31.10.2023 kibizz
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Biberacher Filmfestspiele<br />
„Wir freuen uns, dabei zu sein!“<br />
Biberach. Die 45. Biberacher Filmfestspiele von 2. Bis 5. November<br />
sind aus der Intendanz-Not geboren eine Kompaktausgabe<br />
unter dem Motto „Best Of Plus“.<br />
Schauspieler Edgar Selge erhält den Silbernen Biber für seine Verdienste<br />
um den deutschsprachigen Film. Er war bereits öfter in Biberach zu Gast,<br />
wie 2015 (mit seiner Ehefrau Franziska Walser). Foto: Kliebhan<br />
Der anfänglichen Ungewissheit zum Trotz ist dank 400 Einreichungen<br />
und dem kuratierenden Blick von Martin Maurer<br />
ein respektables Filmfestprogramm entstanden. Die eingeladenen<br />
Filmemacher äußerten sich höchst erfreut, was das<br />
Organisationsteam sehr motiviert habe, war auf der Programmpressekonferenz<br />
zu hören. Anders als sonst sind alle<br />
73 Filme nur einmal zu sehen, Eröffnung und Preisverleihung<br />
(nur Goldener Biber) finden im Kino statt und am Sonntag laufen<br />
Gewinnerfilme der vergangenen Jahre. Der Kapuzinertalk<br />
(Samstag, 4. November, 12 Uhr) wird die einzige Veranstaltung<br />
außerhalb des Cineplex-Festivalkinos sein. Die scheidenden<br />
Mitglieder des Vereinsvorstandes werden dabei die<br />
Filmschaffenden interviewen.<br />
www.biberacher-filmfestspiele.de<br />
Filme aus und über Biberach<br />
Uli Stöckle Foto: Riedel<br />
Filmemacher Uli Stöckle hat für<br />
Samstagabend, 4. November, ab 21<br />
Uhr, ein „Biberach Spezial“ zusammengestellt.<br />
Es zeigt, wie Kino und<br />
Film Medienschaffende befruchtet<br />
haben.<br />
Das Jahr 1996 war dafür maßgeblich,<br />
als bei den 18. Filmfestspielen erstmals<br />
Amateurfilme von Biberachern<br />
liefen, die in Begleitung von Landeszentrale<br />
für politische Bildung, Landesbildstelle,<br />
Kulturamt und zwei<br />
Filmprofis entstanden waren: Filme der Lesbengruppe, der Hiphopper,<br />
der Hochschulstudenten, ein experimenteller Spielfilm,<br />
ein Film über Hugo Häring und Obdachlose, über Schüler und<br />
das Landleben. Die Ergebnisse beeindruckten die Initiatoren in<br />
Stuttgart und die Jugendstiftung Baden-Württemberg schoss<br />
20.000 Mark für die Gründung der Medienwerkstatt zu.<br />
Stöckle bezeichnet sie als „Keimzelle“ fürs lokale Medienschaffen<br />
und nennt als Beispiele Grimme-Preisträger Philipp Käßbohrer,<br />
der mit seiner Bild- und Tonfabrik Köln mittlerweile erfolgreich<br />
Fernsehsendungen und Shows produziert, Tarantino-<br />
Darsteller und Filmemacher Michael Kranz oder Musikproduzent<br />
Hans-Martin Buff (Prince, Scorpions, Peter Gabriel).<br />
Der Film „Träume nicht Dein Leben, lebe Deine Träume“ von<br />
Günter Gerber und Johannes Pahlke begleitet den Obdachlosen<br />
Sven, der noch vor der Premiere des Filmes starb. Der Film führte<br />
zur Gründung der Wohnungslosenhilfe Biberach.<br />
Der experimentelle Spielfilm „Lost in Illusions“ der damals<br />
20-jährigen Valérie Lasserre nach Drehbuchmotiven von K. D.<br />
Diedrich, dem ehemaligen Filmvorführer der Kutterkinos, ist<br />
stark von dessen Biografie geprägt: Schriftsteller Lost scheitert<br />
ausgerechnet in der Provinz, aus der er kommt. Im Film zu sehen<br />
sind auch Radiomann und Musiker Jack Krispin als alter Mann in<br />
Biberachs Straßen, der verstorbene Künstler Martin Heilig oder<br />
Ex-Bundeskanzler Kiesinger. Musiksegmente im Film stammen<br />
von Hans Martin Buff.<br />
Die Dokumentation „News von der Basis“ aus dem Jahr 1997<br />
fasst das Gesamtprojekt zusammen, berichtet auch über seine<br />
Nachwirkungen wie die Gründung der Medienwerkstatt Biberach.<br />
Im Film kommen Björn Brunner, Hans-Peter Biege (damals<br />
Kulturbürgermeister) und Adrian Kutter zu Wort. Zwischen den<br />
Filmen ist Zeit für Diskussionen mit den Machern der Filme und<br />
Mitgliedern der Medienwerkstatt.<br />
Im zweiten Block von Biberach Spezial geht es um den einstigen<br />
„Bürgerschreck“ zu Zeiten von APO und 68-er Rebellion, um den<br />
2002 verstorbenen „Ekke“ Leupolz. In Stöckles Dokumentation<br />
„Trotzdem hoffe ich – Provinz ist, wenn man trotzdem lebt.“<br />
bezeichnet sich der von schwerer Krankheit bereits gezeichnete<br />
Leupolz auch als Macho, Sexist, Drogendealer und Sohn<br />
eines Nazis.<br />
Die Dokumentation „Werkraum Oberschwaben“ befasst sich mit<br />
dem Architekten Hugo Häring. Weltweit gefeiert ist Härings Ruf<br />
in Biberach eher bescheiden. Philosoph Jürgen Kraft fragt, ob<br />
man in der Biberacher Provinz überhaupt Kreativität schätzt?<br />
Einer seiner Interviewpartner war Alt-OB Claus-Wilhelm Hoffmann.<br />
Ekke Leupolz in „Trotzdem hoffe ich“<br />
Foto: Archiv Stöckle<br />
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