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es, dass gerade er den vergänglichen Wert des Gesetzes und <strong>der</strong> Weissagung<br />
verkündet, dass er, <strong>der</strong> die Fackel <strong>der</strong> hebräischen Prophetie mit einem Geistesgriff erfasst,<br />
<strong>der</strong> unter seinen Vorgängern seinesgleichen sucht, es ausspricht: Die Erfüllung aller<br />
Weissagung, <strong>der</strong> Endzweck des mosaischen Gesetzes, die Vollendung aller Opfer ist da! –<br />
Und dann wendet er sich zu dem wahren Hirten, <strong>der</strong> schon Einlass heischend vor <strong>der</strong> Tür<br />
stand. Er war <strong>der</strong> Türhüter, <strong>der</strong> Ihm öffnete und, sich tief vor dem Vorüberschreitenden<br />
beugend, rief: „ S i e h e , d a s i s t G o t t e s L a m m , w e l c h e s d e r W e l t S ü n d e<br />
t r ä g t ! D i e s e r i s t e s , v o n d e m i c h g e s a g t h a b e : N a c h m i r k o m m t e i n<br />
M a n n , w e l c h e r v o r m i r g e w e s e n i s t , d e n n E r w a r e h e r d e n n i c h . “<br />
3. J<strong>ohannes</strong> und Jesus.<br />
Nichts kann uns die alles überstrahlende Herrlichkeit Christi klarer zum Bewusstsein<br />
bringen als eine aufmerksame Betrachtung <strong>der</strong> Laufbahn Seines Vorgängers. In <strong>der</strong><br />
gleichen Zeit geboren, von ähnlichen Verhältnissen umgeben, sogen beide seit frühester<br />
Kindheit dieselben heiligen Überlieferungen, dieselbe glühende Liebe zu ihrem Vaterlande<br />
und gleiche begeisterte Hoffnungen ein. Aber <strong>der</strong> Vergleich hört bald auf. Gewiss ist<br />
J<strong>ohannes</strong> <strong>der</strong> Täufer eine großartige Verkörperung <strong>der</strong> edelsten Eigenschaften des<br />
jüdischen Volkes. Er ist ein hervorragendes Beispiel, was aus jahrhun<strong>der</strong>telanger göttlicher<br />
Offenbarung und göttlicher Zucht sich entwickeln konnte. Jesus aber ist des Menschen<br />
Sohn. Eine Breite, Weite und Vielseitigkeit treten uns in Ihm entgegen, die sich nur durch<br />
die Worte erklären lassen: „Der von oben her kommt, ist über alle.“<br />
In beiden Fällen war es ein kurzes Leben voll rastloser Tätigkeit. Der eine war berufen,<br />
in sechs Monaten ein neues Zeitalter herbeizuführen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schuf es in etwas mehr<br />
als drei Jahren. Beiden, J<strong>ohannes</strong> sowohl als Jesus, wurde anfangs große Begeisterung<br />
entgegengebracht, eine Begeisterung, welche schnell emporsprosste, wie die Blumen in<br />
Palästina nach dem Regen. Aber daneben wucherte <strong>der</strong> unverhohlene Hass <strong>der</strong> frommen<br />
Welt jener Zeit, und in beiden Fällen folgte unmittelbar auf kurze, lichtvolle Arbeitszeit das<br />
Zusammenballen <strong>der</strong> Gewitterwolken und darauf <strong>der</strong> vernichtende Sturm tödlichen Hasses,<br />
<strong>der</strong> vor dem Schlimmsten nicht zurückschreckte.<br />
„Ihre Leichname lagen auf <strong>der</strong> Gasse <strong>der</strong> großen Stadt, die da heißt geistlich die<br />
Sodoma und Ägypten.“<br />
In beiden Fällen blieb eine kleine Zahl zerstreuter Jünger zurück, die bitter ihren Meister<br />
betrauerte und den entweihten Leichnam nahm, um ihn zu bestatten; „die auf Erden<br />
wohnten, freuten sich über ihnen, und lebten wohl und sandten untereinan<strong>der</strong> Geschenke,<br />
denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnten.“<br />
4. Sein Tod.<br />
Damit ist es aber mit dem Vergleich zu Ende. Der Lebenszweck des einen gipfelte in<br />
seinem Tode, bei dem an<strong>der</strong>en fing er damit an. Der Tod des J<strong>ohannes</strong> war ein Martyrium,<br />
das hell aufleuchtet in jener düsteren Zeit. Jesu Tod war das Opfer, das die Sünde <strong>der</strong> Welt<br />
sühnte. Für J<strong>ohannes</strong> gab es keine augenblickliche Auferstehung, außer dass er, wie alle<br />
guten Menschen, durch seine Worte und seinen Einfluss fortlebte. Sein Meister aber sah<br />
die Verwesung nicht; <strong>der</strong> Tod konnte Ihn nicht halten, und mit Seiner Auferstehung