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ohannes, der - Karker

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Der Christ, dessen Arbeitsgebiet in armen Stadtteilen liegt, und <strong>der</strong> gesunkenen und<br />

Gott entfremdeten Massen wirklich helfen will, muss auch willens sein, unter den Leuten,<br />

die er zurechtbringen möchte, zu wohnen und sich selbst daran zu gehen. Seine<br />

eingefallenen Wangen, seine bleiche Farbe und seine abgezehrte Gestalt werden bald<br />

verraten, dass er den vollen Preis <strong>der</strong> Leuchtkraft zahlt. – Je<strong>der</strong> Gottesknecht, <strong>der</strong> mit<br />

Erfolg arbeitet, hat diese Lektion gelernt. – Ja, lieber Christ, du musst leiden wollen; du<br />

kannst den Menschen nur helfen, wenn du für sie in den Tod gehst; dem Weizenkorn<br />

gleich musst du in die Erde fallen und ersterben, sonst bleibst du allein. Paulus hat uns<br />

das richtige Vorbild gegeben, als er sagte: „Darum werden wir nicht müde, son<strong>der</strong>n wenn<br />

unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch <strong>der</strong> innere von Tag zu Tag erneuert“; und<br />

wir müssen alle lernen, mit ihm zu sagen: „So ist nun <strong>der</strong> Tod mächtig in uns, aber das<br />

Leben in euch.“ (2. Kor. 4,12)<br />

W e n n d u b r e n n s t , w i r s t d u s c h e i n e n . Nicht immer ist das Scheinen die<br />

augenblickliche Folge des Brennens. Oft brennt das Feuer schon lange, ohne dass viel<br />

Licht davon ausgeht. Die, welche reiche Gaben und Talente haben, wenden viel daran, es<br />

zu unterhalten, und die, welche wenig haben, geben ihr alles dahin; und Jahr um Jahr tun<br />

sie das, und niemand achtet auf die furchtbaren Opfer, die sie bringen. Lohnen sich denn<br />

diese Opfer überhaupt? Der Kreis, über den ihr Feuer seinen Schein wirft, ist so klein, so<br />

wenigen Seelen werden erleuchtet, das Licht gleicht einer Laterne im Nebel, man sieht es<br />

kaum von <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite <strong>der</strong> Straße, die Finsternis scheint dadurch nur<br />

noch bemerkbarer zu werden. In vielen Fällen haben sich die Heiligen Gottes bis zur<br />

letzten Faser verzehrt, und die Welt hat gar nichts von ihnen gemerkt, und ihrer Seele<br />

entrang sich die bittere Klage: „Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte<br />

meine Kraft umsonst und unnützlich zu.“ Geduld, auch diese werden scheinen, sie werden<br />

leuchten wie die Sterne immer und ewiglich in jener Welt, wo alle Heiligen und getreuen<br />

Seelen die Krone des Lebens empfangen.<br />

Lasst uns nur zusehen, dass wir brennen; für das Scheinen wird Gott schon sorgen. Wir<br />

müssen die heilige Flamme täglich mit dem Wort Gottes und durch heiliges Dienen<br />

speisen; Gott wird darauf achten, dass kein Strahl <strong>der</strong> Kraft und Liebe verloren geht. Er<br />

wird Reflektoren um uns stellen, die alle von uns ausgehenden lichten Einflüsse auffangen<br />

und hun<strong>der</strong>tfältig vervielfacht zurückstrahlen. „Der Herr war mit Samuel, und fiel keins von<br />

allen seinen Worten auf die Erde.“ (1. Sam. 3,19) Unsere Sache ist es, uns zu dem<br />

auferstandenen Heiland zu halten, Ihm zu lauschen, bis unsere Herzen brennen, wenn Er<br />

uns die Schrift öffnet. Wenn wir dann eilend gehen und an<strong>der</strong>en verkünden, was wir vom<br />

Worte des Lebens gesehen, beschauet und betastet haben, wird – uns selbst oft ganz<br />

unbewusst – unser Angesicht glänzen, und die Welt wird von uns sagen: „Dieser war auch<br />

mit dem Jesus von Nazareth.“<br />

Sind wir dagegen nur auf das Scheinen bedacht, so werden wir wahrscheinlich we<strong>der</strong><br />

scheinen noch brennen. Wir haben nur dafür zu sorgen, das Feuer zu unterhalten, was<br />

freilich oft genug mühsame, unbeachtete Arbeit im tiefen Bergwerk, an <strong>der</strong> glühenden<br />

Maschine o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> heißen Heizkammer in sich schließt; aber getrost! wo Feuer ist, muss<br />

Licht sein, und das kann nicht verborgen bleiben und wird seinerzeit hervorleuchten. Wenn<br />

<strong>der</strong> Frühling da ist, kommen die Blumen aus <strong>der</strong> Erde heraus. F ü r d a s B r e n n e n u n d<br />

S c h e i n e n w i r d G o t t d e n n ö t i g e n S t o f f g e b e n . Das Feuer, welches auf dem<br />

Berg Horeb im Busche brannte, brauchte keine Nahrung; <strong>der</strong> Busch wurde nicht verzehrt.<br />

Aber unser Lebenslicht und Liebesfeuer muss stets gespeist werden. Täglich muss die<br />

Lampe mit Öl gefüllt werden, täglich muss <strong>der</strong> Priester Holz auf den Altar legen, wenn das

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