Tosam Einblick 01-2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>01</strong>–<strong>2023</strong><br />
TOSAM.CH<br />
einblick<br />
Steuerübergabe<br />
Urs Meyer hat Anfang Jahr<br />
seine Betriebsleiterfunktion an<br />
Andreas Widmer übergeben<br />
Wir gratulieren<br />
Fünf Lernende haben in den<br />
<strong>Tosam</strong>-Betrieben ihre Ausbildung<br />
abgeschlossen<br />
Ein neuer Garten entsteht<br />
Stephan Bernhardsgrütter führt<br />
durch die Schritte auf der Baustelle
<strong>Tosam</strong> Stiftung<br />
St. Gallerstrasse 26<br />
9100 Herisau<br />
+41 71 371 11 73<br />
info@tosam.ch<br />
tosam.ch<br />
Spendenkonto<br />
90-5226-7<br />
Redaktion<br />
Andrea Lieberherr<br />
Daniel Köppel<br />
Auflage<br />
2000 Exemplare<br />
Druck<br />
Appenzeller<br />
Druckerei AG<br />
Papier<br />
Rebello Recycling<br />
100 % Altpapier<br />
Titelbild<br />
Karin Bruggner arbeitet an<br />
einem betreuten Arbeitsplatz<br />
im Verkauf des Win-<br />
Win Herisau.<br />
Kreation und Gestaltung<br />
koller.team gmbh<br />
Fotografie<br />
Daniel Köppel<br />
Andrea Lieberherr<br />
«Bei <strong>Tosam</strong> habe ich einen Ort gefunden, an dem ich mit Leidenschaft<br />
arbeiten kann. Dieses Herzblut möchte ich auch in Zukunft in meine<br />
Tätigkeit einbringen. Mein Wunsch ist es, als Arbeitsagoge oder Jobcoach<br />
zu arbeiten.»<br />
Roland Rüegg, Arbeitsagoge in Ausbildung im WinWin Herisau (siehe Seite 18)<br />
2
Inhalt<br />
4<br />
Stiftung<br />
Editorial<br />
14<br />
WinWin<br />
Interview mit<br />
Gian Luca Taubner,<br />
Praktikant im «Hölzli»<br />
5<br />
Stiftung<br />
Aus dem<br />
Stiftungsrat<br />
16<br />
WinWin<br />
Welche Lebensumstände<br />
Karin Bruggner zu <strong>Tosam</strong><br />
geführt haben<br />
6<br />
Stiftung<br />
Hand in<br />
Hand<br />
18<br />
WinWin<br />
Vom zweiten Arbeitsmarkt<br />
zum Arbeitsagogen<br />
7<br />
Nachruf<br />
Silvia Nigg<br />
20<br />
Gartenbau<br />
Ein neuer Garten<br />
entsteht<br />
10<br />
WinWin<br />
Andreas Widmer<br />
hat das Steuer von<br />
Urs Meyer übernommen<br />
23<br />
WinWin<br />
Upcyclingmöbel<br />
in Gossau<br />
12<br />
WinWin<br />
Urs Meyer –<br />
zehn Jahre <strong>Tosam</strong><br />
13<br />
WinWin<br />
Rückkehr zum<br />
Recycling<br />
Abonnieren<br />
Sie den <strong>Tosam</strong>-<br />
Newsletter<br />
(erscheint 3mal jährlich)
Editorial<br />
Liebe Leser:innen<br />
Die letzten Monate waren für <strong>Tosam</strong> eine Herausforderung.<br />
Deshalb mussten wir die kommunikativen Ressourcen etwas<br />
bündeln und den letzten «<strong>Einblick</strong>» ausfallen lassen. Nun sind<br />
wir wieder im «Courant normal» und mit einer neuen «<strong>Einblick</strong>»-Ausgabe<br />
zurück.<br />
In dieser Ausgabe gratulieren wir unseren Lernenden, die alle<br />
ihre Prüfung bestanden haben! Fast alle von ihnen haben ihre<br />
Ausbildung dank Spenden machen können. Ist das nicht toll?<br />
Dadurch vergrössern sich ihre Chancen in der Berufswelt.<br />
Andrea Lieberherr<br />
Kommunikation und Fundraising<br />
Weitere Spendenprojekte sind die Beschäftigungsplätze. Sie<br />
bieten einen Arbeitsplatz, dessen Begleitung mit Spenden finanziert<br />
ist. Karin Bruggner (Seite 16) ist seit vielen Jahren bei<br />
<strong>Tosam</strong>, sie hat einen von der IV finanzierten Arbeitsplatz.<br />
Eine Spende<br />
für die Region.<br />
Jetzt mit 50 Fr.<br />
unterstützen<br />
Helfen Sie, einen Ausbildungs- oder Beschäftigungsplatz zu<br />
finanzieren, und spenden Sie jetzt mit dem unten stehenden<br />
QR-Code – herzlichen Dank!<br />
Viel Freude beim Lesen und einen schönen Herbst wünscht<br />
Andrea Lieberherr<br />
Spendenkonto 90-5226-7<br />
oder einfach mit<br />
TWINT spenden!<br />
QR-Code mit der<br />
TWINT-App scannen<br />
4<br />
Betrag und Zahlung<br />
bestätigen
Aus dem Stiftungsrat<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Das erste Halbjahr der <strong>Tosam</strong> Stiftung war von Herausforderungen geprägt. Unvorhergesehenes<br />
erforderte Entscheidungen, die einschneidend waren. Mit der Stilllegung des Hofs<br />
Baldenwil und der Integration des WinWin Gossau in den WinWin Flawil hat sich unsere<br />
Organisation verändert. Veränderungen tun weh. Und Veränderungen tun gut. Vorausgesetzt,<br />
man packt sie gemeinsam und zielorientiert an. Mit dem neu zusammengesetzten<br />
Stiftungsrat, der Geschäftsleitung und den Betriebsleitern sind wir auf dem Weg – als Team.<br />
Wohin der Weg führt? Eine Konversation:<br />
«Unser Jahr startete mit personellen und organisatorischen<br />
Turbulenzen. Wo stehen wir heute, Sabrina?»<br />
«Der Start war kalt. Die Stilllegung des Hofs Baldenwil und die<br />
Integration des WinWin Gossau nach Flawil mussten wir unter<br />
anderem wegen der stark sinkenden Nachfrage und der rückläufigen<br />
Spendeneinnahmen bekanntgeben. Es waren einschneidende<br />
und gleichzeitig wichtige Entscheidungen. Heute stehen<br />
wir gestärkt da, mit Blick nach vorn.»<br />
«Unser Ziel, eine selbsttragende Zukunft zu schaffen, ist sportlich.<br />
Doch ich bin überzeugt: Wir sind auf gutem Weg, die betrieblichen<br />
Defizite hinter uns zu lassen und alle zukünftigen<br />
Spenden für wertschöpfende Projekte sowie individuelle Beschäftigungs-<br />
und Ausbildungsplätze einzusetzen.»<br />
«Das bin ich auch. Der Teamspirit ist toll. Packen wir es gemeinsam<br />
an!»<br />
«Dennoch möchte ich nochmals betonen, dass auch in dieser<br />
herausfordernden Zeit unser Leitsatz ‹Wertschöpfen und<br />
Wertschätzen› stets im Vordergrund stand. Was bedeutet das<br />
nun für die Zukunft?»<br />
«Auch in Zukunft orientieren wir uns konsequent daran: Wertschätzen<br />
und Wertschöpfen ist und bleibt unsere Haltung. Wir<br />
wertschätzen die Menschen, die Arbeit und die Natur. Damit<br />
übernehmen wir eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung.»<br />
«Und ebenso wichtig ist die Wertschöpfung. Zu einer unternehmerisch<br />
geführten Sozialfirma gehört auch die ökonomische<br />
Verantwortung. Wir wertschöpfen aus dem Verkauf in<br />
den WinWins und dem Gartenbau sowie der Betreuung. Die<br />
zuweisenden Stellen sind zentrale Partner. Einige durften wir<br />
bereits persönlich kennenlernen.»<br />
«Ein Highlight sind für mich die offenen Türen und Ohren, auf die<br />
wir im ersten Halbjahr unserer Amtszeit gestossen sind. Auch mit<br />
Stiftungen, Spender:innen und Partner:innen hatten wir einen<br />
konstruktiven Austausch. Wir dürfen auf ein grosses Wohlwollen<br />
bauen, das unsere Vorgänger geprägt haben. Zukunft braucht<br />
Herkunft.»<br />
5
Hand in Hand<br />
Marcel De Tomasi<br />
Geschäftsleitung<br />
Die Umsetzung der einschneidenden Entscheidungen rund<br />
um den Hof Baldenwil und den WinWin Gossau sowie die Bewältigung<br />
des ersten Halbjahrs <strong>2023</strong> waren anspruchsvoll.<br />
Menschen mitzuteilen, dass sie sich beruflich neu orientieren<br />
müssen, ist keine angenehme Aufgabe. Da hilft es auch nicht,<br />
sich darüber im Klaren zu sein, wie wichtig und vernünftig die<br />
Gründe dafür sind. Und da hilft manchmal auch die Gewissheit<br />
nicht viel, dass sich bei schliessenden Türen immer auch neue<br />
Tore öffnen.<br />
Für uns war klar, die Betroffenen eng<br />
zu begleiten, zu unterstützen und im<br />
Rahmen der Möglichkeiten an der Entwicklung<br />
von individuellen beruflichen<br />
Perspektiven mitzuwirken.<br />
Viele Momente und Facetten waren dabei positiv aufgeladen:<br />
in der gemeinsamen Freude über eine erfolgreiche Stellenvermittlung;<br />
im Erkennen und Erschliessen von ungeahnten persönlichen<br />
Potenzialen; im Zusehen, wie sich neue und spannende<br />
Tore öffnen.<br />
Die Entwicklung der <strong>Tosam</strong> Stiftung von einer idealistischen<br />
sozialen Institution hin zu einer unternehmerisch geführten<br />
Sozialfirma ist auf gutem Weg. Ihr widmen wir auch weiterhin<br />
unsere volle Aufmerksamkeit.<br />
Wertschätzen und Wertschöpfen waren, sind und bleiben für<br />
die <strong>Tosam</strong> Stiftung eine natürliche Symbiose. Sie gehen Hand<br />
in Hand.<br />
Wertschätzen<br />
Wertschöpfen<br />
6
Nachruf<br />
Silvia Nigg<br />
04.08.1966 – 26.12.2022<br />
Der plötzliche Tod unserer geschätz ten Arbeitskollegin<br />
hat uns tief erschüttert und schockiert.<br />
Über sechzehn Jahre lang hat Silvia mit grossem<br />
Engagement und Lei denschaft ihre vielfältigen<br />
Fähigkeiten auf dem Hof Baldenwil einge bracht<br />
und diesen stark mitgeprägt. Sie hinterlässt eine<br />
grosse Lücke.<br />
Zwei Tage vor ihrem Tod hat uns Silvia erzählt, ihr<br />
Traum sei es, zu Fuss von zuhause nach Sardinien,<br />
ihrer zweiten Heimat, zu wandern. Nun kann sie<br />
überallhin reisen.<br />
Silvia, du bleibst in unseren Herzen.<br />
7
Wir gratulieren!<br />
Wir freuen uns sehr, haben alle unsere Lernenden ihre<br />
Lehrabschlussprüfung bestanden, und wünschen euch viel<br />
Erfolg und Freude auf eurem weiteren Berufsweg!<br />
Logistikerin EBA<br />
WinWin Flawil<br />
MINH CHANG NGUYEN*<br />
LENA SCHAAD*<br />
FLORIAN KREFT<br />
Detailhandelsassistent EBA Lebensmittel<br />
WinVita Herisau<br />
Landschaftsgärtner EBA<br />
Gartenbau Herisau<br />
8
TANJA SAURO*<br />
Kauffrau EFZ nach Art. 32<br />
Geschäftsstelle und<br />
WinWin Flawil<br />
JEFFREY FRICK*<br />
Kaufmann EFZ nach Art. 32<br />
Geschäftsstelle<br />
* Sie haben alle dank Spenden einen<br />
Ausbildungsplatz erhalten.<br />
Spenden Sie jetzt 100 Fr.<br />
für einen Ausbildungsplatz<br />
Jetzt<br />
unterstützen<br />
9
Andreas Widmer hat<br />
das Steuer von Urs Meyer<br />
übernommen<br />
Anfang Februar dieses Jahres hat Andreas Widmer das Steuer definitiv<br />
von Urs Meyer übernommen. Bereits im Herbst 2022 hat er begonnen,<br />
sich in die Aufgaben des Betriebsleiters einzuarbeiten, sodass ein nahtloser<br />
Übergang möglich war. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, die Bereichsleitenden<br />
beratend und begleitend in ihrer Arbeit zu befähigen.<br />
Andreas’ Laufbahn bei <strong>Tosam</strong> begann im Januar 2020, damals<br />
als Bereichsleiter Recycling. Als die Pensionierung von Urs Meyer<br />
in Sichtweite kam, war schnell klar, dass Andreas ein geeigneter<br />
Nachfolger ist und die Funktion des Betriebsleiters im WinWin<br />
Herisau übernehmen wird. Nach dem Fachhochschulstudium<br />
2009 in Sozialpädagogik hat Andreas viele Jahre mit Kindern<br />
und Jugendlichen gearbeitet und sich stets weitergebildet.<br />
Erste Herausforderung<br />
Kaum hat Andreas seine Funktion offiziell übernommen, wartet<br />
bereits die erste Herausforderung auf ihn und das Team.<br />
Ende Januar brach sich der Leiter des WinWin-Sekretariats den<br />
Fuss. «Dieser Ausfall war für uns eine Chance, den Bedarf im Sekretariat<br />
zu überdenken und neu zu organisieren.» Nun ist die<br />
Leitung des Sekretariats auf eine Praktikantin, den Facharbeiter<br />
sowie den bisherigen Leiter des Sekretariats verteilt. «Das<br />
Wissen ist jetzt auf mehrere Köpfe im Team verteilt, und wir<br />
sind weniger abhängig von einer Person. Diese Notsituation<br />
hat mich gelehrt, das ganze Team einzubeziehen und offen zu<br />
sein für andere Lösungen.»<br />
Ziele und Anstoss zur Haltungsänderung<br />
Eines meiner Ziele ist die Ermutigung meines Teams, eine<br />
saubere und lückenlose Dokumentation im Social Office (PC-<br />
Programm zur Dokumentation der Leistungen) zu gewährleisten.<br />
Trotz der manchmal knappen Zeit und der gelegentlichen<br />
Schwierigkeiten in der Anwendung gehört die Erfassung unserer<br />
Leistungen zu unserer täglichen Arbeit und ist ein Beleg für<br />
unsere agogische und sozialpädagogische Arbeit.<br />
Der WinWin ist ein grosser Betrieb, die Arbeiten sind vielfältig<br />
und fordern jeden Tag alle Ressourcen. «Manchmal wird man<br />
vom Tag aufgefressen und die eigentliche Planung über den<br />
Haufen geworfen.» Brennt es irgendwo, muss Andreas einspringen.<br />
Sein Ziel ist jedoch, das Team in seiner Arbeit mit den<br />
begleiteten Mitarbeitenden zu befähigen. Weniger durch operative<br />
Mitarbeit als vielmehr durch Beratung und Unterstützung,<br />
wie ein Coach. Diese Rolle könne er nicht wahrnehmen,<br />
wenn er gleichzeitig im Alltagsbetrieb mitwirke.<br />
Eine Veränderung der Haltung möchte er im Team anstossen<br />
und mehr auf die eigenen Ressourcen achten. Der Arbeitstag<br />
ist begrenzt, der Auftrag klar und überall mitanpacken geht<br />
nicht, ohne dass man selbst auf der Strecke bleibt. Ein Beispiel<br />
ist die Unterstützung der betreuten Mitarbeitenden. Bei jedem<br />
gibt es so viele Themen, die nach Lösungen schreien, aber nicht<br />
in unseren Leistungsauftrag gehören. Für das Ausfüllen der<br />
Steuererklärung sind wir nicht zuständig. Diese Abgrenzung<br />
ist nicht einfach und braucht Zeit. Die Verlockungen, sich in der<br />
täglichen Arbeit zu verausgaben, sind omnipräsent.<br />
Es gehört jedoch zum Job,<br />
unsere Ressourcen einzuteilen,<br />
mal Nein zu sagen und somit auch unserer<br />
eigenen Gesundheit Sorge zu tragen.<br />
Geplanter Umzug ins Chammerholz<br />
Im Frühjahr 2024 wird das Recycling endlich ins Chammerholz<br />
gezügelt! Das freut uns alle sehr, denn die Planung hat sich hingezogen.<br />
Die Vorbereitungen laufen.<br />
Eine der grössten Herausforderungen ist die geographische<br />
Distanz. Heute können die Waren die Treppe hochgetragen<br />
werden, nachher braucht es für alles eine Transportfahrt, selbst<br />
für das T-Shirt oder das Buch, das dann im Laden nur für einen<br />
10
Stabwechsel beim WinWin Herisau: von Urs zu Andi<br />
Franken verkauft wird. «Ein Punkt, der mir am meisten Sorgen<br />
macht, ist der veränderte Arbeitsweg für die betreuten Mitarbeitenden.<br />
Sie müssen sich stark umgewöhnen. Einerseits ist da<br />
die längere Anreise mit Zug und Bus, andererseits müssen sie<br />
sich in neuen Arbeitsräumen und mit anderen Arbeitsabläufen<br />
zurechtfinden.» Die Herausforderungen werden gross sein.<br />
In Teamarbeit den Spagat bewältigen<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Team funktioniert sehr gut. «Da<br />
ich schon als Bereichsleiter im WinWin gearbeitet habe, kenne<br />
ich die Herausforderungen. In meiner Rolle als Betriebsleiter<br />
hat sich der Blick nun etwas in Richtung Lösungen verändert.<br />
Das gelingt mir auch deshalb, weil ich eine gewisse Distanz zu<br />
den alltäglichen Themen habe.»<br />
Als Letztes frage ich Andi, was sein Team an ihm schätzt:<br />
Ich denke, es ist meine Beharrlichkeit, die Hartnäckigkeit, das<br />
Hinterfragen von Dingen und das Dranbleiben und Angehen<br />
von Themen. Den Fokus auf Lösungen zu haben und diese pragmatisch<br />
und flexibel anzugehen. Ich möchte verstehen, was los<br />
ist. Wir sind gut darin, aus der Not eine Tugend zu machen. Ich<br />
gebe oftmals den Anstoss für solche Optimierungen, und im<br />
Team wird’s dann diskutiert. Dabei versuche ich sie zu ermutigen,<br />
offen für Neues zu sein.<br />
Meine Haltung ist eine positive Fehlerkultur, dennoch müssen<br />
alle die Verantwortung für ihren Job wahrnehmen. Und über<br />
allem steht die Wertschätzung für das, was ist und gut läuft,<br />
sowie die Mitarbeitenden und das Team selber.<br />
Der WinWin ist wie eine Firma, jedoch mit dem Zusatz, dass wir<br />
jeden Morgen schauen müssen, ob wir genug Leute haben, um<br />
alle nötigen Aufgaben bewältigen zu können. Den Laden müssen<br />
wir trotzdem öffnen, selbst dann, wenn zum Beispiel für die Kinder-<br />
und Kleiderabteilung nur zwei Mitarbeitende anwesend sind.<br />
Dieser Spagat ist einfach gegeben, das gehört zu unserer Arbeit.<br />
Die Arbeit im WinWin macht mir Spass, die kleinen Freuden<br />
und Erfolge machen meinen Alltag aus. Höhen und Tiefen gehören<br />
dazu, und ich darf jeden Tag viel Neues lernen.<br />
Interview und Foto: Andrea Lieberherr<br />
11
Zehn Jahre<br />
<strong>Tosam</strong> Stiftung<br />
Nach fünf Jahren als Bereichsleiter im «Hölzli» und<br />
fünf Jahren als Betriebsleiter des WinWin Herisau hat<br />
Urs Meyer Ende Januar das Steuer an Andreas Widmer<br />
übergeben. Er blickt auf eine bewegende und dankbare<br />
Zeit zurück.<br />
Beide Einstiege waren speziell, im «Hölzli» hatte ich als beginnender<br />
Bereichsleiter niemanden, der mir half. Es waren nur<br />
Mitarbeitende hier, das war mein Team. Das hiess Prioritäten<br />
setzen und stark mitanpacken, im Laden und im Transport. Und<br />
dennoch war es meine Aufgabe, die Mitarbeitenden zum selbständigen<br />
Arbeiten zu befähigen, wenn ich selber nicht im Betrieb<br />
war.<br />
Der Wechsel zum Betriebsleiter des WinWin Herisau war insofern<br />
gut, als ich den Betrieb schon kannte. Aber wir hatten<br />
damals auch einen finanziellen Engpass und konnten teilweise<br />
keine Praktikanten einstellen, obwohl der Bedarf nach personellen<br />
Ressourcen riesig war.<br />
Rückblick und Fazit<br />
Es war eine anstrengende Zeit im WinWin Herisau. Über die<br />
Jahre hat sich’s entwickelt, und es wurde ruhiger. Dazu beigetragen<br />
haben der Geschäftsleiterwechsel, die Personalwechsel<br />
und die daraus resultierende Konstanz in den letzten eineinhalb<br />
Jahren. Der WinWin hat sich in einen normalen Betrieb<br />
gewandelt, es gibt nicht mehr jeden Tag etwas Neues und Unerwartetes.<br />
Ich sehe die grosse Chance von <strong>Tosam</strong> in der grossen Klientenvielfalt,<br />
das heisst, neben Mitarbeitenden mit IV-Rente<br />
auch solche mit Sozialhilfeunterstützung oder Brücken- bzw.<br />
Timeout-Praktikanten und andere zu begleiten und eine Möglichkeit<br />
für Arbeits- oder Bildungsintegration zu bieten.<br />
Dann kam meine Pensionierung in Sichtweite. Mit Andi als<br />
Nachfolger hatten wir das Glück, jemanden zu haben, der<br />
schon länger im Betrieb war. Das heisst, in vielen Themen konnte<br />
ich Andreas bereits früh miteinbeziehen, somit konnte die<br />
Übergabe ziemlich fliessend erfolgen.<br />
Abschied, Abstand und neuer Abschnitt<br />
Am Abschiedsfest vom 21. Januar hat das Team etwas Leckeres<br />
zu Essen gemacht, und wir sassen gemütlich mit Musik im Hintergrund<br />
beisammen. Ich habe viele Karten, Briefe und kleine<br />
Geschenke erhalten, die mich heute noch erfreuen.<br />
Durch den Abstand von meinem Berufsleben bei der <strong>Tosam</strong><br />
Stiftung schätze ich meine Berufszeit noch mehr. Die Kontakte,<br />
Begegnungen und Beziehungen mit allen, die Möglichkeit,<br />
vielen Menschen zu helfen und den Betrieb am Laufen zu halten.<br />
Wenn ich heute die eine oder andere spontane Begegnung<br />
habe, ist das immer schön und erfreulich für mich.<br />
Ich staune immer wieder, wie sehr sich die Leute hier einsetzen,<br />
oft freiwillig, mit oder ohne IV-Rente. Sie zeigen immer wieder:<br />
«Ich will arbeiten!», und sie wollen es gut machen, sich einsetzen<br />
und engagieren. Das ist nicht selbstverständlich, insbesondere<br />
weil es teilweise anstrengende Arbeiten sind. Aus meiner Sicht<br />
zeigt es, wie wichtig die Tagesstruktur für viele ist. Würde man<br />
die Mitarbeitenden alleine lassen, würde der Betrieb nicht funktionieren.<br />
Es braucht Anleitung, Vermittlung und Befähigung.<br />
Seit dem 1. Februar <strong>2023</strong> ist Urs in der Pension: «Es geht mir gut!<br />
Ich gehe ein- bis zweimal pro Woche Velo fahren, zum Beispiel<br />
an den Bodensee. Zudem kann ich meine Frau im Haushalt entlasten,<br />
unter anderem mit Kochen. Und jetzt kann ich mir auch<br />
als DJ mehr Zeit nehmen, ebenso, wenn ich selber Musik höre.<br />
Ich geniesse die Freiheit und kann meine Zeit nun spontan und<br />
frei einteilen.<br />
Interview: Andrea Lieberherr<br />
12
Rückkehr zum<br />
Recycling<br />
Auf einen Praktikumseinsatz im Recycling von <strong>Tosam</strong> und einen<br />
anschliessenden Wechsel in die psychiatrische Betreuung folgt die<br />
Rückkehr ins Recycling des WinWin Herisau. Seit Februar <strong>2023</strong><br />
leitet Sarah Brauchli diesen Bereich.<br />
Im Rahmen ihres sozialpädagogischen<br />
Studiums an der Fachhochschule (Ost)<br />
St. Gallen absolvierte Sarah von Herbst<br />
2020 bis Frühjahr 2021 ein halbjähriges<br />
Praxismodul im WinWin Herisau, mit<br />
einer Verlängerung von sechs Monaten<br />
als Facharbeiterin in der Recycling-Abteilung.<br />
Darauf folgte für eineinhalb Jahre<br />
ein Wechsel in die psychiatrische Betreu-<br />
ung der Klinik Münsterlingen, wo Sarah<br />
Schichtarbeit leistete. Diese erschwerte<br />
die Planung ihres sozialen Lebens, zudem<br />
vermisste Sarah die körperliche Arbeit.<br />
Somit schaute sie sich im Stellenmarkt<br />
um, fand die Ausschreibung der Bereichsleitung<br />
Recycling im WinWin Herisau und<br />
freute sich, als sie die Zusage für den Job<br />
bekam! «Im WinWin läuft immer etwas,<br />
Langweile gibt es nicht», sagt Sarah. Zudem<br />
habe sie erstmals eine Leitungsposition<br />
inne. Neben den betreuten Mitarbeitenden<br />
ist sie für zwei Arbeitsagogen,<br />
davon einer in Ausbildung, sowie eine<br />
Facharbeiterin zuständig.<br />
Haben Sie Waren zu Hause, die Sie in die<br />
Entsorgung geben möchten?<br />
Das Transportteam kümmert sich gerne<br />
darum, rufen Sie uns an oder schreiben<br />
Sie uns:<br />
Tel. 071 353 90 80<br />
E-Mail dispo@tosam.ch<br />
Im WinWin läuft immer etwas,<br />
Langweile gibt es nicht.<br />
Sarah Brauchli<br />
Was die Herausforderungen und<br />
Ziele in Sarahs Alltag sind, lesen Sie<br />
in unserem neuen Newsletter<br />
Abonnieren Sie jetzt den Newsletter.<br />
13
Wie es bei Gian Luca weitergeht,<br />
erfahren Sie in unserem neuen Newsletter.<br />
Abonnieren Sie jetzt den Newsletter, siehe QR-Code auf Seite 13
Interview mit Gian Luca<br />
Taubner, Praktikant im<br />
«Hölzli», WinWin Herisau<br />
Du bist seit August 2022 im «Hölzli», WinWin Herisau, in einem<br />
Praktikum.<br />
Ich war zuvor schon mal hier, vor ca. zwei Jahren, damals war es<br />
ein sechswöchiges Praktikum von der Fachmittelschule. Diesmal<br />
bin ich zehn Monate hier. Diesen Sommer schliesse ich das Praktikum<br />
und die Fachmatura, Fachrichtung Soziale Arbeit, ab. Meine<br />
Maturarbeit habe ich über Suchterkrankungen und die Wiedereingliederung<br />
nach einer Therapie gemacht.<br />
Wie war dein Einstieg ins Praktikum?<br />
Den Ablauf kannte ich bereits etwas, da ich schon einmal im<br />
«Hölzli» ein Praktikum gemacht habe. Im Laden waren wir oft<br />
nur zu zweit vonseiten der Begleitungspersonen, der Bereichsleiter<br />
Simon Eigenmann und ich.<br />
Wie war die Begleitung durch die Leitungspersonen?<br />
Sie ist sehr hilfreich, da ich immer auf sie zugehen kann, insbesondere,<br />
wenn Fragen von den begleiteten Mitarbeitenden aufkommen,<br />
die ich nicht beantworten kann.<br />
Mit Simon Eigenmann (Bereichsleiter Verkauf «Hölzli») arbeite<br />
ich direkt zusammen und mit ihm habe ich somit einen direkten<br />
Austausch. Das ist sehr unkompliziert und ich erhalte jeweils direkt<br />
eine Rückmeldung von ihm.<br />
Was ist deine tägliche Arbeit und was sind die grössten Herausforderungen?<br />
Im Laden und in der Logistik zu arbeiten, gefällt mir gut. Alles am<br />
Laufen zu halten, macht Spass. Einmal im Monat, meistens samstags,<br />
bin ich mit den Mitarbeitenden alleine im Laden. Jedoch<br />
erhalte ich bei Bedarf immer Unterstützung von der Leitung im<br />
Haupthaus. Mittlerweile komme ich gut alleine zurecht.<br />
Als Gitarrenspieler darf ich mich um die Instrumente kümmern.<br />
Das beinhaltet eine gründliche Funktionsprüfung und das Festlegen<br />
des Preises. Diesen Job mache ich gerne!<br />
Mit den Kunden war der Umgang immer gut, selbst wenn sie unfreundlich<br />
waren oder mich wörtlich angegriffen haben. Als zuständige<br />
Person für den Tag durfte ich das «letzte Wort» haben,<br />
das gab mir ein gutes Gefühl.<br />
Ich musste lernen, anderen einen Auftrag zu geben und für mich<br />
selber auch Arbeit zu finden. Oftmals machte ich’s dann so, dass<br />
ich mit ein bis zwei Mitarbeitenden im Lager arbeitete. Die vertiefte<br />
Arbeit mit den Mitarbeitenden ist anspruchsvoll und hat<br />
mich teilweise überfordert. In diesen Fällen habe ich jeweils eine<br />
Leitungsperson hinzugezogen.<br />
Welche Fähigkeiten braucht es für ein Praktikum bei <strong>Tosam</strong>?<br />
Vor allem braucht es Freude am Verkaufen und am Kundenkontakt.<br />
Die Arbeit mit den betreuten Mitarbeitenden erfordert<br />
Empathie und die Fähigkeit, sich auf jemanden einzulassen. Zudem<br />
Führungsqualitäten und Offenheit, und ein eher dickes Fell<br />
ist nötig.<br />
Suchst du einen Praktikumsplatz<br />
in einer Organisation, die sich<br />
ganz der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft<br />
widmet?<br />
Das empathische Führen und Begleiten der Mitarbeitenden<br />
habe ich vor allem hier gelernt. Ebenfalls musste ich mir einen<br />
bestimmteren Umgangston aneignen. Zu Beginn hatte ich eher<br />
einen kollegialen Umgang, und das funktionierte nicht immer.<br />
Die psychische Herausforderung in der Sozialen Arbeit ist gross<br />
und macht mich müde. Deshalb ist mir wichtig, Freizeit und Arbeit<br />
zu trennen und Arbeitsthemen nicht in der Freizeit zu wälzen.<br />
Weitere Infos und das Online-Formular<br />
für die Bewerbung findest du auf<br />
unserer Website.<br />
15
Karin erzählt,<br />
welche Lebensumstände<br />
sie zu<br />
<strong>Tosam</strong> führten<br />
Seit gut 20 Jahren arbeitet unsere Mitarbeiterin Karin<br />
Bruggner bei der <strong>Tosam</strong> Stiftung. In dieser Zeit war sie<br />
in verschiedenen Betrieben tätig, zuletzt als Springerin<br />
im WinWin Herisau, und seit Kurzem arbeitet sie im<br />
«Hölzli» im Verkauf. Karin erzählt uns, welche Lebensumstände<br />
sie zu <strong>Tosam</strong> geführt haben und was ihr die<br />
Arbeit und das Umfeld im WinWin Herisau bedeuten.<br />
Es war Ende der 90er-Jahre, als Karin Bruggner ihre zweijährige<br />
Lehre im Detailhandel wegen psychischer Schwierigkeiten abbrechen<br />
musste und ihr daraufhin eine stationäre Therapie verordnet<br />
wurde. Nach dem Klinikaufenthalt unternahm sie verschiedene<br />
Arbeitsversuche im ersten Arbeitsmarkt, die leider<br />
ohne Erfolg blieben. Karin wurde eine IV-Rente zugesprochen,<br />
danach besuchte sie in der Dreischiibe den Berufsförderungskurs.<br />
2003 hatte sie ihren Einstand bei der <strong>Tosam</strong> Stiftung.<br />
Karin, würde in deinem Leben etwas fehlen, wenn du die<br />
Tagesstruktur bei <strong>Tosam</strong> nicht hättest?<br />
Ohne diese Struktur würde ich mir vernachlässigt vorkommen<br />
und mich einsam fühlen. Bei <strong>Tosam</strong> habe ich eine Herausforderung,<br />
die mir das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.<br />
Wie sieht dein Arbeitsalltag im WinWin Herisau aus?<br />
Ich arbeite als Springerin in einem Arbeitspensum von 60 %.<br />
Meine Arbeitseinsätze bewegen sich von der Wareneingangskontrolle,<br />
der Verkaufsberatung der Kundschaft bis zur Ladendekoration.<br />
Ich bin aber auch zuständig für die Kasse, die Warenbewirtschaftung<br />
sowie für die Reinigungsarbeiten.<br />
Wie gefällt dir deine Arbeit?<br />
Da ich bereits Erfahrungen im Verkauf mitgebracht habe, gefällt<br />
mir die Arbeit hier sehr gut. Der WinWin Herisau ist für mich wie<br />
eine Insel, die mich auffängt, wenn ich psychische Schwierigkeiten<br />
habe. Am liebsten arbeite ich in der Kundenberatung, weil ich<br />
dort mit Menschen in Kontakt trete.<br />
Wie ist die Zusammenarbeit mit deinen Vorgesetzten?<br />
Ich werde hier in allen Belangen gut unterstützt und beraten.<br />
Ich fühle mich verstanden und ernstgenommen. Wenn Probleme<br />
auftauchen, werden jederzeit Gespräche angeboten, in denen ich<br />
mich den leitenden Personen anvertrauen kann.<br />
Suchen Sie eine begleitete Arbeitsstelle<br />
in einem nachhaltigen Umfeld?<br />
Auf meinplatz.ch finden Sie eine<br />
grosse Auswahl an Stellen<br />
16
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Arbeitskolleg:innen?<br />
Wir haben eine freundschaftliche Gemeinschaft. Damit die Arbeit<br />
korrekt ausgeführt ist, helfen wir uns gegenseitig.<br />
Du warst ja innerhalb der Stiftung in verschiedenen Betrieben<br />
tätig. Wie bist du zufrieden mit dem Angebot von <strong>Tosam</strong>?<br />
Ich bin rundum zufrieden und mir gefällt es hier. Deshalb arbeite<br />
ich immer noch bei <strong>Tosam</strong>. Es ist wie ein zweites Zuhause.<br />
Ermöglichen Sie mit 50 Fr.<br />
einen Beschäftigungs- oder<br />
Ausbildungsplatz für<br />
Mitarbeitende ohne IV-Unterstützung<br />
und spenden Sie jetzt!<br />
Was bietet <strong>Tosam</strong>, was andere Einrichtungen nicht bieten?<br />
Es ist ein bunter Mix von unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen<br />
Nationen. Jeder hat einen anderen Hintergrund. Das<br />
Angebot an Arbeiten ist, im Vergleich zu anderen Sozialwerken,<br />
vielfältiger.<br />
«Der WinWin Herisau ist für mich wie<br />
eine Insel, die mich auffängt, wenn ich<br />
Schwierigkeiten habe.»<br />
Hast du Zukunftspläne?<br />
Als ich nach dem internen Wechsel ins «Hölzli» das Arbeitszeugnis<br />
bekam, habe ich mir vorgestellt, wie schön es wäre, wieder<br />
einmal im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten. Allerdings müsste ich<br />
dann, wegen meiner Belastbarkeit, das Arbeitspensum herunterfahren.<br />
Deshalb würde ich im ersten Arbeitsmarkt gerne einmal<br />
ein paar Schnuppertage machen, um zu prüfen, ob ich dazu fähig<br />
wäre.<br />
Interview und Fotos: Daniel Köppel<br />
«Wir hatten mit Karin viele lustige Momente, ihr Humor<br />
bereicherte unsere Zusammenarbeit. Sie ist sehr teamfähig<br />
und empathisch und fand sich im Kollektiv schnell zurecht.<br />
Als Springerin ist sie sehr flexibel, und man spürt, wie ihr die<br />
Qualität am Herzen liegt. Entsprechend gross ist ihr kreatives<br />
Mitdenken im gesamten Arbeitsprozess.»<br />
Salome Dichgans ist im WinWin Herisau seit 2022 Bereichsleiterin Verkauf. Darunter<br />
fällt auch die Betreuung von 15 Mitarbeitenden, mit denen sie regelmässig<br />
Standortgespräche führt oder Zielauswertungen erstellt. Zu ihnen gehörte<br />
bis vor Kurzem auch Karin Bruggner, bevor sie ins «Hölzli» wechselte.
An Reinigungsarbeit<br />
fehlt es im Hausdienst nicht.
Vom zweiten<br />
Arbeitsmarkt zum<br />
Arbeitsagogen<br />
Roland Rüegg war in den vergangenen Jahren im WinWin Herisau nicht wegzudenken.<br />
Er prägte das Alltagsbild von <strong>Tosam</strong> WinWin und ging konsequent seinen Weg<br />
– anfangs als begleiteter Mitarbeiter, dann als Facharbeiter im Recycling und später<br />
bei seiner Ausbildung zum Arbeitsagogen im Hausdienst. Diesen Herbst wird er uns<br />
verlassen, mit der Aussicht, seine agogische Ausbildung mit der eidgenössischen<br />
Berufsprüfung abzuschliessen.<br />
Werdegang<br />
Die berufliche Laufbahn von Roli Rüegg begann ursprünglich in<br />
einem ganz anderen Umfeld. Der gelernte Koch arbeitete nach<br />
seiner Lehre in der Gastronomie und hatte später sogar eine<br />
eigene Bar. Gewiss, im Nachtleben habe er sich in einer anderen<br />
Welt bewegt, erinnert sich Roli, trotzdem sieht er Parallelen zu<br />
seiner jetzigen Tätigkeit: «Auch an der Bar hatte ich immer wieder<br />
mit Menschen zu tun, die sich ihren Kummer von der Seele<br />
redeten und sich mir anvertrauten.»<br />
Neue Rolle<br />
Bereits als Facharbeiter habe er im WinWin Herisau mitbekommen,<br />
wie der Karren in der Betreuung läuft, erzählt uns Roland<br />
Rüegg. In dieser Zeit habe er beispielsweise gelernt, die nötige<br />
Distanz zu wahren, wenn sich bei den betreuten Mitarbeitenden<br />
labile Gemütslagen zeigten. Er erinnert sich an einen ehemaligen<br />
Klienten, der Stimmen hörte und immer wieder sagte,<br />
wie gemein sie zu ihm seien. Diese Erfahrung war für Roli ein<br />
Schlüsselerlebnis:<br />
Ausgeträumt<br />
Doch der Traum vom Barbetreiber war bald ausgeträumt. Roli<br />
war verschuldet und begann auf dem Bau zu arbeiten. Dort<br />
nahm das Schicksal seinen Lauf: Wegen chronischer Muskelschmerzen<br />
musste er diesen Job schnell wieder aufgeben. Roli<br />
geht heute davon aus, dass die Ursachen für seine körperlichen<br />
Schmerzen psychischer Natur gewesen seien. «Der Schuldenberg<br />
belastete mich enorm», erinnert er sich, «dazu kam, dass<br />
ich zu jenem Zeitpunkt bereits vierfacher Vater war. Heute sind<br />
alle meine Kinder in der Ausbildung.» Von da an hiess es, einen<br />
kühlen Kopf zu bewahren und vorwärtszuschauen. Das RAV ermöglichte<br />
Roli ein Einsatzprogramm im WinWin Herisau. Später<br />
erhielt er im Recycling des WinWin Herisau eine Anstellung<br />
als Facharbeiter.<br />
«Zum ersten Mal in meinem Leben<br />
musste ich mich ernsthaft mit dem Thema<br />
Abgrenzen auseinandersetzen.»<br />
Neue Perspektiven<br />
Während seiner Zeit als Facharbeiter bekam Roli Rüegg immer<br />
mehr einen praktischen <strong>Einblick</strong> in die agogischen Abläufe und<br />
übernahm ein bisschen die Rolle des Helfers und Motivators.<br />
Diese Entwicklung machte Lust auf mehr, und er entschied sich<br />
für eine Ausbildung zum Arbeitsagogen, die von Urs Meyer<br />
(bis Ende Januar <strong>2023</strong> Betriebsleiter WinWin Herisau) begleitet<br />
wurde. «Urs war für mich die Ansprechperson. Wenn ich Fragen<br />
hatte, konnte ich mich an ihn wenden. Auch bei Gesprächen<br />
mit Klienten fand ich anfangs bei ihm Unterstützung.»<br />
Interview und Fotos: Daniel Köppel<br />
Mehr zum Ausbildungsalltag<br />
von Roli Rüegg lesen Sie in<br />
unserem neuen Newsletter<br />
Jetzt abonnieren!<br />
19
Ein neuer Garten entsteht –<br />
eine Baustellendokumentation<br />
von Gartenbau Herisau<br />
Stephan Bernhardsgrütter, Bereichsleiter <strong>Tosam</strong> Gartenbau<br />
Herisau, zeigt uns in einer chronologischen Dokumentation<br />
die Neugestaltung eines Gartens. Der Kundenauftrag wurde in<br />
Herisau realisiert und beinhaltete die Erstellung von Mauern,<br />
Wegen, Plätzen und Hochbeeten.<br />
Text und Fotos: Daniel Köppel und Stephan Bernhardsgrütter<br />
QR-Code scannen und weitere Arbeiten<br />
der Gartenbaubetriebe Herisau und<br />
Appenzell entdecken.<br />
Gartenbau Appenzell 071 787 <strong>01</strong> 64<br />
Gartenbau Herisau 071 351 72 66<br />
20
1<br />
In Absprache mit der Kundin markiere<br />
ich mit einem Mitarbeiter die<br />
Stellen, wo die Mauern errichtet werden,<br />
und berechne für die Offerte die<br />
Mauerhöhen. Dafür wird eine Schnur<br />
gespannt.<br />
4<br />
Auf diesem Bild sieht man die<br />
Baustelle aus der Ost-Perspektive.<br />
7<br />
Die Mitarbeiter errichten nun<br />
die Mauern.<br />
2<br />
Zu Beginn der Bauarbeiten werden<br />
21 m 3 Erde ausgehoben und<br />
abgeführt. Auf dem Bild sieht man die<br />
Sickerleitungen, die die Mauern entwässern.<br />
Das Wasser wird danach in eine<br />
Sickergrube geleitet, damit es vor Ort<br />
versickert.<br />
5<br />
Nun werden die Mauersteine mit<br />
einem LKW-Kran von Frehner &<br />
Co. AG hinter das Haus gehoben – Das<br />
Gesamtgewicht beträgt 5,9 Tonnen.<br />
8<br />
Zusammen mit einem Schnupperstift<br />
lädt unser Mitarbeiter<br />
Nils (r.) den Beton vom Anhänger auf<br />
die Motorkarette. Danach wird der Beton,<br />
der dem Mauerfundament dient,<br />
mit der Motorkarette auf die Baustelle<br />
transportiert. Insgesamt wurden 3,85 m 3<br />
Beton verbaut.<br />
3<br />
Die Fundamente für die Mauern<br />
werden erstellt und verdichtet<br />
(Sicht aus der Westperspektive).<br />
6<br />
Die Mauern werden mit einem<br />
Holzgerüst abgesteckt. Dabei<br />
wird der erste Stein auf dem Kiesfundament<br />
in den Beton versetzt.<br />
9<br />
Die schweren Steine werden zu<br />
zweit herangetragen. Auf dem<br />
Bild: Martin (r.) mit dem Schnupperstift.<br />
21
10<br />
Der Verlauf des Weges wird mit<br />
Stahlplatten eingegrenzt. Damit<br />
die Rundungen bestehen bleiben, werden<br />
Eisenstangen eingeschlagen und<br />
mit den Stahlplatten verschweisst. Hier<br />
ist Nils Buchegger beim Schweissen.<br />
11<br />
Schraubzwingen verhindern ein<br />
Vorrutschen der Stahlplatten.<br />
Nun werden die Hochbeete auf<br />
Die Hochbeete sind nun befüllt<br />
12 einem vorbereiteten Fundament 14 und die Flächen humusiert.<br />
zusammengebaut und ein Mäusegitter<br />
eingelegt. An den Seitenwänden wird<br />
eine Noppenfolie befestigt.<br />
Mit dem LKW-Kran werden<br />
die beiden Hochbeete mit 1/3<br />
Holzhack und 2/3 Komposterde gefüllt.<br />
Vom Balkon aus sehen wir in<br />
Ebenso werden die Rabatte, die Pflanzfläche<br />
sowie die Blumenfläche mit neu gestalteten Garten. Jetzt fehlen<br />
15 einer Panoramaaufnahme den<br />
Humus abgedeckt. Insgesamt werden noch die Bepflanzung und der Blumenrasen.<br />
11 m 3 Humus und 5 m 3 Komposterde<br />
eingefüllt.<br />
16 Die fertige Gartenanlage von unten.<br />
13<br />
22
Upcycling-Möbel<br />
WinWin Gossau<br />
handgemacht<br />
24. – 28. Oktober: Ausstellung<br />
im Migros Herisau<br />
Jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr geöffnet<br />
Dienstag bis Samstag nach telefonischer Vereinbarung: 071 393 60 07<br />
Die Bücher des WinWin Gossau sind in den WinWin<br />
nach Flawil umgezogen, ebenso einige der Mitarbeitenden.<br />
Bis ein Nachmieter für die schönen<br />
Ladenräumlichkeiten gefunden ist, verkaufen wir<br />
die handgemachten Upcycling-Möbel sowie einige<br />
erlesene Secondhand-Stücke und Haushaltsgegenstände<br />
aus nachhaltiger Produktion.<br />
Ganz nach dem Motto «Aus Alt mach Neu» werden<br />
in der WinWin-Werkstatt in Herisau entsorgte<br />
Gegenstände umfunktioniert, neu kombiniert<br />
und in ausgefallene Gebrauchsgegenstände, hippe<br />
Kleinmöbel, kreative Einzelstücke und Liebhaberobjekte<br />
verwandelt. Alle Gegenstände sind unter<br />
der Leitung von René Vonäsch zusammen mit betreuten<br />
Mitarbeitenden in sorgfältiger Handarbeit<br />
produziert worden.<br />
Das Geschäft hat jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr<br />
geöffnet. Auf Wunsch auch von Dienstag bis Samstag,<br />
nach telefonischer Vereinbarung: 071 393 60 07.<br />
Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich von der Kreativität<br />
inspirieren!<br />
23
St. Gallerstrasse 26<br />
9100 Herisau<br />
info@tosam.ch<br />
T +41 71 371 11 73<br />
tosam.ch<br />
Ihre Spende für<br />
Bildung und Integration,<br />
Arbeitsplätze und<br />
Beschäftigung<br />
<strong>Tosam</strong> WinWin<br />
Cilanderstrasse 17<br />
9100 Herisau<br />
+41 71 351 79 <strong>01</strong><br />
winwin-herisau@tosam.ch<br />
Taastrasse 11<br />
9113 Degersheim<br />
+41 71 371 29 57<br />
winwin-degersheim@tosam.ch<br />
Waldau 1 / Habis-Areal<br />
9230 Flawil<br />
+41 71 393 60 07<br />
winwin-flawil@tosam.ch<br />
<strong>Tosam</strong> Gartenbau<br />
Zielstrasse 25<br />
9050 Appenzell<br />
+41 71 787 <strong>01</strong> 64<br />
gartenbau-appenzell@tosam.ch<br />
St. Gallerstrasse 63a<br />
9100 Herisau<br />
+41 71 351 72 66<br />
gartenbau-herisau@tosam.ch<br />
<strong>Tosam</strong> WinVita<br />
Melonenstrasse 5<br />
9100 Herisau<br />
+41 71 352 45 27<br />
winvita@tosam.ch<br />
Mit Ihrem Beitrag unterstützen Sie Menschen in ihrer Bildung und<br />
Integration. Dank Ihnen erhalten sie einen Arbeitsplatz bei uns.<br />
Bestimmen Sie selber, welchem Zweck Ihre Spende zukommen soll.<br />
BEDÜRFTIGENFONDS<br />
Stellt finanzielle Mittel für Auslagen unserer betreuten<br />
Mitarbeitenden und Bewohner zur Verfügung (z. B. Zahnarzt).<br />
AUSBILDUNGSPLÄTZE ODER -PATENSCHAFTEN<br />
Individuelle Ausbildungslösungen für betreute Mitarbeitende, um<br />
den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern.<br />
BRÜCKENPRAKTIKUM<br />
Ein Jahr praktische Überbrückung und agogische<br />
Betreuung für Schulabgänger, die noch keinen<br />
Ausbildungsplatz gefunden haben.<br />
BESCHÄFTIGUNGSPLÄTZE<br />
«Arbeit für alle» ist ein Angebot für Personen,<br />
die sonst nirgends eine betreute Tagesstruktur finden.<br />
MITTAGESSEN FÜR MITARBEITENDE<br />
Betreute Mitarbeitende in Betrieben mit einem Gastrobereich<br />
erhalten kostenlos eine warme Mahlzeit pro Tag.<br />
BETRIEBSPATENSCHAFT<br />
Ab 1000 CHF Spende pro Jahr und während mind. 3 Jahren unterstützen<br />
Sie einen Betrieb und seine Projekte.<br />
FÖRDERMITGLIEDSCHAFT<br />
Ab 1000 CHF Spende pro Jahr und während mind.<br />
3 Jahren unterstützen Sie die Beschäftigungs- und/oder<br />
Ausbildungsplätze.<br />
Jetzt<br />
Auf www.tosam.ch/spenden finden Sie übrigens eine ausführliche<br />
Übersicht zu unseren Spendenmöglichkeiten.<br />
unterstützen<br />
Spendenkonto 90-5226-7<br />
oder einfach mit<br />
TWINT spenden!<br />
QR-Code mit der<br />
TWINT-App scannen<br />
Betrag und Zahlung<br />
bestätigen