2.) Historische Reminiszenzen (1910) [PDF]
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Im Jahre 1860 trat Obernetter als Chemiker (und nicht als Photograph) in das Geschäft des vorhin<br />
erwähnten Hofphotographen Josef Albert ein und dort arbeitete er im Auftrage Alberts seine ersten<br />
Erfindungen aus. Über Obernetter erzählt das Genossenschaftsblatt seinen Lesern weiter folgende Geschichte<br />
:<br />
»Schon 1863 führte er (Obernetter) ein Chlorsilberkollodiumpapier ein.«<br />
Diese Angabe ist falsch, da erst 1865 der englische Amateur G. Wharton-Simpson das Chlorsilberkollodiumemulsionsverfahren<br />
überhaupt bekannt machte und Obernetter stellte daran anknüpfend im Jahre<br />
1867 bis 1868 das Zelloidinpapier fabriksmäßig her.<br />
Der Pariser Photograph Nadar, von welchem u. a. die ersten guten Ballonphotographien stammen,<br />
war 28 Jahre alt, als er sein Atelier eröffnete; über die vorher verbrachte Zeit ist aus seiner Biographie<br />
zu entnehmen, daß er das Lyoner Gymnasium absolvierte, Journalist wurde und dann bei dem Erbauer<br />
des Suezkanals Charles Lesseps als Sekretär eintrat. Er zeichnete für das Pariser Witzblatt »Charivari«<br />
Kari katuren.<br />
Die Idee zum Kinematographen ging von dem österreichischen Feldmarschalleutnant Freiherrn von<br />
Uchatius aus; es erscheinen durch diesen Hinweis die Verdienste Anschütz 3 ) um die Momentphotographie<br />
und Serienaufnahmen, die vor ihm schon der Astronom Janssen, Muybridge und zur selben Zeit der Arzt<br />
Marey (letzterer erfand den Chronophotographen) herstellten, nicht im geringsten geschmälert.<br />
Über den für die österreichische Photographie bahnbrechenden Wiener Photographen Josef Löwy<br />
kann berichtet werden, daß derselbe die Photographie zuerst als Amateur (s. u.) betrieb. Josef Löwy wurde<br />
in Preßburg geboren und kam nach Wien, um in der Siegerschen Kunstanstalt die Lithographie zu erlernen.<br />
Er war Schüler der Akademie der bildenden Künste und kam von hier in das Atelier des Malers<br />
Neustätter, in welchem er das Pastell pflegte und Porträts nach dem Leben lithographierte. Ein photographischer<br />
Apparat, den er zum Geschenk erhielt, wurde bestimmend für seinen zu künftigen Beruf. Er<br />
machte seine Kenntnisse, die er als Porträtmaler und Lithograph erworben hatte, der Kamera dienstbar<br />
und konzentrierte sein ganzes Interesse auf die neu entdeckte Lichtkunst.<br />
Es ist ferner Dr. H. Heid in Wien zu nennen, welcher »Schieß baumwolle, jodiertes Kollodium« etc.<br />
erzeugte. Hier ist zu bemerken: Dr. Hermann Heid studierte zu Gießen und Heidelberg, wo er seinen akademischen<br />
Grad erhielt. Die Photographie erlernte er in der Lehr anstalt des Dr. Julius Schnauß in Jena<br />
und kam dann in das Atelier von Emil Rabending (s. o. 1 ), dessen technische Leitung er mehrere Jahre<br />
innehatte.<br />
Karl Haack (nicht Haak, wie die genossenschaftliche Zeitung schreibt) befaßte sich schon in seiner<br />
Jugend eifrig mit Studien und Experi menten aus Physik und Chemie; er besaß in seinem Elternhause ein<br />
wohl eingerichtetes Laboratorium und flößte dadurch Alt und Jung gewaltigen Respekt ein. Nach Absolvierung<br />
der Realschule bezog er das Polytechnikum in Hannover. Von dort wandte er sich nach Wien und<br />
widmete sich der Photographie. Er mag wohl Versuche in der Autotypie betrieben haben, Erfinderrechte<br />
beanspruchte Haack nicht. (Die Anwendung von Netzstoffen in der Drucktechnik läßt sich übrigens auf<br />
Fox Talbot, einen Privatgelehrten, bis 1852 zurückführen.)<br />
Georg Meisenbach, der mit dem Wiener Karl Angerer hervorragenden Anteil um die Ausgestaltung<br />
und Entwicklung der modernen Autotypie hat, war Kupferstecher und bekannt durch diese seine Arbeiten;<br />
im Alter von 32 Jahren gründete er eine zinkographische Anstalt. Sein Kompagnon Ritter von<br />
Schmaedel war früher Architekt.<br />
Der Erfinder der modernen Photogravüre war Karl Klič, ein vortrefflicher Maler und Karikaturist;<br />
wir finden in den alten Jahrgängen von Wiener Witzblättern köstliche Bilder von ihm. Klič befaßte sich<br />
auch mit der Technik der Reproduktionsverfahren und dieser Weg führte ihn zu seiner weittragenden<br />
Erfindung.<br />
2 ) Dieser erlernte die Photographie bei seinem Vater, der als Maler sich der Photographie zuwandte.<br />
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