#18. X-mas special 06.12.2023

Eine etwas andere
Weihnachtsgeschichte
ten nicht, dass kurz darauf noch
andere Herberge-Sucher den Stall
gefunden hatten. Mary und Joe
waren von zu Hause fort gegangen,
als Mary merkte, dass sie „in
anderen Umständen“ war. Marys
Eltern waren streng gläubig und
hätten ihrer Tochter ein uneheliches
Kind nie verziehen. Joes Vater
glaubte, dass sein Sohn sowieso
nur Schwierigkeiten machte und
so gab es auch für ihn nur eine
Möglichkeit - weg von zu Hause.
Die letzten Monate hatte sich das
Paar so durch das Land geschlagen.
Sie hatten auf Bauernhöfen und
auf den Feldern mitgeholfen. Doch
alle Früchte waren geerntet und
auch die letzten Reben geschnitten.
Marys Bauch war nun auch
nicht mehr zu verbergen und das
Gehen beschwerlich. Es war Heiliger
Abend. Alle Menschen waren
bei ihren Familien, niemand hatte
ihnen in den letzten Tagen Einlass
gewährt. Alle waren zu sehr mit
dem Weihnachtsfest beschäftigt,
mit dem Schenken, dem Kochen,
Ein Esel hatte sich eines Nachts auf
den Weg gemacht, er wollte keine
schweren Lasten mehr tragen, seine
müden Knochen taten ihm weh,
oft war er auch für sein störrisches
Verhalten geschlagen worden. Er
hatte genug vom harten Alltag
und dem Zusammenleben mit den
Menschen. Auf seiner Wanderschaft
traf er auf einen Ochsen,
dem es ähnlich ergangen war. Auch
er war von den Menschen schlecht
behandelt worden und war weggegangen,
um ein besseres Leben zu
haben.
So gingen die beiden entlang eines
steinigen Weges. Es war kalt und
beide froren sich ihre Nasen steif.
„Da vorne“, sagte der Esel, „ist ein
Stall, der ganz einsam steht. Ich
rieche frisches Heu, und Menschen
scheinen fern zu sein. Wollen wir
dort Unterschlupf für die Nacht
suchen?“ Der Ochs willigte ein und
da die Tür unversperrt war, hatten
sie es sich flugs im Heu bequem
gemacht. Schon bald waren sie
erschöpft eingeschlafen und hördem
Organisieren, dass kein Platz
für Liebe und Mitgefühl blieb.
Erschöpft fielen auch die beiden
auf das weiche Stroh und sofort in
einen tiefen Schlummer.
Doch nach wenigen Stunden
weckte Mary ein intensives Ziehen
im Bauchbereich und kurz darauf
wollte das Baby zur Welt gebracht
werden. Laut schreiend weckte sie
Joe, der sie verstört und hilflos anblickte.
„Das Baby kommt, so hilf
mir doch“, rief Mary in Panik. Der
Lärm weckte auch den Ochs und
Esel, die sich neugierig näherten.
Mary erschrak und Joe wollte die
Tiere verscheuchen. Doch als der
Esel beruhigend Mary seinen Kopf
auf die Schulter legte, ließ er ihn
gewähren. Der Ochs schnaubte laut
und tief, sodass Mary dieses Atmen
übernahm. Er hatte die Kühe seiner
Herde oft beobachtet, dass sie
sich ähnlich verhielten, wenn die
Babys kamen. Mary krallte sich im
Fell des Esels fest, als ihr Baby das
Licht der Welt erblickte. Zärtlich
leckte der Ochs den kleinen Buben
sauber, so wie er es bei den Kälbern
gesehen hatte. Da strahlte Joe als
er den kleinen Knaben in Händen
hielt und hauchte der tapferen
Mary einen Kuss auf die Stirn.
In diesem Moment öffnete sich die
Türe und drei Obdachlose, denen
das Leben bisher auch übel mitgespielt
hatte, betraten den Stall. Kurz
davor hatte ihnen eine gute Seele
viele Köstlichkeiten für den heutigen
Tag mitgegeben. Sie waren so
warmherzig bewirtet worden – es
gab noch Menschen, die das Herz
am rechten Fleck hatten – und
die drei wollten den Abend unter
ihresgleichen ausklingen lassen.
Als sie nun den Stall betraten, erkannten
sie sofort, was hier vor
sich ging und überbrachten ihre
Geschenke. Eine kuschelige Decke,
in die sie Baby und Mutter einhüllten,
Brot und Käse zur Stärkung
für alle und eine Kerze damit die
strahlenden Gesichter nicht im
Dunklen blieben.
Obwohl
draußen
die Nacht
eisig und
frostig die
Landschaft
einhüllte,
hatten drinnen Liebe und Geborgenheit
den Raum in wohlige
Wärme verwandelt. Die Herzen
erstrahlten in Dankbarkeit und ein
besonders funkelnder Stern beleuchtete
den Stall.
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