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FN-Ausgabe-Oktober 2023-web

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MUSIK-COMEDY<br />

soll ich tun?“ Ich empfehle dann,<br />

bei der Playlist im Auto ruhig mal<br />

etwas von Bob Dylan oder Nina<br />

Simone einzupflegen. Das ist dann<br />

so als würde man Gemüse unter<br />

die Pommes streuen. Kids fragen:<br />

Meine Eltern hören Andrea Berg<br />

– was soll ich tun? Dann empfehle<br />

ich einen Anwalt, der sich mit Sorgerecht<br />

auskennt. Aber im Ernst:<br />

es gibt Musik, die zeitlos funktioniert.<br />

Große Hollywood-Filme wie<br />

„Yesterday“, „Bohemian Rhapsody“<br />

oder „Rocket Man“ haben nur funktioniert,<br />

weil sie alle Generationen<br />

durch die Melodien mitreißen.<br />

Was ist Ihrer Meinung nach<br />

das Faszinierende an Musik?<br />

Der Mensch hat schon getanzt<br />

und gesungen, bevor er überhaupt<br />

sprechen konnte. Und man hat<br />

noch nie eine Kultur auf diesem<br />

Planeten gefunden, die ohne Musik<br />

auskommt. Sie ist überlebenswichtig.<br />

Es ist nachgewiesen worden,<br />

Dr. Pop<br />

Es gibt gesicherte<br />

Erkenntnisse dazu,<br />

dass wir durch Musik<br />

unsere Kreativität und<br />

geistige Leistungsfähigkeit<br />

anregen können.<br />

dass regelmäßiges Singen unter<br />

der Dusche das Selbstbewusstsein<br />

und die Abwehrkräfte stärkt.<br />

Singen und Tanzen gelten als Demenzprophylaxe,<br />

sind aber auch in<br />

jeder Lebensphase gesundheitsfördernd.<br />

Das ist kein Hokuspokus.<br />

Wie beeinflusst Musik unsere<br />

Emotionen und Stimmungen?<br />

Gibt es bestimmte Arten von<br />

Musik, die sich besonders stark<br />

auf uns auswirken?<br />

Schnelle Musik kann uns aktivieren,<br />

traurige Musik kann uns das Gefühl<br />

geben, verstanden zu werden. Weil<br />

jemand ein Gefühl, was wir gerade<br />

erleben, schon durchlebt hat.<br />

Das gibt Kraft bei Liebeskummer<br />

und wir fühlen uns weniger allein.<br />

Musik hilft eigentlich immer. Musik<br />

kann auch Leben retten: Wie man<br />

aus dem Erste-Hilfe-Kurs weiß, ist<br />

Staying Alive geeignet, um eine<br />

Herzdruckmassage durchzuführen.<br />

Alles zwischen 100 und 120 beats<br />

per minute ist brauchbar. Selbst<br />

Highway to hell!<br />

Wie würden Sie gute Musik<br />

definieren?<br />

Ich bin fest überzeugt, dass wir alle<br />

eine Wahrnehmung dazu haben,<br />

wann Musik authentisch ist und sie<br />

gut funktioniert. Unabhängig davon,<br />

ob man ein Genre mag oder nicht.<br />

„In the air tonight“ ist objektiv gesehen<br />

ein guter Song, der alle Menschen<br />

mitreißt. Wer da kein Luftschlagzeug<br />

an der entscheidenden<br />

Stelle macht, hat die Kontrolle über<br />

sein Leben verloren. Oder „Flowers“<br />

von Miley Cyrus, ein Lied, das dieses<br />

Jahr rauskam, ist zweifelsohne gute,<br />

ehrliche Musik. Das spürt man. Man<br />

wird in jedem Genre fündig. Und<br />

es ist kein Zufall, dass Greenday in<br />

„Basket Case“ Akkorde genutzt haben,<br />

die man bei Pachelbel im 17. Jh.<br />

nachweisen kann.<br />

Gibt es auch schlechte Musik?<br />

Und woran kann man sie erkennen?<br />

Oh ja! Die Textzeile „Wenn die Feuermelder<br />

brennen“ vom Wendler<br />

bereitet direkt schon Kopfzerbrechen.<br />

Manche Musiker sagen übrigens<br />

selber, dass sie viel Mist produziert<br />

haben. Shaggy hat mal erzählt,<br />

dass vor seinem Durchbruch mit<br />

„I wasn’t me“ schreckliche Lieder<br />

entstanden, etwa die Coverversion<br />

vom Klassiker der Jacksons „Dance<br />

& Shout“. Die Produktion hätte die<br />

Plattenfirma 250.000 Dollar gekostet<br />

und keiner wusste, warum.<br />

In Ihrem Solo-Live-Programm<br />

gehen Sie der Frage nach, welche<br />

Musik schlau macht und welche<br />

geistig taub. Kann ich allein mit<br />

der Musik, die ich höre, meinem<br />

Gehirn etwas Gutes tun oder aber<br />

auch meinen IQ bewusst senken?<br />

Es gibt gesicherte Erkenntnisse<br />

dazu, dass wir durch Musik unsere<br />

Kreativität und geistige Leistungsfähigkeit<br />

anregen können. Wir hören<br />

die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi<br />

oder ein gutes Stück von Bob<br />

Dylan und sind dadurch kognitiv<br />

besser drauf. Den Mozart-Effekt<br />

gibt es allerdings nicht, also, dass<br />

man Mozart hört und dadurch<br />

langfristig schlauer wird und der<br />

IQ in die Höhe schießt. Das war ein<br />

Marketing-Gag in den 90er Jahre<br />

in Folge einiger Studien, die sich<br />

nicht reproduzieren ließen.<br />

Frank Gundermann<br />

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