Chronik Zaasch

Chronik Zaasch
In diesem Teil der Chronik werden die Ereignisse in der Folge der Jahre beschrieben. Es
werden neben den Ereignissen, die sich in Zaasch selbst zugetragen haben, auch solche
aus der näheren und weiteren Umgebung unseres Dorfes berichtet, wenn sie zum besseren
Verständnis des Dargestellten dienen, bzw. wenn sie von solcher Tragweite waren, dass sie
für die Lebensumstände in Zaasch von Bedeutung gewesen waren. Namen werden soweit
genannt, wie sie die genannten Personen oder ihre Angehörigen nicht diskreditieren. Alle
Fakten beruhen auf gründlicher Recherche des angegebenen Schriftgutes bzw. auf persönliche
Aussagen von Bürgern, die sich an die betreffenden Ereignisse erinnern können, bzw.
selbst davon betroffen waren. Historische Ereignisse wurden auch aus der angegebenen
Literatur übernommen.
Diese Aufzeichnung wurde im Jahre 2003 begonnen und von diesem Zeitpunkt zeitnah fortgesetzt.
Dazu wurden die entsprechende Tagespresse, Informationen aus Rundfunk und
Fernsehen, allgemein zugängliche statistische Informationen der öffentlichen Verwaltung und
selbst Erlebtes aufgeschrieben.
Im Jahre 2005 erhielt ich die Abschrift einer Schulchronik, die im Jahre 1978 von dem Lehrer
Gerhard Hube, Schenkenberg aus Unterlagen, die ihm zugänglich gemacht worden waren,
mit Schreibmaschine abgeschrieben wurde. Die komplette Abschrift in Schreibmaschinenschrift
befindet sich in meinem Besitz. Alle Teile ,die ich aus dieser Abschrift entnehme, werden
kursiv dargestellt. Diese Abschrift beginnt mit einem Vorwort.
Vorwort
Im vergangen Jahr erfuhr ich, dass der letzte Schulleiter der Teiloberschule Zaasch, Herr
Rudolf Zschauer, im Besitz einer Chronik der ehemaligen Schule Zaasch ist. Es handelt sich
dabei um zwei Hefte. Im ersten wird das Schulleben in der Zeit von 1895 bis 1911 dargestellt,
das zweite enthält die wichtigsten schulischen und Gemeindeereignisse vom Mai 1911
bis 1940. Leider wurde dann die Chronik nicht weitergeführt, und auch von 1945 bis zur Auflösung
der Schule gibt es keine chronistischen Aufzeichnungen. Im zweiten Heft sind einige
Zeitungsausschnitte enthalten. Ich habe sie ebenfalls abgeschrieben und als Anhang der
Abschrift beigefügt.
Schenkenberg,
den 10.Januar 1978 Unterschrift :Gerhard Hube

Das Jahr 1318
Aus diesem Jahr ist die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes bekannt. Als Zeuge einer
Schenkung wird ein Bürger aus dem Ort Zaasch benannt.
Das Jahr 1539
09.06. Herzog Heinrich von Sachsen führt mit Befehl an diesem Tag die Reformation in
Delitzsch ein. Als erster protestantische Pfarrer der in der Liste der Pfarrer von
Zschernitz, welche auch für Zaasch zuständig waren, ist aufgeführt , ein Vitus Keller,
der sein Amt von 1539 bis 1540 inne hatte. Seit dieser Zeit ist die Kirche in
Zaasch eine protestantische Kirche.
Das Jahr 1657
Die Söhne des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. schlossen nach dem Willen und
Testament des Vaters in Leipzig den „Freundbrüderlichen Hauptrezeß“ in dem das alte Kurfüstentum
Sachsen unter den Söhnen des Kurfürsten aufgeteilt wurde. Danach behielt Johann
Georg II. die Kurfürstenwürde und den Hauptteil des Kurfüstentums sowie die außenpolitische
und militärische Vertretung der sächsischen Lande. August wurde Herzog von
Sachsen- Weißenfels, Moritz erhielt das Herzogtum Sachsen- Zeitz und Christian wurde
Herzog von Sachsen- Merseburg. Das Amt Delitzsch, und damit die Gemeinde Zaasch gehörte
fortan bis 1738 zum Sekundogeniturherzogtum Sachsen- Merseburg.
Das Jahr 1738
Da das Herzogtum Sachsen- Merseburg keine männlichen Nachkommen hatte fiel Delitzsch,
und damit auch Zaasch, wieder an Kursachsen.
Das Jahr 1793
25.09. Gottfried Stallbaum der spätere Rektor der Thomaner - Schule in Leipzig wird in
Zaasch als Sohn einer Gutsbesitzefamilie geboren. Er starb 1861 in Leipzig.
Das Jahr 1806
Dem Kurfürstentum Sachsen wurde von Napoleon die Königswürde verliehen, die bis
1918 erhalten blieb. Zaasch lag also ab sofort im Königreich Sachsen, aber nicht
lange.
Das Jahr 1805
22.05. Der sächsische König verabschiedet sich in einer Proklamation von Teilen
seines Landes, da diese auf dem Wiener Kongress dem König von Preussen
zugesprochen wurden. Das war der Preis, den Sachsen dafür zahlen musste
dass es in den napoleonischen Kriegen 1813-1815 auf der Seite des Verlie-
rers gekämpft hatte. Zu diesen Gebieten zählte vor allem Nordsachsen und
damit auch das Amt Delitzsch. Aus dieser Zeit stammt eine Wortspiel. Da die
Delitzscher zu Preussen mussten, nannten sie sich „Muss-Preussen“ später
wurde daraus „Mus- Preussen“
2

Das Jahr 1808
Aus einer Beschwerde geht hervor, dass sich der Gastwirt von Zaasch gemeinsam mit einer
Reihe von Gastwirten aus dem gesamten Kreisgebiet über die schlechte Qualität des Delitzscher
Biers beschwert. Diese Bier soll nicht lagerfähig sein, sondern bereits nach wenigen
Tagen sauer werden, so dass die Gastwirte um ihren Verdienst fürchten.
Das Jahr 1857
Für den 13.Juni dieses Jahres wird nach einer alten Weissagung der Weltuntergang erwartet.
Viele Leute verprassen oder verschleudern ihre Habe. Die erwartete Katastrophe ist aber
offensichtlich ausgeblieben.
Das Jahr 1858
25. Juli wird in Zaasch die von dem Eilenburger Orgelbauer Conrad Geissler errichtete Orgel
in der Dorfkirche übergeben.
Das Jahr 1859
01.02. wird die Bahnverbindung zwischen Leipzig und Berlin eröffnet. In Delitzsch wurde
der dazu notwendige Bahnhof auf der Stätte des alten Hochgerichtes (Galgens) erbaut.
Dieser Bahnhof ist noch heute unter der Bezeichnung „unterer Bahnhof“ bekannt
und in Betrieb.
01.12. Mit dem heutigen Tag wird im Schloß von Delitzsch die „Königliche Strafanstalt“
eröffnet. Es war ein Frauenzuchthaus welches an diesem Tage mit 275 weiblichen
Gefangenen belegt wurde. Diese Strafanstalt bestand in dieser Form bis Ende 1926.
Das Jahr 1866
Im Herbst des Jahres kommt es in unserer Gegend zum Ausbruch einer Choleraseuche.
Verursacht wurde diese von durchziehenden Truppen die infolge des Krieges mit Österreich
diese Krankheit aus Böhmen eingeschleppt hatten.
Das Jahr 1872
01.07. findet die Eröffnung einer zweiten Bahnlinie, der Halle- Sorau- Gubener Bahn in Delitzsch
statt. Der dazugehörige „Obere Bahnhof“ existiert heute noch (2003) als Haltepunkt.
Das eigentliche Bahnhofsgebäude steht unbenutzt.
Das Jahr 1879
In diesem Jahr gründet sich in Zaasch der Kriegerverein.
Das Jahr 1894
3

In diesem Jahr wird in Leipzig eine neue Zeitung mit dem Namen „Leipziger Volkszeitung“
(LVZ) gegründet.
Das Jahr 1885
In Delitzsch wird das letzte mit Stroh gedeckte Haus in der Querstraße auf Beschluß des
Magistrates abgerissen. In Zaasch stand mindestens noch eine mit Stroh gedeckte Scheune
beim Bauern Gotzsch, die erst viel später abgerissen worden ist. Darüber wird noch berichtet.
Hier beginnen die Aufzeichnungen der alten Schulchronik.
Diese Stelle ist eine Kirchenschullehrerstelle; früher war der jedesmalige Lehrer für Zaasch
auch zugleich Lehrer für Serbitz. Hatte Serbitz einen, für das Schulamt vorbereitenden, jungen
Mann für wenige Thaler angenommen, so mußten doch die Kinder vom 12ten Lebensjahr
die hiesige Schule besuchen. Im Jahre 1804 am 17ten Februar starb der emer. Lehrer
Martin Christoph Hund, 78 Jahre alt; ihm folgte in demselben Jahr am 1ten November durch
den Tod sein Sohn, der damalige Stellen- Inhaber Friedrich Wilhelm Hund, 46 Jahre alt.
Nach diesem bekam die Stelle Gottlob Friedrich Schuster, früher Lehrer in Grabschütz und
Reußen, gebürtig aus Quetz, Sohn des dortigen Lehrers. Dieser hat die Stelle bis zum Jahre
1853 inne gehabt, wo er sich emer. ließ und dieselbe an seinen Sohn abtrat. Dieser Gottlob
Friedrich Schuster starb in einem Alter von 89 Jahren 8 Monaten 18 Tagen. Sein Sohn August
Ferdinand Schuster hat bis heute, wo das niedergeschrieben wird, die Stelle inne.
Das Einkommen dieser Stelle bestand meistenteils aus Naturalien wie Brot, Kuchen, Garben
Getreide, Weizen und Eier. Bares Geld, wie Schulgeld vom Kinde unter 9 Jahren 25 Pfg.,
über 9 Jahren 50 Pfg. monatlich und Acerdenzien, war wenig; ferner Hufengeld, zwei Singumgänge
und Gras- und Obstnutzung des Kirchhofs. Für die Benutzung des Kirchhofs hat
der Inhaber der Stelle jährlich 14 ggl (=1Mark 75 Pfg.) an die Pfarre zu entrichten.
Die Naturalien excl. Eier wurden abgelöst und in Rente verwandelt. Nicht in Rente verwandelt
sind die Abgabe der Schule zu Groß- Kyhna jährlich 50 Pfg. und des hiesigen Gastwirts
Dornack 1,50 Mark Den Acker bekam die Stelle bei der Separation. Seit 1873 besteht die
Alterszulage, die im Jahr 1890 durch den Minister Exz. von Goslar auf 500 Mark erhöht wurde.
Seit 1888 zahlt der Staat das Schulgeld.
Was das Läuten der Glocken, die größte Plage für den Lehrer, betrifft, so haben, so lange
ich es weiß, das meiste die Kinder zu besorgen gehabt.
So verrichteten sie vor allem allein das Läuten zur Kirche, das Ausläuten der Leichen, das
Läuten bei öffentlichen Begräbnissen sowie meistens das einfache Abendläuten. Deswegen
wurde in den Festwochen und den Sommer- und Herbstferien, während welcher Zeit die
Kinder bei der Feldarbeit häufig beschäftigt waren, nicht zu Abend geläutet.
Die Glocken, welche früher ein Kind von 11 und 12 Jahren gut ziehen konnten, können jetzt,
nach dem die Veränderungen an denselben vorgenommen sind, kaum drei oder vier fertig
bringen. Die zweite Glocke, vor Aufstellung der neuen Uhr, ehe der Schwengel verkürzt wurde,
konnte ein Knabe von 11 Jahren ganz gut läuten. Die große Glocke , die nicht auf der
richtigen Stelle hängt und kürzere Schwengel hat, auch zwölf Zentner schwerer ist, läutet
sich bedeutend schwerer wie sämtliche Glocken.
Das jetzige Schulhaus ist in den Jahren 1843 und 44 gebaut worden. Das alte Gebäude
stand in der Richtung der jetzigen Flurwand am Fahrweg. Es war aus zwei Teilen gebaut.
Der erste Teil, an den Scheune und Stall angebaut war, war früher Schul- und Wohnzimmer
gewesen, woher wohl auch die Unterstützung an Feuerungsgeld aus der Kirchenkasse rührt;
später ist in derselben Richtung noch ein Wohnzimmer mit Hausflur angebaut worden.
Das Schulgrundstück reichte an dieser Seite damals noch in den jetzigen Kirchhof hinein,
etwa von der jetzigen Kirchwand am Garten 3 Meter weit, während der nördliche Teil des
Grundstücks demgegenüber zurück stand, wodurch eine unregelmäßige Grenze nach dem
Kirchhof gebildet wurde. Um dieselbe gerade zu legen, wurde das neue Schulgebäude et-
4

was weiter auf den Kirchhof heraus gebaut. Der Gräber wegen konnte das aber höchstens ½
Meter geschehen, weshalb damals mehr vom Schulgrundstück zum Friedhof kam, als von
letzterem genommen werden konnte.
Die Scheune nebst Stall wurde im Jahre 1863 gebaut und der Hof so, wie er jetzt ist eingerichtet
ist; eingerichtet; früher mußte alles mit der Karre rein und raus geschafft werden, was
sehr beschwerlich war. Da der Stall noch ziemlich gut war, so habe ich ihn, weil einige Gemeindemitglieder
dazu nicht zahlen wollten, auf meine Kosten wegsetzen lassen, sonst wäre
der Hof geblieben wie er war.
Das jetzige Schulhaus ist fast noch ganz so, wie es 1844 übergeben wurde, nur daß ich mir
auf der kleinen Oberstube einen Ofen habe setzen lassen. Im Jahre 1890 wurden die drei
Giebelfenster in der Schulstube angebracht und zwei Seitenfenster zugemacht. Die Pflasterung
der Hausflurs wurde im Jahre 1891 gelegt.
Was den Unterricht betrifft, so hat der seit 1849, wo ich ins Amt kam, manche Veränderung
erlitten; aber mit den Leistungen ist es nicht vorwärts gegangen. Damals hatten wir Raumlehre,
Naturgeschichte und Zeichnen nicht zu geben, in den übrigen Fächern wurde dasselbe
verlangt.
Im Jahre 1891 revidierte Herr Schulrat Treibel die hiesige Schule. Im Jahr vorher verstarb
Herr Sup. Reinhardt und Herr Sup Opitz aus Elsterwerda bekam die Kreisschulinspektion.
1892 wurde unser Regierungsbezirk in drei Departements geteilt, und wir bekamen den
Herrn Schulrat Herrmann, der nur kurze Zeit hierblieb und nach Berlin versetzt wurde. Die
Vertretung hatte ein Kreisschulinspektor aus Schlesien, Herr Starteur. Dieser revidierte auch
die Schule im Jahre 1893. In diesem Jahr sind fast sämtliche Landkarten und der Globus
neu angeschafft worden.
Im Jahre 1894, kurz nach der Revision des Herrn Sup Opitz kam auch der neue Schulrat
Herr Schulze, um sich die Klasse, die für die Kinderzahl zu klein war, anzusehen. Der Umbau
wurde auf ein Jahr verschoben.
Im Laufe des Jahres 1895 wurde auf Kosten der Kirchenkasse ein Kirchenbuch neu angeschafft.
Da dies den Anschein hat, als sei auf dieser Stelle bisher pflichtgemäß mit den Kirchenämtern
Kirchenbuchführung verbunden gewesen, so soll hierzu bemerkt werden, daß
das alte Kirchenbuch Eigentum meines Vaters ist, der bei seinem Amtsantritt Jahre 1805 hier
Notizen über Taufen, Trauungen und Beerdigungen auf losen Bogen vom Jahre 1800 an
vorfand und weiter geführt hat, was auch ich bis zu meinem Ausscheiden aus dem Amte
getan habe.
Am Ende dieses Jahres reichte ich meine Pensionierung ein, die mir auch gewährt wurde.
Ich trat mit dem 1.Januar 1895 in den Ruhestand, wobei mich Patron wie Gemeinde reichlich
beschenkten, ein Festmahl veranstalteten, woran sich gegen hundert Personen beteiligten.
Von Sr. Maj. bekam ich den Adler d. Hohenzollerschen Hausordens. Für meinen Sohn, dem
die Stelle nun übertragen wurde, der sie aber erst zum 1 ten April antreten konnte habe ich
sie bis dahin vertretungsweise verwaltet.
Das Jahr 1891
In Delitzsch wird am 13. September für den 1883 verstorbenen Politiker Schulze – Delitzsch
eine Bronzestatue in der Grünanlage Ecke Marienstraße auf einen Sockel aufgestellt.
1895 /96
Mit dem danach erfolgten Antritt des Amtsnachfolgers Oskar Schuster wurde eine Abtrennung
der niederen Küsterdienste verbunden. Die Entschädigung für deren Übernahme beläuft
sich auf 180 Mark, welche Summe vom kirchlichen Einkommen des Lehrers abgetrennt
ist. Die Übernahme erfolgte am 1.Oktober 1895. Da sich bei Scheidung des kirchlichen Einkommens
vom Einkommen des Lehrers zeigte, daß letzteres nicht 900 Mark betrug, so wurde
freiwillig beschlossen, durch Zulegung von über 200 Mark es auf diese Höhe zu bringen.
Im Laufe des Sommers wurde ein tragbarer Barren und ein Reck neu angeschafft, da bisher
kein Turnunterricht erteilt war. Mit Genehmigung der Kgl. Regierung wird zu Beginn des
neuen Schuljahres (1896/97) das Lesebuch für Landschulen von Stegard Wohlrabe für alle
5

Stufen des Unterrichts nach und nach angeschafft werden, so daß das jetzige von R. und W.
Dietlein, sowie die Fibel von Haeste allmählich verschwinden wird. Zu Ende dieses Schuljahres
werden 4 Knaben und 4 Mädchen entlassen. Mit Beginn des neuen 2 Knaben und 4
Mädchen aufgenommen, so daß die gegenwärtige Schülerzahl 70 beträgt
1896 /97
Bald darauf starb die durch ihren Fleiß mir liebgewordene Schülerin Anna Bärsch, 12 Jahre
alt, an einem Rückenmarksleiden im Krankenhaus zu Delitzsch.
In einer Schulvorstandssitzung wurde auch die Einführung des Religionsbuches von Falke
und Förster beschlossen. Später wurde im Beisein eines Regierungsvertreters eine Sitzung
im Interesse des Neubaus einer Schulklasse anberaumt. Darin wurde von dem Schulvorstand
die Notwendigkeit einer solchen anerkannt.
Der in gegenwärtiges Jahr fallende Geburtstag Weiland Kaiser Wilhelm I. ist auch in unserem
Dorf festlich begangen. In hiesigem Gasthaussaale fand eine Gedenkfeier statt, an der
sich auch die Schulkinder durch Aufführung eines Kinderschauspiels und Deklamation von
Gedichten beteiligten.
Im Herbst 1896 ließ die Gemeinde die untere größere Schulstube tapezieren sowie darin die
Decke malen und eine neuen Ofen setzen. Dazu wurde der eiserne Kasten des alten wieder
mit verwendet, da er noch dauerhaft erschien.
Den Schluß des Schuljahres bildete die übliche Schulentlassungsfeier, und wir begannen
das neue Schuljahr mit einer Schülerzahl von 72 Kindern.
1897 /98
Da im vorangegangenen März ein Lehrerbesoldungsgesetz in Preußen zustande gekommen
war, so wurde durch die eingesetzten Provinzialkonferenzen die von den Gemeinde zu leistenden
Mindestforderungen festgestellt. Sie lauten für unsere Provinz und zwar für die Landgemeinden:
Grundgehalt in der Regel nicht unter 1000 Mark, Alterszulage 100 Mark mit dem
Zusatz, daß in teureren Kreisen Grundgehalt und Alterszulage höher bemessen werden sollten.
Für die kleineren Städte und teuren Landgemeinden wurden 120 Mark Alterszulage gefordert
und für die übrigen Städte ein Grundgehalt von 1050 M und 150 M Alterszulage. Den
Hauptlehrern solle das Grundgehalt bis zu 300 M und den Rektoren bis zu 600 Mark erhöht
werden können. In unserem Kreis wurden diese Provinzialbeschlüsse durch den erst seit
einigen Jahren eingesetzten Landrat Herrn von Busse, Brodau, in wohlwollender Weise insofern
günstiger gestaltet, als er neben dem Grundgehalt von 1000 M den Alterszulagesatz auf
mindestens 125 M und in wohlhabenden Gemeinden auf möglichst 150 M fest zu setzen
empfahl.
Dieses Vorgehen, das auch in anderen Landratsämtern unseres Regierungsbezirkes geübt
wurde, hat es gewiß dahin gebracht, das unser Regierungsbezirk mit zu den drei Bezirken
gehörte, in denen die meisten Gemeinden höhere Sätze als die von den vorgeschlagenen
beschlossen hatten. Da aber in vielen Gegenden des Staates die Gemeinden nur gewillt waren,
das gesetzlich Festgelegte zu zahlen, so ist eine große Verschiedenheit in der Lehrerbesoldung
entstanden, welche Unzufriedenheit hervorgerufen hat. Es werden deshalb zur
Zeit Stimmen laut, welche eine Revision der Ausführungen des Gesetzes für geboten erachten.
In hiesiger Gemeinde wurden dieselben Gehaltssätze empfohlen und auch angenommen,
welche im nahegelegenen Roitzsch aufgestellt waren, nämlich 1100 M Grundgehalt
und 150 M Alterszulage, d. h. 100 M zahlt der Staat und für die übrigen 50 M die Gemeinde
den darauf entfallenden Betrag. Der Rechnungswert ist auf 150 M berechnet. Sollte nun der
Fall eintreten, dass ein Lehramtskandidat auf diese Stelle berufen wird, so erhält er während
seiner ersten zwei Amtsjahre an Grundgehalt nur 1000 M und erst mit Beginn des dritten
Jahres die vollen 1100 M ausbezahlt. Über diese Festsetzung ist dem derzeitigen Stelleninhaber
ein amtl. Einkommensverzeichnis zugestellt.
Nachträglich soll noch erwähnt werden, dass seit 1895 für die jährlichen Konferenzen die
Summe von 10 M und für das amtl. Schulblatt 50 Pf. aus der Gemeindekasse gezahlt werden.
Auch ein Kirchenblatt ist eingeführt worden, das vom Pfarrer den Kindern ausgehändigt
wird, welche die Austeilung in den Gemeinden besorgen
6

Durch Gesetz vom 23.Dezember 1896 war die vierprozentige konsolidierte Staatsanleihe,
worin auch ein Teil des hiesigen kirchlichen Vermögens angelegt ist, in dreieinhalbprozentige
umgewandelt, Danach hört mit dem 30.Sept. 1897 die Verzinsung zu 4% auf. Hiesige Stelle
erlitt dadurch einen Ausfall an Zinsen aus der Kirchkasse. Auch durch Auslösung von Rentenbriefen
wurde das Stelleneinkommen allmählich geringer. So betrugen die Zinsen aus der
Kirchkasse im Jahre 1882 442 M, während sie zur Zeit nur noch 400 M ausmachen.
In einer gemeinsamen Sitzung des Schulvorstandes und Gemeindekirchenrates wurde von
einem Mitglied des letzteren angeregt, die jährlich zu Ostern fälligen Eier, deren jede konfimierte
Person in Zaasch und Serbitz 2 Stück zu entrichten hatte, abzulösen und die dafür zu
leistenden Geldbeträge aus den Gemeindekassen zu zahlen. Da hierüber Einverständnis
erzielt wurde, so nahm man bis auf weiteres gemäß dem Betrage im Einkommensverzeichnis
für Zaasch und für Serbitz 5 Mark Entschädigungssumme an.
Eine für hiesigen Ort bedeutsame Feier fand am Sonntag den 13. März dieses Jahres hier
statt. Eine Abordnung aus Leipzig, an ihrer Spitze der Konrektor des Königl. Gymnasiums
Professor Dr. Wörner und Professor Dr. Brause enthüllte eine Gedenktafel aus schwarzem
schwedischen Granit, welche am Giebel des Stallbaumschen Hauses, der nach der Straße
zu gelegen ist, angebracht worden war. Die Tafel ist von einer großen Zahl ehemaliger Thomaner
dankbaren Herzens zur Erhaltung des Andenkens ihres um das Wohl der Schule und
die Wissenschaft hochverdienten einstigen Lehrers, des Rektors Professor Gottfried Stallbaum,
gestiftet. Professor Wörner redete in Gegenwart vieler Einwohner des Ortes über die
Worte „ Das Andenken des Gerechten bleibet im Segen“ Anfänglich hatte man geplant, die
Feier durch Gesang der Thomasschüler zu verschönern. Schwere Todesfälle in der Stallbaumschen
Familie ( der jetzige Besitzer ist ein Großneffe des Rektors) welche vorher erfolgten,
ließen es geraten erscheinen, die Enthüllung der Gedenktafel still zu begehen.
Die Tafel enthält in lateinischer Sprache die Inschrift:
Gogofredo Stallbaumio hic nato die 25.mensis Septembris
Anno 1793 sospilatori Platonis rectori optime merito
Scholae Thomanae Lipsiensis pietas
In deutscher Übersetzung lautet sie etwa
Dem hier am 25 September des Jahres 1793 geborenen
Gottfried Stallbaum, dem besten Übersetzer des Plato, dem sehr verdienten Rektor
der Thomasschule zu Leipzig hat diese Gedenktafel die Dankbarkeit gewidmet
1898 /99
In dem nun folgenden Schuljahr 1898 /99 stieg die Zahl der Schüler auf 79.
Es folgt eine Bericht über einen Schulausflug nach Leipzig, den ich hier nicht wiedergebe.
1899 /1900
Aus dem Schuljahr 1899 /1900 ist zu erwähnen, daß eine Schulleihbibliothek gegründet wurde,
da der Schulbuchverlag von Hermann Schroedel in Halle an der Saale der Schule sowie
den übrigen Schulen des Kreises acht Bücher hierzu schenkte.
Da die Dächer des Schulhauses und der Wirtschaftsgebäude schadhaft geworden waren,
ließ man sie eindecken. Ferner wurde Drainage von der Pumpe im Hof bis zum Graben hinaus
gelegt.
Im Herbst herrschte hier und besonders in der Umgebung viel Kinderkrankheit, der auch ein
Kind der Unterstufe, Otto Keil, erlag. Schon in den Osterferien hatte ich einen Knaben der
7

Oberstufe, Hermann Kömmling, durch Lungenkrankheit verloren. Trotzdem wenig Neigung
zum Bau einer Schulklasse in der Gemeinde vorhanden war, drängte die Kgl. Regierung
darauf, denselben in Angriff zu nehmen, weshalb, da ein Anbau an das alte Klassenzimmer
nicht ratsam erschien, man beschloß, den Neubau auf dem Schulfeld, dem Schulgrundstück
gegenüber, auszuführen, welcher Plan Bestätigung erhielt.
Seit diesem Jahr wird auch der aus der Gemeindekasse von 1895 an gezahlte Betrag für
die Teilnahme an den amtlichen Lehrerkonferenzen nicht mehr geleistet, da von jetzt an der
Staat eine Summe bezahlt.
Das aus der Staatskasse Quasimodogeniti (Sonntag nach Ostern ,Weißer Sonntag) fällige
Tranksteuerbeneficium von 10 M ist von nun an bei der Gemeindekasse zu erheben.
1900 /01
1900 /1901 sank die Zahl der Schüler auf 64 herab.
Im Lauf dieses Schuljahres erhielt hiesige Schule mehrere Zuwendungen, so aus dem Provinzial-
Museum Halle die kleine Wandkarte mit „Vor- und frühgeschichtlichen Gegenständen
aus der Provinz Sachsen“ Ein Dr. Horn in Plauen im Vogtland schenkte der Schul- Bibliothek
für die von meinem Vater ihm bei der Vervollständigung des Stammbaums der Familie Horn,
Serbitz, geleisteten Dienste die Bücher mit den Nummern 11 bis 17. Die Nummern 9 und 10
wurden seitens der derzeitigen Lehrers aus Anlaß des in dieses Jahr fallenden Jubiläumstages
der Königsherrschaft der Hohenzollern in Preußen ebenfalls der Bibliothek vermacht.
Eine Nachfeier dieses Tages wurde in hiesigem Gasthaus am 18.Febr. vom Kriegerverein in
Verbindung mit der Schule abgehalten. In Deklamation und Liedern brachten die Kinder
Hauptzüge aus dieser Zeit und über die wichtigsten hohenzollernschen Regenten zur Darstellung.
Betreffs des Schulklassenbaues wurde, da der Gutsbesitzer Alfred einen an das Schulgrundstück
stoßenden Teil seines Gartens abzutreten bereit war, der Beschluß gefaßt, ihn
an das alte Gebäude anzubauen, was regierungsseitig bestätigt wurde. Dieser Neubau fand
1901 statt. Er wurde mit Anfang des Wintersemesters nach kurzer Feier bezogen. Um seine
gute Ausführung hat sich besonders der Gutsbesitzer William Horn verdient gemacht.
Da durch den Klassenneubau der Giebelstube das Licht entzogen war, wurde unter Hinzunahme
einer Dachkammer der nach dem Kirchhof zu gelegene Hauserker angebracht.
1902 /03
Kurz vor Pfingsten 1902 fand in der Ephorie Gollme General- Kirchen- und Schulvisitation
durch Generalsuperintendent Vieregge, Magdeburg, statt. In Zaasch wurde sie am 13. Mai
nachmittags abgehalten. Nach üblichem Gottesdienst fand Unterredung mit den Konfirmierten
statt, wonach Unterredung mit erwachsenen Gemeindemitgliedern folgte. Während dieser
letzteren wurden die Kinder der Ober- und Mittelstufe von Zaasch und Serbitz in der
Schulklasse nach aufgegebenen Themen kurz unterwiesen, welche religiöse Unterweisung
durch den Generalsup. geschlossen wurde. Zum Eröffnungs - resp. Schlußtage der Visitation
mußten die Lehrer nach Gollme resp. Landsberg, wo zweimal gemeinsames Essen mit Wein
eingenommen wurde. Entschädigung ist hierfür nur von wenigen Gemeinden gezahlt worden..
Auf Anordnung des Ministers fiel von diesem Jahr an eine der jährlich stattfindenden zwei
Hauptkonferenzen weg.
Es folgt ein Bericht über einen Schulausflug nach Halle.
Im Herbst dieses Jahres beantragte ich die Verpachtung von zwei Morgen Schulacker durch
die Gemeinde und regte gleichzeitig auf das mir verbleibende Stück Land eine Ermäßigung
des bisherigen Pachtpreises an. Auf letzteres ging man nicht ein, versuchte vielmehr, die
durch meinen Vater auf seine Kosten angelegte Pflaumenplantage am Graben in die Verpachtung
einzuschließen, wogegen ich mich sträubte.
8

Nach Ausweis des Grenzsteines stehen auch die letzten Bäume nicht auf dem „Dienstgelände“
sondern auf Gemeindeland, wie so manche Bäume im Orte. Bei der Vermessung ist daher
auch eine Linie, dem Rain an der Südgrenze des Feldes parallel laufend, angenommen.
Das über der Linie liegende Feld muß Gemeindeland sein, und da dieser Randstreifen zum
Schulgarten gerechnet ist, wird er ohne Genehmigung der Regierung nicht abgetrennt werden
und die Bäume nicht den Pächtern übergeben oder von der Gemeinde in Anspruch genommen
werden können. Da auch der Schulgarten nicht bedeutend groß ist, dürfte auch
dies ein Grund sein, diese Nutzung dem Lehrer zu belassen, zumal die Pächter kaum Schaden
haben, da bei der Vermessung die Bogenstücke außer Berechnung gelassen wurden.
Diese Bäume sind bei der Aufstellung des Gehaltsverzeichnisses ausdrücklich zum Schulgarten
gerechnet worden. Als dann 1897 das Besoldungsgesetz erlassen wurde, nach welchem
der Garten außer Anrechnung zu setzen war, mußte somit auch der Wert dieser Bäume
außer Ansatz kommen. Jetzt ist in dem Protokoll vom 10.Sept 1902 geschrieben :
„Zunächst wurde beschlossen, die Nutzung der am Felde stehenden Pflaumenbäume dem
Lehrer zu überlassen. Dann wurde beschlossen, die 2 Morgen Feld zu verpachten, den
Durchschnittspreis der Verpachtung dem Lehrer auf 1 ½ Morgen anzurechnen, den Ausfall
an den 175 M auf die Gemeindekasse zu übernehmen. Verpachtet wird auf 6 Jahre, vom
1.Okt 1902 ab, unter Vorbehalt, daß keine ,die Pflaumenbäume schädigenden Gruben auf
dem Felde gemacht werden. pp“
Der erste Morgen wurde mit 36 M dem Hausbesitzer Frz. Bergmann, der nächste halbe Morgen
mit 24 M und der letzte halbe Morgen mit 30 M dem Gastwirt Dornack zugeschlagen.
Für den Rest des Feldes, nicht ganz 1 ½ Morgen, sind 67 Mark dem Lehrer angerechnet.
Der Plan wurde von Maurermeister Conrad (Brehna) vermessen, worüber eine Skizze am
Ende dieses Buches eingeklebt ist. ( die Skizze ist nicht mehr vorhanden )
Die Schulbibliothek vermehrte ich in diesem Jahr durch Schulrat Polacks Schrift „ Vater Pestalozzi“
In der Schlußfeier. Ostern 1902 wurden 2 Knaben und 3 Mädchen entlassen.
Schuljahr 1903 / 04
begann mit einer Schülerzahl von 66 Kindern. Mit Beginn desselben gelangte die neue
Reichsorthographie zur Einführung.
Vom 15.Mai ab bis zu den Herbstferien wurde zum ersten Male nur Vormittagsunterricht erteilt,
nachdem regierungsseitig die Genehmigung gegeben war. Es sollte damit dem häufigen
Fehlen der Kinder begegnet werden, die nun zu den Feldarbeiten die Nachmittage frei hatten.
Es folgen Informationen über eine sechswöchentliche Krankheit des Lehrers und einen
Schulausflug nach Wörlitz
Mit Schluß des Schuljahres verließen 1 Knabe und 6 Mädchen die Schule. Nachzutragen ist
noch, dass seit 1900 /01 Führung einer Liste über körperliche Züchtigung in jeder Schule
angeordnet ist.
Im Schuljahr 1904 /05
fiel die Zahl der Schüler auf 61 herab Vom Mai bis zu den Herbstferien wurde wieder Sommer-
Schulunterricht von 7-12 Uhr erteilt. Auch wurde nach kirchlicher Verordnung der Konfirmandenunterricht
in veränderter Weise abgehalten, so daß die Kinder auch im Sommer
wöchentlich einmal zu diesen Stunden gingen, doch in der schulfreien Zeit.
In diesem Jahr wurde zum ersten Male durch den Kreisarzt eine kurze Untersuchung der
Schulkinder auf ihren allgemeinen Gesundheitszustand vorgenommen, womit gleichzeitig
auch Feststellungen über gesundheitliche Beschaffenheit örtlicher Einrichtungen (Brunnen,
Kanalisation u. ähnliches) verbunden waren.
9

Am Tage der Feier des fünfundzwanzigjährigen Stiftungsfestes vom hiesigen Kriegerverein
beteiligte sich die Schule durch frischen Gesang : „Unser Kaiser lebe lang“ Am Montag nach
derselben fand Kinderfest statt, an dem sich auch Serbitz beteiligte.
Dasselbe verlief ungestört, doch erwies es sich als unbedingt nötig, den Armbrustschießplatz
der Knaben durch Leinenziehen abzuschließen, was diesmal unterlassen war, sowie auch
den Knaben der Unterstufe Stechvögel statt Armbrüste zu geben.
An Baulichkeiten sind die Einsetzung neuer Fenster in der Unterwohnung des Schulhauses,
die Einrichtung der alten Schulklasse als Wohnung, in deren Kammer ich auf meine Kosten
habe einen Wandschrank anbringen lassen , und die Anlage einer Waschküche sowie am
Gottesacker die Aufführung neuer Mauerbogen für Kirchtor und -.tür vorgenommen. An Stelle
des früheren Holztores ist jetzt ein eisernes gesetzt. Auch der auf Holztafel im alten Torbogen
stehende Spruch : „Alle, die ihr vorüber gehet“, welcher nach Aussage alter Ortseinwohner
von meinem Großvater herrühren soll, wurde auf neuer Sandsteinplatte unter Glastafel
stehend, wieder eingemauert.
Für die Klasse wurde eine Wandtafel mit Gestell angeschafft. Die Tafel besteht aus verschiefertem
Holzstoff und kostete insgesamt 43 M.
Im amtlichen Schulblatt dieses Jahres Nr. 10 ist seitens der Regierung eine neue Ferienordnung
herausgegeben.
Am 15. Nov. cr(?). wurde eine Erhebung über Lohnbeschäftigung von Kindern im Haushalt
sowie in der Landwirtschaft und deren Nebenbetrieben aufgenommen.
Schuljahr 1905 /06
Begann mit 68 Schülern und brachte uns am 5. Mai, dem 100. Todestag Schillers eine Schiller-
Gedenkfeier, welche früh in der Schule mit den Kindern und abend unter zahlreichem
Zuspruch seitens der Gemeinde im Wirtshaussaale hierselbst abgehalten wurde.
Derselbe war festlich geschmückt, da reichlich freiwillige Gaben gespendet waren, aus denen
auch ein Schillerbildnis angekauft und eingerahmt werden konnte, welches beim Festakt
: Unter der Schiller- Linde von Paul Risch, an dem sich mehrere erwachsene Gemeindemitglieder
beteiligten, verwendet und dann der Schulklasse als Eigentum überwiesen ist. Einer
der am Festspiel Beteiligten Herr Ökonom Reinhold Schaaf, deklamierte „Das Lied von der
Glocke“ und erntete reichen Beifall.
Vom 15 Mai ab wurde wieder Vormittagsunterricht von 7. 12 Uhr abgehalten
Bald nach Pfingsten erlebten wir eine Missionspredigtreise in unserer Ephorie.
Es folgen zwei Berichte über Schulausflüge.
Am 1. Dezember ( 1905) fand Volkszählung statt. Es wurden hier 357 Personen gezählt.
Im Laufe des Sommers sind in der Lehrerwohnung Türen und Fenster der Zimmer zu ebener
Erde mit neuem Anstrich versehen sowie die nördl. Giebelwand am Stalle, da sie rissig
geworden ,durch Steinmauern ersetzt.
Auf dem Kirchhofe wurde ein riesiger Birnbaum, dessen Platz für Gräber in Anspruch genommen
werden sollte, gefällt.
Es war ein Baum
„- der schon jahrundertlang
getrotzt der wilden Stürme Drang
in dessen Krone manch Geschlecht
erstand und starb nach ewgem Recht
Kalt setzt der Mensch die Axt daran,
und um sein dasein ist´s getan.-
Selbst von der Erde tiefstem Schoß
reißt er den ewgen Frieden los“
10

In der Klasse sind dies Jahr zwei viersitzige Bänke eingestellt und an Stelle der alten tönernen
Tintenfässer solche aus bleifreiem Metall mit Schiebedeckel beschafft.
Im östlichen Teil des Dorfes ist eine Pflaumenplantage angelegt. Hier befanden sich früher
zwei Teiche und Gräben, welche nach und nach zugefüllt und nun diese Plätze mit Kanalisation
versehen sind.
Aus Anlaß der Silberhochzeitsfeier unserer Kaiserpaares im Februar veranstalteten Kriegerverein
und Schule in hiesigem Gasthaussaale einen Fest- und Unterhaltungsabend. Da diese
Feier in der Gemeinde angesprochen zu haben schien, sollte noch eine Nachfeier zwecks
Erlangen von Geldmitteln für Witwen und Waisen, wie dies auch dem öffentlich bekundeten
Sinne unseres Herrscherpaares entsprach, abgehalten werden. Diese zweite Feier wurde
eigentümlicher Weise auf Betreiben des derzeitigen Geistlichen seitens der Kreisschulinspektion
trotz wiederholter Bitte nicht genehmigt.
Im neuen
Schuljahr 1906 /07
umfaßte die hiesige Schule 63 Kinder.
Während des Sommers traf ein Blitzstrahl unsere Kirche, ohne daß sonderlicher Schade
verursacht wurde. Es war aber der Grund, daß Kirche und Schulgebäude mit Blitzableitern
versehen wurden, die Kirche außerdem mit neuer Wetterfahne, da die alte durch Sturm herabgeschleudert
war. Auch das an der Westseite des Kirchhofs noch bestehende Stück
Lehmmauer ,welches im Frühjahr infolge der Nässe zusammengestürzt war, erneuerte man
durch Steinmauer, deckte den übrigen Teil der Kirchhofmauer sowie die Gartenmauer des
Schulgehöftes neu ein. Da auch der südliche, auf dem Haus befindliche Schornstein in seinen
oberen Teilen erneuert werden mußte, lies ich gleichzeitig auf eigene Kosten ein neues
Dachfenster in das Dach der der Haustreppe zunächst liegenden Kammer einsetzen und das
bisherige Stück des Dachfensters verschalen, wodurch dies um vieles freundlichen und heller
geworden ist. In der Küche ließ ich eine neue Küchenpumpe aufstellen, deren Gesamtkosten
sich auf über siebzig Mark beliefen.
Die Kirche erhielt dieses Jahr neue Fenster eingesetzt, wozu ein Geldgeschenk seitens des
Amtmanns Herrn Bieler, Zschernitz, des Kirchenpatrons , an hiesige Kirche Veranlassung
gegeben hat. Aus Kirchenmitteln war das Jahr vorher schon eine umfassende Orgelreparatur
ausgeführt.
Bemerkenswert für unser Dorf dürfte auch die im Herbst dieses Jahres ausgeführte Anlage
der Elektrizitätsleitung sein.
Seitens des Kultusministeriums wurde etwas für die einklassigen Schulstellen und die Entschädigung
für Kirchendienste getan, „um auf dem Gebiet des Besoldungswesens der
Volksschule eine größere Gleichmäßigkeit und Stetigkeit herzustellen und insbesondere
auch der jetzt so häufigen Landflucht der Lehrer entgegen zu wirken“. Einklassige Schulstellen
sollten ein Mindestgrundgehalt von 1100 Mark und für kirchliche Mühewaltung 400 Mark
mindestens haben. Da hierorts an diesem Mindestgrundgehalt 36 Mark fehlten, wurde Zahlung
derselben aus der Gemeindekasse beschlossen.
Schuljahr 1907 /08
brachte auf Anregung hin eine Änderung bezüglich der größeren Klassenraumreinigungen.
Der darauf Bezug nehmende Teil des Protokolls lautet, daß beschlossen wurde : „Das Reinigen
der Schulklassen und zugehörigen Räume an den Mittwoch- und Sonnabend -
Nachmittagen, das fünfmalige Scheuern, Fensterputzen usw. sowie ein zwölfmaliges Gänge-
feucht- Aufwischen während des Jahres unter monatlicher Kündigung an eine erwachsene
Person zu vergeben. Obige Arbeiten unter einer Entschädigung von 40 M jährlich auszuführen,
erklärte sich der Hausbesitzer Kunze bereit. Die Tätigkeit ist mit dem 1.Mai 1907 übernommen.
Bei Nichtkündigung dauernde Übernahme.
Während des Sommers wurde wieder Sommerschulunterricht erteilt. Am 12. Juni d.J. fand
eine Berufs- und Betriebszählung statt. Nach Austritt von 8 Schulkindern im alten Schuljahr
begann das neue
11

Schuljahr 1908 /09
mit einer Schülerzahl von 82. Vom Mai bis nach den Herbstferien wurde auf Antrag wieder
Sommerschulunterricht gestattet.
Es folgt ein Bericht über einen Schulausflug nach Halle
An Geschenken erhielt die Schule durch den Ortsvorsteher Herrn Schaaf drei Bilder, das der
jetzigen Kaiserin, des Kaisers Friedrich und das des alten Kaisers Wilhelm I.
Nach dem Schulunterhaltungsgesetz vom 28.Juli 1906 sind auch bezüglich der Anstellung
der Lehrer Änderungen vorgesehen. Die diesbezüglichen Abschnitte aus diesem Gesetz
sind als Anhang im Gesetz über das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerrinnen an den
öffentl. Volksschulen Preußens vom 26.Mai 1909 enthalten, das dem hiesigen Schulinventar
einverleibt ist und auch aus anderen, die Schule interessierenden Gesetzen Paragraphen
enthält.
Am 1.Mai d. J. besuchten 39 Knaben und 44 Mädchen, am 1. Nov. 40 Knaben und 40 Mädchen,
durchweg evangelischer Konfession, die Schule.
Bei Schulschluß verließen 4 Knaben und 5 Mädchen die Schule, während mit
Schuljahr 1909 /10
3 Knaben und Mädchen neu eintraten.
In Anbetracht der im Jahre 1908 westlich von Schenkenberg, am Wege nach Storckwitz, auf
der kaum erkennbaren Anhöhe, dem sog. Kanonenberg, stattgehabten Ausgrabungen sei
hier mitgeteilt, was darüber durch die Zeitungen bekannt gegeben ist.( Dieser Kanonenberg
liegt am Ortsausgang von Schenkenberg nach Storckwitz links hinter dem letzten Haus noch vor der
ehemaligen Grubenbahn)
„ Es sind zwei teilweise ineinanderliegende, zeitlich und kulturell scharf getrennte Urnenfriedhöfe
mit zusammen 115 Gräbern bloßgelegt. Der ältere, mehr nach dem Dorfe zu gelegene
Friedhof gehört der Zeit von etwa 800 bis 500 v. Chr. an, d.h. einem späteren Abschnitt
der jüngeren Bronzezeit, in welcher der Mensch, im Gegensatz zu den Bräuchen späterer
Zeiten, die Leichen der Verstorbenen verbrannte. So finden wir in den 14 bis 40 Zentimeter
hohen Urnen, die ohne Benutzung der Töpferscheibe gearbeitet sind, stets die wenigen bei
der Verbrennung des Menschen übrigbleibenden Reste kleingeschlagener Knochen. Über
die Öffnungen der Urne ist meist eine Schale gestülpt, mitunter auch zwei oder drei übereinander;
daneben liegen mehrere (bis zu fünf) kleine Gefäße, sog. Beigefäße, in denen man
den Verstorbenen Speise und Trank für das Jenseits mitgegeben. Metallbeigaben, auch eine
Ausrüstung für das Leben im Jenseits, sind in diesen Gräbern der jüngeren Bronzezeit außerordentlich
selten. In mehr als 50 Gräbern nur in 5 Fällen, und auch dann auch in sehr
geringen Mengen. Von der beschriebenen Grabform weichen nur drei Funde ab, welche
wohl als Gräber höher gestellter Persönlichkeiten anzusehen sind. In diesen Fällen hatte
man eine Steinplatte in nahezu 1 m Tiefe in die Erde gelassen und auf ihr aus gesprengten
Findlingen eine kleine Kammer aufgebaut. In diese setzte man die Urne samt den Nebengefäßen
und füllte die freibleibenden Teile der Kammer mit Erde aus. Über das ganze hat man
in einem Falle eine kreisrunde, 40 cm starke Steindecke von nahezu 1m Durchmesser gedeckt,
bei einem anderen Grabe dagegen aus Porphyrplatten einen Kegel aufgebaut. In einigen
anderen Fällen fand sich ein kleines Gefäß, angefüllt mit kaum einer Handvoll feinen
Knochen eines Kindes oder man hat- wohl in ärmeren Kreisen der Bevölkerung - die Überreste
des Verstorbenen auf ein großes Gefäßbruchstück gelegt, und so in die Erde gesenkt.
Die durchweg gut gearbeiteten Gefäße sind meist durch Strichmuster und Hohlkehlen verziert
und stets gut gebrannt; sie verraten seine hohen Grad von Kunstfertigkeit und Geschmack.
Unmöglich ist es jedoch, aus den spärlichen Bronzen Schlüsse über die Metalltechnik
jener Zeit zu ziehen.
12

Das jüngere Gräberfeld gehört der Zeit von etwa 400 v.Chr. bis gegen 150 n. Chr. an. Die
Bestattungsformen sind einfacher, Beigefäße finden sich nie, Deckschalen in seltenen Fällen.
Die Gräber hervorragender Personen zeichnen sich nicht mehr durch Steinsetzungen
aus. Die Gefäße sind im Gegensatz zu früher schlecht gebrannt, nicht mehr so sorgfältig
gearbeitet wie einst, die Wandung ist vielfach rauh gelassen, der Formenreichtum früherer
Zeiten ist verschwunden. Erst in der Zeit um Christi Geburt selbst hebt sich die Töpferkunst
wieder; wir finden glänzend schwarze, oft durch feine Punktreihen verzierte Gefäße, die bereits
auf Töpferscheiben gefertigt sind. Im Gegensatz zu früher stattet man den Toten reich
mit Metallgaben für die Fahrt ins Jenseits aus. Aus der Reihe der Funde seien genannt :
zwei eiserne Lanzenspitzen,5 Messer 3 Fibeln, 7 Nadeln, ferner aus Bronze : 3 kleine Fingerringe,
2 vollständige Fibeln, Bruchstücke von anderen, ein Gürtelblech und endlich mehrere
im Leichenbrand geschmolzene bunte Glasperlen.
Dies jüngere Gräberfeld zeigt eine unverkennbare Ähnlichkeit mit solchen aus Norddeutschland.
Wir haben in ihm einen alten germanischen Friedhof vor uns, der ein klares Licht auf
die Kulturverhältnisse jener Zeit wirft. Dagegen wissen wir nicht, welchem Volksstamm das
ältere Gräberfeld zuzuschreiben ist. Die Gefäße und Bestattungsformen stimmen mit denen
der Lausitz, Schlesiens und Posens vollständig überein, welche sich scharf gegen die gleichalterigen,
germanischen Gräber Norddeutschlands abheben, also einem anderen Volk
angehören Es müssen erst weitere Funde abgewartet werden, um dies Rätsel zu lösen.
In den Schenkenberger Funden entrollt sich ein Stück Vorgeschichte unserer Gegend, aus
welcher bisher wenig Überreste ihrer früheren Bewohner bekannt geworden sind. Die Funde,
220 Nrn.,. sind teils im Delitzscher Museum, teils im Provinzialmuseum in Halle oder in Händen
von Liebhabern.“
Vom 1. Mai ab fand in diesem Schuljahr wieder Sommerschulunterricht statt. Während des
Sommers wurden zwei neue viersitzige Bänke eingestellt. Als am 4. September Revision
durch den Kreisarzt stattfand, wurde das Wasser des alten Brunnen, der ziemlich flach angelegt
war, beanstandet und Anlegung eines neuen gefordert, der nun dicht am Waschhaus
gebohrt ist und eine Tiefe von 8 Metern hat. Da ich aus dem alten Brunnen Leitung nach der
Küche hatte legen lassen, ließ ich dies auch beim neuen tun, wodurch mir eine Ausgabe von
30 Mark entstand.
Da am 26.Mai d.J. ein neues Gesetz über das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen
in den öffentlichen Volksschulen unseres Staates erlassen wurde, ist dies in das Schulinventar
aufgenommen.
Der Schülerbestand der Klasse belief sich
am 1.Mai d.J. auf 42 Knaben, 45 Mädchen
am 1. Nov. d. J. auf 40 Knaben und 46 Mädchen, durchweg evang. Konfession. Am Ende
des Schuljahres wurden 5 Knaben., 6 Mädchen entlassen, während 7 Knaben., 8 Mädchen
neu im nächsten Schuljahr eintraten.
Das Jahr 1908
22.05. Am Abend bricht über die Gegend ein schweres Unwetter herein. Ein Hagelunwetter
bringt Taubeneier große Eisstücke.
In Delitzsch wird die Eisenbahn- Hauptwerkstätte eröffnet. Diese Werkstätte wird sich später
zu einem der größten Reichsbahnausbesserungswerke (RAW ) entwickeln.
04.11. In der Mittagszeit erfolgt eine dreimalige Erderschütterung, die sich nach zwei Tagen
und am 19.12. wiederholt. Über die Ursachen findet man keine Begründung.
13

Die Schulchronik fährt fort
Die Gesamtzahl im
Schuljahr 1910 /11
betrug 86 Schüler.
Während des Sommers wurde auf Antrag hin die Abhaltung von Sommerschulunterricht genehmigt.
Auf Umfrage hin wurden Erhebungen über gewerbliche Beschäftigung von Schulkindern
veranstaltet, doch den Lehrern gleichzeitig zur Pflicht gemacht, ein eingehendes
Ausforschen solcher Fälle zu unterlassen.
Neu angeschafft ist in diesem Jahr die Wandkarte mit den Hohlmaßen und Gewichten. Vom
April an erhält hiesige Schule seitens des Kreisausschusses auf Kreiskosten die Zeitschrift
„Wir sind Deutschlands Jugend“ zugestellt. Postbestellgebühr trägt die Gemeindekasse.
Nach dem Wissen des Kreisausschusses soll dies Zeitung allen Lehrern eines Ortes zugänglich
gemacht werden, selbst auf Wunsch hin den Geistlichen und im Interesse der Jugendfürsorge
Verwendung finden. Hier wird sie der Oberstufe ausgehändigt unter Hinweis
auf den Inhalt oder Vorlesen eines Artikels, besonders aus der Rubrik „Was sich schickt und
was uns gefällt“. Da das Zirkulieren der Zeitschrift unter der Oberstufe ziemlich langsam vor
sich geht, wurden die Schüler aufgefordert, daß einige sich zusammentun und die Zeitschrift
eigens für sich halten möchten, was leider bis zum Jahresende ohne Erfolg blieb.
Die Volkszählung am 1. Dezember hatte folgendes Ergebnis im Ort:
168 männlich,204 weiblich, insgesamt 372 anwesende Personen.
Die Zahlung geschah ohne Beteiligung des Lehrers am Zählgeschäft.
Entlassen wurden in diesem Schuljahr 6 Knaben und 5 Mädchen.
Nachweisung sämtlicher Jahreseinkünfte hiesiger Schulstelle :
14

I. Grundgehalt 1. a Acker 87,44 a 157,50 – 2,50 M
b Kirchhofspacht 6.00 M
c Jagdpacht 1,50 M
2. Zinsen von Schul- u. kirchl. Kapitalien
11.772,55 M
a 900,00 M 4 % 36,00 M
b 6800,00 M 3 ½ % 238,00 M
C 22,66 M 3 ¼ % 0,75 M
d 3600,00 M 3 % 108,00 M
e 450,00 M 3 ½ % 15,75 M
398,48 M
3. Aus der Staatskasse
Tranksteuerbenefizium
15
10,00 M
4. Bezüge aus der Kirchenkasse
a Stolgebühren 34,26 M
b Gehaltszulage 21,00 M
c Beitrag zur Heizung 9,00 M
64,26 M
5. Kirchliche Gebühren:
Taufen, Trauungen, Beerdigungen
26,46 M
6. Stiftungen
7. Einkünfte an
a für Brote 2,00 M
b für Ostereier 15,00 M
8. Zahlungen aus der Schulkasse
a Gemeindekasse (incl.800M Staatszuschuß) 1339,36 M
b Entschädigung für Heizung 60,00 M
c Niedere Kirchendienste 180,00 M
Bleibt Grundgehalt 1900,00 M
ab für Wohnung 557,00 M
zur Pension
Ich kann diese Rechnung leider nicht nachvollziehen, ich kann auch nicht angeben ob ein Fehler
beim ersten Abschreiben entstanden ist. Ich habe alles sorgsam übertragen.
Offensichtlich als Nachtrag erscheint jetzt nachfolgend wiedergegebener Kontrakt

Kontrakt zwischen Kirchenrat und Totengräber sowie niederem Kirchendiener
§3 Als Totengräber hat er dafür zu sorgen, daß bei Beerdigungen die Gräber zur rechten
Zeit fertig gestellt, die Leichengeräte nach dem Trauerhaus geschafft und überhaupt
alles so besorgt ist, daß der Vollzug des Begräbnisses ohne jegliche Störung vonstatten
gehen kann. Dem Geistlichen ist bei der Einsegnung der Leiche, wie nachher den
Leidtragenden eine Schaufel mit trockener Erde hinzureichen.
§ 4 Außerdem hat der Totengräber für Ordnung und Reinlichkeit auf dem Friedhof zu
sorgen.
§ 5 Als Entschädigung erhält er von dem dazu Verpflichteten für ein Grab eines Erwachsenen
4,00 M für das eines Kindes 2,00 M, für ein ausgemauertes Grab nach Übereinkunft.
Außerdem für Reinigen und Ordnunghalten auf dem Kirchhof auch Schneeforträumen
von den Wegen, jährlich 30 M aus der Kirchhofskasse in vierteljährlichen
Raten postnumerando. ( zum letzten des Quartals )
§ 6 Als Kirchendiener hat er folgende Arbeiten auszuführen :
1. das Läuten der Glocken nach besonderer Vorschrift
2. das Reinigen der Kirche – Ausfegen und Abwischen der Bänke vor jedem Gottesdienst;
Groß- Reinemachen nach Bedarf, wenigstens aber viermal im Jahre
3. Ausklopfen und Abbürsten der Teppiche und Decken, sowie der Kanzel- und Altarbekleidung,
auch das Waschen der weißen Überlegedecken.
4. Das Putzen der Fenster, sowie der Leuchter und Altargeräte.
5. Das Aufziehen und Richtigstellen der Kirchturmuhr
6. Das Anzünden der Altarlichte an allen großen Festtagen und beim Abendmahl
7. Das Öffnen und Schließen der Kirchentüren. Öffnen wenigstens eine halbe Stunde
vor Beginn des Gottesdienstes bzw. einer Amtshandlung,
8. Entschädigung jährlich 170 M.
9. Vierteljährliche Kündigung. Dem Gemeindekirchenrat steht das Recht zu, den Kirchendiener
bei grober Pflichtverletzung ohne Anspruch auf Entschädigung sofort
zu entlassen.
10. Den Anordnungen des Gemeindekirchenrates bzw. des Rendanten ist Folge zu
leisten.
Zaasch, den 5.Dez.1909
Nach Schluß des alten Chronikheftes beginnt das neue mit
Schuljahr 1911 / 12
Im Mai desselben Jahres wurde mit Ober- und Mittelklasse ein Ausflug nach Leipzig unternommen.
Hier ging es zu Fuß vom Berliner Bahnhof aus an dem Neubau des im Entstehen
begriffenen Hauptbahnhofs vorbei nach dem Neuen Theater zum Augustusplatz. Wir besichtigten
das Städtische Kunstmuseum, was in besonders entgegenkommender Weise unentgeltlich
für Kinder gestattet wurde; nur Erwachsene zahlten Eintritt .Wir sahen uns auch
Markthalle und Grassimuseum an, das außer montags unentgeltlich geöffnet ist ( Kinder unter
9 Jahren haben keinen Zutritt) Hier interessierte der Eskimo auf seinem mit Hunden bespannten
Schlitten. Den Rest des Tages verbrachten wir nach Besichtigung des Marktplatzes
im zoologischen Garten, wo wohlgestaltete Samoraner ( ??) Vorstellung gaben.
Im November veranstaltete die Schule in hiesigem Gasthaussaale eine Erinnerungsfeier aus
Anlaß des Antritts Friedrichs des Ersten von Hohenzollern als Statthalter in Brandenburg,
16

desgleichen eine am 24 Jan. anläßlich Friedrichs des Großen zweihundertjähriger Geburtstagswiederkehr.
In letzterer wurde eine Sammlung unter den Anwesenden vorgenommen,
um Friedrichs Bildnis für die Schule zu erlangen. Der Preis betrug 17,50 Mark.
Während der Zeit vom 8.Mai bis 28. Oktober ist Sommerschule abgehalten und im Dezember
seitens des Schulvorstandes eine Reinigungsordnung für die Schule aufgestellt, welche
in drei Exemplaren angefertigt ist.
Der Schülerbestand belief sich am 1.Mai auf 36 Knaben, 46 Mädchen worunter 6 katholische,
am 1. Nov. auf 36 Knaben, 47 Mädchen worunter 5 katholische. Entlassen wurden 7
Knaben , 2 Mädchen..
Schuljahr 1912 /13
Zu Beginn desselben wurde wegen Überfüllung der Klassen die Einrichtung von Halbtagsschule
genehmigt und seit 1.Okt. die bisherige Kreisschulinspektion Gollma aufgelöst, welche
der neugebildeten Kreisschulinspektion Eilenburg I einverleibt ist.
Bestand der Schulklasse war am 1.Mai d. Js. 33 Knaben, 53 Mädchen, worunter fünf katholische,
am 1. Nov. 34 Kn., 52 Mädchen worunter fünf katholische. Zur Entlassung gelangten
bei Schulschluß 5 Knaben , 6 Mädchen.
Schuljahr 1913 /14
wies am Anfang 84 Schüler auf. In ihm feierten wir das fünfundzwanzigjährige Regierungsjubiläum
unseres jetzigen Kaisers. Aus diesem Anlaß wurde nach Schluß der Schulfeier eine
photographische Aufnahme der Kinder vorgenommen. Die Bilder wurden durch Fleischer,
Delitzsch zu dem Preis von 50 Pfg. pro Stück geliefert.
Während der Herbstferien ist die Klasse mit Ausnahme des Korridors, der noch gut erhalten
ist, renoviert und der Schulbrunnen wegen häufigen Ablaufens infolge des feinen Sandes
tiefer gebohrt.
Am 1. Mai umfaßt die Klasse 39 Knaben 47 Mädchen,
am 1. Nov.40 Knaben, 47 Mädchen, worunter 5 Knaben, 1 Mädchen katholisch.
Bei Schulschluß kamen 5 Knaben, 6 Mädchen zur Entlassung und trat die neue Ferienordnung,
nach welcher jedes Schuljahr 80 Tage Ferien aufweist, in ihr Recht. Sie ist in Nr. 2
Jahrgang 25 des Amtlichen Schulblattes enthalten. Und fordert am Schlusse, daß die Befreiungen
einzelner Schüler vom Unterricht auf die unbedingt nötigen Fälle zu beschränken ist
und die Regelmäßigkeit der Schulbesuches mit allen geeigneten Mitteln erstrebt werden
muß. So sind z.B. Beurlaubungen zu Schlachtfesten , Kirmsen nicht zulässig.
Das Jahr 1914
Nach dem Attentat von Sarajewo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und
seine Frau beginnen die Vorbereitungen auf einen Krieg, in dem sich Deutschland und Österreich
auf der einen Seite und die meisten anderen europäischen Länder einschließlich
Russland auf der anderen Seite gegenüberstehen. Wegen seines Ausmaßes wird er später
der „Erste Weltkrieg“ genannt.
Schuljahr 1914 /15
Betrug die Schülerzahl 86, davon waren am 1. Mai 40 Knaben, 45 Mädchen (rechnerisch nicht
stimmend)Am 1. Nov waren 85 Schüler, 40 Knaben 45 Mädchen, wovon 7 Kn., 2 Mädchen
katholisch, vorhanden.
Sonnabend den 11 Juli, wurde ein Schulausflug nach Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal
unternommen. Wir versäumten auch den Besuch der Thomaskirche behufs Anhören der
17

Motette ½ 2 Uhr nicht. Unter anderem belustigten sich die Kinder auch in Meusdorf, Restauration
mit großem Garten, Kinder- Spielgeräten, Lachspiegel. Von Vorteil wäre es gewesen,
wenn wir uns tags zuvor einen Omnibus zur Hin- und Rückfahrt gesichert hätten. In einem
Kaffeeraum der Leipziger Markthalle wurde billiger Kaffee (Tasse 5 Pfg. ) getrunken.
Einige Tage nach diesem Ausflug erfolgte am 1. Aug. die Mobilmachung, womit der Weltkrieg
seinen Anfang nahm. Die Arbeitslust der Leute war wie weggeblasen und Kriegsbegeisterung
an ihre Stelle getreten, weshalb auch die Straßen von erregt redenden Menschengruppen
vollstanden. Wenn man auch der vielen Feinde Deutschlands gedachte, so
schwand die ruhige Zuversicht doch nicht; nirgends Kriegslärm, höchstens in den Städten
bei Umzügen der Choral :“Ein feste Burg ist unser Gott“
In den angeordneten Betgottesdiensten sah die Kirche wohl kaum jemals soviel ernsthafte
Beter, deren Gebet Erhörung zu finden schien, denn über Erwarten groß waren die Erfolge
in diesem Jahre, besonders in Belgien.
An der Lehrerwohnung wurde insofern etwas getan, als die kleine Giebelstube tapeziert und
der Fußboden darin frisch gestrichen wurde sowie am Hause morsche Fensterladen erneuert
wurden.
Bemerkt muß in diesem Jahr noch werden, daß wegen der Größe der Kreisschulinspektion
Eilenburg I ein Teil derselben, worunter auch hiesiger Ort, zur hauptamtlichen Kreisschulinspektion
Halle II Land geschlagen wurde.
An der Schulentlassung zu Ostern waren 5 Knaben und 5 Mädchen beteiligt.
Schuljahr 1915/16
Es wurde mit dem 1. Juli eine Änderung in der Beschaffung der Kleinen Bedürfnisse für die
Schulklasse herbeigeführt. Von obigem Zeitpunkt jeden Jahres an erhält der Lehrer 10 M im
voraus bezahlt und beschafft dafür bis 30. Juni nächsten Jahres Kreide, Schreibpapier, Umschläge
zu amtl. Schriftstücken, Löschblätter, Federhalter, Stahlfedern, Geigensaiten usw.
Reparaturen der Geige z.B. Neubespannung des Geigenbogens sind nicht dabei, wie auch
die Bezahlung und Beschaffung von Tinte, Kehrbesen, Scheuertüchern dem Gemeindevorsteher
obliegt. Das Porto für Amtsschriftstücke wird ausgelegt und etwa halbjährlich aus der
Gemeindekasse zurückgefordert
In kirchlicher Hinsicht ist der Lehrer frei gemacht auch von der Beschaffung des Taufwassers,
Zurichtung des Abendmahlstisches, Anordnung des Liedansteckens, so daß er sich
jetzt nur noch mit dem Orgelspiel zu befassen hat. Nachmittagsgottesdienste, in denen ein
Predigtstück zu verlesen ist, werden nur noch an den hohen Festtagen, sowie an den Sonntagen
abgehalten, an denen das Heilige Abendmahl ausgeteilt ist. Der Beginn fällt je nach
dem er sich dem Spät- oder Frühgottesdienst anschließt in die Zeit von ½ 1 bis ½ 2 Uhr. Die
Dauer beträgt 20 bis 25 Minuten. Mit Rücksicht auf den späten Ostertermin und den durch
den weiter andauernden Krieg eingetretenen Arbeitermangel wurde die Entlassung der Kinder
bereits am 31.März vorgenommen, während das Schuljahr mit den am 1. April aufgenommenen
Novizen am 1.April weiteren Fortgang nahm.
Im neuen
Schuljahr 1916/ 17
wurde ein Versuch mit Einführung der neuen Sommerzeit vorgenommen. Im September
wurde der Beginn des Unterrichtes der Sommerzeit nach wegen der morgendlichen Dunkelheit
auf 8 Uhr gelegt.
Wegen meiner Versetzung nach Marzahna, die am 1. Juli erfolgen sollte, auf Einspruch seitens
des Kgl. Ministeriums aber auf den 1.Okt. d. J. verlegt wurde, schwebt weiterer Einspruch.
Von dem Ort meiner Geburt, dem Orte der mehr als hundertjährigen Wirksamkeit
unseres Geschlechtes aber scheide ich mit Freuden; denn ich fühle, daß jegliche Zuneigung,
besonders seit meiner vor acht Jahren geschlossenen Ehe, nach und nach zum Erlöschen
gebracht wurde.
18

Vivat sequens !
Kriegsjahr 1917
Vom 1.Okt. bis zum 1. Mai hatte Lehrer Teubner, Serbitz, die Schulvertretung übernommen.
In dieser Zeit hatten die Kinder täglich 2 Stunden Unterricht. Am 1. Mai 1917 wurde Lehrer
M. Gebhardt aus Zschernitz als Lehrer und Küster nach Zaasch versetzt. Die Lehrerwohnung
ist fast vollständig erneuert worden (alles tapeziert, Fußböden gestrichen, Fensterläden
und die Außenseiten der Türen gestrichen, in alle Zimmer elektrisch Licht gelegt). Diensttag
den 1. Mai 1917 Einführung des neuen Lehrers durch Herrn Pastor Ehrhardt, Zschernitz.
Anwesend waren die Herren Richter, Bley, Winter und Krone. In einer kleinen Ansprache
wies der Ortsschulinspektor auf den jetzigen bedauernswerten Zustand der Schule hin und
bat die Herren vom Schul- und Kirchenvorstand um Unterstützung und Vertrauen. Lehrer
Gebhardt gab dann seine Ziele für sein Wirken in Zaasch an:
1. Die hiesige Schule auf eine gewisse Höhe zu bringen, die man von einer ländlichen
Volksschule erwarten kann und darf.
2. Ein inniges Vertrauens- und Freundschaftsverhältnis zwischen Schule und Gemeinde,
zwischen Lehrerhaus und Gemeindemitgliedern anzubahnen.
In der ersten Maiwoche mußte der Lehrer täglich zum Unterricht früh von Zschernitz herüber
kommen. Am Freitag den 4.5.1917 siedelte der neue Lehrer nach Zaasch über. Am Sonntag
dem 6.5.1917 fand seine kirchliche Einführung als Organist statt.
Die diesjährige Kinderzahl beträgt 95. Darunter befinden sich 2 Knaben und zwei Mädchen,
deren Eltern 1916 nach der Proklamation des polnischen Königreiches aus Rußland eingewandert
sind : Stanislaus Zebrowsky, Josef Zoska, Bronislava Zebroska, Stanislava Zebroska.
Mit Rücksicht auf die geringen Getreidevorräte wurde am 15. 4.1917 die wöchentliche Brotration
auf 3 Pfund pro Kopf herabgesetzt. Die besorgten Mütter suchen sich so zu helfen,
daß sie ihren Kindern dicke Eierkuchen als Frühstücksbrot mitgeben.
Pfingsten 1917 wurde von den Schulkindern im Gottesdienst der Festchoral „Komm heiliger
Geist, Herr Gott“ zweistimmig vorgetragen.
Am 1. Juni wurde im Deutschen Reich eine U- Boot- Spende eingesammelt. Die Kinder, die
bei Begräbnissen singen, haben ihr Singegeld (3,15 M für Bergmanns Begräbnis) der U-
Boot- Spende überwiesen.
Infolge des Nahrungsmangels in den Städten wurden Stadtkinder während der Sommermonate
auf dem Lande aufgenommen. In unserem Dorfe hatte Herr Gutsbesitzer Krone, dessen
einziger Sohn fürs Vaterland starb, zwei Kinder aufgenommen. : Frieda Hapke aus Leipzig
und Willi Kiesche aus Bitterfeld. Gutsbesitzer Fr. Richter hatte ein Mädchen. Hildegard Rösler,
aus Chemnitz aufgenommen.
Am Dienstag, dem 24 Juli 1917, wurden die Prospektpfeifen von der Orgel entfernt. Sie wogen
insgesamt 61 Pfund. Für ein kg werden 6,30 Mark vergütet. Bei dieser Gelegenheit wurde
zugleich die Orgel wieder instand gesetzt, für Ersatz wurde noch nicht gesorgt.
Am darauffolgenden Mittwoch und Donnerstag am 25. Und 26 Juli 1917 wurden zwei unserer
Kirchglocken abgenommen, um dem Vaterland zu dienen. Am Dienstag morgen trugen
sie noch einmal ihre Klänge übers Dorf. Dann entfernten kräftige Arme und Hammer und Axt
ihre Klöppel und Stühle. Da Hoffnung vorhanden war, sie vielleicht wiederzubekommen,
wurden sie nicht wie es andere Gemeinden taten, zerschlagen, sondern wohl erhalten mit
dem Flaschenzug durch das Schalloch nach Süden außen herabgelassen. Zuvor mußten
einige Feldsteine aus dem altertümlichen rohen Turmgemäuer gebrochen werden. Durch die
19

Turmluke, ganz oben an der Spitze, war ein Baumstamm gelegt, der im Turminneren mit
Ketten verankert war. Daran war der Flaschenzug befestigt. Ein starkes langes Seil, das von
einem Mühlenbauer in Roitzsch geliehen war, bewegte den Flaschenzug. Jung und Alt hatten
sich zu dieser historischen Handlung eingefunden. Das eine Ende des Seiles war in einer
Schlaufe um den Birnbaum an dem Lehrerhaus gelegt; alles faßte mit zu und unter Leitung
und Aufsicht der Beauftragten ( Stellmachermeister Schönbrodt, Schlosser Nicklisch, Zimmermann
Nicklisch) wurden die Glocken herabgeholt. Als die Glocken auf dem Rollwagen
standen, drängte alles heran. Jeder wollte die Glocken einmal genauer sehen und auch anfassen.
Mütter hoben ihre Kinder hoch, damit auch die sagen konnten : Wir waren auch mit
dabei.!
Zwei Glocken mußte die Gemeinde abgeben: die sog. große und mittlere Glocke von unseren
4 Glocken, die ein sehr harmonisches Geläut gaben. Beide Glocken wogen zusammen
36 Ztr. 60 Pfd., die große Glocke wog allein ungefähr 28 Ztr. Auf dem Mantel der großen
Glocke stand: „Gegossen 1491, umgegossen 1841, vergrößert und neu gegossen 1886 von
Karl Friedrich Ulrich in Apolda“
Auf der anderen Seite : „ Ein feste Burg ist unser Gott“ (darunter Luthers Bild) „Gottes Wort
und Luther Lehr vergehen nie und nimmer mehr.“ Auf dem Mantel der mittleren Glocke stand
„Das Wort sie sollen lassen stahn „ „ Das Reich muß uns doch bleiben „ 1886
Nach beendigter Abnahme wurden die Glocken auf den Dorfplatz unter der Friedenseiche
(von 1870 /71):gefahren. Bis die Glocken nach Delitzsch (Kupferschmied Spangenberg )
gefahren wurden, war die Dorfjugend um sie versammelt, so daß man ab und zu mal wieder
den Glockenton hören konnte, wenn ein Fürwitziger den „Bergmann“ (Läuter) spielte. Für ein
kg Metall wurden 3 M Metallwert und 1 M Prämie (für die Gemeinden, die ihre Glocken bis
zum 31. Juli ablieferten) gezahlt.
Kurze Zeit nach der Glockenablieferung ist uns nun auch die letzte verbliebene Glocke zersprungen.
( Das würde bedeuten, daß bereits eine von den 4 Glocken zu diesem Zeitpunkt gesprungen
war) .Es war Donnerstags Abend, als beim letzten Schlag des Feierabendläutens ein
schriller Glockenton mich erschreckte. Die Glocke war gesprungen. Es war als wollte die
letzte Glocke nicht mehr tönen, da man ihre Schwestern in den Krieg geschleppt hatte.
Damit hatte nicht nur die Kirche alle ihre Glocken verloren, sondern auch die Gemeinde
Zaasch hatte ein wichtiges Informations- und Kommunikationsgerät eingebüßt. Zu mindestens
eine Glocke wurde im Dorf gebraucht um wichtige Ereignisse zu verkünden, wie z.B.
Todesfälle, Begräbnisse, aber auch Brände und andere Havarien im Dorf. Elektrische Geräte
oder gar elektronische Ubermittlungsmöglichkeiten ( wie Sirenen ) gab es zu diesem Zeitpunkt
noch nicht.
Weihnachten 1917
Nach langer Zeit fand am 1. Feiertag zum ersten Mal wieder in hiesiger Gemeinde ein Familienabend
statt. Um ½ 8 Uhr hatten sich die Gemeindemitglieder und Schulkinder im Saale
des Gasthauses versammelt. Nach einer kurzen Begrüßungsrede des Herrn Kantor Gebhardt
wurde mit dem alten Weihnachtslied „O Tannenbaum“ begonnen. Im 1. Teil des Unterhaltungsabend
wechselten dann Gedichtvorträge und Chorgesänge miteinander ab. Den 2.
Teil füllte eine Lichtbildervorführung aus. Herr Pastor Erhardt, Zschernitz, führte 40 Lichtbilder
vom Beginn des Weltkrieges bis zum Jahr 1915 vor, die Herr Kantor Gebhardt in interessanter
und humorvoller Weise zu erklären wußte. Den Höhepunkt aber erreichte der Unterhaltungsabend
mit dem Erscheinen Knecht Rupprechts , der mit voll gepacktem, von zwei
Ziegenböcken gezogenem Wagen im Saale seinen Einzug hielt. Für jeden brachte der
Weihnachtsmann eine Gabe. In liebenswürdiger Weise hatten die hiesigen Einwohner das
Unternehmen mit Geld, Äpfeln und sonstigen Gaben unterstützt. Ein frohes Kinderlachen
erfüllte den Saal, wie man es wohl kaum seit Ausbruch des Krieges gehört hatte. Mit dem
20

gemeinsamen Schlußlied : „Wir treten zum Beten“ schloß diese wohlgelungene Feier. Die
Herzen voll Freude, voll wahrer Weihnachtsfreude schieden die Gäste voneinande
r.
Am Heiligen Abend fand in der hiesigen Kirche zum ersten Male eine Christmette unter der
Leitung des Lehrers statt.
Als Ersatz für die beschlagnahmten Orgelpfeifen fertigten die Schulkinder Papp- Orgelpfeifen
an, die mit Aluminiumbronze gestrichen wurden.
Das Jahr 1918
Der erste Weltkrieg ist beendet. Es kommt in der Folgezeit zu massiven Änderungen im
Staatengebilde Europas.
In der Schulchronik berichtet der Lehrer Gebhardt :
Am 17.März 1918 fand abends ½ 8 Uhr im hiesigen Gasthaus eine Konfirmandenabschiedsfeier
in Form eins Familienabends statt. Gesangs- und Gedichtvortrag wechselten einander
ab. Besonderen Beifall erntete ein Volkstanz und eine Vorführung „Im Gefangenenlager“.
Den 3. Teil der Vortragsfolge füllten kinematographische Vorführungen aus :“Deutsche Frauen,
deutsche Treue“ und „Teddy schippt“. „Aus dem Leben unserer blauen Jungs“
Am Sonntag Palmarum ( 24.3.) wurden hier 13 Kinder konfirmiert, 7 Knaben und 6 Mädchen.
Zur Schule wurden 9 Anfänger gebracht, so daß der jetzige Stand 89 beträgt.
Zu erwähnen ist noch, daß Palmarum zur ersten Mal wieder Glockenschall zum Gottesdienst
rief. Durch viele Mühe des Gutsbesitzers B. Winter und des Lehrers wurde es in einer Woche
werkstellig gemacht, unsere beiden zersprungenen C- Glocken im Lager der Kriegsmetallgesellschaft
in Leipzig gegen eine brauchbare umzutauschen. Am Sonnabend vor Palmarum
wurde die Glocke auf den Turm gezogen. Jung und Alt war dabei. Da aber Glockjoch und
Klöppel nicht recht paßten, zogen sich die Arbeiten an der Glocke bis 1 Stunde vor Beginn
der Konfirmation hin. Als die Konfirmanden zur Kirche gingen, sandte sie zum ersten Mal
ihre Klänge ins Dorf.
Man sollte in diesen Zusammenhang allerdings wissen, dass jeder Kirche trotz der Kriegsnot
eine Glocke zugestanden wurde, weil diese, neben ihrer Aufgabe, zu den diversen kirchlichen
Anlässen zu rufen, auch eine wichtige Aufgabe bei der Alarmierung im Brandfalle oder
bei Havarien und schweren Unglücken zu erfüllen hatte. Damit relativieren sich die Bemühungen
der o. g. Personen auf einen Normalfall zur Regulierung des normalen Dorflebens.
(Es folgt ein Bericht über einen Schulausflug am 11.7.1918 in die Dübener Heide.)
Vierzehn Tage vor den Herbstferien begann das sog. Kartoffelscheffeln. Dazu war sonst die
ganze Oberstufe beurlaubt. Die übrigen Schüler der Oberstufe ernteten unter Leitung des
Lehrers Brennesselstengel. Während der Herbstferien fand am 9.und. 10.10 1919 (es muß
wahrscheinlich heißen 1918 ) ein Familienabend im hiesigen Gasthaus statt. Chorgesänge
wechselten mit Gedichtsvorträgen und komischen Duetten ab. 16 Kinder der Oberstufe führten
einen bayerischen Volkstanz vor, während 10 Kinder der Unterstufe das Tanzlied „Brüderchen,
komm tanz mit mir“ tanzten. Großen Beifall fand das Duett „Wenn der Top awwer
nu e Loch ha, lieber Heinrich“, vorgeführt von den Schülern Franz Krause und Elli Neumann.
Der Lehrer hatte von dieser Vorführung eine Aufnahme gemacht und den beiden Kindern für
den Familienabend Postkarten davon zum Verkauf angefertigt. Den Höhepunkt erreichte
unser Familienabend mit der Vorführung des Nationalfilms von Dr. F. Skowrenneck „Herd
und Schwert“ Menschenschicksale aus dem Weltkrieg. Stürmische Heiterkeit erweckten die
21

Filme „Die lustigen Maurer“ „Das brillante Haarfärbemittel“ usw. Alles in allem, ein wohlgelungener
Abend ! Einnahme bei 50 Pfg. Eintritt, 180,50 M, Ausgaben 179 M. Obwohl dieser
Familienabend überall Anklang fand, wird es doch der letzte Familienabend sein, den ich hier
veranstalte, da mir leider einige unverständige Eltern Schwierigkeiten beim Einüben machten.
„Die spanische Krankheit geht rum!“ sagen die Leute. Überall Siechtum und großes Sterben.
Auch in unserem Orte hat diese Seuche 3 Opfer gefordert. Eine Polenfrau von Horns Polen,
eine Tochter des Tagelöhners Karst und die Hausmagd unseres Müllers. Mit Kopfschmerzen,
Frost, Hitze und Schnupfen beginnt die Grippe, Wer sich rechtzeitig schont und mal
tüchtig schwitzt, kann nach 4-5 Tagen schon wieder aufstehen, aber, der es leicht nimmt und
noch Lungenentzündung dazu bekommt, der ist unweigerlich verloren. Zur Zeit gab es fast
kein Haus, wo nicht ein oder zwei Grippekranke lagen.
Vom 1. November 1918 trat wieder eine Verschlechterung der Schulverhältnisse ein. Lehrer
Teubner in Serbitz ist versetzt und nun hat der hiesige Lehrer montags, mittwochs, freitags in
Serbitz, dienstags, donnerstags und sonnabends in Zaasch zu unterrichten.
Deutschland - Republik
4 Jahre lang vermochte Deutschland seinen Feinden Trutz zu bieten, da fielen in letzter
Stunde unsere Bundesgenossen schmählich ab. In Bulgarien hatten sich bereits 1917
deutschfeindliche Treibereien bemerkbar gemacht, denen aber unsere Regierung scheinbar
wenig Wert beilegte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam es daher, als Bulgarien der Entente
einen Waffenstillstand und Frieden anbot. Schmachvolle und entwürdigende Bedingungen
verlangten die Gegner. Da sah sich die Türkei zum Sonderfrieden genötigt. Und
schließlich verließ und noch das „stolze Habsburg“, um dessentwillen der Völkerbrand entfachte.
Die Entente drohte auf österreichischen Bahnen an unsere südliche Reichsgrenze
heranzurücken. Besorgnis überall ! Dazu noch das Zurückweichen unserer Truppen auf dem
westlichen Kriegsschauplatz. Jeder fragte : Wie kommt das nur? Wie ist´s möglich?
Bei Unterredungen mit Frontsoldaten erfuhr ich die verschiedensten Gründe. Einige sagten:
„Der Amerikaner ist zu stark. Das ist kein Krieg mehr, das ist Morden und Schlachten“. Andere
:“ Warum sollen es wir Dummen machen, die schlauen sind reklamiert (zurückgestellt) ,
sitzen wohlgemut zu Hause und füllen sich auf unsere Kosten die Taschen. Wenn alles vor
muß, gehen auch wir wieder mit vor!“ Unmut, Verärgerung, Mutlosigkeit .
Wenn man nun als Unparteiischer urteilen sollte, so muß ich sagen, daß etwas Wahres daran
ist. In unserem Ort von etwa 350 Einwohner gibt es tatsächlich 6 wehrpflichtige Männer,
die keinen Schützengraben gesehen haben, aber Kriegsgewinn einstecken.
Draußen Unmut, Ärger, im Lande Mutlosigkeit und Kriegsmüdigkeit.
Darum gar kein so großes Erstaunen, als einer die Nachricht mit ins Dorf brachte : In Halle
ist Revolution !
Wie sich die Sache abgespielt hat, habe ich von einem Augenzeugen, einem Unteroffizier,
erfahren. Der erzählte mir : Der Anstifter ist in Halle ein Gefreiter der Fliegerabwehr gewesen.
Am 8.November erschien vor der Wache der Fliegerabteilung ein Auto. Die Insassen
gehen in die Wachstube und fordern die Waffen. Große Bestürzung in der Wachstube. Da
setzt der Gefreite dem Diensthabenden den Revolver auf die Brust und fordert nochmals
sofortige Auslieferung sämtlicher Waffen. Auf der Wache wird dann die rote Fahne gehißt.
Von der Fliegerabteilung geht’s im Auto zu allen Kasernen. Auf der Kaserne des Inf. Regt. 36
kam gerade ein Zug mit Maschinengewehren vom Scharfschießen heim. Vom Führer derselben,
eines Offiziersstellvertreters, fordert der Gefreite Auslieferung der Maschinengewehre
und Munition. Während beide noch verhandeln, da sich der Offiziersstellvertreter wehrt,
hat ein Soldat vom Auto aus schon ein Maschinengewehr auf den Zug gerichtet : „Waffen
oder- ?“. So war in Halle mit einem Schlag die Militärmacht gebrochen. Wie in Halle so in
allen Städten und größeren Orten des Reiches. Sogar bis aufs Land drang die Bewegung.
Deutschland ist Republik geworden. Unruhen, Bruderzwist, Bürgerkrieg an allen Orten. Un-
22

ter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg fanden in Berlin blutige Kämpfe statt.
Unordnung, Plünderung, Gewalttätigkeiten sind an der Tagesordnung. Keiner ist mehr seines
Lebens und Eigentums sicher.
Aller Augen warteten darum auf die verfass. Nationalversammlung, die Ordnung schaffen
sollte.
Das Jahr 1919
In der Schulchronik berichtet Lehrer Gebhardt weiter :
Am 19. Januar 1919 fanden dann die Wahlen dazu statt. Serbitz und Zaasch wählten im hiesigen
Gasthause. Wahlergebnis : Große Mehrheit der Unabhängigen ( wahrscheinlich ist die
USPD gemeint ) , obwohl die Leute gar nicht so denken.
Am 25. Januar 1919 Wahlen zur preußischen Landesversammlung. Dasselbe Wahlergebnis!
Die Nationalversammlung tagt nun schon mehrere Wochen in Weimar, aber besser sind die
Verhältnisse trotzdem nicht geworden.
Jeder will möglichst viel verdienen, aber wenig, fast gar nichts machen. Das ist ungefähr die
Losung der breiten Masse.- Arbeit, nur Arbeit kann uns halten und retten.
Am 2. März 1919 sollte nun auch die Wahl der neuen Gemeindevertretung stattfinden. Durch
Vermittlung des Lehrers haben sich aber die bürgerlichen und sozialdemokratischen Parteien
auf einen Wahlvorschlag geeinigt, so daß die Wahl nun hinfällig geworden war.
Es sind gewählt :
1. W. Bergmann, Maurer
2. Schnabel, Arbeiter
3. Nicklisch, Zimmermann
4. Krause, Arbeiter
5. B. Winter Gutsbesitzer
6. F. Richter Gutsbesitzer
7. F. Bergmann, Maurer
Am 1. Weihnachtsfeiertag 1919 fand wieder einmal ein Weihnachtsfamilienabend statt. Die
hiesigen Einwohner waren alle dazu schriftlich eingeladen worden. Dabei waren sogleich
Spenden mit eingesammelt worden. Wir hatten soviel Geld erhalten, daß ich fast für jedes
Kind ein Geschenk im Wert von 2 M kaufen konnte. Die Vorführungen fanden reichlich Beifall.
Die Programme hatte uns die Direktion der „Hallischen Nachrichten“ kostenlos geliefert
Mit der neuen Zeit ist auch ein neuer Geist in der Schule eingezogen. Die politischen Beunruhigungen
spielen bis in die Schulklasse hinein. Zucht und Ordnung sind schwer gefährdet.
Dazu kommen noch recht zahlreiche Neuerungen, die den gesamten Schulbetrieb sehr zu
erschüttern scheinen
Das Jahr 1920
.
Die 1. Neuerung ist der Elternbeirat
Sonntag, den (Datum fehlt) 1920.fand in der hiesigen Schulklasse die Wahl zum Elternbeirat
statt. Es waren zwei Wahlvorschläge aufgestellt.
1. Wahlvorschlag : Schuster - Winter.
2. Wahlvorschlag : W. Bergmann – Schinkel.
23

Die Wahlbeteiligung war ziemlich schlecht. Es sind gewählt worden
1. Gutsbesitzer L. Schuster
2. Maurer W. Bergmann
3. Viehhändler O. Schinkel
4. Schweizer O. Muck
5. Arbeiter O. Kemmling
Nachdem Herr Pastor Ehrhardt, Zschernitz, den Vorsitz im Schulvorstand niedergelegt hatte,
wurde der hiesige Lehrer Gebhardt von der Regierung in Merseburg zum Schulvorstandsvorsitzenden
ernannt. Da nach einer Verfügung des Landrates eine Neuwahl des hiesigen
Schulvorstandes erforderlich war, wählte die Gemeindevertretung folgende Herren zum
Schulvorstand :
1. Lehrer Gebhardt, Vorsitzender
2. Gemeindevorsteher Schaaf, Stellvertreter
3. Pastor Erhardt (von Amtswegen)
4. Gutsbesitzer Schuster
5. Viehhändler Schinkel
6. Schweizer O. Muck.
Während der sog. „Kapptage“( Anfang März 1920 hatte es in Mitteldeutschland einen Putschversuch
unter Wolfgang Kapp gegeben, der am 17.3. 1920 scheiterte) herrschte auch in unserem
Dorfe Aufregung. Abends kam eine Schar 20-30 halbwüchsige Burschen und forderten Herausgabe
aller Waffen. An Flegeleien, Rohheiten und Frechheiten ließen sie es nicht fehlen.
Im Lehrerhaus waren sie auch; da sie nichts erhielten, versprachen sie am nächsten morgen
wiederzukommen. Frühmorgens ½ 10 Uhr ,ich rechnete gerade mit den Kindern, kamen 15-
20 schwer bewaffnet mit Handgranaten, Gewehren usw. und forderten mich auf ,Waffen abzuliefern.
Da ich keine Waffen führte, zogen sie nach langem Verhandeln ab. An den Schießereien
in der Umgebung nehmen verschiedene hiesige Einwohner regen Anteil. Den Geschützdonner
von den Halleschen Schießereien konnte man hier ganz deutlich hören.
Sonntag, den (Datum fehlt) 1920 fand die Wahl zum ersten republikanischen Reichstag statt.
Wie zu erwarten, erhielt die USPD eine große Mehrheit. Da infolge der Märzunruhen der
bisherige Landrat Manteuffel beurlaubt war und die USPD im Kreis die stärkste Partei, erhielten
wir dann auch einen „unabhängigen“ Landrat, den Zigarrenfabrikanten Raute, Eilenburg.
Bei der diesjährigen Impfung am (Datum fehlt) 1920 unterzog der Kreisarzt die hiesige
Schulklasse einer Revision.. (Trinkwasserprobleme, Kinderuntersuchung, Besichtigung des
Grundstücks usw.) Mangelhaft fand er die Abdeckung des Brunnens, auch müssen Turn-
und Spielgeräte ergänzt werden.
Eine 2. Neuerung bildeten die Spielnachmittage und Wandertage. Besondere Spielnachmittage
kann ich nicht einführen, da der Unterricht auf den Vormittag gelegt ist und am Nachmittag
die Kinder Feldarbeiten verrichten. Dafür werden aber die Spiele in den Turnstunden
recht gepflegt. Nach der Verfügung des Herrn Ministers soll jeden Monat ein Wandertag
stattfinden, dem ist entsprochen worden.
Unser erster Wandertag führte uns in Gemeinschaft mit den Serbitzern über Rödgen nach
den Schwedenschanzen (Überreste der Verschanzungen aus dem Dreißigjährigen Kriege).
Von da aus ging´s nach Neuhaus und Paupitzsch, an den Karpfenzuchtanlagen vorbei. Gegen
10 Uhr waren wir im Walde und machten im Forsthaus Zöckeritz Rast. Nachdem wir
noch im Walde eine Schnitzeljagd gemacht hatten, marschierten wir über Petersroda wieder
heim.
Zu unserem 2 Wandertag hatten wir uns Peter und Paul gewählt. Denn da war in Delitzsch
Jahrmarkt und nur am Peter- Paul um 12 Uhr Mittags arbeitet das mit der Turmuhr in Verbindung
gebrachte mechanische Bildnis von Adam und Eva (Apfelbiss). Da wir in Heimatkunde
gerade unsere Kreisstadt besprachen, bot uns der Spaziergang durch Delitzsch viel Interessantes
(Wendenhain, Opferstätte, Heiligbrunnen, Stadtmauer, Türme, Gasanstalt, Seminar,
24

Promenaden). Einkehr hielten wir in der am Lober so idyllisch gelegenen Elberitzmühle.
Nach einem Gang über den Jahrmarkt ging´s wieder heim.
Unseren 3. Wandertag verbrachten wir in Jeßnitz- Muldenstein. Frühmorgens um 6 Uhr fuhren
wir IV Klasse über Bitterfeld ( an den Gruben und Chem. Werken vorbei) bis nach Jeßnitz.
Durch Jeßnitz über die Muldebrücken nach Altjeßnitz. Dort besichtigten wir den zum
Schloß gehörigen natürlichen Irrgarten. Diese Anlage schuf ein gefangener Franzose 1870.
Durch Rüster- und Klemmhecken sind viele schmale Gänge gebildet worden, die zu einem
Aussichtsturm führen. Viele Sackgassen und Kreuzungen verwirren den Besucher. Das war
für die Kinder ein Vergnügen ! Von da aus ging´s nach Roßdorf. Mittagsrast. Von Roßdorf
mit Gesang durch die Dübener Heide an den Siedlungen vorbei nach Muldenstein. Muldensteiner
Werk. Der Zug 12.37 führte uns wieder der Heimat zu. Leider konnten einige Kinder
an dem Ausflug nicht teilnehmen, da die Eltern die Eisenbahnfahrt nicht bezahlen wollten.
Ein wunder Punkt der Wandertage! In der letzten Woche vor Ostern unternahmen wir
unseren
vierten Wandertag über Serbitz, Pohritzsch nach Landsberg. Dort bestiegen wir den Kapellenberg
und konnten weit Ausguck halten. Über Carlsfeld, Brehna, Serbitz marschierten wir
wieder heim.
Das Jahr 1921
Am 18.Jan. wird in Zaasch eine eigene Feuerwehr gegründet.
Die Lehrer Gebhardt in der Schulchronik berichtet weiter
Am Montag, dem 11.9.21 bekam unser Dorf die 3. Komp. IR 11 (Infanterieregiment 11)
Frankenberg zur Einquartierung. Infolge der kommunistischen Hölzunruhen war Reichswehr
in hiesiger Gegend eingerückt. Da die Städte wieder ruhiger geworden waren und nur noch
auf dem platten Lande Banden der roten Garde ihr Unwesen trieben, wurde die Reichswehr
auf die Dörfer der Umgebung von Delitzsch verteilt. So erhielt auch unser Dorf Einquartierung.
Leider hat sich während dieser Zeit ein bedauerlicher Unglücksfall ereignet Die elfjährige
Tochter des Gutsbesitzers Alfred Winter „Leni“ wurde von einem Reichswehrsoldaten auf der
Gesindestube bei Gewehrübungen erschossen. Zu ihrem Geburtstag, am 16.4.1921, haben
wir sie dann zur ewigen Ruhe gebettet. Das Inf. Batl. hatte die Batl .Musik gestellt, die 3.
Komp. ging als Ehrenkomp. unter Gewehr mit. Zahlreiche Abordnungen der militär. Formationen
gaben ihr das letzte Geleit. Auf den Schultern von 8 Unteroffizieren in Stahlhelm trug
man sie zur letzten Ruhestätte. Ein sehr schönes und würdiges Begräbnis. Aber trotzdem
kann uns der Verlust nicht ersetzt werden, den unsere Klasse durch ihr Hinscheiden erlitt.
Sie war uns eine liebe, lebensfrohe Freundin, deren Mund nur lachen konnte; sogar auf dem
Totenbett zeigte ihr Antlitz noch lachende Züge so rasch und unerwartet war der Tod gekommen.
Wir werden ihr immer ein ewiges Gedenken bewahren, möge sie sanft ruhen!
Nachdem sich nun wieder die Sturmwellen des Aufruhr beruhigt hatten und die eingeschüchterte
deutsche Bürgerschaft aus ihren Schlupfwinkeln sich wieder ans Licht wagte und man
wieder einigermaßen eine eigene, unparteiliche Meinung äußeren konnte, besann man sich
allerorten an die heiligste Ehrenpflicht : Den Helden des Weltkrieges zum Dank Ehrenmäler
zu setzen So entstand auch in unserem Dorf eine Kommission zwecks Errichtung eines Ehrenmals.
So wurde dann am (Datum fehlt) unser Kriegsdenkmal gebaut. Es ist aus Tauchaer
Granit gehauen, demselben Steine wie das Material des Völkerschlachtdenkmals zu
Leipzig. Die Kosten wurden durch Haussammlungen aufgebracht. Der Bau des Denkmals
fiel in die unglückselige Inflationszeit, die manchem Glück und Vermögen geraubt. Für unser
Denkmalsbau war sie günstig., heute könnten wir nicht mehr an einen Denkmalsbau denken.
Gelegentlich einer Kirchenvertretung durch Herrn Superint. Petersell, Landsberg, bekam der
Lehrer Kenntnis von einer „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmä-
25

ler des Kreises Delitzsch“ Das ist eine Buchausgabe vom Jahre 1892, die nur in der Pfarrbibliothek
zu Landsberg ist. Diese günstige Gelegenheit benutzte der Lehrer und schrieb im
folgenden die Ausführungen über Zaasch nieder :
Zaasch
Pfarrkirchdorf, 5 km nordwestlich von Delitzsch gelegen, läßt wendische Anlage des Dorfes
nicht erkennen. Die Kirche liegt südlich im Dorfe. Sie ist eine spätromanische Anlage, deren
Turm über dem Sanctuarium aufgebaut war An Stelle der Apsis dieses Altarraumes ist wohl
im Beginn des 16. Jahrhunderts der jetzige Chor von Turmesbreite in Bruchsteinen mit
Backsteinsockel und Simsen ohne Strebepfeiler dreiseitig schließend angebaut worden, so
dass nun wie zu Wolteritz der Turm etwa in der Mitte des Gebäudes steht. Das Bruchsteinmauerwerk
der romanischen Stücke hat keine Eckquaderung, auch die Fenstergewände
sind nicht in Bruchsteinen ausgeführt. Man sieht ein altes vermauertes Fenster im Schiff an
er Nordwand, auch an der Nordwand des Turmes ist noch ein romanisches Fensterchen zu
sehen. Eine vermauerte Tür auf der Südseite, des Turmes, flachbogig mit Backsteinen überdeckt,
ist nicht ursprünglich (Fortsetzung folgt) ( diese Fortsetzung ist nicht zu finden, dafür habe
ich aus dem Originalbuch von Schönermark den kompletten Text fotokopiert, das Buch kann im
Schloß Delitzsch eingesehen werden / Dedek.)
Das Jahr 1924
Laut Adressbuch des Kreises Delitzsch hat Zaasch zum jetzigen Zeitpunkt 355 Einwohner.
Gemeindevorsteher war Herr Krone, ein Landwirt aus Zaasch.
Pfarrer war der in Zschernitz ansässige und für Zaasch mit zuständige Herr Erhardt, als Lehrer
ist ein Herr Gebhardt verzeichnet.
In Zaasch waren 11 Gewerbe angemeldet, darunter
die Gastwirtschaft der Witwe Marie Schilde
zwei Brennereien u.a.
Die Landwirtschaft wurde von 9 namentlich aufgeführten Landwirten betrieben.
Als Hausbesitzer sind weiterhin 12 Namen aufgeführt.
Als Vereine sind ausgeführt : Freiwillige Feuerwehr
Schießverein
Gesellschaftsverein „Quotimo“
Kaninchenzüchterverein
Das Jahr 1925
Offensichtlich aus gegebenem Anlass wird im „Amtlichen Verordnungsblatt“ vom 17.Juli
1925 darauf hingewiesen, dass es nicht erlaubt ist, nach Wahlen oder Abstimmungen, die
Namen der Nichtwähler öffentlich bekannt zu geben.
Das Jahr 1926
Zum Jahresende wird das Frauenzuchthaus im Schloß von Delitzsch welches im Dez. 1860
eingerichtet worden war aufgelöst, ein Jahr später erwirbt die Stadt Delitzsch die Gebäude.
26

Laut „Amtlichen Verordnungsblatt“ mehren sich im Kreisgebiet die Fälle von Maul - und
Klauenseuche massiv. So werden in diesem Jahr Fälle dieser Seuche in den Viehbeständen
der Zaascher Gutsbesitzers Ludwig Schuster, Teutschbein, Bley gemeldet.
Im gleiche Verordnungsblatt wird unter dem Datum vom 12.März auf eine Polizeiverordnung
aus dem Jahre 1908 aufmerksam gemacht. Dort heißt es u.a.
Das Fahrrad
§ 2 Jedes Fahrrad muß versehen sein :
1. mit einer sicher wirkenden Hemmvorrichtung
2. mit einer helltönenden Glocke zur Abgabe von Warnungszeichen
3. während der Dunkelheit oder bei starkem Nebel mit einer hellbrennenden Laterne mit
farblosen Gläsern, welche den Lichtschein nach vorn auf die Fahrbahn wirft
Der Radfahrer
§ 3 Der Radfahrer hat eine auf seinen Namen lautende Radfahrerkarte bei sich zu führen
und auf Verlangen dem zuständigen Beamten vorzuzeigen.
§ 5 Die Fahrgeschwindigkeit ist jederzeit so zu einzurichten, daß Unfälle und Verkehrsstörungen
vermieden werden. Innerhalb geschlossener Ortschaften darf nur mit ,mäßiger Geschwindigkeit
gefahren werden.
§ 6.... Auch an unübersichtlichen Stellen ist das Glockenzeichen zu geben. Das Abgeben
von Glockenzeichen ist sofort einzustellen, wenn Tiere dadurch unruhig oder scheu werden.
Strafbestimmungen
3 15 Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen
bestraft
In diesem Jahr beginnen die ersten Vorarbeiten für eine Kleinbahn von Rackwitz über Delitzsch
nach Glesien. Diese Kleinbahn wird in den kommenden Jahren zu einen sehr beliebten
Verkehrsmittel werden.
Das Jahr 1927
In der Schulchronik berichtet der Lehrer Gebhardt weiter :
Weihnachtsfamilienabend
Zum ersten Weihnachtsfeiertagabend hatte die hiesige Schule allem Herkommen gemäß
Eltern und Einwohner zu einer Weihnachtsfeier mit anschließender Bescherung aller Zaascher
Kinder in hiesigen Gasthaus eingeladen. Mit dem gemeinsamen Gesang des alten
deutschen Weihnachtsliedes „O Tannenbaum“ wurde der Familienabend eröffnet. In der
darauf folgenden Begrüßung und Ansprache unseres Lehrers, Herr Gebhardt, wies dieser
auf die Bedeutung solcher Familienabende hin
1. Die Verbindung von Schule und Elternhaus noch inniger zu gestalten
2. Den Außenstehenden ein beredtes Zeugnis von der Arbeit der modernen, neuen Schule
zu geben und
3. Die Alten für ein paar Stunden die Sorgen und Nöte des grauen Alltags vergessen lassen
und in ihnen alte längst vergessene Jugenderinnerungen wieder wachrufen.
Und nun wechselten Chorgesänge, deklam. Gesangsduette, Klaviervorträge und schöne alte
Volkstänze miteinander ab. Den ersten Teil des Abends beschloß eine wohlgelungene Aufführung
des Märchenspiels „Hänsel und Gretel“ (frei nach Humperdick) Während der erste
Teil rein weihnachtlichen Charakter trug, schwelgte der zweite Teil in Jugenderinnerungen.
Mit dem schönen Radeckschen Liede „Aus der Jugendzeit“ wurde er eingeleitet. Den Abschluß
bildete ein modernes, soziales Weihnachtsspiel . „Der Christmarkt“. Kostüme und
Ausstattungen waren alle gemeinsam von der Schülerschaft selbst entworfen und angefertigt
worden. Den Höhepunkt des Abends aber bildete die anschließende Bescherung. In liebenswürdiger
Weise hatten die hiesigen Besitzer Pfefferkuchen und Äpfel gespendet. Verschiedene
große Firmen hatten allerhand Geschenk- und Gebrauchsartikel kostenlos zur
27

Verfügung gestellt, so dass jedes Kind schwer beladen und wohl befriedigt heim ziehen
konnte. Allen gütigen Spendern und tätigen Mitarbeitern sei an dieser Stelle nochmals herzlich
gedankt. Alles in allem ein rechter Erfolg, auch für die veranstaltende Klassengemeinschaft,
die den Reinertrag des Abend zur Bezahlung ihres neuen Epidiaskops ( Das ist ein
Bildwerfer, mit dem man Bilder aller Art aus Zeitungen und Büchern vergrößert an die Wand bringen
kann) verwenden will. Strahlenden Auges und voller Weihnachtsfreude im Herzen kehrten
Jung und Alt heim mit dem Wunsche, recht bald wieder einen solchen genußreichen Abend
feiern zu können.
Nachgetragen werden muß noch, daß ab 1.Juli 1927 die Regierung zu Merseburg unserer
Schule einen Hilfslehrer zugeteilt hat. Derselbe wird von der Regierung besoldet und verursacht
der Gemeinde keinerlei Kosten. Die Schulklasse ist nun wie folgt eingeteilt
• 1. Klasse ( 3.-8.Schuljahr) Vormittagsunterricht Lehrer Gebhardt
• 2. Klasse (1.u. 2 Schuljahr) Nachmittagsunterricht Hilfslehrer Keindorff
Da der Nachmittagsunterricht bis 5 Uhr abend erteilt wird, mußte in die Klasse elektr. Licht
verlegt werden. Nachdem nun unsere Klasse elektr. Licht bekommen hatte, erwarb sich die
Klassengemeinschaft ein Epidiaskop , das sie selbst durch Familienabende usw. bezahlen
will. Jeden Dienstag Abend veranstalten wir unseren Lichtbildabend in der Schule.
Das Jahr 1928
Weiter geht es mit den Eintragungen des Lehrers Gebhardt in der Schulchronik
Am 5.3.1928 unternahm unsere Klasse wieder ihren ersten Wandertag im neuen Jahr. Die
erste Klasse wanderte über Rödgen nach den Schwedenschanzen bei Benndorf. Dabei wurden
die immer näher heranrückenden Braunkohlengruben mit ihren mächtigen Kippen eingehend
betrachtet. In den alten Schwedenbefestigungen wurde ein lustiges Geländespiel
veranstaltet. Von da aus ging´s durch Benndorf nach dem sog. Kosebruch, einem idyllisch
gelegenen Sumpfgelände mit verwitterten Pappeln und Weiden. Wildenten und Wasserhuhn
fuhren aufgescheucht auf, und der Grünspecht konnte auf seinem Reviergang beobachtet
werden. Durch die Schenkenberger Gemüseaue führte uns der Weg wieder unserem heimatlichen
Dörfchen zu.
Die Kleinen waren am Nachmittag auf die Rödgener Wiese gewandert und konnten da das
Herannahen des Frühlings an Pflanzen- und Tierwelt der Heimat miterleben.
Am 14.5. 1928 unternahm die Oberstufe einen Radausflug nach dem Forsthaus Spröda.
Punkt 7 Uhr starteten wir. Unser Weg führte uns durch Storckwitz und Delitzsch. Die Jungen
und Mädel hatten Gelegenheit, unseren theoretischen Verkehrsunterricht praktisch verwenden
zu können. Überall erregte die schmucke Radlerkolonne durch ihre vorbildliche Fahrdisziplin
das Interesse der Passanten. Gegen ½ 9 Uhr trafen wir am Forsthause ein. Nun ging
es zu Fuß in den morgendlichen, frischen Wald hinein. Dort wurden Betrachtungen über den
Einfluß von Wind und Wetter auf den Pflanzenwuchs angestellt. Mitten im Walde fanden Orientierungsübungen
statt. Mit einem lustigen Wanderlied ging es zum Forsthaus zurück. Dort
wurden noch verschiedene Momentaufnahmen geknipst. Gegen 11 Uhr rüsteten wir uns zur
Heimreise. Aber „mit des Geschickes Mächten ist kein ew´ger Bund zu flechten“. Eine Radpanne
sollte uns noch 1. Stunde festhalten. Aber alle, Buben und Mädels griffen emsig zu,
und so war auch bald dieser Schaden behoben. Um ½ 1 Uhr trafen wir wieder in Zaasch
ein. 28 km Weges hatte meine forsche Radlerkolonne an einem Halbtag zurückgelegt.
Am Freitag dem 28.Juni 1928 , veranstaltete die Schülergemeinschaft einen Wandertag
nach der Gotsche. Unser Weg führte uns am Tagebau der Grube „Ludwig“ vorbei. Die Kinder
beobachteten das geschäftige Treiben in der Grube und sahen den Werdegang der Hausbrandkohle
vom Kohlenflöz bis zum fertigen Brikett. Mitten im herrlichen Laubwald wurde
Rast gemacht. Dann ging ´s querwaldein über Paupitzsch- Petersroda wieder heimatlichen
Fluren zu.
28

Am Diensttag dem 21. Aug. unternahm die Oberstufe einen Radausflug zum Flughafen Halle-
Leipzig. 18 schmucke Radler fuhren zum Dorf hinaus. Unser Weg führte uns über Kyhna-
Peterwitz- Klischmar - Kölsa - Glesien nach Schkeuditz In entgegenkommender Weise gewährte
uns die Flugleitung freien Eintritt und einen illustr. Prospekt über Flughafen, Flugkarte
und Flugplan. Die Schüler hatten dann Gelegenheit, die verschiedensten Flugzeugtypen
kennen zu lernen und aus nächster Nähe betrachten zu können. Nach Besichtigung der
prächtigen Dahlienschau ging es wieder heim über Glesien, Wiedemar, Klischmar, Kyhna.
Erste Schulkinderuntersuchung
Am Mittwoch, dem 7.Nov. fand die erste Untersuchung der Schulkinder durch den neuangestellten
Kreisschularzt Dr. Lemm, Eilenburg statt. Die Untersuchung hatte folgendes Ergebnis
:
• 62 % Halsdrüsen
• 38 % schlechtes Gebiss
• 75 % Unternormalgewicht
• 18 % Normalgewicht
• 7 % Übernormalgewicht
Dieses überraschende Untersuchungsergebnis zeigt, wie dringend notwendig eine ärztliche
Überwachung des Gesundheitszustandes unserer Landeskinder ist.
Lt. Amtl. Verordnungsblatt v. 19.Okt. wurde eine Sammlung für den Verein für das Deutschtum
im Ausland mit insgesamt 1560,40 RM abgerechnet, wobei die Gemeinde Zaasch mit
17,35 RM beteiligt war.
Es ergeht die Anweisung an alle Fahrradfahrer sich um die Beschaffung eines rot- gelben
Schlußlichtes für ihre Fahrräder zu bemühen.
Das Jahr 1929
Der Lehrer Gebhardt schreibt in seiner Chronik.
Für den nach Osmünde versetzten Hilfslehrer Keindorff wurde am 1.5.1929 Schulamtsbewerber
Sünderhauf als Hilfslehrer berufen.
Vom 27.4. bis 12.5 mußte die Schule auf Anordnung des Kreisarztes wegen Keuchhusten
geschlossen werden.
Gelegentlich des 50-jährigen Bestehens des hiesigen Kriegervereins wurde am 1.7. ein Heimat
und Kinderfest für alle Kinder der Gemeinden Zaasch und Serbitz veranstaltet. Gemeldet
waren 142 Kinder. Um 2 Uhr versammelten sich die Kinder am Dorfplatz und unter den
Klängen flotter Marschmusik ging ´s im langen Zug durchs Dorf nach dem Festplatz. Der
Umzug der Kinder mit den schönen Blumenbogen der Mädchen und den grünen Seppelhüten
der Knaben bot einen lieblichen, farbenfreudigen Anblick. Auf dem Festplatz vergnügten
sich die Kinder mit Preisschießen, Vogelstechen und allerlei Belustigungen Die erste Knabenabteilung
führte moderne Turnspiele vor. Leider mußten die Spiele infolge kräftiger Regenschauer
oft unterbrochen werden. Glücklicherweise standen noch die Zelte vom Sonntag,
so daß sich alles ins Trockene retten konnte. Abends führte Lehrer Gebhardt mit den
Knaben und Mädchen der 1. Klasse alte deutsche Volkstänze auf, die mit sehr reichlichem
Beifall aufgenommen wurden. Auch für das leibliche Wohl war sehr reichlich gesorgt. Jedes
Kind bekam seinen eigenen Becher mit Kaffee und Kuchen, Limonade und zum Abendbrot
eine Würstchensemmel. Bei Einbruch der Dunkelheit empfingen die Kinder eine komplette
Stocklaterne, und bald bewegte sich eine lange bunte Lampionkette zum Dorf zurück. Am
Denkmal fand der Zug sein Ende. Lehrer Gebhardt dankte im Namen der Schülergemeinschaft
den gütigen Spendern und tätigen Mitarbeitern und versprach, während seiner Tätigkeit
in Zaasch von nun an, an jedem 1. Sonntag im Juli ein Kinderfest für alle Kinder der
29

Gemeinde zu veranstalten . Und so war das alte, längst vergessene Zaascher Heimats- und
Kinderfest wieder erstanden. Mit einem Hoch auf die Spender, unser deutsches Vaterland
und den Reichspräsidenten v. Hindenburg schloß das erste Zaascher Heimatfest.
Es folgt eine Bericht über eine zweitägigen Schulausflug in die Dübener Heide.
Das Jahr 1930
Durch den Vors. des Kreisausschusses werden am 01.März nach entsprechenden Wahlen
bestätigt:
Als Gemeindevorsteher : Gutsbesitzer Eduard Krone
Als Schöppen : Gutsbesitzer Bruno Winter, Arbeiter Richard Heilemann
Als Stellvertr Schöppe : Gutsbesitzer Hugo Horn
Mit Datum vom 23.Okt wird der Gutsbesitzer
Walter Bley als Gemeindevorsteher bestätigt.
Die Schulchronik berichtet weiter.
Am Mittwoch, dem 12.2.1930. weilte die Arbeitsgemeinschaft des Schulaufsichtsbezirkes
Halle II (Land) unter Führung des Rektors Hebell- Nietleben als Gast in der hiesigen Schule.
Das Schülerorchester (Mundharmonika) begrüßte die Gäste mit zwei Konzertstücken. Dann
führte Lehrer Gebhardt den Junglehrern mit seiner Mittel- und Oberstufe eine Stunde Verkehrsunterricht
und Verkehrsschulung vor. Anschließend gab Hilfslehrer Sünderhauf 1. Std.
Gesamtunterricht im 1. und 2. Schuljahr.
Zur Erklärung des Gesehenen hielt Lehrer Gebhardt einen ausführlichen Vortrag über Verkehrsunterricht
im Sinne der Reg. Verfügung vom 25.9.1929.
Am 18.3.1930 legte der hiesige Hilfslehrer H. Sünderhauf - Eilenburg vor der zuständigen
Prüfungskommission (Reg. Schulrat Schwarzhaupt, Schulrat Busse, Rektor König ) seine
zweite Lehrerprüfung mit gutem Erfolg ab.
Schulausstellung
Am Sonntag. dem 29. März, fand im hiesigen Schulsaal eine Ausstellung modernen Schülerarbeiten
statt. Besonderes Interesse erregten die Reliefmalereien der Oberstufe und die
illustrierten Aufsätze. Als Ergebnisse des Werkunterrichtes waren die verschiedensten Plastilina-,
Papp-, und Holzarbeiten ausgestellt. U.a. wurde auch die zeichnerische Entwicklung
des Schulkindes von der einfachen Bilderschrift bis zur vollendetsten Aquarellmalerei gezeigt.
Auch die modernsten Techniken, wie Scheren-, Schablonen- und Linolschnitt, Stempeldruck,
Anfertigung von Spritzpapieren usw. wurden fleißig geübt. Im Sandkasten hatte die
Mittelstufe in der Heimatkunde unser Dorf aus Streichholzschachteln aufgebaut. Die Mädchen
zeigten moderne Nadelarbeiten. Ja sogar einen richtiggehenden Rundfunkempfänger
mit Außenanlage hatte sich die Klassengemeinschaft gebastelt. Zur Durchführung des neuen
Schulbücherei- Erlasses hatte eine Arbeitsgemeinschaft der Knaben ein schmuckes Bücherbrett
gezimmert. Alles in allem, eine wohlgelungene Ausstellung, die den Eltern und Gönnern
der Schule ein lebhaftes Bild der heutigen Schule zeigte.
Von der Schule
Laut Reg. Verfügung vom 25.3. ist die hiesige Hilfslehrerstelle ab 1.April wieder eingezogen
worden, obwohl die Schülerzahl im neuen Schuljahr 62 beträgt. Dem seit April vorigen Jah-
30

es hier beschäftigt gewesenen Hilfslehrer Sünderhauf ist eine Vertretung in Burgkemnitz
übertragen worden. Da die Klassenfrequenz in den nächsten fünf Jahren aber steigt, wird
wohl mit der Errichtung einer planmäßigen zweiten Lehrerstelle gerechnet werden müssen.
Familienabend
Am Sonntag, dem 6.April veranstaltete die hiesige Schülergemeinschaft unter Leitung des
Lehrers Gebhardt anläßlich der Schulentlassung einen Familienabend. Der Saal war bis auf
den letzten Platz gefüllt. Der Reinertrag der Veranstaltung soll zur Erweiterung des Schulorchesters
und als Reisekostenzuschuß zur großen Harzreise verwendet werden. Während
der erste Teil der Darbietungen den Konfirmanden gewidmet war, trug der zweite Teil den
Charakter einer Frühlingsfeier. Eingerahmt wurde das Programm durch Vortragsstücke des
neuen Mundharmonikaorchesters. Ganz besonderen Beifall ernteten die erstmals zum Vortrag
gebrachten Sprechchöre mit Mienen- und Gestenspiel. In bunter Folge wechselten
Volkstänze, Deklamationen, Duette und Chorgesänge ab. Den Höhepunkt des Abend bildeten
die beiden dramatischen Darbietungen „Das tapfere Schneiderlein“ v. H. Römer und
„Schneewittchen“. Zur Belohnung erhielten die kleinen Künstler Kaffee und Pfannkuchen.
Es folgt noch ein Bericht über einen Fahrradausflug.
Ab 09.Juni wird die Straße von Zaasch nach Storckwitz wegen Pflasterarbeiten gesperrt.
Die Landkraftwerke Leipzig AG in Kulkwitz müssen wegen Überlastung des Elektrizitätsnetzes
mit den einzelnen Gemeinden Druschordnungen festlegen, da die Zahl der Kraftstromanschlüsse
in den Dörfern stark angewachsen ist.
Im Dezember wird Zaasch erneut zum Sperrbezirk erklärt, weil in den Tierbeständen des
Gutsbesitzers Walter Bley die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden ist.
Das Jahr 1931
Ab 1.4.1931 ist Lehrer Max Gebhardt nicht mehr in Zaasch. Am 1.5. wären es 14 Jahre Zaascher
Schularbeit für ihn geworden. Die Regierung hat ihn befördert und als Konrektor nach
Canena bei Halle versetzt.
Mit der Verwaltung der Lehrer- ,Küster- und Organistenstelle wurde der Schulamtsbewerber
Herbert Sünderhauf, beauftragt. Ich bin am 13.2. 1905 in Droysig bei Zeitz geboren, war von
1919- 1925 auf der Präparande und dem Lehrerseminar in Eilenburg und dann nach dem
Bestehen meiner Seminarentlassungsprüfung zunächst ohne Beschäftigung. Eine Wartezeit
von einigen Jahren wurde uns vorhergesagt .Ich war daraufhin 9 Monate im Kontor der Eilenburger
Motorenwerke tätig, und hatte dann Glück und war fast 2 Jahre lang Lehrer an der
Privatrealschule der Herrenhuter Brüdergemeinde in Königsfeld im Schwarzwald. Eine Zeitlang
verwaltete ich die einklassige Schule in Rödgen bei Eilenburg, war Hilfslehrer in Mötzlich
/Saalkreis), Hospitant in Wedelwitz bei Eilenburg und in der Stadt- und Hilfsschule Eilenburg,
dann Vertreter in Gollma, von Ostern 1929- 31.3.1930 Hilfslehrer in Zaasch, dann noch
Hilfslehrer in Burgkemnitz und 7 Wochen bis 31.3.31 Lehrer an der Pestalozzi- und der
Westschule in Bitterfeld. Den Zaaschern bin ich also kein Fremder mehr. Das zeigte sich
auch am 9.4.31, als wir meinem lieben Kollegen und Freunde, dem Scheidenden, einen Abschiedsabend
veranstalteten, auf dem auch die Zaascher ihrer Dankbarkeit durch ein schönes
Geschenk Ausdruck verliehen.
Bemerkt sei noch, dass ich 6 Semester in Halle studierte.
Und nun hoffe ich, im alten Zaascher Schulhaus, das aber schön neu gemacht werden soll,
lange und erfolgreich arbeiten zu können und mein Glück zu finden.
Sommer 1931 : Pfarrer Käetzk, Zschernitz, der auch für Zaasch zuständig war, ist unerwartet
schnell einem Rufe nach Holland gefolgt, nachdem er hier nur etwa 2 Jahre gewesen ist.
Vertreter ist Pfarrer Schräpler, Schenkenberg.
31

Ab 19.7.1931 herrschte im Schulhaus Zaasch wieder regeres Leben. Eine junge Frau hat
hier Einzug gehalten. Ich habe mich mit Fräulein Ilse Winter aus Zaasch verheiratet, die die
Zaascher Schulbänke früher selbst gedrückt hat. Alten Aufzeichnungen nach ist sie die 2.
oder gar 3. Lehrerfrau die aus Zaasch selbst stammt und hier Einzug hielt.
August 1931 : Die Oberstufe machte einen schönen Radausflug über Petersroda, Holzweißig,
Bitterfeld in die Dübener Heide und nach Zschornewitz zur Riesenförderbrücke (ca. 300
m lang, Baukosten 11.000.000 Mark), von da gings nach Forsthaus Pöplitz und Altjeßnitz in
den Irrgarten, über Jeßnitz i. Anhalt und Greppin wieder heim nach Zaasch.
25. Oktober 1931: Am ersten Kirmestag fand auf einem Luzernenfelde an der benachbarten
Rödgener Mühle ein Flugtag statt. Ein kleiner Doppeldecker, den wir am ersten Schultag
nach den Ferien ganz aus der Nähe betrachteten (wir waren alle auf dem Felde ) und 2 Eindecker
führten Kunstflüge aus. Zwei Fallschirmabsprünge wurden gezeigt. Ein Verkehrsflugzeug
führte Rundflüge über Delitzsch und Umgebung aus. ( pro Person 7 M, 4 Personen auf
einmal )
7.12.31 : 2 Stunden Unterricht, dann Wanderung nach Delitzsch: 2 bis 8 Schuljahr. Jeder
hatte einen Bleistift, einen Zettel und eine Aufgabe. Schon unterwegs beginnt das Aufschreiben.
Eine Gruppe schreibt Wegweiser auf, eine andere Autonummern und Zeichen, in Delitzsch
werden Straßennamen, Verkehrszeichen und Firmenschilder der Bäcker, Fleischer,
Uhrmacher usw. notiert und aufgemalt. Wir brauchen ziemlich lange Zeit, ehe wir auf den
beiden Bahnhöfen sind , die uns reiches Material über das Sachgebiet Eisenbahn liefern. Auf
der Rückwanderung kommt es uns zustatten, daß Herr Bruno Winter unsere Kleinsten auf
seinem Wagen nach Zaasch fährt.
Es geht mit einem Bericht über einen Theaterbesuch in Halle weiter
20.12.31 : Heute fand im Gasthof unsere Weihnachtsfeier statt. Um 8 Uhr wollten wir beginnen.
5 Min. vor ½ 8 Uhr war schon kein Sitzplatz mehr zu erhalten. Alle verfügbaren Stühle,
sogar solche aus der Küche wurden herbeigeschafft. Unsere Mühe wurde also belohnt. Wir
hatten nur 30 Pfg. Eintritt genommen, für Erwerbslose nur 15 Pfg. und haben trotz der hohen
Unkosten für Kostüme usw. noch einen Überschuß herausbekommen. Was wir boten ?
Im ersten Teil des Abends : Proben aus unserer Schularbeit. Die Kleinsten sangen, tanzten
und sagten Gedichte an und hatten sich alle selbst kleine Kostüme zusammengestellt. Das
1. Schuljahr, das waren die Tiroler. Die Mädchen des 2. Schuljahrs sangen als sorgende
Mütter ihre kleinen Puppenkinder ein. 3.+4 gaben einen Einblick in eine Turnstunde unserer
Zeit. „Wir spielen Zirkus“ hieß das Thema. Weihnachtslieder gemeinsam gesungen, leiteten
zum 2. Teil, zur eigentlichen Weihnachtsfeier über. „Kindergespräch vor Weihnachten“ sah
recht lachende Gesichter im Zuschauerraum. Ein „Weihnachtsmärchen“ als Spiel machte
sich auch recht nett. Den Höhepunkt aber machte das Stück „Der Waldkinder Weihnachtstag“
aus. Die neuen Kostüme der Nixen und Zwerge, die einfachen aber schönen der
Elfen und der Engel, sowie die recht originellen der Wassermänner und nicht zuletzt das frische
Spiel aller Beteiligten gefielen allgemein.
Bemerken möchte ich noch, daß im ersten Teil das „Schnützenputzlied“ und der Sprechchor
„Eisenbahn“ lebhaftes Beifallklatschen hervorrief. Zum Schluß gab ´s für jeden 2 Pfefferkuchen.
Alles in allem ein gut gelungener Abend, ein Ansporn für die Arbeit des folgenden Jahres.
32

Das Jahr 1932
In der lokalen Zeitung wird vermeldet, dass Zaasch mit 71 Schülern die größte einklassige
Schule in der Umgebung hat.
Lehrer Sünderhauf berichtet in seiner Chronik :
Febr. 32 : Am 19 2. 32 revidierte die neue Schulrätin, Frau Schulrätin Niklas, die Schule.
März 32: Ostern 32 verließen 3 Kinder (2 Mädchen und 1 Knabe ) als Konfirmanden die
Schule, 1 Schüler ging außerdem in die höhere Schule nach Delitzsch. Der Abschluß in diesem
Jahre ( gemeint ist das Schuljahr ) sah zahlreiche Ereignisse auf sich vereint. Am Palmsonntag
fand wieder eine Ausstellung im Schulraum statt. Wir hatten dazu immer 2 Bänke
übereinander gesetzt. Die Zeichnungen hatten wir sortiert und ausgewählt und 5 - 8 aneinandergeklebt.
So konnten sie ohne Mühe betrachtet werden. Sie sollten Einblick in den systematischen
Zeichenunterricht vermitteln. Dazu waren natürlich verschiedene Bastelarbeiten
ausgestellt.
Am Dienstag feierten wir den 100. Todestag Goethes. Überall war schulfrei. Gedichte, eine
Rede und eine Reihe Lichtbilder wechselten miteinander ab, auch Lieder wurden gesungen.
Zugleich war Schulentlassung und Abschlußfeier.
Bemerkt sei, daß seit wenigen Wochen auch die Radiostunde als eine häufig wiederkehrende
Stunde in den Wochenplan mit aufgenommen ist. Wir hatten schon recht schöne Stunden
gehabt. So wurden wir kürzlich durch das Hauptgestüt in Trakehnen (i.O.) geführt. Ferner
durch eine schlesische Glashütte, auch Musik hören wir ab und zu, dazu gabs einige Hörspiele
über Goethe. Seit einiger Zeit sind ja überall Goethefeiern, Goetheaufführungen, Goethevorträge
und vor den Anpreisungen von alten und neuen Goethebüchern kann man sich
kaum noch retten.
April 32 : Wir sind nunmehr ab 1.4.32 wieder dem Schulaufsichtskreis Delitzsch zugeteilt,
dem Herrn Schulrat Sehmisch, Delitzsch, vorsteht.
Juli 1932 : Im gesamtem Schulwesens Preußens ist seit dem Herbst des Vorjahres ein starker
Abbau im Gange. Schulstellen, planmäßige und überplanmäßige, wurden aufgehoben;
Junglehrer in großer Zahl entlassen. Um ihnen zu helfen, wurden die älteren Lehrer bereits
mit der Vollendung des 62. Lebensjahres pensioniert.
Ostern 1932 erfolgte ein allgemeiner Ausgleich aller Schulamtsbewerber, in dessen Folge
alle jüngeren Jahrgänge , bis einschließlich 1924 abgebaut wurden .Da ich bereits seit dem
1.5. 31 einstweilig angestellt war, fiel ich nicht unter die Bestimmung, die manchen hart traf.
In den Merseburger Bezirk sind am 1.4. 32 viele Schulamtsbewerber überwiesen worden, so
ist in Zschernitz an 2.Stelle ein Kollege aus dem Bezirk Hannover, in Doberstau noch einer
aus diesem Bezirke. Inzwischen ist der Jahrgang 1924 zur Ein- und Anstellung wieder an der
Reihe.
Seit 1.6.1932 bin ich nun hier als Lehrer, Kantor, Küster und Organist endgültig angestellt.
Juli 1932: Die Schule besuchen jetzt 75 Kinder.
33

Der neue Elternbeirat setzt sich folgendermaßen zusammen ( Eine Wahl fand nicht statt,
Einheitsliste )
1. Fritz Nicklisch, Vorsitzender
2. Otto Brose, Stellvertreter
3. Willy Hartmann
4. O. Nickel
5. Frau Rogalski
Dezember 1932 : Am 18.12. fand im Gasthofsaal die diesjährige Weihnachtsfeier statt.
Das alte Jahr, das politisch so ereignisreich war, brachte es doch den großen Aufschwung
der nationalsozialdemokratischen Deutschen Arbeiterpartei unter Führung Hitlers, ihren ebenfalls
großen Rückgang bei den letzten zahlreichen Wahlen und schließlich die Führung
Deutschlands durch ein unparteiisches Präsidialkabinett, ist nun zu Ende. Möge das neue
Jahr endlich den von allen erhofften Aufschwung vor allem in wirtschaftlicher Beziehung
bringen und endlich mehr Ruhe und Frieden in innenpolitischer Beziehung in Deutschland
einziehen
Das Jahr 1933
31.01. Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.
01.02. Der Deutsche Reichstag wird aufgelöst.
21.06. Verbot der SPD
05.07. Alle übrigen bürgerlichen Parteien lösen sich selbst auf. Die „Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiter Partei“ ( NSDAP) ist die einzige Partei in Deutschland. In diesem
Punkt gleichen sich das Deutsche Reich und die Sowjetunion (SU) auch „Union der
sozialistischen Sowjetrepubliken“ (UdSSR) genannt, wo es auch nur immer eine
Partei gegeben hat.
01.10. In Delitzsch findet der erste „Eintopfsonntag“ statt. Eintopfsonntage waren eine
Erfindung der Nationalsozialisten, und sollten dazu beitragen, die „Volksgemeinschaft“
zu stärken. Die Bevölkerung wurde angehalten an einem solchen Sonntag
statt er üblichen Sonntagsmahlzeit einen einfachen Eintopf zu essen, und die damit
eingesparten Kosten gegenüber einer üblichen Sonntagsmahlzeit sollten dem
Gemeinwohl zugeführt werden. Die entsprechenden Geldspenden wurden in besonderen
Sammelbüchsen gesammelt. Anfangs gab es dafür kleine Figuren als
Belohnung. In manchen Städten wurde daraus sogar ein kleines Volksfest gemacht,
bei dem der Eintopf aus Gulaschkanonen z.T. von führenden Parteigenossen
als Gemeinschaftsverpflegung verabreicht wurde.
Über die Ereignisse in Zaasch und aus der Sicht der Zaascher Einwohner berichtet der Lehrer
Sünderhauf in seiner Chronik:
Schulbeginn : 10.1.33, vormittags 8 Uhr.
Am 30. Januar hat der Herr Reichspräsident von Hindenburg den Führer der Nationalsozialdemokratischen
Arbeiterpartei Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Dieser hat ein Kabinett
der nationalen Konzentration gebildet, dem alle populären Persönlichkeiten der nationalen
Bewegung angehören und von dem allgemein gehofft wird, daß es ihm gelingen möge,
34

Deutschland einer besseren Zukunft entgegen zu führen. Hervorragende Mitglieder der neuen
Reichsregierung sind :
• Reichskanzler Adolf Hitler (NSDAP)
• Vizekanzler Franz v.Papen
• Reichsinnenminister Frick (NSDAP)
• Reichsernährungsminister u. Wirtschaftsminister Geheimrat Hugenberg (DNVP)
• Reichsarbeitsminister u. Min. für Jugendertüchtigung Franz Seldte (1. Bundesführer des
Stahlhelm)
• Reichsminister ohne Portefeuille, Leiter des Luftfahrtministeriums und kommissarischer
preußischer Innenminister : Göring (NSDAP)
Sämtliche Sozialdemokraten sind aus leitenden Stellen im Reiche und in Preußen entfernt
worden.
Inzwischen haben Kommunisten ( ein holländischer Kommunist konnte gefaßt werden) das
berühmte Gebäude des Deutschen Reichstages in sinnloser Wut um Unruhe zu stiften, in
Brand gesteckt und dadurch, dass es sehr stark ausbrannte, ungeheuren Schaden angerichtet.
März 1933: Die Zeit der Wahlen, wir haben seit ich in Zaasch, sehr oft gewählt, ist nun hoffentlich
für einige Zeit vorbei. Am 5. und 12. März waren allein 5 Wahlen. Am 5.3.33 wurde
zum Reichstag und preußischen Landtag gewählt, am 12.3.33 zum Provinziallandtag, zum
Kreistag und zur Gemeindevertretung. Hier sind einige Ergebnisse für Zaasch :
Parteien 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Reichstag 77 48 55 1 13 3 0 0 200 233
Landtag 70 41 54 2 14 3 0 10 200 233
Provinz LdT: 72 46 58 1 9 0 12 0 201 235
Kreistag 69 46 59 0 10 0 16 0 201 235
Parteien :
1. NSDAP
2. SPD
3. KPD
4. Zentrum
5. Kampffront Schwarz- Weiß- Rot
6. Deutsche Volkspartei
7. Wehrwolf, Nationalrevolutionäre Bauern
8. Landwirte, Haus- u. Grundbesitzer
9. Abgegebene Stimmen
10. Wahlberechtigte
Reichstag :
288 NSDAP 118 SPD 81 KPD
70 ? 52 Schwarz – Weiß- Rot 21 Bayr. VP
4 DVP 4 Chr. Soz. Volksdienst 5 Dtsch. Staatspartei
2 Dtsch. Bauernpartei 1 Wrttbg.Bauern+Weingärtn 2 Dtsch. Hannov. Partei
648 Mandate
Gemeindewahl in Zaasch:
Nr. 30 Einheitsliste für Recht und Ordnung : 96 Stimmen 5 Sitze
Gewählt : W. Bley, H. Sünderhauf, H. Horn, A. Winter jun., A. Schönbrodt
Nr. 31 Unpolitische Liste der Gegenwartsziele 52 Stimmen 2 Sitze
35

Gewählt : Fr. Nicklisch jun., O. Nickel
Nr. 32 Arbeiterliste 47 Stimmen 2 Sitze
Gewählt : Franke, Paul Brose
Für den Kreistag kandidierte für den Wahlvorschlag 21 „Der Wehrwolf Nationalrevolutionäre
Bauern“ aus Zaasch der Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher Walter Bley. Mit 240 Stimmen
im gesamten Kreisgebiet ( geringste Stimmenzahl von allen Parteien) erhielt dieser Wahlvorschlag
keinen Sitz im neuen Kreistag. Im Kreistag waren vertreten : NSDAP mit 14 Sitzen,
KPD mit7 Sitzen, SPD mit 4 Sitzen Kampffront „Schwarz- Weiß“ mit 3 Sitzen.
Am Mittwoch, dem 8.3.33 schulfrei : Siegesfeier der nationalen Revolution.
Am Sonnabend, dem 11.3. Feier in der Schule zum Gedenken der Gefallenen
Vom 13.-15 3- 33 Überall geflaggt zur Siegesfeier Schwarzweißrot und die Hakenkreuzfahne
der Nationalsozialisten.
Auf Grund von Verfügungen wurden alle Mitglieder der Liste 32 (siehe oben !) ausgeschlossen,
dazu Herr Nickel. Er trat zurück und Herr Anders trat für ihn ein.
Am 21. 3. 33 fand die feierliche Eröffnung des neu gewählten Reichstages in der Garnisonskirche
in Potsdam und anschließend in der Krolloper statt. An diesem Tage war wieder überall
geflaggt und schulfrei. Wir versammelten uns nur gegen Mittag in der Schule, um die
Übertragung der Feierlichkeiten mit anzuhören.
31.3.33 Die Schule verließen heute 3 Konfirmanden :
Kurt Schinkel, Kurt Schuster, Walter Lukowiak
Da 9 Schulanfänger aufgenommen wurden und nur 3 Konfirmanden abgingen, außerdem
nur 1 Mädchen mit ihren Eltern nach Zschernitz zog, stieg die Zahl der Schulkinder weiter bis
auch 79.
Am 7.4. 33 erhielt ich jedoch Hilfe. Herr H. Schröder, der bis dahin in Glesien nur als Empfänger
von Fortbildungszuschuß (er ist Jahrgang 1926, Delitzscher Seminar ) beschäftigt
werden konnte, hat als Hilfslehrer am genannten Tage seinen Dienst begonnen. Hoffentlich
bleibt uns recht lange eine Hilfslehrerstelle an unserer Schule erhalten !
Am 20.4.33 war schon wieder zu flaggen. Reichskanzler Adolf Hitler feierte an diesem Tag
die Vollendung seines 44 Lebensjahres. Unsere Ferien sind bis zum 1.5.33 vom preußischen
Ministerium aus verlängert worden.
Große Maifeier im ganzen Reiche. Aus Sparsamkeitsrücksichten ( die Musik wird uns zu
teuer ) hatten wir für Zaasch keine Musikkapelle verpflichtet. Trotzdem fand ein schneidiger
Aufmarsch statt. Kollege Keindorff, Serbitz, mit dem ich gut befreundet bin, führte und befehligte
den Zug zum gemeinsamen Kirchgang. Zum erstenmal marschierten die Zaascher
Braunhemden, SA und uniformierte Parteigenossen.
24.6.1933. An diesem Tage sollte in ganz Deutschland der große Jugendtag stattfinden. Am
Morgen sollten sportliche Wettkämpfe sein, am Abend Sonnwendfeuer. Unsere Wettkämpfe
früh verregneten. Wir waren zwar nach Serbitz marschiert, mußten aber unverrichteter Sache
wieder abziehen. Der Nachmittag brachte eine Wetterbesserung, so das die schon verlegte
Feier am Abend doch noch stattfand. In Serbitz und Zaasch war für die Musik gesammelt
worden. Ein stattlicher Zug Serbitzer marschierte von dort zunächst nach Zaasch. Dann
gings gemeinsam zum Anger. ( der Anger lag am Ausgang des Dorfes in Richtung Zschernitz
rechts ) Dort fand dann die Feier statt. Serbitzer und Zaascher Schulkinder trugen Gedichte
und Sprechchöre, wechselnd mit Chorgesängen und gemeinsamen Liedern vor. Koll. Keindorff
sorgte für Beleuchtung der ganzen Szene, indem er ab und zu Leuchtkugeln abschoß.
36

Ich hielt ein Ansprache ,die den Sinn der Feier früher und heute beleuchten sollte. Gegen 11
Uhr waren wir wieder im Dorfe.
Am Montagvormittag fanden dann unsere sportlichen Wettkämpfe statt. Wir schnitten ganz
gut ab und holten von 40 Kränzen 14. Herr Pocher, Serbitz gab 3,- M (? wahrscheinlich
Schreibfehler ), die in 60 Beträgen an die Sieger gegeben wurden. Auch davon erhielten wir
24,- . Im Schlagballwettspiel gewann Serbitz gegen Pohritzsch und dann auch im Kampf
gegen uns. Der Jugendtag in Zaasch und Serbitz war ein Erlebnis und ein Erfolg.
3.Juli 1933 Saalefahrt ( nicht abgeschrieben )
Am Rande sei bemerkt, daß am 25 9 33 eine Tochter, unsere Ingrid ihren Einzug hielt, d. h.
meine Frau wurde in Halle entbunden und litt danach lange Zeit an Venenentzündung.
1.10.33 Erntedankfest. Es wurde in diesem Jahr zum erstenmal in einer einzig dastehenden
Art gefeiert. Ein äußerst stark besuchter Gottesdienst, es mögen 250-300 Personen aus
Zaasch und Serbitz im ehrwürdigen Gotteshaus gewesen sein, leitete die Feier ein. Dann
fand eine schöne Feier auf dem Platze vor Horns Gute statt. Die Ausgestaltung hatten die
beiden Schulen übernommen. Es wurden Gedichte vorgetragen und Reigen aufgeführt, dann
brachten wir noch ein kleines Theaterstück mit lustigen Figuren für die Erntezeit zum Vortrag.
Anschließend fand dann einer der schönsten Umzüge statt, die Zaasch wohl gesehen
hat. Unter Führung von Koll. Keindorff (Serbitz ) und unserem Zellenwart Pg. Völkner, folgte
der Kriegerverein mit der Fahne, dann marschierten die Reste der SA, die HJ und das Jungvolk.
In der Mitte des Zuges marschierte die Kapelle. Und dann kamen in langer, bunter Reihe
die eigentlichen Teilnehmer. Wir hatten gelost unter den Besitzern beider Orte. Jeder
Bauer zog mit seinen Leuten gemeinsam einher. Jeder hatte mindestens einen Reiter gestellt
. Unsere Besitzer hatten zahlreiche Erntewagen und andere Gefährte zur Stelle. Manche
der Leute waren bunt und lustig gekleidet. Die Schuljugend hatte Kränze und Blumenbogen.
Eine Frau (Frau Heilemann ) marschierte mit Sense, Hosen und Bart neben einer
anderen Frau (Frau Nickel) die im Erntekostüm einen Korb auf dem Rücken mit Zwillingen
(Puppen) ging. Alles in allem ein unvergleichlicher Tag für die beiden harmonisch feiernden
Gemeinden.
Am Abend spielten wir „Schanze 13“ ein klassisches Stück aus dem Weltkrieg (1 Akt) bei
dem wir 3 Lehrer aktiv mitwirkten.
Im „Amtlichen Verordnungsblatt“ Nr.32 vom 28.Juli ist folgende Kuriosität veröffentlicht:
RdErl.d. MdI vom 3.7.1933
Wird bei einem Standesbeamten der Antrag gestellt, den Namen des Herrn Reichskanzlers,
sei es auch in der weiblichen Form Hitlerine, Hitlerike oder dergl. einzutragen, so hat er dem
Antragsteller nahezulegen, einen anderen Vornamen zu wählen, da die Annahme des gewünschten
Vornamen dem Herrn Reichskanzler unerwünscht ist.
Mit dem neuen Reichserbhofgesetz vom 01.Okt. werden die Bezeichnungen „Gutsbesitzer“
bzw. „Rittergutsbesitzer“ abgeschafft. Nur der Eigentümer eines Erbhofes darf zukünftig den
Titel „Bauer“ führen. Eigentümer bzw. Besitzer anderer land - oder forstwirtschaftlich benutzten
Grundeigentums heißen „Landwirte“. Andere Bezeichnungen dürfen nicht mehr geführt
werden.
Das Jahr 1934
19.08. Nach dem Tode des Reichspräsidenten von Hindenburg (am 02.08.34 ) wird das
Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Adolf Hitler übernimmt
dieses Amt unter der Bezeichnung „Führer und Reichskanzler.
In Deutschland tritt mit dem „Reichsbodenbewertungsgesetz“ eine Rechtsvorschrift in Kraft,
nach der es möglich ist Ackerböden zu vergleichen und zu bewerten. Die Bodenwertzahl 100
37

sollte dabei den besten Ackerboden bezeichnen. Als Maßstab wurde ein Ackerboden aus
der Magdeburger Börde ausgewählt. Die so erstellte Bodenwerttabelle ist heute noch gültig
für die Bewertung von Ackerböden. Die Äcker der Zaascher Fluren haben Bodenwertzahlen
zwischen 80 und 90. Es handelt sich also um sehr gute Ackerböden, auf denen vor allem
Zuckerrüben und Weizen angebaut wurden. Der hohe Anteil an Zuckerrüben führte in der
Folge zum Bau mehrerer Zuckerfabriken z.B. in Roitzsch und Delitzsch.
Laut Adressbuch für den Kreis Delitzsch hat Zaasch zum jetzigen Zeitpunkt 373 Einwohner.
In Zaasch sind 10 Gewerbebetriebe ansässig :
2 Brennereien 1 Gastwirtschaft
1 Materialhandlung 1 Schmiede
1 Stellmacherei 1 Bäcker
1 Maschinenhändler 1 Maschinenbauer
10 Jahre früher hatte Zaasch noch eine Windmühle ,einen Schneider und Schuhmacher.
In Zaasch werden 9 Landwirtschaften betrieben (Betriebsgrößen zwischen 28 bis 452 Morgen
das entspricht 7 bis 113 Hektar
In der Schulchronik steht über dieses Jahr folgendes zu lesen
Am 16.1.1934 legte Lehrer Heinrich Schröder, der seit Ostern 1933 an unserer Schule als
Hilfslehrer beschäftigt ist, seine II. Prüfung an der hiesigen Schule ab. Die Prüfungskommission
bestehend aus den Herren Reg.- Rat D. Hahn -Merseburg, Schulrat Sehmisch- Delitzsch
und Rektor Hansjürgens- Delitzsch.
Herr Schröder hielt 3 Lektionen :
• - 8. Schuljahr : Gesang ( Das neue Ostlandfahrerlied )
• 1.+2. Schuljahr : Gesamtunterricht ( Vom Licht )
• 3.+4. Schuljahr : Heimatkunde (Kraftwerk Zschornewitz- Golpa)
Anschließend fand mündliche Prüfung statt. Die gesamte Prüfung dauerte von 14- 17 Uhr.
Am 23.1.34 hatte unsere Schule wieder einen Tag von Bedeutung. Eine Tagung der Arbeitsgemeinschaft
unserer in den letzten Monaten gebildeten Zelle Pohritzsch im NSLB (Nationalsozialistischer
Lehrerbund) fand hier statt. Zum Thema hatten wir uns „Rassenkunde“
gewählt, weil nach dem Erlaß des Pr. Min. für KW u. V. dieser Stoff gefordert wird. Wir hatten
bereits einen Lehrplan aufgestellt, nach dem in diesem Jahr das Gebiet im Zusammenhang
behandelt werden soll.
Dazu wird noch der Text eines Zeitungsartikels angegeben :
„Arbeitstagung der Zelle Pohritzsch im NSLB
Zaasch. Unter Leitung des Zellenobmann, Lehrer Keindorff- Serbitz, fand im Beisein von
Schulrat Sehmisch die diesmalige Ganztagung der Zelle Pohritzsch im NSLB, Bezirk Kapellenberg,
in Zaasch. Sie wurde begonnen mit einer Unterrichtsprobe, die Lehrer Sünderhauf
mit dem 5.-8. Schuljahr über Rassenkunde abhielt. Es wurde im Anschluß an den in diesem
Jahre und in diesem Fache schon behandelten Stoff speziell das Thema bearbeitet „ An welchen
körperlichen und seelischen Merkmalen erkennen wir eine Menschenrasse?“ Nach Er-
arbeitung der nötigen fachwissenschaftlichen Begriffe und der Erkenntnis, daß das deutsche
Volk zu einem hohen Prozentsatz nordisches Blut in sich trägt, schloß die Stunde mit der
Mahnung „Sei stolz auf das wertvolle Erbgut in deinem Volke“,
Anschließend hielt der Lehrer Schröder mit dem 3. u. 4. Schuljahr eine Lehrprobe auf dem
Gebiet der Heimatkunde. Er zeigte besonders die Einführung einer neuen Karte mit größerem
Maßstab und schloß an die Behandlung eines Gebietes nach der neuen Karte deut-
38

sches Sagengut ein. Nachdem die Teilnehmer ein schlichtes Eintopfgericht, das freundlicherweise
im Gasthof preiswert geliefert wurde, verzehrt hatten, ging es zum zweiten Teil
der Arbeit. Lehrer Sünderhauf sprach ausführlich über die praktische Durchführung des
kürzlich für die Zelle aufgestellten Lehrplanes über Rassenkunde, Rassenpflege, Bevölkerungspolitik,
Familienkunde und Vorgeschichte. Er wandte sich besonders der Behandlung
der Vererbungsgesetze, den Theorien über die Entstehung der Rassen und der Judenfrage
zu . Lehrer Frase- Zschernitz gab Anregungen, wie er sich die Durchführung der rassenkundlichen
Forderungen in den kommenden Jahren im Sinne der neuen Schularbeit vorstelle.
Danach sprach Lehrer Schröder über Philipp Hördts Buch „ Grundformen volkhafter Bildung“,
und verweilte besonders eingehend beim Spiel, als einer für das Kindesalter wichtigen
Form der Bildungsvermittlung. Zum Schluß gab er einen Bericht über seine Erlebnisse
im ersten Schulungslager für Junglehrer im Jugendhof Hassitz in der Grafschaft Glatz. Eingehende,
fördernde Aussprachen unterbrachen wiederholt die Darbietungen des Tages, so
daß der Obmann zum Schluß seinen Dank für die geleistete Arbeit aussprechen konnte.
(Ende des Zeitungsartikels )
30.1.1934. Der erste Jahrestag nach Adolf Hitlers Machtübernahme wurde schlicht und einfach
gefeiert im ganzen Deutschen Reiche. Die wirtschaftlich Schwachen wurden an diesem
Tage besonders bedacht, die Fahnen wehten, und die Gemeinden Zaasch und Serbitz hielten
gemeinsam abends ½ 6 Uhr eine Abendandacht im Gotteshause ab.
Festfolge Familienabend im Gasthof :
1. „Ein Spiel vom Frühling“ von Anna Loos in 4 Bildern,
2. Abschied von 12 Kameraden
a.) Abschiedsworte mit Überreichung eines Auszuges aus dem Versailler Vertag und schönen
Schulentlassungsscheinen.
b.) „So nimm denn meine Hände“
3. Aufwärts den Blick auf Volk und Vaterland
a ) 3 faches Heil
b) Horst – Wessel – Lied gemeinsam gesungen
c) Deutschland, Deutschland über alles gemeinsam gesungen
Dauer : ½ 9 Uhr – 10 Uhr abends am Ostersonntag.
Schuljahr 34/35. Unterrichtsbeginn 15.4.1934 7 Uhr. Um 11 Uhr Aufnahme von 5 Neulingen.
Schülerzahl am 1.5.34 72 Kinder.
Schon vor den ersten Maitagen setzte eine fast unbekannte Maikäferplage ein. Wir entschlossen
uns daher eines Tages in der Turnstunde, Eimer zu holen und die Pappeln um die
Teiche abzuschütteln. Der Erfolg war gut. Am Tag später kam auch Anweisung vom Herrn
Schulrat, der dann Weisungen des Herrn Landrats folgten, so dass unser Gemeindevorsteher,
Herr Bley, Arbeitslose mitschickte und wir in 2 oder manchmal sogar in 3 Kolonnen die
Bäume unserer Straßen abschüttelten. Die gesammelten Maikäfer ließen wir in Alfred Winters,
meines Schwiegervaters Brennerei wiegen und töteten sie dort mit heißem Wasser ab.
Für 1 Ztr. sollen wir für Schulzwecke 3 RM (Reichsmark ) bekommen, die gelegentlich bei
39

einem Ausflug zur Verteilung kommen sollen. Wir haben ca. 2-3 Ztr. Maikäfer morgens von 6
– 8 an 3 Tagen gesammelt.
1.5. 1934. Der 1.Mai., das Fest der nationalen Arbeit, wurde wieder überall groß gefeiert.
Auch wir in der Zelle Zaasch- Serbitz arrangierten, nach den Richtlinien, die wir über die
Ortsgruppe vom Reichspropagandaminister erhalten hatten, etwas.
Festfolge :
• 6 Uhr Wecken durch das Jungvolk in Serbitz und Zaasch
• 8 Uhr Kirchgang (gemeinsam; Kirche voll )
• ½ 10 Uhr Rundfahrt von 4 Festwagen ( Maikönigin Wally Winter, Maibaum, Maifeld,
Handwerkerwagen ) Anschließend Feier auf dem Dorfplatze, hauptsächlich bestritten
durch die Darbietungen der Schüler beider Schulen.
• 14 Uhr Volksbelustigung durch Schießen und Kegeln im Hof des Gasthauses.
• 16- 17.30 Übertragung der Feier vom Tempelhofer Felde bei Berlin (Hitlerrede)
• bis 19 Uhr wieder Schießen und Kegeln
• ab 20 Uhr Volkstanz im Gasthofsaal, Preisverteilung ( viele gestiftete Preise ) und Verlosung
Juni 34 : im vorigen Jahre erhielt ich folgendes Schreiben, von dem ich hier eine Abschrift
einrücke:
Zaasch, den 25.10.1933
Sehr geehrter Herr Kantor Sünderhauf !
Von einigen, z.T. sehr gut herausgebrachten Fotoaufnahmen, die sicher auch Ihr Interesse
finden dürften, übermittle ich Ihnen hierbei einen Abzug. Ich bitte um Aufnahme zum Zwecke
der Einreihung in ein evtl. vorliegendes Schulalbum für Heimatbilder.
Titel der Bilder usw.
40
Ergebenst
gez. Gotsche (Kurt )
( Die Bilder : „Ohne Worte“ „Blühender Kaktus“ und „Durchblick nach der Kirche Zaasch“
sind in der Chronik nicht mehr enthalten.
In diesem Jahr herrscht hier eine ungeheure Trockenheit. Es hat nur ganz selten geregnet
und dann auch nur immer wenige Millimeter, die kaum den Staub löschten. Für die Ernte ist
darum recht wenig zu erwarten, noch dazu, da wir sehr lange (bis Anfang Juni ) Kälte gehabt
haben. Auf dem „Anger“ sind sogar um diese Zeit noch Kartoffeln erfroren. Das Getreide
steht im allgemeinen nicht gut, am schlechtesten der Hafer. Futter gibt’s wenig. Endlich
gab´s aber doch einmal ordentlich Regen. Es wurde aber auch Zeit, denn A. Winters Teich
und Bleys Teich waren bereits vollkommen ausgetrocknet, so daß sie ohne Mühe geschlämmt
werden konnten. Nach einem neuen Gemeindestatut, nach dem jeder Haus-, Hof-
und Grundbesitzer zu Spann- und Handdiensten verpflichtet ist, ist tüchtig an gemeinsame
Arbeit gegangen worden. Einige 100 Fuhren Schlamm sind da aus .A. Winters Teich geholt
worden. Dabei sah man ganz deutlich durch die Mitte, etwa von der Einfahrt aus, den wohl
schon seit der Entstehung des Teiches hindurch führenden Damm. Die Einwohner, soweit
sie Handdienste zu leisten hatten, wurden schließlich abgelöst vom Freiwilligen Arbeitsdienst,
der mit etwa 12 Mann vom Lager Delitzsch hier erschien. Jetzt ist er an Bleys Teich
beschäftigt. Mit geschlagenen Pappelästen stellt er am südlichen und westlichen Ende
Flechtwerk her, vor dem dann Steine gepackt werden, so daß der Teich eine schöne Einfassung
erhält.
In der Nacht vom 18./19. 6. 34 ist mein Schwager Willy Winter bei der Rückkehr vom SS-
Dienst schwer verunglückt. Er fuhr mit ca. 40 km Geschwindigkeit nachts auf einen (wahrscheinlich
unbeleuchtet) haltenden Autotransportzug in der Nähe der Preußischen Krone bei
Bitterfeld auf. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Unterkieferbruch. 3 Zähne wurden
ihm herausgeschlagen. Er liegt im Bitterfelder Allgemeinen Krankenhaus, befindet sich aber

auf dem Wege der Besserung. Ein mitfahrender Kamerad aus Roitzsch erlitt leichtere Verletzungen
und konnte noch am Tage der Einlieferung wieder entlassen werden.
Im Reiche hat sich etwas ereignet, das uns zunächst völlig unglaublich erschien. Der bisherige
Stabschef der SA Ernst Röhm hat mit einer Reihe höherer SA- Führer gemeutert und in
Verbindung mit dem früheren Reichskanzler General v. Schleicher in Verbindung mit einer
ausländischen Macht gestanden. Adolf Hitler hat daraufhin persönlich durchgegriffen, die
Führer verhaftet und erschießen lassen. Auch Schleicher ist mit seiner Frau, weil er Widerstand
entgegensetzte, bei der Verhaftung erschossen worden. ( Röhm- Putsch 30.06.34 )
Die Schulchronik fährt fort :
Das Jahr 1935
März 1935 Nach dem glänzenden Siege vom 13.1.35. bei dem sich über 90 % der abgegebenen
Stimmen für Deutschland entschied, ist die Saar am 1.3.35 nun endgültig ins 3. Reich
heimgekehrt. ( Das Saargebiet war seit 1920 in treuhänderischer Verwaltung des Völkerbundes, am
13.1. 35 fand eine Volksabstimmung statt) der Führer selbst hat sie in einer Kundgebung in
Saarbrücken heimgeholt. Auch wir haben eine schlichte Abendfeier an diesem Tage an unserer
Hitlereiche veranstaltet. Es war schulfrei.
Mein Schwager, von dessen tragischen Motorradunfall ich bereits im Vorfahr berichtete, ist
ganz schnell zur großen Armee eingegangen. Er sah schon in der letzten Zeit recht schlecht
aus, hatte sich aber wieder soweit herausgemacht, daß er wieder im elterlichen Betrieb mitarbeiten
konnte. Am Sonntag den 27. Januar legte er sich plötzlich, dabei hatte er heftiges
Erbrechen. Der Doktor Dr. Nauke, Roitzsch, glaubte eine starke Grippe, die in diesem Jahre
wieder ziemlich heftig auftrat, zu erkennen. Immer wieder brach er und konnte außer
schwarzem Tee nicht bei sich behalten. Als am Freitag den 1.2.35 heftige Schmerzen im
Bein auftraten (wahrscheinlich Trombose) , ordnete Dr. Schwarzenbeck sofortige Überführung
ins Krankenhaus an. Um ½ 5 Uhr nachmittags ist er mit meinem älteren Schwager im
St. Elisabethkrankenhaus in Halle eingetroffen., dort glaubte man, dass es eine Gehirnsache
sein. Um 11 Uhr abend desselben Tages ist er dann eingeschlafen. Die Sezierung hat nach
Angaben der Ärzte nichts am Gehirn ergeben, vielmehr ist als Todesursache auf dem Sterbeschein
: Nebennierenathrozie (muß wahrscheinlich Nebennierenatrophie heißen ). ( Schwund
der Nebennierendrüse) angegeben. Und so kehrte unser Willy , der im ganzen Dorf beliebt
war, tot heim nach Zaasch, in seinen Geburtsort, in den Ort, da meine Schwiegereltern bereits,
das ehemalige Stallbaum`sche später Teutschbein`sche Gut für ihn gekauft hatten.
Es war eine Begräbnis am 5.3. 35, wie es vordem in Zaasch nur beim Tode von Willys
Schwester gewesen ist, meiner Schwägerin ,die auf so tragische Weise ums Leben kam,
und deren Begräbnis mein Vorgänger ebenfalls in diesem Buche beschrieben hat. An Willys
in dem Kutschenschuppen aufgebahrter Leiche standen ab morgens je 2 Mann der Bitterfelder
SS- Reiterstaffel Wache. Unter Trauermusik wurde er von den Arbeiters meines
Schwiegervaters im Wechsel mit der SS zu Grabe getragen. Zahlreiche Verwandte als Leidtragende
gaben ihm neben SS, PO, SA Feuerwehr u.a. das Geleit. Koll. Frase aus Zschernitz,
vertrat mich in der Leitung des Kindergesanges und bei der Trauerfeier in der Kirche an
der Orgel. Riesige Blumenspenden schmücken noch heute am 22.3.35 einen Tag nach seinem
Geburtstag ( er wäre jetzt 22 Jahre) sein Grab. Ehre seinem Andenken ! –
Ostern verließen 6 Knaben und 9 Mädchen die Schule. neu aufgenommen wurden am
1.4.35 3 Mädchen und 6 Knaben. Bestand am 1.4.35 65 Kinder.
Gedacht sei auch an dieser Stelle der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht durch
unseren Führer und Reichskanzler am 16.3.35, durch die alle jungen, gesunden Deutschen
wieder die Ehre und Gelegenheit haben sollen, ihrem Vaterland zu dienen.
41

Zur Beerdigung der durch Reinsdorfer Unglück ums Leben gekommenen Volksgenossen
waren auch 2 Zaascher SA- Männer mit.
Anfang Juli hat sich die Schülerzahl durch Zuzug wieder auf 67 erhöht. Anfang des Schuljahre
hatten wir Gelegenheit, zum ersten mal einen Film in der Schule laufen zu lassen. Alle
Schulen sollen ja im laufe der jahre mit einem Filmapparat ausgerüstet werden, wofür jedes
Kind (Familien haben Ermäßigung) vierteljährlich 20 Pfg. zahlt.
In der Kreiszeitung stand (Datum nicht überliefert) folgender Artikel
„Hitler- Eichen werden gepflanzt „
Zaasch /Serbitz. Der Luthertag wurde in der Kirchengemeinde Zaasch- Serbitz durch verschiedene
Veranstaltungen festlich begangen. Im Gottesdienst, der eine zahlreiche Gemeinde
versammelt hatte, hielt Pfarrer Schräpler eine eindrucksvolle Predigt über die Bedeutung
Luthers in seiner Stellung zu den wichtigsten Lebensfragen aller Zeiten. Der Sologesang des
Lehrers Schröder bildete eine würdige Ergänzung der erhebenden Feierstunde in der Kirche.
Eine besondere Note erhielt der Tag durch die Weihe nach Pflanzung zweier Hitlereichen in
Zaasch und Serbitz. Die Vereine der beiden Ortschaften, die SA-Formationen, auch aus der
Umgebung, die Hitlerjugend und verschiedene andere Organisationen beteiligten sich zahlreich
an der Feier, die nach einem Umzug und Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal an
der neu gepflanzten Hitlereichen ihre Fortsetzung fand. Lehrer Sünderhauf begrüßte die
Festversammlung und wies auf die Bedeutung des Tages hin, der zur Sammlung der Gemeinde
rufe und treue Gefolgschaft unserem jetzigen großen Führer Adolf Hitler zum sichtbaren
Ausdruck bringen will. Pfarrer Schräpler hielt die Weiherede, worauf der Gemeindevorsteher
Bley die Eiche im Namen der Gemeinde übernahm und den sichernden Schutz
versprach. ( Diese Hitlereiche stand nach Aussagen älterer Bürger von Zaasch vor den jetzigen
Grundstücken Roitzscher Str. Nr. 17 und Zschernitzer Weg Nr.1. Die Roitzscher Straße und der
Zschernitzer Weg waren damals, bis auf wenige Ausnahmen noch nicht mit Wohnhäusern bebaut ).
In ähnlicher Form vollzog sich dann nach dem gemeinsamen Umzug nach Serbitz auch dort
die Weihestunde bei der Pflanzung der Hitlereiche. Hier hatte Lehrer Keindorff die umfassendsten
Vorbereitungen zum würdigen Empfang der Gäste getroffen und einen Tag vorbereitet,
wie ihn Serbitz wohl noch nicht erlebt hat. Gleichzeitig wurde hier die Feier dadurch
erweitert, daß ein Denkstein zum Andenken an die Gefallenen des Weltkrieges eingeweiht
wurde. Der Dorfplatz hat so durch die sinnige Verbindung von Denkstein und Hitlereiche ein
würdiges Aussehen gefunden. Nach einer Ansprache des Lehrers Keindorff und der Weiherede
des Pfarrers Schräpler übernahm Gemeindevorsteher Poche mit Dankesworten an alle
Beteiligten die Eiche und den Denkstein in den Schutz der Gemeinde und versicherte im
Namen der Gemeinde vaterländische Liebe und Treue im Reiche Adolf Hitlers. In beiden
Orten bildeten Chorgesänge und Deklamationen der Schulkinder eine schöne Ergänzung
des Programms. Der Festtag fand seinen Ausklang in einer gemeinsamen Abendveranstaltung
im Gasthof zu Zaasch, in der neben zusammenfassenden Ansprachen noch einige patriotische
Aufführungen und Konzert der Wächterschen Kapelle zur Unterhaltung geboten
wurden. Mit den verschiedenen vaterländischen und kirchlichen Darbietungen und Anregungen
wird dieser erhebende Feiertag gewiß allen Teilnehmern in unvergeßlicher Erinnerung
bleiben.
Weiter im Text der Chronik :
Im Juli wurde unsere Hitlereiche umgebrochen. Die Täter hat die Polizei nicht ermitteln können,
die sind vermutlich außerhalb zu suchen. Die umgebrochene Eiche ist hoch gebunden
worden und grünt wieder, soll aber wahrscheinlich doch im Herbst durch eine neue ersetzt
werden.
Die große Trockenheit, die auch in diesem Jahr wie im vorigen fast zu einer ebensolchen
Gefahr für die Ernte geworden war, ist endlich am 13.+ 14. August durch einen ergiebigen
42

Regen unterbrochen worden; die Getreideernte ist ja schon seit fast 14 tagen unter Dach
und Fach, für die Kartoffeln, Rüben, das Futter und die weitere Feldarbeit ist der Regen aber
von großem Nutzen gewesen.
Die diesjährigen Jugendwettkämpfe fanden unter Führung durch die HJ (Hitlerjugend) statt.
Wir hatten durchgesetzt, daß unsere Schulen wie immer zusammen bleiben konnten, nur
Rödgen bei Delitzsch. trat hinzu. Die Wettkämpfe fanden diesmal in Pohritzsch statt. Die HJ
trat jungenschaftsweise an, jeder galt außerdem als Einzelkämpfer. Alle , die dem DJ und
dem BDJM nicht angehörten, galten nur als Einzelkämpfer. Die Punktwertung wurde nach
vorgedrucktem Muster vorgenommen. Die Jungenschaft siegten in folgender Reihenfolge :
1. Weddigen (Serbitz u. Doberstau, da einzeln zu schwach) 2062 Punkte Durchschnitt also
206,2 Punkte
2. Zaasch 1992 Punkte, Durchschnitt also 199,2 Punkte
3. Zschernitz 1935 Punkte Durchschnitt also 193,5 Punkte
4. Pohritzsch 1918 Punkte Durchschnitt also 191,8 Punkte
5. Rödgen 1842 Punkte Durchschnitt also 184,2 Punkte
Wer mehr als 180 Punkte hatte, war Einzelsieger. Zaasch konnte 16 Einzelsieger stellen,
darunter Marta Uebe mit der höchsten Punktzahl des Tages mit 292 Pkt. 28 Kinder nahmen
teil. Wir können also zufrieden sein mit dem Erreichten. Hoffentlich schneiden wir immer so
ab.
Vor Beginn der Sommerferien unternahmen wir in der letzten Schulwoche 2 Reisen. Die Oberstufe
fuhr mit Seiferts Expreß nach Wörlitz und Dessau, die Unter- und Mittelstufe mit der
Bahn nach Halle in den Zoo und zur Saale.
Am 1.11.35 habe ich nach dreijährigem Kursusbesuch meine Werklehrerprüfung in Halle
/Saale abgelegt
Das Jahr 1936
Paul Gräfe sen. übernimmt die ehemalige Schlosserei von Völkner die links am Ortseingang
von Delitzsch kommend, stand . Heute wird dieses Gelände nach dem Abbruch des Werkstattgebäudes
vom Verein der Vogelliebhaber als Auslauf für die Tiere genutzt. Da ihm diese
Werkstatt zu klein war, baut sich Meister Gräfe eine neue, größere Werkstatt an der Stelle
wo sie heute noch zu finden ist. (Roitzscher Str. 13)
In der Schulchronik ist zu lesen :
5.1.1936 Die hiesige Schule wird jetzt von 67 Kindern, 34 Knaben und 33 Mädchen besucht.
Beginn des Schuljahres 15.4.1936 mit 29 Jungen und 33 Mädchen (1 Mädchen war zurückgestellt
worden 1 Junge ist von Halle zugezogen.
Olympia 1936
Die große Olympiade 1936 in Berlin ist vorüber. Sie hat Deutschland einen Welterfolg gebracht.
Nicht nur ,daß wir bei den olympischen Sommerspielen die meisten Goldmedaillen
erringen konnten, sondern auch weil die Welt wochenlang nach Deutschland sah, weil Berlin
wieder einmal der Mittelpunkt der Welt war, weil so viele Ausländer das neue Deutschland in
„Wirklichkeit“ sahen, so daß sie nun draußen den Lügenmeldungen der Emigranten entgegentreten
konnten. Unser Führer hat durch seine überaus rege Anteilnahme manchen Sturm
der Begeisterung ausgelöst. Bei einer zufälligen Fahrt vom Anhalter zum Stettiner Bahnhof
hatte ich mit meiner Familie Gelegenheit, einen kurzen Blick vom Omnibus aus auf die geschmückten
Straßen unserer Reichshauptstadt zu werfen. Vor allem die Straße unter den
Linden prangte da in festlichem Kleide.
43

Ein Artikel aus der Zeitung (Ohne Datum ) berichtet über ein Problem welches offensichtlich
immer wieder bis heute auftritt.
„Umleitungsstraße überbeansprucht“
Zaasch. Der Zustand unserer Verbindungsstraße zur Kreisstadt Delitzsch, die schon seit
längerer Zeit die Umleitung (oder wenigstens eine Teil davon ) der Straße Delitzsch - Bitterfeld
zu tragen hat, ist durch den starken Verkehr sehr schlecht geworden. Als noch der ganze
Umleitungsverkehr auf ihr ruhte, ergab eine Zählung : 212 Lastautos, 233 Personenautos,
84 Motorräder und 87 Fuhrwerke, das sind 616 Fahrzeuge, außer Fahrrädern u.a. in 24
Stunden. Alle Straßenbenutzer hoffen, daß der Kreis, in dessen Besitz der Straßenzug Delitzsch-
Storkwitz- Zaasch- Roitzsch übergegangen ist, noch vor Eintritt schlechten Herbstwetters
wenigstens an den mit Schlaglöchern übersäten Teilen Abhilfe schafft
(Ende des Zeitungsartikels).
Die Schulchronik berichtet für dieses Jahr:
Dass Jahr 1937
30.1.1937 : Heute haben wir die neue Fahne zum ersten Mal gehißt. Gleichzeitig haben wir
das HJ- Heim im Gemeindehaus eingeweiht. Es ist die durch den Tod der Frau Schnützel,
der letzten Bewohnerin, leer gewordene Stube, die die Gemeinde für die HJ mit Möbeln ausgestattet
hat. Herr Bley hat mir die Schlüssel übergeben, weil ich das Heim verwalten sollte.
(Es ist nichts daraus geworden)
19.März 37 : Die Schule verließen heute 6 Jungen und 3 Mädchen.
7.4.37 Aufgenommen wurden heute 3 Jungen, 7 Mädchen. Eine Familie mit 3 Kindern (2
Mädchen, 1 Junge ) war zugezogen, so daß die Schule z.Z. wieder von 64 Kindern besucht
wird (26 Jungen, 38 Mädchen)
Vom 10.5.- 13. 7. 37 bin ich wieder zu einer militärischen Übung (Unterführer- Lehrgang)
einberufen worden und zwar zum E. Bat. beim Inf. Reg. 35 in Weißenfels. Ich habe dem
Herrn Schulrat als Vertreter vorgeschlagen :
• Vom 10.5. – 12.6. Kollege Keindorff- Serbitz
• Vom 14 6. – 30.6. Kollege Teiner- Zschernitz
• Vom 1.7.- 13.7. Koll. Groß – Rödgen
Die Vertretung ist in der vorliegenden Art genehmigt und durchgeführt worden. Ich habe am
14.7. meinen Dienst wieder aufgenommen, nachdem ich am 13.7. 37 in Weißenfels als Gefreiter
d. Res. und Uffz.- Anwärter d. Res. entlassen worden bin.
Ein Kind ( Gertrud Schleichert ) ist inzwischen zugezogen. 3 Kinder (Fam. Richter ) verlassen
unsere Schule am 15.7.37 und ziehen nach Hayna.
Ein gewaltiges Ereignis für Deutschland und die ganze Welt war der Besuch des italienischen
Ministerpräsidenten und faschistischen Duce Mussolini in Deutschland beim Führer
Adolf Hitler. Der Gast nahm an Manövern teil, wurde in Berlin und überall festlich empfangen
und besichtigte u.a. die Kruppwerke in Essen. Als er heim fuhr, war ich mit meinem Schwiegervater
und meinem Mädel zufällig in Roitzsch. Wir sahen den Sonderzug, konnten Mussolini
jedoch nur von hinten sehen, wenn er es überhaupt war.
Das Jahr 1938
12.03. Anschluß Österreichs an das deutsche Reich.
44

26.05. In Fallersleben wird mit dem Bau des Volkswagenwerkes begonnen. Hier sollen
PKW gebaut werden, die unter 1000 RM kosten sollten .
01.10. Die deutsche Wehrmacht rückt in das Sudetenland, ein Gebiet welches zu dieser
Zeit Teil der Tschechischen Republik war, ein.
09.11 u.10.11. findet sie sogenannte „Reichskristallnacht“ in ganz Deutschland statt. Es
war dies ein organisierter Progrom gegen die jüdische deutsche Bevölkerung. Auch
in Delitzsch werden die Geschäfte jüdischer Kaufleute geplündert und zerstört. Auf
dem jüdischen Friedhof in Delitzsch wird die Kapelle durch aufgeputschte Jugendliche
zerstört. Aus Zaasch liegen keine Meldungen vor.
Im Dezember wird in einem Erlass an die Polizeidienststellen verfügt, dass beim Skat alle
„Verdopplungen“ wie contra , re, recontra, usw. verboten sind.
In der „Delitzscher Zeitung“ erscheint wöchentlich eine Seite „Judenspiegel“. Dort werden
die jüdischen Mitbürger auf Weisung des Reichsführers SS heftig angegriffen und verunglimpft.
In der Schulchronik berichtet Lehrer Sünderhauf weiter :
Das Schuljahr schloß am 1.4.38. Es wurden am 30.3.38 entlassen : 5 Mädchen, 4 Jungen.
Gewaltig waren die Ereignisse des März. Unser Führer hatte den Bundeskanzler Österreichs,
Schuschnigg, zu sich bestellt, um sich mit ihm über Österreichs deutsche Politik auszusprechen.
Schuschnigg sicherte ehrliche Verständigung zu, brach aber bald die Zusicherungen.
Als er endlich gehen mußte, rief der neue Kanzler Dr. Says- Inquart, sofort den Führer
und deutsche Soldaten zu Hilfe, und endlich ging des Führers Herzenswunsch in Erfüllung:
Am 13.März 38 holte der Führer sein Heimatland, die deutsche Ostmark, heim. Großdeutschland
entstand.
Am 10.4.38 stimmte das nun fast 75 Millionen zählende Volk der Deutschen in einer gewaltigen
Volksabstimmung mit über 99 % dem vollzogenen Ereignis zu. Das waren Deutschlands
größten und schönsten Stunden !!
In Zaasch stimmte nur einer mit „Nein“
Das Schuljahr 1938 /39 begann am 20.4.38, dem Führergeburtstag, mit 64 Kindern.
Unsere Kirche wird jetzt einer gründlichen Ausbesserung unterzogen. Nachdem sie vor 3
Jahren außen wieder neu ausgefugt wurde, ist man jetzt an das Innere gegangen. Am
Pfingstdienstag kamen Maler und Maurer und verwandelten den Innenraum in eine Baubude.
Es wurde zunächst alles abgewaschen. Die Maurer bauten ein großes Gerüst, so daß
man überall bequem an die Decke konnte. Wir haben die Sache auch ausgenützt und sind
auf dem Boden über dem Altarraum gewesen, der sonst nicht zugänglich ist. Er ist völlig leer.
Oben waren der Zimmermann Richard Nicklisch und ich. Ich werde nochmals über die Kirchenerneuerung
schreiben.
Am 20.6. 38 waren wir mit 42 Kindern und 20 Erwachsenen auf Fahrt. Mit zwei Omnibussen
ging es nach Naumburg.
Es folgt ein Bericht über diesen Ausflug
25.6.38 : Durch Wegzug zählt die Schule z.Z. 58 Kinder.
8.9.38 Seit Wochen herrscht eine starke Hitze. Das Thermometer steigt täglich auf 30-35
Grad C im Schatten. Regen fehlt ganz, so daß sich die Getreideernte, die übrigens
gut zu werden verspricht, auf ganz kurze Zeit zusammendrängt. Selbst die größeren
Güter haben bereits den Hafer eingefahren. Und bergen nun den letzten Weizen.
45

Es folgt ein Bericht des Lehrers über eine gemeinsame Urlaubsreise mit der Familie Keindorff
nach Österreich, der für die Chronik bedeutungslos ist.
Im übrigen sei noch bemerkt, daß unsere Schulstube im Inneren neu gestrichen wurde von
Malermeister Peger, Roitzsch.
21.8.38 Nach Vollendung der Erneuerungsarbeiten ist die Kirche am 21.8. 38 feierlich eingeweiht
worden. Es ist viel in der Kirche getan worden. Die Decke ist völlig neu gemalt,
jedes der 99 Felder ist anders gestaltet, Das Gestühl und Emporen sind ebenfalls
neu gestrichen, und zwar das Gestühl braun, die Emporen grau, während vorher
alles kirschbaumbräunlich war. Das war auch mit der Altarwand der Fall, die
jetzt grau und über dem Altar rötlich ist. Der alte , wertvolle Bilderaltar steht jetzt
wieder richtig herum, nachdem ein Unterbau aus Steinen darunter gemauert wurde.
Der Altar über der Kanzel ist auch neu gemalt. Über ihm ist jetzt ein Kruzifix, rechts
und links stehen die ebenfalls erneuerten Figuren der Maria und des Johannes, die
vordem mit dem erwähnten Kruzifix auf dem Bilderaltar nutzlos herumstanden . Die
Orgel hat wieder neue Prospektpfeifen erhalten, nachdem die aus dem Weltkrieg
stammenden Papp- Pfeifen verschwunden sind, die nur das häßliche Loch verdecken
sollten.
Bei der Einweihung sang der Zaascher Männergesangverein, Pohritzscher Jugendliche
spielten ein Stück vom Kornbauern, Superintendent Petersell ließ es sich nicht nehmen,
auch zu reden . Wir jungen Menschen verstehen seine Sprache nicht mehr., wir stehen mit
beiden Beinen im Kampf (darüber geschrieben : Leben). Unser junger Pfarrer Sommer
sprach natürlich auch.
Am 11.Oktober 1938 starb wieder ein naher Bekannter von uns, Bruno Winter, ein Onkel
meiner Frau. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, der sich große Verdienste um das Leben
der Zaascher erworben hatte. Als Kameradschaftsführer der Kriegerkameradschaft Zaasch-
Serbitz ist er auch der Schöpfer des Zaascher Kriegerdenkmals, für dessen Bau er sich tatkräftig
eingesetzt hat. Als langjähriges Mitglied des Gemeinderates war er in der Systemzeit
der einzige nationale Mann, der den Roten standhaft entgegentrat. Als kirchenfreundlicher
Mann und Mitglied des Gemeindekirchenrates ist er auch lebhaft für die Interessen der Kirchengemeinde
eingetreten.
Trennung von Kirche und Schule,
Durch Verordnung des Reichsministers für Kunst, Erziehung und Volksbildung ist überall ab
1.10.1938 die Trennung von Kirche und Schule ausgesprochen. Wir müssen nun auch bei
uns sehen, wie wir auseinanderkommen.
Sudetenland kehrt heim
Beinahe wäre der Herbst des Jahres 1938 dem vom Jahre 1914 ähnlich geworden. Doch an
der Spitze unseres Reiches steht ja Adolf Hitler, und der ist ein bessere Diplomat als alle. Er
will den Frieden erhalten. Und doch kam´s zum Kriege.
Das Jahr 1939
25.03. Die Hitlerjugend (HJ), bisher eine reine Parteijugendorganisation wird zur Staatsjugend
erklärt. Damit sind alle Jugendlichen im Alter von 10 -18 Jahren dienstverpflichtet.
Alle anderen Jugendorganisationen sind somit ausgeschaltet.
01.09. Deutschland überfällt Polen und löst damit den II. Weltkrieg aus.
46

In den Zeitungen, so z.B. in der „Delitzscher Zeitung“ einem Tageblatt, das nach eigenen
Angaben als „Nachrichtenblatt und Anzeiger für die Kreise Delitzsch und BItterfeld, gleichzeitig
als Verordnungsblatt für verschiedene Behörden“ fungiert, wird eine groß angelegte Hetzkampagne
gegen die polnische Regierung und die Polen allgemein gestartet. Am 9./10
Sept. wird vom „polnischen Untermenschentum“ berichtet. Die Verteidiger Polens werden „
auf die tiefste Stufe menschlicher Verkommenheit“ gestellt.. Gleichzeitig wird auch der Hass
zwischen Polen und der Sowjetunion geschürt. Ständig erscheinen in diesen Tagen auch
Nachrichten über Untaten und Verbrechen durch Engländer. Großbritannien wird als „Seeräuberstaat“
bezeichnet. Im Zusammenhang mit angeblichen Mißhandlungen Deutscher
durch Polen wird folgendes am 20.Sept. gefragt :
„Konnte eine Großmacht wie Deutschland auf die Dauer zusehen, wie ein tief unter ihm stehendes
Volk und tief unter ihm stehender Staat, Deutsche mißhandelt“
17.09. Die Sowjetunion greift Polen vom Osten an. In der o. g. Zeitung wird das Eingreifen
der Sowjetarmee positiv beurteilt.
28.09. Polen kapituliert.
08.11. In München mißglückt eine Attentat auf Hitler.
Im September wird in Beerendorf eine Schweinemästerei eingerichtet. Damit sollte die immer
schwieriger werdende Versorgungslage verbessert werden. In Delitzsch wird das Sammeln
von Küchen- und Nahrungsmittelabfällen zur Pflicht aller Haushalte. Eine ähnliche Aktion
wird später in der DDR unter dem Namen „Specki - Tonne“ aus den gleichen Gründen wieder
aufleben.
Wie die große Politik aus der Sicht des Zaascher Lehrers Sünderhauf aussieht kann man in
seiner Chronik lesen :
1939, am 26.8. früh ½ 3 Uhr holte man mich heraus, es ging nochmals ins Bett, ohne natürlich
nochmals schlafen zu können. Von früheren Übungen her wußte ich, was mitzunehmen
war. Und so ging das Packen schnell. Bedauerlich war, daß ich um 12 Uhr in Eilenburg in
der Kaserne sein mußte, denn um 14 Uhr hatte mein Schwager in Delitzsch Trauung . Doch
das ging nicht anders. Meine Frau mußte übrigens am nächsten Tage , also am Sonntag den
27.8. für einige Tage ins Krankenhaus, sie hatte im Juli zuvor eine Fehlgeburt gehabt. Von
Eilenburg aus kamen wir nach einigen Tagen nach Josefstadt (Josefov) ins Protektorat. Dort
wurden wir nochmals schwer geschliffen und zusammengeschweißt. Ich war als Unteroffizier
eingetreten und mußte nach kurzer Zeit als Geräteunteroffizier und Gasschutzunteroffizier
das gesamte Gerät der Maschinengewehrkompanie verwalten. Das war am Anfang keine
leichte Aufgabe; wir hatten zum erstenmal das neue MG 34 als S-MG (schweres Maschinengewehr
). Im November kamen wir wieder per Bahn nach Westfalen. Wir lagen in Horn i.
W. einem Ort von etwa 800 Einwohnern, zwischen Lippstadt und Soest bei Erwitte. Es wurde
einer der härtesten und dabei längsten Winter, die über Deutschland gingen. Temperaturen
unter 20 Grad Kälte waren wochenlang keine Seltenheit. Anfang Februar mußte ich einige
Tage im Bett liegen, einer Nierensteinkolik wegen. Dabei gab es unheimlich viel Schnee. Der
Arzt konnte nur zu Pferde von Ort zu Ort kommen, so mußte auch Post und Befehle zum
Stand des etwa 10 km entfernten Batallions vermittelt werden.
Inzwischen war der sogenannte „Blitzkrieg“ mit Polen in unvorstellbarer Zeit erledigt worden.
In 18 Tagen war Polen von unseren siegreichen Soldaten zu Boden geworfen worden. Nach
Berlin sind die Polen marschiert, jawohl, aber nur als Gefangene. Als sich Warschau nicht
ergeben wollte, mußte es unsere schwere Artillerie und unser herrliche Luftwaffe kennenlernen.
Es wurde teilweise arg zerstört und mußte sich dann doch ergeben. Was keiner geglaubt
hatte, war eingetreten: Der Führer hatte sich vorher mit Rußland verständigt. Es blieb
neutral. Ja , es marschierte auf der anderen Seite in Polen ein. Eine Demarkationslinie wurde
vereinbart und schließlich eine endgültige Interessengrenze zwischen uns und Rußland
festgelegt. Polen war verschwunden, aufgeteilt, das General- Gouvernement war entstanden.
Ehemals deutsche Gebiete waren wieder Gaue unseres Vaterlandes geworden. So z.B.
47

entstand der Warthegau. Das alte Lodz bekam den deutschen Namen Litzmannstadt. Damit
war die Gefahr eines Zweifrontenkrieges behoben. England und Frankreich, als Kriegstreiber,
die uns den Krieg erklärt hatten, konnten und sollten Deutschlands gesamte und gesammelte
Kraft kennenlernen.
Und die Schule ? – Hatte ich vom 21.- 25. 8 in Serbitz vertreten, so sind beide Schulen am
26.8 zunächst geschlossen worden. Später hat dann Kamerad Gros aus Rödgen wöchentlich
3 x in Zaasch vertreten. Im kalten Winter war eine Zeitlang geschlossen, damit Kohlen
gespart wurden. Im März ist Kam. Keindorff nach seiner Teilnahme am Polenfeldzug entlassen
worden. Er kam täglich herüber und unterrichtete die Unterstufe. Die Oberstufe mußte
ab Ostern nach Schenkenberg. Kam. Franke hat sie dort unterrichtet..
Ostern sind 2 Knaben und 2 Mädchen entlassen worden.
Das Jahr 1940
09.04. Deutschland erklärt Dänemark und Norwegen den Krieg.
01.04. In Deutschland wird die Sommerzeit eingeführt, um das Tageslicht besser ausnützen
und damit elektrische Energie sparen zu können. Diese Maßnahme ist nicht
neu ,sondern sie war bereits im I. Weltkrieg schon einmal eingeführt worden.
10.04. Deutschland überfällt Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Frankreich. Alle
diese Staaten kapitulieren nach wenigen Wochen
22.06. kommt es zum Waffenstillstand mit Frankreich. Nach diesen Siegen der deutschen
Wehrmacht, die mit relativ geringen Verlusten errungen werden konnten, breitete
sich in ganz Deutschland eine von offizieller Seite geschürte Siegeseuphorie aus.
27.09. kommt es zum „Drei Mächte- Pakt“ zwischen Deutschland, Italien und Japan.
Lehrer Sünderhauf schreibt dazu aus eigenem Erleben Folgendes:
Unser Regiment wurde am 13.2.40, gerade zu meinem Geburtstage, in Richtung Westen in
Marsch gesetzt. Der Feind droht mit einem Angriff durch Holland und Belgien ins Ruhrgebiet.
Da mußten wir schützend bereitstehen. Ich hatte gebeten, mich weder direkt in der Front zu
verwenden. Der neue Chef erfüllte meine Bitte. Nachdem ich meinen Nachfolger eingearbeitet
hatte, bekam ich einen Halbzug, 2 s –MG. Ich wurde beritten, d.h. ich mußte reiten lernen.
Das macht Spaß, wenn es mit 35 Jahren auch nicht mehr ganz leicht war Wir marschierten
bis nach Wesel, der Stadt in der die 11 Schillschen Offiziere erschossen worden
waren. In Lackhausen bei Wesel kamen wir wieder in Quartiere. Unser Zug lag in der dortigen
Schule. Wir Chergierten (muß wahrscheinlich Chargierten heißen) hatten Privatquartiere.
Noch immer war es an der eigentlichen Front ruhig. Ab und zu flog ein Engländer in großer
Höhe irgendwo über die Grenze. Da wollte England einen neuen Schlag tun. Er wollte Norwegen
besetzen, um Deutschland von dort aus besser angreifen und es auch besser blockieren
zu können. Auch hier kam der Führer eher, kam er ihnen zuvor. Am 9.4. 40 begann
die große Aktion des Heeres, der Kriegsmarine und Luftwaffe. Dänemark und Norwegen
wurden besetzt. Dänemark ohne Widerstand, Norwegen nach teilweise heißen Kämpfen.
Der Engländer war an 2 Stellen gelandet. Er wurde geschlagen, mußte sich „siegreich“
.zurückziehen, wie er es nannte. Am nördlichsten Punkt, in Narvik, dem Endpunkt der berühmten
Erzbahn aus Schweden, setzte er stärkste Schiffseinheiten ein. Wir hatten nur Zerstörer
und leichtere Einheiten dort. Sie verteidigten sich heldenmütig, ließen sich nicht gefangennehmen,
und schließlich mußte der Engländer auch hier fliehen, nachdem er wertvolle
Schiffseinheiten eingebüßt hatte.
Dann aber begann der entscheidendste Teil des Krieges, der Angriff im Westen.
48

Am 10.Mai trat das deutsche Westheer zum Angriff an. Gigantisch war der Plan des Führers!
Es war bekannt geworden und zu erkennen, daß Holland und Belgien im Bunde mit unseren
westlichen Feinden waren. Sie hatten Verteidigungsmaßnahmen nur gegen Deutschland
getroffen Ihre Generalstäbe arbeiteten mit dem Gegner zusammen. Da brach der deutsche
Sturm los ! Überraschend setzte sich das Westheer in Bewegung. In wenigen Tagen beherrschte
die deutsche Luftflotte den gesamten Luftraum über dem Operationsgebiet. Motorisierte
Truppen, allen voran unsre Panzer, stießen weit in Feindesland hinein. Luftlandetruppen,
an ihrer Spitze Fallschirmjäger, landeten im Rücken des Feindes, mitten in der „Festung
Holland“, besetzten Brücken und wichtige Punkte. Es schien die Wiederholung des
Schlieffenplanes zu sein, aber es schien nur so. In Wahrheit hatte der linke Flügel der Angriffsarmee
die Stärke. Er spaltete das feindliche Heer. Im Norden waren die besten Truppen
des Feindes, vor allem seine schnellen Verbände, abgeschnitten. vom Süden. Die Maginot-
Linie wurde in der Verlängerung durchbrochen, die Kanalküste erreicht, große Truppenmassen
in Flandern und in Artois eingeschlossen und vernichtet.
Dabei durfte auch ich mit helfen. Davon im nächsten Bande der Schulchronik.
Dieser nächste Band der Schulchronik ist nicht mehr vorhanden, wenn er denn überhaupt
existiert hat.
Das Jahr 1941
22.06. Deutschland erklärt der Sowjetunion den Krieg, obwohl zwischen beiden Staaten
ein „Nichtangriffspakt“ bestand
11.12. Deutschland erklärt den Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg.
Es kommt zur Bildung der sog. Antihitlerkoalition durch die USA, die Sowjetunion und Großbritannien..
Ab diesem Jahr endet das Schuljahr in Deutschland nicht mehr zu Ostern, sondern im Juli
eines jeden Jahres.
Das Jahr 1942
Durch den Landrat wird angeordnet, dass alle Rodelschlitten, in privatem Besitz ,in Geschäften
und Stellmachereien sofort abzuliefern sind. Die Schlitten sind mit der Anschrift des Besitzers
sicher zu versehen und bei der Wehrmacht abzuliefern. Damit sollte die Ostfront versorgt
werden.
Wie begeistert die Bevölkerung damals hinter ihrer Wehrmacht stand, sollen folgende Zahlen
zeigen. Im Rahmen einer Wintersachensammlung wurden im Kreisgebiet
3.945 Wollwesten, Wollunterjacken und Pullover
164 Pelzjacken und Pelzwesten
1.249 Wolldecken
308 Pelzmäntel
849 Paar Skier
102 Paar Skistiefel
34 Paar Pelzstiefel
eingesammelt.
Ob diese Spenden, welche die Bevölkerung gesammelt hatte, jemals bei den bedürftigen
Soldaten angekommen sind, ist nicht bekannt. Aus diesen Nachrichten ist aber deutlich ersichtlich,
dass das Deutsche Reich bereits die ersten Schwierigkeiten hat, seine Truppen
ausreichend zu versorgen.
49

Mit Beginn des neuen Schuljahres wird in allen Schulen die sog. „Normalschrift“ mit den uns
allen noch heute bekannten und üblichen lateinischen Buchstaben verbindlich eingeführt.
Da die Verluste an Menschen an den Fronten offensichtlich drastisch zunehmen , werden in
der Presse keine Zahlen über Gefallene mehr bekannt gegeben. Ein weitere Hinweis auf die
verzweifelte Lage ist die Tatsache, dass das Mindestalter für Kriegsfreiwillige für die Waffen-
SS auf 16 ½ Jahre gesenkt wurde. Die SS war eigentlich nach dem Willen ihrer Schöpfer die
Schutzstaffel des Führers, eine Art Leibgarde. Sie trug schwarze Uniformen und als besonderes
Erkennungszeichen ein Totenkopfzeichen am Mützenband. Dieses Zeichen war nicht
neu, sondern bereits viel früher von bestimmten militärischen Einheiten getragen worden. So
z. B bis 1914 vom Husarenregiment Nr. 5 den sog. schwarzen Husaren. Die beiden Buchstaben
SS wurden in Runenform gestaltet. Runen sind altgermanische Schriftzeichen .
01.03. Alle im Umlauf befindlichen Geldmünzen aus Kupfer werden eingezogen, um sie
der Waffenproduktion zuzuführen. Kupfer wurde vor allem zur Herstellung von Munition
dringend gebraucht.
Das Jahr 1943
02.02. In Stalingrad kapitulierte die 6. Armee unter Generalfeldmarschall Paulus, der diesen
Titel erst kurz zuvor als Auszeichnung für sein Durchhalten an der Ostfront erhalten
und als Aufforderung, den Krieg unter allen Umständen weiter zu führen. Im
Kessel von Stalingrad waren seit November 1942 ca. 260.000 deutsche Soldaten
eingeschlossen. Nach großen Opfern auf beiden Seiten, auf deutscher Seite lebten
zum Zeitpunkt der Kapitulation noch etwa 90.000 Soldaten, die in die Kriegsgefangenschaft
gingen, trat hier die militärische Wende des zweiten Weltkrieges ein.
18.02. Der Reichspropagandaminister Göbbels hält im Berliner Sportpalast seine berüchtigte
Rede, in der er den „Totalen Krieg“ unter dem Jubel der Anwesenden proklamiert.
Alles was nicht unbedingt zur Kriegführung zwingend notwendig war, wurde
zurückgestellt, und alles was dem Krieg bzw. dem „Endsieg“ dienen könnte, wurde
in die Wege geleitet.
In Delitzsch wurden deswegen u.a. Luftschutzbunker durch französische später auch italienische
Kriegsgefangene unter Beteiligung der HJ gebaut, wovon nur noch einer unter dem
Barockgarten des Schlosses bis auf den heutigen Tag (2003) erhalten ist. Die Anlage kann
aus heutiger Sicht als reine Propagandaaktion abgetan werden, da ihre Bauweise keinen
sicheren Schutz vor schweren Bombenangriffen geboten hätte. Die Bunkeranlage besaß
eine relativ geringe Betondecke und nur eine Bodenüberdeckung von 50 -150 cm Erddeckung.
Die Bauweise bot eigentlich nur gegen Infanteriebeschuss und die Luftdruckwirkung
von Bomben und Luftmienen einige Sicherheit. Diese Bunkeranlage ist später von der DDR
in den 50 er und 60 er Jahren noch einmal als möglicher Schutzbunker für die Zivilverteidigung
genutzt worden. Heute kann diese Anlage an bestimmten Tagen besichtigt werden.
Das Jahr 1944
12.07. Von Peenemünde auf der Insel Usedom aus beginnt die Beschießung Londons mit
der „V 1 Waffe“ Damit war ein raketengetriebenes unbemanntes Geschoß bezeichnet,
welches nach der großdeutschen Propaganda als „Vergeltungswaffe“ gegen die
Engländer eingesetzt war. Im September wurde die „V 1“ von der nächsten Generation
„V2“ abgelöst. Der Bevölkerung wurde weis gemacht, dass mit dieser „Wunderwaffe“
die entscheidende Wende im Krieg herbeigeführt werden könnte. Diese V-
Waffen waren die ersten kriegstauglichen Raketen der Neuzeit. Die dazu notwendigen
Forschungs- und Versuchsunterlagen wurden nach dem Krieg zusammen mit
50

hochrangigen Ingenieuren wie z.B. Wernher von Braun nach den USA gebracht und
bildeten den Grundstock der späteren amerikanischen Raketen- und Weltraumforschung.
Im April wurde in Delitzsch wegen der immer häufiger drohenden Gefahr von Luftangriffen
eine neue Luftschutzbereitschaftsregelung angeordnet. So wurde festgelegt wie oft man im
Monat zum Luftschutzdienst herangezogen werden konnte :
Männlich Jugendliche von 15 Jahren 4 mal
Männliche Jugendliche von 16 u.17 Jahren 8 mal
Männer über 18 10 mal
Weibliche Jugendliche von 15 bis 18 Jahren 4 mal
Frauen über 18 Jahren 8 mal
Mütter mit 1 oder 2 Kindern 4 mal
Der Luftschutzdienst war eine Art hilfspolizeiliche Einrichtung.
01.09. Aufgrund einer Verordnung wird ab sofort die 60 – Stunden - Woche überall dort
eingeführt, wo es für die „Kriegswirtschaft“ nötig ist.
20.10. Durch einen Führererlaß wird der Volkssturm ins Leben gerufen. Das hieß, dass alle
„waffenfähigen Männer“ von 16 bis 50 Jahren, die noch nicht oder nicht mehr bei der
Wehrmacht dienten, zu den Waffen gerufen wurden. Noch ältere Bürger können
sich auch freiwillig melden. Damit wurde das letzte „Aufgebot zur Verteidigung der
Heimat“ aufgestellt. Obwohl der Volkssturm keine entscheidende Rolle für den Ausgang
des Krieges mehr spielte, wurden auf diese Weise noch erhebliche Opfer an
Menschenleben verlangt.
Das Jahr 1945
Im sechsten und damit letzten Jahr des 2. Weltkrieges war das Ende des schrecklichen
Mordgeschehens abzusehen. Von Osten rückten vor allem die Panzer- und Artillerieverbände
der Roten Armee unaufhaltsam näher. Aus dem Westen rückten die technisch weit überlegenen
Landtruppen der Westalliierten an. Durch anglo - amerikanische Fliegerverbände
wurden im Zentrum des deutschen Reiches verheerende Bombenlasten von Brand- und
Sprengbomben abgeworfen. Brandbomben bestanden im wesentlichen aus Phosphor, der
sich nach dem Abwurf entzündete und zu riesigen Bränden führte, die mit Wasser nicht
löschbar waren. Nur durch Abdecken mit Sand oder ähnlichem war der Brand zu ersticken.
Daher wurde vorgeschrieben, dass in allen Häusern auf den Dachböden Sandkisten bereit
zu halten sind.
So wurde Berlin ab Januar ständig mit Bombenflugzeugen angegriffen, der bis dahin
schlimmste Angriff erfolgte am 03.02. ,
am 13./14 2. wurde Dresden bombardiert,
am 26.02. wurde Berlin erneut angegriffen
am 07.03.die Stadt Dessau,
am 11.03. die Stadt Essen und
am 12.03.die Stadt Dortmund
am 18.03. erlebte Berlin den schwersten Bombenangriff des 2. Weltkrieges.
Aus dem Raum Delitzsch sind keine nennenswerten Bombenangriffe zu verzeichnen. Betroffen
war diese Gegend nur insoweit, als auch im Raum Delitzsch viele Menschen deren
Wohnungen in anderen Städten durch Bomben zerstört worden waren, eine Zuflucht und
eine Bleibe suchten.
In den ersten Apriltagen rücken aber von Westen her amerikanische Truppen in unser Gebiet
ein. Gleichzeitig wurden in diesen Tagen mehrere Gruppen von KZ- Häftlingen durch
unser Kreisgebiet getrieben. Diese Todesmärsche zogen von Halle über Zaasch / Delitzsch
51

nach Eilenburg und von Torgau über Eilenburg / Krostitz/ Zschortau in den Saalkreis. 14
Häftlinge wurden nachweislich erschossen, bzw. kamen wegen Unterernährung und Mißhandlung
um und wurden an einer Scheune in der Nähe von Döbernitz verscharrt. Ein
christliches Begräbnis erfolgte erst Monate später, nach Ende des Krieges, auf dem Friedhof
in Delitzsch.
Bei Ihrem Durchzug durch Zaasch am 17.04. wurden die entkräfteten Häftlinge kurzzeitig in
der Scheune von Schusters Gut untergebracht. Zwei Häftlinge konnten sich beim Weitermarsch
verstecken und zu den amerikanischen Truppen durchschlagen. Wahrscheinlich mit
einem Panzerspähtrupp kamen sie am nächsten Tag wieder in Zaasch an. Auf dem Rückzug
dieser militärischen Vorhut wurden der Bürgermeister Walter Bley und ein weiterer Einwohner,
Alfred Wegener, der im Wohnhaus von Schusters Gut wohnte und auf der Braunkohlengrube
beschäftigt war, mitgenommen. Am folgenden Tag wurden die Leichen dieser beiden
in der Nähe von Beyersdorf am Feldrand gefunden. Eine Aufklärung dieses Sachverhaltes ist
nie erfolgt. Die Beisetzung der beiden Leichen erfolgte auf dem Friedhof in Zaasch in aller
Stille. Als Todestag ist auf den Grabsteinen der 19.04.1945 angegeben. Das Grab des Bürgermeisters
Bley wurde im Jahre 2003 auf Wunsch der Angehörigen eingeebnet.
Am 20.04. erfolgte die Übergabe der Stadt Delitzsch an das 2.Batallion des 413. Regimentes
der 104 US- Infanteriedivision mit dem Namen „Timberwolf“.
Mit diesem Tag treten für den Raum Delitzsch die Besatzungsrechte in Kraft. Das bedeutete
unter anderem
• die völlige Funktionsstillegung des öffentlichen Verkehrs einschließlich Post- und Telegraphenverkehrs
• Ausgangssperre für die Zeit von 20.00 bis 6.00 Uhr
• Verbot des Entfernens vom Wohnort
• Verbot von Ansammlungen von mehr als 5 Personen
26.04. bekamen die Soldaten der „Timberwolf“- Division bei Torgau an der Elbe den Kontakt
zur sowjetischen Armee.
30.04. Der Führer des Großdeutschen Reiches Adolf Hitler begeht im Führerbunker in Berlin
Selbstmord
08.05. Die deutsche Wehrmacht unter Führung von Admiral Dönitz unterschreibt die bedingungslose
Kapitulation in Berlin. Deutschland wird daraufhin in 4 Besatzungszonen
aufgeteilt. Dieser Tag wird in der späteren DDR als „Tag der Befreiung“ jährlich mit
viel Pomp als staatlicher Feiertag begangen.
20.05. werden die etwa 600 amerikanischen Soldaten, die in Delitzsch stationiert sind,
nach Halle verlegt. Als neue Besatzung erhält Delitzsch nun Panzereinheiten der
7 th Armored – Division.
30 06. beginnt der Abzug der amerikanischen Truppen, der am 03.07. bis auf einen
kleinen Posten abgeschlossen ist..
04.07. treffen die sowjetischen Besatzungstruppen in Delitzsch ein. Das zivile Leben beginnt
wieder. Die Post und die Reichsbahn nehmen ihre Arbeit wieder auf.
Die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgt wie bisher auf Lebensmittelkarten.
Normalberechtigten über 18 Jahre standen für einen Monat folgende Nahrungsmittel zu :
• Fleisch 100 g (entspr. 3.45 g /Tag )
• Butter, Margarine o. Rohfett 100 g ( “ 3,45 g/ Tag )
• Brot 6.800 g ( “ 235,00 g/ Tag )
• Nährmittel 300 g ( “ 10,00 g/ Tag )
• Zucker 500 g ( “ 17,00 g/ Tag)
52

Kinder unter 6 Jahren erhielten täglich 1 Liter Milch.
Am 22.09.wird die Kreisbodenkommission auf der Basis der von den neuen Landesregierungen
und Provinzialbehörden erlassenen Gesetze und Verordnungen bestätigt. Danach wurden
in den einzelnen Gemeinden die entsprechenden Bodenkommissionen gebildet.
Für die Gemeinde Zaasch waren Mitglieder der Bodenkommission :
Otto Müller als Vorsitzender, Walter Eichler, Richard Gubbe, Karl Franke und Richard Bergmann.
Die Protokolle ihrer Arbeit wurden von einem Vertreter der russischen Kommandantur
abgezeichnet.
Ab Oktober begann wieder der regelmäßige Schulunterricht.
Ab 1.11. erfolgt eine Neugestaltung der Lebensmittelrationierung. Danach erhalten pro Tag
in Gramm :
Fett Brot Nährm. Kart. Zucker Marmel Fleisch
Schwerstarbeiter 20 450 40 500 25 30 40
Schwerarbeiter 20 400 40 400 25 30 40
Übr. Arbeiter 10 350 20 300 20 30 25
Angestellte 10 250 15 300 20 30 20
Kinder bis 15 Jahr 10 200 10 300 25 30 15
Sonst. Verbraucher 0 200 10 300 15 30 0
Für werdende und stillende Mütter gab es Zuschläge.
In der Folgezeit wurden aber die Rationen aus Mangel an Nahrungsmittel häufig zeitweilig
gekürzt bzw. durch Ersatzlebensmittel wie .z.B. Käse, Quark, Eier realisiert.
Als Zahlungsmittel gilt nach wie vor die deutsche „Reichsmark“ (RM)
05.12. Unter diesem Datum liegt ein Gemeinderatsprotokoll vor, in dem sich ein Tagesordnungspunkt
mit dem Verkauf eines Flugzeuges an das Leichtmetallwerk in
Rackwitz befasst. Bei diesem Flugzeug kann es sich nur um die Reste eines britischen
Bombers handeln, der im Frühjahr 1945 in die Scheune von Horn´s gestürzt
war. (heutiger Platz : Wiese gegenüber dem Grundstück Triftweg 2) Unterschrieben
haben das Protokoll der Bürgermeister Karl Franke, sowie die Gemeinderäte F.
Nicklisch, A, Schönbrodt, P. Sack, F. Grundmann und Herr Anders
Das Jahr 1946
Am 05.01. ist die Bodenreform für die beiden Zaascher Bauerngüter der Familien Horn und
A. Winter abgeschlossen. Außerdem wurde am 17.7. bestätigt, dass ein gemeindeeigenes
Flurstück in Größe von 13,5 a im Zuge der Bodenreform aufgeteilt wurde.
Unter das Bodenreformgesetz fielen alle Bauernhöfe mit einem Grundbesitz über 100 ha.
Auf Grund alliirter Rechtsbefugnisse waren bereits die Besitztümer von Bürgern, die als
Kriegsverbrecher, Kriegsgewinnler, hohe Parteiführer und Funktionsträger des Dritten Reiches
eingestuft worden waren, enteignet. Dazu zählte in Zaasch der Bürgermeister W.
Bley. Die Verteilung der Bodenflächen erfolgte durch die Gesetzgebung zur Bodenreform.
07.03. Die „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) wird gegründet.
53

05.04. Findet im Gasthaus Hartmann eine erste Zusammenkunft von Bürgern statt, die einen
Kleingarten besitzen möchten.
22.04. Die SPD und KPD werden zur SED vereinigt. Diese neue Partei verstand sich als
alleiniger „Interessenvertreter der Arbeiterklasse“ um die „Diktatur des Proletariats“
zu erreichten. In wie weit dies der Partei gelungen war, zeigte sich in den folgenden
Jahren in denen viele tausend Bürger ihrem Staat den Rücken kehrten und teils unter
Lebensgefahr das Land verließen.
Der 1.Mai wird zum offiziellen Feiertag erklärt. Dieser Tag wird nun jährlich mit großem politischen
und später auch militärischen Aktivitäten gefeiert. Riesige Massendemonstrationen
waren auf den Straßen zu sehen. Die Teilnahme an diesen Demonstrationen war zwar offiziell
freiwillig, aber besonders in den späteren Jahren wurde dieser Freiwilligkeit deutlich
„nachgeholfen“. Viele staatliche und volkseigene Einrichtungen und Betriebe haben für die
Teilnahme besondere Vergünstigungen gewährt.
25.05. Wird in Zaasch der erste Kleingartenverein gegründet, dessen Gartenflächen sich
noch heute (2003) am Ortsausgang nach Delitzsch befinden.
Durch Anordnung der Sowjetischen Militäradministratur (SMA) wird das Reisen von einer
Provinz in eine andere innerhalb der sowjetischen Besatzungszone nur mit einer gesonderten
Genehmigung erlaubt. Reisen in die anderen Besatzungszonen sind generell verboten.
Ende Mai wird darauf hingewiesen, dass eine große Gefahr für die Kartoffelfelder durch den
Befall mit Kartoffelkäfern besteht.
Der akute Mangel an Bekleidung führte am 11.06. zur Ausgabe von Sonderbescheinigungen
für den Bezug von Schuhen, Mänteln Umhängen und Schürzen aus Igelit. Igelit war ein PVC-
Produkt, welches luft - und wasserundurchlässig war, und bei vielen Menschen zwangsläufig
zu Schweißfüßen führte.
In Vorbereitung der Gemeindewahlen am 08.09. liegt ein Befehl der Kreiskommandantur
Delitzsch vor, alle Wahlberechtigten Bürger zu erfassen und nach bestimmten Gruppen getrennt
zu melden.
Am 27.08. meldet die Gemeinde Zaasch OT Serbitz :
283 Wahlberechtigte
davon
59 Arbeiter
3 Bauern
75 Neubauern
3 Großbauern ab 100 Morgen
9 Angestellte
30 Handwerker
34 ohne Beruf
70 Hausfrauen
davon 140 Umsiedler.
Das aktive Wahlrecht besaßen, das heißt, sie durften wählen, alle Bürger der Gemeinde, die
das 21 Lebensjahr vollendet hatten und mindestens drei Monate in der Gemeinde wohnten..
das passive Wahlrecht, das heißt man konnte sich wählen lassen, besaßen alle Bürger, die
das 23 Lebensjahr vollendet hatten und mindestens 6 Monate in Zaasch ansässig waren.
Außerdem gab es eine umfangreiche Liste von Ausschlußgründen von dieser Wahl, die sich
im wesentlichen aus der faschistischen Vergangenheit der betreffenden Person ergaben.
Zur Wahl durften folgende Parteien und Organisationen Kandidatenlisten stellen
54

SED, LDP, SDU, FDGB, FDJ, Frauenausschuss, VdgB
Für die Gemeinde Zaasch liegt ein Schreiben des Landrates vor, das die Sowj. Militäradministration
nur die SED als wahlberechtigte Partei registriert hat.
In Zaasch wird ein Wahlvorstand bestehend aus folgenden Personen gebildet :
Wahlvorstand Fritz Nicklisch i. V. Bürgermeister
Stellvertreter Karl Franke
Beisitzer Franz Grundmann
Stellvertreter Otto Nicklisch
2. Beisitzer Helmut Naumann
Stellvertreter Paul Tittel
3. Beisitzer Paul Gräfe
Stellvertreter Walter Eichler
Schriftführer Erich Seiler
Stellvertreter Richard Hartmann
Als Kandidaten für die SED waren aufgestellt
Name Beruf Partei
Nicklisch, Friedrich Baggerführer SED Ansässig
Schulze, Richard Sattler SED Ansässig
Hahn, Fritz Bauer SED Umsiedler
Vierweg, Walter Baggerführer SED Ansässig
Hartmann, Marie Hausfrau Part. los Ansässig
Seifert, Ernst Bauer SED Umsiedler
Dorn Franz Geschirrführer SED Ansässig
Schmidt, Willi Bauer SED Umsiedler
Scheibel, Paul Bauer SED Umsiedler
Ob die nachträglich eingereichte Liste der LDP zur Wahl zugelassen worden ist, geht aus
den hier vorhandenen Unterlagen nicht hervor,
Aus dem am 09.09.1946 erstellten Wahlabschlußprotokoll geht hervor, dass alle Kandidaten
bis auf Fritz Hahn gewählt sind. An die Stelle von Hahn tritt Erich Seiler. Eine Erklärung dafür
ist aus den vorliegenden Unterlagen nicht ersichtlich.
Die Wahlbeteiligung wurde mit 96,4 % ausgewiesen. 202 Stimmen waren gültig, sie fielen
alle auf die Kandidaten der SED.
Kurz nach den Gemeindewahlen beginnen die Vorbereitungen zu den Kreis- und Landtagswahlen,
die am 20.10.1946 stattfinden sollen..
Das Jahr 1947
01.01. Die amerikanische und britische Besatzungszone werden zur sog. “Bizone“ und damit
zu einem einheitlichen Wirtschaftssystem vereinigt. Damit beginnt die Spaltung
Deutschlands in zwei eigene Staaten. Später schloß sich auch die französische Besatzungszone
diesem Verbund an, es kam damit zur Bildung der „Trizone“
08.03. Der „Demokratische Frauenbund Deutschlands“ (DFD) wird gegründet. Dieser Tag
wird zukünftig als der „Internationale Frauentag“ in der DDR mit großem Aufwand
gefeiert. Der DFD versteht sich als „einheitliche sozialistische Frauenorganisation
der DDR“. Andere Frauenvereine oder –verbände gab es nicht mehr. Ausnahmen
55

waren die kirchlichen Vereine, die aber keinen offiziellen Status hatten. Als sozialistische
Massenorganisation war der DFD auch immer in der obersten Volksvertretung
der DDR, der Volkskammer, vertreten.
10.03. In Delitzsch bildet sich die erste Ortsgruppe des DFD.
Auch in Zaasch wurde eine DFD- Ortsgruppe gebildet. Die erste Vorsitzende war für viele
Jahre Elfriede Kiesche. Die Ortsgruppe Zaasch soll zeitweise bis 84 Mitglieder ,auch Freundinnen
genannt, gehabt haben.
23.06. Unter diesem Datum existiert der Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Zaasch
und der Kleingärtnerverein.
Das Jahr 1948
20.06 In den drei westliche Besatzungszonen wird eine Währungsreform durchgeführt.
23.06 In der sowj. besetzten Zone (SBZ ) wird ebenfalls eine Währungsreform durchgeführt.
Als Zahlungsmittel gab es in beiden Bereichen jetzt die „Deutsche Mark“, die
aber nicht identisch waren. In Delitzsch erfolgt der Geldumtausch. Da in der sowjetischen
Besatzungszone noch kein neues gedrucktes Geld vorhanden war, wurde die
alten Geldscheine mit einem Aufkleber versehen.
24.06. Aus Protest über die Einbeziehung Westberlins , welches auf dem Territorium der
SBZ lag, in das westdeutsche Währungssystem verhängt die Sowjetunion eine totale
Blockade über Westberlin. Die Versorgung mit allem Lebensnotwendigen erfolgt
nun über eine Luftbrücke. 322 Tage landen auf dem Westberliner Flugplatz Tegel
Bombenflugzeuge aus Westdeutschland im Minutentakt und versorgen die
Menschen mit allem, was zum Leben notwendig ist, bis hin zur Lieferung von Kohlen
für die Heizungen. Man sprach damals von den sog. „Rosinenbombern“. Später
wurde den Piloten dieser Versorgungsstaffel ein Ehrendenkmal in Berlin – Tegel
errichtet.
13.10. Der Steinkohlenkumpel Adolf Hennecke aus dem Zwickauer Revier erfüllt sein Tagessoll
mit 387 %. Damit beginnt die bis zum Ende der DDR bekannte und gepflegte
Aktivistenbewegung mit allen ihren Auswüchsen. Der Titel „Aktivist“ wurde anfangs
nur an Arbeiter mit überdurchschnittlichen Leistungen, verbunden mit einer
deutlichen Geldprämie, vergeben. Später wurde aus dieser Auszeichnung eine
Massenware, die zu allen staatlichen Feiertagen in großen Stückzahlen an Arbeiter
und Angestellte vergeben worden ist. Dazu kursierte bald ein politischer Witz : Als
Hennecke seine goldene Aktivistennadel erhielt, sagte er zu Wilhelm Pieck: „Das
Gold ist aber auch nicht echt“. Darauf die Antwort von Pieck; „Na, Deine 387 %
auch nicht!“
13.11. Die Kinderorganisation „Junge Pioniere“ wird gegründet.
Da sich die Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Lebensmitteln ausweiten, werden im
Kreisgebiet drakonische Maßnahmen eingeleitet. Der Landrat erlässt eine Anordnung zur
Durchführung des Orts- u. Feldschutzdienstes. Es wird das Betreten von Wiesen, Weiden,
Feldern und Wäldern ab einer Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang
sowie zwischen 11.00 und 13 00 Uhr verboten. Bei Zuwiderhandlungen werden
Gefängnisstrafen und Geldbußen angedroht.
56

In den Gemeindeunterlagen von Zaasch ist der Schriftverkehr zu mehreren „Zuzugsgenehmigungen“
abgelegt. Daraus geht hervor, dass eine Gemeinde nur bereit war, Bürger
aus anderen Gemeinden aufzunehmen wenn eine gleich große Anzahl von Bürgern aus der
anderen Gemeinde umzieht.
Am 30 Juli 1948 stellt der Vorstand der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe“ an die
Gemeinde Zaasch den Antrag, auf dem Sandplatz vor dem ehemaligen Winterschen Gut
eine Fuhrwerkswaage aufzustellen zu dürfen. Diese wurde dann auch errichtet. Heute
(2003) ist davon nicht mehr zu sehen.
Das Jahr 1949
07.09. Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD)
07.10. Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). In den Folgejahren
wurde dieses Datum mit immer größerem Aufwand gefeiert. Zum Schluß mit mächtigen
Militärparaden
In diesem Jahr flüchten 125.245 Menschen aus der DDR über die noch offenen, das heißt
noch nicht gesicherten, Grenzen nach Westdeutschland.
Im Verlauf dieses Jahres verstärkt sich der „Stalinkult“. In Berlin wird die Frankfurter Alle in
Stalinalle , in Delitzsch am 13.01.1950 der Markt in „Stalinplatz“ umbenannt.
Aufgrund der angespannten Lage auf dem Sektor der Lebensmittelversorgung wird wiederholt
auf den Feldschutz- Wachdienst hingewiesen. Es werden Geldstrafen bis 3.000 DM und
Gefängnisstrafen angedroht.
Wegen der erneuten Kartoffelkäferplage werden verstärkt Suchdienste angeordnet. Für die
besten Sucher werden Süßwarenprämien ausgesetzt.
• 1 kg Kartoffelkäfer = 2 kg Süßwaren
• 1 Eigelege = 20 g Süßwaren
Im Dezember wird die sowjetische Militärkommandantur in Delitzsch aufgelöst.
Die Gemeinde Zaasch legt einen vom damaligen Bürgermeister Grundmann gezeichneten
Haushaltsplan vor, in dem die Gesamteinnahmen in Höhe von 33.725 DM den Gesamtausgaben
von 33.725 DM gegenübergestellt werden.
Den größte Einnahmeposten stellen dabei die Steuern mit 29.994 DM dar, ausgabeseitig ist
die Kreisumlage mit 14.448 DM der größte Betrag. Die Aufrechterhaltung des Gemeindeverwaltung
schlug mit 4.330 DM zu Buche.
Darunter 3.240 DM Besoldung
470 DM Aushilfskräfte
207 DM Heizung, Beleuchtung, Reinigung, Miete, Postgebühren
Schreibbedarf, u. dgl.
106 DM einmalige Ausgaben für Einrichtungsbeschaffungen
60 DM Gebäudeerhaltung für das Feuerlöschwesen.
Wie sparsam damals mit allem umgegangen werden musste, kann man heute noch sehr
genau erkennen. Schriftverkehr, sofern er nicht auf vorgeschriebenen Formularen zu erfolgen
hatte, wurde oft auf den Rückseiten alter Schriftstücke getätigt. So liegt uns z.B. ein
Schreiben der Stadt Brehna an den Bürgermeister von Zaasch vor, welches auf der Rücksei-
57

te einer Abschrift von 1911 eines „Geburts- u. Taufscheines“ aus dem Jahre 1875 des
Pfarramtes in Gröbzig geschrieben worden ist. Eine Aufstellung über den Kartoffelkäfer -
Suchdienst 1953 wurde auf der Rückseite eines Portraits von Karl Marx geschrieben. Die in
diesen Jahren verwendeten Aktenhefter tragen häufig noch die Beschriftungen aus früheren
Jahren.
Am 30.08. 48 hatte die Gemeinde den Antrag auf Überlassung des ehemaligen Herrenhauses
Horn ( heute Lindenplatz 7) zur Einrichtung einer Schule an die damalige Landesregierung
von Sachsen- Anhalt gestellt. Dazu erging am 07.05.1949 der Bescheid, dass darüber
erst entschieden werden könne, wenn die in diesem Haus wohnenden Neubauern einen entsprechenden
anderen Wohnraum bekommen hätten. Damit war dieser Vorgang abgeschlossen.
Unter dem 14.06.1949 sind mehrere Verträge der Gemeinde mit Einwohnern an der Straße
nach Roitzsch, beginnend an der Schlosserei Gräfe bis zum Beginn der Straße nach
Zschernitz, abgeschlossen worden. Danach gestattet die Gemeinde den Anliegern die
pachtfreie Nutzung der vor ihren Siedlungen liegenden Parzellen. Die Nutzer hatten im Gegenzug
Bäume anzupflanzen.
Das Jahr 1950
08.02. Das Ministerium für Staatssicherheit wird gegründet.
02.03. Die erste Briefmarke der DDR mit einem Emblem der DDR wird herausgegeben. Sie
hatte eine Wert von 24 Pfennig. Soviel zahlte man für einen normalen Brief. Eine
Postkarte kostete damals 12 Pfennige.
15.04. Die Versorgung der Schulkinder mit einer täglichen warmen Mahlzeit wird
gesetzlich eingeführt.
Die Sowjetunion löst die Internierungslager in Deutschland auf. Diese befanden sich z.B. in
ehemaligen KZ in Buchenwald, Sachsenhausen und Bautzen. Diese Tatsache wurde in der
DDR lange verheimlicht. Den Kindern und Jugendlichen wurde diese Tatsache auch bei den
später häufig stattfindenden Besuchen der „antifaschistischen Mahn- und Gedenkstätten“,
die in den ehemaligen KZ errichtet worden waren, nie erläutert. Es wurde immer der Eindruck
bei den Kindern erweckt, dass hier nur Kommunisten und Juden von den Faschisten
gefangen gehalten worden waren. Auch die Tatsache dass bürgerliche Widerstandskämpfer
und Pfarrer in den KZ untergebracht waren, wurde stillschweigend übergangen. Es sollte mit
allen Mitteln der Eindruck erweckt werden, dass es nur eine kommunistische Widerstandsbewegung
gegeben habe.
Im Verlauf des Jahres 1950 flüchten 197.788 Personen aus der DDR nach Westdeutschland
und Westberlin.
Im März erfolgte eine große Preissenkung der HO. Die HO war eine staatliche Handelsorganisation,
welche seit ihrem Bestehen nicht rationierte Waren zu relativ hohen Preisen verkaufte.
Weißbrot, 1000 g von 5,00 DM auf 3.00 DM
58

Butter 500 g 30,00 DM 24,00 DM
Schweinefleisch 500 g 25,50 DM 19,00 DM
Kunsthonig 500 g 5,00 DM 3,00 DM
Bockwurst mit Salat 4,80 DM 3,75 DM
Ei 2,00 DM 1,00 DM
Herrensocken 9,00 DM 6,50 DM
Herrensporthemden 60,00 DM 45,00 DM
Damenkleid 98,00 DM 84,00 DM
In Delitzsch wird an der alten Stelle in der Grünanlage Marienstraße eine Nachbildung der
Bronzestatue des Politikers Schulte- Delitzsch aus Muschelkalk aufgestellt. Das bronzene
Original wurde während des 2. Weltkrieges zu Kriegszwecken eingeschmolzen.
Die bis dato selbständige Gemeinde Serbitz wird nach Zaasch eingemeindet.
Das Jahr 1951
23.02. Die Bezugscheine für Textilien werden in der DDR abgeschafft.
12.07. Die Arbeitsämter in der DDR werden abgeschafft.
08.10. Die Lebensmittelkarten werden zwar offiziell abgeschafft mit Ausnahme der
Karten für Fleisch ,Fett und Zucker, aber die Versorgung wird immer wieder
bei bestimmten Artikeln rationiert so z. B. bei Seife.
Im Dezember erfolgte wiederum eine Preissenkung für Artikel in der HO - Geschäften
Fleisch 500 g von 8,50 DM auf 6,40 DM
Wurst 500 g 10,00 DM 8,00 DM
Butter 500 g 12,00 DM 10,00 DM
Käse 500 g 6,00 DM 5,10 DM
Margarine 500 g 7,00 DM 6,25 DM
Wodka 0,7 l 19,50 DM 9,25 DM
Weine 0,7 l 10,00 DM 7,50 DM
Bier 0,3 l 1,10 DM 0,97 DM
1 Paar Damenstrümpfe (Kunstseide) 7,25 DM 5,50 DM
Preise für Nylon- bzw. Perlonstrümpfe gab es nicht, da diese Artikel in der DDR noch nicht
angeboten wurden. Diese Kunstfaser kam erst wesentlich später unter der Bezeichnung
DEDERON auf den Markt.
Das Durchschnittseinkommen aller Arbeiter und Angestellten beträgt 279,00 DM. Bei einer 6
–Tage Arbeitswoche zu je 48 Stunden ergibt sich bei durchschnittlich 25 Arbeitstagen monatlich
ein durchschnittlicher Stundenlohn von 1,40 DM.
Der Bürgermeister der Gemeinde Zaasch, die damals mehr als 500 Einwohner hatte bekam
als Wahlangestellter für seine Tätigkeit damals eine monatliche Vergütung von 275,00 DM.
Bei der heutigen Bevölkerungszahl wären es nur noch 240,00 DM gewesen
Ein Durchschnittsverdiener musste also ca. 7 Stunden arbeiten um sich ein Pfund Butter
kaufen zu können.
In diesem Jahr gab es einen deutlichen Einschnitt in der Schulbildung der Zaascher Kinder.
Während bisher alle 8 Klassen in zwei Gruppen durch zwei Lehrer in der Zaascher Schule
59

unterrichtet wurden, wurden die Schüler ab Klasse 5 ab diesem Jahr in Schenkenberg beschult.
Beachtenswert ist dabei, welche Belastung damit auf die Kinder zukam. Für den
Schulweg gab es damals noch keine Busverbindung. Die Kinder gingen zu Fuß oder fuhren
mit ihren Fahrrädern über einen Feldweg nach Schenkenberg. Dieser Feldweg existiert heute
nicht mehr, er wurde im Zuge der Großfelderwirtschaft untergepflügt. Man kann heute nur
noch ein winziges Waldstück, das sog. „Büschchen“ im Feld erkennen, an dem der Feldweg
vorbei führte.
Ab 02.06. wurde aus dem ehemaligen Herrenhaus in Schenkenberg, in dem die Volkssolidarität
seit 1950 ein Kindererholungsheim führte, ein Kinderheim für Kinder, die aus den ehemaligen
Ostgebieten kamen und die ihre Eltern auf irgendeine Weise verloren hatten. Diese
Kinder im Alter von 7 bis 22 Jahren wurden nun in diesem „Schloß“ untergebracht. Sie besuchten
dann mehrere Jahre gemeinsam mit den Zaascher Kindern die Schule in Schenkenberg.
Am 20 .09.1956 wurde dann dieses Kinderheim nach Posterstein Kreis Schmölln
verlegt
In diesem Jahr flüchten 165.648 Einwohner der DDR in die Bundesrepublik und Westberlin.
Das Jahr 1952
01.02. Erscheint erstmalig eine Tageszeitung, die später zur auflagenstärksten Zeitung der
DDR wird. Es handelt sich um die „Junge Welt“
08.06. Die erste „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft“ (LPG) der DDR wird in
Merxleben bei Langensalza gegründet.
07.08 Gründung der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) einer vormillitärischen
Ausbildungseinrichtung für die Jugend.
21.12. Das deutsche Fernsehen in Berlin- Adlershof sendet sein erstes Fernsehversuchsprogramm.
25.12. Die erste Fernsehsendung der Bundesrepublik wird ausgestrahlt.
In diesem Jahr führt die Friedensfahrt (Radfernfahrt für den Frieden) zum ersten Mal
auch über das Gebiet der DDR, nachdem sie bereits zwei Jahre nur über polnisches und
tschechisches Gebiet gerollt war. Auch durch Delitzsch führte die Strecke, an der viele tausend
Bürger die Radrennfahrer begrüßen.
Auf Grund des „Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Staatsapparates“ wird die
Ländergliederung der DDR abgeschafft und durch eine Gliederung in neue Bezirke ersetzt.
Der Kreis Delitzsch mit seinen damals 140 Gemeinden, der bisher zum Land „Sachsen- Anhalt“
gehörte, kommt zum Bezirk Leipzig, und wird gleichzeitig um den neu geschaffenen
Kreis Eilenburg verkleinert. Damit entfällt auch für den Kreis Delitzsch die bisherige Kreiszeitung
„Freiheit“ das Organ der SED in Sachsen- Anhalt. Die neue Kreiszeitung wird ab sofort
die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). Die jeweils zuständigen Tageszeitungen waren zu dieser
Zeit in jedem Fall Organe der SED, was eindeutig aus dem Zeitungskopf hervorging. Unabhängige
Tageszeitungen hat es in der DDR nie gegeben.
Auch die gesamte übrige Presse unterlag ohnehin einer strengen Zensur durch die Partei
der Arbeiterklasse. Als kleine Anmerkung am Rande sei vermerkt, dass selbst die Reden auf
Faschingsveranstaltungen erst durch die Parteiorgane freigegeben werden mussten.
60

Als erste LPG im Kreis Delitzsch entsteht in Wiesenena die LPG „Florian Geyer“
Im August wurde die LPG „7.Oktober“ in Schenkenberg gegründet.
Etwa zur gleichen Zeit gründen in Zaasch 7 Bauern
Georg Hennig Peter Friede
Otto Unterbeck Walter Kiesche
Max Globig Walter Eichler
und Fritz Hahn
die LPG „Georgi Dimitroff“
Georgi Dimitroff war ein bulgarischer Kommunist, der während der Zeit des Nationalsozialismus
durch die Faschisten angeklagt worden war, den Reichstag in Berlin in Brand gesetzt
zu haben. Der Prozeß bei dem Dimitroff freigesprochen wurde fand übrigens im alten
Reichsgericht in Leipzig statt.
Wie man vielleicht schon bemerkt haben wird, wurden LPGn und auch andere Wirtschaftseinrichtungen
mit Namen aus der deutschen Geschichte, vorrangig aber aus der neueren
antifaschistischen Zeit, belegt. Das führte bald soweit, das Großbetriebe nach noch
lebenden kommunistischen Persönlichkeiten benannt wurden.
Das erste LPG –Büro befand sich bis 1961 im ehemaligen Wohnhaus der Familie Krone –
Nietzsch (heute Lindenplatz 3). Die genossenschaftlich bewirtschaftete Fläche umfasste damals
54 ha.
Das monatliche Durchschnittseinkommen aller Arbeiter und Angestellten der DDR betrug
300,00 DM. Dabei gab es aber erhebliche Unterschiede, so waren es im VEB „Süßwaren“ in
Delitzsch nur 225,00 DM.
Als Pfarrer in Zaasch war Pfarrer Haun aus Zschernitz bis 1953 tätig. Er war der Nachfolger
von Pfarrer Sommer, der diese Stelle seit 1935 innehatte.
In diesem Jahr flüchteten 182.392 Personen aus der DDR nach Westdeutschland und Westberlin.
Nach DDR - eigenen Angaben übersiedelten in den Jahren 1951/52 nur 33.832 Personen
aus Westdeutschland und Westberlin in die DDR.
Das Jahr 1953
05.03. „Generalissimus“ Stalin ist gestorben. Diesen Titel hatte er sich noch zu Lebzeiten
selbst gegeben. Dem ganzen Land wurde eine pompöse Trauerfeier verordnet, die
eher einer Heiligenverehrung glich, wie sie in der katholischen Kirche üblich ist.
Bald danach wird auch in Delitzsch wieder eine sowjetische Militärkommandantur
errichtet.
61

10.05. Die Stadt Chemnitz wird in „Karl-Marx-Stadt“ umbenannt.
12.06. Der Ministerrat der DDR gesteht in der Presse Fehler bei der Kollektivierung der
Landwirtschaft, besonders gegenüber Groß- und Mittelbauern ein.
17.06. In Berlin kommt es zu Streiks der Bauarbeiter in der Stalinallee, die sich über das
gesamte Gebiet der DDR ausbreiten. In der Folge kommt es zu einem Volksaufstand,
der durch herbeigerufene Streitkräfte der Roten Armee niedergeschlagen
wird. Es wird der Ausnahmezustand befohlen. Es werden in der Folgezeit umfangreiche
Verhaftungen in vielen Großstädten der DDR bekannt. Bei diesen Unruhen
waren auch in Delitzsch zwei Todesopfer zu beklagen.
23.12 Es läuft einer der erfolgreichsten Kinderfilme der DDR in den Kinos an „Der kleine
Muck“
In diesem Jahr fliehen 391.390 Personen aus der DDR nach Westdeutschland und Westberlin.
Aus Zaasch waren es u.a. die Familien der Bauern Krone- Nietsch und Dittel.
Die Gemeinde Brodau wird das erste voll- genossenschaftliche Dorf im Bezirk Leipzig. Im
Kreis Delitzsch bestehen 23 LPG, 8 befinden sich in Gründung. Trotz vieler Repressalien
verlassen einzelne Bauern, auch in Zaasch, die LPG, um wieder als Einzelbauern zu wirtschaften.
In diesem Jahr wurde in einem Raum des ehemaligen Herrenhaus des Hornschen Gutes ein
Fernsehgerät aufgestellt, damit die Dorfbewohner in die Lage versetzt werden, Fernsehsendungen
des DDR Fernsehens zu empfangen. Die Geräte waren sehr teuer und äußerst
knapp. Die Technik war so eingerichtet, dass man mit diesen Geräten eigentlich nur das
Fernsehen der DDR sehen konnte. Die Sendezeiten lagen nur in den Abendstunden. Für
Kinder wurden in den Nachmittagsstunden Kindersendungen ausgestrahlt. Später wurden für
die Schichtarbeiter auch Wiederholungen des Vortagsprogramms in den Vormittagsstunden
gesendet.
Die LPG hatte inzwischen 400 ha Land zu bewirtschaften. Das kam dadurch, das herrenlos
gewordene Flächen immer einer LPG zugeschlagen wurden. Die Hälfte der Ackerflächen
war unbewirtschaftet. Das in den Unterlagen ausgewiesene Genossenschaftliche Vermögen
betrug 690,5 TM. Der Viehbestand belief sich auf knapp 100 Rinder und 200 Schweine.
Der Wert einer Arbeitseinheit betrug 1,12 M
Richard Krönert übernimmt die Schafherde der LPG, die er bis zum Ende des Bestehens der
LPG führen wird. Am Ende waren es fast 37 Jahre.
Das Jahr 1954
22.01. der Ministerrat der DDR beschließt, dass loyal gesinnte Großbauern auch Mitglieder
einer LPG werden können. Bis 1955 treten etwa 2000 Großbauern in die LPG
ein.
25.03. Die Anerkennung der Souveränität der DDR durch die Sowjetunion ist erfolgt, aber
die Besetzung der DDR ist damit nicht aufgehoben. Alle sicherheitsrelevanten Fragen,
die sich aus dem Viermächteabkommen ergaben behält sich die Sowjetunion
vor.
04.07. Ganz Deutschland feiert den Sieg der westdeutschen Fußballnationalmannschaft
über Ungarn in Bern. Ganz Deutschland fühlt sich damit als Fußballweltmeister,
auch die Fußballfanatiker aus dem Ostteil Deutschlands.
62

Im Verlaufe des Jahres werden mehrere Preissenkungen bis zu 20 % für eine größere Anzahl
von Lebensmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen wirksam.
Erstmals kommen auch für private Haushalte Leuchtstoffröhren in den Handel.
Hier einige Preise für Bedarfsartikel :
Fernsehapparat Typ Rembrandt 1.300 DM
Musiktruhe mit Tonband 2.300 DM
Radio 300 – 400 DM
Bei einem monatlichen Monatseinkommen von ca. 350,00 DM musste man also 4 Monatseinkommen
für den Erwerb eines Fernsehers ausgeben.
Im Juli kommt es wegen anhaltender Regenfälle zum Muldehochwasser, welches in den
Gemeinden Löbnitz und Roitzschjora zu schweren Schäden führte.
Mit großzügiger staatlicher Unterstützung konnte in der LPG Zaasch in diesem Jahr ein großer
Schweinemaststall am Rödgener Weg gebaut werden. Dieser Stall ist heute noch (
2003) in Benutzung.
Durch diese großzügige staatliche Hilfe wuchs der Wert der Arbeitseinheit auf 2,41 Mark.
Der Viehbestand war auf 226 Rinder und 436 Schweine gewachsen.
In diesem Jahr tritt Pfarrer Bronisch seine Pfarrstelle in Zschernitz an und ist damit auch für
die Kirche in Zaasch verantwortlich. Er betreute die Pfarrstelle bis 1961.
Das Jahr 1955
25.01. Die Sowjetunion erklärt den Kriegszustand gegenüber Deutschland für beendet.
17.03. Im Automobilwerk Zwickau läuft der erste duroplastbeschichtete PKW der Welt
vom Band. Er trug den Namen „P 70“
01.05. Bei den Maidemonstrationen treten zum ersten mal bewaffnete Formationen der
Kampfgruppen auf. Als Uniformen wurden damals noch ganz schlichte blaue Arbeitsanzüge
getragen.
23.12. Zum ersten Mal erscheinen die Mosaikhefte mit den Comicfiguren Dig, Dag und
Digedag. Diese Heftserie wird für viele Jahre der Renner in der Kinderliteratur.
In diesem Jahr flüchten 252.870 Personen aus der DDR nach Westdeutschland und Westberlin.
In der LPG Zaasch wird im Ortsteil Serbitz in den Räumen des ehemaligen Gutshauses ein
großes Lehrlingswohnheim für 30 Lehrlinge eingerichtet. Ausgebildet wird hier in einer dreijährigen
Lehrzeit der Facharbeiter für Acker- und Pflanzenbau. Gleichzeitig wird die Fahrerlaubnis
für Traktoren erworben. Die Absolventen wurden danach in der gesamten Republik
eingesetzt. Nur relativ wenige blieben hier, so dass immer ein Arbeitskräftemangel bestand.
Das genossenschaftliche Vermögen der LPG betrug 1.935.267 DM. Anders ausgedrückt
waren das 519 ha Land, 243 Rinder usw.
63

Das Jahr 1956
10.01. Die Volkskammer beschließt den Aufbau der „Nationalen Volksarmee“ (NVA). Diese
Armee war für einige Jahre eine reine Freiwilligen- Armee.
16.11. Durch Gesetz wird die Mindestrente auf 105,00 DM festgesetzt. Die übrigen Renten
werden um 30 DM erhöht.
04.07. Es werden wieder Preissenkungen bekannt gegeben. So reduzieren sich u.a. folgende
Preise :
1 Paar Perlonstrümpfe von 25,50 DM auf 19,50 DM
1 Damenkleid aus Kunstseide 87,40 DM 66,80 DM
Kinderschuhe mit Kreppsohle 23,80 DM 18,00 DM
Herrenfahrrad 261,00 DM 210,00 DM
45 l Kühlschrank 1050,00 DM 840,00 DM
Das monatliche Durchschnittseinkommen eines Arbeiters lag zu dieser Zeit bei 300,00 DM
bis 350,00 DM. Das heißt für einen kleinen Kühlschrank musste man 2- 3 Monatseinkommen
hinblättern. Ein Empfänger einer Mindestrente musste damals die Rente von 8 Monaten für
einen kleinen Kühlschrank aufwenden.
05.06. In Halle wird der erste Selbstbedienungsladen der DDR eröffnet.
01.10. In allen HO- Läden ist ab sofort Teilzahlung möglich. Natürlich galt das nur
für ausreichend vorhandene Waren, und das waren nicht sehr viele.
Nov. /Dez. Auf der Olympiade in Melbourne (Australien) erringt der Boxer Wolfgang Behrendt
die erste Goldmedaille für die DDR bei olympischen Sommerspielen.
Am 15. Juli kommt es durch wolkenbruchartige Regenfälle im Kreisgebiet zu Hochwasser,
das aber in Zaasch keinen Schaden anrichtet.
Das Jahr 1957
02.01. In 12 Großbetrieben der DDR wird die 45 Stundenwoche eingeführt. Bisher wurde
wöchentlich 48 Stunden gearbeitet, die Arbeitswoche ging von Montag bis Samstag.
04.10. Start des ersten künstlichen Erdsatelliten „Sputnik“ in der Sowjetunion.
07.11. Es beginnt die Produktion des „Trabant P50“. Bis 1962 wurden einschließlich des
Typs „50/2“ insgesamt 131.450 Stück hergestellt.
13.10. Ohne Vorankündigung erfolgte eine Währungsreform mit Geldumtausch im
Verhältnis 1.1. Damit sollte vor allem der Geldüberhang abgebaut werden,
der sich in Westberlin auf Grund illegaler Wechselstuben gebildet hatte, und
dadurch entwertet wurde.
In diesem Jahr flüchteten 262.622 Personen aus der DDR Westdeutschland und Westberlin.
64

Das Jahr 1958
01.06. Die Lebensmittelkarten in der DDR werden endgültig abgeschafft. Die Preise für
bisher rationierte Lebensmittel und in den HO Geschäften frei verkäuflichen Lebensmittel
werden vereinheitlicht. Gleichzeitig wird das Kindergeld und eine Geburtenbeihilfe
eingeführt .
02.01. Es wird ein Gesetz beschlossen, dass bei öffentlich gespielten Musiktiteln mindestens
60 % von Ost- Komponisten stammen müssen. Die Einhaltung dieser Vorschrift
wurde zeitweilig sehr streng kontrolliert. Alle Musikgruppen, die in der Öffentlichkeit
auftreten wollten, aber auch alle Gruppen wie z.B. Schulklassen, die
ein Klassenfest ausrichten wollten, mussten eine Liste der Musiktitel, die sie spielen
oder von Tonträgern abspielen wollten, rechtzeitig bei der Abt. Kultur des jeweiligen
Rates des Kreises zur Genehmigung einreichen.
04.10. In Leipzig wird die erste „Messe der Meister von Morgen“ (MMM) eröffnet. Das
war eine Schauveranstaltung auf der junge Arbeiter und Angehörige der Intelligenz
ihre Arbeitserfolge ausstellten.
Mit Beginn des Schuljahres im September wird an allen Schulen ein Unterrichtstag in der
Produktion eingeführt.(UTP). Anfangs war man noch allseits bestrebt, den Eindruck zu erwecken,
es handele sich um ein Schulfach, in dem die Kinder mit den Problemen der Werktätigen
bekannt gemacht werden sollten. Im Laufe der Jahre verkam diese Aktion immer mehr
zu einem Arbeitseinsatz von Jugendlichen, die den Betrieben aus der Arbeitskräftenot retten
sollte.
In diesem Jahr flüchteten 204.092 Personen aus der DDR nach Westdeutschland und Westberlin.
In diesem Jahr werden in der LPG Zaasch 2 neue Rinderoffenställe für jeweils 60 Kühe im
Ortsteil Serbitz fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Vermutlich als letztes Wohnhaus in Zaasch wird die ehemalige „Mühle“ an der Straße nach
Roitzsch an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. Nach mehr als 50 Jahren haben nun alle
Einwohner von Zaasch einen Elektroanschluß. In diesem Haus wurden neben den allbekannten
Kerzen und Petroleumlampen sogar noch Karbidlampen betrieben. Der damalige
Besitzer arbeitete auf der „Grube“ dem Braunkohlentagebau, wo als Arbeitslampen unter
Tage solche mit Calciumkarbid betriebenen Lampen sog. „Geleuchte“ üblich waren. Aus
Karbid und Wasser wurde das Gas Acetylen, auch als Schweißgas bekannt, hergestellt, das
bei Entzündung eine sehr helle Flamme gab.
Das Jahr 1959
03.06. Walter Ulbricht prägt den Spruch : „Jedermann an jedem Ort- einmal in Woche
Sport“. Dieser von den meisten belächelte Spruch erfuhr in der Folgezeit im
Volksmund viele witzige Abwandlungen.
21.08. Walter Ulbricht wiederholt und bestärkt seine Behauptung, die DDR werde die
BRD bis 1961 wirtschaftlich einholen und überholen. Ein Witz der damaligen Zeit
besagte, dass jetzt Filzlatschen ausgegeben werden müssen, damit der Westen
nicht hört, wie er überholt wird.
22.11. 18.50 Uhr schlägt die Geburtsstunde des Sandmännchens im DDR – Fernsehen.
65

22.11. Anlässlich eine ZK-Tagung der SED wird der Kreis Eilenburg als erster vollgenossenschaftlicher
Kreis der DDR gemeldet.
In diesem Jahr flüchten 143.917 Personen aus der DDR in die Bundesrepublik und Westberlin.
In Zaasch , auf dem Gelände des ehemaligen Gutes von Krone Nietzsch, wird ein weiterer
Rinderoffenstall für 60 Kühe errichtet und gleichzeitig ein moderner Fischgrätenmelkstand in
Betrieb genommen. Von dieser Anlage ist heute (2003) nichts mehr vorhanden, nur der damals
benötigte Brunnen ist noch zu sehen.
In diesem Jahr wurden von der RTS Döbernitz wesentliche Teile der Landtechnik in eigene
Regie der LPG Zaasch übernommen. In Serbitz wird der sog. Stützpunkt eingerichtet.
Das Jahr 1960
21.03. Karl- Eduard Schnitzler tritt zum ersten Mal mit seiner Sendung „Der schwarze
Kanal“ im Fernsehen der DDR auf. In dieser Sendung wird an Hand von geschickt
ausgewählten Ausschnitten aus dem Westfernsehen versucht, zu beweisen, dass
die Kapitalisten unsere Feinde sind. Böse Zungen behaupteten damals, dass
Wasserwerker den Beginn dieser Fernsehsendung auf die Minute genau am plötzlich
steigenden Wasserverbauch feststellen konnten. Alle Welt erhob sich nämlich
nach einem relativ schönen Fernsehabend um vor dem Schlafengehen die Toiletten
zu benutzen. Vor dem „Schwarzen Kanal“ lief viele Jahre ein alter Spielfilm,
den sich die Leute gern angesehen haben.
01.10. Im Fernsehen der DDR wird die „Aktuelle Kamera“ zeitlich auf 19.30 Uhr vorverlegt
, damit es nicht zur Überschneidung mit der „Tagesschau“ im Westfernsehen
kommt. Man befürchtete, wahrscheinlich zu Recht, dass die Fernsehzuschauer die
Tagesschau vorgezogen hätten. Inzwischen war es nämlich in großen Gebieten
der DDR möglich geworden, das Programm aus dem Westen in annehmbarer
Qualität zu empfangen. Nur in einigen Gebieten im südlichsten Sachsen war dies
nicht möglich. Die Bezeichnung „ARD“ erhielt dort auch die makabre Übersetzung
„Außer Raum Dresden“, auch die Bezeichnung „Tal der Ahnungslosen“ war für
diese Region im Volksmund gebräuchlich.
In diesem Jahr flüchten 199.188 Personen aus der DDR in die Bundesrepublik und Westdeutschland
Unter schwerem staatliche Druck gesetzt, treten auch in Zaasch die letzten freien Einzelbauern
in die LPG ein, darunter die Familien
Bergmann Friedrich Gebauer
Hampel Löwe Scheibel
Damit findet die Zwangskollektivierung unter dem Schlagwort „ Sozialistischer Frühling auf
dem Lande“ ihren Abschluss.
Das Jahr 1961
12.04. Aus der Sowjetunion wird gemeldet , das der erste Mensch, Juri Gagarin, von einem
erfolgreichen Weltraumflug zurückgekehrt ist.. Das Gerücht, dass bereits früher
einige bemannte Weltraumflüge aus der Sowjetunion gescheitert sind, kommt
66

nie ganz zum Schweigen. Auffällig ist, dass solche spektakulären Flüge immer erst
bekannt gegeben wurden, nachdem sie erfolgreich beendet waren.
12.05. Der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht erklärt auf einer Pressekonferenz : „Niemand
hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“. Eine Aussage, die bereits zu diesem
Zeitpunkt eine Lüge war, wie sich noch im gleichen Jahr herausstellen sollte.
13.08. Es beginnt der Bau der berüchtigten Berliner Mauer, welche die Teilung
Deutschlands im wahrsten Sinne des Wortes für die nächsten 29 Jahre zementierte.
Wenige Tage später werden auch alle anderen Grenzübergänge nach der
BRD für die Bürger der DDR gesperrt. Einreisen von Bürgern der BRD waren
noch möglich, nachdem ein ziemlich aufreibendes Genehmigungsverfahren und
ein Zwangsumtausch von Bargeld erledigt waren.
05.09. Als Krönung einer scharfen Kampagne gegen das Westfernsehen durch Bürger
der DDR wird von der FDJ zu einer Aktion zur Beseitigung von „Ochsenköpfen“
aufgerufen. Ochsenköpfe waren Fernsehantennen mit denen man über die höchste
Erhebung des Fichtelgebirges, nämlich den Ochsenkopf , das Programm des
westdeutschen Fernsehens empfangen konnte. Für die Jüngeren unter uns muss
vielleicht gesagt werden, das es ein Satelitenfernsehen noch nicht gab. Überzeugte
oder unter Druck gesetzte Jugendliche haben in der Folgezeit tatsächlich damit
begonnen, auf den Dächern ,und nicht nur auf den eigenen, solche Antennen gegen
den Willen der Besitzer abzumontieren. Ich selbst bin als junger Soldat der
NVA in Leipzig zu solchen Aktionen aufgefordert worden. Dank der Besonnenheit
meines Vorgesetzten haben wir aber nie an solchen, rechtlich auch in der DDR
sehr fragwürdigen und technisch sehr gefährlichen Unternehmen teilgenommen.
13.11. In Berlin wird die Stalinallee ( ehemals „Frankfurter Allee“) umbenannt in „Karl-
Marx- Allee“
13 12. In Delitzsch wird der Stalinplatz wieder umbenannt in „Markt“.
In der LPG Zaasch wird ein weiterer Rinderstall für 60 Tiere fertigstellt.Das LPG Büro zieht
um in das ehemalige Herrenhaus der Familie Horn ( heute Lindenplatz 7).
Pfarrer Hans - Peter Heyroth übernimmt von Pfarrer Bronisch die Pfarrstelle in Zschernitz
und ist damit auch für Zaasch zuständig. Bis 1967 bleibt er im Amt.
In diesem Jahr flüchteten 159.730 Personen aus der DDR in BRD und nach Westdeutschland.
Das Jahr 1962
24.01. Die Volkskammer beschließt das „Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht
25.02. Aus der LVZ ist zu erfahren, dass eine Schülerin einer Abiturklasse der LPG Zaasch
namens Karin Domaschke als Delegierte zum VII. Deutschen Bauernkongress nach Magdeburg
fährt. Diese Abiturklasse gehörte zum Lehrlingsheim in Serbitz, wo Lehrlinge aus der
gesamten Republik in landwirtschaftlichen Berufen ausgebildet wurden, einige besonders
gute Lehrlinge konnten mit dem Berufsabschluß gleichzeitig das Abitur machen. Diese Praxis
war in vielen Betrieben möglich.
15.12. In Zwickau wird der neue „Trabant P 60“ hergestellt und zum ersten Mal ausgeliefert.
Bis 1965 werden von diesem Modell etwa 105.000 Stück vom Band laufen.
67

Dieses Auto wurde mit seinem Nachfolger „Trabant 600“ bzw. „601“ das meist gekaufte
private Auto der DDR und erhielt in der Folge die tollsten Namen wie z.B.
„Rennpappe“ „Bonsai- Mercedes“ „Überdachte Gehhilfe“, am bekanntesten war aber
die Kurzbezeichnung „Trabbi“
Im November grassiert im Kreisgebiet die Maul- und Klauen- Seuche, eine Rinderkrankheit
,die zu erheblichen Viehverlusten geführt hat.
Von August 1961 bis Ende 1962 flüchten trotz der Mauer und verstärkten Sperrmaßnahmen
12.316 Personen aus der DDR In die BRD und Westberlin. An der Berliner Mauer ist das
erste Todesopfer zu beklagen.
Das Jahr 1963
Das Jahr beginnt mit einer sehr langen Kälteperiode in unserer Gegend. Die Minustemperaturen
liegen lange Zeit unter –15 Grad und steigen erst Ende Februar wieder in die Nähe der
O - Gradgrenze .
15.05. Das ZK der SED und der Ministerrat beschließen die Bildung der „Arbeiter und Bauern-
Inspektion“ (ABI), die der Kontrolle in den Betrieben dienen sollte. Dort war sie
auch strukturell der jeweiligen Parteiorganisation unterstellt. Man mag sich fragen,
welchen Wert eine Kontrolle hat, die die Zustände im Auftrag einer Partei kontrolliert,
die eben diese Zustände angeordnet und zu verantworten hat.
13.12. Die neue Fernverkehrsstraße F 184 von Delitzsch nach Bitterfeld wird freigegeben.
Sie führt jetzt über Petersroda und nicht mehr über Benndorf - Grube Ludwig – und
Holzweißig. Die alte Trasse musste wegen des Braunkohlenaufschlusses verlegt
werden. Nun konnte man viele Jahre auch in Zaasch, besonders nachts, das Kreischen
und Rumoren der riesigen Abraum- und Kohlenbagger hören.
Das Jahr 1964
02.01. Neue Personalausweise mit dem Aufdruck „Bürger der Deutschen Demokratischen
Republik“ werden ausgegeben.
01.02 Der legendäre Kleinroller „KR 51“ „Schwalbe“ geht in Serie Damit beginnt die
später sehr beliebte Vogelserie „Spatz“ „Star“ „Sperber“ und „Habicht“
01.08. Neue Banknoten kommen in Umlauf. Sie tragen die neue Bezeichnung „Mark
der Deutschen Notenbank“ (MDN)
07.09. Der Wehrdienst ohne Waffen wird eingeführt. Die Bezeichnung für die Angehörigen
dieser Truppe lautete „Bausoldat“ Trotz dieser rechtliche Klärung hatte man
Schwierigkeiten seinen Dienst ohne Waffe abzuleisten. Diese Bausoldaten wurden
in der Regel bei Bau von militärischen Objekten eingesetzt und nicht für soziale
Dienste, eine Tatsache die von vielen jungen Leuten zum Anlass genommen wurde,
auch diesen Dienst als „Spatensoldaten“, wie sie genannt wurden, zu verweigern,
was in der Regel mit Haft bestraft wurde. Die Schulterstücke dieser Soldatenuniformen
zierte tatsächlich ein kleiner Spaten. Nach Verbüßung der Haftstrafe
konnte man allerdings wieder zur Ableistung des Wehrdienstes herangezogen werden,
was häufig eine zweite Inhaftierung nach sich zog.
68

01.10. In der DDR werden neue vierstellige Postleitzahlen eingeführt. Dabei kommt es zu
Überschneidungen mit dem Postleitzahlensystem der Bundesrepublik. So hatten
z.B. Weimar in der DDR und Bonn in der BRD die gleiche Postleitzahl 5300.
Das Jahr 1965
08.01. In einer Pressemitteilung wird der Perspektivplan für die Braunkohlenerschließung
bekannt gegeben. Für die Jahre 1969 /70 ist der Aufschluß eines neuen Tagebaues
im Raum Zaasch / Schenkenberg vorgesehen. Dieses Vorhaben ist nie realisiert
worden, denn sonst könnten wir das hier nicht lesen, denn der Ort Zaasch wäre
buchstäblich in die Grube gefallen.
15.11. Die erste in der DDR produzierte „Antibabypille“ wird zugelassen.
22.12. Auf Beschluß des Ministerrates soll die 45 - Stunden – Woche eingeführt werden.
Das sah in den ersten Jahren so aus, dass jeder zweite Samstag arbeitsfrei war.
Die Feldwirtschaft der LPG Zaasch wird mit der LPG in Schenkenberg zur Kooperativen
Abteilung Pflanzenproduktion (KAP ) zusammengelegt.
Das Jahr 1966
28.02. Walter Ulbricht beantragt die Aufnahme der DDR in die UNO. Dieser Antrag wird
abgelehnt.
09.04. Dieser Tag ist der erste arbeitsfreie Samstag in der DDR. Jede 2. Woche wird in
Zukunft eine 5 –Tage - Woche.
12.06. Premiere des DEFA Films „Spur der Steine“ mit dem später sehr berühmt gewordenen
Schauspieler und Sänger Manfred Krug, der nach wenigen Vorstellungen in
einigen Großstädten wieder abgesetzt wird. Angeblich hat sich die Arbeiterklasse
gegen eine solche Darstellung von Arbeitern verwahrt. Tatsache ist jedoch, dass
sich die wenigen Filmbesucher z. B. in Leipzig untereinander sehr gut aus ihrer
Parteiarbeit kannten. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Film auf
höchsten Parteibeschluss abgesetzt worden ist. Es war übrigens wie man später
herausfand, nicht der einzige Film der von der Partei aus dem Spielplan genommen
worden war.
Mit Schuljahresbeginn hat es in Zaasch keine eigene Schule mehr gegeben. Die Kinder
müssen alle nach Zschernitz, nachdem bereits einige Jahre früher die höheren Klassen nicht
mehr in Zaasch beschult wurden.
Das Jahr 1967
01.01. In seiner Neujahrsansprache lehnt Walter Ulbricht eine baldige Wiedervereinigung
Deutschlands offiziell ab. Die Nationalhymne der DDR, in der es immer noch hieß
:“Deutschland, einig Vaterland“ wird fortan nur noch als Melodie ohne Text angeordnet.
69

19.04. Auf der Funkausstellung in Westberlin nimmt das Farbfernsehen der BRD seinen
offiziellen Sendebetrieb auf.
19.04. Die DDR führt die regelmäßige 5 – Tage – Woche mit 43,75 Wochenstunden ein.
15.11. Auf Grund der immer knapper werdenden Wohnungen verkündet die Regie-
rung eine Verordnung zur Lenkung des Wohnraumes. Altbauwohnungen wur-
. den so gut wie überhaupt nicht erhalten. Viele alte Stadtkerne wurden auf die-
se Art und Weise dem Verfall preisgegeben, zu sehen ist das in Leipzig, Halle
Bitterfeld und Dessau. Diese historischen Stadtkerne sind damit in vielen Fäl-
len unwiederbringlich verloren. Um der Wohnungsnot Herr zu werden ,werden
in den Folgejahren in vielen Städten Neubauviertel errichtet, die bekanntesten
sind Halle- Neustadt“ auch „Ha- Neu“ genannt, Leipzig –Lindenau, Rostock-
Marienehe“ u.a.. auch Delitzsch- Nord.
01.11. Die Währung der DDR wird umbenannt in „Mark der Deutschen Demokratischen
Republik“ (M)
In diesem Jahr übernimmt der Schlossermeister Paul Gräfe jun. die Schlosserei von seinem
Vater. Das Handwerksgeschäft wird in der zweiten Generation in der Familie geführt.
Das Jahr 1968
12.01. Die Volkskammer beschließt das neue Strafgesetzbuch der DDR. Danach sollen
die Richter nicht nur die Straftat bewerten, sondern auch „die Einstellung des Angeklagten
zum sozialistischen Staat“ und seine „Gesellschaftsgefährlichkeit“. Eine
wahrhaft eindeutige Aufforderung!
01.07. Die freiwillige Zusatzrentenversicherung (FZR ) wird in der DDR eingeführt. In der
DDR gab es nur zwei Sozialversicherungen, die beide Pflichtversicherungen
gleichzeitig realisierten (Kranken- und Rentenversicherung). Für Arbeiter und
Angestellte war die Sozialversicherungskasse des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes
( SVK des FDGB ) zuständig, für alle übrigen Bürger wie Bauern,
Selbständige, Genossenschaftler war die Deutsche Versicherungsanstalt ( DVA )
der Versicherungsträger. Eine Arbeitslosen- und Pflegeversicherung bestand in
der DDR nicht. Der Beitragssatz betrug in beiden Versicherungen 10% des Bruttoeinkommens,
aber maximal 60 Mark im Monat. Mit der Einführung der FZR
konnten diejenigen, die mehr als 600 Mark Monatseinkommen hatten, ihre Rentenanwartschaft
freiwillig erhöhen, in dem sie sich in Höhe des tatsächlichen Einkommens
mit 10 % versicherten.
01.12. Ein neues Vollwaschmittel kommt auf den Markt „Spee“
10.01. Es setzt eine Kältewelle ein. Bei Temperaturen um – 15 Grad kommt es im Kreisgebiet
zu erheblichen Schneeverwehungen, sowohl auf den Straßen als auch auf
den Schienen.
Mit Beginn des Schuljahres wird ein ganzjähriger Schulbus für die Zaascher Kinder bereitgestellt..
Bisher gab es den Schulbus nur in den Wintermonaten.
70

Das Jahr 1969
21.07. Der Amerikaner Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. Ihm wird der
Satz in den Mund gelegt : „Für mich war es nur ein kleiner Schritt aber für die
Menschheit ein gewaltiger.“
01.08. Die erste 20 Pfennig- Münze und die erste 5 Mark- Münze der DDR kommen in
Umlauf.
Im März des Jahres wird die „Zwischengenossenschaftliche Einrichtung“ (ZGE) mit den
Partnern Schenkenberg, Zaasch, Benndorf, Sausedlitz, Poritzsch und Werbelin gegründet.
Das LPG Büro zieht nach Schenkenberg um. Leider wird die ZGE noch vor Jahresende wieder
aufgelöst. Da das ehemalige LPG Büro in Zaasch zwischenzeitlich anders genutzt
wird, musste .das Büro bis zur Fertigstellung eines neuen Gebäudes in der alten
Schule einziehen.
Als evangelischer Pfarrer wirkte Peter Schulze in Zschernitz und Zaasch. Er war damit der
Nachfolger von Hans Peter Heyroth. Er hatte dieses Amt bis 1989 inne.
Das Jahr 1970
01.01. Im Raum Delitzsch setzt starker Schneefall ein, der bis zum 06.01. andauert. Viele
Straßen sind überhaupt nicht oder nur einseitig befahrbar.
05.03. Wiederum schneit es so stark, dass viele Straßen von Delitzsch aus gesperrt werden
müssen, ab dem 09.03. lässt der Schneefall nach.
01.07. Seit diesem Tag tragen alle Exportartikel aus der DDR die Bezeichnung „Made
GDR“ statt „Made in Germany“
Das Jahr 1971
31.01. Nach 19-jähriger Unterbrechung wird der Telefonverkehr zwischen den beiden
deutschen Staaten wieder aufgenommen. Das heißt aber noch nicht, dass man ohne
Schwierigkeiten von Halle nach Hamburg telefonieren konnte, denn es gab keinen
Selbstwählferndienst, sondern man hatte das Gespräch beim Fernamt anzumelden.
Es konnte Stunden dauern, bis eine Leitung, es waren insgesamt nur 10 für
die ganze DDR, frei wurde.
03.05. Walter Ulbricht erklärt ,offiziell aus gesundheitlichen Gründen, seine Rücktritt von
seinem Parteiamt. Er war zu diesem Zeitpunkt fast 78 Jahre alt. Vorausgegangen
war allerdings am 21.03. des Jahres ein Beschwerdebrief von Mitgliedern des Politbüros
der SED an den damaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Loenid
Breshnew. Ulbrichts Nachfolger in diesem Amt wird Erich Honecker. Trotz seines
hohen Alters wird Ulbricht aber im November wieder zum Vorsitzenden des Staatsrates
und damit zum höchsten Amt im Staat gewählt. Es war übrigens typisch für
fast alle hohen Staats - und Parteiämter in fast allen sozialistischen. Volksdemokratien,
das sie von sehr alten Personen besetzt worden waren. Man bekam den Eindruck,
dass sich die Herren um keinen Preis von ihren Ämtern trennen wollten. Diese
„Alten- Herren – Riegen“ waren oft Ziel von bösen Witzen. So wurde z.B. die Tagesordnung
in solchen Alt- Herrengremien wie folgt beschrieben:
1.TOP Hereintragen der Politiker
2 TOP Anschließen der Herz- Lungen- Maschinen
71

3.TOP Einschalten der Beatmungsgeräte
27.06. Es läuft der erste Film der Krimiserie „Polizeiruf 110“ unter dem Titel „Der Fall Lisa
Murnau“. Insgesamt sind bis zum Ende der DDR weitere 153 Folgen produziert
worden.
Das Jahr 1972
06.01. Erich Honecker bezeichnet die Bundesrepublik erstmalig offiziell als Ausland
16.10. Allen ehemaligen Bürgern der DDR die vor dem 01.01.1972 das Land verlassen
hatten, wird ihre DDR- Staatsbürgerschaft per Gesetz aberkannt. Sie werden damit
auch nicht mehr wegen Republikflucht strafrechtlich verfolgt.
Die LPG-Verwaltung in Zaasch zieht in ihr neues Gebäude am Ortsausgang nach Roitzsch
ein. (heute Triftweg 2 )
Im Spätsommer des Jahres brennt es im oberen Teil von Löwes Scheune. Ursache war des
Spielen mit Streichhölzern durch fremde Kinder.
Das Jahr 1973
01.07. Es kommen neue Geldscheine in Umlauf. Sie tragen bis 1990 die Aufschrift „Mark
der Deutschen Demokratischen Republik“
18.09. Die DDR und die BRD werden in die UNO aufgenommen.
13.13. Das blaue Pionierhalstuch tragen nur noch die Jungpioniere bis zur 4 Klasse, danach
erhalten sie als „Thälmann- Pioniere“ ein rotes Halstuch.
19.12. Auf Grund einer Lockerung des Devisengesetzes dürfen auch DDR Bürger jetzt mit
„Westgeld“ in den Interschop- Geschäften einkaufen.
Das Jahr 1974
01.01. Die internationale PKW- Kennzeichnung wird in der DDR von „D“ auf „DDR“ umgestellt.
Im Sommer des Jahres traten einige interessierte Einwohner von Zaasch dem „Verband der
Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ (VKSK) bei und gründeten die Sparte Geflügelzüchter.
Als Gründungstag wird der Tag des ersten Teichfestes am 10.08. angegeben. Der
VKSK war eine „demokratische Massenorganisation“, die 1954 aufgrund einer entsprechenden
Verordnung über das Kleingarten- und Siedlungswesen gebildet worden war. Der VKSK
wurde damit zur Dachorganisation aller Kleingärtner und Kleintierzüchter in der DDR. Aus
dieser Sparte des VKSK ging später der „Verein Zaascher Vogelliebhaber“ hervor. Angefangen
hat das Ganze mit einigen Stockenten, und Schwänen. Später konnte man auf dem eingezäunten
Teich bis zu 20 prächtige Entenarten wie z. B. Mandarinenten, und 5 Gänsearten,
darunter Graugänse, Weißwangengänse, Brautgänse, bewundern. Die Schwäne mussten
2002 wieder abgeschafft werden, da sie die Enten auf dem Teich derart bedrängten,
dass deren Aufzucht gefährdet war.
72

In Delitzsch wird das Schulze- Delitzsch Denkmal von seinem Platz entfernt und im Stadtpark
aufgestellt. Bereits 1957 stellte ein Mitglied der SED Fraktion den Antrag auf Entfernung
des Denkmals. Dieser Antrag wurde vorerst zurückgestellt Nachdem bereits 1966 die Eilenburger
Straße in Wilhelm- Pieck Straße umbenannt worden war wurde nun auch die Figur
des bürgerlichen Politikers von ihren angestammten Platz verbannt und durch eine Statue
von W. Pieck ersetzt.
Das Jahr 1975
01.01. Alle in der DDR erscheinenden Zeitungen stellen die Sonntagsausgabe ein. Die
Begründung ist akuter Papiermangel.
17.04. In Delitzsch in der Benndorfer Landstraße nimmt die industrielle Rindermast (VEB
IRIMA) ihren Betrieb auf. Begonnen hat das Ganze mit 1.150 Mastkälbern. In der
Endphase werden dort 14.000 Kälber gemästet. Monatlich werden etwa 1000
Mastbullen an die Schlachthöfe ausgeliefert.
27.04. Die erste Baukolonne der DDR reist zum Bau der Erdölpipeline „Drushba-Trasse“
in die Sowjetunion. Diese Trasse sollte 7 Länder des Ostblocks, darunter auch die
DDR, mit sowjetischem Erdöl aus den Lagerstätten bei Orenburg versorgen. Die
Erdölpipeline sollte mit 4451 km eines der längsten Bauwerke der Welt werden. Bis
1992 bauten 15.000 Werktätige aus der DDR ein 1750 km langes Teilstück dieser
Trasse. In der Folgezeit werde immense Mengen an Baumaterial den gleichen
nach Osten nehmen, denn die Baukolonnen mussten sich selbst mit Baumaterial
aus ihren Heimatländern versorgen. Es ist sogar der Baukies und Zement auf die
lange Reise gebracht worden.
01.07. Die ersten 40 Filterpumpen zur Absenkung des Grundwasserspiegels für den Tagebau
Delitzsch- Südwest nehmen ihren Betrieb auf. Insgesamt wurden 425 Filterbrunnen
zur Entwässerung des zukünftigen Braunkohletagebaues niedergebracht
Die Folge ist eine weiträumige Absenkung des Grundwasserspiegels, die sich auch
in Zaasch bemerkbar macht. Die letzten privaten Wasserpumpen fallen aus.
Das Jahr 1976
01.01. Durch das Inkrafttreten eines neuen Zivilgesetzbuches ( ZGB) wird das alte „Bürgerliche
Gesetzbuch“ („BGB“ ) in der DDR außer Kraft gesetzt..
25.04. In Berlin wird der „Palast der Republik“ eröffnet. Es war wohl der größte Kulturpalast
der Republik. Alle größeren zentralen Veranstaltungen zu staatlichen und parteilichen
Höhepunkten wurden dort feierlich begangen. Dieses Gebäude erhielt in
den Folgejahren vom Volksmund diverse Spitz- und Spottnamen, wie z. B. „Ballast
der Republik“ oder „Erichs Lampenladen“ oder auch „Palazzo prozzo“
Die LPG Zaasch wird mit der LPG „7.Oktober“ in Schenkenberg vereinigt. Die Büroräume
werden insgesamt nach Schenkenberg verlegt. Der 7. Oktober 1949 war bekanntlich der
Gründungstag der DDR.
01.04. Berichtet die LVZ auf ihrer Kreisseite, dass der Zaascher Baggerfahrer
Ernst Deckert seinen Braunkohlenbagger aus dem Kreis Bitterfeld in den
Kreis Delitzsch überführt. Für die Stecke von ca. 4,3 km wurde eine Woche
benötigt.
73

Der DFD organisierte auf Ortsebene eine sog. „Frauenakademie“. Das war eine lose Vortragsreihe,
die in Verbindung mit dem DRK verschiedene, die Frauen interessierende Themen,
behandelte. Die Funktion der DFD- Vorsitzenden übernahm Frau Sonja Schnabel von
Frau Naumann, die diese Funktion seit.........inne hatte. Frau Schnabel war bis 1981 Vorsitzende.
Im Frühjahr zieht der Kindergarten aus seinem alten Gebäude in der Nähe der alten Brennerei
in das ehemalige Verwaltungsgebäude der LPG am Ortsausgang nach Roitzsch um, wo
er bis zu seiner Schließung im Jahre1993 verbleibt. ( Triftweg 2 )
Das Jahr 1977
01.07. Eine neue Kaffeesorte „Kaffee- Mix“ kommt auf den Markt. Es handelt sich dabei
um einen mit Malzkaffee gestreckten Bohnenkaffe. Angeblich besteht diese Pulvermischung
zu 51 % aus Bohnenkaffe, zu 36 % aus Roggen bzw. Gerste, zu 7 %
aus Zichorie und 6 % Erbsen. Die DDR muss nach eigenen Angaben in diesem
Jahr wegen der gestiegenen Rohkaffeepreise auf dem Weltmarkt ca. 300 Mio. Dollar
ausgeben, die man dadurch möglichst verringern wollte. Dieses Kaffeegemisch
wurde im Volksmund auch „Erichs Krönung“ genannt. Durch seine eigenartige Zusammensetzung
und das unterschiedliche Quellverhalten der einzelnen Komponenten
explodierten sogar Kaffeeautomaten. Dieses Produkt hat sich nicht lange
auf dem Markt gehalten.
In der Bundesrepublik kommen die ersten Taschenrechner zum Preis von 400 Mark auf den
Markt
Das Jahr 1978
01.05. Die ersten DDR- eigenen Taschenrechner „MR 201“ kommen auf den Markt
26.08. Siegmund Jähn fliegt mit dem sowjetischen Raumschiff „Sojus 31“ als erster Deutscher
in den Weltraum.
01.08. Für die Schüler der 9.und 10. Klassen wird in der DDR der Wehrkundeunterricht
verbindlich eingeführt.
In diesem Jahr wird Herr Tennler, der aus dem Erzgebirge stammt, Bürgermeister in Zaasch.
Das Jahr 1979
16.04. In den Intershop- Läden dürfen DDR Bürger nicht mehr mit Westgeld bezahlen,
sondern nur noch mit sog. „Forumschecks“ der DDR – Staatsbank. Wer Geld aus
dem westlichen Ausland hatte, musste dieses ab sofort bei der Staatsbank in „Forumschecks“
umtauschen.
16.09. Ein spektakulärer Fluchtversuch einer Familie aus Thüringen gelingt mit einem
selbst gebauten Heißluftballon.
74

Das Jahr 1980
Das Jahr 1981
13.12. In Polen wird der Ausnahmezustand verhängt. Die DDR- Partei- und Staats- führung
begrüßt offiziell die Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen..
Den Vorsitz in der DFD –Ortsgruppe Zaasch übernimmt Frau Gisela Dahms, die dieses Amt
bis Ende 1987 ausübt. Ihre Vorgängerin war Frau Sonja Schnabel.
Das Jahr 1982
05.07. Seit Tagen herrscht eine ungewöhnliche Hitzewelle, es gibt Temperaturen über 30
Grad, das Wasserwerk in Delitzsch verzeichnet einen um 100% gestiegenen
Wasserverbrauch. Ab dem 11.08. werden die Wassersparmaßnahmen wieder
aufgehoben.
20.11. Die neue 265 km lange Autobahn zwischen Hamburg und Berlin wird nach nur 4
Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben. Die BRD hat dafür 1,2 Milliarden DM
bezahlt um die 150 km auf dem DDR –Gebiet auszubauen.
Das Jahr 1983
29.06. Die Bundesrepublik übernimmt die Bürgschaft über einen Kredit von einer Milliarde
Mark den die DDR bei westdeutschen Banken aufnimmt.
05.10. Erich Honecker kündigt den vollständigen Abbau der Selbstschussanlagen an der
deutsch-deutschen Grenze an. Die Existenz solcher Selbstschussanlagen wurde
lange Zeit von der DDR geleugnet. Manche Menschen sahen zwischen dieser
Maßnahme und dem im Juni gewährten Kredit einen Zusammenhang.
Das Jahr 1984
In diesem Jahr erzwingen erstmals DDR- Bürger durch Besetzung von westdeutschen Botschaften
in Prag und Budapest ihre Ausreise in die BRD, darunter auch eine Nichte von Willi
Stoph, dem Vorsitzenden des DDR – Ministerrates.
Aus statistischen Angaben geht hervor, dass von 100 DDR – Haushalten
42 einen PKW
96 eine Waschmaschine
121 Fernsehgeräte
besitzen.
75

Das Jahr 1985
01.10. In Eisenach läuft der einmillionste Wartburg 353 vom Band
01.12. Die Mindestrenten werden auf 300,00M angehoben. Etwa 1 Mio. Rentner
erhalten eine monatliche Rentenerhöhung von 30,00 M.
Das Jahr 1986
08.03. In Zaasch wird „Land unter“ gemeldet. In den vorausgegangenen Tagen
herrschte klirrender Frost. Der Boden war tief gefroren und hochverschneit
die Teiche waren mit dicken Eisdecken verschlossen. Plötzlich setzte ein
starkes Tauwetter ein, welches die Schneemassen so schnell tauen ließ,
dass der gefrorenen Boden das Wasser nicht aufnehmen konnte. Von den
Feldern, die in Richtung Fernverkehrsstraße Brehna- Delitzsch lagen, floss
das Tauwasser so schnell und in solchen Massen in den Teich vor dem
Plinsentiegel, dass die Eisfläche aufbrach und in mächtigen Schollen auf
Straße geschwemmt wurde. Dazu kam noch, dass die Graben- bzw Rohr-
Verbindungen zum zweiten Teich vor der Kirche verschlossen war und
das Wasser nicht abfließen konnte. Die Feuerwehr versuchte daher, die
Wassermassen mit Pumpen in die beiden anderen Teiche zu zwingen.
Dieser Tag war übrigens der letzte Tag an dem die Zaascher Gastwirt-
schaft durch die Familie Hartmann betrieben worden war. Das geplante
und schon vorbereitete Abschiedsessen konnte wegen der angespannten
Situation nicht bei Hartmanns stattfinden, sondern wurde den Feurwehr-
an ihren Einsatzort gebracht.
26.04 In Tschernobyl ereignet sich an einem Atomreaktor ein folgenschweres Atomunglück.
Die Folgen sind noch nach Jahrzehnten zu spüren. Auch in Deutschland
sollen erhöhte Strahlendosen gemessen worden sein.
12.12. In Schönefeld stürzt eine TU 134 aus Minsk kommend ab. Das Unglück fordert
72 Tote darunter 20 Kinder.
Berlin feiert sein 750 jähriges Bestehen.
Das Jahr 1987
08.06. Am Brandenburger Tor in Berlin kommt es auf der DDR Seite zu Zusammenstößen
zwischen der Volkspolizei und jugendlichen Fans, die einem Rockkonzert von
der westliche Seite zuhören wollen.
17.05. Der Staatsrat der DDR beschließt die Abschaffung der Todesstrafe.
76

In diesem Jahr mehren sich die Nachrichten über eine nicht vom Staat gelenkte Friedens-
und Umweltbewegung sowie über Aktionen der Staatssicherheit und der Staatsanwaltschaft
gegenüber Mitgliedern und Sympathisanten dieser Bewegungen.
Das Jahr 1988
17.01. Am Rande der jährlichen, von der SED angeordneten, Demonstration aus Anlaß
der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden über Hundert
Teilnehmer von der Staatssicherheit verhaftet. Sie hatten Plakate mit dem Wahlspruch
von Rosa Luxemburg gezeigt „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“
13.02. In Dresden werden DDR – Bürger verhaftet, weil sie am Rande einer Gedenkfeier
anlässlich der Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg für die Einhaltung der Menschenrechte
demonstrierten.
14.02. Die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche werden mit einem Schweigemarsch
von etwa 300 Personen beendet.
18.10. Die sowjetische Zeitschrift „Sputnik“, die von vielen Menschen in der DDR wegen
ihrer offenen und politkritischen Berichterstattung gelesen wurde, wird aus der Zeitungsliste
der DDR gestrichen. Die Bevölkerung wertete diese Tatsache als ein
deutliches Zeichen dafür ,dass sich die DDR nicht mehr im Gleichklang mit der Sowjetunion
befand, welcher bei jeder Gelegenheit von den Parteigrößen der SED betont
worden war.
Aus dem Kreis Delitzsch wird ein überdurchschnittlicher Befall der Felder mit Feldmäusen
gemeldet. Es ist mit erheblichen Ernteausfällen zu rechnen.
Als letzte Vorsitzende des DFD – Ortsgruppe Zaasch übernahm Margarethe Thier den Vorsitz
von Gisela Dahms.
Das Jahr 1989
15.01. Aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl
Liebknecht kommt es bei den üblichen Demonstrationen zu zahlreichen Verhaftungen
von Demonstranten, die für eine freie Meinungsäußerung eintreten. In
Leipzig findet zur gleichen Zeit ebenfalls eine Gegendemo zu den angeordneten
Demonstrationen statt. Auch dort erfolgt eine massive Verhaftungswelle. In der
Folgezeit werden weitere Verhaftungen bei den folgenden „Montagsdemos“ gemeldet.
02.04. In Ungarn beginnt man mit der Demontage der Grenzanlagen zu Österreich. Viele
DDR- Bürger nutzen die Möglichkeit zur Flucht.
In mehreren Deutschen Botschaften sammeln sich ausreisewillige DDR Bürger um ihren
Ausreisewillen zu bekräftigen. An den Leipziger „Montagsdemonstrationen“ nehmen immer
mehr Bürger teil, im September sind es bereits über 5000.
77

07.10. Zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR macht der sowjetische Staatsmann
Michail Gorbatschow auf einer offiziellen Veranstaltung seine berühmt gewordene
Äußerung : „ Wer zu spät kommt ,den bestraft das Leben“. Dieser Ausspruch wird
in der Folgezeit immer mehr zum einem Zeichen, dass die DDR und die Sowjetunion
nicht mehr die gleichen politischen Interessen vertreten.
Bei den „Montagsdemos“ in Leipzig werden im Oktober 120.000 Menschen gezählt. Es erschallt
erstmalig der gegen die Partei und Staatsführung gerichtete Ruf „ Wir sind das Volk“
08.11. Das gesamte Politbüro der SED tritt geschlossen zurück. Damit gibt die SED faktisch
ihre Macht im Staat auf.
07.11. Die erste Sitzung des „Runden Tisch“ findet in Ostberlin statt. Daran beteiligt sind
12 Parteien und Gruppierungen. Dort werden Volkskammer- Neuwahlen festgelegt
und die Ausarbeitung einer neuen Verfassung der DDR. Es hatten sich zu den bestehenden
Parteien bereits einige neue Parteien gebildet.
Frau Pfarrerin Ellen Liehm übernimmt für Zschernitz und damit auch für Zaasch von Pfarrer
Schulze das Amt.
Das Jahr 1990
08.01. Auf der Montagsdemo in Leipzig ertönt erstmals der Ruf „Wir sind ein Volk“ statt
„Wir sind das Volk“
09.01. Im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde wird der SPD- Kreisverband
Delitzsch gegründet.
18.03. Es finden die letzten und zu gleich ersten freien Wahlen zu einer Volkskammer
statt. Die konservative „Allianz für Deutschland“ (CDU, DSU,DA ) erhält 47,8 % der
Stimmen und stellt die neue Regierung unter dem Ministerpräsidenten Lothar de
Maiziere.
06.05. Die letzten Kommunalwahlen in der DDR, die gleichzeitig die ersten freien Wahlen
in diesem Staat zu den Kommunalparlamenten sind, zeigt für den Kreistag folgendes
Ergebnis
CDU 41,65 % 21 Sitze
SPD 18,12 % 9 Sitze
PDS 12,47 % 6 Sitze
BFD 8,16 % 4 Sitze
DBD 4,46 % 2 Sitze
Bauernverband 3,89 % 2 Sitze
Grüne Partei 3,74 % 2 Sitze
DSU 3,60 % 2 Sitze
Volkssolidarität 2,70 % 1 Sitz
DFD 0,74 % 1 Sitz
KPD 0,35 % -
Kulturbund 0,12 % -
Landrat wird Michael Czupalla (CDU)
sein Stellvertreter wird Gerd Raschbichler (SPD)
78

Eine Bürgerbefragung über die künftige Länderzugehörigkeit ergibt bei einer Wahlbeteiligung
von 78,29 % folgendes Ergebnis :
89,26 % entscheiden sich für eine Zugehörigkeit zum
Freistaat Sachsen und gegen einen Verbleib bei Sachsen- Anhalt
Auf dem Gebiet der DDR wird die Gliederung in Bezirke abgelöst durch eine Ländergliederung.
Es entstehen 5 neue Länder. Der Freistaat Sachsen gibt sich eine Hauptstadt in Dresden.,
und bildet 3 Regierungsbezirke.
Am 14.Juni veröffentlicht das „Neue Deutschland“ interessante Zahlen über das Vermögen
der ehemaligen Arbeiterpartei SED. Per 31.12.1989 verfügte die Partei allein an Bankguthaben
und Kassenbeständen über 3,041Milliarden Mark, die an das Finanzministerium überführt
wurden. Aus diesem staatlichen Fond wurde u.a. auch die Kläranlage in Delitzsch mit
20 Mio Mark.
In der gleichen Ausgabe ist zu lesen, dass der IFA Vertrieb Berlin eine große Rabattaktion
für den Trabi ausgerufen hat. Ein Trabant 601 Standart kostet danach ab sofort nur noch
4753,00 Mark, die de lux Ausführung geht für 6258,00 Mark über den Ladentisch. Das bedeutet
einen Preisnachlass von ca. 8000 Mark.
01.07 In der DDR wird die Deutsche Mark der Bundesrepublik wirksam. Die Währungsunion
ist damit für Deutschland vollzogen.
03.10. Die Existenz der DDR ist durch den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des
Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland beendet.
Das Jahr 1991
01.01. Mit dem heutigen Datum wird im Kreis Delitzsch ein neues Kfz Nummernschild gültig.
Ab sofort gilt für Fahrzeuge aus dem Kreis Delitzsch die Buchstabenkennung
DZ. Für die Umbeschilderung ist eine Dauer von insgesamt 3 Jahren vorgesehen.
Die dafür zuständige Stelle ist ab sofort nicht mehr die Polizeiverwaltung sondern
das Landratsamt.
24.05. Das Ingenieurbüro Klemm & Hensen GmbH aus Bölitz –Ehrenberg legt dem Landrat
auf dessen Anforderung eine Studie über die Abwasserentsorgung des Landkreises
Delitzsch vor. Der Landkreis verfügte bisher über kein funktionsfähiges einheitliches
Abwassersystem. Die vorhandenen Anlagen haben aufgrund ihres hohen
Alters einen schlechten Bauzustand. Die Gesamtsituation im Landkreis entspricht
nicht den Anforderungen des Wassergesetzes und der dazu erlassenen
Vorschriften. In Zaasch gab es individuelle Mehrkammer- Kleinkläranlagen, deren
Überlauf in die Teiche geleitet wurde.
Aus der LVZ vom 13.06. ist zu erfahren, dass die Gemeinde Zaasch aus der öffentlichen
Hand 267.000 DM für den Wege- und Straßenbau zur Verfügung gestellt wurden.
Das Jahr 1992
79

16.04. In der LVZ wird über die Eröffnung eines Wohnheimes für Behinderte in Serbitz
berichtet. Dieses ehemalige Gutshaus, welches Jahrzehnte als Lehrlingswohnheim
diente, bietet jetzt 30 Behinderten Wohn- und Heimstätte. Als Träger der Einrichtung
fungiert die Arbeiterwohlfahrt.
Das Jahr 1993
Ab diesem Jahr gibt es in Zaasch keinen eigenen Kindergarten mehr. Das Gebäude in dem
sich der Kindergarten bis zu seiner Schließung befunden hatte, ist heute Triftweg 2.
05.08. Die „Ackemann Baugesellschaft mbH“ aus Halle reicht einen Antrag auf Durchführung
eines Raumordnungsverfahrens ein. Im Grenzbereich zwischen dem Land
Sachsen- Anhalt und dem Freistaat Sachsen soll ein Kiessandtagebau und ein
Kieswerk in der Flur von Serbitz /Roitzsch eröffnet werden. Im Rekultivierungskonzept
ist von einem See die Rede an dem auch ein Badestrand vorgesehen ist.
Das Jahr 1994
Zaasch hört auf, eine eigene Gemeinde zu sein. Im Zuge der Gebietsreform nach § 9 der
Gemeindeordnung des Freistaates Sachsen vom 21.04.1993 wurden die ehemaligen Gemeinden
Kyhna mit Quering
Lissa
Pohritzsch
Zaasch mit Serbitz
Zschernitz mit Doberstau
zur Gemeinde Neukyhna mit Sitz in Kyhna vereinigt.
Die korrekte postalische Anschrift lautet nun
04509 Neukyhna OT Zaasch.
Der Ortsteil Zaasch hat zur Zeit 281 Einwohner
davon 139 männliche
142 weibliche.
Das Durchschnittsalter in Zaasch betrug 69,4 Jahre.
Es gab 37 schulpflichtige Kinder und 10 Personen über 80 Jahre.
18.01. der alte Bürgermeister von Zaasch Herr Tennler wurde nach mehreren vergeblichen
Wahlgängen zum ersten Bürgermeister der Gemeinde Neukyhna durch die
Mitglieder des Rates der Gemeinde Neukyhna gewählt. Herr Tennler war zu diesem
Zeitpunkt der an Lebensjahren und Dienstjahren älteste Bürgermeister von allen
zusammengeschlossenen Gemeinden. Er übernahm dieses Amt bis zur offiziellen
Neuwahl des nächsten Bürgermeisters, für die er nicht mehr kandidierte.
11.09. Wahlen zum 2. Sächsischen Landtag
16.10. Wahlen zum 13. Bundestag
80

Das Jahr 1995
In diesem Jahr wurde das gesamte Dorf an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. Monate
lang wurden Rohre verlegt. Gleichzeitig wurde unterbunden, dass über eigene Kleinkläranlagen
Abwässer geklärt und in die Teiche abgeleitet wurde. In das neue Abwassersystem
dürfen nur noch Haushaltsabwässer eingeleitet werden, für das Regenwasser wurde
vorläufig keine Ableitung vorgesehen.
Ende des Jahres wurde das neue Wohnhaus Zschernitzer Weg 6a der Familie Dedek bezugsfertig.
Das Grundstück war früher, vor der Bodenreform, ein Teil des Gartens der Familie
Bley.
Mitte der 90-er Jahre wurden die ersten Windkraftanlagen in der Zaascher Flur erbaut. Wenn
man von Storkwitz kommend nach Zaasch fährt, kann man rechts auf den Feldern, im sog.
„Windpark Zaasch“ 12 Windkrafträder sehen. Insgesamt kann man bei gutem Wetter und
einen guten Standort, etwa am Ortsausgang Zschernitzer Weg, rund um Zaasch etwa 35
solcher Windkrafträder sehen. Naturwissenschaftliche Beobachtungen und Untersuchungen
haben ergeben, das unser Gebiet ein sehr windbeständiger Landstrich ist. Das lässt sich
auch aus der Geschichte nachweisen, denn früher soll es hier eine unverhältnismäßig große
Zahl an Windmühlen gegeben haben.
Das Jahr 1996
Im Herbst des Jahres wurde der Teich vor dem Plinsentiegel geschlämmt. Seit dem sind in
diesem Teich keine Wasserflöhe mehr zu finden. Viele Auswärtige, die bisher ihren Bedarf
an Wasserflöhen hier gedeckt hatten, stehen nun öfter mit ihren Geräten am Ufer und versuchen
vergeblich, sehr zum Gaudi der Zaascher, Wasserflöhe zu fangen. Leider hat der
Teich seit dieser Aktion nur noch relativ wenig Wasser. Man vermutet, dass beim Ausbringen
des Schlammes mit schwerer Technik die darunter liegende Tonschicht verletzt worden sei.
Westlich des Teiches auf einem kleinen Feldstück, das landwirtschaftlich nicht offiziell nutzbar
war, auch „Gabel“ (Gabbel) genannt wurde bis zu diesem Jahr von verschiedenen „kleinen
Leuten“ Futter für die individuelle Tierhaltung angebaut. Nach dem Schlämmen des Teiches
diente diese gemeindeeigene Fläche als vorübergehender Ablageplatz für den
Schlamm. Danach wurde nach dem Willen von externen Dorfgestaltern die Fläche zu einer
Grünfläche mit Baum- und Strauchbestand umgestaltet. Die Gemeinde verlor dadurch die
Pachteinnahmen und hatte ein zusätzliches Problem mit der landschaftsgestalterischen
Pflege und Erhaltung.
Das Jahr 1997
Im Herbst des Jahres wurde die Straßendecke im Plinsentiegel vollständig erneuert. Das alte
historische Pflaster wurde durch eine farbige Straßenpflasterung aus sog. „Altstadtpflaster“
81

ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde auf Drängen der Anlieger die alte, noch im Boden befindliche,
Entwässerung zum Teich wieder durchgängig gemacht und für die Ableitung von
Regenwasser freigegeben. Auf diese Weise erhält der Teich, der sonst keine natürliche Zuflüsse
mehr hat, wenigsten nach Regenfällen einen Wasserzufluß.
Das Jahr 1998
Bei den turnusmäßigen Wahlen zum 14 Bundestag verliert die CDU ihre Mehrheit. Damit
endet die 16 jährige Regierungszeit der CDU unter dem Bundeskanzler Helmut Kohl, der
wohl in die Geschichte eingehen wird als der „Kanzler der Einheit“. Die neue Regierung wird
von der SPD und den Grünen gestellt. Neuer Bundeskanzler wird Gerhard Schröder (SPD).
In der Kreiszeitung vom 28.10. werden Zahlen aus der aktuellen Bodenrichtwertkarte veröffentlicht.
Die Baulandpreise für erschlossene Eigenheimstandorte sollen danach im Durchschnitt
bei 120 -160 Mark, wobei es auch starke Abweichungen in beide Richtungen gibt.
Das Jahr 1999
13.06. Wahlen zum Europäischen Parlament und Kommunalwahl
19.09. Wahlen zum 3. Sächsischen Landtag
Das Jahr 2000
Im Frühjahr (Mai/Juni) wird die über 70 m lange, alte Ziegelmauer um das Grundstück
Zschernitzer Weg 6a (Fam. Dedek, Frau Löwe, ehemals Garten der Familie Bley ) bis auf
den Feldsteinsockel abgerissen. Eine verbindliche Aussage über das Alter dieser Mauer war
nirgendwo zu finden. Mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Sachsen und hohen Eigenleistungen
wurde diese Mauer in historischer Form wieder errichtet.
Am 04.und 05. Dezember werden auf dem Platz an der neuen Feuerwehr 25 große Birken
gepflanzt. Wegen der herrschenden Trockenheit musste kräftig gewässert werden.
Das Jahr 2001
24.06. Es finden die Bürgermeisterwahlen statt. Für Neukyhna kandidieren Frau Lösch
(parteilos, unterstützt von der CDU) Herr Sperling (SPD) Herr Giebler (PDS) und
Herr Herrmann. Mit 43,2 % gewinnt Frau Lösch die Wahl vor Herrn Giebler mit 38,3
% und Herrn Sperling mit 13,2 %.
21.09. Findet ein Volksentscheid zum Entwurf des „Gesetzes zur Erhaltung der kommunal
verankerten Sparkassen im Freistaat Sachsen“ statt.
Das Jahr 2002
82

28.02. Die „Deutsche Mark“ verliert nach gut 50 Jahren ihre Bedeutung in der Welt. Sie
wird durch das neue Zahlungsmittel „EURO“ abgelöst. Gleichzeitig werden die Landeswährungen
von Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland,
Italien, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Portugal, San Marino, Spanien und des
Vatikanstaates ebenfalls durch den „EURO“ abgelöst. In Deutschland ergibt sich
ein Umrechnungsfaktor von
1 EUR = 1,95583 DM
Das heißt: 1 EURO ist etwa 2 DM wert.
Im Zuge dieser Umstellung von Mark auf EURO kommt es in der Folgezeit zu realen Preisanstiegen,
die zwar ständig bestritten werden, manche Menschen haben den Eindruck, der
in einigen Fällen nicht ganz falsch ist, der Zahlenwert beim Preis ist geblieben, nur die Währungsbezeichnung
habe sich geändert.
Dieses Jahr wird wohl in die Geschichte eingehen als das Jahr der „Jahrhundertflut“ Im
Sommer waren extreme Niederschläge in Deutschland, Tschechien und Österreich niedergegangen
so dass in den Wasserläufen dieser Gebiete unvorstellbare Wassermassen abfließen
mussten. Insbesondere entlang der Unstrut, Mulde und Elbe trat des Wasser so heftig
über die Ufer, dass es zu weiträumigen Überflutungen kam. Im Kreis Delitzsch- Eilenburg
war besonders die Stadt Eilenburg von den Überschwemmungen stark betroffen. Die Kameraden
der Freiwilligen Feuerwehr Zaasch haben mehrere Einsätze in Eilenburg geleistet. Im
Nachbarkreis Bitterfeld kam es ebenfalls zu gefährlichen Überschwemmungen, nachdem die
Goitzsche als Flutungsbecken nicht mehr ausreichte.
Eine Auswertung der von Herrn Klaus Friedrich aus rein privatem Interesse über viele Jahre
geführten Wetterbeobachtungen ergab auch für den Ort Zaasch eine überdurchschnittliche
Jahresniederschlagsmenge von 818 mm /qm., wobei die Niederschlagstage mit 108 geringer
waren als im Vorjahr mit 111 Tagen.
22.09. Es finden die Wahlen zum 15. Bundestag statt. Es ergibt sich im Wahlausgang
wiederum eine Mehrheit von SPD und Grünen (rot-grün), Bundeskanzler bleibt
Gerhard Schröder.
Das Jahr 2003
Der Umweltminister Trittin setzt in Deutschland das Pfand für Einwegverpackungen bei Getränken
durch. Das sog. „Dosenpfand“ ist dermaßen kompliziert vorgesehen, dass keine
Mensch das System wirklich begreift. Viele Handelsketten nehmen deswegen „pfandpflichtige“
Dosen und Plasteflaschen als Einwegverpackungen aus ihrem Sortiment und gehen zu
Mehrwegflaschen über. Die Frage:“ Ob Pfand oder nicht Pfand“ kann nicht nur an der Verpackung
festgemacht werden, es spielt auch noch eine Rolle, was in den Verpackungen enthalten
ist. Eistee, Wein und einige andere Getränke sind vom Pfand ausgenommen. Warum ist
unklar
In diesem Jahr sollte auf deutschen Autobahnen die „LKW- Maut“ eingeführt werden. Aus
technischen Gründen wird diese Einführung aber verschoben.
20.03. Mit einem Bombenangriff auf Bagdad beginnt die USA unterstützt von Großbritannien
einen blutigen Krieg gegen den Irak. Als Grund wird angegeben, der Irak hätte
ABC Waffen, die aber nie gefunden wurden, was man später auch offiziell zugeben
muss.
83

April Leipzig hat sich mit seiner Bewerbung gegen 4 andere deutsche Städte als
Austragungsort für die Olympiade 2012 durchgesetzt.
Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit
große Einnahmeausfälle bei den Steuern und Sozialversicherungen. Die vorgesehene Einführung
von Mautgebühren für LKW auf deutschen Autobahnen muss aus technischen
Gründen mehrfach verschoben werden. Dadurch erleidet die Regierung monatliche Finanzeinbußen
in Millionen Höhe.
Mit Beginn des Schuljahres 2003/04 wird die Mittelschule in Zschernitz, die auch von den
Zaascher Kindern besucht wurde, geschlossen. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Kinder die
entsprechenden Schulen in der Kreisstadt Delitzsch besuchen. Dazu werden Schulbusse
eingesetzt.
Nach den Wassermassen des vergangenen Jahres war Deutschland in diesem Jahr von
einer bisher kaum gekannten Hitzewelle, die sehr lange anhielt, gekennzeichnet. Bereits Anfang
Juni werden Temperaturen von über 33 Grad gemessen. Man spricht in unserer Gegend
von über 30 Tagen in Folge, an denen die Tagestemperatur, auch nachts nicht, nicht
unter 25 Grad gefallen ist.. Die große Trockenheit richtetet in ganz Deutschland erhebliche
Schäden bei den Feldfrüchten an. Die Obsternte, speziell bei Äpfeln, war dem gegenüber
sehr gut.
Im August werden Spitzenwerte von 40,8 Grad gemeldet.
Die Niederschlagsmenge für das gesamte Jahr in Zaasch lag bei 428 mm/ qm, das war etwa
die Hälfte von dem was im Vorjahr gemessen wurde. Die Zahl der Regentage war im
Vergleich zu anderen Jahren ebenfalls sehr gering (69 Tage)
Nach Jahren fand in der teilrenovierten Dorfkirche die erste kirchliche Trauung statt.
In diesem Jahr hat sich Herr Hans Dedek entschlossen, aus den vorhandenen Informationen
im Kreismuseum, und Unterlagen die ihm von verschiedenen Bürgern der Gemeinde Zaasch
zur Verfügung gestellt wurden, eine Chronik des Dorfes Zaasch zu schreiben. Es wird zwar
immer wieder behauptet, es gäbe bereits eine Chronik, nur keiner weiß wo diese geblieben
ist. Anläßlich des Dorf- und Teichfestes konnten auf diese Weise bereits drei kleine Ausstellungen
gestaltet werden. Bilder und Texte zu folgenden Themen wurden ausgestellt.
• Geschichte der freiwilligen Feuerwehr
• Geschichte der Zaascher Kirche
• Geschichte des Dorfes
Durch Herrn Dedek wurde der 1. Zaascher Dorfkalender für das Jahr 2004 geschaffen. Darin
sind nicht nur die üblichen Feier- und Gedenktage verzeichnet, sondern auch die nur für
Zaasch wichtigen Termine des Jahres.
Aus Anlass seines 60. Geburtstages wird Klaus Heerdegen für seine mehr als 30 jährige
Tätigkeit als Fußballschiedsrichter mit der Ehrennadel des Sächsischen Fußballverbandes
ausgezeichnet. Viele Jahre war er selbst aktiver Fußballer und wurde zu einem der populärsten
Schiedsrichter im Kreis Delitzsch.
13.12.In der Zaascher Kirche findet ein Adventssingen der Pohritzscher Chorgemeinschaft
statt. Anschließend lädt der Förderverein zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindesaal
an der Feuerwehr ein. Bei dieser Gelegenheit trägt Herr Dedek erstmals öffentlich
interessante Tatsachen aus der neuen Chronik vor.
Das Jahr 2004
84

Mit Beginn des Jahres wird die Entsorgung von Wertstoffen in Zaasch umgestellt. In den
einzelnen Haushalten gab es bisher eine graue Tonne für den Restmüll, die alle 2 Wochen
entsorgt wurde. Auf besonderen Wunsch und gegen besondere Bezahlung kann auch noch
eine braune Tonne erworben werden, in dem Biomüll gesammelt wird. Alle anderen Abfälle
wurden in Containern gesammelt, die an der ehemaligen Brennerei standen. Ab diesem Jahr
erhält jedes Haus zusätzlich eine „Blaue Tonne“ für das Altpapier und „Gelbe Säcke“ für Plaste
- und Blechabfälle. In den o. g. Containern werden zukünftig nur noch Glasflaschen gesammelt.
Diese Tonnen und Säcke werden einmal monatlich entsorgt, zusätzliche Kosten
entstehen dadurch nicht.
Ein besonderes Ereignis im Dorf sind die zweimal jährlich stattfindenden Sperrmüllabfuhren.
Da die Einwohner ihren Sperrmüll in der Regel bereits mehrere Tage vor dem Abholungstermin
vor ihren Grundstücken aufhäufen, schwärmen tagelang fremde Autos durch das
Dorf, um eventuell noch brauchbare Dinge zu bergen. Bei diesen „Mülltouristen“ handelt es
sich meistens um Bürger aus Polen bzw. Tschechien, die sich auf diese Weise mit alten
aber noch brauchbaren Möbeln versorgen. Echte Antiquitäten sind dabei nicht zu holen. Gefragt
sind vor allem alte Elektrogeräte, Radios und Fernsehgeräte. Diese Sammler fahren
tagelang, meist mehrmals am Tage, mit ihren alten Autos die Dorfstraßen ab, um ja keine
neue „Mülllieferung“ zu verpassen.
In diesen Tagen sollte man sein persönliches bewegliches Eigentum ständig im Auge behalten,
es könnte sonst sein, dass plötzlich ein kurzfristig an der Hausmauer abgestelltes Fahrrad
verschwunden ist. So geschehen bei Herrn Meisel junior.
30.01. In Zaasch liegt eine geschlossene Schneedecke von 20 bis 30 cm Neuschnee,
die in der Nacht zum 01.02. durch einen massiven Wärmeeinbruch und starke
Stürme wieder verschwindet.
19.02. Am Teich vor dem Plinsentiegel werden einige Bäume gefällt, nachdem in den
vergangenen Jahren immer wieder Äste und Teile von diesen Bäumen bei Stürmen
abgebrochen waren. Einige Weiden, deren Stämme noch gesund zu sein
scheinen, werden zu Kopfweiden gestutzt. (S. Bilderserie.)
01.05. Mit dem heutigen Tag werden 10 weitere Länder in die EU aufgenommen.
08.05. Die Pohritzscher Chorgemeinschaft tritt in der Zaascher Kirche mit einem
Frühlingskonzert auf
Erstmalig ist in diesem Chor mit Herrn Hans Dedek ein Zaascher vertreten.
06.06. Der Kammerchor der Leipziger Volkssingakademie tritt in der Kirche mit
seinem Frühlingskonzert auf.
Im Mai feiern Helga und Erhard Klugmann ihre goldene Hochzeit. (S. Zeitungsart.)
Für die am 13.06. 2004 angesetzten Gemeinderatswahlen in Neukyhna kandidieren aus
Zaasch die Lehrerin an der Geistigbehindertenschule Frau Barbara Löwe sowie der Rentner
Hans Dedek (s. Zeitungsart) für die CDU. Weitere Kandidaturen liegen aus Zaasch nicht vor
13.06. finden Wahlen statt. Gewählt wird der neue Gemeinderat für Neukyhna, der
neue Kreistag sowie die Vertreter des Freistaates Sachsen im EU-Parlament.
Im Gemeinderat Neukyhna erhält die CDU 65,1 % ( 31,65% 1999 ) die SPD 16,8%
(22,9), die PDS 9,8 % (16,7) FDP 8,3 § (28,8 ) der Stimmen..
Sitzverteilung : CDU = 10 Sitze
85

SPD = 2 Sitze
PDS = 1 Sitz
FDP = 1 Sitz
--------------------------
Summe 14 Sitze (Angaben aus der Kreiszeitung)
Die beiden Kandidaten aus Zaasch erhielten einen Sitz im Gemeinderat.
Herr Dedek wird 1.stellvertretender Bürgermeister
Im Kreistag behält die CDU ihre Mehrheit.
Im Juni werden in Zaasch am Ufer der Teiches „An der alten Brennerei“ 2 neue Bohrungen
für Pegelmessstände in unterschiedlichen Tiefen niedergebracht, einmal bei 10 m und einmal
bei 42 m. Sie sollen der Grundwasserbeobachtung infolge der Aufgabe des Kohlentagebaues
dienen. Es wird allgemein mit einem Anstieg des Grundwasserspiegels gerechnet.
Nach Abschluß der Bohrungen wurde ein oberer Grundwasserspiegel von 7 Meter unter Profil
gemessen. ( s. Bild) Die früher in der Gemarkung Zaasch befindlichen Pegelmessstellen
sind außer Betrieb.
Im Frühsommer des Jahres wurde der Tierbestand am Teich der Vogelliebhaber um eine
weitere Tierart erweitert. Ein neues buntes Taubenhaus steht jetzt auf einem Ständer neben
dem Vereinshaus.
Anfang August wird der alte Klinkerbau gegenüber der ehemaligen Gaststätte , in dem sich
früher die alte Trafostation von Zaasch befunden hatte , eingerüstet um das Mauerwerk zu
verfugen. Dieses alte Gebäude soll in Zukunft dazu dienen, wild lebenden Vögeln eine Nistmöglichkeit
zu bieten.
19.09. Im Freistaat Sachsen wird ein neuer Landtag, es ist der 4., gewählt. Bei dieser
Wahl verliert die CDU ihre absolute Mehrheit, und ist gezwungen eine Koalition
einzugehen. Das Erschreckende für die meisten an diesem Wahlausgang ist das
Erstarken der rechtsextremen NPD. Wahlforscher vertreten die Ansicht, dass dieses
Ergebnis ein Protestergebnis gegenüber den anderen Parteien ist, welche die
angespannte soziale Lage nicht mehr beherrschen. Für Zaasch tritt bei dieser
Wahl eine Besonderheit auf. Vor dem eigentlichen Wahllokal ist eine Datenerfassungsstelle
der „Infratest dimap“ eingerichtet worden, um dem 1. Deutschen Fernsehen
ARD die Wahlberichterstattung zu ermöglichen. Für Interessenten befindet
sich ein solcher Fragebogen bei den Unterlagen.
Im Oktober wird nach langem Warten damit begonnen die alte Friedhofsmauer zwischen
dem Kirchengrundstück und dem Grundstück Rödgener Weg Nr. zu restaurieren.
Etwa zur gleichen Zeit erfolgt wegen geplanter Bautätigkeit auf dem freien Platz zwischen
den Grundstücken Roitzscher Straße Nr. 14 die Umverlegung der Wasserleitung, die bis
dahin mehrere Meter im Feld rechts parallel zur Roitzscher Straße verlief. Der neue Verlauf
wurde unter der rechten Straßenkante in Richtung Roitzsch festgelegt. Die alten Rohre wurden
nicht entfernt, sondern nur totgelegt.
Auf dem Feld gegenüber der Kleingartenanlage hat der Bauer Lienig einen Tiefbrunnen anlegen
lassen. Daran schloss sich in den nächsten Jahren eine unterirdische Leitung an, die
für die Berieselung der Felder genutzt wird.
In diesem Jahr wird es 10 Jahre her, dass die Gemeinde Neukyhna gegründet worden ist.
Seit dieser Zeit werden die Einwohnerzahlen elektronisch erfasst und ausgewertet. Ein kurzer
Rückblick auf die Zahlen ergibt für den Ortsteil Zaasch folgendes Ergebnis :
1994 2004
Einwohner gesamt 281 290
darunter weibliche 142 128
86

darunter männliche
Durchschnittsalter
139 162
gesamt
Durchschnittsalter
69,4
42,1
weiblich
Durchschnittsalter
75,1
45,1
männlich
62,7
39,7
19.10. In Zaasch liegt der erste Schnee, der sich aber nicht lange hält.
Das Jahr geht zu Ende mit furchtbaren Meldungen über ein Seebeben im Indischen Ozean,
welches eine mächtige Wasserwelle ausgelöst hat. Diese Wasserwelle hat viele Inseln, die
nur eine Höhe von 2 - 3 Meter über dem Meeresspiegel haben, unter sich begraben. In Indonesien,
Indien, Sri Lanka und Sumatra werden weit über 100 000 Tote beklagt, darunter
viele Tausend Urlauber, auch aus Deutschland. Die WHO spricht von über 5 Millionen Obdachlosen
in diesen Gebieten.
Erstmals taucht in der europäischen Öffentlichkeit der Begriff „Tsunami“ auf. Dieser japanische
Begriff bezeichnet eine konzentrische Wasserwelle von ungeheuren Ausmassen, die
durch eine Seebeben ausgelöst wird.
Daneben nehmen sich die Probleme in Deutschland, die mit der Einführung des neuen Arbeitslosengeldes
(ALG II) zum 01.01.2005 und den damit in Verbindung stehenden Problemen
wahrlich lächerlich.
Wetterbeobachtungen 2004 :
• Die Niederschlagsmenge des Jahres 2004 lag mit 581 mm nahe am mehrjährigen
Durchschnitt.
• Der Januar (75 mm ) und Juli ( 106 mm ) lagen deutlich über dem mehrjährigen Durchschnitt
dieser Monate.
• Verglichen mit dem mehrjährigen Durchschnitt waren die Monate März, September und
Oktober zu trocken.
Das Jahr 2005
Das Jahr beginnt mit sehr warmen Temperaturen. Laut Berichten im Radio ist der
08.01.2005 der wärmste Tag mit gleichem Datum seit 100 Jahren.
Mit Beginn des Jahres wird endlich auf den deutschen Autobahnen die bereits seit langem
geplante Mautgebühr für LKW über 7,5 t Nutzlast eingeführt. Wie sich im weiteren Verlauf
des Jahres zeigt, funktioniert das System fehlerfrei, bringt dem Staat eine Menge Geld ein,
und wird von verschiedenen Ländern eventuell angekauft.
Mitte Februar fängt es stark an zu schneien, wobei der Schnee tatsächlich mehrere Tage auf
den Feldern liegen bleibt, und große zusammenhängende Schneeflächen bildet. Nach mehreren
kurzen Wärmeeinbrüchen und weiteren Schneefällen bleibt der Schnee längere Zeit
bis um den 13.03. liegen. Am 15.03. ist unser Landstrich weitgehend von Schneeresten frei,
während aus den Mittelgebirgen wie Harz und Thüringer Wald noch Schneehöhen von
1,50m bis 2,00 m. gemeldet werden.
In den Februartagen wurde von mehreren Einwohnern des Dorfes ein seltener Vogelschwarm
beobachtet, es handelte sich dabei um die nur relativ selten auftauchenden Seidenschwänze,
die als sog. Invasionsvögel oder auch Strichvögel unser Gebiet nur aufsuchen,
wenn in nördlicheren Regionen starke Kälte und viel Schnee herrschen. Einem alten
Volksaberglauben zufolge tauchen diese Vögel nur alle 7 Jahre in unserer mitteldeutschen
Region auf.
87

Am Samstag den 12.03. wurde eine alte Tradition aus der Zeit der DDR wieder aufgenommen.
Aus Anlaß des Internationalen Frauentages ( 08.05. )gestalteten die beiden Zaascher
Vereine (Vogelliebhaber und Feuerwehr) zum ersten Mal seit Jahren einen bunten Nachmittag
für alle Frauen des Dorfes. Die Feier wurde von allen gut aufgenommen.
In dem Monaten Mai und Juni fällt relativ viel Regen, aber immer in sehr ruhigen Niederschlägen,
so dass sie Saaten prächtig wie selten gedeihen.
Am 10.07. feiert der Förderverein „Kirche Zaasch e.V.“ sein 10-jähriges bestehen. Mit einem
Gottesdienst in der St. Ursula- Kirche und einem Chorkonzert des Roitzscher Chores wurde
der offizielle Teil begangen. Der gemütliche Teil wurde bei Kaffee und Kuchen und einem
fröhliche Grillabend im Gemeindehaus an der Feuerwehr gefeiert. Bei dieser Gelegenheit
wurde durch den Pfarrer Taatz eine neue Finanzierungshilfe für die noch zu renovierenden
Deckenkassetten in der Kirche vorgeschlagen. Auf einer Tafel sind die einzelnen Deckenkassetten
eingezeichnet und nummeriert. Sponsoren, welche die Renovierung einer solchen
Kassette übernehmen wollen, tragen sich in einer Liste ein, die später in der Kirche aushängen
wird. Als erste trugen sich der Vorstand der Feuerwehr und des Geflügelzüchtervereins
ein. Wahrlich ein gutes Beispiel für dörfliches Mäzenatentum !!
In den letzten Tagen des Juli fand die erste evangelische Kindtaufe nach Jahren in der St.
Ursula- Kirche statt. Getauft wurde das Enkelkind der Familie Dittmann aus Zaasch.
Mit der anstehenden Renaturierung und Flutung der alten Tagebaurestlöcher des vergangenen
Braunkohlentagebaus wird immer öfter die Frage gestellt, welche Auswirkungen wird
das Ansteigen des Grundwassers auf die vorhandene Bausubstanz haben. Es werden Befürchtungen
geäußert, das die von der „Lausitzer – Mitteldeutschen –Braunkohlen- Verwaltung“
(LMBV) geplante Anhebung des Grundwasserspiegels auf 98 m über Normal 0 im
Bereich des ehemaligen Tagebaues „Delitzsch- Süd- West“ im Raum Delitzsch Schäden an
den Gebäuden verursacht. Von dieser Anhebung wäre angeblich die Flur Zaasch aufgrund
geologischer Bedingungen nicht betroffen. Hier sollen vor allem die Flutungswerte des Tagebaues
Goitzsche wirksam werden. Alles in allem muss aber damit gerechnet werden, dass
das Grundwasser weiträumig stark ansteigen wird. Man erwartet einen mittleren Grundwasserspiegel
der zwischen 1 bis 2 m unter Profil liegen wird.
Nach den öffentlich bekannt gegebenen Zahlen soll der Schladitzer See mit 220 ha eine
Wasserspiegelhöhe bei 104,0 m über NN, der Zwochauer See 101,3 m über NN, der Werbeliner
See 98,0 m über NN und der Grabschützer See 98,7 m über NN erreichen.
In den letzten Tagen des Monats Juli wurde durch die CUI (Consultinggesellschaft für Umwelt
und Infrastruktur ) Halle in unserer Region, und damit auch in Zaasch ein umfangreiches
Beweis- und Bestandsaufnahmeverfahren durchgeführt. Jedes einzelne Haus wurde
erfasst, fotografische festgehalten und höhenmäßig eingemessen. Es wurde das Vorhandensein
von Kellern, Klärgruben und Brunnen überprüft. Gleichzeitig wurden bereits sichtbare
Schäden, die eventuell aus dem Grundwasseranstieg herrühren, aufgenommen. Wie der
Name der Aktion bereits sagt sollen Beweise gesichert werden für eventuelle Schadensansprüche
von betroffenen Hausbesitzern, die durch den Grundwasseranstieg zu Schaden
gekommen sind oder noch zu Schaden kommen. Das Höhenniveau, gemessen über den
Kanaldeckeln, beträgt in Zaasch zwischen 95 und 96 m über 0.
Eine zweite Aktion erregt zur Zeit nicht nur die Gemüter der Bewohner von Zaasch sondern
des gesamten Kreisgebietes. Mit dem zunehmenden Ausbau der Abwasserleitungen wurde
strikt auf die Trennung von Gebrauchsabwasser und Regenwasser geachtet. Bei der derzeitigen
Berechnung des Abwasserpreises auf der Basis des entnommenen Trinkwassers blieb
das Regenwasser vollkommen außer Betracht. Auch in den älteren Mischwasserableitungen
wird nur die über die Wasserzähluhren ermittelte Abwassermenge berechnet. In Zukunft soll
der Preis für Abwasser sinken, dafür ein gesonderter Preis für eingeleitetes Regenwasser
ermittelt und bezahlt werden. Dieser Regenwasserzuschlag kann aber nur dort erhoben
werden wo tatsächlich Regenwasser eingeleitet wird. Das wird vor allem in den Städten der
Fall sein, da auf den Dörfern das Wasser in der Regel aufgefangen bzw. zur Versickerung
88

geleitet wird. Der Gemeinderat von Neukyhna hat ermittelt, dass sich der Preis für das Regenwasser
aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Vor allem der Preis für die Benutzung
der im Boden verlegten Leitungen, aber auch die Einleitung in die zentrale Kläranlage
schlagen dabei zu Buche. Der Preis für die Leitungsbenutzung wird akzeptiert insoweit das
Kanalnetz auch von der Wasserwirtschaft gewartet wird. Da aber die Einleitung der in den
Dörfern anfallenden Regenwassermengen in den meisten Fällen in Teiche und Bäche erfolgt,
die ihrerseits als Gewässer II. Ordnung den Gemeinden unterstehen und auch auf deren
Kosten zu warten sind, wird verlangt, dass dieser Kostenanteil nicht in die neu zu bestimmende
Abwasserrechnung eingehen darf.
Das Dorf- Teichfest wurde dieses Jahr vom 05.08 bis 07.08. gefeiert. Begonnen wurde, wie
üblich, mit einem Konzert in der Dorfkirche. Zum zweiten Mal trat der Musiker und Sänger
Rene Mangliers auf , der sich selbst begleitend Lieder und Arien vortrug.
In der Nacht von 10.09.zum 11.09. tobte über Zaasch ein mächtiges Gewitter mit Regenfällen
von 27 l /qm. Während dieses Gewitters schlug in Zaasch ein Blitz ein. Zum Glück wurde
nur ein großer alter Baum in der Roitzscher Str. vor der Schlosserei Gräfe getroffen. Der
Schaden scheint gering zu sein. Der Regen dauerte in unterschiedlicher Stärke den ganzen
Sonntag an, so daß nur sehr wenige Gäste die Dorfkirche aus Anlass des Tages des offenen
Denkmals besuchten.
Etwa zur gleichen Zeit stürzen Teile eines alten Scheunendaches am Zschernitzer Weg 2
ein. Es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das Lehmgebäude weiter verfällt. Da
die Dachteile im wesentlichen nach innen eingebrochen sind, entstand keine weitere Schaden.
Am 18.09. fanden in Deutschland die Wahlen zum 16. Deutschen Bundestag statt. Es handelte
sich dabei um vorgezogene Wahlen, da der amtierende Bundeskanzler Schröder
(SPD) mittels eines von ihm selbst initiierten Misstrauensvotums feststellen ließ, dass er mit
den derzeitigen Stimmenverhältnissen nicht mehr regieren könne. Dieses Misstrauensvotum
stellte er, nachdem die SPD in Deutschland mehrere Landtagswahlen deutlich verloren hatte.
Für sein Misstrauensvotum konnte er aber keinen konkreten Anlass aus dem Geschehen
des Bundestages anführen. Es bestand zu keiner Zeit auf Bundesebene die Gefahr der Unregierbarkeit.
Zwei Bundestagsabgeordnete der Regierungskoalition haben deswegen auch
gegen diesen Schritt beim Bundesverfassungsgericht geklagt. Leider vergeblich. Von vielen
Leuten wurde dieser Schritt des Kanzlers als rein taktische Maßnahme eingeschätzt.
Eine Besonderheit gab es bei dieser Wahl insofern sie noch nicht völlig abgeschlossen ist,
weil im Raum Dresden eine Direktkandidatin der NPD kurz vor der Wahl verstorben war, so
dass für diesen Bereich ein späterer Wahltermin anberaumt werden musste. Wesentliche
Veränderungen der politischen Situation werden daraus aber nicht erwartet. Im Nachgang
wird hier vermerkt, dass den Listenplatz ein Direktkandidat der CDU erreicht hat.
Neben den klassischen Parteien tritt unter dem Namen die „Linke“ erstmals ein Wahlbündnis
aus PDS, der Nachfolgepartei der SED der ehemaligen DDR und einer von Herrn Lafontaine
dominierten Alternativpartei aus dem Westen zur Wahl an. Lafontaine ein ehemaliger SPD
Spitzenpolitiker aus dem Saarland und vehementer Gegner der deutschen Wiedervereinigung,
der sich mit seiner Partei überworfen hatte und sein Amt als FInanzminister einer SPD
geführten Regierung verlassen hatte, war mehrere Jahre von der politischen Bühne verschwunden.
Rechtzeitig vor der Neuwahl war er einer neuen Partei mit dem Namen
„WASG“ ( Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit ) beigetreten und durch populistische Versprechungen
zu deren Spitzenkandidat avanciert. Offensichtlich kamen beide Partner zu der
Erkenntnis, dass sie getrennt kaum Chancen hätten, im Bundeswahlkampf zu bestehen.
Die Wahlbeteiligung in Deutschland lag bei
in Neukyhna lag bei 81,1 % (einchließl. Briefwahl)
in Zaasch/ Serbitz bei 66,7 % (zuzügl. Briefwahl).
89

CDU/ CSU SPD Die Linke FDP GRÜNE NPD REP
Stimm % % % % % % %
Zaasch (Direktmandate 225 gültige Stimmen)
81 36,0 45 20,0 68 30,2 15 6,7 2 0,9 10 4,4 -
Zaasch ( Listenstimmen 226 gültige Stimmen )
69 30,5 47 20,8 67 29,6 23 10,2 4 1,8 8 3,5 3
Neukyhna (Direktmandate1621 gültige Stimmen)
627 38,7 397 24,5 411 25,4 93 5,7 20 1,2 53 3,3 -
Neukyhna (Listenstimmen1616 gültige Stimmen )
527 32,6 366 22,6 427 26,4 165 10,2 41 2,5 56 3,5 10 0,6
Wahlkreis 152 ( Delitzsch- Torgau/Oschatz- Riesa)
30,4 25,3 24,5 9,9 3,5 7,3
Bundesrepublik
35,2 34,3 8,7 9,8 8,1 3,9
Auf kommunaler Ebene (Zaasch wie auch Neukyhna)
• ging die CDU als Sieger aus dem Rennen
• als zweitstärkste Partei erwies sich das Wahlbündnis „Die Linke“
• auf der dritten Platz kam die SPD
Auf der Ebene des Wahlkreises 152
Bei den Direktkandidaten gewann der CDU Vertreter Kolbe
Bei den Parteien gewann die CDU vor SPD und Linke
Auf der Ebene des Freistaates Sachsen
• Von 17 Direktmandaten gingen 14 an die Kandidaten der CDU, 3 an SPD. Damit ist
Sachsen das einzige Land im ehemaligen Osten, welches eine deutliche CDU Dominanz
aufweist, es wurden sogar mehr Mandate im Bundestag erreicht als bei den vorherigen
Wahlen
• Andere Parteien konnten keine Direktmandate erringen
Auf der Ebene der Bundesrepublik
• Die CDU/ CSU erreicht 226 Sitze und wird damit die stärkste Fraktion im neuen Bundestag.(Endgültig
nach der Wahl in Dresden)
• Zweitstärkste Fraktion wird die SPD mit 222 Sitzen
• Die LINKE erreicht mit 8,7 % d.h. 54 Sitzen im Bundestag immerhin nach der FDP mit
9,8 % und 61 Sitzen den 4 Platz. Wobei die WASG nur auf Kosten der ehemaligen PDS
in den Bundestag einziehen kann. Im Westen Deutschlands, wo die WASG ihre Wähler
rekrutiert, hat sie nur 4,9 % erreicht, während im Stammgebiet der PDS 25,4 % für dieses
Bündnis stimmte.
• Um die Kanzlerfrage zu Gunsten von Schröder zu entscheiden versucht die SPD das
Wahlbündnis von CDU/ CSU zu trennen, um als stärkste Partei den Kanzler benennen
zu können.
90

Mitte Oktober zeichnet sich eine Einigung ab, was die Kanzlerfrage anbetrifft. Die Spitzen
von SPD und CDU/CSU haben sich nach langem Streit, in dem sich der scheidende Kanzler
Schröder und diverse andere SPD Politiker sehr lautstark und großsprecherisch für eine
Fortsetzung der Kanzlerschaft von Schröder ausgesprochen haben, doch für eine Kanzlerin
Merkel entschieden.
Mitte Oktober beginnt eine größere Pflanzaktion auf den Fluren von Zaasch. Der befestigte
Wirtschaftsweg von Zaasch nach Rödgen wird einseitig mit 55 Winterlinden bepflanzt. Bei
diesem Weg handelt es sich nicht um einen historisch gebildeten Weg, sondern um eine
künstlich gezogenen Straße. Daher rührt auch die heute kaum noch erklärbare Bezeichnung
„KAP- Straße“. Eine KAP ,“Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion“, war ein Gebilde, welches
sich aus den damaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in
der DDR gebildet hatte. Durch Zusammenlegung von Feldern mehrerer LPG wurden Riesenflächen
geschaffen, um die Feldbau –Technik besser ausnutzen zu können. Da die alten
historischen Feldwege nicht mehr für den Verkehr mit den großen modernen Landmaschinen
geeignet waren, wurden neue Wirtschaftswege geschaffen, die meist gut befestigt und sogar
häufig asphaltiert oder betoniert waren, aber nicht als öffentliche Straßen ausgewiesen waren.
Diese Baumpflanzaktion wird finanziert von der Deutschen Bahn AG als Ersatzpflanzung
für Eingriffe in die Landschaft, die mit dem Bau einer 110 KV Leitung im Jahren 2003
in Zusammenhang stehen. Diese bahneigene Stromleitung schneidet die Zaascher Fluren
u.a. auf dem Zschernitzer Weg kurz vor der Straße von Delitzsch nach Brehna.
Das Wetter war im Oktober sehr sonnig, obwohl in den Frühstunden häufig starker Nebel
auf den Fluren lag. Am 15. Oktober konnte man auf manchen Wiesen sogar blühende Gänseblümchen
und Kamille sehen. In den Mittagsstunden wurden teilweise Temperaturen um
20 Grad gemessen. Der Wachstumsschub auf den Feldern ist enorm, insbesondere beim
Raps. Ob die relativ großen Pflanzen den Winter überstehen, ist schon fast zweifelhaft.
Nachträgliche Auswertungen der Wetterdaten von Herrn Friedrich, die ich, wie seit Jahren
vorgenommen habe, ergaben eine durchschnittliche Maximaltemperatur für Oktober 2005
von 17,6 Grad.
Am Samstag den 15.10. gab es aus Anlaß der Zaascher Kirmes ein Chorkonzert in der Dorfkirche.
Es sind 6 junge Sänger, alles ehemalige Thomaner, unter dem Namen „Thios omilos“
aufgetreten. Auf diese Weise trägt die Arbeit des aus Zaasch stammenden Rektors der
Thomasschule in Leipzig auch heute noch Früchte in Zaasch.
Seit Monaten wird in der Presse und im Fernsehen vor der Ausbreitung einer Vogelpest,
auch „asiatische Vogelgrippe“ gewarnt. Da man befürchtet, diese Seuche verbreitet sich u.a.
über den Kot von infizierten Zugvögeln, wird in Deutschland die Zwangseinstallung aller Vögel
angeordnet. Es ist zwar nicht erwiesen, dass diese Krankheit auch das Wassergeflügel
befällt, dennoch müssen alle Gänse und Enten, auch das Ziergeflügel auf dem Zaascher
Teich, zwangsweise in überdachten Ställen bis voraussichtlich 15.12. verwahrt werden. Bis
auf einige Wildenten sind die Teiche nun leer. Die meisten Geflügelhalter in Zaasch haben
ihre Enten deshalb in diesem Jahr sehr zeitig geschlachtet.
Anfang November entdeckte Herr Klaus Friedrich kurz vor seinem 72. Geburtstag in „Winters
Teich“, auch bekannt unter der Bezeichnung „Aschenteich“, ein altes Spielzeug aus dem
Jahre 1945. Damals haben sich die halbwüchsigen Jungen mit dem Handwagen vom ehemaligen
Flugplatz in Spröda abmontierte Benzintanks alter Flugzeuge geholt, und diese in
mühsamer Kleinarbeit zu kleinen Booten umgebaut. Mit diesen „Blechbooten“ fuhr dann die
Zaascher Jugend auf den Teichen herum. „Winters Teich“ ist dieses Jahr extrem ausgetrocknet,
so dass nach 60 Jahren fast alles, was auf dem Grund des Teiches lag, wieder zum
Vorschein kam. Darunter auch zwei dieser „Boote“.
Am 22.11. übernimmt das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine
Frau das Amt des Bundeskanzlers. Dr. Angela Merkel eine promovierte Physikerin , Tochter
91

eines evangelischen Pfarrers aus der früheren DDR, übernimmt nach mancherlei Querelen
seitens der SPD das Amt des Regierungschefs.
16.12. Mit dem heutigen Tage dürfen die Geflügelhalter ihre Tiere wieder im Freien halten.
Über Zaasch tobte heute ein mächtiger Sturm, der an einigen Gebäuden Dachziegel zu Boden
schleuderte. Mindestens zwei Obstbäume wurden umgebrochen. (Pflaumenbaum bei
Dedeks und Apfelbaum vor Winters Teich).
Das Jahr 2006
Das Jahr begann ruhig mit viel Schnee. Mitte des Monats Januar setzt starker Frost ein, der
bis in den Februar andauert. Ende Januar beginnt der Bauhof an der Roitzscher Straße die
Pappeln zu fällen. Diese Bäume haben in den letzten Jahren bei jedem Sturm Äste verloren,
die den Straßenverkehr gefährdet haben. Das Anpflanzen von Pappeln war seinerzeit wegen
der Schnellwüchsigkeit dieser Bäume sehr in Mode gekommen. Sie diente vor allem der
schnellen Rekultivierung von ehemaligen Tagebaugebieten. Speziell in Zaasch waren sie als
Begrenzung des Sportplatzes gedacht, der in den 50er Jahren geschaffen wurde, aber bereits
in den 80er Jahren wieder aufgegeben wurde.
Am Samstag den 04.02. setzte wieder Schneefall ein
Am Sonntag den 05.02. fand nach uralter „Zaascher Tradition“ ein Eishockeyspiel der Zaascher
„Jugend“ auf dem Teich am Plinsentiegel statt. Es war zwar die Jugend aus den Jahrgängen
1950-60 , das aber tat dem Spaß keinen Abbruch. Zugeschaut und vor allem gestaunt
haben auch die Jüngeren.
07.02. am heutigen Tag setzt neben Schneeregen deutliches Tauwetter ein. Da der Boden
noch tief gefroren ist, kann das Wasser nicht im Boden versickern, sondern sammelt sich in
riesigen Wasserlachen auf den Feldern und in den Dorfteichen. Erst Ende März beginnt der
Frost aus dem Boden zu weichen und das Wasser versickert sehr langsam. Die Leidtragenden
sind die Bauern, die bis Ende März nicht auf ihre Felder können.
22.04. bei einsetzender Dunkelheit konnte man auf dem Dach einer Scheune der Fam.
Kemmler (Plinsentiegel) einen Storch beobachten. Er stand dort mehrere Stunden, ehe er
auf Nimmerwiedersehen abflog..
Bis Pfingsten hatten wir sehr nasses und kühles Wetter. Dennoch steht die Wintergerste gut,
der Raps hat gut geblüht, auf den meisten Rübenschlägen stehen recht ordentliche Pflanzen.
Vor wenigen Tagen tauchten in den Kartoffelfeldern und Rübenschlägen die ersten
deutlichen Spuren von Wildschweinen auf.
Überspitzt könnte man sagen, dass das Jahr 2006 zum „Jahr des Bärlauchs“ erkoren worden
ist. Nahezu alle Nahrungsmittelhersteller werben für ihre gesunden Bärlauchprodukte. Der
Fleischer verkauft Bärlauchpastete, die Milchwirtschaft bietet Bärlauchfrischkäse und Bäcker
bieten Bärlauchbrötchen an. Bärlauch ist eine dem Knoblauch sehr ähnliche Pflanze ohne
den strengen Knoblauchgeruch zu verbreiten. Wer auf den Gedanken gekommen ist dieses
Kraut so in den Vordergrund zu rücken ist nicht feststellbar.
Am Samstag den15.07. wurde eine tote Wildente auf dem Teich am Plinsentiegel gesichtet,
und durch Arbeiter des örtlichen Bauhofes geborgen und der Kreisveterinärbehörde überstellt.
Ein Fall von Vogelgrippe wurde nicht bestätigt.
Am Monatsende wird in den Medien bekannt gegeben, dass der Monat Juli dieses Jahres
der heißeste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) 1901 gewesen ist.
Vom 11.08 bis 13.08. fand das 33. Dorf- und Teichfest statt. Die Eröffnung am Freitagabend
wurde durch dem Männerchor aus Petersroda in der Dorfkirche gestaltet. Beim anschließen-
92

den Umtrunk auf dem Festplatz vor der noch nicht offiziell eröffneten Bierhalle lockerten sich
die Zungen, so dass die Herren Sangesbrüder noch manches Lied in sehr später Stunde zu
Gehör brachten.
An den beiden folgenden Tagen hatte das Dorf sogar ein eigenes „Autohaus“. Im sog. Jugendclub,
einem kleinen Blockhaus, das im Augenblick nicht von der Jugend genutzt wird,
hat der Verein der Geflügelfreunde seine Bestände an Modellautos (ca. 380 Stück) zum Verkauf
angeboten. Im gleichen Haus hat Herr Dedek eine kleine Ausstellung zum Thema „100
Jahre elektrischer Strom in Zaasch“ gestaltet. Gezeigt wurden vor allem stromlose Beleuchtungen
und Arbeitsgeräte sowie uralte Installationsteile. (siehe LVZ Kreisseite v. 14.08.06)
Mitte August kann man beobachten, wie an der Straße von Storkwitz nach Zaasch Grabungen
im Bereich eines alten, kaum noch wahrnehmbaren Straßengrabens erfolgen. Es wurde
nach einem Rohr gesucht, und auch gefunden, welches die Felder rechts und links der Straße
unterirdisch verbindet. Die für das Frühjahr 2006 beschriebenen riesigen Wasserflächen
haben im wesentlichen die westlich der Straße gelegenen Felder übermäßig lange belastet.
Auf der östlichen Seite der Straße verlief viele Jahre ein Straßengraben, der in der Lage war
das überschüssige Wasser von den Feldern zu sammeln. Dieser Graben ist aus den verschiedensten
Gründen in den letzten Jahren verlandet und verschüttet worden und nur noch
andeutungsweise zu sehen. Am 19.10. wurde durch Fachleute wahrscheinlich von der Straßenmeisterei
ein Plasterohr in das alte Tonrohr eingezogen und die Rohreingänge gegen
verschütten gesichert. Ende November wurde sogar auf beiden Seiten der Straße richtige
Einlassbauwerke errichtet.
Im August machte sich eine interessante Erscheinung bemerkbar. An Wegrändern auf Wiesen
selbst in den Rübenfeldern erschienen plötzlich weiße Flecken. Es handelt sich um flächenhaften
Ausfall des grünen Blattfarbstoffes Chlorophyll. Die Ursache ist nicht bekannt,
eine Einwirkung von verschütteten Chemikalien, etwa Spritzmittel oder ähnliches kann ausgeschlossen
werden. Es wird vermutet es handele sich dabei um eine Pilzkrankheit wie etwa
Mehltau.
In Zaasch wurden zwei neu gebaute Einfamilienhäuser bezogen :
• Roitzscher Straße Nr. 12
• Petersrodaer Weg Nr. Dieses Haus ist insofern etwas vollkommen Neues für Zaasch,
da es ohne die herkömmlichen Heizungsformen auskommt. Der gesamte Wärmebedarf
für die komplette Hausheizung wird aus Erdwärme gewonnen. Dazu war eine Bohrung
bis in eine Tiefe von 70 m erforderlich. Über eine Wärmepumpe die mit elektrischem
Strom betrieben wird, kann das gesamte Haus beheizt werden. Dabei ist die Energieausbeute
wesentlich höher als die durch den Strom investierte Energiemenge.
Oktober : Die Kartoffelernte rings um Zaasch ist in vollem Gange. Am 14.0kt. zieht eine Rübenvollerntemaschine
ihre ersten Spuren auf den Feldern. Das Rübenroden zieht sich bis
Ende November hin, es wachsen riesige Rübenberge und –mieten auf den Feldern. Die letzten
Rüben werden Anfang Dezember abgefahren.
Auf einer Gemeinderatssitzung der Gemeinde Neukyhna wird erstmalig die Arbeit in den
Kindereinrichtungen bezüglich der zweisprachigen Erziehung ausgewertet. Eine Amerikanerin
aus Ohio wurde gewonnen, in den Kindereinrichtungen ein Jahr lang den Kindern die
englischen Sprache beizubringen.
Im Herbst waren auf den Fluren rings um Zaasch Arbeiter einer Spezialfirma für Korrosionsschutz
unterwegs. Die Deutsche Bahn AG ließ die Gittermasten ihrer Stromleitungen, in diesem
Fall die Verbindungsleitung Leipzig –Muldenstein, überprüfen. Dabei wurden vor allem
die Betonunterteile und die untersten Stahlverbindungen erneuert bzw. mit Korrosionsschutz
versehen. Die Aufstellflächen der Masten wurden mit Rotschwingel besät, um einen Schutz
vor ungewolltem Unkrautwuchs zu schaffen.
Am Sonntag den 29.10. wird in Delitzsch der neue katholische Pfarrer Michael Poschlod in
sein Amt eingeführt, nach dem der Dechant Armin Kensbock nach 15 jähriger Amtszeit
93

nach Köthen versetzt worden ist. Die wenigen Katholiken in Zaasch werden seit Bestehen
der katholischen Pfarrgemeinde Delitzsch von dort betreut.
Am 01.11. toben mächtige Stürme im Gebiet, die aber in Zaasch keinen Schaden anrichten.
In der Kreiszeitung vom 06.11. 06 kann man lesen, dass die rechtsextreme NPD „den letzten
weißen Fleck“ in Sachen schließe. Der Kreis Delitzsch, in dem bisher die NPD kein eigenes
Kreisbüro hatte, verfügt ab sofort über eine eigene Kreisparteiorganisation. Zum Vorsitzenden
wurde das „langjährige Parteimitglied“ Bernd Güntner aus Eilenburg gewählt. Sein Stellvertreter
ist der Schkeuditzer Christian Rankies als Schatzmeister fungiert der Eilenburger
Jens Naumann.
Nach einem sehr warmen Herbst, nach Ansicht von Meteorologen war er sogar zu warm,
sank in der Nacht zum 11.12. die Temperatur soweit, dass die Teiche zumindest in den
Frühstunden eine dünne Eisdecke trugen. Tagsüber stiegen die Temperaturen aber wieder
soweit, dass Ringelblumen und Löwenmäulchen blühten und sogar einige Bäume frische
Blätter trieben.
Am 07.12. fand die jährliche Rentnerweihnachtsfeier der Gemeinde Neukyhna statt, am 9.12.
luden die Zaascher Vereine die Senioren zu einer eigenen Weihnachtsfeier ein.
In der Nacht vom 27.zum 28 12. sank die Temperatur soweit, dass der Teich am Plinsentiegel
völlig zugefroren ist. In den Abendstunden des 28.12. setzte der erste Schneefall ein.
Leider blieb der Schnee nicht einmal 24 Stunden liegen, auch das Eis taute wieder ab .
Das Jahr 2007
Am 01.01.2007 herrschen in unserer Gegend Temperaturen von +10 Grad bei starkem
Wind. Die zu hohen Temperaturen halten an und erreichen sogar die 15 Grad.
13.01. Seit heute hat die Kreisbeilage der LVZ für den Kreis Delitzsch – Eilenburg ein neues
Format. Die Beilage „Lokales“ wird ab sofort im gleichen Großformat wie die gesamte
Zeitung herausgegeben. Die Leser sind geteilter Meinung, viele vermissen das hand-
liche alte Format des Kreisteils, andere begrüßen das neue Format.
18.01 An diesem Donnerstag wurde über Funk und Fernsehen ganztägig vor schweren orkanartigen
Stürmen gewarnt, die auch in den Abendstunden einsetzten. Die für den
heutigen Tag angesetzte Ratssitzung der Gemeinde Neukyhna wurde kurzfristig abgesagt.
Erstmals in der Geschichte der deutschen Eisenbahn wurde der gesamte
Schienenverkehr in Deutschland vorsorglich stillgelegt, auf vielen Bahnhöfen mussten
die Fahrgäste ihre Fahrt auf unbestimmte Zeit unterbrechen.
14.02. Der ehemalige, langjährige Bürgermeister von Zaasch Herr Andreas Tennler zieht aus
Zaasch weg.
In den letzten Tages des Monats Februar wird damit begonnen, im Triftweg ein neues Einfamilienhaus
zu errichten.
In der Woche nach Ostern (08.04.) beginnt der Raps auf den Feldern zu blühen. Am 14.04.
steht der Raps weitflächig in voller Blüte. Erfahrene Bauern halten die Rapsblüte für verfrüht.
Auch alle Obstbäume stehen in voller Blütenpracht. Leider fehlen die notwendigen Niederschläge.
Auf Grund der großen Trockenheit werden bereits jetzt erhebliche Ernteeinbußen
erwartet. In sandigeren Gegenden Deutschlands z. B. Brandenburg wird bereits das vertrocknete
Getreide untergepflügt.
Im April wird im Zaascher Windpark das 13. Windrad errichtet. Dabei handelt es sich um einen
anderen Typ als die vorhandenen. Der Mast ist kürzer, dafür hat der Rotor einen größeren
Durchmesser. Am 07.05. erscheint in der „Leipziger Volkszeitung“ und zwar nicht im Lokalteil
sondern im überregionalen Teil eine Information über eine gerichtliche Klage der ersten
Windradbetreiber gegen das neue System, welches angeblich die Windversorgung der
ersten Windräder beeinträchtigt. (s. Zeitungsausschnitt).
94

Am 07.05. beginnt es zu regnen. Es regnete einige Tage relativ schwach und ohne große
Wasser- oder Sturmschäden, so dass das Wasser gut im Boden aufgenommen werden
konnte. Ab Mitte Mai setzte wieder Trockenheit mit hohen Temperaturen ein.
04.06. wird im Teletext der MDR Fernsehens ein schwerer Einbruch in die Kirche zu Schenkenberg
gemeldet. Bleiglasfenster wurden eingeschlagen, Bücher und der Altar wurden in
Brand gesetzt, die Taufschale wurde aus dem Taufstein gerissen. Der Schaden beträgt
10.000 €.
Ende Juni setzt sehr feuchtes, warmes Wetter ein. Fast täglich ist mit Niederschlag zu rechnen.
Den Hackfrüchten kommt die Nässe zu gute, aber die Getreide- und Rapsernte wird
sehr behindert. In der Folge sinken die Temperaturen. Am Wochenende 7../8. Juli wird weitflächig
Raps gemäht. Das darauffolgende Wochenende 14./ 15. Juli wird schlagartig extrem
heiß (bis 35 Grad). Überall sind die Entemaschinen im ununterbrochenen Einsatz.
Der 16.07. wird als der bisher heißeste Sommertag des Jahres eingeschätzt. In weiten
Landstrichen werden Temperaturen um 38 Grad im Schatten gemessen. Die ersten Landwirte
z. B. Agrargenossenschaft Schenkenberg schließen mit der diesjährigen Getreide- und
Rapsernte ab.
95