MÄA-2526-23 online
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Münchner Ärztliche Anzeigen AUS DEM ÄKBV 7<br />
Sinti und Roma in der Sprechstunde<br />
Vertrauen ist besser<br />
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Foto: Shutterstock<br />
Einige Roma kamen durch den Krieg in der Ukraine nach München, viele Sinti und<br />
Roma leben schon länger hier. Welche Lebenssituation haben diese Menschen? Und<br />
was bedeutet dies für Ärztinnen und Ärzte? Damit beschäftigte sich der ÄKBV am 14.<br />
November bei der öffentlichen Veranstaltung „Sinti und Roma in der Sprechstunde“.<br />
„Verleugnet, verdrängt, verschwiegen<br />
– das ist die Geschichte der Sinti<br />
und Roma“, sagte die Vorsitzende<br />
des ÄKBV-Menschenrechtsausschusses,<br />
Dr. Sibylle von Bibra, zur<br />
Begrüßung und zitierte damit einen<br />
Buchtitel eines Referenten (Dr. phil.<br />
Jürgen Müller-Hohagen). Die Verfolgung<br />
dieser Bevölkerungsgruppe im<br />
Nazi-Deutschland wirke lange nach.<br />
Erst in den 1980er Jahren wurden sie<br />
offiziell als Minderheit anerkannt,<br />
erst 2012 wurde in Berlin ein Denkmal<br />
für die im Nationalsozialismus<br />
ermordeten Sinti und Roma eröffnet.<br />
Noch immer gebe es im Alltag viel<br />
Diskriminierung.<br />
Dr. phil. Jürgen Müller-Hohagen,<br />
Psychologischer Psychotherapeut<br />
aus München, sprach unter dem<br />
Titel „mit traumatisierten Menschen<br />
ins Gespräch kommen“ allgemein<br />
über die Folgen von Traumata für<br />
Betroffene. Häufig träten Traumatisierungen<br />
erst zutage, wenn man<br />
sich traue, explizit danach zu fragen<br />
und darauf hinweise, dass die Gespräche<br />
unter Verschwiegenheit<br />
stattfänden. Das Lächeln von Betroffenen<br />
bedeute nicht, dass es ihnen<br />
gut gehe. Häufig fielen traumatisierte<br />
Menschen aber durch unangenehmes<br />
oder schwieriges, ablehnendes<br />
Verhalten auf. In solchen Fällen sollten<br />
Ärztinnen und Ärzte immer daran<br />
denken, dass dahinter ein Trauma<br />
stecken könne. Zu häufig könnten<br />
Betroffene ihre Erfahrungen nicht<br />
von sich aus ansprechen. Das könnten<br />
oft erst ihre Kinder und Enkel, in<br />
denen das Erlebte weiterwirke.<br />
Über die konkrete Lebenssituation<br />
der Sinti und Roma in München<br />
sprach Alexander Diepold, Sozialpä-<br />
dagoge, Gründer und Geschäftsführer<br />
von Madhouse München, einer<br />
Einrichtung zur Betreuung von Madhouse<br />
München, einer Beratungsstelle<br />
für und Einrichtung zur Betreuung<br />
von Kindern und Jugendlichen aus<br />
Sinti- und Romafamilien. Diepold ist in<br />
einem Heim aufgewachsen. Erst als<br />
Erwachsener erfuhr er, dass er selbst<br />
aus einer Sintifamilie stammt. Da<br />
sein, zuhören, aushalten und auffangen<br />
– das seien die Aufgaben der Mitarbeiter*innen<br />
in der Beratungsstelle.<br />
Viele Ratsuchende seien durch die<br />
Kriege in Europa – den 2. Weltkrieg,<br />
den Krieg in Ex-Jugoslawien und jetzt<br />
durch den Krieg in der Ukraine traumatisiert.<br />
Bis heute werde Sinti und<br />
Roma zudem häufig der Zugang zu<br />
Bildung, Gesundheit oder Wohnraum<br />
verwehrt. Noch immer seien Vorurteile<br />
weit verbreitet, etwa sie seien nicht<br />
lernfähig oder könnten keine Woh-