Nr. 91 - Sommer 2024
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />
PROVENCE · MARSEILLE · CHARENTE-MARITIME · CORRÈZE · AUVERGNE · PARIS<br />
Calanque de Sugiton<br />
Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />
Charente-Maritime<br />
Ein Paradies für Fußgänger<br />
Pompadour<br />
Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />
Routes de la Lavande<br />
Die « Seele der Provence » aufspüren<br />
Auvergne<br />
Eine innovative Vision von Wein<br />
Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />
Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />
Rezept Croustade aux pommes<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Deutschland 6,90 €<br />
Österreich 7,60 €<br />
Schweiz 11,90 CHF<br />
Frankreich & Benelux 8,10 €<br />
Italien 8,10 €<br />
4 196974 406903<br />
<strong>91</strong>
«Feuerpferd » 100 x 70 cm, Öl auf Leinwand, 2012 - Henning Hasselbach
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
ich möchte Ihnen einen Freund vorstellen: Henning<br />
Hasselbach. Er war ein großartiger Mensch, sowohl<br />
was seine Weltanschauung anging, als auch seine<br />
Generosität und seine Fürsorge gegenüber anderen.<br />
Ein Mensch, der lieber im Hintergrund blieb, als im<br />
Rampenlicht zu stehen. Nur wenn er mit seinem Kontrabass auf der<br />
Bühne stand, half ihm die Musik, seine Zurückhaltung zu überwinden,<br />
dann war er wie verwandelt. Mit seinen Freunden nahm er uns mit in<br />
einen Wirbelsturm aus Jazzklängen, Rockmusik und französischen<br />
Chansons. Darüber hinaus hatte Henning noch eine andere<br />
künstlerische Seite: die Malerei. Das Bild « Feuerpferd »<br />
malte er 2012. Und seit 2006, seit der allerersten Ausgabe<br />
von Frankreich erleben, gestaltete er als einziger Grafiker<br />
aus unseren Texten und Fotos das Magazin, das Sie kennen.<br />
Am 4. April <strong>2024</strong> hat Henning seinen couragierten<br />
Kampf gegen den Krebs verloren. Er wurde nur 53<br />
Jahre alt. Mit diesen Zeilen möchten wir ihn als<br />
Mensch, Freund und Kollege ehren. Unsere Gedanken<br />
sind bei Katharina, Amber und Leander.<br />
Ich hatte das Glück, Henning einige Tage vor<br />
seinem Tod noch einmal zu treffen. Er wusste<br />
damals bereits, dass das Ende nahe war. Paradoxerweise<br />
war es ein wunderbarer Moment in<br />
meinem Leben. Henning war froh zu wissen, dass<br />
Frankreich erleben ohne ihn weitergehen wird. Er hat<br />
mich aufgefordert, jeden Augenblick des Lebens mehr<br />
denn je zu genießen, an ihn zu denken und zu lächeln,<br />
wenn ich dem Gesang eines Vogels lausche oder die Sonne<br />
aufgehen sehe. Das habe ich ihm versprochen. Wir alle<br />
werden das tun. Er hat viel Sonne in unser Leben gebracht,<br />
nun leuchtet er als Stern am Himmel, doch er wird immer<br />
für uns leuchten. Es gibt Lichter, die niemals verlöschen.<br />
Titelbild: Blick auf die Calanque de Sugiton<br />
vom Wanderweg, der am Campus de Luminy<br />
in Marseille (Bouches-du-Rhône) beginnt.<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 3
INHALT<br />
Mornac-sur-Seudre · 34<br />
Moulin Rouge · 56<br />
Calanque de Sugiton · 22<br />
Volcanic Origin · 88<br />
Notre-Dame · 72<br />
Lavendel · 66<br />
Rezept · 94<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />
Pompadour · 46
86 · Névez<br />
Rennes<br />
Nantes<br />
Tours<br />
34 ·Mornac-sur-Seudre<br />
Bordeaux<br />
Toulouse<br />
Lille<br />
56, 72 · Paris<br />
Straßburg<br />
Dijon<br />
88 · Auvergne<br />
Lyon<br />
46 · Arnac-Pompadour<br />
22 · Calanque de Sugiton<br />
Marseille<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
22 Calanque de Sugiton<br />
Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />
Die Calanque de Sugiton ist eine der schönsten Felsenbuchten<br />
des Massif des Calanques an der französischen Mittelmeerküste.<br />
Da das Naturparadies durch übermäßigen Andrang fast zerstört<br />
worden wäre, wurde 2022 eine Zutrittsbeschränkung in der<br />
Hochsaison eingeführt. Dies hat dazu beigetragen, die Calanque<br />
zu schützen, und es ist eine Freude zu sehen, dass sie immer<br />
noch – beziehungsweise wieder – so prachtvoll wie früher ist!<br />
34 Mornac-sur-Seudre<br />
Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime<br />
Mornac-sur-Seudre ist für seine engen Gässchen bekannt, die eine<br />
unglaubliche Authentizität ausstrahlen, für seine Kunsthandwerkerläden<br />
und die Salzgärten in der Umgebung. Man hat dort die seltene<br />
Möglichkeit, den Ort und die Umgebung zu Fuß, in seinem eigenen<br />
Rhythmus und Tempo, fern des Straßenverkehrs zu erkunden. Ideal für<br />
alle, die dem Tumult unserer modernen Zeit entkommen möchten.<br />
Frankreich heute<br />
68 Gesellschaft<br />
Frankreich, ein Eldorado für McDonald's?<br />
Lesen Sie, warum McDonald's in einem Land, dessen<br />
Gastronomie auf der Weltkulturerbeliste steht, heute nicht<br />
nur ein Erfolgsmodell für den Konzern ist, sondern dass<br />
Frankreich nach den Vereinigten Staaten noch dazu den<br />
weltweit größten Beitrag zum operativen Ergebnis leistet.<br />
72 Notre-Dame de Paris<br />
Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />
Die Ankündigung von Emmanuel Macron, einen Wettbewerb<br />
für die Gestaltung von « sechs Kirchenfenstern, die der Kathedrale<br />
den Stempel des 21. Jahrhunderts aufdrücken sollen<br />
» auszuschreiben, sorgt im Hexagon für heftige Debatten.<br />
78 Marie Sizun<br />
Eine Liebe zu zwei Ländern und zwei Sprachen<br />
Marie Sizun begann erst im Alter von 65 Jahren mit<br />
dem Schreiben. Trotzdem hat sie inzwischen mehr<br />
als 15 Bücher veröffentlicht und konnte sich damit<br />
als bedeutende Autorin der zeitgenössischen französischen<br />
Literatur behaupten. Wir haben uns mit ihr<br />
über ihre Beziehung zu Deutschland unterhalten.<br />
Art de vivre<br />
86 Produkt<br />
Die « stehenden Steine » in Nevez in der Bretagne<br />
Im malerischen Dorf Nevez im Süden des Finistère ist der<br />
Besucher von einer alten architektonischen Tradition<br />
überrascht, die unter dem Begriff Pierres debout, stehende<br />
Steine, bekannt ist. Lesen Sie, worum es sich dabei handelt.<br />
88 Label « Volcanic Origin »<br />
Eine innovative Vision von Wein « made in Auvergne »<br />
Ein Gespräch über die Eigenschaften, die vulkanische<br />
Weine aus der ganzen Welt gemeinsam haben, über<br />
die Hartnäckigkeit einiger Winzer, diese Gemeinsamkeiten<br />
wissenschaftlich zu beweisen, und darüber,<br />
wie dies zur Kreation eines neuen Labels führte.<br />
94 Chantals Rezept<br />
Croustade aux pommes<br />
46 Pompadour<br />
Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />
Arnac-Pompadour ist eine friedliche Stadt, die sofort mit Madame de<br />
Pompadour, der illustren Mätresse Ludwigs XV., in Verbindung gebracht<br />
wird. Der Ort ist eine Mischung aus prächtigem Kulturerbe, einem nicht<br />
zu verleugnenden ländlichen Charme, der tiefen Verankerung in der<br />
Geschichte des Landes und der angesehenen eleganten Pferdewelt.<br />
56 Hinter den Kulissen des Moulin Rouge (1/2)<br />
Excellence à la française<br />
Begleiten Sie uns hinter die Kulissen des Moulin Rouge, um mehr<br />
über zwei ganz unterschiedliche Handwerksateliers zu erfahren. Auf<br />
diese Weise wird deutlich, wie die akribische Arbeit passionierter<br />
Frauen und Männer das Cabaret zu einem unglaublichen Akteur im<br />
Bereich Kulturerbe und der französischen Handwerkskunst macht.<br />
66 Routes de la Lavande<br />
Die « Seele der Provence » aufspüren<br />
Eine Übersicht, wann Sie am besten in die Provence<br />
fahren sollten, wenn Sie das magische Ereignis der<br />
Lavendelblüte hautnah erleben möchten.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 On lit<br />
14 On lit en France<br />
16 On regarde<br />
18 On surfe<br />
20 On écoute<br />
33 Leserbriefe<br />
82 Nachbestellungen<br />
96 Guéwen a testé<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
GRAND EST<br />
Museum für moderne Kunst in Troyes wieder geöffnet<br />
Nach vierjährigen Umbauarbeiten hat das Musée d’Art<br />
moderne in Troyes (Aube) am 16. April dieses Jahres seine<br />
Türen wieder für das Publikum geöffnet. Es befindet sich<br />
in einem an die Kathedrale angrenzenden ehemaligen<br />
Bischofspalast, der im 16. Und 17. Jahrhundert gebaut<br />
wurde. Der Ausstellungsbereich, der sich über drei Etagen<br />
inklusive Garten erstreckt, wurde vollkommen umgestaltet<br />
und modernisiert. Die außergewöhnliche Sammlung besteht<br />
zum großen Teil aus den mehr als 2000 Werken, die das<br />
Museum 1976 im Rahmen einer Schenkung von Pierre und<br />
Denise Lévy erhielt. Die großzügigen Stifter waren durch<br />
die Textilindustrie von Troyes zu Wohlstand gekommen<br />
und daher der Ansicht, dass die Sammlung letzten Endes<br />
die Frucht der Arbeit der hiesigen Textilarbeiter sei und<br />
dass die Kunstwerke ihnen daher zugutekommen müssten.<br />
Informationen: www.musees-troyes.com/art-moderne/<br />
BRETONISCHER PASTIS<br />
TOURISMUS<br />
Krieg zwischen Savoyen und Savoyen<br />
Die Departements Savoie und Haute-Savoie haben<br />
in Sachen Tourismusförderung das Kriegsbeil<br />
ausgegraben. Obwohl sie in der Vergangenheit ihre<br />
Kräfte und ihr Know-how klugerweise gebündelt<br />
und 2006 eine gemeinsame Tourismusagentur<br />
gegründet hatten (Agence Savoie Mont Blanc), die<br />
auf internationaler Ebene beide Gebiete vor allem<br />
im Hinblick auf den Wintersport bewerben sollte,<br />
haben sie sich nun total überworfen. Vermutlich<br />
wird die Agentur in Kürze sogar aufgelöst. Der<br />
Grund ist eine unklare juristische Frage, die vom<br />
Departement Haute-Savoie aufgeworfen wurde<br />
und darauf abzielt, die Statuten der Agentur zu<br />
ändern, sodass die Institution nicht zwangsweise<br />
von einem Volksvertreter geleitet werden muss,<br />
sondern dass dies auch ein Tourismusexperte sein<br />
kann. Inzwischen ist die Unstimmigkeit zwischen den<br />
beiden Parteien so groß, dass es wohl zur Gründung<br />
von zwei eigenständigen Strukturen kommen wird,<br />
die voraussichtlich nicht in der Lage sein werden,<br />
solidarisch zusammenzuarbeiten. Eine echte<br />
Verschwendung!<br />
Ty Jaune mit Medaillen ausgezeichnet<br />
Erinnern Sie sich noch an Ty Jaune, den<br />
bretonischen Pastis, der seit 2020 in<br />
Ploudaniel (Finistère) hergestellt wird und<br />
der Guéwen so überzeugt hat, dass er ihn in<br />
seiner Rubrik Guéwen a testé präsentiert hat<br />
(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 89)? Nun erreichte uns<br />
zu unserer großen Freude die Nachricht,<br />
dass dieser Aperitif offenbar großen Erfolg<br />
hat: Das originelle Anisgetränk gewann<br />
nämlich nicht nur eine Silbermedaille<br />
beim renommierten Concours Général<br />
Agricole in Paris, sondern kurz danach,<br />
im März, auch noch eine Goldmedaille<br />
beim Concours international de<br />
Lyon. Dort trat der Ty Jaune gegen<br />
726 andere Getränke an und konnte<br />
immerhin 1113 internationale<br />
Verkoster so überzeugen, dass diese<br />
ihm die hervorragende Note 86/100<br />
zuerkannten, was einer Goldmedaille<br />
entspricht. Dies ist eine mehr als<br />
gerechtfertigte Belohnung für das<br />
kleine engagierte Team, das von Anfang<br />
an an diesen 100 % bretonischen<br />
Aperitif geglaubt hat.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
UMGEDREHTE SCHILDER<br />
Französische Landwirte<br />
demonstrieren auf neue Art<br />
Seien Sie nicht erstaunt, wenn Sie derzeit in Frankreich<br />
unterwegs sind und immer wieder an Ortseingängen<br />
oder Ortsausgängen auf Schilder treffen, die auf dem<br />
Kopf stehen. Diesem Phänomen begegnen Sie in ganz<br />
Frankreich, und es ist nicht das Werk einiger Spaßvögel,<br />
sondern das sichtbare Zeichen einer friedlichen – wenngleich<br />
illegalen – Kommunikationskampagne der beiden größten<br />
Landwirtschaftsverbände Jeunes Agriculteurs und Fédération<br />
Nationale des Syndicats d’Exploitants Agricoles (FNSEA).<br />
Mit dieser symbolischen<br />
Aktion unter dem Motto<br />
Nous marchons sur la tête,<br />
« Wir spielen verrückt », wollen<br />
die Landwirte auf die zu zahlreichen und<br />
zudem oft widersprüchlichen Regelungen<br />
ihres Berufes hinweisen. Die Schilder werden dabei<br />
nicht beschädigt, sondern lediglich losgeschraubt<br />
und umgekehrt wieder angeschraubt. Es fällt dann in<br />
den Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Gemeinde, sie<br />
wieder ordnungsgemäß zu platzieren. Je nachdem, ob<br />
die betreffende Kommune das Anliegen der Landwirte<br />
unterstützt oder nicht, kann dies mehr oder weniger Zeit in<br />
Anspruch nehmen.<br />
WAHLEN<br />
Stéphane Bern im<br />
Gemeinderat seines<br />
Wohnorts<br />
Das Ergebnis drückt eine<br />
besondere Wertschätzung aus:<br />
Der bekannte Fernsehmoderator<br />
Stéphane Bern, in Frankreich auch<br />
Monsieur Patrimoine genannt, wurde mit 97,36 % der Stimmen<br />
in den Gemeinderat von Thiron-Gardais (Eure-et-Loir) gewählt.<br />
Seit 2021 wohnt Stéphane Bern in dem 1000-Seelen-Dorf, wo<br />
er das ehemalige Collège royal et militaire renoviert und für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, wie Sie in der Ausgabe<br />
89 von Frankreich erleben lesen konnten (Thiron-Gardais, die<br />
Geschichte einer Renaissance). Der neue Gemeinderat ist natürlich<br />
sehr erfreut über diesen Vertrauensbeweis der Einwohner und lässt<br />
wissen, dass er « seine Bekanntheit weiterhin in den Dienst der<br />
Gemeinschaft stellt ».<br />
TRANSPORTE<br />
Lufthansa City<br />
Airlines entscheidet<br />
sich für<br />
Bordeaux<br />
Die regionale Fluggesellschaft Lufthansa<br />
City Airlines, eine Tochtergesellschaft<br />
des Lufthansa-Konzerns, kündigte<br />
an, vorerst nur eine einzige Stadt in<br />
Frankreich anzufliegen: Bordeaux. Ab<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> soll es von München aus<br />
Direktverbindungen in die Hauptstadt<br />
der Gironde geben.<br />
RADTOURISMUS<br />
Eine neue Strecke zwischen Nantes und Mont-Saint-Michel<br />
Im März <strong>2024</strong> wurde eine neue Radstrecke namens La Régalante eingeweiht, die über 275 km<br />
von Nantes (Loire-Atlantique) zum Mont-Saint-Michel (Manche) führt. Sie weist keine<br />
besonderen Schwierigkeiten auf, der Höhenunterschied auf der gesamten<br />
Strecke ist gering, sodass sie von Radfahrern aller Niveaus bewältigt werden<br />
kann. Das ist bereits in fünf Tagen (vier Übernachtungen) möglich, man<br />
kann sich aber selbstverständlich auch mehr Zeit lassen. Hinweis:<br />
Ein Teil der Strecke verläuft auf der ehemaligen Eisenbahnlinie<br />
zwischen Pontorson (Manche) und Vitré (Ille-et-Vilaine),<br />
wo man unbekannte Tunnel mit einer einmaligen<br />
Architektur passiert. Informationen auf folgender<br />
Website: https://www.ille-et-vilaine-tourisme.bzh/<br />
experiences/la-regalante/
ANERKENNUNG<br />
Französische und deutsche<br />
Glasbläser sind erfreut<br />
Das Glasbläserhandwerk leidet besonders<br />
stark unter der derzeitigen Energiekrise.<br />
Umso mehr freuten sich die in Frankreich und<br />
Deutschland besonders zahlreichen Vertreter<br />
dieses Berufsstands über eine gute Nachricht:<br />
« Wissen, Handwerkstechniken und Kenntnisse<br />
der manuellen Glasfertigung » wurden kürzlich<br />
in die repräsentative Liste des Immateriellen<br />
Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Eine<br />
willkommene Anerkennung für alle, die diesen<br />
alten Handwerksberuf ausüben.<br />
IMMOBILIEN<br />
Die teuerste Straße Frankreichs<br />
Eingefleischte Monopoly-Spieler werden vielleicht irritiert sein, aber laut einer kürzlich<br />
veröffentlichten Studie der Meilleurs agents ist die teuerste Straße Frankreichs nicht<br />
die Avenue des Champs-Élysées, sondern die Rue de Furstemberg im VI. Arrondissement<br />
der Hauptstadt. Für einen einzigen Quadratmeter in dieser Straße, die in einer ruhigen Gegend des Viertels<br />
Saint-Germain-des-Prés liegt, muss man im Durchschnitt immerhin 24 272 Euro auf den Tisch legen.<br />
Außerhalb von Paris gelten der Boulevard de la Croisette in Cannes (12 410 €/m²), der Boulevard John<br />
Fitzgerald Kennedy in Antibes (10 948 €/m²), die Avenue Jean Lorrain in Nizza (10 300 €/m²) und die Avenue<br />
Giuseppe Verdi in Aix-en-Provence (8 615 €/m²) als die teuersten Straßen.<br />
INFLATION<br />
Eintrittspreis für den<br />
Eiffelturm im Höhenflug<br />
Der Eiffelturm liegt mit 6,3 Millionen<br />
Besuchern 2023 auf Platz drei der<br />
meistbesuchten Orte in Frankreich, hinter<br />
dem Louvre und dem Schloss Versailles.<br />
Für die Fahrt mit dem Aufzug hinauf bis zur<br />
Spitze muss man allerdings immer tiefer<br />
in die Tasche greifen: Derzeit kostet das<br />
Ticket 29,40 €. Vor einigen Monaten lag<br />
der Preis noch bei 26 €, und laut Jean-<br />
François Martins, dem Vorsitzenden<br />
der SETE (Société d’exploitation de<br />
la Tour Eiffel) werden es « vor oder<br />
nach dem <strong>Sommer</strong> » etwa 31 € sein.<br />
Damit will man seiner Aussage nach<br />
« die Verluste im Zusammenhang<br />
mit Corona kompensieren »<br />
und Instandhaltungsarbeiten<br />
durchführen.<br />
ENERGIE<br />
Frankreich größter Energieexporteur<br />
in Europa<br />
2023 betrug der Netto-Stromexport von Frankreich<br />
50,1 Terawattstunden (TWh). Damit ist das Land<br />
der größte Energieexporteur Europas, weit vor<br />
Schweden und Norwegen (28,6 bzw. 17,3 TWh<br />
netto). Nachdem das Hexagon regelmäßig<br />
den ersten Platz dieses Rankings belegt hatte,<br />
verlor es diese Spitzenposition 2022 durch den<br />
Stillstand mehrerer Kernreaktoren aufgrund<br />
entdeckter Korrosionsschäden. Inzwischen sind die<br />
Reparaturarbeiten beendet und die betroffenen<br />
Reaktoren wurden wieder in Betrieb genommen. Die<br />
französische Stromproduktion aus Atomkraft stieg<br />
daher von 279 TWh im Jahr 2022<br />
auf 320,4 TWh im Jahr 2023.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
AUTO- UND MOTORRADVERSICHERUNG<br />
Die Folgen der Abschaffung der grünen<br />
Versicherungskarte und der Vignette<br />
Bisher kontrollierten französische Polizisten und Gendarmen<br />
anhand der Grünen Versicherungskarte beziehungsweise<br />
der an der Windschutzscheibe angebrachten Vignette,<br />
ob ein Fahrzeug tatsächlich versichert ist. Ein Blick auf<br />
den kleinen Aufkleber auf der Windschutzscheibe reichte<br />
aus, um die Versicherungsgesellschaft, die Dauer des<br />
Versicherungsschutzes und die Zulassung des versicherten<br />
Fahrzeugs zu kennen. Am 1. April <strong>2024</strong> wurden die<br />
Grüne Karte und die gleichfarbige Vignette in Frankreich<br />
abgeschafft. Die Angaben über alle im Hexagon versicherten<br />
Fahrzeuge sind jetzt in einer Onlinedatenbank – Fichier<br />
des véhicules assurés (FVA) – zentralisiert. Bei<br />
einer Kontrolle muss die Polizei also nur das<br />
Fahrzeugkennzeichen eingeben und erhält<br />
die gewünschte Auskunft. Nun fragen Sie<br />
oder Ihre französischen Freunde sich<br />
vielleicht, was zukünftig passiert, wenn<br />
ein in Frankreich zugelassenes Fahrzeug in<br />
Deutschland kontrolliert wird: Sie können<br />
dann keine Grüne Karte oder Vignette mehr vorweisen,<br />
und die deutsche Polizei hat keinen Zugriff auf die FVA-<br />
Datenbank. Wir können Sie diesbezüglich jedoch beruhigen.<br />
In Deutschland wird zunächst grundsätzlich unterstellt, dass<br />
für jedes zugelassene Fahrzeug ein Versicherungsschutz<br />
besteht. A priori gibt es also für die deutsche Polizei keinen<br />
Grund, dies zu überprüfen. Wird man dennoch kontrolliert,<br />
kann man im Beisein des Beamten selbst mit seinem<br />
Smartphone unter dem Link www.consultation-fva.fr die<br />
Datenbankabfrage machen. Allerdings wird das Ergebnis<br />
nur in französischer Sprache angezeigt. Eine andere<br />
Möglichkeit besteht darin, ein Dokument namens Mémo<br />
véhicule assuré vorzuzeigen, dass jeder Versicherte zukünftig<br />
beim Abschluss des Versicherungsvertrages erhält. Wenn<br />
Sie dieses Dokument nicht besitzen, fordern Sie es vor<br />
der Abreise an. Derzeit ist allerdings nicht sichergestellt,<br />
dass es von den Behörden in Deutschland oder<br />
in anderen europäischen Ländern akzeptiert<br />
wird. Das Zentrum für Europäischen<br />
Konsumentenschutz ist jedoch<br />
zuversichtlich, zumal die<br />
juristischen Fragen in der<br />
nächsten Zeit präzisiert<br />
werden sollen ...<br />
BOURGOGNE-FRANCHE-COMTÉ<br />
Montbéliard, französische Kulturhauptstadt <strong>2024</strong><br />
Nach dem Vorbild der « Europäischen Kulturhauptstädte » zeichnet das Label Capitale française de la Culture<br />
das Kulturprojekt einer Gemeinde oder eines Gemeindeverbands mit einer Größe zwischen 20 000 und 200 000<br />
Einwohnern aus. Nach Villeurbanne im Jahr 2022 fällt die Ehre nun Montbéliard (Doubs) zu, sodass sich dort<br />
die kulturellen Ereignisse in diesem Jahr häufen. Das Kulturprojekt der Stadt trägt den Titel Un pas à côté und<br />
will « den Alltag aufheitern, neue Arten des humorvollen und großzügigen Zusammenseins » erfinden. Dabei<br />
werden alle 73 Gemeinden des Verbandes Pays de Montbéliard Agglomération einbezogen, in jedem dieser Orte<br />
wird mindestens eine kostenlose öffentliche Veranstaltung stattfinden. Mit einem Budget von sechs Millionen<br />
Euro – gegenüber fünfzehn Millionen in Villeurbanne – setzt man in diesem Bereich auf Zurückhaltung. Das<br />
macht neugierig und Lust darauf, Montbéliard aus einer neuen Perspektive zu entdecken! Informationen und das<br />
vollständige Programm finden Sie unter www.nos73capitales.fr
10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
OLYMPISCHE SPIELE PARIS <strong>2024</strong><br />
Bemerkenswerte<br />
Plakate<br />
Die offiziellen Plakate<br />
für die Olympischen und<br />
Paralympischen Spiele <strong>2024</strong><br />
wurden vom Pariser Künstler<br />
und ehemaligen Schwimmer<br />
Ugo Gattoni in mehr als 2000<br />
Stunden von Hand gemalt.<br />
« Ich wollte etwas Episches,<br />
etwas Grandioses kreieren,<br />
das aber auch ein Gefühl<br />
von Fest vermittelt », erklärte<br />
er bei der Vorstellung. Die<br />
unglaublich detailgetreuen<br />
Plakate stehen unter dem<br />
Motto Le sport dans la ville<br />
und stellen eine imaginäre<br />
Stadt dar, die wie ein riesiges<br />
offenes Stadion angelegt<br />
ist. Um keinen Unterschied<br />
zwischen den Olympischen<br />
und Paralympischen Spielen<br />
zu machen, ergänzen sich<br />
die beiden Plakate zu einem<br />
Gesamtmotiv. Man findet<br />
darauf nicht nur Eiffelturm,<br />
Trocadéro, Grand Palais, Stade<br />
de France und die überirdische<br />
Metro, sondern auch amüsante<br />
Details wie einen Wallace-<br />
Brunnen, Schloss Versailles,<br />
die Marina von Marseille<br />
und die tahitianische Welle<br />
von Teahupo’o, wo die<br />
Surfwettkämpfe stattfinden<br />
werden. Das ist aber noch<br />
nicht alles! Alle diejenigen, die<br />
gute Augen haben und gerne<br />
zählen, werden feststellen,<br />
dass 47 Sportarten und<br />
40 000 Personen abgebildet<br />
sind! Eine gewaltige Arbeit<br />
also mit einer humorvollen<br />
Note, denn der Künstler hat<br />
zudem im Gesamtbild acht<br />
Phryges verteilt, die offiziellen<br />
Maskottchen der Spiele, die an<br />
die Jakobinermütze erinnern<br />
sollen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 11
ON LIT<br />
ROMAN<br />
Die Horde im Gegenwind<br />
Alain Damasio,<br />
Originaltitel: La horde<br />
du contrevent (2004),<br />
übersetzt aus dem<br />
Französischen von<br />
Milena Adam, Matthes &<br />
Seitz, 715 Seiten, 34 €,<br />
ISBN 978-3751800785<br />
Eine leere Welt, in der<br />
tagein, tagaus der<br />
Sturm tost. Manchmal<br />
verebbt er zu einem<br />
sanften Slamino, selten<br />
rast er als verheerender<br />
Grimmwind übers<br />
Land, doch er weht<br />
ohne Unterlass und stets in dieselbe Richtung:<br />
von Fernauf nach Fernab. Immer wieder werden<br />
speziell ausgebildete Gruppen – genannt<br />
« Horden » – losgeschickt, um stromaufwärts<br />
gegen den Wind zu gehen, zu « kontern », immer<br />
weiter, bis zu seinem Ursprung, um die alles<br />
überschattende Frage zu beantworten: Woher<br />
weht der Wind? Und warum? Was ist da oben, in<br />
den unwegsamen Gebieten, die « Fernauf »<br />
genannt werden? Dreiunddreißig Horden<br />
sind bislang verschollen, umgekommen oder<br />
entmutigt am Wegesrand sesshaft geworden.<br />
Doch die vierunddreißigste Horde ist fest<br />
entschlossen, die letzte zu sein, die Geschichte<br />
vom Wind zu Ende zu schreiben. Die Gefahren,<br />
denen die Horde begegnet, sind physischer wie<br />
metaphysischer Natur, der Wind selbst zerrt an<br />
der Erzählung, die diesen einzigartigen Roman<br />
ausmacht … Das Werk wurde 2006 mit dem<br />
Grand Prix de l’Imaginaire ausgezeichnet, dem<br />
renommiertesten französischen Literaturpreis<br />
im Bereich Phantastischer Literatur, der<br />
sowohl die Genres Science-Fiction als auch<br />
Fantasy umfasst. Es ist nicht das erste Werk<br />
des Autors, aber zweifellos sein bekanntestes.<br />
Und mit über 500 000 verkauften Exemplaren<br />
sein meistverkauftes. Es ist ein regelrechtes<br />
literarisches Phänomen, das illustriert, wie<br />
lebendig Science-Fiction in der zeitgenössischen<br />
französischen Literatur ist.<br />
HISTORISCHE UND KÜNSTLERISCHE ERZÄHLUNG<br />
Die Stadt Paris und die Entwicklung zur<br />
modernen Kunst<br />
Markus Spiegelhalder, BoD Books on Demand,<br />
266 Seiten, 24 €, ISBN 978-3757840198<br />
Vor einigen Jahren stellten wir Ihnen<br />
bereits das mitreißende Werk<br />
« Paris – Lichte Straßen im Abglanz<br />
der Zeiten » von Markus Spiegelhalder<br />
vor (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 63). Mit<br />
seinem neuen Buch bestätigt der Autor<br />
seinen Status als richtiggehender<br />
« Erzähler der modernen Zeit »: Auf sehr<br />
angenehme Art und mit dem Stil eines<br />
« gelehrten Parisbegeisterten » führt<br />
er uns vergnüglich und gleichzeitig<br />
sehr detailliert in die künstlerische,<br />
politische und gesellschaftliche<br />
Geschichte von Paris ein. Gleichzeitig<br />
vermittelt er uns dabei das dringende<br />
Bedürfnis, durch die Stadt zu streifen, um konkret zu spüren,<br />
was sich in dieser Hauptstadt, in der die Kunst schon immer<br />
eine wichtige Rolle spielte, zugetragen hat. Das ist weit mehr<br />
als eine Erzählung, das ist ein eindringlicher Appell, Paris<br />
neugierig und auf ganz andere Art zu erkunden! Erfreulich!<br />
KRIMI<br />
Im Château, der sechzehnte<br />
Fall für Bruno, Chef de police<br />
Martin Walker, Originaltitel: A château<br />
under siege, übersetzt aus dem<br />
Englischen von Michael Windgassen,<br />
Diogenes, 384 Seiten,<br />
26 €, ISBN 978-3257072884<br />
Der englische Journalist und<br />
Schriftsteller Martin Walker ist unter<br />
all den Ausländern, die im Périgord ein<br />
Landhaus besitzen, mit Sicherheit nicht nur der bekannteste,<br />
sondern auch derjenige, der am meisten dazu beiträgt, diese<br />
hübsche Gegend der Dordogne bekannter zu machen. Er<br />
gilt inzwischen weltweit als einer ihrer besten Botschafter.<br />
Diesmal muss sein Held, Bruno, Chef de police, einen Fall<br />
lösen, der zum großen Teil im luxuriösen Château de Rouffillac<br />
spielt, einem Schloss, das es wirklich gibt. Abgesehen davon<br />
geht es um Gastronomie ... Mehr wollen wir aber nicht<br />
verraten, um der wie immer gut konstruierten Handlung nicht<br />
die Spannung zu nehmen.<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
STADTFÜHRER<br />
Zu Fuß durch Paris,<br />
12 Spaziergänge<br />
Antje Kahnt, Droste, 168 Seiten,<br />
15,99 €, ISBN 978-3770025909<br />
Diese Bücher haben uns gefallen und wir haben Sie Ihnen bei Erscheinen<br />
in Frankreich vorgestellt. Nun wurden sie übersetzt und sind im deutschen<br />
Buchhandel erhältlich.<br />
ROMAN<br />
Nationaldenkmal<br />
Julia Deck, Originaltitel: Monument national<br />
(2022), Originalverlag: Les Éditions de Minuit,<br />
übersetzt aus dem Französischen von Sina de<br />
Malafosse, Klaus Wagenbach Verlag,<br />
168 Seiten, 28 €, ISBN 978-3803113719<br />
Bei den vielen Stadtführern, die es<br />
bereits über Paris gibt, ist es kein<br />
Leichtes, ein Werk zu schreiben,<br />
das sich durch eine originelle<br />
Betrachtungsweise auszeichnet.<br />
Der Droste-Verlag hat die Erstellung<br />
des vorliegenden Stadtführers<br />
Antje Kahnt übertragen und damit<br />
offensichtlich eine glückliche<br />
Hand bewiesen: Die Autorin stellt<br />
nicht nur unter Beweis, dass sie<br />
die Stadt gut kennt – sie hat dort<br />
einen Teil ihres Studiums absolviert<br />
und als Reiseführerin gearbeitet<br />
– sondern dass sie diese nach wie<br />
vor noch mit einem lebendigen und<br />
neugierigen Blick betrachten kann,<br />
der nur Menschen zu eigen ist, die<br />
auch bekannte Dinge täglich neu<br />
entdecken und darüber in Entzückung<br />
geraten können. Ein Blickwinkel,<br />
den viele Pariser selbst verloren<br />
haben. In 12 ungewöhnlichen<br />
und gut nachvollziehbaren<br />
Spaziergängen lädt Antje Kahnt<br />
uns zu Entdeckungsreisen abseits<br />
ausgetretener Pfade ein, um Facetten<br />
der Seine-Stadt zu entdecken,<br />
die man in anderen Reiseführern<br />
vergebens sucht. Fesselnd!<br />
In diesem Buch bleibt Julia Deck ihrer Gabe treu,<br />
soziale Klassen der französischen Gesellschaft<br />
und deren Widersprüche zu beschreiben.<br />
Größer könnten die Unterschiede kaum sein,<br />
als zwischen der Welt eines alternden Stars des<br />
französischen Kinos, der mit seiner Patchworkfamilie und zahlreichen<br />
Angestellten in einem Schloss im Großraum Paris residiert, und der Welt<br />
einer Supermarktangestellten, die mit ihrem Sohn unter einer falschen<br />
Identität lebt … Das Resultat ist ein amüsantes Porträt von Menschen, die<br />
oft scheinheilig, dabei aber immer anziehend sind. Eine verwirrende und<br />
erfreuliche Sozialsatire, wie wir sie lieben!<br />
ERZÄHLUNG<br />
Quercus - Aus dem Leben einer Eiche<br />
Laurent Tillon, Originaltitel: Être un chêne,<br />
sous l’écorce de Quercus (2021), Originalverlag:<br />
Actes Sud, übersetzt aus dem Französischen von<br />
Laura Strack, Éditions Gai Saber, Taschenbuch,<br />
306 Seiten, 31,90 €, ISBN 978-3907320129<br />
Peter Wohlleben, der Autor des in Frankreich sehr<br />
erfolgreichen Buches « Das geheime Leben der<br />
Bäume », und Laurent Tillon hätten sich viel zu<br />
erzählen und würden vermutlich schnell Freunde<br />
werden: Beide sind Förster und hegen dieselbe<br />
Leidenschaft für die Kommunikationsfähigkeit von<br />
Bäumen. In diesem wunderschönen Buch erzählt Laurent Tillon von der<br />
engen Beziehung, die er seit seiner Jugend zu « seiner » Eiche hat, einer<br />
240 Jahre alten Eiche im Wald von Rambouillet. Er nennt sie Quercus. Beim<br />
Lesen erfährt man nicht nur mehr über die erstaunliche Art, wie Bäume<br />
miteinander kommunizieren und interagieren – wie es Peter Wohlleben<br />
ebenfalls so schön beschreibt –, sondern auch über die Geschichte und<br />
Entwicklung des französischen Waldes. Ein Buch voller überraschender<br />
Ereignisse und Abenteuer, zwischen Wissenschaft, Poesie und Philosophie,<br />
das neugierig macht und den Leser in Staunen versetzt. Ein Buch, das man<br />
am besten unter seinem Lieblingsbaum liest!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 13
ON LIT EN FRANCE<br />
Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />
zurzeit in Frankreich spricht<br />
ROMAN<br />
Python<br />
ROMAN<br />
Rousse ou les beaux<br />
habitants de l’univers<br />
Denis Infante, Tristram, 2023, 142 Seiten,<br />
16,50 €, ISBN 978-2367190990<br />
« In allen Büchern, die heutzutage erscheinen, räumt man meiner Meinung<br />
nach engstirnigen Wesen zu breiten Raum ein und vernachlässigt es, uns<br />
das Hecheln der schönen Bewohner des Universums wahrnehmen zu<br />
lassen. » Denis Infante arbeitete lange für Theater und Kino. Seinen ersten<br />
Roman beginnt er mit diesem Zitat* des französischen Schriftstellers<br />
Jean Giono (1895-1970) und erteilt damit auf ungewöhnliche Art einem<br />
wundervollen Tier das Wort. Rousse ist eine junge, liebenswerte und<br />
vollkommen unerschrockene Füchsin. Angesichts des Klimawandels<br />
und einer Welt, in der es keine Menschheit mehr gibt, beschließt sie<br />
mutig, zur Quelle eines der letzten großen Flüsse zu gehen. Der Autor<br />
erzählt uns von dieser berührenden Odyssee voller Poesie in einer<br />
veränderten Sprache, die eng mit dem Wesen von Tieren verbunden ist:<br />
Es ist eine Sprache ohne Artikel, mit der Denis Infante zunächst unsere<br />
Lesegewohnheiten durcheinanderbringt und uns<br />
überrascht. Man gewöhnt sich jedoch sehr<br />
schnell daran. Diese geniale Idee lässt<br />
den Leser auf einzigartige Weise tief in<br />
das Universum von Rousse eintauchen.<br />
Die ausgesprochen animalische<br />
Ausdrucksweise macht deutlich,<br />
wie Rousse die Dinge sieht,<br />
am Ende haben wir<br />
einiges dazugelernt.<br />
Eine ökologische,<br />
stimmungsvolle und<br />
sogar feministische<br />
Fabel, die man so<br />
schnell nicht vergisst!<br />
* aus Le chant du<br />
monde in Solitude<br />
de la pitié<br />
Nathalie Azoulai, P.O.L,<br />
2023, 234 Seiten, 20,00 €,<br />
ISBN 978-2818058664<br />
Während einer Essenseinladung bei<br />
Freunden bemerkt die Autorin, dass der Sohn<br />
des Hauses, Boris, in einer Ecke sitzt und ganz<br />
auf seinen Computer fixiert ist. Neugierig<br />
erkundigt sie sich bei den Eltern und erfährt,<br />
dass Boris, seit er das Programmieren gelernt<br />
hat, offenbar von seinem Computer besessen<br />
ist. Nathalie Azoulai beschließt daraufhin,<br />
sich näher mit Programmiersprachen zu<br />
befassen und selbst eine davon zu lernen.<br />
Sie entscheidet sich für « Python », eine der<br />
komplexesten. Sehr schnell wird der Autorin<br />
klar, dass sie sich damit in eine männlich<br />
dominierte und vor allem junge Welt begeben<br />
hat, in der sie als Frau, vor allem als Frau in<br />
den Fünfzigern, schnell überfordert ist. Das<br />
Wichtigste – und zugleich das Thema des<br />
Buches – ist für sie jedoch etwas anderes:<br />
die unvorhersehbare und faszinierende<br />
Begegnung zwischen den zwei Universen<br />
Literatur und Programmieren. Zwei<br />
Welten, die gegensätzlicher nicht sein<br />
könnten, die sich aber in gewisser Weise<br />
ergänzen und manchmal auch<br />
überschneiden. Eine schöne<br />
Lektion über die Neugier<br />
auf eine andere<br />
Materie und eine<br />
andere Art zu denken.<br />
Die Gelegenheit,<br />
eine gewisse Art von<br />
Zukunftsoptimismus<br />
kennenzulernen,<br />
der<br />
Programmierern<br />
eigen ist ...<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
BILDUNGSROMAN<br />
Les Yeux de Mona<br />
Sie möchten Ihren französischen Freunden ein<br />
deutsches Buch empfehlen, das kürzlich auch in<br />
Frankreich erschienen ist und mit dem sie etwas<br />
mehr über deutschsprachige Länder erfahren?<br />
Thomas Schlesser, Albin Michel, 2023, 486<br />
Seiten, 22,90 €, ISBN 978-2226487162<br />
Mona ist ein zehnjähriges Mädchen und wird ihr Augenlicht verlieren.<br />
Die Ärzte schätzen, dass es noch etwa ein Jahr dauern wird, bis<br />
sie völlig blind ist. Diese Zeit will ihr kunstbegeisterter Großvater<br />
nutzen, um sie mit den schönen Dingen vertraut zu machen, solange<br />
das noch möglich ist. Jeden Mittwoch geht er deshalb mit seiner<br />
Enkelin nach der Schule in ein Museum und lässt sie ein Gemälde<br />
entdecken. Dem Kunsthistoriker Thomas Schlesser ist es gelungen,<br />
einen großen Roman zu schreiben, der sowohl in die Kunst als auch<br />
in das Leben einführt. Die 52 kurzen Kapitel, von denen jedes einem<br />
Kunstwerk gewidmet ist – die im Übrigen alle auf dem ausklappbaren<br />
Schutzumschlag des Buches abgebildet sind –, sind leicht und<br />
vergnüglich zu lesen. Das Konzept ist auf internationaler Ebene<br />
erfolgreich, denn Les Yeux de Mona wurde bereits in mehr als 22<br />
Ländern übersetzt und publiziert. Eine sehr einfühlsam geschriebene<br />
Erzählung über die Schönheit, das Leben und die Kunst! Hinweis: Die<br />
deutsche Übersetzung Monas Augen – eine Reise zu den schönsten<br />
Kunstwerken unserer Zeit erscheint im September <strong>2024</strong> im Piper<br />
Verlag. Wir kommen in unserer nächsten Ausgabe darauf zurück.<br />
ROMAN<br />
D’or et de jungle<br />
Jean-Christophe Rufin,<br />
Calmann Lévy, 2023, 450 Seiten, 22,50 €,<br />
ISBN 978-2702187548<br />
Diese imaginäre Geschichte ist spannend und verwirrend, denn sie<br />
ist durchaus denkbar. Sie handelt von einigen Großunternehmen aus<br />
dem Bereich der neuen Technologien, die beschließen, sich ein Land<br />
(das Sultanat Brunei) anzueignen und sich dort niederzulassen, um<br />
sich auf diese Weise jeder Kontrolle zu entziehen. Auf Veranlassung<br />
dieser Unternehmen führen Söldner mithilfe des Internets und der<br />
Verbreitung von Fake News einen Staatsstreich durch, bei dem kein<br />
einziger Schuss fällt. Jean-Christophe Rufin hat unzählige Berufe: Er<br />
ist Politikwissenschaftler, Doktor für Neurologie, engagiert sich als<br />
Arzt für humanitäre Projekte (er war Vorsitzender der Vereinigung<br />
Action contre la faim), Diplomat (er lebte als französischer Botschafter<br />
im Senegal und in Gambia), anerkannter Schriftsteller (2001 erhielt<br />
er unter anderem den Prix Goncourt für sein Werk Rouge Brésil, das<br />
nicht auf Deutsch übersetzt wurde) und wurde 2008 sogar als jüngstes<br />
Mitglied in die Académie française aufgenommen. In diesem Buch<br />
verarbeitet er gekonnt Erfahrungen aus seiner Vergangenheit und<br />
präsentiert uns eine Dystopie, die sich konstant zwischen Thriller,<br />
Spionageroman und Abenteuergeschichte bewegt. Vor allem seine<br />
Art, sehr technische und hochaktuelle Informationen über die<br />
Möglichkeit, ein Land zu destabilisieren, allgemein verständlich<br />
darzustellen, nimmt gefangen. Spannend von der ersten bis zur<br />
letzten Seite!<br />
ROMAN<br />
Braconnages<br />
Reinhard Kaiser-<br />
Mühlecker, aus dem<br />
österreichischen Deutsch<br />
übersetzt von Olivier Le Lay,<br />
Originaltitel: Wilderer, Gallimard, <strong>2024</strong>, 368<br />
Seiten, 23,90 €, ISBN 978-2072998584<br />
Jakob ist ein junger Landwirt und betreibt den<br />
familiären Hof in Oberösterreich. Nach einigem<br />
Zögern nimmt er Katja auf, eine Künstlerin,<br />
die eine Leidenschaft für die Landwirtschaft<br />
entwickelt. Allmählich kommen sich die beiden<br />
näher, gründen eine Familie. Doch diese<br />
Verbindung und die vordergründige Stabilität<br />
bringen die quälenden Fragen, die Jakob seit<br />
langer Zeit umtreiben, nicht zum Schweigen:<br />
Fragen über die täglichen Schwierigkeiten<br />
des bäuerlichen Lebens, das bedrückende<br />
geschichtliche Erbe seines Landes, die Stille<br />
und die Unmöglichkeit, über manche Dinge<br />
zu sprechen. In Jakobs Innerem schwelt ein<br />
grausamer Zorn, der ständig ausbricht und<br />
auf sein Land, auf die anderen, auf sich selbst<br />
niederprasselt. Die Franzosen hatten in den<br />
letzten Jahren bereits die Gelegenheit, Kaiser-<br />
Mühlecker durch seine Bücher Lilas rouge<br />
(Roter Flieder) und Lilas noir (Schwarzer Flieder)<br />
kennenzulernen. Mit Braconnages können sie<br />
erneut ein Werk – wiederum wunderschön<br />
übersetzt von Olivier Le Lay – dieses von uns sehr<br />
geschätzten Autors kennenlernen. So gut wie<br />
kein anderer erzählt Kaiser-Mühlecker von den<br />
Lebensbedingungen in der Landwirtschaft und<br />
davon, wie schwer es manchmal sein kann, das<br />
historische Erbe seines Landes zu verarbeiten.<br />
Spannend, lehrreich und sehr oft erschütternd.<br />
Und universell, wie richtige Literatur eben ist!<br />
Die deutsche Ausgabe Wilderer ist als<br />
Taschenbuch im S. Fischer Verlag erhältlich<br />
(352 Seiten, 14,00 €, ISBN 978-3596709359).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 15
ON REGARDE<br />
COMEDY-DRAMA<br />
Suspended<br />
Time<br />
Während der<br />
Coronaviruskrise<br />
im Frühjahr 2020<br />
ziehen sich der<br />
Regisseur Étienne<br />
(Micha Lescot) und<br />
sein Bruder, der<br />
Musikjournalist<br />
Paul (Vincent<br />
Macaigne), beim Lockdown in das Haus auf<br />
dem Land zurück, in dem sie ihre Kindheit<br />
verbrachten. Mit dabei sind ihre neuen<br />
Lebensgefährtinnen Morgane (Nine d’Urso)<br />
und Carole (Nora Hamzawi). Neben der Freude<br />
über das durch die Pandemie ausgelöste<br />
Zusammensein entdecken die Brüder jedoch<br />
auch bislang unbekannte Seiten des anderen<br />
... Der Regisseur Olivier Assayas gibt mit<br />
diesem Film – der im Übrigen bei der letzten<br />
Berlinale für den Goldenen Bären nominiert<br />
war – mehr denn je von sich preis, denn er hat<br />
diese Situation während der Ausgangssperre<br />
selbst erlebt. Obwohl er eher für Filme mit<br />
hohem Budget und mit internationalen Stars<br />
wie Penelope Cruz oder Maggie Cheung<br />
bekannt ist, bereitete es ihm offensichtlich<br />
ein großes Vergnügen, in diesem Fall mit<br />
bescheideneren Mitteln und in seinem eigenen<br />
Elternhaus zu drehen. Die Bedingungen des<br />
Lockdowns sind zwar sehr komfortabel und<br />
mit etwas Abstand betrachtet, erscheinen<br />
gewisse hypochondrische Züge und<br />
Putzbesessenheiten nichts Neues, dennoch<br />
berührt der Film, da es ihm gelingt, ein<br />
sehr intimes und einfühlsames Porträt der<br />
beiden Brüder zu zeichnen. Man spürt, dass<br />
die lustigen Kindheitserinnerungen nur eine<br />
Fassade sind, die darüber hinwegtäuschen<br />
soll, wie schwer es ihnen fällt, über die<br />
wichtigen Dinge im Leben – vor allem über<br />
ihre Partnerinnen – zu reden. Nach und nach<br />
stellt sich eine gewisse Melancholie ein. Das ist<br />
bewegend und sehr persönlich. Assayas hat ins<br />
Schwarze getroffen!<br />
Suspended Time Frankreich <strong>2024</strong>, 1 Std. 45<br />
Min. • Originaltitel: Hors du temps • Ein Film von<br />
Olivier Assayas, mit Vincent Macaigne, Micha<br />
Lescot, Nine D’Urso, Nora Hamzawi, Maud<br />
Wyler u. a. • Kinostart am 19. Juni <strong>2024</strong>.<br />
DRAMA<br />
Das Zimmer der Wunder<br />
Das ruhige Leben von Thelma (Alexandra Lamy)<br />
nimmt eine tragische Wendung, als ihr 12-jähriger<br />
Sohn Louis (Hugo Questel) nach einem Unfall im<br />
Koma liegt. Sie ist entschlossen, ihn ins Leben<br />
zurückzuholen, koste es, was es wolle. Daher stürzt<br />
sie sich in das verrückte Abenteuer, die « 10 Dinge,<br />
die man tun sollte, bevor die Welt untergeht »<br />
abzuarbeiten, die Louis in seinem Tagebuch notiert<br />
hat. Auf diese Weise will sie ihm zeigen, wie schön das Leben sein kann. Doch<br />
diese Reise, von der ihr Sohn geträumt hat, führt sie viel weiter, als sie sich<br />
vorstellen konnte. Sie führt so weit, dass sie selbst wieder Lust am Leben<br />
verspürt. Die gleichnamige Buchvorlage für diesen Film stammt von Julien<br />
Sandrel und ist sehr berührend. Beim Penguin-Verlag ist nun anlässlich des<br />
Filmstarts die deutsche Fassung als E-Book verfügbar (Übersetzung Claudia<br />
Marquardt, 7,99 €, EAN 978-3641235611). Lisa Azuelos bleibt zwar der Vorlage<br />
treu, doch die Magie des Kinos und ihre einfühlsame Inszenierung voller<br />
Überraschungen verstärken die positive Wirkung noch. Am Ende verlässt<br />
man das Kino glücklich und hat mehr denn je Lust, jede Minute des Lebens<br />
auszukosten!<br />
Das Zimmer der Wunder Frankreich, 2023, 1 Std. 39 Min. • Originaltitel:<br />
La Chambre des merveilles • Ein Film von Lisa Azuelos, mit Alexandra<br />
Lamy, Muriel Robin, Hugo Questel u. a. • Kinostart am 16. Mai <strong>2024</strong><br />
COMEDY-DRAMA<br />
Die Gleichung ihres Lebens<br />
Marguerite (perfekt verkörpert von<br />
Ella Rumpf, die für diese Rolle den<br />
César als weibliche Entdeckung<br />
<strong>2024</strong> erhielt) ist eine brillante<br />
Mathematikstudentin an einer renommierten französischen Hochschule. Ihr<br />
Leben scheint vorgezeichnet zu sein. Sie ist die einzige weibliche Absolventin<br />
ihres Jahrgangs und hat gerade ihre Doktorarbeit beendet, die sie vor einem<br />
Forschergremium präsentieren muss. Doch am Tag X stellt ein Fehler ihr<br />
ganzes Leben auf den Kopf. Marguerite beschließt, alles hinter sich zu lassen<br />
und noch einmal neu anzufangen. Anna Novion ist mit diesem originellen<br />
und sehr persönlichen Film der Spagat zwischen « Wissenschaftsthriller »,<br />
« mathematischer Romanze » und dem Porträt einer anziehenden jungen<br />
Frau gelungen. Die Regisseurin musste als Zwanzigjährige krankheitsbedingt<br />
sechs Monate von der Außenwelt abgeschieden verbringen. Nach ihrer<br />
Genesung spürte sie eine Diskrepanz zwischen sich und Gleichaltrigen.<br />
Durch die Fragen, die sich die zwar sehr selbstsichere, gleichzeitig aber auch<br />
sehr unsichere und lange Zeit ausschließlich auf ihr Mathematikstudium<br />
fokussierte Heldin des Films stellt, analysiert Anna Novion dieses Gefühl<br />
der Distanz gegenüber der Welt und anderen Menschen. Ein Film, der<br />
nachdenklich macht, der aber auch die Mathematik von einer sehr<br />
menschlichen – vielleicht sogar poetischen – Seite zeigt.<br />
Die Gleichung ihres Lebens Frankreich, Schweiz, 2023, 1 Std. 52 Min. • Originaltitel:<br />
Le théorème de Marguerite • Ein Film von Anna Novion, mit Ella Rumpf, Jean-Pierre<br />
Darroussin, Clotilde Courau, Julien Frison, Sonia Bonny u. a. • Kinostart am 27. Juni <strong>2024</strong>.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
DOKUMENTATION<br />
Champions<br />
Chics<br />
DOKUMENTATION<br />
Europa glüht - Wie<br />
Hitzewellen unser Leben<br />
verändern<br />
« Dieser <strong>Sommer</strong> ist höchstwahrscheinlich der kühlste unseres restlichen<br />
Lebens », so der Wissenschaftler Fernando Valladares. Denn Europa<br />
wird immer heißer. In Lyon wird das Klima 2050 voraussichtlich dem des<br />
heutigen Madrid entsprechen, und in Paris wird die Zahl der Hitzetage von<br />
14 Tage im Jahr 2008 auf voraussichtlich 34 Tage im Jahr 2030 steigen. Eine<br />
bedrohliche Prognose, denn die Gefahr, bei einer Hitzewelle zu sterben,<br />
ist in keiner europäischen Stadt so groß wie in Paris. Die Dokumentation<br />
beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen von Hitzewellen auf unser<br />
Leben in Europa und stellt mögliche Adaptionsstrategien und Ansätze<br />
zur Kühlung unserer Metropolen vor, wie beispielsweise Fraîcheur de<br />
Paris, eine Art Kältefabrik, 40 Meter unter der Erde. Sie kühlt Wasser aus<br />
der Seine herunter und versorgt fast 800 Abonnenten in der Stadt mit<br />
Eiswasser, darunter das älteste Kaufhaus der Stadt.<br />
Die Tennislegende René<br />
Lacoste sagte einmal:<br />
« Es reicht nicht,<br />
das Spiel zu gewinnen ... man muss auch es mit Stil<br />
tun. » Seit den Olympischen Spielen von Paris 1924<br />
sind 100 Jahre vergangen – ein Jahrhundert voller<br />
neuer Entwicklungen im Sport und in der Mode.<br />
In « Champions Chics » erzählen verschiedenste<br />
Persönlichkeiten – darunter ein ehemaliger<br />
französischer Nationalfußballer, ein Rapper, ein<br />
Modeschöpfer, eine Judoka und ein Schuhdesigner<br />
–, wie der Sport die Kleiderschränke der Menschen<br />
revolutioniert hat.<br />
Dokumentation von Elise Chassaing, Frankreich 2023, 52 Min.<br />
Mittwoch, 10. Juli <strong>2024</strong> um 23.05 Uhr. Online<br />
verfügbar ab dem 3. Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />
SPIELFILM<br />
Dokumentation von Petra Thurn und Mike Pitt, Deutschland 2023, 52 Min.<br />
Samstag, 1. Juni <strong>2024</strong> um 22.35 Uhr. Schon online verfügbar auf arte.tv<br />
Bruder und Schwester (Frère et Soeur)<br />
Geschwister, einander im Hass zugetan, aber die Gründe sind nicht<br />
erkennbar. In der Kindheit hat Louis Alice vergöttert, sie wurde eine<br />
gefeierte Schauspielerin und er später erfolgreicher Autor . Alice beginnt<br />
ihren Bruder Louis zu hassen. Er schreibt als Antwort auf Ihre Kälte bissige<br />
Enthüllungsromane über Alice. Als die Eltern einen schweren Unfall<br />
erleiden, stehen sie beide wieder gegenüber…<br />
Spielfilm von Arnaud<br />
Desplechin, mit Marion<br />
Cotillard, Melvin Poupaud,<br />
Golshifteh Farahani, u.a.,<br />
Frankreich 2022, 108 Min.<br />
Mittwoch, 17. Juli <strong>2024</strong><br />
um 20.15 Uhr. Online<br />
verfügbar vom 10. Juli bis<br />
24 Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />
DOKUMENTATION<br />
Die schnellsten Beine<br />
der Welt<br />
Am 3. und 4. August werden mindestens vier Milliarden<br />
Menschen ihre Fernseher, Tablets oder Mobiltelefone<br />
einschalten, um die Finals des 100-Meter-Laufs<br />
von Frauen und Männern in Paris zu verfolgen, den<br />
Höhepunkt der Olympischen Spiele <strong>2024</strong>. Alle vier<br />
Jahre ein magischer Moment für die Zuschauer - und<br />
eine Extremsituation für die Athletinnen und Athleten,<br />
die bei maximaler Beschleunigung fast 45 km/h<br />
erreichen. Die Entwicklung dieses Wettkampfs zeigt,<br />
zu welchen enormen Leistungen der menschliche<br />
Körper mittlerweile fähig ist. Eine kurze Geschichte der<br />
Königsdisziplin der Olympischen Spiele.<br />
Dokumentation von Jean-Christophe Rosé, Frankreich<br />
<strong>2024</strong>, 52 Min. Dienstag, 23. Juli <strong>2024</strong> um 21.45 Uhr.<br />
Online verfügbar ab dem 16. Juli auf arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 17
ON SURFE<br />
TRANSPORT<br />
Mit leichtem Gepäck fliegen<br />
Das französische Start-up Alltheway bietet einen Service, mit dem<br />
Flugreisende ihr Gepäck an einer Pariser Adresse abholen lassen oder an<br />
einer von neun Annahmestellen (im Stadtzentrum und in Vororten) abgeben<br />
können. Der Check-in dauert nur drei Minuten, und man nimmt dann das<br />
Gepäck am Zielflughafen (sowohl in Frankreich als auch im Ausland) wieder<br />
in Empfang. Das spart Zeit, ist bequem und macht flexibel. Der Service wird<br />
demnächst auch auf die Lieferung des Gepäcks an eine Zieladresse oder eine<br />
Abholstelle ausgeweitet, damit man am Zielflughafen ebenfalls von der lästigen Gepäckannahmeprozedur<br />
befreit ist. Das Angebot funktioniert mit einem Sicherheitssystem, das von der Aufsichtsbehörde für zivile<br />
Luftfahrt Direction générale de l’aviation civile (DGAC) und dem Flughafenbetreiber Aéroport de Paris (ADP)<br />
genehmigt wurde. Reisende können damit den Transport ihres Gepäckstücks in Echtzeit verfolgen. Die<br />
Kosten? Abgabe und Einchecken in einer der Annahmestellen und die Entgegennahme am Zielflughafen<br />
kostet für ein Gepäckstück 25 €. Wenn Sie zwei Gepäckstücke an einer Pariser Adresse abholen lassen und<br />
diese am Zielflughafen wieder in Empfang nehmen, kostet das 65 €. www.alltheway.io<br />
OLYMPISCHE SPIELE<br />
Verkehrsprobleme während der Spiele vorhersehen<br />
Wer sagt, die Franzosen seien nicht vorausschauend? Bekanntlich<br />
ist Frankreich in diesem Jahr Austragungsort für die Olympischen<br />
(26. Juli bis 11. August) und Paralympischen Spiele (28. August bis<br />
8. September). Es ist abzusehen, dass diese Events gravierende<br />
Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr und den<br />
Straßenverkehr haben werden, und zwar nicht nur im Großraum<br />
Paris, sondern auch in den anderen Städten des Landes, in denen<br />
Wettkämpfe stattfinden (Lille, Nantes, Châteauroux, Bordeaux,<br />
Saint-Étienne, Lyon, Marseille und Nizza) sowie auf der Insel<br />
Tahiti (Surfwettkämpfe). Aus diesem Grund hat die französische<br />
Regierung bereits eine Website mit einer « interaktiven Karte der<br />
Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Île-de-France »<br />
freigeschaltet, mit der man Störungen vorhersehen und seine<br />
Fahrten während der Spiele so gut wie möglich vorbereiten kann.<br />
Gibt man dort eine Adresse, ein Datum und eine Uhrzeit ein, erhält<br />
man beispielsweise Informationen darüber, welche Metrostationen<br />
in der Nähe « geschlossen », « zu vermeiden », « extrem frequentiert »,<br />
« sehr frequentiert », « zu bevorzugen » oder auch « nicht betroffen »<br />
sind. Ein interessantes Hilfsmittel, sofern die Angaben regelmäßig<br />
aktualisiert beziehungsweise während der Spiele in Echtzeit zur<br />
Verfügung gestellt werden. www.anticiperlesjeux.gouv.fr<br />
TOURISMUS<br />
Jura in Klickweite<br />
Nachhaltiger Tourismus<br />
und sportliche Aktivitäten<br />
erhalten im Jura in diesem<br />
Jahr eine neue Dimension,<br />
denn die beliebte und<br />
kostenlose App Jura<br />
Outdoor wurde komplett<br />
überarbeitet. Naturund<br />
Sportbegeisterte<br />
finden dort aktuelle<br />
Informationen über mehr<br />
als 300 Wander-, Rad- und<br />
Mountainbikestrecken für<br />
die wärmere Jahreszeit<br />
sowie rund 250 Vorschläge für Aktivitäten im Winter.<br />
Alle Strecken sind genau ausgeschildert und wurden<br />
an die aktuellen Karten des Institut Géographique<br />
National (IGN) angepasst. Möglich wurde dies durch<br />
die Zusammenarbeit von Jura Tourisme, dem Conseil<br />
Départemental du Jura, dem Parc naturel régional du<br />
Haut Jura und dem Espace Nordique Jurassien. Die<br />
Aktualisierung bietet innovative Features wie einen<br />
Offline-Modus, eine dreidimensionale Darstellung der<br />
Strecken oder Informationen in Echtzeit über kritische<br />
Zonen. Zudem kann jeder Nutzer über die Applikation<br />
Suricate selbst Vorfälle anzeigen. Möglich sind<br />
darüber hinaus die GPS-Ortung (praktisch, um sich<br />
nicht zu verlaufen), Angaben über sehenswürdige Orte<br />
sowie der Download der Routen im GPX-Format. Ein<br />
ausgesprochen durchdachtes Tool, auf das Natur- und<br />
Wanderliebhaber im Jura mit Sicherheit nicht mehr<br />
verzichten möchten! App Jura Outdoor (kostenlos)<br />
und www.jura-outdoor.com<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
AUS STELLUNG<br />
nach Mulhouse<br />
musee-automobile.fr/de
ON ÉCOUTE<br />
CHANSON<br />
Olivia Ruiz: La Réplique<br />
CHANSON<br />
Michel Jonasz:<br />
Les Essentielles<br />
41 Titel (3 CDs), 1 Std. 23<br />
Min., Warner, <strong>2024</strong>, 19,99 €<br />
13 Titel, 39 Minuten, Glory Box Music, <strong>2024</strong>, 15,99 €<br />
« Ich gehöre zu denjenigen, die gegen den Strom<br />
schwimmen / Die ihre Fahne nicht in den Wind<br />
hängen, die sich weigern, die Kopie von der Kopie<br />
der Kopie zu sein / Diejenige, die niemand einfangen<br />
kann oder versuchen kann einzusperren / ohne dass<br />
ich widerspreche, widerspreche, widerspreche ... »<br />
Bereits mit dem ersten Titel (La Réplique) dieses<br />
neuen Albums, ihres sechsten, erinnert uns Olivia Ruiz<br />
daran, dass das Chanson für sie ein künstlerisches<br />
Medium ist, das Engagement und absolute Freiheit<br />
ausdrücken kann. Die Künstlerin, von der in den<br />
letzten Jahren zudem zwei überzeugende und sehr<br />
erfolgreiche Romane erschienen sind (La commode<br />
aux tiroirs de couleurs und Écoute la pluie tomber),<br />
veröffentlichte damit ihre erste CD seit acht Jahren.<br />
Erfreut entdeckt man, dass sie darauf auch über die<br />
Liebe singt. Über die Liebe zu ihrem 1923 geborenen<br />
Großvater, einem spanischen Flüchtling, dessen<br />
bewegende Geschichte sie uns in Abuelo erzählt, über<br />
die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn (Le sel) und über<br />
die Liebe zu anderen, egal welcher Hautfarbe oder<br />
Abstammung (Toi). Ein Album wie die Sängerin selbst:<br />
ausdrucksstark, aufrichtig und engagiert! Ein Album,<br />
das Lebensfreude vermittelt!<br />
CHANSON<br />
In Frankreich nennt man<br />
ihn liebevoll « Mister Swing ».<br />
Selbst im Vergleich mit großen französischen Sängern, Textern<br />
und Komponisten wie Serge Gainsbourg (1928-19<strong>91</strong>) oder Claude<br />
Nougaro (1929-2004) ist Michel Jonasz vermutlich derjenige, dem<br />
es am besten gelingt, Jazz-Klänge, Rock-and-Roll-Rhythmen und<br />
schöne Texte zu verbinden. Auf diesem bereits 2023 als Vinyl und<br />
nun als CD erschienenen Album sind die Coverversionen seiner<br />
schönsten Chansons zusammengefasst, die im Hexagon als<br />
Klassiker gelten und überaus geschätzt werden (Super nana, Lucille,<br />
Je voulais te dire que je t’attends, J’veux pas que tu t’en ailles …).<br />
Für alle, die diese Größe des französischen Chansons noch nicht<br />
kennen, ist die CD auch eine ideale Gelegenheit, ihn zu entdecken.<br />
JAZZ<br />
Vincent Touchard<br />
Trio: L’air du temps<br />
12 Titel, 58 Minuten,<br />
Vincent Touchard, <strong>2024</strong>,<br />
11,99 €<br />
Wie drückt man die Übel<br />
unserer Zeit durch eine Musik aus, die sich dennoch optimistisch<br />
und tröstend anhört? Vincent Touchard (Percussion) gelingt das<br />
auf dieser CD gemeinsam mit Jean-Charles Acquaviva (Piano) und<br />
Gabriel Midon (Kontrabass) auf eine erstaunliche, begeisternde Art.<br />
Mit einem gewissen Humor beschäftigt sich jeder Titel mit Themen,<br />
die uns umtreiben – Klimawandel (42 à Brest), Meinungsumfragen<br />
(D’après les sondages), Großraumbüros (Open Space), Fake News<br />
(Fake News), Homeoffice (Télé-travail), Midlifecrisis (La quarantaine),<br />
Selfies (Selfies) ... – und verwandelt diese instrumental in etwas<br />
Schönes und Beruhigendes. Das ist ausgesprochen aufmunternd.<br />
Vermutlich das derzeit originellste und aktuellste Jazz-Album!<br />
Raphaël: Une autre vie<br />
10 Titel, 32 Minuten, Play Two, <strong>2024</strong>, 14,99 €<br />
Raphaël, das ist vor allem eine Stimme, die unablässig zwischen sanfter<br />
Verletzlichkeit und überraschender Stärke wechselt. Raphaël, das ist aber auch<br />
ein ganz eigener Stil mit Songs, die für Poesie und (oft universelle) Überlegungen<br />
stehen und wie eine Einladung zum Reisen erscheinen. Auf seinem neuen,<br />
wiederum sehr persönlichen Album beschäftigt er sich mit Themen wie Liebe,<br />
Melancholie und Hoffnung. Ein betörendes Album, das man am liebsten gleich<br />
mehrmals hintereinander anhören möchte, um alle Nuancen zu erfassen!<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
ARLES<br />
<strong>2024</strong><br />
LES RENCONTRES<br />
DE LA PHOTOGRAPHIE<br />
1. JULI<br />
→ 29. SEPTEMBER<br />
MINISTÈRE DE LA CULTURE,<br />
DIRECTION RÉGIONALE DES AFFAIRES CULTURELLES PACA,<br />
RÉGION SUD – PROVENCE-ALPES-CÔTE-D’AZUR,<br />
DÉPARTEMENT DES BOUCHES-DU-RHÔNE,<br />
VILLE D’ARLES.<br />
FOTOGRAFIE (DETAIL):<br />
CRISTINA DE MIDDEL / MAGNUM PHOTOS<br />
A STONE ON THE ROAD, JOURNEY TO THE CENTER SERIE, 2021.<br />
DESIGN ABM STUDIO.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône
Calanque<br />
de Sugiton<br />
Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Zwischen Marseille und Cassis liegt eine der außergewöhnlichsten<br />
Naturlandschaften Frankreichs:<br />
das Massif des Calanques. Dieses Küstengebirge<br />
erstreckt sich über eine Luftlinie von 20 Kilometern,<br />
auf Schusters Rappen muss man dagegen rund 35<br />
Kilometer zurücklegen, will man es einmal der Länge<br />
nach durchqueren. Es gibt 26 Calanques – davon<br />
12 größere –, wie die kleinen schmalen Buchten<br />
genannt werden, die vom Felsgestein geformt wurden.<br />
Alle versprechen zwar unvergessliche Wanderund<br />
Badeerlebnisse, die Calanque de Sugiton ist<br />
jedoch eindeutig die schönste. Und darüber hinaus<br />
die beliebteste, da sie von Marseille aus über einen<br />
sehr reizvollen Weg zu erreichen ist. Kein Wunder<br />
also, dass sie durch einen übermäßigen Andrang<br />
fast zerstört worden wäre. Glücklicherweise hat der<br />
Parc national des Calanques im Jahr 2022 eine<br />
Zutrittsbeschränkung in der Hochsaison eingeführt<br />
– eine Premiere in Frankreich! – und gleichzeitig<br />
umfangreiche Aktivitäten für die Sensibilisierung<br />
der Wanderer lanciert. Diese Maßnahmen haben<br />
nicht nur dazu beigetragen, die Calanque zu schützen,<br />
sondern sie haben letzten Endes die Entwicklung<br />
eines nachhaltigen Tourismus gefördert, der<br />
heute auf breite Zustimmung stößt. Während im<br />
<strong>Sommer</strong> also strenge Beschränkungen für den<br />
Zugang zur Calanque de Sugiton bestehen, ist dies<br />
im Rest des Jahres nicht der Fall. Welch eine Freude,<br />
dort zu wandern und zu sehen, dass sie immer<br />
noch – beziehungsweise wieder – so prachtvoll wie<br />
früher ist!
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Im <strong>Sommer</strong> 2022 sorgte eine Entscheidung bis weit über<br />
die Region hinaus für großes Aufsehen: Die Leitung<br />
des Parc national des Calanques limitierte die Anzahl der<br />
Besucher in der Calanque de Sugiton und der benachbarten<br />
Calanque des Pierres tombées während der Hochsaison<br />
auf 450 pro Tag und führte gleichzeitig eine Reservierungspflicht<br />
für diese Zeit ein. Das fanden viele skandalös.<br />
Man muss dazu wissen, dass diese Naturlandschaft vor<br />
allem bei schönem Wetter eines der beliebtesten Naherholungsgebiete<br />
für die Einwohner von Marseille und Umgebung<br />
ist. Und Tage mit schönem Wetter gibt es bekanntlich<br />
relativ viele in der Gegend ... Jetzt sollte man sich<br />
plötzlich « anmelden müssen », um diese Buchten zu besuchen?<br />
Das wurde klar als Eingriff in die persönliche Freiheit<br />
wahrgenommen. Das ist nachvollziehbar, wenn man<br />
bedenkt, dass viele Menschen oft schon seit Generationen<br />
die Angewohnheit hatten, mit der Familie oder mit Freunden<br />
dorthin zum Wandern oder Baden zu gehen. Obwohl<br />
die Verantwortlichen des Nationalparks für diese mutige<br />
Entscheidung offen kritisiert wurden, zeigten sie sich unnachgiebig<br />
und blieben bei dem Beschluss. Das Vorgehen<br />
war umso mutiger, als es eine Premiere in Frankreich darstellte:<br />
Nie zuvor hatte der Kampf gegen Touristenmassen<br />
zu solchen Einschränkungen geführt. Nie zuvor musste<br />
man für den Besuch einer Naturlandschaft, die bis dato frei<br />
zugänglich war, plötzlich einen Platz reservieren. Da man<br />
in den Jahren zuvor im <strong>Sommer</strong> jedoch häufig mehr als<br />
2500 Menschen pro Tag in der Calanque de Sugiton zählte,<br />
sah man sich vonseiten des Nationalparks zu diesem<br />
Schritt gezwungen. Die Anzahl war für einen Ort mit<br />
einem sehr fragilen Ökosystem schlichtweg zu hoch. Abgesehen<br />
von der oft absolut chaotischen Parksituation und<br />
den Abfällen aller Art, die in der Calanque hinterlassen<br />
wurden, führte alleine die Tatsache, dass so viele Menschen<br />
den Ort betraten an manchen Stellen zu einer völligen<br />
Umgestaltung des Bodens und zu einer Zerstörung der<br />
Vegetation. Bodenerosion ließ ganze Wanderwege abrutschen.<br />
2021 mussten wir mit eigenen Augen feststellen,<br />
dass die Bucht an manchen Stellen traurigerweise kaum<br />
mehr wiederzuerkennen war. Also war es höchste Zeit, etwas<br />
dagegen zu tun! Als wir erfuhren, dass die Reservierungspflicht<br />
auch in diesem <strong>Sommer</strong> nach wie vor gültig<br />
ist, beschlossen wir, den Ort zu besuchen und die Auswirkungen<br />
dieser Maßnahme zu beurteilen.<br />
Weniger Besucher,<br />
weniger Autos, mehr Grün!<br />
Und man kommt um die Feststellung nicht umhin,<br />
dass das Ergebnis spektakulär ist: Vielerorts hat sich das<br />
Ökosystem sichtlich erholt. Auf dem Parkplatz beim<br />
Campus de Luminy, wo der Weg beginnt, der in die Calanque<br />
de Sugiton führt, befindet sich nun eine Schranke,<br />
sodass keine Autos mehr passieren können. Eine Ausnahme<br />
gilt lediglich für Rettungsfahrzeuge. Entlang der<br />
Piste, die mit einem leichten Anstieg zum Col de Sugiton<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
führt, stehen nun in regelmäßigem<br />
Abstand Schilder, die die<br />
Besucher darüber informieren,<br />
warum der Schutz der Gegend<br />
notwendig ist und was der Nationalpark<br />
dafür unternimmt. Auf<br />
beiden Seiten des Weges hat sich<br />
der Bewuchs wieder regeneriert.<br />
Man merkt, dass nun wesentlich<br />
weniger Wanderer versuchen,<br />
Abkürzungen durch den Pinienwald<br />
zu nehmen oder sich einen<br />
eigenen Weg in die Bucht zu<br />
suchen, wie das zuvor oftmals<br />
der Fall war. Ist es das Resultat<br />
der gesunkenen Frequenz in der<br />
Hochsaison oder zeigt es, dass<br />
die Menschen nun sensibilisierter<br />
sind? Vermutlich ein bisschen etwas<br />
von beidem … Auf jeden Fall<br />
ist es eine Freude zu sehen, dass<br />
es dem Pinienwald wieder besser geht. Die Vegetation ist viel dichter,<br />
und zahlreiche Piniensprossen am Boden stellen hoffnungsvolle grüne<br />
Flecken inmitten der trockenen Piniennadeln dar. Sie sind für die<br />
Wanderer zudem eine sichtbare Mahnung, das Unterholz nicht zu betreten,<br />
um sie nicht zu zertreten. Die wiederholten Ermahnungen, die<br />
auf den Schildern zu lesen sind, scheinen also Wirkung zu zeigen und<br />
respektiert zu werden.<br />
Ruhe kehrt wieder ein<br />
Am Pass angekommen hat man an einer Weggabelung die Möglichkeit,<br />
nach rechts einen Abstecher zum ehemaligen Militär-Wachturm<br />
zu machen. Nimmt man diesen rund 30-minütigen Umweg (hin<br />
und zurück) in Kauf, anstatt direkt zur Bucht hinabzusteigen, wird<br />
man mit einem der schönsten Panoramablicke der Region belohnt. Ein<br />
Höhepunkt der Wanderung! Von dort sieht man deutlich, dass sich<br />
der allgemeine Zustand der Natur verbessert hat. Die beiden Wege,<br />
die in die Bucht hinunterführen – die breite, für Rettungsfahrzeuge<br />
befahrbare Piste und der schmale Fußweg, der ursprünglicher, aber<br />
manchmal sehr steil ist – sind mit bloßem Auge wesentlich schwieriger<br />
zu erkennen als vorher. Dazu trägt vor allem der Marseille-Tragant<br />
bei, die symbolträchtige Pflanze der Calanques, die sich wieder stark<br />
vermehrt hat. Nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung des<br />
Nationalparks, der sie an manchen Stellen nachgepflanzt hat. Was den<br />
maritimen Teil dieser und der benachbarten Buchten angeht, so ist bei<br />
diesem « Blick von oben » offensichtlich, dass das Wasser wieder absolut<br />
klar ist! Denn auch zu Wasser hat der Nationalpark eingegriffen<br />
und schreibt nun beispielsweise für alle Buchten vor, dass Schiffe mit<br />
einer Länge von über 24 Metern nur noch auf offener See ankern dürfen.<br />
Für die Vermietung von Motorbooten gelten ebenso strengere Regelungen.<br />
Früher konnte jedes Wasserfahrzeug uneingeschränkt und<br />
nach Belieben dort vor Anker gehen, doch diese Zeiten sind vorbei.<br />
Nun ist wieder Ruhe eingekehrt! Und plötzlich kann man wieder eine<br />
Stille genießen, die höchstens vom Geräusch des Windes oder vom<br />
Schrei der Möwen gestört wird.<br />
Der neue Roman von<br />
Martin Walker<br />
Martin Walker<br />
Im Château<br />
Der sechzehnte Fall für Bruno<br />
Chef de police<br />
Roman · Diogenes<br />
Auch als eBook und Hörbuch<br />
Ein Mittelalterspektakel,<br />
vielleicht sogar ein Mord<br />
Bruno im Sondereinsatz:<br />
Eine Gruppe alter Freunde, die<br />
sich aus dem Silicon Valley<br />
kennen, trifft sich zu einer Urlaubswoche,<br />
im wunderschönen,<br />
luxuriösen Château de Rouffillac.<br />
Doch im Vorfeld wird einer<br />
von ihnen, Brice Kerquelin, Opfer<br />
eines mysteriösen »Unfalls«,<br />
und Bruno wird zum Schutz der<br />
kleinen Runde beordert. Aber<br />
nicht nur sein Scharfsinn, sondern<br />
auch seine Kochkünste sind<br />
gefragt: In der Abgeschiedenheit<br />
des Schlosses wappnet er sich<br />
gegen Übergriffe und sorgt mit<br />
Estragonhühnchen und Tarte tatin<br />
fürs leibliche Wohl.<br />
Mehr unter:<br />
diogenes.ch/martinwalker<br />
Diogenes
28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Die Wiederauferstehung einer Calanque<br />
Ein weiterer Faktor hat eindeutig zur sichtbaren Verbesserung der Wasserqualität<br />
beigetragen: Der Parc national des Calanques konnte eine Einigung mit dem<br />
führenden Aluminiumproduzenten Alteo erzielen, der seine Abfälle in Form von<br />
rotem Schlamm lange Zeit direkt ins Mittelmeer pumpte und damit vor einigen<br />
Jahren für einen Skandal sorgte. Seit 2016 wird nicht mehr der Schlamm direkt<br />
abgeleitet, sondern « nur » noch flüssiges Abwasser, in dem die Kontamination<br />
Expertisen zufolge um 90 % reduziert ist. Auch wenn dieses Vorgehen nach<br />
wie vor Konsequenzen für die Umwelt hat, hat sich die Situation doch deutlich<br />
verbessert. Dies bestätigen die Ausblicke auf das in wunderschönen Blautönen<br />
schimmernde Wasser der Calanque, die sich auf dem Weg zurück zum Pass und<br />
in die Bucht immer wieder bieten. Die Unterwasserwelt hat sich offensichtlich<br />
erholt!<br />
Während sich früher quasi jeder seine eigene Strecke nach unten suchte und<br />
– je nach körperlicher Verfassung und Kondition – mehr oder weniger direkt zum<br />
Meer hinabstieg, ist diese heute vorgegeben: Ein findiges System aus Holzpflöcken<br />
und gespannten Seilen sorgt nun dafür, dass jedem Wanderer klar ist, wo er<br />
gehen darf und wo nicht. Das mag sehr reglementiert erscheinen. Zu reglementiert<br />
vielleicht? Tatsache ist jedoch, dass es funktioniert, denn rechts und links<br />
des Pfades hat die Natur eindeutig wieder die Oberhand gewonnen. Direkt neben<br />
dem Weg entdeckt man sogar Thymian und Rosmarin, etwas weiter unten Astragale<br />
de Marseille, Marseille-Tragant, eine kleine kissenförmige Pflanze, die mit<br />
ihren kleinen behaarten Blättern ein wahres Juwel darstellt, da sie sich an die dort<br />
herrschenden Konditionen angepasst hat und gegen Verbrennungen von Sonne,<br />
Salz und Gischt zu schützen weiß. Beinahe wäre dieses Gewächs den vielen Füßen,<br />
die darüber hinwegliefen, zum Opfer gefallen, doch seine Regeneration ist<br />
ein weiteres konkretes Beispiel dafür, welche positiven Effekte die Eindämmung<br />
der Menschenmassen in der Calanque de Sugiton hat.<br />
Eine Lektion in Resilienz<br />
Für den Rückweg von der Bucht zum Campus de Luminy sollte man etwa eine<br />
Stunde rechnen. Erneut stellt man fest, wie sich die Verhaltensweisen mittlerweile<br />
geändert haben und wie sehr sich die Menschen an die « neue Beziehung » zu<br />
diesem Naturparadies gewöhnt haben. Gespräche mit anderen Wanderern bestätigen,<br />
dass alle offensichtlich erfreut über die Veränderungen sind. Auch wenn die<br />
Beschränkung der Besucherzahlen zu Beginn schlecht aufgenommen wurde, steht<br />
man dem System heute positiv gegenüber. Ganz einfach, weil es sich bewährt hat.<br />
Nebenbei gesagt könnten sich andere Orte in Frankreich dies als Vorbild nehmen,<br />
beispielsweise das Naturschutzgebiet Bouches de Bonifacio (Corse-du-Sud). Insofern<br />
ist klar, dass die vom Parc national des Calanques erlassenen Quoten dazu beitragen,<br />
die Natur zu schützen und die Calanque de Sugiton wieder zu der traumhaften<br />
Landschaft zu machen, die sie früher war. Die Natur scheint glücklicherweise<br />
wieder zu ihrem Recht zu kommen. Am Rande sei daran erinnert, dass dies<br />
nicht das erste Mal der Fall ist. Anfang des 20. Jahrhunderts sank in der Bucht ein<br />
Kriegsschiff namens Le Torpilleur. Da das Wrack in einer für Taucher erreichbaren<br />
Wassertiefe liegt, wurde es in den 1980er-Jahren zufällig entdeckt und hat sich zu<br />
einem bekannten Tauchspot entwickelt. Das gesunkene Schiff hat sich in all den<br />
Jahren in ein Unterwasserökosystem verwandelt, in dem Korallen, Schwämme und<br />
diverse Fischarten leben. Es ist nun ein künstliches Riff entstanden, das einen Beitrag<br />
zur Biodiversität vor Ort leistet und unterstreicht, wie sehr die Natur in der<br />
Lage ist, Überreste des Menschen in neue natürliche Lebensräume zu verwandeln.<br />
Eine Lektion, über die es sich nachzudenken lohnt. Die Calanque de Sugiton, dieses<br />
kleine felsige Naturparadies an der Mittelmeerküste, hat also noch eine aussichtsreiche<br />
Zukunft vor sich, sofern wir in der Lage sind, sie zu schützen!<br />
La Roque<br />
d’Anthéron<br />
DU 20 JUILLET AU 20 AOÛT <strong>2024</strong><br />
festival-piano.com
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Reiseinfos<br />
Calanque de Sugiton (Parkplatz Campus<br />
de Luminy) …<br />
… Berlin 1548 km … Hamburg 1498 km<br />
… Köln 1060 km … Frankfurt 1011 km<br />
… München 987 km … Wien 1401 km<br />
… Zürich 713 km … Paris 788 km<br />
… Aix-en-Provence 40 km … Cassis 18 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen wird, ist Marseille-<br />
Provence (38 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
liegt in Marseille (11 km).<br />
Parc national des Calanques<br />
141, avenue du Prado<br />
Bâtiment A<br />
13008 Marseille<br />
Telefon: +33 (0)4 20 10 50 00<br />
www.calanques-parcnational.fr<br />
Anfahrt: Der ideale Ausgangspunkt<br />
für den Besuch der Calanque de<br />
Sugiton (und der Calanque des<br />
Pierres tombées) ist der Parkplatz<br />
beim Campus de Luminy. Der Weg<br />
beginnt direkt hinter der Schranke an<br />
der Hochschule für Kunst und Design<br />
Marseille-Méditerranée (ESADMM).<br />
Empfehlenswert ist die Anfahrt<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
Bus RTM B1, 24 oder 21J bis zur<br />
Endstation Campus de Luminy.<br />
Außerhalb der Hochsaison ist es<br />
möglich, auf dem Parkplatz des<br />
Campus einen (kostenlosen) Platz zu<br />
finden. In der Hochsaison raten wir<br />
dringend davon ab, da der Parkplatz<br />
schnell überfüllt ist.<br />
Bis zum Aussichtspunkt sind es etwa<br />
30 bis 45 Minuten Gehzeit, bis in die<br />
Bucht etwa eine beziehungsweise 1 ½<br />
Stunden, wenn Sie den Umweg über<br />
den Aussichtspunkt machen.<br />
Ideale Jahreszeit für einen Besuch:<br />
Angesichts des Andrangs und der<br />
Waldbrandgefahr im <strong>Sommer</strong> ist<br />
die beste Zeit für einen Besuch der<br />
Calanques unserer Ansicht nach<br />
von Oktober bis Mai. Auch im Winter<br />
profitieren Sie dort oft von einem<br />
strahlend blauen Himmel und absolut<br />
angenehmen Temperaturen zum<br />
Wandern. Die Wege sind dann meist<br />
menschenleer und Sie können den<br />
Ort umso mehr genießen.<br />
Generelle Vorschriften des<br />
Nationalparks Calanques: Der<br />
Zugang ist das ganze Jahr über<br />
kostenlos möglich (Ausnahme im<br />
<strong>Sommer</strong>, wenn Waldbrandgefahr<br />
herrscht). Die Besucher müssen sich<br />
jedoch verpflichten, die Vorschriften<br />
einzuhalten und alles zu vermeiden,<br />
was der Natur schadet: kein Feuer<br />
anzünden, nicht rauchen, keine<br />
Abfälle an Land oder im Wasser<br />
hinterlassen, keinen Lärm machen,<br />
keine Pflanzen ausreißen. Darüber<br />
hinaus darf weder unter freiem<br />
Himmel noch in Zelten oder<br />
Wohnmobilen in den Calanques<br />
übernachtet werden. Das Überfliegen<br />
mit Drohnen ist ebenfalls untersagt.<br />
Hunde an der Leine dürfen mitgeführt<br />
werden.<br />
Waldbrandgefahr: Vom 1. Juni bis<br />
30. September herrscht aufgrund der<br />
Trockenheit erhöhte Waldbrandgefahr.<br />
In dieser Zeit gelten zum Schutz der<br />
Besucher und der Natur besondere<br />
Restriktionen. Das Brandrisiko wird<br />
durch die Präfektur täglich für den<br />
Folgetag eingeschätzt und zwischen<br />
17 und 18 Uhr kommuniziert.<br />
Vergewissern Sie sich daher in diesen<br />
Monaten, ob der Zugang zu den<br />
Calanques gestattet ist, bevor Sie<br />
zu einem Besuch aufbrechen. Die<br />
Information erhalten Sie kostenlos<br />
auf der Website http://bpatp.pacaate.fr<br />
oder über die Applikation<br />
Mes Calanques (die im Übrigen sehr<br />
gut gemacht ist und neben einer<br />
Information über das Zugangsverbot<br />
auch Wandervorschläge bietet)<br />
beziehungsweise per Telefon unter<br />
08 11 20 13 13 (erreichbar innerhalb<br />
von Frankreich, Zusatzgebühren 0,06<br />
€/Min.). Die Angaben sind täglich<br />
spätestens um 18 Uhr für den Folgetag<br />
verfügbar.<br />
Reservierungspflicht für die<br />
Calanques Sugiton und Pierres<br />
tombées in der Hochsaison: Für diese<br />
Calanques besteht <strong>2024</strong> an folgenden<br />
Daten eine Reservierungspflicht:<br />
15./16. Juni, 22./23. Juni, 29. Juni<br />
bis 1. September, 7./8. September,<br />
14./15. September. Die Reservierung<br />
ist kostenlos und erfolgt auf der<br />
Website https://troov.com/parcnational-des-calanques/rendez-vous.<br />
Reservierungen sind ab 12. Juni 9 Uhr<br />
möglich. Generell kann frühestens<br />
3 Tage vor dem gewünschten<br />
Termin und bis spätestens am<br />
Vorabend 18 Uhr reserviert werden.<br />
Sie erhalten eine Bestätigung<br />
per Mail, die Sie bei der Ankunft<br />
zeigen müssen. Die Reservierung<br />
ist nur am betreffenden Tag gültig.<br />
Reservierungen sind für Gruppen bis<br />
maximal 5 Personen möglich. Kinder<br />
unter 3 Jahren benötigen keine<br />
Reservierung. Eine Person kann in<br />
diesem Zeitraum maximal acht Mal<br />
reservieren. Beachten Sie, dass alle<br />
Reservierungen annulliert werden<br />
und nicht auf einen anderen Tag<br />
übertragbar sind, sollte das Gebiet<br />
wegen Waldbrandgefahr gesperrt<br />
sein. Die Besucher werden dann<br />
am Vorabend gegen 18 Uhr per Mail<br />
informiert.<br />
Ein Besuch der Calanques sollte<br />
immer gut vorbereitet werden, egal<br />
zu welcher Jahreszeit. Ziehen Sie<br />
festes Schuhwerk an. Die Wege in<br />
die Bucht werden zwar gut instand<br />
gehalten, dennoch gibt es Stellen,<br />
die rutschig sein können, vor allem<br />
nach Regen. Glücklicherweise regnet<br />
es selbst in Marseille noch ab und<br />
zu ... Denken Sie das ganze Jahr<br />
über an Sonnenschutz (Hut, Mütze,<br />
Sonnencreme). Es gibt nur wenige<br />
schattige Abschnitte, und im Winter<br />
wird die Sonneneinstrahlung gerne<br />
unterschätzt. Es gibt auf der Strecke<br />
keine Möglichkeit, sich mit Wasser<br />
zu versorgen. Nehmen Sie daher<br />
ausreichend Getränke mit. Weiterhin<br />
sollten Sie wissen, dass es am Weg<br />
weder Toiletten noch Mülleimer<br />
gibt. Ebenso haben Sie keine<br />
Möglichkeit, Proviant einzukaufen.<br />
Wie generell bei Wanderungen sollten<br />
Sie nicht vergessen, für Notfälle Ihr<br />
Mobiltelefon mitzunehmen.<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Leserbriefe<br />
Sehr geehrter Herr Albert,<br />
Guten Tag,<br />
Wegen eines Umzugs in ein Altenstift muss ich mich<br />
schweren Herzens von meinen Magazinen Frankreich<br />
erleben trennen. Ich biete die Ausgaben von <strong>Nr</strong>. 1–53,<br />
nur zusammen, zu einem Preis von 150,00 € an.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Günter Burgay<br />
seit einigen Jahren fahren wir mit unserem kleinen Eriba-<br />
Wohnwagen im Frühsommer für mehrere Wochen nach<br />
Frankreich. Ganz viel Freude macht schon die Vorbereitung<br />
der Reisen. Immer liegen etliche Hefte von Frankreich<br />
erleben auf dem Tisch, und von den Tipps sind wir<br />
noch nie enttäuscht worden. Es ist vieles dabei, auf das<br />
wir nicht gekommen wären, da die Dinge auch nicht in<br />
Reiseführern stehen. Dafür wollte ich mich bedanken.<br />
Viele Grüße aus Hamburg von Jürgen Cohn<br />
Redaktion:<br />
Lieber Herr Burgay,<br />
zunächst herzlichen Dank für Ihre Treue, über die wir<br />
uns sehr freuen. Wir veröffentlichen Ihre Nachricht gerne<br />
und hoffen, dass wir für Sie den Kontakt zu einem Leser<br />
herstellen können, der an Ihren Ausgaben interessiert<br />
ist. Interessenten können uns ihr Interesse via Mail<br />
(leserbriefe@frankreicherleben.de) signalisieren,<br />
wir leiten die Information dann an Sie weiter.<br />
Jean-Charles Albert:<br />
Lieber Herr Cohn,<br />
vielen Dank für Ihre liebenswürdige Nachricht, die ich sofort an<br />
unser Team weitergeleitet habe. Sie berührt uns umso mehr,<br />
da sie genau das ausdrückt, was wir seit inzwischen über 18<br />
Jahren versuchen: unsere Lieblingsorte und „geheimen Plätze“<br />
mit unseren Lesern zu teilen. Orte, die wir selbst entdeckt<br />
haben, die uns am Herzen liegen, mit anderen zu teilen, so wie<br />
man dies unter Freunden macht. Ihr Vertrauen und Ihre Treue<br />
drücken Wertschätzung an unserer Arbeit aus, und auch dafür<br />
möchte ich Ihnen herzlich danken.<br />
Lieber Abonnenten-Service,<br />
Ihre Zeitschrift ist wirklich ein Geschenk. Wir sind nicht nur<br />
Ihren Buchtipps nachgegangen und haben tolle Literatur<br />
kennengelernt, Ihre Berichte sind immer lesenswert und<br />
machen Lust auf Entdeckungen. Besonders die Serie « Typisch<br />
französische Produkte » ist sehr aufschlussreich, da man<br />
doch sehr vieles davon kennt. Im Juni fahren wir nach Sète<br />
und auf dem Weg dahin werden wir in Nîmes die Denims,<br />
sprich Ateliers de Nîmes, besuchen und dann – ein Tipp von<br />
uns – La Botte Gardiane (www.labottegardiane.com) in Aigues-<br />
Vives. Auf weiterhin gute Artikel, die neugierig machen.<br />
Liebe Grüße aus Heidelberg<br />
Sybille Orth-Nuhn<br />
Jean-Charles Albert:<br />
Liebe Frau Orth-Nuhn,<br />
unser Abonnenten-Service in Berlin hat mir Ihre Nachricht<br />
weitergeleitet. Ganz herzlichen Dank dafür! Wir spüren<br />
Ihren Enthusiasmus und freuen uns, mit Ihnen Orte und<br />
Begegnungen zu teilen, die uns persönlich gut gefallen. Sie<br />
werden sehen, die Jeans der Ateliers de Nîmes sind super.<br />
Vor allem sind sie handwerklich hergestellt und entsprechen<br />
unseren eigenen Wertvorstellungen. Vielen Dank auch für<br />
den Tipp « La Botte Gardiane ». Auch dort wird handwerklich<br />
und nachhaltig produziert, und dieses Unternehmen<br />
könnte ebenfalls gut in unsere Rubrik « Produkt » passen.<br />
Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Sète, wo<br />
Sie sicherlich die köstlichen Tielles essen werden …<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich bin seit Jahren ein treuer Leser Ihrer<br />
Zeitschrift und würde mich freuen, wenn<br />
in der nächsten Ausgabe auch Balzac<br />
Erwähnung fände, da die neue Ausgabe am<br />
17. Mai erscheint, und somit 3 Tage vor dem<br />
225. Geburtstag von Honoré de Balzac.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hanspeter Herbasch<br />
Redaktion:<br />
Lieber Herr Herbasch,<br />
in dieser Ausgabe unseres Magazins finden Sie<br />
zwar keinen Artikel über Honoré de Balzac, Sie<br />
dürfen sich jedoch auf die Nummer 92 (Herbst<br />
<strong>2024</strong>) freuen, die ab 16. August im Handel<br />
erhältlich sein wird. Schon heute können Sie<br />
aber auf Seite 98 in der Vorschau ein Foto<br />
und einen Hinweis auf den Inhalt des Artikels<br />
entdecken. Ein weiteres Indiz: Der Ort, der<br />
eng mit dem Schriftsteller verknüpft ist, ist<br />
einer der erstaunlichsten und magischsten<br />
Orte von Paris, denn man hat den Eindruck,<br />
sich mitten auf dem Land zu befinden.<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />
Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Mornac-sur —<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Seudre<br />
Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime<br />
Im Herzen des Departements Charente-Maritime, etwa 15 Kilometer nordlich von Royan,<br />
liegt Mornac-sur-Seudre, ein Dorf, das zu Recht zu den Plus beaux villages de France gehört.<br />
Es ist für seine engen Gässchen bekannt, die eine unglaubliche Authentizität ausstrahlen, für<br />
seine Kunsthandwerkerläden und die Salzgärten in der Umgebung. Vor allem aber hat man<br />
dort die seltene Möglichkeit, den Ort zu Fuß, in seinem eigenen Rhythmus und Tempo, fern<br />
des Straßenverkehrs zu erkunden. Auf einem reizvollen Spazierweg schlendert man friedlich<br />
durch das Dorf und die Sumpfgebiete und taucht bei dieser Gelegenheit in eine bemerkenswerte<br />
Naturlandschaft ein, in der nur hier und da die Hütten der Austernzüchter für hübsche<br />
Farbtupfer sorgen. Ein idealer Spaziergang für<br />
alle, die dem Tumult unserer modernen<br />
Zeit entkommen möchten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
« Das ist ein verborgener und absolut naturbelassener<br />
Ort. Ein kleines Paradies! » Suzanne ist 67 Jahre alt. Wir<br />
sitzen zufällig auf derselben Bank und sind spontan ins<br />
Gespräch gekommen. Sie lebte lange in Mornac-sur-<br />
Seudre, in Mornac, wie alle hier kurz und bündig sagen.<br />
Seit etwa zehn Jahren wohnt sie allerdings in der « großen<br />
Stadt nebenan », in Royan. « Es ist einfach praktischer<br />
zum Einkaufen und um meine Enkel zu sehen », sagt sie,<br />
während sie nachdenklich das kleine Boot eines Austernzüchters<br />
mit dem typisch flachen Boden beobachtet, das<br />
langsam durch die Fahrrinne fährt. « Trotzdem verspüre<br />
ich das Bedürfnis, regelmäßig hierherzukommen, mindestens<br />
ein Mal in der Woche. Ganz ohne Mornac kann ich<br />
einfach nicht leben ... » Als ich sie frage, warum sie sich<br />
von diesem alten mittelalterlichen Dorf mit den grünen,<br />
blauen und grauen Fensterläden und den für die Dörfer der<br />
Charente so charakteristischen Stockrosen so angezogen<br />
fühlt, antwortet Suzanne, ohne zu zögern: « Hören Sie<br />
doch! Die Antwort ist um uns herum. Was hören Sie? »<br />
Während sie diese Frage stellt, legt sie ihren Zeigefinger<br />
an die Lippen, um mir zu bedeuten, zu schweigen. Also<br />
beobachte ich die Umgebung und lausche den Geräuschen<br />
um mich herum. Gegenüber von uns lassen sich einige<br />
Schwäne sanft auf der Dünung des kleinen Küstenflusses<br />
Seudre wiegen. Dieser ergießt sich einige Kilometer weiter<br />
ins Meer, nachdem er die Sumpfgebiete durchquert hat.<br />
Der idyllische Anblick wird von einem leisen Plätschern<br />
untermalt. Dazu kommen das Schnattern von zwei Enten,<br />
die sich ebenfalls auf dem Wasser treiben lassen, und<br />
der Gesang Dutzender Vögel, die am Himmel zu sehen<br />
sind. Vielleicht ist auch noch das Summen einer Hummel<br />
zu hören. « Ich höre die Natur ... », sage ich schließlich<br />
zaghaft zu Suzanne, die über diese Antwort offensichtlich<br />
erfreut ist. « Genau das ist es. Und genau dieses Bedürfnis<br />
zieht mich immer wieder hierher. Glauben Sie mir, es gibt<br />
nicht mehr viele Orte, die weit weg vom Autolärm und<br />
anderen Geräuschen unserer Zivilisation sind, wo man<br />
einfach nur zuhören und genießen kann. In Mornac kann<br />
man sich noch den Luxus gönnen, der Natur zuzuhören.<br />
Und genau deshalb liebe ich das Dorf! »<br />
Hier ist der Fußgänger König!<br />
Einen besseren Einstieg in den Tag, den ich hier in<br />
Mornac verbringen will, könnte es nicht geben. Schon<br />
öfter habe ich von diesem abgelegenen Ort an der sumpfigen<br />
Mündung der Seudre gehört. Ein Ort, der abseits<br />
liegt, fern der großen Verbindungsachsen. Natürlich kann<br />
man ihn mit dem Auto erreichen, zumal die Anfahrt über<br />
hübsche kleine Departementsstraßen führt. Einmal angekommen,<br />
muss man sein Fahrzeug allerdings auf einem<br />
der Parkplätze am Ortsrand abstellen. Denn das ist eines<br />
der wesentlichen Merkmale von Mornac: Hier ist der<br />
Fußgänger König! Sofern man nicht selbst im Ort wohnt,<br />
ist es also unnötig, einen Gedanken an einen Parkplatz<br />
im Zentrum zu verschwenden. Nebenbei bemerkt wäre<br />
es auch sehr schade, denn es macht gerade den Charme<br />
des Dorfes aus, mit dem Auto gleichzeitig den Stress<br />
der Stadt hinter sich und sich einfach treiben zu lassen,<br />
gemütlich durch die engen Gassen zu bummeln, die ein<br />
beeindruckendes Labyrinth bilden, in dem man sich gerne<br />
« verirrt ».<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Le Train des Mouettes<br />
Fahrpreis: Hin- und Rückfahrt Saujon–<br />
La Tremblade 16 €, ermäßigt 8 € (4 bis<br />
16 Jahre), Kinder unter 4 Jahren fahren<br />
kostenlos.<br />
Die Fahrkarte gilt automatisch für die<br />
Hin- und Rückfahrt.<br />
Der Fahrplan <strong>2024</strong> ist im Internet<br />
einsehbar.<br />
Gut zu wissen: Die einfache Fahrt für die<br />
gesamte Strecke dauert ca. 1 Std. 25<br />
Min. Für Hin- und Rückfahrt sollten Sie<br />
mindestens 3 Std. 15 Min. einplanen.<br />
Das Ticket gilt den ganzen Tag.<br />
In Mornac-sur-Seudre und Chaillevette<br />
hält der Zug jeweils fünf Minuten. Es ist<br />
möglich, nach Lust und Laune (und nach<br />
Fahrplan) ein- und auszusteigen.<br />
Die Tickets können online reserviert<br />
werden. Der Fahrkartenverkauf vor Ort<br />
ist ab 30 Minuten vor der Abfahrt möglich.<br />
Am Bahnhof in Mornac-sur-Seudre<br />
werden allerdings nur in den Monaten<br />
Juli und August Fahrkarten verkauft.<br />
www.traindesmouettes.fr<br />
Eine immer noch rüstige eiserne Lady<br />
Bei meinem ziellosen Spaziergang stoße ich auf einen Bahnhof.<br />
Einen Bahnhof von bescheidener Größe zwar, der sichtlich stillgelegt<br />
wurde, dessen Bänke und Anzeigetafeln aber seltsamerweise gut<br />
in Schuss sind, sodass er keinen verlassenen Eindruck macht. Auf<br />
der Anzeigetafel lese ich, dass hier – im Wesentlichen von April bis<br />
September – ein ganz besonderer Zug verkehrt: der Train des Mouettes,<br />
der von der ältesten noch betriebenen Dampflok Frankreichs gezogen<br />
wird. Seit 18<strong>91</strong> ist sie in Betrieb. Diese (sehr) alte, aber immer<br />
noch rüstige Dame de fer ist als Monument historique klassifiziert und<br />
verbindet die 21 Kilometer lange Strecke zwischen La Tremblade<br />
und Saujon. Dabei fährt sie mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h,<br />
die idealer nicht sein könnte, um die Landschaft zu bewundern. Die<br />
Bahnlinie wurde 1876 ursprünglich für die Beförderung von Reisenden<br />
eingerichtet. Sehr schnell wurde ihre Bestimmung jedoch<br />
geändert, da der Transport lokaler Waren wie Salz, Harz, Essig<br />
und Austern rentabler erschien. Heute wird der Touristenzug von<br />
passionierten ehrenamtlichen Helfern eines gemeinnützigen Vereins<br />
namens Train et Traction betrieben, der vom Conseil Général de<br />
Charente-Maritime unterstützt wird. Mit etwas Vorbereitung ist es<br />
also möglich, mit der Dampfeisenbahn nach Mornac zu reisen. Im<br />
<strong>Sommer</strong> ist eine Reservierung für dieses außergewöhnliche Erlebnis<br />
jedoch wärmstens zu empfehlen!<br />
Werbecode: ABO<strong>91</strong><br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
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Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />
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Angabe von Gründen widerrufen werden.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Im Land, wo die<br />
Stockrosen das Sagen haben<br />
Je näher ich dem Zentrum von Mornac<br />
komme, desto mehr wird mir klar, wie sehr<br />
hier bereits eine maritime Atmosphäre herrscht,<br />
obwohl der Ort noch zwanzig Kilometer von<br />
der Atlantikküste entfernt ist. Die Möwen, die<br />
am Himmel immer wieder über mich hinwegfliegen,<br />
sind gut an ihrem charakteristischen<br />
Gekreische zu erkennen. Doch darüber hinaus<br />
tragen noch andere Dinge zu diesem Eindruck<br />
bei. Die Fensterläden und Türen der Häuser<br />
sind in harmonisch aufeinander abgestimmten<br />
Pastelltönen gestrichenen, wie sie typisch für<br />
die Charente-Maritime sind, vor allem je mehr<br />
man sich dem Ozean nähert. Zudem wachsen<br />
hier die symbolträchtigen Blumen der Region:<br />
Stockrosen. Mit ihrem hohen, grafischen<br />
Wuchs und den bunten Farben sind sie ein wahrer<br />
Augenschmaus, der bekanntlich viele Maler,<br />
Zeichner und Fotografen inspirierte. Es dauert<br />
nicht lange, bis mir klar wird, dass sie hier offenbar<br />
ein Teil des Kulturerbes sind. Ich bin gerade<br />
dabei, eine dieser Blumen zu fotografieren, die<br />
sich elegant vor einem Haus gen Himmel reckt,<br />
als der Hausbesitzer herauskommt. Sichtlich<br />
erfreut, dass seine Blume im Zentrum meiner<br />
Aufmerksamkeit steht, bedeutet er mir, mich<br />
nicht stören zu lassen, und erzählt mir gleichzeitig<br />
eine originelle Anekdote: Nicht weit von<br />
hier, genauer gesagt im Dorf Ars-en-Ré auf der<br />
Île de Ré, fand vor einigen Jahren eine Art « populäre<br />
Revolte » statt, bei der die Bevölkerung<br />
für die Verteidigung von Stockrosen auf die<br />
Barrikaden ging. Ein neuer Bewohner des Ortes<br />
war gerade im Begriff, sein Haus zu renovieren,<br />
und hatte dabei die schlechte Idee, eine Trockensteinmauer<br />
einzureißen, die sein Grundstück<br />
eingrenzte. Das war zwar juristisch gesehen<br />
absolut legal, doch auf der zur Straße hin<br />
gelegenen Seite der bewussten Mauer wuchsen<br />
zur Freude der Menschen schon immer Stockrosen.<br />
Insofern dauerte es nicht lange, bis die<br />
Einwohner ihren Unmut kundtaten. Angesichts<br />
des Drucks der Öffentlichkeit und der Medien<br />
ließ der Mann schließlich die Mauer wieder<br />
rekonstruieren und erneut Stockrosen pflanzen.<br />
Im Jahr darauf musste er zugeben, dass es letzten<br />
Endes eine gute Entscheidung gewesen war.<br />
Zum Abschluss machte mein Gesprächspartner<br />
noch lächelnd die scherzhafte Bemerkung:<br />
« Das zeigt, dass man sich hier in Acht nehmen<br />
muss, manchmal haben Stockrosen das Sagen! »<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Die Emotion bleibt<br />
Von der mittelalterlichen Befestigungsmauer ist zwar nichts mehr zu sehen,<br />
doch es gibt noch einige Zeugnisse aus dieser Zeit, die zum besonderen Charme von<br />
Mornac beitragen. Dazu gehört die wunderschöne Markthalle. Sie liegt mitten im Stadtzentrum<br />
und hat das für solche Gebäude typische solide und massive Aussehen, wie man es in<br />
der Region überall sieht. In der Nähe überragt der Turm der schönen romanischen Kirche Saint-<br />
Pierre die kleinen Häuser der Nachbarschaft. Zu seinen Füßen sind in einem hübschen Garten einige<br />
Sarkophage zu sehen. Auf einem kleinen Schild lese ich, dass sie aus der Zeit der Merowinger stammen. Als<br />
ich dann die Kirchentür öffne und den Raum betrete, entdecke ich ein besonders interessantes Kulturerbe:<br />
Die Wände des Chors sind von mehreren Wandmalereien bedeckt, ein unerwarteter Anblick in einer so<br />
bescheidenen Kirche. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ich lese, dass man noch vor einigen Jahren,<br />
« einen thronenden Christus und einen Reiter mit einem Heiligenschein erkennen konnte ». Heute hat der<br />
Zahn der Zeit dazu beigetragen, dass man nur noch die Überreste von Wappenschildern erahnen kann. An<br />
meiner Emotion darüber, nach wie vor Zeugnisse dieser jahrhundertealten Zeichnungen zu sehen, ändert<br />
das jedoch nichts.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 41
Rosen, Clematis, Trompetenund<br />
Passionsblumen<br />
Auf dem Weg zurück zum Hafen bin ich beeindruckt,<br />
dass überall an den Mauern der charakteristischen<br />
kleinen weißen Häuser Blumen<br />
nach oben ranken. Abgesehen von den Stockrosen,<br />
die praktisch vor jedem Haus stehen, sind<br />
überall Rosen, Clematis, Trompeten- und Passionsblumen<br />
zu sehen, als wäre es ihr einziges<br />
Ziel, alles mit Farbtupfern zu überziehen, von<br />
denen einer fotogener als der andere ist. Das<br />
macht den Bummel durch die Gässchen noch<br />
wohltuender, zumal in den Geschäften viele<br />
Kunsthandwerker ihre Arbeiten präsentieren.<br />
Auch diese sind oft sehr farbenprächtig und<br />
tragen zu einer beschwingten, fröhlichen Atmosphäre<br />
bei. Und ein weiteres nicht unwichtiges<br />
Detail: An manchen Gebäuden sind sogar die<br />
Hausnummern auf besonders originelle und geschmackvolle<br />
Art angegeben: auf kleinen emaillierten<br />
Schildern, die von lokalen Künstlern<br />
hergestellt wurden. Die Einwohner von Mornac<br />
verstehen es in der Tat, auch auf vermeintliche<br />
Nebensächlichkeiten Wert zu legen.<br />
Einer der allerersten Leuchttürme<br />
Gegenüber dem Hafen von Mornac steht<br />
mitten in der Sumpflandschaft etwas, das<br />
von Weitem gesehen eines dieser Land-Art-<br />
Kunstwerke sein könnte, die man heute mehr<br />
und mehr sieht. Beim Näherkommen erweist es<br />
sich jedoch als historisches Zeugnis erster Güte:<br />
Es ist die 2006 geschaffene Nachbildung eines<br />
der ersten Leuchttürme, von denen im Mittelalter<br />
viele in den Sumpfgebieten dieser Gegend<br />
standen. Die einfallsreiche Technik sollte den<br />
Seeleuten dabei helfen, die schwierige Passage<br />
bis in den Hafen zu bewältigen und Klippen<br />
an der Küste auszuweichen. Lange Zeit wurden<br />
diese Signale in Form riesiger Holzfeuer<br />
auf Anhöhen oder Steinhügeln ausgesendet.<br />
Doch mit dem System des Porte feu à bascule,<br />
eines « kippbaren Feuerträgers », konnte man<br />
in einem Eisenkasten ein Feuer entzünden, den<br />
Kasten hochziehen und zum Nachlegen wieder<br />
herablassen. Lokalen Recherchen zufolge soll<br />
es heute in Europa nur noch eine vergleichbare<br />
Konstruktion geben. Sie steht in Skagen, im<br />
Norden von Jütland (Dänemark), und wurde<br />
1626 konstruiert.
Das Foto oben links ist eines der Fotos, die entlang des Chenal de Mornac ausgestellt sind:<br />
Es zeigt den « Gaullisten » Marcel Aubin und den « Sozialisten » Augustin Crétin.<br />
Rechts in der Mitte das wunderschöne Bild der Muscheln, bevor die Éclade angezündet wird.<br />
« Bopiate » und « Bottine »<br />
Entlang des Chenal de Mornac hält die Route de la<br />
Seudre ebenfalls angenehme Überraschungen bereit. Es<br />
handelt sich dabei um einen etwa fünf Kilometer langen,<br />
absolut ebenen und gut ausgeschilderten Rundweg, ideal<br />
für einen beschaulichen Spaziergang. Man bummelt<br />
durch die Marais salants, die Salzgärten, vorbei an Austernbänken<br />
und den farbenfrohen Hütten der Austernzüchter.<br />
Doch das ist nicht alles, denn unerwarteterweise<br />
erfährt man dabei gleichzeitig interessante Dinge über die<br />
Geschichte des Dorfes. Wie eine Fotoausstellung unter<br />
freiem Himmel hat die Gemeinde Reproduktionen von<br />
Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen Dorfbewohner zu sehen<br />
sind, am Weg platziert. Die schöne Fotoserie trägt den<br />
Titel Mornaçons d’hier et d’aujourd’hui und vermittelt auf<br />
sehr humorvolle Art lehrreiche Informationen über das<br />
Dorfleben und alte Berufe. Auf meinem Lieblingsbild<br />
sind zwei Dorfbewohner zu sehen: « Marcel Aubin, le<br />
Gaulliste, und Augustin Crétin, le Socialiste, waren in politischen<br />
Dingen nicht immer einer Meinung. Doch jedes<br />
Mal, wenn sie angeln gingen, begruben sie ihren Zwist.<br />
Bei der Rückkehr legten Bopiate und Bottine, wie sie sich<br />
gegenseitig nannten, ihren Fang zusammen und teilten<br />
ihn gerecht. » Eine liebevolle Art, ihnen Anerkennung zu<br />
zollen!<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Geröstete Miesmuscheln<br />
Bevor ich auf dem Rückweg von diesem friedlichen<br />
und entspannenden Ausflug in die Sumpfgebiete den Hafen<br />
erreiche, drängt sich ein letzter Halt auf. Diesmal ist<br />
er gastronomischer Natur. Es ist quasi ein Insidertipp, der<br />
wirklich einen Umweg wert ist. Im Parc des Graves bieten<br />
die Austernzüchter Anna und Benoît auf einer einfachen,<br />
aber wunderbar authentischen Terrasse oberhalb der<br />
Fahrrinne eine der originellsten Spezialitäten der Region<br />
an. Eine Spezialität, die man zudem nur selten bekommt,<br />
da man sie nicht überall zubereiten kann. Es handelt sich<br />
dabei um die Éclade de Moules, geröstete Miesmuscheln.<br />
Dieses Gericht ist nicht nur ein seltener Genuss, sondern<br />
gleichzeitig eine visuelle Kuriosität und ein Spektakel.<br />
Meiner Ansicht nach sollte man es in seinem Leben zumindest<br />
ein Mal gesehen und probiert haben, sofern man<br />
das Glück hat, es genießen zu können. Bereits die Vorbereitung<br />
dauert eine gute Viertelstunde, denn die frischen<br />
Muscheln werden dicht an dicht spiralförmig, mit den<br />
Spitzen nach oben, auf einem Holzbrett angeordnet. Es<br />
erfordert eine gewisse Fertigkeit, dieses schöne « Muschelbild<br />
» zu erstellen, ohne dass die Muscheln übereinander<br />
fallen, dann war nämlich alles umsonst. Anschließend<br />
werden die Muscheln mit trockenen Piniennadeln bedeckt<br />
und diese angezündet. Damit ist auch klar, dass die<br />
Zubereitung nur im Freien möglich ist. Während ich Benoît<br />
bei den Vorbereitungen beobachte, sage ich mir, dass<br />
das wirklich eine Kunst ist! Wenn das Feuer brennt, wird<br />
immer wieder eine Handvoll Kiefernnadeln nachgelegt,<br />
bis sich alle Muscheln geöffnet und ihr Wasser abgegeben<br />
haben. Dann muss man « nur noch » die verbrannten<br />
Nadeln und diejenigen, die noch brennen, « wegblasen »<br />
– ebenfalls eine Technik, die gelernt sein will! – bevor<br />
man die Muscheln genießen kann. Was meiner Meinung<br />
nach, das Einfachste und Angenehmste ist! Das Ergebnis:<br />
ein ausgesprochen wohlschmeckendes Gericht, mit<br />
einer leicht rauchigen Note, das mit einem Glas kühlen<br />
Weißwein aus der Region noch besser mundet! Für mich<br />
ist es eine wunderschöne Art, einen Tag abzuschließen, an<br />
dem ich mich ausschließlich zu Fuß fortbewegt habe und<br />
in der Tat weitab vom üblichen Trubel die Ruhe genießen<br />
konnte.<br />
Infos<br />
Cabane à huîtres Le Parc des Graves<br />
5, route de la Seudre<br />
17113 Mornac-sur-Seudre<br />
Telefon: +33 (0)5 46 22 75 14<br />
www.facebook.com/people/Le-Parc-des-<br />
Graves/100063581365908/<br />
Éclade de Moules (500 g), 18 €. Traditionell serviert mit Brot,<br />
das mit Knoblauch eingerieben und gebuttert ist. Das Gericht<br />
wird bei Bestellung frisch zubereitet, insofern ist mit einer<br />
gewissen Wartezeit zu rechnen. Daneben gibt es Austern und<br />
Meeresfrüchte.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Reiseinfos und Lesetipps<br />
Mornac-sur-Seudre …<br />
… Berlin 1530 km … Hamburg 1371 km<br />
… Köln 967 km … Frankfurt 1052 km<br />
… München 1214 km … Wien 1264 km<br />
… Zürich 908 km … Paris 493 km<br />
… La Rochelle 67 km … Royan 13 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />
Mérignac (120 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
liegt in La Rochelle (66 km).<br />
Office de Tourisme<br />
de Mornac-sur-Seudre<br />
5, route de Plordonnier<br />
17113 Mornac-sur-Seudre<br />
Telefon: +33 (0)5 46 08 21 00<br />
www.royanatlantique.fr<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />
Talmont-sur-Gironde: Zwischen Himmel<br />
und Fluss am Ende der Welt (27 km<br />
entfernt)<br />
Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es<br />
sich auf einem Felsvorsprung oberhalb der<br />
Fluten der Girondemündung<br />
zierlich gen Himmel reckt, ist<br />
unverwechselbar. Seit seiner<br />
Gründung im Jahr 1284 zieht<br />
das kleine Dorf, das Wind und<br />
Wetter ausgesetzt ist und fast<br />
zwischen Himmel und Wasser<br />
zu schweben scheint, die Blicke<br />
auf sich.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82<br />
Brouage, die Zitadelle der<br />
geplatzten Träume (32 km<br />
entfernt)<br />
Die Geschichte von Brouage ist<br />
die einer Stadt, die einst eine<br />
bedeutende Rolle<br />
im europäischen<br />
Handel spielte, bevor<br />
sie in Vergessenheit<br />
geriet. Sogar der<br />
Ozean, dessen<br />
Wasser früher die<br />
Befestigungsmauern<br />
umspülte, hat sich<br />
inzwischen ganz von<br />
ihr zurückgezogen …<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 45
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Pompadour<br />
Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />
Arnac-Pompadour ist eine friedliche, kleine Stadt zwischen Brive-la-Gaillarde<br />
(Corrèze) und Limoges (Haute-Vienne). Viele, die sie kennen, nennen sie<br />
schlicht Pompadour. Es ist naheliegend, dass der Ort sofort mit Madame de<br />
Pompadour (1721-1764) in Verbindung gebracht wird, der illustren Mätresse<br />
Ludwigs XV. (1710-1774). Darüber hinaus gibt es auch noch ein Schloss desselben<br />
Namens, das der bis über beide Ohren verliebte König seiner Geliebten<br />
schenkte. Abgesehen von diesem architektonischen Erbe zeichnet sich Pompadour<br />
noch durch eine andere Besonderheit aus, denn seit Jahrhunderten leben die Menschen<br />
dort im Rhythmus klappernder Hufe: Eine renommierte Pferderennbahn, ein<br />
Nationalgestüt und königliche Pferdeställe prägen das Leben der Gemeinde, die daher<br />
auch den Titel Cité du Cheval trägt. Trotz dieser Mischung aus prächtigem Kulturerbe,<br />
einem nicht zu verleugnenden ländlichen Charme, der tiefen Verankerung in der<br />
Geschichte des Landes und der angesehenen eleganten Pferdewelt ist Pompadour<br />
weitgehend unbekannt. Dabei lohnt sich ein Besuch durchaus.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />
Seit einigen Monaten ist Alain Tisseuil, der Bürgermeister<br />
von Arnac-Pompadour, erleichtert und<br />
glücklich. Sieben Jahre kämpften er und seine Mitstreiter<br />
darum, ein Spielcasino in der Stadt eröffnen zu<br />
dürfen. Nun erteilte der französische Staat endlich die<br />
Genehmigung dafür. Was vordergründig belanglos erscheinen<br />
mag, ist für Arnac-Pompadour ein Lichtblick und vor<br />
allem die lang ersehnte, quasi hundertprozentige Garantie,<br />
das umfangreiche architektonische Kulturerbe der Gemeinde<br />
retten zu können! Angesichts der fehlenden Mittel<br />
wäre dessen Unterhalt ohne diese Entscheidung in großer<br />
Gefahr gewesen. Doch bevor wir uns näher mit den Kulturgütern<br />
beschäftigen, die in der Tat den Besucher sofort<br />
beeindrucken, sobald er die Kleinstadt im Departement<br />
Corrèze betritt, schauen wir uns genauer an, was den Enthusiasmus<br />
ausgelöst hat, der heute in den Cafés und Restaurants<br />
der Stadt spürbar und in aller Munde ist: die<br />
Gesetzgebung in Bezug auf die Eröffnung kommunaler<br />
Casinos in Frankreich. Das Thema erscheint zwar auf den<br />
ersten Blick nicht gerade das spannendste zu sein, dennoch<br />
gibt es interessante Aufschlüsse über französische « Traditionen<br />
» und wie diese sich verändern.<br />
Jackpot für Arnac-Pompadour!<br />
Es mag erstaunlich klingen, dass ein Land, das mit 203<br />
Casinos 40 % aller europäischen Spielbanken besitzt, in<br />
dieser Beziehung eine der strengsten Gesetzgebungen innerhalb<br />
der EU hat. Trotz ihrer beeindruckenden Anzahl<br />
sind Casinos in Frankreich nämlich vom Grundprinzip<br />
her verboten. Lediglich ganz bestimmte Gemeindekategorien<br />
dürfen im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung<br />
eine solche Einrichtung besitzen. Bislang handelte es sich<br />
dabei im Wesentlichen um Gemeinden, die als « See- und<br />
Thermalbäder, touristische Städte » oder als « Hauptstädte<br />
von Ballungsräumen mit mehr als 500 000 Einwohnern<br />
und spezifischen kulturellen Einrichtungen » klassifiziert<br />
waren (beispielsweise Bordeaux mit der Opéra national).<br />
Für die Stadt Paris gelten zudem Sonderregelungen.<br />
Wenn sich nun der Bürgermeister von Arnac-Pompadour<br />
derzeit so freut, dann liegt das daran, dass das französische<br />
Parlament im Dezember 2023 einen Gesetzestext<br />
verabschiedete, der die Welt der Spielautomaten nahezu<br />
revolutioniert hat. Das Gesetz besagt, dass von nun an<br />
Gemeinden, « auf deren Gebiet am 1. Januar 2023 der<br />
Unternehmenssitz eines Veranstalters von Pferderennen,<br />
der historische Sitz des Cadre Noir oder ein Nationalgestüt<br />
ansässig ist und in denen zwischen dem 1. Januar<br />
2018 und dem 1. Januar 2023 mindestens zehn Pferdeveranstaltungen<br />
mit nationaler oder internationaler Reichweite<br />
stattfanden », ein Casino besitzen dürfen. Eine sehr<br />
erfreuliche Nachricht also für Arnac-Pompadour, denn<br />
die Gemeinde mit ihrer langen Pferdetradition erfüllt diese<br />
Kriterien und kann nun darauf hoffen, in den kommenden<br />
Jahren eine Spielbank ihr eigen nennen zu können.<br />
Diese wird vermutlich nicht nur Hunderte Arbeitsplätze<br />
schaffen, sondern dürfte pro Jahr mehrere Hunderttausend<br />
Euro in die Gemeindekasse spülen. Kein Wunder<br />
also, dass Monsieur le Maire darüber mehr als angetan ist.<br />
Die zu erwartenden Einnahmen sollten es ermöglichen,<br />
die städtischen Kulturgüter, auf die man zu Recht stolz<br />
ist, umfassend zu erhalten und in Zukunft dauerhaft instand<br />
zu halten. Angesichts des Ausmaßes war das bislang<br />
nicht sichergestellt: Die gesamte Fläche der Domaine de<br />
Pompadour, wie sie heute besteht, beträgt 400 Hektar.<br />
Dazu gehören das Schloss, mehrere Wohn- und Verwaltungsgebäude<br />
sowie zahlreiche Gebäude und Terrains für<br />
Zucht und Pferdewettkämpfe. Mit diesen Informationen<br />
im Hinterkopf wird ein Besuch der kleinen Stadt heute<br />
noch interessanter ...<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Eine junge Frau<br />
entfaltet ihren ganzen Charme<br />
Alte Steine erzählen die<br />
Geschichte der « Favoritin »<br />
Erreicht man das Dorf, sticht vor allem das Schloss<br />
ins Auge. Eine imposante Festung, die ursprünglich im<br />
11. Jahrhundert erbaut, im 15. Jahrhundert zum großen<br />
Teil zerstört und wieder aufgebaut und schließlich im 18.<br />
Jahrhundert umgebaut wurde. Angesichts der riesigen<br />
« unbebauten » Fläche, die die Pferderennbahn von Arnac-Pompadour<br />
genau gegenüber einnimmt, beeindruckt<br />
die Größe umso mehr. Dabei ist eine solche Architektur<br />
in der Region alles andere als einzigartig. Der Süden der<br />
Departements Corrèze und Dordogne lag früher an der<br />
Grenze der Königreiche Frankreich und Aquitanien und<br />
ist dafür bekannt, zahlreiche Schlösser zu besitzen, die<br />
sich durch eine imposante, auf Verteidigung ausgerichtete<br />
Bauweise auszeichnen. Eine Besichtigung des hiesigen<br />
Schlosses beschränkt sich aber glücklicherweise nicht auf<br />
die Erinnerung an eine kriegerische Vergangenheit. Ganz<br />
im Gegenteil. Der Besucher stellt überrascht fest, dass die<br />
Geschichte ihn relativ schnell zu sehr viel leichteren, sogar<br />
recht frivolen Themen entführt. Der Name Pompadour ist<br />
heute schließlich in Frankreich und anderswo vor allem<br />
deshalb so bekannt, weil dahinter eine Geschichte steht,<br />
wie sie sich nur in Frankreich zutragen konnte. Es geht<br />
um den nicht wirklich treuen König Ludwig XV. und<br />
seine « bevorzugte Mätresse » – eine Stellung, die<br />
man in Frankreich elegant als Favorite bezeichnete<br />
– namens Jeanne-Antoinette Poisson, die durch<br />
die Großzügigkeit des Königs zur<br />
Schlossbesitzerin und gleichzeitig<br />
zur Marquise de Pompadour wurde.<br />
An dieser Stelle führt kein Weg an<br />
einem kurzen geschichtlichen Abriss<br />
vorbei: Da man zur Zeit Ludwigs XV. bekanntlich<br />
nicht so alt wurde wie heute, durfte<br />
man in vielerlei Hinsicht keine Zeit verlieren. Der König<br />
heiratete daher bereits im jungen Alter von 15 Jahren Marie<br />
Leszczynska (1703-1768), die Tochter des entthronten<br />
polnischen Königs. Einige wenige Jahre war Ludwig XV.<br />
seiner Gattin, die ihm im Laufe der Jahre zehn Kinder<br />
schenkte, treu, wurde dann aber zu einem flatterhaften<br />
Ehemann. Man muss wissen, dass die Franzosen dies<br />
jahrhundertelang als normales Verhalten eines Souveräns<br />
und als Zeichen strotzender Manneskraft ansahen. Insofern<br />
ist es nicht erstaunlich, dass sich Ludwigs Untertanen<br />
damals darüber freuten, dass ihr Monarch wieder<br />
an die « altüberlieferte Tradition » der Mätressen und der<br />
Favoritin anknüpfte. Vielen Höflingen bereitete es im<br />
Übrigen Vergnügen, dem König potenzielle Eroberungen<br />
vorzustellen, in der Hoffnung, im Erfolgsfall dessen<br />
Gunst zu erlangen. Daher beruhten Begegnungen in den<br />
seltensten Fällen auf einem Zufall. So kam es, dass Ludwig<br />
XV. bei einer Jagdpartie im Wald von Sénart, in der<br />
Nähe von Versailles, eines Tages – das exakte Datum ist<br />
leider nicht bekannt – eine junge, hübsche Frau namens<br />
Jeanne-Antoinette Poisson traf, die mit einem gewissen<br />
Le Normant d’Étiolles verheiratet war und mit diesem in<br />
einem nahe gelegenen Schloss lebte. Die junge Frau war<br />
angeblich durch einen Cousin von der Anwesenheit des<br />
Souveräns in Kenntnis gesetzt worden und hatte es so arrangiert,<br />
dass sich ihre Wege kreuzten. Der Legende nach<br />
war ihr von einer Hellseherin bereits im Alter von neun<br />
Jahren eine « königliche Zukunft » vorhergesagt worden.<br />
Da sie diesen Moment gekommen sah, tat sie alles, um<br />
den König zu bezaubern. Offenbar mit Erfolg, denn Ludwig<br />
XV. lud Jeanne-Antoinette daraufhin zu einem großen<br />
Maskenball ein, der kurze Zeit später anlässlich der<br />
Hochzeit seines Sohnes stattfand. So kam es, dass die junge<br />
Frau in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1745 mit<br />
1500 anderen elegant gekleideten Menschen am berühmten<br />
Bal des Ifs, dem Ball der Eiben, in der Spiegelgalerie<br />
von Schloss Versailles teilnahm und damit Zugang zum<br />
Allerheiligsten der französischen Macht hatte – und das,<br />
obwohl sie keinen Adelstitel besaß! Sie war zu dem Anlass<br />
als Jagdgöttin Diana erschienen und fest entschlossen, ihren<br />
Charme spielen zu lassen. Als sich die Türen öffneten,<br />
zeigten sich lediglich die Königin in pompöser Hofkleidung<br />
sowie der Thronfolger und seine Frau als Schäfer<br />
und Schäferin verkleidet. Der König hatte sich inkognito<br />
unter die Menge gemischt. Man wusste nur, dass er als<br />
Eibe verkleidet war, ein Zierbaum, der zur damaligen Zeit<br />
in den Gärten sehr beliebt war. Allerdings trugen acht an-<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />
dere Personen dasselbe Kostüm ...<br />
Hatte Jeanne-Antoinette Poisson<br />
die richtige Intuition oder hat ihr<br />
der König ein Zeichen gegeben?<br />
Wie dem auch sei, vor einer dieser<br />
« Eiben » ließ sie ihr Taschentuch zu<br />
Boden fallen. Der verkleidete Mann bückte sich,<br />
um es aufzuheben und es der jungen Frau an die<br />
Brust zu drücken. Bingo! Es war tatsächlich<br />
Ludwig XV.! Und damit begann eine königliche<br />
Affäre ...<br />
Der Aufstieg einer Favoritin<br />
zwischen Luxus und Kontroversen<br />
Die Beziehung sorgte umgehend für polemische<br />
Diskussionen und Eifersüchteleien: Nicht<br />
nur, dass die neue Mätresse bereits verheiratet<br />
war, noch dazu gehörte sie nicht dem Adel an.<br />
Was hatte sie daher am Hof zu suchen? Alle gaben<br />
sich größte Mühe, zu verbreiten, dass weder<br />
ihr Vater – ein « einfacher » Lebensmittellieferant<br />
der Armee – noch ihre Mutter einen Titel<br />
besitzen. Damit habe sie schlichtweg keinen Anspruch auf einen<br />
Platz in Versailles! Wie könne der König sie den vielen anderen<br />
« hochwohlgeborenen » Frauen vorziehen? Diese Frage beschäftigte<br />
alle. Es entstanden die berühmten und oft grausamen Lieder<br />
– die sogenannten Poissonades –, mit denen man Jeanne-Antoinette<br />
zunächst am Hof und dann im ganzen Land verspottete. Über<br />
ihren Ehemann machte man sich ebenfalls lustig. Als dieser von<br />
der Untreue seiner Ehefrau erfuhr, soll er zunächst ohnmächtig<br />
geworden sein, und dann, als er wieder zu sich kam, geschrien haben:<br />
« Ich bringe sie um! Diese Hure! Dieses Luder! » Er wurde<br />
jedoch schnell zahm wie ein Lamm, denn Ludwig XV. bot ihm als<br />
Gegenleistung für sein Schweigen eine ausgesprochen gut bezahlte<br />
Stelle als Fermier général an. Der König stand offensichtlich voll<br />
und ganz hinter seiner neuen Passion. Es dauerte dann auch nicht<br />
lange, bis er Jeanne-Antoinette Poisson zu seiner Favoritin machte<br />
und sie in einem kleinen Appartement unterbrachte, das im Schloss<br />
Versailles direkt über seinem eigenen lag und zu dem er über einen<br />
mehr oder weniger geheimen Gang direkten Zugang hatte. Um<br />
die Kritik am fehlenden Adelstitel seiner Geliebten verstummen<br />
zu lassen, schenkte er ihr das Château de Pompadour inklusiver<br />
aller Ländereien und erhob sie im Juli 1745 zur Marquise de Pompadour,<br />
sieben Jahre später dann zur Herzogin. Fünf Jahre teilte<br />
die Marquise das Bett des Königs. Selbst als ihre physischen Reize<br />
die Wirkung auf den Monarchen verloren, wusste sie es geschickt<br />
anzustellen, um einen Platz in dessen Herzen zu behalten, denn<br />
dieser liebte sie nach wie vor und wollte sie an seiner Seite haben.<br />
Er überhäufte sie mit prachtvollen Geschenken, unter anderem mit<br />
mehreren Schlössern (Fontainebleau, Crécy, Bellevue, Champssur-Marne,<br />
Ménars), sodass sie dem Land teuer zu stehen kam.<br />
Doch die Marquise de Pompadour, die im Übrigen als Einzige im<br />
Schloss Versailles starb – wenn das keine symbolische Bedeutung<br />
hat – spielte auch eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes,<br />
vor allem in kultureller Hinsicht. Sie begeisterte sich für die<br />
Philosophes des Lumières, die Vordenker der Aufklärung, und führte<br />
diese bei Hof ein. Man gab ihr sogar den Spitznamen Notre-<br />
Dame des Philosophes, so sehr engagierte sie sich für diese.<br />
Die Franzosen verdanken ihr zudem den Bau so prestigeträchtiger<br />
Gebäude wie der Militärschule in Paris, der Manufacture<br />
de Sèvres und des Élysée-Palastes,<br />
der damals noch Hôtel d’Évreux hieß, wo<br />
sie ab 1753 wohnte.<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Pferde von Königen und Präsidenten<br />
Die Marquise de Pompadour zog zwar die Fäden<br />
im Verborgenen, verfügte aber über viel Macht und war<br />
klug genug, in der Nähe des Königs und von Versailles<br />
zu bleiben, anstatt sich in ihr Schloss in der Corrèze zu begeben.<br />
Auf diese Weise saß sie an der Quelle der Information<br />
und konnte sich bei Bedarf gegen die Schändlichkeiten verteidigen,<br />
die man bei Hofe über sie verbreitete. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie<br />
sogar niemals einen Fuß in den Ort Arnac-Pompadour setzte. Dennoch beschränkte<br />
sich die Marquise nicht nur darauf, den Titel zu tragen, den ihr der König mit der Schenkung<br />
des Schlosses verliehen hatte. Trotz der Entfernung zwischen Versailles und Pompadour interessierte<br />
sie sich für das Anwesen und beschloss 1751, in den dortigen Pferdeställen ein privates Gestüt<br />
zu gründen, die heutigen Écuries de la Marquise. Die Ständerhaltung der Pferde, die damals vor allem<br />
für die königliche Armee und für die Reproduktion bestimmt waren, wurde in den Jahren um 1830<br />
durch Boxenhaltung ersetzt. Es sind dieselben, die man aktuell bei der Besichtigung sieht. Allerdings<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />
sind heute zwei wunderschöne Rösser die « Stars » und<br />
ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Mabrouk<br />
und Sami, zwei « präsidiale Pferde ». Die beiden aus dem<br />
Departement Corrèze stammenden französischen Präsidenten<br />
Jacques Chirac (1932-2019) und François Hollande<br />
erhielten jeweils eines dieser edlen Tiere vom algerischen<br />
Präsidenten Abdelaziz Bouteflika (1937-2021) geschenkt.<br />
Die Vierbeiner führen heute in Pompadour ein geruhsames<br />
Leben, wobei François Hollande anscheinend von<br />
Zeit zu Zeit « seinem » Pferd einen Besuch abstattet. Und<br />
in der Zeit dazwischen genießt dieses offenbar die Streicheleinheiten<br />
der Besucher.<br />
Pompadour zwischen Zucht,<br />
Pferdeshow, Kulturerbe und Tourismus<br />
Um 1760 verkaufte die Marquise de Pompadour, die<br />
sich wohl doch mehr für das Leben in Versailles interessierte,<br />
das Schloss und die dazugehörigen Ländereien.<br />
Vermutlich auf Anraten seiner ehemaligen Favoritin hin<br />
begann König Ludwig XV. dagegen, sich stark für die<br />
Welt der Pferde und die königlichen Gestüte zu interessieren,<br />
die sein Vorgänger geschaffen hatte. Er initiierte die<br />
Gründung des Haras royal de Pompadour, um die Pferde-<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
60<br />
ANS<br />
DE PASSION<br />
Du 7 au 16 juin <strong>2024</strong><br />
La Grange de Meslay<br />
Festival hors les murs<br />
CCC OD, ESPACE MALRAUX,<br />
MAME, LA CHAPELLE SAINT-LIBERT,<br />
NOUVEL ATRIUM<br />
WWW.FESTIVAL-LA-GRANGE-DE-MESLAY.FR
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />
zucht in der Region Limousin weiter auszubauen, zumal<br />
diese Gegend dafür bekannt war, dass qualitativ hochwertiges<br />
Pferdefutter in ausreichender Menge zur Verfügung<br />
stand. Das Gestüt wurde dann, dem Verlauf der französischen<br />
Geschichte folgend, während der Revolution<br />
zunächst aufgelöst, 1806 von Napoleon (1769-1821) per<br />
Dekret wieder eingerichtet und offiziell zum « Kaiserlichen<br />
Gestüt » erklärt, bis 1872 schließlich ein « Nationalgestüt<br />
» daraus wurde. 2010 entstand das Institut Français<br />
du Cheval et de l’Équitation (IFCE), in dem die Nationale<br />
Reitschule Saumur und die Nationalgestüte zusammengefasst<br />
wurden. Wie man bei der Besichtigung von Schloss<br />
Pompadour erfährt, wurde die Orangerie nach der Umwandlung<br />
in das Königliche Gestüt 1785 zu Pferdeställen<br />
umgebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts baute man eine<br />
Reithalle, in der heute im <strong>Sommer</strong> Pferdeshows und andere<br />
Veranstaltungen stattfinden. Auf der Domaine de<br />
Pompadour werden auch die jungen Pferde aus der Zucht<br />
des Nationalgestüts zugeritten und dann im Rahmen von<br />
Wettkämpfen und Prüfungen auf ihre Fähigkeiten getestet,<br />
bevor sie verkauft werden. Nur<br />
die besten Stutenfohlen werden wieder<br />
für die Zucht eingesetzt, um ihre genetischen<br />
Eigenschaften weiterzugeben. In den<br />
französischen Nationalgestüten gibt es heute<br />
keine Deckstationen mehr. In der Jumenterie<br />
der nahe gelegenen Domaine de Chignac werden<br />
hingegen weiterhin Stuten gezüchtet. Neben<br />
verschiedensten Dressurprüfungen und Springturnieren<br />
öffnet man sich aber heute verstärkt dem Tourismus. Inzwischen<br />
kommen die Menschen nicht mehr nur wegen<br />
Geschichte und Architektur nach Pompadour oder um<br />
hochrangige Pferdewettkämpfe zu besuchen, sondern<br />
auch wegen der unterhaltsamen Shows und um an Ausritten<br />
in die nähere Umgebung teilzunehmen. Dennoch<br />
ist es Pompadour gelungen, seine Seele und Authentizität<br />
zu bewahren. Hoffen wir, dass das zukünftige Spielcasino<br />
zwar die notwendigen Finanzmittel für den Unterhalt beschafft,<br />
aber ansonsten den Charakter nicht verändert!<br />
Sami, das 2011 geborene Pferd, das der Präsident der<br />
Demokratischen Volksrepublik Algerien dem französischen<br />
Staatspräsidenten François Hollande schenkte.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Arnac-Pompadour …<br />
… Berlin 1406 km … Hamburg 1273 km<br />
… Köln 872 km … Frankfurt 900 km<br />
… München 994 km … Wien 1390 km<br />
… Zürich 723 km … Paris 437 km<br />
… Limoges 60 km … Brive-la-Gaillarde 37 km<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />
Mérignac (202 km) und Toulouse-<br />
Blagnac (230 km).<br />
Die Region ist nicht ans TGV-Netz<br />
angeschlossen. Vom SNCF-Bahnhof in<br />
Brive-la-Gaillarde (37 km) aus erreicht<br />
man jedoch mit Intercity-Zügen<br />
problemlos die TGV-Bahnhöfe in<br />
Limoges, Bordeaux oder Toulouse.<br />
Office de Tourisme Terres de Corrèze<br />
Bureau de Pompadour<br />
Le Château<br />
19230 Arnac-Pompadour<br />
Telefon: +33 (0)5 55 73 15 71<br />
www.terresdecorreze.com<br />
Château de Pompadour<br />
Place du Château (Eingang beim<br />
linken Turm)<br />
Telefon: +33 (0)5 59 98 99 27<br />
www.chateau-pompadour.fr<br />
Die Öffnungszeiten schwanken im<br />
Jahresverlauf. Vom 6. Juli bis 1.<br />
September täglich von 10.00 bis 18.30<br />
Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten<br />
entnehmen Sie bitte der Website.<br />
Eintritt 9,50 €, ermäßigt 7,00 €. Kinder<br />
unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />
Für die Besichtigung von Schloss, Park<br />
und Pferdeställen sollten Sie ungefähr<br />
zwei Stunden einplanen.<br />
Kombiticket Château de Pompadour/<br />
Jumenterie du Domaine de Chignac (14<br />
€/9 €).<br />
Die Jumenterie liegt etwa einen<br />
Kilometer vom Schloss entfernt und<br />
ist eine regelrechte « Geburtsstation »<br />
der Domaine de Pompadour. Auf einer<br />
Fläche von knapp 80 ha leben dort<br />
rund 60 reinrassige Araber und Anglo-<br />
Araber. (Informationen: www.ifce.fr/<br />
haras-nationaux/nos-sites/harasnational-de-pompadour/jumenteriede-chignac/)<br />
In den Außenanlagen und Pferdeställen<br />
sind Hunde zugelassen, sie müssen<br />
allerdings an der Leine geführt werden.<br />
In das Schloss dürfen nur kleine Hunde<br />
mitgenommen werden, die auf dem<br />
Arm oder in einem Transportkorb<br />
getragen werden, « um das alte Parkett<br />
zu schützen ».<br />
Le Puy-Marmont<br />
Dieser eineinhalb Hektar große<br />
Ort gegenüber von Château de<br />
Pompadour war ursprünglich der<br />
Gemüsegarten des Schlosses. Heute<br />
ist es das offizielle Reitstadion von<br />
Pompadour, in dem zahlreiche<br />
Reitveranstaltungen stattfinden:<br />
internationale Dressurprüfungen,<br />
Springturniere, Zuchtschauen für<br />
Anglo-Araber und vor allem das<br />
Finale des « Championats für junge<br />
Vielseitigkeitspferde », genannt Grande<br />
semaine de Pompadour im September<br />
(11.-15.9.<strong>2024</strong>). Vom Schloss führt eine<br />
majestätische Kastanienbaumallee bis<br />
Puy-Marmont. Es ist ein lohnenswerter<br />
Spaziergang, bei dem Sie zudem die<br />
interessante Architektur der Gebäude<br />
entdecken können. Eintritt frei.<br />
Hippodrome de Pompadour<br />
2 allée de Longchamps<br />
19230 Saint-Sornin-Lavolps<br />
Telefon: +33 (0)7 88 41 24 94<br />
www.courses-pompadour.fr<br />
Eine der bekanntesten<br />
Pferderennbahnen (vor allem für<br />
Hindernisrennen) in Frankreich mit der<br />
einzigen 2000 Meter langen Sandbahn<br />
des Landes. Zwischen Ende Mai und<br />
Anfang September finden 11 Renntage<br />
statt. Den Rennkalender finden Sie auf<br />
der Website.<br />
Im Panoramarestaurant des<br />
Hippodroms können Sie sich stärken<br />
und gleichzeitig die Rennatmosphäre<br />
genießen. Es gibt dort sogar einen<br />
Wettschalter. Ein Muss für Freunde von<br />
Pferderennen!<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />
Les Pans de Travassac, eine spektakuläre<br />
Reise in das Land des Schiefers (39 km<br />
entfernt)<br />
Rund zehn Kilometer nördlich<br />
von Brive-la-Gaillarde, im<br />
Departement Corrèze, verbirgt<br />
sich eine der ungewöhnlichsten<br />
und spektakulärsten<br />
Landschaften Frankreichs:<br />
die Pans de Travassac. Diese<br />
Naturlandschaft liefert die<br />
berühmten Schieferplatten, mit<br />
denen die Dächer zahlreicher<br />
prestigeträchtiger Monumente – wie beispielsweise der Abbaye<br />
du Mont-Saint-Michel– gedeckt sind. Seit dem 16. Jahrhundert<br />
wird dieses Material hier abgebaut. Die eigentümliche geologische<br />
Formation dieses Ortes macht den Besuch zu einem ungewöhnlichen<br />
Erlebnis, das man so schnell nicht wieder vergisst …<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />
Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />
spannendes Dorf (49 km entfernt)<br />
Im Departement Corrèze liegt das<br />
Dorf Aubazine, umgeben<br />
von großen Waldgebieten<br />
und kulturellen Schätzen<br />
wie der Zisterzienserabtei<br />
aus dem 12. Jahrhundert<br />
und dem Canal des<br />
Moines. Aubazine ist<br />
mehr als nur ein ruhiges,<br />
typisches französisches<br />
Dorf; es ist auch mit der Geschichte von Gabrielle Chanel,<br />
bekannt als Coco Chanel, verwoben. Sie soll einen Teil<br />
ihrer Kindheit in der Abtei verbracht haben, die zu einem<br />
großen Waisenhaus für Mädchen umfunktioniert wurde.<br />
Obwohl diese Geschichte oft erzählt wird, bleibt sie<br />
mysteriös, da es keine offiziellen Belege gibt, was den Ort<br />
noch interessanter macht.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 55
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />
Seit 1889 ist das Moulin<br />
Rouge am Fuße des Montmartre-Hügels<br />
eine Institution<br />
in der Welt des Pariser<br />
Nachtlebens. Das ganze<br />
Jahr über verzaubert die<br />
Revue Féerie zweimal pro<br />
Abend insgesamt knapp<br />
1000 Zuschauer mit einem<br />
atemberaubenden Wirbelsturm<br />
an Federn, Strass<br />
und Pailletten, der im symbolträchtigen<br />
und unerreichten<br />
French Cancan<br />
gipfelt. Dabei steht hinter<br />
dem, was auf den ersten<br />
Blick wie ein « Tempel der<br />
Maßlosigkeit » erscheint,<br />
viel mehr. Hinter den Shows<br />
stehen eine Tradition und<br />
ein Know-how, das in<br />
Frankreich seinesgleichen<br />
sucht. Begleiten Sie uns<br />
hinter die Kulissen des<br />
Moulin Rouge, um mehr<br />
über zwei ganz unterschiedliche<br />
Handwerksateliers<br />
zu erfahren. Auf diese<br />
Weise wird deutlich, wie die<br />
akribische Arbeit passionierter<br />
Frauen und Männer<br />
das Cabaret zu einem unglaublichen<br />
Akteur im Bereich<br />
Kulturerbe und – was<br />
weniger bekannt ist – der<br />
französischen Handwerkskunst<br />
macht.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Hinter den Kulissen des<br />
Moulin Rouge (1/2)<br />
Excellence à la française<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
« Bitte das Futter im Ärmel annähen. »<br />
Dieser kurze Satz ist auf einem kleinen Stück<br />
Papier zu lesen, das an einem Bügel mit einer<br />
Paillettenjacke befestigt ist. Der Satz wurde<br />
von Hand geschrieben und durch ein hübsches<br />
kleines Herz am Ende ergänzt. Vor dem Kleiderständer,<br />
direkt an der Wand des engen Ganges<br />
steht Patricia Berthe und muss lächeln, als<br />
sie die Worte liest. Sie hat eine Ausbildung als<br />
Haute-Couture-Schneiderin absolviert und arbeitet<br />
seit 1984 im Moulin Rouge. Nun nimmt<br />
sie den Bügel vom Ständer. « Ab ins Atelier!<br />
Es ist höchste Zeit, dich zu reparieren, heute<br />
Abend musst du wieder auf die Bühne! », sagt<br />
sie liebevoll zu dem Kleidungsstück, als spräche<br />
sie mit einer alten Bekannten, mit der sie öfter<br />
zu tun hat.<br />
Der Fingerhut,<br />
ein unverzichtbares Utensil<br />
Patricia Berthe arbeitet in der Schneiderwerkstatt<br />
des Moulin Rouge. Genauer gesagt<br />
in einer der beiden Schneiderwerkstätten des<br />
Hauses. Schließlich stehen Tag für Tag 60 Doriss<br />
Girls und 20 Doriss Dancers zweimal pro<br />
Abend – um 21 Uhr und um 23 Uhr – auf den<br />
Brettern der Bühne, um die vier Szenen von<br />
Féerie zu präsentieren, der berühmten Show des<br />
Moulin Rouge. 15 Mitarbeiter haben daher in<br />
der Schneiderei wahrlich alle Hände voll zu tun,<br />
um sicherzustellen, dass die knapp 1000 Kostüme<br />
und Accessoires, die jeden Abend benötigt<br />
werden, in einem einwandfreien Zustand sind.<br />
« Die Tänzerinnen und Tänzer müssen Kostüme<br />
haben, die immer in einem Topzustand sind<br />
und in denen sie sich bequem bewegen können.<br />
Dafür sind wir da », sagt Patricia Berthe beim<br />
Betreten des Ateliers. Vier Personen, alle Frauen,<br />
sind dort gerade mit Änderungen und Ausbesserungen<br />
beschäftigt. Es ist offensichtlich,<br />
dass dafür sehr akribisches Arbeiten erforderlich<br />
ist. Bis auf eine der Frauen tragen alle eine Brille.<br />
Trotz der mit Sicherheit für die Tätigkeit optimalen<br />
Beleuchtung kann man sich vorstellen,<br />
dass die Augen dabei sehr strapaziert werden.<br />
« Und die Finger auch! », meint Patricia Berthe.<br />
« Deswegen sage ich Neuankömmlingen immer,<br />
sie sollen mit einem Fingerhut nähen! Heutzutage<br />
lernen sie in der Schneiderschule nicht mehr,<br />
dass ein Fingerhut ein wichtiges Hilfsmittel ist.<br />
Als ob er überholt sei. Vielleicht in der Haute<br />
Couture, das mag sein, aber hier arbeiten wir oft<br />
mit Stoffen und anderen Materialien, die schwer<br />
zu durchstechen sind. Ohne Fingerhut leiden<br />
die Finger sehr ... »<br />
24 Jahre Féerie<br />
Betrachtet man die Vielzahl an Stoffen,<br />
Bändern, Gummibändern, Borten, Garnrollen,<br />
Schachteln und anderen Behältern mit<br />
Tausenden von Strasssteinen, Knöpfen und<br />
Perlen, dann wird schnell klar, dass dieser Ort<br />
nicht etwa « nur » eine Art « Fundgrube » ist,<br />
in der Showkostüme ausgebessert werden, wie<br />
dies auch anderswo der Fall ist. Hier befinden<br />
wir uns in einer in ihrer Art einzigartigen<br />
Werkstatt. Es ist vermutlich eine der letzten in<br />
Frankreich, die eine derartige Vielfalt an unterschiedlichsten<br />
Materialien besitzt und in der<br />
handwerkliches Können in all seinen Facetten<br />
praktiziert wird. « Die Revue Féerie wird seit 24<br />
Jahren auf der Bühne gezeigt », erläutert Patricia<br />
Berthe, während sie die Paillettenjacke auf ihren<br />
Arbeitstisch legt. « Die Kostüme wurden also<br />
mit Stoffen und Techniken der damaligen Zeit<br />
kreiert. Selbstverständlich werden sie regelmäßig<br />
erneuert, jedes Kostüm im Durchschnitt<br />
alle fünf Jahre, je nach Zustand und Abnutzung.<br />
Oft werden die Originalstoffe gar nicht mehr<br />
hergestellt, und auch den Originalstrass gibt es<br />
nicht mehr. Unsere Arbeit besteht darin, dem<br />
Publikum den Eindruck zu vermitteln, die Kostüme<br />
auf der Bühne seien dieselben wie vor 24<br />
Jahren. Wir bleiben der ursprünglichen Kreation<br />
treu, das macht den Erfolg von Féerie aus. Daher<br />
haben wir auch ein ungeheuer großes Lager<br />
mit Resten der Originalmaterialien, die wir entweder<br />
noch hatten oder die wir irgendwo auf der<br />
Welt ergattern konnten. Das geht von riesigen<br />
Stoffballen bis hin zu kleinen, unverzichtbaren<br />
Artikeln wie Knöpfen. Und all das zu verwalten,<br />
ist eine organisatorische Meisterleistung! »<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />
Täglich eine nähtechnische Herausforderung<br />
Ein wichtiges Bindeglied zwischen den Tänzerinnen und<br />
Tänzern einerseits sowie den Schneiderinnen andererseits sind<br />
die Garderobieren. Sie prüfen die Kostüme, ob Ausbesserungen<br />
notwendig sind, und hängen sie dann gegebenenfalls mit einer<br />
Notiz an den Kleiderständer im Gang. Dabei kann es sich um<br />
Kleinigkeiten handeln: ein Band, das ausgetauscht, oder ein<br />
Knopf, der angenäht werden muss. Oder um einen der vielen<br />
Kristallsteine, die auf den Kostümen und Stiefeln der Tänzerinnen<br />
aufgenäht sind, um für Lichtreflexe zu sorgen. Sie stammen<br />
im Übrigen alle vom berühmten Schmucksteinhersteller Swarovski,<br />
wobei einige Modelle ebenfalls nicht mehr produziert<br />
werden und daher für Nachschubprobleme sorgen. Besonders<br />
der French Cancan ist für die Steine eine große Belastungsprobe.<br />
« Als ich zum ersten Mal hörte, welch beeindruckenden<br />
Lärm die Steine zum Beispiel bei bestimmten Tanzbewegungen<br />
machen oder wenn mit Steinen bestückte Capes zu Boden geworfen<br />
werden und die Steine alle gleichzeitig auf dem Boden<br />
aufschlagen, wurde mir klar, warum wir sie so oft wieder annähen<br />
oder ersetzen müssen », erklärt Patricia Berthe lächelnd.<br />
« Wir stehen täglich vor einer nähtechnischen Herausforderung<br />
», setzt sie hinzu. « Aber wir finden immer eine Lösung.<br />
Auch deswegen liebe ich diesen Beruf: Nichts ist unmöglich!<br />
Man muss nur die Lösung finden, und darüber denken wir alle<br />
gemeinsam nach. » Ein Satz, der allen Schneiderinnen ein Lächeln<br />
ins Gesicht zaubert.<br />
Jede Änderung erzählt eine Geschichte<br />
Es wird klar, dass Improvisationskunst ein Credo in dieser<br />
außergewöhnlichen Schneiderwerkstatt ist. Die Arbeit hier setzt<br />
umfassendes Wissen über Materialien und Techniken voraus,<br />
aber auch die Fähigkeit, die Bedürfnisse aller zu erfassen und<br />
die Kostüme weiterzuentwickeln. Ursprünglich waren beispielsweise<br />
die Träger der Kleider für den French Cancan fest angenäht.<br />
Das war weder für die Tänzerinnen noch für die Schneiderinnen<br />
praktisch. Bei Beschädigungen mussten diese alles<br />
auftrennen, um den Schaden zu reparieren. Das Schneideratelier<br />
hat dann vorgeschlagen, das Originalkostüm zu verändern: Optisch<br />
sieht es auf der Bühne für die Zuschauer identisch aus wie<br />
zuvor, im unsichtbaren Bereich wurde es jedoch « aktualisiert »:<br />
Die Träger sind nun verstell- und abnehmbar. « Das ist sowohl<br />
für die Tänzerinnen als auch für uns viel praktischer », hält Patricia<br />
Berthe zufrieden fest. Dies ist ein sehr konkretes Beispiel<br />
dafür, dass die Revue Féerie, die zum ersten Mal zu Beginn dieses<br />
Jahrtausends aufgeführt wurde, absolut nicht « unantastbar »<br />
ist, sondern dass sie Tag für Tag verbessert und weiterentwickelt<br />
wird. Jede Ausbesserung erzählt im Grunde eine Geschichte.<br />
Oft ist es eine Geschichte vom Know-how und der Erfahrung<br />
all dieser Menschen, die Teil der riesigen « künstlerischen Familie<br />
» sind, die jeden Tag alles daransetzt, den Zuschauern ein<br />
märchenhaftes Erlebnis zu bieten, das in seiner Art unnachahmlich<br />
ist.<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
« Willkommen in<br />
der Federschmuck-<br />
macherei! »<br />
Auf einer anderen<br />
Etage führt eine Tür in<br />
einen breiten Gang und<br />
gleichzeitig in eine ganz<br />
andere Welt. In eine<br />
nahezu « unglaubliche<br />
Welt ». Alles ist puristisch,<br />
man hat den Eindruck,<br />
sich im Gebäude<br />
getäuscht zu haben. Keine<br />
verwinkelten Treppen<br />
mehr, keine kleinen<br />
Räume und Regale aus<br />
Holz, dem die Zeit ihren<br />
Stempel aufgedrückt hat.<br />
Stattdessen ein ausgedehnter Raum im ultraminimalistischen<br />
Designerstil, makellos weiß, lichtdurchflutet. Die Atmosphäre<br />
erinnert eher an Science-Fiction oder die Welt der Spitzentechnologie<br />
als an ein ehrwürdiges Varieté-Theater. Der Kontrast<br />
ist frappierend! Und doch befinden wir uns nach wie vor<br />
hinter den Kulissen des Moulin Rouge. « Willkommen in der<br />
Federschmuckmacherei », begrüßt uns ein eleganter Mann um<br />
die dreißig in einem makellos weißen Overall mit einem breiten<br />
Lächeln. Unsere Reaktion beim Anblick seines Outfits und der<br />
Umgebung, in der er sich befindet, erfüllt ihn sichtlich mit Befriedigung.<br />
Er versteht es jedoch, uns das Gefühl von Befangenheit<br />
sofort zu nehmen. « Als man Ihnen ankündigte, Sie würden<br />
einen Federschmuckmacher treffen, waren Sie sicherlich, wie<br />
viele andere, auf einen alten Herrn gefasst, mit einer Brille auf<br />
der Nasenspitze, der im Halbdunkel umgeben von Federn und<br />
anderen alten Dingen an einer hölzernen Werkbank steht und<br />
im Licht altertümlicher Lampen arbeitet ... Sie befinden sich<br />
jedoch in einer Federschmuckmacherei des 21. Jahrhunderts!<br />
Willkommen im Maison Février! »<br />
Die Offenbarung eines Daunenbetts<br />
Maxime Leroy ist hier gewissermaßen der « Chef-Federschmuckmacher<br />
». Derjenige, der die « Kunst versteht, mit<br />
Federn umzugehen » und der die Künstler des Moulin Rouge<br />
mit knapp 300 Federkostümen einkleidet. Wenn man ihn fragt,<br />
wie es dazu kam, lächelt der junge Mann, der sich offenkundig<br />
in dieser Umgebung ausgesprochen wohlfühlt, erneut: « Das<br />
ist ganz einfach », erklärt er. « Als Kind habe ich eines Tages<br />
ein Daunenbett geöffnet und dabei etwas mir bis dato vollkommen<br />
Unbekanntes entdeckt: Entenfedern. Das war wie eine<br />
Offenbarung für mich. Ein absolut unvorstellbarer Moment.<br />
Fast magisch. Diese Leichtigkeit, das grafische Aussehen. Und<br />
vor allem ein natürliches Material wie Leder, Holz, Pelz oder<br />
Stein. Materialien, zu denen ich schon immer eine besondere<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 63
UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />
Beziehung hatte ... » Diese Offenbarung war der Auslöser<br />
dafür, dass er heute eine wahrhaft bemerkenswerte Federschmuckmacherei<br />
leitet, ein Symbol für handwerkliche<br />
Spitzenqualität in Frankreich. Und das sowohl im Showbusiness<br />
– mit dem Moulin Rouge – als auch – und das ist<br />
ganz neu – in der Luxuswarenbranche ...<br />
für seine Revuen. Von Anfang an arbeitete man dafür<br />
mit dem Maison Février zusammen. Die Federschmuckmacherei<br />
war 1929 von Madame und Monsieur Février<br />
gegründet worden und zunächst auf Hutfedern spezialisiert,<br />
bevor sie anfing, Federschmuck für Cabarets und<br />
Tanznummern anzufertigen. Um den letzten Betrieb, der<br />
Federn für die Welt des Varieté-<br />
Theaters anfertigt, zu retten und<br />
den Nachschub für die eigenen<br />
Shows zu sichern, beschlossen<br />
die Verantwortlichen des Moulin<br />
Rouge im Jahr 2009, das Maison<br />
Février zu übernehmen. 2019 vertraute<br />
man die Leitung Maxime<br />
Leroy an, der jedoch vollkommen<br />
frei ist, sich zusätzlich einen eigenen<br />
Kundenstamm aufzubauen.<br />
« Mein Geschäftspartner Paul und<br />
ich gingen das voller Energie an »,<br />
erinnert sich der junge Mann.<br />
« Wir haben alles verändert, denn<br />
wir haben uns zunächst die Frage<br />
gestellt, was ein Unternehmen<br />
wie das Maison Février überhaupt<br />
repräsentiert. Es repräsentiert<br />
ein handwerkliches Erbe und<br />
eine ungeheure fachliche Kompetenz,<br />
das ist klar. Es soll aber<br />
auch ein modernes Unternehmen<br />
darstellen, dessen Know-how in<br />
Branchen außerhalb des Cabarets<br />
anerkannt wird. Daher haben wir<br />
unsere Aktivität auf Modehäuser<br />
der Haute Couture, die Oper,<br />
Luxus-Innenausstattung und Nobelhotels<br />
ausgeweitet. » Und die<br />
Herausforderung ist geglückt. Bei<br />
der Ankunft von Maxime Leroy<br />
machten die Aufträge vom Moulin<br />
Rouge 75 % der Geschäftstätigkeit<br />
aus, der Rest entfiel auf den Wiederverkauf<br />
von Federn. Heute ist<br />
es genau umgekehrt: Das Cabaret<br />
hat « nur » noch einen Anteil von<br />
15 bis 20 % am Umsatz, der Rest<br />
entfällt auf die Luxuswarenbranche.<br />
Kein Staub durch<br />
Carbonfasern<br />
Federn erobern den Markt<br />
Zwei bis drei Tonnen Straußenfedern, die zu Boas in<br />
einer Länge von sage und schreibe drei Kilometern verarbeitet<br />
werden, benötigt das Moulin Rouge jedes Jahr<br />
Dies alles rechtfertigt also bei Weitem die umfangreichen<br />
Umbauarbeiten, die vorgenommen wurden, damit<br />
vor etwa zwei Monaten dieses futuristische Atelier mit<br />
Showroom mitten im Moulin Rouge eröffnet werden<br />
konnte. « Wenn man es zum ersten Mal betritt, mag es<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
verrückt erscheinen », gibt Maxime Leroy zu. « Aber all das<br />
wurde endlich einmal ganz auf den Beruf des Federschmuckmachers<br />
abgestimmt. Die Anforderungen unserer Tätigkeit waren<br />
es, die die Details bestimmt haben. Ich wollte nicht die Fehler<br />
wiederholen, die ich x-mal in Häusern großer Couturiers gesehen<br />
habe: Es waren mit Sicherheit renommierte Architekten, die<br />
dort tätig waren und zum Beispiel wunderschönen Eichenboden<br />
verlegen ließen. Das sieht zwar toll aus, aber wie oft ist es mir<br />
passiert, dass ich bei Anproben auf dem Boden kniete und mir<br />
Nadeln in die Knie gestochen habe, weil diese verfluchten Stecknadeln,<br />
wenn sie auf den Boden fallen, in den kleinsten Spalt im<br />
Holz rutschen. Solche Dinge wollten wir hier vermeiden, wie<br />
Sie sehen. Wir brauchen ein weißes, klinisches, helles Umfeld.<br />
Es ist viel einfacher und angenehmer, darin mit einem sehr<br />
anspruchsvollen Material zu arbeiten. Und auch die Tatsache,<br />
dass wir alle einen Overall tragen, hat einen ganz besonderen<br />
Grund: Der Stoff enthält Carbonfasern, die verhindern, dass<br />
sich Staub festsetzt. » Kein Zweifel, wir sind hier in einer Art<br />
Federschmuckmacherei 2.0. Was zeigt, dass außergewöhnliche<br />
Handwerkskunst in Frankreich noch eine vielversprechende Zukunft<br />
vor sich hat. Das ist ein Aspekt, an den wir beim Betreten<br />
des Moulin Rouge nicht zwangsläufig dachten, der aber absolut<br />
seine Berechtigung hat.<br />
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe die Fortsetzung<br />
unseres Blicks hinter die Kulissen des Moulin Rouge.<br />
Darin erfahren Sie mehr über den ungewöhnlichen<br />
Alltag eines Tänzers.<br />
Reiseinfos<br />
Paris …<br />
… Berlin 1042 km … Hamburg 884 km<br />
… Köln 479 km … Frankfurt 573 km<br />
… München 800 km … Wien 1203 km<br />
… Zürich 593 km<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen werden, sind Paris-Orly<br />
(17 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />
(31 km).<br />
Züge aus dem deutschsprachigen<br />
Raum kommen in Paris in der Regel am<br />
Gare de l’Est oder am Gare du Nord an.<br />
Le Moulin Rouge<br />
82, Boulevard de Clichy<br />
75018 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 53 09 82 82<br />
www.moulinrouge.fr<br />
Show um 21 Uhr: « Ohne Getränk »<br />
(kann vor Ort zusätzlich bestellt<br />
werden) ab 110 € pro Person oder « mit<br />
Getränk » (½ Flasche Champagner pro<br />
Person oder ein anderes alkoholisches<br />
oder alkoholfreies Getränk inklusive)<br />
ab 122 € pro Person. Kinder (6 bis 11<br />
Jahre) ab 57 €.<br />
Show « Prestige » um 21 Uhr:<br />
½ Flasche Champagne supérieur pro<br />
Person inklusive (oder hochwertiger<br />
Wein bzw. ein anderes alkoholisches<br />
oder alkoholfreies Getränk),<br />
bevorzugter Einlass und Premium-<br />
Plätze, ab 210 € pro Person.<br />
Show um 23 Uhr: ab 88 € pro Person<br />
(Getränk optional).<br />
Show « Prestige » um 23 Uhr:<br />
½ Flasche Champagne supérieur pro<br />
Person inklusive (oder hochwertiger<br />
Wein bzw. ein anderes alkoholisches<br />
oder alkoholfreies Getränk),<br />
bevorzugter Einlass und Premium-<br />
Plätze, ab 210 € pro Person.<br />
Diner & Show um 19 Uhr: Diner mit<br />
einem vom Küchenchef zubereiteten<br />
Menü (nach Wahl), musikalische<br />
Untermalung durch das Orchester<br />
des Moulin Rouge, Show um 21 Uhr,<br />
½ Flasche Champagner pro Person<br />
(oder ein anderes alkoholisches oder<br />
alkoholfreies Getränk), ab 225 € pro<br />
Person.<br />
Diner & Show « Prestige » um 19<br />
Uhr: Diner mit einem vom Küchenchef<br />
zubereiteten Feinschmeckermenü<br />
(nach Wahl), musikalische Untermalung<br />
durch das Orchester des Moulin<br />
Rouge, Show um 21 Uhr, 1 Glas Rosé-<br />
Champagner zur Begrüßung sowie ½<br />
Flasche Champagne supérieur pro<br />
Person (oder hochwertiger Wein<br />
bzw. ein anderes alkoholisches oder<br />
alkoholfreies Getränk), bevorzugter<br />
Einlass und Premium-Plätze, ab 445 €<br />
pro Person.<br />
Wir empfehlen Ihnen, mehrere Monate<br />
im Voraus zu reservieren. Das gilt<br />
vor allem für das Angebot Diner &<br />
Show. Reservierungen sind über die<br />
Website oder täglich von 9 bis 23 Uhr<br />
telefonisch unter +33 (0)1 53 09 82 82<br />
möglich.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 65
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />
Routes<br />
de la Lavande<br />
Die « Seele der Provence » aufspüren
Saint-<br />
Rémèze<br />
Montgenèvre<br />
Valence<br />
La Mure<br />
Blütezeit vom 10. Juni Briançon bis 10. Juli<br />
Valbonnais<br />
Plan-de-Baix<br />
St-Julienen-Quint<br />
Clelles<br />
Mens<br />
La Chapelleen-Valgaudémar<br />
Blütezeit L'Argentièrela-Bessée<br />
vom 20. Juni bis 20. Juli<br />
Chamaloc<br />
Beaufortsur-Gervanne<br />
St-Bonnet-<br />
Orcières-Merlette Blütezeit vom 1. bis 31. Juli<br />
Crest<br />
Die<br />
Mt-Dauphin<br />
Saillans<br />
St-Véran<br />
en-Champsaur<br />
Orcières<br />
Montmauren-Diois<br />
Lavendelrouten<br />
Guillestre<br />
Châtillonen-Diois<br />
Vars<br />
Marsanne<br />
Pradelle<br />
Luc-en-Diois La Faurie<br />
Bourdeaux<br />
Chorges Embrun<br />
La-Bégudede-Mazenc<br />
La Faurie<br />
Gap<br />
St Nazaire<br />
Puygiron<br />
Le Poët-Laval<br />
St-Paul<br />
le Désert<br />
Dieulefit<br />
Volvent<br />
Savines-le-Lac<br />
Montélimar La Bégudede-Mazenc<br />
La Motte- Valdrôme<br />
Le Lauzet- Jausiers<br />
Aspres-sur-Buëch<br />
Ubaye<br />
Argentera<br />
Roche-Saint- Chalancon<br />
Barcelonnette<br />
Grignan Secret-Beconne Rémuzat<br />
Serres Barcillonette<br />
Rosans<br />
Turriers Seyne<br />
Pierrelatte<br />
Montrond<br />
Clansayes<br />
Laragne-<br />
Valréas Nyons Ste-Jalle<br />
Montéglin<br />
St-Paul-Trois-<br />
Châteaux<br />
Orpierre<br />
Allos<br />
Bénivay- Buis-les- Saint-Aubansur-Ouvèze<br />
Laborel<br />
Pont-St-Esprit<br />
Ollon Baronnies<br />
Vaisonla-Romaine<br />
Sisteron<br />
Thoard<br />
Valberg<br />
Noyers-sur-Jabron<br />
Montbrunles-Bains<br />
Séderon<br />
Orange<br />
Malaucène<br />
Digneles-Bains<br />
Guillaumes<br />
Ferrassières<br />
Châteauneufdu-Pape<br />
Beaumesde-Venisdu-Bion<br />
St-Étienne-<br />
Bédoin<br />
Revest-<br />
Château-Arnoux<br />
Argens<br />
Sault<br />
Peyruis<br />
Argens<br />
les-Orgues<br />
Banon<br />
Puget-<br />
Carpentras<br />
Les Mées<br />
Mézel<br />
Théniers<br />
St-Christol<br />
Lagarded’Apt<br />
Simiane-<br />
Barrême<br />
Forcalquier<br />
Puimichel Puimichel<br />
St-Andréles-Alpes<br />
Simiane-la-<br />
Annot<br />
Fontainede-Vaucluse<br />
Gordes<br />
les-Apt<br />
Mane Niozelles<br />
St-Jurs<br />
St-Saturnin-<br />
Rotonde<br />
la-Rotonde<br />
Mane<br />
Bras d’Asse<br />
Saint-Jurs<br />
L'Islesur-la-Sorgue<br />
Roussillon Roussillon<br />
Reillanne<br />
Volx<br />
Puimoisson Moustiers-<br />
Avignon<br />
Brunet<br />
Valensole<br />
Ste-Marie<br />
Châteaurenard<br />
Apt<br />
Manosque<br />
Castellane<br />
Beaucaire<br />
Coustellet<br />
Cavaillon<br />
Bonnieux<br />
Riez<br />
Bargème<br />
Allemagneen-Provence<br />
Caussol Gourdon<br />
Tarascon<br />
Lourmarin<br />
Gréouxles-Bains<br />
-du-Verdon<br />
Comps-sur-<br />
Sainte-Croix<br />
Les Baux-de-<br />
Cadenet<br />
Provence<br />
Artuby<br />
Arles<br />
Fayence Grasse Mougins<br />
Lambesc<br />
Aups<br />
0 10 20 km<br />
Cannes<br />
Aix-en-Provence<br />
St-André-de-Rosans<br />
LAVENDELBLÜTE<br />
Vom Plateau de Valensole bis zum Mont Ventoux, im Diois, im Luberon, in<br />
der Verdon-Schlucht und in der Drôme provençale: Jedes Jahr im <strong>Sommer</strong><br />
schmückt sich ein Teil der provenzalischen Landschaft mit dem charakteristischen<br />
Lavendelblau, das mehr oder weniger intensiv sein kann, aber immer von<br />
einem betörenden Duft begleitet ist, der sich rund um die Felder ausbreitet. Der aus<br />
dieser Gegend stammende Schriftsteller Jean Giono (1895-1970) bezeichnete den<br />
Lavendel als « Seele der Provence », und die Lavendelblüte ist Jahr für Jahr ein magisches<br />
Ereignis, das Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Am besten folgt man<br />
dabei dem ausgeschilderten Parcours Les Routes de la Lavande, der über knapp 1000<br />
Kilometer durch Ebenen und Berge, vorbei an Reben, Oliven-, Mandel- und Walnusshainen<br />
und natürlich Lavendelfeldern führt. Die Strecke bietet gleichzeitig die<br />
Gelegenheit, die wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten zu entdecken, die mit<br />
dieser symbolträchtigen Pflanze der Provence verbunden ist. Auf der Website www.<br />
routes-lavande.com sind viele Streckenvorschläge detailliert beschrieben, und mithilfe<br />
der Übersicht über die Blütezeiten lässt sich ein Besuch noch besser planen.<br />
Üblicherweise beginnt die Blüte Mitte Juni in den am tiefsten gelegenen Gegenden<br />
(Rhône-Tal, Luberon, Valensole) und setzt sich dann bis Ende Juli in den höher liegenden<br />
Gebieten (Plateau d'Albion, Montagne de Lure, Baronnies, Diois) fort. Beachten<br />
Sie jedoch, dass diese Angaben die Blütezeit zwar so gut wie möglich eingrenzen,<br />
aber dennoch nur Anhaltspunkte sind. Je nach den meteorologischen Bedingungen<br />
können die Daten schwanken. Wenn Sie in diesem <strong>Sommer</strong> die Routes<br />
de la Lavande als Reiseziel ins Auge fassen, legen wir Ihnen daher ans Herz, sich<br />
etwa eine Woche vor der geplanten Anreise bei den jeweiligen Fremdenverkehrsämtern<br />
über den aktuellen Stand der Lavendelblüte zu erkundigen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 67
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
Frankreich,<br />
ein Eldorado für McDonald's?<br />
Mit 1560 Filialen ist der amerikanische Fast-Food-Riese McDonald's heute die<br />
größte Restaurantkette Frankreichs. In einem Land, dessen Gastronomie 2010 in<br />
die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde<br />
und das mit zahlreichen sternegekrönten Küchenchefs aufwartet, mag diese<br />
Information überraschen. Noch erstaunlicher aber ist, dass McDonald's<br />
France aufgrund seiner Aktivitäten und seiner kommerziellen Ergebnisse<br />
heute nicht nur ein Erfolgsmodell für den Konzern ist, sondern nach den<br />
Vereinigten Staaten den weltweit größten Beitrag zum operativen Ergebnis<br />
leistet.<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Frankreich produziert werden, dass « 80 % der befragten<br />
Franzosen unter 60 Jahren angeben, mindestens einmal<br />
im Jahr bei McDonald's zu essen », oder – eher belanglos,<br />
aber dennoch überraschend – dass « 46 % der 18- bis<br />
35-Jährigen den Erhalt ihres Führerscheins bei<br />
McDonald's gefeiert haben » ... Das sind sehr aussagekräftige<br />
Fakten, die die Marketingexperten des Königs<br />
von Big Mac & Co. mit Sicherheit sorgfältig ausgewählt<br />
haben, um den Markenwert hervorzuheben. Doch hinter<br />
diesen Zahlen verbirgt sich noch mehr als nur Fakten.<br />
Abgesehen davon, dass der ökonomische Erfolg der Fast-<br />
Food-Kette in Frankreich nicht von der Hand zu weisen<br />
ist, zeugen sie vor allem von einer ungeheuren Fähigkeit,<br />
sich einen festen Platz in einem Land zu erobern, das großen<br />
Wert auf seine Gastronomie legt. Dabei war es zwischen<br />
Frankreich und McDonald's nicht gerade Liebe auf<br />
den ersten Blick!<br />
Eine Ansiedlung mit unsicherem Erfolg<br />
Auf der diesjährigen internationalen Landwirtschaftsmesse,<br />
die vom 24. Februar bis 3. März in<br />
Paris stattfand, verteilte das Unternehmen<br />
McDonald's an seinem Stand ein kleines Heftchen, auf<br />
dessen Titelseite man lesen konnte: « Januar <strong>2024</strong>, vom<br />
Feld ins Restaurant, der Beitrag von McDonald's in<br />
Frankreich. » Eine Marketingaussage, die neugierig<br />
macht. Im Inneren der Broschüre erfährt man dann ganz<br />
Erstaunliches. Zum Beispiel, dass die Marke in Frankreich<br />
« nahezu zwei Millionen Mahlzeiten pro Tag » serviert,<br />
dass sie « der größte Arbeitgeber für junge Menschen<br />
in Frankreich » ist, dass « 19 % der Franzosen bei<br />
McDonald's arbeiten, gearbeitet haben oder jemanden<br />
kennen, der dort gearbeitet hat », dass « 75 % der landwirtschaftlichen<br />
Rohstoffe », die die Marke einkauft, in<br />
Bevor sich die positive Entwicklung einstellte, musste<br />
das Unternehmen mehrere weitreichende, teilweise sogar<br />
tragische Rückschläge hinnehmen. Viele Franzosen erinnern<br />
sich noch gut an den « Abriss » (manche sprechen<br />
auch von « der Verwüstung ») der sich gerade im Bau befindlichen<br />
Filiale von McDonald's in Millau (Aveyron) im<br />
Jahr 1999: Nach einem Aufruf der Confédération paysanne<br />
de l'Aveyron, einem Verband von Schafmilchproduzenten,<br />
versammelten sich am 12. August mehrere Hundert<br />
Landwirte vor der Baustelle. Während einige von ihnen<br />
in geselliger Atmosphäre Brot mit dem berühmten lokalen<br />
Roquefort verteilten, begannen andere damit, das bereits<br />
teilweise errichtete Gebäude auseinanderzunehmen. Mit<br />
dieser Aktion gegen den amerikanischen Riesen wollten<br />
sie sowohl die Ankunft des « Junkfoods » in ihrer Gegend<br />
anprangern, als auch gentechnisch veränderte Lebensmittel<br />
bekämpfen und ihrer Unzufriedenheit über die aktuellen<br />
US-Sanktionen Ausdruck verleihen, die verhängt worden<br />
waren, nachdem die EU ein Importverbot für Fleisch von<br />
mit Wachstumshormonen aufgezogenen Rindern ausgesprochen<br />
hatte. Vor allem als José Bové, der Gründer der<br />
Confédération paysanne und eine der zentralen Figuren der<br />
Globalisierungsgegner, vor Ort auftauchte, entwickelte sich<br />
das, was eigentlich als friedliche Demonstration geplant<br />
war, allmählich zu einem regelrechten Kampf. Am Ende<br />
gab es mehrere Prozesse, die das Interesse der Medien auf<br />
sich zogen, vor allem, als am 30. Juni 2000 vor der Strafkammer<br />
des Landgerichts in Millau 40 000 Menschen<br />
gegen die Globalisierung demonstrierten. Vier Bauern wurden<br />
damals zu Gefängnisstrafen auf Bewährung verurteilt,<br />
während der sehr mediatisierte José Bové tatsächlich drei<br />
Monate hinter Gittern verbringen musste. Diese Entschei-<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 69
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
dung prägte sich tief in das Gedächtnis vieler Franzosen ein<br />
und trug damals nicht gerade zu einem positiven Image von<br />
McDonald's bei. Aber es gab noch ein weiteres, für die Ansiedlung<br />
der Restaurantkette in Frankreich ausgesprochen<br />
heikles Datum: Am 19. April 2000 um 10 Uhr öffnete eine<br />
Teamleiterin der McDonald's-Filiale in Quévert (Bretagne)<br />
die Tür zum Restaurant, als eine Bombe explodierte. Die<br />
27-jährige Bretonin wurde getötet, von den übrigen Angestellten<br />
und Gästen, die sich im Inneren befanden, wurde<br />
glücklicherweise niemand verletzt. Schnell geriet eine bretonische<br />
Unabhängigkeitsbewegung unter Verdacht, zumal<br />
am selben Tag vor der Post in Rennes ein Päckchen mit<br />
Sprengstoffen entschärft wurde, wie sie üblicherweise von<br />
der damals sehr aktiven Armée révolutionnaire bretonne verwendet<br />
wurden. Bis heute hat sich niemand offiziell zu dem<br />
Attentat bekannt, sodass die Hintergründe immer noch<br />
ungeklärt sind. Die brutale Vorgehensweise sorgte jedoch<br />
damals über die Bretagne hinaus in ganz Frankreich in der<br />
Öffentlichkeit und beim amerikanischen Unternehmen für<br />
Fassungslosigkeit.<br />
Anpassen, um Fuß zu fassen<br />
Nach diesen Ereignissen und angesichts der Reaktionen<br />
der Menschen wurde den Verantwortlichen von<br />
McDonald's auf internationaler Ebene klar, dass es im Hexagon<br />
nicht so einfach wie in anderen Ländern sein würde,<br />
Fuß zu fassen. Dennoch dachte man nicht ans Aufgeben.<br />
Der Konzern machte sich mit dem Gedanken vertraut, erstmals<br />
im Rahmen seiner weltweiten Expansionsbestrebungen<br />
einer Tochtergesellschaft ein hohes Maß an Autonomie<br />
und Eigeninitiative zugestehen zu müssen. Wenn diese eine<br />
größere Freiheit bekäme, die Dinge vor Ort zu bestimmen,<br />
würde sie sich besser an die Sitten und Gebräuche dieser<br />
« seltsamen » Franzosen und an ihre besondere Beziehung<br />
zu Restaurants anpassen können, so hoffte man. Angesichts<br />
der Vorkommnisse wussten die französischen Manager,<br />
dass sie es sich auf keinen Fall mit den Bauern verderben<br />
dürfen, wenn die Franzosen die Schnellrestaurants akzeptieren<br />
sollen. Um das negative Bild von der Zerstörung des<br />
Restaurants in Millau vergessen zu machen, beschloss die<br />
Konzerntochter daher, den Landwirten die Hand zu reichen<br />
und ihnen eine echte Partnerschaft anzubieten. Auf<br />
dieser Basis wurden in der Folge unzählige Vereinbarungen<br />
geschlossen, sodass heute knapp 2900 Landwirte im Hexagon<br />
Verträge mit McDonald's abgeschlossen haben. Daher<br />
kann sich das Unternehmen nun damit brüsten, dass die<br />
berühmten Nuggets in den französischen Restaurants zu<br />
100 % aus dem Fleisch französischer Hühner und die Pommes<br />
frites ebenfalls ausschließlich aus französischen Kartoffeln<br />
produziert werden. Letztere werden im Übrigen in<br />
einer McCain-Fabrik im Departement Marne verarbeitet.<br />
Das Unternehmen erinnert auch nicht ohne Stolz daran,<br />
dass es im Jahr 2022 knapp 22 000 Tonnen französisches<br />
Rindfleisch eingekauft hat, was in der Tat keine Lappalie<br />
ist. McDonald's France entwickelte sogar eine Strategie,<br />
um die Partner-Landwirte dazu zu ermuntern, « die Qualität<br />
des Bodens zu verbessern », « natürliche Kohlenstoffsenken<br />
zu erhalten und auszubauen », « Wiesen aufzuwerten »<br />
und « die Speicherung von Wasser zu begünstigen ». All<br />
dies soll natürlich den « CO2-Fußabdruck verringern » und<br />
« die Biodiversität bewahren ». Viele sinnvolle Praktiken<br />
also, die man nur allzu gerne kommuniziert.<br />
Von Rot auf Grün<br />
Auf diese Weise ist es dem Unternehmen, das als Synonym<br />
für Junkfood galt, nach und nach gelungen, sein<br />
Image im Hexagon zu verbessern und von den Menschen<br />
akzeptiert zu werden. Sichtbares Zeichen für den Wandel<br />
und gleichzeitig Weltpremiere war der Ersatz der Farbe<br />
Rot in dem bekannten Logo durch Grün im Jahr 2009,<br />
um noch mehr Gefallen bei den Franzosen zu finden. Eine<br />
Version, die im Übrigen in anderen Ländern übernommen<br />
wurde. Parallel dazu gelang es dem französischen Tochterunternehmen,<br />
den Mutterkonzern von der Notwendigkeit<br />
zu überzeugen, einige kommerzielle Gewohnheiten anzupassen.<br />
So wird beispielsweise im Hexagon Mineralwasser<br />
– vor allem die französische Marke Evian – in den Vordergrund<br />
gestellt und nicht die in den Vereinigten Staaten beliebteren<br />
zuckerhaltigen Softdrinks. Salate, die schließlich<br />
nicht zu Unrecht als frisch und « light » eingestuft werden,<br />
werden ebenfalls stärker beworben. Seit 2003 bekommen<br />
Kinder im Menü Happy Meal sogar ein Stück Obst und<br />
können das enthaltene Spielzeug durch ein Buch ersetzen<br />
lassen. Die berühmten Burger werden in Frankreich immer<br />
wieder befristet mit einem « regionalen Touch » angeboten,<br />
der die französischen Regionen und ihre Produkte in den<br />
Vordergrund stellt: So wird beispielsweise der klassische<br />
Cheddar vorübergehend durch einen « authentischeren »<br />
– und gleichzeitig teureren – Bleu d'Auvergne ersetzt.<br />
Gleiches gilt derzeit für den « 280 TM Cantal AOP », die<br />
üppigere Variante des legendären Burgers. Das auf Stein<br />
gebackene Ciabatta-Brötchen<br />
und das Hacksteak aus 100<br />
% Rindfleisch werden in<br />
diesem Fall durch zwei<br />
köstliche Scheiben<br />
Cantal AOP aufgewertet.<br />
Das stimmt die<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Geschmacksnerven von Käseliebhabern – und daher naturgemäß<br />
vieler Franzosen – euphorisch! Selbstverständlich<br />
bewirbt die Fast-Food-Kette all diese Spezialitäten<br />
immer ausgiebig in den Medien ... Es ist also offensichtlich,<br />
dass McDonald's durchaus in der Lage ist, sich infrage<br />
zu stellen, um die Franzosen zu überzeugen. Das<br />
Unternehmen hat zudem gelernt, in Frankreich die Herkunft<br />
der Produkte viel mehr ins Rampenlicht zu rücken<br />
und kommunikativ auszuschlachten. Insofern findet man<br />
heute auf den Menükarten unzählige Logos wie Pêche<br />
durable MSC (zertifizierte nachhaltige Fischerei), Œufs<br />
fermiers Label Rouge (Eier von Hühnern aus bäuerlicher<br />
Haltung mit dem Label-Rouge-Logo), Fruits et légumes<br />
de France (Obst und Gemüse aus Frankreich), Pommes de<br />
terre françaises (Französische Kartoffeln) oder Issue d’une<br />
exploitation à haute valeur environnementale (hergestellt<br />
in einem Betrieb mit hohem ökologischen Nutzen).<br />
Mineralwasser, sowohl mit als auch ohne Kohlensäure,<br />
wird inzwischen mittels Zapfanlagen ausgegeben und<br />
nicht mehr in Flaschen, um Plastikmüll zu vermeiden<br />
und dem Unternehmen ein umweltfreundlicheres<br />
Image zu verleihen. Und natürlich, um den Franzosen<br />
zu gefallen ...<br />
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Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />
Und man kann sagen, dass all das funktioniert!<br />
McDonald's ist es nicht nur gelungen, im Hexagon akzeptiert<br />
zu werden, sondern das Unternehmen ist mit<br />
dem 2023 erwirtschafteten Umsatz in Höhe von sechs<br />
Milliarden Euro ein Erfolgsmodell innerhalb des Konzerns.<br />
Eine regelrechte « Henne, die goldene Eier legt »,<br />
denn die amerikanische Muttergesellschaft konstatiert,<br />
dass jeder Franzose im Durchschnitt 12 bis 13 Euro pro<br />
Besuch bei McDonald's ausgibt, was weltweit der höchste<br />
Betrag ist! All das rechtfertigt es mit Sicherheit, die<br />
Farbe des Logos oder die Zubereitung einiger Burger<br />
vorübergehend zu ändern. Wobei manche Ideen auch in<br />
anderen Ländern umgesetzt wurden. Ohne es zu wissen,<br />
sind die Franzosen also auch noch am internationalen<br />
Erfolg der Kette beteiligt. Sollten Sie darauf stolz sein?<br />
Einige bejahen dies, denn die Anpassung der Produkte<br />
der Fast-Food-Kette hat in ihren Augen dazu beigetragen,<br />
sie zu « verbessern ». Was allerdings noch zu beweisen<br />
ist. Auf jeden Fall hat McDonald‘s mit Frankreich<br />
ein wahres Eldorado erobert!<br />
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Frankreich erleben · Frühling <strong>2024</strong> · 71<br />
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FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />
Notre-Dame<br />
de Paris<br />
Traditionell oder modern?<br />
Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!
Anlässlich einer Baustellenbesichtigung von Notre-Dame de Paris – die<br />
2019 durch einen Brand schwer beschädigt und nach der identischen<br />
Rekonstruktion am 7. Dezember <strong>2024</strong> wiedereröffnet werden soll – kündigte<br />
Emmanuel Macron die Ausschreibung eines Wettbewerbs für die Gestaltung<br />
von « sechs Kirchenfenstern an, die der Kathedrale den Stempel des<br />
21. Jahrhunderts aufdrücken sollen ». Das reichte aus, um im Hexagon für<br />
heftige Debatten zu sorgen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />
Vorhergehende Doppelseite: Blick von einem der Kräne auf die Kathedrale. Oben: Ende April/Anfang<br />
Mai 2019 wurden die Scheiben der oberen Fenster von Kirchenschiff und Chor einzeln ausgebaut.<br />
Unten: Der vom Chefarchitekten der Monuments historiques, Philippe Villeneuve, entworfene<br />
neue Hahn enthält nun die Reliquien des alten Hahns, der beim Brand beschädigt wurde.<br />
Seit dem 16. Dezember 2023 thront er auf der Turmspitze von Notre-Dame.<br />
Emmanuel Macron ist dafür bekannt, dass er einen besonderen Sinn für Kommunikation<br />
hat. Am 8. Dezember vergangenen Jahres präsentierte er sich daher den<br />
anwesenden Fotografen oben auf dem Gerüst, das den gerade frisch rekonstruierten<br />
Vierungsturm nach wie vor umgab. Ausgerüstet mit Helm und Sicherheitsschuhen<br />
wollte der Staatschef viereinhalb Jahre nach dem Brand und ein Jahr vor der<br />
geplanten Wiedereröffnung der Kathedrale offensichtlich den Stand der<br />
Arbeiten aus der Höhe überprüfen. Nachdem er verfolgt hatte, wie eine<br />
exakte Nachbildung des Kreuzes von Eugène Viollet-le-Duc (1814-1879)<br />
auf der Spitze des Turms angebracht worden war – das Original war am 15.<br />
April 2019 den Flammen zum Opfer gefallen – und wieder unten im<br />
Kirchenschiff ankam, brachte Emmanuel Macron seine Freude über den Fortschritt<br />
der Arbeiten zum Ausdruck: « Wir sind im Zeitplan! », rief er aus und<br />
betonte « diesen wichtigen und berührenden Moment » sowie « den außergewöhnlichen<br />
Fortschritt » einer Baustelle, deren fristgerechte Beendigung viele für<br />
« unmöglich » gehalten hatten. Eine Baustelle, die über tausend der besten Handwerker<br />
mobilisiert und am Ende Kosten in Höhe von 800 Millionen Euro verschlungen haben<br />
wird, die von 340 000 Spendern aufgebracht wurden.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Ein Wettbewerb für sechs<br />
moderne Kirchenfenster<br />
Emmanuel Macron nutzte die Gelegenheit darüber<br />
hinaus, um ein Projekt anzukündigen, das ihm offenbar<br />
sehr am Herzen liegt: « Auf Wunsch des Pariser Erzbischofs<br />
», Monseigneur Laurent Ulrich, soll ein « künstlerischer<br />
Wettbewerb » ausgeschrieben werden, um « sechs<br />
moderne Kirchenfenster für die Seitenkapellen im Südschiff<br />
» zu kreieren. Mit demselben Elan bekräftigte der<br />
Präsident, dass im Hôtel-Dieu, das direkt neben der Kathedrale<br />
auf der Île de la Cité liegt, ein Musée de l’Œuvre<br />
de Notre-Dame eingerichtet werde. Dieses Museum soll<br />
« sowohl Geschichts- und Kunstmuseum sein als auch ein<br />
Museum, das die ständigen Arbeiten an Notre-Dame de<br />
Paris zeigt ». Die beiden Informationen wurden in den<br />
folgenden Tagen logischerweise von der Presse und anderen<br />
Medien aufgegriffen. Im Laufe der Zeit entstand eine<br />
gewisse Polemik: Ist es wirklich sinnvoll, moderne Kunst<br />
in die Kirche zu integrieren? Sollte man sie nicht lieber<br />
vollkommen identisch rekonstruieren? Emmanuel Macron<br />
hatte bereits kurz nach dem Brand die Idee in den Raum<br />
gestellt, den zerstörten Vierungsturm von Notre-Dame<br />
durch eine moderne Ausführung zu ersetzen. Nachdem<br />
umgehend Protestgeschrei laut wurde, ruderte er jedoch<br />
wieder zurück. Obwohl der neue Vorschlag für « moderne<br />
Kirchenfenster » vorgeblich vom Pariser Erzbischof<br />
kam, hatten viele den Eindruck, er trage den Stempel des<br />
Staatspräsidenten, sodass die Debatten erneut aufflammten.<br />
Modern und alt passen<br />
durchaus zusammen<br />
Dabei sind nicht alle einer derartigen Modernisierung<br />
gegenüber ablehnend eingestellt. Es gibt durchaus Historiker<br />
und Spezialisten für die Architektur der Kirche,<br />
für die der Gedanke an moderne Kunst in Form von<br />
neuen Kirchenfenstern nichts Abwegiges hat. Ganz im<br />
Gegenteil. Schließlich ist allgemein bekannt, dass bereits<br />
in mehreren französischen Kirchen zeitgenössische<br />
Bleiverglasungen auf gelungene Weise modern und alt<br />
verbinden: die Kathedrale von Metz (Moselle) mit den<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 75
FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />
berühmten Kirchenfenstern von Marc Chagall (1887-<br />
1985); die Kathedrale von Reims (Marne) mit Fenstern<br />
des deutschen Künstlers Imi Knoebel; die Kathedrale von<br />
Chartres (Eure-et-Loir), die sowohl für außergewöhnliche<br />
mittelalterliche Kirchenfenster als auch für moderne<br />
Kreationen (unter anderen von der Künstlerin Brigitte<br />
Simon) bekannt ist; die Kathedrale von Nevers (Nièvre),<br />
die sich durch zeitgenössische Fenster von Claude Viallat<br />
auszeichnet; die Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Juliette,<br />
ebenfalls in Nevers, mit Kirchenfenstern von Jean-Michel<br />
Alberola; oder die Kathedrale in Saint-Dié-des-Vosges<br />
(Vosges), deren berühmte Fenster von Pierre Soulages<br />
(1<strong>91</strong>9-2022) realisiert wurden. All diese Beispiele zeigen,<br />
dass moderne Kunst in religiösen Gebäuden sehr wohl in<br />
einen Dialog mit historischem Kulturerbe treten und so<br />
eine Kultstätte schaffen kann, die sowohl in der Tradition<br />
verankert, gleichzeitig aber auch zukunftsgerichtet ist.<br />
Historiker und Architekten erinnern im Übrigen daran,<br />
dass einige Fenster von Notre-Dame im oberen Teil bereits<br />
erneuert wurden: Nach den Zerstörungen des Zweiten<br />
Weltkriegs wurde 1965 der französische Glasermeister<br />
Jacques Le Chevallier (1896-1987) damit beauftragt, diese<br />
zu ersetzen. Die nonfigurativ gestalteten Fenster sind<br />
nach wie vor in der Nähe der südlichen Rosette zu sehen.<br />
Der eigentliche Grund<br />
für die Polemik<br />
Ein Teil der Öffentlichkeit, unterstützt von Architekten,<br />
Konservatoren und Kunsthistorikern, widersetzt<br />
sich seit Dezember dem Ansinnen des Pariser Erzbischofs<br />
und des Staatspräsidenten, Notre-Dame mit modernen<br />
Kirchenfenstern auszustatten. Hinterfragt man<br />
ihre Argumentation genau, wird schnell klar, dass es gar<br />
nicht darum geht, den Gedanken einer Verbindung von<br />
Vergangenheit und Modernität zu kritisieren. Ganz im<br />
Gegenteil. Quasi niemand stellt infrage, dass es sowohl<br />
in Frankreich als auch im Ausland in dieser Beziehung<br />
gelungene Beispiele gibt. Die meisten schätzen sogar das<br />
bereits vom Pariser Erzbistum in Auftrag gegebene « moderne<br />
und zeitgenössische » Kirchenmobiliar für Notre-<br />
Dame! Kritisiert wird dagegen die Tatsache, dass die zur<br />
Debatte stehenden Kirchenfenster ausgebaut und ersetzt<br />
werden sollen, obwohl sie vom Brand verschont und zudem<br />
vor nicht allzu langer Zeit erst restauriert wurden.<br />
Dazu kommt, dass die bestehenden Scheiben 1843 auf<br />
ausdrücklichen Wunsch von Eugène Viollet-le-Duc anlässlich<br />
der umfassenden Renovierung von Notre-Dame<br />
angefertigt worden waren, um der Kirche eine « gotische<br />
Atmosphäre » zu verleihen. Sie heute zu entfernen, käme<br />
daher einer Geringschätzung des Werkes des berühmten<br />
Architekten gleich. Das sind schlagende Argumente, die<br />
durchaus nachvollziehbar sind …<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Links und oben: Die bemalten Scheiben werden auf dem Leuchttisch<br />
mit bloßem Auge unter verschiedenen Lichtverhältnissen<br />
inspiziert. Vor der Restauration werden sie zunächst vorsichtig<br />
unter der Binokularlupe mit einem Stäbchen gereinigt.<br />
Der Zeitplan steht bereits<br />
Anlässlich seines Besuchs von Notre-Dame im Dezember<br />
hatte Emmanuel Macron in der Tat klar angekündigt,<br />
die alten Fenster würden « ausgebaut » um im<br />
« zukünftigen Musée de l’Œuvre de Notre-Dame gezeigt<br />
zu werden ». Dort soll im Übrigen auch der 1835 geschmiedete<br />
« Reliquienhahn » der auf der Spitze des Vierungsturms<br />
stand und bei der Feuersbrunst am 15. April<br />
2019 herunterfiel, zu sehen sein. Er wurde zwar in den<br />
Trümmern gefunden, ist aber zu beschädigt, um die neue<br />
Turmspitze erneut zu schmücken. Der misshandelte Vogel<br />
hat auch bereits einen Nachfolger gefunden, denn seit<br />
einigen Monaten steht ein identischer goldener Hahn in<br />
96 Metern Höhe auf dem Turm. Offensichtlich geht alles<br />
schnell, sogar sehr schnell. Der Zeitplan für das von Emmanuel<br />
Macron angekündigte Projekt steht bereits: Die<br />
Kulturministerin, Rachida Dati, hat am 8. März dieses<br />
Jahres den offiziellen Startschuss gegeben, indem sie ein<br />
20-köpfiges « künstlerisches Gremium » ernannte. Neben<br />
Konservatoren und Künstlern besteht dieses aus Mitgliedern<br />
der staatlichen Einrichtung, die für die Erhaltung<br />
von Notre-Dame zuständig ist, sowie der Pariser Diözese<br />
und des Kulturministeriums. Das Gremium wird, so die<br />
Ministerin, ein Bewerbungsverfahren ausschreiben und im<br />
November <strong>2024</strong> dann ein Siegerduo – bestehend aus einem<br />
Künstler und einem Atelier für Glaskunst – bestimmen.<br />
Die Prototypen der Kirchenfenster sollen dann am Tag<br />
der Wiedereröffnung, am 7. Dezember, präsentiert werden.<br />
Die Anfertigung im Anschluss wird einige Zeit in<br />
Anspruch nehmen, die Installation in den sechs Kapellen<br />
des südlichen Seitenschiffs ist für 2026 vorgesehen. Es sei<br />
denn, die Polemik würde bis dahin stark zunehmen und<br />
– die Franzosen stecken oft voller Überraschungen – das<br />
« gläserne Projekt » von Emmanuel Macron würde sich in<br />
einen Scherbenhaufen verwandeln ... Man sollte die Entwicklung<br />
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POLITIQUE<br />
ACTUALITÉ<br />
ACTUALITÉ<br />
• Entre les jeunes et<br />
Macron, • Nouvelle-Calédonie une rupture bien :<br />
consommée courte • Nouvelle-Calédonie victoire avant du les non à :<br />
européennes<br />
l’indépendance<br />
courte victoire du non à<br />
Page<br />
l’indépendance<br />
Page 6 3<br />
Page 3<br />
PLE A NV ÈI TRO E NNEMENT<br />
ENVIRONNEMENT<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
• Importation • Protection massive des oiseaux : en<br />
de France, cuisses • Protection la de chasse grenouilles des à oiseaux la glu : a du : en<br />
il y plomb a France, de quoi dans la bondir l’aile chasse à la glu a du<br />
Page<br />
plomb<br />
4<br />
dans l’aile<br />
Page 7<br />
Page 4<br />
SOS CO IC ÉIT ÉÉT É<br />
SOCIÉTÉ<br />
• La • Violences Maestra, le policières concours : en<br />
qui banlieue, veut • Violences sortir « il les faut policières cheffes que l’État : en<br />
d’orchestre reconnaisse banlieue, « de « que il l’ombre faut quelque<br />
» l’État<br />
chose reconnaisse ne va pas que » quelque<br />
Page 8<br />
Page<br />
chose<br />
6<br />
ne va pas »<br />
Page 6<br />
ÉVÉNEMENT<br />
f FRANÇAIS FACILE f f FRANÇAIS FACILE f • Résistance: Manouchian et<br />
ses • frères Sciences d’armes : Emmanuelle étrangers<br />
entrent Charpentier, • Sciences au Panthéon : chercheuse<br />
Emmanuelle<br />
dans Charpentier, les pas de chercheuse<br />
Marie Curie<br />
dans les pas de Marie Curie<br />
Page • Afrique 11 francophone :<br />
à Ouidah, • Afrique au francophone Bénin, sur les :<br />
traces à Ouidah, des esclaves au Bénin, sur les<br />
Pages<br />
traces<br />
8<br />
des<br />
– 9<br />
esclaves<br />
• Mathieu Lehanneur,<br />
Pages 8 – 9<br />
er magicien de la<br />
C U LT U R E<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
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S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />
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Le président de la République<br />
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en train de boxer ? Ce visuel<br />
viriliste, tendance néopopuliste,<br />
alors que Macron apparaît<br />
de plus en plus va-t-en-guerre,<br />
est un choix de communication<br />
assez consternant.<br />
PARUTION<br />
PARUTION<br />
chanteuse française la plus écoutée pratique ancestrale d’un village<br />
dans le monde, pourrait interpréter<br />
du<br />
des Pyrénées, a failli disparaître.<br />
une mini-urbaine électrique à deux la chanson française, nous a quittés<br />
une<br />
Édith<br />
mini-urbaine<br />
Piaf en ouverture<br />
électrique<br />
des<br />
à deux Aujourd’hui, la chanson une française, association<br />
places. Pratique et moderne, elle peut à 93 ans. Muse de la rive nous gauche, a quittés elle<br />
Jeux olympiques<br />
places. Pratique<br />
de Paris.<br />
être conduite sans permis et moderne,<br />
L’extrême<br />
et se loue elle peut l’enseigne<br />
à à 93 aux ans. jeunes Muse de pour la rive en<br />
fut, dans le Paris d’après-guerre, gauche, la elle<br />
droite<br />
moins être<br />
est vent<br />
de conduite<br />
debout.<br />
20 € par sans mois. permis et se loue assurer à reine fut, la<br />
de dans transmission.<br />
Saint-Germain-des-Prés.<br />
le Paris d’après-guerre, la<br />
Lire les moins articles de 20 en € par pages mois. 2-3 Lire l’article reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />
en page 9<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
La Citroën Ami est<br />
La Citroën Ami est<br />
• N o 5 | 7 1 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
Aya Nakamura,<br />
Le langage sifflé,<br />
Il n’y a aucun<br />
doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />
doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />
d’une nihiliste. époque<br />
nihiliste.<br />
Michel Houellebecq,<br />
« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »<br />
« Interventions 2020 »<br />
1 ON A D’ABORD cru à une<br />
facétieuse photo générée par<br />
une IA, comme il en circule en<br />
nombre Michel sur Houellebecq les réseaux sociaux. le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />
Autrement d’État Michel autrichien. dit, Houellebecq l’œuvre En France d’un le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix<br />
internaute culte. d’État Mais autrichien. taquin. ses prises On En de position France aurait comme controversées à l’étranger, peuvent Houellebecq déranger. est | Photo considéré : Picture comme Alliance un auteur<br />
préféré culte. que Mais ce ses soit prises le cas. de position Que controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />
nenni ! C’est bien la photographe<br />
officielle d’Emmanuel Macron,<br />
Soazig de la Moissonnière, qui<br />
mars<br />
ebecq,<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
les thèmes les plus importants<br />
d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />
Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />
le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />
ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />
cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />
de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />
pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />
pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />
mes<br />
grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />
grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />
ne<br />
morale<br />
pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />
d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />
reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />
quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />
3 quatrième Cette anthologie de couverture. de nonfiction<br />
3 Cette est une anthologie espèce de fourretout.<br />
fiction Houellebecq est une espèce y parle de fourre-<br />
du<br />
de noncinémtout.<br />
muet, Houellebecq de l’absurdité y parle créa-dtrice,<br />
cinéma de Neil muet, Young, de l’absurdité de Philippe créa-<br />
Murray trice, de et d’Emmanuel Neil Young, de Carrère Philippe<br />
(il Murray les aime et tous d’Emmanuel les trois), Carrère de la<br />
lecture, (il les du aime positivisme, tous les trois), de l’affaire<br />
lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-<br />
de la<br />
de faire l’euthanasie Vincent (il Lambert est contre), et donc<br />
de de l’islam, l’euthanasie de Trump, (il de est Prévert, contre),<br />
de de Zemmour, l’islam, de de Trump, l’Union de Prévert, européenne<br />
de Zemmour, (il déteste), de du l’Union féminisme européenne<br />
de (il la déteste), liberté du d’expres-<br />
féminisme<br />
(idem),<br />
sion (idem), (il est de totalement la liberté d’expression<br />
pédophilie (il est totalement (après l’affaire pour),<br />
pour),<br />
aire<br />
| Photo : Kristy Sparow/Getty Images for GQ France | Photo : Getty Images/Iroz Gaizka/AFP<br />
COMMUNICATION POLITIQUE<br />
Séance de boxe : Rocky Macron se<br />
prend les poings dans le cliché
FRANKREICH HEUTE Interview<br />
Oben und folgende Seiten: Landschaft auf der Île-Tudy (Finistère).<br />
Marie Sizun ist 1940 geboren. Ihren Künstlernamen « Sizun » hat<br />
sie aufgrund ihrer Leidenschaft für das Cap Sizun (Finistère) in<br />
der Bretagne gewählt. Sie unterrichtete Literaturwissenschaft in<br />
Frankreich, Deutschland und Belgien. Ihre Karriere als Schriftstellerin<br />
startete sie erst relativ spät, im Alter von 65 Jahren. Trotzdem<br />
hat sie inzwischen mehr als 15 Bücher veröffentlicht und<br />
konnte sich damit als bedeutende Autorin der zeitgenössischen<br />
französischen Literatur behaupten. Sensibel und feinfühlig beschäftigt<br />
sie sich mit Themen wie Familie, Identität und Erinnerung.<br />
Marie Sizun lebt heute in Paris und in der Bretagne.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Marie Sizun<br />
Eine Liebe zu zwei Ländern<br />
und zwei Sprachen<br />
Marie Sizun, gerade wurde in Frankreich Ihr 16. Buch mit<br />
dem Titel « 10, villa Gagliardini » veröffentlicht (Arléa, <strong>2024</strong>,<br />
234 Seiten, 20 €, ISBN 978-2363083579). Es ist vermutlich<br />
eines Ihrer persönlichsten Werke. Sie erzählen darin vom<br />
Leben einer mittellosen französischen Familie in Paris in der<br />
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei einem kleinen Mädchen<br />
– bei Ihnen – entsteht damals ein Gefühl des Aufbegehrens<br />
gegen die Ungerechtigkeit. Dennoch verspürt dieses Mädchen<br />
auch schon sehr früh das Bedürfnis, die Dinge positiv zu sehen,<br />
seinen eigenen Weg zu gehen und sich seinen Platz in der<br />
Gesellschaft zu erkämpfen. Es ist ein Buch voller Hoffnung ...<br />
Ja, das ist es wirklich. Es war nicht vorhersehbar, dass<br />
das kleine, etwas ungezähmte Mädchen, von dem ich<br />
erzähle, das mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen<br />
in einer kleinen Wohnung lebt, im Leben so gut<br />
zurechtkommt, eine andere Welt kennenlernt, Dozentin<br />
für Literaturwissenschaft und sogar Schriftstellerin wird<br />
... Es ist in der Tat ein Buch voller Hoffnung. Genau das<br />
wollte ich vermitteln, wobei ich nichts erfunden habe.<br />
Trotz familiärer und finanzieller Schwierigkeiten und<br />
einem ausgeprägten Gefühl der Unterlegenheit, war ich<br />
in der kleinen Wohnung in der Villa Gagliardini <strong>Nr</strong>. 10<br />
nicht nur glücklich, sondern ich konnte mir dank der<br />
Schule und meiner Freunde – und nicht zuletzt auch dank<br />
der Entdeckung von Kino und Literatur – einen Platz in<br />
der Gesellschaft erobern. Wie viele Kinder leben heutzutage<br />
unter ähnlich schwierigen Bedingungen wie ich<br />
damals? Ich hoffe, dass ihnen dieses Buch in die Hände<br />
fällt und sie darin eine Art Spiegel entdecken, in dem sie<br />
sich wiedererkennen. Es ist nicht einfach, seinen Platz im<br />
Leben zu finden, aber jeder hat ein Anrecht darauf. Und<br />
das Leben ist voller Überraschungen!<br />
Apropos Überraschungen: Deutschland nimmt in Ihrem Leben<br />
einen breiten Raum ein, obwohl es nicht vorhersehbar war,<br />
dass Sie dorthin reisen ...<br />
Das stimmt. Mein Vater wurde im Krieg gefangen genommen<br />
und hasste Deutschland. Ich selbst wurde 1940,<br />
also mitten im Krieg, geboren. Wie viele Franzosen der<br />
damaligen Zeit wuchs ich mit dem Feindbild der « bösen<br />
Deutschen » auf. Und doch hat mich Deutschland schon<br />
sehr früh angezogen, und das, obwohl ich Englisch und<br />
Griechisch studierte! Das Land hat mir so gut gefallen,<br />
dass ich sogar einen Deutschen heiratete und elf Jahre mit<br />
ihm zusammenlebte. Als ich Deutschland wieder verließ,<br />
war es beinahe unter Tränen. Das zeigt, dass man Vorurteile<br />
überwinden und die Überraschungen, die das Leben<br />
bietet, annehmen muss.<br />
Was war Ihrer Meinung nach der Grund für diese Traurigkeit,<br />
als Sie Deutschland verließen?<br />
Ich glaube, diese Zeit in meinem Leben hat in mir etwas<br />
geweckt, das in meinem Innersten schlummerte. Es<br />
ist schwierig, das in Worte zu fassen. Ich glaube, dass ich<br />
dort Gefühle entdeckt habe, eine bestimmte Art zu leben,<br />
die in gewisser Weise ein Teil von mir waren, den ich<br />
nicht kannte. Vielleicht war die Tatsache, dass ich schwedische<br />
Vorfahren habe, dafür mitverantwortlich. Obwohl<br />
Karlsruhe, wo ich gelebt habe, nicht gerade der Norden<br />
Deutschlands ist, empfinde ich das so.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 79
FRANKREICH HEUTE Interview<br />
Wie kam es dazu, dass Sie von Frankreich nach Deutschland<br />
gingen?<br />
Es war August und ich hatte gerade die Aufnahmeprüfung<br />
für das Lehramt in klassischer Literatur absolviert.<br />
Jetzt hatte ich Ferien. Ich wusste nicht genau, was<br />
ich tun sollte, bis ich in der Zeitung Le Monde auf eine<br />
Anzeige stieß. Eine Vereinigung suchte eine Deutsch<br />
sprechende Studentin, um eine Gruppe französischer Studenten<br />
auf einer Reise nach Deutschland zu begleiten. Ich<br />
sprach zwar kein Wort Deutsch, aber ich erinnere mich<br />
noch genau daran, dass ich eine unglaubliche Lust verspürte,<br />
mich zu bewerben. Ich nahm also Kontakt auf und<br />
erklärte, dass ich zwar nicht Deutsch spräche, aber alles<br />
daransetzen würde, um mir innerhalb von zwei Wochen<br />
die notwendigen Grundkenntnisse anzueignen, um dort<br />
zurechtzukommen. Es war verrückt! Aber offensichtlich<br />
überzeugend, denn angesichts meiner Entschlossenheit<br />
wurde ich engagiert. So kam es, dass ich, gelinde gesagt,<br />
ganz unvermittelt nach Deutschland reiste.<br />
Und am Ende haben Sie sich sogar dort niedergelassen ...<br />
Genau. Nebenbei bemerkt ist die Reise so gut verlaufen,<br />
dass ich einige Zeit später meinen Kollegen, der die<br />
Studenten von deutscher Seite aus begleitete, geheiratet<br />
habe. Wir sind zusammengezogen und ich fand relativ<br />
schnell eine erste Anstellung als Lehrerin auf der anderen<br />
Seite der Grenze, in Sarreguemines. Zwei Jahre später<br />
wechselte ich als Französischlehrerin an die Europäische<br />
Schule in Karlsruhe. Diese Schule, die von allen EU-<br />
Ländern unterstützt wird, ist 1962 gegründet worden,<br />
um die europäischen Werte zu vermitteln. Ich hatte dort<br />
einen sehr privilegierten Rahmen zum Unterrichten. Es<br />
war eine kleine europäische Gemeinschaft, ein bisschen<br />
wie eine « Insel ». Man war unter sich, womit in gewisser<br />
Weise natürlich das Risiko der Abschottung verbunden<br />
war. Dennoch fand ich trotz meiner schlechten Deutschkenntnisse<br />
schnell deutsche Freunde und wurde sofort<br />
akzeptiert. Alle waren ausgesprochen nett zu mir. In der<br />
Folge lernte ich, immer besser zurechtzukommen. Vor allem<br />
meine drei Kinder haben mir dabei geholfen. Heute<br />
spreche ich halbwegs gut Deutsch, allerdings mit einem<br />
Akzent, den ich vielleicht sogar unbewusst gepflegt habe<br />
... Denn alle fanden ihn immer « so schön französisch »,<br />
« so sympathisch » ...<br />
Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich bei Ihrer Ankunft in<br />
Deutschland fühlten?<br />
Ja, ich hatte ein sehr seltsames Gefühl gegenüber<br />
Deutschland. Es war absolut nicht das, was man in Frankreich<br />
damals als « politisch korrekt » bezeichnet hätte. Ich<br />
war sehr neugierig auf Deutschland und die Deutschen,<br />
und vor allem hatte ich absolut keine Vorurteile. Bei meiner<br />
Ankunft fand ich in diesem Land alles, was ich liebte:<br />
ein natürliches Umfeld, eine Heiterkeit, wie ich sie zuvor<br />
nicht kannte. Dann erfuhr ich, wie die Deutschen den<br />
Krieg und die Besatzungszeit erlebt hatten. Das stimmte<br />
mich nachdenklich und öffnete mir die Augen. Einige<br />
Jahre später erfuhr ich durch die Geschichte meiner deutschen<br />
Schwiegermutter von den miserablen Lebensbedingungen<br />
während des Krieges. Sie erinnerten mich an meine<br />
eigenen Umstände vor der Befreiung: Geldmangel, unzureichende<br />
Ernährung, schlechte Wohnverhältnisse. Die<br />
Übereinstimmungen waren teilweise verwirrend. All das<br />
erklärt meiner Meinung nach, dass ich niemals ein Gefühl<br />
der Bitterkeit gegenüber den Deutschen empfand. Es war<br />
immer unmöglich für mich, sie als Teil eines « feindlichen<br />
Volkes » zu betrachten, wie es damals leider nur allzu oft<br />
der Fall war.<br />
Nach einem Aufenthalt in Belgien leben Sie nun wieder in<br />
Frankreich. Inwieweit ist Deutschland immer noch ein Teil<br />
Ihres Lebens?<br />
Deutschland ist alleine durch meine Lektüre sehr präsent<br />
für mich. Je mehr ich lese, desto wunderbarer finde<br />
ich die deutsche Schriftsprache. Thomas Mann lese ich<br />
immer und immer wieder. Ich bin ein richtiger Fan und<br />
liebe seine Bücher. Wenn ich jemanden Deutsch sprechen<br />
höre, vor allem wenn derjenige eine gute Aussprache hat,<br />
dann begeistert mich das. Seit ich Deutschland verlassen<br />
habe, habe ich paradoxerweise die deutsche Sprache auch<br />
über die Vokalmusik entdeckt. Das war eine ganz neue<br />
Erfahrung für mich. Schuberts Lieder, die ich überhaupt<br />
nicht kannte, als ich noch in Deutschland lebte, bewegen<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
mich seltsamerweise sehr. Damals war ich aber mit dem<br />
Unterrichten, drei Kindern und einem Haus mehr als<br />
ausgelastet. In dieser Zeit habe ich im Übrigen auch noch<br />
nicht geschrieben. Damit fing ich erst an, als ich mit Rentenbeginn<br />
wieder nach Paris zog.<br />
Sind Sie jemals nach Deutschland zurückgekehrt?<br />
Nein. Ich war mehrfach versucht, da man mich anlässlich<br />
der Veröffentlichung meiner Bücher einlud. Aber<br />
ich kann nicht. Das ist, wie wenn man ein Haus verlässt,<br />
in dem man sich sehr wohl gefühlt hat. Kehrt man später<br />
dorthin zurück, stellt man fest, dass nun andere Menschen<br />
darin wohnen. Das ist ein Moment der Wahrheit.<br />
Ein Höhepunkt, in dem sich die ganze Liebe, die man für<br />
einen Ort verspürt hat, verdichtet. Ich habe Deutschland<br />
verlassen, das Land war ein Teil meines Lebens, und die<br />
Zeit war sehr schön. Diese Erinnerung möchte ich mir<br />
bewahren.<br />
Sie leben sowohl in Paris als auch in der Bretagne. Diese Region<br />
liegt Ihnen sehr am Herzen und sie zieht ebenfalls viele<br />
Deutsche an ...<br />
Genau. Das ist für mich eine wunderbare Gelegenheit,<br />
Deutsche zu treffen. Sie mögen die Bretagne in der<br />
Tat sehr gern. Ich liebe es, im Pays bigouden spazieren zu<br />
gehen und plötzlich Deutsch zu hören. Dann nähere ich<br />
mich diskret und höre ein bisschen zu. Vor allem, wenn<br />
ich den baden-württembergischen Dialekt höre, berührt<br />
mich das sehr. Die Bretagne ist eine authentische Region,<br />
und ich kann nachvollziehen, warum die Deutschen<br />
sie sehr schätzen. Île-Tudy ist für mich ein kleines Paradies.<br />
Das ehemalige Fischerdorf im Süden des Finistère<br />
war früher eine Insel. Daher erscheint es wie das « Ende<br />
der Welt », und es besitzt eine Natürlichkeit, die mich<br />
wunschlos glücklich macht. Wie lange das anhalten wird?<br />
Das weiß ich nicht. Das Dorf ist einer von 14 Kandidaten<br />
für die Wahl zum Village préféré des Français <strong>2024</strong><br />
(Anm. d. Red.: Der Sieger wird am 12. Juni <strong>2024</strong> von<br />
Stéphane Bern auf France 3 bekannt gegeben). Das wird<br />
zwangsläufig Besucher anziehen. Ich hoffe, der Ort kann<br />
sich seine Seele bewahren.<br />
Wie werden Deutsche in der Bretagne Ihrer Meinung nach<br />
aufgenommen?<br />
Wissen Sie, das Leben hat mich gelehrt, dass es keinen<br />
Sinn hat, die Geschichte vergessen zu wollen. Im Gegenteil.<br />
Man muss sie kennen und aus ihr lernen. Es wäre also<br />
lächerlich, verleugnen zu wollen, dass die Bretonen während<br />
der deutschen Besatzung gelitten haben und dass die<br />
Erinnerung daran manchmal sehr beharrlich ist. Glücklicherweise<br />
ändern sich die Zeiten jedoch und die jüngere<br />
Generation lebt nicht mehr mit denselben Ressentiments<br />
- im Gegenteil. Europa hat dazu viel beigetragen. Wenn<br />
die Bretonen heute manchmal aufbegehren, dann gegen<br />
die Überhandnahme des Tourismus, gegen arrogante<br />
Touristen, die zu demonstrativ mit Geld umgehen. Bretonen<br />
sind zurückhaltende, diskrete Menschen, die so ein<br />
Verhalten nicht mögen. Die Deutschen, die ich hier treffe,<br />
haben meist dieselbe Philosophie. Sie sitzen gerne auf der<br />
Terrasse eines Cafés am Hafen und beobachten das Treiben<br />
um sich herum. Sie schätzen es, abends spazieren zu<br />
gehen, den Sonnenuntergang zu beobachten oder sich auf<br />
einen leckeren Pfannkuchen zu freuen.<br />
Würden Sie Ihrer Erfahrung nach sagen, dass Deutsche und<br />
Franzosen sich ähnlich sind?<br />
Glücklicherweise sind sie unterschiedlich, denn gerade<br />
das macht den Charme aus. Das sollte man niemals vergessen.<br />
Ich bin aber nicht in der Lage, Ihnen zu sagen,<br />
worauf der Unterschied beruht. Man sagt beispielsweise,<br />
dass Deutsche oft die negative Seite der Dinge sehen<br />
oder dass Franzosen etwas spontaner sind. Solchen Verallgemeinerungen<br />
gegenüber war ich aber schon immer<br />
misstrauisch. Ehrlich gesagt, mag ich es nicht, immer<br />
alles erklären zu wollen. Warum war ich, als ich jung war,<br />
vom deutschen Charme angezogen, während die jungen<br />
Franzosen mich nicht interessierten? Für mich ist das ein<br />
Mysterium. Es hat etwas Unbeschreibliches, gleichzeitig<br />
aber auch etwas sehr Reales. Genauso ist das Leben. Und<br />
glücklicherweise ist es schön!<br />
Marie Sizun, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 81
Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />
Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />
8<br />
9<br />
7<br />
12<br />
Reisethemen,<br />
nach Regionen<br />
geordnet:<br />
Landesweite Themen<br />
6<br />
11<br />
1 2<br />
3<br />
10<br />
13<br />
Astrotourismous – Die beste Sicht<br />
aufs Sternenzelt<br />
Natur – Die schönsten Bäume<br />
Frankreichs<br />
Winterliche Illuminationen –<br />
Der Faszinierende Zauber der<br />
Lichterstädte<br />
Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />
Frankreich<br />
Radtourismus – von der Bretagne<br />
bis an die belgische Grenze<br />
Fahrradrouten – Die schönsten<br />
Strecken entlang der Küsten<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />
noch authentisch zu?<br />
Winterurlaub – Romantische<br />
Skistationen anstatt Bettenburgen<br />
Wellness in den Bergen – Nach dem<br />
Sport die Erholung<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
85<br />
82<br />
81<br />
79<br />
77<br />
59<br />
57<br />
57<br />
43<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Paris – Die Französische<br />
Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />
bein einem Parisbesuch<br />
Paris – Streit um die Schönheit der<br />
Stadt<br />
Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />
Werk eines ganzen Lebens<br />
Coup de cœur – Die<br />
Straßenbuchhändler an den Seine-<br />
Quais in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />
ein Viertel, die Seele von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />
Restaurant noch immer einen<br />
Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine<br />
– ein ungewöhnliches Museum im<br />
Herzen der Hauptstadt<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser<br />
Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />
Militär-Versailles mitten in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées<br />
– Wie steht es um den Glanz des<br />
Prachtboulevards?<br />
86<br />
83<br />
76<br />
65<br />
60<br />
58<br />
57<br />
41<br />
38<br />
36<br />
HOTELS<br />
La Lanterne – Paris 76<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
5<br />
14<br />
16<br />
4<br />
15<br />
17<br />
18<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Yvelines – Potager du Roi: Das<br />
andere Versailles - Ohne Prunk und<br />
Pracht<br />
Yvelines – Bergerie nationale de<br />
Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />
Ecouen – Ein Museum für die<br />
Renaissance<br />
86<br />
83<br />
50<br />
HOTELS<br />
Hôtel Paradiso – Paris 79<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />
– Nordfrankreich:<br />
84<br />
vom Kohlerevier zum beliebten<br />
Tourismusziel<br />
Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />
/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />
zwischen Erinnerung und Blick in die<br />
Zukunft<br />
Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />
– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />
Recht auf etwas schönes !<br />
Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />
von Amiens: von einer Verrückten<br />
Idee zum jährlichen Ereignis<br />
Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />
musikalische Waldbäder und ein<br />
Einhorn<br />
Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />
der Vergangenheit in die Zukunft<br />
Hauts-de-France – Familistère de 64<br />
Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />
zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine<br />
63<br />
beeindruckende Reise (Teil 2):<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine<br />
62<br />
beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />
eines großen französischen<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein<br />
58<br />
Sumpfgebiet für Kenner<br />
Pays de Condé – Eine<br />
43<br />
Bergbaugegend erfindet sich neu<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den 36<br />
Kleinen<br />
HOTELS<br />
Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />
Gosnay<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:<br />
Auf den Spuren des Komikers durch<br />
Frankreich<br />
Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />
ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />
entdecken<br />
Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />
des fehlenden Turms der Kathedrale<br />
von Straßburg<br />
Elsass / Grand Est – Mit dem<br />
Hausboot 100% elektrisch durchs<br />
Elsass<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der<br />
Lieblingsdörfer der Franzosen<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />
unter freiem Himmel im Herzen der<br />
Vogesen<br />
88<br />
80<br />
76<br />
74<br />
69<br />
68<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />
der poetische Aufstieg von 456<br />
Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />
Zeit der Streichhölzer<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />
drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />
– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />
voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />
aus der Asche<br />
Musée Lalique – Eine Hommage an<br />
die Glasmacherkunst<br />
10 Ideen… für ein Wochenende im<br />
Elsass<br />
Bitche – Das zweite Leben einer<br />
Zitadelle<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />
Erbe der lothringischen Kumpel<br />
65<br />
64<br />
62<br />
61<br />
52<br />
43<br />
41<br />
38<br />
36<br />
HOTELS<br />
Le Chambard – Kaysersberg 69<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />
Gérardmer<br />
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />
Petite-Pierre<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Territoire de Belfort – Ballon<br />
d'Alsace: Der sanfte Berg<br />
Doubs – Cercle immense: Auf das<br />
"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />
Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />
Burg gebaut!<br />
Territoire de Belfort – die Stärke<br />
der Kleinen<br />
Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />
2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />
"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />
Territoire de Belfort – Land-Art:<br />
Saype, von Belfort in die weite Welt<br />
Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />
Wald<br />
Aufbruchstimmung in den<br />
französischen Thermalbädern<br />
Kirschen – das rote Gold einer<br />
Region<br />
Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />
Verbindung von Kulturerbe,<br />
Modernität und Lebendigkeit<br />
«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />
Eine Reise ins Land von Asterix<br />
Morvan – Eine Geschichte von<br />
Ammen und Pflegekindern<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />
Rosenkranz zum Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />
in Ronchamp: eine<br />
Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />
Abschaffung der Sklaverei<br />
Belfort – Die wiederentdeckte<br />
Genialität eines Künstlers<br />
Bourgogne-Franche-Comté –<br />
Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die<br />
Champs-Elysées von Burgund<br />
Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />
de Noël<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />
im Fokus der Wissenschaft<br />
88<br />
86<br />
84<br />
83<br />
83<br />
82<br />
78<br />
77<br />
76<br />
74<br />
73<br />
71<br />
69<br />
69<br />
68<br />
64<br />
63<br />
61<br />
61<br />
43<br />
HOTELS<br />
Château Sainte-Sabine – Sainte- 74<br />
Sabine<br />
Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Centre - Val de Loire / Eure-et- 89<br />
Loir – Thiron Gardais: die Geschichte<br />
einer Renaissance<br />
Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88<br />
– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />
Komikers durch Frankreich<br />
Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />
Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />
andere" Schloss an der Loire<br />
Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />
Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />
eines Genies im Loire-Tal<br />
Coup de Cœur –<br />
85<br />
Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />
Nantes<br />
Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />
de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />
Dienste der Fotografie<br />
Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />
Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />
Schlösser Weinkeller illuminieren<br />
Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />
la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />
Rundreise durch die duftende Welt<br />
der Rosen<br />
Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />
Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />
schon immer voraus war<br />
Pays de la Loire / Mayenne –<br />
80<br />
Musée Robert Tatin: verwirrende<br />
Riesen und Wunderwerke<br />
Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />
– Château de Chenonceau: florale<br />
Kunst im Schloss<br />
Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />
im Reich der Blumenkönigin<br />
Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />
das Dorf der<br />
77<br />
Antiquitätenhändler<br />
Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />
die positive Dynamik der<br />
76<br />
Gärten<br />
Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />
Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />
kleinen Dorfes an der Loire<br />
Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />
«das schönste Dorf des Universums!»<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />
ins Land der Troglodyten<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />
La grange de Meslay: Von der<br />
60<br />
Holzkathedrale zum Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein<br />
58<br />
beeindruckendes Schloss<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />
Struppi<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />
zeichne mir ein Schloss<br />
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />
und Intrigen<br />
HOTELS<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Seine-Maritime – Armada de<br />
Rouen 2023: Treffpunkt der größten<br />
Segelschiffe der Welt<br />
Manche – Mont Saint-Michel, die<br />
Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />
Normandie – Biennale La Forêt<br />
Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />
verschönert<br />
Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />
Granville: Wo für Christian Dior alles<br />
gegann<br />
87<br />
83<br />
74<br />
73<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />
Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />
Ein Paradies für Fußgänger<br />
Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />
Die « Seele der Provence » aufspüren<br />
Eine innovative Vision von Wein<br />
Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />
Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />
Rezept Croustade aux pommes<br />
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Calanque de Sugiton<br />
Charente-Maritime<br />
Pompadour<br />
Routes de la Lavande<br />
Auvergne<br />
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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 90 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong>
Normandie – An Bord der Marité von 71<br />
Granville zu den Chausey-Inseln<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will<br />
62<br />
gefeiert werden !<br />
HOTELS<br />
Domaine de la Corniche –<br />
Rolleboise<br />
36<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Finistère – Die Rias von Quimperlé: 89<br />
Bretagne zwischen Erde und Meer<br />
Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />
87<br />
von einer kuriosen Seiten: Die<br />
Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />
Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />
Westen etwas neues!<br />
Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />
aus aller Welt<br />
Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />
1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />
Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />
Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />
konzentrierter Form<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />
cœur für die größte bretonische Insel<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des<br />
63<br />
Saints, die bretonische Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />
zwei Gärten<br />
Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />
Leben<br />
HOTELS<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Nouvelle-Aquitaine / Charente- 89<br />
Maritime – Serie: wenn Bäume<br />
sprechen könnten<br />
Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87<br />
Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />
spannendes Dorf<br />
Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />
Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />
älteste Brücke<br />
Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />
seine älteste Brücke<br />
Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />
Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />
der geplatzten Träume<br />
Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />
– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />
Welt<br />
Coup de cœur – Carrelets:<br />
74<br />
poetische Fischerhütten aus einer<br />
anderen Zeit<br />
Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />
eine Inspiration für den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die<br />
64<br />
Metamorphose von Bordeaux,<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im<br />
63<br />
Taubenschlag von Pouzay<br />
Bordeaux 60<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />
Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />
Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />
Bordelais<br />
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />
des Marais Poitevin<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />
einer Heilpflanze<br />
Gironde – Wie Vauban eine<br />
36<br />
Flussmündung abriegelte<br />
HOTELS<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Île de Vassivière – Wo Natur, Kunst<br />
und Architektur ein Kleinod bilden<br />
Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />
Beaujolais: Die fantastische<br />
Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />
90<br />
87<br />
Auvergne / Haute-Loire – Le<br />
81<br />
Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der<br />
68<br />
Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />
Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />
das Land des Schiefers<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
HOTELS<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-<br />
Pyrénées<br />
Périgord – Jardins de l'Imaginaire<br />
Wenn Mensch und Natur sich<br />
begegnen<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
90<br />
Périgord – Château des Milandes 82<br />
"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />
« wie Gott in Frankreich lebt »<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />
Airbus in Toulouse<br />
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />
ein Stückchen näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
HOTELS<br />
Chateau de la Treyne – Lacave,<br />
Vallée de la Dordogne<br />
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />
60<br />
47<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als<br />
Wahrzeichen<br />
45<br />
13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Okzitanien / Gers – La Romieu: das<br />
kurioze Dorf der Katzen<br />
Okzitanien / Gard – Serie: Typisch<br />
Französische Produkte (39) Jeans<br />
von den Ateliers de Nîmes: Die<br />
Wiederentdeckung des Denim<br />
Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo<br />
Geschichte Zukunft hat<br />
Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />
in Sète: Ritterspiele auf dem<br />
Wasser<br />
Okzitanien / Gard & Hérault –<br />
Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />
Bruder" des Canal du Midi<br />
Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />
– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />
Bergen und Meer<br />
Weintourismus – Domaine Riberach,<br />
es lebe die Entschleunigung!<br />
Hérault – Brassens & Sète, les<br />
Copains d'abord<br />
Aude – Die große Höhle von<br />
Cabrespine, ein unterirdisches<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das<br />
unglaubliche Schicksal eines<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der glücklichen<br />
Tiere<br />
Languedoc-Roussillon –<br />
Überraschende Mittelmeerregion<br />
Carcassonne – Imponierende<br />
Festungsstadt des Mittelalters<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />
Hölle zum Paradies wird<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />
ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />
Synonym für Dynamik<br />
89<br />
89<br />
88<br />
87<br />
85<br />
83<br />
81<br />
80<br />
65<br />
64<br />
60<br />
59<br />
57<br />
57<br />
47<br />
47<br />
HOTELS<br />
Domaine Riberach - Bélesta 81<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />
Premier-Film<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />
der Hugenotten<br />
Lyon – Die Metamorphose<br />
61<br />
eines Arbeiterviertels in ein<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />
59<br />
Flussufer zurück<br />
Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />
Reise zwischen gestern und morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />
aus Lyon<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />
aus Nyons<br />
HOTELS<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />
sich lassen!<br />
Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />
Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />
Fell und Hundegebell<br />
Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />
au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />
Gedächtnis des Wassers<br />
HOTELS<br />
Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />
Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />
und den Bergen des Jura<br />
85<br />
81<br />
77<br />
71<br />
85<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur –<br />
Massif de la Sainte-Baume: Oase der<br />
Stille in der Provence<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur –<br />
Château d'If: ein anderer Blick auf<br />
Marseille<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />
– Abbaye de Montmajour: eine<br />
Reise durch die Vergangenheit der<br />
Provence<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />
– Crotte Cosquer: unglaublische<br />
Höhlenmalereien in den Calanques<br />
von Marseille<br />
Porquerolles – Villa Carmignac:<br />
Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />
Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />
de Daudet, Fontvieille<br />
Camargue – Tanzende Flamingos in<br />
der Camargue<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />
berühmteste Quelle Frankreichs<br />
Umwelt – Lavendel der Provence<br />
in Gefahr<br />
90<br />
89<br />
79<br />
78<br />
73<br />
71<br />
69<br />
58<br />
46<br />
HOTELS<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-ALpes-Côté d'Azur / Var 88<br />
– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />
Komikers durch Frankreich<br />
Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />
en rose » an der Riviera<br />
Côte d'Azur – Die Magie eines<br />
81<br />
mimosengelben und azurblauen<br />
Winters<br />
Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />
Realität<br />
Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />
Naturschutz und einer zerrissenen<br />
Hose<br />
Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />
Teppichs» von Cannes<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />
– Géoparc de Haute-Provence,<br />
eine erstaunliche Reise in die<br />
Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />
Mittelmeer<br />
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />
im Mittelmeer<br />
Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />
eines ungewöhnlichen Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
HOTELS<br />
La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />
Saint-Auban<br />
65<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete<br />
(DOM/TOM)<br />
Französisch-Guayana – Natur,<br />
Geschichte, Raumfahrt<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
37<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
SUPPEN<br />
Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />
épices<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Velouté de laitue 38<br />
VORSPEISEN<br />
Soufflé d'été au basilic 79<br />
QUICHES & TARTES<br />
Tarte Tatin aux endives 80<br />
Tarte Tatin aux pommes et au<br />
74<br />
camembert<br />
Tarte d’automne aux champignons et 60<br />
à la farine de châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />
Camembert rôti au four 57<br />
FLEISCHGERICHTE<br />
Poulet au vin jaune et aux morilles 88<br />
Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />
Poulet fermier basse température 62<br />
à l’ail<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
FISCHGERICHTE<br />
Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />
Sole meunière 61<br />
FONDUES UND SAUCEN<br />
Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />
DESSERTS<br />
Pommes au four aux cerises confites 90<br />
Le far breton aux pruneaux II 89<br />
La crème caramel au beurre salé 84<br />
La tarte aux myrtilles 83<br />
La crème catalane 78<br />
La tarte au chocolat 77<br />
Le Mont-blanc 76<br />
Le Gâteau basque 71<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
GEBÄCK<br />
Le cake aux agrumes 86<br />
Le gâteau aux noix 85<br />
La Madeleine de Proust 82<br />
GETRÄNKE<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Guéwen a testé… den bretonischen 89<br />
Pastis Ty Jaune<br />
Handwerkstradition – Maison 89<br />
Denoix in der Corrèze: Destillierkunst<br />
seit fünf Generationen<br />
Wein – Die verrückte Welt der<br />
88<br />
medaillengekrönten Weine<br />
Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />
85<br />
Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />
Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />
einen wirkungsvolleren Weibau"<br />
Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />
es lebe die Entschleunigung!<br />
Spirituosen – Der Cointreau 79<br />
Wein – Château La Coste: ein<br />
76<br />
Versuchslabor für den Weinau von<br />
morgen ?
Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />
aus Tannennadeln<br />
Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />
Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie<br />
64<br />
Sabine und Jörg in Frankreich<br />
Wein – Crémant, ein kleiner<br />
63<br />
Schaumwein mausert sich<br />
Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61<br />
Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />
denn je<br />
Alkoholische Getränke –<br />
60<br />
Frankreich, das neue Eldorado für<br />
Bierliebhaber<br />
Wein – Der neue Trend beim Aperitif 59<br />
à la française<br />
Wein – Warum wird Wein nicht<br />
58<br />
grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon immer 57<br />
über Champagner wissen wollten<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer 46<br />
im Bordelais<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />
plaît »<br />
Angélique de Niort – Likor aus einer 38<br />
Heilpflanze<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche<br />
36<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Genuss<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />
Elsässer «provoziert» die Welt der<br />
Schokolade<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />
Rolls-Royce unter den französischen<br />
Muscheln<br />
Gastronomie – Kaviar von der<br />
65<br />
französischen Atlantikküste,<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />
der die Pariser an den Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />
Koch einen Michelin-Stern erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian 53<br />
Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />
im Land der Feinschmecker<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />
Burgunds<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />
Korsikas<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />
der Auvergne<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />
Politik & Wirtschaft<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Politik – Und plötzlich fiel das Wort 89<br />
"Autonomie"!<br />
Kulturerbe / Interview – Stéphane 87<br />
Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />
Frankreichs<br />
Kulturerbe & Wissenschaft – Notre- 9<br />
Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />
die Zukunft bauen<br />
Tourismus – Hotels: die Reform des 83<br />
französischen Sterne-Systems<br />
Landwirtschaft – Hurra, in<br />
79<br />
Frankreich ist es gelungen, die<br />
begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />
Wirtschaft – Discounter: Wenn 78<br />
Deutschland Frankreich erobert<br />
Wirtschaft – Die Revision der<br />
73<br />
Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />
ein neuer Goldrausch?<br />
Wirtschaft – Frankreich-<br />
69<br />
Deutschland: der Krieg der<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutsch-französische 65<br />
Freundschaft: welch eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen 63<br />
2017, Präsidiale Orte<br />
Wirtschaft – Atomkraft in<br />
59<br />
Frankreich: der Niedergang eines<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Hochschulpolitik – Teaching in 46<br />
English? Oh mon Dieu!<br />
Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />
in Gefahr<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker 43<br />
und Frankreich<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine 38<br />
Bilanz<br />
Umweltschutz –<br />
Kettensägenmassaker am Welterbe<br />
Canal du Midi<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Paris <strong>2024</strong> – Wird Frankreich bereit 90<br />
sein?<br />
Gesellschaft – <strong>2024</strong>, ein "besonderer 90<br />
Jahrgang" für Frankreich<br />
Geschichte – Der französische Wein 87<br />
während des Zweiten Weltkriegs:<br />
Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />
Bruchpiloten in Paris"<br />
Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />
Paris <strong>2024</strong>: "Phryges": Moskottchen,<br />
die von sich reden machen<br />
Gesellschaft – Bayeux:<br />
84<br />
Eine Stadt engagiert sich für<br />
Kriegsberichterstatter<br />
Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />
Auftrag des Staates: die Mission<br />
photographique hat nichts von ihrer<br />
Aktualität verloren<br />
Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />
Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />
Innenraums<br />
Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81<br />
Bürger von Calais" eingeweiht<br />
wurden<br />
Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />
Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />
80<br />
das Erwachen einer gar nicht so<br />
schlummernden Vergangenheit<br />
Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />
"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />
im Exil"<br />
Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />
Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />
oder abreißen ?<br />
Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />
Kommune: ein zwiespältiger<br />
Geburtstag für die Franzosen<br />
Gesellschaft – "Wie ich als<br />
79<br />
Buchhändlerin die aktuelle<br />
Gesundheitkrise in Frankreich<br />
erlebe"<br />
Am Tag als… der Leichnam des 77<br />
Unbekannten Soldaten am Arc de<br />
Triomphe bestattet wurde<br />
Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />
gute französische Brot geblieben?<br />
Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />
in Frankreich zur Rettung des<br />
Kulturerbes<br />
Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />
Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />
«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />
Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />
Ende eines zu langen Schweigens<br />
Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />
der Deutsche, der den Hafen von<br />
Bordeaux rettete<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />
Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />
France» (2)<br />
René Martin, der französische Steve<br />
Jobs der Musik<br />
Interview – Serie «Quand on aime 68<br />
la France»<br />
Roger Diederen, Direktor der<br />
Kunsthalle München<br />
Gesellschaft – Le Mondial la<br />
63<br />
Marseillaise à pétanque, der größte<br />
Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />
vergessenen Sklaven<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />
des Botschafters der guten Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />
Glück fotografiert<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />
die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />
eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die<br />
60<br />
Lieblingsfranzosen der Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich<br />
60<br />
für die deutsch-französische<br />
Freundschaft einsetzen:<br />
Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />
Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in<br />
Frankreich leben, darüber?<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />
warten auf die Fussballfans<br />
Integration – die Schwächen des<br />
französischen Systems<br />
Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />
–<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag<br />
von Ludwig XIV. in Versailles:<br />
Begräbnisrituale leben länger als<br />
Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />
des CROSS Corsen.<br />
Erinnerungskultur – Passen<br />
Gedenken und Tourismus<br />
zusammen?<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />
und Marseille werden europäische<br />
Hauptstädte<br />
Winterschlussverkauf – Der andere<br />
Wintersport<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />
Zentralismus<br />
Tourismus – Trends für den<br />
Winterurlaub 2011/12<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />
Paris<br />
Kunst & Kultur<br />
Aurélia und Camille Marceau – Aus<br />
Liebe zum Vater<br />
Immersive Erfahrung –<br />
Luminiscence: eine andere Art,<br />
Kathedralen zu betrachten<br />
Preis – Novellen-Preis der Armada de<br />
Rouen 2023<br />
Chanson française / Interview<br />
– Bertrand Dicale, die "goldenen<br />
Ohren" des französichen Chansons.<br />
Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />
das Quartett populär<br />
Kunst – Die Herzen französischer<br />
Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />
die Malerei<br />
Kultur: "Immersive Austellungen":<br />
Die Zukunft der französischen<br />
Museen?<br />
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />
2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />
mit Frauen Porblemen hatte?"<br />
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />
1): Der Ausslände, den Frankreich<br />
nicht akeptieren wollte<br />
Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />
grandiose Künstlerin und eine<br />
beeindruckende Frau<br />
Literatur – Michel Houellebecq: der<br />
Porträtist des Hexagons<br />
Kultur – Die andere Seite von Victor<br />
Hugo: der Zeichner<br />
Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />
Jahre deutschsprachige Literatur in<br />
Frankreich<br />
Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />
Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />
erstrahlen<br />
Kultur / Comic (5) – Interview:<br />
Richard Malka, Anwalt und<br />
Comicautor<br />
Ungewöhnliche Geschichten aus<br />
Frankreich –<br />
Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />
der Sohn<br />
Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />
ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />
déchets nucléaires<br />
Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />
Herausgeber von Ecoute<br />
Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />
Goghs letztes Bild gelüftet<br />
Preise – Tyll Peters: ein junger<br />
Deutscher erhält Preis von Charlie<br />
Hebdo<br />
Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />
und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />
l’Aquarius<br />
Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />
und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />
l’histoire interdite<br />
Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />
Krug: Heimat, ein deutsches<br />
Familienalbum<br />
60<br />
59<br />
58<br />
58<br />
57<br />
57<br />
52<br />
43<br />
43<br />
38<br />
36<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
90<br />
89<br />
88<br />
88<br />
87<br />
86<br />
85<br />
85<br />
84<br />
84<br />
82<br />
81<br />
81<br />
80<br />
79<br />
78<br />
78<br />
77<br />
77<br />
76<br />
73<br />
72<br />
71<br />
Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />
um die französische Nationalhymne<br />
«La Marseillaise»<br />
Portrait – Auf den Spuren von<br />
Jacques Prévert<br />
Sprache – Aussprache, Kartografie<br />
eines Systems à la française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre<br />
Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />
überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche<br />
Vermächtnis von Maurice Ravel<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann in<br />
Paris<br />
Museen – Frankreichs Museen auf<br />
der Überholspur<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen<br />
den Welten<br />
Lebensart<br />
68<br />
64<br />
64<br />
61<br />
60<br />
46<br />
45<br />
38<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Produkte – Das Einkaufsnetz Filt 90<br />
1860 - Einkaufen wie Oma<br />
Produkte – Jeans von "Ateliers de 89<br />
Nîmes"<br />
Produkte – Lacoste, die Marke mit 88<br />
dem Krokodil<br />
Wein – Die verrückte Welt der<br />
88<br />
medaillengekrönten Weine<br />
Guéwen a testé – … Die<br />
88<br />
Besichtigung der Nachbildung der<br />
Grotte Cosquer in Marseille.<br />
Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />
zwischen Wanderern und<br />
Herdenschutzhunden<br />
Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />
Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />
Produkte – Der Guide du Routard 87<br />
Kulturschock – Nächtliche<br />
86<br />
Gedanken<br />
Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />
86<br />
rouge", das neue Angebot der<br />
französischen Post<br />
Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />
innovative Zahnbürste, mit der man<br />
seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />
Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />
est une ordure"<br />
Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />
Pulver, das Wunder bewirkt<br />
Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />
normand"?<br />
Produkte – Louit Frères, der<br />
83<br />
beseondere Senf in kleinen Fass<br />
Produkte – "Der<br />
82<br />
Geschichtenerzähler" Lunii<br />
Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />
wird 100 Jahre alt<br />
Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />
Zurück an die Côte d'Or<br />
Produkte – Meteor: die größte der 80<br />
kleinen Brauereien Frankreichs<br />
Produkte – Briefkästen für<br />
79<br />
Frankreichliebhaber "Made in<br />
Alsace"<br />
Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />
Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />
Lefranc Bourgeois<br />
Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />
Guy Cotten<br />
Produkte – La Hulotte, «das<br />
74<br />
meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />
Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />
Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />
kulturelle Revolution<br />
Produkte – Châteldon: der<br />
68<br />
Champagner unter den französischen<br />
Mineralwässern<br />
Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />
Glas von Luminarc<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />
der Post<br />
Produkte – Der Bistrostuhl<br />
60<br />
« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 85
ART DE VIVRE Produkt<br />
Serie: Typisch französische<br />
Produkte (40)<br />
Im Herzen der Bretagne, zwischen den bekannten Städten Concarneau und Pont-Aven,<br />
versteckt sich ein kleines Juwel des französischen Kulturerbes namens Nevez. Das malerische<br />
Dorf im Süden des Finistère ist Hüter einer alten architektonischen Tradition,<br />
die den Betrachter überrascht und unter dem Begriff Pierres debout, stehende Steine, bekannt<br />
ist. Es handelt sich dabei um Mauern aus vertikal aneinandergereihten Granitblöcken,<br />
die man überall rund um Nevez sehen kann. Ihr Anblick ist faszinierend und macht<br />
viele Besucher neugierig, mehr über diese Besonderheit der Region zu erfahren.<br />
Die Monolithen, Überreste einer vergangenen Epoche, sind zwischen 30 und 50 cm<br />
breit, etwa 20 bis 25 cm dick und bis zu 1,50 m hoch. Die Tatsache, dass jeder Stein 40<br />
bis 70 cm tief im Boden verankert ist, macht die Einfriedungen noch robuster und verleiht<br />
ihnen eine beeindruckende Widerstandskraft gegen die Unbilden von Witterung<br />
und Zeit.<br />
Die Konstruktionen gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück, ein Zeitalter, das<br />
durch die Ausbreitung der Landwirtschaft in der Bretagne geprägt war. Die Bauern,<br />
die damals neue Bodenflächen zum Kultivieren suchten, stießen oftmals auf unterirdische<br />
Granitblöcke. Die Resilienz der Bretonen gegenüber Widrigkeiten und ihr Einfallsreichtum<br />
führten einmal mehr zu einer praktischen und ästhetischen Lösung: Sie<br />
beauftragten Steinmetze der Gegend damit, das Gestein abzubauen und daraus Blöcke<br />
zu hauen, aus denen dann diese massiven und günstigen Einfriedungen entstanden. So<br />
hatten die Bauern also die « stehenden Steine » erfunden, men zao auf Bretonisch,<br />
die heute ein Symbol dieser Gegend darstellen.<br />
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Vorgehensweise weiter,<br />
denn die Steinmetze fanden eine neue Verwendungsmöglichkeit für die<br />
Granitblöcke, indem sie diese in Hauswände einbauten. Die Konstruktionstechnik,<br />
bei der die rohe, authentische Form der Steine an der Fassade<br />
sichtbar bleibt, verleiht den Häusern in Nevez einen einzigartigen<br />
Charakter. Ein Spaziergang durch den Ort ist gleichzeitig eine amüsante<br />
Entdeckungsreise auf der Suche nach solchen Pierres debout in Häuserfassaden.<br />
Der kulturhistorische und ästhetische Wert dieser regionalen<br />
Besonderheit ist heute offiziell anerkannt, denn sie wurde 1993 vom<br />
Umweltministerium mit dem Label Paysage de reconquête ausgezeichnet.<br />
Das unterstreicht ihren Stellenwert und stellt sie gleichzeitig unter einen<br />
besonderen Schutz.<br />
Die « stehenden Steine » von Nevez sind heute nicht nur das Symbol einer<br />
findigen Konstruktionstechnik, sie sind der Ausdruck einer Geschichte,<br />
einer Kultur und der tiefen Zuneigung der Bretonen zu ihrem Territorium<br />
und ihrer Identität. Bei einem Besuch in Nevez taucht man in eine tausendjährige<br />
Geschichte ein, in der die Steine Zeugnis von den Kämpfen und<br />
Träumen derer ablegen, die sie errichteten. Eine Geschichte, auf die die Bretonen<br />
stolz sind, und die sie gerne mit anderen teilen. Ein Kulturerbe, das eine<br />
Entdeckungsreise wert ist.<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Die<br />
stehenden<br />
Steine »<br />
in Nevez in der Bretagne<br />
In dieser Serie werden<br />
Produkte vorgestellt,<br />
die sich in fast jedem<br />
französischen Haushalt<br />
befinden oder die für<br />
viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer<br />
sind. In den letzten<br />
Ausgaben sind<br />
erschienen : Hollywoodund<br />
Malabar Kaugummis<br />
(<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />
(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>.<br />
53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>.<br />
54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55),<br />
L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>.<br />
56), Sophie la girafe<br />
(<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />
(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />
(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl «<br />
Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der<br />
gelbe Briefkasten der<br />
Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier<br />
d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz<br />
La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />
Literatursammlung<br />
La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />
Zitronenpresse aus<br />
Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>.<br />
65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>.<br />
66), Ricard aux plantes<br />
fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />
Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le<br />
Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69),<br />
Gemüsepassiergerät<br />
Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />
Herbes de Provence<br />
(<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>.<br />
72), L’Image d’Épinal<br />
(<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte,<br />
« das meistgelesene<br />
Magazin im Tierbau<br />
» (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de<br />
Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das<br />
gelbe Ölzeug von Guy<br />
Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die<br />
Künstlerfarben Lefranc<br />
Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der<br />
Parapluie de Cherbourg<br />
(<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten<br />
« Made in Alsace »<br />
für Frankreichfans<br />
(<strong>Nr</strong>. 79), Meteor, die<br />
größte der kleinen<br />
Brauereien Frankreichs<br />
(<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die<br />
berühmteste Nummer<br />
in der Welt der Düfte<br />
(<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der<br />
Geschichtenerzähler »<br />
(<strong>Nr</strong>. 82), der Senf Louit<br />
Frères (<strong>Nr</strong>. 83), la Terre<br />
de Sommières (<strong>Nr</strong>. 84),<br />
der Film « Le père Noël<br />
est une ordure » (<strong>Nr</strong>. 85),<br />
Le Guide du Routard (<strong>Nr</strong>.<br />
87), Lacoste, die Marke<br />
mit dem Krokodil (<strong>Nr</strong>.<br />
88), die Jeans Ateliers<br />
de Nîmes (<strong>Nr</strong>. 89) und<br />
das Einkaufsnetz<br />
Filt 1860 (<strong>Nr</strong>. 90).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 87
ART DE VIVRE Wein<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
LABEL<br />
« VOLCANIC ORIGIN »<br />
Eine innovative Vision von Wein<br />
« MADE IN AUVERGNE »<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 89
ART DE VIVRE Wein<br />
Die Welt ist bekanntlich klein und hält manchmal<br />
schöne Überraschungen bereit. Dies wurde mir bei<br />
der Vorbereitung dieses Artikels einmal mehr klar.<br />
Vielleicht erinnern sich einige unserer treuen Leser an eine<br />
Reportage über das kleine Dorf Les Baux-de-Provence<br />
(Bouches-du-Rhône), die vor einigen Jahren, genauer gesagt<br />
2013, in unserem Magazin erschien (Les Baux-de-<br />
Provence, die unerwarteten Reize eines viel besuchten Dorfes,<br />
Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 44). Es ging darin unter anderem um<br />
einige engagierte Winzer, die ein gemeinsames Ziel hatten,<br />
nämlich zu den Ersten zu gehören, die ihre Weine in einer<br />
Appellation d'Origine Controlée (AOC) produzieren, die 100<br />
% bio ist – auch wenn das zur damaligen Zeit von vielen<br />
Nörglern als verrückt bezeichnet wurde. So verrückt war<br />
der Gedanke dann letzten Endes aber nicht, denn mit dem<br />
Jahrgang 2023 wurde er Realität. Die Entschlossenheit<br />
und der Enthusiasmus dieser Winzer haben mich damals<br />
beeindruckt. Sie lebten buchstäblich in einem kleinen Naturparadies,<br />
im herrlichen Massif des Alpilles, zu Füßen<br />
eines der « schönsten Dörfer Frankreichs », in einer Gegend,<br />
die von den Göttern gesegnet zu sein schien. Dort<br />
wollten sie ein innovatives Weinbaugebiet kreieren, das<br />
über eine « Postkartenidylle » hinausgeht, das Tier- und<br />
Pflanzenwelt respektiert. In der Redaktion waren wir<br />
glücklich darüber, ihre Anstrengungen durch einen Artikel<br />
bekannter zu machen.<br />
Heute, elf Jahre später, wollen wir – ganz im Sinne unserer<br />
redaktionellen Grundsätze – erneut engagierten Winzern<br />
einen Artikel widmen. Diesmal nicht in den Alpilles,<br />
sondern in Zentralfrankreich, in der Region Auvergne-<br />
Rhône-Alpes. Auch dort haben sich Winzer zusammengeschlossen,<br />
um in der kleinen, sonst so überraschungslosen<br />
Welt des französischen Weins eine innovative Vision zu<br />
vertreten. In einer Welt, in der sich quasi seit jeher alles<br />
um Begriffe wie Château, Domaine, Cépages, Appellation<br />
oder Terroir dreht, fallen diese Winzer aus dem Rahmen.<br />
Vor allem Terroir ist ein typisch französischer Begriff, unter<br />
dem man alles Mögliche verstehen kann und der kaum<br />
exakt zu übersetzen ist. Die Weinproduzenten, um die<br />
es hier geht, sprechen für sich lieber von einem Esprit de<br />
Territoire oder einer « starken Identität, die durch den Boden<br />
geprägt ist ». Diese<br />
Begriffe scheinen ihrer<br />
Ansicht nach ihre Weine<br />
angemessener zu charakterisieren<br />
– und nicht nur<br />
ihre, sondern sogar diejenigen<br />
anderer Winzer<br />
im Ausland! Denn bei<br />
dem besonderen Boden,<br />
der ihren Weinen einen<br />
spezifischen Charakter<br />
verleiht, handelt es sich<br />
um Vulkanboden ...<br />
Laure Cartier und Jean-Baptiste Deroche<br />
der Domaine Miolanne.<br />
Jean-Baptiste Deroche ist Önologe<br />
im Zentralmassiv. Er ist zudem Präsident der Vereinigung<br />
Vinora, in der sich Winzer zusammengeschlossen<br />
haben, die « die Füße im Basalt und den Kopf in den<br />
Vulkanen » haben. Sie werden feststellen, dass er und die<br />
Mitglieder seiner Vereinigung im Begriff sind, eine neue<br />
Herangehensweise an den Wein zu kreieren. Eine andere,<br />
eine innovative Art, die dem Geist unserer heutigen Zeit<br />
entspricht und in den nächsten Jahren vielleicht noch viel<br />
von sich reden machen wird. Wie ich zufällig im Rahmen<br />
des Interviews erfahren habe, teilt Jean-Baptiste Deroche<br />
sein Leben und den Kampf für Vulkanweine mit einer<br />
passionierten Winzerin namens Laure Cartier. Der Name<br />
erinnerte mich gleich an jemanden, nämlich an Eve Cartier,<br />
eine Winzerin, die ich elf Jahre zuvor in den Alpilles<br />
interviewt hatte, wo sie mir von der Vision einer Appellation<br />
mit 100 % biologisch erzeugten Weinen erzählte. Es<br />
stellte sich heraus, dass Eve und Laure Cartier Schwestern<br />
sind. Wie ich sagte, die Welt ist klein. Aber ist es wirklich<br />
ein Zufall? Was Wein angeht, liegen Engagement und<br />
Entschlossenheit oftmals in den Genen ...<br />
Jean-Baptiste Deroche, bevor wir uns genauer damit<br />
beschäftigen, was Vulkanweine überhaupt sind, können<br />
Sie uns erzählen, wie es dazu kam, dass Sie sich für<br />
vulkanischen Boden und den Wein, den man darauf<br />
produzieren kann, interessiert haben?<br />
Natürlich. Also zunächst war das gar nicht abzusehen,<br />
denn während meiner Ausbildung zum Önologen<br />
hatte ich niemals etwas davon gehört. Allerdings hat<br />
mich die Ausbildung nicht nur offen für die unterschiedlichsten<br />
Rebsorten, Terroirs und Vinifizierungsmethoden,<br />
sondern generell aufgeschlossen<br />
gemacht. Während meines Studiums habe ich daher<br />
mehrere Praktika in sehr unterschiedlichen Weinbaugebieten<br />
absolviert, angefangen vom Jura, über<br />
die Presqu'île de Saint-Tropez und Les Baux-de-Pro-<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
vence bis nach Neuseeland. In jeder dieser Regionen habe ich viel gelernt.<br />
Später hatte ich das Glück, auf sehr interessanten Weingütern arbeiten zu<br />
können. Von 2004 bis 2007 war ich auf Château Romanin in der AOC Les<br />
Baux im Weinkeller beschäftigt, wurde dort im Laufe der Zeit sogar Maître<br />
de Chai, also Kellermeister. In der Zeit habe ich auch Laure Cartier, meine<br />
Lebensgefährtin, kennengelernt. Sie stammt aus einer Winzerfamilie, die<br />
ein Weingut inmitten der Alpilles besitzt. Damals hatte ich aber absolut<br />
noch keine Vorstellung davon, was vulkanische Weine sind. Das kam etwas<br />
später, als wir beide zusammen ein Weingut übernehmen wollten, um uns<br />
niederzulassen.<br />
Unser Tipp:<br />
Wenn Sie in der Auvergne sind und in einem<br />
wunderbaren Umfeld vulkanische<br />
Weine entdecken möchten, besuchen Sie<br />
Laure Cartier und Jean-Baptiste Deroche<br />
auf der Domaine Miolanne, am Fuße des<br />
Massif du Sancy. Sie richten im <strong>Sommer</strong> auf<br />
einer Terrasse direkt vor ihrem prachtvollen<br />
Weinkeller – der aus unverweslichem<br />
(und daher unbehandeltem) Lärchenholz<br />
aus der Gegend gebaut wurde – eine Bar<br />
éphémère ein. Es ist einer der schönsten<br />
Orte der Region, um ein Glas Wein zu trinken<br />
– im Übrigen nicht nur den eigenen<br />
Wein, sondern auch « Weine der Familie »,<br />
vom Mas de Gourgonnier (AOC Baux de<br />
Provence) oder « Weine von Freunden »<br />
(AOC Bergerac) – und dazu Wurst- oder<br />
Käsespezialitäten aus der Auvergne zu genießen.<br />
Domaine Miolanne<br />
Départementale 978 - Route de Clermont<br />
63320 Neschers<br />
Telefon: +33 (0)6 72 41 22 56<br />
www.domainemiolanne.com<br />
Die Weinbar ist in diesem <strong>Sommer</strong> vom 15.<br />
Juni bis 15. August jeweils donnerstags bis<br />
samstags geöffnet (mittags und abends).<br />
In Les Baux-de-Provence?<br />
Nein, obwohl Laures Familie seit Generationen dort lebt und mit dem<br />
Mas de Gourgonnier eine sehr schöne Domaine mit Reben und Olivenbäumen<br />
betreibt, wollten wir an einen anderen Ort gehen, um unseren Erfahrungsschatz<br />
zu erweitern. Also haben wir uns verschiedene Weinbaugebiete<br />
angesehen, unter anderem die Gegend rund um Clermont-Ferrand und das<br />
Massif du Sancy. Diese Region hat uns sofort angezogen. Eines Tages saßen<br />
wir gemütlich beim Essen in einem Restaurant, als ich einen Wein probierte,<br />
der mich sehr überrascht hat. Er hatte außergewöhnlich rauchige Noten.<br />
Ich hatte den Eindruck, es würde am Gaumen « prickeln », so etwas<br />
hatte ich noch niemals bei einem Wein gespürt. Als Mann vom Fach<br />
sagte ich mir sofort, dass da etwas ganz Besonderes dahinterstecken<br />
müsse. Mir war klar, dass eine solch aromatische Ausdrucksstärke<br />
nicht « nur » von der Vinifizierung kommen konnte. Das rauchige<br />
Aroma und der mineralische Ausdruck des Weines konnten nur von<br />
einem besonderen Boden herrühren. Wir haben uns also erkundigt<br />
und herausgefunden, dass der Wein auf Vulkanboden in der Nähe<br />
erzeugt wurde, wie er in der Region verbreitet ist.<br />
Das war in gewisser Weise eine « Offenbarung » für Sie, sodass<br />
Sie einige Jahre später sogar das Weingut, das den besagten Wein<br />
produziert, übernommen haben ...<br />
Genau! Mich hat das selbst am meisten überrascht. Das sind die<br />
Zufälle des Lebens oder das Schicksal ... In der Tat haben wir den<br />
Winzer damals gleich besucht und uns sehr schnell mit ihm angefreundet.<br />
Wir hatten dieselben Ansichten in Bezug auf eine natürliche<br />
Vorstellung von Wein sowie den Respekt von Reben und Umwelt.<br />
Es lag also nahe, dass wir auch über unsere Suche nach einem<br />
eigenen Weingut sprachen. Als er drei Jahre später, 2012, in Rente<br />
ging, haben wir die Domaine Miolanne übernommen und betreiben<br />
sie heute immer noch. Ich glaube, dieser erste Schluck Wein im Restaurant<br />
seinerzeit wird mir immer in Erinnerung bleiben.<br />
Ist Ihnen mittlerweile klar, warum Sie der Wein sofort beeindruckt<br />
hat?<br />
Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass es der Boden ist,<br />
der dem Wein dieses besondere Aroma und die mineralische Note<br />
verleiht. Die Einwohner der Region wissen sehr gut, dass der Boden<br />
hier vulkanischen Ursprungs ist. Laure und ich haben eine Verbindung<br />
zwischen Boden und Wein hergestellt. Allerdings war das<br />
am Anfang nur eine Intuition, und wir mussten erst das Verständnis<br />
dafür entwickeln, wie so etwas wissenschaftlich erklärt werden<br />
kann. Ich verhehle nicht, dass das nicht einfach war. Ich wusste zwar<br />
einiges über die Welt der Vulkane, im Grunde hegte ich sogar insgeheim<br />
eine gewisse Passion für sie: Mein Onkel war ein begeisterter<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · <strong>91</strong>
ART DE VIVRE Wein<br />
Vulkankenner und hatte mich als Kind auf eine Reise<br />
nach Island mitgenommen, um mich mit dem Vulkanismus<br />
vertraut zu machen. Ich holte ihn dann auf<br />
das Weingut, wo er mir erklärte, dass unsere Reben<br />
auf ehemaligen pyroklastischen Strömen des Puy de<br />
Sancy stehen, die durch eine gigantische Explosion<br />
vor über 500 000 Jahren entstanden sind. Deshalb<br />
besteht der Boden, auf dem ein Teil der Reben steht,<br />
aus Bimsstein. Ich habe daraufhin eine Parallele zum<br />
Geschmack des Weines gezogen und mir gesagt, dass<br />
man den Gedanken des « vulkanischen Weines » vertiefen<br />
sollte.<br />
In gewisser Weise war Ihnen die Eigenart von vulkanischen<br />
Weinen bewusst, ohne dass Sie sie genau<br />
definieren konnten?<br />
Exakt. Aber ich war nicht der Einzige, dem<br />
das so ging und der mehr wissen wollte. Zusammen<br />
mit befreundeten Winzern begannen<br />
wir, an dem Thema zu arbeiten. Wir<br />
verkosteten Weine von Reben, die auf<br />
Vulkanboden stehen, zunächst natürlich<br />
in der Region, das war das Einfachste.<br />
Schnell sahen wir unsere Vorahnung<br />
bestätigt: Alle Weine haben<br />
etwas gemeinsam, das nichts mit dem<br />
jeweiligen Weingut, mit bestimmten<br />
Rebsorten, einer bestimmten Art der<br />
Vinifizierung oder einem bestimmten<br />
Jahrgang zu tun hat. Obwohl<br />
die Parzellen, auf denen die Trauben<br />
erzeugt werden, weit voneinander<br />
entfernt liegen, heben sie sich durch<br />
dieselben einzigartigen Merkmale<br />
ab. Vor allem die Rotweine zeichnen<br />
sich durch sehr markante Rauchnoten,<br />
die Weißweine dagegen durch<br />
salzige Noten und eine ausgeprägte<br />
Mineralität aus. Das alles bekräftigte<br />
unsere Intuition, dass der Vulkanboden<br />
für diese Spezifität verantwortlich<br />
ist.<br />
Eine Intuition, die sich im Übrigen weit über die Weinbaugebiete<br />
des Zentralmassivs hinaus bestätigt hat ...<br />
Ja. Aus Neugier wollten wir unsere Nachforschungen<br />
ausweiten und haben Weine aus Ungarn, Oregon in den<br />
Vereinigten Staaten, von den Abhängen des Ätna und des<br />
Vesuv verkostet. Also Weine aus gut bekannten Vulkangebieten.<br />
Und jedes Mal machten wir dieselbe Feststellung,<br />
nämlich dass die Weine tatsächlich etwas Typisches gemeinsam<br />
haben. Dabei war dies noch niemals untersucht<br />
oder nachgewiesen worden. Angesichts der Tatsache,<br />
dass in Frankreich bereits viele Weinbaugebiete in einer<br />
Krise steckten, sagten wir uns, dass wir damit vielleicht<br />
einen Trumpf im Ärmel hätten: Wenn wir diese Typizität<br />
nachweisen würden, könnte das Produzenten von Vulkanweinen<br />
auf der ganzen Welt helfen, bekannter zu werden<br />
und sich von der Mehrheit der Konkurrenzweine abzuheben.<br />
Eine Art « Internationale der Vulkanweine », deren<br />
Ursprung in der Auvergne liegt! Um allerdings ein Mittel<br />
zu finden, diese Eigenart wissenschaftlich nachzuweisen,<br />
musste man eine Vereinigung gründen, Finanzmittel für<br />
die notwendigen Forschungen beschaffen, Laboratorien<br />
und Partner davon überzeugen, uns auf diesem Abenteuer<br />
zu begleiten. Das war zunächst nicht einfach!<br />
Wie sind Sie dabei vorgegangen?<br />
Wir kamen auf den Gedanken, die weltweit erste<br />
Messe für vulkanische Weine ins Leben zu rufen. Sie fand<br />
2020 statt, und zwar an einem symbolträchtigen Ort: im<br />
Erlebnispark Vulcania, der dem Vulkanismus gewidmet<br />
ist und inmitten der Vulkane der Auvergne liegt. Lokale<br />
Politiker, vor allem auf Departementsebene, standen von<br />
Anfang an hinter uns. Sie sahen in unserer Initiative eine<br />
gute Möglichkeit, die Auvergne auf internationaler Ebene<br />
ins Rampenlicht zu rücken. Und die Messe war ein<br />
Erfolg. Rund 40 Weingüter aus Frankreich und dem<br />
Ausland sowie mehrere Hundert Weinspezialisten waren<br />
präsent. Selbst die größten Skeptiker mussten am<br />
Ende zugeben, dass alle Vulkanweine wirklich einen<br />
übereinstimmenden spezifischen Charakter haben.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Angesichts des Erfolges konnte Ihre 2019 gegründete<br />
Vereinigung die notwendigen Finanzmittel aufbringen,<br />
um über das ursprüngliche Ziel – den Zusammenschluss<br />
von Produzenten von Vulkanweinen und die Sensibilisierung<br />
für diese Weine – hinausgehen und die ersten<br />
Untersuchungen über die Charakteristik dieser Weine<br />
lancieren zu können. Damit suchten Sie also einen wissenschaftlichen<br />
Ansatz ...<br />
Genau. Abgesehen davon, bei den Produzenten von<br />
Vulkanweinen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass sie<br />
Teil einer « kleinen Familie » sind, ging es nun darum, die<br />
gemeinsame Spezifität der Weine auf eine wissenschaftliche<br />
Grundlage zu stellen. Bisher wurden zwei Studien<br />
durchgeführt, die zu eindeutigen Ergebnissen kamen.<br />
Unsere ursprüngliche Intuition war richtig: Alle Weine<br />
aus Vulkangegenden, mögen sie auch geografisch noch so<br />
weit entfernt voneinander sein, zeichnen sich in der Tat<br />
durch übereinstimmende Merkmale aus. Abgesehen von<br />
rauchigen und mineralischen Noten müssen diese noch<br />
genau definiert werden, aber das Wesentliche ist klar: Das<br />
Profil eines vulkanischen Weines wird gerade erstellt. Damit<br />
haben sich unsere Hoffnungen bestätigt.<br />
Derzeit entwickeln Sie sogar ein Label ...<br />
Die Erarbeitung einer Prozedur für die Vergabe des<br />
Labels befindet sich in der Endphase. Es geht dabei um<br />
das Label Volcanic Origin. Es soll definieren, was vulkanische<br />
Weine verbindet und die Gebiete der Appellation auf<br />
der ganzen Welt kennzeichnen. Uns ist wichtig, auch hier<br />
wissenschaftlich vorzugehen. Alles wird von der weltweit<br />
führenden Inspektions- und Zertifizierungsgesellschaft<br />
Bureau Veritas kontrolliert. Normalerweise sollten die ersten<br />
Aufkleber Volcanic Origin ab September dieses Jahres<br />
auf den Flaschen zu sehen sein.<br />
Abgesehen vom Erfolg, sind Sie darauf auch stolz?<br />
Das kann ich nicht abstreiten. Wissen Sie, die Vereinigung<br />
besteht zum Großteil aus kleinen Produzenten<br />
und ehrenamtlichen Helfern. Am Anfang glaubte uns<br />
niemand, wenn wir erläuterten, dass wir einen Wein<br />
produzieren, der sich von anderen abhebt. Es war schwer,<br />
die Dinge ins Rollen zu bringen. Selbst Wissenschaftler<br />
betrachteten uns ein wenig von oben herab. Was waren<br />
schon die Intuition eines Winzers, seine Kenntnisse über<br />
den Boden, die Reben und seinen Wein im Vergleich zur<br />
Wissenschaft wert? Nicht viel ... Und dann wurde das,<br />
was wir mit unserem Know-how und unserem Herzen<br />
erklärt hatten, wissenschaftlich nachgewiesen. Jetzt wollen<br />
die Wissenschaftler noch weiter gehen, um zu verstehen,<br />
wie viel vom Geschmack des Weines auf den Boden<br />
zurückzuführen ist. Umso besser! In der Zwischenzeit<br />
wird es uns gelingen, Winzer auf der ganzen Welt zu<br />
verbünden und, so hoffe ich, unsere Weine bei den Konsumenten<br />
immer bekannter zu machen. In einer Branche,<br />
die nachweislich in der Krise steckt, ist das kein schlechtes<br />
Ergebnis. Und vor allem geht es nicht nur darum,<br />
« noch ein Label mehr » zu erfinden, sondern eine neue<br />
Vision von Wein. Eine Vision, die nicht eine bestimmte<br />
Domaine, ein bestimmtes Terroir oder eine bestimmte<br />
Vinifizierungsmethode in den Vordergrund stellt, sondern<br />
eng mit dem Boden und seinen Merkmalen verbunden ist<br />
und dabei Grenzen überwindet. Eine Besinnung auf die<br />
fundamentalen Werte. Das entspricht voll und ganz unserer<br />
heutigen Zeit, und das war, so glaube ich, unbedingt<br />
notwendig.<br />
Jean-Baptiste Deroche, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 93
ART DE VIVRE Rezept<br />
Die Croustade ist eine Spezialität aus dem Südwesten Frankreichs,<br />
genauer gesagt aus der Gascogne, einer historisch und kulturell bedeutenden<br />
Region, die sich über einen großen Teil von Nouvelle-Aquitaine und<br />
einen kleinen Teil von Okzitanien erstreckt. Das Dessert ist einfach zuzubereiten,<br />
wie man es aus ländlichen Gebieten kennt. Mich hat schon<br />
immer die Kombination vom unvergleichlich knusprigen Äußeren<br />
und den weichen und saftigen Äpfeln im Inneren begeistert. Die<br />
Croustade wird neben Äpfeln auch oft mit Backpflaumen gefüllt,<br />
was wieder einmal beweist, dass die Gascogner es verstehen, aus einfachen<br />
lokalen Zutaten exquisite Gerichte zuzubereiten. Ich persönlich<br />
bevorzuge Äpfel für dieses rustikale und gleichzeitig elegante Dessert,<br />
das alle Leckermäuler zufriedenstellen wird!<br />
Croustade<br />
aux pommes<br />
Für 6 Personen · Zubereitung: 20 Minuten · Backzeit: 35 Minuten
Zutaten:<br />
3 Äpfel (idealerweise<br />
Golden Delicious)<br />
12 Filoteigblätter<br />
70 g geschmolzene und<br />
abgekühlte Butter<br />
100 g Zucker<br />
7 cl Armagnac<br />
Zubereitung:<br />
• Äpfel schälen, entkernen und<br />
zunächst in Viertel, dann in dünne<br />
Scheiben schneiden. Apfelscheiben<br />
in eine Schüssel geben, mit dem<br />
Armagnac übergießen und marinieren<br />
lassen, solange die anderen<br />
Zutaten vorbereitet werden.<br />
• Ofen auf 180 Grad vorheizen.<br />
•<br />
Eine Tarteform großzügig mit<br />
Butter einfetten. Ein Filoteigblatt<br />
in die Form legen, den Rand<br />
überstehen lassen. Mit der geschmolzenen<br />
Butter einpinseln<br />
und mit Zucker bestreuen. Diesen<br />
Schritt wiederholen, bis sechs<br />
Filoteigblätter übereinanderliegen.<br />
• Marinierte Apfelscheiben abtropfen<br />
lassen und auf die geschichteten<br />
Filoteigblätter in der Form verteilen.<br />
Mit Zucker bestreuen.<br />
• Die Äpfel mit den restlichen<br />
Filoteigblättern bedecken, dabei<br />
wie am Anfang jedes Teigblatt<br />
gut mit Butter einpinseln und<br />
mit Zucker bestreuen.<br />
• Den überstehenden Filoteig mit<br />
einer Schere abschneiden. Die Teigreste<br />
vorsichtig « zerknittern » und<br />
auf der Oberfläche verteilen. Ein<br />
letztes Mal mit Zucker bestreuen.<br />
• Croustade in den Ofen schieben<br />
und 30 Min. backen. Damit der<br />
Boden schön knusprig wird, für<br />
die letzten 5 Minuten auf Unterhitze<br />
umschalten. Die von unten<br />
kommende Hitze sorgt dann für<br />
eine optimale Textur des Bodens.<br />
Die Croustade wird idealerweise<br />
lauwarm gegessen, dann entfalten sich<br />
die Aromen von Butter, karamellisiertem<br />
Zucker und Armagnac am besten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
… die beiden wichtigsten Reservierungsplattformen<br />
für Zugtickets in Frankreich<br />
Nicht nur in Frankreich sind Zugreisende beim Fahrkartenkauf angesichts der<br />
Vielzahl an Reservierungsplattformen oft ein bisschen verloren. Um Ihnen den<br />
Durchblick bei den unübersichtlichen Angeboten zu erleichtern, habe ich die<br />
Möglichkeiten und den Service der beiden in Frankreich beliebtesten Anbieter<br />
verglichen: die Applikationen der SNCF sowie von Trainline, einem britischen<br />
Unternehmen, das sich im Hexagon in den letzten Jahren durchsetzen konnte.<br />
Nachfolgend also eine Übersicht, welches Angebot in welchen Fällen das<br />
sinnvollste ist.<br />
Bei welchem Dienst ist die Reservierung<br />
am einfachsten?<br />
Die SNCF hat ihre Applikation vor Kurzem überarbeitet<br />
und bietet nun eine ergonomischere Benutzeroberfläche,<br />
welche die Reservierung vereinfachen soll. Obwohl die<br />
Menüs intuitiv sind, gibt es aber Punkte, die verwirren.<br />
So muss man beispielsweise zu Beginn einer Abfrage<br />
zuerst das Ziel angeben, bevor man den Abfahrtsbahnhof<br />
eingibt. Die Applikation von Trainline ist meines Erachtens<br />
hinsichtlich der Funktionalität benutzerfreundlicher<br />
und moderner. Man findet sich dort schneller zurecht, da<br />
die Informationen klarer ersichtlich sind. Die grafische<br />
Gestaltung ist übersichtlicher und interaktiver, was sie<br />
für neue User beziehungsweise User, die das französische<br />
Eisenbahnsystem nicht so gut kennen, attraktiver macht.<br />
Welche Applikation ist für nicht Französisch<br />
sprechende Nutzer einfacher?<br />
Für diejenigen, die der französischen Sprache nicht<br />
mächtig sind, kann die Applikation der SNCF eine<br />
Hürde darstellen. Einige Bereiche der Benutzeroberfläche<br />
sind gar nicht oder nur teilweise übersetzt.<br />
Trainline ist dagegen komplett mehrsprachig,<br />
die Anzeige ist also auch auf Deutsch möglich,<br />
was die Nutzung entsprechend vereinfacht.<br />
Welcher Anbieter hat attraktivere Preise?<br />
Die Applikation SNCF hat tendenziell für ihre eigenen<br />
Züge die niedrigsten Preise und berechnet keine<br />
zusätzlichen Gebühren. Trainline ist manchmal etwas<br />
teurer, da am Ende noch Servicegebühren aufgeschlagen<br />
werden. Der Dienst bietet jedoch exklusive und sehr<br />
wettbewerbsfähige Promotionsangebote, vor allem,<br />
wenn die Strecken mehrerer Schienennetzbetreiber<br />
kombiniert werden (zum Beispiel die Ticketangebote<br />
der Deutschen Bahn und der SNCF). Grenzüberschreitende<br />
Verbindungen, die also deutsche und französische<br />
Strecken umfassen, sind bei Trainline oft günstiger.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
Welche Applikation bietet die beste<br />
Abdeckung für länderübergreifende<br />
Reisen (SNCF + Deutsche Bahn)?<br />
In diesem Fall ist Trainline klar überlegen. Im Gegensatz<br />
zu nationalen Transportgesellschaften hat sich der<br />
Anbieter gerade auf die Kombination von Angeboten<br />
verschiedener europäischer Bahngesellschaften spezialisiert.<br />
Auf der Plattform können Sie ganz einfach<br />
Fahrkarten buchen, die in Deutschland mit der Deutschen<br />
Bahn beginnen und dann in Frankreich mit der<br />
SNCF fortgesetzt werden. Umgekehrt natürlich auch.<br />
Bei der SNCF ist das vom Grundsatz her ebenfalls<br />
möglich, doch es funktioniert bisher nur sehr rudimentär.<br />
Die vorgeschlagenen Fahrstrecken entsprechen nicht<br />
zwangsläufig den bestmöglichen Verbindungen.<br />
Wer bietet die größte Flexibilität bei<br />
Umbuchungen oder Stornierungen?<br />
Die Umbuchung einer bestehenden Reservierung ist<br />
auf beiden Plattformen relativ komplex. Im Grunde<br />
hängt alles mit dem gewählten Tarif zusammen: Je<br />
höher dieser ist, desto einfacher können Sie das gebuchte<br />
Ticket (gebührenfrei) modifizieren. Rein funktional<br />
gesehen scheint die Umbuchung oder Stornierung einer<br />
Fahrkarte – sofern der Tarif dies vorsieht – bei Trainline<br />
einfacher zu sein, da die Benutzeroberfläche übersichtlicher<br />
ist. Die Applikation der SNCF wurde zwar optimiert,<br />
bestimmte Vorgänge sind aber immer noch kompliziert,<br />
vor allem wenn sie mehrere Reservierungen betreffen.<br />
Welche Optionen gibt es für digitale<br />
Tickets und Ermäßigungskarten?<br />
Bei beiden Anbietern können Reisende ein digitales Ticket<br />
direkt auf ihr Smartphone senden lassen, was praktisch<br />
ist. Damit erübrigt sich der Ausdruck der Fahrkarte, es<br />
reicht aus, bei der Kontrolle das Ticket auf dem Smartphone<br />
vorzuweisen. Der Vorteil bei Trainline besteht<br />
darin, dass der Anbieter die Ermäßigungskarten mehrerer<br />
Transportgesellschaften berücksichtigen kann, so auch<br />
die BahnCard. Dies ist interessant für Personen, die öfter<br />
zwischen Deutschland und Frankreich hin und her reisen.<br />
Welche Applikation besitzt die meisten<br />
zusätzlichen Features?<br />
Trainline hebt sich bereits seit einigen Jahren durch<br />
interessante Features wie die Einbindung von Karten<br />
mit der aktuellen Verkehrssituation und Benachrichtigungen<br />
bei Verspätungen oder Gleisänderungen hervor.<br />
Die SNCF hinkte in dieser Beziehung lange hinterher,<br />
setzt aber heute ebenfalls verstärkt auf die Information<br />
der Fahrgäste und sendet vor und während der Reise<br />
Mitteilungen direkt auf das Smartphone: Verspätungen,<br />
nächster Halt, Informationen über Serviceleistungen an<br />
Bord, Plan des Ankunftsbahnhofs usw. Offensichtlich<br />
regt die Konkurrenz positive Entwicklungen an.<br />
Wo ist das Bezahlen praktischer?<br />
Trainline akzeptiert ein breiteres Spektrum an Zahlungsmöglichkeiten:<br />
Abgesehen von den gängigen<br />
internationalen Kreditkarten wie Visa, Mastercard und<br />
American Express können Sie über PayPal, Sofort – das<br />
in Deutschland, Österreich und der Schweiz gut bekannte<br />
Zahlungssystem –, Apple Pay und Google Pay zahlen.<br />
Dagegen ist bei der SNCF das Bezahlen neben den gängigen<br />
Kreditkarten derzeit nur via Apple Pay möglich.<br />
Wie gut sind Kundenservice und<br />
Support bei Problemen?<br />
Die Stärke von Trainline liegt im mehrsprachigen Support,<br />
ein klarer Vorteil also für deutschsprachige Kunden. Der<br />
Kundenservice ist per Chat, Mail und Telefon erreichbar<br />
und sehr reaktiv. So weit ist die Applikation der SNCF<br />
noch nicht. Sie bietet zwar einen Support direkt in der<br />
Applikation an, dieser ist jedoch nicht sehr reaktiv, ganz<br />
zu schweigen von den Hürden für Reisende, die nicht<br />
Französisch sprechen. Allerdings beinhaltet jedes Ticket,<br />
das direkt bei der SNCF gekauft wurde, die Garantie,<br />
dass Anfragen oder Reklamationen bei jedem Kontrolleur<br />
und an jedem SNCF-Schalter in ganz Frankreich gestellt<br />
werden können. Dies ist eine direkte und « menschliche »<br />
Vorgehensweise, die in manchen Fällen hilfreich sein kann.<br />
Mein Fazit:<br />
Die Wahl zwischen SNCF und Trainline hängt mehr<br />
oder weniger von Ihren konkreten Bedürfnissen ab.<br />
Wenn Sie ausschließlich auf dem französischen Schienennetz<br />
reisen und ausreichende Französischkenntnisse<br />
besitzen, ist die Applikation SNCF ideal. Für diejenigen,<br />
die Wert auf Flexibilität, innovative Features,<br />
Mehrsprachigkeit und einen effizienten Kundenservice<br />
legen, ist Trainline vermutlich die bessere Option.<br />
www.sncf-connect.com / APP (kostenlos) SNCF CONNECT<br />
www.trainline.com / APP (kostenlos) TRAINLINE
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />
einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />
findet die Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
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Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Anne Mathieu, Ina Muñoz, Annaïs<br />
Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Ajc Presse, wernerdesign23<br />
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Druck: westermann DRUCK | pva,<br />
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Wenn die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 92, Herbst<br />
<strong>2024</strong>) am 16. August in Deutschland, Österreich, Luxemburg und<br />
der Schweiz im Handel erhältlich ist, können wir uns vermutlich<br />
noch über sommerliche Temperaturen freuen. Sollten Sie zu<br />
unseren treuen Abonnenten gehören, dann steckt das Magazin<br />
bereits eine Woche früher bei Ihnen im Briefkasten – und zwar mit<br />
einem Papierumschlag geschützt.<br />
Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, erhalten Sie – wie immer<br />
auf dieser letzten Seite –Anhaltspunkte, mit deren Hilfe Sie zwei<br />
Themen der nächsten Ausgabe erraten können.<br />
Zunächst zwei Fotos:<br />
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Brown, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; David Bordes, Rebâtir Notre-<br />
Dame de Paris; Nicole Cobac, Ajc Presse; Jc Albert, Ajc Presse • S.6-7:<br />
Carole Bell, Ville de Troyes; Stéphane Bern, DR; Pixabay • S.8-9: Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Pixabay; Cédric Brown, Ajc Presse; Pixabay; Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.10-11: Paris <strong>2024</strong>, DR • S.12-13: DR • S.14-15: Philippe<br />
Matsas, DR ; Nathalie Azoulai, DR ; Roberto Frankenberg, Albin Michel •<br />
Astrid di Crollalanza, Calmann Levy; Jürgen Baeur, Gallimard • S.16-18: DR<br />
• S.20: DR • S. 22-33: Jc Albert, Ajc Presse • S.34-45: Serge Robin, Ajc Presse<br />
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Jacques Habas; Sandie Bertrand; Le Bal du Moulin Rouge; Maison Février;<br />
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Serge Robin, Ajc Presse • S.72-73: David Bordes, Rebâtir Notre-Dame<br />
de Paris; S.74-75: Rebâtir Notre-Dame de Paris, DR; Romaric Toussaint,<br />
Rebâtir Notre-Dame de Paris • S. 76-77: Rebâtir Notre-Dame de Paris,<br />
DR ; David Bordes, Rebâtir Notre-Dame de Paris; Jacques Globig Arts et<br />
Forges; Romaric Toussaint, Rebâtir Notre-Dame de Paris • S.78-81: E.<br />
Cléret, Destination Pays Bigouden Sud • S.86-87: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S. 88-89: Pierre Soissons • S.90-92: Vinora • S.93: Pixabay • S. 94-95: Nicole<br />
Cobac, Ajc Presse • S.96: Pixabay; Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Alain<br />
Lardière, Ajc Presse; Pixabay.<br />
Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu<br />
einem der Fotos hat:<br />
– Ich bin das Geburtshaus eines großen französischen<br />
Schriftstellers. Obwohl ich mitten in Paris im schicken Viertel Passy<br />
liege, vermittle ich den Eindruck eines « Landhauses », sodass man<br />
sich hier wie auf dem Lande fühlt. Ich bin das einzige seiner Pariser<br />
Häuser, die es heute noch gibt. Wie heißt der Schriftsteller?<br />
– Ich liege an der Westküste Frankreichs, wo der Atlantik<br />
meine immensen Sandstrände umspült. Dennoch bin ich ein<br />
Departement, das auch für Sumpfgebiete und eine typische<br />
Bocage-Landschaft mit Wiesen und Wallhecken bekannt ist. Ganz<br />
abgesehen von meinem architektonischen und kulturellen Erbe.<br />
Zudem befindet sich hier ein weltweit bekannter Erlebnispark.<br />
Und wie alle vier Jahre werde ich <strong>2024</strong> in Zusammenhang mit einer<br />
Segelregatta rund um den Globus in aller Munde sein. Welches<br />
Departement bin ich?<br />
Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten<br />
überprüfen, indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />
_ _ N _ _ E _ _ _ A _ _ A _<br />
_ A<br />
_ _ N _ _ E<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 92 – Herbst <strong>2024</strong><br />
Erscheint am 16. August <strong>2024</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>
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