12 28 » 06 » » - Schenker Deutschland AG - DB Schenker
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14 rEPortagE<br />
Wann werden Paletten und<br />
Container endlich gebeamt?<br />
Bei Raumschiff Enterprise war es gang<br />
und gäbe, Versorgungsgegenstände und<br />
Menschen per Teleportation hin und<br />
her zu befördern. Im Jargon der Crew<br />
um Captain Kirk und Mr Spock hieß das<br />
„beamen“. Im Horrorfilm „Die Fliege“<br />
hat das jemand mit sich selbst versucht.<br />
Das hat zwar irgendwie geklappt, aber<br />
irgendwie dann doch nicht. Aber lassen<br />
wir das.<br />
Unsere Straßen würden erheblich entlastet,<br />
wenn man Schrauben, Waschmaschinen<br />
und Computer einfach zum<br />
Empfänger beamen könnte. Mit einzelnen<br />
Molekülen ist das schon gelungen.<br />
Aber so ein Molekül besteht aus einer<br />
Handvoll Atomen. Was ist das schon<br />
im Vergleich zu den zehn hoch achtundzwanzig<br />
Atomen, aus denen ein mittelgroßer<br />
Mensch besteht? Und bei einer<br />
Palette Zement sind es noch viel mehr<br />
Kleinstteile. Denken wir also gar nicht<br />
erst daran, Werkzeugmaschinen von<br />
<strong>Deutschland</strong> nach Asien zu beamen!<br />
„Mit Beamen befassen wir uns während<br />
der Arbeitszeit nicht“, sagt Erik Wirsing,<br />
Leiter der Zentrale Systementwicklung.<br />
Und in seiner Stimme liegt noch nicht<br />
einmal Bedauern. Denn wenn man<br />
beamen könnte, würde das Transportgewerbe<br />
in eine ebenso dramatische Krise<br />
fahren wie die Zunft der Hufschmiede<br />
nach der Erfindung des Autos. „Wir bekämen<br />
einen letzten Großauftrag. Nämlich<br />
die Ausstattung aller Firmen mit<br />
Beamstationen. Und danach könnten<br />
wir uns ans Verschrotten der Lkw begeben.“<br />
– Doch das heben wir uns fürs<br />
nächste Jahrtausend auf. Aber wie wäre<br />
es übergangsweise für die Citylogistik<br />
mit einem unterirdischen Zustellsystem?<br />
transparenz und Prozesssteuerung<br />
bleiben die entscheidenden Faktoren<br />
Wohin also fährt der Landverkehr? Gehen<br />
wir das Thema zunächst einmal von der<br />
Marktseite an: Was erwartet der Kunde von<br />
der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>? Jörg Vandersee<br />
muss es wissen, denn der Leiter der Zentrale<br />
Vertrieb Landverkehre ist ganz nah dran<br />
an den Marktbedürfnissen. Seine Prognose:<br />
„Unsere Kunden fordern künftig von uns<br />
noch mehr Optimierungsimpulse, die über<br />
die vereinbarte Dienstleistung hinausgehen.<br />
Sie benötigen einen Partner mit dynamischer<br />
Innovationskraft, der aktiv, schnell und flexibel<br />
auf die sich ständig verändernden Anforderungen<br />
im logistischen Setup reagiert. In<br />
zehn Jahren verlangen unsere Kunden von<br />
uns noch mehr steuernde Einflüsse auf ihre<br />
Supply Chains und gleichzeitig deutlich mehr<br />
Transparenz.“<br />
Mehr Transparenz. Das überrascht. Garantieren<br />
verlässliche Telematiksysteme und ausgeklügelte<br />
Internetplattformen nicht schon<br />
jetzt eine präzise Steuerung der Warenströme?<br />
„Natürlich tun sie das“, entgegnet Vandersee.<br />
„Aber unsere Kunden müssen immer komplexere<br />
Prozesse immer effizienter gestalten.“<br />
Deshalb benötigen sie mittel und langfristig<br />
noch mehr Detailinformationen in Echtzeit.<br />
Das sieht auch Erik Wirsing so. Der Leiter der<br />
Zentrale Systementwicklung geht davon aus,<br />
dass ihn die Lieferkettentransparenz in den<br />
folgenden Jahren noch gut beschäftigt. Er<br />
gehört zu den nimmermüden Antreibern<br />
und Möglichmachern, wenn es um die intensivere<br />
Nutzung bestehender oder um die Einführung<br />
neuer ITTools geht. Heute treffen<br />
bei der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> erst achtzig<br />
Prozent aller Landverkehrsaufträge auf elektronischem<br />
Weg ein. Künftig dürfte sich dieser<br />
Prozentsatz der Einhundert annähern,<br />
weil auch kleinere Auftraggeber verstärkt<br />
von ihren digitalen Möglichkeiten Gebrauch<br />
machen. Zu den Vorteilen gehört es, dass<br />
die Kunden den Sendungsverlauf im Internet<br />
nachhalten oder – ganz neu! – ihn über eine<br />
<strong>Schenker</strong>App via Smartphone im Auge<br />
behalten können.<br />
kunden brauchen informationen –<br />
logistiker auch<br />
So wie die Kunden wollen auch die in die<br />
Systemverkehre eingebundenen Geschäftsstellen<br />
wissen, wann welche Waren bei ihnen<br />
eintreffen. Das wird darauf hinauslaufen,<br />
dass mit Erstellung eines elektronischen<br />
Borderos in der Versandgeschäftsstelle die<br />
Empfangsgeschäftsstelle sofort weiß, was<br />
da konkret auf sie zukommt: Art der<br />
Frachtstücke, Empfänger, spezielle Anforderungen<br />
an die Zustellung. „Auf diese Weise<br />
können die Empfangsgeschäftsstellen lange<br />
vor dem Eintreffen des Lkw den Einsatz ihrer<br />
Personal und Fahrzeugressourcen zielgerichtet<br />
planen“, darin sieht HansJoachim Brockmeyer,<br />
Leiter der Zentrale Produktion, nach<br />
wie vor Entwicklungspotenzial bei der effizienten<br />
Prozessgestaltung. Denn es ist für<br />
die Feinverteilung keineswegs egal, ob der<br />
in einer Stunde eintreffende Lkw temperatursensible<br />
Medikamente, schwere Maschinenkomponenten<br />
oder Plüschtiere geladen hat.<br />
Das führt zu einem weiteren Themenbereich,<br />
dessen Bedeutung in den kommenden Jahren<br />
ebenfalls zunimmt. Stichwort Sensorik.<br />
Immer mehr Verlader fordern Auskünfte in<br />
Echtzeit darüber, wie es der Fracht unterwegs<br />
ergeht: Treten starke Schwankungen bei der<br />
Luftfeuchtigkeit auf? Wird das Frachtgut<br />
übermäßig geschüttelt oder gestoßen? Und<br />
vor allem: Bewegt sich die Fracht während<br />
Transport und Umschlag ständig innerhalb<br />
des zulässigen Temperaturbereichs? Die<br />
<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> setzt entsprechende<br />
Überwachungstechnologien schon heute ein.<br />
„Aber hier befinden wir uns noch in den Anfängen“,<br />
erklärt Erik Wirsing: „Momentan<br />
bereiten wir uns darauf vor, die Überwachung<br />
per Sensorikmodul auch auf der Paletten und<br />
Packstückebene durchzuführen.“ Und mehr<br />
noch: Wenn es nach den Vorstellungen der<br />
Entwickler geht, werden künftig sogar alle<br />
Ladungsträger mit einem winzigen RFIDtag<br />
zur weltweit einheitlichen Identifikation<br />
ausgestattet.<br />
das Fahrzeug der Zukunft<br />
Schwenken wir von den kleinen Teilen zu<br />
den ganz großen. Ob der Hauptlauf von<br />
nationalen und internationalen Systemverkehren<br />
künftig auch mit dem EuroCombi<br />
ausgeführt wird, steht derzeit in den Sternen,<br />
weil die politische Entscheidung auf sich<br />
warten lässt. Die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />
hat sich in dieser Frage klar positioniert. Sie<br />
stuft den 25,25 Meter langen EuroCombi als<br />
ein hilfreiches Instrument zur Entlastung des<br />
Hauptlaufes im Systemverkehr ein. In einem<br />
Code einscannen ...<br />
Fotos: © Palto, istockphoto.com (S. 14-15); Andrzej Estko, fotolia.de (S. 15)<br />
gemeinsamen Thesenpapier haben der Verband<br />
der Deutschen Automobilindustrie<br />
(VDA) und die Deutsche Bahn <strong>AG</strong> unterstrichen,<br />
dass sie zu diesem Thema in einem<br />
konstruktiven Dialog stehen. Der Verzicht<br />
auf die Teilnahme am bundesweiten Feldversuch<br />
stellt keine generelle Ablehnung des<br />
EuroCombis dar. Aber solange sich die Hälfte<br />
der deutschen Bundesländer beim Feldversuch<br />
ausklinkt, macht es für einen bundes<br />
und europaweit operierenden Transportlogistiker<br />
wenig Sinn, sich einzubringen. Das von<br />
Kritikern gemalte Horrorszenario mit gigantischen<br />
Fahrzeugen in den Innenstädten darf<br />
man getrost ins Gruselkabinett der berufsmäßigen<br />
Pessimisten verbannen: LangLkw<br />
spielen ihre Stärken ausschließlich im TerminalzuTerminalVerkehr<br />
aus. Das bedeutet,<br />
dass sie vornehmlich auf den Autobahnen<br />
und auf den Zufahrtsstraßen zu den Umschlagplätzen<br />
verkehren, aber nicht in der City.<br />
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