Wie is? 02_2023
Das Gesundheitsmagazin der Universitätsmedizin Essen
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Medizin | Organtransplantation<br />
Sebastian<br />
Noga stand<br />
zweieinhalb<br />
Jahre auf der<br />
Wartel<strong>is</strong>te für<br />
ein Spenderherz.<br />
WIEDER EINEN<br />
HERZSCHLAG<br />
SPÜREN<br />
Durchschnittlich drei Menschen sterben in Deutschland pro Tag,<br />
während sie auf ein Spenderorgan warten. Das Westdeutsche Zentrum für<br />
Organtransplantation (WZO) <strong>is</strong>t eines der größten Transplantationszentren<br />
in Deutschland und versucht, möglichst viele Leben zu retten.<br />
TEXT: MAIKE GRÖNEWEG<br />
FOTOS: JAN LADWIG<br />
Sebastian Noga <strong>is</strong>t ein großer, dynam<strong>is</strong>cher Mann.<br />
Nichts an seinem Auftreten lässt darauf schließen,<br />
dass er das letzte Jahr nur knapp überlebt hat. 2016<br />
wurde bei dem Maler und Lackierer eine schwere<br />
Herzinsuffizienz diagnostiziert, Anfang 2<strong>02</strong>0 brach er<br />
bei seinem Hausarzt zusammen: plötzlicher Herztod. Eine<br />
Stunde lang wurde er reanimiert, anschließend ins Krankenhaus<br />
gebracht und in die Reha geschickt. „Aber da habe<br />
ich weiter abgebaut“, erzählt Noga. „Ich hatte starke Kre<strong>is</strong>laufprobleme<br />
und Atemnot, weil mein Herz nur noch zu<br />
fünf b<strong>is</strong> zehn Prozent funktioniert hat.“<br />
Und so landete Noga im Universitätsklinikum Essen.<br />
Schnell war klar: Mit seinem Herzen war er nicht überlebensfähig,<br />
er brauchte ein neues Herz. Also wurde Noga auf<br />
die Wartel<strong>is</strong>te für ein Spenderorgan gesetzt und zunächst an<br />
ein Kunstherz angeschlossen. „Vier Schläuche führten aus<br />
meinem Brustkorb hinaus zu künstlichen Herzkammern.<br />
Ich habe immer einen kleinen Trolley hinter mir hergezogen,<br />
in dem die Elektronik und die Akkus verstaut waren“,<br />
schildert Noga. Eine unbequeme Lösung, aber erstmal die<br />
einzige – denn gespendete Organe in Deutschland sind rar.<br />
Zu wenig Organspendeauswe<strong>is</strong>e<br />
Ortswechsel: Universitätsklinikum Essen, eine der Intensivstationen.<br />
Was sich die letzten Stunden schon abgezeichnet<br />
hat, <strong>is</strong>t jetzt Fakt: Der Patient in Zimmer 3 <strong>is</strong>t hirntot.<br />
Es endet ein Leben, das anderen Menschen ein neues<br />
ermöglicht, denn die Angehörigen haben einer Organspende<br />
zugestimmt. „Das <strong>is</strong>t eher die Ausnahme. Wir haben viel<br />
zu wenig Organspender“, erzählt Holger Kraus, Organspende-Koordinator<br />
der UME. Ein bundesweites Problem: 8.500<br />
Menschen warten momentan auf ein neues Organ. B<strong>is</strong> Ende<br />
Juli dieses Jahres wurden nur 570 Menschen Organe zur<br />
Spende entnommen. Für viele kommt das rettende Organ<br />
zu spät – im Schnitt sterben jeden Tag drei Menschen auf<br />
der Wartel<strong>is</strong>te.<br />
Das WZO<br />
Das Westdeutsche Transplantationszentrum (WZO)<br />
umfasst alle Kliniken und Institute, die an der Versorgung<br />
und Behandlung im Rahmen einer Organtransplantation<br />
beteiligt sind. „Durch den Zusammenschluss<br />
und eine zentrale Geschäftstelle können Prozesse<br />
optimiert und vereinheitlicht und Expert<strong>is</strong>en gebündelt<br />
und ausgetauscht werden“, sagt Geschäftsführerin Dr.<br />
Ebru Yildiz. Dadurch <strong>is</strong>t das WZO nicht nur eines der<br />
größten, sondern auch eines der wenigen Zentren in<br />
Deutschland, in der alle soliden Organe transplantiert<br />
werden: Herz, Lunge, Leber, Niere und Pankreas.<br />
12 WIE IS?<br />
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