VisanaForum 1/23 (d)

Die Worte zum
Klingen bringen
Visana kommuniziert dreisprachig und ist in allen Landesteilen
präsent. Damit die Ticinesi, die Suisses romands und die
Deutschschweizer alle dasselbe verstehen, sind Fey Ounaies
und ihre Teamkolleginnen für die Übersetzungen besorgt.
Text
Peter Rüegg
Bild
Alfonso Smith
Fey Ounaies zitiert ein Übersetzerinnen-Klischee: «Sie sind
still, introvertiert, ein wenig menschenscheu und stets über
staubige Bücher gebeugt.» Sie muss selber darüber lachen.
Sprachversionen
Fey Ounaies spricht in blitzschnellem Berndeutsch, dabei
sind Französisch und Arabisch ihre Muttersprachen. Sie arbeitet
im Übersetzungsteam von Visana, das aus zwei Italienisch-
und vier Französisch-Übersetzerinnen besteht. Zusammen
erstellen sie die Sprachversionen der deutschen
Ausgangstexte.
Über den Schreibtisch von Fey Ounaies und ihren Kolleginnen
geht alles, was im Austausch mit Kundinnen und
Kunden, Jobsuchenden sowie Mitarbeitenden nötig ist. Am
häu figsten sind Briefe an Versicherte. Dazu kommen die
Versicherungsunterlagen und alles, was an Werbung und
Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz kommt.
Wann ist eine Übersetzung gut?
Die einzig wahre Übersetzung gibt es nicht, sondern immer
nur eine Auswahl von Möglichkeiten. Übersetzen ist keine
Mathematik. Jedes Wort und seine Stellung im Satz, seine
Mehrdeutigkeit, seine Dynamik oder schlicht seine Länge
hat eine Wirkung. Alles kann präzis eingesetzt und fein variiert
werden. «Das Resultat meiner Arbeit muss so klingen,
als wäre es das Original», sagt Fey Ounaies.
Zuerst den Text verstehen…
Die Arbeit beginnt mit dem Verstehen des deutschen
Textes. Als Übersetzerin muss sie sowohl
die eigentliche Botschaft als auch den Inhalt genau
verstehen. Das ist gerade im versicherungs -
technischen Umfeld eine Knacknuss. Fach spra -
che ist oft kompliziert. Sie soll exakt sein und
juris tisch wasserdicht. Dabei muss sie vor allem
leicht verständlich sein.
«Das Resultat meiner
Arbeit muss so klingen,
als wäre es das Original.»
Fey Ounaies analysiert die Textsorte, an wen
sich ein Text richtet und ob die Aussagen eher
formell oder umgangssprachlich klingen sollen.
Generell gilt: je einfacher und leichter lesbar,
desto besser. «Ich wähle oft kurze Sätze,
da das Französische mehr Wörter braucht als
das Deutsche, um dasselbe auszusagen. Typisches
Beispiel: ‹Was ist wichtig?› wird im Französischen
zu ‹Qu’est-ce qui est important?›.»
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