24. Internationales Holzbau-Forum (IHF) - Band I
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<strong>24.</strong> <strong>Internationales</strong> <strong>Holzbau</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>IHF</strong> 2018<br />
Wie Digitalisierung die Arbeitswelt verändert und wie man das optimal nutzt | I. Dick 5<br />
Damit wird die Visualisierung per Datenbrille auf der Baustelle genauso möglich, wie der<br />
optimierte Materialeinsatz und die detaillierte Dokumentation für den Bauherrn. Als digitale<br />
Schnittstelle aller am Bau beteiligten Disziplinen ermöglicht BIM den kontinuierlichen<br />
Austausch von Informationen – und damit eine höhere Kosten- und Terminsicherheit, von<br />
der Planungs- bis hin zur Betriebs- und Instandhaltungsphase.<br />
1.5. Einschätzung der Bedeutung der Digitalisierung im <strong>Holzbau</strong><br />
Der <strong>Holzbau</strong> ist recht gut auf die Digitalisierung der Planungs- und Bauprozesse vorbereitet,<br />
denn diese sind in der Branche bereits gut etabliert. <strong>Holzbau</strong>er sind es seit jeher<br />
gewohnt, mit vorfabrizierten Elementen zu arbeiteten, und sie gehörten zu den Ersten,<br />
die mit digital basierter Fabrikation wie CNC-Technologie und Robotik experimentierten.<br />
Dies verschafft der Holzbranche einen Vorsprung gegenüber anderen, konservativeren<br />
Branchen. Zusammen mit dem Imagebonus von Holz – ökologisch, natürlich, gemütlich –<br />
dürfte dies dazu beitragen, dass sich in Zukunft der Anteil von Holz auch bei grösseren<br />
Bauten erhöht.<br />
Nur dank der zunehmend digitalisierten Technologie der vergangenen Jahrzehnte konnte<br />
der <strong>Holzbau</strong> in den vergangenen Jahren zulegen – im städtischen, ländlichen und industriellen<br />
Kontext. So können heute große Überbauungen, Leuchtturmprojekte wie das Tamedia-Gebäude,<br />
die Omega-Swatch-Zentrale oder das Centre Pompidou, aber auch<br />
Brücken, Türme und Hochhäuser in Holz realisiert werden.<br />
Große Relevanz für die Bauindustrie hat bereits heute das Building Information Modeling<br />
(BIM). Vorteil dieser Methode ist, dass bereits vor dem Bau eine digitale Simulation möglich<br />
ist. Fehlplanungen werden somit minimiert und potenzielle Mehrkosten sowie mögliche<br />
Alternativlösungen frühzeitig identifiziert. BIM ist auf dem Vormarsch. Aus der Sicht von<br />
Investoren verspricht die neue, digital basierte Methode klare Vorteile: Sie macht das<br />
Bauen effizienter, schneller, verlässlicher und kontrollierbarer; die Prozessergebnisse sind<br />
besser, die Fehlerquote tiefer, die Termin- und Kostensicherheit höher und das Risiko<br />
somit kleiner. BIM und Industrie 4.0 ermöglichen den Austausch von Planungs- und Bauleistungen<br />
zwischen verschiedenen Gewerken. Sie fördern also die Bündelung der Kräfte<br />
und Kompetenzen. Dadurch kann ein Unternehmen, welches in seinen Märkten gut verwurzelt<br />
ist, Bauleistungen anbieten, an die früher nicht zu denken gewesen wäre. Die<br />
Kunst, dass alle Partner gleichwertig profitieren können, obliegt dem BIM-Koordinator.<br />
BIM stellt für den <strong>Holzbau</strong> einerseits eine Herausforderung dar, da die Methode auch<br />
Investitionen, Weiterbildung und die Anpassungen an veränderte Arbeitsabläufe erfordert.<br />
Z.B. müssen die HLKS-Elemente (Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär) BIM-kompatibel in<br />
die <strong>Holzbau</strong>produktion einfließen. Außerdem werden bei Anwendung von BIM künftig Planer<br />
oder Architekten über die Qualitäten von Materialien und die Auswahl der Hersteller<br />
entscheiden, und nicht mehr die Bauunternehmen. Dadurch steigt die Wichtigkeit hervorragender<br />
und detaillierter digitaler Präsenz Ihrer Firma im Web, speziell auf Fach-Plattformen!<br />
Andererseits eröffnet die Planung und Umsetzung über BIM jedoch auch neue Märkte für<br />
den <strong>Holzbau</strong>: z.B. Wohnmodule, fix und fertig möbliert und installiert, bieten heute eine<br />
große Chance im urbanen, alpinen und ländlichen Kontext. Die Menge an Produktdaten<br />
wird durch digitale Dokumentationen stark ansteigen. Baufirmen müssen diese Datenflut<br />
einerseits bewältigen können, haben aber andererseits bei intelligenter Nutzung der Daten<br />
auch die Chance, neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen zu entwickeln.<br />
Insofern gibt es keine Alternative zur Digitalisierung.<br />
Für nicht digitalisierte kleine und mittlere Unternehmen ergeben sich Lichtblicke: Alles,<br />
was digitalisiert und technologisiert werden kann, wird es werden. Alles, was nicht digitalisiert<br />
und nicht technologisiert werden kann, wird hingegen sehr wertvoll. Es wird immer<br />
Nischenmärkte geben, in denen mit solidem Handwerk gutes Geld verdient werden kann.<br />
Manche <strong>Holzbau</strong>unternehmer beschäftigen sich heute schon mit der Erfassung von Aufmaßen,<br />
Mitarbeiterzeiten, Kunden- und Auftragsdaten oder der Ressourcen- und Baustellen-Einsatzplanung<br />
mit mobilen Lösungen, Smartphone- oder Tablet-Apps. Werden Daten<br />
direkt beim Kunden digital erfasst oder Ressourcen und Material von der Baustelle aus<br />
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