Bad Häring informiert | Ausgabe 4/2023
Gemeindenachrichten / Gemeindezeitung Bad Häring
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WIRTSCHAFTSSCHAUFENSTER<br />
WIRTSCHAFTSSCHAUFENSTER<br />
Rohrdorf und <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong><br />
Eine konstruktive Verbindung!<br />
Der ZEMENT-Steinbruch in <strong>Bad</strong>-<strong>Häring</strong><br />
Tirol ist ein Tourismusmagnet. Die Schönheit der<br />
Natur und die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten<br />
im Sommer wie im Winter machen die Region sehr<br />
attraktiv. Damit auch die Infrastruktur den Besucherströmen<br />
angemessen bleibt, wird nach wie vor<br />
viel gebaut. Neben Hotels, Tiefgaragen, Straßen,<br />
Radwegen, Zugtrassen und Tunnels werden modernste<br />
Wasserkraftwerke wie das im Platzertal<br />
oder in Kühtai gebaut, damit Österreich die von<br />
der EU angestrebten Klimaziele erreicht. Viele dieser<br />
Bauten bestehen überwiegend oder sogar ausschließlich<br />
aus Beton. Dieser wiederum besteht<br />
etwa zu einem Fünftel aus Zement.<br />
Geliefert wird das hydraulische Bindemittel von der<br />
Firma Rohrdorfer, die im Oberbayerischen Rohrdorf<br />
seit rund 90 Jahren ein Zementwerk betreibt. 35 Prozent<br />
der Jahresproduktion von Rohrdorfer Zement<br />
gehen nach Tirol. Das Unternehmen, das im vergangenen<br />
Jahr Deutschlands erste CO 2<br />
-Rückgewinnungsanlage<br />
in der Zementindustrie in Betrieb genommen<br />
hat, hat mittlerweile auch elf CO 2<br />
-reduzierte Zemente<br />
im Angebot. Diese verursachen gegenüber herkömmlichen<br />
Sorten bis zu 25 Prozent weniger CO 2<br />
.<br />
Seit 2005 wird CO 2<br />
als klimaschädliches Treibhausgas<br />
im Rahmen des europäischen Emissionshandels besteuert.<br />
Die Steuer fällt jeweils in dem Land an, in dem<br />
produziert wird. Tirol besitzt mittlerweile nur noch ein<br />
Zementwerk der Firma Schretter. Dieses soll im Laufe<br />
des Jahres 2024 stillgelegt werden. Ab dann wird<br />
Tirol keine CO 2<br />
-Emissionen aus der Zementproduktion<br />
mehr verursachen, kann aber den Baustoff, dank<br />
der räumlichen Nähe zum südlichsten deutschen Zementwerk<br />
in Rohrdorf weiterhin nutzen. Damit trägt<br />
der grenzüberschreitende Warenverkehr zu einer signifikanten<br />
Reduktion der CO 2<br />
-Emissionen in Tirol bei.<br />
Zwischen Bayern und Tirol besteht also im wahrsten<br />
Sinne des Wortes eine konstruktive Verbindung.<br />
Zement für Tirol −<br />
Kalk und Mergel für Rohrdorfer<br />
Aber diese Verbindung ist nicht einseitig, denn das<br />
Gestein, das als Basis des Rohrdorfer Zements dient,<br />
kommt zu etwa 20 Prozent aus <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong>. Der Transport<br />
des Gesteins in Richtung Rohrdorf kann dank einer<br />
langjährigen sehr erfolgreichen Zusammenarbeit<br />
mit der ÖBB Rail Cargo Group überwiegend über die<br />
Text: Ulrike Schinagl, Fotos: Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong>, und Rohrdorfer Zement<br />
Musikanten im Steinbruch<br />
Schiene abgewickelt werden. Der Zementtransport in<br />
Richtung Tirol passiert meist noch mit Zementsilofahrzeugen.<br />
Ein besserer Ausbau der Bahninfrastruktur,<br />
wie er von Österreich und Deutschland bereits anvisiert<br />
ist, wird es in Zukunft aber möglich machen, mehr<br />
und mehr Zementtransport auf die Schiene zu verlegen.<br />
Die natürlichen Kalksteinvorkommen in <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong><br />
haben eine für die Zementproduktion bestens geeignete<br />
Zusammensetzung. Auch was den CO 2<br />
-Ausstoß<br />
betrifft, der entsteht, wenn das Rohgestein für die<br />
Klinkerproduktion auf 1.450 Grad erhitzt wird, denn<br />
das <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong>er Gestein ist vergleichsweise CO 2<br />
-arm.<br />
Dennoch müssen die unvermeidlichen CO 2<br />
-Emissionen,<br />
die in der Zementproduktion entstehen, in einem<br />
aufwändigen und kostenintensiven Schritt zurückgewonnen<br />
und weiterverarbeitet oder dauerhaft gespeichert<br />
werden. Nur so wird die Europäische Union, wie<br />
geplant, bis 2050 CO 2<br />
-neutral werden. Diese Kosten<br />
für die CO 2<br />
-Rückgewinnung trägt die Rohrdorfer Unternehmensgruppe.<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong>er Bergbautradition<br />
wird durch Rohrdorfer hochgehalten<br />
Der Rohrdorfer Abbau am Pölven ist gleichsam der letzte<br />
verbliebene Rest einer langen <strong>Häring</strong>er Bergbautradition.<br />
Der Ort hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, was<br />
sich insbesondere in der Zufügung „<strong>Bad</strong>“ im Ortsnamen<br />
widerspiegelt. Die alte Bergbautradition wird noch durch<br />
die berühmte Knappenkapelle fortgesetzt. „Es ist uns sehr<br />
wichtig, <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong> beim Hochhalten der alten Tradition zu<br />
unterstützen. Einmal im Jahr wird dies sichtbar, wenn wir die<br />
heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, feiern und<br />
gemeinsam zur Kirche ziehen. Ein Ausklingen im „<strong>Bad</strong>l“<br />
gehört natürlich auch dazu“, sagt DI Heinz Hintner, gebürtiger<br />
Wörgler. Er verantwortet bei Rohrdorfer den Steinbruchbetrieb<br />
und kennt den Ort <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong> sehr gut und<br />
sehr lange. „Was mich am Standort <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong> besonders<br />
freut, ist die offene Kommunikation mit der Gemeindeführung.<br />
Bürgermeister und Gemeinderat machen sich alljährlich<br />
ein Bild von unseren Aktivitäten direkt vor Ort am<br />
Pölven. Daraus ergaben sich bereits viele konstruktive Vorschläge,<br />
um das Zusammenleben zwischen Steinbruchbetrieb<br />
und Kurort weiter zu verbessern.“<br />
Barbaragottesdienst<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong> <strong>informiert</strong> 04.23 | 38 <strong>Bad</strong> <strong>Häring</strong> <strong>informiert</strong> 04.23 | 39