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Oho! Nr. 12 - Spannende Geschichten aus dem Oldenburger Münsterland

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<strong>Oho</strong><br />

NIEDERSACHSENS SCHÖNSTE SEITEN.<br />

GESCHICHTEN AUS DEM OLDENBURGER MÜNSTERLAND<br />

08<br />

14 40<br />

08 Zukunft So tanken wir morgen<br />

14 Familie Wie die Betriebsübergabe klappt<br />

32 Oldtimer Tradition auf vier Rädern<br />

40 Fußball Schiri<strong>aus</strong>bildung in Lastrup<br />

AUSGABE 1/2024 — IHR KOSTENLOSES EXEMPLAR<br />

32


28<br />

FRIESOYTHE:<br />

STERNENGLANZ<br />

AN DER SOESTE<br />

14<br />

CLOPPENBURG:<br />

STABÜBERGABE<br />

IM MITTELSTAND<br />

04 Die bunten Seiten<br />

Zahlen, Daten, Fakten und die schönsten<br />

Fotos <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

06 Flusshochzeit<br />

08 Kraftstoff der Zukunft<br />

10 Das Leben als Vorlage<br />

13 Wuff!<br />

So lebt es sich als Hund im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

14 Stabübergabe im Mittelstand<br />

Von Betriebsübergaben und -übernahmen<br />

in Familienunternehmen<br />

20 Die Vielfalt der Kultur<br />

Kulturschaffende <strong>aus</strong> der Region<br />

22 Nachhaltig vernetzt<br />

Unternehmen verbünden sich für<br />

eine nachhaltige Zukunft.<br />

26 Erfolgsstorys<br />

26 Der so gern die Zeit anhält<br />

28 Sternenglanz an der Soeste<br />

30 Reisebüro, ganz hybrid<br />

Inhalt<br />

28<br />

LANDKREIS<br />

CLOPPENBURG<br />

40<br />

40<br />

LASTRUP:<br />

BUNDESLIGA,<br />

WIR KOMMEN!<br />

14<br />

08<br />

STEINFELD:<br />

KRAFTSTOFF<br />

DER ZUKUNFT<br />

LANDKREIS<br />

VECHTA<br />

26<br />

08<br />

22<br />

22<br />

VECHTA:<br />

NACHHALTIG<br />

VERNETZT<br />

32 Oldies but Goldies<br />

Für Fans von Oldtimern ist das<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> ein Paradies.<br />

38 Von Vechta in die Welt<br />

Die Universität Vechta pflegt<br />

Partnerschaften zu Hochschulen<br />

rund um den Globus.<br />

40 Bundesliga, wir kommen!<br />

Zu Besuch bei der Ausbildung von<br />

Fußballschiedsrichtern in der Region.<br />

44 Das Erbe des letzten Müllers<br />

Die Mühle in Huckelrieden ist noch<br />

immer funktionsfähig.<br />

46 Herzensprojekt am Kanal<br />

Claas Meyer, Chef des Riesenflohmarkts,<br />

über den 14. Mai 2015<br />

47 Lieblingsplätze<br />

Drei besondere Orte im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

26<br />

DAMME: DER<br />

DOKUMENTAR-<br />

FOTOGRAF<br />

Die Zukunft<br />

zählt<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Vernetzung ist das Gebot der Stunde. Voneinander<br />

lernen, neue Erkenntnisse gewinnen, sich gemeinsam<br />

weiterentwickeln – nur so lassen sich die<br />

globalen Her<strong>aus</strong>forderungen unserer Zeit auf der<br />

regionalen Ebene angehen. Das <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

macht es vor: zwei Landkreise, eine Region.<br />

Kooperation – das ist auch das Stichwort für die<br />

Unternehmen und Institutionen, die sich im Netzwerk<br />

„Transformation und Nachhaltigkeit“ zusammengefunden<br />

haben. Über seine Ziele berichten<br />

wir in dieser Ausgabe ebenso wie über geglückte<br />

Versuche von Familienunternehmen, den Generationswechsel<br />

und damit den Schritt in die Zukunft zu<br />

meistern.<br />

Eher im Grenzbereich zwischen Wirtschaft und<br />

Freizeit ist ein weiteres Thema angesiedelt: Das<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> hat sich in den letzten<br />

Jahren zum Hotspot der Oldtimer-Fans entwickelt.<br />

Wir zeigen, wie weit Leidenschaft und Engagement<br />

der Auto-Enthusiasten gehen. Dass Sie daneben bei<br />

der Lektüre noch weitere Überraschungen erleben<br />

werden, versteht sich von selbst. Viel Spaß dabei!<br />

Herzlichst<br />

Johann Wimberg<br />

Vizepräsident Verbund <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

Impressum <strong>Oho</strong><br />

Ausgabe 1/2024, 7. Jahrgang<br />

Her<strong>aus</strong>geber<br />

Verbund <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> e. V.,<br />

Diekmanns Esch 13, 49377 Vechta-Langförden,<br />

Telefon 04441 9565-0,<br />

info@oldenburger-muensterland.de<br />

Redaktion<br />

Mediavanti GmbH, Oldenburg:<br />

Cl<strong>aus</strong> Spitzer-Ewersmann (Ltg.), Vanessa Afken,<br />

Lisa Knoll, Alke zur Mühlen<br />

Autor:innen<br />

Katja Hofmann, Olaf Peters<br />

Gestaltung und Realisierung<br />

Stockwerk2 – Agentur für Kommunikation<br />

GmbH, Oldenburg<br />

Druck<br />

Rießelmann Druck & Medien<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />

Jan Kreienborg (Anschrift s. o.)<br />

Fotos<br />

Titel: Markus Löchte (u.), Timo Lutz Werbefotografie<br />

(o.l.), Autoh<strong>aus</strong> Südbeck (o.M.),<br />

Gerold Lampe (o.r.); S. 3: bitters.de, Jessika<br />

Wollstein; S. 4: Markus Löchte (o.), AEF (l.), Final<br />

4 League (r.); S. 5: Florian Reimann (l.), Landkreis<br />

Cloppenburg (r.); S. 6/7: Markus Löchte;<br />

S. 8/9: Timo Lutz Werbefotografie; S. 10/11:<br />

Markus Löchte; S. <strong>12</strong>: Christian Tilk (l.), Big<br />

Berry Boys (r.); S. 14 & 15: Autoh<strong>aus</strong> Südbeck;<br />

S. 16: istockphoto.com – baona; S. 17: Brand<br />

Qualitätsfleisch (l.), Timo Lutz Werbefotografie<br />

(r.); S. 18: Ruhe Biogas Service (o.), Thiel (u.);<br />

S. 19: Ruhe Biogas Service; S. 20: Sonja Beinlich;<br />

S. 21: Dammer Kneipenchor (l.), Jasmin<br />

Pohlmann (r.); S. 22: Goldschm<strong>aus</strong> Gruppe;<br />

S. 23: Timo Lutz Werbefotografie; S. 24: Zerhusen<br />

Kartonagen; S. 25: Dieph<strong>aus</strong> Betonwerk (l.),<br />

Wagner CSR (r.); S. 26/27: Undine Rüschendorf;<br />

S. 28/29: Markus Löchte; S. 30/31: André Röckmann;<br />

S.32: OM Classics; S. 33: Oldtimerfreunde<br />

Poggenschlot, S. 34: Markus Löchte; S 35: OM<br />

Classics (l.), Oldtimerfreunde Poggenschlot<br />

(r.); S. 36/37: Markus Löchte; S. 40-43: Gerold<br />

Lampe; S. 44/45: Markus Löchte; S. 46: Markus<br />

Löchte; S. 47: Anke Strauch (l.), Martin Reschke<br />

(M.), F. Schmidt (r.)<br />

Die Ratschläge und Empfehlungen in diesem<br />

Magazin wurden von der Redaktion sorgfältig<br />

erwogen und geprüft, dennoch kann eine<br />

Garantie nicht übernommen werden. Eine<br />

Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden<br />

ist <strong>aus</strong>geschlossen.<br />

Alle Rechte der Verbreitung in deutscher<br />

Sprache, auch durch Film, Funk, Fernsehen,<br />

foto mechanische Wiedergabe, Tonträger<br />

jeder Art, <strong>aus</strong>zugsweisen Nachdruck oder<br />

Ein speicherung und Rückgewinnung in<br />

Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind<br />

vorbehalten.<br />

© 2024 Verbund <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> e.V.<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />

www.oldenburger-muensterland.de<br />

Druckprodukt<br />

CO₂ kompensiert<br />

klima-druck.de<br />

ID-<strong>Nr</strong>. 241689<strong>12</strong>


DIE BUNTEN SEITEN<br />

4<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DIE UNNÜTZESTE<br />

INFORMATION DES<br />

HEFTES<br />

Zu einem der schlimmsten Unwetter<br />

in der Region kam es in der Nacht<br />

vom 16. auf den 17. August 1974. Der<br />

Süden des Landkreises Vechta wurde<br />

acht Stunden lang von einem<br />

Gewitter heimgesucht. Billardkugelgroße<br />

Hagelkörner sorgten für einen<br />

Millionenschaden.<br />

Thinktank der<br />

Agrarbranche<br />

Das „Agrar- und Ernährungsforum“ (AEF) ist das wohl bekannteste<br />

Branchen-Netzwerk der Region. Im Februar 2024<br />

beschloss die Mitgliederversammlung, den Zusatz „<strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>“ durch „Nord-West“ zu ersetzen, um zusätzliche<br />

Interessierte zu gewinnen und als „Thinktank der<br />

Agrarwirtschaft“ noch mehr Gewicht zu bekommen. Als Vorsitzender<br />

des Vorstands wurde Sven Guericke für drei weitere<br />

Jahre in seinem Amt bestätigt.<br />

Beliebter Ferienhof<br />

Melanie und Andreas<br />

Wegmann <strong>aus</strong> Friesoythe<br />

erinnern sich gern an ihre<br />

Kindheit. „Wir haben hier<br />

alles so gebaut, wie wir es<br />

selbst gern gehabt hätten“,<br />

sagen sie. Vor Jahren haben<br />

sie <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> elterlichen Resthof einen Ferienhof<br />

gemacht. Ihre Idee: Familien eine tolle Zeit ermöglichen.<br />

Vom Deutschen Tourismusverband wurden sie<br />

nach niedersächsischen KinderFerienLand-Kriterien<br />

zertifiziert. Jetzt wurden sie zu<strong>dem</strong> vom Buchungsportal<br />

Landreise als „Beliebtester Ferienhof in Niedersachsen“<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet – mit 9,9 von zehn möglichen<br />

Punkten.<br />

Presidente<br />

Ansgar<br />

1969 in Vechta geboren, hat Ansgar<br />

Brinkmann in 363 Spielen der 1. und<br />

2. Fußballbundesliga seine Spuren<br />

hinterlassen. Und jetzt ist der „ weiße<br />

Brasilianer“, der bis heute als einer<br />

der letzten Straßenfußballer des Landes<br />

gilt und seiner Heimatregion immer<br />

verbunden blieb, auch noch<br />

Präsident! Brinkmann ist die Werbelokomotive<br />

für die neue „Final 4 League“.<br />

Er verspricht dynamische und<br />

torreiche Spiele, in denen sich „die<br />

Straße ihren Fußball zurückholt“ –<br />

und das zur besten Jahreszeit, mitten<br />

im Sommer.<br />

HEIMAT: HIER!<br />

Friesoyther Freiheit<br />

Industriedesignerin zu werden, war für die<br />

gebürtige Friesoytherin Hanne Willmann ein<br />

Kindheitstraum. Nach Stationen in Istanbul<br />

und Barcelona betreibt sie heute ihr eigenes<br />

Designstudio in Berlin und lebt mit ihrem<br />

Mann und zwei Söhnen im Stadtteil Pankow.<br />

Für das internationale Magazin Architectural<br />

Digest zählte Hanne Willmann 2023 und 2024<br />

zu den 100 wichtigsten Kreativen <strong>aus</strong> Interior, Architektur<br />

und Design.<br />

Frage: Frau Willmann, wie hat Ihre Kindheit und Jugend im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> Sie persönlich und beruflich<br />

beeinflusst?<br />

Hanne Willmann: Mich hat meine wilde und wunderbare<br />

Kindheit in Friesoythe geprägt. Dort bin ich mit zwei großen<br />

Brüdern sehr frei groß geworden. Wir haben gemeinsam gehandwerkelt,<br />

sind fast täglich Kanu auf der Soeste gefahren<br />

und durch die Nachbarschaften gestreunert. Wir wurden immer<br />

ermuntert, unseren Gedanken und Gefühlen Ausdruck<br />

zu verleihen und wurden ernst genommen. Diese Freiheit<br />

und das Vertrauen, das unsere Eltern uns geschenkt haben,<br />

hat <strong>aus</strong> mir eine experimentierfreudige, offene Gestalterin<br />

gemacht, die liebt, was sie tut.<br />

Was schätzen Sie an Ihrer Heimatstadt besonders?<br />

Willmann: Das Gemeinschaftsgefühl. Das „Wir“ ist in Friesoythe<br />

und Umgebung sehr wichtig, da wird auch nicht in<br />

Klassen unterteilt. Das ist etwas, das es in Berlin so nicht<br />

gibt und ich vermutlich für immer etwas vermissen werde.<br />

Kehren Sie immer noch regelmäßig zurück in die alte Heimat?<br />

Willmann: Wir sind mehrmals im Jahr in Friesoythe. Meine<br />

Eltern, meine Brüder, meine Neffen – alle sind noch da. Mein<br />

Mann, eigentlich <strong>aus</strong> Mecklenburg-Vorpommern, hat sich<br />

auch ein Stück weit in meine Heimat verliebt und seine eigenen<br />

Freunde dort gefunden. Ich liebe das Schützenfest jeden<br />

August, das ist sowas von nicht Berlin und gerade deswegen<br />

so grandios.<br />

Welche beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?<br />

Willmann: Ich möchte den Luxus haben, mit Unternehmen,<br />

Marken und Menschen zu arbeiten, die ich mag, deren Sachen<br />

ich gut finde und deren Einstellungen ich teile. Stimmt<br />

die Chemie, die Qualität der Herstellung oder die Einstellung<br />

zur Nachhaltigkeit für mich nicht, dann möchte ich auch einfach<br />

absagen können.<br />

Wissen²<br />

Vechta wird nach Diepholz zweiter<br />

Standort der Wissenswerkstatt Metropolregion<br />

Nordwest. Ziel der Einrichtung<br />

ist es, Jugendliche für die<br />

Naturwissenschaften zu begeistern<br />

und so langfristig <strong>dem</strong> Fachkräftemangel<br />

zu begegnen. Dazu werden<br />

ab Herbst 2024 auch in der Kreisstadt<br />

vormittags Kurse für Schul klassen<br />

und nachmittags Freizeitkurse für<br />

Kinder und Jugendliche zwischen<br />

acht und 18 Jahren angeboten –<br />

ohne Leistungsdruck und mit <strong>dem</strong><br />

unbedingten Wunsch, Dinge <strong>aus</strong>zuprobieren.<br />

Hier wimmelt’s<br />

Ein einzigartiges begehbares Wimmelbuch<br />

mit Motiven zum Thema<br />

Nachhaltigkeit ist im Rahmen der<br />

Aktionstage Nachhaltigkeit in Cloppenburg<br />

entstanden. Es besteht <strong>aus</strong><br />

vier Plakaten im Format 2,50 mal<br />

1,60 Meter. „Kindertagesstätten können<br />

es sich kostenlos <strong>aus</strong>leihen und<br />

vollständig oder in Teilen aufstellen.<br />

Dann kann das Thema mit jeder<br />

Gruppe kindgerecht aufbereitet<br />

werden“, erklärt Yasmin Auringer<br />

vom Bildungsbüro des Landkreises.<br />

Anfragen an: y.auringer@lkclp.de<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 5


DIE BUNTEN SEITEN<br />

FLUSSHOCHZEIT<br />

Die blaue Wellendeichsel auf<br />

<strong>dem</strong> Wappen Neuscharrels<br />

zeigt es an: Hier, südlich des<br />

Küstenkanals, fließen Marka und<br />

Ohe zur Sagter Ems zusammen.<br />

Seit <strong>dem</strong> Mittelalter waren die<br />

drei Flüsse lange Zeit wichtige<br />

Handelswege zwischen Nordsee<br />

und <strong>dem</strong> westfälischen Hinterland.<br />

Heute sind sie Paradiese<br />

für die Tier- und Pflanzenwelt.<br />

Der Schlammpeizger etwa, ein<br />

aalartiger Fisch <strong>aus</strong> der Familie<br />

der Karpfenartigen, kommt nur<br />

hier in der Region vor.


DIE BUNTEN SEITEN<br />

KRAFTSTOFF DER ZUKUNFT<br />

Die in Steinfeld ansässige und<br />

zur Schweizer avanca energy AG<br />

gehörende Alternoil GmbH ist<br />

Tankstellenbetreiberin und Vorreiterin<br />

in der Transformation für<br />

den sauberen Schwerlastverkehr.<br />

Sie macht umweltschonende und<br />

rentable Kraftstoffalternativen<br />

verfügbar und beteiligt sich am<br />

Ausbau eines flächendeckenden<br />

Reefuel-Netzwerks. Reefuel wird<br />

<strong>aus</strong> durch Windenergie erzeugtem<br />

grünen Wasserstoff und<br />

Biomethan gewonnen. Seit Beginn<br />

des zweiten Quartals 2024<br />

realisiert das Unternehmen in<br />

Hessen eine der größten Verflüssigungsanlagen<br />

für biologische<br />

und synthetische Kraftstoffe.


DAS LEBEN ALS VORLAGE<br />

Vor zehn Jahren ging die frühere<br />

Lehrerin in den Ruhestand, seit<strong>dem</strong><br />

kommt sie nicht mehr zur<br />

Ruhe. Das Schreiben – zuvor „nur“<br />

Hobby – hat Margarete Bertschik<br />

zum Beruf gemacht. Neun<br />

Bücher der Cloppen burgerin<br />

liegen bis heute vor, am nächsten<br />

arbeitet sie bereits. Besonders<br />

beliebt: die Regionalkrimis mit<br />

ihrer Heldin Hanna Morgenroth.<br />

Woher die Autorin Inspiration<br />

und Ideen gewinnt? „Alles <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> realen Leben“, sagt sie.<br />

„Das liefert die besten Vorlagen!“<br />

DIE BUNTEN SEITEN


Lastruper Wein<br />

Wuff!<br />

DIE BUNTEN SEITEN<br />

3-FRAGEN-TALK MIT<br />

Michael Brämswig<br />

An der Daimlerstraße in Lohne steht nach Meinung eines Fachmagazins<br />

die „Tankstelle des Jahres“. Michael Brämswig betreibt<br />

sie gemeinsam mit seinen Eltern Ludger und Anita Brämswig.<br />

Was macht Ihre Tankstelle so besonders?<br />

Wir bieten seit Anfang 2023 alternative Kraftstoffe wie KlimaDiesel<br />

an und sind damit eine der ersten Tankstellen bundesweit. Außer<strong>dem</strong><br />

setzen wir uns stark für E-Fuels, einer der Kraftstoffe der<br />

Zukunft, ein. Schon seit 2017 bieten wir auch klimakompensiertes<br />

Heizöl an. Die unvermeidlichen CO₂-Ausstöße werden durch ein<br />

Klimaschutzprojekt – in unserem Fall in einem Wasserkraftwerk<br />

im Himalaya – <strong>aus</strong>geglichen. Mit unserer PV-Anlage auf <strong>dem</strong> Dach<br />

läuft die Tankstelle im Sommer völlig autark. So konnte bereits<br />

eine beachtliche Menge CO₂ eingespart werden. Über diese Anlage<br />

wird auch eigener grüner Strom für unsere Ladesäulen produziert.<br />

Der Trend geht Richtung Elektromobilität. Wie knüpfen Sie<br />

daran an, um in Zukunft noch besser und umweltfreundlicher zu<br />

werden?<br />

An unseren Ladesäulen können Elektroautos natürlich geladen<br />

werden. Die Energiewende kann aber nur mit den Kraftstoffen wie<br />

E-Fuels funktionieren, für die wir uns schon seit Jahren einsetzen.<br />

Rein auf Elektroautos zu setzen wäre fatal und erbringt nicht den<br />

erhofften Effekt.<br />

Big Berry Boys – das klingt wie die<br />

Bezeichnung einer aufstrebenden<br />

Band <strong>aus</strong> den internationalen<br />

Charts. Weit gefehlt! Tatsächlich handelt<br />

es sich um ein junges Unternehmen,<br />

das sich unter diesem Namen<br />

<strong>dem</strong> Weinanbau in Lastrup verschrieben<br />

hat. Zum Team zählen der renommierte<br />

Weinexperte James Wright sowie<br />

Dirk und Nathalie Huster-Klatte.<br />

Ihre Hoffnung: „Im Frühjahr 2025 werden<br />

wir unseren ersten Wein verkaufen<br />

können.“<br />

Dafür wurden im Sommer 2022 nach<br />

erteilter Genehmigung auf einer Fläche<br />

von 0,67 Hektar die ersten Kellertrauben<br />

gepflanzt. Zuvor hatte das<br />

Trio bereits zu Testzwecken zwölf verschiedene<br />

Sorten Tafeltrauben angebaut.<br />

„Der Ertrag war erstaunlich gut“,<br />

berichtet James Wright. Für die erste<br />

Ernte im kommenden Jahr rechnet<br />

der Fachmann damit, rund 1.000 Liter<br />

in den Handel zu bringen. Mittelfristig<br />

sollen es etwa 3.000 werden.<br />

Bevor Chardonnay, Pinot Gris, Souvignier<br />

Gris und Solaris <strong>aus</strong> Lastrup angeboten<br />

werden, können Liebhaber<br />

guter Tropfen bei den Big Berry Boys<br />

von Wrights exzellenten Kontakten in<br />

seine <strong>aus</strong>tralische Heimat profitieren:<br />

Aus Down Under importierte Weine<br />

lassen sich direkt im Online-Shop<br />

bestellen.<br />

www.bigberryboys.de<br />

99<br />

Hunde sind das beliebteste H<strong>aus</strong>tier – auch im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>! Nicht nur sind viele der<br />

freundlichen Vierbeiner hier heimisch, auch für den<br />

Urlaub mit Hund ist die Region hervorragend geeignet.<br />

Hunde je 1.000 Einwohner<br />

leben in der Gemeinde<br />

Holdorf. Das macht sie<br />

zum Spitzenreiter im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

670<br />

Mitglieder verzeichnet der Klub<br />

Kurzhaar-voran Weser Ems e.V. <strong>aus</strong><br />

Gehlenberg, Friesoythe. Damit ist<br />

er der größte Verein in Deutschland,<br />

der sich Zucht, Ausbildung, Haltung<br />

und Jagd mit der Rasse Deutsch<br />

Kurzhaar verschrieben hat.<br />

108<br />

Unterkünfte für den Urlaub<br />

mit Hund gibt es – viele<br />

davon pfotenklassifiziert.<br />

Die Pfoten-Klassifizierung<br />

ist die erste bundesweite<br />

Auszeichnung für hundefreundliche<br />

Ferienunterkünfte.<br />

Was ist Ihr persönliches Herzensprojekt?<br />

Wir machen uns stark gegen Eltern-Kind-Entfremdung. Täglich<br />

werden Kinder von einem Elternteil getrennt und erhalten kaum<br />

bis keinen Zugang mehr. Das hat starke psychische Folgen. Kinder<br />

sollen Zugang zu beiden Elternteilen haben, sofern dies zum Kindeswohl<br />

beiträgt. Seit 2023 setzen wir uns als Kooperationspartner<br />

des Präventionsrats Lohne im Projekt „Hier findet ihr Recht!“<br />

für Rechte von Kindern ein.<br />

5<br />

Gruppen gehören zur<br />

Diensthundeführer-Staffel<br />

der Polizeidirektion Oldenburg.<br />

Eine davon befindet<br />

sich in Vechta.<br />

66.519<br />

Euro verdiente die Stadt Lohne im<br />

Jahr 2020 mit Hundesteuer.<br />

1934<br />

wurde die Ortsgruppe<br />

Cloppenburg des Vereins<br />

für Deutsche Schäferhunde<br />

gegründet.<br />

<strong>12</strong><br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 13


Stabübergabe im<br />

Mittelstand<br />

Wie eine Betriebsübergabe im<br />

Familienunternehmen gelingt.<br />

UNSERE AUTORIN VANESSA AFKEN HAT MIT VIER GESCHÄFTSFÜHRER:INNEN AUS DEM<br />

OLDENBURGER MÜNSTERLAND ÜBER IHREN EINSTIEG IN DEN FAMILIENBETRIEB GESPROCHEN.<br />

DER GROẞE OM-REPORT<br />

D<br />

ass er einmal den Platz<br />

seines Vaters in der<br />

Geschäftsführung des<br />

Autoh<strong>aus</strong>es Südbeck in<br />

Cloppenburg einnehmen<br />

würde, war für<br />

Dennis Schrandt<br />

während der Schulzeit noch eine abstrakte<br />

Überlegung. Klar war jedoch: An der Autobranche<br />

hatte er schon immer großes<br />

Interesse. Während seiner Ausbildung zum<br />

Automobilkaufmann beim Autoh<strong>aus</strong> Schwarte<br />

in Meppen nahm der Gedanke Form an. Vorerst<br />

bildete sich Schrandt aber zum Betriebswirt im<br />

Kfz-Gewerbe weiter und landete schließlich<br />

als Trainee bei der Kahle-Gruppe im hannoverschen<br />

Raum. „Dort habe ich neun Monate<br />

lang sämtliche Abteilungen durchlaufen und<br />

überall Einblick erhalten.“ Sei es die Kundenannahme<br />

am Counter, Mitarbeitenden- und<br />

Bewerbungsgespräche, als auch die Abläufe<br />

in der Geschäftsführung – Dennis Schrandt<br />

lernte alle Bereiche kennen.<br />

Im März 2021 war es dann so weit: Der<br />

damals 25-Jährige stieg in die Geschäfts leitung<br />

des Autoh<strong>aus</strong>es Südbeck ein. Zu diesem Zeitpunkt<br />

waren es noch knapp drei Jahre bis<br />

zum inoffiziellen Renteneintritt seines Vaters<br />

Alfons Schrandt. „Manche bereiten sich zehn<br />

Jahre auf eine Übergabe vor, wir hatten nur<br />

drei. Deshalb war ich von Anfang an in allen<br />

Prozessen und Abläufen involviert“, berichtet<br />

Schrandt. Zusammen mit seinem Cousin<br />

Andreas Raker und Vater Alfons bildet er<br />

nun die Chefetage. Dennis Schrandt ist für<br />

die Geschäftsfelder Verkauf, Marketing und<br />

Personal zuständig – die Bereiche, in denen<br />

er auch schon viel Erfahrung in der Trainee-<br />

Zeit und bei der Weiterbildung zum Betriebswirt<br />

sammeln konnte. „So musste ich nicht von<br />

KLASSIKER Das Autoh<strong>aus</strong> Südbeck ist seit über<br />

90 Jahren im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> zuh<strong>aus</strong>e.<br />

FÜHRUNGSTRIO Dennis Schrandt bildet mit seinem Vater Alfons Schrandt und<br />

Cousin Andreas Raker die Chefetage im Autoh<strong>aus</strong> Südbeck (v.r.)<br />

Von Anfang an alle<br />

Prozesse und Abläufe<br />

zu kennen, bringt<br />

Vorteile.<br />

Null anfangen“, erklärt er. In den Anfangs zeiten<br />

sei er viel bei seinen Geschäftspartnern mitgelaufen<br />

und habe <strong>aus</strong> seiner beobachtenden<br />

Rolle her<strong>aus</strong> sukzessive immer mehr Verantwortung<br />

übernommen. Im Umgang mit den<br />

Mitarbeitenden sei ihm stets wichtig gewesen<br />

zu zeigen, dass er mehr als „der Sohn von“ ist.<br />

„Es ist gut angekommen, dass ich durch meine<br />

Trainee-Zeit bereits jede Position im Unternehmen<br />

kenne. Ich bin wirklich kein Experte,<br />

habe aber ein gewisses Grundwissen.“ Diese<br />

Kommunikation auf Augenhöhe schätzen die<br />

Mitarbeitenden.<br />

Wie wichtig es ist, das eigene Unternehmen<br />

von Grund auf zu kennen, weiß auch<br />

Niko Brand. In vierter Generation leitet er<br />

das 1930 gegründete Familienunternehmen<br />

Brand Qualitätsfleisch in Lohne. 2020 übernahm<br />

er die Geschäftsleitung vom Vater, war<br />

aber schon vorher dort tätig. „Das erste Mal<br />

vor rund 20 Jahren im Rahmen eines Ferienjobs.<br />

Da war ich 15 Jahre alt“, erinnert er sich.<br />

Über die Jahre hat er sowohl im Stall und am<br />

Schlachtband als auch in der Verwaltung und<br />

der Technik gearbeitet.<br />

Nach seinem Maschinenbau studium<br />

übernahm er schnell Verantwortung für<br />

anspruchsvolle, größere Projekte. Der Schritt<br />

in Richtung Geschäftsführung habe sich ganz<br />

natürlich durch Gespräche, Geschäfts reisen<br />

und gemeinsame Projekte mit seinem Vater<br />

entwickelt, verrät Brand. Ein striktes Konzept<br />

für die Betriebsübergabe gab es nicht, doch<br />

die frühe Übernahme von viel Verantwortung<br />

hat Niko Brand auf seine Aufgaben<br />

14<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 15


IMMER GUT BERATEN!<br />

Eine externe Beratung erleichtert<br />

oft den Prozess der Betriebsübergabe.<br />

Unterstützung können<br />

Unternehmen über die Wirtschaftsförderungen<br />

der Landkreise<br />

Cloppenburg und Vechta, die<br />

Handwerkskammer oder die Industrie-<br />

und Handelskammer (IHK)<br />

erhalten.<br />

Wirtschaftsförderung,<br />

Landkreis Cloppenburg<br />

Eschstraße 29<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel.: 04471 15236<br />

wirtschaft@lkclp.de<br />

Wirtschaftsförderung,<br />

Landkreis Vechta<br />

Ravensberger Str. 20<br />

49377 Vechta<br />

Tel.: 04441 8980<br />

info@landkreis-vechta.de<br />

Handwerkskammer Osnabrück<br />

Bramscher Straße 134-136<br />

49088 Osnabrück<br />

Tel.: 0541 69290<br />

info@hwk-osnabrueck.de<br />

Kreishandwerkerschaft<br />

Cloppenburg<br />

Pingel-Anton 10<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel.: 04471 1790<br />

info@handwerk-cloppenburg.de<br />

Kreishandwerkerschaft Vechta<br />

An der Gräfte 22<br />

49377 Vechta<br />

Tel.: 04441 9410<br />

mail@handwerk-vechta.de<br />

Oldenburgische Industrieund<br />

Handelskammer<br />

Moslestraße 6<br />

26<strong>12</strong>2 Oldenburg<br />

Tel.: 0441 22200<br />

info@oldenburg.ihk.de<br />

Diese Werte zählen:<br />

Verantwortung,<br />

Verlässlichkeit und<br />

Zusammenhalt.<br />

vorbereitet. „Ich war noch nicht offiziell<br />

Geschäftsführer, da hat mein Vater mich<br />

meinen ersten großen Kreditvertrag für ein von<br />

mir initiiertes Projekt unterschreiben lassen“,<br />

berichtet er. „Das hat mich damals einige<br />

schlaflose Nächte gekostet. Im Nach hinein<br />

habe ich durch diese Erfahrung gelernt, was es<br />

bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“<br />

Mit den Her<strong>aus</strong>forderungen wachsen –<br />

das war nicht nur Niko Brands Credo bevor<br />

sondern auch nach<strong>dem</strong> er die Geschäfts leitung<br />

übernommen hat. Kaum ein Jahr war ohne<br />

Krise. COVID-19, die afrikanische Schweinepest,<br />

der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und natürlich<br />

der Klimawandel, der die Fleischbranche<br />

beeinflusst. Trotz aller Widrigkeiten ist Brand<br />

Qualitätsfleisch weitergewachsen – inzwischen<br />

arbeiten hier über 300 Beschäftigte. Das<br />

Spektrum wurde durch die Geschäftsbereiche<br />

Zerlegung und Logistik erweitert. Der Umsatz<br />

verzehnfachte sich in den letzten 20 Jahren.<br />

TRADITION Auf <strong>dem</strong> Gelände einer Strohhülsenfabrik<br />

begann 1930 die Geschichte<br />

von Brand Qualitätsfleisch.<br />

EINSTIEG Schon in der Jugend machte<br />

Niko Brand (r.) Bekanntschaft mit<br />

der Firma seines Vaters.<br />

„Wir haben einen extremen Wandel durchgemacht<br />

und gestalten als kleines mittelständisches<br />

Unternehmen das Thema Ernährung der<br />

Zukunft maßgeblich mit“, so das stolze Fazit<br />

des Geschäftsführers. Für ihn sind ein gesundes<br />

Miteinander und ein ständiger Dialog der<br />

Schlüssel für eine gute Betriebsübergabe.<br />

Dass das häufig leichter gesagt als<br />

getan ist, weiß Anja Thiel, Geschäftsführerin<br />

von Fördertechnik Thiel in Löningen. Als sie<br />

2011 in das von ihrem Vater Alfred Thiel 1998<br />

gegründete Unternehmen einstieg, tat sie es<br />

mit <strong>dem</strong> Ziel, es eines Tages zu übernehmen.<br />

Schnell erhielt sie Verantwortung im Tagesgeschäft,<br />

lernte jede Abteilung kennen und<br />

arbeitete erst in der Produktion und später im<br />

Vertrieb. Für ihren Vater indes war das Thema<br />

Betriebsübergabe noch nicht final geklärt.<br />

Ein Generationskonflikt, wie Anja Thiel heute<br />

vermutet: „Ich glaube, für ihn war der Gedanke,<br />

dass eine Frau einen Maschinenbau betrieb<br />

übernimmt, eher abwegig.“ Neben ihrer Mutter<br />

in der Buchhaltung war inzwischen auch ihr<br />

Bruder Michael Thiel im technischen Bereich<br />

des Familienunternehmens tätig. „Und jeder<br />

hatte eine andere Meinung darüber, wie die<br />

Zukunft von Fördertechnik Thiel <strong>aus</strong>sehen<br />

sollte“, beschreibt Anja Thiel die schwierige<br />

Situation. Über Jahre gab es dadurch Reibereien<br />

und Unstimmigkeiten.<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 17


Reibereien und<br />

Unstimmigkeiten sind<br />

bei Betriebsübernahmen<br />

nicht <strong>aus</strong>geschlossen.<br />

BÜROIDYLL Seit 2020 steuert<br />

Maximilian Ruhe von seinem Büro<br />

in Lüsche <strong>aus</strong> die Geschicke des<br />

Unternehmens Ruhe Biogas.<br />

Man einigte sich 2019 während eines<br />

längeren Krankenh<strong>aus</strong>aufenthalts von Alfred<br />

Thiel. In dieser Zeit erteilte er seiner Tochter<br />

Prokura und vertraute ihr so die kaufmännische<br />

Geschäftsleitung an. Zusätzlich<br />

engagierte die Familie einen Berater, der die<br />

Betriebsübergabe begleitete. „Ich empfehle<br />

je<strong>dem</strong>, so eine Beratung in Anspruch zu<br />

nehmen. Hätten wir das eher getan, wären wir<br />

uns bestimmt früher einig geworden“, weiß die<br />

dreifache Mutter heute.<br />

Stück für Stück zog sich Alfred Thiel <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> Tagesgeschäft her<strong>aus</strong>. 2022 verabschiedete<br />

er sich endgültig in den Ruhestand. Michael<br />

Thiel nahm im selben Jahr die Position<br />

des technischen Geschäftsführers ein. Inzwischen<br />

ist die Familie ein gutes Team, wie die<br />

Geschäftsführerin betont: „Ich bin froh, Bruder<br />

und Mutter an der Seite zu haben. Regelmäßig<br />

frage ich auch meinen Vater um Rat.“<br />

Anja Thiel ist sich bewusst, dass ihre eigene<br />

Betriebsübernahme nicht optimal verlaufen<br />

ist. Trotz<strong>dem</strong> ist sie überzeugt: „Besonders<br />

im Familienkontext funktioniert es nicht ganz<br />

ohne Reibung. Aber das muss nichts Negatives<br />

sein.“<br />

In Familienunternehmen überlappen oft<br />

die Grenzen zwischen beruflich und privat –<br />

so auch in der Ruhe Unternehmensgruppe in<br />

Lüsche. Für Maximilian Ruhe ist der Umgang<br />

damit eine tägliche Aufgabe. „Mein Vater und<br />

ich sind uns sehr ähnlich. Deswegen ist es<br />

wichtig, dass wir unsere Verantwortlichkeiten<br />

vorab gut strukturiert haben. So konnten wir<br />

uns von Beginn an in der gemeinsamen Arbeit<br />

gut ergänzen.“<br />

Gegründet 2010 von seinem Vater<br />

Kunibert Ruhe, verwaltet die Unternehmensgruppe<br />

Betriebe in der Landwirtschaft sowie<br />

der Biogas- und Fernwärmeproduktion und<br />

versorgt so die Region mit Strom und Wärme.<br />

Da ein Großteil der Biogasanlagen in Deutschland<br />

2030 ihre Festvergütung für den erzeugten<br />

Strom verliert, erarbeitete die Ruhe Biogas<br />

Lösungen für die Zukunft von Biogasanlagen,<br />

etwa durch Veredelung von Biogas zu Biomethan,<br />

<strong>dem</strong> nachhaltigen Kraftstoff Bio-LNG<br />

und Bio-LCO₂, das unter anderem zu Trockeneis<br />

oder grüner Kohlensäure veredelt werden<br />

kann. Dieser Geschäftsbereich wurde <strong>dem</strong><br />

Bereich Ruhe Biogas angegliedert. Nach intensiven<br />

Gesprächen mit seinem Vater im Jahr<br />

2020 übernahm der damals 25-Jährige hierfür<br />

die Geschäftsleitung.<br />

FAMILIE Anja Thiel (r.), Geschäftsführerin von<br />

Fördertechnik Thiel freut sich über den<br />

familiären Zusammenhalt.<br />

RÜCKKEHR Nach seinem Studium und beruflichen Stationen in Berlin und<br />

Dortmund ist Maximilian Ruhe zurückgekehrt ins <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

„Es war nicht von Anfang an klar, dass ich<br />

mal im Familienunternehmen arbeiten würde“,<br />

sagt Maximilian Ruhe. „Obwohl mich Landwirtschaft<br />

und Biogas schon immer interessiert<br />

haben“, fügt er hinzu. Zuvor hatte er ein<br />

Start-up gegründet und im Zusammenhang<br />

damit nach <strong>dem</strong> Studium für etwa zweieinhalb<br />

Jahre in Berlin und Dortmund gearbeitet.<br />

Dann aber kehrte er in seine Heimat zurück.<br />

„Es hat sich wie ein Start-up im Familienunternehmen<br />

angefühlt, wo ich viele eigene<br />

Ideen und Impulse miteinbringen konnte“,<br />

sagt er rückblickend. Das habe für ihn den<br />

Reiz <strong>aus</strong>gemacht. Mit der neuen Geschäftssparte<br />

entwickelten sich auch internationale<br />

Geschäftsbeziehungen – optimal um seine<br />

Sprach- und Fachkenntnisse <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Masterstudium<br />

„International Business“ anzuwenden.<br />

„Trotz<strong>dem</strong> hatte ich Respekt vor der Aufgabe.<br />

Es war auch ein Sprung ins kalte Wasser, da<br />

der Bereich komplett neu für mich war“,<br />

räumt Ruhe ein. Doch ein enger Aust<strong>aus</strong>ch mit<br />

seinem Vater half ihm, sich zurechtzufinden.<br />

Den Einstieg ins Familienunternehmen habe er<br />

nie bereut.<br />

Verantwortung, Verlässlichkeit und<br />

Zusammenhalt bilden die klassischen Werte<br />

der Familienunternehmen im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>. Wichtig, denn so können<br />

jederzeit Brücken über die Her<strong>aus</strong>forderungen<br />

geschlagen werden, die familiäre Beziehungen<br />

in Zusammenhang mit geschäftlichen<br />

Entscheidungen möglicherweise verursachen<br />

können. So lässt sich Tradition mit Innovation<br />

verbinden und eine erfolg reiche Unternehmensnachfolge<br />

regeln.<br />

18<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 19


KULTURKÖPFE<br />

Die Vielfalt<br />

der Kultur<br />

Mit Farbe, Gesang und Sammlerinstinkt<br />

durch das <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

VANESSA AFKEN HAT MIT DREI KULTURSCHAFFENDEN GESPROCHEN,<br />

DEREN ARBEIT NICHT UNTERSCHIEDLICHER SEIN KÖNNTE.<br />

Arnold Beuke<br />

DER SAMMELPROFI<br />

Seit <strong>dem</strong> 1. April 2023<br />

hat das Museumsdorf<br />

Cloppenburg einen<br />

neuen Sammlungsleiter.<br />

„Neu“ fühlt sich Arnold<br />

Beuke aber nicht: „Für<br />

mich ist es eher ein Zurückkommen“,<br />

betont der gebürtige Badberger,<br />

der zuletzt das Stadtarchiv in Bad Salzuflen<br />

leitete. Bereits 1990 absolvierte er im<br />

Rahmen seines Studiums ein Praktikum im<br />

Museumsdorf Cloppenburg. Rund 34 Jahre<br />

später verwaltet Arnold Beuke die umfangreiche<br />

Sammlung an Alltagsgegenständen –<br />

teilweise über 100 Jahre alt –, die hier in<br />

historischen Gemäuern zu finden sind. „Von<br />

der Nähnadel zum Mähdrescher und vom<br />

alten Kessel zur heutigen Küchenmaschine<br />

verfügen wir über sämtliche Gegenstände<br />

und Möbel, die Teil der Berufs-, Schul- und<br />

Lebenswelt der Menschen waren bzw. sind.“<br />

Aktuell befasst sich Beuke mit der Implementierung<br />

einer Datenbank, die einen<br />

besseren Überblick über den Bestand gibt,<br />

und mit einer Verbesserung der Lagerbedingungen<br />

der Sammlungsstücke. Oft<br />

melden sich Menschen bei ihm, die <strong>dem</strong><br />

Museum Utensilien zur Verfügung stellen<br />

möchten. Arnold Beuke schätzt das. „Häufig<br />

stecken sehr individuelle und emotionale<br />

<strong>Geschichten</strong> hinter den Alltagsgegenständen.“<br />

Und das sei auch der Anspruch des<br />

Museums: „Wir sammeln die Dinge ja nicht<br />

der Dinge wegen, sondern wegen der<br />

<strong>Geschichten</strong>, die damit einhergehen“, so der<br />

Badberger.<br />

Dammer Kneipenchor<br />

DIE GESANGSKÜNSTLER<br />

Zusammensitzen, Gitarre spielen und singen – <strong>aus</strong><br />

einem gemeinsamen Hobby her<strong>aus</strong> haben Christina<br />

Runnebaum und Alexander Stärk 2018 den Dammer<br />

Kneipenchor gegründet. Ihre Stammkneipe ist das<br />

TUTA in Damme, wo sie mindestens einmal im Monat<br />

zusammen proben. Damals bestehend <strong>aus</strong> zwölf<br />

Personen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> eigenen Freundeskreis hat der<br />

Kneipenchor heute rund 35 Mitglieder. „Mittlerweile<br />

kann ich mit Stolz sagen, dass wir eine bunt gemischte<br />

Gruppe sind“, betont Christina Runnebaum. Anfang<br />

20-Jährige seien gen<strong>aus</strong>o vertreten wie Ende 60-Jährige.<br />

„Wir haben keine Altersbegrenzungen“, ergänzt<br />

Alexander Stärk. „Man muss auch nicht gut singen<br />

können, der Spaß steht im Vordergrund.“ Auftritte<br />

gibt es bei den örtlichen Carnevalssitzungen oder in<br />

Kneipen im Rahmen der jährlichen Sommerfahrt. Zwei<br />

Mal im Jahr findet ein gemeinschaftliches Singen im<br />

TUTA statt, mit <strong>dem</strong> Ziel alle Anwesenden zum Mit machen<br />

zu animieren. „Von Sportfreunde Stiller, über The<br />

Killers, hin zu Otto Waalkes – wir singen alles“, klärt<br />

Runnebaum auf. „Hauptsache der Text ist bekannt.“<br />

Doch der Dammer Kneipenchor trägt auch zu einem<br />

weiteren Thema bei: „Auf <strong>dem</strong> Land stirbt die Kneipenkultur<br />

<strong>aus</strong>“, weiß Alexander Stärk. „Wir sorgen dafür,<br />

dass die Kneipenszene weiterhin attraktiv bleibt.“<br />

Instagram: @dammerkneipenchor<br />

Vor rund sechs Jahren begann<br />

Michelle Meyer mit der abstrakten<br />

Malerei. In ihrer Kunst setzt die<br />

Cloppenburgerin sich mit gesellschaftlichen<br />

Themen, der Natur und<br />

erfahrbaren Emotionen <strong>aus</strong> einander.<br />

Mittlerweile kann die junge Malerin auf<br />

Ausstellungen in Madrid, Innsbruck und Paris zurückblicken<br />

und präsentiert ihre Kunst auf internationalen<br />

Online-Plattformen wie Artsper, Artsy und Balthasart.<br />

Kreativer Auslöser war für die damals 21-Jährige<br />

der Besuch einer Fach oberschule für Gestaltung.<br />

„Und meine Oma, sie hat ebenfalls immer viel gemalt“,<br />

ergänzt Michelle Meyer. Ihre Bilder zeigt sie auf ihrer<br />

Website sowie Instagram. Durch eine Freundin bekam<br />

sie 2018 die Möglichkeit, erstmals in einem örtlichen<br />

Gartencenter <strong>aus</strong>zustellen. Es folgten weitere kleinere<br />

Ausstellungen in Hotels und Restaurants. Seit 2022<br />

arbeitet sie mit der Monat Gallery Madrid zusammen,<br />

in der seit<strong>dem</strong> regelmäßig ihre Bilder zu sehen<br />

sind. Kreativ wird Michelle Meyer in ihrem Atelier in<br />

Cloppenburg, hier fertigt sie auch Auftragsarbeiten<br />

an. „Hauptsächlich arbeite ich mit Acryl, oft in Kombination<br />

mit Spachtelmasse und Sprühlack“, erklärt<br />

sie. Eine bestimmte Technik habe sie nicht. „Ich bin<br />

sehr experimentierfreudig und probiere gerne <strong>aus</strong>. Es<br />

bleibt aber immer abstrakt.“ So bleibe Freiraum für<br />

Fantasie und Interpretation.<br />

www.mmartist.de<br />

Michelle Meyer<br />

Instagram: @_mmartist<br />

DIE FARB-ARTISTIN<br />

20<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 21


Nachhaltig<br />

vernetzt<br />

Unternehmen verbünden sich für<br />

eine nachhaltige Zukunft<br />

KATJA HOFMANN HAT DAS NETZWERK „TRANSFORMATION UND NACHHALTIGKEIT IM<br />

OLDENBURGER MÜNSTERLAND“ GENAUER UNTER DIE LUPE GENOMMEN.<br />

DAS THEMA VON NEBENAN<br />

W<br />

ir befinden uns drei Jahre<br />

in der Vergangenheit.<br />

Es ist 2021. Sieben<br />

Studierende der Privaten<br />

Hochschule für<br />

Wirtschaft und Technik<br />

(PHWT) in Vechta erarbeiten<br />

die Online-Studie „Transformationsprozesse<br />

und Nachhaltigkeit im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>“. Das Ergebnis ist eindeutig: Für<br />

die 1<strong>12</strong> teilnehmenden Unternehmen ist Nachhaltigkeit<br />

eine zentrale Zukunftsaufgabe. Im folgenden<br />

Workshop zur Diskussion dieses Ergebnisses,<br />

der vom Büro Wagner für CSR, Marketing<br />

und Kommunikation mit Sitz in Mühlen moderiert<br />

wird, entsteht die Idee eines Nachhaltigkeitsnetzwerks.<br />

Gedacht, getan: „Zusammen mit <strong>dem</strong> Verbund<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> und einer Steuerungsgruppe<br />

bestehend <strong>aus</strong> PHWT- und Unternehmensvertreter:innen<br />

und Partnern <strong>aus</strong><br />

der Region haben wir die Idee weiterentwickelt<br />

und im September 2022 das erste Netzwerktreffen<br />

veranstaltet“, berichtet Barbara Wagner,<br />

Geschäftsführerin von Wagner CSR. Mehr als<br />

150 Unternehmer:innen sind dabei, darunter die<br />

Goldschm<strong>aus</strong>-Gruppe, Zerhusen Kartonagen und<br />

das Dieph<strong>aus</strong> Betonwerk. „Diese starke Resonanz<br />

zeigt, wie sehr dieses Thema inzwischen auch<br />

in unserer Region angekommen ist und gelebt<br />

wird”, kommentiert Jan Kreienborg, Geschäftsführer<br />

des Verbunds <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>.<br />

Das Ziel des Netzwerks ist eindeutig. Unternehmen<br />

der Landkreise Cloppenburg und<br />

Vechta wollen auf <strong>dem</strong> Weg in eine nachhaltige<br />

Zukunft an einem Strang ziehen, um sich untereinander<br />

<strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen und zu unterstützen.<br />

Die Treffen tragen ebenso dazu bei wie digitale<br />

Formate, die die besprochenen Themen abbilden:<br />

eine Landingpage auf der Website des Ver-<br />

GOLDSCHMAUS Die Goldschm<strong>aus</strong>-Gruppe hat sich<br />

die Erstellung hochwertiger Fleischerzeugnisse mit<br />

Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft für alle<br />

auf die Fahnen geschrieben.<br />

VOLLES HAUS Zum zweiten Treffen des Netzwerks Transformation und Nachhaltigkeit<br />

fanden sich mehr als 150 Vertreter:innen von Unternehmen bei Big Dutchman ein.<br />

Barbara Wagner:<br />

„Wir setzen auf möglichst<br />

große Hebel<br />

durch Vernetzung.“<br />

bunds, Veranstaltungshinweise und News über<br />

einen Mailverteiler. Auch Unternehmensbesuche,<br />

Arbeitsgruppen und der wissenschaftliche Aust<strong>aus</strong>ch<br />

mit den Hochschulen über Abschlussarbeiten<br />

oder die Initialisierung von Studien sind<br />

geplant.<br />

„Das Netzwerk bietet Stärke durch Kooperation“,<br />

erklärt Barbara Wagner. „Als wir unser<br />

Büro mit <strong>dem</strong> Schwerpunkt Nachhaltigkeitsmanagement<br />

und -kommunikation 2017<br />

gegründet haben, stand das Thema in der<br />

Region bei vielen Unternehmen noch nicht auf<br />

der Tagesordnung.“ Die Entwicklung schreitet voran.<br />

„Wir setzen auf möglichst große Hebel durch<br />

Vernetzung“, fügt Wagner hinzu.<br />

Sicher: Diese Hebel können auch Meinungsverschiedenheiten<br />

mit sich bringen. Speziell<br />

junge und neue Themen bieten Diskussionspotenzial<br />

– was aber nicht nur Nachteile<br />

in sich birgt. So findet beim zweiten Netzwerktreffen<br />

im November 2023 in der Ausstellungshalle<br />

der Big Dutchman GmbH eine intensive Debatte<br />

über die Generation Z statt. Dazu und auch<br />

zu den Themen Vier-Tage-Woche oder Work- Life-<br />

Balance gibt es bei der Podiumsdiskussion und<br />

<strong>dem</strong> Get-together unterschiedliche Meinungen.<br />

„Darüber aber, einen solchen Diskurs wertschätzend<br />

zu führen und einander wieder mehr zuzuhören,<br />

waren sich alle einig“, berichtet Barbara<br />

Wagner.<br />

22 <strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 23


KONTAKT HERSTELLEN<br />

Wer Fragen oder Anmerkungen<br />

zum Netzwerk „Transformation und<br />

Nachhaltigkeit im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>“ hat oder sich einbringen<br />

möchte, kann die Mailadressen<br />

der Ansprechpartner:innen <strong>aus</strong><br />

seinem Unternehmen oder seiner<br />

Institution direkt an wirtschaft@<br />

oldenburger-muensterland.<br />

de oder barbara@wagner-csr.de<br />

senden.<br />

DAS AKTUELLE TRENDTHEMA<br />

Eine starke Nachhaltigkeitsstrategie<br />

berücksichtigt Ökologie,<br />

Ökonomie<br />

und Soziales.<br />

In jeder Hinsicht spielen für eine nachhaltige<br />

Unternehmensentwicklung die drei Säulen<br />

der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie<br />

und Soziales – die zentrale Rolle. Für viele Unternehmen<br />

sind sie die Basis ihres Nachhaltigkeitsmanagements.<br />

„Wichtig ist die Erkenntnis,<br />

dass diese Säulen nicht im Widerspruch zueinanderstehen<br />

– im Gegenteil“, unterstreicht Wagner.<br />

Unternehmen müssten grundsätzlich eine<br />

individuelle Balance zwischen den drei Säulen<br />

finden.<br />

Zu Beginn dieses Prozesses stehen stets<br />

Fragen wie „Was zeichnet mich als Unternehmen<br />

<strong>aus</strong>?“, „Was sind meine wesentlichen Themenfelder?“<br />

oder „Wo will ich hin?“. Angesichts<br />

des Arbeitskräftemangels in vielen Branchen<br />

DIEPHAUS Im Dieph<strong>aus</strong> Betonwerk werden in<br />

der Recyclinganlage alte oder nicht verwertbare<br />

Betonwerksteine auf kleinste Gesteinskörnungen<br />

heruntergebrochen, sodass sie Neuprodukten wieder<br />

zugeführt werden können.<br />

PERSPEKTIVEN Barbara Wagner, Geschäftsführerin<br />

von Wagner CSR, sieht gute Chancen,<br />

Nachhaltigkeit im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

zum großen Thema zu machen.<br />

gewinnen darüber hin<strong>aus</strong> Themen wie nachhaltige<br />

Geschäftsentwicklung, flexible Arbeitszeitmodelle,<br />

Diversität, Unternehmenskultur und<br />

Wertschätzung an Bedeutung. Barbara Wagner<br />

weiß, dass die Identitätsschärfung eines Unternehmens<br />

nicht nur für die zukunftsfähige Positionierung<br />

am Markt, sondern auch für die Gewinnung<br />

von Mitarbeitenden zentral ist.<br />

Das Netzwerk „Transformation und Nachhaltigkeit<br />

im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>“ soll sich<br />

zügig weiterentwickeln und einen immer intensiveren<br />

Aust<strong>aus</strong>ch auf Augenhöhe, Know-how-<br />

Transfer und Impulse von Expert:innen bieten.<br />

Das nächste Treffen ist bereits in Planung.<br />

Aktuell konzentriert sich das Netzwerk<br />

noch auf Wirtschaftsunternehmen – dies aber<br />

mit voller Intensität. „Wir haben uns als Ziel gesetzt,<br />

die mehr als 340 Partnerunternehmen des<br />

Verbunds sowie weitere Interessierte <strong>aus</strong> den<br />

Landkreisen auf <strong>dem</strong> Weg in eine nachhaltige<br />

Zukunft zu begleiten“, betont Barbara Wagner.<br />

Und auch Verbundsgeschäftsführer Jan Kreienborg<br />

ist guter Dinge: „Dieses Netzwerk kann ein<br />

Leuchtturm für unsere starke Wirtschaftsregion<br />

sein und zur positiven Imagebildung beitragen.“<br />

ZERHUSEN Für Zerhusen Kartonagen ist nachhaltiges Wirtschaften das Gebot der Stunde,<br />

um als globale Gemeinschaft der Klimakrise begegnen und das vereinbarte 1,5-Grad-Ziel<br />

sowie die wirtschaftliche Transformation schaffen zu können.<br />

24 <strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 25


Der so gern die<br />

Zeit anhält<br />

Norbert Enker ist Dokumentarfotograf.<br />

CLAUS SPITZER-EWERSMANN ÜBER EINEN LICHTBILDNER AUS DAMME,<br />

DER HALTUNG UND ENGAGEMENT BEWEIST.<br />

S<br />

einen ersten Fotoapparat<br />

habe er zur<br />

Kommunion geschenkt<br />

bekommen, erinnert<br />

sich Norbert Enker. Von<br />

seiner Patentante. Offenbar<br />

eine Verwandte<br />

mit Weitblick, denn der Junge <strong>aus</strong> Damme fand<br />

Gefallen an der Kamera. Später bei der Bundeswehr<br />

wurde er in der Bildstelle eingesetzt, fing<br />

dort endgültig Feuer für die Fotografie. Es folgten<br />

eine Lehre in Melle und ein Kommunikationsdesign-Studium<br />

in Essen, wo er fortan lebt.<br />

Heute zählt der 1956 Geborene zu<br />

Deutschlands profiliertesten Dokumentarfotografen.<br />

Magazine wie „Spiegel“, „Stern“ oder<br />

„Merian“ drucken seine <strong>Geschichten</strong>. Schon seine<br />

Diplomarbeit hatte den Weg vorgezeichnet:<br />

Er war 1987 dreimal nach Albanien gereist, hatte<br />

einen Blick hinter den Vorhang des kommunistisch<br />

regierten Landes geworfen. Für seine<br />

Reportage wurde er mit <strong>dem</strong> „Kodak European<br />

Award“ geehrt. Wenig später fällt die Berliner<br />

Mauer. Enker fotografiert, wie das Bauwerk<br />

Tag für Tag mehr von seinem Schrecken verliert.<br />

Rund 250 Rollfilme belichtet er mit Momentaufnahmen<br />

vom Mauerstreifen. Viele Fotos veröffentlicht<br />

er 2009 in seinem Buch „Grenzfall“.<br />

ERFOLGSSTORYS<br />

CHRONIST Norbert Enker <strong>aus</strong> Damme hat sich als Dokumentarfotograf<br />

einen Namen in der Welt und in seiner Heimat gemacht.<br />

Die Dokumentarfotografie<br />

ist in der Lage,<br />

die Zeit anzuhalten.<br />

Nach seinen Essener Jahren kehrt Enker<br />

2015 an den Dümmer See zurück. Nach wie vor<br />

fasziniert ihn an der Dokumentarfoto grafie die<br />

Möglichkeit, Zustände zu konservieren. „Sie<br />

kann die Zeit anhalten“, merkt er an. Und es sei<br />

mit der Kamera um einiges leichter, mit Leuten<br />

ins Gespräch zu kommen. Sinnbildlich steht<br />

dafür das Projekt „Menschenbilder“, für das er<br />

einst im Ruhrgebiet Jugendliche in ihrem Lebensumfeld<br />

fotografierte, und das er 2021 in<br />

Damme wiederholte.<br />

Seit 1995 ist Norbert Enker Mitglied bei<br />

laif!, der renommiertesten Fotoagentur hierzulande.<br />

Sie steht für „Fotografie mit Haltung“, ein<br />

Bekenntnis, das er vorbehaltlos unterschreiben<br />

kann. Und er engagiert sich auch für die Themen<br />

vor der H<strong>aus</strong>tür. Dem Träger des Dammer<br />

Kunstpreises hat es der Skulpturenpfad seiner<br />

Heimatstadt besonders angetan.<br />

DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 27


ERFOLGSSTORYS<br />

Sternenglanz<br />

an der Soeste<br />

Im „Regional Friesoythe“ ist der Name Programm.<br />

WIE SICH TIMO PLENTER INNERHALB EINES JAHRES IN DEN GUIDE<br />

MICHELIN KOCHTE, HAT ALKE ZUR MÜHLEN HERAUSGEFUNDEN.<br />

N<br />

icht weiter als 100<br />

Kilometer – <strong>aus</strong> diesem<br />

Umkreis kommen<br />

alle Zutaten, die im Restaurant<br />

Regional Friesoythe<br />

verarbeitet werden.<br />

Ausnahmen macht<br />

Inhaber und Koch Timo Plenter <strong>aus</strong>schließlich<br />

für Zitronen und Gewürze. „Bei uns gibt es<br />

keine Avocado. Wir ziehen Regionalität durch –<br />

so hart, dass es manchmal nervig wird in der<br />

Küche.“ Die Gäste wissen es zu schätzen. Und<br />

nicht nur die, sondern auch die professionelle<br />

Kritik. Schon ein Jahr nach der Eröffnung ist das<br />

hoch gesteckte Ziel erreicht: der Grüne Stern<br />

für Nachhaltigkeit im renommierten Guide<br />

Michelin. „Das ist wie ein Oscar für mich“, ist der<br />

Küchenchef begeistert.<br />

Dafür gibt Timo Plenter in seiner One-<br />

Man-Küche alles. Kochglück auf Umwegen, denn<br />

Convenience-Produkte, der oft noch raue Ton<br />

in vielen Küchen und die schlechte Bezahlung<br />

hatten ihn zwischenzeitig die Branche wechseln<br />

lassen. Seiner Partnerin Ina Stuke, gelernte<br />

Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin, ergeht<br />

es ähnlich. Doch beide lässt die Gastronomie<br />

nicht los. „Wir haben immer gesagt: Wenn wir<br />

ein Restaurant aufmachen, dann nur, wenn wir<br />

auch selbst kochen.“ In der Corona-Zeit wagen<br />

sie es und schmieden ein Konzept. Der wichtigste<br />

Schritt: Lieferanten finden. „Wir haben uns<br />

„Die Grüne Stern ist für<br />

mich wie ein Oscar“,<br />

sagt Timo Plenter.<br />

KÜCHENCHEF Timo Plenter geht auch auf individuelle Wünsche ein. Und legt<br />

Wert darauf, dass Regionalität auf einem guten Niveau bezahlbar bleibt.<br />

durch die Region telefoniert und probiert.“ Vieles<br />

wird extra für Plenter produziert, manches<br />

macht er selbst, zum Beispiel Nudeln. Wenn das<br />

Angebot lockt, fährt der 36-Jährige schon mal<br />

los und erntet selbst. So finden spontan etwa<br />

frische Walderdbeeren auf die kleine, aber feine<br />

Karte, die regulär alle zwei Monate wechselt.<br />

Serviert werden Drei- bis Siebengangmenüs,<br />

mit Fleisch oder vegetarisch, auf<br />

Wunsch auch mit alkoholfreier Weinbegleitung.<br />

„Vegan ist etwas her<strong>aus</strong>fordernder, aber auf Absprache<br />

bekomme ich auch das hin“, erklärt Küchenchef<br />

Timo Plenter. Das außergewöhnliche<br />

Angebot hat sich inzwischen auch überregional<br />

herumgesprochen. „Wir werden mit namhaften<br />

Restaurants in großen Städten verglichen. Das<br />

macht mich unheimlich stolz.“<br />

DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 29


ERFOLGSSTORYS<br />

Reisebüro,<br />

ganz hybrid<br />

André Röckmann setzt auf Zweigleisigkeit.<br />

VON EINEM MANN, DER DIE PANDEMIE-ZEIT ALS CHANCE GENUTZT<br />

HAT, BERICHTET CLAUS SPITZER-EWERSMANN<br />

D<br />

ieses Vorurteil hält sich<br />

hartnäckig: Urlaube<br />

werden nur noch online<br />

gebucht. Und deshalb<br />

braucht es keine Reisebüros<br />

mehr. „Das stimmt<br />

ganz und gar nicht“, widerspricht<br />

André Röckmann der häufig geäußerten<br />

These. Allerdings, so fährt der 46-Jährige fort,<br />

„sehen die Reisebüros der Zukunft anders <strong>aus</strong>“.<br />

Zum Beispiel so, wie die beiden von ihm geführten<br />

in Löningen und in Werlte.<br />

Seit rund 20 Jahren kümmert sich Quereinsteiger<br />

Röckmann um Flüge, Kreuzfahrten<br />

und Städtereisen. Am Frontdesk ist der <strong>aus</strong>gebildete<br />

IT-Systemelektroniker indes eher selten<br />

anzutreffen. Stattdessen hält er im Hintergrund<br />

die Fäden zusammen, entwickelt neue Konzepte<br />

und treibt seine Vision vom hybriden Reisebüro<br />

namens „Ihre Reisekette“ voran. Er weiß: Rund<br />

die Hälfte der Deutschen bucht Reisen heute<br />

im Internet. „Wenn wir eine reelle Chance gegen<br />

die großen Portale haben wollen, müssen<br />

wir dort selbst mit unseren Angeboten vertreten<br />

sein“, sagt er.<br />

Aber nicht nur das: „Wir müssen darüber<br />

hin<strong>aus</strong> die Trumpfkarte individueller Service<br />

<strong>aus</strong>spielen und dürfen den direkten Kundenkontakt<br />

nicht vernachlässigen.“ Die Digitalisierung<br />

hilft dabei. Während der Corona-Pan<strong>dem</strong>ie<br />

habe er mit seinem Team <strong>aus</strong>reichend Zeit<br />

Der Drucker läuft<br />

vielleicht noch einmal<br />

pro Woche.<br />

ZUKUNFT André Röckmann weiß: Das Reisebüro<br />

von gestern hat keine Chance mehr.<br />

gehabt, alle Arbeitsprozesse auf den Prüfstand<br />

zu stellen und neu zu organisieren. Ziel: weniger<br />

Büro kratie, mehr echte Beratung. Eine neue<br />

Software wurde eingeführt, der Web-Auftritt von<br />

Grund auf überholt, ein schlüssiges Konzept für<br />

die Präsenz in den sozialen Medien entwickelt.<br />

Zweigleisig fahren, darin sieht André<br />

Röckmann die Zukunft der Reisebranche. Die<br />

Umstellung sei noch nicht abgeschlossen, betont<br />

er. Und vermutlich wird sie das angesichts<br />

der Technologiesprünge unserer Tage auch so<br />

bald nicht sein. Aber der Reisebüro-Inhaber, der<br />

auch seit einiger Zeit im Gemeinderat von<br />

Molbergen sitzt, sieht sich auf einem guten Weg.<br />

„Wir haben bereits eine Menge Hindernisse <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> Weg geräumt. Unser Drucker läuft vielleicht<br />

noch einmal pro Woche.“.<br />

DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 31


Oldies but<br />

Goldies<br />

Für Fans von Oldtimern ist das<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> ein Paradies.<br />

VIEL MEHR ALS NUR SCHMUCKSTÜCKE AUF DEN STRASSEN – WIE DIE REGE<br />

OLDTIMERSZENE DIE REGION PRÄGT, HAT SICH ALKE ZUR MÜHLEN ANGESEHEN.<br />

DAS AKTUELLE TRENDTHEMA<br />

„Die Idee war so simpel. Keine Ahnung,<br />

warum das vorher keiner gemacht hat.“ Dabei<br />

hatten auch Patrick Kordes und sein Geschäftspartner<br />

Andreas Kathmann alles viel kleiner<br />

geplant. In der Pan<strong>dem</strong>ie stellt der gelernte<br />

Mechaniker, damals im Werkstattbedarf beschäftigt,<br />

seinen Job in Frage: „Das kann doch<br />

noch nicht alles gewesen sein, habe ich gedacht.“<br />

Privat hat er immer mal wieder ein altes<br />

Auto gekauft, instandgesetzt und wieder ver-<br />

W<br />

as motiviert Menschen,<br />

freitags über Nacht mit<br />

<strong>dem</strong> Wohnmobil <strong>aus</strong><br />

Österreich nach Lastrup<br />

zu fahren, um dort in einem<br />

Indus triegebiet zu<br />

campen? „Ganz einfach:<br />

Wenn morgens das Tor<br />

aufgeht, sind Oldtimer-Fans im siebten Himmel“,<br />

erklärt Patrick Kordes. Innerhalb weniger<br />

Jahre hat sich sein Unternehmen OM-Classics<br />

zur Pilgerstätte entwickelt. Für Sammler:innen,<br />

Hobby-Schrauber:innen und Menschen, die einmal<br />

ihre Idole <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Fernsehen sehen wollen.<br />

Aber dazu später mehr.<br />

Mit <strong>dem</strong> Opel Manta entspannt über die<br />

Landstraße cruisen – diesen Jugendtraum erfüllen<br />

sich gerade viele Menschen. Gut erhaltene<br />

Fahrzeuge der 1970er und 80er Jahre steigen<br />

vergleichsweise stark im Preis, so ein Ergebnis<br />

der letzten Classic-Car-Studie. Die Motivation:<br />

Nostalgie, Spaß am Schrauben, Freude am Auffallen<br />

oder das Gemeinschaftsgefühl der Oldund<br />

Youngtimer-Community. Und auch viele<br />

Schaulustige erfreuen sich am „Garagengold“<br />

auf den Straßen, unabhängig davon, wie die alltägliche<br />

Mobilität gestaltet wird. Die steigende<br />

Zahl der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen macht<br />

sie zum Wirtschaftsfaktor. Die rund eine Million<br />

Oldtimer in Deutschland haben einen Gesamt-<br />

wert von 31 Milliarden Euro – und ein Reparatur-<br />

und Wartungsvolumen von etwa 3,8 Milliarden<br />

Euro. Rund 10.000 Beschäftigte arbeiten<br />

in Werkstätten, die auch Classic Cars reparieren.<br />

Dazu kommen um die 50 spezialisierte Teile-<br />

und Fahrzeughändler. Auch im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong>.<br />

EXPERTE Patrick Kordes ist auch im TV als<br />

Spezialist für Young- und Oldtimer bekannt.<br />

GESTERN UND HEUTE Zum „Aktionstag Holz“ der Oldtimerfreunde<br />

Poggenschlot gehörten auch Land- und Arbeitsmaschinen.<br />

Eine Million Oldtimer<br />

in Deutschland.<br />

Gesamtwert: rund<br />

31 Milliarden Euro.<br />

kauft. Mit Kumpel Kathmann beschließt er, ein<br />

Geschäft dar<strong>aus</strong> zu wagen. „Zwei Autos im Monat<br />

hatten wir geplant. Nach drei Monaten hatten<br />

wir bereits 15 verkauft.“<br />

Von der anfangs gemieteten Industriehalle<br />

ohne Heizung oder Toiletten geht es an den<br />

Eichengrund in Lastrup. „Heute ist das eine der<br />

größten Hallen Deutschlands für Young- und<br />

Oldtimer“, ist Kordes stolz. Werkstatt, Aufbereitung<br />

und Sattlerei sind integriert. Sechs Festangestellte<br />

wecken historische Schätzchen <strong>aus</strong><br />

ihrem Dornröschenschlaf. „Unser Meister ist<br />

Jahrgang 1998 und Vollblutschrauber. Der älteste<br />

Mitarbeiter ist fast 70 Jahre alt. Wir ergänzen<br />

uns perfekt. Und wir haben ein großes<br />

Netzwerk.“ Abschleppwagen „Emma“, ein LT<br />

55 <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Baujahr 1990, liefert fünf Tage die<br />

Woche Autos <strong>aus</strong>. „Egal ob die Fahrzeuge 5.000<br />

Euro kosten oder 70.000: Man erfüllt sich immer<br />

einen Traum damit“, schwärmt der<br />

32<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 33


OLDTIMER-EVENTS 2024 IM<br />

OLDEN BURGER MÜNSTERLAND<br />

Oldtimertreffen Dinklage<br />

9. Mai, Rath<strong>aus</strong>platz und Am Markt,<br />

Dinklage<br />

3. Oldtimertreffen des EsLo Club<br />

11. & <strong>12</strong>. Mai, Essen (Oldenburg)<br />

www.oldtimerclub-eslo.de<br />

Garreler Classics<br />

25. & 26. Mai, Campingplatz Garrel<br />

www.garreler-classics.de<br />

9. Oldtimertreffen Steinfeld Classic<br />

26. Mai, Steinfeld<br />

www.msf-steinfeld.de<br />

4. OM Classics Charity Run<br />

9. Juni<br />

www.om-charity-run.de<br />

DAS AKTUELLE TRENDTHEMA<br />

1. Böseler Zweirad-Oldtimertreffen<br />

16. Juni, Heimath<strong>aus</strong> „Am Pallert“,<br />

Bösel<br />

50. Internationales Borgward-Treffen<br />

23. bis 25. August,<br />

Schützenhalle Lohne<br />

www.borgward-ig.de<br />

17. Oldtimertreffen Cloppenburg<br />

24. & 25. August, Marktplatz/<br />

<strong>Münsterland</strong>halle Cloppenburg<br />

www.haug-<strong>aus</strong>stellungen.de<br />

GEGENBEWEGUNG Wenn auf den Straßen nur noch fahrbare Computer<br />

unterwegs sind, dann erleben die Fahrzeuge von gestern eine Renaissance.<br />

Wer bei den<br />

Treckerfreunden<br />

mitmachen will,<br />

muss keinen Traktor<br />

besitzen.<br />

Unternehmensgründer. Klar, dass auch er am<br />

liebsten auf der Straße entspannt. Zum Beispiel<br />

in seinem roten Golf 2 GTI. „Das ist einfach geil.“<br />

Mit weit weniger PS unterwegs, aber<br />

ebenso begeistert sind die Oldtimerfreunde<br />

Poggenschlot in Essen mit ihren historischen<br />

Traktoren und Arbeitsmaschinen. „Wer bei uns<br />

mitmachen möchte, braucht aber keinen eigenen<br />

Trecker. Und auch keine Ahnung davon. Es<br />

reichen Interesse und Lust, sich einzubringen“,<br />

erklärt Bernhard Rump-Halenkamp. Und fügt<br />

gleich hinzu: „Bei uns kann man nicht mal Mitglied<br />

werden oder <strong>aus</strong>treten, es ist alles ganz<br />

zwanglos. Wir haben keinen Verein gegründet.“<br />

Bewegt wird trotz<strong>dem</strong> eine Menge. Oder vielleicht<br />

gerade deswegen?<br />

Die Idee entsteht um 2001 in der später<br />

auch namensgebenden Gaststätte Poggenschlot.<br />

„Ich saß mit Bekannten zusammen,<br />

alle mit Interesse an alten Landmaschinen.<br />

Wir wollten mal einen lockeren Stammtisch für<br />

Rost- und Dieselgespräche <strong>aus</strong>probieren“, erinnert<br />

sich Rump-Halenkamp. Schon 2004 organisiert<br />

die Gruppe ein erstes Oldtimer-Treffen mit<br />

Traktoren, Autos und anderen Fahrzeugen – ein<br />

SHOWROOM Patrick Kordes zeigt<br />

gern seine Schätzchen.<br />

ARBEITSEINSATZ Die Oldtimertraktoren<br />

präparieren eine Pferderennbahn.<br />

voller Erfolg. „Da haben wir richtig Bock bekommen,<br />

das professioneller aufzuziehen.“ Immer<br />

wieder gibt es seit<strong>dem</strong> eigene Aktionen, Ausfahrten,<br />

Besuche anderer Treffen. Sogar einen<br />

eigenen Wandkalender mit allen Terminen darin.<br />

Es machen Menschen zwischen 15 und weit<br />

über 80 Jahren mit. Längst nicht alle haben einen<br />

Bezug zur Landwirtschaft. „Viele würden<br />

sich im Alltag vermutlich nie begegnen. Und<br />

trotz<strong>dem</strong> sind wir eine tolle Gemeinschaft.“ Eine,<br />

die sich natürlich auch beim Schrauben unter<br />

die Arme greift.<br />

Ortswechsel nach Lohne: Jede Szene hat<br />

ihre Expert:innen. Wer Fragen zur Automobilgeschichte<br />

im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> hat, wird<br />

schnell an Norbert Hilker verwiesen. Der hat<br />

über Jahrzehnte nicht nur unzählige Fahrzeuge<br />

gesammelt und restauriert. Seine Sammelleidenschaft<br />

geht weit darüber hin<strong>aus</strong>. Auf etwa<br />

eint<strong>aus</strong>end Quadratmetern finden sich auch<br />

Schreib- und Nähmaschinen, Zapfsäulen, sogar<br />

ein Frisörsalon <strong>aus</strong> den 1950er Jahren. Interesse<br />

an alten Fahrzeugen hatte Hilker von Kindheit<br />

an. Klar, dass er auch am Mofa geschraubt<br />

hat. Sein Vater ist Dreher, fertigt ihm so manche<br />

Scheibe an. Mit Autos geht es weiter. „Damals<br />

war es normal, dass der erste Wagen gerade<br />

noch TÜV hatte.“ Da passt es gut, dass Hilker<br />

bei der Bundeswehr in der Werkstatt Lehrgänge<br />

absolvieren kann. Den Rest bringt er sich selbst<br />

bei. „Früher haben wir von je<strong>dem</strong> Oldtimer-Treffen<br />

Ersatzteile mit nach H<strong>aus</strong>e geschleppt.<br />

Das geht heute übers Internet viel<br />

34 <strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 35


Beim Charity Run rollen<br />

die Oldies durch die<br />

Region. Und sorgen für<br />

TV-Präsenz.<br />

DAS AKTUELLE TRENDTHEMA<br />

DETAIL Am Ende sind es die Details,<br />

die stimmen müssen, wenn ein Youngoder<br />

Oldtimer seine ganze Faszination<br />

entfalten soll.<br />

einfacher“, freut sich der Hobbyschrauber, der<br />

im Hauptberuf Autoteilehändler war.<br />

Hilker hat mit Hilfe seiner Familie so<br />

manches Wrack wieder auf die Straße gebracht.<br />

Ein Mercedes 170 S Baujahr 1950 macht den Anfang.<br />

Ein Lloyd Alexander TS, ein Fuldamobil,<br />

ein Borgward Hansa 2400 und viele weitere Modelle<br />

folgen. Über 30 Jahre wächst sein privates<br />

Museum in einer alten Tischlerei samt Möbelh<strong>aus</strong>.<br />

Jetzt ist ein Ende in Sicht: „Ich muss noch<br />

vier oder fünf Fahrzeuge restaurieren, dann ist<br />

die Sammlung voll. Mehr möchte ich auch nicht<br />

haben.“<br />

Geschraubt wird bei Hilkers am liebsten<br />

im Winter. Denn Sommerzeit ist Urlaubszeit. Das<br />

ein oder andere Schätzchen darf meist mit. Ob<br />

auf einer Reise oder auf <strong>dem</strong> Weg zum Oldtimer-Event:<br />

So ein Gespann zieht Blicke auf sich.<br />

Auch auf den Treffen in der Region. „Es ist ein<br />

Wahnsinn, was hier in den letzten Jahren auf<br />

die Straßen gekommen ist.“ Oldtimerevents<br />

boomen, werden zu Publikumsmagneten. Norbert<br />

Hilker ist (fast) immer mittendrin. Klar, <strong>aus</strong><br />

Interesse. „Aber es ist auch praktisch. Man kann<br />

immer direkt bis auf den Platz fahren und hat<br />

einen Parkplatz“, fügt er schmunzelnd hinzu.“<br />

Das Dinklager Oldtimertreffen an Himmelfahrt<br />

organisiert er selbst mit. „Trecker, Autos, Lkw<br />

oder Motorräder – es ist alles vertreten.“<br />

Zurück nach Essen: Auch die Oldtimerfreunde<br />

Poggenschlot legen Wert darauf, einen<br />

Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Ihre Lichterfahrt<br />

mit Nikol<strong>aus</strong> im Advent lässt nicht nur<br />

Kinderherzen höherschlagen. Auf Trettreckern,<br />

die der Klub umliegenden Kitas gestiftet hat,<br />

tun die Kleinen es ihren Vorbildern nach. Bei<br />

den zweijährlich stattfindenden Feldtagen wird<br />

der Blick immer auch nach vorn gewandt. „Egal,<br />

welches Thema wir haben, wir stellen immer alt<br />

und neu gegenüber. Damit man die Entwicklung<br />

sieht. Denn: Früher war nicht alles heile Welt“,<br />

betont Bernhard Rump-Halenkamp. Wenn das<br />

Pferdegespann neben einem Acht-Schar-Pflug<br />

oder das Trecker-Sägewerk neben einem modernen<br />

Holzspalter steht, entstehen Gespräche.<br />

Ebenso bei den Feldbegängen des landwirtschaftlichen<br />

Vereins, die die Oldtimerfreunde<br />

mit ihren Traktoren unterstützen: Fachtreffen,<br />

bei denen etwa die lokale Entwicklung der Bodenqualität<br />

analysiert wird. Für ihren beständigen<br />

Einsatz als Brückenbauer zwischen den<br />

SCHRAUBER Norbert Hilker setzt alle<br />

Fahrzeuge straßentauglich instand.<br />

STOLZ Norbert Hilker ist eingefleischter Borgward-Fan<br />

und nennt mehrere Modelle sein Eigen.<br />

Welten wurden die Oldtimerfreunde Poggenschlot<br />

deshalb 2023 als „Landwirt des Jahres“<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet.<br />

2022 veranstaltet OM-Classics den ersten<br />

Charity Run. „Wir wollten das Angenehme<br />

mit <strong>dem</strong> Nützlichen verbinden und haben zur<br />

Rundfahrt geladen. Das wurde ein schweinegeiler<br />

Tag“, erinnert sich Patrick Kordes. Über<br />

100 Fahrzeuge rollten durch die Region, dabei<br />

eingeworbene Spenden gingen an lokale Organisationen.<br />

Diese Aktion, und auch die starke<br />

Präsenz in den sozialen Medien, machen<br />

die RTL-Gruppe auf die umtriebigen Spezialisten<br />

aufmerksam. „Erst dachten wir, die Anfrage<br />

wäre ein Fake.“ War sie aber nicht. Mit <strong>dem</strong> Format<br />

„Verkauft & Zugelassen – Die Autohändler“<br />

wächst eine langjährige TV-Kooperation.<br />

Inzwischen stehen die Dreharbeiten für<br />

die vierte Staffel an. Kein Grund, aufgeregt zu<br />

sein. „Da läuft nichts nach Drehbuch. Wir verstellen<br />

uns auch nicht. Wir drehen alles mit,<br />

Gutes wie Schlechtes.“ Der lockere Ton und die<br />

offene Art kommen an. So gut, dass es regelmäßig<br />

Fans in die Region verschlägt. Bei OM Classics<br />

dürfen sie nicht nur Fahrzeuge besichtigen,<br />

sondern auch darin probesitzen. Und staunen:<br />

Die ganze Halle ist zu einem 3-D-Wimmelbild<br />

geworden. Denn von seinen Ankaufstouren<br />

bringt Kordes auch allerlei historische Fundstücke<br />

mit – zum Beispiel eine Telefonzelle <strong>aus</strong><br />

den 1980er Jahren.<br />

„Rund t<strong>aus</strong>end Menschen kommen im<br />

Monat zu uns. Viele nur zum Schauen, und das<br />

ist völlig okay.“ Ein Getränk und ein kurzes Benzingespräch<br />

gibt’s gratis. Arbeit sei das für ihn<br />

nicht. „Das macht einfach Spaß. Gen<strong>aus</strong>o wie<br />

die öffentlichen Termine zur Fahrzeugbegutachtung.“<br />

Wenn einmal im Monat ganze Clubs<br />

zu Aust<strong>aus</strong>ch und Bratwurst vom Grill nach Lastrup<br />

anreisen, ist Kordes ganz in seinem Element:<br />

im Oldtimer-Paradies.<br />

36<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 37


Vancouver Island – 6 Kanada<br />

Studierende <strong>aus</strong> 93 Ländern heißt<br />

die Vancouver Island University in<br />

Nanaimo Jahr für Jahr willkommen.<br />

Rund 15.000 Studierende besuchen<br />

die Hochschule in der kanadischen<br />

Provinz British Columbia – zum Beispiel<br />

für Mathematik, Sport oder Kulturwissenschaften.<br />

6<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Mendoza – 7 Argentinien<br />

Eine von drei Partnerhochschulen<br />

in Argentinien liegt in Mendoza, mit<br />

1,7 Millionen Einwohner:innen die<br />

größte Stadt im Westen des Landes.<br />

An der Universidad Nacional de<br />

Cuyo stehen rund 100 Studien gänge<br />

zur Wahl.<br />

8<br />

5<br />

Baku – 3 Aserbaidschan<br />

An der ersten privaten Hochschule<br />

des Landes, der Azərbaycan Universiteti<br />

in Baku, wird auf Aserbaidschanisch,<br />

Russisch und Englisch<br />

gelehrt. Aust<strong>aus</strong>chmöglichkeiten<br />

bieten sich hier für Vechtaer Studierende<br />

zum Beispiel im Fach Soziale<br />

Arbeit.<br />

San Miguel – 8 El Salvador<br />

El Salvador ist das kleinste und<br />

zugleich am dichtesten bevölkerte<br />

Land in Zentralamerika. In einem<br />

Auslandssemester an der Universidad<br />

Gerardo Barrios lernen Studierende<br />

das Leben in San Miguel, der<br />

größten Stadt im Osten des Landes,<br />

kennen.<br />

7<br />

Von Vechta<br />

in die Welt<br />

Adelaide – 1 Australien<br />

G’Day! Die University of South Australia<br />

befindet sich in der für ihre<br />

zahlreichen Kulturveranstaltungen<br />

bekannten „Festival City“ Adelaide.<br />

Hier können unter anderem<br />

Studierende <strong>aus</strong> den Fächern<br />

Dienstleistungsmanagement, Politikwissenschaften<br />

oder Musik ihr<br />

Aust<strong>aus</strong>chsemester verbringen.<br />

Fès – 4 Marokko<br />

Im Norden Afrikas können Studierende<br />

sich an der Université Sidi<br />

Mohammed Ben Abdallah in der<br />

ältesten marokkanischen Königsstadt<br />

Fès einschreiben. Der Fokus<br />

liegt hier auf naturwissenschaftlichen,<br />

mathematischen und technischen<br />

Studiengängen.<br />

1<br />

Die Universität Vechta pflegt zahlreiche<br />

Partnerschaften zu Universitäten und<br />

Hochschulen außerhalb Europas.<br />

Eine Auswahl.<br />

Seoul – 2 Südkorea<br />

Die von der Presbyterianischen Kirche<br />

gegründete Seoul Women’s<br />

University ist vor allem für Germanistik-Studentinnen<br />

interessant.<br />

Deutsch ist nämlich eine der sechs<br />

Sprachen, die hier in umfangreichen<br />

Literatur- und Linguistikmodulen<br />

studiert werden können.<br />

Yaoundé – 5 Kamerun<br />

Zwei der acht Partnerhochschulen<br />

auf <strong>dem</strong> afrikanischen Kontinent<br />

befinden sich in Kamerun. Die<br />

Université de Yaoundé I ist eine<br />

der größten Universitäten des Landes<br />

und bekannt für ihre Fakultät<br />

der Künste, Sprachen und Humanwissenschaften.<br />

38 <strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM


Bundesliga, wir<br />

kommen!<br />

Zu Besuch bei der Ausbildung von<br />

Schiris im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

DAVON, DASS ES GENÜGEND TALENTE FÜR DEN JOB AN DER PFEIFE GIBT, HAT SICH<br />

CLAUS SPITZER-EWERSMANN BEI DER SCHIRI-PRÜFUNG IN LASTRUP ÜBERZEUGT.<br />

DER BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />

A<br />

ufgeregt? „Ja, schon<br />

ein bisschen“, sagt Pia<br />

Bußmann mit einem<br />

fröhlichen Lachen. Die<br />

Schülerin will Schiedsrichterin<br />

werden. Fußballschiedsrichterin.<br />

Vier Wochen lang hat sie zu Jahresanfang die<br />

zehn dafür vorgesehenen Einheiten beim Lehrgang<br />

in der Sportschule Lastrup besucht. Pia ist<br />

ehrgeizig. „Ich will nach oben, möglichst hoch<br />

pfeifen“, betont sie. The Sky is the Limit. Vorerst<br />

aber liegt ihr Schicksal in den Händen von<br />

Prüfer Andreas Robke vom Niedersächsischen<br />

Fußballverband. Gerade hat sie ihm ihren Prüfungsbogen<br />

mit Antworten auf 30 Fragen in die<br />

Hand gedrückt. Fünf Fehler darf sie sich erlauben.<br />

Jetzt wartet sie auf die Auswertung.<br />

2023 hatte der Deutsche Fußballbund das<br />

„Jahr der Schiris“ <strong>aus</strong>gerufen. Mit vielfältigen<br />

Aktionen wollte man der rückläufigen Zahl an<br />

Unparteiischen begegnen, die vor allem <strong>dem</strong><br />

Amateurfußball zu schaffen macht. Im Kreis<br />

Cloppenburg beispielsweise fehlen zurzeit etwa<br />

100 Unparteiische, rechnet Obmann Sebastian<br />

Möller vor. Konsequenz: Immer wieder bleiben<br />

Spiele unbesetzt, müssen sich die beteiligten<br />

Mannschaften selbst einigen. Vor allem die Jugendklassen<br />

leiden darunter.<br />

In Cloppenburg versucht man gegenzusteuern,<br />

zum Beispiel mit einer Kampagne<br />

in den sozialen Medien. Lohn der Mühe: Zum<br />

Lehrgang 2024 liegen mehr als 50 Anmeldungen<br />

vor. Immerhin 46 sportliche junge Menschen<br />

finden sich am Prüfungsabend ein. „Eine<br />

gute Quote“, bestätigt Lehrwart Fabian Einh<strong>aus</strong>.<br />

Er hat den Kandidat:innen in den Wochen zuvor<br />

NACHWUCHS Pia Bußmann zählt zu den jüngsten<br />

Fußballschiedsrichterinnen der Region.<br />

PRÜFUNG Stunde der Wahrheit in der Sportschule Lastrup: Um Referee werden zu können,<br />

sollten zunächst mindestens 25 von 30 Fachfragen richtig beantwortet werden.<br />

Wer auf <strong>dem</strong> Platz<br />

pfeifen möchte, muss<br />

insgesamt 17 Regeln<br />

beherrschen.<br />

Am Prüfungsabend zeigt der Blick in die<br />

Runde: Fast die Hälfte der Teilnehmenden dürfte<br />

vermutlich noch A- oder gar B-Jugend spielen.<br />

Doch auch ein paar ältere Semester rutschen<br />

vor der Prüfung nervös auf ihren Stühlen<br />

herum. Zum Beispiel Timo Stammermann. Er<br />

hat selbst lange Zeit gegen den Ball getreten,<br />

ist heute Trainer der 1. Damenmannschaft<br />

des FC Lastrup. „Immer wenn der Schiri etwas<br />

falsch macht, denke ich, ich kann das besser“,<br />

sagt er zu seiner Motivation, den Lehrgang zu<br />

besuchen. Als zwei Freunde beim Kegelabend<br />

erklären, sie wären auch dabei, ist die Sache<br />

entschieden. Die Kumpels sitzen mit im Raum,<br />

darunter mit Dr. Ansgar Rüter auch ein Zahnarzt<br />

<strong>aus</strong> Cloppenburg. Er hat sich von seinem Sohn<br />

überzeugen lassen – und wäre zur Prüden<br />

Job auf <strong>dem</strong> grünen Rasen haargenau erklärt<br />

und ihnen mit seinem Team die Feinheiten<br />

der 17 grundlegenden Fußballregeln (mehr<br />

sind es tatsächlich nicht) erläutert. Gelegentlich<br />

schaute an den Ausbildungsabenden auch<br />

mal der Bundesliga-Unparteiische Frank Willenborg<br />

oder die Zweitliga-Schiedsrichterin Sarah<br />

Willms vorbei.<br />

40<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 41


SCHIRI WERDEN<br />

Wer sich vorstellen kann, als<br />

Fußballschiedsrichter:in aktiv zu<br />

werden, sollte sich zunächst beim<br />

Obmann des Vereins melden.<br />

Dieser wird dann die weiteren<br />

Schritte in die Wege leiten.<br />

Weitere Informationen gibt es auf<br />

den Webseiten des Kreises Cloppenburg<br />

www.nfv-kreis-clp.de bzw.<br />

Vechta www.kreis-vechta.nfv.de<br />

Eine App hilft beim<br />

Lernen. Sie hält 180<br />

Fragen und Antworten<br />

bereit.<br />

VERWARNUNG Am Ende des Abends bekommen die erfolgreichen Prüflinge ein Set mit roter<br />

und gelber Karte <strong>aus</strong>gehändigt und können von nun an als Unparteiische eingesetzt werden.<br />

fung wegen eines Patienten fast zu spät gekommen.<br />

Am Ende wird das Trio bestehen.<br />

„Zum Schiri ist man nie zu alt“, meint Lehrwart<br />

Einh<strong>aus</strong>. 14 ist das Einstiegsalter. „Aber wir<br />

hatten im letzten Jahr auch schon jemand dabei,<br />

der war über 60.“ Die ganz jungen Neulinge<br />

werden zunächst bei Spielen der D- Jugend eingesetzt,<br />

können sich dann langsam hochpfeifen.<br />

Wer wirklich Ambitionen habe, merke man<br />

schnell. Ein bestimmtes Auftreten sei erforderlich,<br />

allerdings ohne sich selbst in den Mittelpunkt<br />

zu stellen. Das schaffen nicht alle, die<br />

Absprungquote sei leider zu hoch.<br />

Für Pia Bußmann ist Aufgeben keine Option.<br />

Die 14-Jährige ist eines von drei Mädchen im<br />

Kurs. Selbst in der B-Jugend aktiv, ist sie nicht<br />

nur ehrgeizig, sondern auch selbstbewusst. „Ich<br />

will nicht so viel mit den Schiris auf <strong>dem</strong> Platz<br />

meckern, sondern zeigen, dass ich mindestens<br />

gen<strong>aus</strong>o gut pfeifen kann.“ Gibt es Fußball im<br />

Fernsehen, achte sie inzwischen weit mehr auf<br />

BESTNOTE Pia Bußmann wird als<br />

Lehrgangs beste besonders <strong>aus</strong>gezeichnet.<br />

BESSERMACHER „Was die anderen können,<br />

kann ich vielleicht besser“, sagt Neu-<br />

Schiedsrichter Timo Stammermann.<br />

die Unparteiischen als auf die Spieler:innen.<br />

Die Regeln hat sie ohnehin drauf. Die Zwischenprüfung<br />

bestand sie ohne Fehler. Selbst auf<br />

skurrile Fragen wie „Eine Juniorenmannschaft<br />

möchte wegen kalten Wetters in Trainingsanzügen<br />

spielen. Muss der Schiedsrichter das zulassen?“<br />

wusste sie die richtige Antwort: „Ein klares<br />

Ja!“<br />

Einer, der das <strong>aus</strong> eigener Erfahrung wissen<br />

sollte, ist Pascal Kleine. Der 32-Jährige ist<br />

ein Wiedereinsteiger. „Ich habe fünf Jahre P<strong>aus</strong>e<br />

gemacht“, erklärt er. In solchen Fällen sieht<br />

das Regelwerk eine Wiederholungsprüfung vor.<br />

„Aber ich musste nicht an den zehn Lehrabenden<br />

teilnehmen, sondern durfte mich in Eigenregie<br />

vorbereiten.“ Dabei geholfen hat ihm eine<br />

App, die 180 Fragen bereithält. „Die App ist super“,<br />

bestätigt Pia Bußmann.<br />

Am Ende des Abends ruft Schiedsrichter-Obmann<br />

Sebastian Möller alle auf, die die<br />

Prüfung bestanden haben, und händigt ihnen<br />

neben einer Urkunde ein Set mit gelber und roter<br />

Karte <strong>aus</strong>. Der Name, der nicht fällt, ist der<br />

von Pia Bußmann. Durchgefallen? So wie acht<br />

der 46 Prüflinge? Sebastian Möller macht es<br />

spannend. „Und dann kommen wir zu unserer<br />

Lehrgangsbesten … Pia Bußmann!“ Die Schülerin<br />

strahlt. Nur eine Frage hat sie tatsächlich falsch<br />

beantwortet. Nicht schlimm, bei genau dieser<br />

lag niemand <strong>aus</strong> der Gruppe richtig. Und dass es<br />

ein Fehler mehr ist als beim Zwischentest? „Das<br />

kann ich verkraften“, sagt die Schülerin und lacht<br />

wieder einmal. Man wird von ihr hören.<br />

42<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 43


Das Erbe des<br />

letzten Müllers<br />

RANGEZOOMT<br />

Die Mühle in Huckelrieden ist<br />

noch immer funktionsfähig.<br />

MIT SEINER KETTENSÄGE HAT KÜNSTLER CARSTEN SCHMIDT<br />

EINE BLEIBENDE ERINNERUNG GESCHAFFEN.<br />

An Windmühlen herrscht im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> kein Mangel.<br />

Die Schutenmühle in Huckelrieden zählt mit mehr als 250 Jahren<br />

Lebenszeit zu den ältesten in der Region. Der sogenannte Erdholländer<br />

befindet sich seit 1922 im Besitz der Löninger Familie Schute und<br />

war bis in die 1950er Jahre hinein mit zwei Mahlgängen in Betrieb. Er<br />

ist nach wie vor voll funktionstüchtig.<br />

HIER SIND WIR!<br />

Huckelrieden gehört zur Stadt<br />

Löningen im Süden des Land kreises<br />

Cloppenburg. Gemeinsam mit den<br />

Dörfern Angelbeck, Röpke, Winkum<br />

und Ehren bildet es das „Überhäsige<br />

Viertel“. Der Ortsteil ist nach<br />

<strong>dem</strong> ehemaligen Gut Huckelrieden<br />

benannt. 2024 beteiligt sich das<br />

gesamte Viertel erneut am Wettbewerb<br />

„Unser Dorf hat Zukunft“.<br />

Mittlerweite befindet sich die letzte von ehemals elf Mühlen in<br />

Löningen in Obhut des Heimatvereins. Seine Mitglieder zeichneten<br />

verantwortlich für die Instandsetzung Mitte der 1990er Jahre und<br />

kümmern sich heute um das gesamte Gelände mit <strong>dem</strong> historischen<br />

Backgebäude und <strong>dem</strong> Heimath<strong>aus</strong>. Gern genutzt wird die Mühle<br />

zu<strong>dem</strong> als Zweigstelle des Löninger Standesamtes.<br />

Seit einigen Jahren ziert eine Holzskulptur von Carsten Schmidt den<br />

Platz vor der Mühle. Der Thüler Künstler erinnert mit seinem per<br />

Kettensäge <strong>aus</strong> einem Eichenstamm entstandenen Kunstwerk an<br />

Heinrich Schute, den letzten Müller, der hier tätig war.


Lieblingsplätze<br />

Drei besondere Orte im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

LANDKREIS<br />

CLOPPENBURG<br />

LANDKREIS<br />

VECHTA<br />

TAGE WIE DIESE<br />

Herzensprojekt<br />

am Kanal<br />

Claas Meyer, Chef des Riesenflohmarkts,<br />

über den 14. Mai 2015<br />

A<br />

nfang 2015 bat mich<br />

Monika Fecht nach<br />

<strong>dem</strong> plötzlichen Tod<br />

ihres Ehemannes, die<br />

Organisation des Riesenflohmarkts<br />

am Elisabethfehnkanal<br />

in<br />

seinem Sinne fortzuführen. Ich habe sofort<br />

zugesagt. Theodor Fecht war über all die Jahre<br />

ein Freund geworden, diesen Wunsch konnte<br />

ich ihr also gar nicht abschlagen. Und die Veranstaltung,<br />

die jedes Jahr am Himmelfahrtstag<br />

stattfindet, war mir natürlich ans Herz<br />

gewachsen. Mit meinem Eiswagen bin ich am<br />

Kanal ein Kind der ersten Stunde und gehöre<br />

quasi zum Inventar.<br />

Die Probe aufs Exempel war für mich dann am<br />

14. Mai 2015 beim ersten von mir organisierten<br />

Flohmarkt. Eine besondere Anspannung<br />

war schon da, aber am bewährten Konzept<br />

habe ich nichts geändert – bis heute. Warum<br />

auch? Die Leute wollen suchen und finden,<br />

stöbern und handeln. Zehn Kilometer Shoppingmeile,<br />

1.500 bis 2.000 Stände, dazwischen<br />

Gastronomie, ein Bus-Shuttle. Einfach ein Riesenspaß<br />

für die ganze Familie. Das Team ist<br />

eingespielt, jeder kennt seine Aufgaben. Nach<br />

all den Jahren ist vieles Routine. Und auch<br />

wenn man’s nicht glauben mag: Wir kommen<br />

mit wenigen Wochen Vorbereitungszeit<br />

hin. Ich denke, Theo wird da oben im Himmel<br />

zufrieden mit mir sein.<br />

Theresa, wo gehst du am Wochenende<br />

gern spazieren?<br />

Ich liebe einfach die Ahlhorner<br />

Fischteiche. Dort draußen, direkt<br />

am östlichen Rand des Landkreises<br />

Cloppenburg, bin ich früher ganz oft<br />

mit meinem Opa spazieren gewesen.<br />

Mit dieser Zeit verbinde ich sehr<br />

schöne Erinnerungen. Auch heute<br />

noch kann man mich da in der freien<br />

Zeit häufig beim Wandern durch<br />

die wilde Natur antreffen. Dann fühle<br />

ich mich ihm ganz nah. Es ist einfach<br />

eine wundervolle Gegend, die mich<br />

immer wieder erdet.<br />

Theresa We<strong>dem</strong>eyer ist Buchbinderin <strong>aus</strong><br />

Emstek.<br />

Jessica, wohin verschlägt es dich<br />

nachmittags oder am Wochenende?<br />

Mein liebstes Ausflugsziel im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong> ist das Gut<br />

Füchtel in Vechta. Neben <strong>dem</strong> landund<br />

forstwirtschaftlichen Betrieb,<br />

der Pferdehaltung, <strong>dem</strong> Gästeh<strong>aus</strong><br />

und <strong>dem</strong> Golfclub wird hier unter<br />

anderem das Café & Bistro Gut Füchtel<br />

betrieben. Ich kehre dort sehr<br />

gerne auf einen Kaffee und leckeren<br />

– h<strong>aus</strong>gemachten! – Kuchen ein.<br />

Davor oder danach kann man herrlich<br />

im anliegenden Wald bei einem<br />

Spaziergang die Ruhe genießen und<br />

entspannen. Ob allein, mit Freunden<br />

oder der Familie: Es ist immer einen<br />

Besuch wert.<br />

Jessica Raschke ist Grundschul-Referendarin<br />

in Vechta-Langförden.<br />

Herr Prof. Dr. Born, welchen Ort im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> mögen<br />

Sie besonders gern?<br />

Ich bin gerne am H<strong>aus</strong> im Moor, weil<br />

es viele von den Aspekten in Erinnerung<br />

ruft und anschaulich präsentiert,<br />

die unsere Region <strong>aus</strong>machen:<br />

das frühere Landschaftsbild Moor,<br />

das wir wieder herstellen sollten,<br />

die Armut der Menschen im Moor,<br />

die glücklicherweise und durch harte<br />

Arbeit und Entbehrungen überstanden<br />

ist, einen außerschulischen<br />

Bildungsort, wo Jugendliche nebenbei<br />

lernen, einen Ort zum Schauen,<br />

L<strong>aus</strong>chen, Staunen und Innehalten,<br />

eine Möglichkeit für Kinder<br />

zum Erleben kleiner Abenteuer und<br />

letztlich einen Ort, der ohne ehrenamtlich<br />

arbeitende Menschen nicht<br />

funktionieren würde.<br />

Prof. Dr. rer. nat. habil. Karl Martin Born ist<br />

Professor im Studienfach Geographie und<br />

Fachsprecher im Masterstudiengang „Transformationsmanagement<br />

in ländlichen Räumen“<br />

an der Universität Vechta sowie<br />

Direktor des VISTRA (Vechta Institute of Sustainability<br />

Transformation in Rural Areas)<br />

46<br />

<strong>Oho</strong>! DAS MAGAZIN IM OM<br />

DAS MAGAZIN IM OM <strong>Oho</strong>! 47


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