

auf wie die beiden<br />

neueren Kirchen des Pfarramts<br />

Bruckmühl, die Johanneskirche in<br />

Bruckmühl und die Emmauskirche<br />

in Feldkirchen-Westerham, so zeigt<br />

doch gerade diese Festschrift zum<br />

75jährigen Jubiläum, daß das<br />

Mausoleum nicht in Vergessenheit<br />

geraten ist und nach wie vor einen<br />

der geistlichen Mittelpunkte dieser<br />

Gemeinde darstellt.<br />

Für mich war es eine weitere Bestätigung<br />

dieser Tatsache, als sich<br />

im Jahr 1998 eine Klasse der<br />

Grundschule Feldkirchen mit einer<br />

Projektarbeit über das Mausoleum<br />

am heimatkundlichen Wettbewerb<br />

des Landkreises beteiligte. Die<br />

unabhängige Jury zeichnete diese<br />

überaus interessante Arbeit damals<br />

sogar mit einem 1. Preis aus.<br />

Daß die Organistin Pauline Peetz in<br />

diesem Jahr auch noch ihr 65jähriges<br />

Dienstjubiläum im Stollwerck-<br />

Mausoleum begehen kann, zeigt,<br />

wie eng die evangelische Kirchengemeinde<br />

Bruckmühl noch immer<br />

mit Hohenfried verbunden ist. Ich<br />

meine, dies sollte Anlass genug<br />

sein, der ganzen Gemeinde viel<br />

Glück für die Zukunft zu wünschen.<br />

Möge Gott mit Ihnen sein!<br />

Dr. Max Gimple<br />

Landrat


Das im Gebiet der evangelisch-lutherischen<br />

Kirchengemeinde Bruckmühl<br />

/ Feldkirchen-Westerham liegende<br />

Stollwerck-Mausoleum wird<br />

heuer 75 Jahre alt. Dazu möchte ich<br />

als Bürgermeister des Marktes Bruckmühl<br />

meine allerbesten Glückwünsche<br />

übermitteln. Wurde dieses<br />

Gotteshaus doch auch von unseren<br />

Bruckmühler evangelischen Mitbürgern<br />

zur Feier des Gottesdienstes<br />

besucht, bis dann endlich im Jahre<br />

1954 die Bruckmühler Johanneskirche<br />

eingeweiht werden konnte.<br />

Unsere evangelischen Mitchristen<br />

sind aus dem öffentlichen Leben<br />

und dem örtlichen Vereinsgeschehen<br />

nicht mehr wegzudenken. Persönlich<br />

konnte ich die hervorragende<br />

Gastfreundschaft der evangelisch-lutherischenKirchengemeinde<br />

erfahren, als wir vor über 40 Jahren<br />

oftmals mit der katholischen Jugendarbeit<br />

Herberge im evangelischen<br />

Pfarrsaal fanden.<br />

Dankbar können wir sein, daß zwischen<br />

evangelischer Kirchengemeinde,<br />

politischer Gemeinde, ört-<br />

Grußwort Bürgermeister Heinritzi<br />

lichen Vereinen, aber auch römischkatholischer<br />

Kirche schon seit jeher<br />

gute Beziehungen herrschen – und<br />

so soll es auch bleiben. Ein besonderer<br />

Beleg dafür war die einstimmig<br />

vom Marktgemeinderat beschlossene<br />

Verleihung des gemeindlichen<br />

Ehrenbriefs an Pfarrer<br />

Wendler im Jahre 1983.<br />

Für die Zukunft wünsche ich der<br />

Kirchengemeinde eine weiterhin<br />

gedeihliche Entwicklung und gebe<br />

der Hoffnung Ausdruck, daß es ihr<br />

gelingen möge, neben den Älteren<br />

vor allem auch der heranwachsenden<br />

Generation die christliche Lebenseinstellung<br />

zu vermitteln und<br />

sie zu begeistern, im ökumenischen<br />

Geist am kirchlichen Leben teilzunehmen.<br />

Franz Xaver Heinritzi<br />

Erster Bürgermeister des<br />

Marktes Bruckmühl<br />

14


Grußwort Bürgermeister Weber<br />

Herzlichen Glückwunsch zum<br />

75jährigen Jubiläum des Stollwerck’schen<br />

Mausoleums und der<br />

<strong>Evangelisch</strong>en Kapelle Hohenfried.<br />

Große Anerkennung verdient diese<br />

Festschrift für den geschichtlichen<br />

Rückblick – von der Reformation<br />

des Mangfalltales bis zum Geschehen<br />

der evangelischen Kirche in unserer<br />

heutigen Zeit.<br />

Der Großzügigkeit der Familie Stollwerck<br />

ist es zu verdanken, daß dieses<br />

bauliche und künstlerische Kleinod<br />

in unserer Gemeinde entstanden<br />

ist. Unseren evangelischen Christen<br />

ist durch diese Stiftung ein örtlicher<br />

Mittelpunkt als Andachts- und Gottesdienstraum<br />

gegeben worden.<br />

Wegen des großen Anteils der<br />

evangelischen Christen unter den<br />

Heimatvertriebenen nach dem 2.<br />

Weltkrieg reichte das Hohenfrieder<br />

Mausoleum nicht mehr aus.<br />

Durch den Bau der evangelischen<br />

Kirche am Ölberg konnten die<br />

räumlichen Probleme gelöst wer-<br />

den. Die Einrichtung einer 2. Pfarrstelle<br />

in Feldkirchen mit der Anstellung<br />

einer äußerst aktiven Pfarrerin<br />

und die gute Zusammenarbeit mit<br />

der Pfarrei Bruckmühl tragen sehr<br />

viel zu einer lebendigen christlichen<br />

Gemeinde bei.<br />

Ich möchte hier auch die guten, wie<br />

ich meine, auch freundschaftlichen<br />

Beziehungen zur römisch-katholischen<br />

Pfarrei erwähnen.<br />

Diese Festschrift gibt einen tiefen<br />

Einblick in die vergangenen 500<br />

Jahre unserer Heimat. Dafür möchte<br />

ich mich bei allen, die mitgewirkt<br />

haben, dieses Heft zu erstellen,<br />

recht herzlich bedanken.<br />

Bedanken möchte ich mich bei<br />

allen Aktiven, an der Spitze Frau<br />

Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz,<br />

für ihren unermüdlichen Einsatz für<br />

Jugendliche und Senioren und die<br />

sicher oft nicht leichte Seelsorge im<br />

Bereich der Gemeinde Feldkirchen-<br />

Westerham .<br />

Ich wünsche ihnen die Kraft und<br />

Gottes Segen, um den Glauben in<br />

unserer Gemeinde festigen zu können.<br />

Michael Weber<br />

Erster Bürgermeister<br />

der Gemeinde Feldkirchen-Westerham<br />

15


Am 27. September 1927 wurde das<br />

auf Veranlassung und Kosten der<br />

Familie Stollwerck gebaute Mausoleum<br />

als letzte Ruhestätte für die<br />

bereits 1911 verstorbene kleine<br />

Carlita und ihre Adoptiveltern eingeweiht.<br />

Vierzehn Jahre später, im<br />

Jahr 1941, errichtete Frau Fanny<br />

Therese Stollwerck zusätzlich die<br />

Fanny-Carlita-Stiftung.<br />

Der Name der Stiftung bildet sich<br />

aus den Vornamen der Stifterin und<br />

ihrer Adoptivtochter. Die Fanny-Carlita-Stiftung<br />

zur Unterstützung hilfsbedürftiger<br />

talentierter Studenten<br />

der Hochschule für Musik und<br />

Theater München und der Akademie<br />

der Bildenden Künste München<br />

wurde durch testamentarische Verfügung<br />

als die alleinige Erbin von<br />

Fanny Stollwerck eingesetzt.<br />

Derzeit kann die Fanny-Carlita-Stiftung<br />

Jahr für Jahr etwa 40.000 Euro<br />

an die Musik- und Kunststudenten<br />

der beiden Münchner Hochschulen<br />

Grußwort der Fanny-Carlita-Stiftung<br />

ausschütten, ein durchaus ansehnlicher<br />

Betrag. Auf diese Weise erhielten<br />

in den vergangenen Jahren<br />

Hunderte von begabten Studierenden<br />

durch die vorausschauende<br />

Verfügung der kunstsinnigen Stifterin<br />

eine finanzielle Förderung.<br />

Neben der Unterstützung der Studenten<br />

und Studentinnen ist auch<br />

der Erhalt des Mausoleums in<br />

Hohenfried festgelegter Zweck der<br />

Stiftung. Dem Kuratorium der Stiftung<br />

war es immer ein Anliegen, die<br />

Kapelle in einem guten baulichen<br />

Zustand zu erhalten.<br />

Besonders wichtig erscheint es dem<br />

Kuratorium aber auch, daß das von<br />

der Stifterfamilie Stollwerck vor 75<br />

Jahren von vorneherein als Gotteshaus<br />

konzipierte und errichtete<br />

Grabmal auch heute noch und zwar<br />

regelmäßig von der evangelischen<br />

Gemeinde in Bruckmühl bzw. Feldkirchen-Westerham<br />

zur Feier von<br />

Sonntagsgottesdiensten, aber auch<br />

16<br />

für Taufen, Hochzeiten oder andere<br />

Feierlichkeiten genutzt wird.<br />

Aus diesem Grund ist es auch überaus<br />

erfreulich, daß das 75jährige<br />

Jubiläum der Einweihung des Mausoleums<br />

mit einem Festgottesdienst<br />

und dieser umfangreichen und liebevoll<br />

gestalteten Festschrift gefeiert<br />

wird. Das Kuratorium der Fanny-<br />

Carlita-Stiftung bedankt sich bei<br />

den Organisatoren der Festlichkeiten<br />

für deren Arbeit und wünscht<br />

der Feier ein gutes Gelingen.<br />

Hans-Peter Schroth, Oberamtsrat,<br />

Geschäftsführer der Fanny-Carlita-<br />

Stiftung im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst


„Kennst Du das Glück?“<br />

Akademie der Bildenden Künste<br />

Die Tätigkeit der Fanny-Carlita-Stiftung<br />

gehört schon seit mehr als<br />

einem halben Jahrhundert zur<br />

<strong>Geschichte</strong> der Akademie der Bildenden<br />

Künste in München, so<br />

sehr, daß mir das 75jährige Jubiläum<br />

der Errichtung des Mausoleums<br />

der Familie Stollwerck in<br />

Hohenfried ein willkommener Anlaß<br />

ist, der Stiftung wieder einmal<br />

für ihre Arbeit zu danken.<br />

Wie Sie vielleicht wissen, wird die<br />

Akademie der Bildenden Künste in<br />

München nach Jahrzehnten der kulturpolitischen<br />

Vergessenheit und<br />

Vernachlässigung renoviert. Auch<br />

der seit Jahren geplante Neubau<br />

steht vor dem Spatenstich.<br />

Um diesem Neuanfang gesellschafts-<br />

und kulturpolitisch Nachdruck<br />

zu geben, wurde eigens eine<br />

Stiftung gegründet, in der einflußreiche<br />

und kunstsinnige Men-<br />

schen – wie Fanny Therese Stollwerck<br />

in den vierziger Jahren mit<br />

der Gründung der Fanny-Carlita-<br />

Stiftung – öffentliches Interesse<br />

bekunden, Verantwortung übernehmen<br />

und sich einsetzen für die Akademie<br />

der Bildenden Künste und<br />

ihre Studierenden.<br />

Der Staat ist natürlich in der Pflicht,<br />

allein das reicht nicht, wenn nicht<br />

öffentliche Personen, Politiker, Stifter<br />

und Mäzene ebenfalls zu Fürsprechern<br />

werden. Ich halte ihr<br />

Engagement für enorm wichtig, ja<br />

sogar für unverzichtbar, für das<br />

gesellschaftspolitische Klima und<br />

den zu oft verkannten Stellenwert<br />

von Kunst ganz allgemein.<br />

Mit der Renovierung der Akademie<br />

ist auch das Bewußtsein für ihre<br />

<strong>Geschichte</strong> erneut erwacht. Die<br />

Arbeit der Fanny-Carlita-Stiftung ist<br />

nach meiner Auffassung ein lebendiger<br />

Beweis dafür, wie <strong>Geschichte</strong><br />

bis auf den heutigen Tag wirkt. Die<br />

Liste der Studenten, die im Laufe<br />

der Jahre eine Unterstützung erfahren<br />

haben, ist schier endlos, alle<br />

aber können sie sagen, daß sie mit<br />

Hilfe der Stiftung einen Stein ihres<br />

Lebenswerkes gesetzt haben.<br />

Die Lebensgeschichte, die sich in<br />

die <strong>Geschichte</strong> der Akademie eingeschrieben<br />

hat, ist die Carlitas, der<br />

früh verstorbenen Adoptivtochter<br />

Fanny Stollwercks. Ihr Portrait, ein<br />

Ölgemälde von Ferdinand Leeke,<br />

hängt im Sitzungssaal der Akademie.<br />

Viele Sitzungen, Besprechungen<br />

und Gremien sind so an Carlita<br />

vorübergezogen. Auf dem Bild steht<br />

sie im Toreingang eines Buchenhai-<br />

17<br />

nes, eben so, als wolle sie den Saal<br />

betreten und daran erinnern, niemals<br />

die Möglichkeiten und Chancen<br />

einer Kunstakademie aus den<br />

Augen zu verlieren und zwar im<br />

Interesse all derjenigen, die ihr angehören<br />

dürfen.<br />

Bei näherem Blick ist auf dem linken<br />

Torpfeiler der Einfriedung ein<br />

Gedicht von Paula Guszalewicz aus<br />

dem Jahr 1915 im Andenken an<br />

Carlita zu lesen. In der dritten Strophe<br />

nimmt es aus dem melancholischen<br />

Blick des Mädchens die<br />

Frage: „Kennst Du das Glück?“<br />

Die Antwort bleibt offen oder versteht<br />

sich beim Anblick des Portraits<br />

von selbst. Aber all die, die heute in<br />

der Akademie arbeiten, können sie<br />

beantworten.<br />

Ben Willikens, Professor, Akademie<br />

der Bildenden Künste, München


Zum 75-jährigen Jubiläum des<br />

Stollwerck-Mausoleums Hohenfried<br />

senden wir herzliche Glückund<br />

Segenswünsche aus der Kaiserswerther<br />

Diakonie. Von 1931 bis<br />

1972 diente die "Elisabethruhe" als<br />

Erholungshaus für unsere Diakonissen.<br />

Damit sind viele Erinnerungen<br />

verbunden. Als wir von Ihrem<br />

Jubiläum sprachen, dachte eine<br />

unserer Schwestern gleich an ihren<br />

Aufenthalt in der "Elisabethruhe"<br />

vor mehr als 50 Jahren und malte in<br />

lebhaften Farben aus, wie wohl sie<br />

sich dort gefühlt hatte – die wunderschöne<br />

Landschaft, die kurzen<br />

Wege nach München, Rosenheim<br />

und zum Walchensee, vor allem die<br />

herzliche Aufnahme in der Gemeinde<br />

und auch in der römisch-katholischen<br />

Nachbarschaft.<br />

Da Ihnen der Name "Kaiserswerther<br />

Diakonie" nicht viel sagen wird, lassen<br />

Sie mich kurz einige Erläuterungen<br />

anfügen. Viele tausend Menschen<br />

vertrauen sich jährlich der<br />

Kaiserswerther Diakonie an – von<br />

der Geburt bis zum Lebensende. In<br />

Medizin und Pflege, in sozialen und<br />

Grußwort Kaiserswerther Diakonie<br />

pädagogischen Angeboten, in Ausund<br />

Weiterbildung nehmen wir den<br />

diakonischen Auftrag der Kirche<br />

wahr. Wichtig ist uns dabei unsere<br />

lange Tradition: 1836 gründeten in<br />

Kaiserswerth, heute ein Stadtteil<br />

von Düsseldorf, der damalige Gemeindepfarrer<br />

Theodor Fliedner<br />

und seine Frau Friederike das weltweit<br />

erste Diakonissen-Mutterhaus,<br />

dem sehr bald viele andere folgten.<br />

Hier liegen wichtige Wurzeln neuzeitlicher<br />

Pädagogik und Krankenpflege.<br />

Auch die berühmte Engländerin<br />

Florence Nightingale kam zur<br />

Ausbildung an den Rhein.<br />

Damals wie heute gilt: Die Kaiserswerther<br />

Diakonie stellt sich den<br />

Herausforderungen und Problemen<br />

des gesellschaftlichen Wandels. Im<br />

Sinne unserer christlichen Orientierung<br />

setzen wir uns für eine soziale,<br />

gerechte und tolerante Gesellschaft<br />

ein. Mit ihren fast 2000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern ist die<br />

Kaiserswerther Diakonie in vielen<br />

Arbeitsbereichen tätig. Da ist<br />

zunächst das Florence-Nightingale-<br />

Krankenhaus, nach der Universität<br />

das größte Krankenhaus in Düsseldorf.<br />

Zu den Sozialen Diensten<br />

zählen zwei Altenzentren, die Diakonissen-Feierabendhäuser,Einrichtungen<br />

der Kinder- und Jugendhilfe,<br />

der Sozialpsychiatrie und der<br />

Behindertenhilfe.<br />

Eine ganze Reihe von Schulen bilden<br />

für pflegerische und sozialpädagogische<br />

Berufe aus, die Kaiserswerther<br />

Seminare sind ein bundesweit<br />

aktives Fort- und Weiterbildungsinstitut.<br />

Die Fachbibliothek<br />

für Frauendiakonie und das Fliedner-Archiv<br />

dokumentieren die<br />

18<br />

gesamte <strong>Geschichte</strong> der Mutterhausdiakonie<br />

und sind seit wenigen<br />

Monaten ein Bestandteil der Fliedner-Kulturstiftung.<br />

Im "Kaiserswerther<br />

Verband" und in der "Kaiserswerther<br />

Generalkonferenz" halten<br />

bis heute deutsche und europäische<br />

Diakonissen-Mutterhäuser untereinander<br />

Kontakt, so daß, auch<br />

wenn die "Elisabethruhe" nur noch<br />

Erinnerung ist, auf diesem Wege die<br />

Verbindung zur bayerischen Diakonie<br />

sichergestellt bleibt.<br />

Mit herzlichen Grüßen aus der<br />

Kaiserswerther Diakonie, Ihre<br />

Cornelia Coenen-Marx, Pfarrerin-<br />

Vorstand der Kaiserswerther<br />

Diakonie<br />

r


eforma<br />

vorgeschichte:<br />

reformation<br />

im mangfalltal<br />

19


D<br />

ie hier folgende Schilderung<br />

der reformatorischen<br />

Bewegung des 16.<br />

Jahrhunderts in Oberbayern soll<br />

keine „alten Wunden” aufreißen<br />

oder gar irgendein „Feindbild”<br />

pflegen oder erneuern.<br />

Wir sind jedoch der Auffassung,<br />

daß wir, wenn wir auf die<br />

<strong>Geschichte</strong> der evangelischen Kirche<br />

in unserem Land zurückblicken,<br />

damit nicht erst im 19.<br />

oder 20. Jahrhundert beginnen<br />

können. Auch im „Zeitalter der<br />

Ökumene” dürfen und sollen wir<br />

uns dankbar der Menschen erinnern<br />

– ob nun in Bayern oder<br />

anderswo – deren Mut und Glaubenstreue<br />

wir es verdanken, daß es<br />

heute überhaupt noch evangelische<br />

Kirche gibt.<br />

Unsere wichtigste Quelle neben<br />

dem leider vergriffenen Klassiker<br />

„Die Protestanten in Bayern” von<br />

Claus Jürgen Roepke (Süddeutscher<br />

Verlag 1972) und einem<br />

bemerkenswert selbstkritischen Beitrag<br />

von Karl Wagner in der Münchner<br />

Katholischen Kirchenzeitung<br />

von 1988 war dabei die Abhandlung<br />

„<strong>Geschichte</strong> der Reformation<br />

im Landkreis Bad Aibling” des<br />

evangelischen Privatgelehrten und<br />

langjährigen Aiblinger Kreisheimatpflegers<br />

Karl Braßler, Götting,<br />

aus dem Jahr 1947.<br />

Auch wenn viele es heute nicht<br />

mehr wissen oder auch nur für möglich<br />

halten würden: Die <strong>Geschichte</strong><br />

der evangelischen Kirche in Südbayern<br />

beginnt nicht in der Neuzeit,<br />

sondern reicht bis in das Zeitalter<br />

der Reformation zurück. Mitte des<br />

Vorgeschichte<br />

16. Jahrhunderts – also vor rund<br />

450 Jahren – lebten und blühten<br />

bereits in vielen Gegenden Altbayerns<br />

„de fakto” evangelische<br />

Gemeinden, auch wenn es eine<br />

„verfaßte” <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong><br />

Kirche in dem heutigen Sinne natürlich<br />

noch nicht gab und auch nicht<br />

geben konnte.<br />

Die bayerischen Herzöge Wilhelm<br />

IV und Ludwig X hatten zwar die<br />

von Kaiser Karl V und Papst Leo X<br />

verurteilte „Ketzerei” von Anfang an<br />

und wiederholt verboten und unter<br />

strenge Strafen gestellt, so zum Beispiel<br />

im 1. bayerischen Religionsmandat<br />

von 1522.<br />

Nichtsdestoweniger traten aber<br />

immer wieder „Winkelprediger”<br />

auf, die das Volk mit den Gedanken<br />

Martin Luthers und vor allem mit<br />

dem von diesem „wiederentdeck-<br />

20<br />

ten” Evangelium im Sinne einer frohen<br />

und befreienden Botschaft<br />

bekannt machten.<br />

Bereits 1519 erschien in München<br />

eine Luther-Schrift über das Leiden<br />

Christi. Als der Buchdrucker Hans<br />

Schobser 1521 auch noch die<br />

berühmte Luther-Schrift „An den<br />

christlichen Adel deutscher Nation”<br />

herausbrachte, wurde sie auf herzoglichen<br />

Befehl sofort konfisziert<br />

und vernichtet. 1522 wurde bereits<br />

mit Gefängnis bedroht, wer Luthers<br />

Ideen auch nur diskutierte. Und im<br />

Juli des darauf folgenden Jahres<br />

wurde in München ein Bäckergeselle<br />

sogar hingerichtet (!), nur weil er<br />

sich offen zur Lehre Luthers bekannt<br />

hatte.<br />

Doch je weniger die seit langem<br />

geforderten innerkirchlichen Reformen<br />

vorankamen und je entschiedener<br />

die Wittelsbacher auf Zwangsmaßnahmen<br />

und Repressalien setzten,<br />

desto nachhaltiger breitete sich<br />

das neue Denken überall im Land<br />

aus. Dabei spielte auch der katastrophale<br />

Bildungsnotstand des<br />

zeitgenössischen Klerus eine Rolle.<br />

Er trat nun immer unübersehbarer<br />

zutage, nachdem immer mehr<br />

interessierte Laien sich mit Hilfe<br />

der neuen Bücher eine eigene<br />

theologische Bildung anzueignen<br />

begannen.<br />

An vielen Orten feierte man schon<br />

bald das heilige Abendmahl „unter<br />

Titelblatt der letzten noch zu Martin Luthers<br />

Lebzeiten erschienenen Ausgabe des neuen<br />

Testaments, gedruckt in der Werkstatt des Wittenberger<br />

Druckers Hans Luft 1546


eiderlei Gestalt”, also so, daß die<br />

Gläubigen bei der Kommunion Brot<br />

und Wein empfingen. Die sogenannte<br />

„Ohrenbeichte”, also die<br />

persönliche Beichte, wurde kaum<br />

noch wahrgenommen und durch<br />

die „Allgemeine Beichte” im<br />

Gottesdienst ersetzt.<br />

Mit Hingabe sangen die<br />

Menschen landauf, landab<br />

evangelische Choräle<br />

(= Kirchenlieder in deutscher<br />

Sprache) und weigerten<br />

sich, die lateinischen<br />

Gottesdienste weiter<br />

zu besuchen. „Ketzerische”<br />

Bücher wanderten<br />

von Hand zu Hand.<br />

Überall gärte es. Viele Visitationsberichte,<br />

Beschwerdebriefe und<br />

andere Dokumente der Zeit legen<br />

beredtes Zeugnis davon ab.<br />

Auch in Oberbayern und hier bei<br />

uns im Mangfalltal, in Götting,<br />

Kirchdorf, Vagen, Högling, Höhenrain,<br />

Irschenberg und anderen<br />

Orten in unserer unmittelbaren<br />

Nachbarschaft strömten die Menschen<br />

in Massen zu evangelischen<br />

Gottesdiensten und Versammlungen<br />

zusammen.<br />

Das änderte sich auch dann nicht,<br />

als – veranlaßt durch Herzog Wilhelm<br />

IV und auf Anordnung von<br />

Papst Hadrian VI – eine geistliche<br />

Untersuchungskommission durch<br />

Oberbayern reiste. Sie mußte im Gegenteil<br />

voller Entsetzen feststellen,<br />

daß die Lehren Luthers schon beträchtlich<br />

um sich gegriffen hatten<br />

und viele mit Begeisterung dem<br />

neuen Glauben anhingen. In unserem<br />

Gebiet war es besonders Wolf<br />

Reformation im Mangfalltal<br />

von Maxlrain (1518-1561), der als<br />

Zeitgenosse Luthers dessen Lehre<br />

unterstützte. Nach außen hin blieb<br />

er Rom zwar treu, zumal ihn ja das<br />

„Religionsmandat” der Herzöge<br />

zwang, seine wirkliche Überzeugung<br />

zu verheimlichen. In Wahrheit<br />

jedoch tat er vor allem in seiner<br />

Eigenschaft als Herr der „reichsfreien<br />

Grafschaft” Hohenwaldeck am<br />

Schliersee alles, um die Reformation<br />

voranzutreiben – ähnlich wie<br />

Graf Ladislaus von Fraunberg in der<br />

gleichfalls reichsfreien Grafschaft<br />

Haag, der, wenn man so will, ältesten<br />

evangelischen „Landeskirche”<br />

in Bayern.<br />

Die Wittelsbacher ließen sich das<br />

nicht lange gefallen. So untersagte<br />

zunächst Herzog Wilhelm IV seinen<br />

Untertanen bei Todesstrafe (!) den<br />

Besuch der Stadt Augsburg, nachdem<br />

dort 1537 unter Bürgermeister<br />

Hans Welser die Reformation<br />

durchgeführt worden war. Ebenso<br />

durfte kein bayerisches Landeskind<br />

21<br />

mehr Regensburg betreten oder gar<br />

die Universitätsstadt Wittenberg<br />

besuchen, hatte doch hier die neue<br />

„Ketzerei” ihren Anfang genommen<br />

und lag hier nach wie vor eines<br />

ihrer geistigen Zentren.<br />

Auch der Verkehr mit Pfalzneuburg<br />

und der Oberpfalz, sowie mit den<br />

Grafschaften Haag und Ortenburg,<br />

wo Luthers Lehren gleichfalls Eingang<br />

gefunden hatten, wurde<br />

strengstens untersagt.<br />

Philipp Melanchthon, Freund und gelehrter Mitstreiter<br />

Luthers, Verfasser der berühmten ”Confessio<br />

Augustana” (= ”Augsburger Bekenntnis”)<br />

1550 starb Wilhelm IV. Sterbend<br />

legte er seinem Sohn und Nachfolger<br />

Albrecht V die Verteidigung des<br />

alten Glaubens ans Herz. Dieser<br />

jedoch nahm zunächst eine zögerliche<br />

Haltung ein, zumal er auf die<br />

Unterstützung der vielfach protestantischen<br />

adeligen Landstände<br />

angewiesen war.<br />

1552 kam in Passau jener berühmte<br />

Vertrag zustande, der den Anhängern<br />

der Augsburger Konfession die<br />

freie Religionsausübung sicherte -<br />

vorbehaltlich der Konfession des<br />

Landesherrn natürlich. Wieder griff<br />

die protestantische Bewegung – in<br />

Oberbayern wie auch andernorts –<br />

rasch um sich. Zahlreiche Pfarrer<br />

und Gemeindeglieder bekannten<br />

sich nun ganz offen zur „Augsburger<br />

Konfession”. Romtreue Geistliche<br />

wurden an vielen Orten regelrecht<br />

abgesetzt und verloren ihre<br />

Pfründe. <strong>Lutherische</strong> Prediger nahmen<br />

ihre Stelle ein.


Die „Seele” der Bewegung dürfte<br />

Graf Joachim von Ortenburg in Niederbayern<br />

gewesen sein. Der politisch<br />

bedeutsamste Vertreter aber<br />

war eindeutig Pankraz von Freyberg<br />

auf Hohenaschau, der stolzen<br />

Grenzfeste gegen Tirol hin, ein hervorragender<br />

Fachmann für Wirtschaft<br />

und Verwaltung, seit 1552<br />

herzoglicher Rat und Hofmarschall<br />

in München.<br />

Pankraz vertrat eine gemäßigte Linie,<br />

der er aber auch ganz offiziell zum<br />

Sieg in Bayern verhelfen wollte. Zu<br />

diesem Zweck führte er wiederholt<br />

vertrauliche Gespräche mit<br />

Joachim von Ortenburg, einziger evangelischer<br />

Adeliger in Bayern, dem es gelang,<br />

die Reformation auf Dauer in seinem<br />

Herrschaftsgebiet einzuführen<br />

Herzog Albrecht selbst und lag im<br />

Streit mit dessen Kanzler Thaddäus<br />

Eck. Dabei beging er schließlich<br />

den Fehler, öffentlich über seine<br />

Religionsgespräche mit dem Herzog<br />

zu reden, um die Sache voranzutreiben.<br />

Der Schuß ging jedoch<br />

nach hinten los, und Pankraz von<br />

Freyberg wurde nach langwierigem<br />

Prozeß 1561 als Hofmarschall abgesetzt<br />

– für die evangelische Bewegung<br />

in Altbayern ein schwerer<br />

Rückschlag.<br />

Für unsere Gegend ausschlaggebend<br />

war Wolf Dietrich von Maxlrain,<br />

der älteste Sohn Wolfs von<br />

Maxlrain. Er wurde zunächst Priester<br />

und erhielt – wenn auch noch<br />

Vorgeschichte<br />

jung an Jahren – bereits ein Kanonikat<br />

an der Augsburger Domschule.<br />

Schon bald aber entsagte er dem<br />

geistlichen Stand und trat statt dessen<br />

in die Dienste des bayerischen<br />

Herzogs ein – anfangs als „Pfleger”<br />

von Ried,dann als Hauptmann von<br />

Burghausen. Nach dem Tod seines<br />

Vaters übernahm er dazu auch noch<br />

die Grafschaft Waldeck, die damals<br />

an die südwestlichen Grenzen des<br />

ehemaligen Landgerichts Bad Aibling<br />

anstieß.<br />

Noch zu Lebzeiten des alten Wolf<br />

von Maxlrain hatte sich die Lage für<br />

die oberbayerischen Protestanten<br />

insgesamt weiter verbessert. Aus der<br />

Überzeugung heraus, in religiösen<br />

Fragen könne durch Sanftmut und<br />

Nachgiebigkeit mehr erreicht werden,<br />

als durch Festigkeit und Strenge,<br />

bewilligte Herzog Albrecht V im<br />

22<br />

Jahre 1556 auf dem Landtag zu<br />

München seinen Landständen –<br />

gegen den erbitterten Einspruch der<br />

Bischöfe natürlich – jedermann<br />

könne das Abendmahl unter beiden<br />

Gestalten empfangen und sei auch<br />

nicht verpflichtet, die kirchlichen<br />

Fastengebote zu halten.<br />

Nichtsdestoweniger war Albrecht<br />

jedoch fest entschlossen, die neue<br />

Glaubensrichtung nicht zur herrschenden<br />

in Bayern werden zu lassen.<br />

So verfügte er, daß von nun an<br />

keine weiteren Neuerungen auf<br />

religiösem Gebiet mehr erlaubt<br />

seien. Nur was auf dem kommenden<br />

Reichstag offiziell<br />

beschlossen werde, das werde<br />

auch in seinem Lande gehalten<br />

bzw. durchgeführt werden.<br />

Zur gleichen Zeit jedoch<br />

bemühte sich die herzogliche<br />

Regierung durchaus sehr ernsthaft<br />

um die Beseitigung der<br />

offenkundigen kirchlichen Mißstände<br />

und eine innerkatholische<br />

Reform. Auf dieser Linie lagen auch<br />

die Kirchenvisitationen im Gebiet<br />

der Diözese Freising in den Jahren<br />

1558, 1559 und 1560, die aus<br />

römischer Sicht freilich Erschreckendes<br />

zutage förderten:<br />

So lebten beispielsweise mehr als<br />

1/3 der Geistlichen in offenem<br />

„Konkubinat” mit ihren Frauen.<br />

Dem Dekan des Aiblinger Pfarrkapitels,<br />

Pfarrer Alxinger von Götting<br />

hatte dessen Köchin zum Beispiel<br />

fünf Kinder geschenkt. Und dabei<br />

beklagte er sich noch darüber, daß<br />

er in seiner Pfarrei unzweifelhaft<br />

viele „Zwinglianer” hatte.


Wegen „Häresie” (= Irrlehre), wurden<br />

zahlreiche Anhänger Luthers<br />

festgenommen, in den „Falkenturm”<br />

nach München eingesperrt,<br />

verhört und am Ende dem Bischof<br />

zur Bestrafung übergeben. Manche<br />

schworen daraufhin der neuen<br />

Lehre ab und lebten wieder nach<br />

altem katholischem Brauch. Andere<br />

hingegen blieben standhaft oder<br />

unterwarfen sich nur vorübergehend,<br />

bekannten sich aber schon<br />

bald wieder zur lutherischen Lehre.<br />

In der Göttinger Pfarrkirche St.<br />

Michael und in Vagen wurde erneut<br />

die Kommunion unter beiden<br />

Gestalten gereicht. Der Zulauf aus<br />

anderen Gemeinden war stark.<br />

Viele in Kirchdorf am Haunpold<br />

und Högling nahmen zum Empfang<br />

des Abendmahls den Weg nach<br />

Bruck bei Ebersberg oder nach<br />

Irschenberg auf sich und hielten<br />

„Winkelschulen und sektische Zusammenkünfte”.<br />

In Höhenrain hielt<br />

gar die Mehrzahl der Gemeindeglieder<br />

den „anderen Gottesdienst”<br />

und sang in den Häusern<br />

Reformation im Mangfalltal<br />

lutherische Psalmen. Auch in Aibling<br />

hatte der lutherische Glaube<br />

längst Fuß gefaßt. Mehrere Bürger<br />

besaßen lutherische „Postillen” (=<br />

Andachtsbücher), lehnten die katholische<br />

Messe ab und wollten die<br />

Kommunion nur noch unter beiden<br />

Gestalten empfangen. Pfarrer Johann<br />

Eckhardt von Aibling beklagte<br />

sich bitter über „verführerische<br />

Schriften” in seiner Pfarrei.<br />

Auch die Visitation von 1564<br />

zeigt die reformatorische Bewegung<br />

in Oberbayern, allen Ermahnungen<br />

und Drohungen zum<br />

Trotz, noch immer im Wachsen<br />

begriffen. In Au beispielsweise<br />

waren etwa 1000 Personen protestantisch,<br />

davon 600 kompromißlos<br />

und keiner „Belehrung”<br />

zugänglich, die restlichen im-<br />

Pankratz von Freyberg, herzoglicher Hofmarschall<br />

und einer der wichtigsten Vertreter<br />

der Reformation in Bayern<br />

23<br />

merhin noch bereit, die Messe<br />

anzunehmen, sofern ihnen der Laienkelch<br />

gereicht würde. In Berbling<br />

dagegen weigerte man sich überhaupt,<br />

noch zur Kommunion zu<br />

gehen, auch bei Zusage des Laienkelchs.<br />

In Götting lehnten die Bau-<br />

An der Ablaßpraxis hatte sich 1517 der Streit zwischen<br />

Luther und Rom entzündet. An seinem<br />

Ende stand der Bruch der abendländischen Kirchengemeinschaft:<br />

Flugblatt gegen den Ablaß,<br />

Augsburg 1520<br />

ern die Messe ebenfalls ab; sie hielten<br />

sie schlicht und ergreifend für<br />

„Abgötterei”. Und so weiter.<br />

Nicht zuletzt die Bekenntnistreue<br />

und der Mut der Protestanten veranlaßten<br />

Herzog Albrecht V 1562 (das<br />

heißt: nur ein Jahr nach der Absetzung<br />

des Pankraz von Freyberg als<br />

Hofmarschall!), seinen Rat Dr.<br />

Augustin Paumgartner zu dem gerade<br />

wieder eröffneten Konzil nach<br />

Trient zu entsenden – mit dem Auftrag,<br />

dort die verkommenen und<br />

völlig verfahrenen innerkirchlichen<br />

Verhältnisse Bayerns darzustellen<br />

und als „Heilmittel” die Freigabe<br />

der Priesterehe und der Kommunion<br />

unter beiderlei Gestalt vorzuschlagen.<br />

Tatsächlich gab Papst Pius<br />

IV insoweit nach, daß er 1564 in<br />

den kaiserlichen Staaten und in<br />

Bayern den Laienkelch, wenn auch<br />

nicht die Priesterehe gestattete.<br />

Dieses Fortschritts sollten sich die<br />

<strong>Evangelisch</strong>en in Bayern freilich<br />

nicht mehr erfreuen. Ein von einer


Gruppe von Adeligen unter<br />

Führung von Joachim von Ortenburg<br />

1563 auf dem Landtag zu<br />

Ingolstadt gestellter, aus heutiger<br />

Sicht tollkühner Antrag auf Einführung<br />

der Augsburger Konfession<br />

zeigte die protestantische Partei im<br />

Landtag (!) in der Minderheit (45<br />

von 120, darunter auch Wolf Dietrich<br />

von Maxlrain). Ein Jahr später<br />

fiel dem Herzog durch einen<br />

unglücklichen Zufall die komplette<br />

Korrespondenz des Grafen Joachim<br />

in die Hände. Sie zeigte nicht nur,<br />

wie weit verbreitet die evangelische<br />

Bewegung im Lande war, sondern<br />

enthielt auch jede Menge überaus<br />

kritische Äußerungen über die herzogliche<br />

Religionspolitik.<br />

Diese einmalige Chance ließ Albrecht<br />

sich nicht entgehen. Prompt<br />

erhob er Anklage wegen Hochverrats<br />

und Bruchs des Religionsfriedens.<br />

Alle Angeklagten beriefen<br />

sich angesichts der drohenden<br />

schweren Strafen auf ihren Eifer für<br />

die Religion. Die meisten unterwarfen<br />

sich jedoch und baten flehentlich<br />

und kniend um Gnade,<br />

die ihnen denn auch großzügig<br />

gewährt wurde. Nur einer verweigerte<br />

standhaft die Unterschrift:<br />

Pankraz von Freyberg. Er landete<br />

für vier Monate im Münchener<br />

Falkenturm, fügte sich 1565<br />

schließlich doch noch und kehrte<br />

als gebrochener Mann nach<br />

Hohenaschau zurück.<br />

War die Sache für die Landstände<br />

damit relativ glimpflich abgelaufen,<br />

wurde nun um so schärfer<br />

gegen alle herzoglichen Untertanen<br />

oder Amtleute vorgegangen,<br />

die nicht von der neuen Lehre las-<br />

Vorgeschichte<br />

sen wollten. Die Wortführer, darunter<br />

viele Pfarrer und Prediger, wurden<br />

verhaftet, eingekerkert oder<br />

gleich aus dem Land gejagt. 32 Gulden<br />

waren jetzt auf den Kopf eines<br />

„Wiedertäufers” gesetzt – und immerhin<br />

noch 20 Gulden auf den<br />

eines <strong>Lutherische</strong>n.<br />

Kein Wunder, wenn unter diesen<br />

Umständen die Denunziation aufblühte.<br />

Buchhandlungen wurden<br />

regelmäßig nach verbotenen Schriften<br />

durchsucht, bezahlte Spitzel<br />

eingestellt und bei Verdacht regelrechte<br />

Religionsverhöre durchgeführt.<br />

Der Besuch der Gottesdienste<br />

und die Einhaltung der Fastengebote<br />

wurden bei Strafe erzwungen.<br />

Personen, die auf dem Sterbebett<br />

die Kommunion unter einer Gestalt<br />

ablehnten, wurde sogar die christliche<br />

Bestattung verweigert.<br />

So drastisch ging Albrecht V vor,<br />

daß er schon bald als der eigentliche<br />

Anführer der „katholischen”<br />

24<br />

Partei in ganz Deutschland galt. Die<br />

1564 aus Rom eintreffende Zulassung<br />

des Laienkelches ließ der Herzog<br />

gar nicht mehr erst veröffentlichen.<br />

Seine eigene, 1556 ausgesprochene<br />

Zustimmung dazu zog er<br />

1571 in aller Form zurück.<br />

Wolf Dietrich von Maxlrain spielte<br />

eine wenig rühmliche Rolle: Einerseits<br />

betonte er seinen lutherischen<br />

Standpunkt und pochte auf seine<br />

Rechte als Landesherr aus dem<br />

Augsburger Religionsfrieden. Andererseits<br />

wich er aber Schritt für<br />

Schritt vor den Forderungen des<br />

Herzogs zurück, hielt freilich persönlich<br />

bis zu seinem Tod im Jahre<br />

1586 an seinem evangelischen<br />

Glauben fest. Von seinen sechs Kindern<br />

blieb nur der Jüngste, Georg,<br />

evangelisch. Im 30-jährigen Krieg<br />

stand aber auch er wiederum nicht<br />

auf der Seite der Schweden, sondern<br />

kämpfte als protestantischer Rittmeister<br />

(!) und letzter evangelischer<br />

Maxlrainer im katholischen Heer (!)<br />

des bayerischen Herzogs.<br />

Als sich die Residenzstadt München<br />

1568 für die Hochzeit von<br />

Wilhelm V rüstete, sah man sich<br />

gleichwohl immer noch genötigt,<br />

in sämtlichen Wirtshäusern<br />

gründliche Razzien durchzuführen<br />

und nach protestantischen<br />

Büchern zu suchen, um<br />

die zahlreich erwarteten alt-<br />

Urkunde des Augsburger Religionsfriedens<br />

von 1555: Er bedeutete den offiziellen<br />

Verzicht auf die Einheit des Glaubens im<br />

Reich (später auf die bekannte Kurzformel<br />

gebracht: ”cuius regio, eius religio”


gläubigen Hochzeitsgäste nicht zu<br />

brüskieren – mit reicher Ausbeute,<br />

wie uns die Quellen bezeichnenderweise<br />

wissen lassen. Und noch<br />

aus dem Jahr 1570 wird uns berichtet,<br />

weit über die Hälfte (!) des Rates<br />

der Stadt München neigten der<br />

evangelischen Sache zu.<br />

In Rosenheim fand eine Visitation<br />

im Jahre 1560 die Bewohner der<br />

Stadt als „in der Religion ganz vergifft”,<br />

und 1563 schätzte man, daß<br />

von 1.500 Osterkommunikanten<br />

(Teilnehmer am obligatorischen österlichen<br />

Abendmahl) nur noch ganze<br />

100 „katholisch” waren.<br />

Die Gemeinde von Neukirchen bei<br />

Weyarn zeigte ihre Sympathie für<br />

die Lehre Luthers auf besonders<br />

drastische Weise: Als sich der dortige<br />

Pfarrer Johannes Loy weigerte,<br />

Reformation im Mangfalltal<br />

Das 1545 von Papst Paul III einberufene und nach drei Sitzungsperioden erst 1563 von Papst<br />

Pius IV abgeschlossene Konzil von Trient (”Tridentinum”) betonte gegen Luther die Gültigkeit<br />

von Schrift und Tradition, regelte den Gottesdienst und andere Fragen wie die Lehre von den<br />

Sakramenten neu und leitete die ”Gegenreformation” ein. Es prägte die folgenden Jahre so<br />

sehr, daß man diese auch als ”nachtridentisches Zeitalter” bezeichnet<br />

ein „sektisches Pfarrkind” zu beerdigen,<br />

lehnte man ihm über Nacht<br />

den Leichnam des Verstorbenen so<br />

an die Haustüre, daß er dem Pfarrer<br />

beim Öffnen der Tür am nächsten<br />

Morgen buchstäblich in die Arme fiel.<br />

Doch es half alles nichts. Nach<br />

1570 traf die sogenannte „Gegenreformation”<br />

die evangelischen Christen<br />

in Bayern mit letzter Wucht. 15<br />

Jahre später waren fast alle Spuren<br />

der Reformation aus Oberbayern verschwunden.<br />

Stolz konnte ein Protokoll<br />

des Rechtsamtes vom 21. Oktober<br />

1581 berichten, die herzoglichen<br />

und bürgerlichen Beamten in<br />

Aibling und Umgebung besuchten<br />

die befohlenen Gottesdienste und<br />

nähmen an den Prozessionen teil.<br />

Zünfte und Volk gingen fleißig in<br />

die Kirche, „sektische” Bücher gebe<br />

es auch keine, und überhaupt sei<br />

25<br />

„niemand Sektischer mehr in<br />

ganzer Pfarrei und Gericht Aibling”.<br />

1583 erhielten alle herzoglichen<br />

Pfleger rund um die maxlrainische<br />

Herrschaft Waldeck den Befehl, der<br />

Bevölkerung ihres Bezirkes bei Leibesstrafe<br />

(!) einzuschärfen, daß niemand<br />

mehr mit den zu Miesbach<br />

Exkommunizierten der Grafschaft<br />

Hohenwaldeck irgend etwas zu<br />

schaffen haben dürfe, weder geschäftlich,<br />

noch in anderer Weise.<br />

Sie mußten buchstäblich Straßen<br />

und Plätze verlegen und sämtliche<br />

Zugänge sperren, um jeden Kontakt<br />

mit den Gebannten zu unterbinden.<br />

Die im Lande verbliebenen Anhänger<br />

Luthers sahen sich immer stärkerem<br />

Druck ausgesetzt. Sie unterwarfen<br />

sich oder wanderten aus,<br />

selbst wenn sie dabei Haus und Hof<br />

und all ihre Habe zurücklassen<br />

mußten. Aus den Gemeinden, die<br />

ein halbes Jahrhundert lang evangelisch<br />

gelebt und sich bis zuletzt<br />

hartnäckig gegen die Rekatholisierung<br />

gewehrt hatten, waren bald<br />

alle protestantischen Einwirkungen<br />

beseitigt. 1586 bereits war die<br />

Gegenreformation in Oberbayern<br />

praktisch abgeschlossen.<br />

DIE WENDE<br />

1648 endete mit dem Friedensschluß<br />

in Münster und Osnabrück<br />

nach unvorstellbaren Greueln und<br />

Verwüstungen der 30-jährige Krieg.<br />

Der Westfälische Friede schrieb die<br />

politische und zugleich konfessionelle<br />

Zersplitterung des Reiches in<br />

souveräne Einzelstaaten fest. Das<br />

Herzogtum und (seit 1623) Kurfür


stentum Bayern war und blieb<br />

unwiderruflich römisch-katholisch.<br />

Am 16. Februar 1799 bestieg nach<br />

dem Tod von Kurfürst Karl Theodor<br />

der Herzog von Zweibrücken als<br />

Maximilian IV Joseph den bayerischen<br />

Thron. Zwei Jahre vorher<br />

hatte der Kurfürst zum zweiten Mal<br />

geheiratet. Die neue Kurfürstin hieß<br />

Friederike Karoline, war die Tochter<br />

des Erbprinzen von Baden und –<br />

horribile dictu – Protestantin, die zu<br />

allem Überfluß treu an ihrem Glauben<br />

hing und es sich zum Entsetzen<br />

römisch-katholischer Kreise nicht<br />

nehmen ließ, ihr lutherisches bzw.<br />

reformiertes Gefolge – einschließlich<br />

ihres vertrauten Hofgeistlichen<br />

Ludwig Friedrich Schmidt – mit an<br />

den Hof nach München zu bringen,<br />

was ihr im Ehevertrag auch noch<br />

ausdrücklich zugesichert worden<br />

war. Am 12. Mai 1799 hielt<br />

„Kabinettsprediger” Schmidt in<br />

Schloß Nymphenburg den ersten<br />

evangelischen Gottesdienst für die<br />

Kurfürstin und 150 evangelische<br />

Mitglieder ihres Hofes.<br />

Der Ruf der Großzügigkeit und des<br />

Verständnisses für die Nöte und<br />

Sorgen auch der kleinen Untertanen<br />

ging dem neuen Kurfürsten voraus,<br />

und es war bezeichnend und<br />

voraussehend zugleich, wenn anläßlich<br />

des feierlichen Einzugs Max<br />

Josephs in der Münchener Residenz<br />

ein angesehener Bürger der Stadt an<br />

den Wagenschlag herantrat, dem<br />

Kurfürsten die Hand entgegenstreckte<br />

und ihn mit den legendären<br />

Worten in München begrüßte:<br />

„Grüaß Gott, Maxl, weilst nur da<br />

bist, jetzt wird alles guat!”<br />

Vorgeschichte<br />

Caroline von Baden<br />

Und gut sollte es in der Tat werden,<br />

auch für die <strong>Evangelisch</strong>en in Bayern.<br />

Königin Karoline (seit 1806)<br />

stand ihrem Mann in nichts nach,<br />

und schon bald kannte man im<br />

ganzen Land den Spruch:<br />

„Steht dir die Not bis obenhin,<br />

so gehst du zu der Karolin!”<br />

Bereits 1801 erzwang der Kurfürst<br />

nach einigem Hin und Her<br />

mit einem Machtwort das Bürgerrecht<br />

für den Mannheimer Weinwirt<br />

und Pferdehändler Johann Balthasar<br />

Michel, der sich in München niederlassen<br />

wollte. Ein wahrer Meilenstein<br />

auf dem Weg zur religiösen<br />

Befreiung aber war das Religionsedikt<br />

von 1803. Es sicherte den Bekennern<br />

aller christlichen Konfes-<br />

Ein kleines Vermögen kostete den ersten evangelischen<br />

Bürger Münchens im Sommer 1801 der Erwerb<br />

des Bürgerrechts: Die von ihm geleisteten<br />

470 Gulden waren damals eine Menge Geld.<br />

26<br />

sionen gleiche bürgerliche Rechte<br />

zu und regelte das Problem der Bildung<br />

religiöser und kirchlicher<br />

Gemeinden neu.<br />

Zum inneren Ausbau seines Staates<br />

und zur Hebung des allgemeinen<br />

Wohlstandes war Max Joseph unter<br />

dem Einfluß seines berühmten Ratgebers<br />

und Ministers Max von Montgelas<br />

bemüht, auch die großen, bis<br />

zu diesem Zeitpunkt ungenutzten<br />

Moorgebiete in seinem Lande endlich<br />

urbar zu machen.<br />

So entschloß sich der Kurfürst im<br />

Jahre 1802, auch das Moor zwischen<br />

Aibling und Rosenheim mit<br />

Emigranten aus der Rheinpfalz zu<br />

besiedeln. Kurz darauf trafen auch<br />

schon die Ersten ein und legten<br />

zwei Dörfer an: Ober- und Unterkarolinenfeld,<br />

benannt natürlich nach<br />

der Kurfürstin. Andere Kolonien entstanden<br />

im Umkreis von München,


zum Beispiel in Perlach, Feldkirchen<br />

und Trudering, im Dachauer<br />

Land und im Donaumoos.<br />

Viele der neu Angesiedelten waren<br />

evangelisch, teilweise lutherisch,<br />

teilweise calvinistisch (= reformiert),<br />

was zeitweise zu erheblichen innerevangelischen<br />

Spannungen führte.<br />

Nach einer Aufstellung von 1804<br />

gab es in der Siedlung Großkarolinenfeld<br />

240 Katholiken und 107<br />

Protestanten. Der zuständige katholische<br />

Seelsorger saß in Pfaffenhofen.<br />

Ein evangelischer Pfarrer war<br />

noch nicht vorhanden; die evangelischen<br />

(!) Taufen vollzog der katholische<br />

(!) Kollege – wohlgemerkt,<br />

ohne daß die Kinder deswegen<br />

katholisch wurden, aus heutiger<br />

Sicht kaum noch vorstellbar.<br />

Dieser Zustand konnte natürlich<br />

nicht ewig andauern. 1803 kam<br />

Max Joseph einem Gesuch der<br />

Gemeinde nach und bewilligte zunächst<br />

eine protestantische Schulstelle,<br />

dann aber doch auch Pfarrstelle.<br />

Mit Elias Merkle aus Ulm traf<br />

am 24. Juli 1804 der erste protestantische<br />

Pfarrer in der Kolonie ein.<br />

Reformation im Mangfalltal<br />

Da es noch kein Pfarrhaus gab,<br />

mußte er aber vorerst in Aibling<br />

wohnen, wo sich die Einheimischen<br />

mit eigenen Augen davon überzeugten,<br />

daß sowohl er als auch<br />

seine Frau „ein menschliches Antlitz”<br />

trugen.<br />

Am 13. Oktober 1822 wurde in<br />

Großkarolinenfeld die älteste evangelische<br />

Kirche Oberbayerns eingeweiht.<br />

Doch die Gemeinde<br />

erstreckte sich<br />

über ein riesiges Diasporagebiet,<br />

das noch<br />

1862 von Berchtesgaden,<br />

Reichenhall und<br />

Traunstein über Grafing,<br />

Ebersberg, Glonn<br />

und Rosenheim bis<br />

Die älteste evangelische Kirche von<br />

Oberbayern steht in Großkarolinenfeld,<br />

eingeweiht 1822<br />

27<br />

Erklärung zum Beginn des 1. Weltkrieges<br />

- aus: Korrespondenzblatt des<br />

Pfarrervereins der Evang.-Luth. Kirche<br />

in Bayern vom 10. August 1914<br />

nach Tegernsee, Tölz<br />

und Kreuth reichte. Erst<br />

nach und nach wurden<br />

die entferntesten Gebiete<br />

abgetrennt und durch<br />

sogenannte „Reiseprediger”<br />

und schließlich auch<br />

eigene Pfarrer betreut.<br />

1863 fand in einem von<br />

der Spinnerei bereitgestellten<br />

„Betsaal” der<br />

erste evangelische Gottesdienst in<br />

Kolbermoor statt. 30 Jahre später,<br />

also 1893, wurde auch in der Schule<br />

in Aibling ein evangelischer „Betsaal”<br />

eingerichtet. 1904 konnte<br />

schließlich auch die Christuskirche<br />

in Aibling eingeweiht werden.<br />

1922 folgte die Errichtung der Pfarrei<br />

Bad Aibling, zu der damals auch<br />

noch Kolbermoor, Bruckmühl und<br />

Feldkirchen-Westerham, ja sogar<br />

Klein- und Großhelfendorf gehörten.<br />

Zum ersten Pfarrer der neuen<br />

Pfarrei wurde der bisherige „Badeprediger”<br />

Hermann Braun ernannt<br />

und feierlich installiert.


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eschi<br />

geschichte<br />

stollwerck-mausoleum<br />

und villa hohenfried<br />

29


W<br />

ir haben uns nach<br />

Kräften bemüht, den<br />

tatsächlichen Hergang<br />

zu rekonstruieren, viele längst in<br />

Vergessenheit geratene Einzelheiten<br />

neu erfahren und dabei auch<br />

wertvolle Unterstützung von vielen<br />

Seiten erfahren. Sollten uns trotzdem<br />

Fehler unterlaufen oder wichtige<br />

Details unentdeckt geblieben<br />

sein, bitten wir um Entschuldigung.<br />

Fast 350 Jahre waren vergangen,<br />

seit die Gegenreformation nach<br />

1570 auch hier bei uns im westlichen<br />

Mangfalltal die letzten evangelischen<br />

Regungen abrupt beendet<br />

hatte. Nun versammelten sich am<br />

15. Februar 1920, zwei Jahre nach<br />

dem Ende des 1. Weltkriegs, im<br />

sogenannten „Expeditionsraum“ der<br />

Wolldeckenfabrik in Heufeldmühle<br />

zum ersten Mal wieder evangelische<br />

Christen zu einer bibelstundenartigen<br />

„Sonntagsandacht“. Alle<br />

vier Wochen kamen sie von nun an<br />

hier zusammen, zunächst nur nachmittags,<br />

nach einiger Zeit aber auch<br />

am Vormittag.<br />

1927 stellte die Fabrik den wohl<br />

doch etwas freundlicheren Speisesaal<br />

zur Verfügung. Durch das Entgegenkommen<br />

der damaligen politischen<br />

Gemeinde Kirchdorf am<br />

Haunpold konnten die Gottesdienste<br />

nach dem Neubau der Bruckmühler<br />

Schule 1929 in einen eigens<br />

dort eingerichteten evangelischen<br />

„Betsaal“ verlegt werden.<br />

Damals – bis zur Errichtung der<br />

Pfarrei Bruckmühl 1962 (!) – gehör-<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Blick von der Villa Hohenfried zum Mausoleum -<br />

links unten das Mesnerhaus, um 1940<br />

ten Bruckmühl und<br />

Feldkirchen-Westerham<br />

aber noch immer<br />

zur Kirchengemeinde<br />

Bad Aibling.<br />

Einige unserer älterenGemeindeglieder<br />

können sich<br />

sogar noch an diese<br />

Zeit erinnern.<br />

Bereits einige Jahre<br />

zuvor, am 9. August<br />

1924, hatte Pfarrer<br />

Braun in Feldkirchen<br />

erstmals monatliche<br />

Bibelstunden eingerichtet. Sie wurden<br />

in der Wohnung des Schreiners<br />

Georg Peetz am Kellerberg in Feldkirchen<br />

abgehalten und zwar am<br />

frühen Sonntagnachmittag.<br />

Daß es nicht bei diesem Provisorium<br />

blieb, sondern die evangelischen<br />

Christen im westlichen<br />

Mangfalltal schon bald in einer<br />

eigenen, noch dazu wunderschönen<br />

Kirche zum Gottesdienst<br />

zusammenkommen konnten, verdankten<br />

sie und verdanken wir bis<br />

30<br />

Der evangelische Betsaal in der Bruckmühler Schule lag seit<br />

1929 im Erdgeschoß, auf dem Bild links unten, halb verdeckt<br />

durch das 1938 vor der Schule aufgestellte Kriegerdenkmal<br />

heute Generalkonsul Karl Stollwerck,<br />

einem Sohn des Begründers<br />

der berühmten Kölner Schokoladenwerke,<br />

Franz Stollwerck.<br />

Er hatte sich nämlich bereits zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts entschlossen,<br />

seinen Wohnsitz von<br />

Köln an einen ruhigeren Ort zu verlegen,<br />

um von dort aus (neben seinen<br />

vier Brüdern) die Leitung der<br />

umfangreichen und überaus erfolgreichen<br />

Stollwerck’schen Unternehmen<br />

wahrzunehmen.


Hohenfried, vormals ”Giglbergerhof”, um 1940<br />

Auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Platz, der ihn auch hinsichtlich<br />

seiner landschaftlichen Schönheit,<br />

gesunden Lage und Verkehrsanbindung<br />

zufriedenstellen würde, reiste<br />

er wiederholt durch verschiedene<br />

Gegenden Deutschlands.<br />

Schließlich fiel seine Wahl auf<br />

einen malerisch auf einer Anhöhe<br />

gelegenen Bauernhof nordwestlich<br />

von Feldkirchen („Giglbergerhof”),<br />

1520 bereits erstmals urkundlich<br />

erwähnt und damit vermutlich einer<br />

der ältesten Bauernhöfe in ganz<br />

Oberbayern.<br />

Wann der Kauf tatsächlich erfolgte,<br />

ist heute nicht mehr mit letzter<br />

Sicherheit festzustellen. Im Grundbuch<br />

Bad Aibling ist der 11. Januar<br />

1917 eingetragen. Andere Quellen<br />

sprechen von einem Erwerb „noch<br />

vor Kriegsausbruch” (also vor 1914)<br />

oder gar erst im Jahr 1919. Nach<br />

Auskunft des Amtsgerichts Bad Aibling<br />

wurden Grundbuchänderungen<br />

in jener Zeit aber oft erst Jahre<br />

nach dem eigentlichen Ereignis vorgenommen,<br />

so daß die Angabe „vor<br />

Beginn des Krieges” trotz des viel<br />

später erfolgten Grundbucheintrages<br />

durchaus zutreffen könnte.<br />

Jedenfalls wurde der Giglbergerhof<br />

samt beträchtlichem Grundbesitz<br />

zu einem heute nicht mehr bekannten<br />

Preis gekauft und über mehrere<br />

Jahre zu einem prächtigen Herrschaftshaus<br />

und Sommersitz „Hohenfried”<br />

ausgebaut. Nach außen hin<br />

beließ man das Gebäude jedoch in<br />

seiner ursprünglichen Gestalt. Zur<br />

Versorgung mit Trinkwasser wurde<br />

eigens eine Leitung gelegt, durch<br />

die man frisches Quellwasser vom<br />

Tal in einen noch heute gegenüber<br />

der Villa stehenden und an eine mittelalterliche<br />

Burg erinnernden Wasserturm<br />

empor pumpte. Nach<br />

Abschluß der Umbauarbeiten<br />

zogen die neuen Bewohner vermutlich<br />

1925 (?) ein.<br />

Franz Giglberger, der bis dahin den<br />

Hof bewirtschaftet hatte, war übrigens<br />

gleichzeitig auch Bürgermeister<br />

von Feldkirchen und baute mit<br />

einem Teil des Erlöses das heute<br />

noch in der Westerhamer Straße in<br />

31<br />

Feldkirchen erhalten gebliebene<br />

„Giglbergerhaus”. Der größere Teil<br />

des Verkaufserlöses fiel aber leider<br />

kurz darauf der Inflation zum Opfer.<br />

FAMILIE STOLLWERCK<br />

Fanny Therese Stollwerck (1864-<br />

1943) stammte aus vornehmsten<br />

Kreisen. Ihre Mutter hatte den Bankier<br />

von Hanau geheiratet und<br />

1864 die Tochter zur Welt gebracht.<br />

Diese wiederum heiratete am 20.<br />

Februar 1888 in einer wohl auch<br />

nach damaligen Vorstellungen wirklichen<br />

„Traumhochzeit” in der Kirche<br />

St. Esprit (= Heilig-Geist) in<br />

Paris, gehalten von Pastor Wernes,<br />

den Schokoladenfabrikanten und<br />

persischen Generalkonsul Carl (später<br />

meist „Karl” geschrieben) Franz<br />

Anton (?) Stollwerck (1859-1932).<br />

Das Ehepaar Stollwerck gehörte,<br />

wie man so sagt, zur „besseren<br />

Gesellschaft” und verfügte auch<br />

über ein wohl durchaus beträchtliches<br />

Vermögen. Nur eines war den<br />

beiden zu ihrem großen Leidwesen<br />

nicht vergönnt: eigene Kinder zu<br />

haben. So nahmen sie um die Jahrhundertwende<br />

(?) zwei Pflege- bzw.<br />

Adoptivtöchter auf:<br />

• Marion Therese: Sie heiratete<br />

1922 den Londoner Offizier, Geschäftsmann<br />

und späteren Unterhausabgeordneten<br />

Frederic John<br />

Bellenger (1894-1968). Dieser vertrat<br />

von 1935 an über 30 Jahre lang<br />

den Wahlkreis Bassetlaw in Nottinghamshire<br />

und war von 1945 bis<br />

1947 als „Financial Secretary to the<br />

War Cabinet” und „Secretary of<br />

State for War” sogar Mitglied der<br />

britischen Regierung.


Noch während der 30er Jahre war<br />

die Familie mit ihren 6 Kindern,<br />

darunter auch Sohn Rodney, später<br />

Offizier in der britischen „Rheinarmee”,<br />

wiederholt zu Besuch in der<br />

Villa Hohenfried. Nach Ausbruch<br />

des 2. Weltkrieges jedoch war diese<br />

Verbindung politisch natürlich nicht<br />

mehr „erwünscht”. Möglicherweise<br />

war dies auch einer der Gründe,<br />

weshalb Marion Bellenger 1943 das<br />

ihr doch wohl von Rechts wegen<br />

zustehende Erbe nicht antreten<br />

konnte und die Villa statt dessen<br />

von den Nationalsozialisten beschlagnahmt<br />

wurde (siehe weiter<br />

hinten unter „Die Stiftung”). Zuverlässige<br />

Informationen hierüber liegen<br />

uns jedoch leider nicht vor.<br />

Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse ist unser<br />

herzig-gutes Töchterchen und Schwesterchen<br />

Carlita<br />

nach langem, schwerem, mit wahrer Engelsgeduld<br />

ertragenem Leiden heimgegangen.<br />

Köln, den 27. September 1911<br />

Carl Stollwerck, Fanny Stollwerck, geb. Hanau<br />

Marion-Theresa Stollwerck<br />

Marion Bellenger muß eine sehr<br />

attraktive Frau gewesen sein. In seiner<br />

Antrittsrede im britischen Unterhaus<br />

vom 26. Juni 2001 sprach der<br />

heutige Abgeordnete für Bassetlaw,<br />

John Mann, jedenfalls von seinem<br />

legendären Vorgänger und fügte<br />

den aufschlußreichen Satz an:<br />

„Captain Bellenger was reputed to<br />

have the most beautiful spouse of<br />

any honorable Member in the<br />

House at the time....” - zu deutsch:<br />

„Hauptmann Bellenger hatte den<br />

Ruf, die schönste Gattin von allen<br />

ehrenwerten Mitgliedern des Unterhauses<br />

jener Zeit zu haben....”<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Fanny Therese Stollwerck,<br />

geb. Hanau 1864-1943<br />

• Carlita (manchmal auch „Carlitta“,<br />

„Charlita“ oder „Karlita“ geschrieben):<br />

Auch sie soll von vornehmer<br />

Herkunft gewesen sein, war<br />

laut Sterbeurkunde 1902 in Paris<br />

geboren und starb am 27. September<br />

1911 in Köln, dem Bestattungsbuch<br />

zufolge im jugendlichen<br />

Alter von nur 9 Jahren im<br />

St. Antonius-Krankenhaus in der<br />

Kölner Schillerstraße, vermutlich<br />

an Leukämie oder Tuberkulose.<br />

Auch eine am 28. September<br />

in der Kölnischen Zeitung erschienene<br />

Todesanzeige läßt auf<br />

eine längere Krankheit schließen.<br />

Andere seither in der Gemeinde im<br />

Umlauf befindliche Versionen wie<br />

etwa ein Sturz in der Stollwerck’schen<br />

Wohnung, ein Reitunfall oder<br />

Tod durch Ertrinken können demnach<br />

nicht stimmen, darunter auch<br />

die, daß Carlita erst mit 14 Jahren<br />

gestorben sein soll.<br />

32<br />

Generalkonsul<br />

Karl Stollwerck, 1859-1932<br />

Auf jeden Fall wurde der Tod durch<br />

Prokurist Peter Harnisch zur Anzeige<br />

gebracht. Am 30. September<br />

1911 bestattete man das Mädchen<br />

auf dem für seine Prominentengräber<br />

und künstlerisch wertvollen<br />

Grabdenkmäler berühmten Kölner<br />

Friedhof Melaten, wahrscheinlich in<br />

einer heute jedoch nicht mehr<br />

erhaltenen Gruft der Familie Stollwerck<br />

(Flurnummer 69A). Von dort<br />

wurde Carlita schließlich 1927<br />

nach Feldkirchen überführt, um im<br />

Mausoleum ihre letzte Ruhestätte<br />

zu finden. Die Bänder an dem auf<br />

Ihrem Sarkophag hinter dem Altar<br />

liegenden Lorbeerkranz tragen die<br />

folgende französische Inschrift:<br />

„REVE / TU M’APPARUS SOUDAIN<br />

/ VIVANT CEQUE / VIVENT LES<br />

ROSES / L’ESPACE D’UN MATIN /<br />

COMME IDEAL / F.TH.ST.” - auf<br />

deutsch: „Traum / Du bist mir plötzlich<br />

erschienen / so lebendig / es<br />

leben die Rosen / die Dauer eines<br />

Morgens / als Ideal (schöner Traum)<br />

/ Fanny Therese Stollwerck.<br />

• Name, Herkunft und Schicksal<br />

einer angeblichen dritten Pflegetochter<br />

der Stollwercks sind heute<br />

leider nicht mehr zu ermitteln.


DIE IDEE<br />

Der Besuch einer evangelischen<br />

Bibelstunde mit Pfarrer Braun in der<br />

Wohnung des Schreiners Georg<br />

Peetz in Feldkirchen am 31. Januar<br />

1926 brachte Fanny Stollwerck auf<br />

die Idee, einen würdigeren Gottesdienstraum<br />

zu schaffen. Dieser Gedanke<br />

stand in engem Zusammenhang<br />

mit einem weiteren Vorhaben,<br />

welches noch aus der Zeit vor dem<br />

1. Weltkrieg stammte:<br />

Karl Stollwerck hatte nämlich ursprünglich<br />

einmal geplant, in nächster<br />

Nähe seines Sommersitzes Hohenfried<br />

eine „Anstalt für erholungsbedürftige<br />

Großstadtkinder”<br />

zu gründen. Auch eine kleine „Anstaltskirche”<br />

sollte, der tiefen Frömmigkeit<br />

der Stifter entsprechend,<br />

dazu gehören.<br />

Der Kölner Friedhof Melaten ist berühmt für seine<br />

Prominentengräber und künstlerisch wertvollen<br />

Grabdenkmäler. Im 12. Jahrhundert befand sich auf<br />

dem Gelände ein Asyl für Aussätzige, später eine<br />

Hinrichtungsstätte für Protestanten und Hexen.<br />

Carlita Stollwerck, 1902-1911<br />

Zur Ausführung dieses großen<br />

Plans aber kam es bedauerlicherweise<br />

nicht mehr. Nicht<br />

nur hatte der Ausgang des<br />

Weltkrieges die wirtschaftliche<br />

und politische Lage völlig verändert,<br />

die französische Regierung<br />

hatte dem Vernehmen<br />

nach auch das Millionenvermögen<br />

von Fanny Therese Stollwerck<br />

eingezogen. „Arm” in dem<br />

Sinne war die Familie damit zwar<br />

noch nicht geworden. Einen erheblichen<br />

Teil ihres Besitzes hatte sie<br />

aber wohl doch verloren. Leider<br />

sind wir auch an dieser Stelle auf<br />

Vermutungen angewiesen.<br />

So blieb von der ursprünglich<br />

geplanten Erholungseinrichtung nun<br />

gewissermaßen nur noch die „Anstaltskirche”<br />

übrig. Sie sollte nicht<br />

nur dem Ehepaar Stollwerck – Karl<br />

Stollwerck selbst gehörte der altkatholischen<br />

Kirche an – und seinen<br />

zahlreichen Gästen, sondern auch<br />

den damals freilich noch sehr wenigen<br />

evangelischen Christen in der<br />

Umgebung als Stätte geistlicher Erbauung<br />

dienen.<br />

33<br />

Gleichzeitig beschlossen Fanny und<br />

Karl Stollwerck, die sterblichen<br />

Überreste der 16 Jahre zuvor verstorbenen<br />

Adoptivtochter Carlita<br />

von Köln nach Hohenfried überführen<br />

und dort in einem kostbaren<br />

Marmorsarkophag beisetzen zu lassen.<br />

Für sich selbst ließen sie ebenfalls<br />

zwei mächtige Sarkophage<br />

links und rechts hinter dem Altar<br />

aufstellen, in denen sie später auch<br />

tatsächlich bestattet wurden. Noch<br />

heute kann man diese drei Sarkophage<br />

in Hohenfried besichtigen.<br />

DER BAU<br />

Sogleich wurde mit dem Bau des<br />

Mausoleums und des dazugehörigen,<br />

am Fuße des Hügels gelegenen<br />

Mesnerhauses nebst Schwimmbad<br />

für die Bewohner und zahlreichen<br />

Gäste der Villa begonnen. Das<br />

Schwimmbad nutzten später übrigens<br />

mit Begeisterung und noch<br />

lange Zeit die Kaiserswerther Diakonissen<br />

und ihre Gäste, darunter<br />

zahlreiche bayerische Pfarrer, die<br />

zur Kur im nahegelegenen Haus<br />

„Elisabethruhe” weilten.


Das Anwesen, zuvor unter dem<br />

Namen „Wotansrast” das Domizil<br />

eines Kunstmalers, hatte Fanny Therese<br />

Stollwerck eigens für diesen<br />

Zweck gekauft. Die großen Räume<br />

wurden in kleinere Zimmer unterteilt.<br />

Am 25. Mai 1931 (Pfingstmontag)<br />

fand die Einweihung statt. Von<br />

nun an, das heißt bis Ende<br />

1972, diente das Haus dem<br />

Kaiserswerther Diakoniewerk,<br />

dem Fanny Therese Stollwerck<br />

dankbar verbunden<br />

war, als Erholungseinrichtung.<br />

Eine mächtige, über<br />

dem Balkon auf die Fassade<br />

des Hauses gemalte Wotansfigur<br />

wurde übermalt und<br />

durch die ersten Verse des<br />

121. Psalms ersetzt:<br />

„Ich hebe meine Augen auf<br />

zu den Bergen, von welchen<br />

mir Hilfe kommt. Meine Hilfe<br />

kommt von dem Herrn, der<br />

Himmel und Erde gemacht hat.”<br />

Die (den Erzählungen von<br />

Zeitzeugen nach durchaus<br />

strenge) Leitung lag in den<br />

Händen vornehmer Damen.<br />

Sie sorgten für fromme Zucht<br />

und Ordnung im Hause.<br />

1973 ging die „Elisabethruhe”<br />

dann in privaten Besitz<br />

über und wird so auch heute<br />

noch bewohnt.<br />

Bereits im August 1926 konnte Pfarrer<br />

Hermann Braun dem Landeskirchenrat<br />

in München voller Begeisterung<br />

berichten:<br />

„Die Kirche soll vollständig den<br />

Bedürfnissen der evangelischen<br />

Gemeinde zur Verfügung stehen, es<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

sollen in ihr alle actus parochiales<br />

(= Amtshandlungen) vorgenommen<br />

werden. Insonderheit soll alle 14<br />

Tage im Anschluß an den Aiblinger<br />

Gottesdienst für die umwohnenden<br />

<strong>Evangelisch</strong>en evangelischer Gottesdienst<br />

abgehalten werden. Die<br />

Zahl derselben beträgt mindestens<br />

Carlita Stollwerck, aufgebahrt wie eine Prinzessin,<br />

bei ihrer Beisetzung in Köln 1911<br />

zwischen 40 und 50, im Sommer<br />

würde sich dieselbe durch Sommergäste<br />

erhöhen.<br />

Außerdem ist seit diesem Jahr in der<br />

Nähe von Feldkirchen durch die<br />

Pensionskasse der Reichsbahnarbeiter<br />

in Bayern ein Kinderheim<br />

errichtet, in welchem auch evangelische<br />

Kinder untergebracht wer-<br />

34<br />

den. Ferner wird das Stollwerck´sche<br />

Landgut nach dem Tode<br />

des Besitzers in ein Heim für Beamte<br />

und Kleinrentner umgewandelt,<br />

das satzungsgemäß 60% Protestanten<br />

offen stehen soll.<br />

Alsdann würde der gegenwärtige<br />

Notstand, daß die <strong>Evangelisch</strong>en<br />

in Feldkirchen so weit<br />

von ihrer Pfarrkirche entfernt<br />

wohnen, noch fühlbarer werden,<br />

so daß der Kirchenbau<br />

heute schon als eine Wohltat<br />

dankbarst begrüßt wird, umsomehr<br />

als der Gemeinde keinerlei<br />

Kosten weder aus Bau<br />

noch Unterhaltung erwachsen.<br />

Ermöglicht wird die Abhaltung<br />

der Gottesdienste durch<br />

den Aiblinger Pfarrer dadurch,<br />

daß derselbe jeweils<br />

im Auto von Aibling abgeholt<br />

wird. Als jährliche Remuneration<br />

sind für ihn 720 Mark<br />

ausgesetzt. Es soll dann ferner<br />

in Zukunft der Religionsunterricht<br />

für die evangelischen<br />

Kinder in der Umgebung<br />

Feldkirchen in diesem Raum<br />

abgehalten werden, der, elektrisch<br />

heizbar, auch im Winter<br />

dazu geeignet ist.”<br />

Daß das Mausoleum von den<br />

beiden Stiftern von Anfang an als<br />

”Kirche” vorgesehen war, ist an der<br />

Einrichtung unschwer zu erkennen.<br />

Der Raum hat alles, was zur Abhaltung<br />

von Gottesdiensten erforderlich<br />

ist: Kanzel und Altar, Taufstein<br />

und Orgel, Kirchenbänke, ja sogar<br />

eine richtige kleine Sakristei. Die<br />

Gemeinde freut sich natürlich darüber<br />

und macht dankbar Gebrauch


davon. Nichtsdestoweniger<br />

ist diese komplette<br />

Ausstattung aber<br />

doch recht ungewöhnlich<br />

für ein eigentlich ja<br />

rein privates Grabmal.<br />

Im Inneren des Mausoleums,<br />

vom Volksmund<br />

gelegentlich auch liebevoll„Schokoladenkirche”<br />

genannt, was<br />

durchaus nicht abwertend<br />

gemeint ist, finden<br />

übrigens 80 bis 100<br />

Personen Platz.<br />

Die Einrichtung<br />

Anders als unsere anderen beiden<br />

Kirchen, die Johanneskirche in<br />

Bruckmühl und die Emmauskirche<br />

in Feldkirchen, ist das Stollwerck-<br />

Mausoleum Hohenfried in seinem<br />

Inneren reich ausgestaltet. Insbesondere<br />

sind folgende Einrichtungsgegenstände<br />

zu nennen:<br />

• Das Altarkreuz (Herkunft unbekannt),<br />

das, wie auf einem Foto in<br />

der Sakristei zu sehen ist, auch bei<br />

Carlitas Beisetzung in Köln 1911<br />

bereits Verwendung fand,<br />

• ein weiteres Kreuz aus weißem<br />

Marmor, das heute auf Carlitas Sarkophag<br />

unter dem Osterfresko steht<br />

und als Inschrift die letzten 7 Worte<br />

Jesu am Kreuz trägt,<br />

• die wunderschönen, mit Steinen<br />

besetzten Altarleuchter und Abendmahlsgeräte<br />

aus der Werkstatt des<br />

bekannten Kölner Goldschmieds<br />

Gabriel Hermeling bzw. von dessen<br />

Schwiegersohn Joseph Kleefisch.<br />

Die Leuchter schmückten zuvor<br />

Der Innenraum mit Blick auf den Altar, im Hintergrund die drei<br />

Sarkophage und das Auferstehungsfresko von Professor Neuhaus<br />

übrigens, wie ein glücklicherweise<br />

erhaltenes Foto belegt, zusammen<br />

mit dem heutigen Altarkreuz eine<br />

eigene „Andachtsecke” in der Stollwerck’schen<br />

Wohnung,<br />

• die geschnitzte Kanzel mit den<br />

zwei Tafeln der 10 Gebote und der<br />

Taube als Symbol des Heiligen Geistes<br />

(Herkunft leider unbekannt),<br />

• der marmorne Taufstein (Herkunft<br />

leider unbekannt),<br />

35<br />

• der mit Schnitzereien<br />

verzierte Altar (Herkunft<br />

unbekannt),<br />

• ein Marmorrelief der<br />

„Beweinung Christi” an<br />

der rechten Wand vor<br />

der Kanzel (Herkunft<br />

unbekannt),<br />

• ein zweites Marmorrelief<br />

des erhöhten und<br />

segnenden Christus von<br />

Professor Lauer (?) an<br />

der Empore,<br />

• die Bronzestatue „Johannes der<br />

Täufer” aus dem Jahre 1830 von<br />

Professor Josef Engelhart, Bildhauer,<br />

Maler und Grafiker in Wien, später<br />

München und Paris: Der 1864 in<br />

Wien geborene Engelhart war 1897<br />

einer der Begründer der „Wiener<br />

Sezession” und unternahm zahlreiche<br />

Studienreisen nach Italien, Spanien,<br />

Griechenland und Ägypten.<br />

Die Statue stand zunächst in der<br />

Mitte des oberen Kiesplatzes vor<br />

dem Mausoleum und wurde kurz<br />

nach Kriegsbeginn ins Innere geschafft,<br />

um sie neugierigen Blicken<br />

zu entziehen und vor einer möglichen<br />

Einschmelzung zu Kriegszwecken<br />

zu schützen,<br />

• die beiden Fenster aus der Werkstatt<br />

des Münchener Glasmalers<br />

Gustav van Treeck (1854-1930) mit<br />

der Darstellung der Geburt und der<br />

Kreuzigung Jesu. Einige der dargestellten<br />

Personen tragen übrigens<br />

die Gesichtszüge von Mitgliedern<br />

der Familie Stollwerck. Gustav van<br />

Treeck war königlich-bayerischer<br />

Hofglasmaler. Er erhielt zahlreiche<br />

Auszeichnungen und arbeitete in


Deutschland, in der<br />

Schweiz und den<br />

Vereinigten Staaten.<br />

Die nach ihm<br />

benannte Hofglasmalereiexistiert<br />

auch heute<br />

noch in München<br />

und genießt hohes<br />

Ansehen,<br />

Das Mesner-Ehepaar Otto<br />

mit Boxer „Uli”<br />

• die herrlich geschnitzte<br />

Weihnachtskrippe von Professor<br />

Jakob Bradl, München (1864-1919):<br />

Bradl war einer der bedeutendsten<br />

Bildhauer des „süddeutschen Historismus”.<br />

Er arbeitete vorwiegend für<br />

kirchliche Auftraggeber, gelegentlich<br />

auch als Maler und Designer<br />

von Kirchenfenstern, und leitete die<br />

berühmte Schnitzschule in Oberammergau.<br />

Wie bei den Fenstern<br />

dienten auch bei der Krippe real<br />

lebende Personen aus dem Umfeld<br />

von Familie Stollwerck als Vorlage<br />

für die Figuren,<br />

• zwei Wand-Gobelins<br />

zur Linken und Rechten<br />

des Altars mit der<br />

Darstellung der Erlösten<br />

im Paradies (Herkunft<br />

unbekannt),<br />

• die Altarbibel, prachtvoll<br />

in Leder gebunden,<br />

zugleich auch die<br />

Traubibel der Familie<br />

Stollwerck mit interessanten<br />

Einträgen.<br />

Beherrscht wird der<br />

Raum aber von dem<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Auferstehungsfresko<br />

über den drei Sarkophagen<br />

an der<br />

Ostseite, geschaffen<br />

von Professor<br />

(?) Hermann Neuhaus<br />

(1863-1941)<br />

aus Wolfratshausen,<br />

einem Schüler<br />

bzw. Verehrer<br />

der berühmten Maler<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

Franz von Lenbach<br />

und Fritz von Uhde. Möglicherweise<br />

gehen auch die Baupläne<br />

zum Mausoleum selbst auf<br />

Hermann Neuhaus zurück. Es existieren<br />

heute jedoch leider keine<br />

Belege mehr dafür.<br />

Anders als das gleichfalls von Neuhaus<br />

stammende Bergpredigtfresko<br />

in der Wolfratshausener Kirche von<br />

1809, das die heimischen Berge<br />

und Menschen in bayerischer Tracht<br />

zeigt, versetzt das Osterfresko von<br />

Hohenfried den Betrachter übrigens<br />

ins Hl. Land und zeigt den Auferstandenen<br />

vor dem Hintergrund Jerusalems<br />

als „hochgebauter Stadt”.<br />

Das Weihnachtsfenster im Stollwerck-Mausoleum<br />

36<br />

EINWEIHUNG<br />

Am 27. September 1927, dem Todestag<br />

der 16 Jahre zuvor verstorbenen<br />

Carlita, wurde das im neuklassizistischen<br />

Stil errichtete Mausoleum<br />

eingeweiht und diente seither<br />

den evangelischen Christen in Feldkirchen<br />

und Umgebung als Kirche.<br />

Drei Tage vorher, also am 24. September<br />

1927, waren die sterblichen<br />

Überreste Carlitas im Rahmen einer<br />

eigenen, von Pfr. Hermann Braun,<br />

Bad Aibling, geleiteten Trauerfeier<br />

erneut und diesmal endgültig im<br />

Mausoleum beigesetzt worden.<br />

Für die Pflege des Gebäudes und<br />

der Außenanlagen wurde ein Mesnerehepaar<br />

- Gustav und Maria<br />

Otto - angestellt. Familie Otto mit<br />

Tochter Margarete bzw. Grete<br />

erhielt ihre Wohnung in dem eigens<br />

für diesen Zweck errichteten und<br />

noch heute für denselben Zweck<br />

genutzten Häuschen am Fuße des<br />

Hügels und lebte dort 37 Jahre lang<br />

bis zum Tod von Maria Otto 1963<br />

und dem Auszug des Mannes 1964.<br />

Die Eheleute Otto,<br />

waren 1924 ungeachtet<br />

Gustav Ottos schwerer<br />

Verwundung im 1.<br />

Weltkrieg wie viele<br />

andere von der polnischen<br />

Regierung aus<br />

ihrer bisherigen Heimat,<br />

dem „Warthegau”<br />

ausgewiesen worden.<br />

Als Flüchtlinge hatten<br />

sie eine vorübergehende<br />

Bleibe in Krügling<br />

bei Laus gefunden.


Von den Einheimischen dort wurden<br />

sie als Protestanten zunächst<br />

einmal wie „Exoten” bestaunt und<br />

durchaus mißtrauisch beäugt, bis<br />

man sich allmählich davon überzeugt<br />

hatte, daß die <strong>Evangelisch</strong>en<br />

ja gar keine „Hörndl” trugen, wie<br />

manche zuvor wohl gemeint hatten.<br />

Arbeit fand „Vater Otto” trotz seiner<br />

körperlichen Behinderung schon<br />

bald in den Wäldern um Hohenfried,<br />

bevor das Ehepaar Stollwerck<br />

ihm schließlich die Mesnerstelle im<br />

neugebauten Mausoleum übertrug -<br />

einschließlich einer Livree, die er in<br />

Ausübung seines Dienstes am Mausoleum<br />

zu tragen hatte.<br />

In den 30er Jahren zog Familie Otto<br />

auf Wunsch von Fanny Stollwerck<br />

wiederholt für die kalte Jahreszeit<br />

vom Mesnerhaus hinauf ins Gärtnerhaus<br />

neben der Villa, um sich<br />

zusammen mit dem Hausmeister Karl<br />

Specht um das Anwesen zu kümmern.<br />

Stollwercks selbst hielten sich<br />

im Winter meist in „südlichen Gefilden”,<br />

vor allem in San Remo auf.<br />

Die Gottesdienste im Mausoleum<br />

fanden zunächst zweimal im<br />

Monat, jeweils am frühen Nachmittag<br />

um 14 Uhr statt, seit den 50er<br />

Jahren auch wöchentlich, nicht<br />

zuletzt der „Maiden” vom Missionsdienst<br />

für Christus in Altenburg<br />

wegen, die so zahlreich erschienen,<br />

daß zusätzliche Stühle aufgestellt<br />

werden mußten.<br />

Fanny Therese Stollwerck achtete<br />

peinlichst auf Sauberkeit und<br />

Pünktlichkeit - etwa beim allabendlichen<br />

Glockenläuten um 18 Uhr -<br />

und erschien gelegentlich auch<br />

unangemeldet zur Inspektion, um<br />

im Mesnerhaus und in der Kapelle<br />

nach dem Rechten zu sehen. So<br />

mußten auf ihre Weisung hin auch<br />

die Kirchenbänke, die Wandverkleidung<br />

und die Marmorflächen zweimal<br />

im Jahr mit einer Art Nußöl eingelassen<br />

werden, damit alles in frischem<br />

Glanz erstrahlte, eine „Mordsarbeit”<br />

für die Mesnersleute, wie<br />

man sich denken kann.<br />

Die Orgel spielten zunächst ein der<br />

Familie Stollwerck persönlich ver-<br />

”Mesner-Otto, der würd`ge Herr”<br />

– Karikatur von Pauline Peetz<br />

37<br />

Pauline Peetz, vielleicht eine der dienstältesten Organistinnen der Welt<br />

bundener Bankbeamter aus München<br />

namens Rose (Vorname unbekannt),<br />

und nach dessen frühem Tod<br />

1931 zwei Kirchenmusiker, die<br />

jeweils mit Pfarrer Braun aus Bad<br />

Aibling angereist kamen: Auguste<br />

Treitinger und Michael Kuntz.<br />

Seit 1937 saß dann Pauline Peetz,<br />

die Tochter des Ehepaars Peetz in<br />

Feldkirchen auf der Orgelbank und<br />

versah diesen Dienst mit hingebungsvoller<br />

Liebe und Treue. 2002<br />

darf sie (und die ganze Gemeinde<br />

mit ihr) ihr 65jähriges Dienstjubiläum<br />

feiern, ein sicherlich nicht<br />

alltägliches Ereignis.<br />

DIE STIFTUNG<br />

Generalkonsul Karl Stollwerck starb<br />

am 3. Oktober 1932. Drei Tage später<br />

wurde er im Mausoleum in<br />

einem der bereits 1927 aufgestellten<br />

Marmor-Sarkophage beigesetzt.<br />

Die Trauerfeier hielten in schöner<br />

– und damals sicher noch nicht<br />

ganz so selbstverständlicher – ökumenischer<br />

Eintracht Pfarrer Hermann<br />

Braun aus Bad Aibling, und<br />

der Alt-Katholische Dekan von<br />

München, Pfarrer Rachel, denn


eigentlich gehörte Generalkonsul<br />

Karl Stollwerck ja der Alt-Katholischen<br />

Kirche an.<br />

Die Alt-Katholische Kirche war in den<br />

Jahrzehnten nach 1870 aus einer Protestbewegung<br />

gegen das auf dem 1. Vatikanischen<br />

Konzil verkündete Dogma<br />

von der päpstlichen Unfehlbarkeit in<br />

Lehrentscheidungen „ex cathedra” in<br />

mehreren europäischen Ländern<br />

(Deutschland, Österreich, Schweiz,<br />

Niederlande) und Nordamerika entstanden.<br />

Der bedeutendste Vertreter in<br />

Deutschland war der berühmte Münchener<br />

Kirchenhistoriker Johann Joseph<br />

Ignaz von Döllinger (1799-1890). Im<br />

Jahr 1889 schlossen sich die selbständig<br />

gewordenen katholischen Kirchen zur<br />

„Utrechter Union” zusammen. Heute<br />

zählt diese rund 500.000 Gläubige in 17<br />

Diözesen (= Bistümern), davon rund<br />

25.000 in Deutschland.<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Luftaufnahme der Villa Hohenfried um 1960 (?): links das später baufällig abgerissene Gärtnerhaus,<br />

oben der an eine Burg erinnernde Wasserturm mit Rotkreuzfahne<br />

Ein Jahr vor Karl Stollwercks Tod<br />

war der gesamte Besitz Hohenfried<br />

noch auf den Namen seiner Frau<br />

eingetragen worden. Tatsächlich<br />

lebte Fanny Stollwerck in der Villa<br />

bis zu ihrem Tod am 15. Januar<br />

1943. Danach fand auch sie ihre<br />

letzte Ruhestätte im Mausoleum.<br />

Einen Großteil der Landwirtschaft<br />

hatte sie in den 30er Jahren an den<br />

berühmten Musiker Barnabas von<br />

Geczy verkauft, der in Oberreit<br />

(unterhalb von Aschbach) ebenfalls<br />

einen Hof betrieb. Den verbleibenden<br />

Rest – einschließlich der „Elisabethruhe”<br />

und des Mausoleums<br />

samt Mesnerhaus – vermachte sie<br />

einer eigens gegründeten „Fanny-<br />

Carlita-Stiftung”, deren Verwaltung<br />

ein Münchener Rechtsanwalt, Geheimrat<br />

Dr. Karl Eisenberger, später<br />

dessen Sohn, Rechtsanwalt Max<br />

Eisenberger, übernahm. Sie besteht<br />

bis heute (seit 1968 vom bayerischen<br />

Kultusministerium betreut)<br />

und achtet auf die Erhaltung der<br />

Gebäude. In einem Vertrag zwischen<br />

der Stiftung, vertreten durch<br />

den damaligen Vorsitzenden des<br />

Kuratoriums, Ministerialrat Dr. Erich<br />

38<br />

Stümmer, und dem <strong>Evangelisch</strong>-<br />

<strong>Lutherische</strong>n Pfarramt Bruckmühl,<br />

vertreten durch Pfarrer Willi Wendler,<br />

wurde 1971/72 die weitere<br />

kirchliche Nutzung des Mausoleums<br />

geregelt.<br />

Wesentlicher Bestandteil der Stiftung<br />

war übrigens von Anfang an<br />

auch eine nicht unerhebliche finanzielle<br />

Unterstützung von Studenten<br />

der Akademie der bildenden Künste<br />

und der Hochschule für Musik und<br />

Theater (damals noch „Akademie<br />

für Tonkunst”) in München. Aus diesem<br />

Grunde sind weiter hinten in<br />

dieser Festschrift auf mehreren Seiten<br />

auch Werke einstiger Stipendiaten<br />

der Stiftung abgebildet.<br />

Die Bilder der Familie Stollwerck<br />

aber sind bis auf den heutigen Tag<br />

in der Sakristei zu sehen. Über die<br />

Intention der Stifter gibt eine Tafel<br />

links vom Eingang Auskunft. Die<br />

Inschrift darauf lautet:<br />

Erbaut 1927 zu Gottes<br />

und unseres Heilandes Ehre<br />

in ewiger Dankbarkeit.<br />

Karl und Fanny Therese<br />

Stollwerck<br />

BEWEGTE ZEITEN<br />

Nach dem Tode von Fanny Stollwerck<br />

im Januar 1943 nahm der<br />

nationalsozialistische Staat den einstigen<br />

Giglbergerhof in seinen Besitz<br />

und stellte ihn einem gewissen<br />

Albert Ganzenmüller zur Verfügung.<br />

Dieser Albert Ganzenmüller<br />

(1905-1987) war nicht irgendein kleiner<br />

Parteigenosse, sondern Staatssekretär<br />

im Reichsverkehrsministerium<br />

und stellvertretender Generaldi


ektor der Deutschen Reichsbahn.<br />

In dieser Position war er der maßgebliche<br />

Organisator der Bahntransporte<br />

von Juden aus ganz Europa<br />

in die Vernichtungslager im<br />

Osten, ein klassischer „Schreibtischtäter”<br />

des Holocaust und einer<br />

der bedeutendsten dazu.<br />

Zwei Jahre lang wohnte Staatssekretär<br />

Albert Ganzenmüller in der<br />

Villa Hohenfried. Gegen Kriegsende<br />

floh er wie so viele NS-Größen<br />

nach Argentinien und kehrte 1955<br />

unbehelligt nach Deutschland<br />

zurück. Erst 1973 , im Zusammenhang<br />

mit den Treblinka-Prozessen,<br />

wurde er endlich vor Gericht<br />

gestellt, konnte oder wollte sich<br />

jedoch an nichts mehr erinnern.<br />

Nach vier Jahren wurde das Verfahren<br />

gegen ihn wegen „Verhandlungsunfähigkeit”<br />

und Mangel an<br />

Beweisen für persönliche Schuld<br />

am Massenmord eingestellt. Er starb<br />

1987 als freier Mann.<br />

Im rückwärtigen Teil der Villa waren<br />

in den letzten beiden Kriegsjahren<br />

übrigens ausgebombte Kinder und<br />

Jugendliche aus dem Ruhrgebiet<br />

untergebracht. Ob bei der Beschlag-<br />

Die einstige ”Wotansrast” auf einer Postkarte aus den 60er Jahren<br />

als Erholungsheim der Kaiserswerther Diakonie<br />

nahme der Villa im Jahre 1943 der<br />

Hausmeister Karl Specht eine Rolle<br />

spielte, der glühender Nationalsozialist<br />

und Funktionär der örtlichen<br />

NSDAP gewesen sein soll, läßt sich<br />

heute leider nicht mehr feststellen.<br />

Auf jeden Fall wurde Karl Specht<br />

Zeitzeugen zufolge nach dem Einmarsch<br />

der US-Truppen am 1. Mai<br />

1945 sofort verhaftet und in das<br />

ehemalige NS-Konzentrationslager<br />

Dachau gebracht. Was aus ihm<br />

wurde, wissen wir nicht.<br />

39<br />

Kurz vor Kriegsende biwakierten<br />

auch noch auf dem Rückzug von<br />

der „Südfront” befindliche deutsche<br />

Truppen, darunter zahlreiche Offiziere,<br />

in den Wäldern rings um<br />

Hohenfried, und im Mesnerhaus<br />

wohnte für 14 Tage sogar ein leibhaftiger<br />

General.<br />

Aber auch sonst waren die Kriegsund<br />

Nachkriegsjahre eine Zeit der<br />

Prüfung für die evangelische Gemeinde<br />

und ihren Aiblinger Pfarrer.<br />

Nicht nur forderte der „Kirchenkampf”<br />

zur Auseinandersetzung mit<br />

den nationalsozialistisch geprägten<br />

„Deutschen Christen” heraus, nicht<br />

nur verschlechterten sich auch – bis<br />

zum endgültigen Zusammenbruch<br />

– die Verkehrsverbindungen infolge<br />

der immer häufiger werdenden<br />

Luftangriffe (die nicht zuletzt der<br />

Bahnstrecke München-Rosenheim<br />

US-Offiziere Ende der 40er Jahre im ”NOC-Club”<br />

Hohenfried, der einstigen Stollwerck-Villa


und dem großen Fliegerhorst in<br />

Mietraching galten), sondern es trafen<br />

nach Kriegsende auch Tausende<br />

und Abertausende von Flüchtlingen<br />

und Vertriebenen, entlassenen Kriegsgefangenen,<br />

Heimatlosen und Verirrten<br />

ein, die alle irgendwie untergebracht,<br />

verpflegt und nicht zuletzt<br />

seelsorgerlich betreut werden mußten,<br />

eine schier übermenschliche<br />

Herausforderung, vor die sich Pfarrer<br />

Braun gestellt sah und die er<br />

trotz widrigster Bedingungen mit<br />

äußerstem Einsatz und aufopferungsvoll<br />

meisterte (vgl. die ebenfalls<br />

in dieser Festschrift abgedruckten<br />

Tagebuchnotizen).<br />

Nach ihrem Eintreffen am 1. Mai<br />

1945 beschlagnahmten die Amerikaner<br />

die Villa (aber nicht die<br />

Kapelle und das Mesnerhaus!) auf<br />

der Stelle. Sie diente in den nächsten<br />

Jahren bis 1952 zwei in Neubiberg<br />

stationierten Einheiten der US-<br />

Luftwaffe als Offizierskasino:<br />

• 357th Fighter Wing (1945-48),<br />

vor dem Einsatz in Neubiberg in<br />

Leiston, Südengland stationiert<br />

• 86th Fighter Wing (1948-52),<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

während der Berlin-Krise eigens<br />

zum Schutz der Berliner Luftbrücke<br />

aufgestellt.<br />

Sogar einen Skilift (!) installierten<br />

die Amerikaner, angetrieben von<br />

einem Jeep-Motor, und trieben Wintersport<br />

auf dem Abhang vor der<br />

Villa bis hinunter ins Tal, sofern die<br />

Schneeverhältnisse es erlaubten.<br />

1952 übernahm das Berliner Rote<br />

Kreuz „Hohenfried Nr. 1” von den<br />

Amerikanern und richtete darin ein<br />

Erholungsheim ein, anfangs nur für<br />

Kinder, später aber auch und<br />

zunehmend für Erwachsene. Auf<br />

einem Foto aus dieser Zeit weht<br />

über dem „Wasserturm” gegenüber<br />

der Villa die weiße Flagge mit dem<br />

Roten Kreuz.<br />

Gegen Ende der 60er Jahre befand<br />

sich das Gebäude in sehr schlechtem<br />

Zustand. Das Rote Kreuz Berlin<br />

sah keine Möglichkeit, die dringend<br />

nötige Instandsetzung durchzuführen<br />

und gab Hohenfried an die<br />

Fanny-Carlita-Stiftung zurück, die<br />

die Villa umgehend zum Kauf<br />

anbot. Am Ende erwarb der Feldkirchener<br />

Strickwarenfabrikant Robert<br />

40<br />

Hübner das Anwesen 1970 und ließ<br />

es unter großem Aufwand wieder<br />

herrichten und mehrere<br />

Wohnungen<br />

einbauen. Diesem<br />

Zweck<br />

dient das Anwesen<br />

bis<br />

auf den heutigen<br />

Tag.<br />

Im März 1946 konnte das Mesner-Ehe-<br />

paar Otto in Hohenfried das Fest<br />

der ”Silbernen Hochzeit” feiern<br />

25-jähriges<br />

Jubiläum<br />

1952 konnte das 25jährige und<br />

1977 das 50jährige Jubiläum des<br />

Mausoleums gefeiert werden.<br />

Schon die Teilnahme am 25jährigen<br />

Kirchweihjubiläum war so überwältigend,<br />

daß nicht nur im Kirchenraum<br />

selbst, sondern auch auf dem<br />

Platz davor drangvolle Enge herrschte.<br />

Als Ehrengäste hatten sich eingefunden:<br />

Dekan von Ammon aus<br />

Rosenheim, der Kurator der Fanny-<br />

Carlita-Stiftung, Rechtsanwalt Dr.<br />

Eisenberger aus München, Pfarrer<br />

Dimmling aus Großkarolinenfeld<br />

und viele andere.<br />

Bewegender und glanzvoller Höhepunkt<br />

war der Festgottesdienst mit<br />

Bei strömenden Regen wurde der Festgottesdienst<br />

zur 50-Jahrfeier zelebriert


der ergreifenden Festpredigt des<br />

damaligen Kreisdekans für München<br />

und Oberbayern, Oberkirchenrat<br />

Arnold Schabert, der übrigens<br />

einige Jahre später auch die<br />

Johanneskirche einweihen und Pfarrer<br />

Willi Wendler ordinieren sollte. Er<br />

sprach über Johannes 4,19-24, die<br />

Begegnung Jesu mit der samaritanischen<br />

Frau am Jakobsbrunnen. Hier<br />

ein kurzer Auszug aus der Predigt,<br />

”Mausoleumskircherl”: frühere Postkarte, genaues<br />

Datum unbekannt<br />

die weiter hinten im vollen Wortlaut<br />

abgedruckt ist:<br />

„Heute, am 10. Sonntag nach Trinitatis,<br />

gedenkt die Gemeinde allenthalben<br />

der Zerstörung Jerusalems.<br />

Sollte man das unserem Geschlecht<br />

noch besonders in Erinnerung rufen<br />

müssen, daß auch unsere Kirchen<br />

Kirchen in der Zeit sind und ihre<br />

Zeit haben, uns, die wir Dome<br />

haben in Schutt und Asche sinken<br />

sehen, die wir mit der Heimat auch<br />

die Kirchen unserer Väter haben<br />

verlassen müssen, die wir Zeugen<br />

geworden sind, daß menschliche<br />

Macht und Willkür aus Kirchen<br />

Museen zu machen und sie noch<br />

profaneren Zwecken zuzuführen<br />

vermag. Aber es ist gut, daß wir uns<br />

daran erinnern. Wenn die Not<br />

kommt und der Tod, wenn die<br />

Macht dieser gottlosen Welt über<br />

uns hereinbricht, dann können uns<br />

auch unsere Kirchen nicht bergen.<br />

Auch unsere Kirchen<br />

vergehen. Aber eins<br />

bleibt: der Gottesdienst<br />

der anbetenden<br />

Gemeinde.”<br />

Die positive Ausstrahlung<br />

und Wahrnehmung<br />

des Jubiläums in<br />

der Öffentlichkeit war<br />

bemerkenswert und<br />

tat natürlich auch dem<br />

Ansehen der evangelischenKirchengemeinde<br />

überaus gut. Eine<br />

Nachfeier im Gasthof<br />

Mareis in Feldkirchen<br />

schloß sich an.<br />

Im Rahmen dieser Feier wurde auch<br />

das Mesnerehepaar Otto für 25<br />

Jahre treuen Dienst an der Kapelle<br />

öffentlich geehrt und bedankt. Die<br />

besondere Verbundenheit der<br />

Gemeinde mit ihrem ”Mesner von<br />

Gottes Gnaden” bekunden die<br />

nachstehenden, ihm seinerzeit liebevoll<br />

gewidmeten Verse:<br />

Ein Kirchlein liegt im Grünen,<br />

vor aller Welt versteckt,<br />

drei Schläfer ruhen drinnen,<br />

bis Christus sie erweckt.<br />

Mesnerhaus Hohenfried im Herbst 2001<br />

41<br />

Es grüßt des Waldes Rauschen,<br />

der Vögel Lied herein,<br />

und die Gemeinde feiert<br />

im Auferstehungsschein.<br />

Das Heiligtum zu hüten,<br />

ein Mesner ward bestellt,<br />

der hütet, pflegt und ziert es,<br />

als wär es seine Welt.<br />

Und die das Kirchlein bauten,<br />

sie schlummern längst schon drin,<br />

der Mesner pflegt es weiter,<br />

hat andres nicht im Sinn.<br />

Es gibt ein Wort von Treue,<br />

das unser Herr einst sprach,<br />

die Treue will er lohnen<br />

an jenem Freudentag.<br />

Johanneskirche<br />

Flucht und Vertreibung aus den<br />

deutschen Ostgebieten nach dem<br />

Ende des 2. Weltkriegs 1945 führten<br />

zahlreiche Menschen nach Bayern.<br />

Nicht zuletzt die evangelischen Gemeinden<br />

„profitierten“ ganz erheblich<br />

davon, denn viele der Neuankömmlinge<br />

waren ja evangelisch.<br />

Andererseits stellte ihre Integration<br />

und seelsorgerliche Betreuung aber


auch eine gewaltige Herausforderung<br />

dar. Schon bald wurde an<br />

zahlreichen Orten der Bau neuer<br />

Kirchen erforderlich.<br />

Am 10. Oktober 1954, einem trüben<br />

Herbsttag, konnte nach mehrjähriger<br />

Vorbereitung auch die<br />

Johanneskirche in Bruckmühl eingeweiht<br />

werden. Nicht nur für die<br />

evangelische Gemeinde war dies<br />

ein großes Ereignis, wie die rege<br />

Beteiligung der einheimischen und<br />

ja doch überwiegend römischkatholischen<br />

Bevölkerung am festlichen<br />

Kirchenzug vom bisherigen<br />

„Betsaal“ in der Bruckmühler Schule<br />

hinüber zur neuen Kirche auf der<br />

„Rösnerwiese“ erkennen ließ.<br />

Architekt der Johanneskirche war<br />

übrigens derselbe Professor Johannes<br />

Ludwig aus München, nach<br />

dessen Entwurf fast drei Jahrzehnte<br />

später auch die Emmauskirche in<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Feldkirchen-Westerham gebaut werden<br />

sollte. Auch wenn man es auf<br />

den ersten Blick kaum für möglich<br />

halten möchte, so lassen sich bei<br />

näherem Hinsehen doch einige Parallelen<br />

entdecken.<br />

1962, acht Jahre später, wurde<br />

Bruckmühl, bis dahin ja noch „Filiale“<br />

(„Tochterkirchengemeinde“)<br />

der „Muttergemeinde“ Bad Aibling,<br />

endlich auch selbständige<br />

„Pfarrei“. Zu diesem Zeitpunkt<br />

lebten bereits rund 1.000 <strong>Evangelisch</strong>e<br />

im Gemeindegebiet. Im<br />

gleichen Jahr kamen dann auch<br />

noch die Glocken – wofür<br />

eigens der Kirchturm aufgestockt<br />

werden mußte – sowie<br />

Pfarr- und Gemeindehaus zur<br />

Kirche hinzu. 1971 schließlich<br />

löste die Orgel zur großen Freude<br />

der Gemeinde und der<br />

langjährigen Organistin Erna<br />

Schlegel (!) das altgediente Harmonium<br />

ab.<br />

Die Johanneskirche in Bruckmühl nach<br />

ihrer Renovierung im Jahr 1999<br />

42<br />

Grundsteinlegung der Johanneskirche 1953<br />

Der erste evangelische Pfarrer in<br />

Bruckmühl, Willi Wendler, hatte<br />

sein Amt 1958, damals noch als „exponierter<br />

Vikar“, angetreten. Er betreute<br />

die Gemeinde trotz zeitweise<br />

schwerer Krankheit liebevoll und<br />

gewissenhaft 26 Jahre lang bis zu seinem<br />

Eintritt in den Ruhestand 1984.<br />

Emmauskirche<br />

Spätestens beim 50jährigen Jubiläum<br />

1977 (siehe den weiter hinten<br />

abgedruckten ausführlichen Bericht<br />

aus dem damaligen „Mangfallboten“)<br />

wurde klar: Das Mausoleum,<br />

so schön es auch war und so vielen<br />

Menschen es auch ans Herz gewachsen<br />

war, genügte einfach nicht<br />

mehr. Die Gemeinde war mit den<br />

Jahren enorm gewachsen.<br />

Wo, folgt man Pfarrer Brauns Angaben<br />

von 1926, ein halbes Jahrhundert<br />

zuvor gerade einmal „zwischen<br />

40 und 50“ evangelische Christen<br />

gelebt hatten, da zählte man jetzt<br />

zusammen mit Bruckmühl schon<br />

fast 3.000 Gemeindeglieder (heute<br />

bereits über 4.500!).


Die Emmauskirche in Feldkirchen im Jahr 1994<br />

Vor allem an Feiertagen konnte<br />

Hohenfried die Gottesdienstbesucher<br />

kaum noch fassen. Aber auch<br />

die Jugend- und Gemeindearbeit,<br />

die sich seit Jahren überaus erfreulich<br />

entwickelt hatte, benötigte<br />

dringend neue Räumlichkeiten im<br />

Westen des Gemeindegebietes.<br />

Bereits Anfang der 70er Jahre hatte<br />

der Kirchenvorstand erste Überlegungen<br />

zum Bau eines Gemeindezentrums<br />

in Feldkirchen-Westerham<br />

angestellt. Die langwierige<br />

Suche nach einem geeigneten<br />

Grundstück verzögerte das Projekt<br />

immer wieder. Mehrere Anläufe<br />

verliefen ergebnislos, bis sich<br />

schließlich doch ein Grundstück<br />

fand. Im Herbst 1982 konnte innerhalb<br />

des gerade erst erschlossenen<br />

Siedlungsgebietes am Ölberg mit<br />

dem Bau begonnen werden.<br />

Die Planung des neuen Zentrums<br />

wurde zu einem „Gemeindeaufbauprojekt“<br />

ganz eigener Art. Archi-<br />

tekt, Kirchenvorstand, Bauausschuß<br />

und Gemeindebasis ergänzten sich<br />

gegenseitig in hervorragender Weise.<br />

Auch während der Bauzeit<br />

wurde das Konzept immer noch<br />

weiter entwickelt, bis aus dem<br />

ursprünglich einmal angedachten,<br />

schlichten „Mehrzweckraum“ ein<br />

multifunktionales und modernen<br />

Erfordernissen angepaßtes Kirchenzentrum<br />

mit zahlreichen Räumlichkeiten<br />

und nicht zuletzt dem wunderschönen<br />

Innenhof mit dem<br />

Brunnen entstand.<br />

Am 1. Advent<br />

1983 konnte nach<br />

einjähriger Bauzeit<br />

die Emmauskirche<br />

endlich<br />

eingeweiht werden.<br />

Sie wurde<br />

schon bald zum<br />

Mittelpunkt eines<br />

reichen evangelischenGemeindelebens,<br />

aber auch<br />

Festgottesdienst zum 50. Kirchweihjubiläum 1977, in der ersten Reihe<br />

Pfarrer Willi Wendler und Dekan Eugen Goschenhofer<br />

43<br />

vielfältiger ökumenischer Aktivitäten,<br />

die sich bis in die Gegenwart<br />

segensreich fortsetzen.<br />

Das Stollwerck-Mausoleum geriet<br />

damit freilich – entgegen manchen<br />

Erwartungen und auch Befürchtungen<br />

– nicht in Vergessenheit. Einmal<br />

im Monat und immer wieder<br />

auch zu größeren Feiertagen kommt<br />

die Gemeinde auch heute noch in<br />

der Kapelle auf dem Hügel zusammen,<br />

um dort Gottesdienst zu feiern.<br />

Hinzu kommen gelegentliche<br />

Taufen oder Trauungen.<br />

1972 und 1981 erfolgte eine Überholung<br />

und Reparatur der Orgel<br />

durch die Firma Bauer, Unterasbach.<br />

Auch das Mesnerhaus war im<br />

Lauf der Zeit bereits mehrfach renoviert<br />

und ergänzt worden. So ist<br />

auch für das Jubiläumsjahr 2002<br />

wieder eine umfangreiche Instandsetzung<br />

geplant.<br />

Eine im Jahr 1986/87 im Auftrag der<br />

Fanny-Carlita-Stiftung und in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Bayerischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege<br />

durchgeführte Renovierung des


Mausoleums verbesserte die bis<br />

dahin regelmäßig zu Klagen Anlaß<br />

gebende Heizsituation, so daß nach<br />

jahrzehntelangen Schwierigkeiten<br />

jetzt endlich auch die Gottesdienste<br />

im Winter bei erträglichen Temperaturen<br />

stattfinden konnten. Daneben<br />

wurden in der gleichen Zeit eine<br />

Reihe kleinerer Bauschäden beseitigt,<br />

die Orgel erneut generalüberholt,<br />

die Beleuchtung verbessert<br />

und in der Ausmalung des Innenraumes<br />

der ursprüngliche und überraschend<br />

farbenfrohe Zustand wieder<br />

hergestellt. Bereits 1985 war<br />

das Mausoleum vom Landesamt für<br />

Denkmalpflege nachträglich in die<br />

Denkmalliste eingetragen worden.<br />

Im Sommer 1984 ging der<br />

langjährige Pfarrer der Kirchengemeinde,<br />

Willi Wendler, in den<br />

Ruhestand. Nachfolger wurde Harald<br />

Höschler, der von November<br />

1984 an die Gemeinde zusammen<br />

mit den Diakonen Wolfgang Heinz<br />

und (seit 1988) Werner Nugel<br />

betreute. Seit Sommer 1992 wurde<br />

er dabei von Susanne Kießling-<br />

Gedächtnisecke in der Sakristei<br />

des Mausoleums<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>Hohenfrieds</strong><br />

Prinz als Pfarrerin z.A. (= zur<br />

Anstellung) im Sonderdienst mit<br />

50%igem Dienstauftrag unterstützt.<br />

Im Herbst 1995 verlieh der Landeskirchenrat<br />

der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n<br />

Kirche in Bayern Pfarrerin<br />

Kießling-Prinz die zuvor neu geschaffene<br />

2. Pfarrstelle Bruckmühl<br />

mit Sitz in Feldkirchen-Westerham<br />

endgültig. Seit März 2001 ist Friedrich<br />

Wiesinger als Diakon in der<br />

Kirchengemeinde tätig.<br />

Ausblick<br />

Die Gottesdienste in Hohenfried<br />

sind vielleicht nicht immer so gut<br />

besucht wie die in der ein halbes<br />

Jahrhundert jüngeren und ganz<br />

anders konzipierten Emmauskirche<br />

und können es ja schon aus Platzgründen<br />

auch gar nicht sein. Sie<br />

sind aber doch noch immer ein ausgesprochenes<br />

Erlebnis.<br />

Die herrlichen Abendmahlsgeräte<br />

und siebenarmigen Leuchter, die<br />

bunten Fenster, das große Osterfresko<br />

über den drei Sarkophagen<br />

44<br />

Villa Hohenfried um 1990<br />

der Familie Stollwerck und die übrige<br />

Ausstattung des Raumes, zusammen<br />

mit dessen überschaubarer<br />

Größe und der – nicht zuletzt von<br />

Brautpaaren immer wieder geschätzten<br />

– „romantischen Lage” im<br />

Wald, schaffen eine ganz eigene<br />

und einfach unverwechselbare Atmosphäre,<br />

die von vielen in der Gemeinde<br />

nach wie vor geschätzt wird.<br />

1998 errang die damalige Klasse 2e<br />

der Grundschule Feldkirchen unter<br />

Leitung ihrer Klasslehrerin, Frau<br />

Konrektorin Angela Weintz, mit<br />

einer Projektarbeit über das Stollwerck-Mausoleum<br />

sogar den ersten<br />

Preis im Rahmen eines heimatkundlichen<br />

Wettbewerbs des Landkreises<br />

Rosenheim (und obendrein<br />

1.000 Mark für die „Klassenkasse”).<br />

So hat sich im Lauf der Zeit beinahe<br />

so etwas wie ein fester Freundeskreis<br />

für Hohenfried gebildet, der<br />

übrigens auch durchaus nicht nur<br />

aus älteren Menschen besteht und<br />

hier noch immer, neben der<br />

Emmauskirche natürlich, seine<br />

geistliche Heimat sieht.


In diesem Herbst (September 2002)<br />

kann die Kirchengemeinde Bruckmühl<br />

mit Feldkirchen-Westerham<br />

das 75jährige Jubiläum des Mausoleums<br />

– und zugleich das 65jährige<br />

Dienstjubiläum der Organistin Pauline<br />

Peetz – feiern. Das gibt Anlaß<br />

zu großer Dankbarkeit.<br />

Ein Dreivierteljahrhundert lang<br />

haben Menschen an dieser Stelle<br />

die frohe Botschaft von Gottes rettender<br />

und versöhnender Liebe<br />

gehört und Kraft und Ermutigung für<br />

ihr Leben im Alltag mit all seinen<br />

Höhen und Tiefen geschöpft.<br />

Kinder und Erwachsene wurden<br />

hier getauft und Jugendliche konfirmiert.<br />

Liebende stellten sich und<br />

ihre Beziehung hier unter Gottes<br />

Segen, und Trauernde suchten und<br />

fanden hier Trost. Hohenfried wurde<br />

zu einer Quelle des Heils und<br />

der Freude für viele, wie es sich<br />

wohl selbst die beiden Stifter des<br />

Mausoleums nicht schöner hätten<br />

wünschen und vorstellen können.<br />

Und so möge es auch noch lange<br />

bleiben – ad maiorem gloriam dei –<br />

zur immer größeren Ehre Gottes!<br />

45<br />

September 1994: Bruckmühler und<br />

Feldkirchener Konfirmanden besuchen<br />

wie alle Jahre beim 1. Konfirmandenwochenende<br />

im Emmaus-Kirchenzentrum<br />

Feldkirchen auch das Stollwerck-Mausoleum<br />

Hohenfried


Zeittafel<br />

1483 Martin Luther in Eisleben geboren.<br />

1508 Herzog Wilhelm IV von Bayern<br />

1511 Martin Luther durchquert auf seiner Romreise<br />

Bayern und wohnt in Augsburg.<br />

1517 Martin Luther veröffentlicht die berühmten<br />

95 Thesen gegen den Ablaß.<br />

1518 Papst Leo X eröffnet Ketzerprozeß, Luther<br />

kommt zum Verhör durch Kardinal Cajetan<br />

nach Augsburg.<br />

1519 „Leipziger Disputation“: offener Bruch zwischen<br />

Luther und Rom. Erste Schrift Luthers<br />

wird veröffentlicht.<br />

1520 Berühmte reformatorische Schriften Luthers<br />

werden veröffentlicht.<br />

1521 Wormser Edikt: Luther und seine Anhänger<br />

geächtet. Luther übersetzt Neues Testament<br />

auf der Wartburg.<br />

1522 Aufstand der Reichsritter unter Franz von<br />

Sickingen. Bayern: erstes Religionsmandat<br />

gegen die neue Lehre. In Nördlingen erste<br />

deutsche (evangelische) Meßordnung. Beginn<br />

der Reformation in Wertheim.<br />

1523 Reformation in Basel (Zwingli).<br />

1524 Zweites bayerisches Religionsmandat, Reformation<br />

in schwäbischen Reichsstädten.<br />

1525 Bauernkrieg blutig niedergeschlagen. Martin<br />

Luther heiratet Katharina von Bora. Reformation<br />

in Nürnberg und Windsheim.<br />

1527 ”Sacco di Roma“: Kaiserliche Truppen<br />

erobern und plündern Rom.<br />

1528 Reformation in der Markgrafenschaft<br />

Ansbach–Kulmbach.<br />

1529 Marburger Religionsgespräche zwischen<br />

<strong>Lutherische</strong>n und Reformierten scheitern.<br />

<strong>Evangelisch</strong>e verlassen Reichstag zu Speyer<br />

unter Protest („Protestanten“).<br />

1530 Reichstag zu Augsburg: evangelische Partei<br />

legt „Augsburger Konfession“ vor. <strong>Evangelisch</strong>e<br />

Lehre breitet sich weiter aus.<br />

1531 Reformation in Ulm und Württemberg. <strong>Evangelisch</strong>e<br />

Reichsstände bilden den „Schmalkaldischen<br />

Bund“. Nürnberger „Anstand“<br />

(= Waffenstillstandsabkommen).<br />

1533 Reformation in Dinkelsbühl.<br />

1535 Katastrophe von Münster: Täuferbewegung<br />

endet in Blutbad.<br />

1536 Reformation in Genf (Calvin).<br />

1537 Reformation in Augsburg.<br />

1539 Reformation in der Grafschaft Oettingen<br />

1542 Reformation in Schweinfurt, Regensburg,<br />

46<br />

Nördlingen, Rothenburg, Grafschaften<br />

Rieneck und Henneberg.<br />

1545 Papst Paul III beruft Konzil von Trient ein<br />

(mit Unterbrechungen bis 1563). Reformation<br />

in Donauwörth und Castell.<br />

1546 Luther stirbt in Eisleben. „Schmalkaldischer<br />

Krieg“ endet 1547 mit der Niederlage der<br />

evangelischen Koalition.<br />

1548 „Augsburger Interim“ gesteht Laienkelch und<br />

Priesterehe zu.<br />

1549 Einzug der Jesuiten in Ingolstadt.<br />

1550 Herzog Albrecht V von Bayern<br />

1552 „Passauer Vertrag“ gewährt die vorläufige Duldung.<br />

Pankraz von Freyberg herzoglich-bayerischer<br />

Hofmarschall in München.<br />

1555 „Augsburger Religionsfriede“: Landesherr<br />

entscheidet über Konfession („cuius regio,<br />

eius religio“).<br />

1556 Reformation in der Oberpfalz. Herzog<br />

Albrecht V gewährt Laienkelch auf<br />

Landtag zu München.<br />

1558 Visitationen in Diözese Freising, reformierte<br />

(= calvinistische) Gemeinden im Allgäu.<br />

1562 Pankraz von Freyberg abgesetzt. Herzog<br />

Albrecht V schickt Rat Paumgartner zum<br />

Konzil von Trient.<br />

1563 Reformation in Ortenburg. Sogenannte<br />

„Adelsverschwörung“ in Bayern aufgedeckt.<br />

<strong>Evangelisch</strong>e unter starkem Druck.<br />

1564 Calvin stirbt in Genf. Erneute Visitationen<br />

in der Diözese Freising.<br />

1566 Oberpfalz wird reformiert (calvinistisch),<br />

Grafschaft Haag rekatholisiert.<br />

1571 Herzog Albrecht V zieht Zulassung des<br />

Laienkelchs wieder zurück.<br />

1572 „Bartholomäusnacht“ in Frankreich: Tausende<br />

evangelischer „Hugenotten“ ermordet.<br />

1576 Oberpfalz wieder lutherisch.<br />

1577 36 Fürsten und Reichsstände und 900 Theologen<br />

beschließen „Konkordienformel“.<br />

1579 Herzog Wilhelm V von Bayern<br />

1582 Neuer „Gregorianische Kalender“ tritt in den<br />

katholischen Ländern in Kraft. <strong>Evangelisch</strong>e<br />

Länder übernehmen ihn teilweise erst 200<br />

Jahre später.<br />

1583 Oberpfalz wieder reformiert, Grafschaft<br />

Hohenwaldeck rekatholisiert.<br />

1585 Gegenreformation in Würzburg beginnt.<br />

Gegenreformation im Herzogtum Bayern<br />

endgültig abgeschlossen.


1597 Maximilian I von Bayern<br />

1598 „Edikt von Nantes“ gewährt Toleranz<br />

für Hugenotten in Frankreich.<br />

1600 Auszug evangelischer Emigranten aus<br />

Österreich über Regensburg in die<br />

Oberpfalz, nach Franken und ins Ries.<br />

1607 Reichsacht über Donauwörth verhängt.<br />

1608f Kriegsbündnisse „Protestantische Union“<br />

und „Katholische Liga“ gegründet.<br />

1615 Pfalz-Neuburg wird rekatholisiert.<br />

1618 Sogenannter „Prager Fenstersturz“ führt<br />

zum Beginn des 30jährigen Kriegs.<br />

1620 Schlacht am „Weißen Berg“ bei Prag:<br />

Ende der „Protestantischen Union“.<br />

1621 Oberpfalz rekatholisiert.<br />

1623 Herzogtum Bayern wird Kurfürstentum.<br />

1624 Norm-Jahr zur Durchführung der Grundsätze<br />

des Westfälischen Friedens 1648.<br />

1628 Oberpfalz fällt an Bayern und bleibt<br />

endgültig katholisch.<br />

1629 Gegenreformation: Kitzingen /Augsburg.<br />

1632 Schwedenheer zieht unter König Gustav<br />

Adolf durch Süddeutschland.<br />

1634 Schlacht bei Nördlingen: Ende der Schwedenherrschaft<br />

in Süddeutschland.<br />

1648 Westfälischer Friede von Münster / Osnabrück<br />

beendet den 30jährigen Krieg.<br />

1649 <strong>Evangelisch</strong>e in Augsburg erhalten<br />

ihre Kirchen zurück.<br />

1685 Edikt von Nantes aufgehoben. Hugenotten<br />

flüchten in Massen, teilweise nach Ansbach<br />

und Bayreuth.<br />

1731 Ausweisung der Salzburger „Exulanten“.<br />

Flüchtlingsströme ziehen durch Süddeutschland<br />

bis nach Nordamerika.<br />

1740 Sogenannter „Markgrafenstil“ im fränkischevangelischen<br />

Kirchenbau.<br />

1743 Gründung der Universität Erlangen.<br />

1787 Einführung einer „aufgeklärten“ Gottesdienstordnung<br />

und Abschaffung der Privatbeichte<br />

im evangelischen Franken.<br />

1796 Pfälzer Kolonisten siedeln im Donaumoos.<br />

1799 Max I Joseph Kurfürst von Bayern, Karoline<br />

von Baden erste evangelische Fürstin,<br />

Kabinettsprediger Schmidt in München.<br />

1800 Siedler aus der Rheinpfalz siedeln im<br />

Dachauer und Aiblinger Moos und gründen<br />

das spätere Großkarolinenfeld (1802).<br />

1801 Johann Balthasar Michel erster evangelischer<br />

Bürger Münchens.<br />

47<br />

1803 Auflösung des „Heiligen Römischen Reichs<br />

Deutscher Nation“: Zahlreiche evangelische<br />

und geistliche Herrschaften zu Bayern<br />

(„Reichsdeputationshauptschluß“).<br />

1803 Bayerisches „Religionsedikt“ gewährt christlichen<br />

Konfessionen Religionsfreiheit.<br />

1804 Elias Merkle kommt als erster evangelischer<br />

Pfarrer nach Großkarolinenfeld.<br />

1805 Grafschaft Ortenburg fällt an Bayern.<br />

1806 Kurfürstentum Bayern wird Königreich:<br />

weitere evangelische Gebiete bayerisch,<br />

z.B. Ansbach und Nürnberg.<br />

1808 „Protestantische Gesamtgemeinde im<br />

Königreich Bayern“ gegründet.<br />

1810 Bayreuth / Regensburg zu Bayern.<br />

1812 Amt des Kirchenvorstehers eingeführt.<br />

1815 Bayerisches Einheitsgesangbuch<br />

1818 Erste Bayerische Verfassung mit Religionsedikt<br />

und Konkordat, Schaffung des protestantischen<br />

Oberkonsistoriums.<br />

1822 Einweihung der evangelischen Karolinenkirche<br />

in Großkarolinenfeld.<br />

1833 Einweihung der (ersten) evangelischen<br />

Matthäuskirche in München.<br />

1837 Wilhelm Löhe in Neuendettelsau, „Kniebeuge-Order“<br />

König Ludwigs I für evangelische<br />

Soldaten löst schwere Krise aus.<br />

1841 Karoline von Baden † – Skandal<br />

um entwürdigende Beerdigung.<br />

1848 Generalsynode in Ansbach, protestantische<br />

Reiseprediger für Oberbayern.<br />

1854 Neues Gesangbuch und lutherische Gottesdienstordnung.<br />

Wilhelm Löhe gründet Diakonissen-Mutterhaus<br />

Neuendettelsau.<br />

1859 Karl (Carl) Stollwerck *<br />

1863 Erster evangelischer Gottesdienst<br />

in Kolbermoor gefeiert.<br />

1864 Fanny Therese von Hanau *<br />

1886 Beginn der Neuendettelsauer<br />

Missionsarbeit in Neuguinea.<br />

1888 Fanny Therese von Hanau heiratet<br />

in Paris Karl Stollwerck.<br />

1902 Carlita, spätere Stollwerck * in Paris<br />

1904 Christuskirche in Bad Aibling eingeweiht.<br />

1911 Carlita Stollwerck † (27. September).<br />

1914 Beginn des 1. Weltkriegs.<br />

1917 Familie Stollwerck kauft „Giglbergerhof“.<br />

1918 Kriegsende, Revolution, Trennung von<br />

Kirche und Staat, Köln französisch besetzt,<br />

Stollwercks verlieren Teil ihres Vermögens.


Zeittafel<br />

1920 „Evang.-Luth. Kirche in Bayern rechts des<br />

Rheins, erste „Sonntagsandacht“ mit ”Badeprediger”<br />

Hermann Braun in der Wolldeckenfabrik<br />

Heufeldmühle.<br />

1922 Errichtung der evangelisch-lutherischen<br />

Pfarrei Bad Aibling, Hermann Braun<br />

erster Pfarrer.<br />

1924 <strong>Evangelisch</strong>e Bibelstunden in Feldkirchen.<br />

1927 Stollwerck-Mausoleum Hohenfried wird<br />

eingeweiht (27. September = Todestag<br />

Carlitas 1911).<br />

1929 <strong>Evangelisch</strong>e Gottesdienste in einem<br />

eigens eingerichteten „Betsaal“ in der<br />

Bruckmühler Schule.<br />

1932 NS-„Machtergreifung“ – Generalkonsul<br />

Karl Stollwerck † (3. Oktober).<br />

1933 Landessynode wählt Hans Meiser in Bayreuth<br />

zum ersten Landesbischof, „Kirchenkampf“<br />

beginnt, Bischof Meiser unter Hausarrest.<br />

Rosenheim: Dekan Franz Schmidt.<br />

1938 Abriß der Matthäuskirche München<br />

durch die Nationalsozialisten (gleichzeitig<br />

mit der Hauptsynagoge).<br />

1939 Beginn des 2. Weltkriegs, berühmt-berüchtigtes<br />

„Kanzelwort“ der evangelischen Kirchenleitung<br />

zum Polen-Feldzug.<br />

1943 Fanny Stollwerck † (15. Januar), Besitz geht<br />

in Stiftung über, Villa wird aber von Nazis<br />

beschlagnahmt. – Rosenheim: Dekan<br />

Friedrich von Ammon.<br />

1945 Kriegsende, Ermordung Dietrich Bonhoeffers<br />

und anderer Widerständler in Flossenbürg.<br />

Villa Hohenfried wird US-Offizierskasino<br />

für Air-Force-Einheit in Neubiberg.<br />

1946 Pfarrer Hans Gajditza zur Unterstützung<br />

von Pfarrer Hermann Braun in Aibling.<br />

Bayerische Verfassung beschlossen.<br />

1948 Anschluß der bayerischen Landeskirche an<br />

die neugegründete EKD und VELKD.<br />

1952 25jähriges Jubiläum Hohenfried.<br />

1954 Pfarrer Braun † – Nachfolger wird Hans<br />

Heinrich Zimmer, Johanneskirche in Bruckmühl<br />

eingeweiht (10. Oktober).<br />

1955 Landesbischof H. Dietzfelbinger, Rosenheim:<br />

Dekan Heinrich Renner, Pfr. Wendt von Hahn<br />

zur Unterstützung von Pfarrer Zimmer in Bad<br />

Aibling – Villa Hohenfried Erholungsheim<br />

des Roten Kreuzes Berlin.<br />

1957 Einführung des neuen Gesangbuchs.<br />

1958 Synode beschließt Agende I in Regensburg.<br />

48<br />

1958 „Exponierter Vikar“ Willi Wendler kommt<br />

nach Bruckmühl (ab 1962 Pfarrer).<br />

1959 Deutscher <strong>Evangelisch</strong>er Kirchentag<br />

in München<br />

1962 Bruckmühl: Pfarr-und Gemeindehaus<br />

gebaut, Johanneskirche bekommt Glocken.<br />

Papst Johannes XXIII eröffnet „Vaticanum II“.<br />

(= Zweites Vatikanisches Konzil): Weitreichende<br />

Beschlüsse (”Liturgiereform”).<br />

1966 Bekenntnisschulen in Bayern in christliche<br />

Gemeinschaftsschulen umgewandelt.<br />

1970 Villa Hohenfried geht in Privatbesitz über<br />

und wird gründlich renoviert.<br />

Rosenheim: Dekan Eugen Goschenhofer.<br />

1971 Ökumenisches Pfingsttreffen in Augsburg,<br />

Orgel in der Johanneskirche Bruckmühl,<br />

Fanny-Carlita-Stiftung schließt Nutzungsvertrag<br />

mit der Kirchengemeinde.<br />

1972 <strong>Evangelisch</strong>-lutherische Kirche in Bayern<br />

erhält neue Verfassung.<br />

1973 Bayerische Landeskirche führt die Frauenordination<br />

ein. „Leuenberger Konkordie“:<br />

Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft von<br />

Lutheranern und Reformierten.<br />

1975 Landesbischof Johannes Hanselmann<br />

1977 50jähriges Jubiläum Hohenfried.<br />

1981 Bruckmühl: Diakone Jürgen Ross<br />

und Gerhard Schlumberger.<br />

1983 Emmauskirche Feldkirchen eingeweiht.<br />

1984 Bruckmühl: Pfarrer Harald Höschler und<br />

Diakon Wolfgang Heinz eingeführt.<br />

1985 Rosenheim: Dekan Dr. Friedrich Rusam<br />

1987 Fanny-Carlita-Stiftung renoviert das<br />

Stollwerck-Mausoleum.<br />

1988 Bruckmühl: Diakon Werner Nugel.<br />

1992 Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz zunächst<br />

zur Aushilfe in Feldkirchen-Westerham.<br />

1994 Neues Gesangbuch eingeführt.<br />

1995 Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz offiziell<br />

als Pfarrerin in Feldkirchen installiert.<br />

1997 Rosenheim: Dekan Michael Grabow<br />

1999 Landesbischof Johannes Friedrich<br />

2000 Susanne Breit-Keßler erste evangelische<br />

„Regionalbischöfin“ in Bayern, Bruckmühl:<br />

Diakon Friedrich Wiesinger.<br />

2002 40 Jahre Pfarrei Bruckmühl<br />

75 Jahre Stollwerck-Mausoleum.<br />

2003 20 Jahre Emmauskirche<br />

2004 50 Jahre Johanneskirche


dokum<br />

historische<br />

dokumente<br />

49


D<br />

ie hier abgedruckten beiden<br />

Briefe schrieb Fanny<br />

Therese Stollwerck 1937<br />

und 1938 an Pauline Peetz.<br />

Köln, Ulmenallee 5<br />

1. Dezember 1937<br />

Liebes Fräulein Peetz,<br />

Also, die Stunden (Anmerkung:<br />

gemeint ist der Orgelunterricht) finden<br />

Freitags statt, und ich hoffe, die<br />

gelehrige Schülerin wird fleißig<br />

üben und alle Ehre einlegen, um eine<br />

perfekte Organistin zu werden.<br />

Die ersten Noten will ich gerne bezahlen,<br />

doch die weiteren soll Herr<br />

Baumann aus den vorhandenen<br />

Noten, die in der Kirche sind, benützen,<br />

da wir schöne Sachen besitzen,<br />

die ich auch gerne bei meiner<br />

Anwesenheit hören möchte.<br />

Herr Kunz hat wohl aus Aibling<br />

keine zurückgesandt, vielleicht lassen<br />

Sie durch Herrn Pastor`s Vermittlung<br />

bei ihm anfragen. Daß Sie<br />

eine so schöne Winterlandschaft<br />

genießen, ist beneidenswert, hier ist<br />

der Himmel grau, Nebel und oft<br />

Regen. Erwidere die Grüße an Ihre<br />

lieben Eltern für Sie selbst.<br />

Ihre Fanny Therese Stollwerck.<br />

Wollen Sie bitte sehen, ob in der<br />

Kirche an der kleinen Pieta an meinem<br />

Platz der Spruch angebracht<br />

(ist?): „Vater, verzeih ihnen, denn<br />

sie wissen nicht, was sie tun!“.<br />

Wenn nicht, bitte Herrn Frisch<br />

daran zu erinnern.<br />

Historische Dokumente<br />

Mehr als alle Erzählungen spiegeln<br />

sie die große Zuneigung wider, die<br />

„Frau Generalkonsul“ für ihre „liebe<br />

kleine Organistin“ besaß.<br />

50


Briefe Stollwerck-Peetz<br />

51<br />

Köln, Ulmen-Allee 5<br />

15. März 1938<br />

Meine liebe kleine Organistin<br />

in spe,<br />

Ihre lieben Wünsche und Karte<br />

habe ich dankend erhalten und<br />

hoffe, daß meine kleine Organistin<br />

in spe merkliche Fortschritte macht,<br />

worüber ich mich bald, so Gott will,<br />

überzeugen kann.<br />

Also, ein großes Publikum hat unser<br />

Kirchlein aufgesucht. Der Pfarrer<br />

war wohl besonders glücklich darüber<br />

und Pauline Peetz stolz, die<br />

Gesänge zu begleiten.<br />

Anbei zwanzig Mark für die Monate<br />

Februar und März. Dies Letzte<br />

bezahlen sie erst, wenn die Rechnung<br />

ihnen vorgelegt wird.<br />

Mit schönem Gruß auch an<br />

ihre lieben Eltern,<br />

Ihre Fanny Therese Stollwerck


Historische Dokumente<br />

Auszug aus der Stollwerck`schen Traubibel<br />

52


Traubibel Stollwerck<br />

53


Historische Dokumente<br />

Den hier abgebildeten Brief schickte eine gewisse M.A. Riederer am 27. April 1933<br />

an Fanny Therese Stollwerck. Sie scheint Frau Stollwerck gut gekannt zu haben und zeigte<br />

jedenfalls ein starkes Interesse daran, das wenige Jahre zuvor erbaute Mausoleum zu einem<br />

„Erfolg“ zu machen, beispielsweise durch den Vorschlag, schon am Westerhamer Bahnhof<br />

entsprechende Hinweisschilder aufzustellen.<br />

54


Todesanzeige Karl Stollwerck<br />

55


D<br />

er folgende Nachruf auf<br />

den verstorbenen Industriellen<br />

und Generalkonsul<br />

Karl Stollwerck erschien<br />

1932 in einer Tageszeitung. Leider<br />

lassen sich weder der Name des<br />

Verfassers „H.R.“, noch der Name<br />

der Zeitung ermitteln.<br />

Generalkonsul<br />

Stollwercks<br />

Bestattung<br />

„Ein Großer aus dem Reiche der<br />

Industrie, ein Führender auf dem<br />

Gebiete des Wirtschaftslebens, Generalkonsul<br />

Karl Stollwerck, der<br />

Seniorchef der Schokoladenfabrik<br />

Gebrüder Stollwerck in Köln, wurde<br />

am Donnerstagnachmittag in der<br />

Nähe seines prächtigen Landsitzes<br />

Hohenfried, den er vor Kriegsausbruch<br />

im Alpenvorlande erworben<br />

und sich neugestaltet hatte, zur letzten<br />

Ruhe gebettet.<br />

Zahlreiche Trauergäste, die zum Teil<br />

von der Bahnstation Westerham,<br />

zum Teil in Kraftwagen gekommen<br />

waren, sammelten sich in der stattlichen<br />

Halle des gastlichen Hauses,<br />

die so oft Zeugin froher Geselligkeit<br />

gewesen war. Außer den Angehörigen<br />

der Familie Stollwerck, dem<br />

Schwiegersohn, Kaufmann Bellenger<br />

aus London, Major Fuchs,<br />

Abordnungen aus Köln, hatten sich<br />

aus München unter anderem<br />

Geheimrat Oberbürgermeister Dr.<br />

von Borscht und Gattin, Oberkirchenrat<br />

D. Baum, dann Gutsnachbarn,<br />

unter ihnen der frühere deutsche<br />

Gesandte in Finnland, Freiherr<br />

von Brück, und General Freiherr<br />

von Egloffstein, eingefunden.<br />

Historische Dokumente<br />

In der nahen, mit Fresko-Bildern<br />

und prächtigen Glasgemälden ausgestatteten<br />

kleinen Kirche, die von<br />

dem Heimgegangenen für die evangelische<br />

Gemeinde gestiftet und zu<br />

seiner Ruhestätte bestimmt war, fand<br />

die Beisetzungsfeier statt. Schon vor<br />

der stilvollen Bronzefigur des heiligen<br />

Johannes, die vor dem auf einer<br />

Waldkuppe gelegenen, im klassizistischen<br />

Stile erbauten Gotteshause<br />

steht, waren kostbare Kränze niedergelegt,<br />

das Innere hatte Oekonomierat<br />

August Buchner mit Blumen<br />

und Pflanzengrün reich geziert.<br />

Den Sarg, der inmitten brennender<br />

Kerzen vor dem Altare aufgebahrt<br />

war, deckte die deutsche Flagge in<br />

den alten Farben, darauf ein Kissen<br />

mit den Orden, auch Kriegsauszeichnungen,<br />

des Verewigten. Wundervolle<br />

Kränze lagen in reicher<br />

Fülle ringsum. Der aus Angestellten<br />

der Firma Stollwerck gebildete<br />

Männer-Gesangverein „Theobramina“<br />

hatte eine Abordnung mit Fahne<br />

entsandt.<br />

Die Aussegnung nahm der Dekan<br />

der Altkatholischen Gemeinde München,<br />

Rachel, vor, der in seiner trostreichen,<br />

an die anwesende Witwe<br />

und die Angehörigen gerichteten<br />

Ansprache hervorhob, daß das<br />

Leben des Abberufenen unter dem<br />

Dreigestirn der Arbeit, der Liebe<br />

und der Treue gestanden habe.<br />

Unermüdlich pflichteifrig war er in<br />

seiner Tätigkeit, das väterliche Erbe<br />

zu erhalten und auszubauen, liebevoll<br />

und sorgend nicht nur für die<br />

Seinen, sondern auch für seine<br />

Angestellten und Arbeiter, treu zu<br />

seinem Werke, zur Familie und seiner<br />

Lebensgefährtin, mit der er fast<br />

56<br />

50 Jahre lang aufs innigste verbunden<br />

war, treu auch dem großen<br />

deutschen Vaterlande, dem er im<br />

Kriege noch als 55jähriger diente,<br />

und treu seinem Gott, war ihm doch<br />

die Religion Herzenssache .<br />

Für den Aufsichtsrat der Firma<br />

Gebrüder Stollwerck sprach der<br />

Neffe Richard Stollwerck Dankesworte<br />

mit dem Gelöbnis, daß das<br />

Vorbild unverbrüchlicher Pflichttreue,<br />

das der nun Vollendete gegeben,<br />

seinen Nachfolgern immer


voranleuchten werde. Direktor Laute<br />

der Firma Stollwerck gedachte<br />

der hervorragenden Eigenschaften<br />

des Führers, der durch reiche Kenntnisse<br />

und Erfahrungen, Entschlossenheit<br />

und eisernen Willen der<br />

Firma Weltgeltung zu verschaffen<br />

wußte, der seinen Untergebenen<br />

stets ein gerechter Vorgesetzter und<br />

ein gütiger Freund gewesen war.<br />

Einen weiteren Kranz weihte ein<br />

Vertreter der Firma Sunlicht, an deren<br />

Entwicklung in Deutschland<br />

Karl Stollwerck ebenfalls rühmenden<br />

Anteil hatte. Der evangelische<br />

Pfarrer Braun von Aibling dankte<br />

Nachruf Karl Stollwerck<br />

in liebevollen Worten dem Wohltäter,<br />

der den Mitgliedern der Gemeinde<br />

dies Gotteshaus geöffnet<br />

und ein Schwesternhaus gestiftet,<br />

in dem Pflegeschwestern nach<br />

anstrengender Tätigkeit Erholung<br />

finden können.<br />

Die eindrucksvolle Feier erhielt<br />

ihre musikalische Weihe durch<br />

das vollendete Spiel von Ludwig<br />

Kusche (Orgel) und Gertrud Schuster-Woldan<br />

(Geige), die Tonschöpfungen<br />

von Gluck und Bach<br />

gewählt hatten.<br />

57<br />

Das Kirchlein birgt drei Sarkophage,<br />

in deren einem bereits ein<br />

Töchterlein der Familie aufgenommen<br />

ist, während die beiden anderen<br />

für das Ehepaar bestimmt sind,<br />

dessen Lebensbund nun der Tod<br />

zerrissen hat. H. R.


Historische Dokumente<br />

58


Fanny Therese Stollwerck<br />

starb am 15. Januar 1943 im<br />

Alter von 78 Jahren und<br />

wurde drei Tage später im Mausoleum<br />

Hohenfried beigesetzt. In<br />

ihrem Testament hatte sie neben<br />

zahlreichen anderen Details – von<br />

der Verteilung ihres noch immer<br />

umfangreichen Besitzes bis hin zur<br />

Versorgung ihrer Haustiere (Hund<br />

und Papagei) – unter anderem<br />

auch die weitere Betreuung des<br />

Mausoleums geordnet:<br />

Auszug aus dem Testament von Frau<br />

Fanny Therese Stollwerck vom 31.<br />

August 1941:<br />

IV.<br />

„Ich bestimme, daß ich dereinst<br />

meine letzte Ruhestätte in meiner<br />

Kirche auf dem Besitztum Hohenfried<br />

in der dortigen Familiengruft<br />

finden soll.<br />

Ich mache dabei der Stiftung die<br />

Auflage, eine verlässige Person aufzustellen,<br />

die, wenn verheiratet, mit<br />

der Ehefrau das zur Kirche gehörige,<br />

sogenannte Mesnerhaus bewohnt<br />

gegen die Verpflichtung, die Kirche<br />

samt Inventar zu beaufsichtigen und<br />

die kirchlichen Verpflichtungen im<br />

bisherigen Umfange zu erfüllen,<br />

und mit der weiteren Auflage, für<br />

den Unterhalt der Kirche und das<br />

Inventar besorgt zu sein. Dabei sind<br />

die bestehenden Versicherungen<br />

aufrecht zu erhalten. Dabei ist es<br />

mein Wunsch, daß der derzeitige<br />

Mesner Otto diese Stellung auf<br />

seine Lebensdauer erhalten soll.<br />

Gelegentliche Besichtigung der Kirche<br />

und Kontrolle des Inventars<br />

Testament Fanny Stollwerck<br />

halte ich für notwendig. Eine im Juli<br />

1941 vorgenommene Inventaraufnahme<br />

mit dem Anschaffungswert<br />

der einzelnen Gegenstände liegt meinem<br />

gegenwärtigen Testament bei.“<br />

Über die weitere Nutzung des<br />

Mausoleums durch die evangelische<br />

Kirche findet sich in diesem<br />

Testament erstaunlicherweise kein<br />

Wort. Trotzdem ging<br />

sie – entweder nach<br />

„Gewohnheitsrecht“<br />

oder aufgrund nicht<br />

überlieferter mündlicher<br />

Absprachen –<br />

auch nach Fanny<br />

Stollwercks Tod 1943<br />

ungehindert weiter.<br />

Daß auch Fanny<br />

Stollwerck von dieser<br />

über ihren Tod<br />

hinaus andauernden<br />

Nutzung ausgegangen<br />

sein muß, wird<br />

aber auch aus dem<br />

Testament selbst bereits<br />

deutlich, denn<br />

nur dann machte der<br />

Dienst eines Mesners<br />

ja Sinn.<br />

Erst nachdem das<br />

Bayerische Staatsministerium<br />

für Unterricht<br />

und Kultus<br />

1968 die Betreuung<br />

der Fanny-Carlita-<br />

Stiftung übernommen<br />

hatte, wurde in<br />

einem eigenen Vertrag zwischen<br />

der Stiftung, vertreten durch den<br />

damaligen Vorsitzenden des Kuratoriums,<br />

Dr. Erich Stümmer, und<br />

dem <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n Pfarramt<br />

Bruckmühl, vertreten durch<br />

59<br />

Pfarrer Willi Wendler und unterzeichnet<br />

Ende 1971 bzw. Anfang<br />

1972, eine schriftliche Vereinbarung<br />

über die kirchliche Nutzung<br />

getroffen. Sie ist bis heute unverändert<br />

in Kraft.<br />

Fanny-Therese Stollwerck, Jugendbild


U<br />

rsprünglich wurde die<br />

von Fanny Therese Stollwerck<br />

1941 testamentarisch<br />

eingerichtete Stiftung von<br />

dem Münchener Rechtsanwalt, Geheimrat<br />

Dr. Karl Eisenberger, und<br />

dann dessen Sohn, Rechtsanwalt<br />

Dr. Max Eisenberger, verwaltet.<br />

Nach dessen Tod übernahm das<br />

Bayerische Staatsministerium für<br />

Unterricht und Kultus 1968 die<br />

Betreuung der Stiftung. Die weitere<br />

Nutzung durch die evangelische<br />

Gemeinde wurde in einem Vertrag<br />

geregelt, der bis heute gültig ist.<br />

Zwischen der Fanny-Carlita-Stiftung<br />

München, vertreten durch den Vorsitzenden<br />

des Kuratoriums der Stiftung,<br />

Ministerialrat Dr. Erich Stümmer,<br />

und dem <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>n<br />

Pfarramt Bruckmühl, vertreten<br />

durch Pfarrer Willi Wendler,<br />

wird bezüglich der Nutzung der<br />

ehemaligen Stollwerck’schen Mausoleumskirche<br />

Hohenfried folgender<br />

Vertrag geschlossen:<br />

§ 1<br />

1. Die Stiftung räumt der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>nKirchengemeinde<br />

Bruckmühl das Recht ein,<br />

in der Mausoleumskirche Hohenfried<br />

entsprechend den kirchlichen<br />

Bedürfnissen jederzeit Gottesdienste<br />

abzuhalten.<br />

2. Die Stiftung wird seitens der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>nKirchengemeinde<br />

Bruckmühl von der Haftung für<br />

alle Schäden, die aufgrund der<br />

Benutzung der Kirche nach Nr. 1<br />

oder beim Zugang auf stiftungseigenem<br />

Gelände entstehen, freigestellt.<br />

Nutzungsvertrag 1971/72<br />

§ 2<br />

1. Die Stiftung bestellt zur Durchführung<br />

der die Stiftung betreffenden<br />

Verpflichtungen den Mesner,<br />

der mit seiner Familie das.... Wohnrecht<br />

im sogenannten Mesnerhaus<br />

hat. Das Nähere regelt ein zwischen<br />

der Stiftung und dem Mesner<br />

abgeschlossener Vertrag....<br />

2. Weihnachtszuwendungen und<br />

etwaige Sonderleistungen an den<br />

Mesner trägt die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong><br />

Kirchengemeinde.<br />

3. Bei jeder Neubesetzung der<br />

Mesnerstelle hat die <strong>Evangelisch</strong>-<br />

<strong>Lutherische</strong> Kirchengemeinde Bruckmühl<br />

ein Vorschlagsrecht. Sie kann<br />

auch mehrere geeignete Personen<br />

benennen.<br />

§ 3<br />

1. Die Kosten für die bauliche<br />

Instandhaltung der Mausoleumskirche<br />

trägt die Stiftung. Die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong><br />

Kirchengemeinde<br />

verpflichtet sich, unverzüglich etwaige<br />

auftretende Schäden der Stiftungsverwaltung<br />

anzuzeigen.<br />

2. Die im Zusammenhang mit der<br />

Durchführung von Gottesdiensten<br />

anfallenden laufenden Kosten trägt<br />

die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong> Kirchengemeinde.<br />

§ 4<br />

1. Die Stiftung erklärt sich bereit,<br />

die in der Mausoleumskirche eingebaute<br />

Orgel zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt generalüberholen zu lassen.<br />

Die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong><br />

60<br />

Kirchengemeinde wird der Stiftung<br />

einen diesbezüglichen Kostenvoranschlag<br />

einer geeigneten Orgelbaufirma<br />

zugehen lassen.<br />

2. Für die Kosten der laufenden<br />

Überwachung der Funktionsfähigkeit<br />

der Orgel, insbesondere für die<br />

Stimmungen hat die <strong>Evangelisch</strong>-<br />

<strong>Lutherische</strong> Kirchengemeinde aufzukommen.<br />

Ebenso werden von der<br />

Kirchengemeinde die Kosten der<br />

Organistin getragen.<br />

§ 5<br />

Dieser Vertrag tritt am 1. Januar<br />

1972 in Kraft. Er kann beiderseits<br />

mit einer Frist von 1 Jahr zum<br />

Schluß eines Kalenderjahres gekündigt<br />

werden.<br />

Bruckmühl, den 17.3.1972<br />

Willi Wendler, Pfarrer<br />

München, den 30.11.1971<br />

Dr. Erich Stümmer, Vorsitzender<br />

des Kuratoriums der Stiftung


inner<br />

Erinnerungen<br />

61


Auszug aus dem Tagebuch<br />

von Pfarrer Braun, Bad<br />

Aibling, von 1945: Hohenfried<br />

selbst kommt hier zwar<br />

nicht vor, es handelt sich aber um<br />

ein so interessantes und bewegendes<br />

Stück Zeitgeschichte, daß wir<br />

uns entschlossen haben, auch diesen<br />

Text mit abzudrucken.<br />

Die braun geschriebenen Zeilen<br />

sind übrigens nebenstehend im<br />

Original zu sehen. Die meisten<br />

Namen sind durch NN ersetzt.<br />

Textkürzungen sind durch Punkte<br />

gekennzeichnet.<br />

Mi, 28. Feb: 9 Uhr Beerdigung NN<br />

Kolbermoor, mittags mit Bahn nach<br />

Westerham, NN, Mareis gibt Nebenzimmer<br />

für Religionsunterricht,<br />

Besuche in Feldkirchen, Feldolling,<br />

Bruckmühl, Kolbermoor, 8 Uhr<br />

Bibelstunde, Alarm dazwischen.<br />

Do, 1. März: 8 Uhr Gespräch mit<br />

Gräfin Hohenthal, Alarm 1 bis halb<br />

3, im Luftschutzkeller in der Wolldeckenfabrik<br />

Unterricht, Taufe im<br />

Krankenhaus.... NN Flüchtlinge aus<br />

dem Osten.... NN<br />

Mi, 7. März: Am Nachmittag zum<br />

Unterricht bei Mareis im Nebenzimmer.<br />

Do, 22. März: Früh mit dem Rad<br />

nach Feldkirchen wegen Beerdigung<br />

des 4jährigen NN aus Ostpreußen,<br />

der im Kinderheim nach<br />

Amputation wegen Artilleriebeschuß<br />

aus den eigenen Reihen (?)<br />

und nachfolgender Sepsis bereits<br />

am 18. 3. starb. Jetzt erst ist die<br />

Mutter ausfindig gemacht, die in<br />

Grafing in einem Lager ist. Als ich<br />

Erinnerungen<br />

kam, erklärte die Leichenfrau, die<br />

Beerdigung könne nicht sein, der<br />

Totengräber habe noch kein Grab<br />

gemacht und sei auf und davon.<br />

Um 11 war die Beerdigung dann<br />

doch. Gegessen habe ich im Kinderheim.<br />

Dann über Vagen.... nach<br />

Bruckmühl.... dann Unterricht,<br />

Abendmahl.... Bibelstunde....<br />

So, 8. April: 9 Uhr Aibling, 12 bis 2<br />

Alarm, Zug nach Westerham geht<br />

nicht, also mit Rad nach Feldkir-<br />

62<br />

chen zum Gottesdienst, zum Glück<br />

geht Ostwind, 3 Gottesdienst, vorher<br />

schon bei NN im Krankenhaus,<br />

hat Zwillinge. Danach.... Kinderheim,<br />

wo wieder ein Kind gestorben<br />

ist. Mit Rad heim....<br />

Mi, 11. April: 9.30 Uhr Alarm.<br />

Lightnings schießen Lok auf dem<br />

hiesigen Bahnhof kaputt. 11.30 bis<br />

12.30 (?). Mit Rad nach Feldkirchen<br />

(da kein Mittagszug mehr geht)<br />

gegen starken Wind.... 4 Uhr Beer


digung Kind NN aus Ostpreußen.<br />

Im Kinderheim gestorben, Mutter in<br />

Sachsen, Vater nicht auffindbar, verwundet.<br />

Im Krankenhaus bei NN<br />

aus Siebenbürgen, schwer TBC,<br />

kein Mensch kümmere sich um ihn,<br />

mit Rad heim.... Thalham, NN noch<br />

krank, aber aus dem Krankenhaus<br />

heraus. Götting.... Ungarndeutschenlager,<br />

Bücher gebracht.<br />

Do, 12. April: Nachmittag mit Rad<br />

nach Bruckmühl, kein Unterricht.<br />

Betsaal von Flüchtlingen belegt,<br />

auch sonst kein Raum frei. Beim<br />

katholischen Pfarrer, zur Pfarreierhebung<br />

gratuliert, zeigt mir seine<br />

Kirche. Kirchdorf NN. Bruckmühl<br />

wegen Raum für Gottesdienst, oberster<br />

Schulsaal könnte passen. In<br />

Aibling bei NN, deren Sohn.... plötzlich<br />

gestorben ist. Abends Kirchenstiftungsrechnung<br />

abgeschlossen.<br />

So, 22. April: 9 Uhr Aibling, danach<br />

gleich mit Rad gegen starken<br />

Gegenwind nach Sterneck (2 Std.!)<br />

zur Taufe der Zwillinge. 4 Uhr Gottesdienst<br />

in Feldkirchen, Krankenhaus<br />

verschiedene Besuche....<br />

Sa, 28. April: 9<br />

Uhr Beerdigung<br />

Unteroffizier Eggert<br />

vom<br />

Horst *.<br />

Tagebuch Pfarrer Braun<br />

In den Vormittagsstunden<br />

meldet sich im<br />

Radio die deutsche<br />

Freiheitsbewegung in<br />

München. Doch ist<br />

ihre Dauer nur kurz,<br />

es sind die Männer einerDolmetscherkompanie,<br />

sie werden<br />

„umgelegt“. Der katholische<br />

Pfarrer von<br />

Götting zeigt voll<br />

Freude gleich die<br />

weißblaue Fahne, wird<br />

an die SS verraten, die<br />

dort im Quartier liegt,<br />

in einem Kraftwagen<br />

zum Irschenberg gebracht<br />

und mit Genickschuß<br />

erschossen.<br />

Der Lehrer erfährt es,<br />

trampelt vor Wut auf<br />

der Hakenkreuzfahne<br />

herum und wird auch erschossen.<br />

So, 29. April: Halb 8 kleiner Alarm,<br />

halb 9 Gottesdienst, während der<br />

Predigt Angriff auf den Horst, mächtige<br />

Schießerei, auch später noch,<br />

bis 12 Uhr. Nähe Heufeld ein<br />

militärisches Objekt an der Bahn<br />

getroffen, Bauernhäuser beschädigt.<br />

Mittags nach Bruckmühl gefahren,<br />

noch recht mühsam, 4 Uhr im obersten<br />

Schulsaal, da Betsaal von<br />

Flüchtlingen belegt, ca. 33 Personen<br />

da, meistens Evakuierte. Als ich<br />

um 6 heimkomme, Botschaft, daß<br />

ich sofort nach Kolbermoor zu NN<br />

soll, um das Kind zu taufen, ist auf<br />

dem Herzen sehr schwach.... Es<br />

mehren sich die Zeichen der Auflösung.<br />

Der Feind stehe auf der Linie<br />

Augsburg-Füssen, nördlich Mün-<br />

Pfarrer Braun bei seinem Geburtstag<br />

63<br />

Straßenszene, Marienplatz Bad Aibling, Sommer1945<br />

chen Landshut-Passau. In den Geschäften<br />

wird den ganzen Sonntag<br />

über verkauft, auch die militärischen<br />

Lager werden zum Teil geräumt,<br />

doch geht alles in merkwürdiger<br />

Ordnung vor sich. Offiziere im<br />

Horst werden einfach entlassen und<br />

auf die Straße gesetzt. Himmler habe<br />

Kapitulation angeboten, aber nur<br />

den Engländern und Amerikanern.<br />

Di, 1. Mai: Feindliche Panzerspitzen<br />

werden in Feldkirchen gemeldet.<br />

Ich werde nach Bruckmühl<br />

gerufen....<br />

Mi, 2. Mai: Nachmittags fahre ich<br />

durch Götting, sehe den erschossenen<br />

Hauptlehrer und bin bei den<br />

Ungarndeutschen in der Schule.<br />

So, 6. Mai: Halb 9 Aibling Gottesdienst,<br />

4 Uhr Feldkirchen, d.h. nein,


erst 4.30 Uhr, weil Schwestern erst<br />

benachrichtigt werden mußten, die<br />

nicht gedacht hatten, daß ich durchkommen<br />

würde. Gegen sehr starken<br />

Gegenwind über Weidach, wo alles<br />

in Ordnung ist, Heufeldmühle, Bruckmühl,<br />

Papierfabrik, Egelkofen, Feldkirchen.<br />

Dort eigentlich nur Ausgang<br />

11 bis 1, aber es kommen außer<br />

den Schwestern doch einige.... Auf<br />

dem Land ist zwar Radfahrverbot,<br />

doch hat mich niemand aufgehalten.<br />

Auf der Staatsstraße bis nach Bruckmühl<br />

gefahren, links und rechts<br />

ausgebrannte Autos, verbrannter<br />

Wald, Spuren des Kampfes....<br />

* Gemeint ist der Fliegerhorst in Mietraching<br />

bei Bad Aibling, der den US-Truppen<br />

1945 als Gefangenenlager diente.<br />

Aus heutiger Sicht unfaßbare 7,5 Millionen<br />

deutsche Soldaten wurden innerhalb<br />

weniger Tage Kriegsgefangene der<br />

Alliierten, was Letztere vor schier unlösbare<br />

logistische Probleme stellte.<br />

Di, 8. Mai: Vormittags Horst *<br />

(Gefangenenlager), um Pfarrer<br />

Wolf aus Schwabach zu besuchen;<br />

Erinnerungen<br />

nicht gefunden.<br />

Aber Herrn Fröhlich<br />

gesprochen.<br />

100.000 Gefangene<br />

sollen dort<br />

draußen sein, das<br />

ganze Rollfeld ist<br />

bedeckt, sie stehen<br />

und liegen im<br />

Freien, in Schnee<br />

und Sonne (heute<br />

sehr heiß)....<br />

Nachmittags Beerdigung des estnischen<br />

Lehrers Karlson in Bruckmühl,<br />

evakuiert bei seiner Tochter,<br />

in Kirchdorf. Die Estinnen singen<br />

zwei Lieder, zum Anfang: „Über<br />

den Sternen....“, zum Schluß: „Näher,<br />

mein Gott zu Dir“. Auf dem<br />

Heimweg bei Arndt. Keding<br />

schreibt von Weiß (?), daß er gefangen<br />

ist im Lager Westerndorf bei<br />

Rosenheim.<br />

(Einschub) Mo, 7. Mai: Um 14.45<br />

Waffenstillstand * in ganz Europa.<br />

Im Radio sprach Truman und<br />

Churchill und Stalin und Niemöller.<br />

64<br />

Luftwaffen-Fliegerhorst Mietraching um 1944<br />

Mittwoch, 9. Mai: Vormittags bei<br />

Herlein, dann Horst, dann nach<br />

Mittag Oberpfarrer Bauer gesucht,<br />

aber nicht gefunden. Bei Fröhlich.<br />

Och. Letztere ganz auseinander,<br />

weil vergangene Nacht eine Frau in<br />

der Nachbarschaft von vier Amerikanern<br />

vergewaltigt worden sei....<br />

* Am 7. Mai unterzeichneten Generaloberst<br />

Jodl (Wehrmacht), Generaladmiral<br />

von Friedeburg (Marine) und General<br />

Oxenius (Luftwaffe) in Reims die<br />

bedingungslose Kapitulation aller deutschen<br />

Streitkräfte. Tags darauf erteilte<br />

Großadmiral Dönitz als Reichspräsident<br />

sämtlichen deutschen Truppen den<br />

Befehl, die Waffen niederzulegen. Der<br />

Waffenstillstand trat am 8. Mai um<br />

23.01 Uhr offiziell in Kraft. Am 9. Mai,<br />

kurz nach Mitternacht, wiederholte der<br />

Chef des Oberkommandos der Wehrmacht,<br />

Generalfeldmarschall Keitel, in<br />

Berlin-Karlshorst die Unterzeichnung<br />

der Gesamtkapitulation.<br />

Gefangene deutsche Soldaten im Lager Mietraching,<br />

Sommer 1945: insgesamt 850.000 deutsche<br />

Kriegsgefangene wurden hier entlassen


Auch an der evangelischen<br />

Pfarrei Bad Aibling, zu der<br />

Hohenfried ja damals<br />

gehörte, ging die Zeit des sogenannten<br />

3. Reichs und der Auseinandersetzung<br />

zwischen der „Bekennenden<br />

Kirche“ und den nationalsozialistisch<br />

geprägten „Deutschen<br />

Christen“ nicht spurlos vorüber.<br />

Das belegt unter anderem die<br />

folgende Erklärung, welche im Jahr<br />

1934 der Gemeinde von Pfarrer<br />

Hermann Braun und dem Kirchenvorstand<br />

zur Unterschrift vorgelegt<br />

wurde. In Bruckmühl unterzeichneten<br />

– soweit uns bekannt – 92<br />

Frauen und Männer.<br />

Unsere evangelische Kirche steht in<br />

einer Zeit schwerer Kämpfe. Es handelt<br />

sich darum, ob sich unser Volk<br />

für oder gegen Christus entscheidet.<br />

Die Deutsche Glaubensbewegung<br />

und die ihr verwandten religiösen<br />

Strömungen wollen das Deutsche<br />

Volk von Christus wegziehen.<br />

Dieser Lage stehen weite Kreise des<br />

deutschen evangelischen Volkes<br />

gleichgültig, ahnungslos und unentschieden<br />

gegenüber. Deshalb ist es<br />

nötig, daß alle sich sammeln, die<br />

entschlossen zu ihrem evangelischen<br />

Glauben stehen wollen. Jeder<br />

<strong>Evangelisch</strong>e trägt mit die Verantwortung<br />

dafür, daß unserem Volk<br />

das hohe Gut des Evangeliums rein<br />

und unverkürzt erhalten bleibt.<br />

Reichstagung der sogenannten „Deutschen Christen“ im<br />

Berliner Sportpalast, November 1933. Die „Deutschen<br />

Christen“ versuchten, das Christentum mit national-sozialistischem<br />

Gedankengut zu verbinden und eine „deutsche“<br />

Kirche aufzubauen. Vor allem gegen sie richtete sich die<br />

„Barmer Erklärung“ der „Bekennenden Kirche“ von 1933,<br />

wie auch zahlreiche andere Erklärungen im ganzen Land.<br />

Kirchenkampf-Erklärung<br />

Mit Freude und Dankbarkeit sehen<br />

wir, daß aus dieser Verantwortung<br />

heraus sich jetzt schon in ganz<br />

Deutschland evangelische Christen<br />

in großen, und stetig wachsenden<br />

Scharen zur bekennenden Kirche<br />

zusammengeschlossen haben; sie<br />

wollen damit vor aller Öffentlichkeit<br />

bekunden, daß sie unter keinen<br />

Umständen von ihrem evangelischen<br />

Glauben lassen werden. Unsere<br />

Gemeindemitglieder in der<br />

Diaspora müssen diesen Ruf zur<br />

Entscheidung und Sammlung hören.<br />

Wir bitten Sie deshalb, sich ernstlich<br />

zu prüfen, ob Sie die folgende<br />

Erklärung unterzeichnen können<br />

und sich damit der Bekenntnisgemeinschaft<br />

der deutschen evangelischen<br />

Kirche anschließen wollen.<br />

Erklärung (Pfarrer<br />

/Kirchenvorstand):<br />

Wir haben in der Bekenntnisgemeinschaft<br />

also kein anderes Ziel<br />

als uns um das Evangelium zu sammeln,<br />

uns miteinander zu bemühen,<br />

mit unserem Glauben vollen<br />

Ernst zu machen. Wir sind über-<br />

65<br />

zeugt, damit unserem Volk den<br />

besten Dienst zu tun.<br />

Vorgedruckte Beitrittserklärungen<br />

liegen im Pfarrhaus auf und sind<br />

nach den Gottesdiensten an den.....<br />

(Sonntagen?) zu haben.<br />

Die Aufnahme in die Bekenntnisgemeinschaft,<br />

die mit keinen Beitragslasten<br />

verbunden ist, erfolgt<br />

durch die Zusendung der roten Mitgliedskarte.<br />

gez. Pfarrer und Kirchenvorstand<br />

Erklärung<br />

(Gemeindeglieder):<br />

Wir wollen unserem deutschen<br />

Volk und seinem Führer mit allen<br />

Gaben des Evangeliums dienen. Darum<br />

bekennen wir uns zu unserem<br />

Landesbischof, dem unerschrockenen<br />

Bekenner des reinen Evangeliums<br />

und fordern, D. Meiser soll in<br />

ganz Bayern unser Bischof sein und<br />

bleiben und muß sofort wieder die<br />

Freiheit für die ungehinderte Führung<br />

seines Amtes erhalten.


G<br />

ottfried Braun, einem<br />

Sohn von Pfarrer Hermann<br />

Braun, der heute<br />

in Kerpen bei Köln lebt, verdanken<br />

wir auch die folgende aufschlußreiche<br />

Liste mit den Namen<br />

evangelischer Gemeindeglieder<br />

in den 30er Jahren in<br />

Bruckmühl und Feldkirchen:<br />

Bruckmühl:<br />

Achilles Arndt<br />

Arzberger (2x) Baum<br />

Borchert Boschert<br />

Brassler Breithaupt, von<br />

Brem Brisch<br />

Brüstle Bulling<br />

Cremer Deeg<br />

Drognitz Ehrhardt<br />

Engelhard Ernst<br />

Frisch Frischholz<br />

Gaethke Gebhardt<br />

Glasser Greven<br />

Grübl Heilmeier<br />

Herbig Huber, Gustav<br />

Hülß Jörger<br />

Kaphahn Kleindienst<br />

Kluckow Knauf<br />

Knof Kruse<br />

Gemeindeglieder der 30er Jahre<br />

Bruckmühl im Jahr 1933, Luftaufnahme: Die Rösnerwiese, auf der 1954 die Johanneskirche<br />

errichtet wurde, ist hier natürlich noch leer. Dafür ist auf diesem Bild die alte Mangfallbrücke<br />

noch zu sehen, im Hintergrund links Kirchdorf<br />

Marca Mayer<br />

Mayrock Meier, Agnes<br />

Münch Neuhaus<br />

Neupert Nodes<br />

Ortlieb (2x) Ortner<br />

Otto Pfnür<br />

Popp Reger<br />

Reichel Reiner<br />

Ringenberg Schlosser<br />

Seeger Seiler (2x)<br />

Steinbeis Stempfle<br />

Straube Weiler<br />

Wild Wilhelmi<br />

Zink Zirngiebel<br />

66<br />

Feldkirchen:<br />

(einschließlich Staudach, Spielbach,<br />

Altenburg und Helfendorf):<br />

Egelhofer Elsner<br />

Faatz Klitzing, von<br />

König Luttitz, von<br />

Pabst Peetz<br />

Pimps Rieker<br />

Samson, von<br />

Wilding, Graf<br />

Stollwerck


Auf den ersten Blick wirkt<br />

dieser Plan „harmlos“.<br />

Vergegenwärtigt man<br />

sich jedoch, unter welch widrigen<br />

Umständen Pfarrer Braun arbeiten<br />

mußte, daß er beispielsweise oft<br />

nur mit dem Fahrrad oder gar zu<br />

Fuß (!) von Bad Aibling aus durch<br />

Wind und Wetter, Hitze und Kälte<br />

unterwegs war und viele Gottesdienste<br />

in den Außenorten mit<br />

Hausbesuchen und zusätzlichen<br />

Gottesdienste 1945/46<br />

Amtshandlungen verbunden waren,<br />

wird deutlich, welchen enormen<br />

Einsatz dieser Dienst des Pfarrers<br />

an seiner Gemeinde in schwierigster<br />

Zeit erforderte.<br />

Altarraum der Christuskirche Aibling in den<br />

50er Jahren: die Fenster wurden 1961 zugemauert<br />

bzw. an der Nordseite eingebaut<br />

67


Heinrich Samhammer war<br />

1954 als junger Vikar vom<br />

Nürnberger Predigerseminar<br />

zur Überbrückung der durch<br />

den Tod von Pfarrer Braun entstandenen<br />

Vakanz nach Bad Aibling<br />

entsandt worden. Zum 60jährigen<br />

Dienstjubiläum von Pauline Peetz<br />

1997 schrieb er ihr den folgenden<br />

Brief mit einigen Erinnerungen. Wir<br />

drucken ihn hier mit beider<br />

Zustimmung ab:<br />

Sehr geehrte Frau Peetz,<br />

im Sonntagsblatt habe ich von Ihrem<br />

Jubiläum gelesen, und dachte<br />

mir, daß ich mich mit diesem Brief<br />

bei den Gratulanten einreihen sollte.<br />

Dieser Sonntagsblattartikel hat<br />

einige Erinnerungen in mir wachgerufen,<br />

und vielleicht freut es Sie ja,<br />

davon zu lesen.<br />

Ostern 1954 ist es wohl gewesen,<br />

also vor über 40 Jahren, daß ich<br />

vom Predigerseminar Nürnberg aus<br />

für die Festzeit nach Bad Aibling<br />

abgeordnet worden bin. Hier war ja<br />

auch der in ihrem Artikel genannte<br />

Pfarrer verstorben, und ich sollte<br />

über die Osterzeit nach Kräften die<br />

verwaiste Pfarrstelle helfen zu „verwesen“<br />

(wie man das so schön<br />

heißt). Ich wurde bei Brauns im<br />

Pfarrhaus einquartiert (für mich,<br />

nicht aus einer Pfarrfamilie stammend<br />

ein wichtiges Erlebnis).<br />

Erinnerung 1:<br />

An einem der Sonn- oder Feiertage<br />

hatte ich in Bruckmühl den Gottesdienst<br />

zu halten. Ich erinnere mich<br />

an eine große Gemeinde, die in<br />

einer Turnhalle zusammenkam. Lau-<br />

Erinnerungen<br />

ter in den schweren Jahren geprüfte<br />

Leute, denen ich junger Mensch mit<br />

nur wenig Lebenserfahrung das<br />

Evangelium verkündigen sollte. Die<br />

Kirche, meine ich, war gerade im<br />

Bau. Daß der Grundriß nicht rechteckig<br />

war (hier irrt sich Pfarrer Samhammer),<br />

hat sich mir ganz besonders<br />

eingeprägt. Vielleicht haben<br />

Sie ja damals die Orgel und das<br />

Harmonium in „meinem“ Gottesdienst<br />

gespielt.<br />

Erinnerung 2:<br />

Am Karfreitag hatte ich den Gottesdienst<br />

im Stollwerck-Mausoleum zu<br />

halten. Was mir besonders hängengeblieben<br />

ist: Die Kirche war gesteckt<br />

voll, die Luft entsprechend<br />

dick, und der Kirchner – ein feiner,<br />

älterer Herr (vermutlich bin ich<br />

heute viel älter als der damals) –<br />

war livriert (!) irgendwo unter den<br />

Gottesdienstbesuchern eingekeilt.<br />

Das mit dem Gottesdienst und der<br />

68<br />

Predigt ging ganz gut (Frau Pfarrer<br />

Braun hat mich auf meine Bitte hin<br />

vorher immer abgehört, und der<br />

Sohn Braun hat mich dann mit<br />

einem älteren Opel (?) zu den<br />

Außenstellen gefahren).<br />

Das Problem kam dann mit der<br />

Abendmahlsfeier, wohl eine der ersten,<br />

wenn nicht überhaupt die erste,<br />

die ich je gehalten hatte. Die<br />

ersten Kommunikanten, die vor<br />

dem Altar niederknieten, waren drei<br />

oder vier Diakonissen im Ruhestand<br />

aus einem nahen Feierabendhaus.<br />

Ich teilte das Brot aus. Alles<br />

ging gut. Aber, als ich den Kelch<br />

aufnehmen wollte, da schwammen<br />

auf dem Wein lauter weiße Kügelchen.<br />

Es waren erstarrte Wachstropfen<br />

von den Kerzen, die sich ob der<br />

großen Hitze über den Kelch gebeugt<br />

hatten.<br />

Was tun? Daß genau für einen solchen<br />

Fall ein Sieb auf dem Altar<br />

bereit lag, hatte man mir noch nicht<br />

Kirchenzug von der Bruckmühler Turnhalle zur Einweihung<br />

der Johanneskirche am 10. Oktober 1954


gesagt. Also gab ich dem Kirchner<br />

ein Zeichen, doch bitte mit neuem<br />

Wein zum Altar vorzukommen.<br />

Wegen der Besucherdichte dauerte<br />

das ziemlich lang. Also habe<br />

ich den Diakonissen schon mal<br />

den Kelch mit den Tropfen zum<br />

Trinken gereicht.<br />

Ich habe die Spendungsworte gesagt,<br />

wie es sich gehört, und dabei<br />

insgeheim gebetet: Lieber Gott hilf,<br />

daß sich keine dieser alten Damen<br />

an den Wachstropfen verschluckt.<br />

Nun, der liebe Gott hat geholfen.<br />

Und so ist alles gut gegangen. Und<br />

bis die anderen Abendmahlgäste<br />

dran waren, stand ein „entwachster“<br />

Kelch vor mir.<br />

Es war damals wohl üblich, daß der<br />

Pfarrer nach dem Gottesdienst zu<br />

einer kurzen Jause in das Feierabendhaus<br />

der Diakonissen gebeten<br />

wurde. So auch ich. Dort habe<br />

ich mich dann für das Mißgeschick<br />

entschuldigt.<br />

Darauf eine der freundlichen Frauen:<br />

”Ach wissen’s, Herr Vikar, mir<br />

ham nix g’merkt; bis mir uns da hinknien,<br />

und dann wieder hochkommen,<br />

da sin' mir b’schäftigt g’nug!”<br />

– Und wie jeder Pfarrer bin ich<br />

auch mit ein Paar Küchle für den<br />

Nachmittagskaffee in Gnaden entlassen<br />

worden.<br />

Erinnerung 3:<br />

Am Ostersonntag war dann ein<br />

großer Gottesdienst in Bad Aibling<br />

selbst. Die Predigt und das Abendmahl<br />

hat Bischof Stählin gehalten,<br />

und ich sollte die restliche Liturgie<br />

übernehmen und dann beim Aus-<br />

Pfarrer Samhammer<br />

teilen mithelfen – was ich auch<br />

gerne getan habe.<br />

Was für „Wichtigkeiten“ sich einem<br />

doch einprägen! Da hatte sich<br />

die Kette des Bischofskreuzes verhakt,<br />

und ich „durfte“ Bischof Stählin<br />

in der Sakristei beim „Aufhakln“<br />

helfen. So nahe war ich weder vorher<br />

noch nachher einem Bischof,<br />

respektive seinem Bauch gekommen.<br />

Und nach dem Gottesdienst<br />

hat er mich wegen meines liturgischen<br />

Sinnes gelobt und gefragt, wo<br />

ich das gelernt habe. Das war dann<br />

eine liturgische Verpflichtung für<br />

mein ganzes Pfarrerleben!<br />

Erinnerung 4:<br />

Im Zusammenhang mit dem Einsatz<br />

in Bad Aibling wird es wohl<br />

auch gewesen sein, daß ich in jener<br />

Kirche in oder bei Kleinhelfendorf<br />

einen Gottesdienst halten durfte, in<br />

der recht grauslig das „Martyrium<br />

des Heiligen St. Emmeram“ dargestellt<br />

ist (”Daß ihnen nur nicht<br />

schlecht wird!”, hat vorher Frau<br />

Braun zu mir gesagt).<br />

Ich weiß nicht mehr, ob da viele<br />

<strong>Evangelisch</strong>e zusammengekommen<br />

sind. Aber eingeprägt hat sich mir<br />

vor allem diese Darstellung in der<br />

Mitte der schönen Kirche, über und<br />

über mit toten Mücken übersät,<br />

und, daß dort ein sehr freundlicher<br />

Herr den Mesnerdienst versehen<br />

hat. Irgendwann war er dort in der<br />

Nähe als Flüchtling untergekommen<br />

und hatte das Mesneramt übernommen.<br />

Längst nach München<br />

umgezogen und dort als Jurist in<br />

höherem Amt und Würden, fuhr er<br />

doch weiter aus Dankbarkeit zu<br />

69<br />

jedem Gottesdienst nach Kleinhelfendorf,<br />

um dort seinen Dienst zu tun.<br />

Nach dem Gottesdienst hat er mir<br />

dann die <strong>Geschichte</strong> von dem Organisten<br />

erzählt, der seinem Pfarrer<br />

je nach Güte der Predigt eine Zigarre,<br />

eine Zigarette oder gar nichts<br />

zum Rauchen überreicht hat. Dann<br />

entnahm mein Kritiker seinem Etui<br />

einen Stumpen, den ich mir am<br />

Nachmittag dann bei Brauns zum<br />

Kaffee genüßlich schmecken ließ.<br />

Ich weiß nicht, ob Sie bei irgendeiner<br />

dieser <strong>Geschichte</strong>n mit dabei<br />

gewesen sind. Wenn nicht, hat sie<br />

dies oder das vielleicht an ihre eigenen<br />

„Erlebnisse“ erinnert und zum<br />

Schmunzeln gebracht. Sollte das<br />

eine oder andere nicht ganz so<br />

stimmen können, so gebe ich das<br />

gerne zu. Immerhin sind seither<br />

über 40 Jahre vergangen.<br />

Mit freundlichen Grüßen und allen<br />

guten Wünschen, Ihr<br />

Heinrich Samhammer<br />

(20. September 1997)


pfarrerin Susanne Kießling-<br />

Prinz im Gespräch mit unserer<br />

langjährigen Organistin<br />

Pauline Peetz im Frühjahr 2002:<br />

Kießling-Prinz: 75 Jahre Hohenfried!<br />

Sie, Frau Peetz, kennen das<br />

Stollwerck-Mausoleum von Anfang<br />

an und verbinden sicher viele Erinnerungen<br />

mit dieser Kirche. Mich<br />

würde interessieren, ob Sie sich<br />

noch an die Einweihung oder die<br />

Bauzeit erinnern können?<br />

Peetz: Nein, ich war ja damals erst<br />

sechs Jahre alt und habe keine Erinnerungen<br />

mehr an die Zeit. Dabei<br />

war ich bestimmt bei der Einweihung.<br />

Wir Kinder sind sonntags<br />

immer mit zur Kirche gegangen.<br />

Damals gab es ja nichts anderes.<br />

Sicher haben Sie aber manche Erinnerungen<br />

aus Ihrer Kindheit, die mit<br />

dem Mausoleum verbunden sind!<br />

Ach ja, da gab es oft Probleme mit<br />

dem eisernen Ofen. Wenn Gottesdienst<br />

war, mußte der Mesner Otto<br />

Interview mit Pauline Peetz<br />

immer in der Früh um vier aufstehen,<br />

den Koks hinaufschleppen und<br />

einheizen. Im Herbst, wenn draußen<br />

Nebel war, staute sich das Kohlendioxyd<br />

oft und verlagerte sich in<br />

die Kirche. Manchmal gab es auch<br />

Kohlendioxydvergasungen. An einen<br />

Sonntag kann ich mich gut erinnern:<br />

Wir waren noch Kinder.<br />

Während des Gottesdienstes gab es<br />

eine so starke Gasentwicklung, daß<br />

wir alle ohnmächtig wurden. Pfarrer<br />

Braun saß zusammengesackt<br />

vorne auf seinem Stuhl. Ein Krankenauto<br />

mußte bestellt werden. Wir<br />

vier Kinder wurden ins Krankenhaus<br />

eingeliefert.<br />

Frau Stollwerck war an diesem<br />

Sonntag nicht in der Kirche. Als sie<br />

davon erfuhr, war sie so besorgt,<br />

daß sie uns ins Krankenhaus eine<br />

große Schachtel Stollwerck-Pralinen<br />

schicken ließ. Ein anderes Mal<br />

war es eine ganze Hochzeitsgesellschaft,<br />

die ohnmächtig wurde. Alle<br />

mußten deshalb ins Krankenhaus<br />

gebracht werden.<br />

70<br />

An solche Begebenheiten erinnert<br />

man sich natürlich noch nach vielen<br />

Jahren! Hatten Sie damals<br />

eigentlich jeden Sonntag im Mausoleum<br />

Gottesdienst?<br />

Nein, nur alle vierzehn Tage. Die<br />

Gottesdienste waren anfangs ja<br />

noch nachmittags. Ich glaube, um<br />

zwei Uhr. Die Kirche in Bruckmühl<br />

gab es damals ja noch nicht, der<br />

Bruckmühler Gottesdienst fand im<br />

Schulhaus statt. Alle zwei Wochen<br />

kam Pfarrer Braun mit dem Fahrrad<br />

von Bad Aibling nach Hohenfried.<br />

Danach war auch noch Gottesdienst<br />

in Kleinhelfendorf. In der<br />

katholischen St. Emmeramkapelle.<br />

Um vier oder fünf Uhr.<br />

Nun sind Sie auch ganz besonders<br />

durch das Orgelspiel mit dem Stollwerck-Mausoleum<br />

verbunden. Wissen<br />

Sie noch, wer vor Ihnen die<br />

Orgel gespielt hat?<br />

Anfangs kam ein Organist mit der<br />

Eisenbahn aus München. Der Chauffeur<br />

mußte ihn abholen und er verbrachte<br />

dann den ganzen Tag in<br />

Hohenfried. Abends mußte er wieder<br />

zurück zum Bahnhof nach Westerham<br />

gebracht werden.<br />

Als ich 1937 aus Franken wieder<br />

nach Feldkirchen zurückkam und<br />

Frau Stollwerck erfuhr, daß ich dort<br />

das Orgelspiel gelernt hatte, ließ sie<br />

mich zu sich kommen. Sie sagte,<br />

ich sollte kontrolliert werden – sie<br />

hat immer alles unter ihr Kuratel<br />

gestellt und war in allem sehr<br />

Pauline Peetz mit der Helfendorfer<br />

Gemeinde bei einem Ausflug


genau. Ich sollte ihr und ihrem<br />

Besuch in der Kirche vorspielen –<br />

die Familie Stollwerck hatte ja oft<br />

Gäste im Haus. Sie akzeptierte<br />

mein Orgelspiel und legte mir ein<br />

Buch hin – ich habe es heute noch<br />

– „Harmoniumalbum“ heißt es –<br />

und dann mußte ich ihr daraus<br />

vorspielen. Es waren Ausschnitte<br />

aus Opern, aber mir war das ja<br />

egal. Dann sagte sie, daß sie es<br />

ganz gerne hätte, wenn ich noch<br />

weitergebildet würde und Stunden<br />

nähme. Sie würde schauen, ob sie<br />

einen Orgellehrer auftreiben könnte.<br />

Sie fand einen, ich weiß nicht<br />

mehr, wie er hieß. Er kam mit dem<br />

Motorrad aus Bruckmühl oder<br />

vom Irschenberg und holte mich<br />

zu Hause ab. Wir fuhren zur Kirche<br />

– einmal hat es uns geschmissen,<br />

hinten bei der Hecke beim<br />

Mareis. Von da an hatte ich jede<br />

Woche Orgelstunde. Bis zum Tod<br />

von Frau Stollwerck 1943. Ich<br />

mußte die Rechnung an den Lehrer<br />

bezahlen und sie hat mir das<br />

Geld dann zurückgegeben.<br />

Interview mit Pauline Peetz<br />

Und von da an haben Sie dann die<br />

Orgel in Hohenfried gespielt?<br />

Pauline Peetz bei der Feier zu ihrem 80. Geburtstag 2001<br />

Ja, der Organist aus München wurde<br />

abbestellt und ich spielte nun die<br />

Orgel. Nur während des Krieges war<br />

ich eine Zeitlang weg und konnte<br />

an den Sonntagen nicht heimkommen.<br />

In dieser Zeit saß niemand an<br />

der Orgel. Mit einigen Ausnahmen<br />

habe ich dann jeden Gottesdienst<br />

im Mausoleum gespielt.<br />

Gibt es vielleicht noch ein Ereignis,<br />

an das Sie sich besonders erinnern?<br />

Ich kann mich noch gut daran erinnern,<br />

wie sehr ich immer gezittert<br />

habe, wenn Gäste von Frau Stollwerck<br />

aus Wien zu Besuch kamen.<br />

Sie verstanden ja viel von Musik.<br />

Wenn sie mit im Gottesdienst waren,<br />

bestimmte Frau Stollwerck, was<br />

ich nach der Predigt zu spielen<br />

hatte. Oft mußte ich aus dem ”Harmoniumalbum”<br />

Opernausschnitte<br />

spielen. Ich habe mir nichts dabei<br />

gedacht, aber das Gesicht unseres<br />

71<br />

Pfarrers Braun auf seinem herrlichen<br />

holzgeschnitzten Stuhl wurde<br />

immer länger. Wahrscheinlich hatten<br />

die beiden einmal eine Aussprache,<br />

denn danach durfte ich Präludien<br />

als Einlage spielen.<br />

Haben Sie noch andere Erinnerungen<br />

an die Zeit nach 1937, als sie wieder<br />

nach Feldkirchen zurückkamen?<br />

Ach ja, da fällt mir noch etwas ein.<br />

Wir beide, meine Schwester und<br />

ich, durften nicht zum BDM (Bund<br />

Deutscher Mädchen) gehen. Aber<br />

ich habe damals viel mit den Kindern<br />

der Gemeinde zusammen<br />

gemacht. Theaterspielen und vieles<br />

andere. Eines Tages gab es großen<br />

Ärger in Feldkirchen. Die neue Lehrerin,<br />

die gleichzeitig auch BDM-<br />

Führerin war, sollte die Weihnachtsfeier<br />

gestalten. Nach dem neuesten<br />

Stand, wie es im 3. Reich üblich<br />

war. Die Schulkinder sollten alles<br />

für die Feier einüben. Doch eines<br />

Tages kamen die Bauernkinder<br />

nicht mehr zur Probe. Sie sagten:<br />

„Unser Vater hat gesagt, das ist ein<br />

Piffkaas“ – an dieses Wort erinnere<br />

ich mich immer noch. Daraufhin<br />

wurden meine Schwester und ich<br />

gefragt, ob wir nicht die Weihnachtsfeier<br />

gestalten wollten.<br />

Wir führten dann ein richtiges Krippenspiel<br />

auf, mit Engelsreigen. Die<br />

Kinder waren vollauf begeistert und<br />

der Mareissaal war bei der Aufführung<br />

proppenvoll, denn die<br />

ganzen Bauern aus der Umgebung<br />

waren gekommen. In der vordersten<br />

Reihe saßen die SA-Männer in ihren<br />

Uniformen, und alle sangen „Stille<br />

Nacht, heilige Nacht“ und „O du<br />

fröhliche“ mit.


Als Sie ein Kind waren, gab es nur<br />

sehr wenig <strong>Evangelisch</strong>e in Feldkirchen.<br />

Haben Sie im Lauf der Jahre<br />

eine Entwicklung gespürt, ein Anwachsen<br />

der Gemeinde?<br />

In den ersten Jahren nach dem Krieg<br />

kamen ja die Flüchtlinge dazu. In<br />

Glonn, Höhenrain und Baiern hatten<br />

sich einzelne Flüchtlingsfamilien<br />

niedergelassen. Sie suchten eine<br />

evangelische Kirche und kamen<br />

dann nach Hohenfried.<br />

Anfangs zählte wahrscheinlich<br />

hauptsächlich die Stollwerck'sche<br />

Familie und ihre Gäste zu den<br />

Gottesdienstbesuchern?<br />

Ja, aber es kamen immer auch andere<br />

Gemeindemitglieder. Und die<br />

Kaiserswerther Schwestern. Meist<br />

waren um die 15 Schwestern da,<br />

Urlaubsschwestern. Wir Kinder erhielten<br />

jede Woche im Haus Elisabethruhe<br />

von der Oberschwester Religionsunterricht.<br />

In der Schule gab es<br />

natürlich keinen Religionsunterricht.<br />

Nachdem die Flüchtlinge gekommen<br />

waren, wurde es in der<br />

Gemeinde schon lebendiger.<br />

Viele von ihnen<br />

lebten beim Kellerwirt.<br />

Früher war<br />

dort, wo jetzt das<br />

neue Gebäude<br />

steht, eine Gastwirtschaft<br />

und<br />

sie wohnten im<br />

Obergeschoß. Sie<br />

waren sehr kirchlich<br />

und kamen immer zum<br />

Gottesdienst. Danach bauten<br />

sie sich in der Madau ihre Häuser.<br />

Interview mit Pauline Peetz<br />

Gab es denn damals über den Gottesdienst<br />

hinaus auch noch weiteres<br />

Gemeindeleben?<br />

Nein, eigentlich nicht. Nur den Kirchenchor,<br />

den ich geleitet habe.<br />

Wir waren an die 20 Personen und<br />

sehr aktiv. Geprobt haben wir im<br />

Schulzimmer, dort wo jetzt die Raiffeisenkasse<br />

ist. Da war früher das<br />

Schulhaus mit den Klassen 4 bis 7.<br />

Der Chor war die einzige Gelegenheit,<br />

sich außerhalb des Gottesdienstes<br />

zu treffen. Was war mit<br />

den Konfirmanden?<br />

So weit ich mich erinnere, gingen<br />

die Konfirmanden nach Bad Aibling<br />

zum Unterricht und wurden auch<br />

dort eingesegnet. Ich war während<br />

dieser Zeit in Vohenstrauß in einem<br />

Konfirmandenheim. Ich mußte mit<br />

meiner Schwester damals Feldkirchen<br />

verlassen wegen der Partei.<br />

Unsere Mutter wollte nicht, daß wir<br />

zum BDM gehen. Nur zur Konfirmation<br />

kamen wir zurück.<br />

72<br />

Erst als Bruckmühl eine Kirche und<br />

ein Gemeindehaus bekam und<br />

selbständig wurde, hat sich ein eigenständiges<br />

Gemeindeleben entwickelt.<br />

Wir hatte ja vorher keine<br />

Räume. Es gab Weihnachtsfeiern<br />

und natürlich auch einen Chor.<br />

Mehr weiß ich aber über diese Zeit<br />

auch nicht, da ich bis zu meiner<br />

Pensionierung 27 Jahre in München<br />

wohnte. Nur an Sonntagen kam ich<br />

heraus, um die Orgel zu spielen.<br />

Da habe ich dann leider viele Kontakte<br />

hier verloren.<br />

Nach dem Bau der Emmauskirche<br />

hat sich dann in Feldkirchen auch<br />

im Nu ein eigenes Gemeindeleben<br />

entwickelt. Trotzdem bin ich froh,<br />

daß im Stollwerck-Mausoleum auch<br />

heute noch einmal im Monat Gottesdienst<br />

gefeiert wird, da ich dieser<br />

Kirche ja von meiner frühesten<br />

Jugend an verbunden bin.<br />

Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Frau Peetz!<br />

Gruppenbild vor dem<br />

Mausoleum, vermutlich<br />

anläßlich einer ”Sommerserenade”<br />

Ende der 70er Jahre<br />

k


kirchweihjubiläen<br />

irchw<br />

1952 und 1977<br />

73


Das folgende Gedicht zum<br />

25jährigen Jubiläum verfaßte<br />

im Jahre 1952 die<br />

Organistin Pauline Peetz:<br />

25-jähriges Jubiläum 1952<br />

Was wohl die Leut so an sich zieht<br />

Zu wandern alle nach Hohenfried,<br />

Aus Dörfern, Städten, vom ganzen Land,<br />

Viel Geistliche auch im Kirchengewand.<br />

Und wenn ich recht sehe, kommt eben an<br />

Im Auto der neue Kreisdekan<br />

Zur Seite von Pfarrer Hermann Braun<br />

Und außerdem viel Männer und Frau’n<br />

Mit ihren Kindern im Festtagskleid.<br />

Da muß doch sein was Besonderes heut?!<br />

Der Blick bleibt haften im weiten Raum<br />

Auf einem Kirchlein am Waldessaum.<br />

Sein Anblick erfreuet Leib und Seel’,<br />

gar schmuck und köstlich wie ein Juwel;<br />

Vor fünfundzwanzig Jahren erbaut,<br />

Es ist heut Silberne Gottesbraut!<br />

Die Bäume am grünen Waldessaum,<br />

Die haben ihm leis erzählt im Traum,<br />

Wer damals seinen Grund gelegt,<br />

Sein Herz davon war ganz bewegt.<br />

Es will erzählen nun kurz und schlicht<br />

Heut seine erlauschte Lebensgeschicht:<br />

„Kein Kirchlein stand damals an diesem Ort,<br />

Doch trug Verlangen nach Gottes Wort<br />

Das Völklein ringsum, im ganzen Gau<br />

Nach einem eigenen Kirchenbau.<br />

Nur alle vier Wochen, jahrein, jahraus,<br />

versammelte man sich in einem Haus<br />

Im nahen Feldkirchen zur Bibelstund’.<br />

Da war eine Dame mit im Bund,<br />

An ird’schen und ewigen Gütern reich<br />

Die hat gefaßt den Plan sogleich,<br />

74<br />

Vorder- und Innenseiten des<br />

Festgedichts von 1952


Zu stiften ein Kirchlein zu Gottes Ehr’<br />

Am Waldesrand frei hoch und her,<br />

In das romantische Hohenfried,<br />

Wo heute Alt und Jung hinzieht.<br />

Frau Konsul Stollwerck, daß Ihr’s wißt,<br />

Meine hochherzige Patin ist!<br />

Auch von dem Häuslein nebenan,<br />

Da wohnt Herr Otto, der würdige Mann,<br />

Gedicht Peetz<br />

75<br />

Der viel gelitten hat im Krieg,<br />

Auch er den Weg zum Kirchlein stieg,<br />

Versieht den Mesnerdienst fürwahr<br />

Darin auch fünfundzwanzig Jahr.<br />

So feiern wir heut ein Doppelfest.“<br />

Es neigen voll Ehrfurcht im Wald die Äst’<br />

Und raunen: Gott segne Gottes Wort<br />

Und die es treiben an diesem Ort:<br />

Den Mesner, die Stifter, die ganze Gemein’!<br />

Erhalte Sein Wort uns lauter und rein!


Die hier abgedruckte Festpredigt<br />

hielt Oberkirchenrat<br />

Arnold Schabert, Kreisdekan<br />

(heute: „Regionalbischof“)<br />

des Kirchenkreises München-Oberbayern,<br />

zum 25-jährigen Jubiläum<br />

des Stollwerck-Mausoleums Hohenfried<br />

am 17. August 1952.<br />

Gott zum Gruß und den Herrn Christus<br />

zum Trost, liebe Gemeinde! Ich<br />

bin dankbar, daß ich Dich in dieser<br />

Stunde zum erstenmal in meinem<br />

neuen Amt grüßen darf. Zwar sind<br />

Christenmenschen ja einander niemals<br />

fremd: Als die Unbekannten<br />

sind sie doch einander bekannt und<br />

miteinander verbunden und dürfen<br />

füreinander im Gebet einstehen.<br />

Aber es ist doch eine besondere<br />

Gnade Gottes, wenn wir auch einander<br />

von Angesicht schauen dürfen,<br />

einander begegnen und einander<br />

besuchen.<br />

Von einem solchen gegenseitigen<br />

Besuchen sagt einmal der Apostel<br />

Paulus: „Es verlangt mich danach,<br />

Euch zu sehen, auf daß wir durch<br />

unseren und Eueren Glauben getröstet<br />

werden.“ – Und daß auch<br />

unsere Begegnung, liebe Gemeinde,<br />

so oft sie geschehen darf, immer<br />

wieder zu diesem Trost ausschlagen<br />

darf, das gebe Gott in Gnaden!<br />

Und nun sind wir heute hier versammelt,<br />

um das 25-jährige Bestehen<br />

dieses Gotteshauses miteinander<br />

zu begehen. Es ist also Dein Kirchweihtag,<br />

liebe Gemeinde. Ich glaube,<br />

in heutiger Zeit fällt es weiter<br />

nicht auf, wenn Menschen Jubiläen<br />

feiern. In der Welt draußen werden<br />

immer öfter, in kürzeren Abschnitten,<br />

irgendwelche Jubiläen gefeiert.<br />

25-jähriges Jubiläum 1952<br />

Warum ist das so? –<br />

Ich glaube, es hat<br />

einen ganz tiefen<br />

Grund. Der heutige<br />

Mensch weiß, daß<br />

er wenig Zeit hat.<br />

Er ahnt, daß sein<br />

Weg an Abgründen<br />

entlang geht,<br />

und darum ist es<br />

ihm immer wieder<br />

ein Bedürfnis, gleichsam<br />

vor sich selbst<br />

und anderen zu bestätigen,<br />

daß er noch da ist<br />

und seine Werke noch stehen.<br />

Aber dürfen wir darum auch in der<br />

Kirche Jubiläen feiern, wir Christen,<br />

die wir doch wissen sollten,<br />

daß wir nicht aus dem zu leben<br />

brauchen, was in und vor der Zeit<br />

ist? Und weiter: Wir begehen heute<br />

das Jubiläum, den Gedenktag eines<br />

Gotteshauses, also doch eines Hauses.<br />

Wo ist der Grund für diese Feier<br />

in der Heiligen Schrift? Hat sie<br />

überhaupt einen Grund, oder sind<br />

unsere Kirchweihfeiern ein frommer<br />

Brauch, der doch irgendwie von<br />

nebenher in unser kirchliches Leben<br />

Eingang gefunden hat? Gehören<br />

unsere Kirchweihfeiern etwa<br />

auch zu der Welt der Samariterin,<br />

die sich darüber Gedanken machte,<br />

ob es nun richtiger wäre, auf dem<br />

Berg Garizim oder dem Berg Zion<br />

Gott anzubeten, also eine Welt, die<br />

durch den Herrn Christus für uns<br />

überwunden ist? – Wir wollen uns<br />

heute dieser Frage stellen, ihr nicht<br />

aus dem Wege gehen – unser Gedenktag<br />

im Licht und Gericht des<br />

Evangeliums!<br />

Das erste, was wir alle wissen, was<br />

76<br />

wir uns aber auch<br />

heute wieder sagen<br />

lassen wollen, damit<br />

kein falscher,<br />

kein zu sicherer<br />

Ton in diese Feier<br />

eindringt: unsereGotteshäuser<br />

gehören in<br />

diese Welt und<br />

sind ein Stück<br />

dieser Welt. Das<br />

Heiligtum auf dem<br />

Garizim war schon<br />

zerstört, als der Herr<br />

Christus mit der Samariterin<br />

am Jakobsbrunnen sprach. Und das<br />

Heiligtum auf dem Zion wurde bald<br />

Oberkirchenrat Arnold Schabert stammte<br />

aus dem Baltikum und war neun Jahre<br />

lang, von Mai 1952 bis zu seinem Tod<br />

am 31. August 1961 Kreisdekan des Kirchenkreises<br />

München-Oberbayern. Unter<br />

anderem weihte er am 10. Oktober<br />

1954 auch die Bruckmühler Johanneskirche<br />

ein und ordinierte am 14. Februar<br />

1960 den exponierten Vikar und<br />

dann langjährigen Bruckmühler Pfarrer<br />

Willi Wendler.<br />

darauf zerstört. Und heute, am 10.<br />

Sonntag nach Trinitatis, gedenkt die<br />

christliche Gemeinde allenthalben<br />

der Zerstörung Jerusalems.<br />

Sollte man das unserem Geschlecht<br />

noch besonders in Erinnerung<br />

rufen müssen, daß auch unsere<br />

Kirchen in der Zeit sind und ihre<br />

Zeit haben, uns, die wir Dome<br />

haben in Schutt und Asche sinken<br />

sehen, die wir mit der Heimat auch<br />

die Kirchen unserer Väter haben<br />

verlassen müssen, die wir Zeugen<br />

geworden sind, daß menschliche


Macht und Willkür aus Kirchen<br />

Museen zu machen vermag und sie<br />

noch profaneren Zwecken zuzuführen<br />

vermag.<br />

Aber es ist gut, daß wir uns daran<br />

erinnern. Wenn die Not kommt und<br />

der Tod, wenn die Macht dieser<br />

gottlosen Welt über uns hereinbricht,<br />

dann können uns auch unsere<br />

Kirchen nicht bergen. Auch unsere<br />

Kirchen vergehen.<br />

Aber eines bleibt: der Gottesdienst<br />

der anbetenden Gemeinde. Das<br />

Heiligtum auf dem Garizim und auf<br />

dem Zion sind zerstört und haben<br />

doch nur Platz machen müssen der<br />

Schar, die Gott im Geist und in der<br />

Wahrheit anbetet. Und die christliche<br />

Gemeinde geht über die Trümmer<br />

ihrer Gotteshäuser hinweg, und<br />

ihre Spitze steht schon im oberen<br />

Heiligtum, wo sie Gott ohne Aufhören<br />

lobt und preist und anbetet.<br />

Das ist ja überhaupt die Vollendung<br />

des Werkes Christi: zu diesem Ziel<br />

zu führen, ist er gekommen, dafür<br />

ist er gestorben, darum ist er auferstanden.<br />

Die anbetende Schar, die<br />

Gemeinde, die Gott im Geist und in<br />

der Wahrheit anbetet!<br />

Festpredigt OKR Schabert<br />

Das sagt er ja in unserem Wort:<br />

„Weib, glaube mir, es kommt die<br />

Zeit, daß ihr weder hier noch in Jerusalem<br />

anbeten werdet; es kommt<br />

die Zeit und ist schon da, da die<br />

wahrhaftigen Anbeter werden den<br />

Vater anbeten im Geist und in der<br />

Wahrheit.“ – Anbetende Gemeinde!<br />

Anbetung! Verstehen wir überhaupt,<br />

was das heißt? Gehört das<br />

überhaupt noch in unser Leben hinein?<br />

Oder ist es am Ende ein Fündlein<br />

wirklichkeitsfremder Theologen?<br />

Eins ist gewiß: der Herr Christus<br />

spricht von Anbetung. Und die<br />

ganze Heilige Schrift Alten und<br />

Neuen Testaments spricht immer<br />

wieder davon. Und wenn wir unser<br />

Gesangbuch aufschlagen und es aufmerksam<br />

lesen, dann schaut uns daraus<br />

entgegen der Chor der anbetenden<br />

Väter, der anbetenden Kirche.<br />

Was heißt anbeten? – Ursprünglich<br />

bedeutet das Wort so viel wie<br />

„niederfallen“, „huldigen“, das<br />

Sich-selbst-Ergeben des Vasallen, in<br />

die Hände dessen, dem er huldigt.<br />

Der Anbetende spricht zu Gott:<br />

Dein sei die Herrschaft und die<br />

Kraft und die Herrlichkeit – nicht<br />

mein! Daß ich Dir<br />

gehören darf, daß<br />

ich mit all dem, was<br />

ich bin und habe, für<br />

Dich sein darf, und<br />

mit all dem Dich<br />

loben und preisen<br />

darf, das ist die<br />

ganze Seligkeit meines<br />

Lebens!<br />

77<br />

Es mag wahr sein: Der heutige<br />

Mensch weiß nicht mehr, was Anbetung<br />

heißt. Er weiß es auch nicht<br />

in seiner Frömmigkeit und Christlichkeit.<br />

Aber ist nicht gerade darum<br />

der heutige Mensch ein so rastloser<br />

Mensch, ein so umherirrender<br />

Mensch, weil er um das Anbeten<br />

nicht mehr weiß? Und spüren es wir<br />

nicht alle: Wenn wir wirklich anbeten<br />

könnten, dann wären wir wirklich<br />

nach Hause gekommen. Es ist<br />

kein Zufall, daß die Heilige Schrift<br />

die Schar derer, die nach Hause<br />

gekommen sind, in der Offenbarung<br />

Johannis als die anbetende<br />

Schar vor Augen stellt.<br />

Aber nun – wir können nicht mehr<br />

anbeten, wenn wir uns auch noch<br />

so sehr danach sehnen, wir können<br />

es nicht erreichen, wir kommen von<br />

der Fessel nicht los, mit der wir an<br />

uns selbst geschmiedet sind. Wir<br />

können über unseren eigenen<br />

Schatten nicht hinwegspringen. Jeder<br />

der das Wort Gottes ernst<br />

nimmt, der kommt zu dieser erschreckenden<br />

Erkenntnis, daß wir<br />

es auch in all dem, was wir unsere<br />

Frömmigkeit und unser Gebet nennen,<br />

immer wieder mit uns selbst zu<br />

tun haben, unser Glück, unser<br />

Wohlergehen, unser Heil meinen.<br />

Kennt ihr die Not? – Nun alle, die<br />

Ihr diese Not kennt, hört das selige<br />

Evangelium. Jesus sagt: „Denn der<br />

Vater sucht, die ihn also (im Geist<br />

und in der Wahrheit) anbeten.“ –<br />

Eigentlich heißt es: Der Vater selbst<br />

sucht solche, der Vater selbst verlangt<br />

nach solchen.<br />

Kirchenzug anläßlich der Ordination von Pfarrer Willi Wendler<br />

(vorne rechts) 1960, Oberkirchenrat Schabert hinten links


Du meinst vielleicht in jenen seltenen<br />

Stunden Deines Lebens, Dich<br />

verlangt es anzubeten. Aber es ist<br />

umgekehrt: den Vater verlangt nach<br />

Dir und nach mir; den Vater verlangt<br />

nach dem Kinde, das vor ihm<br />

sein Herz ausschüttet und in seiner<br />

Seligkeit bekennen darf: Alles für<br />

Dich, Vater, nichts für mich! Der<br />

Vater sucht, den Vater verlangt. Verlangt<br />

ihn wirklich auch nach uns?<br />

Nun, liebe Gemeinde, um auf diese<br />

Frage Antwort zu finden, schaut auf<br />

den Herrn Jesus Christus. Dieses<br />

Suchen des Vaters nach solchen, die<br />

ihn im Geist und in der Wahrheit<br />

anbeten, das ist ja der Herr Christus<br />

selbst. Ihm ging es darum. Und dem<br />

Vater war sein lieber Sohn nicht zu<br />

teuer, um auf dieser Erde die Gemeinde<br />

zu suchen und zu finden,<br />

die ihn im Geist und in der Wahrheit<br />

anbetet.<br />

Laßt uns an die Krippe gehen und es<br />

uns da sagen lassen: ”Euch ist heut’<br />

der Heiland geboren!” – Laßt uns<br />

zum Kreuz ziehen und uns dort einschließen<br />

lassen in den Siegesruf:<br />

”Es ist vollbracht!” – Laßt uns zum<br />

Grab hinausziehen und uns sagen<br />

lassen: „Was sucht Ihr den Lebendigen<br />

bei den Toten? Er ist nicht hier,<br />

er ist auferstanden!“<br />

Das alles wird uns überhaupt nur<br />

darum gesagt, weil Gott auch uns in<br />

jener Schar sehen will, die ihn im<br />

Geist und in der Wahrheit anbetet.<br />

Jeder Gottesdienst, den wir feiern,<br />

der auch in dieser Kirche gehalten<br />

wird, hat von Gott her nur dieses<br />

eine Ziel: Gott ist mit uns zum Ziel<br />

gekommen, wenn wir nach dem<br />

gehörten Wort und dem empfan-<br />

25-jähriges Jubiläum 1952<br />

genen Sakrament nur noch eins tun<br />

können: anbeten. Gott sucht: Dich<br />

und mich. Und mögen wir unser<br />

ganzes Leben umsonst gesucht<br />

haben – der Vater sucht immer<br />

noch, auch Dich.<br />

Und so, wie dieses Suchen kein<br />

anderer ist als der Herr Christus<br />

selbst, so ist auch das, was da vom<br />

Geist und von der Wahrheit gesagt<br />

ist, begründet nur in ihm selbst.<br />

Glaube nur nicht, daß Dein Geist<br />

gemeint ist. Wenn wir mit unserem<br />

Und wer sich als Sünder vor ihm,<br />

dem Sünderheiland, beugt, der<br />

steht in der Wahrheit. Und wer vor<br />

ihm nichts anderes zu bekennen<br />

vermag als seine ganze geistliche<br />

Armut, den preist er selig: „Selig<br />

sind die geistlich Armen, denn das<br />

Himmelreich ist ihr.“<br />

Und seht, so steht Gott der Herr<br />

selbst mit vollen Händen vor uns.<br />

Der Vater selbst sucht solche, die<br />

ihn im Geist und in der Wahrheit<br />

anbeten. Das ist das Evangelium<br />

auch für einen jeden einzelnen von<br />

Auferstehungsfresko von (Professor?) Hermann Neuhaus<br />

Geist Gott anbeten, dann beten wir<br />

letztlich doch nur uns selbst an, und<br />

wenn wir noch so sehr auf unsere<br />

Geistigkeit stolz sind. Und mit<br />

unseren menschlichen Wahrheiten<br />

über Gott kommen wir aus dem<br />

Kreis unserer menschlichen Gottesvorstellungen<br />

nie hinaus. Aber<br />

sieh, auch Geist und Wahrheit sind<br />

Geschenk dieses Christus. Er hat<br />

gesagt: „Ich bin die Wahrheit.“<br />

78<br />

uns. Gott hat die Tore weit aufgetan.<br />

Er sehnt sich danach, daß auch wir<br />

zu diesen seinen Kindern gehören<br />

dürfen, die ihn im Geist und in der<br />

Wahrheit anbeten.<br />

Aber nun fragt Ihr wohl schon lange<br />

Zeit: Was hat all das, was wir eben<br />

gehört haben, mit diesem Kirchlein<br />

da zu tun? Steht das in einer Verbindung<br />

damit? – Ich glaube, es hat


sehr viel damit zu tun. Denn erst,<br />

wenn unser geistiges Auge diese<br />

Schar gesehen hat, die Gott im<br />

Geist und in der Wahrheit anbetet,<br />

verstehen wir, was uns in unsern<br />

Gotteshäusern, an unsern Kirchen<br />

nicht gegeben ist und was uns an<br />

ihnen wohl gegeben ist. „Es kommt<br />

die Zeit, daß Ihr weder hier noch in<br />

Jerusalem anbeten werdet.“ – Dies<br />

Wort gilt bis ans Ende der Tage.<br />

Was heißt das? – Das bedeutet,<br />

daß unsere Kirchen und Gotteshäuser<br />

nicht heilige Stätten an sich<br />

selber wären, nicht heilige Bezirke,<br />

in die wir aus einer gottlosen Welt<br />

entfliehen könnten. Danach geht ja<br />

unsere menschliche Sehnsucht,<br />

nach dem heiligen Ort, nach dem<br />

heiligen Bezirk, nach dem frommen<br />

Brauch. Und je bänger den<br />

Menschen draußen in der Welt<br />

wird, desto größer wird die Sehnsucht<br />

nach diesen heiligen, frommen<br />

Bräuchen, Liturgien und Melodien.<br />

Es imponiert uns die Institution,<br />

die mit dem Anspruch des Unbedingten<br />

und Heiligen uns gegenüber<br />

tritt. Aber uns evangelischen<br />

Christen ist dieser Ausweg versperrt,<br />

und Gott würde es an uns richten,<br />

wenn wir danach trachten.<br />

Und doch gibt es ein Heiliges, ein<br />

Geheiligtes neben Gott. Nicht daß<br />

Gott das nur duldet, sondern er<br />

selbst hat es so gewollt und geschaffen:<br />

das ist die Gemeinde der Heiligen,<br />

die wir Sonntag für Sonntag<br />

bekennen; das ist der Tempel, der<br />

aus lebendigen Menschen erbaut<br />

ist, die Behausung Gottes im Geist.<br />

Und nun etwas ganz Entscheidendes:<br />

diese Gemeinde der Heiligen<br />

ist nicht eine unsichtbare Schar<br />

Festpredigt OKR Schabert<br />

frommer Seelen, sondern diese<br />

Gemeinde, die will in dieser Welt<br />

immer neu Gestalt gewinnen. Es<br />

gehört einfach zu ihrem Wesen, daß<br />

sie mit dem leiblichen Ohr das verkündigte<br />

Wort hört und daß sie das<br />

gespendete Sakrament leiblich genießt.<br />

Es gehört zu ihrem Wesen,<br />

daß sie sich versammelt, um gemeinsam<br />

Herzen und Hände zu Gott<br />

emporzuheben, um gemeinsam Gott<br />

in ihren Liedern zu preisen.<br />

Darum wird die Kirche Jesu Christi,<br />

die Gemeinde Jesu, in dieser Welt<br />

auch immer Kirchen bauen. Das ist<br />

nicht eine Fehlentwicklung der<br />

Christenheit, sondern es gehört zum<br />

Wesen dieser Gemeinde, derer, die<br />

Gott im Geist und in der Wahrheit<br />

anbeten. Sie will Gestalt gewinnen<br />

in dieser Welt.<br />

Nur keine falsche Geistigkeit! Du<br />

kannst gar nicht in Deiner Einsamkeit<br />

oder irgendwo draußen im<br />

Wald oder im Gebirge Gott im<br />

Geist und in der Wahrheit anbeten,<br />

wenn Du ihn nicht hier anbetest in<br />

der Gemeinde, die sich an einem<br />

sicheren Ort dieser Welt um das<br />

Wort und das Sakrament schart.<br />

Gewiß, dieser Ort können auch Katakomben<br />

oder Keller sein. Wenn Gott<br />

das wieder will, wird er seiner Gemeinde<br />

auch Kraft dazu geben. Wir<br />

dürfen Gott danken, daß es noch<br />

nicht soweit ist. Und darum, liebe<br />

Gemeinde, darfst Du Deinem Gott<br />

auf den Knien danken, daß Du Dieses<br />

Gotteshaus hast, wo Du dich darstellen<br />

darfst, wo Du sichtbar werden<br />

darfst als Gemeinde des Herrn.<br />

Nun haben wir heute uns klar zu<br />

machen versucht, wie dieser heuti-<br />

79<br />

ge Tag im Gericht und im Licht des<br />

Evangeliums aussieht. Auch unsere<br />

Kirchen sind von dieser Zeit. Aber<br />

die anbetende Gemeinde schreitet<br />

über ihre Kirchen, die ja auch wieder<br />

im Schutt vergehen, weg und<br />

bleibt vor Gott.<br />

Unsere Kirchen sind nicht die heiligen<br />

Bezirke, die uns bergen und<br />

decken können. Aber sie sind da,<br />

weil die Gemeinde Jesu Christi, die<br />

Gott im Geist und in der Wahrheit<br />

anbetet, Gestalt haben will. Auch<br />

dieses Gotteshaus gehört zur Gestaltwerdung<br />

der Gemeinde.<br />

Gewiß, unsere Kirchen sind etwas<br />

Vorläufiges. In der kommenden<br />

Welt wird es keine Kirchen geben.<br />

Aber, liebe Gemeinde, laßt uns ja<br />

nur das Vorläufige ernst nehmen.<br />

Denn wo das Vorläufige nicht ernst<br />

genommen wird, da besteht die<br />

Gefahr, daß wir das Endgültige versäumen.<br />

Es gibt in dieser Zeit keine andere<br />

Lebensform der Gemeinde, als die,<br />

die sich sichtbar versammelt um<br />

Wort und Sakrament zum Lob Gottes.<br />

In der andern Welt, da werden<br />

wir Gott loben und danken und<br />

anbeten von Angesicht zu Angesicht.<br />

Damit wir aber dessen einmal<br />

gewürdigt werden, laßt uns festhalten<br />

an unseren Versammlungen und<br />

sie nicht verlassen! – Amen.


Den folgenden Reisebericht<br />

verfaßte ein Pastor von<br />

Lüttichau aus Kaiserswerth.<br />

Das dortige Diakoniewerk<br />

war durch das in der Nähe des<br />

Mausoleums liegende Erholungsheim<br />

„Elisabethruhe“ eng mit<br />

Hohenfried verbunden. Anfang der<br />

70er Jahre gab das Diakoniewerk<br />

das Heim auf. Der Bericht ist so<br />

interessant, daß wir uns entschlossen<br />

haben, auch ihn in dieser Festschrift<br />

abzudrucken.<br />

Feier aus Anlaß des 25-jährigen<br />

Bestehens des evangelischen Kirchleins<br />

in Feldkirchen-Hohenfried am<br />

10. Sonntag nach Trinitatis am 17.<br />

August 1952:<br />

Nach anhaltender Dürre, die weithin<br />

in Süddeutschland, ganz besonders<br />

in Niederbayern, aber auch<br />

hier in den oberbayrischen Bergen<br />

zu einer Katastrophe werden wollte<br />

– in vielen Gegenden füttert man<br />

schon geraume Zeit aus den Silos,<br />

die Kartoffeln gedeihen nicht, es<br />

fehlt sogar an Wasser zur Wässerung<br />

des Gemüses – entluden sich<br />

vorgestern schwere Gewitter mit<br />

unheimlichem Krachen, und es<br />

schüttete förmlich vom Himmel.<br />

25-jähriges Jubiläum 1952<br />

Als ich am Freitagabend in Holzkirchen<br />

auf Abfahrt nach Westerham<br />

wartete, flutete das ersehnte<br />

Wasser in reißenden Bächen durch<br />

die Unterführungen, durch märchenhafte<br />

Blitze grell erleuchtet.<br />

Den ganzen Tag war es drückend<br />

heiß. In Feldkirchen zeigte das Thermometer<br />

40 Grad im Schatten.<br />

Der Fahrer, der mich um 21.45 Uhr<br />

in Westerham abholte und nach Hohenfried<br />

brachte, erzählte ganz ergreifende<br />

Einzelheiten. Die Gäste der<br />

„Elisabethruhe“ lagen im Schlummer,<br />

als ich von Schwester Adelheid<br />

und Schwester Amalie empfangen<br />

wurde, und wir gemeinsam die bestellte<br />

Ware für den Haushalt durch<br />

den Regen ins Haus brachten.<br />

Ich bezog nach einem Imbiß im<br />

Schwesternzimmer das sogenannte<br />

Aussichtszimmer, eine Treppe hoch<br />

neben dem Zimmer der Hausmutter.<br />

Der 3. Tag geht zu Ende, ohne<br />

daß man die Berge sah. Heute hat<br />

es den Anschein, als ob die Fernsicht<br />

frei würde. Die ganze Nacht<br />

von Freitag zum Samstag regnete es,<br />

eine unbeschreibliche Wohltat. Die<br />

drückende Hitze wich langsam,<br />

noch nicht gleich in den Räumen,<br />

aber draußen im<br />

Wald und auf der<br />

Flur, und belastete<br />

nicht mehr die<br />

Jubelfeier.<br />

Der Samstag, 16.<br />

August, diente den<br />

80<br />

letzten Vorbereitungen. Die „Elisabethruhe“<br />

erwartete Gäste. Da die<br />

Kapelle auf einer bewaldeten Höhe<br />

ganz einsam liegt, gerade so aber<br />

Mittelpunkt für ein weites Diasporagebiet<br />

ringsum, ist es kaum anders<br />

möglich, als daß unser Heim für die<br />

amtierenden geistlichen Herren<br />

vorher und häufig auch nachher<br />

zum Ruhen oder zur Stärkung zur<br />

Verfügung steht.<br />

Die Gottesdienste sind hier immer<br />

erst um 14 Uhr, weil der Prediger<br />

dann bereits an anderen Orten<br />

gedient hat. Häufig zieht er danach<br />

zu einem dritten Gottesdienst weiter.<br />

Ohne Wagen ist das nicht zu<br />

schaffen. So kam es, daß die „Elisabethruhe“<br />

in gewisser Weise kirchlicher<br />

Mittelpunkt dieser Gegend des<br />

Dekanates ist. Es haben hier schon<br />

kleinere Konvente und Konferenzen<br />

stattgefunden, und die Schwestern<br />

dürfen häufig zu Tische dienen,<br />

natürlich gegen Bezahlung.<br />

Gestern aber war unser Mutterhaus<br />

Gastgeber, ich durfte mit Psalm und<br />

Gebet dienen, als ob es im Speisesaal<br />

und Kaiserswerth gewesen<br />

wäre, und die Büchse nahm einen<br />

guten Sonntagsgroschen ein. Es ist<br />

auch selbstverständlich, daß unser<br />

Heim sehr beiträgt zu der Besucherzahl<br />

des Gottesdienstes. Zwei<br />

Bänke tragen schön geschnitzt die<br />

Worte „Kaiserswerth“.<br />

Die „Elisabethruhe“ ist innen und<br />

außen geschmückt mit herrlichen<br />

Die „Elisabethruhe“, hier die Innenräume, ursprünglich unter dem Namen<br />

„Wotansrast“ das Domizil eines Kunstmalers, diente nicht nur den (Diakonissen<br />

(= Schwestern) des Kaiserswerther Diakoniewerkes, sondern<br />

auch vielen bayerischen Pfarrern von 1931 bis 1972 als Erholungsheim.


Reisebericht, Pastor von Lüttichau<br />

Blumen. Auch die Rosen blühen<br />

noch und nun schon leuchtende<br />

Herbstblumen. Schwester Adelheid<br />

hatte zu tun, um nicht nur alles im<br />

Haus festlich zu schmücken, sondern<br />

auch für die Kapelle zu sorgen.<br />

Den Sonntagmorgen verbrachte ein<br />

jeder still auf seiner Kammer oder in<br />

dem duftenden Wald. Die Tischgäste<br />

trafen pünktlich ein, der neue<br />

Kreisdekan, Oberkirchenrat Schabert<br />

aus München, ein Balte aus<br />

Riga, der hier zuständige Dekan,<br />

Kirchenrat von Ammon, der Kurator<br />

der Stollwerck-Stiftung, ein katholischer<br />

Rechtsanwalt aus München,<br />

Dr. Eisenberger, und unser Pfarrer<br />

Braun, der ja nun schon lange der<br />

unsrige ist, ein treuer Berater und<br />

Seelsorger der Schwestern, mit seiner<br />

Frau und seinen beiden Söhnen.<br />

Alle drei Herren hatten ihre Wagen,<br />

so daß wir hernach alle zur Kirche<br />

fahren konnten.<br />

Um 12 wurde gegessen – an schön<br />

geschmückter Tafel. Schwester Amalie<br />

blieb in der Küche, aber die alte<br />

Mutter Anna Lausch, Diakonisse<br />

aus Bethanien-Breslau, und die<br />

Hausmutter mit ihren „Kindern“,<br />

Bruckmühler Frauenkreis zu Besuch in der „Elisabethruhe“<br />

in den 60er Jahren<br />

zur Zeit sechs Sareptaschwestern,<br />

zwei Wiesbadener und ein Fräulein<br />

Roschmann aus Stuttgart, Sekretärin<br />

der Baseler Mission, aßen mit unseren<br />

Gästen. Nach dem Essen gab es<br />

auf unserer Veranda noch eine Tasse<br />

Kaffee und Zigarren.<br />

Pünktlich um 13.45 Uhr war alles<br />

unten – die kleine Waldkuppe mit<br />

dem Kirchlein liegt vom Heim aus<br />

gesehen im Tal. Ein kleiner Wagenpark<br />

sammelte sich, Wagen und Motorräder,<br />

beim Mesnerhäuschen, in<br />

dem nun volle 25 Jahre Herr Otto,<br />

Kriegsinvalide aus dem ersten Krieg,<br />

und seine Frau wohnen, unermüdlich<br />

besorgt um das Stollwerck’sche<br />

Erbe und die<br />

Zurüstung der<br />

Feiern und<br />

Gottesdienste.<br />

81<br />

Das Mesnerhäuschen<br />

war<br />

durch die Stiftung<br />

aus Anlaß<br />

des Jubiläums<br />

wunder-<br />

Die einstige ”Elisabethruhe” im Winter 2001<br />

hübsch zugerichtet.<br />

Dort legten wir<br />

Pfarrer die Talare an.<br />

Es kam noch hinzu<br />

ein Pfarrer Dimmling<br />

aus Großkarolinenfeld<br />

bei Rosenheim,<br />

der Muttergemeinde,<br />

auch<br />

er ein treuer Freund<br />

unseres Hauses, der<br />

als Kreisbeauftragter<br />

des <strong>Evangelisch</strong>en<br />

Hilfswerkes<br />

auch die „Elisabethruhe“, etwa bei<br />

Eier- oder anderen Sammlungen,<br />

nicht vergißt. Als die Glocke zu läuten<br />

anfing, setzte sich der Zug in<br />

Bewegung, zwei Knaben der Gemeinde<br />

Feldkirchen mit einem Kreuz<br />

voran, dann die Pastoren, Schwester<br />

Amalie mit unserem Kranz und alle<br />

Diakonissen.<br />

Das Kirchlein reichte nicht aus für<br />

die Schar der Besucher. In weiser<br />

Voraussicht hatte man darum den<br />

breiten schönen Vorplatz mit Bänken<br />

und Stühlen versehen. Durch<br />

Gottes Güte regnete es nicht. In der<br />

Nacht hatte es schon einmal ordentlich<br />

geschüttet.<br />

Als sich der Zug in Bewegung setzte,<br />

gab es noch einmal ein paar<br />

Tropfen, als ob Gott uns daran erinnern<br />

wollte, daß wir von seiner<br />

Gnade abhängig sind. Danach blieb<br />

es völlig trocken bis in die Nacht<br />

hinein, wo es bis zum Montagmorgen<br />

noch einmal ordentlich regnete.<br />

Für die Schar derer – mehr<br />

als die Hälfte aller Besucher –


die draußen bleiben<br />

mußte, war eine<br />

kleine Lautsprecheranlagegeschaffen<br />

worden.<br />

An der Orgel,<br />

auf der Empore<br />

über dem Eingang,<br />

setzte Fräulein<br />

Peetz tapfer<br />

ein, die Frau Stollwerck<br />

für das Kirchlein<br />

ausdrücklich ausbilden ließ,<br />

übrigens Pfarrer Brauns erster Täufling<br />

in der Gemeinde. Die kleine<br />

Person machte ihre Sache gut und<br />

leitete auch einen Kirchenchor mit<br />

musikalischem Verständnis und<br />

Geschmack.<br />

Die Gemeinde erhob sich beim Einzug<br />

und verharrte stehend, bis die<br />

Kränze an den Sarkophagen hinter<br />

dem Altar ruhten. Als erster legte Dr.<br />

Eisenberger einen Kranz nieder für<br />

die verstorbene Pflegetochter. Dann<br />

sprach ich ganz kurz für die Elisabethruhe<br />

bzw. das Mutterhaus, endlich<br />

Pfarrer Braun für die Gemeinde.<br />

„Gott ist gegenwärtig“ war das<br />

erste, ein Pflichtchoral das letzte<br />

Lied. Die lutherische Liturgie der<br />

Bayrischen Landeskirche sang Pfarrer<br />

Braun. Oberkirchenrat Schabert<br />

predigte über Joh 4,19-24: Die Anbetung<br />

Gottes im Geist und in der<br />

Wahrheit. Dazwischen sang laut<br />

und dröhnend der Kirchenchor aus<br />

Bad Aibling.<br />

Nach fast anderthalb Stunden verließen<br />

wir das Gotteshaus, wie wir<br />

gekommen waren. Die Wagenbesitzer<br />

nahmen mit, wen sie nur fassen<br />

25-jähriges Jubiläum 1952<br />

Organistin Pauline<br />

Peetz, Aufnahme aus<br />

den frühen 50ern<br />

Dann kam ich dran für Kaiserswerth<br />

und das Mutterhaus. Bei seiner<br />

Begrüßung hatte Pfarrer Braun<br />

gesagt, er könne es einfach nicht in<br />

Worte fassen, was das Erholungsheim<br />

und seine Schwestern für ihn,<br />

die Gemeinde bedeuten, er könne<br />

nie genug dafür danken. Darauf zu<br />

antworten war schwer und doch<br />

wieder leicht. Ich tat es, ohne auch<br />

nur im geringsten eine Garantie für<br />

die Zukunft zu geben, es wurde mir<br />

sehr warm ums Herz.<br />

Dann sang lieb und zart das Chörlein<br />

von Feldkirchen: „Lobet den<br />

Herrn, alle, die ihn ehren“, und<br />

dann geschah etwas was niemand<br />

vergessen wird. Schon die Zeitung<br />

hat im voraus ausgeplaudert, es<br />

werde „eine Ehrung des Mesners<br />

Gustav Otto“ stattfinden, aber es<br />

geschah noch mehr.<br />

Dr. Eisenberger sprach nach einer<br />

warmen Einleitung von Pfarrer


Reisebericht, Pastor von Lüttichau<br />

Braun hatte nicht im geringsten an<br />

sich gedacht bei seiner Zurüstung<br />

auf den Kirchweihtag, der übrigens<br />

der Tag der Kirchweih von Aibling<br />

ist und nun auch von Feldkirchen-<br />

Hohenfried sein soll, weil man ja in<br />

seiner Gemeinde nicht an zwei<br />

Tagen Kirchweih halten kann. Und<br />

nun saß er da buchstäblich wie ein<br />

begossener Pudel.<br />

Zwei große Pakete standen vor Eisenberger.<br />

Das erste erhielt Braun,<br />

das andere Otto. Auf beiden lag ein<br />

Umschlag: eine Badekur für den<br />

Pfarrer, eine gründliche Erholung<br />

für den Mesner. Es herrschte riesiger<br />

Jubel im Saal, denn Pfarrer Braun<br />

sitzt ganz fest in seiner Gemeinde,<br />

der er treu und aufrichtig in aller<br />

Demut die Wahrheit sagt und dies<br />

als helle Freude verkündigt. Das zu<br />

erleben war wunderschön. Danach<br />

kam eine Pause von 20 Minuten, in<br />

denen schier die ganze Gemeinde<br />

den Jubilaren gratulierte.<br />

Dann mußte der<br />

Kreisdekan gehen.<br />

Er hatte um<br />

18 Uhr an einem<br />

anderen Ort<br />

noch eine Ordination.<br />

Die Versammlungerhob<br />

sich und<br />

sang ihm zum<br />

Abschied: „Segne<br />

und behüte<br />

uns durch deine<br />

Güte...“.<br />

Und dann durfte<br />

ich erzählen von<br />

Kaiserswerth,<br />

vom Mutterhaus. Ich plauderte von<br />

Suitbert und seiner Klostergründung,<br />

von Pippin II. und seiner<br />

Gemahlin Plektrudis, von Heinrich<br />

III. und Kaiser Rotbart, von Kaiserswerths<br />

bewegter <strong>Geschichte</strong> und<br />

von der stillen Zeit, nachdem es aus<br />

war mit der Festung und weltlichen<br />

Händeln, von der Zeit, in der Gott<br />

in das stillgewordene Ackerland ein<br />

Senfkörnlein heimlich verbarg, aus<br />

dem ein Baum erwuchs, der seine<br />

Zweige über die Lande breitete.<br />

Vierzig Minuten erzählte ich, die<br />

Versammlung hörte gespannt zu.<br />

Dann schloß Pfarrer Braun mit warmen<br />

Worten für alle, die gekommen<br />

waren. Wir standen auf und sangen:<br />

„Die Gnade unseres Herrn Jesu<br />

Christ“. Viele einzelne kamen auf<br />

mich zu, erkundigten sich nach diesem<br />

und jenem und bestellten<br />

83<br />

Konfirmation in Hohenfried im Jahr 1959, von links nach rechts:<br />

Heinz Günther Bartels, Uwe Ernst Stermula, Günther Georg Faustner,<br />

Vikar (später Pfarrer) Willi Wendler, Rudolf Throll, Johann Throll,<br />

Gabriele Regine Weuster, Udo Heinz Scheuschner<br />

Grüße an ihnen bekannte Schwestern<br />

und an das Mutterhaus.<br />

Durch die kühle Luft ging ich allein<br />

nach Haus. Als ich die Höhe der<br />

„Elisabethruhe“ erstieg, lag das Vorland<br />

der hohen Berge in hellem<br />

Sonnenschein, nur ein schmaler Streifen<br />

mit einem hohen Kirchturm in<br />

der Mitte, dahinter in brauende Nebel<br />

gehüllt die blauen Berge. Kurz darauf<br />

rötete sich der westliche Himmel.<br />

Über dem Vorland senkten sich<br />

tiefe Schatten. Für ein paar Augenblicke<br />

aber flammten die Berge auf<br />

wie glutrote Fackeln, die rasch wieder<br />

erloschen. Der Tag der Einweihung<br />

des kleinen Kirchleins war ein<br />

Tag der Gnade und des Segens.<br />

„Elisabethruhe“, Feldkirchen,<br />

den 18. August 1952<br />

Pastor von Lüttichau<br />

Grabstein von Pfarrer Hermann Braun und seiner Frau Luise, geb. Sperl, auf dem Aiblinger<br />

Friedhof: Hermann Braun starb eineinhalb Jahre nach der hier geschilderten Feier. Auch<br />

die Einweihung der Bruckmühler Johanneskirche zu erleben, war ihm nicht geschenkt.


Am 26. Juni 1977 konnte die<br />

Gemeinde mit einem festlichen<br />

Gottesdienst im<br />

Stollwerck-Mausoleum das 50jährige<br />

Kirchweihjubiläum feiern. Ein<br />

Empfang im Hotel Mareis in Feldkirchen<br />

schloß sich an. Trotz des<br />

schlechten Wetters und der zu<br />

erwartenden Überfüllung hatten<br />

sich Gemeindeglieder und Ehrengäste<br />

in großer Zahl zum Fest eingefunden.<br />

Der hier abgedruckte<br />

Artikel im Oberbayerischen Volksblatt<br />

(Mangfallbote) vom 1. Juli<br />

1977 berichtete einige Tage später<br />

von dem Ereignis:<br />

Festgottesdienst<br />

zum 50.Geburtstag<br />

der Kapelle<br />

Jubiläum des Stollwerk'schen Mausoleums<br />

in Hohenfried trotz strömenden<br />

Regens feierlich begangen.<br />

Die evangelische Kirchengemeinde<br />

Bruckmühl feierte das 50. Jubiläum<br />

des Stollwerk’schen Mausoleums in<br />

Hohenfried. Trotz strömenden Regens<br />

hatten sich viele Festteilnehmer<br />

zum Gottesdienst versammelt,<br />

so daß die im Blumenschmuck<br />

prangende Kapelle bis auf den letzten<br />

Platz besetzt war. Auch auf dem<br />

Vorplatz, der mit der bayerischen<br />

und der Kirchenfahne geschmückt<br />

war, hielten viele Besucher unter<br />

ihrem Regenschirm standhaft aus.<br />

Vor dem Beginn der Veranstaltung<br />

spielte die Vagener Blasmusik Choräle.<br />

Beim Einzug erklang ein Präludium<br />

von Johann Sebastian Bach.<br />

An der Orgel versah treulich, wie<br />

schon seit 40 Jahren, die Organistin,<br />

Frau Pauline Peetz, ihren Dienst.<br />

50-jähriges Jubiläum 1977<br />

Der Vertrauensmann des Kirchenvorstands,<br />

Manfred Sturm, konnte<br />

eine große Anzahl von Ehrengästen<br />

begrüßen; darunter den Landtagsabgeordneten<br />

Heiler, den Vertreter<br />

des Landrats, Erwin Huber, die Bürgermeister<br />

Reitner und Puff, Rektor<br />

Stacheder als Referent für Ökumene<br />

im katholischen Pfarrgemeinderat,<br />

Schwester Ella Raabe, die letzte<br />

Hausmutter des Schwesternerholungsheims<br />

„Elisabethruhe“ zu Hohenfried,<br />

sowie Verwandte der Familie<br />

Stollwerck.<br />

Nach dem Choral: „Lobet den Herren...“<br />

hielt Pfarrer Wendler die<br />

Liturgie. Das Evangelium las Lektor<br />

Wittig. Mit der Bitte des Liedes<br />

„Herr, Jesu Christ, dich zu uns<br />

wend...“, leitete der Gemeindegesang<br />

zur Predigt von Dekan Eugen<br />

Goschenhofer, Rosenheim, über. Er<br />

wies in seiner Auslegung des 84.<br />

Psalms darauf hin, daß das Mausoleum<br />

der Familie Stollwerk keine<br />

Stätte des Totenkults, sondern ein<br />

84<br />

Ort christlicher Hoffnung sei. Dies<br />

bezeuge die von der Stifterfamilie<br />

gewählte Ausstattung: die kostbaren<br />

Glasfenster von Geburt und Tod Jesu<br />

Christi, das Auferstehungsbild in<br />

der Apsis, der erhöhte Herr an der<br />

Empore. Sie alle weisen auf das<br />

Heil Gottes hin.<br />

Nach der Predigt folgte die Triosonate<br />

von Corelli, die von Professor<br />

Michael Höltzel, Christof und Eckhard<br />

Sturm in vollendeter Weise<br />

aufgeführt wurde.<br />

Regenschirme beherrschten das Bild vor dem Kirchlein<br />

Baugeschichte und<br />

Familienschicksal<br />

In seiner Ansprache würdigte Pfarrer<br />

Wendler, der seit 1963 die<br />

Gemeinde in Hohenfried betreut,<br />

das Jubiläum. Im historischen Teil<br />

wies er auf die enge Verknüpfung<br />

von der Baugeschichte des Mausoleums<br />

und dem Schicksalsweg der<br />

Familie des Generalkonsuls Karl<br />

Stollwerk, des Inhabers der bekann-


ten Schokoladenfabrik, hin. Bereits<br />

vor dem Ersten Weltkrieg erwarb sie<br />

das Anwesen „Giglberg“ zu Hohenfried.<br />

Der frühe Tod ihrer Tochter<br />

Carlita gab den Anstoß zum Bau des<br />

Mausoleums. Die enge Verbindung<br />

von Frau Fanny Therese Stollwerk<br />

zur damals kleinen evangelischen<br />

Gemeinde in Feldkirchen bewirkte<br />

die Erweiterung zur Kapelle.<br />

Mit Grußworten wandten sich Ehrengäste<br />

an die Gemeinde, wobei<br />

Landtagsabgeordneter Heiler auf<br />

ein Kindheitserlebnis zurückgriff,<br />

das ihn die <strong>Evangelisch</strong>en als Menschen<br />

und Christen anerkennen<br />

lehrte. Heute, so meinte er, sei an<br />

die Stelle der Ablehnung das Miteinander<br />

getreten.<br />

Bürgermeister Reitner aus Feldkirchen<br />

stellte fest, daß die Aktivitäten<br />

der evangelischen Gemeinde und<br />

die stark gewachsene Zahl der evangelischen<br />

Christen zu einem tragenden<br />

Bestandteil des Gemeindelebens<br />

geworden seien. Er versprach<br />

eine intensivierte Zusammenarbeit<br />

im Sinne der Kirchentagslosung:<br />

„Einer trage des andern Last.“<br />

85<br />

OVB-Artikel<br />

Schwester Ella Raabe überbrachte<br />

die Grüße des Diakoniewerks Kaiserswerth<br />

und erinnerte an die herzliche<br />

Verbindung zur Ortsgemeinde.<br />

Die Grüße von Landesbischof<br />

Dr. Hanselmann und von Kreisdekan<br />

Oberkirchenrat Lanzenstiel gab<br />

Dekan Goschenhofer weiter. Zum<br />

Abschluß verlas Pfarrer Wendler die<br />

Grußworte des Vorsitzenden der<br />

Stiftungsverwaltung, Ministerialrat<br />

Dr. Stümmer, München, vom katholischen<br />

Ortspfarrer Dekan Huber,<br />

Feldkirchen und von evangelischen<br />

Pfarrern der Nachbargemeinden.<br />

Ein weiterer Sologesang von Frau<br />

Schlemmer: „Die güldene Sonne“<br />

von Johann Sebastian Bach leitete<br />

über zum Schluß des Gottesdien-<br />

Empfang der Ehrengäste im Hotel Mareis<br />

stes, den Dekan Eugen Goschenhofer<br />

hielt. Mit dem Choral: „Nun<br />

danket alle Gott“ wurde dieser festliche<br />

Gottesdienst beendet.<br />

Um 17 Uhr versammelte sich<br />

nochmals eine größere Zuhörerschar<br />

zu einem Kirchenkonzert.<br />

Karl Doll, aus Erding, Professor<br />

Michael Höltzel und weitere Instrumentalisten<br />

führten<br />

Werke von Bach,<br />

Mozart, Händel und<br />

anderen auf. Die klanglich-differenzierteInterpretation<br />

war ein musikalisches<br />

Erlebnis und<br />

ein würdiger Abschluß<br />

der Jubiläumsfeier. re<br />

Organistin Pauline Peetz mit<br />

Pfarrer Willi Wendler<br />

beim Festempfang


Erstens kommt es anders und<br />

zweitens, als man denkt:<br />

Vollmundig verkündete das<br />

Münchener Sonntagsblatt im Dezember<br />

1983 in einem Bericht,<br />

nach der Einweihung der neu<br />

gebauten Emmauskirche in Feldkirchen-Westerham<br />

habe das Stollwerck-Mausoleum<br />

Hohenfried wohl<br />

endgültig „ausgedient“.<br />

Davon konnte natürlich gar keine<br />

Rede sein. Zwar entwickelte sich im<br />

neuen Kirchenzentrum am Feldkirchener<br />

Mareisring in kürzester Zeit<br />

ein reges und buntes Gemeindeleben<br />

mit zahlreichen Gruppen und<br />

Kreisen, ja, es herrschte eine regelrechte<br />

„Aufbruchsstimmung“ in den<br />

Sonntagsblatt 1983<br />

neuen Räumen, die viele Menschen,<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />

anzog. Die (monatlichen)<br />

Gottesdienste in Hohenfried gingen<br />

aber nichtsdestoweniger weiter.<br />

Und daran hat sich bis heute nichts<br />

geändert. Insbesondere für Taufen<br />

und Trauungen wird die Kapelle,<br />

nicht zuletzt wegen ihrer reichen<br />

Ausstattung und der „romantischen“<br />

Lage im Wald immer wieder<br />

gerne gewünscht. Daneben gibt es<br />

wohl so etwas wie einen privaten<br />

„Fanclub“ von Menschen, die sich<br />

diesem Ort ganz besonders verbunden<br />

fühlen und hier nach wie vor<br />

ihre geistliche Heimat sehen.<br />

86<br />

Und wenn wir heute unsere Konfirmanden<br />

und Konfirmandinnen gelegentlich<br />

fragen, welche unserer<br />

drei Kirchen ihnen eigentlich am<br />

besten gefällt, entscheiden sich zu<br />

unserer Überraschung nicht wenige<br />

der 13- oder 14jährigen Jungen und<br />

Mädchen statt für die Johanneskirche<br />

oder die Emmauskirche für<br />

Hohenfried.<br />

Wie man sich doch täuschen kann!<br />

Gott sei Dank!


stollw<br />

firmenportrait<br />

stollwerck ag<br />

87


D<br />

ie Firma Stollwerck war<br />

ein wichtiger Bestandteil<br />

im Leben der Stifter des<br />

Mausoleums Hohenfried. Aus diesem<br />

Grund sind wir der Meinung,<br />

daß in dieser Festschrift eine nähere<br />

Beschreibung des Unternehmens<br />

Stollwerck nicht fehlen darf.<br />

Unser Dank gilt der Stollwerck AG,<br />

Köln, die uns freundlicherweise das<br />

folgende Bild- und Textmaterial zur<br />

Verfügung gestellt hat.<br />

1839 Franz Stollwerck eröffnet in<br />

Köln sein erstes Werk, in dem er<br />

Hustenbonbons produziert. Sie<br />

machen ihn sowohl berühmt als<br />

auch wohlhabend.<br />

1860 Die Produktion wird erweitert<br />

und umfaßt jetzt auch Schokolade,<br />

Marzipan und Pralinen.<br />

1876 Nach dem Tod von Franz<br />

Stollwerck gründen seine fünf<br />

Söhne "Gebrüder Stollwerck" und<br />

vermarkten die Stollwerckprodukte<br />

mit großem Erfolg.<br />

1902 Das Unternehmen Stollwerck<br />

wird eine Aktiengesellschaft.<br />

Weitere Werke werden in London,<br />

Wien, Kronstadt (Basov in Rumänien),<br />

Preßburg (Bratislava) und Stamford<br />

/ Connecticut (USA) eröffnet.<br />

Letztere ist zu jener Zeit die zweitgrößte<br />

Schokoladenfabrik in den<br />

Vereinigten Staaten.<br />

1906 Alpia wird als Markenname<br />

eingetragen.<br />

1930 Die Weltwirtschaftskrise geht<br />

auch an der Firma Stollwerck nicht<br />

spurlos vorüber.<br />

Stollwerck AG<br />

1945 Das Unternehmen<br />

Stollwerck<br />

hat stark beschädigte<br />

Werke in Deutschland<br />

und den Verlust<br />

von zwei Fabriken<br />

im Ausland zu<br />

verzeichnen.<br />

1947 Die Wiederaufnahme<br />

der<br />

Geschäfte beginnt<br />

erfolgreich. Enteignungen<br />

im Ausland,<br />

Fehlinvestitionen und Nichterkennen<br />

von Marktgegebenheiten<br />

führen das Unternehmen aber in<br />

finanzielle Schwierigkeiten. Die<br />

Deutsche Bank unterstützt Stollwerck,<br />

während das Unternehmen<br />

versucht, jemanden mit Weitsicht,<br />

Durchsetzungsvermögen und der<br />

Fähigkeit, erfolgreich wiederaufzubauen,<br />

zu finden.<br />

1948 Dr. Hans Imhoff gründet<br />

seine erste Schokoladen- und<br />

Zuckerfabrik in Bullay (Mosel). Die<br />

Verkäufe steigen stetig, und 1970<br />

kann er einen Umsatz von ca. 100<br />

Mio. Mark verzeichnen.<br />

1964 Dr. Hans Imhoff kauft die<br />

Firma Alprose in der Schweiz.<br />

1969 Dr. Hans Imhoff kauft<br />

Deutschlands älteste Schokoladenfabrik<br />

Hildebrand in Berlin.<br />

1971 Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Dr. Hans Imhoff, übernimmt die<br />

Firma Stollwerck.<br />

1976 Stollwerck kauft das Unternehmen<br />

Waldbaur, Stuttgart, mit<br />

seinen bekannten Marken.<br />

88<br />

Mit einer Fabrik für Hustenbonbons begann 1839 der Aufstieg<br />

der Firma Stollwerck zum Weltunternehmen<br />

1979 Ein weiterer bedeutender<br />

Erfolg: Stollwerck übernimmt<br />

Sprengel (gegr. 1851), eine der ältesten<br />

und bekanntesten Schokoladenfirmen<br />

Deutschlands.<br />

1981 Stollwerck erwirbt Schubert<br />

Marzipan.<br />

1982 Jacques Chocolaterie S.A.<br />

in Eupen/Belgien, ein führender<br />

Produzent von Tafelschokolade,<br />

schließt sich mit der Stollwerck-<br />

Gruppe zusammen.<br />

1990 Stollwerck ist der erste<br />

Schokoladenhersteller, der eine Verkaufsvertretung<br />

in die ehemalige<br />

DDR einbringt.<br />

1991 Das Unternehmen Stollwerck<br />

übernimmt die Thüringer<br />

Schokoladewerk GmbH in Saalfeld,<br />

die größte Schokoladenfabrik in<br />

Ostdeutschland, und investiert über<br />

200 Millionen Mark.<br />

1992 Dr. Hans Imhoff erwirbt die<br />

bekannte Schokoladen- und Keksfabrik<br />

"Quintie KFT" in Budapest. Die<br />

Renovierung des Gebäudes wird<br />

1994 abgeschlossen. Der Investiti-


onsaufwand betrug mehr als 100<br />

Millionen Mark.<br />

1995 Eröffnung einer komplett<br />

neuen Keksfabrik in Székesfehérvár.<br />

Stollwerck ist nun die Nr. 1 auf dem<br />

ungarischen Schokoladenmarkt und<br />

Nr. 2 auf dem Gebäckmarkt. In beiden<br />

Produktionsstätten sind ca.<br />

1.000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Eröffnung der Schokoladenfabrik in<br />

Poznan, Polen.<br />

Mit einem Investitionsaufwand von<br />

ca. 44 Mio. Mark wird im Oktober<br />

1995 die Schokoladenfabrik in Polen<br />

eröffnet. Mit der Marke "Alpengold"<br />

ist Stollwerck hier Marktführer<br />

für Tafelschokolade. Das Produktionsvolumen<br />

beträgt ca. 40.000 Tonnen<br />

jährlich; beschäftigt werden zur<br />

Zeit 285 Mitarbeiter.<br />

1996 Der Bau der Schokoladenfabrik<br />

in Pokrov, in der Nähe von<br />

Moskau, wird im Dezember 1996<br />

fertiggestellt. Die auf einem rund<br />

100.000 qm großen Grundstück<br />

errichtete Fabrik wird am 2. Januar<br />

1997 mit einem Investitionsaufwand<br />

von rund 51 Millionen DM<br />

eröffnet. Stollwerck hat hier eine<br />

Produktionskapazität<br />

von ca. 30.000<br />

Tonnen jährlich; beschäftigt<br />

werden ca.<br />

300 Mitarbeiter.<br />

Hauptprodukt sind<br />

die "Alpengold" Ta<br />

feln, 100 Gramm,<br />

mit denen der Stollwerck-Konzern<br />

zum<br />

Marktführer in Rußland<br />

wird.<br />

1996 Die modernste, computergesteuerte,<br />

vollautomatische Roboter-Pralinenstraße<br />

der Welt wird im<br />

Kölner Stammwerk in Betrieb genommen.<br />

Die Packleistung umfaßt<br />

1.000 Pralinen pro Minute.<br />

1997 Stollwerck kauft die Wurzener<br />

Dauerbackwaren GmbH von<br />

der Stixi AG mit der Übernahme<br />

aller 280 Mitarbeiter.<br />

1998 Erwerb der Traditions-<br />

Schokoladenmarke Sarotti vom<br />

Nestlé Konzern. Ab 1998 wird die<br />

Tafelware in der Berliner Fabrik hergestellt;<br />

die Pralinenproduktion<br />

wird vom Kölner Stammbetrieb<br />

übernommen.<br />

89<br />

Modernste Fertigungsanlagen garantieren höchste Qualität,<br />

wie hier die Pralinenstraße im Kölner Werk<br />

1999 Übernahme der anerkannten,<br />

renommierten Premiummarke<br />

Gubor in die Stollwerck-Familie.<br />

Das 1953 gegründete Unternehmen<br />

steht für ausgewiesene, handwerkliche<br />

Kompetenz in der Kreation und<br />

Herstellung edelster Pralinen- und<br />

Schokoladenprodukte.<br />

2002 Der Schweizer Konzern<br />

Barry Callebaut AG (Jakobs-Suchard),<br />

Zürich, weltweit führender<br />

Hersteller von hochwertigen Kakaound<br />

Schokoladeprodukten, übernimmt<br />

das Traditionsunternehmen<br />

Stollwerck (vorbehaltlich der kartellrechtlichen<br />

Genehmigung).<br />

Heutige Firmenzentrale<br />

in Köln


Stollwerck Konzern in Zahlen<br />

1971/72 1998 1999 2000 2001<br />

Außenumsatzerlöse 53,9 777,4 667,8 716,7 750,6<br />

Jahresüberschuß / -fehlbetrag -1,4 13,9 15,4 15,9 66,3<br />

Cash-Flow nach DVFA/SG 0,3 35,8 41,2 39,0 138,8<br />

Grundkapital 9,2 20,5 20,5 20,5 20,5<br />

Eigenkapital vor Ausschüttung 10,0 101,9 113,1 123,2 198,6<br />

Eigenkapital nach Ausschüttung<br />

Eigenkapital zur Bilanzsumme<br />

10,0 96,2 107,4 117,5 106,6<br />

in % vor Ausschüttung<br />

Eigenkapital zur Bilanzsumme<br />

32,1 32,4 32,4 34,9 51,4<br />

in % nach Ausschüttung 32,1 31,1 31,2 33,9 36,2<br />

Bilanzsumme vor Ausschüttung<br />

Korrigierte Bilanzsumme nach<br />

31,2 314,8 349,6 352,7 386,3<br />

Ausschüttung 31,2 309,1 343,9 347,0 294,3<br />

Gesamtausschüttung – 5,7 5,7 5,7 92,0<br />

Dividende je Aktie EURO – 5,11 5,11 5,11 5,0<br />

Bonus je Aktie EURO<br />

Börsenkurse je Aktie (Düsseldorf)<br />

– 2,05 2,05 2,05 110,0<br />

HÖCHST EURO<br />

Börsenkurse je Aktie (Düsseldorf)<br />

107,37 322,11 469,88 680,02 370,00<br />

TIEFST EURO 48,73 296,55 317,00 305,24 210,00<br />

Qualitätsmarken in der<br />

Schokoladenwelt...<br />

90<br />

Alle Angaben in Millionen EURO, soweit nicht anders erwähnt.<br />

s


tiftun<br />

werke von stipendiaten<br />

der fanny-carlita-stiftung<br />

91


Seit 1943 gehört zu den von<br />

der Stifterin verfügten Aufgaben<br />

der Fanny-Carlita Stiftung<br />

auch die finanzielle Unterstützung<br />

von Studierenden der Hochschule<br />

für Musik und Theater,<br />

sowie der Akademie der Bildenden<br />

Künste, München.<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Akademie der Bildenden Künste<br />

zeigen wir hier eine kleine Auswahl<br />

von Arbeiten von Stipendiaten.<br />

Fanny-Carlita-Stiftung<br />

Petra Schneider, Klasse Prof. Winner<br />

Foto (24 x 18): „Sacred Site – Sidney III,<br />

2001, Fotografie, 80 x 100<br />

92<br />

Johannes Wende, Klasse Prof. Willikens CD,<br />

(IMG 0021): „Große Kunstausstellung“, 2000,<br />

Fotografie, 60 x 80


Kim Nekarda, Klasse Prof. Förg, Diapositiv:<br />

“ohne Titel“, 4-Lagen Transparentpapier,<br />

Klebebuchstaben, 19x36 cm, 1999<br />

Werke von Stipendiaten<br />

Ingrid Floss, Klasse Prof. Zeniuk<br />

Diapositiv: ohne Titel, Öl auf<br />

Leinwand, 2001<br />

93


Fanny-Carlita-Stiftung<br />

Ina Ettlinger, Klasse Prof. Baschang<br />

Foto (9 x 12,5): Rock, Stoff<br />

und Füllwatte<br />

Martin Wöhrl, Klasse Prof. Reineking<br />

Foto (12 x 14,5): „Depot“,<br />

Installation, 1998,<br />

94<br />

Judith Lipfert, Klasse Prof. Prangenberg<br />

Foto (12,5 x 18): Synchron Schwimmerin,<br />

2001, Wachs gegossen, montiert


Nanette Nusselt, Klasse Prof. Zeniuk<br />

Karte: „Hate Love“, bestickte Farbkopie<br />

links Vorder-, rechts die Rückseite<br />

Werke von Stipendiaten<br />

95<br />

Stefan Wischnewski, Klasse Prof. Reineking<br />

Foto (15 x 15): „Balkon negativ“


Fanny-Carlita-Stiftung<br />

Gemälde ”Carlita Stollwerck” von Ferdinand Leeke, 1912<br />

Öl auf Leinwand, 251 x 172,5 cm – Dieses Bild hängt noch heute<br />

im Sitzungssaal der Akademie der Bildenden Künste, München.<br />

96<br />

g


emeind<br />

evangelische<br />

kirchengemeinde<br />

97


W<br />

ir haben uns bemüht,<br />

alle früheren Mitarbeiter(innen)<br />

zu ermitteln.<br />

Sollte uns, bei Namen oder Amtszeiten<br />

etwa, ein Fehler unterlaufen<br />

sein, oder sollten wir gar jemanden<br />

übersehen haben, bitten wir schon<br />

jetzt um Entschuldigung.<br />

Pfarrer(innen):<br />

Hermann Braun, Bad<br />

Aibling, 1927 bis 1954<br />

Hans Heinrich Zimmer, Bad<br />

Aibling, 1954 bis 1970<br />

Hans Gajditza (Gajdzitza?),<br />

Bad Aibling, 1946 bis 1955<br />

Wendt von Hahn, Pfarrvikar,<br />

Bad Aibling, 1955 bis 1958<br />

Willi Wendler, Pfarrvikar,<br />

Bruckmühl, 1958 bis 1984,<br />

Pfarrer seit 1963<br />

Harald Höschler,<br />

Bruckmühl, seit 1984<br />

Kirchengemeinde gestern und heute<br />

Susanne Kießling-Prinz,<br />

Feldkirchen, seit 1992<br />

Diakone:<br />

Jürgen Ross, Vagen,<br />

1981 bis 1982<br />

Gerhard Schlumberger,<br />

Vagen, 1982 bis 1984<br />

Wolfgang Heinz,<br />

Vagen, 1984 bis 1988<br />

Werner Nugel,<br />

Vagen, 1988 bis 2000<br />

Friedrich Wiesinger, Heufeldmühle,<br />

seit 2000<br />

Lehrvikar(innen):<br />

Michael Hübner, 1989 bis 1991<br />

Thomas Paulsteiner, 1991 bis 1994<br />

Dr. Wolfgang Thumser, 1994 – 1996<br />

Christine Anetsberger, 1996 – 1999<br />

Erwin Sergel, seit 2001<br />

Dekane:<br />

Franz Schmid, Rosenheim,<br />

1933 bis 1943<br />

Friedrich von Ammon,<br />

Rosenheim, 1943 bis 1955<br />

Hermann Braun, bis heute geradezu „legendärer“ und<br />

unvergessener Pfarrer in Bad Aibling: Ursprünglich (im<br />

Juli 1921) als „Badeprediger“ nach Aibling entsandt,<br />

betreute er die weit verstreute Gemeinde 1927 bis 1954<br />

aufopferungsvoll durch schwierigste Zeiten hindurch.<br />

98<br />

Das heutige Mesnerpaar, Günther und<br />

Gerda Oesterle (seit 1972)<br />

Heinrich Renner, Rosenheim,<br />

1955 bis 1970<br />

Eugen Goschenhofer,<br />

Rosenheim, 1970 bis 1985<br />

Dr. Friedrich Rusam, Rosen-<br />

heim, 1985 bis 1997<br />

Michael Grabow,<br />

Rosenheim, seit 1997<br />

Mesner(innen):<br />

Gustav und Maria Otto,<br />

1927 bis 1964<br />

Otto und Martha Fach,<br />

1964 bis 1971<br />

Günther und Gerda Oesterle,<br />

seit 1972<br />

Kirchenmusiker:<br />

Herr (Vorname unbekannt) Rose,<br />

München, seit 1927<br />

Auguste Treitinger,<br />

Bad Aibling, seit 1931


Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

Michael Kuntz,<br />

Bad Aibling, seit 1933<br />

Pauline Peetz,<br />

Feldkirchen, seit 1937<br />

Sekretär(innen):<br />

Alfred Biederstein, Bruckmühl,<br />

um 1960 (ehrenamtlich)<br />

Curt Haferkorn, Bruckmühl,<br />

nach 1960 (ehrenamtlich)<br />

Maria Gasteiger, Bruckmühl,<br />

1968 bis 1971<br />

Paula Thomamüller, Bruck-<br />

mühl, 1971 bis 1981<br />

Ilona Riedl, Götting,<br />

1981 bis 1983<br />

Anni Jacob, Bad Aibling,<br />

1984 bis 1990<br />

Angela Keller, Vagen,<br />

seit 1991<br />

Edith Triebe, Bruckmühl,<br />

1997 bis 1999<br />

Sylvia Hermann, Mittenkirchen,<br />

2000 bis 2002<br />

Ulrike Mack, Hinrichssegen,<br />

seit 2002<br />

Kirchenvorstand:<br />

(Bruckmühl wurde zwar erst im Sommer<br />

1962 eine eigenständige Kirchengemeinde,<br />

besaß aber als „Tochterkirchengemeinde“<br />

der „Mutterpfarrei“ Bad Aibling bereits seit<br />

1954 einen eigenen Kirchenvorstand.)<br />

Jutta Bauer – Hausfrau,<br />

Feldkirchen, 1971 bis 1982<br />

Petra Baumgartner – Bankkauffrau,<br />

Feldkirchen, seit 1990<br />

Hugo Berg – Ingenieur,<br />

Heufeldmühle, 1954 bis 1970<br />

Werner Blocksdorf – Lagerist,<br />

Vagen, 1958 bis 1964<br />

Robert Brandt – Lehrer,<br />

Bruckmühl, 1964 bis 1970<br />

Arved von Breitenstein – Dipl. Physiker,<br />

Feldkirchen, 1976 bis 2000<br />

99<br />

Jürgen Bretz – Student,<br />

Vagen, seit 2000<br />

Wolfgang Claußner – Beamter,<br />

Feldkirchen, seit 2000<br />

Marion Cramer – Hausfrau,<br />

Heufeldmühle, 1984 bis 1988<br />

Dieter Deppe – Dipl. Ing., Kleinhelfendorf,<br />

1970 bis 1985<br />

Gerdi Dietrich – Erzieherin,<br />

Heufeld, seit 1994<br />

Elisabeth Eichelberger – Hausfrau,<br />

Bruckmühl, 1982 bis 2000<br />

Arno Fiedler – Diplom-Ingenieur,<br />

Vagen, 1985 bis 1996<br />

Mathias Fritzsche – Diplom-Kaufmann,<br />

Heufeldmühle, seit 2000<br />

Ulrich Ganz – Ingenieur,<br />

Bruckmühl, 1964 bis 1967<br />

Maria Gasteiger – Hausfrau,<br />

Bruckmühl, 1975 bis 1976<br />

Helmut Giese – Lehrer,<br />

Waith, 1976 bis 2000<br />

Elke Gross – Musiklehrerin,<br />

Feldolling, 1995 bis 2000<br />

Dr. Gisela Hartung – Lebensmittelchemikerin,<br />

Götting, 1982 bis 1988<br />

Einführung des neuen Kirchenvorstands in Bruckmühl 1959:<br />

Man beachte die frisch gepflanzten Pappeln und das eben<br />

erst fertiggestellte Haus gegenüber. Von links nach rechts:<br />

Babette Peetz, Hugo Berg, Elisabeth Maier und Gustav Otto,<br />

vorneweg Pfarrer Hans Heinrich Zimmer


Emma Heilmeier – Hausfrau,<br />

Bruckmühl, 1954 bis 1964<br />

Hans Hellauer – Bankkaufmann,<br />

Heufeld, 1988 bis 2000<br />

E. Horn – Hausfrau, Vagen,<br />

1954 bis 1958<br />

Rosemarie Jaffin – Lehrerin,<br />

Oberreit, 1970 bis 1971<br />

Traudl Kaufmann – Arzthelferin,<br />

Waldheim, seit 2000<br />

Dieter Kommerell – Landwirtschaftsmeister,<br />

Kleinhöhenrain,<br />

1982 bis 1988<br />

Martin Kretzschmar – Betriebsschlosser,<br />

Heufeldmühle, 1958–70<br />

Reinhard von Kürten – Kaufmann,<br />

Bruckmühl, 1954 bis 1970<br />

Erika Kuttig – Erzieherin,<br />

Westerham, 1988 bis 1994<br />

Elisabeth Maier – Hausfrau,<br />

Bruckmühl, 1958 bis 1976<br />

Helga Malmedé – Hauswirtschaftslehrerin,<br />

Bruckmühl,<br />

1976 bis 1982<br />

Dr. Alfred Mayer – Direktor,<br />

Kleinhöhenrain, 1958 bis 1976<br />

Irene Menne – Hausfrau,<br />

Bruckmühl, 1968 bis 1975<br />

Kurt Milde – Textilkaufmann,<br />

Hinrichssegen, 1970 bis 1976<br />

Michael Musselmann – Textilreiniger,<br />

Bad Aibling, 1994 bis 2000<br />

Kirchengemeinde gestern und heute<br />

Der neue Kirchenvorstand am Tag seiner Einführung (1. Advent 2000)<br />

Assja Neumann – Software-<br />

Entwicklerin, Westerham,<br />

seit 1988<br />

Jan Oesterle – Student,<br />

Feldkirchen, seit 2000<br />

Gustav Otto – Mesner,<br />

Hohenfried, 1954 bis 1964<br />

Babette Peetz – Hausfrau,<br />

Feldkirchen, 1954 bis 1964<br />

Pauline Peetz – Angestellte,<br />

Feldkirchen, 1964 bis 1988<br />

mit Unterbrechungen<br />

Lothar Riemer – Technischer<br />

Angestellter, Bruckmühl,<br />

1976 bis 1988<br />

Helmut Röhle – Polizeibeamter,<br />

Heufeldmühle, 1954 bis 1964<br />

Hans Schodlok – Heimleiter,<br />

Hinrichssegen, 1976 bis 1982<br />

100<br />

Monika Seitz – Hausfrau,<br />

Feldkirchen, 1988 bis 1995<br />

Manfred Sturm – Dipl.-Kaufmann,<br />

Heufeldmühle, 1970 bis 1984<br />

Ruth Tibbe – Hausfrau,<br />

Westerham, 1976 bis 1982<br />

Reinhard Wessel – Diplom-Mathematiker,<br />

Bruckmühl, seit 2000<br />

Armin Wittig – Wirtschaftsingenieur,<br />

Hinrichssegen, seit 1996<br />

Lothar Wittig – Fahrdienstleiter,<br />

Hinrichssegen, 1988 bis 1994<br />

Ursula Wolf – Hausfrau,<br />

Westerham, 1970 bis 1973<br />

Harald Zahradnik – Ingenieur,<br />

Feldkirchen, 1973 bis 1990<br />

Hermann Ziergiebel – Rentner,<br />

Heufeldmühle, 1954 bis 1964


D<br />

a wird ja doch immer nur<br />

dasselbe gemacht!“ –<br />

Die Zeiten, wo jemand so<br />

reden konnte, gehören bei uns –<br />

wie eigentlich in fast allen Gemeinden<br />

– längst der Vergangenheit an<br />

(auch wenn sich das noch nicht<br />

überall herumgesprochen hat, wie<br />

wir immer wieder einmal mehr oder<br />

weniger verblüfft feststellen).<br />

Natürlich gibt es ihn nach wie vor,<br />

den klassischen „Hauptgottesdienst“.<br />

In seinen Grundzügen verbindet er<br />

uns mit vielen anderen christlichen<br />

Kirchen in der weltweiten Ökumene,<br />

und wir in Bruckmühl und Feldkirchen<br />

pflegen ihn auch ganz<br />

bewußt – einschließlich der gesungenen<br />

Liturgie, die vielen Gemeindegliedern<br />

ans Herz gewachsen ist<br />

und einen festlichen und verläßlichen<br />

Rahmen liefert. Das Heilige<br />

Abendmahl feiern wir übrigens zwischen<br />

50 und 60 mal pro Jahr.<br />

Daneben jedoch ist im Lauf der Jahre<br />

und Jahrzehnte eine Vielzahl weiterer<br />

Gottesdienstformen hinzugekommen.<br />

Manche haben sich erst in<br />

jüngster Zeit entwickelt, andere sind<br />

uralt und finden doch immer wieder<br />

neue Freunde. Letzteres läßt sich insbesondere<br />

für die „Stundengebete“<br />

sagen. Ursprünglich in den Gemeinden<br />

der „Alten Kirche“, also in den<br />

ersten Jahrhunderten nach Christus<br />

entstanden, dann in Vergessenheit<br />

geraten und nur noch in den Klöstern<br />

überliefert, gehören die ökumenische<br />

„Komplet“ (= Nachtgebet) in<br />

der Emmauskirche Feldkirchen und<br />

die „Vesper“ in der Johanneskirche<br />

Bruckmühl seit Mitte bzw. Ende der<br />

Höhepunkt: Feier der Heiligen Osternacht, hier in Feldkirchen.<br />

Gottesdienste<br />

80er Jahre zum festen Repertoire.<br />

Beide finden einmal im Monat statt<br />

und zeichnen sich durch eine ganz<br />

eigene, meditative Atmosphäre aus,<br />

die wir in unseren sonstigen Gottesdiensten<br />

so nicht haben.<br />

Andere „alternative“ Gottesdienstformen<br />

richten sich nicht wie der<br />

Hauptgottesdienst an die ganze Gemeinde,<br />

sondern haben bestimmte<br />

„Zielgruppen“ im Blick, so zum Beispiel<br />

die seit Jahren fest etablierten<br />

Familiengottesdienste oder Jugendgottesdienste.<br />

Auch die 2001 ins Leben<br />

gerufene und vielversprechend<br />

angelaufene „Minikirche“ in Bruckmühl<br />

und Feldkirchen, eine Art Familiengottesdienst<br />

mit kleinen Kindern,<br />

gehört in diese Kategorie.<br />

Weitere „Spezialitäten“ im Programm<br />

stellen die Konfirmandenvorstellungen<br />

im Frühjahr und Herbst,<br />

gelegentliche Taizé-Gottesdienste, Passionsandachten,<br />

Kinder- und Jugendkreuzwege<br />

(ökumenisch), der Weltgebetstag<br />

der Frauen, Beichtgottesdienste,<br />

Konfirmationen und Festgottesdienste<br />

zu speziellen Anlässen dar.<br />

Zu den Besonderheiten unserer Gemeinde<br />

gehört<br />

auch, daß Taufen<br />

endlich wieder<br />

dort stattfinden,<br />

wo sie ursprünglicheinmal<br />

ganz selbstverständlichihren<br />

Platz hatten<br />

und von ihrer<br />

Bedeutung her<br />

natürlich auch<br />

101<br />

hingehören: nämlich nicht irgendwann<br />

am Samstagnachmittag, sondern<br />

im Hauptgottesdienst der<br />

Gemeinde am Sonntagmorgen. Zu<br />

Beginn der 80er Jahre eingeführt, hat<br />

sich diese Praxis sehr bewährt.<br />

Großer Beliebtheit erfreut sich auch<br />

der vor einigen Jahren begonnene<br />

„Kirchenkaffee“: Einmal im Monat<br />

bleiben wir nach dem Gottesdienst<br />

noch ein wenig zusammen und<br />

kommen miteinander ins Gespräch<br />

– in Feldkirchen verbunden mit dem<br />

Verkauf von „Eine-Welt-Waren“.<br />

Höhepunkt und gewissermaßen<br />

„Mutter aller Gottesdienste“ ist die<br />

Feier der Hl. Osternacht. Sie beginnt<br />

am frühen Ostersonntagmorgen mit<br />

dem Einzug der Osterkerze in die<br />

dunkle Kirche, begleitet von dem<br />

Wechselgesang „Gott gleich war<br />

Jesus Christus“, schließt Taufen von<br />

Konfirmanden oder Erwachsenen<br />

mit ein und endet mit dem gemeinsamen<br />

Osterfrühstück im Gemeindesaal<br />

(in Feldkirchen im röm.-kath.<br />

Pfarrsaal nach dem ökumenischen<br />

Osterjubel auf dem Friedhof).<br />

Harald Höschler


W<br />

ie in 1.537 anderen<br />

evangelischen Kirchengemeinden<br />

in ganz Bayern<br />

wurde auch bei uns am 22.<br />

Oktober 2000 der Kirchenvorstand<br />

neu gewählt. Insgesamt 22 Kandidaten<br />

und Kandidatinnen stellten<br />

sich zur Wahl. 8 konnten gewählt<br />

werden, 2 wurden nach den Vorschriften<br />

der Kirchengemeindeordnung<br />

anschließend von den 8<br />

Gewählten zusätzlich berufen:<br />

Frauen (226) waren bei der Wahl<br />

wieder einmal sehr viel aktiver als<br />

die Männer (144).<br />

Wolfgang Claußner, 53, Feldkirchen,<br />

Beamter, verheiratet,<br />

vier Kinder<br />

Vertrauensmann des Kirchenvorstands,<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

im Lektorendienst und<br />

bei Gemeindefesten<br />

Kirchengemeinde gestern und heute<br />

Petra Baumgartner, 44, Feldkirchen,<br />

Hausfrau, verheiratet,<br />

zwei Kinder<br />

Beauftragte für Familienarbeit<br />

und Ökumene in Feldkirchen,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterin im<br />

Lektorendienst und bei Familiengottesdiensten,<br />

Kinderkino und<br />

Kinderarbeit<br />

Trotzdem haben letztere im neuen<br />

Kirchenvorstand die Nase vorn. Das<br />

war nicht so geplant. Es hat sich (bei<br />

den nachträglichen Berufungen)<br />

einfach so ergeben.<br />

Alle sechs Jahre wird der Kirchenvorstand<br />

in geheimer Wahl von der<br />

Gemeinde gewählt. Aktiv wahlberechtigt<br />

sind alle Gemeindeglieder,<br />

die mindestens 14 Jahre alt und<br />

zum Heiligen Abendmahl zugelassen<br />

sind (in der Regel durch die<br />

Konfirmation). Um selber gewählt<br />

zu werden, muß man jedoch mindestens<br />

18 Jahre alt sein.<br />

102<br />

Jürgen Bretz, 24, Vagen, Student,<br />

ledig<br />

Beauftragter für den Lektorendienst,<br />

Stellvertretender Dekanatssynodaler,<br />

ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter in der Jugendarbeit<br />

und im Lektorendienst<br />

Mathias Fritzsche, 49, Heufeldmühle,<br />

Diplom-Kaufmann, verheiratet,<br />

zwei Kinder<br />

Kirchenpfleger (= „Finanzminister“<br />

der Kirchengemeinde),<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter beim<br />

Kirchenkaffee und bei Gemeindefesten<br />

Gerdi Dietrich, 51, Heufeld, Erzieherin,<br />

verheiratet, 3 Kinder<br />

Beauftragte für die Ökumene in<br />

Bruckmühl, Stellvertretende Vertrauensfrau,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />

im Lektorendienst<br />

und bei Familiengottesdiensten


370 wahlberechtigte Gemeindeglieder<br />

gaben in Bruckmühl und<br />

Feldkirchen ihre Stimme ab. Das<br />

ergibt eine Wahlbeteiligung von<br />

knapp 11 % (Zum Vergleich: Dekanat<br />

Rosenheim 12 %, landesweit 18<br />

%). Am stärksten mit gut 30 %<br />

beteiligten sich die 14- bis 15jährigen<br />

Erstwähler, gefolgt von den 45bis<br />

54jährigen mit 18 %. Auch die<br />

16- bis 24jährigen waren mit 17 %<br />

stark vertreten. Von den 25- bis<br />

34jährigen wählten mit – eigentlich<br />

erschreckendem – Abstand die<br />

wenigsten, nämlich ganze 3 %.<br />

Traudl Kaufmann, 51, Waldheim,<br />

Arzthelferin, verheiratet,<br />

zwei Kinder<br />

Mitglied der Dekanatssynode,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterin bei<br />

Diakoniesammlungen und Jugendfreizeiten<br />

in Großbritannien<br />

Reinhard Wessel, 51, Bruckmühl,<br />

Diplom-Mathematiker,<br />

verheiratet, 4 Kinder<br />

Mitglied der Dekanatssynode,<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter beim<br />

Kirchenkaffee und im Lektorendienst<br />

Kirchenvorstand<br />

Die Kirchenvorsteher(innen) sind<br />

verpflichtet, ihr Amt im Einklang mit<br />

der Heiligen Schrift und dem Bekenntnis<br />

der evangelisch-lutherischen<br />

Kirche auszuüben. Sowohl in<br />

ihrem persönlichen Verhalten als<br />

auch in ihrer Teilnahme am kirch-<br />

lichen Leben sollen sie Vorbilder für<br />

die Gemeinde sein und nach Möglichkeit<br />

zusätzlich zu ihrem Amt im<br />

KV auch noch an einer anderen<br />

Stelle in der Gemeinde mitarbeiten.<br />

Wie man auf diesen beiden Seiten<br />

sehen kann, ist dies bei uns auch<br />

durchaus der Fall.<br />

103<br />

Assja Neumann, 33, Feldkirchen-Westerham,Software-Entwicklerin,<br />

verheiratet<br />

Protokollführerin im Kirchenvorstand,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />

im Lektorendienst, bei<br />

der Mini-Kirche und in der Konfirmandenarbeit<br />

Armin Wittig, 48, Hinrichssegen,<br />

Wirtschafts-Ingenieur, verheiratet,<br />

zwei Kinder<br />

Mitglied der Dekanatssynode, Beauftragter<br />

für Kirchenmusik, ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter beim Kirchenkaffee<br />

und im Kirchenchor<br />

Jan Oesterle, 24, Feldkirchen,<br />

Student, ledig<br />

Beauftragter für die Jugendarbeit,<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

bei Jugendfreizeiten in Großbritannien,<br />

im Jugendchor und<br />

bei Jugendgottesdiensten<br />

8 bis 10 Mal jährlich tagt unser Kirchenvorstand<br />

abwechselnd in Bruckmühl<br />

und Feldkirchen. Die Sitzungen<br />

beginnen um 19.30 Uhr und<br />

enden meist gegen 22 Uhr. Sie werden<br />

mit einer Andacht eröffnet und<br />

mit einem Lied oder Gebet und<br />

Abendsegen abgeschlossen.


Komm, bau ein Haus, das<br />

uns beschützt, pflanz einen<br />

Baum, der Schatten wirft,<br />

und beschreibe den Himmel, der uns<br />

blüht. Lad viele Kinder ein ins Haus,<br />

versammle sie bei unserem Baum,<br />

laß sie dort fröhlich tanzen, wo keiner<br />

ihre Kreise stört, laß sie dort lange<br />

tanzen, wo der Himmel blüht.“ – So<br />

der Text eines Liedes.<br />

Mit Kindergottesdiensten fing nach<br />

dem 2. Weltkrieg die Arbeit mit Kindern<br />

an. Bei ihren Gottesdiensten,<br />

Gruppenstunden und beim Ferienspaß<br />

erlebten Kinder, daß es beim<br />

Glauben um eine fröhliche und<br />

wichtige Sache geht und daß sie in<br />

unserer Kirchengemeinde einen<br />

Platz haben.<br />

Im Lauf der Jahre haben sich die<br />

Angebote für die Kinder gewandelt.<br />

Aktivitäten für und mit den Eltern<br />

kamen hinzu. Die ganze Familie<br />

rückte ins Blickfeld.<br />

Miteinander leben und glauben will<br />

ganz praktisch geübt werden. Solche<br />

Chancen bieten wir Familien<br />

und Kindern auch 2002 an:<br />

Familienarbeit Bruckmühl<br />

• wenn wir seit den 60er Jahren<br />

Familiengottesdienste feiern und<br />

damit jung und alt, groß und klein<br />

gleichermaßen ansprechen,<br />

• wenn Kinder und Eltern bei unseren<br />

Familienfreizeiten Gemeinschaft<br />

und praktizierten Glauben in<br />

der Gruppe erfahren,<br />

• wenn bei (be)sinnlichen Angeboten<br />

zur Advents- und Passionszeit<br />

Erwachsene und Kinder ausprobieren<br />

können und erfahren, was<br />

Glaube bedeuten kann,<br />

• wenn Kleinkinder von 0 bis 6 Jahren<br />

mit ihren Eltern alle zwei Monate<br />

in der Johanneskirche „Minikirche“<br />

feiern und anschließend im<br />

Gemeindehaus bei Kaffee, Saft und<br />

Keksen zusammensitzen,<br />

• wenn sich seit vielen Jahren jede<br />

Woche Mütter in unseren Mutter-<br />

Kind-Gruppen mit ihren Kleinkindern<br />

treffen, singen und spielen und<br />

sich gegenseitig beraten,<br />

• wenn engagierte Ehrenamtliche seit<br />

den 70er Jahren Kinderbibelwochen<br />

104<br />

durchführen. Schon lange finden<br />

diese Kinderbibelwochen auf ökumenischer<br />

Basis statt. Über 370<br />

Kinder haben auch 2001 in Bruckmühl,<br />

Vagen, Götting und Heufeld<br />

interessiert biblischen <strong>Geschichte</strong>n<br />

gelauscht, mit viel Freude gespielt,<br />

gebastelt und gesungen.<br />

• Nachdem es nicht mehr selbstverständlich<br />

ist, daß Familien mit Kindern<br />

regelmäßig in die Kirche gehen,<br />

war auch im Blick auf unsere<br />

Gottesdienste mit Kindern ein Umdenken<br />

angesagt: Im Advent, in der<br />

Passions- und Osterzeit, aber auch<br />

zum Erntedank gibt es in Bruckmühl<br />

besonders gestaltete Kindergottesdienste.<br />

• Unsere Kinderbibeltage wenden<br />

sich besonders an Schulkinder. Das<br />

begeisterte Echo auf den ersten Kinderpilgerweg<br />

am Buß- und Bettag<br />

2001 mit 70 Teilnehmern und 10<br />

Mitarbeitern hat uns ermutigt, auch<br />

Kinderbibeltage anzubieten.<br />

Familien mit Kindern brauchen einen<br />

Platz, wo sie willkommen sind<br />

und der Himmel über ihnen blüht.<br />

Unsere Kirchengemeinde will ein<br />

solcher Platz sein, wo Familien gern<br />

hinkommen und untereinander<br />

Kontakt knüpfen, wo die Freude<br />

wächst, weil der Himmel blüht und<br />

weil die frohe Botschaft, die Gott<br />

für uns hat, die Herzen der Kinder<br />

und der Erwachsenen erreicht.<br />

Friedrich Wiesinger<br />

Krippenspiel zum Familiengottesdienst am Heiligen<br />

Abend 2000 in der Johanneskirche Bruckmühl


W<br />

ir sind die Kleinen in<br />

der Gemeinde, doch<br />

ohne uns geht gar<br />

nichts!“ – „Hallo, ich heiße Peggy.<br />

Wie Du siehst, bin ich ein Dromedar!<br />

Verrätst auch Du mir Deinen<br />

Namen?“ – Manche Besucher würden<br />

wohl nicht schlecht staunen,<br />

wenn sie so zum sonntäglichen<br />

Gottesdienst begrüßt würden. Doch<br />

die Kinder, die alle zwei Monate<br />

zur Minikirche nach Feldkirchen<br />

kommen, können sich ihren Gottesdienst<br />

ohne Peggy, das Dromedar,<br />

gar nicht mehr vorstellen.<br />

Als im Oktober 2001 zur ersten<br />

Minikirche, einem Gottesdienst für<br />

Familien mit kleinen Kindern, eingeladen<br />

wurde, waren es fast 40<br />

Kinder mit ihren Eltern, die zu dieser<br />

lebendigen, bunten Feier zusammenkamen.<br />

Neben den etwa fünf Familiengottesdiensten<br />

im Jahr, die an<br />

den Bedürfnissen der Schulkinder<br />

und ihrer Eltern ausgerichtet sind,<br />

stellt nun auch die Minikirche einen<br />

festen Bestandteil des gottesdienstlichen<br />

Lebens in Feldkirchen dar.<br />

Nicht wegzudenken sind die verschiedenen<br />

Teams von Ehrenamtlichen,<br />

die zusammen mit der Pfarrerin<br />

sowohl den Kindergottesdienst,<br />

zu dem an jedem Sonntag parallel<br />

zum Hauptgottesdienst eingeladen<br />

wird, als auch die Minikirche und<br />

die Familiengottesdienste vorbereiten<br />

und durchführen.<br />

Feldkirchen ist eine überdurchschnittlich<br />

junge Gemeinde, in der<br />

fast 20 % der Mitglieder unter 18<br />

Jahre alt sind und in die viele Familien<br />

mit kleinen Kindern zuziehen.<br />

Deshalb taucht im Kirchenvor-<br />

Familienarbeit Feldkirchen<br />

stand auch in regelmäßigen Abständen<br />

die Frage auf, wie Familien<br />

mit Kindern noch besser in die<br />

Gemeindearbeit integriert werden<br />

können und welche Möglichkeiten<br />

wir als Kirchengemeinde haben,<br />

unsere Tür auch für die Kleinen und<br />

Kleinsten zu öffnen.<br />

Neben den gottesdienstlichen Angeboten<br />

finden Mütter und Väter<br />

mit Kleinkindern in den Eltern-<br />

Kind-Gruppen die Möglichkeit sich<br />

kennenzulernen und auszutauschen.<br />

Großen Anklang findet das seit einigen<br />

Jahren monatlich stattfindende<br />

Kinderkino. Daneben gibt es eine<br />

Kinderbibelstunde, die die Kinder<br />

mit biblischen Themen vertraut machen<br />

will. Sie hat wie der ökumenische<br />

Kinderkreuzweg und andere<br />

Einzelveranstaltungen für Kinder,<br />

mittlerweile auch schon eine lange<br />

Tradition in der Gemeinde.<br />

Den absoluten Höhepunkt jedoch<br />

bildet die ökumenische Kinderbibelwoche,<br />

die in diesem Jahr bereits<br />

105<br />

Fröhliche Runde bei einer „Kinder-Übernachtung“<br />

im Feldkirchener Gemeindesaal<br />

zum siebzehnten Mal durchgeführt<br />

wird. Bis zu 120 Kinder kommen an<br />

drei Nachmittagen im Emmaus-Kirchenzentrum<br />

zusammen, und beim<br />

ökumenischen Abschlußgottesdienst<br />

mit den Kindern und ihren Eltern<br />

platzt die Kirche aus allen Nähten.<br />

Doch was könnte schöner sein als<br />

eine begeisterte, lebendige, bunte<br />

Gemeinde aus Groß und Klein?<br />

So wünsche ich unserer Gemeinde,<br />

daß unsere Kinder auch in Zukunft<br />

dieses Lied anstimmen können:<br />

„Wir sind die Kleinen in den<br />

Gemeinden, doch ohne uns geht<br />

gar nichts, ohne uns geht’s schief.<br />

Wir sind das Salz in der Suppe der<br />

Gemeinde. Egal, was andre meinen,<br />

wir machen mit.“<br />

Susanne Kießling-Prinz


N<br />

atürlich geht es unserer<br />

Kirchengemeinde auch<br />

nicht anders als vielen<br />

christlichen Gemeinden hier in<br />

Deutschland: unsere Kirchen bersten<br />

nicht vor Besuchern und die<br />

Kircheneintritte verursachen auch<br />

nicht gerade Panikanfälle im Pfarramt.<br />

Trotzdem meine ich, daß wir<br />

eine vergleichsweise lebendige und<br />

interessante Gemeinde sind und<br />

unsere Jugendarbeit eine gute Basis<br />

für die Zukunft darstellt.<br />

Die Arbeit mit Jugendlichen hat in<br />

unserer Gemeinde eine lange Tradition.<br />

So sammelte Pfarrer Wendt<br />

von Hahn bereits 1955 in Bruckmühl<br />

Kinder und Jugendliche in<br />

Gruppen. Zu dem vielgestaltigen<br />

Programmangebot gehörten auch<br />

Volkstanz, Laienspiel, Fahrten und<br />

Freizeiten. In Feldkirchen-Westerham<br />

wurde ebenfalls schon vor<br />

dem Bau des Emmaus-Kirchenzentrums<br />

mit dem Aufbau einer eigenständigen<br />

Jugendarbeit begonnen.<br />

Bei der Jungschararbeit, die von zahlreichen<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

getragen wurde, standen neben<br />

den biblischen Andachten gemeinsame<br />

Fahrten, Freizeiten und Zeltlager<br />

auf dem Programm.<br />

Pfarrer Wendler setzte von 1958 an,<br />

unterstützt von vielen ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern, die lebendige<br />

Jugendarbeit fort. Auch unter seinem<br />

Nachfolger, Pfarrer Höschler,<br />

ging die Tradition der Jugendfreizeiten<br />

und Jugendgruppen weiter. Ein<br />

anfangs noch kleiner Kreis von<br />

Jugendlichen traf sich unter seiner<br />

Leitung regelmäßig im Keller des<br />

Gemeindehauses in Bruckmühl. Von<br />

Jugendarbeit<br />

Bruckmühler Mädchengruppe beim Packen von Weihnachtspaketen<br />

für Strafgefangene, Dezember 1999<br />

Jahr zu Jahr wurden es mehr Teilnehmer,<br />

die hauptsächlich aus den<br />

Konfirmandengruppen nachkamen.<br />

Auch der Ursprung des mittlerweile<br />

recht beliebten und bekannten<br />

Bruckmühler Jugendchors liegt hier.<br />

Daneben wurden immer wieder<br />

neue Jungschargruppen ins Leben<br />

gerufen. Auch die Mädchenarbeit<br />

mit zeitweise zwei Gruppen in<br />

Bruckmühl war sehr erfolgreich.<br />

Wie in Bruckmühl, kam es auch in<br />

Feldkirchen zu dem für die Jugendarbeit<br />

üblichen Auf und Ab. Anschluß<br />

an die boomende Jugendarbeit<br />

vom Anfang der 90er Jahre, die<br />

leider durch den fast gleichzeitigen<br />

Wegzug von sechs Jugendleitern<br />

stark zurückgegangen war, konnte<br />

erst zu Beginn des neuen Jahrtausends<br />

gefunden werden.<br />

Seit Herbst 2001 kommen regelmäßig<br />

katholische und evangelische<br />

Jugendliche zusammen, die gemeinsam<br />

Jugendgottesdienste vorbereiten<br />

und durchführen. Außerdem<br />

wurde beschlossen, in Feldkir-<br />

106<br />

chen wieder eine Jugendgruppe anzubieten.<br />

Seit den Konfirmationen<br />

2001 trifft sie sich regelmäßig und<br />

unternimmt gemeinsam Sachen, die<br />

allen Spaß machen – wie das Jugendgruppenzeltlager<br />

in Königsdorf<br />

oder einen gemütlichen Videoabend<br />

im Gemeindesaal.<br />

Wie erfolgreich die Jugendarbeit ist<br />

und wieviel Freude sie den Jugendlichen<br />

an Kirche vermittelt, zeigt<br />

sich, wenn man die Zahl derer betrachtet,<br />

die an dem jährlich stattfindenden,<br />

ökumenischen „Kreuzweg<br />

der Jugend“ teilnehmen, zum<br />

Zeltlager mit nach England fahren,<br />

oder jetzt als ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

überall in der Kirchengemeinde<br />

tätig sind. Von Jugendgruppenleitern<br />

über Mitarbeiter beim<br />

Kindergottesdienst, Jugendchorsänger<br />

und -sängerinnen und Mitarbeiter<br />

beim Konfirmandenunterricht<br />

bis hin zu Kirchenvorstehern sind<br />

sie überall in der Gemeinde vertreten.<br />

Und das lässt doch für die Zukunft<br />

hoffen.<br />

Jürgen Bretz


Am Anfang (Januar 1994) war<br />

es eher Zufall, ja beinahe<br />

ein Versehen: Ein paar<br />

Jugendliche sangen anläßlich der<br />

Verabschiedung eines Vikars aus<br />

der Gemeinde, und der Pfarrer<br />

machte eine launige Bemerkung,<br />

die den „Stein ins Rollen“ brachte.<br />

Schon bald folgten erste Einsätze in<br />

Gottesdiensten, beispielsweise bei<br />

Konfirmandenvorstellungen, Taufen,<br />

Hochzeiten und anderen Anlässen.<br />

Aus den bescheidenen Anfängen<br />

entwickelte sich der heutige Jugendchor<br />

mit derzeit 45 Mitgliedern.<br />

Anfangs sangen wir einfach Lieder<br />

aus dem Ergänzungsheft zum bayrischen<br />

Gesangbuch mit einfachster<br />

Begleitung. Das änderte sich aber<br />

schon bald. Inzwischen ist das Repertoire<br />

auf 120 Stücke angewachsen,<br />

davon 2/3 mehrstimmig. Etwa<br />

ein Viertel der Titel haben englische<br />

Texte. Der Rest ist deutsch, da die<br />

Gemeinde in aller Regel zum Mitsingen<br />

eingeladen ist. Auch Gospels,<br />

meditative Stücke aus Taizé<br />

oder liturgische Gesänge der Ostkirche<br />

gehören zum Repertoire.<br />

Im Laufe der Zeit kamen die verschiedensten<br />

Instrumente zum Einsatz:<br />

6- und 12saitige Westerngitarren,<br />

E-Gitarren und E-Bass, Keyboards<br />

mit elektronischem Rhythmusgerät,<br />

Schlagzeug, Saxophon,<br />

Synthesizer, Geigen und Flöten,<br />

selbst eine „Schleppdampferpfeife“.<br />

Über 130 Auftritte zu den verschiedensten<br />

Anlässen hat der Chor<br />

Gruppenfoto für die dritte CD<br />

„Majesty“ im Herbst 1999<br />

inzwischen absolviert, die meisten<br />

davon in der eigenen Gemeinde,<br />

etliche aber auch außerhalb.<br />

Beim Ökumenischen Kirchentag in<br />

Innsbruck 1998 und 2001 gestalteten<br />

wir den Abschlußgottesdienst.<br />

In München-Harlaching sangen wir<br />

in der American-Episcopal Church,<br />

in Rosenheim zur Firmung in der<br />

Alt-Katholischen Gemeinde. 1999<br />

wirkten wir in Bruck an der Leitha<br />

bei Wien beim 25jährigen Jubiläum<br />

der Partnerschaft mit Bruckmühl<br />

mit, und einem Gefängnisgottesdienst<br />

in der JVA München-Stadelheim<br />

Anfang 1999 folgten zwei<br />

unvergeßliche Konzerte an gleicher<br />

Stelle. 2001 und 2002 gaben wir<br />

zwei weitere Benefizkonzerte in<br />

München und Rosenheim.<br />

107<br />

Jugendchor<br />

Von der 1995/96 in der Johanneskirche<br />

produzierten ersten CD<br />

„Jesus is Lord" wurden 1.300 Stück<br />

verkauft. Sie ist leider ebenso vergriffen<br />

wie die zweite CD „Herr der<br />

Ewigkeit" (1997). Ein Traugespräch<br />

mit einem Tontechniker und seiner<br />

Braut 1999 gab den Anstoß zur Produktion<br />

der dritten CD „Majesty“.<br />

Sie erschien im Frühjahr 2000 – im<br />

Gemeindebrief scherzhaft als „Beitrag<br />

der Kirchengemeinde zum Millennium“<br />

bezeichnet.<br />

Im Lauf der Jahre mußte der Chor<br />

naturgemäß mehrere „Generationenwechsel“<br />

verkraften. Heute sind<br />

die Sänger und Sängerinnen 14 bis<br />

30 Jahre alt (die meisten zwischen<br />

14 und 17). Nach anfänglicher Ausgewogenheit<br />

haben die Mädchen<br />

inzwischen doch deutlich die Mehrheit<br />

erobert. Die Leitung teilen sich<br />

Harald Höschler, Angelika Höschler<br />

und Barbara Eberlein.<br />

Harald Höschler


Lagerfeuer und Geländespiele,<br />

Küchendienst und sportliche<br />

Wettbewerbe, Tischtennis<br />

und Volleyball, Rennen und<br />

Toben, Singen und Basteln, Bibelarbeiten<br />

und Andachten: Was wäre<br />

die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit<br />

ohne ihre Freizeiten?<br />

Schon vor Jahrzehnten unternahmen<br />

die damaligen Vikare und Pfarrer<br />

der Kirchengemeinde, allen voran<br />

natürlich Willi Wendler, zahlreiche<br />

Fahrten und Ausflüge mit jungen<br />

Menschen, so zum Beispiel an<br />

die Leitzach oder an den Simssee<br />

bei Rosenheim, zum Walchsee<br />

nach Tirol oder nach Amersfoort in<br />

den Niederlanden.<br />

Prägende Erfahrungen waren das,<br />

von denen die, die damals dabei<br />

waren und inzwischen längst erwachsen<br />

geworden sind, heute<br />

noch gerne schwärmen.<br />

Andere Freizeiten führten später<br />

beispielsweise nach Nördlingen<br />

und Königsdorf, nicht zu vergessen<br />

die Fahrten zum Deutschen <strong>Evangelisch</strong>en<br />

Kirchentag oder zu den<br />

Internationalen Jugendtreffen der<br />

Gemeinschaft von Taizé, zuletzt<br />

2001 in Budapest.<br />

Jugendfreizeiten<br />

• Im Sommer 1986 fand das erste<br />

große Zeltlager in Großbritannien<br />

statt. Ziel war ein Campingplatz in<br />

Wales, die „Bryn Gloch Farm“, mitten<br />

im Nationalpark von Snowdonia.<br />

Nachdem wir bei der Ankunft<br />

nur knapp einem leibhaftigen<br />

„Hurrikan“ entronnen waren, der<br />

sich über den Atlantik verirrt hatte,<br />

verbrachten wir eine wunderschöne<br />

Zeit, bestiegen diverse Berge und<br />

lernten Land und Leute kennen.<br />

• Zwei Jahre darauf waren wir an<br />

der „englischen Riviera“ zu Gast, in<br />

Stoke Fleming bei Dartmouth, Devon.<br />

Dort standen neben dem Baden<br />

in beinahe schon mediterraner<br />

Umgebung Wanderungen an der Küste<br />

und im berüchtigten Dartmoor,<br />

sowie Fahrten in die Städte Exeter<br />

und Plymouth (einschließlich Hafenrundfahrt)<br />

auf dem Programm.<br />

• 1990 fanden wir ein neues Ziel:<br />

Cromer in der ostenglischen Grafschaft<br />

Norfolk, eine Kleinstadt an der<br />

Nordsee, die ihre Glanzzeit zur Jahrhundertwende<br />

hatte, aber doch nichts<br />

von ihrem Charme und ihrer liebenswürdigen<br />

Schönheit eingebüßt hat.<br />

• Die weiteste Fahrt unternahmen<br />

wir 1992, als wir uns auf den Weg<br />

108<br />

nach Schottland machten und nördlich<br />

von Glasgow unsere Zelte aufschlugen.<br />

Unvergessen bis heute<br />

die Schlammpfützen vor den<br />

Gemeinschaftszelten, der beständige<br />

Kampf gegen die Stechmücken,<br />

die herrlichen Exkursionen im<br />

Hochland und die trotz allen Widrigkeiten<br />

tolle Gemeinschaft! Die<br />

Fahrt nach Edinburgh mit dem Besuch<br />

des weltberühmten Tattoo vor<br />

der grandiosen Kulisse der königlichen<br />

Burg bildete den Höhepunkt.<br />

• 1994 waren wir wieder in Wales<br />

zu Gast, 1996 gefolgt von einem<br />

erneuten Abstecher nach Norfolk,<br />

diesmal in das traumhaft schöne<br />

Hafenstädtchen Wells-next-the-sea.<br />

Bis heute denken wir an die Abschiedsworte<br />

des schottischen Platzleiters<br />

zurück: „Sie waren eine Empfehlung<br />

für Ihr Land und Ihre Kirche.“<br />

– So was hört man gerne.<br />

• 1998 und 2000 verbrachten wir<br />

die Freizeit wieder auf unserem<br />

„Stammplatz“, der Bryn Gloch Farm<br />

in Nordwales. Beide Male war das<br />

Wetter zeitweise reichlich „durchwachsen“,<br />

was aber die Stimmung<br />

keineswegs trübte.<br />

• 2002 schließlich kehren wir nach<br />

langer Pause wieder in den (hoffentlich)<br />

sonnigen Süden Englands<br />

zurück, nach Devon. Eine tolle Tradition,<br />

die sich da bei uns entwickelt<br />

hat. Und so Gott will und<br />

wir leben, gehen diese Freizeiten<br />

auch noch lange weiter.<br />

Unser „Stammplatz“: die Bryn Gloch<br />

Farm in Snowdonia, Nordwales<br />

Harald Höschler


O<br />

b die Konfirmanden nun<br />

mit Wasser experimentieren<br />

und dabei über<br />

die Taufe nachdenken, diskutieren,<br />

welches Jesusposter sie in ihrem<br />

Zimmer aufhängen würden, die Kirchenglocken<br />

besichtigen, im Altenheim<br />

Kaffee ausschenken, um die<br />

Wette Bibelstellen aufschlagen, Konfirmationssprüche<br />

als Plakat gestalten,<br />

Kicker-Turniere austragen, Kollekten<br />

zählen, Osterkerzen basteln,<br />

Bibel-Monopoly spielen oder selbst<br />

Teile eines Gottesdienstes übernehmen<br />

– mit dem reinen Auswendiglernen<br />

von Bibelversen, Gesangbuchliedern<br />

oder Katechismustexten<br />

von einst hat die Vorbereitung<br />

auf die Konfirmation heute nicht<br />

mehr viel zu tun. Statt dessen bemühen<br />

wir uns, die in den landeskirchlichen<br />

Rahmenrichtlinien festgelegten<br />

Ziele so umzusetzen, daß<br />

die Jugendlichen:<br />

• mit ihren aktuellen Lebensfragen<br />

zu Wort kommen und lernen, zentrale<br />

Inhalte des christlichen Glaubens<br />

auf ihre Probleme und Anliegen<br />

zu beziehen,<br />

• im Glauben Orientierung für ihr<br />

Leben finden,<br />

• Kirche als einen Ort erleben, an<br />

dem sie willkommen sind und als<br />

Teil der Gemeinde verstanden und<br />

anerkannt werden,<br />

• ihre Gemeinde auch selbst mitgestalten<br />

können.<br />

Zwei Stunden pro Woche kommen<br />

die Konfirmanden und Konfirmandinnen<br />

in Bruckmühl und Feldkirchen<br />

zum Unterricht zusammen. Je<br />

Konfirmanden<br />

nach Größe des Jahrgangs, zwischen<br />

45 und 65 Jugendlichen, werden<br />

vier oder fünf Gruppen gebildet.<br />

Das Programm umfaßt auch gemeinsame<br />

Wochenenden, selbst<br />

vorbereitete und gestaltete Gottesdienste,<br />

Ausflüge zur Herzogsägmühle<br />

oder nach Niederaltaich,<br />

zwei Gottesdienstbesuche im Monat<br />

und vieles mehr. In verschiedenen<br />

Praktika können die Jugendlichen<br />

Gemeindegruppen besuchen<br />

und Einblick in die diakonische<br />

Arbeit gewinnen.<br />

Zu den besprochenen Themen gehören<br />

das Kennenlernen der eigenen<br />

Gemeinde und der verschiedenen<br />

Kirchen im Gemeindegebiet<br />

ebenso wie die Beschäftigung mit<br />

Bibel, Beichte, Taufe und Abendmahl<br />

oder Fragen der Ökumene.<br />

Am Abend vor der Konfirmation<br />

empfangen die Konfirmanden nach<br />

der gemeinsamen Feier der Beichte<br />

zum ersten Mal das Heilige Abendmahl.<br />

Und im Konfirmationsgottesdienst<br />

an den Sonntagen vor Pfingsten<br />

und an Christi Himmelfahrt<br />

109<br />

Spieleabend beim Konfi-Wochenende in Feldkirchen<br />

wird ihnen, nachdem sie ihr Versprechen<br />

abgelegt haben, Gottes<br />

Segen zugesprochen.<br />

Erfreulich viele Jugendliche arbeiten<br />

auch nach ihrer Konfirmation in<br />

der Gemeinde mit: Sie tragen Gemeindebriefe<br />

aus, singen im Jugendchor,<br />

leiten den Kindergottesdienst,<br />

übernehmen Lektorendienste oder<br />

besuchen Jugendgruppen. So reißt<br />

der Kontakt zur Gemeinde nicht ab.<br />

Die Konfirmierten spüren: jeder und<br />

jede ist eingeladen, wie Paulus aufzubauen<br />

auf den Grund, der uns in<br />

Jesus Christus gelegt ist.<br />

„Ich nach Gottes Gnade, die mir<br />

gegeben ist, habe den Grund gelegt<br />

als ein weiser Baumeister; ein anderer<br />

baut darauf.<br />

Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf<br />

baut. Einen andern Grund kann niemand<br />

legen, als den, der gelegt ist,<br />

welcher ist Jesus Christus.“<br />

(1. Korinther 3,10-11)<br />

Susanne Kießling-Prinz


Als wir im Herbst 1998<br />

damit anfingen, hatten<br />

wir wirklich keine<br />

Ahnung, wie es werden würde.<br />

Noch nicht einmal einen festen<br />

Namen hatte das neugeborene<br />

„Kind“: Konfirmandenunterricht<br />

für Erwachsene? Gesprächskreis?<br />

Diskussionsrunde?<br />

Wie auch immer, zunächst sah es<br />

nach einem völligen Fehlschlag<br />

aus. Viel Zustimmung und Ermutigung<br />

vor Beginn, gewiß, großes<br />

Interesse, packende Themen, eine<br />

gemütliche Atmosphäre.... und dann<br />

doch nur zwischen zwei und fünf<br />

Teilnehmern.<br />

Das hat sich glücklicherweise geändert.<br />

Irgendwann erfolgte der lange<br />

ersehnte „Durchbruch“. Mittlerweile<br />

kommen meist mehr als 20, manchmal<br />

sogar über 30 Besucher, so daß<br />

wir längst aus dem Jugendraum im<br />

Keller unseres Bruckmühler Gemeindehauses<br />

in den größeren Saal<br />

umgezogen sind.<br />

Und was haben wir in diesen vier<br />

Jahren nicht schon „beackert“! Hier<br />

eine kleine Auswahl der Themen:<br />

• Jesus Christus: Wer oder was war<br />

er wirklich?<br />

• Das Buch der Bücher oder ein<br />

Buch mit 7 Siegeln? – Einführung<br />

in die Bibel<br />

• Nobody is perfekt! Menschliches<br />

Scheitern als Schuld und Schicksal:<br />

die sogenannte „Erbsünde”<br />

• Was macht ein Pfarrer eigentlich<br />

den ganzen Tag?<br />

Gemeinde im Gespräch<br />

• 95 Thesen und ihre Folgen: Martin<br />

Luther und die Reformation<br />

• Riesenchance oder leere Illusion?<br />

Die Sache mit der Ökumene<br />

• Gottes bunter Garten: die christlichen<br />

Kirchen der Welt<br />

• Typisch evangelisch, typisch katholisch:<br />

was unterscheidet uns eigentlich<br />

wirklich?<br />

• Stammt der Mensch vom Affen<br />

ab? Schöpfungsglaube und Naturwissenschaft<br />

• Dem Volk aufs Maul geschaut: die<br />

Kunst der Bibelübersetzung<br />

• Nur eine Institution? Die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong><br />

Kirche in Bayern<br />

• Auferstehung oder Seelenwanderung?<br />

Die Sache mit dem Tod<br />

• So ist Versöhnung: die Beichte,<br />

mittelalterliches Folterinstrument<br />

oder Akt der Befreiung?<br />

• ”Höre, Israel, der HERR ist unser<br />

Gott!” – Einführung in das Judentum,<br />

Glaube und <strong>Geschichte</strong><br />

• ”Das Land, aus dem Jesus kam”:<br />

ein Film mit Jörg Zink<br />

110<br />

• Wie kann Gott das zulassen? Die<br />

Sache mit dem Bösen und die Frage<br />

nach dem Sinn des Leidens<br />

• Ein Glaube, der Grenzen<br />

sprengt: das Evangelium<br />

nach Matthäus<br />

• Allahu akbar ....und Mohammed<br />

ist sein Prophet: Einführung in<br />

den Islam, <strong>Geschichte</strong> und Lehre<br />

Zu den Höhepunkten zählten der<br />

Besuch der jüdischen Synagoge in<br />

der Münchener Reichenbachstraße<br />

und die Begegnung mit den muslimischen<br />

Mitbürgern in ihrem islamischen<br />

Gebetsraum im Bruckmühler<br />

Krankenhausweg.<br />

Anfang 2002 veranstalteten wir<br />

unter der Überschrift „Wege in die<br />

Freiheit“ erstmals eine eigene Bibelwoche<br />

in Bruckmühl und lasen<br />

Abschnitte aus einem der wohl<br />

spannendsten Bücher der Bibel,<br />

dem Buch Exodus (= 2. Mose).<br />

Die genauen Termine und Themen<br />

der Reihe „Gemeinde im Gespräch“<br />

sind im jeweils aktuellen<br />

Gemeindebrief oder auf unserer<br />

Website zu finden: www. bruckmuehl-evangelisch.de.<br />

Sie können<br />

natürlich auch im Pfarramt nachfragen.<br />

Wir geben gerne Auskunft:<br />

08062 / 4770<br />

Harald Höschler


D<br />

aß Frauen sich treffen, ist<br />

in unserer Gemeinde<br />

nichts Neues: Bereits zu<br />

Zeiten von Pfarrer Wendler lud dessen<br />

Frau einmal im Monat zu einer<br />

Frauenstunde ins Bruckmühler Gemeindehaus<br />

ein. Noch heute erzählen<br />

ältere Gemeindeglieder begeistert<br />

von dieser großen Runde,<br />

die entscheidenden Anteil daran<br />

hatte, daß aus „Gottesdienstbesuchern“<br />

Gemeinde wurde.<br />

Mitte 1970 übernahm Elfriede Zahradnik<br />

die Leitung dieses Kreises<br />

und betreute ihn über viele Jahre.<br />

Die Frauen engagierten sich aktiv im<br />

diakonischen Bereich. Berühmt waren<br />

die Basare, von deren Erlös Teile<br />

der Innenausstattung des Emmaus-<br />

Kirchenzentrums finanziert wurden.<br />

Als Frau Zahradnik Ende 1990 in<br />

den wohlverdienten Ruhestand ging,<br />

fand sich niemand, der ihre Arbeit<br />

weiterführen wollte. Da die Teilnehmerinnen<br />

mittlerweile in „die Jahre“<br />

gekommen waren, ergriff Diakon<br />

Werner Nugel die Initiative und<br />

begann mit diesem „Stamm“ die<br />

Seniorenarbeit in Bruckmühl.<br />

Durch Zuzug vieler junger Familien<br />

wuchs der Bedarf nach einem<br />

Angebot für jüngere Frauen. Um<br />

dem gerecht zu werden, startete<br />

Ende der 80er Jahre der Bruckmühler<br />

Frauentreff. Er bot ein breitgefächertes<br />

Spektrum von Themen<br />

(Politik, Frauen- und Glaubensthemen)<br />

und Unternehmungen an.<br />

Highlights für die Gemeinde waren<br />

auch hier Basare, mit deren beachtlichen<br />

Erlösen vor allem Hilfsprojekte<br />

für Frauen unterstützt wurden.<br />

Doch was tat sich zu dieser Zeit<br />

eigentlich in Feldkirchen, im „Schatten<br />

von Hohenfried“?<br />

Dort hatte im Frühjahr 1987 eine<br />

größere Gruppe Frauen an einer<br />

Mutter-Kind-Freizeit des Bibellesebundes<br />

teilgenommen. Die Art und<br />

Weise, wie die Referentin den Glauben<br />

in den Alltag dieser Frauen<br />

brachte, war so begeisternd, daß bei<br />

allen Teilnehmerinnen der Wunsch<br />

wach wurde: Das müssen noch<br />

mehr Frauen erfahren!<br />

Der Wunsch ging in Erfüllung. Im<br />

September 1987 fand in der Emmauskirche,<br />

überraschend gut besucht,<br />

der erste Frauenabend mit<br />

der gleichen Referentin statt. Das<br />

Interesse an weiteren Gesprächen<br />

111<br />

Frauen<br />

war an diesem Abend so stark, daß<br />

die Verantwortlichen darauf reagieren<br />

mußten: Der Feldkirchener<br />

Frauenkreis war geboren.<br />

Seit nunmehr 15 Jahren treffen sich<br />

alle zwei Wochen, unter der Leitung<br />

von Elisabeth Eichelberger,<br />

Frauen unterschiedlichen Alters und<br />

verschiedener Konfessionen in Feldkirchen<br />

zum Austausch über Lebens-<br />

und Glaubensfragen. Einige<br />

Jahre später entstand in Bruckmühl<br />

ein ähnlicher Kreis.<br />

Mitte der 90er Jahre lernten Angela<br />

Keller und Elisabeth Eichelberger<br />

die „Frühstücks-Treffen für Frauen“<br />

kennen und waren von den dort<br />

gegebenen enormen missionarischen<br />

Möglichkeiten fasziniert. Mit einigen<br />

Frauen begannen sie, darum zu<br />

beten, daß auch im Mangfalltal eine<br />

solche überkonfessionelle Arbeit<br />

stattfinden konnte. Nach einem Jahr<br />

schloß sich die neu entstandene<br />

Gruppe dem Verein „Frühstücks-<br />

Treffen für Frauen e.V.“ an.<br />

Am 19. Oktober 1996 fand das<br />

erste Treffen statt, ein voller Erfolg.<br />

Nach nunmehr 19 Treffen mit zusammen<br />

rund 2500 Teilnehmerinnen<br />

sind die Mitarbeiterinnen –<br />

knapp 20 Frauen aus verschiedenen<br />

christlichen Kirchen – dankbar für<br />

das immer noch wachsende und<br />

überwältigende Interesse der Frauen,<br />

für viele Jahre gewachsenes Vertrauen<br />

und die erlebte Ökumene.<br />

Interessierte Zuhörerinnen beim Frühstückstreffen<br />

für Frauen im Bruckmühler Gemeindesaal<br />

Angela Keller


Senioren<br />

W<br />

er auf andere Frauen<br />

und Männer zugeht,<br />

wer Kontakt sucht, wer<br />

für andere ein offenes Ohr hat, der<br />

bleibt lebendig. Wer für sich bleibt,<br />

seine Kontakte vernachlässigt und<br />

nicht auf seine Mitmenschen zugeht,<br />

wird einsam und verkümmert.<br />

Es ist gut, dass es so viele verschiedene<br />

Angebote und Hilfen für<br />

Senioren gibt. Aber es bleibt in der<br />

Verantwortung jedes Einzelnen,<br />

sich auf das eigene Älterwerden<br />

vorzubereiten und es dann auch<br />

bewußt zu gestalten.<br />

Schon 1976 riefen Adolf Lux und<br />

Hans Boer in Bruckmühl einen<br />

Seniorenkreis ins Leben. Nach der<br />

Einweihung der Emmauskirche in<br />

Feldkirchen 1983 begannen Ruth<br />

Tippe, Gladys Mattern, Elfriede<br />

Zahradnik und Heidi Bellgardt auch<br />

dort mit der Seniorenarbeit.<br />

Die älteren Frauen und Männer<br />

kommen gern in unseren beiden<br />

Gemeindezentren zusammen. Beim<br />

gemeinsamen Kaffeetrinken und<br />

selbst gebackenen Kuchen kann<br />

man gut Kontakte pflegen, sich informieren,<br />

Diavorträge ansehen,<br />

miteinander feiern, über Gott nachdenken<br />

und Ausflüge machen.<br />

Schon viele Jahre gestalten Bringfriede<br />

von Hoessle und Sigrid Bornemann<br />

aus Feldkirchen, Brigitte<br />

Durner, Barbara Klimmek und Ilona<br />

Riedl aus Bruckmühl gemeinsam<br />

mit dem Diakon ein abwechslungsreiches<br />

Programm.<br />

Seniorennachmittag im Bruckmühler Gemeindesaal 2000<br />

Seit Herbst 2001 können Senioren<br />

im “Bruckmühler Erzählcafe“ auf<br />

die Stationen ihres Lebens zurückblicken.<br />

Es lohnt sich, aus der Erinnerung<br />

Orientierung und Kraft für<br />

die Gegenwart zu schöpfen.<br />

Die ersten Seniorenfreizeiten fanden<br />

schon 1976 bis 1978 in Allerheiligen<br />

im Schwarzwald statt. Mit<br />

Diakon Werner Nugel ging es ab<br />

1996 auf große Fahrt: Uttenheim in<br />

Südtirol, Oberschönau in Thüringen,<br />

Unterburg in Kärnten und Untertrubach<br />

in der Fränkischen<br />

Schweiz. Mit Diakon Friedrich Wiesinger<br />

fuhren die Senioren 2001<br />

nach Ringelai im Bayerischen Wald<br />

und 2002 nach Natz in Südtirol. Bei<br />

diesen Fahrten konnte man Land<br />

und Leute kennenlernen, wandern,<br />

miteinander reden und essen, singen<br />

und gemeinsame Gottesdienste<br />

feiern. Das schuf Urlaubseindrücke,<br />

von denen die Bruckmühler und die<br />

Feldkirchener Senioren immer wieder<br />

schwärmen.<br />

Seit vielen Jahren besuchen Pfarrer,<br />

Pfarrerin, Diakon und ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterinnen die Senioren<br />

der Kirchengemeinde auch zum<br />

112<br />

Geburtstag und pflegen damit im<br />

Lauf eines Jahres zu über 450 Menschen<br />

persönlichen Kontakt.<br />

Für die älteren, pflegebedürftigen<br />

Menschen in den vier Alten- und<br />

Pflegeheimen finden regelmäßig<br />

Gottesdienste statt. Durch Besuche<br />

in den Heimen wird der Kontakt zur<br />

Kirche gepflegt. Mancher Heimbewohner<br />

wird auch zu den Seniorennachmittagen<br />

abgeholt und fährt<br />

bei den Ausflügen mit.<br />

Bei den Geburtstagsbesuchen, den<br />

Gottesdiensten in den Altenheimen<br />

und den Seniorenveranstaltungen<br />

der Kirchengemeinde ergeben sich<br />

wertvolle Begegnungen mit Frauen<br />

und Männern.<br />

So wünsche ich den Senioren, dass<br />

sie sich auch in Zukunft in ihrer<br />

Gemeinde zuhause fühlen und<br />

durch ihre Teilnahme, ihre Mitarbeit<br />

und ihr Gebet die Gemeinde mitgestalten,<br />

denn „einsam sind wir<br />

klein, aber gemeinsam werden wir<br />

Anwalt des Lebendigen sein.“<br />

Friedrich Wiesinger


Diakonie<br />

L<br />

iebe ist nicht nur ein Wort.<br />

Liebe, das sind Worte und<br />

Taten. Als Zeichen der Liebe<br />

ist Jesus geboren, als Zeichen der<br />

Liebe für diese Welt.“ – Glaube<br />

und Liebe, Gottesdienst und tätige<br />

Nächstenliebe gehören zusammen.<br />

Gottes Liebe in Jesus Christus glaubwürdig<br />

verkündigen kann nur, wer<br />

selbst Liebe lebt.<br />

Jesus selbst nennt die Liebe zu Gott<br />

und die Liebe zum Nächsten im<br />

gleichen Atemzug. Und im Gleich-<br />

Bruckmühler Konfirmandinnen bei der Herbstsammlung der inneren<br />

Mission (Diakonisches Werk), Oktober 2001<br />

nis vom Weltgericht in Matthäus 25<br />

erinnert er uns: „Was Ihr einem von<br />

diesen meinen geringsten Brüdern<br />

getan habt, das habt Ihr mir getan!“<br />

Natürlich kann eine Kirchengemeinde<br />

wie unsere keine großen sozialen<br />

Einrichtungen betreiben, wie sie sich<br />

etwa in den Zentren der bayerischen<br />

Diakonie in Neuendettelsau,<br />

Rummelsberg oder Herzogsägmühle<br />

finden. Das heißt aber nicht, daß<br />

praktizierte Nächstenliebe im Alltag<br />

der Gemeinde nicht vorkommt. Im<br />

Gegenteil:<br />

• Im Besuchsdienst gehen hauptund<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter(innen)<br />

zu alten, alleinstehenden oder<br />

kranken Menschen, gratulieren ihnen<br />

zum Geburtstag oder hören zu,<br />

wenn sie ihr Herz ausschütten.<br />

• Unsere Seniorenarbeit bewahrt<br />

alte Menschen vor Vereinsamung<br />

und eröffnet ihnen neue Perspektiven<br />

und Kontakte.<br />

• In den beiden Ökumenischen<br />

Nachbarschaftshilfen Bruckmühl<br />

und Feldkirchen-<br />

Westerham kümmern<br />

sich Ehrenamtliche<br />

um kranke<br />

und behinderte<br />

Menschen, die auf<br />

fremde Hilfe angewiesen<br />

sind.<br />

• Im Wohnheim<br />

für rußlanddeutsche<br />

Aussiedler in<br />

Feldkirchen geben<br />

wir den Neuankommenden<br />

Hilfe<br />

und Orientierung.<br />

Wir besuchen sie<br />

und veranstalten Ausflüge und<br />

andere Aktivitäten mit ihnen.<br />

• Professionelle ambulante Altenund<br />

Krankenpflege leistet die<br />

Ökumenische Sozialstation Bad Aibling.<br />

Die Kirchengemeinde trägt diese<br />

Arbeit finanziell mit.<br />

• Im Bruckmühler Pfarrhaus werden<br />

Obdachlose freundlich empfangen.<br />

Sie erhalten Essen und Trinken,<br />

mitunter auch frische Kleidung,<br />

manchmal sogar einen Übernachtungsplatz.<br />

114<br />

• Wenn in der Gemeinde ein<br />

besonderer Notfall eintritt, leisten<br />

wir im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />

manchmal auch finanzielle<br />

Unterstützung – dank eines eigens<br />

eingerichteten Sozialfonds.<br />

• Eine große Zahl von Ehrenamtlichen,<br />

Jugendliche wie Erwachsene,<br />

klappern zweimal im Jahr Straßen,<br />

Plätze und Häuser ab, wenn das<br />

Diakonische Werk seine großen<br />

Sammlungen durchführt. Zwischen<br />

6.000 und 8.000 Euro kommen da<br />

herein. Immerhin.<br />

• Bei der Aktion Brot für die Welt in<br />

der Adventszeit sind es noch einmal<br />

8.000 bis 10.000 Euro, die notleidenden<br />

Menschen in anderen Teilen<br />

der Welt zugute kommen.<br />

• Mit dem Diakonischen Werk in<br />

Rosenheim haben wir ferner eine<br />

kompetente Anlaufstelle, wenn Menschen<br />

fachlichen Rat und professionelle<br />

Hilfen brauchen.<br />

So versucht unsere Gemeinde auf<br />

vielfältige Weise, ihrem christlichen<br />

Auftrag gerecht zu werden. Dabei<br />

denken wir daran, was uns der Hebräerbrief<br />

ans Herz legt:<br />

„Gutes zu tun und mit andern zu<br />

teilen, vergeßt nicht; denn solche<br />

Opfer gefallen Gott.“<br />

(Hebräer 13,16)<br />

Friedrich Wiesinger


I<br />

ch wünschte gewiß von Herzen,<br />

daß jeder die göttliche<br />

und vortreffliche Gabe der<br />

Musik lobte und priese.“ – Mit<br />

solch überschwenglichen Worten<br />

bedachte schon Martin Luther die<br />

Musik, die von Anfang an auch in<br />

der evangelischen Kirche eine ganz<br />

zentrale Rolle einnahm.<br />

Kirchenmusik lebt von den Menschen,<br />

die sie machen und zur Ehre<br />

Gottes, sowie zur Freude und<br />

Erbauung der Menschen singen und<br />

musizieren – jede und jeder nach<br />

den ihnen geschenkten und anvertrauten<br />

Fähigkeiten.<br />

So gab es und gibt es auch in unserer<br />

Kirchengemeinde immer schon<br />

die unterschiedlichsten musikalischen<br />

Talente, die sich entdecken<br />

und einsetzen ließen und lassen:<br />

• Da ist zunächst einmal die Orgel,<br />

die „Königin der Instrumente“, wie<br />

man sie auch nennt, in den drei Kirchen<br />

unserer Gemeinde gegenwärtig<br />

gespielt von Waltraud Herdtweck,<br />

Pauline Peetz und Barbara<br />

Eberlein. Keine weltberühmten Dom-<br />

Orgeln haben wir da, aber doch<br />

jede mit einem ganz eigenen<br />

Klangcharakter, von der Gemeinde<br />

geliebt und unter großen Anstrengungen<br />

angeschafft.<br />

• Da ist nun schon seit Jahrzehnten<br />

der Kirchenchor, der sich nach<br />

einer vakanzbedingten Unterbrechung<br />

unter der neuen und engagierten<br />

Leitung von Waltraud Herdtweck<br />

wieder sehr erfreulich entwickelt<br />

hat und gegenwärtig aus<br />

rund 25 Sängern und Sängerinnen<br />

besteht. Frühere Chorleiter, soweit<br />

Kirchenmusik<br />

sie uns heute noch bekannt sind,<br />

waren: Erna Schlegel, Ehrenfried<br />

Günther, Eckehard Schirp, Curt<br />

Haferkorn, Professor Hölzl, Pauline<br />

Peetz, Christof Sturm, Carmen<br />

Schrödle, Monika Aae, Matthias<br />

Günther, Corinna Lüers, Norbert<br />

Smolka und Andreas Mayer.<br />

113<br />

• Und da sind schließlich immer<br />

wieder einzelne Veranstaltungen<br />

und Projekte, die mit Hilfe der<br />

Musik Farbe und Leben in den Alltag<br />

der Gemeinde tragen: Adventsund<br />

Passionsmusiken, Gospeltage<br />

und Gitarrenkurse, Volkshochschulkonzerte,<br />

Serenaden und Sommer-<br />

Adventsmusik in der Johanneskirche Bruckmühl, Dezember 2001<br />

• Da ist seit 1994 der Jugendchor<br />

mit seinen rund 45 Mitgliedern, der<br />

inzwischen 130 Auftritte in der eigenen<br />

Gemeinde und auswärts absolviert<br />

und drei CDs produziert<br />

hat. Er wird an einer anderen Stelle<br />

in dieser Festschrift vorgestellt.<br />

• Da sind Gemeindeglieder, die<br />

immer wieder, alleine oder in kleinen<br />

Gruppen, regelmäßig oder nur<br />

zu besonderen Anlässen, musizieren<br />

– allen voran Elke Gross aus<br />

Feldolling, die mit ihrer Querflöte<br />

schon unzählige Male Gottesdienste,<br />

Taufen, Hochzeiten, Konfirmationen<br />

oder Beerdigungen musikalisch<br />

begleitet und mitgestaltet hat,<br />

oft auch unterstützt von Schülern<br />

und Schülerinnen oder dem Pro-<br />

Musica-Flötenensemble.<br />

konzerte, ein mittlerweile leider<br />

aufgelöster Bläserkreis (unter Leitung<br />

von Arno Fiedler) oder eine<br />

spontan ins Leben gerufene „Konfirmanden-Band“,<br />

ganz zu schweigen<br />

von all den Gruppen und Veranstaltungen,<br />

bei denen regelmäßig<br />

gesungen wird.<br />

Schön ist das, wenn so viele Talente<br />

sich einbringen und zusammen<br />

erklingen – eingedenk der Worte<br />

des Apostels Paulus an die Christen<br />

der Gemeinde von Ephesus:<br />

„Ermuntert einander mit Psalmen<br />

und Lobgesängen und geistlichen<br />

Liedern, singt und spielt dem Herrn<br />

in eurem Herzen!“ (Eph 5,19)<br />

Harald Höschler


Ein gutes Beispiel für die<br />

Lebendigkeit unserer Kirchengemeinde<br />

ist das alle<br />

zwei Jahre stattfindende Gemeindefest.<br />

Abwechselnd in Bruckmühl<br />

und Feldkirchen feiern Groß und<br />

Klein, Jung und Alt rund um das Kirchenzentrum<br />

ein Fest der Gemeinde<br />

für die Gemeinde.<br />

Schon im Frühjahr beginnt ein Festkomitee<br />

mit der Planung. Die wichtigste<br />

Frage ist natürlich zunächst<br />

der Termin: ein passendes Wochenende<br />

zwischen Pfingsten und den<br />

Sommerferien, das nicht schon anderweitig<br />

belegt ist. Wir suchen ein<br />

Motto, nach dem das Fest gestaltet<br />

werden kann, und überlegen, wofür<br />

der Erlös verwendet werden soll.<br />

Dies wird auch den Kirchenvorstand<br />

noch beschäftigen.<br />

Danach entsteht das Programm. Es<br />

wird uns den Nachmittag über begleiten:<br />

Musikalische Darbietungen,<br />

Infostände zu aktuellen Themen,<br />

Spiele für Kinder, kleine Theatergruppen,<br />

Volkstanz und der Dauerbrenner,<br />

nicht nur für kleine Kinder:<br />

die Hüpfburg.<br />

Dann geht es an<br />

unzählige Kleinigkeiten:<br />

wieviel hundert<br />

Würstl und<br />

Semmeln, wieviele<br />

Liter Getränke sollen<br />

eingekauft werden?<br />

Wobei frühere<br />

Feste immer gute<br />

Anhaltswerte liefern,<br />

nicht zuletzt<br />

mit Blick auf das<br />

Wetter, das einzig<br />

Unberechenbare.<br />

Gemeindefeste<br />

Für’s leibliche Wohl sorgen Berge<br />

von Salaten, Nachspeisen und<br />

Kuchen, von fleißigen Köchinnen<br />

frisch zum Fest angeliefert. All das,<br />

wie auch die Einteilung der Helfer<br />

(insgesamt 250 bis 300!), will gut<br />

vorbereitet sein.<br />

Aber dann ist es endlich soweit. Die<br />

letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen,<br />

alles ist aufgebaut und<br />

ein (hoffentlich) warmer Sommertag<br />

steht uns bevor. Nach dem Gottesdienst<br />

kommen die ersten Besucher,<br />

die Kinder erstürmen ihre Burg und<br />

das Fest nimmt seinen Lauf.<br />

115<br />

Ohne den läuft gar nichts: der Bratwurstgrill!<br />

Neben der Unterhaltung gibt es<br />

immer wieder Gelegenheit zur Begegnung,<br />

und neue Kontakte werden<br />

geknüpft. Langeweile kommt<br />

jedenfalls keine auf.<br />

So vergeht der Nachmittag viel zu<br />

schnell und strebt bald seinem<br />

Höhepunkt zu, dem Jugendchorkonzert.<br />

Mit ihrem weitgespannten Programm<br />

begeistern die jungen Sänger/innen<br />

und Musiker/innen die Zuhörer<br />

in der regelmäßig überfüllten<br />

Kirche, und nach den unvermeidlichen<br />

Zugaben geht ein weiteres erfolgreiches<br />

Fest zu Ende.<br />

Wolfgang Claußner<br />

Gerne gesehen und gehört: die Bruckmühler<br />

Blasmusik, Feldkirchen 2001


Ob die kleine Schar evangelischer<br />

Christen, die sich<br />

vor 75 Jahren zu den<br />

ersten Gottesdiensten im Stollwerck-<br />

Mausoleum Hohenfried versammelte,<br />

sich das je hätte träumen lassen:<br />

daß in der Kirchengemeinde<br />

Bruckmühl mit Feldkirchen-Westerham<br />

nur ein dreiviertel Jahrhundert<br />

später rund 250 Schülerinnen und<br />

Schüler, Studentinnen und Studenten,<br />

Hausfrauen und -männer, Berufstätige,<br />

Senioren und Seniorinnen<br />

regelmäßig ehrenamtliche Aufgaben<br />

übernehmen würden?<br />

Sei es beim Musizieren und Singen<br />

im Jugend- oder Kirchenchor, im<br />

Vorbereitungsteam für Familienund<br />

Kindergottesdienste, bei Mini-<br />

Kirche, Weltgebetstag und Kinderbibelwoche,<br />

als Kinder- und Jugendgruppenleiter,<br />

beim Vorbereiten<br />

der Seniorennachmittage, als<br />

Leiter von Gesprächs- und Bibelkreisen,<br />

beim Sammeln für die Diakonie<br />

und im Besuchsdienst, beim<br />

Austragen des Gemeindebriefs und<br />

bei der Vorbereitung des Kirchenkaffees,<br />

im Eine-Welt-Laden und<br />

Ehrenamtliche<br />

bei der Gestaltung der Büchertische,<br />

im Lektorendienst oder als<br />

Kirchenvorsteher(in)....<br />

Auch ganz spezielle berufliche Fähigkeiten<br />

können da eingebracht<br />

werden, etwa beim Gestalten der<br />

gemeindlichen Homepage im Internet<br />

oder bei diversen Reparaturen<br />

und Baumaßnahmen.<br />

Höhepunkt dieses Engagements ist<br />

alle zwei Jahre das Gemeindefest.<br />

Jeweils um die 250 bis 300 Helfer<br />

werden dabei im 30-Minuten-Tur-<br />

Ehrenamtliche MitarbeiterInnen bei der alljährlichen Adventsfeier<br />

nus eingesetzt, damit auch wirklich<br />

für Jede und Jeden noch genügend<br />

Zeit zum eigenen Feiern bleibt.<br />

Woher kommt das eigentlich, daß<br />

sich so viele Menschen zu einer<br />

freiwilligen und unbezahlten Mitarbeit<br />

in unserer Gemeinde entschließen?<br />

Liegt das vielleicht daran:<br />

• daß wir seit Jahren die Konfirmanden<br />

am Ende des Konfirmandenjahres<br />

ansprechen, ob und an<br />

welcher Stelle sie über ihre Konfir-<br />

116<br />

mation hinaus Aufgaben in der<br />

Gemeinde übernehmen wollen ?<br />

• daß man mit seinen Aufgaben<br />

nicht alleine gelassen, sondern von<br />

Pfarrer, Pfarrerin und Diakon mit<br />

Rat und Tat unterstützt wird?<br />

• daß jede(r) Mitarbeiter(in) zum<br />

Geburtstag besucht und beschenkt<br />

wird und so, nicht nur bei der alljährlichen<br />

Mitarbeiter-Adventfeier<br />

Lob und Anerkennung erfährt?<br />

• daß Jede(r) die einmal übernommene<br />

Aufgabe ohne schlechtes<br />

Gewissen auch wieder abgeben<br />

darf, wenn sich Interessen und<br />

Lebensumstände geändert haben?<br />

• daß es einfach Freude macht, mit<br />

interessanten Menschen zusammenzuarbeiten<br />

und Aufgaben zu<br />

übernehmen, die einem sinnvoll<br />

erscheinen und durch die man sich<br />

persönlich weiterentwickeln kann?<br />

• daß zwischendurch bei aller Mühe<br />

auch Zeit zum Feiern, Lachen<br />

und für gute Gespräche bleibt?<br />

Sicher spielt das alles eine Rolle.<br />

Aber in einer Gemeinde mitzuarbeiten,<br />

heißt auch zu erleben, was<br />

es bedeutet, wenn der Apostel Paulus<br />

sagt (Römer 12,4-6):<br />

„Wie wir an einem Leib viele Glieder<br />

haben, aber nicht alle Glieder<br />

dieselbe Aufgabe, so sind wir viele<br />

ein Leib in Christus, aber untereinander<br />

ist einer des anderen Glied<br />

und haben verschiedene Gaben nach<br />

der Gnade, die uns gegeben ist.“<br />

Assja Neumann


C<br />

hristsein in der Ökumene<br />

heißt Christsein in einer<br />

Welt, in der Christenmenschen<br />

gemeinsam leben, auch wo<br />

die Kirchen nicht eins sind. Was die<br />

Christen in dieser Welt für die Ökumene<br />

bedeuten, das ist darum noch<br />

einmal von anderer Qualität als<br />

das, was die Kirchen und Kirchenleitungen<br />

dazu beitragen. Grenzen,<br />

die um der Wahrheit und Wahrhaftigkeit<br />

willen nötig zu achten sind,<br />

müssen nicht Grenzen im Leben<br />

sein.“ – So der Theologe Trutz<br />

Rendtorff vor vielen Jahren schon<br />

vor der Landessynode.<br />

Treffender könnte man die Grundlage<br />

der vielfältigen ökumenischen<br />

Beziehungen in unserer Gemeinde<br />

kaum beschreiben. Da kann man<br />

Grenzen überwinden, die für Kirchenleitungen<br />

noch unüberwindbar<br />

scheinen. Und es lassen sich Formen<br />

finden, die von verschiedenen<br />

Konfessionen gemeinsam getragen<br />

werden können.<br />

Natürlich sind es in erster Linie die<br />

Beziehungen zu unseren römischkatholischen<br />

Schwestergemeinden,<br />

die das ökumenische Miteinander<br />

vor Ort ausmachen:<br />

• ob es nun die längst gemeinsamen<br />

Schulgottesdienste sind,<br />

• oder der Weltgebetstag, von Frauen<br />

beider Konfessionen vorbereitet,<br />

• ob man sich bei der Bibelwoche<br />

über die gemeinsamen Wurzeln des<br />

Glaubens austauscht,<br />

• bei Exerzitien im Alltag den eigenen<br />

Glauben zu vertiefen sucht,<br />

• oder ob Kinder oder Jugendliche<br />

gemeinsam den Kreuzweg gehen,<br />

• ob man die andere Konfession<br />

zum Sonntagsgottesdienst einlädt,<br />

bei dem der jeweilige Gastpfarrer /<br />

die Gastpfarrerin die Predigt hält,<br />

• ob mehrere hundert Kinder an 5<br />

verschiedenen Orten zur Kinderbibelwoche<br />

zusammenkommen,<br />

• oder die beiden ökumenischen<br />

Nachbarschaftshilfen ihren sozialen<br />

Beitrag leisten.<br />

• Auch zur anglikanischen Kirche<br />

unterhalten wir Beziehungen. Zwölf<br />

Jahre lang stellten wir der Church of<br />

the Ascension, München monatlich<br />

die Johanneskirche für die kleine<br />

englischsprachige Gemeinde im<br />

Bruckmühler Raum zur Verfügung.<br />

Mancher Gottesdienst wurde auch<br />

ökumenisch, deutsch-englisch, gefeiert.<br />

Leider mußte dieses Angebot<br />

wegen des Fehlens eines Predigers<br />

und nachlassender Beteiligung nach<br />

117<br />

Ökumene<br />

dem Wegzug einiger Familien im<br />

Herbst 2000 eingestellt werden.<br />

• Zu einer Begegnung mit der Liturgie<br />

der orthodoxen Kirche laden wir<br />

die Konfirmanden ein. Ein Ausflug<br />

führt zum Kloster Niederaltaich, wo<br />

Gottesdienste nach byzantinischem<br />

Ritus gefeiert werden.<br />

Überall, wo Christen verschiedener<br />

Konfessionen zusammenkommen<br />

und gemeinsam beten, in der Bibel<br />

lesen und sich austauschen, wird<br />

deutlich, was die Christen in dieser<br />

Ökumenische Kinderbibelwoche Feldkirchen 1999<br />

Welt für die Ökumene bedeuten.<br />

All diese Begegnungen bergen für<br />

mich eine Erfahrung, wie ich sie im<br />

Schlußwort der Landessynode zusammengefaßt<br />

finde: „Wir erleben<br />

eine sich vertiefende Gemeinschaft,<br />

die ihre Kraft aus der Entdeckung<br />

der gemeinsamen Wurzeln des Glaubens<br />

bezieht und zu einem gegenseitigen<br />

Geben und Nehmen führt.“<br />

Susanne Kießling-Prinz


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W<br />

er nicht wirbt, der<br />

stirbt!“ lautet eine<br />

Redensart in Wirtschaft<br />

und Industrie. Sie läßt sich zwar<br />

nicht direkt auf die Kirche übertragen,<br />

weil diese ja nicht von ihrer<br />

Werbung, sondern aus ganz anderen<br />

Quellen lebt. Die Notwendigkeit,<br />

sich auf dem „Markt der Möglichkeiten“<br />

inmitten einer vielschichtigen<br />

und zunehmend „entkirchlichten“<br />

Gesellschaft bekannt<br />

zu machen und immer wieder neu<br />

in Erinnerung zu bringen, hat in den<br />

letzten Jahrzehnten aber doch<br />

enorm zugenommen.<br />

Neben den klassischen „Abkündigungen“<br />

im Sonntagsgottesdienst –<br />

Kirchengemeinde Gemeindebrief gestern und heute<br />

Der Gemeindebrief<br />

für die<br />

<strong>Evangelisch</strong>-lutherische Kirchengemeinde<br />

Bruckmühl – Feldkirchen-Westerham<br />

Herbst 2002<br />

die aber natürlich nur die Gottesdienstbesucher<br />

erreichen, die ohnehin<br />

schon da sind – und anderen<br />

Möglichkeiten wie Plakaten oder<br />

Handzetteln ist der Gemeindebrief<br />

heute mit Abstand unser wichtigstes<br />

Medium. Seit Ende der 70er Jahre<br />

gibt es ihn nun schon in unserer<br />

Gemeinde. Und er hat während<br />

dieser Zeit in seinem Inhalt,<br />

Umfang und Aussehen eine enorme<br />

Entwicklung durchlaufen.<br />

Viermal im Jahr erscheint er in einer<br />

Auflage von mittlerweile 3.200<br />

Exemplaren im vertrauten Format<br />

DIN A5. Er hat in der Regel 32 bis<br />

36 Seiten, wird von rund 100 freiwilligen<br />

Helfern allen evangeli-<br />

120<br />

schen Gemeindegliedern ins Haus<br />

gebracht und informiert über alle<br />

wichtigen Ereignisse und Entwicklungen<br />

in der Gemeinde. Den aktuellen<br />

Gottesdienstplan, Vorträge und<br />

Konzerte, Fahrten, Feste und Basare<br />

findet man dort ebenso wie unsere<br />

regelmäßigen Gruppen und Kreise<br />

oder auch thematische Beiträge.<br />

Und unterschätze niemand seine<br />

Wirkung: Wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

zufolge zählen die<br />

kirchlichen Gemeindeblätter, wiewohl<br />

von den Profis manchmal mitleidig<br />

belächelt, zu den meistgelesenen<br />

Publikationen in Deutschland.<br />

Wer hätte das gedacht?<br />

So versuchen wir mit Hilfe des<br />

Gemeindebriefs, den Kontakt auch<br />

zu denjenigen Gemeindegliedern<br />

aufrecht zu erhalten, die der Kirche<br />

mehr oder weniger fernstehen und<br />

selten oder nie am Leben der<br />

Gemeinde teilnehmen. Und wir<br />

erleben immer wieder gleichermaßen<br />

erstaunt wie erfreut, daß er<br />

auch dort durchaus „ankommt“ und<br />

wahrgenommen wird.<br />

Nicht zuletzt ist der Gemeindebrief<br />

aber auch so eine Art „Visitenkarte“<br />

für auswärtige Besucher und neuzugezogene<br />

Gemeindeglieder, die<br />

ihnen einen ersten Eindruck vom<br />

Leben der Gemeinde vermittelt.<br />

Und wenn man ihn dann womöglich,<br />

wie wir das im Pfarramt tun,<br />

über Jahre hinweg sammelt, stellt er<br />

ganz nebenbei auch noch eine<br />

phantastische Gemeindechronik dar.<br />

Harald Höschler


Na klar sind wir „drin“!<br />

Und wie wir „drin“ sind!<br />

Vor knapp zwei Jahren,<br />

kurz vor Weihnachten 2000, gingen<br />

wir mit unserer Website „online“.<br />

Für Nicht-Eingeweihte: Seither sind<br />

wir als Kirchengemeinde mit einer<br />

eigenen Seite im „Internet“ vertreten.<br />

Öffentlich bekannt wurde die<br />

Sache aber erst mit der Frühjahrsausgabe<br />

unseres Gemeindebriefs<br />

2001. Das Ergebnis übertraf unsere<br />

kühnsten Erwartungen:<br />

• Mehr als 180.000 sogenannte<br />

„Zugriffe“ konnten wir alleine im<br />

ersten Jahr verzeichnen. Bei Redaktionsschluß<br />

dieser Festschrift im Juni<br />

2002 waren es bereits knapp<br />

300.000. Je nachdem, wie man<br />

rechnet, müßten das mindestens<br />

30.000 Menschen gewesen sein,<br />

die uns über das Internet einen<br />

Besuch abstatteten. So viele hatten<br />

wir natürlich nie und nimmer erwartet.<br />

Donnerwetter, da muß man<br />

sich ja richtig Mühe geben!<br />

• Was uns auch nicht wenig erstaunte:<br />

Unsere „Besucher“ kamen<br />

und kommen mitnichten nur aus<br />

der eigenen Gemeinde, sondern<br />

aus der ganzen Welt. Auf welchen<br />

Wegen sie sich zu uns „verirren“,<br />

wissen wir freilich nicht. Vielleicht<br />

über andere Websites, vielleicht<br />

auch über sogenannte „Suchmaschinen“<br />

oder auch nur per Zufall.<br />

Egal, Hauptsache, sie kommen und<br />

finden eine interessante Seite.<br />

• Die Rückmeldungen im sogenannten<br />

Gästebuch der Website<br />

waren durchgehend positiv und<br />

ermutigend. Einige Beispiele: „total<br />

super“ / „ey yo, fette seite!“ / „lohnt<br />

Kirchenvorstand Internet<br />

sich<br />

wirklich,<br />

hier<br />

mal reinzuschauen“<br />

/<br />

„sehr schön gemacht“<br />

/ „sehr gute<br />

Seite“ / „ein großes<br />

Lob für die Gestaltung<br />

der Seite und<br />

ihre Funktionalität“ /<br />

„von dieser tollen Seite<br />

begeistert“ / „sehr interessant“<br />

– Das tut den Machern<br />

der Website, die doch einige<br />

Zeit und Mühe investiert haben,<br />

allen voran unser „Webmaster“<br />

Helmut Katheder aus Götting,<br />

natürlich auch mal ganz gut.<br />

• Und noch eine positive Überraschung:<br />

Die umfangreich geratenen<br />

Seiten über Glaubensfragen, die wir<br />

ursprünglich einmal, angeregt durch<br />

andere christliche oder auch nichtchristliche<br />

Websites, mit dem Hintergedanken<br />

eingebaut hatten: „Das<br />

wird zwar nicht viele interessieren,<br />

aber fehlen darf es trotzdem nicht!“,<br />

zählen zusammen mit dem Gottesdienstplan<br />

und den Predigten zum<br />

„Herunterladen“ zu den meistbesuchten<br />

Seiten überhaupt. Da schau<br />

her! Wer hätte das gedacht?<br />

• Ganz besonders gut kamen Fotogalerien<br />

im Anschluß an größere<br />

Veranstaltungen beim „geschätzten<br />

Publikum“ an: Ob das ein Gemeindefest<br />

war oder das Sommerkonzert<br />

unseres Jugendchors, die neue „Minikirche“<br />

oder andere Ereignisse aus<br />

dem Leben der Gemeinde: solche<br />

Bilderserien ließen die „Zugriffsstatistik“<br />

ebenso spürbar nach oben<br />

schnellen wie die neu eingerichtete<br />

121<br />

„Konfirmandengalerie“.<br />

• Einmal hinterließ<br />

uns ein<br />

(unbekannter) Besucher<br />

als Gästebucheintrag<br />

das Farbfoto<br />

einer durchaus<br />

attraktiven nackten blonden<br />

Schönheit. Das hätte<br />

unsere Zugriffsstatistik zwar<br />

möglicherweise noch einmal<br />

deutlich in die Höhe getrieben,<br />

wir haben es aber dann doch lieber<br />

gelöscht. Auf diese Art und Weise<br />

wollten wir eigentlich nicht auf<br />

uns aufmerksam machen.<br />

• Natürlich bildet sich nun niemand<br />

ein, mit Hilfe des Internet<br />

dem Evangelium zu einem neuen<br />

Siegeszug verhelfen zu können.<br />

Das kann nur EINER, nämlich der,<br />

der SEINER Kirche, wo sie sich auf<br />

ein klares Christusbekenntnis gründet<br />

(Mt 16,18), die Verheißung gegeben<br />

hat, „die Pforten der Hölle<br />

sollten sie nicht überwinden“.<br />

Als eine tolle Chance, Menschen<br />

anzusprechen und für die vielfältigen<br />

Angebote der Kirchengemeinde<br />

zu interessieren, hat sich das neue<br />

Medium aber doch erwiesen. Und<br />

wir sind mächtig gespannt, wie es<br />

sich weiter entwickeln wird.<br />

Harald Höschler


1) Kirchengemeinde:<br />

xxx Wichtige Adressen<br />

Harald Höschler, Pfarrer (gleichzeitig auch Pfarramt):<br />

Adalbert-Stifter-Straße 2, 83052 Bruckmühl,<br />

Telefon: 0 80 62 / 47 70 – Fax: 0 80 62 / 80 53 39<br />

E-mail: haraldhoeschler@t-online.de<br />

Susanne Kießling-Prinz, Pfarrerin:<br />

Sudetenweg 36, 83620 Feldkirchen-Westerham,<br />

Telefon: 0 80 63 / 54 07 – Fax: 0 80 63 / 97 29 37<br />

E-mail: prinz.feldkirchen.kiessling@t-online.de<br />

Friedrich Wiesinger, Diakon:<br />

Gottlob-Weiler-Straße 1d, 83052 Heufeldmühle,<br />

Telefon: 0 80 62 / 80 79 06 – E-mail:<br />

wiesinger.friedrich@freenet.de<br />

Erwin Sergel, Lehrvikar:<br />

Dr. Hans-Jakob-Str. 9, 83059 Kolbermoor, Telefon:<br />

0 80 31 / 23 31 63 – E-mail: erwin.sergel@gmx.de<br />

Angela Keller und Ulrike Mack, Pfarramtssekretärinnen:<br />

Montag bis Freitag von 8 bis13 Uhr im Pfarramt<br />

(siehe oben bei Pfarrer Höschler) – E-mail:<br />

bruckmuehl.evangelisch@web.de<br />

Wolfgang Claußner, Vertrauensmann<br />

des Kirchenvorstands:<br />

Pater-Maier-Straße 16, 83620 Feldkirchen-Westerham,<br />

Telefon: 0 80 63 / 10 53 – E-mail: wclaussner@epo.org<br />

Gerdi Dietrich, stellvertretende Vertrauensfrau<br />

des Kirchenvorstands:<br />

Kiem-Pauli-Weg 16, 83052 Heufeld, Telefon: 0 80 62 /<br />

21 98 – E-mail: gerdidietrich@yahoo.de<br />

INTERNET-ADRESSE:<br />

www.bruckmuehl-evangelisch.de<br />

122<br />

2) Dekanatsbezirk:<br />

<strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong>s Dekanat:<br />

Königstraße 23, 83022 Rosenheim, Telefon:<br />

0 80 31 / 1 70 82, Fax: 0 80 31 / 38 27 57 – Website:<br />

www.ejro.de/dekanat – E-mail: dekanat@ejro.de<br />

<strong>Evangelisch</strong>e Jugend:<br />

Königstraße 23, 83022 Rosenheim, Tel.: 0 80 31 / 1 74 75<br />

– Website: www.ejro.de – E-mail: ej-dekanat@ejro.de<br />

<strong>Evangelisch</strong>es Bildungswerk:<br />

Münchener Straße 38, 83022 Rosenheim, Telefon:<br />

0 80 31 /3 49 00, Fax: 0 80 31 / 38 13 95<br />

Diakonisches Werk:<br />

Innstraße 72, 83022 Rosenheim, Telefon: 0 80 31 / 3 00 90<br />

– Fax: 0 80 31 / 30 09 13 – Website: www.dwro.org<br />

E-mail: selensky@dwro.org<br />

3) <strong>Evangelisch</strong>e Kirche<br />

überregional:<br />

<strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherische</strong> Kirche in Bayern:<br />

Meiserstrasse 11-13, 80333 München, Telefon: 089 /<br />

55 95-0 – Website: www.bayern-evangelisch.de<br />

E-mail: poep@elkb.de<br />

<strong>Evangelisch</strong>e Kirche in Deutschland:<br />

Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Telefon:<br />

05 11 / 27 96-0, Fax: 05 11 / 27 96-707 – Website:<br />

www.ekd.de – E-mail: info@ekd.de<br />

Vereinigte Evang.-Luth. Kirche in Deutschland:<br />

Richard-Wagner-Straße 26, 30177 Hannover, Telefon:<br />

05 11 / 6 26 12 36 – Fax: 05 11 / 6 26 15 11 – Website:<br />

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