U&ME 1/2019
Das Magazin für Beschäftigte der Universitätsmedizin Essen. Ausgabe 1/2019
Das Magazin für Beschäftigte der Universitätsmedizin Essen. Ausgabe 1/2019
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<strong>ME</strong><br />
Universitätsmedizin Essen<br />
U&1/<strong>2019</strong><br />
Unser Magazin der<br />
NAZIHA CHEHBAR ist eine<br />
von mehr als 1.000 nichtmedizinischen<br />
Beschäftigten<br />
am Universitätsklinikum.<br />
Ihre Geschichte ab Seite 8.<br />
Forschung<br />
TSCHÜSS, SCH<strong>ME</strong>RZ!<br />
Die Ruhrlandklinik geht<br />
neue Wege in der Nachsorge<br />
Integration<br />
HALLO! ICH BIN NEU<br />
Integrationsprojekt startet in<br />
die zweite Runde<br />
In dieser Ausgabe: Clemens Aigner, Oliver Basu, Feries Bedoui, Rita Beier, Marc Bleck, Frank Borowski, Jennifer Brendt, Naziha Chehbar, Marvin Droste,<br />
Andreas Edelhoff, Monja Gerigk, Matthias Gunzer, Andrea Hoddick, Peter Horn, Marcus Jäger, Sandra Kampe, Olaf Kayser, Christoph Kleinschnitz, Janine Kluwe,<br />
Tim Knüffermann, Emre Kocakavuk, Dorit Kuhn, Pauline Lusoc, Maic Masuch, René-Alexander Möller, Ingo Neupert, Karin Oppermann, Christian Pillich,<br />
Cornelia Reh, Annette Ryta, Andrea Schmidt-Rumposch, Jens Siveke, Alexis Slama, Diana Skarda, Zabiullah Sultani, Sivagurunathan Sutharsan, Christian Temme,<br />
Thayalini Thanabalasingham, Ines Thies, Sven Thomalla, Beate Timmermann, Ursula Urschel, Marc Vennemann, Reza Wakili, Jochen A. Werner, Stefanie Werther
Editorial<br />
Inhalt<br />
Hinter den Kulissen<br />
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
sagt Ihnen der Name Wilhelm Kuhlmann etwas?<br />
Wahrscheinlich wissen nur wenige unter<br />
Ihnen, dass Kuhlmann von 1907 bis 1934<br />
Verwaltungsdirektor der Städtischen Krankenanstalten<br />
in Essen war. Kuhlmann hat<br />
sich vor allem im Ersten Weltkrieg und den<br />
Jahren danach um die Versorgung der Krankenanstalten<br />
verdient gemacht. Die wirtschaftlich<br />
prekäre Lage damals machte auch<br />
vor den Kliniken nicht halt. Aber Kuhlmann<br />
war ein zupackender Mann, der auch unorthodoxe<br />
Ideen nicht scheute. Noch während<br />
des Krieges baute er eine landwirtschaftliche<br />
Versorgung für die Städtischen Krankenanstalten<br />
auf. Milch- und Schlachtkühe wurden<br />
gehalten und eine eigene Schweinemast<br />
betrieben, ganze Höfe in der Umgebung<br />
wurden durch die Krankenanstalten bewirtschaftet,<br />
um Mitarbeiter und Patienten versorgen<br />
zu können. Hinzu kamen eine Metzgerei,<br />
eine Bäckerei, eine Wurstfabrik, eine<br />
Sauerkrautfabrik und eine Getreidemühle.<br />
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil es<br />
in der Universitätsmedizin Essen nicht anders<br />
ist als in der Kunst, im Sport oder in der<br />
Politik. Vorn auf der Bühne der Moderator<br />
oder die Schauspielerin, die den Applaus erntet.<br />
Hinterm Vorhang das vielköpfige Team,<br />
ohne das die beste Show nicht gelänge. Oben<br />
auf dem Podium der Rennfahrer mit Pokal.<br />
Unten in der Box Heerscharen von Mechanikern<br />
und Rennstrategen, die wochenlang<br />
getüftelt haben. Hinter den Kulissen, dort,<br />
wo kaum jemand hinsieht, wird die Basis für<br />
Erfolg gelegt.<br />
An unserer Universitätsmedizin sind<br />
es über 1.000 Kolleginnen und Kollegen, die<br />
in nichtmedizinischen Bereichen wirken und<br />
im Hintergrund dafür sorgen, dass „der Laden<br />
läuft“. Sie reinigen das OP-Besteck, kümmern<br />
sich um Parkplätze, Wasser und Strom, kaufen<br />
Waren ein, erhalten und erneuern unsere<br />
Infrastruktur, sind Kuriere oder Hausmeister,<br />
arbeiten in der Verwaltung oder im Personalwesen.<br />
Es ist ein wahrer Mikrokosmos neben<br />
dem eigentlichen medizinischen Betrieb.<br />
Diese Kolleginnen und Kollegen unterstützen<br />
uns außerdem – zum Beispiel in der IT – dabei,<br />
moderner und digitaler zu werden. Unser<br />
Weg hin zum Smart Hospital ist ohne sie nicht<br />
denkbar. Und gleichzeitig wird die Wandlung<br />
zum Smart Hospital auch viele nichtmedizinische<br />
Arbeitsplätze verändern.<br />
In dieser Ausgabe unseres Mitarbeitermagazins<br />
werden einige von ihnen stellvertretend<br />
porträtiert. Sie sind wie jeder Pfleger<br />
und jede Ärztin das Rückgrat der Universitätsmedizin<br />
Essen und sorgen dafür, dass<br />
sich unsere Patientinnen und Patienten bei<br />
uns wohlfühlen.<br />
Ihr Prof. Dr. Jochen A. Werner<br />
Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender<br />
FOTOS: ANDRÉ ZELCK (L.), JAN LADWIG (R.)<br />
SEITE 4<br />
Mitmacher<br />
Ohne diese Beschäftigten wäre<br />
das Magazin nicht entstanden<br />
wissen<br />
SEITE 6<br />
Elektrofische und<br />
Mukoviszidose<br />
Neues aus Forschung<br />
und Lehre<br />
SEITE 8<br />
Drei von Tausenden<br />
Diese Beschäftigten halten den<br />
Krankenhausalltag am Laufen<br />
SEITE 12<br />
Wie geht's<br />
Ihnen heute?<br />
Neue Hoffnung für Patienten mit<br />
chronischen Schmerzen<br />
SEITE 14<br />
Projekt D<br />
Wie die Herzintensivstationen<br />
Delire vermeiden möchten<br />
SEITE 15<br />
Gegen den Krebs<br />
Mein Thema: Prof. Dr. Jens Siveke<br />
sucht einen Schlüssel gegen<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
machen<br />
SEITE 16<br />
Erste Wunden und ein<br />
neuer Jahresbericht<br />
Meldungen aus dem Klinikalltag<br />
SEITE 18<br />
Neues Land, alter Job<br />
Wie die Universitätsmedizin<br />
Geflüchtete ausbildet<br />
SEITE 19<br />
Pingunauten-Trainer<br />
Unser smartes Hospital: Folge 1<br />
SEITE 20<br />
Ohne sie fließt kein Blut<br />
Teamporträt: die Transfusionsmedizin<br />
des Universitätsklinikums<br />
SEITE 22<br />
„Ich bleibe Optimist“<br />
Marc Vennemann über seinen Job<br />
als onkologischer Fachpfleger<br />
SEITE 23<br />
10 Fragen<br />
Mein Tag: Sven Thomalla,<br />
Mediengestalter am<br />
Universitätsklinikum<br />
SCHWERPUNKT<br />
Ohne diese Kolleginnen und<br />
Kollegen wäre der Krankenhausbetrieb<br />
undenkbar<br />
SEITE 8<br />
leben<br />
SEITE 24<br />
Gemüseragout und<br />
kranke Pilger<br />
Bunte Meldungen aus<br />
der Universitätsmedizin<br />
SEITE 26<br />
Mordsspaß<br />
Mitarbeiter Andreas Edelhoff<br />
über seinen ersten Krimi<br />
SEITE 28<br />
Endlich wieder laufen<br />
Blick zurück: die Universitäts medizin<br />
im Spiegel ihrer Patienten –<br />
diesmal: Barbara Bienek<br />
SEITE 30<br />
Gewinnspiel und Service<br />
SEITE 32<br />
Im Konzert<br />
Mein Ort: Stefanie Werther<br />
spielt in der Essener Philharmonie<br />
Violine<br />
2 3
Mitmacher<br />
Das Magazin lebt von Menschen, die etwas bewegen und etwas<br />
zu erzählen haben. Wir stellen die Köpfe hinter den Geschichten vor.<br />
Wollen Sie auch mitmachen? Schreiben Sie an maz@uk-essen.de<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Universitätsmedizin Essen,<br />
Konzernmarketing und -kommunikation,<br />
Hufelandstraße 55, 45147 Essen<br />
Verantwortlich<br />
Achim Struchholz,<br />
achim.struchholz@uk-essen.de<br />
Redaktionsbeirat<br />
Kristina Gronwald (Universitätsklinikum),<br />
Christine Harrell (Fakultät), Silke Langer<br />
(Universitätsklinikum), Maren Middeldorf<br />
(Ruhrlandklinik), Janine Pratke (WTZ),<br />
Thorsten Schabelon (Universitätsklinikum),<br />
Kathinka Siebke (St. Josef Krankenhaus<br />
Werden)<br />
Redaktion und Grafik<br />
Zimmermann Editorial GmbH, Köln<br />
Schriften<br />
Franziska Pro, Organika, TheSans<br />
FERIES BEDOUI<br />
Wundexperte auf<br />
Station AC5 am Universitätsklinikum<br />
Essen<br />
KARIN OPPERMANN<br />
Medizinische Fachangestellte<br />
im Institut für Transfusionsmedizin<br />
ANDREAS EDELHOFF<br />
Simulationskoordinator am<br />
Lehr- und Lernzentrum der<br />
Medizinischen Fakultät<br />
JANINE KLUWE<br />
Mitarbeiterin in der Abteilung<br />
Personalwirtschaft am<br />
Universitätsklinikum Essen<br />
STEFANIE WERTHER<br />
Oberärztin an der<br />
Klinik für Pneumologie<br />
der Ruhr landklinik<br />
Bildbearbeitung & Reinzeichnung<br />
purpur GmbH, Köln<br />
Druck<br />
WOESTE DRUCK + VERLAG GmbH & Co. KG,<br />
Essen<br />
„Guten Tag, es wäre mir eine Freude,<br />
etwas über meine Funktion als Gesundheits-<br />
und Krankenpfleger auf der<br />
AC5 zu erzählen“ – als diese E-Mail von<br />
Feries Bedoui im Herbst 2018 bei der<br />
U&<strong>ME</strong> eintrudelte, war das Heft bereits<br />
komplett voll. Umso glücklicher<br />
war die Redaktion, als das Interview<br />
dann im Januar stattfinden konnte<br />
– und das, obwohl Bedoui noch eine<br />
interne Schulung vorbereiten musste.<br />
Für Bedoui kein Problem, denn er ist<br />
Flexibilität von seiner Zusatztätigkeit<br />
als Wundexperte gewöhnt: „Um bei<br />
den unterschiedlichen Wundarten<br />
und Versorgungsmöglichkeiten auf<br />
dem neusten Stand zu bleiben, muss<br />
ich mich regelmäßig weiterbilden.“<br />
Schöne Belohnung: Einmal im Jahr<br />
schickt ihn das Universitätsklinikum<br />
auf den Deutschen Wundkongress<br />
nach Bremen. Im Mai ist es wieder<br />
soweit. Seite 17<br />
„Eigentlich war ich auch schon einmal<br />
Kinderbetreuerin in einer Kita“, sagt<br />
Karin Oppermann, 57 Jahre, mit einem<br />
Lächeln. Die gelernte Medizinische<br />
Fachangestellte (MFA) entschied sich,<br />
als ihre Kinder ins Kindergartenalter<br />
kamen, als Quereinsteigerin in der<br />
Betreuungseinrichtung ihrer Kinder<br />
zu arbeiten. Allerdings musste sie sich<br />
zehn Jahre später einen neuen Job<br />
suchen, weil alle nicht ausgebildeten<br />
Betreuerinnen gekündigt wurden.<br />
Da sie seit 30 Jahren regelmäßig Blut<br />
spendet, fragte sie im Institut für<br />
Transfusionsmedizin nach, ob nicht<br />
eine MFA benötigt würde. Sie hatte<br />
Glück. „Die Kolleginnen haben mich<br />
super eingearbeitet. Deshalb ist mir<br />
der Einstieg in meinen ursprünglichen<br />
Beruf gut gelungen.“ Seite 20<br />
Krankenpfleger und Rettungsassistent,<br />
Fotograf und seit 2014 Herr über<br />
die Simulationsarena im Lehr- und<br />
Lernzentrum – eine langweilige Vita<br />
kann man Andreas Edelhoff nicht vorwerfen.<br />
Ihm ist das noch nicht genug:<br />
Gerade hat er seinen ersten Kriminalroman<br />
„Halbgötterdämmerung“<br />
veröffentlicht. Darin kommen einige<br />
Ärzte auf fragwürdige Weise ums<br />
Leben. Beim Schreiben erinnerte sich<br />
Edelhoff an einen Todesfall, zu dem er<br />
im Rettungsdienst mal gerufen wurde.<br />
Und auch beim Beschreiben des Polizeijobs<br />
legt der Sohn eines Polizisten<br />
Wert auf Details. Schließlich wollte er<br />
als Jugendlicher selbst Polizist werden,<br />
was leider nicht geklappt hat. Edelhoff<br />
sieht es locker: „Meine Aufklärungsrate<br />
ist auf dem Papier auf jeden Fall<br />
höher, als sie das in der Realität jemals<br />
gewesen wäre.“ Seite 26<br />
FOTOS (V. L. N. R.): PRIVAT, JAN LADWIG, DESIGNSTUDIO PERTOLLI/HERTEN, PRIVAT, JAN LADWIG<br />
Als gebürtige Rheinländerin stand<br />
Janine Kluwe noch nie auf Skiern. Aber<br />
die 27-Jährige probiert gern Neues.<br />
Deshalb nahm sie am Gewinnspiel<br />
der letzten Ausgabe von U&<strong>ME</strong> teil<br />
– und gewann prompt einen Tag im<br />
Alpincenter Bottrop. Die studierte<br />
Betriebswirtin arbeitet seit 2017 in<br />
der Abteilung Personalwirtschaft.<br />
Mit zwei Kolleginnen betreut sie den<br />
Stellenplan und ist für die Aufstellung<br />
und Darstellung der im Haushaltsplan<br />
vorgegebenen Stellenbesetzung<br />
am gesamten Universitätsklinikum<br />
zuständig. Ein Job, der täglich von<br />
der Kommunikation mit den vielen<br />
Arbeitsbereichen der Universitätsmedizin<br />
lebt. Die Vielfalt fasziniert Kluwe:<br />
„Es ist schön, in einem Unternehmen<br />
zu arbeiten, das eine solche Bandbreite<br />
an Spitzenmedizin möglich macht!“<br />
Gewinnspiel Seite 31<br />
Die Medizin und das Geigespielen<br />
sind zwei große Leidenschaften im<br />
Leben von Stefanie Werther. Allerdings<br />
wäre es fast nichts mit der zweiten<br />
Laufbahn im Universitätsorchester<br />
Duisburg-Essen geworden. Mit sechs<br />
Jahren startete sie nämlich ihren musikalischen<br />
Weg mit der guten alten<br />
Blockflöte – ein nicht gerade orchestertaugliches<br />
Instrument. Insgeheim<br />
wusste sie doch von klein auf, dass sie<br />
mit der Violine liebäugelte, weil diese<br />
schon auf dem Dachboden ihres Elternhauses<br />
auf sie wartete. Heute gibt<br />
ihr die Musik Kraft für die Arbeit im<br />
Klinikalltag. Die Melodien, die sie auch<br />
Tage nach den Orchesterproben oder<br />
Konzerten innerlich begleiten, sorgen<br />
dafür, dass sie manch schwierige<br />
Situation leichter meistert. „Ich freue<br />
mich schon im Voraus auf die nächste<br />
Probe, die Musik und die Gespräche im<br />
Ensemble.“ Seite 32<br />
Papier: Circle Offset Premium White<br />
ID-Nr. 1978641<br />
Umweltschutz<br />
Das Mitarbeitermagazin wird auf<br />
Recyclingpapier gedruckt, das zu<br />
100 Prozent aus Altpapier hergestellt<br />
wird. Das Papier ist FSC®-zertifiziert und<br />
aus gezeichnet mit dem Blauen Engel<br />
und dem EU-Ecolabel.<br />
Titelfoto: Jan Ladwig<br />
Fragen und Anregungen?<br />
@universitaetsmedizinessen<br />
@UniklinikEssen<br />
@ukessen<br />
Universitätsklinikum Essen<br />
www.ume.de<br />
maz@uk-essen.de<br />
4<br />
5
„PRAKTISCHE EINBLICKE“<br />
Marvin Droste, Doktorand in der<br />
Kinderklinik, organisiert den Campustag<br />
für Frühstudierende.<br />
Sie haben den Campustag erfunden, der am 15. Mai<br />
zum zweiten Mal stattfindet. Warum braucht es so<br />
eine Aktion?<br />
Weil er die ideale Ergänzung zum sogenannten Frühstudium<br />
ist, das Schülerinnen und Schüler bei uns an<br />
der Uni machen können. Bislang konnten die nur an<br />
Vorlesungen teilnehmen. Am Campustag öffnen wir<br />
für sie einen Tag lang auch die Krankenversorgung<br />
und die Forschung. Ich selbst war von 2013 bis 2015<br />
Frühstudent. Das war großartig, aber ich habe gemerkt,<br />
dass ich mir damals mehr praktische Einblicke<br />
gewünscht hätte – daher die Idee.<br />
Was können die Schüler am Campustag erleben?<br />
Wir öffnen für sie zum Beispiel das „Skills Lab“, unser<br />
internes Trainingscenter. Dort können sie etwa selbst<br />
eine Blutabnahme ausprobieren. Wir machen auch<br />
eine Campusrallye über das Gelände und gehen in<br />
Labore, um beispielsweise selbst einmal Zellen unter<br />
dem Mikroskop zu betrachten.<br />
Was hat Ihnen damals das Frühstudium gebracht?<br />
Dass ich in die Medizin gehen will, war mir schon<br />
vorher klar. Aber erst durch das Frühstudium habe ich<br />
„meinen“ Bereich kennengelernt: die Kindernephrologie.<br />
Mit der Kinderklinik bin ich seit dem Frühstudium<br />
in Kontakt geblieben. Heute bin ich hier selbst<br />
Doktorand.<br />
Mehr Infos über das Frühstudium unter:<br />
www.uni-due.de/abz/studieninteressierte/fruehstudium<br />
wissen | Meldungen<br />
Wie<br />
forscht<br />
man an<br />
lebenden<br />
Lungen?<br />
Die Forschungsfrage<br />
Spenderorgane können anhand einer sogenannten<br />
Ex-Vivo-Perfusion für eine Transplantation beurteilt<br />
und aufbereitet werden. Prof. Dr. Clemens Aigner,<br />
Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale<br />
Endoskopie in der Ruhrlandklinik, nutzt dieses Verfahren<br />
nun auch im Rahmen experimenteller Forschung.<br />
Ein Team um Dr. Alexis Slama arbeitet mit an Krebs<br />
erkrankten Lungenlappen, die Patienten chirurgisch<br />
entfernt werden mussten. Diese werden mittels einer<br />
künstlichen Durchblutung sowie unter Beatmung<br />
funktionsfähig erhalten. Anhand dieses innovativen<br />
Modells könnten in Zukunft neue Therapien erprobt<br />
werden, ohne auf Zell- oder Tierversuche zurückgreifen<br />
zu müssen. Langfristig könnte die Forschung auch die<br />
Wiederaufbereitung und Erhaltung von Spenderlungen<br />
verbessern.<br />
Sechs<br />
Stunden<br />
legte sich Prof. Dr. Matthias Gunzer<br />
vom Institut für Experimentelle<br />
Immunologie und Bildgebung<br />
am Universitätsklinikum Essen<br />
im Rahmen einer Studie in einen<br />
7-Tesla-Magnetresonanztomografen.<br />
Ein Aufwand, der sich gelohnt<br />
hat: Mithilfe der Messungen<br />
entdeckte das Forscherteam um<br />
Gunzer ein bisher übersehenes<br />
Netzwerk aus feinsten Blutgefäßen,<br />
das das Knochenmark direkt<br />
mit der Knochenhaut verbindet.<br />
1<br />
6<br />
2<br />
5<br />
3<br />
4<br />
FOTOS: PRIVAT (L.), PROCEEDINGS OF THE ZOOLOGICAL SOCIETY OF LONDON/J. JURY (R.)<br />
WAS IST EIGENTLICH ...<br />
EIN ELEKTROFISCH-KATHETER?<br />
Der Elefantenrüsselfisch wird auch Elektrofisch genannt, weil er sich<br />
mithilfe elektrischer Ströme orientiert. Die Universitätsmedizin setzt<br />
seit Kurzem einen Katheter ein, der ihm nachempfunden ist.<br />
MIT DEM ELEKTROFISCH-KATHETER lassen sich defekte Herzmuskelzellen bei Herzrhythmusstörungen<br />
besser aufspüren und veröden. Das Prinzip funktioniert so: Über die<br />
Leiste wird der etwa kugelschreiberminendünne Katheter bis zum Herzen geführt. Mit<br />
seinen feinen Elektrowellen spürt das Instrument die Stelle auf, die die Probleme bereitet.<br />
Live-Bilder auf dem Monitor zeigen dem Arzt genau an, welchen Weg der Elektrofisch-<br />
Katheter gerade nimmt. Stößt er auf eine Barriere, schlägt er Alarm. Anschließend kann<br />
die Stelle mit Strom sofort verödet werden. „Das ist so ähnlich wie eine Einparkhilfe, die<br />
immer heftiger piept, je näher das Hindernis kommt“, erklärt Prof. Dr. Reza Wakili aus der<br />
Klinik für Kardiologie, der das Instrument als erster Arzt in Deutschland testete. Inzwischen<br />
wird es in der Universitätsmedizin regulär eingesetzt.<br />
»Können wir eine Maschine<br />
bauen, die medizinische<br />
Scans mit übermenschlicher<br />
Performance analysieren<br />
kann?«<br />
Dieser Frage ging Ben Glocker vom Imperial College<br />
London in seinem Vortrag auf dem internationalen<br />
Kongress „Emerging Technologies in Medicine“ am<br />
Universitätsklinikum Essen nach. Die Antwort auf<br />
seine Frage und viele andere Vorträge gibt es unter<br />
https://etim.uk-essen.de<br />
STUDIEN-<br />
TICKER<br />
Neuer Ansatz bei<br />
Multipler Sklerose<br />
Bei der Multiplen Sklerose (MS)<br />
überwinden weiße Blutkörperchen<br />
die Blut-Hirn-Schranke und<br />
lösen im zentralen Nervensystem<br />
Entzündungen aus. Forscher aus<br />
Essen und Münster konnten nun<br />
zeigen, dass unter anderem das<br />
Enzym Kallikrein dazu beiträgt.<br />
Fehlt es im Plasma von Mäusen,<br />
sind diese weniger anfällig<br />
für MS. Ein Medikament, das<br />
Kallikrein blockiert, hat bei den<br />
Tieren den gleichen Effekt. „Wir<br />
können also die Einwanderung<br />
schädlicher Zellen ins zentrale<br />
Nervensystem bei MS verringern,<br />
wenn wir es schaffen, Kallikrein<br />
zu blockieren“, sagt Prof. Dr.<br />
Christoph Kleinschnitz, Direktor<br />
der Klinik für Neurologie. Dies<br />
könnte eine neue Therapie gegen<br />
MS begründen.<br />
Marker für Mukoviszidose<br />
Patienten mit Mukoviszidose<br />
bekommen oft Lungeninfektionen,<br />
die ihr Immunsystem<br />
schwächen. Forscher aus Essen<br />
und Düsseldorf haben jetzt einen<br />
Marker gefunden, der anzeigt, wie<br />
schwer diese Erkrankung ist: den<br />
Botenstoff Interleukin-7 (IL-7).<br />
Bei der Analyse von Blutproben<br />
aus der Westdeutschen Biobank<br />
stellte sich heraus, dass die<br />
IL-7-Konzentration bei Mukoviszidose-Patienten<br />
deutlich erhöht<br />
ist. „Wir wissen nun, dass es einen<br />
statistischen Zusammenhang<br />
gibt zwischen einem erhöhten<br />
IL-7-Spiegel und einer verschlechterten<br />
Lungenfunktion“, so Dr.<br />
Sivagurunathan Sutharsan aus<br />
der Ruhrlandklinik. Womöglich<br />
könnte IL-7 auch als Frühmarker<br />
für die Erkrankung dienen.<br />
6<br />
7
wissen | Schwerpunkt<br />
Drei von<br />
NAZIHA CHEHBAR sorgt<br />
dafür, dass die Patienten<br />
sich am Campus zurechtfinden.<br />
Tausenden<br />
Ohne Menschen wie Naziha Chehbar, Christian Pillich<br />
und Marc Bleck würde der Krankenhausalltag zusammenbrechen.<br />
Denn es braucht mehr als Ärzte und Pflegekräfte,<br />
damit Patienten behandelt werden können.<br />
Die Schiebetüren in der Eingangshalle<br />
öffnen sich im Sekundentakt. Ärzte<br />
mit fliegenden Kitteln eilen durch<br />
die Halle am Haupteingang des Universitätsklinikums<br />
und passieren<br />
Patienten, die gemeinsam mit ihren Angehörigen<br />
auf die nächste Behandlung warten. Naziha Chehbar<br />
beobachtet das Treiben aus dem unscheinbaren<br />
Glaskasten heraus, in dem die Information der<br />
Hauptpforte untergebracht ist. Nichts entgeht ihr.<br />
Weder das ältere Paar, das mit unsicheren Schritten<br />
die Treppe Richtung Ausgang hinaufsteigt, noch das<br />
hitzige Gespräch einer Patientin mit ihrem Freund<br />
in einer der Sitzecken. „Die meisten Leute denken,<br />
dass wir an der Information nur damit beschäftigt<br />
sind, Patienten und Angehörigen Auskunft zu geben,<br />
aber natürlich achten wir auch auf die Sicherheit“,<br />
erklärt Chehbar, die ursprünglich als Mitarbeiterin<br />
eines externen Wachdiensts an den Campus kam.<br />
Naziha Chehbar ist eine von mehr als 1.100<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Universitätsklinikum<br />
Essen, die nicht im medizinischen<br />
Bereich arbeiten und für den Alltag in den Kliniken<br />
doch unersetzlich sind. Denn damit die rund<br />
4.700 Ärzte, Ärztinnen und anderen medizinisch Tätigen<br />
am Campus ihren Job machen können, muss<br />
vorher viel passieren. Patienten müssen an die richtigen<br />
Kliniken verwiesen werden, das OP-Besteck<br />
muss gereinigt und die Kittel gewaschen werden,<br />
die Stromversorgung gesichert sein und die Parkhäuser<br />
gemanagt.<br />
Und natürlich muss ein Krankenhaus sicher<br />
sein. Die Maßnahmen zur Deeskalation, die Chehbar<br />
als Fachfrau für Sicherheit und Bewachung<br />
einst gelernt hat, helfen ihr heute als Mitarbeiterin<br />
am Empfang der Hauptpforte immer wieder. Denn<br />
viele Menschen, die mit einer Frage an das kleine<br />
Fenster vor Chehbars Arbeitsplatz treten, befinden<br />
sich im Ausnahmezustand. „Wenn Ihr Ehemann<br />
gerade mit Herzinfarkt eingeliefert wurde und<br />
Sie zu ihm wollen, sind Sie mit dem Kopf natürlich<br />
ganz woanders. Da kann es vorkommen, dass<br />
man sich in der Aufregung im Ton vergreift“, sagt<br />
Chehbar. Diesen Menschen geduldig und ruhig entgegenzutreten,<br />
ist für die gebürtige Marokkanerin<br />
selbstverständlich.<br />
FOTO: JAN LADWIG<br />
8<br />
9
wissen | Schwerpunkt<br />
Knapp sieben Kilometer Luftlinie südlich vom Campus<br />
an der Hufelandstraße ist Christian Pillich im<br />
Einsatz für die Universitätsmedizin. Der Elektroinstallateur<br />
sorgt zusammen mit seinen Kollegen am<br />
Standort St. Josef Krankenhaus Werden dafür, dass<br />
Ärzte auch dann weiter operieren können, wenn<br />
im OP Teile des Stromnetzes ausfallen. „Zum Glück<br />
passiert das eher selten“, sagt Pillich. „Die meiste<br />
Zeit müssen wir eher kleinere Reparaturen vornehmen<br />
und uns um die Störungsbehebung und Instandhaltung<br />
der technischen Anlagen kümmern.“<br />
Pillich ist in Haan geboren, seit 2008 arbeitet er in<br />
Werden. Seine kleine Werkstatt, gleich links neben<br />
dem Haupteingang, steht im starken Kontrast zur<br />
klinischen Umgebung der Krankenhausflure. Allerlei<br />
Werkzeug hängt an den grobverputzten Wänden, auf<br />
einer langen Werkbank steht ein defekter Wasserkocher.<br />
Der muss aber warten: Denn nach einer kurzen<br />
Besprechung mit seinen Teamkollegen startet Pillich<br />
erst mal seine tägliche Inspektion des Technikstützpunkts.<br />
Der unscheinbare Flachbau hinter der Klinik<br />
ist einer der elektrischen Mittelpunkte des St. Josef<br />
Krankenhauses Werden. Hier, gut versteckt hinter<br />
zwei schweren Eisentüren, verbirgt sich die Schaltzentrale,<br />
die die OP-Säle mit Strom, Lüftung und<br />
Heizung versorgt. Pillich wirft einen prüfenden Blick<br />
über die blinkenden Armaturen. Tritt eine Störung<br />
auf, müssen er und seine Kollegen schnell handeln.<br />
„Als Elektroinstallateur im Krankenhaus sollte man<br />
definitiv kein Problem damit haben, unter Druck<br />
zu arbeiten“, sagt der 47-Jährige. Im Zweifel gehe es<br />
auch in seinem Job um Leben und Tod.<br />
„Wir spielen für<br />
die Patientenzufriedenheit<br />
eine<br />
wichtige Rolle.“<br />
CHRISTIAN PILLICH<br />
CHRISTIAN PILLICH sorgt für gute Energie am<br />
St. Josef Krankenhaus Werden.<br />
Eine Erfahrung, die auch Naziha Chehbar bereits<br />
gemacht hat. „Einmal ist mir ein Mann in der Eingangshalle<br />
aufgefallen, aus dessen Tasche ein Messer<br />
hervorschaute.“ Damals habe sie direkt die Polizei<br />
gerufen. Als die Beamten und der Wachdienst eintrafen,<br />
stellte sich heraus, dass der Mann sogar noch<br />
mehr Waffen dabeihatte. Aber das sind Extremfälle.<br />
Die meiste Zeit verbringe sie mit ganz harmlosen<br />
Patienten, meint Chehbar und wendet sich einem<br />
Mann zu, der mit Kind auf dem Arm auf die Information<br />
zueilt. „Hallo, eine Frage. Meine Tochter hat<br />
sich die Fingerkuppe abgeschnitten. Wo müssen wir<br />
hin?“ Schnell und routiniert zeichnet Chehbar ihm<br />
den Weg zur Zentralen Notaufnahme Süd auf. Anschließend<br />
kündigt sie den Mann und seine Tochter<br />
dort telefonisch an. „So etwas kommt sehr häufig<br />
vor. Viele Patienten schildern uns ihre Symptome,<br />
um zu erfragen, in welche Klinik sie am besten gehen<br />
FOTOS: JAN LADWIG<br />
sollen.“ Vor Kurzem habe sie etwa eine Patientin mit<br />
einer hoch ansteckenden Krankheit angesprochen.<br />
„Ich habe die Patientin umgehend mit Mundschutz<br />
ausgestattet und die Ambulanz verständigt“, sagt<br />
Chehbar, die sich in ihrer Zeit am Universitätsklinikum<br />
viel medizinisches Know-how angeeignet hat.<br />
Kein Vergnügungspark<br />
Ein paar Meter entfernt von ihr sitzt Marc Bleck in<br />
seinem Pförtnerhäuschen und ist damit beschäftigt,<br />
den täglichen Wahnsinn auf den Parkflächen des<br />
Universitätsklinikums zu managen. Während der<br />
operative Leiter Parkhausservice einer Mitarbeiterin<br />
ein neues Monatsticket fürs Parkhaus ausstellt,<br />
beobachtet er aus dem Augenwinkel den Stau auf<br />
der Zufahrtsstraße. „Das Parkhaus an der Hufelandstraße<br />
ist noch ganz neu und schon zu 100 Prozent<br />
ausgelastet“, erzählt Bleck, der dafür zuständig ist,<br />
Krankenwagen auf den Campus zu lassen und dafür<br />
zu sorgen, dass alle Schranken im Notfall funktionieren.<br />
Außerdem ist er oft Helfer in der Not: Weil<br />
Patienten und Angehörige im Kopf mit anderen Dingen<br />
als Parken beschäftigt sind, finden viele später<br />
MARC BLECK fährt selber lieber<br />
mit der Bahn zur Arbeit.<br />
ihr Auto nicht mehr. „Da beim Suchen zu unterstützen,<br />
versteht sich für uns von selbst“, meint Bleck,<br />
der auch mal fünfe gerade sein lässt. „Wenn eine<br />
Frau, deren Ehemann gerade im Krankenhaus verstorben<br />
ist, ihr Auto aus dem Parkhaus holen möchte<br />
und nicht genug Geld dabei hat, helfen wir natürlich.“<br />
Manchmal bestellt er für Patienten auch ein<br />
Taxi oder wechselt Geld fürs Parkhaus. „Viele wollen<br />
aber auch einfach nur ein bisschen quatschen.“<br />
Eine Tatsache, die auch Christian Pillich im<br />
St. Josef Krankenhaus Werden nur zu gut kennt.<br />
„Ohne die Patienten würde ich meine Arbeit in den<br />
Krankenzimmern wesentlich schneller erledigt bekommen“,<br />
meint der Elektroinstallateur mit einem<br />
Schmunzeln. Trotzdem: Für den langjährigen Mitarbeiter<br />
der Universitätsmedizin Essen gehört es einfach<br />
dazu, sich nicht nur um funktionierende Raumund<br />
Sicherheitsbeleuchtung zu kümmern – sondern<br />
auch darum, dass die Patienten das Krankenhaus<br />
mit einem guten Gefühl verlassen. „Egal, ob Mediziner,<br />
Pfleger oder eben Haustechniker“, meint Pillich,<br />
„wir alle spielen für die Patientenzufriedenheit eine<br />
wichtige Rolle.“<br />
10<br />
11
wissen | Schmerztherapie<br />
Wie geht's<br />
Ihnen heute?<br />
Viele Patienten entwickeln nach einer<br />
Operation chronische Schmerzen.<br />
Ein Projekt am Standort Ruhrlandklinik<br />
erprobt nun eine Nachsorge, die das<br />
verhindern soll.<br />
ANDREA HODDICK<br />
übernimmt in der Ruhrlandklinik<br />
als Pain Nurse<br />
die tägliche Schmerzvisite.<br />
Manche berichten von Ameisen,<br />
die über ihren Brustkorb<br />
krabbeln. Andere von<br />
Messern, die sich tief in die Haut bohren.<br />
Wieder andere beschreiben ihren<br />
Schmerz als elektrisierend, pochend oder<br />
brennend. „Es gibt viele verschiedene Arten<br />
von Schmerz“, sagt Andrea Hoddick,<br />
Pflegeexpertin für Schmerzmanagement<br />
(Pain Nurse), die am Standort Ruhrlandklinik<br />
für die tägliche Schmerzvisite zuständig<br />
ist. Weil Schmerz aber nicht wie<br />
ein Blutwert gemessen werden kann,<br />
müssen die Patienten ihn selbst benennen<br />
– sonst können Pain Nurse und Arzt<br />
nicht reagieren. Deshalb bestärke sie<br />
FOTOS: JENS PUSSEL (L.), SVEN LORENZ (R.)<br />
Patienten darin, achtsam auf den eigenen<br />
Körper zu hören – und selbstbewusst<br />
Therapien einzufordern. Dieses Ermutigen<br />
– neudeutsch: Empowerment – ist<br />
gerade bei Schmerzpatienten ungemein<br />
wichtig.<br />
Bewertung per App<br />
Diese Erkenntnis steht im Hintergrund<br />
des neuen PEESURST-Forschungsprojekts,<br />
das im April in der Ruhrlandklinik<br />
startet (die ersten drei Buchstaben des<br />
Akronyms stehen für: Patient Empowerment<br />
und Edukation). Dabei werden<br />
die Schmerzerfahrungen von Patienten<br />
über sechs Monate nach einer Lungenkrebsoperation<br />
regelmäßig erfragt – also<br />
auch dann, wenn sie schon längst zu<br />
Hause sind. „Die Patienten werden aufgefordert,<br />
über eine internetbasierte App<br />
regelmäßig die Stärke ihres Schmerzes<br />
zu bewerten“, erklärt Prof. Dr. Sandra<br />
Kampe, Direktorin des Zentrums für<br />
Anästhesiologie, Intensivmedizin und<br />
Schmerztherapie an den Standorten<br />
Ruhrlandklinik und St. Josef Krankenhaus<br />
Werden, die das Projekt leitet. In<br />
der Klinik werden die Werte von einer<br />
Pain Nurse überwacht, die Patienten<br />
auch regelmäßig anruft und ihnen gegebenenfalls<br />
rät, einen Arzt aufzusuchen,<br />
um die Therapie anzupassen.<br />
Das Ziel der Studie, die vom Innovationsfonds<br />
des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
mit 2,4 Millionen Euro<br />
gefördert wird: die Zahl der Patienten,<br />
deren Schmerzen nach einer Lungen-OP<br />
chronisch werden, durch die intensive<br />
Nachbetreuung deutlich zu senken. Zum<br />
PROF. DR. SANDRA KAMPE<br />
leitet das neue Forschungsprojekt<br />
zur Akutschmerztherapie.<br />
Vergleich wird auch eine Gruppe beobachtet,<br />
die nach heutigem Standard behandelt<br />
wird. „Nach Eingriffen im Brustbereich<br />
ist die Zahl der Patienten, die<br />
sechs Monate nach der OP noch Schmerzen<br />
haben, sehr hoch“, sagt Kampe. Eine<br />
Rolle könnte das Schmerzgedächtnis<br />
spielen: Schmerzen, die lange nicht ausreichend<br />
behandelt werden, graben sich<br />
tief ein und entwickeln irgendwann ein<br />
Eigenleben.<br />
Für Kampe ist das Projekt die<br />
logische Fortsetzung ihrer bisherigen<br />
Schmerzforschung. Anfang der<br />
2000er-Jahre war sie eine der Ersten<br />
in Deutschland, die Patienten Opioide<br />
nach der Operation oral verabreichte<br />
und nicht auf die herkömmliche Art per<br />
Infusion. „Der nächste Schritt waren Studien<br />
zu der Frage, welche Patienten für<br />
chronische Schmerzen anfälliger sind“,<br />
erklärt die Anästhesistin. „Aufgrund der<br />
hohen Fallzahlen an Thorax-OPs sind wir<br />
in der Ruhrlandklinik für diese Art von<br />
Forschung prädestiniert.“<br />
Das Herz der aktuellen Studie seien<br />
die Pain Nurses, die Patienten selbstständig<br />
betreuen, sagt Kampe: „Ich bin<br />
als Anästhesistin eine absolute Vertreterin<br />
der Stärkung der Pflege. Ärzte<br />
müssen der Pflege vertrauen und mehr<br />
Tätigkeiten delegieren.“ In der Ruhrlandklinik<br />
sei das Konzept der Pflegerischen<br />
Schmerzexperten gelebte Praxis. Auch<br />
im St. Josef Krankenhaus Werden findet<br />
bereits eine tägliche Schmerzvisite durch<br />
Schmerzexperten statt. Die Klinikdirektorin<br />
will dieses System dort nun auch<br />
stärken.<br />
„VIELE<br />
ERKENNTNISSE“<br />
Fragen an Frank Borowski,<br />
Leiter der Anästhesiepflege<br />
im St. Josef<br />
Krankenhaus Werden.<br />
Sie bieten in der Orthopädie<br />
seit geraumer Zeit einen interprofessionellen<br />
Schmerzkonsildienst<br />
an. Was haben<br />
die Patienten davon?<br />
Dabei werden Patienten mit<br />
regionalen Schmerzkathetern<br />
täglich von Anästhesisten,<br />
aber auch von ausgebildetem<br />
Pflegepersonal, sogenannten<br />
alegesiologischen Fachassistenten,<br />
visitiert. Die Patienten<br />
können hier über ihr<br />
Schmerz empfinden sprechen<br />
und wir die Medikamente<br />
passgenau justieren.<br />
Außerdem fragen Sie die Patienten,<br />
wie zufrieden sie mit<br />
der Betreuung in der Narkose<br />
waren. Was bekommen Sie<br />
da zu hören?<br />
Bei diesen Befragungen haben<br />
wir viele Erkenntnisse gesammelt.<br />
Zum Beispiel, dass wir<br />
unser Wärmemanagement<br />
ausbauen und verbessern<br />
sollten – was wir dann getan<br />
haben. Patienten werden<br />
nun rund um die Operation<br />
gewärmt, was stark zur Zufriedenheit<br />
beiträgt.<br />
Was bringt Ihnen der<br />
Schmerzkonsildienst aus<br />
pflegerischer Sicht?<br />
Durch die tägliche Visite<br />
bekommt man ein Feedback.<br />
Die Zusammenarbeit mit den<br />
Patienten ist viel enger und<br />
auch die mit den Stationen.<br />
12 13
wissen | Delirprävention<br />
Projekt<br />
Pankreaskarzinome sprechen auf<br />
alle derzeitigen Therapien kaum an.<br />
Wie man das ändern könnte,<br />
erforscht Prof. Dr. Jens Siveke.<br />
Mein Thema<br />
Gegen den Krebs<br />
In der Delirprävention und -behandlung gehen<br />
die Teams der Herzintensiv-Stationen I und II am<br />
Universitätsklinikum neue Wege.<br />
Nach dem Aufwachen von einer Herzoperation kann<br />
es zu einem sogenannten Delir kommen: „Eine Bewusstseinsstörung,<br />
die die Patienten sowohl geistig<br />
als auch körperlich beeinträchtigt und entweder unmittelbar<br />
nach einer Operation oder erst Tage danach eintritt“,<br />
erklärt Ines Thies, Praxisanleiterin der Herzintensiv-Station I<br />
(HZI I) im Universitätsklinikum Essen. Sie gehört zu den<br />
Initiatoren des „Projekt D“, das auf den Herzintensiv-Stationen<br />
die Prävention, Diagnose und Behandlung von Deliren<br />
verbessern soll.<br />
Das Projekt bestätigt eine Entwicklung zur umfassenden<br />
Delirbehandlung, die auch an vielen anderen Kliniken<br />
in Deutschland stattfindet. Ärzte und Pflegefachpersonen<br />
haben diese Thematik für das Universitätsklinikum vor<br />
eineinhalb Jahren aufgenommen und seitdem stetig weiterentwickelt.<br />
Inzwischen umfasst das Team, das möglichst<br />
alle Delirfälle frühzeitig erkennt und dokumentiert,<br />
rund 90 Kolleginnen und Kollegen. „Wir können diese Arbeit<br />
auch nur als großes interdisziplinäres Team leisten:<br />
Angefangen mit der Projektkoordination durch unsere<br />
Pflegewissenschaftlerin Jennifer Brendt über die engagierten<br />
Pflegefachpersonen bis hin zur passenden Medikamenteneinstellung<br />
durch unseren Oberarzt Tim Knüffermann“,<br />
sagt Thies.<br />
Um ein Delir diagnostizieren zu können, lassen sich unter<br />
Hinzunahme von drei verschiedenen Bewertungsskalen<br />
der Zustand und die Orientierung des Patienten ermitteln.<br />
Ob oder welches Medikament verabreicht wird, ergibt sich<br />
individuell aus der Diagnose des Delirs, erklärt Thies. So<br />
erhalten Patienten, deren Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist,<br />
beispielsweise Melatonin, um diesen wieder einzupendeln.<br />
Gezielte Prävention<br />
Oberstes Ziel der HZI I und II ist es, präventiv zu arbeiten.<br />
Zum Beispiel konzentrieren sich die Pflegefachpersonen<br />
zusammen mit den Physiotherapeuten gleich nach einer<br />
OP darauf, Patienten früh zu mobilisieren. Das bedeutet:<br />
langsames, begleitetes Aufstehen oder das Sitzen auf der<br />
Bettkante. „Uns liegt besonders am Herzen, dass wir schon<br />
vor dem Operationstermin die Patienten über ein mögliches<br />
Delir aufklären können, denn dieses Thema betrifft<br />
alle Altersgruppen. Gezielte Prävention und Information<br />
senken das Risiko und verhindern mögliche Spätfolgen“,<br />
so Thies. Dazu werden Broschüren für Patienten und Angehörige<br />
erstellt, die das Thema Delir verständlich vermitteln.<br />
Dass „Projekt D“ soll herausfinden, wie erfolgreich die<br />
Maßnahmen bei Delirpatienten sind. Die ersten Ergebnisse<br />
werden im Laufe des ersten Halbjahres erwartet.<br />
FOTO: MARTIN KAISER/<strong>ME</strong>DIENZENTRUM (R.)<br />
Der Gegner, mit dem es Jens Siveke täglich<br />
aufnimmt, ist für viele Menschen zu stark.<br />
Nur zehn Prozent der Patienten, die einen<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln, leben fünf<br />
Jahre nach der Diagnose noch. „Ein Markenzeichen<br />
ist, dass dieser Tumor erschreckend flexibel auf alle<br />
unsere verschiedenen Therapiestrategien reagiert“,<br />
sagt der Professor für Translationale Onkologie am<br />
Westdeutschen Tumorzentrum Essen (WTZ) und<br />
am Partnerstandort des Deutschen Konsortiums für<br />
Translationale Krebsforschung.<br />
Was macht diese Krebszellen so therapieresistent?<br />
Und wie könnte man sie überlisten? Zumindest<br />
auf die erste Frage hat der mehrfach preisgekrönte<br />
Krebsforscher, der vor drei Jahren vom Klinikum<br />
rechts der Isar in München ans WTZ gewechselt ist,<br />
eine Antwort: „Schuld daran ist ihre enorme Wandlungsfähigkeit.“<br />
Und diese Plastizität rühre vermutlich<br />
nicht nur – wie bei manch anderen Krebsarten –<br />
von mutierten Genen her, sagt der 45-Jährige. „Wir<br />
glauben, dass die Feinjustierung der Genaktivität<br />
über veränderbare Modifikationen des Erbguts eine<br />
wesentliche Rolle spielt.“<br />
Fehler beim Ablesen<br />
Die Regulation dieser Modifikationen regelt das Ablesen<br />
des Erbguts. „Ablesefehler“ haben damit zu<br />
tun, dass die DNA – wie eine Zipdatei im Computer –<br />
erst „entpackt“ werden muss, bevor eine Erbinformation<br />
abgerufen werden kann. Dieses „Paket“ ist<br />
so eng geschnürt, dass ein Ablesen erst möglich<br />
wird, wenn bestimmte Proteine das DNA-Knäuel<br />
an der richtigen Stelle lockern. Arbeiten die Helfer<br />
fehlerhaft, legen sie die falschen Gene frei oder regulieren<br />
sie in fälschlicher Weise. Und setzen damit<br />
schlimmstenfalls Abläufe in Gang, die zur aggressiven<br />
Erkrankung und Therapieresistenz führen – wie<br />
beim Pankreaskarzinom. An dieser sogenannten<br />
epigenetischen Regulation setzen Siveke und seine<br />
PROF. DR. JENS SIVEKE ist Leiter<br />
der Translationalen Onkologie am<br />
WTZ Essen.<br />
Essener Mitarbeiter an. Ihre Therapieideen untersuchen<br />
sie zunehmend an menschlichen Tumorzellen,<br />
die direkt bei der Resektion oder Biopsie von Tumoren<br />
isoliert und als sogennante Organoide vervielfältigt<br />
werden. Vorstellbar sei, dass zahlreiche<br />
Wirkstoffe in Zukunft „live“ und individuell an patienteneigenen<br />
Zellen getestet werden, sagt Siveke.<br />
Schon heute nutzen die Forscher Bildgebungsdaten<br />
aus CT oder MRT, um möglichst früh Patienten<br />
mit hochresistenten Tumoren zu identifizieren,<br />
die nicht von einer Therapie profitieren. „Hier besteht<br />
ein enormes Entwicklungspotenzial über innovative<br />
Bildgebungsmodalitäten und neue Analysemethoden.“<br />
Auch wenn jeder Tumor anders ist: Die Hoffnung,<br />
einen „Schlüssel“ gegen den Krebs zu finden,<br />
der bei einer möglichst großen Patientengruppe<br />
passt, hat Jens Siveke nicht aufgegeben. „Ich bin davon<br />
überzeugt, dass wir auch für die Bauchspeicheldrüse<br />
effektivere Therapien und auch Immuntherapien<br />
finden werden, die zum Beispiel zusammen<br />
mit einer epigenetischen Therapie wirksam sind.“<br />
Eine klinische Studie, die diese beiden Angriffsarten<br />
erstmals im Pankreaskarzinom kombiniert, soll<br />
noch dieses Jahr starten.<br />
14<br />
15
machen | Meldungen<br />
„UNBEKANNTES SICHTBAR MACHEN“<br />
Monja Gerigk leitet das Institut für PatientenErleben.<br />
Seit 2018 erarbeitet sie gemeinsam<br />
mit einer Lenkungsgruppe, wie sich Patienten<br />
und Mitarbeiter an der Universitätsmedizin<br />
Essen wohler fühlen können.<br />
Frau Gerigk, was macht die Lenkungsgruppe<br />
PatientenErleben?<br />
Die Lenkungsgruppe setzt sich hierarchie- und standortübergreifend<br />
aus rund 50 Mitarbeitenden zusammen<br />
und beschäftigt sich hauptsächlich mit zwei Fragen: Was<br />
macht die Universitätsmedizin Essen zu einem guten<br />
Arbeitgeber? Und wie können Mitarbeiter und Patienten<br />
exzellent empathisch miteinander kommunizieren?<br />
Nehmen wir mal die erste Frage. Was macht die<br />
Universitätsmedizin Essen da konkret?<br />
Sie bietet viele Angebote, die den Beschäftigten zum<br />
Teil gar nicht bekannt sind – von verschiedenen Coaching-<br />
und Supervisionsmöglichkeiten bis zu unseren<br />
Spiele-Containern für Mitarbeiterkinder. Die Lenkungsgruppe<br />
sammelt gerade alle Angebote, die dann auf der<br />
Homepage der Universitätsmedizin Essen aufgeführt<br />
werden. Dies ist auch für potenziell neue Beschäftigte<br />
sehr interessant.<br />
Und bei der empathischen Kommunikation?<br />
Dieses Schwerpunktthema ist den Patienten und den<br />
Selbsthilfegruppen besonders wichtig. Die Lenkungsgruppe<br />
überlegt zum Beispiel, wie man exzellente<br />
empathische Kommunikation auch wissenschaftlich<br />
abbilden kann.<br />
Mehr zur Arbeit des Instituts für PatientenErleben<br />
unter www.patientenerleben.de<br />
Entwurf<br />
Lesestoff<br />
Die Skizze der Klinikkapelle<br />
zeigt das charakteristische<br />
Faltdach.<br />
Seit Gründung der Essener Tumorklinik im Jahr 1967<br />
blickt die Onkologie in der Universitätsmedizin Essen<br />
auf eine bewegte Geschichte zurück. Der seitdem rasante<br />
Fortschritt hat auch das Westdeutsche Tumorzentrum<br />
(WTZ) geprägt, das zehn Jahre später aus der Essener Tumorklinik<br />
entstand und gerade sein 40-jähriges Bestehen<br />
gefeiert hat. Über dieses besondere Ereignis und andere<br />
Meilensteine, wie z. B. die Entstehung des Sarkomzentrums<br />
und die Gründung des neuen Cancer Center<br />
Cologne Essen (CCCE) gemeinsam mit dem Centrum<br />
für Integrierte Onkologie Köln Bonn, berichtet der erste<br />
Jahresbericht des WTZ. Die Publikation wird im April auf<br />
der WTZ-Homepage und als Print-Bericht veröffentlicht<br />
und richtet sich unter anderem an Zuweiser, Förderer,<br />
Kooperationspartner und Forschungseinrichtungen.<br />
FOTOS: MARTIN KAISER/<strong>ME</strong>DIENZENTRUM (L.), <strong>ME</strong>DIENZENTRUM (O.), PRIVAT (R.)<br />
50 JAHRE KLINIKKAPELLE „Von der Südseite sieht<br />
sie durch das Faltdach wie eine Fabrikhalle aus.<br />
Von der Nordseite hat man eher den Eindruck eines<br />
Bungalows“, so beschrieb ein Journalist der NRZ<br />
am 1. Februar 1969 die Campus-Kapelle anlässlich<br />
ihrer Eröffnung. Auch bei der Feier zum 50-jährigen<br />
Jubiläum im Februar dieses Jahres gab es wieder viel<br />
Trubel. Schön, dass nun wieder Ruhe eingekehrt ist.<br />
Denn dafür ist die Kapelle schließlich da: als Rückzugsort<br />
für Beschäftige, Patienten und Angehörige in<br />
Grenzsituationen.<br />
8,7 MILLIONEN EURO<br />
– mit dieser Summe fördert das Land NRW<br />
den Bau eines neuen Zentrums für seltene<br />
Lungenerkrankungen an der Ruhrlandklinik.<br />
Nach der feierlichen Übergabe des Förderbescheids<br />
durch NRW-Gesundheitsminister<br />
Karl-Josef Laumann müssen vor Baubeginn<br />
nun erst mal zahlreiche Genehmigungen<br />
eingeholt werden. „So etwas kann schon mal<br />
zehn bis zwölf Monate dauern“, sagt Olaf Kayser,<br />
Technischer Leiter an der Ruhrlandklinik.<br />
Schlüsselmoment<br />
<strong>ME</strong>INE ERSTE<br />
WUNDE<br />
Es gibt Augenblicke, die alles<br />
verändern. Ein Schlüsselmoment<br />
für Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
Feries Bedoui: der erste<br />
Dekubitus.<br />
Eine Wunde am Gesäß, die den Blick<br />
auf das Sitzbein freigab – so erinnert<br />
sich Feries Bedoui an den ersten Dekubitus,<br />
den er während seiner Ausbildung<br />
behandeln durfte. „Ich war gleichzeitig<br />
schockiert und fasziniert – seitdem hat<br />
mich mein Interesse für Wunden und<br />
deren Heilung nicht mehr losgelassen“,<br />
sagt der 26-jährige Gesundheits- und<br />
Krankenpfleger am Universitätsklinikum<br />
Essen. „Die Möglichkeiten, Patienten mit<br />
chronischen Wunden Linderung zu verschaffen,<br />
sind enorm, und es freut mich<br />
sehr, wenn sich eine Wunde im Verlauf<br />
der Behandlung zunehmend verbessert.“<br />
Bedoui ließ sich vor zwei Jahren zum<br />
Wundexperten weiterbilden. Seitdem<br />
ist er auf der Station AC5 als Experte für<br />
chronische Wunden und Wundprophylaxe<br />
im Einsatz.<br />
16 17
machen | Integration<br />
Neues Land, alter Job<br />
Bereits in seiner Heimat Afghanistan arbeitete<br />
Zabiullah Sultani als Gesundheits- und Krankenpfleger –<br />
mittlerweile ist sein Einsatzort die Station für<br />
Endokrinologie an der Universitätsmedizin Essen.<br />
Der Jahreswechsel war für Zabiullah Sultani<br />
gleichzeitig ein Neuanfang. Zwei Jahre<br />
lang hat er die Schulbank gedrückt,<br />
Deutsch gepaukt und in einem Intensivkurs pflegerisches<br />
Fachwissen nachgeholt. Mit dem klaren Ziel,<br />
endlich wieder als Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
zu arbeiten. Sultani kam 2012 aus Afghanistan<br />
nach Deutschland und ist einer von fünf Geflüchteten,<br />
die mit Unterstützung durch die Universitätsmedizin<br />
Essen den Pflegeberuf lernen und sich so<br />
eine berufliche Zukunft sichern.<br />
„Zabiullah Sultani ist in der Gruppe allerdings<br />
eine Ausnahme – er brachte bereits Berufserfahrung<br />
mit, musste seine Ausbildung anerkennen lassen<br />
und einen Anpassungslehrgang machen“, erklärt<br />
Dr. Ingo Neupert, der das Integrationsprojekt an der<br />
Universitätsmedizin Essen mit ins Leben gerufen<br />
hat. Gemeinsam mit dem Jobcenter Essen und der<br />
Neuen Arbeit der Diakonie Essen wurde ein Konzept<br />
zur langfristigen Ausbildung und Beschäftigung geflüchteter<br />
Menschen entwickelt. Die Idee: In einem<br />
18-monatigen Qualifizierungsprogramm wurden die<br />
Teilnehmer mit Sprachunterricht, wöchentlichen<br />
Praxishospitationen auf den Stationen sowie pflegetheoretischem<br />
Unterricht für die Aufnahme einer<br />
Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
vorbereitet. Im April 2018 haben die ersten vier Teilnehmer<br />
ihre dreijährige Ausbildung an der hiesigen<br />
Schule für Pflegeberufe begonnen.<br />
„Auch wenn ich schon in Afghanistan etwas<br />
Deutsch gelernt habe, war die Sprache die größte<br />
Hürde“, sagt Sultani. Fachlich arbeitete er sich<br />
schnell ein und bestand die Abschlussprüfung ohne<br />
Probleme – mit einem Übernahmeangebot der Universitätsmedizin<br />
in Aussicht. Sultani: „Ich habe mich<br />
für eine Stelle in der Endokrinologie entschieden,<br />
ZABIULLAH SULTANI kam 2012 aus Afghanistan<br />
nach Deutschland. Er möchte sich langfristig im<br />
Bereich Diabetes weiterbilden.<br />
weil mich die Innere Medizin sehr interessiert.“ Seit<br />
Jahresbeginn ist er dort im Schichtdienst eingesetzt<br />
und fühlt sich von den Kolleginnen und Kollegen<br />
bestens aufgenommen und unterstützt. „Die<br />
Arbeit ist hier viel computerbasierter als in Afghanistan.<br />
Aber wenn ich Fragen habe, hilft mir sofort<br />
jemand weiter.“ Und auch mit den Patientinnen und<br />
FOTOS: JAN LADWIG (L.), BOZICA BABIC (R. O.), UNIDUE/AG MASUC (R. U.)<br />
DR. INGO NEUPERT leitet den Sozialdienst am Universitätsklinikum<br />
Essen und initiierte das Integrationsprojekt.<br />
Patienten klappt es reibungslos. Ist die geschlechterübergreifende<br />
Belegung der Station für ihn nicht<br />
ungewohnt? „Nein“, versichert Sultani, „wer krank<br />
ist, braucht Hilfe – egal, ob Mann oder Frau.“<br />
Auch Neupert ist mit dem Verlauf des Projekts<br />
zufrieden, das gerade mit 13 neuen Teilnehmern in<br />
die zweite Runde geht: „Wir haben das Programm<br />
konzeptionell angepasst und die Projektdauer auf<br />
sechs Monate angelegt. Ziel bleibt es, Menschen mit<br />
Migrationshintergrund durch gezielte Förderung für<br />
eine Ausbildung in der Pflege an der Universitätsmedizin<br />
Essen zu qualifizieren.“<br />
Sultani will auf jeden Fall auch dranbleiben.<br />
„Langfristig will ich im Bereich Diabetes mein Fachwissen<br />
ausbauen – darauf freue ich mich“, sagt der<br />
32-jährige Familienvater.<br />
„Die Arbeit ist hier<br />
viel computerbasierter<br />
als in<br />
Afghanistan.“<br />
ZABIULLAH SULTANI<br />
UNSER SMARTES HOSPITAL<br />
#1: DER PINGU NAUTEN-TRAIN ER<br />
Schmerzlos, ungefährlich – und doch irgendwie<br />
angsteinflößend: So empfinden viele Patienten<br />
eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen<br />
(MRT). Gerade Kindern fällt es in der engen, lauten<br />
Röhre schwer, ruhig zu bleiben. Viele von ihnen müssen<br />
sogar sediert werden. „Aber eine Narkose ist immer<br />
ein Risiko“, sagt Kinderonkologe Dr. Oliver Basu.<br />
Gemeinsam mit Prof. Dr. Maic Masuch vom Fachgebiet<br />
Entertainment Computing, einem interdisziplinären<br />
Expertenteam der Universität Duisburg-Essen<br />
und der Agentur Lavalabs, hat er eine App entwickelt,<br />
die Kindern ihre Angst nehmen soll.<br />
Der sogenannte Pingunauten-Trainer bereitet Patienten<br />
mit einer Virtual-Reality-Brille bereits frühzeitig<br />
auf die Untersuchung vor. Während die Kinder zu<br />
Hause auf dem Sofa liegen, besuchen sie mithilfe der<br />
Brille ein virtuelles Krankenhaus. Dort zeigen ihnen<br />
Lars und Lotta, zwei Pinguine in Raumanzügen, alle<br />
Schritte der Untersuchung. Spielerisch lernen die Kinder,<br />
wie sie sich in der Röhre selbst beruhigen können.<br />
Außerdem üben sie, immer länger still liegen zu bleiben<br />
– und brauchen dann während der echten Untersuchung,<br />
so hoffen die Entwickler, keine Narkose.<br />
Nachdem die Forscher erste positive Erfahrungen mit<br />
Prototypen gemacht haben, läuft aktuell eine umfangreiche<br />
Studie. Ist sie erfolgreich, könnte die App<br />
bald auch an anderen Kliniken eingesetzt werden.<br />
18<br />
19
TeamportrÄt<br />
Ohne sie fließt kein Blut<br />
Im Universitätsklinikum sorgt das Team der<br />
Transfusionsmedizin dafür, dass der menschliche<br />
Lebenssaft immer zur Verfügung steht.<br />
In zehn Minuten ein Leben retten. So lange<br />
dauert eine Vollblutspende. Der Spender heute<br />
Morgen, ein Mann Mitte 20, verlässt nach<br />
etwas über einer Stunde den Raum, er hat Thrombozyten<br />
gespendet. Thrombozytenspende oder<br />
Blutplättchenspenden sind in erster Linie für Leukämieerkrankte<br />
gedacht. Ursula Urschel, Medizinische<br />
Fachangestellte (MFA) in der Transfusionsme-<br />
DR. CHRISTIAN TEM<strong>ME</strong> untersucht Blutspender.<br />
dizin des Universitätsklinikums, schaltet das Gerät<br />
zur Zellseparation aus. Dann hält sie einen kleinen<br />
Beutel mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in<br />
den Händen: „Das ist jetzt ein besonders kostbares<br />
Gut. Unsere Blutkrebs patienten benötigen diese<br />
Spender-Thrombozyten, weil ihre eigene Blutgerinnung<br />
nicht mehr funktioniert.“ Ein paar Mal<br />
betrachtet Urschel noch den Beutel, ob sich keine<br />
Aggregate gebildet haben. Anschließend wird nach<br />
der Freigabe die Spende bei 22 Grad Celsius unter<br />
automatischem Schütteln in einem Klimaschrank<br />
für maximal vier Tage verwahrt – das ist der Verfallszeitpunkt<br />
der Thrombozyten.<br />
Jährlich 8.000 Konserven<br />
70 Beschäftigte arbeiten in der Transfusionsmedizin.<br />
Fachärzte für Transfusionsmedizin, sogenannte<br />
Zulassungsärzte – die in der Spenderzulassung arbeiten<br />
–, MFA, Medizinisch-technische Assistenten<br />
im Labor (MTLA) und Bürokräfte gewährleisten,<br />
dass die reibungslose Rund-um-die-Uhr-Versorgung<br />
steht. Immer mit dem Anspruch, dass die hohen<br />
Ein Teil des Teams der Transfusionsmedizin. Von links nach<br />
rechts: Karin Oppermann, Annette Ryta, Cornelia Reh,<br />
Dr. Christian Temme, Pauline Lusoc und Diana Skarda.<br />
FOTOS: JAN LADWIG<br />
Qualitätsstandards eingehalten werden. „Wir organisieren<br />
als interner Full-Service-Dienstleister alles<br />
von der Blutentnahme bei den Spendern über die<br />
Laboranalysen und die Verarbeitung bis hin zur Ausgabe<br />
der Blutkonserven“, erklärt Dr. Christian Temme,<br />
Arzt in der Transfusionsmedizin. Obwohl jährlich<br />
rund 8.000 Spenden durch eigene Spender zur<br />
Verfügung stehen, kann der Bedarf von ca. 32.000<br />
Erythrozytenkonzentraten nur durch den Zukauf<br />
gedeckt werden. Denn nicht nur die Entnahmezahlen,<br />
auch der Bedarf an Spenden schwankt: „Über<br />
die Hälfte der Produkte geht an Patienten mit Leukämien<br />
und Krebs. Auch nach Verkehrsunfällen und<br />
bei großen Operationen wird viel Blut benötigt.“<br />
Das Prozedere bei der Blutentnahme ist immer<br />
gleich: Jeder potenzielle Spender füllt einen Fragebogen<br />
zum eigenen Gesundheitszustand aus. Der<br />
Arzt in der Zulassung untersucht den Spender und<br />
erteilt die entsprechende Spendeerlaubnis. Bei der<br />
Vollblutspende werden 500 Milliliter Blut gespendet<br />
– Männer können alle zehn Wochen, Frauen alle<br />
Im Laborbereich für Patientenversorgung bereitet<br />
DORIT KUHN eine Blutanalyse vor.<br />
machen | Transfusionsmedizin<br />
Die vom Blut getrennten Thrombozyten werden in<br />
einem Beutel gesammelt.<br />
drei Monate spenden. Anschließend bestimmt eine<br />
MTLA im Labor die Blutgruppe. Sie überprüft außerdem,<br />
ob HIV, Hepatitis B, C und E oder Syphilis vorliegen.<br />
Fallen alle Analysen negativ aus, lagern die<br />
Behälter nach Blutgruppen geordnet in den Kühleinrichtungen,<br />
bis sie gebraucht werden.<br />
Das Bestimmen der sogenannten Kreuzproben<br />
gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Transfusionsmedizin.<br />
„Damit testen wir, welche Erythrozyten für<br />
einen unserer Leukämiepatienten am besten verträglich<br />
sind“, erklärt Dorit Kuhn, MTLA. Viel Wert<br />
legt der Institutsdirektor Prof. Dr. Peter Horn darauf,<br />
dass die Beschäftigten sich regelmäßig fort- und weiterbilden.<br />
Am Schwarzen Brett hängen die entsprechenden<br />
Termine aus. Insgesamt prägen langjährige<br />
„Das Spannende ist die Mischung –<br />
wir arbeiten jeden Tag woanders.“<br />
Erfahrung und Zugehörigkeit das Bild. „Trotzdem“,<br />
sagt Temme: „freuen wir uns immer über frisches<br />
Blut.“ Auch Neulingen steht der Bereich offen. „Ich<br />
habe früher in einer Kinderwunschpraxis gearbeitet<br />
und mich vor sechs Jahren hier beworben“, berichtet<br />
Cornelia Reh, MFA. „Bis heute bin ich froh, dass<br />
ich in so einem tollen Team arbeiten darf.“ Ihre Kollegin<br />
Karin Oppermann stimmt dem zu. Ihr zehnjähriges<br />
Jubiläum im Institut steht kurz bevor. „Das<br />
Spannende ist die Mischung der Aufgaben“, sagt die<br />
57-Jährige. „Dank eines Rotationsverfahrens arbeiten<br />
wir fast täglich woanders. Von der Entnahme<br />
bis hin zur Blutkonservenausgabe.“ Außerdem wisse<br />
sie, wie sehr die Abteilung Menschen helfe. „Das<br />
motiviert ungemein.“<br />
20<br />
21
machen | Pflege<br />
Mein Tag<br />
„Ich bleibe Optimist“<br />
Der onkologische Fachpfleger Marc Vennemann arbeitet<br />
mit Kindern und Jugendlichen, die an Krebs erkrankt sind.<br />
Wie geht er mit dem täglichen Kampf ums Überleben um?<br />
Herr Vennemann, Sie betreuen in der Klinik<br />
für Knochenmarktransplantation auf der Station<br />
KMT III am Westdeutschen Tumorzentrum<br />
Essen ausschließlich Kinder und Jugendliche.<br />
Wie kommen Sie mit dieser Herausforderung<br />
zurecht?<br />
Die pflegerische Herausforderung unterscheidet sich<br />
schon sehr von der auf anderen Stationen. Fast alle Patienten<br />
haben schon viele Behandlungen hinter sich,<br />
bevor sie zu uns auf die KMT III kommen. Für sie und<br />
ihre Eltern sind wir meistens so etwas wie die letzte<br />
Hoffnung. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen.<br />
Viele haben verschiedene Leukämien. Ein Teil<br />
leidet an angeborenen genetischen Defekten. Sie sind<br />
hier meistens sechs bis acht Wochen auf der Station<br />
und dürfen wegen der Ansteckungsgefahr nicht mal<br />
ihre Zimmer verlassen. Schwierig ist es, mit den ganz<br />
kleinen Knirpsen zu arbeiten, denen man noch nicht<br />
viel erklären kann. Und Pubertierende haben natürlich<br />
oft ihren eigenen Dickkopf. Wichtig ist es aber immer,<br />
diesen sterbenskranken jungen Menschen mit Respekt<br />
und Würde zu begegnen. Dazu bedarf es viel Fingerspitzengefühls.<br />
Kann man das lernen?<br />
In erster Linie ist es die Erfahrung. Ich habe schon fast<br />
20 Jahre mit onkologisch erkrankten Patienten zu tun.<br />
Zudem bin ich selbst Vater zweier Kinder. Das hilft<br />
enorm. Aber auch eine große fachliche Expertise ist<br />
sehr wichtig. Als ich 2015 eine zweijährige Weiterbildung<br />
zum onkologischen Fachpfleger gemacht hatte,<br />
war das auch für mich als alter Hase noch sehr interessant<br />
zu erfahren, was sich alles getan hat in Sachen<br />
Krankheitsbildern, neuen Medikamenten etc. Aber<br />
MARC VENNEMANN ist onkologischer<br />
Fachpfleger an der KMT.<br />
grundsätzlich sind Empathie und Fingerspitzengefühl<br />
Eigenschaften, die man weniger lernen kann, sondern<br />
einfach mitbringen muss in dem Beruf.<br />
Wie läuft Ihr Arbeitstag auf der Station ab?<br />
Ich pflege jeden Tag im Frühdienst zwei Patienten im<br />
Alter von ungefähr anderthalb bis 18 Jahren. Mein Credo<br />
lautet: Jedes Kind bringe ich zum Lachen – wenigstens<br />
einmal pro Tag. Wir Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
arbeiten eng und gut mit dem Ärzteteam um die<br />
Leitende Oberärztin Dr. Rita Beier zusammen. Aber<br />
auch mit Physiotherapeuten, Kunsttherapeuten, Sozialarbeitern<br />
und Lehrern stehen wir regelmäßig in engem<br />
Kontakt und arbeiten gemeinsam an der Therapie,<br />
zu der ja nicht nur das Medizinische gehört. Die<br />
Zusammenarbeit funktioniert hervorragend.<br />
FOTOS: PRIVAT (L.), DAVE KITTEL/<strong>ME</strong>DIENZENTRUM (R.)<br />
Onkologische Pflege im Fokus<br />
Zum 1. Essener Onkologischen Pflegesymposium<br />
trafen sich am Freitag, 22. Februar, 130 Pflegefachpersonen<br />
aus ganz Deutschland im Universitätsklinikum<br />
Essen. Im Hörsaal des Operativen Zentrums<br />
II diskutierten sie zur Frage „Wie viel Fachpflege<br />
und Kompetenz braucht der onkologisch erkrankte<br />
Mensch?“ Namhafte Experten der onkologischen<br />
Pflege referierten zu Themen aus der Pflegepraxis<br />
und Pflegewissenschaft. „Das Onkologische Pflegesymposium<br />
hat verdeutlicht, dass insbesondere<br />
in der Onkologie Pflegefachpersonen im interdisziplinären<br />
Team eine wichtige Schlüsselposition<br />
einnehmen und dafür ein hohes fachliches Wissen<br />
Voraussetzung ist“, sagt Pflegedirektorin Andrea<br />
Schmidt-Rumposch.<br />
Wie gehen Sie in schwierigen Situationen<br />
mit den Kindern um?<br />
Manchmal sind auch untypische Zugangswege gefragt.<br />
Mit Spielen kann ich auch zu Patienten, die schon eine<br />
lange Leidensgeschichte hinter sich haben, Zugang finden<br />
und ihnen eine kleine Auszeit vom Therapiealltag<br />
ermöglichen. Ich bin ein echter Spiele-Freak und probiere<br />
alles aus. Neben Brettspielen habe ich alle gängigen<br />
Spielekon solen zu Hause. Wenn die Kinder merken, dass<br />
man auf dem Gebiet mitreden kann und man sich auch<br />
mal die Zeit nimmt, mit ihnen eine Runde auf der Play<br />
Station zu zocken, schafft das unheimlich viel Vertrauen.<br />
Zu Ihrem Arbeitsalltag gehört häufig auch<br />
das Sterben …<br />
Das stimmt. Trotz guter Erfolge schlägt die Therapie<br />
nicht bei jedem Kind an. Bei älteren Erwachsenen fällt<br />
es leichter als bei Kindern, die schwere Krankheit und<br />
das Sterben zu akzeptieren. Es tut weh, sie gehen lassen<br />
zu müssen und zu sehen, wie die Eltern trauern, obwohl<br />
wir alles Menschenmögliche unternommen haben. Damit<br />
muss man in dem Beruf aber generell zurechtkommen.<br />
Wir sprechen im Team offen darüber und pflegen<br />
einen engen Austausch untereinander. Das hilft enorm,<br />
das emotional zu verarbeiten. Und ich bleibe trotzdem<br />
Optimist, denn viele verlassen unsere Klinik auch geheilt<br />
und gehen wieder nach Hause. Eine eiserne Regel habe<br />
ich mir allerdings als Selbstschutz auferlegt: nicht zu viel<br />
Nähe zuzulassen. So gehe ich nie zu Beerdigungen von<br />
Patienten. Diese Distanz muss ich mir wahren.<br />
Womit starten Sie<br />
Ihren Tag?<br />
Mit einer lautstarken Auseinandersetzung<br />
mit meinem<br />
Wecker und einer Dusche.<br />
Bahn, Auto oder Rad:<br />
Wie kommen Sie zur<br />
Arbeit?<br />
Im Optimalfall zu Fuß aus<br />
Essen-Frohnhausen, meistens<br />
mit den Öffentlichen<br />
und im schlimmsten Fall<br />
mit dem Taxi.<br />
Was gehört zu Ihren<br />
Aufgaben?<br />
Ich bin am Campus für<br />
Layout und Gestaltung<br />
zuständig. Zudem kümmere<br />
ich mich in der Druckerei<br />
um die Druckvorstufe, also<br />
um alle dem Druck vorgelagerten<br />
Arbeiten. Seit eineinhalb<br />
Jahren arbeite ich auch<br />
am neuen Corporate Design<br />
der Universitätsmedizin mit,<br />
das <strong>2019</strong> fertig werden soll.<br />
Warum lieben Sie Ihre<br />
Arbeit?<br />
Als Druckerei stehen wir<br />
allen Mitarbeitern offen.<br />
Den Kontakt mit den unterschiedlichen<br />
Berufsgruppen<br />
am Campus finde ich immer<br />
sehr bereichernd.<br />
Mittagspause. Wo essen<br />
Sie – und was am liebsten?<br />
Eigentlich bin ich Kantinengänger,<br />
aber manchmal<br />
darf es auch Gyros beim<br />
Nikolaus Grill oder Sushi bei<br />
der Asia Sushi Bar auf der<br />
Holsterhauser Straße sein.<br />
Was muss ein Arbeitstag<br />
haben, damit es ein guter<br />
Tag wird?<br />
Das richtige Arbeitspensum!<br />
Zu wenig Arbeit ist<br />
langweilig, zu viel ist aber<br />
auch schlecht. Ein richtig<br />
guter Tag ist es, wenn wir<br />
10 Fragen an<br />
SVEN THOMALLA,<br />
<strong>ME</strong>DIENGESTALTER IN DER<br />
HAUSDRUCKEREI DES<br />
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS<br />
ein aufwendiges Projekt<br />
abschließen und positive<br />
Rückmeldung von den Auftraggebern<br />
bekommen.<br />
Kaffee oder Tee?<br />
Erst das eine, dann das andere.<br />
Morgens trinke ich eine<br />
Tasse Kaffee. Danach gibt es<br />
Tee in allen Varianten.<br />
Schalke oder Dortmund?<br />
Ach, diese Grabenkämpfe<br />
zwischen Vereinen gefallen<br />
mir gar nicht. Entweder<br />
man ist Fußballfan oder<br />
eben nicht.<br />
Ihre Strategie gegen<br />
Stress?<br />
Immer der Reihe nach.<br />
Wenn es in der Druckerei<br />
stressig wird, hilft es,<br />
Prioritäten zu setzen und<br />
diese auch klar zu kommunizieren.<br />
Feierabend. Und jetzt?<br />
Montags treffe ich mich<br />
immer mit ein paar<br />
Freunden zum Kochen und<br />
Serien gucken. Gerade steht<br />
„Westworld“ bei uns hoch<br />
im Kurs. Jetzt im Frühling<br />
gehe ich bei gutem Wetter<br />
aber auch gerne raus ins<br />
Grüne in den Grugapark<br />
oder an den Baldeneysee.<br />
Möchten Sie uns auch Ihren<br />
Tag schildern? Schreiben Sie<br />
an maz@uk-essen.de<br />
22<br />
23
leben | Meldungen<br />
Zeitreise<br />
799<br />
Ein Blick in die Geschichte<br />
der Universitätsmedizin Essen.<br />
Diesmal: das Hospitium.<br />
Thayalini Thanabalasingham<br />
arbeitet in der Abteilung<br />
Medizinische Planung und<br />
strategische Unternehmensentwicklung.<br />
Wenn sie nicht<br />
gerade an der Etablierung<br />
eines neuen Service- und<br />
Informationscenters arbeitet,<br />
kocht sie gerne fleischlose<br />
Gerichte.<br />
ZUM NACHKOCHEN:<br />
Gemüseragout mit Reis<br />
Zutaten (für 2 Portionen):<br />
200 g Kartoffeln<br />
150 g Möhren<br />
150 g Rosenkohl<br />
½ rote Paprika<br />
½ gelbe Paprika<br />
200 ml Gemüsefond<br />
Salz und Pfeffer<br />
20 g Butter oder Margarine<br />
½ TL Mehl<br />
1 EL Tomatenmark<br />
¼ Bund Thymian<br />
50 g Crème fraîche<br />
1 EL süßsaure Chilisauce<br />
oder Sambal Oelek<br />
½ Bund Petersilie<br />
Basmatireis<br />
Zubereitung:<br />
Basmatireis nach Packungsangabe kochen. Das Gemüse<br />
schälen, waschen und klein schneiden.<br />
Gemüsefond in einem Topf zum Kochen bringen und mit<br />
Salz und Pfeffer würzen.<br />
Kartoffeln und Rosenkohl dazugeben und zugedeckt<br />
kochen. Nach ca. 5 Minuten Möhren und nach weiteren<br />
10 Minuten Paprika dazugeben. Das gegarte Gemüse<br />
abgießen und den Gemüsefond auffangen.<br />
Butter oder Margarine in einem Topf zerlassen. Mehl und<br />
Tomatenmark darin anschwitzen und nach und nach mit<br />
dem aufgefangenen Gemüsefond ablöschen. Das Ganze<br />
unter Rühren ca. 5 Minuten kochen lassen.<br />
Crème fraîche unterrühren und mit Chilisauce oder<br />
Sambal Oelek, Salz und Pfeffer würzen. Thymianblättchen<br />
dazugeben.<br />
Das Gemüse in die Sauce geben und kurz darin erwärmen.<br />
Das Ganze mit der klein gehackten Petersilie bestreuen<br />
und mit Basmatireis servieren.<br />
FOTOS: FRANK LOTHAR LANGE (L. U.), DR. LUDGER STÜHL<strong>ME</strong>YER/T. E. RYEN, DAVE KITTEL/<strong>ME</strong>DIENZENTRUM (R. O.), EMRE KOCAKAVUK (R. U.); ILLUSTRATION: ADOBE STOCK<br />
Der heilige Liudger wurde in Utrecht<br />
geboren und gründete zu Lebzeiten<br />
mehrere Klöster.<br />
Wenn heute vom Smart Hospital die<br />
Rede ist, dann steckt nicht nur Zukunft<br />
in dem Begriff – sondern auch<br />
Geschichte. Denn ein „Hospitium“,<br />
aus dem sich das moderne „Hospital“<br />
ableitet, gab es in Essen-Werden<br />
schon im frühen Mittelalter. Als der<br />
heilige Liudger hier 799 ein Benediktinerkloster<br />
gründete, gehörte auch<br />
ein Hospitium genanntes Gästehaus<br />
dazu. Während im klostereigenen<br />
„Domus infirmorum“ kranke Mitbrüder<br />
betreut wurden, kümmerten sich<br />
die Mönche im Hospitium um Pilger,<br />
Kranke, Alte und Schwache. Rund<br />
1.100 Jahre später gründete sich auf<br />
dem Gelände der ehemaligen Abtei<br />
Werden das heutige St. Josef Krankenhaus<br />
Werden. Als Teil der Universitätsmedizin<br />
Essen ist es heute wieder<br />
ein Hospital – und zwar ein smartes.<br />
Kein Platz für Klischees<br />
Mädchen interessieren sich nicht für Technik und Jungs<br />
können nicht mit Kindern – denkste! Beim 4. gemeinsamen<br />
Girls‘ und Boys‘ Day der Medizinischen Fakultät der Universität<br />
Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen schnuppern<br />
Mädchen vor allem in den Bereich Medizintechnik,<br />
während die angemeldeten Jungen unter anderem bei den<br />
Erziehern im Betriebskindergarten vorbeischauen. Nach dem<br />
Mittagessen absolvieren alle Kinder – darunter viele Töchter<br />
und Söhne von Beschäftigten – gemeinsam das „Medizinstudium<br />
kompakt“ im Skills Lab. Kein Wunder, dass die Plätze für<br />
den 28. März bereits seit Wochen ausgebucht sind.<br />
WAS MACHT EIGENTLICH ...<br />
EMRE KOCAKAVUK PRIVAT?<br />
Lernen, Forschen, Fußball spielen: Emre Kocakavuk bringt vieles unter<br />
einen Hut. Der Student der Medizinischen Fakultät der Universität<br />
Duisburg-Essen ist vor Kurzem mit einem Stipendium des Boehringer Ingelheim<br />
Fonds für einen zehnmonatigen Forschungsaufenthalt an das renommierte<br />
„The Jackson Laboratory for Genomic Medicine“ in Farmington,<br />
Connecticut, USA, gegangen. Das Forschungsgebiet des 24-Jährigen<br />
ist das Glioblastom, ein aggressiver Hirntumor, der häufig zu Rückfällen<br />
führt. Auch in seiner Freizeit kann der „Gelsenkirchener Jung“ von der<br />
Medizin nicht lassen. Er engagiert sich ehrenamtlich im Projekt „Aufklärung<br />
Organspende“, das er vor<br />
zwei Jahren am Standort Essen<br />
etabliert hat. „Wir wollen vor<br />
allem informieren und motivieren,<br />
eine klare Entscheidung zu<br />
treffen und einen Organspendeausweis<br />
auszufüllen“, erklärt<br />
Kocakavuk.<br />
24 25
leben | Interview<br />
Mordsspaß<br />
Ein Polizistensohn wird zum<br />
Mörder – zumindest auf dem<br />
Papier: Andreas Edelhoff, Simulationskoordinator<br />
im Lehr- und<br />
Lernzentrum der Medizinischen<br />
Fakultät, schreibt Krimis.<br />
Herr Edelhoff, Ihr Vater war Polizist, Sie haben<br />
Krankenpfleger gelernt und bringen nun – in Krimis<br />
– Menschen um. Wie passt das zusammen?<br />
Andreas Edelhoff: Ursprünglich wollte ich wie mein Vater<br />
Hundeführer bei der Polizei werden. Als ich Abitur gemacht<br />
habe, herrschte allerdings gerade Einstellungsstopp. Auf<br />
der Suche nach einer Alternative bin ich auf den Beruf des<br />
Krankenpflegers gestoßen. Auch wenn die Art der Hilfe<br />
anders aussieht – ähnlich wie ein Polizist war ich bei dem<br />
Job nah dran an den Menschen und habe von Dramen bis<br />
zu schönen Momenten alles erlebt. Und was die Krimis betrifft:<br />
Hier stelle ich nicht das Morden in den Vordergrund,<br />
sondern die Aufklärung. Und da ist meine Quote besser als<br />
jede Polizeirealität.<br />
Gab es einen konkreten Auslöser für Ihren Start<br />
als Krimiautor?<br />
Edelhoff: Den gab es tatsächlich. Vor über zehn Jahren<br />
wurde ich im Rettungsdienst zu einem Selbstmord gerufen.<br />
Das war – bei aller Tragik des Falls – eine so denkwürdige<br />
Geschichte, dass ich mir im Stillen dachte: Das wäre<br />
ein Stoff für ein Buch. Diese Idee habe ich viele Jahre im<br />
Hinterkopf gehabt, bis ich 2012 dann tatsächlich mit dem<br />
Schreiben angefangen habe. Das Ergebnis ist „Halbgötterdämmerung“.<br />
... und der reale Fall findet sich da wieder?<br />
Edelhoff: Ja, die erste Leiche im Buch erinnert an den Selbstmord<br />
von damals. Mehr verrate ich hier aber nicht.<br />
Lesen Sie privat auch gerne Krimis?<br />
Edelhoff: Sogar sehr gerne. Vor allem die Ostfriesenkrimis<br />
von Klaus-Peter Wolf, meinem Mentor. Bei ihm habe ich<br />
regelmäßig Schreibseminare besucht, und seine Figuren<br />
haben in meinem Buch einen Gastauftritt.<br />
Ist man als Mitarbeiter der Universitätsmedizin<br />
Essen eigentlich zu mehr medizinischer Realität<br />
in einem Krimi verpflichtet?<br />
Edelhoff: Nicht nur das. Dass aus medizinischer Sicht alles<br />
schlüssig ist, ist auf jeden Fall mein Anspruch. Außerdem<br />
gibt es in meinem Freundeskreis zahlreiche Polizisten –<br />
da habe ich mir Rat geholt, wie Ermittlungsarbeit in echt<br />
aussieht. Nichtsdestotrotz erlaube ich mir an manchen<br />
Stellen dichterische Freiheit. Schließlich schreibe ich keine<br />
Sachbücher.<br />
Wie viel Zeit verbringen Sie in der Woche mit<br />
Schreiben? Sie haben ja noch einen anderen Job ...<br />
Edelhoff: An zwei Tagen in der Woche ziehe ich mich für<br />
ein paar Stunden ins Unperfekthaus zurück. Das ist eine<br />
Art Kreativtreffpunkt in Essen. Das Schreiben ist eine<br />
schöne Abwechslung zu meinem Vollzeitjob als Simulationskoordinator<br />
im Lehr- und Lernzentrum der Medizinischen<br />
Fakultät, den ich seit 2014 ausübe.<br />
„Ein echter<br />
Todesfall hat mich<br />
zum Schreiben<br />
gebracht.“<br />
ANDREAS EDELHOFF<br />
FOTO: DESIGNSTUDIO PERTOLLI/HERTEN<br />
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag dort aus?<br />
Edelhoff: Da geht es um viel Planung, Koordination und<br />
Organisation. Aktuell steht die Vorbereitung der alljährlichen<br />
notfallmedizinischen Sommerakademie für Studierende<br />
an. Welche Ressourcen werden benötigt, welche<br />
Räume und welches Equipment? Dass alles auf den Punkt<br />
zur Verfügung steht und läuft, ist eine meiner Aufgaben.<br />
Außerdem wollen wir unsere Simulationsarena erweitern.<br />
Bislang umfasst die ein 270-Grad-Kino, in dem Extremsituationen<br />
wie der Notfalleinsatz an einer stark befahrenen<br />
Straße simuliert werden können. Wir planen eine<br />
Erweiterung um eine Arena, in der das Innere eines Rettungswagens<br />
nachgebaut wird.<br />
Klingt nach ausgefüllten Tagen – bleibt da noch<br />
Zeit für andere Hobbys?<br />
Edelhoff: Bei der Arbeit und beim Schreiben bin ich viel<br />
drinnen und am Schreibtisch. Mein Ausgleich sind das<br />
Taekwondo und die Spaziergänge mit meinem Hund.<br />
Denn auch wenn es beruflich nicht mit dem Job als Hundeführer<br />
geklappt hat: Privat möchte ich auf einen vierbeinigen<br />
Freund nicht verzichten.<br />
GEWINNSPIEL<br />
U&<strong>ME</strong> verlost zwei Tickets für die Lesung „Dinner mit ...<br />
Krimi“ mit Andreas Edelhoff am 12. April <strong>2019</strong> im<br />
Lerncafé des Lehr- und Lernzentrums der Medizinischen<br />
Fakultät. Wer gewinnen will, schreibt eine E-Mail an:<br />
katharina.umbach@uk-essen.de. Viel Glück!<br />
Einsendeschluss ist der 5. April <strong>2019</strong>.<br />
26<br />
27
leben | Blick zurück<br />
Endlich wieder<br />
laufen<br />
Klein, aber wichtig:<br />
das Kniegelenk als Modell.<br />
Wie denken ehemalige Patienten<br />
über die Universitätsmedizin<br />
Essen? Wir fragen nach. Folge 4:<br />
Barbara Bieneks Knie brauchte<br />
ein Ersatzteil.<br />
Am Ende wurde es wirklich Zeit. Die Schmerzen<br />
waren einfach zu groß geworden, als es<br />
letztes Jahr auf Weihnachten zuging. „Ich<br />
hatte es nur noch mit Mühe geschafft, in meine Wohnung<br />
in den zweiten Stock zu gelangen. Vollbepackt<br />
mit Einkäufen war es noch viel schlimmer, sich bis<br />
zur Wohnungstür hoch zu kämpfen“, erzählt Barbara<br />
Bienek von ihrer monatelangen Leidenszeit. Das<br />
rechte Knie der 58-jährigen Verwaltungsbeamtin<br />
der Stadt Essen wollte einfach nicht mehr mitspielen.<br />
Es gab bei jeder Bewegung einen beängstigend<br />
knackenden Laut von sich. Da konnte auch die idyllische<br />
Wohnumgebung in Kettwig nicht mehr drüber<br />
hinwegtrösten. „Was nützen mir die Ruhr-Auen<br />
oder der Kettwiger See direkt in der Nähe, wenn ich<br />
da nicht mehr hingehen kann?“, fragte sie sich.<br />
Ein gutes halbes Jahr beißt sie die Zähne zusammen.<br />
Schließlich geht sie zu ihrem Orthopäden.<br />
Der eröffnet ihr, dass er ihr nicht helfen kann. „Ich<br />
könnte jetzt jede Menge Geld mit sinnlosen Behandlungen<br />
an Ihnen verdienen, aber die Röntgenaufnahmen<br />
sprechen eine eindeutige Sprache: Sie<br />
brauchen ein neues Kniegelenk!“<br />
FOTOS: BOZICA BABIC<br />
Tschüss, Gehhilfen!<br />
BARBARA BIENEK<br />
konnte schnell wieder auf<br />
eigenen Beinen stehen.<br />
Auf seine Empfehlung wird Bienek Anfang Januar<br />
im St. Josef Krankenhaus Werden vorstellig. Bei der<br />
Aufnahme durch Klinikdirektor Prof. Dr. Marcus Jäger<br />
kommt ein längst verblasstes Ereignis wieder<br />
zutage: ein Motorradunfall im Sommer 1983, bei<br />
dem sich Bienek Unter- und Oberschenkel brach.<br />
„Ich dachte mir gleich, dass es mit dieser alten<br />
Geschichte etwas zu tun haben könnte“, erklärt der<br />
Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />
In den Jahren nach dem Unfall hatte sich Bienek<br />
eine X-Bein-Fehlstellung angewöhnt, die für ihr<br />
Kniegelenk immer mehr zur Belastung wurde. Das<br />
Bein schlackerte regelrecht beim Gehen, sodass ein<br />
künstliches Kniegelenk notwendig geworden war.<br />
Der Facharzt diagnostiziert eine posttraumatische<br />
Arthrose.<br />
Das Ende der Leidenszeit<br />
90 Minuten dauert ein Fußballspiel oder eine Tatort-Folge.<br />
Ebenso viel Zeit benötigte Jäger, um Barbara<br />
Bienek ein künstliches Kniegelenk einzusetzen.<br />
Der Eingriff verlief ohne Komplikationen. „Bei Frau<br />
Bienek haben wir uns für den Oberflächenersatz<br />
„Ich freue mich so<br />
darauf, bald wieder<br />
Sport zu machen.“<br />
BARBARA BIENEK<br />
entschieden. Das ist die am wenigsten aufwendige<br />
Variante bei der Knie-Endoprothetik“, erläutert der<br />
Orthopäde. Schon am zweiten Tag nach der Operation<br />
wird sie mobilisiert und unternimmt erste<br />
Schritte über den Flur der orthopädischen Station<br />
3B. Nur wenige Tage später wird sie entlassen und<br />
beginnt mit ihren Rehamaßnahmen. Schnell macht<br />
die Beamtin, die beruflich Anträge auf Schwerbehindertenausweise<br />
bearbeitet, große Fortschritte, die<br />
Leidenszeit geht ihrem Ende entgegen. „Ich freue<br />
mich so darauf, bald wieder Sport zu machen, auf<br />
die Bewegung – Joggen im Frühling an der Ruhr,<br />
Nordic Walking, Zumba, Pilates, das alles steht mir<br />
jetzt wieder offen. Und das Wichtigste: einfach wieder<br />
die Treppen zu meiner Wohnungstür hochzukommen.“<br />
28 29
AUS DEN SOZIALEN <strong>ME</strong>DIEN<br />
KRITIK?<br />
DECKEL GEGEN POLIO<br />
leben | Service<br />
René-Alexander Möller aus dem Finanzdezernat des Universitätsklinikums<br />
hatte eine gute Idee: Er sammelt Kunststoffdeckel für den guten<br />
Zweck. Da mehr Sammler mehr bewirken, möchte er seine Kolleginnen<br />
und Kollegen zum Mitsammeln animieren. Möller unterstützt<br />
mit der Aktion den Verein Deckel drauf e. V., der<br />
Getränkedeckel aus hochwertigen Kunststoffen<br />
sammelt, an Recyclingunternehmen verkauft und<br />
mit den Erlösen gemeinnützige Projekte unterstützt.<br />
Aktuell das Programm „End Polio now“, das<br />
sich dafür einsetzt, die Kinderlähmung weltweit<br />
auszurotten. Mehr Infos unter www.deckel- gegenpolio.de<br />
und bei rene.moeller@uk-essen.de<br />
IDEEN?<br />
ANREGUNGEN?<br />
„Es sind Geschichten wie diese, die uns<br />
täglich in unserer Arbeit bestärken“, sagt<br />
Prof. Dr. Beate Timmermann, Ärztliche<br />
Leiterin des Westdeutschen Protonenzentrums<br />
(WPZ), über die erfolgreiche<br />
Krebsbehandlung des kleinen Charlie.<br />
In einem Filmbeitrag kann man die Geschichte<br />
des Jungen aus Liverpool, der<br />
im Sommer zur Protonentherapie nach<br />
Essen kam, noch einmal nacherleben:<br />
Die BBC hat ihn für die Serie „Hospital“<br />
auf seiner Reise begleitet. Diese und andere<br />
Links findet man auf den sozialen<br />
Medien der Universitätsmedizin.<br />
www.facebook.de/ukessen<br />
Für die<br />
tägliche Versorgung der<br />
Patienten einerseits und die Entwicklung<br />
hin zum Smart Hospital andererseits<br />
braucht es das Engagement und Wissen aller<br />
Beschäftigten. Haben Sie Ideen oder Anregungen,<br />
wie die Universitätsmedizin Essen besser werden<br />
kann? Dann schreiben Sie an:<br />
Fragen@Vorstand-im-Dialog.de<br />
10 % Rabatt<br />
Haarschnitt?<br />
Beschäftigte des Universitätsklinikums<br />
bekommen bei Minopoli Hair & Makeup<br />
Artists 10 Prozent Rabatt.<br />
12 % Rabatt<br />
Neues Auto?<br />
Beim Autohaus Kläsener in Gelsenkirchen<br />
bekommen Mitarbeitende der<br />
Universitätsmedizin 12 Prozent Rabatt<br />
auf Skoda-Neuwagen (zuzüglich der<br />
vom Hersteller gewährten Prämien).<br />
www.autohaus-klaesener.de<br />
Über 10 % Rabatt<br />
Ruhrbahn-Tickets<br />
Beschäftigte der Universitätsmedizin Essen<br />
bekommen bei der Ruhrbahn Firmentickets<br />
mit einer Vergünstigung von über<br />
zehn Prozent. Im Rahmen der Modellstadt<br />
Essen gibt es aktuell zusätzlich noch<br />
Prämientickets mit einer monatlichen<br />
Ermäßigung von 30 Euro – solange der<br />
Vorrat reicht. Das Firmenticket können Sie<br />
über Ihre Personalabteilung beantragen.<br />
www.ruhrbahn.de<br />
FOTOS: JANNA CORNELISSEN<br />
Termin-ticker<br />
Ausgewählte Veranstaltungen<br />
der Bildungsakademie<br />
Bildungsakademie<br />
Fort- und<br />
Weiterbildungsprogramm 2018<br />
Patientensicherheit und klinisches<br />
Risikomanagement<br />
Die Patientensicherheit stets im<br />
Blick zu haben, ist essenziell im<br />
Krankenhaus; dies gilt insbesondere<br />
in einer hochtechnisierten und<br />
komplexen medizinischen und<br />
pflegerischen Versorgung. Kennt<br />
man die Risiken, die Fehler auslösen,<br />
lassen sich Fehler vermeiden.<br />
Termin: 11. April <strong>2019</strong>, 9 bis 13 Uhr<br />
Moderation von Workshops<br />
und Meetings<br />
In diesem Training erwerben Sie<br />
Grundlagen zur Ausübung von Moderationsmethoden<br />
und erarbeiten<br />
sich weitere Kompetenzen, um<br />
Workshops erfolgreich zu leiten<br />
und die Ergebnisse festzuhalten.<br />
Termin: 08. Mai <strong>2019</strong>, 9 bis 16 Uhr<br />
Gespräche mit Patienten<br />
und Angehörigen in Krisensituationen<br />
Wie keine andere Berufsgruppe haben<br />
Ärztinnen, Ärzte und Pflegende<br />
mit Menschen zu tun, die sich in<br />
existenziellen Lebenssituationen<br />
befinden. Klientenzentrierte Gesprächsführung<br />
ist eine bewährte<br />
Einstellung und Hilfe für schwierige<br />
Lebenssituationen.<br />
Termin: 13. Mai <strong>2019</strong>, 9 bis 16 Uhr<br />
Infos zur Anmeldung sowie das<br />
Gesamtprogramm gibt es unter<br />
www.uk-essen.de/bildungsakademie<br />
Gewinnspiel<br />
Die Lösungen finden Sie in den Geschichten<br />
in diesem Heft.<br />
Wie lautet der Fachbegriff für die Wandlungsfähigkeit<br />
eines Tumors?<br />
1 8<br />
Wie hieß in einer mittelalterlichen Abtei das Gästehaus<br />
eines Klosters?<br />
Wissen Sie die Lösung?<br />
Dann schicken Sie eine E-Mail mit dem<br />
Lösungswort an maz@uk-essen.de.<br />
Unter allen richtigen Einsendungen<br />
verlosen wir Karten für das „Best of Poetry<br />
Slam“ im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen.<br />
Einsendeschluss ist der 19.<br />
April <strong>2019</strong>. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Beim letzten Mal lautete die<br />
Lösung „Rettungsdienst“. Gewinnerin<br />
war Janine Kluwe (siehe Seite 4).<br />
6<br />
Welche Diagnose war die Ursache für die Knie-OP von<br />
Barbara Bienek?<br />
7<br />
2<br />
Wie heißen die Tiere in Raumanzügen, die Kindern eine Untersuchung<br />
im Magnetresonanztomografen erleichtern sollen?<br />
In welchem Teil der Universitätsmedizin Essen gibt es ein<br />
270-Grad-Kino?<br />
LÖSUNG:<br />
3 4<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
5<br />
9<br />
POETRY SLAM<br />
Die Ruhrfestspiele sind das älteste und eines<br />
der größten Theaterfestivals Europas. Neben<br />
internationalen Theater- und Tanzproduktionen<br />
gibt es auch einen „Best of Poetry Slam“-<br />
Abend. Für die Veranstaltung am 28. Mai um<br />
20 Uhr im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen<br />
verlosen wir 2 x 2 Karten.<br />
www.ruhrfestspiele.de<br />
30<br />
31
Mein ort<br />
PHILHARMONIE ESSEN<br />
Beschäftigte der Universitätsmedizin verraten, wo sie sich<br />
wohlfühlen. Diesmal: Dr. Stefanie Werther, 45, Oberärztin an der<br />
Klinik für Pneumologie der Ruhrlandklinik.<br />
FOTO: JAN LADWIG<br />
Im Konzert<br />
„Klassische Musik hilft mir extrem gut, vom Alltag abzuschalten.<br />
Sie gibt mir positive Energie nach einem langen und anstrengenden<br />
Arbeitstag. Ich finde, dass hier in der Philharmonie die Akustik<br />
besonders herausragend ist. Für mich ein außergewöhnlicher Ort<br />
der musischen Inspiration. Ich spiele seit über 20 Jahren im Universitätsorchester<br />
Duisburg-Essen bei den Violinen. Im großen<br />
Konzertsaal treten wir jährlich im Rahmen der Festkonzertreihe der<br />
Universität auf. Für mich jedes Jahr aufs Neue eine großartige Erfahrung<br />
und ein tolles Erlebnis. Beim Gang auf die Bühne bin ich ein<br />
wenig nervös. Während des Konzertes spiele ich hoch konzentriert.<br />
Anschließend bin ich erfüllt von der wunderbaren Musik.“<br />
UK Essen<br />
Stadtkern<br />
PHIL-<br />
HARMONIE<br />
ESSEN<br />
Philharmonie Essen<br />
Huyssenallee 53<br />
45128 Essen