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Ironman 2008 Bericht von Rainer Lilienthel

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Nach dem Zweiten fühl ich mich besser!<br />

<strong>Bericht</strong> zum zweiten Start beim <strong>Ironman</strong> Frankfurt <strong>2008</strong> <strong>von</strong> <strong>Rainer</strong> Lilienthal<br />

Am 6.Juli <strong>2008</strong> war „der längste Tag des Jahres“ um 17:38 Uhr geschafft und ich stand im<br />

Ziel des <strong>Ironman</strong> Frankfurt auf dem Römerberg. Ich konnte den Zieleinlauf genießen und<br />

auch das Weitergehen in den Athletenbereich ging ohne große Schmerzen. Kein Vergleich<br />

zum Jahr 2006, als ich mit Krämpfen das Ziel erreicht hatte und all die Eindrücke mehr oder<br />

weniger an mir vorbeisausten. Natürlich fingen auch in diesem Jahr die Beine an zu<br />

schmerzen, doch war mein körperlicher Zustand ungleich besser und der Stolz auf die<br />

soeben erbrachte Leistung legte sich wie eine schützende Schicht über die Muskeln und<br />

dämpfte somit den Schmerz.<br />

Vielleicht lag es aber auch an der Dauer des Wettkampfs, den schließlich war ich in diesem<br />

Jahr rund 43 Minuten schneller gewesen.<br />

Der Tag begann sehr früh und das wird sicherlich niemals meine Tageszeit werden, aber der<br />

Start um 7:00 Uhr im Langener Waldsee lässt sich nicht verschieben. Die Spannung, die in<br />

den Tagen zuvor erstaunlicherweise nicht recht aufkommen wollte, war beim Gang ins<br />

Wasser dann doch noch da und der Anblick <strong>von</strong> 2000 Startern steigerte meinen<br />

Adrenalinausstoss gewaltig. Ich wollte mich aus den Scharmützeln heraushalten und suchte<br />

sofort nach dem Startschuss die Peripherie des Feldes und schwamm, ohne großen<br />

Körperkontakt mit den anderen Athleten, zur ersten Boje. Dort wurde es etwas enger, aber<br />

das Feld war doch schon weit auseinander gezogen und somit war das Gröbste<br />

überstanden.<br />

Der erste Landgang kam und ich überquerte ihn zusammen mit Dietmar, der auch gut durch<br />

das Feld gekommen war. Kurz vor dem Wasserausstieg verkrampfte sich zwar meine rechte<br />

Wade, aber eine unökonomische Fußhaltung mit etwas Zeitverlust, brachte mich doch an<br />

Land. Auch dort sah ich wieder Dietmar, den es auch auf den letzten Metern mit Krämpfen<br />

erwischt hatte. Der schwerste Teil war geschafft und jetzt ging es auf zwei Radrunden die<br />

zwar anstrengend werden sollten aber für mich auch einen großen Genuss darstellten.<br />

Die Radstrecke führte durch Dörfer und Städte, die ich <strong>von</strong> den Radausfahrten gut kenne<br />

und als Triathlet des TV Windecken wird man oft erkannt und angefeuert. Wenn man aus<br />

den Zuschauerpulks seinen Namen zugerufen bekommt und man dort ein bekanntes Gesicht<br />

erkennt, oder der Zuruf: „Das sieht gut aus“, einem ein gutes Gefühl gibt, weiß man, daß sich<br />

der ganze Aufwand der Vorbereitung gelohnt hat. Diese Momente sind es, die man als<br />

Sportler gesucht hat und die viele <strong>von</strong> uns dazu bringen, sich für das nächste Jahr wieder<br />

anzumelden. Die zweite Radrunde wurde durch starken Gegenwind etwas schwerer, doch<br />

nachdem ich mit Gänsehaut zum Heilsberg hochfuhr und wieder einige Athleten überholen<br />

konnte, war auch meine Stimmung wieder ganz oben.<br />

Auf den vier Laufrunden am Main waren so viele bekannte Gesichter, dass ich gar nicht<br />

anders konnte, als ständig zu laufen. Die einsetzende Müdigkeit wurde ab der dritten Runde<br />

mit koffeinhaltigen Getränken bekämpft und der Gewissheit es bald geschafft zu haben.<br />

Zwar setzte auf den letzten 10 Kilometern der eine und andere Krampf ein, aber das waren<br />

nicht diese Krämpfe, die mich vor zwei Jahren zum Gehen gezwungen hatten. Außerdem<br />

wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch schon, dass ich unter 11:00 Stunden ins Ziel kommen<br />

würde und das lies mich ohne schlechtes Gewissen an den Wasserstellen einen Gang<br />

rausnehmen.<br />

Und dann kam der Lauf auf dem roten Teppich hinauf auf den Römerberg, Hände <strong>von</strong> rechts<br />

und links, „Bravo“, „Super“, „Klasse Leistung“, sind nur einige der Zurufe, die einen ins Ziel<br />

begleiten. Man fühlt sich wie ein Europameister, obwohl man weiß, dass der schon lange im<br />

Ziel ist. 2006 hätte die Ziellinie etwas näher sein können, doch jetzt hätte sie sich ziehen<br />

können bis zur Hauptwache. Es waren Freunde, Bekannte und Vereinskameraden unter den<br />

vielen Zuschauern, doch wahrgenommen habe ich zu diesem Zeitpunkt niemanden, zu<br />

überwältigend war der Moment des Zieleinlaufs.<br />

Nach dem Zieleinlauf habe ich dann auch meine Zeit wahrgenommen und mit 10:38:37 nicht<br />

nur mein emotionales, sondern auch mein sportliches Ziel erreicht.


Das Finishershirt war in diesem Jahr, passend zur unserer Triathlonkleidung, gelb und die<br />

Massage war eine Wohltat für meine Muskeln. Die folgenden Tage waren ein einziges<br />

Schaulaufen und man erzählt die Geschichte seiner Leiden gerne auch das 20te mal, der<br />

emotionale Schauer läuft auch dann noch über den Rücken.<br />

Die Frage, ob ich es noch einmal machen werde, beantworte ich mit einer Absage. Obwohl<br />

ich mit jedem Tag Abstand feststelle, dass dieser Kick noch nicht gänzlich verloschen ist und<br />

die Gefahr eines Rückfalls durchaus besteht.<br />

Bedanken möchte ich mich bei den Mitgliedern meiner Triathlongruppe, die mir während der<br />

schwachen Momente in der Vorbereitung immer wieder Zuversicht gegeben haben und<br />

somit großen Anteil an meiner Leistung hatten. Ich hoffe ich kann für unsere kommenden<br />

<strong>Ironman</strong>teilnehmer/innen meine Erfahrung so weitergeben, dass es auch für sie ein<br />

unvergessliches Erlebnis wird.<br />

<strong>Rainer</strong> Lilienthal beim Versuch eine Wasserflasche zu erreichen

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