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MÄA-2526-23 online

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8 AUS DEM ÄKBV / IMPRESSUM<br />

Münchner Ärztliche Anzeigen<br />

nung sauber halten. Anzeigen bei<br />

Hass und Hetze würden von der Polizei<br />

teilweise nicht verfolgt. Dadurch<br />

bestehe bei vielen Familien wenig<br />

Vertrauen in Staat und Polizei. Auch<br />

gegenüber Ärztinnen und Ärzten herrsche<br />

teilweise ein tiefes Misstrauen,<br />

das sich aus der Nazi-Verfolgung und<br />

der „Erforschung“ durch KZ-Ärzte wie<br />

Dr. Mengele speise.<br />

Aldo Rivera, Diplom-Psychologe bei<br />

Madhouse München, berichtete<br />

anhand von Fallbeispielen von der<br />

kultursensiblen Arbeit in der Beratungsstelle,<br />

die eine von insgesamt<br />

19 Erziehungsberatungsstellen in<br />

München ist (Informationen zu den<br />

Erziehungsberatungsstellen siehe<br />

auch MÄA 21/20<strong>23</strong>, S. 8). Neben Prävention<br />

und Beratung spiele auch<br />

Netzwerkarbeit eine große Rolle.<br />

Eine aus der Ukraine geflüchtete<br />

Roma-Familie mit sieben Kindern,<br />

darunter einem Kind mit einer Nierenerkrankung,<br />

brauche etwa nicht<br />

nur Unterstützung beim Austausch<br />

mit Jugendamt, Sozialamt, Frühen<br />

Hilfen, Kindergarten und Schulen<br />

etc. sondern auch im Umgang mit<br />

Augenarzt, Ohrenärztin, Kindernephrologe<br />

und Kinderzahnärztin. Rivera<br />

bemängelte die fehlende Forschung<br />

zum Einfluss von Traumata wie Tod<br />

und Verlust auf Erkrankungen von<br />

Sinti und Roma oder auf ihre geringere<br />

Lebenserwartung, die oft nur<br />

bei 60 oder 70 Jahren liege. In ganz<br />

Bayern gebe es zu wenig Expertise<br />

zum kultursensiblen Umgang mit<br />

Sinti und Roma.<br />

Statt einen Vortrag zu halten, entschied<br />

sich Dr. Thomas Hegemann,<br />

Vorstand des Bayerischen Zentrums<br />

V.l.n.r: Dr. Sibylle von Bibra, Dr. phil.<br />

Jürgen Müller-Hohagen, Alexander<br />

Diepold, Aldo Rivera, Dr. Thomas<br />

Hegemann Foto: Ina Koker<br />

für Transkulturelle Medizin, für eine<br />

Diskussionsrunde zum Thema<br />

„Umgang mit Sinti und Roma in der<br />

laufenden Praxis oder in der Klinik“.<br />

Dabei bezog er auch Diepold und<br />

Rivera als Experten ein. Eine Frage<br />

lautete etwa, wie eine bessere Compliance<br />

z.B. bei der Schwangerenberatung<br />

erreicht werden könne. Diepold<br />

antwortete, dass Gespräche zu<br />

Themen rund um Menstruation oder<br />

Geburt für Frauen meist tabu seien,<br />

sobald Männer anwesend seien.<br />

Wenn also Patientinnen schwiegen,<br />

wenn ein Mann den Raum betrete,<br />

bedeute dies nicht fehlendes Interesse.<br />

Auch anderen die Hand zu<br />

geben könne für manche Frauen ein<br />

Tabu sein.<br />

Diepold riet dazu, bei Problemen<br />

die Großfamilie einzubeziehen. Vertrauen<br />

gewinnen könne man etwa,<br />

indem man Kontakt zu den Älteren,<br />

zu Großeltern, -tanten oder -onkeln<br />

suche. Wie wichtig es sei, sich Zeit<br />

für die Patient*innen zu nehmen,<br />

betonte Rivera. Auch Hausbesuche<br />

im gewohntem Umfeld könnten helfen,<br />

einen besseren Kontakt herzustellen.<br />

Hegemann regte an, das<br />

eigene Unwissen gegenüber dem<br />

Kulturkreis zuzugeben und die Patient*innen<br />

direkt zu fragen, was für<br />

sie passe. Die eigene Schweigepflicht,<br />

etwa gegenüber der Bezirkssozialarbeit,<br />

könne man nicht genug<br />

betonen. Je mehr Zeit man außerdem<br />

am Anfang in den ersten Kontakt<br />

investiere, umso effektiver falle<br />

die Beratung danach häufig aus. Fest<br />

eingeplante und vereinbarte Termine<br />

außerhalb der regulären Sprechstunden<br />

könnten helfen, den eigenen<br />

Zeitdruck durch ein volles Wartezimmer<br />

zu lindern. Hegemann riet<br />

auch dazu, im Umgang mit Sinti und<br />

Roma die eigenen Probleme und<br />

Dilemmata zu beschreiben und<br />

Kooperationsangebote zu machen.<br />

Indem man etwa zugebe, dass man<br />

deren Kultur und Gepflogenheiten<br />

nicht kenne, könne man langfristiges<br />

Vertrauen aufbauen. Wer außerdem<br />

etwa bei der Ankunft einer Großfamilie<br />

in der Praxis die Patient*innen<br />

frage, wer bei der Sprechstunde<br />

dabei sein solle statt dies selbst zu<br />

entscheiden, lerne die Familienstrukturen<br />

besser kennen.<br />

Stephanie Hügler<br />

IMPRESSUM<br />

Münchner Ärztliche Anzeigen<br />

Offizielles Publikationsorgan und Mitteilungsblatt<br />

des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes<br />

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Anzeigenschluss<br />

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Grafik: Conny Anders, Kerstin Meister<br />

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Erfüllungsort: München<br />

ISSN: 07<strong>23</strong>-7103

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