[PDF] Die Künstler der Sammlung Brandhorst - LifePR.de
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<strong>Die</strong> <strong>Künstler</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong><br />
Positionen <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwartskunst<br />
Joseph Joseph Beuys<br />
Beuys<br />
Joseph Beuys (1921-1986) gilt als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>utschen <strong>Künstler</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nachkriegszeit und genießt internationales Renommee. Sein Werk strebt nach einer<br />
»Erweiterung <strong>de</strong>s Kunstbegriffs«, ein Postulat, unter <strong>de</strong>m er eine Loslösung von traditionell<br />
geprägten formal-ästhetischen Gesichtspunkten hin zu einer anthropologischen Kunst<br />
versteht. Damit verbin<strong>de</strong>t sich auch das Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> »sozialen Plastik«, eine Vorstellung, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zufolge je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch als ein <strong>Künstler</strong> durch bewusstes und gezieltes Han<strong>de</strong>ln einen<br />
individuellen Beitrag leisten kann, gesellschaftliche Strukturen und damit die Welt zu<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Seine vielschichtig angelegten Arbeiten sind konzeptionelle Visualisierungen<br />
komplexer Gedankenstrukturen und stellen nicht selten Vorarbeiten und Relikte<br />
performativer Aktionen dar. Beuys´ Kunstverständnis ist geprägt von einer tief empfun<strong>de</strong>nen<br />
Naturverbun<strong>de</strong>nheit, die sich unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em in <strong><strong>de</strong>r</strong> Einbeziehung erhabener, ursprünglicher<br />
Mythen zeigt. Weiterhin sind sie eine Reflektion über physikalische Prozesse und <strong>de</strong>n<br />
Eigenschaften <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm verwen<strong>de</strong>ten Materialien.<br />
Dumme Kiste, eine Arbeit aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong>, zeigt einen aus vier Kupferplatten<br />
zusammengesetzten nach oben hin offenen Kasten. An <strong>de</strong>n Schnittstellen <strong><strong>de</strong>r</strong> scharfen<br />
Kanten hat Beuys aus Filz ausgeschnittene Platten eingefügt. Dadurch entsteht ein Kontrast<br />
zwischen <strong>de</strong>m kalten Metall und seiner kristallinen Struktur, das physikalisch betrachtet die<br />
potentielle Fähigkeit eines elektrischen Leiters aufweist und <strong>de</strong>m weichen und warmen<br />
Material Filz mit seiner isolieren<strong>de</strong>n Eigenschaft. Ihr Zusammenspiel kreiert einen<br />
architektonischen Raum, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich mo<strong>de</strong>llhaft als ein von physikalischen Gegebenheiten<br />
bestimmter Lebensraum begreifen lässt. <strong>Die</strong> auf <strong>de</strong>n ersten Blick wenig beachtenswert<br />
anmuten<strong>de</strong> Dumme Kiste offenbart sich bei eingehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachtung als ein intellektuelles<br />
Mo<strong>de</strong>ll gefühlt physikalischer Realitäten.<br />
James James Lee Lee Byars<br />
Byars<br />
Man hat ihn <strong>de</strong>n »Magier <strong><strong>de</strong>r</strong> Stille« genannt. James Lee Byars, 1932 in Detroit geboren,<br />
studierte Kunst, Psychologie und Philosophie. Vor allem die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
fernöstlichen Kultur Japans, wo Byars mehrere Jahre lebte, hat seine Geisteshaltung entschei<strong>de</strong>nd<br />
geprägt. Seit <strong>de</strong>n siebziger Jahren ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Minimalist, Konzept- und Performancekünstler<br />
mit Objekten, Skulpturen, Rauminstallationen und Aktionen international präsent<br />
und mehrfach auf <strong><strong>de</strong>r</strong> »documenta« vertreten. Byars` Werk kreist um die existentiellen<br />
Themen von Leben und Tod. Seine Intention ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck von erhabener Vollkommenheit,<br />
ein Zustand, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> momenthaften Begegnung zwischen <strong>de</strong>m Flüchtigen und <strong>de</strong>m<br />
Ewigen einstellt. 1994 schenkte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Künstler</strong> seine Performance The Perfect Smile, eine<br />
Darbietung, bestehend aus einer winzigen Mundbewegung, die zu einem Lächeln wird, <strong>de</strong>m
Museum Ludwig in Köln. <strong>Die</strong> immaterielle und flüchtige Vorführung wird allein durch <strong>de</strong>n Akt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> auf Dauer ausgerichteten Schenkung durch ihre potentielle Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holbarkeit zu einem<br />
museal »konservierten« Kunstwerk.<br />
In I am Imaginary, einer nach oben hin abgerun<strong>de</strong>ten Marmorplatte, die <strong>de</strong>n Titel <strong>de</strong>s Werkes<br />
in einer kaum sichtbaren gol<strong>de</strong>nen Inschrift aufweist, wird das dauerhafte und hochwertige<br />
Material zu einem monumentalen Epitaph und damit zu einem langfristigen Stellvertreter<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen ephemeren Existenz. Auch die vollkommene Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Kugel in The Lucky Stone<br />
visualisiert anschaulich die Umsetzung <strong>de</strong>s Absoluten und Perfekten, das <strong><strong>de</strong>r</strong> 1997<br />
verstorbene <strong>Künstler</strong> in <strong>de</strong>m auf Fortbestand ausgerichteten Material <strong>de</strong>s Steins auf ewig<br />
festzuhalten suchte.<br />
John John Ch Chamberlain<br />
Ch Ch amberlain<br />
1927 in Rochester im US-Bun<strong>de</strong>sstaat Indiana geboren, erhielt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildhauer John<br />
Chamberlain seine Kunstausbildung zunächst in Chicago, um dann ein Jahr am Black<br />
Mountain College zu verbringen, wo er mit einigen <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten <strong>Künstler</strong> und Literaten<br />
seiner Zeit Bekanntschaft machte. Als er 1957 nach New York zog, entwickelte er die für sein<br />
Werk typische Ästhetik mit verbeulten, verschie<strong>de</strong>nfarbigen Autoteilen, durch die er zu einem<br />
Protagonisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Junk Art wur<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>n späten 1960er Jahren mit Film<br />
experimentiert und in <strong>de</strong>n 1970er Jahren auch druckgraphische Prozesse für sich ent<strong>de</strong>ckt<br />
hatte, erweiterte er seit <strong>de</strong>n 1980er Jahren die Bandbreite seiner skulpturalen Werkstoffe. Er<br />
lebt und arbeitet in New York.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> sind verschie<strong>de</strong>ne Aspekte aus Chamberlains Schaffen<br />
vertreten, neben frühen monochromen, lackierten und unlackierten Autostahl-Plastiken<br />
auch kleinformatige bunte Wandreliefs sowie zwei Blätter aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Serie Gondola (1982). Mit<br />
Lord Suckfist (1989) bewahrt das Museum <strong>Brandhorst</strong> eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptwerke John<br />
Chamberlains. <strong>Die</strong> allansichtige Plastik vereint Karosserieteile verschie<strong>de</strong>ner Autos und<br />
verknautscht diese scheinbar leicht und doch kunstvoll zu einem ästhetisch ansprechen<strong>de</strong>n<br />
und abwechslungsreichen Gebil<strong>de</strong>. Dass dieses Objekt keiner Zufälligkeit und keinem<br />
»Unfall« zu verdanken ist und dass somit Chamberlains Skulpturen stets oberflächliche und<br />
unterschwellige Bezüge in sich vereinen, belegt auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Titel, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf eine lächerliche Figur<br />
in <strong>de</strong>m Renaissance-Romanzyklus »Pantagruel« von François Rabelais anspielt.<br />
Eric Eric Fischl<br />
Fischl<br />
Der 1948 in New York geborene amerikanische Maler und Grafiker Eric Fischl zog nach <strong>de</strong>m<br />
Kunststudium in Kalifornien und einem Lehrauftrag in Nova Scotia 1978 nach New York, wo<br />
er seither lebt. In <strong>de</strong>n 1980er Jahren entwickelte er die Bildsprache, die ihm zu<br />
internationalem Erfolg verhalf. Seine in flächigem Realismus ausgeführten Figuren aus<br />
bürgerlichem Milieu befin<strong>de</strong>n sich häufig in zwei<strong>de</strong>utigen Situationen mit oft sexuellen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gewalttätigen Untertönen. Fischl for<strong><strong>de</strong>r</strong>t damit <strong>de</strong>m Betrachter ein genaues Hinsehen ab,<br />
verweigert aber eine Erklärung im Bild. <strong>Die</strong>ses enigmatische Verfahren hat Vorläufer bei
Eduard Manet und Edward Hopper, verrät aber zugleich auch enge Parallelen zur<br />
zeitgenössischen Fotografie, mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Paradigmen sich Fischls Werk immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen scheint.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> umfasst <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit fünf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Gemäl<strong>de</strong> Fischls, die einen<br />
Einblick in sein Schaffen seit <strong>de</strong>n frühen 1980er Jahren bis heute geben. Vier von Ihnen<br />
hängen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstpräsentation in einem einzigen Raum und erzeugen eine spannungsvolle<br />
und mysteriöse Atmosphäre. Dabei sticht Daddy's girl von 1984 als frühes Meisterwerk<br />
hervor, in <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Maler das Bild einer glücklichen Familie durch Doppel<strong>de</strong>utigkeiten in<br />
Frage stellt. <strong>Die</strong> Viehversteigerung (Cattle auction, 1990) zeigt scheinbar eine folkloristische<br />
Tanzszene, die suggestiv das Nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> von Vergnügen und Gewalt inszeniert. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ba<strong>de</strong>szene Japanese bath (1988) greift Fischl auf Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>findungen von Impressionisten wie<br />
Edgar Degas zurück, Living room, scene 3 (spinning) von 2002 hingegen evoziert Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />
einsamer Zweisamkeit Edward Hoppers.<br />
Katharina Katharina Fritsch<br />
Fritsch<br />
<strong>Die</strong> Bildhauerin Katharina Fritsch wur<strong>de</strong> 1956 in Essen geboren. Ab Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 1980er Jahre<br />
erlangte sie mit lebensgroßen plastischen Arbeiten, wie etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> maßstabsgetreuen<br />
Umsetzung eines Elefanten, internationale Aufmerksamkeit. 1995 bespielte sie <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschen Pavillon auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Biennale in Venedig.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> ist sie mit mehreren Arbeiten vertreten. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />
vornehmlich um Multiples, die inhaltlich <strong>de</strong>n alltäglichen Warencharakter einer Konsumgesellschaft<br />
thematisieren. <strong>Die</strong> Arrangements, zusammengesetzt aus massenhaft produzierten,<br />
völlig i<strong>de</strong>ntischen Objekten, negieren <strong>de</strong>n individuellen Charakter <strong>de</strong>s einzelnen<br />
Gegenstan<strong>de</strong>s. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>utlich zeigt sich dieser Umstand in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit Warengestell mit<br />
Madonnen von 1987-89. Knapp 300 Marienfigürchen wer<strong>de</strong>n in neun ringförmigen Etagen zu<br />
einem mannshohen turmartigen Gebil<strong>de</strong> zusammengesetzt. Bei ihnen han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
eine in beliebiger Stückzahl nachproduzierbare Devotionalie <strong><strong>de</strong>r</strong> wun<strong><strong>de</strong>r</strong>tätigen Madonna aus<br />
<strong>de</strong>m französischen Wallfahrtsort Lour<strong>de</strong>s, ein begehrtes und zugleich beliebiges Objekt.<br />
Einheitlich in signalfarbenes Gelb gefasst, ziehen die Figuren <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>s Betrachters<br />
unweigerlich auf sich, treten dabei aber gleichzeitig in ihrer Monochromie und seriellen<br />
Gleichförmigkeit in <strong>de</strong>n Hintergrund zugunsten einer übergeordneten Struktur. Fritschs<br />
Arbeiten lassen an Warhols Bildbegriff <strong>de</strong>nken, <strong><strong>de</strong>r</strong> hier im dreidimensionalen Raum<br />
umgesetzt wird.<br />
Robert Robert Gober<br />
Gober<br />
Der 1954 geborene amerikanische Objektkünstler Robert Gober lebt und arbeitet in New<br />
York. Nach <strong>de</strong>m Kunststudium in Vermont und Rom konzentrierte sich sein Schaffen auf<br />
plastische Arbeiten. Formal an die Pop Art-Skulptur anknüpfend erweiterte Gober <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
gesellschaftspolitische Anliegen, ähnlich wie Eric Fischl in <strong><strong>de</strong>r</strong> Malerei, um unheimliche,<br />
unerklärliche und subtil-bedrohliche Facetten. Seine in <strong>de</strong>n frühen 1990er Jahren<br />
einsetzen<strong>de</strong> internationale Karriere gipfelte bald in <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnahme an <strong><strong>de</strong>r</strong> documenta in<br />
Kassel (1992) und in einem Beitrag für die Biennale in Venedig (2001). Das Werk Gobers
umkreist die Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s amerikanischen Alltags. Um sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in das Bewusstsein<br />
<strong>de</strong>s Betrachters zu rücken, entfrem<strong>de</strong>t er sie durch Vergrößerung, offensichtlichen Entzug<br />
ihrer Funktionen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ironisierung.<br />
All diese Mechanismen lassen sich an <strong>de</strong>n Werken <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> studieren.<br />
Dabei wird ein zentrales Motiv von Gobers Schaffen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfluss (engl. drain) gleich in<br />
mehreren Werken aufgegriffen: Der <strong>Künstler</strong> verwen<strong>de</strong>t ihn mal als Metapher für <strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Überfluss, mal als Sinnbild für die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Informationsflut o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />
Gefühlsüberschwang. Im Museum <strong>Brandhorst</strong> wer<strong>de</strong>n in einem Raum die Hauptwerke aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> zusammengebracht und mit Positionen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>Künstler</strong>, etwa Damien Hirst,<br />
konfrontiert.<br />
Damien Damien Hirst<br />
Hirst<br />
Kaum ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gegenwartskünstler genießt soviel internationale Aufmerksamkeit und<br />
finanziellen Erfolg wie <strong><strong>de</strong>r</strong> 1965 in Bristol geborene Damien Hirst. Er zählt zur Gruppe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Young British Artists, die die Produktionsformen von Kunst ebenso gründlich beherrschen<br />
wie sie sich ihrer Vertriebsformen auf selbstverständliche Weise bedienen. Mit in<br />
Formal<strong>de</strong>hyd konservierten Tierleibern, provokativ eingerichteten Käfigen, Kabinen und<br />
Schaukästen zog Hirst schnell Kritik und Anerkennung an. Seine Werke zielen in oft<br />
ironischer Weise darauf ab, <strong>de</strong>n Betrachter mit existentiellen Themen wie Tod und<br />
Vergänglichkeit, Sexualität und Liebe zu konfrontieren und regen zur Reflektion an. Hirst<br />
arbeitet und lebt in London. Mit <strong>de</strong>n Objekten E.M.I. (1989), Looking forward to a complete<br />
suppression of pain (1994), Waste (Twice) (1994), Hymn (2000) und In this terrible moment we<br />
are victims clinging helplessly to an environment that refuses to acknowledge the soul (2002)<br />
befin<strong>de</strong>n sich vor allem Werke Hirsts in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong>, die sich mit <strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten und Grenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Medizin auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen. Bis auf die<br />
monumentale Bronzeplastik Hymn sind alle diese Werke jetzt im Museum <strong>Brandhorst</strong> zu<br />
sehen.<br />
Alex Alex Katz Katz<br />
Katz<br />
Äußerst geordnet wirken die Werke <strong>de</strong>s 1927 in New York geborenen Malers Alex Katz. Seine<br />
Studienjahre fielen in die Hochphase <strong>de</strong>s Abstrakten Expressionismus, doch ist er bis heute<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> figurativen Malerei treu geblieben. Er gilt als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegbereiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Pop Art. Katz ist<br />
mo<strong><strong>de</strong>r</strong>n und altmodisch, radikal und gediegen, stets kontrolliert und von kühler<br />
Distanziertheit, die je<strong>de</strong> Sentimentalität, die seinen Themen durchaus immanent ist, in ihre<br />
Schranken verweist. Er variiert immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Themen aus seinem unmittelbaren Umfeld:<br />
Figuren, Porträts (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das seiner Frau Ada), minimalistisch reduzierte<br />
Landschafts- und Architekturausschnitte – die mit extremer Ökonomie in die Bildfläche<br />
eingeschrieben wer<strong>de</strong>n. Vor monochromen Hintergrün<strong>de</strong>n erscheinen die Motive wie<br />
eingefroren in einer Bewegung, einer Geste, einem flüchtigen Lichteinfall. Japanischen<br />
Holzschnitten vergleichbar entstehen stilisierte Realitätsfragmente, die zugleich auch die<br />
Schönheit eines zugespitzten, im besten Sinne »impressionistischen« Augenblicks erfassen.
In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> befin<strong>de</strong>n sich Gemäl<strong>de</strong> und ein Cutout aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von 1959 bis<br />
1997. Es dominieren Porträts, aber einige lyrische Landschaften sind auch vertreten. In<br />
einem eigens diesem <strong>Künstler</strong> vorbehaltenen Saal im Museum <strong>Brandhorst</strong> lässt sich daher<br />
leicht ein Einblick in das Schaffen dieses einflussreichen amerikanischen Malers erlangen.<br />
Mike Mike Kelley<br />
Kelley<br />
Der 1954 in Detroit geborene Mike Kelley gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen <strong>Künstler</strong>generation wie Robert<br />
Gober und Christopher Wool an, doch unterschei<strong>de</strong>t sich sein Werk durch die größere<br />
Experimentierfreu<strong>de</strong> mit unterschiedlichen künstlerischen Medien. Nach <strong>de</strong>m Kunststudium<br />
in Michigan und Kalifornien beteiligte sich Kelley zunächst an Gruppenarbeiten oft<br />
performancehafter Natur. En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 1980er Jahre begann er, Stofftiere für seine Arbeiten zu<br />
benutzen, die sich für seinen gesellschaftskritischen und oft konzeptualistischen Ansatz gut<br />
eigneten und schnell internationalen Erfolg brachten. Der <strong>Künstler</strong> lebt und arbeitet in Los<br />
Angeles.<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten Werkphasen Kelleys sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> mit eindrucksvollen<br />
Werken vertreten: die an Comics anknüpfen<strong>de</strong>n frühen Blätter, in <strong>de</strong>nen er amerikanische<br />
Mythen kritisch beleuchtet; Installationen mit Stofftieren, welche aus <strong>de</strong>n so vertrauten<br />
Kuscheltieren ein unheimliches Element hervorkitzeln. In jüngeren multimedialen<br />
Rauminstallationen ruft die Oberflächenästhetik einer unterschwelligen Bedrohung eine<br />
befremdliche Stimmung hervor. Mit <strong>de</strong>m Werk Kandor 15 und <strong><strong>de</strong>r</strong> dazu gehörigen Arbeit<br />
Lenticular 15 beruft sich Mike Kelley auf <strong>de</strong>n Superman-Mythos und überträgt Motive aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Comic-Welt in eine neue, raumfüllen<strong>de</strong> Kunstinstallation.<br />
Jannis Jannis Kounellis Kounellis<br />
Kounellis<br />
Der gebürtige Grieche Jannis Kounellis ging 1956 als Zwanzigjähriger zum Kunststudium<br />
nach Rom, wo er bis heute lebt. Bereits 1967 nahm Kounellis an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausstellung »Arte<br />
Povera e Spazio IM« in Genua teil, die ihn als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> Arte Povera<br />
etablierte. Kounellis erweitert in seinem Werk das Spektrum künstlerischer Mittel um<br />
vermeintlich banale o<strong><strong>de</strong>r</strong> kru<strong>de</strong> Alltagsgegenstän<strong>de</strong>. Auch ephemere Phänomene wie Rauch<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> leben<strong>de</strong> Tiere sind ihm in seiner Arbeit nicht fremd. Von <strong>de</strong>n Beschränkungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
flachen Leinwand löste sich Kounellis immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, geht es ihm doch oft darum, die<br />
Produktions- wie Präsentationsbedingungen von Kunst zu befragen. Seit 1993 lehrt er an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kunstaka<strong>de</strong>mie Düsseldorf.<br />
Obwohl die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> über zwanzig Werke in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> zweidimensional<br />
ist, bezieht die Auswahl auch Kounellis’ plastisches Schaffen mit ein. Neben frühen fragillyrischen<br />
Arbeiten auf Papier fin<strong>de</strong>n sich Leinwandgemäl<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> für <strong>de</strong>n <strong>Künstler</strong> wichtigen<br />
1960er Jahre, figurative Aquarelle aus <strong>de</strong>n 1970er Jahren und eine Collage auf Stahl aus <strong>de</strong>n<br />
1980ern. Mit <strong>de</strong>m Objekt Ohne Titel (1980), setzt Kounellis einen ausgestopften, farbbesprenkelten<br />
Papagei auf <strong>de</strong>n Rand eines Farbtopfes und platziert das Gefäß auf zwei<br />
Gesamtausgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Lyrik Arthur Rimbauds. <strong>Die</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> besitzt mit dieser<br />
Arbeit ein in seiner vielschichtigen und humorvoll-subversiven Verweiskraft charakteristisches<br />
wie beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zugängliches Meisterwerk.
Mario Mario Merz<br />
Merz<br />
Der 1925 in Mailand geborene Autodidakt Mario Merz gilt als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptvertreter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arte Povera, einer von Italien ausgehen<strong>de</strong>n Kunstrichtung, die auf Konzeptkunst, Land Art,<br />
Informel und die Art Brut Bezug nahm. Bis zu seinem Tod 2003 lebte und arbeitete er in<br />
Turin. Sein Markenzeichen wur<strong>de</strong> das Iglu, das ein existentielles Menschheitsthema aufgreift<br />
und <strong>de</strong>ssen Grundform Merz mit ganz unterschiedlichen Materialien variierte. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />
Interesse galt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwendung von Neonlicht, das er oft als zivilisatorischen Antipo<strong>de</strong>n mit<br />
Fundstücken aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur in Kontrast setzte.<br />
Mit <strong>de</strong>m Iglu Mai alzato pietra su pietra (Nie Stein auf Stein gehoben) (1968) und <strong>de</strong>n Objekten<br />
Ohne Titel (1969), Pittore in Africa (1982) sowie Numeri in colonna (1986) verfügt die<br />
<strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> über einen ebenso repräsentativen wie qualitätvollen Querschnitt<br />
durch das Schaffen von Mario Merz. Erweitert wird dieser Einblick in das Werk <strong>de</strong>s<br />
italienischen <strong>Künstler</strong>s durch ein frühes Gemäl<strong>de</strong> und mehrere Arbeiten auf Papier aus<br />
unterschiedlichen Werkphasen.<br />
Bruce Bruce Nauman<br />
Nauman<br />
Der 1941 in Fort Wayne im US-Bun<strong>de</strong>sstaat Indiana geborene Bruce Nauman ist einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vielseitigsten <strong>Künstler</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen fünfzig Jahre und gehört zu jenen, die sich nur<br />
schwer in künstlerische Kategorien einordnen lassen. Nach einem Grundstudium, das auch<br />
Naturwissenschaften einschloss, machte Nauman seinen Abschluss in bil<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Kunst.<br />
Technisch beherrscht er die Malerei und das Zeichnen ebenso wie die Bildhauerei und<br />
neuere Medien. Häufig setzt er auf offensichtliche Provokation, spielt aber auch mit stilleren<br />
konzeptualistischen Anspielungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> interdisziplinären Bezügen, wie literarischen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
musikalischen Assoziationen.<br />
Zentrales Thema <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiten von Bruce Nauman in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> ist die<br />
zwischenmenschliche Begegnung in ihrer psychologischen und physiologischen Dynamik.<br />
Der <strong>Künstler</strong> erkun<strong>de</strong>t auf Papier (Big welcome, 1985, All thumbs, 1996), in Gips (All thumbs<br />
1996), Wachs (Two heads on base #1, 1989) sowie in einer Vi<strong>de</strong>oinszenierung (Violent inci<strong>de</strong>nt<br />
1986), welche Funktion <strong>de</strong>m Körper und einzelnen Körperteilen wie Hän<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Köpfen<br />
verliehen wird, welche Rolle Gewalt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sexualität spielen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Neon-Plastik Mean clown<br />
welcome (1985), einem Hauptwerk, treibt Nauman solche Themen bis zum Äußersten.<br />
Sigmar Sigmar Polke<br />
Polke<br />
Der 1941 in Oels/Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlesien geborene <strong>de</strong>utsche <strong>Künstler</strong> Sigmar Polke studierte<br />
Malerei an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kunstaka<strong>de</strong>mie Düsseldorf. Zusammen mit seinen Kollegen Gerhard Richter<br />
und Konrad Fischer-Lueg erfand er in <strong>de</strong>n 1960er Jahren <strong>de</strong>n Kapitalistischen Realismus,<br />
eine europäische Reaktion auf die amerikanische Pop Art. Polkes selbständiges Werk ist<br />
geprägt von experimentellen Maltechniken und einem breiten Spektrum künstlerischer<br />
Medien. Inhaltlich geht es Polke stets um subversive Formen <strong>de</strong>s Humors, die oft gesellschaftskritisch<br />
sind, aber auch von Selbstironie zeugen. Vielfach international ausgezeichnet<br />
lebt und arbeitet Sigmar Polke heute in Köln.
<strong>Die</strong> Bandbreite künstlerischer Medien und Techniken, die Polkes Werk kennzeichnet, lässt<br />
sich anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> etwa 15 Werke in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> nachvollziehen. Angefangen bei<br />
<strong>de</strong>m kleinen intimen Format <strong>de</strong>s Ölbil<strong>de</strong>s Goethes Werke von 1963, über das monumentale<br />
und kämpferische Liberté, egalité, fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>lichkeit) (1988) bis<br />
zum teils gedruckten, teils gemalten Meisterwerk mittleren Formats, <strong>Die</strong> drei Lügen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Malerei (1994), umspannt die <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> Polkes gesamtes Schaffen.<br />
Gerhard Gerhard Richter<br />
Richter<br />
Gerhard Richter, 1932 in Dres<strong>de</strong>n geboren, gilt heute als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>utschen<br />
Maler von internationalem Ansehen. Richter studierte zwischen 1951 und 1956 an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kunstaka<strong>de</strong>mie<br />
in Düsseldorf und entwickelte dort zusammen mit Sigmar Polke <strong>de</strong>n Kapitalistischen<br />
Realismus, um <strong><strong>de</strong>r</strong> damals dominieren<strong>de</strong>n Pop Art und <strong><strong>de</strong>r</strong> Fluxus-Bewegung<br />
kritisch etwas entgegenzusetzen. Richters Anliegen war und blieb über Jahrzehnte hinweg,<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Malerei über Persönliches hinauszugelangen. Häufig verwen<strong>de</strong>te er Fotografien als<br />
Vorlagen für seine Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> und setzte verfrem<strong>de</strong>nd eine malerische Unschärfe ein. Bei<strong>de</strong><br />
Stilmittel machten Richter schließlich international bekannt.<br />
Von Gerhard Richter befin<strong>de</strong>n sich einige Zeichnungen, kleinformatige Farbarbeiten aus <strong>de</strong>n<br />
1980er Jahren und das be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Gemäl<strong>de</strong> Familie nach Altem Meister von 1965 in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong>. Letzteres ist ein frühes Beispiel für Richters Maltechnik <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unschärfe und ein Meisterwerk <strong><strong>de</strong>r</strong> Porträtkunst <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts.<br />
Cy Cy Twombly<br />
Twombly<br />
Der in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> wohl be<strong>de</strong>utendste <strong>Künstler</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> 1928 in<br />
Lexington/Virginia geborene Amerikaner Cy Twombly. Nach <strong>de</strong>m Kunststudium an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Hochschulen besuchte er kurz das Black Mountain College, um danach eine<br />
Europa- und Nordafrikareise mit Robert Rauschenberg anzutreten. Seither beschäftigt sich<br />
Twombly mit <strong>de</strong>m Mittelmeerraum, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu einer seiner wichtigsten Inspirationen gewor<strong>de</strong>n<br />
ist. Twomblys Kunst hat wie keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e eine sensible und lyrische Verbindung von Bild und<br />
Text erreicht. Neben Robert Rauschenberg und Jasper Johns ist Twombly <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendste<br />
Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> Generation, die <strong>de</strong>n Abstrakten Expressionismus ablöste. Wie seinen bei<strong>de</strong>n<br />
Kollegen gelang es ihm, eine neue Ära nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Kunst einzuleiten und<br />
eine ganz eigene, höchst einflussreiche Bildsprache zu entwickeln.<br />
Twomblys monumentalem Werk Lepanto (2001), bestehend aus zwölf Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, ist dauerhaft<br />
ein zentraler Saal <strong>de</strong>s Museums vorbehalten, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach Wünschen <strong>de</strong>s <strong>Künstler</strong>s gestaltet<br />
wur<strong>de</strong>. Mit mehr als 60 Werken – Gemäl<strong>de</strong>n, Skulpturen und Zeichnungen – aus<br />
unterschiedlichen Schaffensperio<strong>de</strong>n bietet die <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> einen Überblick über<br />
die künstlerische Entwicklung dieses ungewöhnlichen <strong>Künstler</strong>s und ist somit die<br />
be<strong>de</strong>utendste außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> USA, vergleichbar nur <strong><strong>de</strong>r</strong> »Cy Twombly Gallery« <strong><strong>de</strong>r</strong> Menil<br />
Collection in Houston/Texas. Jüngster Zuwachs ist eine Werkgruppe um das Motiv Rose von<br />
2008, <strong>de</strong>m im Obergeschoss ein eigener Saal eingerichtet wur<strong>de</strong>.
Andy Andy Warhol<br />
Warhol<br />
1928 in Pittsburgh im US-Bun<strong>de</strong>sstaat Pennsylvania als Sohn slowakischer Immigranten<br />
geboren, absolvierte Warhol ein Kunst- und Designstudium in seiner Heimatstadt. Nach<strong>de</strong>m<br />
er 1949 nach New York übersie<strong>de</strong>lte und sich schnell im Einzelhan<strong>de</strong>l und bei Mo<strong>de</strong>magazinen<br />
einen Namen als Produkt- und Werbe<strong>de</strong>signer gemacht hatte, erlebte er Anfang<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> 1960er Jahre erste Erfolge als bil<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Künstler</strong>. Den Durchbruch erzielte er mit<br />
Werken, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Alltagswelt inspiriert waren. Heute gilt Warhol als einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Protagonisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Pop Art. Von Anfang an inszenierte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Künstler</strong> als glamourösen<br />
Son<strong><strong>de</strong>r</strong>ling, was ihm eine große Anhängerschaft verschaffte, die er wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um in seine<br />
Werkproduktion einband. 1987 starb Warhol in New York unerwartet nach einer Operation.<br />
Mit weit über hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Werken ist die <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> eine <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Warhol-<br />
<strong>Sammlung</strong>en in Europa. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bemerkenswert ist, dass alle Schaffensperio<strong>de</strong>n, auch<br />
die sehr frühen, mit qualitätvollen Beispielen repräsentiert sind. So bewahrt das Museum<br />
frühe Zeichnungen im von Warhol erfun<strong>de</strong>nen blotted-line-Stil, handgemalte Dollarschein-<br />
Gemäl<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n 1950er Jahren sowie die berühmten Siebdrucke mit Starporträts o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Blumenmuster. Darüber hinaus enthält die <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> Werkgruppen aus <strong>de</strong>n<br />
1970er und 80er Jahren, in <strong>de</strong>nen Warhol zum einen die Glamourkultur, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
metaphysische Themen beschäftigten. Im Museum fin<strong>de</strong>t sich eine große Konzentration von<br />
Warhol-Werken im Untergeschoss, doch wer<strong>de</strong>n auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sälen spannen<strong>de</strong> neue<br />
Konfrontationen mit Werken an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>Künstler</strong> gesucht. Dank <strong><strong>de</strong>r</strong> Stiftung <strong>Brandhorst</strong> ist es<br />
<strong>de</strong>m Museum <strong>Brandhorst</strong> möglich, auch weiterhin Ankäufe für diesen einzigartigen Warhol-<br />
Bestand zu tätigen.<br />
Franz Franz West West<br />
West<br />
Zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten leben<strong>de</strong>n <strong>Künstler</strong>n Österreichs zählt <strong><strong>de</strong>r</strong> 1947 in Wien geborene<br />
Franz West. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an <strong><strong>de</strong>r</strong> Aka<strong>de</strong>mie <strong><strong>de</strong>r</strong> bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Künste Wien. In Wests meist dreidimensionalen Arbeiten verbin<strong>de</strong>n sich Anklänge aus<br />
Wiener Aktionismus und Pop Art, aus am menschlichen Körper entwickelten Formen mit<br />
philosophischen Inhalten. In Wests Kunst spielt die Interaktion eine große Rolle, sowohl<br />
zwischen ihm und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Künstler</strong>n als auch zwischen seinen Werken und <strong>de</strong>m Betrachter.<br />
Folgerichtig sind seine Arbeiten oft raumgreifend.<br />
Der <strong>Künstler</strong> war zweimal auf <strong><strong>de</strong>r</strong> documenta vertreten (1992 und 1997). Im Jahr 1990 nahm<br />
er an <strong><strong>de</strong>r</strong> 44. Biennale in Venedig teil. West lebt und arbeitet in Wien. 2007 konnte die für die<br />
Biennale in Venedig angefertigte siebenteilige Arbeit Das Fragile an seiner Kloake (2007) für<br />
die <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> erworben wer<strong>de</strong>n. Sie bil<strong>de</strong>t das Herzstück <strong>de</strong>s Werkkomplexes<br />
von Franz West und wird in einem <strong><strong>de</strong>r</strong> schönsten Säle <strong>de</strong>s neuen Museums gezeigt. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeit bezieht sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Künstler</strong> auf eine These <strong>de</strong>s französischen Philosophen Jacques<br />
Lacan, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> keine Hochkultur ohne die Lösung <strong>de</strong>s Abwasser-problems zustan<strong>de</strong><br />
kommen konnte.
Christopher Christopher Wool<br />
Wool<br />
Neben Mike Kelley und Robert Gober ist Christopher Wool einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten Post-Pop<br />
Art-<strong>Künstler</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> New Yorker Kunstszene. 1955 in Chicago geboren ging er in <strong>de</strong>n 1980er<br />
Jahren nach New York. Bereits En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 1980er Jahre wur<strong>de</strong>n internationale<br />
Ausstellungsmacher und Galerien auf seine Gemäl<strong>de</strong> aufmerksam, in <strong>de</strong>nen er schwarze,<br />
scheinbar gedruckte Worte, oft Zitate o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zitatfragmente, auf weißgrundierte Aluminiumtafeln<br />
malte o<strong><strong>de</strong>r</strong> druckte. Als er sein Motivspektrum und seine Maltechnik um Übermalungen<br />
erweiterte, wirkte dieser Rückgriff auf die Alltagskultur poetischer und nach<strong>de</strong>nklicher<br />
als jene <strong><strong>de</strong>r</strong> Pop Art-<strong>Künstler</strong>. Wool lebt und arbeitet in New York.<br />
<strong>Die</strong> Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>Brandhorst</strong> geben einen repräsentativen Einblick in das Schaffen<br />
Wools seit <strong>de</strong>n frühen 1990er Jahren. Neben <strong>de</strong>n Zitatbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n erfasst sie Beispiele für<br />
Übermalungen und <strong>de</strong>n späteren Graffiti-Zeichenstil, neben Arbeiten auf Aluminium solche<br />
auf Papier, intime Formate ebenso wie ausge<strong>de</strong>hnte. Wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstpräsentation <strong>de</strong>s<br />
Museums <strong>Brandhorst</strong> zu sehen ist, können Wools Werke durchaus jenen von Warhol o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Chamberlain auf Augenhöhe begegnen.