FN-Ausgabe-Oktober 2023-web
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GELESEN<br />
buchtipps<br />
melanie raabe<br />
Die Kunst des Verschwindens<br />
Wäre es nicht so „abgedroschen“, könnte<br />
man die Kölnerin Melanie Raabe tatsächlich<br />
als literarisches „Wunderkind“ bezeichnen.<br />
Raabe war tagsüber hauptberuflich<br />
Journalistin – und schrieb nachts heimlich<br />
Bücher. Thriller! Gleich mit ihrem ersten<br />
Buch „Die Falle“ avancierte sie 2015 zur<br />
neuen „Krimi-Queen“ in Deutschland. Es<br />
folgten drei weitere Krimis, die mittlerweile<br />
in knapp zwei Dutzend Sprachen übersetzt<br />
wurden. Mit „Die Kunst des Verschwindens“<br />
wollte sie Genres und Grenzen überschreiten.<br />
Das ist ihr auch gelungen, denn der<br />
Roman ist eine wilde und unterhaltsame<br />
Mischung aus Krimi, Roadmovie, Fantasy<br />
und Psychostudie, in deren Mittelpunkt<br />
zwei Frauen stehen: Ellen, eine bekannte<br />
Schauspielerin aus Hollywood, und Nico,<br />
eine Fotografin aus Berlin. Obwohl sie<br />
auf den ersten Blick sehr unterschiedlich<br />
erscheinen, fühlen sie sich von Anfang<br />
an zueinander hingezogen. Doch die Geschichte<br />
nimmt eine unerwarteten Verlauf,<br />
als Ellen plötzlich spurlos verschwindet<br />
und Nico sich auf die Suche macht. Eine<br />
fesselnde Geschichte mit überraschenden<br />
Wendungen!<br />
Nevfel Cumart<br />
Btb Verlag, 2022. 396 S.<br />
ferdinand v. schirach<br />
Nachmittage<br />
Der Berliner Ferdinand von Schirach, in<br />
der Wahrnehmung mehr Schriftsteller<br />
als Anwalt, ist in der Region kein Unbekannter<br />
auf der Bühne: Zu seinem<br />
letzten Auftritt beim Bamberger Literaturfestival<br />
kamen immerhin 1200<br />
Menschen, um seinen Geschichten zu<br />
lauschen. Geschichten, von denen sich<br />
26 Stück von unterschiedlicher Länge in<br />
dem Band „Nachmittage“ wiederfinden.<br />
Texte, die von kurzen Gedanken auf einer<br />
knappen Seite bis hin zu mehrseitigen<br />
Geschichten reichen. Texte, die von<br />
verregneten Nachmittagen und dunklen<br />
Nächten, von Begegnungen und Erinnerungen<br />
erzählen und oft von Melancholie<br />
und Einsamkeit durchzogen sind.<br />
Dabei nimmt uns der Kosmopolit mit<br />
auf seine Reisen etwa nach Paris, Tokio,<br />
Oslo, Taiwan und New York und lässt<br />
uns auch an seinen autobiografischen<br />
Erkundungen und Beobachtungen teilhaben.<br />
Ein schmaler Band zwar, aber mit<br />
literarischem Tiefgang! Nevfel Cumart<br />
Luchterhand Literaturverlag, 2022. 176 S.<br />
ralf georg reuth<br />
1923 - Kampf um die Republik<br />
Inflation, Abstiegsängste, Verschwörungstheorien,<br />
Spaltung, Aufstieg von Faschisten,<br />
nationale Egoismen – die Geschichte<br />
scheint sich in Teilen zu wiederholen. Denn<br />
es ist nicht das Jahr <strong>2023</strong>, das der Journalist<br />
Ralf Georg Reuth in seinem Buch „1923<br />
- Kampf um die Republik“ umfassend beschreibt,<br />
sondern dieses Schicksalsjahr vor<br />
100 Jahren. Es herrschen bürgerkriegsähnliche<br />
Zustände, die Regierung kann den<br />
Reparationszahlungen nicht mehr nachkommen.<br />
Frankreich besetzt nach dem<br />
Rheinland auch das Ruhrgebiet. Der passive<br />
Widerstand frisst Geld. Eine Hyperinflation<br />
bricht aus. Moskau plant in Deutschland die<br />
Fortsetzung der Weltrevolution - und findet<br />
willfährige Helfer. Adolf Hitler versucht<br />
zu putschen. Monat für Monat legt Reuth<br />
chronologisch und mit vielen Details, allerdings<br />
ausschließlich auf die handelnden<br />
Männer und nicht auf die gesellschaftlichen<br />
Strukturen fokussiert, dar, wie eine Handvoll<br />
Demokraten die gefährdete Republik dennoch<br />
zu retten vermocht. Ein nachdenklich<br />
machendes Buch. Gerade in der heutigen<br />
„Zeitenwende“.<br />
Thomas Pregl<br />
Piper Verlag, <strong>2023</strong>. 368 S.<br />
jennifer häuser<br />
Introvertierte Weltveränderer<br />
In Deutschland gibt es Blogs wie Sand am<br />
Meer, kein Mensch hat einen Überblick.<br />
Doch ab und an findet man eine interessante<br />
kleine „Perle“ in diesem Blog-Universum.<br />
So ein Blog ist „Wanderlust Introvert“, der<br />
mit sehr viel Herz, Schweiß und Engagement<br />
von der jungen Autorin und Texterin Jennifer<br />
Häuser betreut wird und sich mittlerweile<br />
großer Beliebtheit in einer treuen Community<br />
erfreut. Ausgehend von der Frage, „wie<br />
eine Welt aussehen würde, in der Introversion<br />
idealisiert und nicht schief beäugt wird“,<br />
machte sich Häuser als Expertin für Fragen<br />
rund um Introversion und Hochsensibilität<br />
daran, ein sehr lesenswertes Buch zu schreiben.<br />
Ihr Buch ist nicht nur eine Reflexion<br />
über die introvertierte Persönlichkeit, sondern<br />
auch ein Appell an die Gesellschaft,<br />
die Stärken und Fähigkeiten introvertierter<br />
Menschen zu erkennen und zu schätzen. Es<br />
ist ein Plädoyer für Verständnis und Wertschätzung<br />
von Unterschieden und die Anerkennung<br />
der Tatsache, dass introvertierte<br />
Menschen, unabhängig von ihrer Persönlichkeit,<br />
einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft<br />
und zu einer besseren Zukunft leisten<br />
können.<br />
Nevfel Cumart<br />
Independently published, 2022. 236 S.<br />
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