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summertime - design frontal

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4.8. Die Stadtbefestigung an der Winterpromenade<br />

An der Winterpromenade kann die Befestigung der Nord-<br />

und Ostseite begutachtet werden: rund 670 m gotische<br />

Stadtmauer und spätgotischer Zwinger. Dieser Zwinger<br />

wurde bereits 1645 gelobt, er wäre ein guter zwinger mit<br />

rondell 3 vierecketen unndt 7 runden so gegen einander streichen<br />

können. 44 ) Mit einer Ausnahme blieben die Rondelle<br />

bzw. Flankierungstürme, die in einem Abstand von rund<br />

50 bis 80 m errichtet wurden, mehr oder weniger gut erhalten<br />

und bieten heute architektonische Abwechslung.<br />

Der stärkste Zwingerturm steht gleich an der Nordwestecke,<br />

mit einem Durchmesser von rund 8,5 m und<br />

1,6 m dicken Mauern (Abb.58). Sein Wehrgeschoß be-<br />

Abb.59: Die „lange Stadtmauer“ an der Nordseite.<br />

sitzt drei der schon bekannten Schießfenster. Auch die<br />

Steinmetzzeichen stimmen mit dem des Turms westlich<br />

des Hornertors überein (vgl. Abb.33). Interessant ist zudem<br />

ein außen eingesetzter Stein mit Krückenkreuz. Falls<br />

das Kreuz nicht erst später eingearbeitet wurde, darf es als<br />

apotropäisches Zeichen interpretiert werden, das diesem<br />

exponierten Teil der Befestigung im Ernstfall höheren Beistand<br />

sichern sollte. 45 )<br />

Abb.58: Der wuchtige Flankierungsturm an der Nordwestecke. Abb.60: Zinnen der Stadtmauer mit Schlüsselscharte.<br />

Als den 9. Sept. damahlen der Tag war,<br />

und man zehlet daselbst das 1620 Jahr<br />

Kam mit einer grossen Anstalt<br />

Der Fürst Christian von Anhalt<br />

Aus Böhmen vor die Gränzstadt<br />

Und diese Kugl mit 14 lb hereingeworffen hat<br />

Gedacht diese kleine Gränzstadt einzunehmen<br />

Nichts verlezt als den Rüßl von einem Schwein<br />

Ist von Dampirn Komendant aus dieser Stadt<br />

Den 20. Sept. vertrieben um Miternacht<br />

Worauf seine Belagerung aufgehoben<br />

Und sind von dannen ins Böhmen gezogen.<br />

Zu Beehrung der Heiligsten Dreyfaldigkeit<br />

Sey Lob Ehr und Preiß in Ewigkeit Amen.<br />

Abb.61: Der Zwinger an der Nordseite.<br />

reichte rund 10 m Höhe und Mauerdicken bis zu 1,9 m. Leider<br />

wurden die Zinnen im 19. Jahrhundert großteils abgetragen, um<br />

billiges Baumaterial zu gewinnen. Erst im Bereich des dritten<br />

Flankierungsturms setzen sie für ein kurzes Stück ein. Hier zeigt<br />

sich auch, wie der gotische Wehrgang nachträglich für den Einsatz<br />

von Handfeuerwaffen modernisiert wurde. In die Zinnenlücken<br />

sind kleine Schlüsselscharten eingebaut (Abb.60).<br />

Rund 250 m weiter östlich ist es die Zwingermauer, die<br />

Der Weg an der langen Nordseite entlang An vermittelt der nordöstlichen Ecke der Stadtbefestigung besondere Beachtung steht verdient. Sein Sie Wehrgeschoß blieb hier mit Schießscharten<br />

besitzt zwei Schießscharten, zwei<br />

kleinen Zugbrücke diente. Das geht unter anderem aus<br />

einen starken Eindruck des großen baulichen der Aufwands, einzige fünfseitige Flankierungsturm und vor des allem Zwingers in ursprünglicher Schießfenster Höhe sowie erhalten ein (Abb.61). vorerst rätselhaftes Außenpor-<br />

der ehemaligen Seilführung der Brücke hervor (Abb.67).<br />

der für die Befestigung von Drosendorf betrieben (Abb.64). wurde Mit Ausnahme des im 19. Zinnen Jahrhundert hat sie offensichtlich abgetal. nie Während besessen. die Dieser beiden Verzicht Schießscharten auf die Mauern des<br />

Durch den oftmaligen Gebrauch ist sie glatt abgeschliffen.<br />

(Abb.59). Die um 1330/1430 erneuerte Stadtmauer tragenen Zinnenabschlusses er-<br />

blieb er das gut vielleicht erhalten. wichtigste Wehrsymbol Zwingers flankierten, steigerte die konnte architekto- von den Schießfenstern aus<br />

Da die Höhe der Nische verlässlich die Länge der Zugnische<br />

Wirkung der Zwingertürme - deren Werksteine mit ihren Zinnenabschlüs-<br />

wieder mit Steinmetzzeichen versehen<br />

brücke angibt, kann diese nur zu einem im Stadtgraben<br />

sen. In diesem Zusammenhang sind ist - das der Vorgelände östlich folgende bedroht Flankie- werden (Abb.65). Der un-<br />

errichteten Bauteil geführt haben. Tatsächlich zeigt eine<br />

rungsturm hervorzuheben. Er ter besitzt dem südlichen noch beide Schießfenster Wehrgeschoße eingebaute Mauerschacht<br />

Ansicht von 1677 an genau dieser Stelle zwei gemauer-<br />

mit allen Schießscharten, ein hatte mit hingegen einem Steinmetzzeichen keine militärische verFunktion.<br />

Da der Gotische Turm Stadtmauer - um 1330/1430 te Pfeiler (Abb.68). Vermutlich haben sie eine hölzerne<br />

sehenes Schießfenster sowie aus den Gründen Zinnenabschluss der Sicherheit (Abb.62 zur Stadtseite und offen war, Spätgotischer muss- Zwinger - um 1460/1490Brücke<br />

getragen, die über den breiten Graben zum vorge-<br />

63). Auf diesen könnte einst te ein eine Dach Möglichkeit aufgesetzt geschaffen gewesen sein. werden, die Niederschläge<br />

lagerten Erdwall führte. Sie ermöglichte den Verteidigern<br />

Da auch die Zinnen der Stadtmauer abzuleiten noch (Abb.66). vorhanden Es handelt sind, bie- sich also um einen Ent-<br />

der Stadt den Zugang zu den von Stadtmauer und Zwintet<br />

sich hier die beste Annäherung wässerungsschacht. an die originale Das interessante Ensemble- Außenportal schließger<br />

aus nicht wirklich gut einsichtigen Abhängen. Je nach<br />

wirkung des doppelten Mauerrings. lich ist ein spätgotisches Kragsteinportal, umrahmt von<br />

einer rechteckigen Blendnische, die der Aufnahme einer<br />

Abb.62: Der letzte mit Zinnengeschoß erhaltene Zwingerturm,<br />

rund 60 m vor der Nordostecke der Stadtbefestigung.<br />

Abb.63: Baualterplan des Flankierungsturms.<br />

militärischer Lage konnte das Vorgelände besetzt werden,<br />

wo vielleicht auch eine Vorbefestigung aus Holz und Erde<br />

bestand, oder aber ein schneller Rückzug in den Zwinger<br />

erfolgen. In diesem Fall wurde der letzte, bewegliche Teil<br />

der Brücke in die Nische hochgezogen.<br />

Die gotische Stadtmauer zeigt im Eckbereich wieder<br />

jenes unauffällige Vorspringen, das bereits die beiden<br />

westlichen Ecken der Stadtmauer kennzeichnete. Es dürfte<br />

auch hier ein gotisches Wehrhaus aufgesetzt gewesen sein.<br />

Grundsätzlich blieben derartige Holzaufbauten bis weit in<br />

das 17. Jahrhundert hinein ein wichtiger Aspekt der Stadtbefestigung.<br />

So sollten 1670 in Drosendorf alle Plockheuser<br />

wo selbige vn (von) Regen verdorben repariret, zu gleich<br />

ein neues Plockh Haus mit tauglichen Schießlöchern auf die<br />

Stattmauer hinter dem Pitall (Bürgerspital) aufgesetzet ...<br />

werden.<br />

Abb.65: Baualterplan der nordöstlichen Stadtecke mit dem<br />

der Stadtmauer vorgelagerten Zwingerturm.<br />

46 38 Gotische Stadtmauer - um 1330/1430<br />

Spätgotischer Zwinger - um 1460/1490<br />

39<br />

) Derartige feste Blockhäuser gewährten den Verteidigern<br />

guten Schutz gegen feindliche Musketenkugeln,<br />

erforderten aber regelmäßige Erhaltungsarbeiten. Daher<br />

Abb.64: Der fünfseitige Zwingerturm an der nordöstlichen Ecke der<br />

können sie heute an Niederösterreichs Stadtmauern nur<br />

Stadtbefestigung mit seinem feldseitigen Kragsteinportal.<br />

mehr auf älteren Ansichten bewundert werden.<br />

gerhard simader I grafik <strong>design</strong> & more<br />

Abb.66: Der Zwingerturm<br />

von Südosten gesehen;<br />

unterhalb des Schießfensters<br />

ist der eingebaute<br />

Schacht zur Entwässerung<br />

des Zwingers zu sehen.<br />

Abb.67: Zwingerturm.<br />

Detail des Außenportals<br />

mit Kragstein und Sturz<br />

(von innen gesehen);<br />

das Loch ist die ehemalige<br />

Seilführung der Zugbrücke.<br />

Abb.68: Zeichnung von<br />

SUTTINGER (1677).<br />

Detail mit dem fünfseitigen<br />

Zwingerturm<br />

und zwei im Graben<br />

errichteten<br />

Mauerpfeilern;<br />

Sammlung Hoyos.<br />

40 41<br />

Arbeit: Buchgestaltung<br />

Kunde: Stadtgemeinde Drosendorf

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