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Nr. 91 - Sommer 2024

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />

PROVENCE · MARSEILLE · CHARENTE-MARITIME · CORRÈZE · AUVERGNE · PARIS<br />

Calanque de Sugiton<br />

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />

Charente-Maritime<br />

Ein Paradies für Fußgänger<br />

Pompadour<br />

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />

Routes de la Lavande<br />

Die « Seele der Provence » aufspüren<br />

Auvergne<br />

Eine innovative Vision von Wein<br />

Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />

Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />

Rezept Croustade aux pommes<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 6,90 €<br />

Österreich 7,60 €<br />

Schweiz 11,90 CHF<br />

Frankreich & Benelux 8,10 €<br />

Italien 8,10 €<br />

4 196974 406903<br />

<strong>91</strong>


«Feuerpferd » 100 x 70 cm, Öl auf Leinwand, 2012 - Henning Hasselbach


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

ich möchte Ihnen einen Freund vorstellen: Henning<br />

Hasselbach. Er war ein großartiger Mensch, sowohl<br />

was seine Weltanschauung anging, als auch seine<br />

Generosität und seine Fürsorge gegenüber anderen.<br />

Ein Mensch, der lieber im Hintergrund blieb, als im<br />

Rampenlicht zu stehen. Nur wenn er mit seinem Kontrabass auf der<br />

Bühne stand, half ihm die Musik, seine Zurückhaltung zu überwinden,<br />

dann war er wie verwandelt. Mit seinen Freunden nahm er uns mit in<br />

einen Wirbelsturm aus Jazzklängen, Rockmusik und französischen<br />

Chansons. Darüber hinaus hatte Henning noch eine andere<br />

künstlerische Seite: die Malerei. Das Bild « Feuerpferd »<br />

malte er 2012. Und seit 2006, seit der allerersten Ausgabe<br />

von Frankreich erleben, gestaltete er als einziger Grafiker<br />

aus unseren Texten und Fotos das Magazin, das Sie kennen.<br />

Am 4. April <strong>2024</strong> hat Henning seinen couragierten<br />

Kampf gegen den Krebs verloren. Er wurde nur 53<br />

Jahre alt. Mit diesen Zeilen möchten wir ihn als<br />

Mensch, Freund und Kollege ehren. Unsere Gedanken<br />

sind bei Katharina, Amber und Leander.<br />

Ich hatte das Glück, Henning einige Tage vor<br />

seinem Tod noch einmal zu treffen. Er wusste<br />

damals bereits, dass das Ende nahe war. Paradoxerweise<br />

war es ein wunderbarer Moment in<br />

meinem Leben. Henning war froh zu wissen, dass<br />

Frankreich erleben ohne ihn weitergehen wird. Er hat<br />

mich aufgefordert, jeden Augenblick des Lebens mehr<br />

denn je zu genießen, an ihn zu denken und zu lächeln,<br />

wenn ich dem Gesang eines Vogels lausche oder die Sonne<br />

aufgehen sehe. Das habe ich ihm versprochen. Wir alle<br />

werden das tun. Er hat viel Sonne in unser Leben gebracht,<br />

nun leuchtet er als Stern am Himmel, doch er wird immer<br />

für uns leuchten. Es gibt Lichter, die niemals verlöschen.<br />

Titelbild: Blick auf die Calanque de Sugiton<br />

vom Wanderweg, der am Campus de Luminy<br />

in Marseille (Bouches-du-Rhône) beginnt.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 3


INHALT<br />

Mornac-sur-Seudre · 34<br />

Moulin Rouge · 56<br />

Calanque de Sugiton · 22<br />

Volcanic Origin · 88<br />

Notre-Dame · 72<br />

Lavendel · 66<br />

Rezept · 94<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />

Pompadour · 46


86 · Névez<br />

Rennes<br />

Nantes<br />

Tours<br />

34 ·Mornac-sur-Seudre<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

Lille<br />

56, 72 · Paris<br />

Straßburg<br />

Dijon<br />

88 · Auvergne<br />

Lyon<br />

46 · Arnac-Pompadour<br />

22 · Calanque de Sugiton<br />

Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Calanque de Sugiton<br />

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />

Die Calanque de Sugiton ist eine der schönsten Felsenbuchten<br />

des Massif des Calanques an der französischen Mittelmeerküste.<br />

Da das Naturparadies durch übermäßigen Andrang fast zerstört<br />

worden wäre, wurde 2022 eine Zutrittsbeschränkung in der<br />

Hochsaison eingeführt. Dies hat dazu beigetragen, die Calanque<br />

zu schützen, und es ist eine Freude zu sehen, dass sie immer<br />

noch – beziehungsweise wieder – so prachtvoll wie früher ist!<br />

34 Mornac-sur-Seudre<br />

Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime<br />

Mornac-sur-Seudre ist für seine engen Gässchen bekannt, die eine<br />

unglaubliche Authentizität ausstrahlen, für seine Kunsthandwerkerläden<br />

und die Salzgärten in der Umgebung. Man hat dort die seltene<br />

Möglichkeit, den Ort und die Umgebung zu Fuß, in seinem eigenen<br />

Rhythmus und Tempo, fern des Straßenverkehrs zu erkunden. Ideal für<br />

alle, die dem Tumult unserer modernen Zeit entkommen möchten.<br />

Frankreich heute<br />

68 Gesellschaft<br />

Frankreich, ein Eldorado für McDonald's?<br />

Lesen Sie, warum McDonald's in einem Land, dessen<br />

Gastronomie auf der Weltkulturerbeliste steht, heute nicht<br />

nur ein Erfolgsmodell für den Konzern ist, sondern dass<br />

Frankreich nach den Vereinigten Staaten noch dazu den<br />

weltweit größten Beitrag zum operativen Ergebnis leistet.<br />

72 Notre-Dame de Paris<br />

Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />

Die Ankündigung von Emmanuel Macron, einen Wettbewerb<br />

für die Gestaltung von « sechs Kirchenfenstern, die der Kathedrale<br />

den Stempel des 21. Jahrhunderts aufdrücken sollen<br />

» auszuschreiben, sorgt im Hexagon für heftige Debatten.<br />

78 Marie Sizun<br />

Eine Liebe zu zwei Ländern und zwei Sprachen<br />

Marie Sizun begann erst im Alter von 65 Jahren mit<br />

dem Schreiben. Trotzdem hat sie inzwischen mehr<br />

als 15 Bücher veröffentlicht und konnte sich damit<br />

als bedeutende Autorin der zeitgenössischen französischen<br />

Literatur behaupten. Wir haben uns mit ihr<br />

über ihre Beziehung zu Deutschland unterhalten.<br />

Art de vivre<br />

86 Produkt<br />

Die « stehenden Steine » in Nevez in der Bretagne<br />

Im malerischen Dorf Nevez im Süden des Finistère ist der<br />

Besucher von einer alten architektonischen Tradition<br />

überrascht, die unter dem Begriff Pierres debout, stehende<br />

Steine, bekannt ist. Lesen Sie, worum es sich dabei handelt.<br />

88 Label « Volcanic Origin »<br />

Eine innovative Vision von Wein « made in Auvergne »<br />

Ein Gespräch über die Eigenschaften, die vulkanische<br />

Weine aus der ganzen Welt gemeinsam haben, über<br />

die Hartnäckigkeit einiger Winzer, diese Gemeinsamkeiten<br />

wissenschaftlich zu beweisen, und darüber,<br />

wie dies zur Kreation eines neuen Labels führte.<br />

94 Chantals Rezept<br />

Croustade aux pommes<br />

46 Pompadour<br />

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />

Arnac-Pompadour ist eine friedliche Stadt, die sofort mit Madame de<br />

Pompadour, der illustren Mätresse Ludwigs XV., in Verbindung gebracht<br />

wird. Der Ort ist eine Mischung aus prächtigem Kulturerbe, einem nicht<br />

zu verleugnenden ländlichen Charme, der tiefen Verankerung in der<br />

Geschichte des Landes und der angesehenen eleganten Pferdewelt.<br />

56 Hinter den Kulissen des Moulin Rouge (1/2)<br />

Excellence à la française<br />

Begleiten Sie uns hinter die Kulissen des Moulin Rouge, um mehr<br />

über zwei ganz unterschiedliche Handwerksateliers zu erfahren. Auf<br />

diese Weise wird deutlich, wie die akribische Arbeit passionierter<br />

Frauen und Männer das Cabaret zu einem unglaublichen Akteur im<br />

Bereich Kulturerbe und der französischen Handwerkskunst macht.<br />

66 Routes de la Lavande<br />

Die « Seele der Provence » aufspüren<br />

Eine Übersicht, wann Sie am besten in die Provence<br />

fahren sollten, wenn Sie das magische Ereignis der<br />

Lavendelblüte hautnah erleben möchten.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

33 Leserbriefe<br />

82 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

GRAND EST<br />

Museum für moderne Kunst in Troyes wieder geöffnet<br />

Nach vierjährigen Umbauarbeiten hat das Musée d’Art<br />

moderne in Troyes (Aube) am 16. April dieses Jahres seine<br />

Türen wieder für das Publikum geöffnet. Es befindet sich<br />

in einem an die Kathedrale angrenzenden ehemaligen<br />

Bischofspalast, der im 16. Und 17. Jahrhundert gebaut<br />

wurde. Der Ausstellungsbereich, der sich über drei Etagen<br />

inklusive Garten erstreckt, wurde vollkommen umgestaltet<br />

und modernisiert. Die außergewöhnliche Sammlung besteht<br />

zum großen Teil aus den mehr als 2000 Werken, die das<br />

Museum 1976 im Rahmen einer Schenkung von Pierre und<br />

Denise Lévy erhielt. Die großzügigen Stifter waren durch<br />

die Textilindustrie von Troyes zu Wohlstand gekommen<br />

und daher der Ansicht, dass die Sammlung letzten Endes<br />

die Frucht der Arbeit der hiesigen Textilarbeiter sei und<br />

dass die Kunstwerke ihnen daher zugutekommen müssten.<br />

Informationen: www.musees-troyes.com/art-moderne/<br />

BRETONISCHER PASTIS<br />

TOURISMUS<br />

Krieg zwischen Savoyen und Savoyen<br />

Die Departements Savoie und Haute-Savoie haben<br />

in Sachen Tourismusförderung das Kriegsbeil<br />

ausgegraben. Obwohl sie in der Vergangenheit ihre<br />

Kräfte und ihr Know-how klugerweise gebündelt<br />

und 2006 eine gemeinsame Tourismusagentur<br />

gegründet hatten (Agence Savoie Mont Blanc), die<br />

auf internationaler Ebene beide Gebiete vor allem<br />

im Hinblick auf den Wintersport bewerben sollte,<br />

haben sie sich nun total überworfen. Vermutlich<br />

wird die Agentur in Kürze sogar aufgelöst. Der<br />

Grund ist eine unklare juristische Frage, die vom<br />

Departement Haute-Savoie aufgeworfen wurde<br />

und darauf abzielt, die Statuten der Agentur zu<br />

ändern, sodass die Institution nicht zwangsweise<br />

von einem Volksvertreter geleitet werden muss,<br />

sondern dass dies auch ein Tourismusexperte sein<br />

kann. Inzwischen ist die Unstimmigkeit zwischen den<br />

beiden Parteien so groß, dass es wohl zur Gründung<br />

von zwei eigenständigen Strukturen kommen wird,<br />

die voraussichtlich nicht in der Lage sein werden,<br />

solidarisch zusammenzuarbeiten. Eine echte<br />

Verschwendung!<br />

Ty Jaune mit Medaillen ausgezeichnet<br />

Erinnern Sie sich noch an Ty Jaune, den<br />

bretonischen Pastis, der seit 2020 in<br />

Ploudaniel (Finistère) hergestellt wird und<br />

der Guéwen so überzeugt hat, dass er ihn in<br />

seiner Rubrik Guéwen a testé präsentiert hat<br />

(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 89)? Nun erreichte uns<br />

zu unserer großen Freude die Nachricht,<br />

dass dieser Aperitif offenbar großen Erfolg<br />

hat: Das originelle Anisgetränk gewann<br />

nämlich nicht nur eine Silbermedaille<br />

beim renommierten Concours Général<br />

Agricole in Paris, sondern kurz danach,<br />

im März, auch noch eine Goldmedaille<br />

beim Concours international de<br />

Lyon. Dort trat der Ty Jaune gegen<br />

726 andere Getränke an und konnte<br />

immerhin 1113 internationale<br />

Verkoster so überzeugen, dass diese<br />

ihm die hervorragende Note 86/100<br />

zuerkannten, was einer Goldmedaille<br />

entspricht. Dies ist eine mehr als<br />

gerechtfertigte Belohnung für das<br />

kleine engagierte Team, das von Anfang<br />

an an diesen 100 % bretonischen<br />

Aperitif geglaubt hat.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


UMGEDREHTE SCHILDER<br />

Französische Landwirte<br />

demonstrieren auf neue Art<br />

Seien Sie nicht erstaunt, wenn Sie derzeit in Frankreich<br />

unterwegs sind und immer wieder an Ortseingängen<br />

oder Ortsausgängen auf Schilder treffen, die auf dem<br />

Kopf stehen. Diesem Phänomen begegnen Sie in ganz<br />

Frankreich, und es ist nicht das Werk einiger Spaßvögel,<br />

sondern das sichtbare Zeichen einer friedlichen – wenngleich<br />

illegalen – Kommunikationskampagne der beiden größten<br />

Landwirtschaftsverbände Jeunes Agriculteurs und Fédération<br />

Nationale des Syndicats d’Exploitants Agricoles (FNSEA).<br />

Mit dieser symbolischen<br />

Aktion unter dem Motto<br />

Nous marchons sur la tête,<br />

« Wir spielen verrückt », wollen<br />

die Landwirte auf die zu zahlreichen und<br />

zudem oft widersprüchlichen Regelungen<br />

ihres Berufes hinweisen. Die Schilder werden dabei<br />

nicht beschädigt, sondern lediglich losgeschraubt<br />

und umgekehrt wieder angeschraubt. Es fällt dann in<br />

den Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Gemeinde, sie<br />

wieder ordnungsgemäß zu platzieren. Je nachdem, ob<br />

die betreffende Kommune das Anliegen der Landwirte<br />

unterstützt oder nicht, kann dies mehr oder weniger Zeit in<br />

Anspruch nehmen.<br />

WAHLEN<br />

Stéphane Bern im<br />

Gemeinderat seines<br />

Wohnorts<br />

Das Ergebnis drückt eine<br />

besondere Wertschätzung aus:<br />

Der bekannte Fernsehmoderator<br />

Stéphane Bern, in Frankreich auch<br />

Monsieur Patrimoine genannt, wurde mit 97,36 % der Stimmen<br />

in den Gemeinderat von Thiron-Gardais (Eure-et-Loir) gewählt.<br />

Seit 2021 wohnt Stéphane Bern in dem 1000-Seelen-Dorf, wo<br />

er das ehemalige Collège royal et militaire renoviert und für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, wie Sie in der Ausgabe<br />

89 von Frankreich erleben lesen konnten (Thiron-Gardais, die<br />

Geschichte einer Renaissance). Der neue Gemeinderat ist natürlich<br />

sehr erfreut über diesen Vertrauensbeweis der Einwohner und lässt<br />

wissen, dass er « seine Bekanntheit weiterhin in den Dienst der<br />

Gemeinschaft stellt ».<br />

TRANSPORTE<br />

Lufthansa City<br />

Airlines entscheidet<br />

sich für<br />

Bordeaux<br />

Die regionale Fluggesellschaft Lufthansa<br />

City Airlines, eine Tochtergesellschaft<br />

des Lufthansa-Konzerns, kündigte<br />

an, vorerst nur eine einzige Stadt in<br />

Frankreich anzufliegen: Bordeaux. Ab<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> soll es von München aus<br />

Direktverbindungen in die Hauptstadt<br />

der Gironde geben.<br />

RADTOURISMUS<br />

Eine neue Strecke zwischen Nantes und Mont-Saint-Michel<br />

Im März <strong>2024</strong> wurde eine neue Radstrecke namens La Régalante eingeweiht, die über 275 km<br />

von Nantes (Loire-Atlantique) zum Mont-Saint-Michel (Manche) führt. Sie weist keine<br />

besonderen Schwierigkeiten auf, der Höhenunterschied auf der gesamten<br />

Strecke ist gering, sodass sie von Radfahrern aller Niveaus bewältigt werden<br />

kann. Das ist bereits in fünf Tagen (vier Übernachtungen) möglich, man<br />

kann sich aber selbstverständlich auch mehr Zeit lassen. Hinweis:<br />

Ein Teil der Strecke verläuft auf der ehemaligen Eisenbahnlinie<br />

zwischen Pontorson (Manche) und Vitré (Ille-et-Vilaine),<br />

wo man unbekannte Tunnel mit einer einmaligen<br />

Architektur passiert. Informationen auf folgender<br />

Website: https://www.ille-et-vilaine-tourisme.bzh/<br />

experiences/la-regalante/


ANERKENNUNG<br />

Französische und deutsche<br />

Glasbläser sind erfreut<br />

Das Glasbläserhandwerk leidet besonders<br />

stark unter der derzeitigen Energiekrise.<br />

Umso mehr freuten sich die in Frankreich und<br />

Deutschland besonders zahlreichen Vertreter<br />

dieses Berufsstands über eine gute Nachricht:<br />

« Wissen, Handwerkstechniken und Kenntnisse<br />

der manuellen Glasfertigung » wurden kürzlich<br />

in die repräsentative Liste des Immateriellen<br />

Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Eine<br />

willkommene Anerkennung für alle, die diesen<br />

alten Handwerksberuf ausüben.<br />

IMMOBILIEN<br />

Die teuerste Straße Frankreichs<br />

Eingefleischte Monopoly-Spieler werden vielleicht irritiert sein, aber laut einer kürzlich<br />

veröffentlichten Studie der Meilleurs agents ist die teuerste Straße Frankreichs nicht<br />

die Avenue des Champs-Élysées, sondern die Rue de Furstemberg im VI. Arrondissement<br />

der Hauptstadt. Für einen einzigen Quadratmeter in dieser Straße, die in einer ruhigen Gegend des Viertels<br />

Saint-Germain-des-Prés liegt, muss man im Durchschnitt immerhin 24 272 Euro auf den Tisch legen.<br />

Außerhalb von Paris gelten der Boulevard de la Croisette in Cannes (12 410 €/m²), der Boulevard John<br />

Fitzgerald Kennedy in Antibes (10 948 €/m²), die Avenue Jean Lorrain in Nizza (10 300 €/m²) und die Avenue<br />

Giuseppe Verdi in Aix-en-Provence (8 615 €/m²) als die teuersten Straßen.<br />

INFLATION<br />

Eintrittspreis für den<br />

Eiffelturm im Höhenflug<br />

Der Eiffelturm liegt mit 6,3 Millionen<br />

Besuchern 2023 auf Platz drei der<br />

meistbesuchten Orte in Frankreich, hinter<br />

dem Louvre und dem Schloss Versailles.<br />

Für die Fahrt mit dem Aufzug hinauf bis zur<br />

Spitze muss man allerdings immer tiefer<br />

in die Tasche greifen: Derzeit kostet das<br />

Ticket 29,40 €. Vor einigen Monaten lag<br />

der Preis noch bei 26 €, und laut Jean-<br />

François Martins, dem Vorsitzenden<br />

der SETE (Société d’exploitation de<br />

la Tour Eiffel) werden es « vor oder<br />

nach dem <strong>Sommer</strong> » etwa 31 € sein.<br />

Damit will man seiner Aussage nach<br />

« die Verluste im Zusammenhang<br />

mit Corona kompensieren »<br />

und Instandhaltungsarbeiten<br />

durchführen.<br />

ENERGIE<br />

Frankreich größter Energieexporteur<br />

in Europa<br />

2023 betrug der Netto-Stromexport von Frankreich<br />

50,1 Terawattstunden (TWh). Damit ist das Land<br />

der größte Energieexporteur Europas, weit vor<br />

Schweden und Norwegen (28,6 bzw. 17,3 TWh<br />

netto). Nachdem das Hexagon regelmäßig<br />

den ersten Platz dieses Rankings belegt hatte,<br />

verlor es diese Spitzenposition 2022 durch den<br />

Stillstand mehrerer Kernreaktoren aufgrund<br />

entdeckter Korrosionsschäden. Inzwischen sind die<br />

Reparaturarbeiten beendet und die betroffenen<br />

Reaktoren wurden wieder in Betrieb genommen. Die<br />

französische Stromproduktion aus Atomkraft stieg<br />

daher von 279 TWh im Jahr 2022<br />

auf 320,4 TWh im Jahr 2023.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


AUTO- UND MOTORRADVERSICHERUNG<br />

Die Folgen der Abschaffung der grünen<br />

Versicherungskarte und der Vignette<br />

Bisher kontrollierten französische Polizisten und Gendarmen<br />

anhand der Grünen Versicherungskarte beziehungsweise<br />

der an der Windschutzscheibe angebrachten Vignette,<br />

ob ein Fahrzeug tatsächlich versichert ist. Ein Blick auf<br />

den kleinen Aufkleber auf der Windschutzscheibe reichte<br />

aus, um die Versicherungsgesellschaft, die Dauer des<br />

Versicherungsschutzes und die Zulassung des versicherten<br />

Fahrzeugs zu kennen. Am 1. April <strong>2024</strong> wurden die<br />

Grüne Karte und die gleichfarbige Vignette in Frankreich<br />

abgeschafft. Die Angaben über alle im Hexagon versicherten<br />

Fahrzeuge sind jetzt in einer Onlinedatenbank – Fichier<br />

des véhicules assurés (FVA) – zentralisiert. Bei<br />

einer Kontrolle muss die Polizei also nur das<br />

Fahrzeugkennzeichen eingeben und erhält<br />

die gewünschte Auskunft. Nun fragen Sie<br />

oder Ihre französischen Freunde sich<br />

vielleicht, was zukünftig passiert, wenn<br />

ein in Frankreich zugelassenes Fahrzeug in<br />

Deutschland kontrolliert wird: Sie können<br />

dann keine Grüne Karte oder Vignette mehr vorweisen,<br />

und die deutsche Polizei hat keinen Zugriff auf die FVA-<br />

Datenbank. Wir können Sie diesbezüglich jedoch beruhigen.<br />

In Deutschland wird zunächst grundsätzlich unterstellt, dass<br />

für jedes zugelassene Fahrzeug ein Versicherungsschutz<br />

besteht. A priori gibt es also für die deutsche Polizei keinen<br />

Grund, dies zu überprüfen. Wird man dennoch kontrolliert,<br />

kann man im Beisein des Beamten selbst mit seinem<br />

Smartphone unter dem Link www.consultation-fva.fr die<br />

Datenbankabfrage machen. Allerdings wird das Ergebnis<br />

nur in französischer Sprache angezeigt. Eine andere<br />

Möglichkeit besteht darin, ein Dokument namens Mémo<br />

véhicule assuré vorzuzeigen, dass jeder Versicherte zukünftig<br />

beim Abschluss des Versicherungsvertrages erhält. Wenn<br />

Sie dieses Dokument nicht besitzen, fordern Sie es vor<br />

der Abreise an. Derzeit ist allerdings nicht sichergestellt,<br />

dass es von den Behörden in Deutschland oder<br />

in anderen europäischen Ländern akzeptiert<br />

wird. Das Zentrum für Europäischen<br />

Konsumentenschutz ist jedoch<br />

zuversichtlich, zumal die<br />

juristischen Fragen in der<br />

nächsten Zeit präzisiert<br />

werden sollen ...<br />

BOURGOGNE-FRANCHE-COMTÉ<br />

Montbéliard, französische Kulturhauptstadt <strong>2024</strong><br />

Nach dem Vorbild der « Europäischen Kulturhauptstädte » zeichnet das Label Capitale française de la Culture<br />

das Kulturprojekt einer Gemeinde oder eines Gemeindeverbands mit einer Größe zwischen 20 000 und 200 000<br />

Einwohnern aus. Nach Villeurbanne im Jahr 2022 fällt die Ehre nun Montbéliard (Doubs) zu, sodass sich dort<br />

die kulturellen Ereignisse in diesem Jahr häufen. Das Kulturprojekt der Stadt trägt den Titel Un pas à côté und<br />

will « den Alltag aufheitern, neue Arten des humorvollen und großzügigen Zusammenseins » erfinden. Dabei<br />

werden alle 73 Gemeinden des Verbandes Pays de Montbéliard Agglomération einbezogen, in jedem dieser Orte<br />

wird mindestens eine kostenlose öffentliche Veranstaltung stattfinden. Mit einem Budget von sechs Millionen<br />

Euro – gegenüber fünfzehn Millionen in Villeurbanne – setzt man in diesem Bereich auf Zurückhaltung. Das<br />

macht neugierig und Lust darauf, Montbéliard aus einer neuen Perspektive zu entdecken! Informationen und das<br />

vollständige Programm finden Sie unter www.nos73capitales.fr


10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


OLYMPISCHE SPIELE PARIS <strong>2024</strong><br />

Bemerkenswerte<br />

Plakate<br />

Die offiziellen Plakate<br />

für die Olympischen und<br />

Paralympischen Spiele <strong>2024</strong><br />

wurden vom Pariser Künstler<br />

und ehemaligen Schwimmer<br />

Ugo Gattoni in mehr als 2000<br />

Stunden von Hand gemalt.<br />

« Ich wollte etwas Episches,<br />

etwas Grandioses kreieren,<br />

das aber auch ein Gefühl<br />

von Fest vermittelt », erklärte<br />

er bei der Vorstellung. Die<br />

unglaublich detailgetreuen<br />

Plakate stehen unter dem<br />

Motto Le sport dans la ville<br />

und stellen eine imaginäre<br />

Stadt dar, die wie ein riesiges<br />

offenes Stadion angelegt<br />

ist. Um keinen Unterschied<br />

zwischen den Olympischen<br />

und Paralympischen Spielen<br />

zu machen, ergänzen sich<br />

die beiden Plakate zu einem<br />

Gesamtmotiv. Man findet<br />

darauf nicht nur Eiffelturm,<br />

Trocadéro, Grand Palais, Stade<br />

de France und die überirdische<br />

Metro, sondern auch amüsante<br />

Details wie einen Wallace-<br />

Brunnen, Schloss Versailles,<br />

die Marina von Marseille<br />

und die tahitianische Welle<br />

von Teahupo’o, wo die<br />

Surfwettkämpfe stattfinden<br />

werden. Das ist aber noch<br />

nicht alles! Alle diejenigen, die<br />

gute Augen haben und gerne<br />

zählen, werden feststellen,<br />

dass 47 Sportarten und<br />

40 000 Personen abgebildet<br />

sind! Eine gewaltige Arbeit<br />

also mit einer humorvollen<br />

Note, denn der Künstler hat<br />

zudem im Gesamtbild acht<br />

Phryges verteilt, die offiziellen<br />

Maskottchen der Spiele, die an<br />

die Jakobinermütze erinnern<br />

sollen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

Die Horde im Gegenwind<br />

Alain Damasio,<br />

Originaltitel: La horde<br />

du contrevent (2004),<br />

übersetzt aus dem<br />

Französischen von<br />

Milena Adam, Matthes &<br />

Seitz, 715 Seiten, 34 €,<br />

ISBN 978-3751800785<br />

Eine leere Welt, in der<br />

tagein, tagaus der<br />

Sturm tost. Manchmal<br />

verebbt er zu einem<br />

sanften Slamino, selten<br />

rast er als verheerender<br />

Grimmwind übers<br />

Land, doch er weht<br />

ohne Unterlass und stets in dieselbe Richtung:<br />

von Fernauf nach Fernab. Immer wieder werden<br />

speziell ausgebildete Gruppen – genannt<br />

« Horden » – losgeschickt, um stromaufwärts<br />

gegen den Wind zu gehen, zu « kontern », immer<br />

weiter, bis zu seinem Ursprung, um die alles<br />

überschattende Frage zu beantworten: Woher<br />

weht der Wind? Und warum? Was ist da oben, in<br />

den unwegsamen Gebieten, die « Fernauf »<br />

genannt werden? Dreiunddreißig Horden<br />

sind bislang verschollen, umgekommen oder<br />

entmutigt am Wegesrand sesshaft geworden.<br />

Doch die vierunddreißigste Horde ist fest<br />

entschlossen, die letzte zu sein, die Geschichte<br />

vom Wind zu Ende zu schreiben. Die Gefahren,<br />

denen die Horde begegnet, sind physischer wie<br />

metaphysischer Natur, der Wind selbst zerrt an<br />

der Erzählung, die diesen einzigartigen Roman<br />

ausmacht … Das Werk wurde 2006 mit dem<br />

Grand Prix de l’Imaginaire ausgezeichnet, dem<br />

renommiertesten französischen Literaturpreis<br />

im Bereich Phantastischer Literatur, der<br />

sowohl die Genres Science-Fiction als auch<br />

Fantasy umfasst. Es ist nicht das erste Werk<br />

des Autors, aber zweifellos sein bekanntestes.<br />

Und mit über 500 000 verkauften Exemplaren<br />

sein meistverkauftes. Es ist ein regelrechtes<br />

literarisches Phänomen, das illustriert, wie<br />

lebendig Science-Fiction in der zeitgenössischen<br />

französischen Literatur ist.<br />

HISTORISCHE UND KÜNSTLERISCHE ERZÄHLUNG<br />

Die Stadt Paris und die Entwicklung zur<br />

modernen Kunst<br />

Markus Spiegelhalder, BoD Books on Demand,<br />

266 Seiten, 24 €, ISBN 978-3757840198<br />

Vor einigen Jahren stellten wir Ihnen<br />

bereits das mitreißende Werk<br />

« Paris – Lichte Straßen im Abglanz<br />

der Zeiten » von Markus Spiegelhalder<br />

vor (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 63). Mit<br />

seinem neuen Buch bestätigt der Autor<br />

seinen Status als richtiggehender<br />

« Erzähler der modernen Zeit »: Auf sehr<br />

angenehme Art und mit dem Stil eines<br />

« gelehrten Parisbegeisterten » führt<br />

er uns vergnüglich und gleichzeitig<br />

sehr detailliert in die künstlerische,<br />

politische und gesellschaftliche<br />

Geschichte von Paris ein. Gleichzeitig<br />

vermittelt er uns dabei das dringende<br />

Bedürfnis, durch die Stadt zu streifen, um konkret zu spüren,<br />

was sich in dieser Hauptstadt, in der die Kunst schon immer<br />

eine wichtige Rolle spielte, zugetragen hat. Das ist weit mehr<br />

als eine Erzählung, das ist ein eindringlicher Appell, Paris<br />

neugierig und auf ganz andere Art zu erkunden! Erfreulich!<br />

KRIMI<br />

Im Château, der sechzehnte<br />

Fall für Bruno, Chef de police<br />

Martin Walker, Originaltitel: A château<br />

under siege, übersetzt aus dem<br />

Englischen von Michael Windgassen,<br />

Diogenes, 384 Seiten,<br />

26 €, ISBN 978-3257072884<br />

Der englische Journalist und<br />

Schriftsteller Martin Walker ist unter<br />

all den Ausländern, die im Périgord ein<br />

Landhaus besitzen, mit Sicherheit nicht nur der bekannteste,<br />

sondern auch derjenige, der am meisten dazu beiträgt, diese<br />

hübsche Gegend der Dordogne bekannter zu machen. Er<br />

gilt inzwischen weltweit als einer ihrer besten Botschafter.<br />

Diesmal muss sein Held, Bruno, Chef de police, einen Fall<br />

lösen, der zum großen Teil im luxuriösen Château de Rouffillac<br />

spielt, einem Schloss, das es wirklich gibt. Abgesehen davon<br />

geht es um Gastronomie ... Mehr wollen wir aber nicht<br />

verraten, um der wie immer gut konstruierten Handlung nicht<br />

die Spannung zu nehmen.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


STADTFÜHRER<br />

Zu Fuß durch Paris,<br />

12 Spaziergänge<br />

Antje Kahnt, Droste, 168 Seiten,<br />

15,99 €, ISBN 978-3770025909<br />

Diese Bücher haben uns gefallen und wir haben Sie Ihnen bei Erscheinen<br />

in Frankreich vorgestellt. Nun wurden sie übersetzt und sind im deutschen<br />

Buchhandel erhältlich.<br />

ROMAN<br />

Nationaldenkmal<br />

Julia Deck, Originaltitel: Monument national<br />

(2022), Originalverlag: Les Éditions de Minuit,<br />

übersetzt aus dem Französischen von Sina de<br />

Malafosse, Klaus Wagenbach Verlag,<br />

168 Seiten, 28 €, ISBN 978-3803113719<br />

Bei den vielen Stadtführern, die es<br />

bereits über Paris gibt, ist es kein<br />

Leichtes, ein Werk zu schreiben,<br />

das sich durch eine originelle<br />

Betrachtungsweise auszeichnet.<br />

Der Droste-Verlag hat die Erstellung<br />

des vorliegenden Stadtführers<br />

Antje Kahnt übertragen und damit<br />

offensichtlich eine glückliche<br />

Hand bewiesen: Die Autorin stellt<br />

nicht nur unter Beweis, dass sie<br />

die Stadt gut kennt – sie hat dort<br />

einen Teil ihres Studiums absolviert<br />

und als Reiseführerin gearbeitet<br />

– sondern dass sie diese nach wie<br />

vor noch mit einem lebendigen und<br />

neugierigen Blick betrachten kann,<br />

der nur Menschen zu eigen ist, die<br />

auch bekannte Dinge täglich neu<br />

entdecken und darüber in Entzückung<br />

geraten können. Ein Blickwinkel,<br />

den viele Pariser selbst verloren<br />

haben. In 12 ungewöhnlichen<br />

und gut nachvollziehbaren<br />

Spaziergängen lädt Antje Kahnt<br />

uns zu Entdeckungsreisen abseits<br />

ausgetretener Pfade ein, um Facetten<br />

der Seine-Stadt zu entdecken,<br />

die man in anderen Reiseführern<br />

vergebens sucht. Fesselnd!<br />

In diesem Buch bleibt Julia Deck ihrer Gabe treu,<br />

soziale Klassen der französischen Gesellschaft<br />

und deren Widersprüche zu beschreiben.<br />

Größer könnten die Unterschiede kaum sein,<br />

als zwischen der Welt eines alternden Stars des<br />

französischen Kinos, der mit seiner Patchworkfamilie und zahlreichen<br />

Angestellten in einem Schloss im Großraum Paris residiert, und der Welt<br />

einer Supermarktangestellten, die mit ihrem Sohn unter einer falschen<br />

Identität lebt … Das Resultat ist ein amüsantes Porträt von Menschen, die<br />

oft scheinheilig, dabei aber immer anziehend sind. Eine verwirrende und<br />

erfreuliche Sozialsatire, wie wir sie lieben!<br />

ERZÄHLUNG<br />

Quercus - Aus dem Leben einer Eiche<br />

Laurent Tillon, Originaltitel: Être un chêne,<br />

sous l’écorce de Quercus (2021), Originalverlag:<br />

Actes Sud, übersetzt aus dem Französischen von<br />

Laura Strack, Éditions Gai Saber, Taschenbuch,<br />

306 Seiten, 31,90 €, ISBN 978-3907320129<br />

Peter Wohlleben, der Autor des in Frankreich sehr<br />

erfolgreichen Buches « Das geheime Leben der<br />

Bäume », und Laurent Tillon hätten sich viel zu<br />

erzählen und würden vermutlich schnell Freunde<br />

werden: Beide sind Förster und hegen dieselbe<br />

Leidenschaft für die Kommunikationsfähigkeit von<br />

Bäumen. In diesem wunderschönen Buch erzählt Laurent Tillon von der<br />

engen Beziehung, die er seit seiner Jugend zu « seiner » Eiche hat, einer<br />

240 Jahre alten Eiche im Wald von Rambouillet. Er nennt sie Quercus. Beim<br />

Lesen erfährt man nicht nur mehr über die erstaunliche Art, wie Bäume<br />

miteinander kommunizieren und interagieren – wie es Peter Wohlleben<br />

ebenfalls so schön beschreibt –, sondern auch über die Geschichte und<br />

Entwicklung des französischen Waldes. Ein Buch voller überraschender<br />

Ereignisse und Abenteuer, zwischen Wissenschaft, Poesie und Philosophie,<br />

das neugierig macht und den Leser in Staunen versetzt. Ein Buch, das man<br />

am besten unter seinem Lieblingsbaum liest!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Python<br />

ROMAN<br />

Rousse ou les beaux<br />

habitants de l’univers<br />

Denis Infante, Tristram, 2023, 142 Seiten,<br />

16,50 €, ISBN 978-2367190990<br />

« In allen Büchern, die heutzutage erscheinen, räumt man meiner Meinung<br />

nach engstirnigen Wesen zu breiten Raum ein und vernachlässigt es, uns<br />

das Hecheln der schönen Bewohner des Universums wahrnehmen zu<br />

lassen. » Denis Infante arbeitete lange für Theater und Kino. Seinen ersten<br />

Roman beginnt er mit diesem Zitat* des französischen Schriftstellers<br />

Jean Giono (1895-1970) und erteilt damit auf ungewöhnliche Art einem<br />

wundervollen Tier das Wort. Rousse ist eine junge, liebenswerte und<br />

vollkommen unerschrockene Füchsin. Angesichts des Klimawandels<br />

und einer Welt, in der es keine Menschheit mehr gibt, beschließt sie<br />

mutig, zur Quelle eines der letzten großen Flüsse zu gehen. Der Autor<br />

erzählt uns von dieser berührenden Odyssee voller Poesie in einer<br />

veränderten Sprache, die eng mit dem Wesen von Tieren verbunden ist:<br />

Es ist eine Sprache ohne Artikel, mit der Denis Infante zunächst unsere<br />

Lesegewohnheiten durcheinanderbringt und uns<br />

überrascht. Man gewöhnt sich jedoch sehr<br />

schnell daran. Diese geniale Idee lässt<br />

den Leser auf einzigartige Weise tief in<br />

das Universum von Rousse eintauchen.<br />

Die ausgesprochen animalische<br />

Ausdrucksweise macht deutlich,<br />

wie Rousse die Dinge sieht,<br />

am Ende haben wir<br />

einiges dazugelernt.<br />

Eine ökologische,<br />

stimmungsvolle und<br />

sogar feministische<br />

Fabel, die man so<br />

schnell nicht vergisst!<br />

* aus Le chant du<br />

monde in Solitude<br />

de la pitié<br />

Nathalie Azoulai, P.O.L,<br />

2023, 234 Seiten, 20,00 €,<br />

ISBN 978-2818058664<br />

Während einer Essenseinladung bei<br />

Freunden bemerkt die Autorin, dass der Sohn<br />

des Hauses, Boris, in einer Ecke sitzt und ganz<br />

auf seinen Computer fixiert ist. Neugierig<br />

erkundigt sie sich bei den Eltern und erfährt,<br />

dass Boris, seit er das Programmieren gelernt<br />

hat, offenbar von seinem Computer besessen<br />

ist. Nathalie Azoulai beschließt daraufhin,<br />

sich näher mit Programmiersprachen zu<br />

befassen und selbst eine davon zu lernen.<br />

Sie entscheidet sich für « Python », eine der<br />

komplexesten. Sehr schnell wird der Autorin<br />

klar, dass sie sich damit in eine männlich<br />

dominierte und vor allem junge Welt begeben<br />

hat, in der sie als Frau, vor allem als Frau in<br />

den Fünfzigern, schnell überfordert ist. Das<br />

Wichtigste – und zugleich das Thema des<br />

Buches – ist für sie jedoch etwas anderes:<br />

die unvorhersehbare und faszinierende<br />

Begegnung zwischen den zwei Universen<br />

Literatur und Programmieren. Zwei<br />

Welten, die gegensätzlicher nicht sein<br />

könnten, die sich aber in gewisser Weise<br />

ergänzen und manchmal auch<br />

überschneiden. Eine schöne<br />

Lektion über die Neugier<br />

auf eine andere<br />

Materie und eine<br />

andere Art zu denken.<br />

Die Gelegenheit,<br />

eine gewisse Art von<br />

Zukunftsoptimismus<br />

kennenzulernen,<br />

der<br />

Programmierern<br />

eigen ist ...<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


BILDUNGSROMAN<br />

Les Yeux de Mona<br />

Sie möchten Ihren französischen Freunden ein<br />

deutsches Buch empfehlen, das kürzlich auch in<br />

Frankreich erschienen ist und mit dem sie etwas<br />

mehr über deutschsprachige Länder erfahren?<br />

Thomas Schlesser, Albin Michel, 2023, 486<br />

Seiten, 22,90 €, ISBN 978-2226487162<br />

Mona ist ein zehnjähriges Mädchen und wird ihr Augenlicht verlieren.<br />

Die Ärzte schätzen, dass es noch etwa ein Jahr dauern wird, bis<br />

sie völlig blind ist. Diese Zeit will ihr kunstbegeisterter Großvater<br />

nutzen, um sie mit den schönen Dingen vertraut zu machen, solange<br />

das noch möglich ist. Jeden Mittwoch geht er deshalb mit seiner<br />

Enkelin nach der Schule in ein Museum und lässt sie ein Gemälde<br />

entdecken. Dem Kunsthistoriker Thomas Schlesser ist es gelungen,<br />

einen großen Roman zu schreiben, der sowohl in die Kunst als auch<br />

in das Leben einführt. Die 52 kurzen Kapitel, von denen jedes einem<br />

Kunstwerk gewidmet ist – die im Übrigen alle auf dem ausklappbaren<br />

Schutzumschlag des Buches abgebildet sind –, sind leicht und<br />

vergnüglich zu lesen. Das Konzept ist auf internationaler Ebene<br />

erfolgreich, denn Les Yeux de Mona wurde bereits in mehr als 22<br />

Ländern übersetzt und publiziert. Eine sehr einfühlsam geschriebene<br />

Erzählung über die Schönheit, das Leben und die Kunst! Hinweis: Die<br />

deutsche Übersetzung Monas Augen – eine Reise zu den schönsten<br />

Kunstwerken unserer Zeit erscheint im September <strong>2024</strong> im Piper<br />

Verlag. Wir kommen in unserer nächsten Ausgabe darauf zurück.<br />

ROMAN<br />

D’or et de jungle<br />

Jean-Christophe Rufin,<br />

Calmann Lévy, 2023, 450 Seiten, 22,50 €,<br />

ISBN 978-2702187548<br />

Diese imaginäre Geschichte ist spannend und verwirrend, denn sie<br />

ist durchaus denkbar. Sie handelt von einigen Großunternehmen aus<br />

dem Bereich der neuen Technologien, die beschließen, sich ein Land<br />

(das Sultanat Brunei) anzueignen und sich dort niederzulassen, um<br />

sich auf diese Weise jeder Kontrolle zu entziehen. Auf Veranlassung<br />

dieser Unternehmen führen Söldner mithilfe des Internets und der<br />

Verbreitung von Fake News einen Staatsstreich durch, bei dem kein<br />

einziger Schuss fällt. Jean-Christophe Rufin hat unzählige Berufe: Er<br />

ist Politikwissenschaftler, Doktor für Neurologie, engagiert sich als<br />

Arzt für humanitäre Projekte (er war Vorsitzender der Vereinigung<br />

Action contre la faim), Diplomat (er lebte als französischer Botschafter<br />

im Senegal und in Gambia), anerkannter Schriftsteller (2001 erhielt<br />

er unter anderem den Prix Goncourt für sein Werk Rouge Brésil, das<br />

nicht auf Deutsch übersetzt wurde) und wurde 2008 sogar als jüngstes<br />

Mitglied in die Académie française aufgenommen. In diesem Buch<br />

verarbeitet er gekonnt Erfahrungen aus seiner Vergangenheit und<br />

präsentiert uns eine Dystopie, die sich konstant zwischen Thriller,<br />

Spionageroman und Abenteuergeschichte bewegt. Vor allem seine<br />

Art, sehr technische und hochaktuelle Informationen über die<br />

Möglichkeit, ein Land zu destabilisieren, allgemein verständlich<br />

darzustellen, nimmt gefangen. Spannend von der ersten bis zur<br />

letzten Seite!<br />

ROMAN<br />

Braconnages<br />

Reinhard Kaiser-<br />

Mühlecker, aus dem<br />

österreichischen Deutsch<br />

übersetzt von Olivier Le Lay,<br />

Originaltitel: Wilderer, Gallimard, <strong>2024</strong>, 368<br />

Seiten, 23,90 €, ISBN 978-2072998584<br />

Jakob ist ein junger Landwirt und betreibt den<br />

familiären Hof in Oberösterreich. Nach einigem<br />

Zögern nimmt er Katja auf, eine Künstlerin,<br />

die eine Leidenschaft für die Landwirtschaft<br />

entwickelt. Allmählich kommen sich die beiden<br />

näher, gründen eine Familie. Doch diese<br />

Verbindung und die vordergründige Stabilität<br />

bringen die quälenden Fragen, die Jakob seit<br />

langer Zeit umtreiben, nicht zum Schweigen:<br />

Fragen über die täglichen Schwierigkeiten<br />

des bäuerlichen Lebens, das bedrückende<br />

geschichtliche Erbe seines Landes, die Stille<br />

und die Unmöglichkeit, über manche Dinge<br />

zu sprechen. In Jakobs Innerem schwelt ein<br />

grausamer Zorn, der ständig ausbricht und<br />

auf sein Land, auf die anderen, auf sich selbst<br />

niederprasselt. Die Franzosen hatten in den<br />

letzten Jahren bereits die Gelegenheit, Kaiser-<br />

Mühlecker durch seine Bücher Lilas rouge<br />

(Roter Flieder) und Lilas noir (Schwarzer Flieder)<br />

kennenzulernen. Mit Braconnages können sie<br />

erneut ein Werk – wiederum wunderschön<br />

übersetzt von Olivier Le Lay – dieses von uns sehr<br />

geschätzten Autors kennenlernen. So gut wie<br />

kein anderer erzählt Kaiser-Mühlecker von den<br />

Lebensbedingungen in der Landwirtschaft und<br />

davon, wie schwer es manchmal sein kann, das<br />

historische Erbe seines Landes zu verarbeiten.<br />

Spannend, lehrreich und sehr oft erschütternd.<br />

Und universell, wie richtige Literatur eben ist!<br />

Die deutsche Ausgabe Wilderer ist als<br />

Taschenbuch im S. Fischer Verlag erhältlich<br />

(352 Seiten, 14,00 €, ISBN 978-3596709359).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 15


ON REGARDE<br />

COMEDY-DRAMA<br />

Suspended<br />

Time<br />

Während der<br />

Coronaviruskrise<br />

im Frühjahr 2020<br />

ziehen sich der<br />

Regisseur Étienne<br />

(Micha Lescot) und<br />

sein Bruder, der<br />

Musikjournalist<br />

Paul (Vincent<br />

Macaigne), beim Lockdown in das Haus auf<br />

dem Land zurück, in dem sie ihre Kindheit<br />

verbrachten. Mit dabei sind ihre neuen<br />

Lebensgefährtinnen Morgane (Nine d’Urso)<br />

und Carole (Nora Hamzawi). Neben der Freude<br />

über das durch die Pandemie ausgelöste<br />

Zusammensein entdecken die Brüder jedoch<br />

auch bislang unbekannte Seiten des anderen<br />

... Der Regisseur Olivier Assayas gibt mit<br />

diesem Film – der im Übrigen bei der letzten<br />

Berlinale für den Goldenen Bären nominiert<br />

war – mehr denn je von sich preis, denn er hat<br />

diese Situation während der Ausgangssperre<br />

selbst erlebt. Obwohl er eher für Filme mit<br />

hohem Budget und mit internationalen Stars<br />

wie Penelope Cruz oder Maggie Cheung<br />

bekannt ist, bereitete es ihm offensichtlich<br />

ein großes Vergnügen, in diesem Fall mit<br />

bescheideneren Mitteln und in seinem eigenen<br />

Elternhaus zu drehen. Die Bedingungen des<br />

Lockdowns sind zwar sehr komfortabel und<br />

mit etwas Abstand betrachtet, erscheinen<br />

gewisse hypochondrische Züge und<br />

Putzbesessenheiten nichts Neues, dennoch<br />

berührt der Film, da es ihm gelingt, ein<br />

sehr intimes und einfühlsames Porträt der<br />

beiden Brüder zu zeichnen. Man spürt, dass<br />

die lustigen Kindheitserinnerungen nur eine<br />

Fassade sind, die darüber hinwegtäuschen<br />

soll, wie schwer es ihnen fällt, über die<br />

wichtigen Dinge im Leben – vor allem über<br />

ihre Partnerinnen – zu reden. Nach und nach<br />

stellt sich eine gewisse Melancholie ein. Das ist<br />

bewegend und sehr persönlich. Assayas hat ins<br />

Schwarze getroffen!<br />

Suspended Time Frankreich <strong>2024</strong>, 1 Std. 45<br />

Min. • Originaltitel: Hors du temps • Ein Film von<br />

Olivier Assayas, mit Vincent Macaigne, Micha<br />

Lescot, Nine D’Urso, Nora Hamzawi, Maud<br />

Wyler u. a. • Kinostart am 19. Juni <strong>2024</strong>.<br />

DRAMA<br />

Das Zimmer der Wunder<br />

Das ruhige Leben von Thelma (Alexandra Lamy)<br />

nimmt eine tragische Wendung, als ihr 12-jähriger<br />

Sohn Louis (Hugo Questel) nach einem Unfall im<br />

Koma liegt. Sie ist entschlossen, ihn ins Leben<br />

zurückzuholen, koste es, was es wolle. Daher stürzt<br />

sie sich in das verrückte Abenteuer, die « 10 Dinge,<br />

die man tun sollte, bevor die Welt untergeht »<br />

abzuarbeiten, die Louis in seinem Tagebuch notiert<br />

hat. Auf diese Weise will sie ihm zeigen, wie schön das Leben sein kann. Doch<br />

diese Reise, von der ihr Sohn geträumt hat, führt sie viel weiter, als sie sich<br />

vorstellen konnte. Sie führt so weit, dass sie selbst wieder Lust am Leben<br />

verspürt. Die gleichnamige Buchvorlage für diesen Film stammt von Julien<br />

Sandrel und ist sehr berührend. Beim Penguin-Verlag ist nun anlässlich des<br />

Filmstarts die deutsche Fassung als E-Book verfügbar (Übersetzung Claudia<br />

Marquardt, 7,99 €, EAN 978-3641235611). Lisa Azuelos bleibt zwar der Vorlage<br />

treu, doch die Magie des Kinos und ihre einfühlsame Inszenierung voller<br />

Überraschungen verstärken die positive Wirkung noch. Am Ende verlässt<br />

man das Kino glücklich und hat mehr denn je Lust, jede Minute des Lebens<br />

auszukosten!<br />

Das Zimmer der Wunder Frankreich, 2023, 1 Std. 39 Min. • Originaltitel:<br />

La Chambre des merveilles • Ein Film von Lisa Azuelos, mit Alexandra<br />

Lamy, Muriel Robin, Hugo Questel u. a. • Kinostart am 16. Mai <strong>2024</strong><br />

COMEDY-DRAMA<br />

Die Gleichung ihres Lebens<br />

Marguerite (perfekt verkörpert von<br />

Ella Rumpf, die für diese Rolle den<br />

César als weibliche Entdeckung<br />

<strong>2024</strong> erhielt) ist eine brillante<br />

Mathematikstudentin an einer renommierten französischen Hochschule. Ihr<br />

Leben scheint vorgezeichnet zu sein. Sie ist die einzige weibliche Absolventin<br />

ihres Jahrgangs und hat gerade ihre Doktorarbeit beendet, die sie vor einem<br />

Forschergremium präsentieren muss. Doch am Tag X stellt ein Fehler ihr<br />

ganzes Leben auf den Kopf. Marguerite beschließt, alles hinter sich zu lassen<br />

und noch einmal neu anzufangen. Anna Novion ist mit diesem originellen<br />

und sehr persönlichen Film der Spagat zwischen « Wissenschaftsthriller »,<br />

« mathematischer Romanze » und dem Porträt einer anziehenden jungen<br />

Frau gelungen. Die Regisseurin musste als Zwanzigjährige krankheitsbedingt<br />

sechs Monate von der Außenwelt abgeschieden verbringen. Nach ihrer<br />

Genesung spürte sie eine Diskrepanz zwischen sich und Gleichaltrigen.<br />

Durch die Fragen, die sich die zwar sehr selbstsichere, gleichzeitig aber auch<br />

sehr unsichere und lange Zeit ausschließlich auf ihr Mathematikstudium<br />

fokussierte Heldin des Films stellt, analysiert Anna Novion dieses Gefühl<br />

der Distanz gegenüber der Welt und anderen Menschen. Ein Film, der<br />

nachdenklich macht, der aber auch die Mathematik von einer sehr<br />

menschlichen – vielleicht sogar poetischen – Seite zeigt.<br />

Die Gleichung ihres Lebens Frankreich, Schweiz, 2023, 1 Std. 52 Min. • Originaltitel:<br />

Le théorème de Marguerite • Ein Film von Anna Novion, mit Ella Rumpf, Jean-Pierre<br />

Darroussin, Clotilde Courau, Julien Frison, Sonia Bonny u. a. • Kinostart am 27. Juni <strong>2024</strong>.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


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DOKUMENTATION<br />

Champions<br />

Chics<br />

DOKUMENTATION<br />

Europa glüht - Wie<br />

Hitzewellen unser Leben<br />

verändern<br />

« Dieser <strong>Sommer</strong> ist höchstwahrscheinlich der kühlste unseres restlichen<br />

Lebens », so der Wissenschaftler Fernando Valladares. Denn Europa<br />

wird immer heißer. In Lyon wird das Klima 2050 voraussichtlich dem des<br />

heutigen Madrid entsprechen, und in Paris wird die Zahl der Hitzetage von<br />

14 Tage im Jahr 2008 auf voraussichtlich 34 Tage im Jahr 2030 steigen. Eine<br />

bedrohliche Prognose, denn die Gefahr, bei einer Hitzewelle zu sterben,<br />

ist in keiner europäischen Stadt so groß wie in Paris. Die Dokumentation<br />

beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen von Hitzewellen auf unser<br />

Leben in Europa und stellt mögliche Adaptionsstrategien und Ansätze<br />

zur Kühlung unserer Metropolen vor, wie beispielsweise Fraîcheur de<br />

Paris, eine Art Kältefabrik, 40 Meter unter der Erde. Sie kühlt Wasser aus<br />

der Seine herunter und versorgt fast 800 Abonnenten in der Stadt mit<br />

Eiswasser, darunter das älteste Kaufhaus der Stadt.<br />

Die Tennislegende René<br />

Lacoste sagte einmal:<br />

« Es reicht nicht,<br />

das Spiel zu gewinnen ... man muss auch es mit Stil<br />

tun. » Seit den Olympischen Spielen von Paris 1924<br />

sind 100 Jahre vergangen – ein Jahrhundert voller<br />

neuer Entwicklungen im Sport und in der Mode.<br />

In « Champions Chics » erzählen verschiedenste<br />

Persönlichkeiten – darunter ein ehemaliger<br />

französischer Nationalfußballer, ein Rapper, ein<br />

Modeschöpfer, eine Judoka und ein Schuhdesigner<br />

–, wie der Sport die Kleiderschränke der Menschen<br />

revolutioniert hat.<br />

Dokumentation von Elise Chassaing, Frankreich 2023, 52 Min.<br />

Mittwoch, 10. Juli <strong>2024</strong> um 23.05 Uhr. Online<br />

verfügbar ab dem 3. Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Dokumentation von Petra Thurn und Mike Pitt, Deutschland 2023, 52 Min.<br />

Samstag, 1. Juni <strong>2024</strong> um 22.35 Uhr. Schon online verfügbar auf arte.tv<br />

Bruder und Schwester (Frère et Soeur)<br />

Geschwister, einander im Hass zugetan, aber die Gründe sind nicht<br />

erkennbar. In der Kindheit hat Louis Alice vergöttert, sie wurde eine<br />

gefeierte Schauspielerin und er später erfolgreicher Autor . Alice beginnt<br />

ihren Bruder Louis zu hassen. Er schreibt als Antwort auf Ihre Kälte bissige<br />

Enthüllungsromane über Alice. Als die Eltern einen schweren Unfall<br />

erleiden, stehen sie beide wieder gegenüber…<br />

Spielfilm von Arnaud<br />

Desplechin, mit Marion<br />

Cotillard, Melvin Poupaud,<br />

Golshifteh Farahani, u.a.,<br />

Frankreich 2022, 108 Min.<br />

Mittwoch, 17. Juli <strong>2024</strong><br />

um 20.15 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 10. Juli bis<br />

24 Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />

DOKUMENTATION<br />

Die schnellsten Beine<br />

der Welt<br />

Am 3. und 4. August werden mindestens vier Milliarden<br />

Menschen ihre Fernseher, Tablets oder Mobiltelefone<br />

einschalten, um die Finals des 100-Meter-Laufs<br />

von Frauen und Männern in Paris zu verfolgen, den<br />

Höhepunkt der Olympischen Spiele <strong>2024</strong>. Alle vier<br />

Jahre ein magischer Moment für die Zuschauer - und<br />

eine Extremsituation für die Athletinnen und Athleten,<br />

die bei maximaler Beschleunigung fast 45 km/h<br />

erreichen. Die Entwicklung dieses Wettkampfs zeigt,<br />

zu welchen enormen Leistungen der menschliche<br />

Körper mittlerweile fähig ist. Eine kurze Geschichte der<br />

Königsdisziplin der Olympischen Spiele.<br />

Dokumentation von Jean-Christophe Rosé, Frankreich<br />

<strong>2024</strong>, 52 Min. Dienstag, 23. Juli <strong>2024</strong> um 21.45 Uhr.<br />

Online verfügbar ab dem 16. Juli auf arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 17


ON SURFE<br />

TRANSPORT<br />

Mit leichtem Gepäck fliegen<br />

Das französische Start-up Alltheway bietet einen Service, mit dem<br />

Flugreisende ihr Gepäck an einer Pariser Adresse abholen lassen oder an<br />

einer von neun Annahmestellen (im Stadtzentrum und in Vororten) abgeben<br />

können. Der Check-in dauert nur drei Minuten, und man nimmt dann das<br />

Gepäck am Zielflughafen (sowohl in Frankreich als auch im Ausland) wieder<br />

in Empfang. Das spart Zeit, ist bequem und macht flexibel. Der Service wird<br />

demnächst auch auf die Lieferung des Gepäcks an eine Zieladresse oder eine<br />

Abholstelle ausgeweitet, damit man am Zielflughafen ebenfalls von der lästigen Gepäckannahmeprozedur<br />

befreit ist. Das Angebot funktioniert mit einem Sicherheitssystem, das von der Aufsichtsbehörde für zivile<br />

Luftfahrt Direction générale de l’aviation civile (DGAC) und dem Flughafenbetreiber Aéroport de Paris (ADP)<br />

genehmigt wurde. Reisende können damit den Transport ihres Gepäckstücks in Echtzeit verfolgen. Die<br />

Kosten? Abgabe und Einchecken in einer der Annahmestellen und die Entgegennahme am Zielflughafen<br />

kostet für ein Gepäckstück 25 €. Wenn Sie zwei Gepäckstücke an einer Pariser Adresse abholen lassen und<br />

diese am Zielflughafen wieder in Empfang nehmen, kostet das 65 €. www.alltheway.io<br />

OLYMPISCHE SPIELE<br />

Verkehrsprobleme während der Spiele vorhersehen<br />

Wer sagt, die Franzosen seien nicht vorausschauend? Bekanntlich<br />

ist Frankreich in diesem Jahr Austragungsort für die Olympischen<br />

(26. Juli bis 11. August) und Paralympischen Spiele (28. August bis<br />

8. September). Es ist abzusehen, dass diese Events gravierende<br />

Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr und den<br />

Straßenverkehr haben werden, und zwar nicht nur im Großraum<br />

Paris, sondern auch in den anderen Städten des Landes, in denen<br />

Wettkämpfe stattfinden (Lille, Nantes, Châteauroux, Bordeaux,<br />

Saint-Étienne, Lyon, Marseille und Nizza) sowie auf der Insel<br />

Tahiti (Surfwettkämpfe). Aus diesem Grund hat die französische<br />

Regierung bereits eine Website mit einer « interaktiven Karte der<br />

Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Île-de-France »<br />

freigeschaltet, mit der man Störungen vorhersehen und seine<br />

Fahrten während der Spiele so gut wie möglich vorbereiten kann.<br />

Gibt man dort eine Adresse, ein Datum und eine Uhrzeit ein, erhält<br />

man beispielsweise Informationen darüber, welche Metrostationen<br />

in der Nähe « geschlossen », « zu vermeiden », « extrem frequentiert »,<br />

« sehr frequentiert », « zu bevorzugen » oder auch « nicht betroffen »<br />

sind. Ein interessantes Hilfsmittel, sofern die Angaben regelmäßig<br />

aktualisiert beziehungsweise während der Spiele in Echtzeit zur<br />

Verfügung gestellt werden. www.anticiperlesjeux.gouv.fr<br />

TOURISMUS<br />

Jura in Klickweite<br />

Nachhaltiger Tourismus<br />

und sportliche Aktivitäten<br />

erhalten im Jura in diesem<br />

Jahr eine neue Dimension,<br />

denn die beliebte und<br />

kostenlose App Jura<br />

Outdoor wurde komplett<br />

überarbeitet. Naturund<br />

Sportbegeisterte<br />

finden dort aktuelle<br />

Informationen über mehr<br />

als 300 Wander-, Rad- und<br />

Mountainbikestrecken für<br />

die wärmere Jahreszeit<br />

sowie rund 250 Vorschläge für Aktivitäten im Winter.<br />

Alle Strecken sind genau ausgeschildert und wurden<br />

an die aktuellen Karten des Institut Géographique<br />

National (IGN) angepasst. Möglich wurde dies durch<br />

die Zusammenarbeit von Jura Tourisme, dem Conseil<br />

Départemental du Jura, dem Parc naturel régional du<br />

Haut Jura und dem Espace Nordique Jurassien. Die<br />

Aktualisierung bietet innovative Features wie einen<br />

Offline-Modus, eine dreidimensionale Darstellung der<br />

Strecken oder Informationen in Echtzeit über kritische<br />

Zonen. Zudem kann jeder Nutzer über die Applikation<br />

Suricate selbst Vorfälle anzeigen. Möglich sind<br />

darüber hinaus die GPS-Ortung (praktisch, um sich<br />

nicht zu verlaufen), Angaben über sehenswürdige Orte<br />

sowie der Download der Routen im GPX-Format. Ein<br />

ausgesprochen durchdachtes Tool, auf das Natur- und<br />

Wanderliebhaber im Jura mit Sicherheit nicht mehr<br />

verzichten möchten! App Jura Outdoor (kostenlos)<br />

und www.jura-outdoor.com<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


AUS STELLUNG<br />

nach Mulhouse<br />

musee-automobile.fr/de


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Olivia Ruiz: La Réplique<br />

CHANSON<br />

Michel Jonasz:<br />

Les Essentielles<br />

41 Titel (3 CDs), 1 Std. 23<br />

Min., Warner, <strong>2024</strong>, 19,99 €<br />

13 Titel, 39 Minuten, Glory Box Music, <strong>2024</strong>, 15,99 €<br />

« Ich gehöre zu denjenigen, die gegen den Strom<br />

schwimmen / Die ihre Fahne nicht in den Wind<br />

hängen, die sich weigern, die Kopie von der Kopie<br />

der Kopie zu sein / Diejenige, die niemand einfangen<br />

kann oder versuchen kann einzusperren / ohne dass<br />

ich widerspreche, widerspreche, widerspreche ... »<br />

Bereits mit dem ersten Titel (La Réplique) dieses<br />

neuen Albums, ihres sechsten, erinnert uns Olivia Ruiz<br />

daran, dass das Chanson für sie ein künstlerisches<br />

Medium ist, das Engagement und absolute Freiheit<br />

ausdrücken kann. Die Künstlerin, von der in den<br />

letzten Jahren zudem zwei überzeugende und sehr<br />

erfolgreiche Romane erschienen sind (La commode<br />

aux tiroirs de couleurs und Écoute la pluie tomber),<br />

veröffentlichte damit ihre erste CD seit acht Jahren.<br />

Erfreut entdeckt man, dass sie darauf auch über die<br />

Liebe singt. Über die Liebe zu ihrem 1923 geborenen<br />

Großvater, einem spanischen Flüchtling, dessen<br />

bewegende Geschichte sie uns in Abuelo erzählt, über<br />

die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn (Le sel) und über<br />

die Liebe zu anderen, egal welcher Hautfarbe oder<br />

Abstammung (Toi). Ein Album wie die Sängerin selbst:<br />

ausdrucksstark, aufrichtig und engagiert! Ein Album,<br />

das Lebensfreude vermittelt!<br />

CHANSON<br />

In Frankreich nennt man<br />

ihn liebevoll « Mister Swing ».<br />

Selbst im Vergleich mit großen französischen Sängern, Textern<br />

und Komponisten wie Serge Gainsbourg (1928-19<strong>91</strong>) oder Claude<br />

Nougaro (1929-2004) ist Michel Jonasz vermutlich derjenige, dem<br />

es am besten gelingt, Jazz-Klänge, Rock-and-Roll-Rhythmen und<br />

schöne Texte zu verbinden. Auf diesem bereits 2023 als Vinyl und<br />

nun als CD erschienenen Album sind die Coverversionen seiner<br />

schönsten Chansons zusammengefasst, die im Hexagon als<br />

Klassiker gelten und überaus geschätzt werden (Super nana, Lucille,<br />

Je voulais te dire que je t’attends, J’veux pas que tu t’en ailles …).<br />

Für alle, die diese Größe des französischen Chansons noch nicht<br />

kennen, ist die CD auch eine ideale Gelegenheit, ihn zu entdecken.<br />

JAZZ<br />

Vincent Touchard<br />

Trio: L’air du temps<br />

12 Titel, 58 Minuten,<br />

Vincent Touchard, <strong>2024</strong>,<br />

11,99 €<br />

Wie drückt man die Übel<br />

unserer Zeit durch eine Musik aus, die sich dennoch optimistisch<br />

und tröstend anhört? Vincent Touchard (Percussion) gelingt das<br />

auf dieser CD gemeinsam mit Jean-Charles Acquaviva (Piano) und<br />

Gabriel Midon (Kontrabass) auf eine erstaunliche, begeisternde Art.<br />

Mit einem gewissen Humor beschäftigt sich jeder Titel mit Themen,<br />

die uns umtreiben – Klimawandel (42 à Brest), Meinungsumfragen<br />

(D’après les sondages), Großraumbüros (Open Space), Fake News<br />

(Fake News), Homeoffice (Télé-travail), Midlifecrisis (La quarantaine),<br />

Selfies (Selfies) ... – und verwandelt diese instrumental in etwas<br />

Schönes und Beruhigendes. Das ist ausgesprochen aufmunternd.<br />

Vermutlich das derzeit originellste und aktuellste Jazz-Album!<br />

Raphaël: Une autre vie<br />

10 Titel, 32 Minuten, Play Two, <strong>2024</strong>, 14,99 €<br />

Raphaël, das ist vor allem eine Stimme, die unablässig zwischen sanfter<br />

Verletzlichkeit und überraschender Stärke wechselt. Raphaël, das ist aber auch<br />

ein ganz eigener Stil mit Songs, die für Poesie und (oft universelle) Überlegungen<br />

stehen und wie eine Einladung zum Reisen erscheinen. Auf seinem neuen,<br />

wiederum sehr persönlichen Album beschäftigt er sich mit Themen wie Liebe,<br />

Melancholie und Hoffnung. Ein betörendes Album, das man am liebsten gleich<br />

mehrmals hintereinander anhören möchte, um alle Nuancen zu erfassen!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


ARLES<br />

<strong>2024</strong><br />

LES RENCONTRES<br />

DE LA PHOTOGRAPHIE<br />

1. JULI<br />

→ 29. SEPTEMBER<br />

MINISTÈRE DE LA CULTURE,<br />

DIRECTION RÉGIONALE DES AFFAIRES CULTURELLES PACA,<br />

RÉGION SUD – PROVENCE-ALPES-CÔTE-D’AZUR,<br />

DÉPARTEMENT DES BOUCHES-DU-RHÔNE,<br />

VILLE D’ARLES.<br />

FOTOGRAFIE (DETAIL):<br />

CRISTINA DE MIDDEL / MAGNUM PHOTOS<br />

A STONE ON THE ROAD, JOURNEY TO THE CENTER SERIE, 2021.<br />

DESIGN ABM STUDIO.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône


Calanque<br />

de Sugiton<br />

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Zwischen Marseille und Cassis liegt eine der außergewöhnlichsten<br />

Naturlandschaften Frankreichs:<br />

das Massif des Calanques. Dieses Küstengebirge<br />

erstreckt sich über eine Luftlinie von 20 Kilometern,<br />

auf Schusters Rappen muss man dagegen rund 35<br />

Kilometer zurücklegen, will man es einmal der Länge<br />

nach durchqueren. Es gibt 26 Calanques – davon<br />

12 größere –, wie die kleinen schmalen Buchten<br />

genannt werden, die vom Felsgestein geformt wurden.<br />

Alle versprechen zwar unvergessliche Wanderund<br />

Badeerlebnisse, die Calanque de Sugiton ist<br />

jedoch eindeutig die schönste. Und darüber hinaus<br />

die beliebteste, da sie von Marseille aus über einen<br />

sehr reizvollen Weg zu erreichen ist. Kein Wunder<br />

also, dass sie durch einen übermäßigen Andrang<br />

fast zerstört worden wäre. Glücklicherweise hat der<br />

Parc national des Calanques im Jahr 2022 eine<br />

Zutrittsbeschränkung in der Hochsaison eingeführt<br />

– eine Premiere in Frankreich! – und gleichzeitig<br />

umfangreiche Aktivitäten für die Sensibilisierung<br />

der Wanderer lanciert. Diese Maßnahmen haben<br />

nicht nur dazu beigetragen, die Calanque zu schützen,<br />

sondern sie haben letzten Endes die Entwicklung<br />

eines nachhaltigen Tourismus gefördert, der<br />

heute auf breite Zustimmung stößt. Während im<br />

<strong>Sommer</strong> also strenge Beschränkungen für den<br />

Zugang zur Calanque de Sugiton bestehen, ist dies<br />

im Rest des Jahres nicht der Fall. Welch eine Freude,<br />

dort zu wandern und zu sehen, dass sie immer<br />

noch – beziehungsweise wieder – so prachtvoll wie<br />

früher ist!


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2022 sorgte eine Entscheidung bis weit über<br />

die Region hinaus für großes Aufsehen: Die Leitung<br />

des Parc national des Calanques limitierte die Anzahl der<br />

Besucher in der Calanque de Sugiton und der benachbarten<br />

Calanque des Pierres tombées während der Hochsaison<br />

auf 450 pro Tag und führte gleichzeitig eine Reservierungspflicht<br />

für diese Zeit ein. Das fanden viele skandalös.<br />

Man muss dazu wissen, dass diese Naturlandschaft vor<br />

allem bei schönem Wetter eines der beliebtesten Naherholungsgebiete<br />

für die Einwohner von Marseille und Umgebung<br />

ist. Und Tage mit schönem Wetter gibt es bekanntlich<br />

relativ viele in der Gegend ... Jetzt sollte man sich<br />

plötzlich « anmelden müssen », um diese Buchten zu besuchen?<br />

Das wurde klar als Eingriff in die persönliche Freiheit<br />

wahrgenommen. Das ist nachvollziehbar, wenn man<br />

bedenkt, dass viele Menschen oft schon seit Generationen<br />

die Angewohnheit hatten, mit der Familie oder mit Freunden<br />

dorthin zum Wandern oder Baden zu gehen. Obwohl<br />

die Verantwortlichen des Nationalparks für diese mutige<br />

Entscheidung offen kritisiert wurden, zeigten sie sich unnachgiebig<br />

und blieben bei dem Beschluss. Das Vorgehen<br />

war umso mutiger, als es eine Premiere in Frankreich darstellte:<br />

Nie zuvor hatte der Kampf gegen Touristenmassen<br />

zu solchen Einschränkungen geführt. Nie zuvor musste<br />

man für den Besuch einer Naturlandschaft, die bis dato frei<br />

zugänglich war, plötzlich einen Platz reservieren. Da man<br />

in den Jahren zuvor im <strong>Sommer</strong> jedoch häufig mehr als<br />

2500 Menschen pro Tag in der Calanque de Sugiton zählte,<br />

sah man sich vonseiten des Nationalparks zu diesem<br />

Schritt gezwungen. Die Anzahl war für einen Ort mit<br />

einem sehr fragilen Ökosystem schlichtweg zu hoch. Abgesehen<br />

von der oft absolut chaotischen Parksituation und<br />

den Abfällen aller Art, die in der Calanque hinterlassen<br />

wurden, führte alleine die Tatsache, dass so viele Menschen<br />

den Ort betraten an manchen Stellen zu einer völligen<br />

Umgestaltung des Bodens und zu einer Zerstörung der<br />

Vegetation. Bodenerosion ließ ganze Wanderwege abrutschen.<br />

2021 mussten wir mit eigenen Augen feststellen,<br />

dass die Bucht an manchen Stellen traurigerweise kaum<br />

mehr wiederzuerkennen war. Also war es höchste Zeit, etwas<br />

dagegen zu tun! Als wir erfuhren, dass die Reservierungspflicht<br />

auch in diesem <strong>Sommer</strong> nach wie vor gültig<br />

ist, beschlossen wir, den Ort zu besuchen und die Auswirkungen<br />

dieser Maßnahme zu beurteilen.<br />

Weniger Besucher,<br />

weniger Autos, mehr Grün!<br />

Und man kommt um die Feststellung nicht umhin,<br />

dass das Ergebnis spektakulär ist: Vielerorts hat sich das<br />

Ökosystem sichtlich erholt. Auf dem Parkplatz beim<br />

Campus de Luminy, wo der Weg beginnt, der in die Calanque<br />

de Sugiton führt, befindet sich nun eine Schranke,<br />

sodass keine Autos mehr passieren können. Eine Ausnahme<br />

gilt lediglich für Rettungsfahrzeuge. Entlang der<br />

Piste, die mit einem leichten Anstieg zum Col de Sugiton<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


führt, stehen nun in regelmäßigem<br />

Abstand Schilder, die die<br />

Besucher darüber informieren,<br />

warum der Schutz der Gegend<br />

notwendig ist und was der Nationalpark<br />

dafür unternimmt. Auf<br />

beiden Seiten des Weges hat sich<br />

der Bewuchs wieder regeneriert.<br />

Man merkt, dass nun wesentlich<br />

weniger Wanderer versuchen,<br />

Abkürzungen durch den Pinienwald<br />

zu nehmen oder sich einen<br />

eigenen Weg in die Bucht zu<br />

suchen, wie das zuvor oftmals<br />

der Fall war. Ist es das Resultat<br />

der gesunkenen Frequenz in der<br />

Hochsaison oder zeigt es, dass<br />

die Menschen nun sensibilisierter<br />

sind? Vermutlich ein bisschen etwas<br />

von beidem … Auf jeden Fall<br />

ist es eine Freude zu sehen, dass<br />

es dem Pinienwald wieder besser geht. Die Vegetation ist viel dichter,<br />

und zahlreiche Piniensprossen am Boden stellen hoffnungsvolle grüne<br />

Flecken inmitten der trockenen Piniennadeln dar. Sie sind für die<br />

Wanderer zudem eine sichtbare Mahnung, das Unterholz nicht zu betreten,<br />

um sie nicht zu zertreten. Die wiederholten Ermahnungen, die<br />

auf den Schildern zu lesen sind, scheinen also Wirkung zu zeigen und<br />

respektiert zu werden.<br />

Ruhe kehrt wieder ein<br />

Am Pass angekommen hat man an einer Weggabelung die Möglichkeit,<br />

nach rechts einen Abstecher zum ehemaligen Militär-Wachturm<br />

zu machen. Nimmt man diesen rund 30-minütigen Umweg (hin<br />

und zurück) in Kauf, anstatt direkt zur Bucht hinabzusteigen, wird<br />

man mit einem der schönsten Panoramablicke der Region belohnt. Ein<br />

Höhepunkt der Wanderung! Von dort sieht man deutlich, dass sich<br />

der allgemeine Zustand der Natur verbessert hat. Die beiden Wege,<br />

die in die Bucht hinunterführen – die breite, für Rettungsfahrzeuge<br />

befahrbare Piste und der schmale Fußweg, der ursprünglicher, aber<br />

manchmal sehr steil ist – sind mit bloßem Auge wesentlich schwieriger<br />

zu erkennen als vorher. Dazu trägt vor allem der Marseille-Tragant<br />

bei, die symbolträchtige Pflanze der Calanques, die sich wieder stark<br />

vermehrt hat. Nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung des<br />

Nationalparks, der sie an manchen Stellen nachgepflanzt hat. Was den<br />

maritimen Teil dieser und der benachbarten Buchten angeht, so ist bei<br />

diesem « Blick von oben » offensichtlich, dass das Wasser wieder absolut<br />

klar ist! Denn auch zu Wasser hat der Nationalpark eingegriffen<br />

und schreibt nun beispielsweise für alle Buchten vor, dass Schiffe mit<br />

einer Länge von über 24 Metern nur noch auf offener See ankern dürfen.<br />

Für die Vermietung von Motorbooten gelten ebenso strengere Regelungen.<br />

Früher konnte jedes Wasserfahrzeug uneingeschränkt und<br />

nach Belieben dort vor Anker gehen, doch diese Zeiten sind vorbei.<br />

Nun ist wieder Ruhe eingekehrt! Und plötzlich kann man wieder eine<br />

Stille genießen, die höchstens vom Geräusch des Windes oder vom<br />

Schrei der Möwen gestört wird.<br />

Der neue Roman von<br />

Martin Walker<br />

Martin Walker<br />

Im Château<br />

Der sechzehnte Fall für Bruno<br />

Chef de police<br />

Roman · Diogenes<br />

Auch als eBook und Hörbuch<br />

Ein Mittelalterspektakel,<br />

vielleicht sogar ein Mord<br />

Bruno im Sondereinsatz:<br />

Eine Gruppe alter Freunde, die<br />

sich aus dem Silicon Valley<br />

kennen, trifft sich zu einer Urlaubswoche,<br />

im wunderschönen,<br />

luxuriösen Château de Rouffillac.<br />

Doch im Vorfeld wird einer<br />

von ihnen, Brice Kerquelin, Opfer<br />

eines mysteriösen »Unfalls«,<br />

und Bruno wird zum Schutz der<br />

kleinen Runde beordert. Aber<br />

nicht nur sein Scharfsinn, sondern<br />

auch seine Kochkünste sind<br />

gefragt: In der Abgeschiedenheit<br />

des Schlosses wappnet er sich<br />

gegen Übergriffe und sorgt mit<br />

Estragonhühnchen und Tarte tatin<br />

fürs leibliche Wohl.<br />

Mehr unter:<br />

diogenes.ch/martinwalker<br />

Diogenes


28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Die Wiederauferstehung einer Calanque<br />

Ein weiterer Faktor hat eindeutig zur sichtbaren Verbesserung der Wasserqualität<br />

beigetragen: Der Parc national des Calanques konnte eine Einigung mit dem<br />

führenden Aluminiumproduzenten Alteo erzielen, der seine Abfälle in Form von<br />

rotem Schlamm lange Zeit direkt ins Mittelmeer pumpte und damit vor einigen<br />

Jahren für einen Skandal sorgte. Seit 2016 wird nicht mehr der Schlamm direkt<br />

abgeleitet, sondern « nur » noch flüssiges Abwasser, in dem die Kontamination<br />

Expertisen zufolge um 90 % reduziert ist. Auch wenn dieses Vorgehen nach<br />

wie vor Konsequenzen für die Umwelt hat, hat sich die Situation doch deutlich<br />

verbessert. Dies bestätigen die Ausblicke auf das in wunderschönen Blautönen<br />

schimmernde Wasser der Calanque, die sich auf dem Weg zurück zum Pass und<br />

in die Bucht immer wieder bieten. Die Unterwasserwelt hat sich offensichtlich<br />

erholt!<br />

Während sich früher quasi jeder seine eigene Strecke nach unten suchte und<br />

– je nach körperlicher Verfassung und Kondition – mehr oder weniger direkt zum<br />

Meer hinabstieg, ist diese heute vorgegeben: Ein findiges System aus Holzpflöcken<br />

und gespannten Seilen sorgt nun dafür, dass jedem Wanderer klar ist, wo er<br />

gehen darf und wo nicht. Das mag sehr reglementiert erscheinen. Zu reglementiert<br />

vielleicht? Tatsache ist jedoch, dass es funktioniert, denn rechts und links<br />

des Pfades hat die Natur eindeutig wieder die Oberhand gewonnen. Direkt neben<br />

dem Weg entdeckt man sogar Thymian und Rosmarin, etwas weiter unten Astragale<br />

de Marseille, Marseille-Tragant, eine kleine kissenförmige Pflanze, die mit<br />

ihren kleinen behaarten Blättern ein wahres Juwel darstellt, da sie sich an die dort<br />

herrschenden Konditionen angepasst hat und gegen Verbrennungen von Sonne,<br />

Salz und Gischt zu schützen weiß. Beinahe wäre dieses Gewächs den vielen Füßen,<br />

die darüber hinwegliefen, zum Opfer gefallen, doch seine Regeneration ist<br />

ein weiteres konkretes Beispiel dafür, welche positiven Effekte die Eindämmung<br />

der Menschenmassen in der Calanque de Sugiton hat.<br />

Eine Lektion in Resilienz<br />

Für den Rückweg von der Bucht zum Campus de Luminy sollte man etwa eine<br />

Stunde rechnen. Erneut stellt man fest, wie sich die Verhaltensweisen mittlerweile<br />

geändert haben und wie sehr sich die Menschen an die « neue Beziehung » zu<br />

diesem Naturparadies gewöhnt haben. Gespräche mit anderen Wanderern bestätigen,<br />

dass alle offensichtlich erfreut über die Veränderungen sind. Auch wenn die<br />

Beschränkung der Besucherzahlen zu Beginn schlecht aufgenommen wurde, steht<br />

man dem System heute positiv gegenüber. Ganz einfach, weil es sich bewährt hat.<br />

Nebenbei gesagt könnten sich andere Orte in Frankreich dies als Vorbild nehmen,<br />

beispielsweise das Naturschutzgebiet Bouches de Bonifacio (Corse-du-Sud). Insofern<br />

ist klar, dass die vom Parc national des Calanques erlassenen Quoten dazu beitragen,<br />

die Natur zu schützen und die Calanque de Sugiton wieder zu der traumhaften<br />

Landschaft zu machen, die sie früher war. Die Natur scheint glücklicherweise<br />

wieder zu ihrem Recht zu kommen. Am Rande sei daran erinnert, dass dies<br />

nicht das erste Mal der Fall ist. Anfang des 20. Jahrhunderts sank in der Bucht ein<br />

Kriegsschiff namens Le Torpilleur. Da das Wrack in einer für Taucher erreichbaren<br />

Wassertiefe liegt, wurde es in den 1980er-Jahren zufällig entdeckt und hat sich zu<br />

einem bekannten Tauchspot entwickelt. Das gesunkene Schiff hat sich in all den<br />

Jahren in ein Unterwasserökosystem verwandelt, in dem Korallen, Schwämme und<br />

diverse Fischarten leben. Es ist nun ein künstliches Riff entstanden, das einen Beitrag<br />

zur Biodiversität vor Ort leistet und unterstreicht, wie sehr die Natur in der<br />

Lage ist, Überreste des Menschen in neue natürliche Lebensräume zu verwandeln.<br />

Eine Lektion, über die es sich nachzudenken lohnt. Die Calanque de Sugiton, dieses<br />

kleine felsige Naturparadies an der Mittelmeerküste, hat also noch eine aussichtsreiche<br />

Zukunft vor sich, sofern wir in der Lage sind, sie zu schützen!<br />

La Roque<br />

d’Anthéron<br />

DU 20 JUILLET AU 20 AOÛT <strong>2024</strong><br />

festival-piano.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Reiseinfos<br />

Calanque de Sugiton (Parkplatz Campus<br />

de Luminy) …<br />

… Berlin 1548 km … Hamburg 1498 km<br />

… Köln 1060 km … Frankfurt 1011 km<br />

… München 987 km … Wien 1401 km<br />

… Zürich 713 km … Paris 788 km<br />

… Aix-en-Provence 40 km … Cassis 18 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Marseille-<br />

Provence (38 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

liegt in Marseille (11 km).<br />

Parc national des Calanques<br />

141, avenue du Prado<br />

Bâtiment A<br />

13008 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 20 10 50 00<br />

www.calanques-parcnational.fr<br />

Anfahrt: Der ideale Ausgangspunkt<br />

für den Besuch der Calanque de<br />

Sugiton (und der Calanque des<br />

Pierres tombées) ist der Parkplatz<br />

beim Campus de Luminy. Der Weg<br />

beginnt direkt hinter der Schranke an<br />

der Hochschule für Kunst und Design<br />

Marseille-Méditerranée (ESADMM).<br />

Empfehlenswert ist die Anfahrt<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

Bus RTM B1, 24 oder 21J bis zur<br />

Endstation Campus de Luminy.<br />

Außerhalb der Hochsaison ist es<br />

möglich, auf dem Parkplatz des<br />

Campus einen (kostenlosen) Platz zu<br />

finden. In der Hochsaison raten wir<br />

dringend davon ab, da der Parkplatz<br />

schnell überfüllt ist.<br />

Bis zum Aussichtspunkt sind es etwa<br />

30 bis 45 Minuten Gehzeit, bis in die<br />

Bucht etwa eine beziehungsweise 1 ½<br />

Stunden, wenn Sie den Umweg über<br />

den Aussichtspunkt machen.<br />

Ideale Jahreszeit für einen Besuch:<br />

Angesichts des Andrangs und der<br />

Waldbrandgefahr im <strong>Sommer</strong> ist<br />

die beste Zeit für einen Besuch der<br />

Calanques unserer Ansicht nach<br />

von Oktober bis Mai. Auch im Winter<br />

profitieren Sie dort oft von einem<br />

strahlend blauen Himmel und absolut<br />

angenehmen Temperaturen zum<br />

Wandern. Die Wege sind dann meist<br />

menschenleer und Sie können den<br />

Ort umso mehr genießen.<br />

Generelle Vorschriften des<br />

Nationalparks Calanques: Der<br />

Zugang ist das ganze Jahr über<br />

kostenlos möglich (Ausnahme im<br />

<strong>Sommer</strong>, wenn Waldbrandgefahr<br />

herrscht). Die Besucher müssen sich<br />

jedoch verpflichten, die Vorschriften<br />

einzuhalten und alles zu vermeiden,<br />

was der Natur schadet: kein Feuer<br />

anzünden, nicht rauchen, keine<br />

Abfälle an Land oder im Wasser<br />

hinterlassen, keinen Lärm machen,<br />

keine Pflanzen ausreißen. Darüber<br />

hinaus darf weder unter freiem<br />

Himmel noch in Zelten oder<br />

Wohnmobilen in den Calanques<br />

übernachtet werden. Das Überfliegen<br />

mit Drohnen ist ebenfalls untersagt.<br />

Hunde an der Leine dürfen mitgeführt<br />

werden.<br />

Waldbrandgefahr: Vom 1. Juni bis<br />

30. September herrscht aufgrund der<br />

Trockenheit erhöhte Waldbrandgefahr.<br />

In dieser Zeit gelten zum Schutz der<br />

Besucher und der Natur besondere<br />

Restriktionen. Das Brandrisiko wird<br />

durch die Präfektur täglich für den<br />

Folgetag eingeschätzt und zwischen<br />

17 und 18 Uhr kommuniziert.<br />

Vergewissern Sie sich daher in diesen<br />

Monaten, ob der Zugang zu den<br />

Calanques gestattet ist, bevor Sie<br />

zu einem Besuch aufbrechen. Die<br />

Information erhalten Sie kostenlos<br />

auf der Website http://bpatp.pacaate.fr<br />

oder über die Applikation<br />

Mes Calanques (die im Übrigen sehr<br />

gut gemacht ist und neben einer<br />

Information über das Zugangsverbot<br />

auch Wandervorschläge bietet)<br />

beziehungsweise per Telefon unter<br />

08 11 20 13 13 (erreichbar innerhalb<br />

von Frankreich, Zusatzgebühren 0,06<br />

€/Min.). Die Angaben sind täglich<br />

spätestens um 18 Uhr für den Folgetag<br />

verfügbar.<br />

Reservierungspflicht für die<br />

Calanques Sugiton und Pierres<br />

tombées in der Hochsaison: Für diese<br />

Calanques besteht <strong>2024</strong> an folgenden<br />

Daten eine Reservierungspflicht:<br />

15./16. Juni, 22./23. Juni, 29. Juni<br />

bis 1. September, 7./8. September,<br />

14./15. September. Die Reservierung<br />

ist kostenlos und erfolgt auf der<br />

Website https://troov.com/parcnational-des-calanques/rendez-vous.<br />

Reservierungen sind ab 12. Juni 9 Uhr<br />

möglich. Generell kann frühestens<br />

3 Tage vor dem gewünschten<br />

Termin und bis spätestens am<br />

Vorabend 18 Uhr reserviert werden.<br />

Sie erhalten eine Bestätigung<br />

per Mail, die Sie bei der Ankunft<br />

zeigen müssen. Die Reservierung<br />

ist nur am betreffenden Tag gültig.<br />

Reservierungen sind für Gruppen bis<br />

maximal 5 Personen möglich. Kinder<br />

unter 3 Jahren benötigen keine<br />

Reservierung. Eine Person kann in<br />

diesem Zeitraum maximal acht Mal<br />

reservieren. Beachten Sie, dass alle<br />

Reservierungen annulliert werden<br />

und nicht auf einen anderen Tag<br />

übertragbar sind, sollte das Gebiet<br />

wegen Waldbrandgefahr gesperrt<br />

sein. Die Besucher werden dann<br />

am Vorabend gegen 18 Uhr per Mail<br />

informiert.<br />

Ein Besuch der Calanques sollte<br />

immer gut vorbereitet werden, egal<br />

zu welcher Jahreszeit. Ziehen Sie<br />

festes Schuhwerk an. Die Wege in<br />

die Bucht werden zwar gut instand<br />

gehalten, dennoch gibt es Stellen,<br />

die rutschig sein können, vor allem<br />

nach Regen. Glücklicherweise regnet<br />

es selbst in Marseille noch ab und<br />

zu ... Denken Sie das ganze Jahr<br />

über an Sonnenschutz (Hut, Mütze,<br />

Sonnencreme). Es gibt nur wenige<br />

schattige Abschnitte, und im Winter<br />

wird die Sonneneinstrahlung gerne<br />

unterschätzt. Es gibt auf der Strecke<br />

keine Möglichkeit, sich mit Wasser<br />

zu versorgen. Nehmen Sie daher<br />

ausreichend Getränke mit. Weiterhin<br />

sollten Sie wissen, dass es am Weg<br />

weder Toiletten noch Mülleimer<br />

gibt. Ebenso haben Sie keine<br />

Möglichkeit, Proviant einzukaufen.<br />

Wie generell bei Wanderungen sollten<br />

Sie nicht vergessen, für Notfälle Ihr<br />

Mobiltelefon mitzunehmen.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Leserbriefe<br />

Sehr geehrter Herr Albert,<br />

Guten Tag,<br />

Wegen eines Umzugs in ein Altenstift muss ich mich<br />

schweren Herzens von meinen Magazinen Frankreich<br />

erleben trennen. Ich biete die Ausgaben von <strong>Nr</strong>. 1–53,<br />

nur zusammen, zu einem Preis von 150,00 € an.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Günter Burgay<br />

seit einigen Jahren fahren wir mit unserem kleinen Eriba-<br />

Wohnwagen im Frühsommer für mehrere Wochen nach<br />

Frankreich. Ganz viel Freude macht schon die Vorbereitung<br />

der Reisen. Immer liegen etliche Hefte von Frankreich<br />

erleben auf dem Tisch, und von den Tipps sind wir<br />

noch nie enttäuscht worden. Es ist vieles dabei, auf das<br />

wir nicht gekommen wären, da die Dinge auch nicht in<br />

Reiseführern stehen. Dafür wollte ich mich bedanken.<br />

Viele Grüße aus Hamburg von Jürgen Cohn<br />

Redaktion:<br />

Lieber Herr Burgay,<br />

zunächst herzlichen Dank für Ihre Treue, über die wir<br />

uns sehr freuen. Wir veröffentlichen Ihre Nachricht gerne<br />

und hoffen, dass wir für Sie den Kontakt zu einem Leser<br />

herstellen können, der an Ihren Ausgaben interessiert<br />

ist. Interessenten können uns ihr Interesse via Mail<br />

(leserbriefe@frankreicherleben.de) signalisieren,<br />

wir leiten die Information dann an Sie weiter.<br />

Jean-Charles Albert:<br />

Lieber Herr Cohn,<br />

vielen Dank für Ihre liebenswürdige Nachricht, die ich sofort an<br />

unser Team weitergeleitet habe. Sie berührt uns umso mehr,<br />

da sie genau das ausdrückt, was wir seit inzwischen über 18<br />

Jahren versuchen: unsere Lieblingsorte und „geheimen Plätze“<br />

mit unseren Lesern zu teilen. Orte, die wir selbst entdeckt<br />

haben, die uns am Herzen liegen, mit anderen zu teilen, so wie<br />

man dies unter Freunden macht. Ihr Vertrauen und Ihre Treue<br />

drücken Wertschätzung an unserer Arbeit aus, und auch dafür<br />

möchte ich Ihnen herzlich danken.<br />

Lieber Abonnenten-Service,<br />

Ihre Zeitschrift ist wirklich ein Geschenk. Wir sind nicht nur<br />

Ihren Buchtipps nachgegangen und haben tolle Literatur<br />

kennengelernt, Ihre Berichte sind immer lesenswert und<br />

machen Lust auf Entdeckungen. Besonders die Serie « Typisch<br />

französische Produkte » ist sehr aufschlussreich, da man<br />

doch sehr vieles davon kennt. Im Juni fahren wir nach Sète<br />

und auf dem Weg dahin werden wir in Nîmes die Denims,<br />

sprich Ateliers de Nîmes, besuchen und dann – ein Tipp von<br />

uns – La Botte Gardiane (www.labottegardiane.com) in Aigues-<br />

Vives. Auf weiterhin gute Artikel, die neugierig machen.<br />

Liebe Grüße aus Heidelberg<br />

Sybille Orth-Nuhn<br />

Jean-Charles Albert:<br />

Liebe Frau Orth-Nuhn,<br />

unser Abonnenten-Service in Berlin hat mir Ihre Nachricht<br />

weitergeleitet. Ganz herzlichen Dank dafür! Wir spüren<br />

Ihren Enthusiasmus und freuen uns, mit Ihnen Orte und<br />

Begegnungen zu teilen, die uns persönlich gut gefallen. Sie<br />

werden sehen, die Jeans der Ateliers de Nîmes sind super.<br />

Vor allem sind sie handwerklich hergestellt und entsprechen<br />

unseren eigenen Wertvorstellungen. Vielen Dank auch für<br />

den Tipp « La Botte Gardiane ». Auch dort wird handwerklich<br />

und nachhaltig produziert, und dieses Unternehmen<br />

könnte ebenfalls gut in unsere Rubrik « Produkt » passen.<br />

Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Sète, wo<br />

Sie sicherlich die köstlichen Tielles essen werden …<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich bin seit Jahren ein treuer Leser Ihrer<br />

Zeitschrift und würde mich freuen, wenn<br />

in der nächsten Ausgabe auch Balzac<br />

Erwähnung fände, da die neue Ausgabe am<br />

17. Mai erscheint, und somit 3 Tage vor dem<br />

225. Geburtstag von Honoré de Balzac.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Hanspeter Herbasch<br />

Redaktion:<br />

Lieber Herr Herbasch,<br />

in dieser Ausgabe unseres Magazins finden Sie<br />

zwar keinen Artikel über Honoré de Balzac, Sie<br />

dürfen sich jedoch auf die Nummer 92 (Herbst<br />

<strong>2024</strong>) freuen, die ab 16. August im Handel<br />

erhältlich sein wird. Schon heute können Sie<br />

aber auf Seite 98 in der Vorschau ein Foto<br />

und einen Hinweis auf den Inhalt des Artikels<br />

entdecken. Ein weiteres Indiz: Der Ort, der<br />

eng mit dem Schriftsteller verknüpft ist, ist<br />

einer der erstaunlichsten und magischsten<br />

Orte von Paris, denn man hat den Eindruck,<br />

sich mitten auf dem Land zu befinden.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Mornac-sur —<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Seudre<br />

Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime<br />

Im Herzen des Departements Charente-Maritime, etwa 15 Kilometer nordlich von Royan,<br />

liegt Mornac-sur-Seudre, ein Dorf, das zu Recht zu den Plus beaux villages de France gehört.<br />

Es ist für seine engen Gässchen bekannt, die eine unglaubliche Authentizität ausstrahlen, für<br />

seine Kunsthandwerkerläden und die Salzgärten in der Umgebung. Vor allem aber hat man<br />

dort die seltene Möglichkeit, den Ort zu Fuß, in seinem eigenen Rhythmus und Tempo, fern<br />

des Straßenverkehrs zu erkunden. Auf einem reizvollen Spazierweg schlendert man friedlich<br />

durch das Dorf und die Sumpfgebiete und taucht bei dieser Gelegenheit in eine bemerkenswerte<br />

Naturlandschaft ein, in der nur hier und da die Hütten der Austernzüchter für hübsche<br />

Farbtupfer sorgen. Ein idealer Spaziergang für<br />

alle, die dem Tumult unserer modernen<br />

Zeit entkommen möchten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


« Das ist ein verborgener und absolut naturbelassener<br />

Ort. Ein kleines Paradies! » Suzanne ist 67 Jahre alt. Wir<br />

sitzen zufällig auf derselben Bank und sind spontan ins<br />

Gespräch gekommen. Sie lebte lange in Mornac-sur-<br />

Seudre, in Mornac, wie alle hier kurz und bündig sagen.<br />

Seit etwa zehn Jahren wohnt sie allerdings in der « großen<br />

Stadt nebenan », in Royan. « Es ist einfach praktischer<br />

zum Einkaufen und um meine Enkel zu sehen », sagt sie,<br />

während sie nachdenklich das kleine Boot eines Austernzüchters<br />

mit dem typisch flachen Boden beobachtet, das<br />

langsam durch die Fahrrinne fährt. « Trotzdem verspüre<br />

ich das Bedürfnis, regelmäßig hierherzukommen, mindestens<br />

ein Mal in der Woche. Ganz ohne Mornac kann ich<br />

einfach nicht leben ... » Als ich sie frage, warum sie sich<br />

von diesem alten mittelalterlichen Dorf mit den grünen,<br />

blauen und grauen Fensterläden und den für die Dörfer der<br />

Charente so charakteristischen Stockrosen so angezogen<br />

fühlt, antwortet Suzanne, ohne zu zögern: « Hören Sie<br />

doch! Die Antwort ist um uns herum. Was hören Sie? »<br />

Während sie diese Frage stellt, legt sie ihren Zeigefinger<br />

an die Lippen, um mir zu bedeuten, zu schweigen. Also<br />

beobachte ich die Umgebung und lausche den Geräuschen<br />

um mich herum. Gegenüber von uns lassen sich einige<br />

Schwäne sanft auf der Dünung des kleinen Küstenflusses<br />

Seudre wiegen. Dieser ergießt sich einige Kilometer weiter<br />

ins Meer, nachdem er die Sumpfgebiete durchquert hat.<br />

Der idyllische Anblick wird von einem leisen Plätschern<br />

untermalt. Dazu kommen das Schnattern von zwei Enten,<br />

die sich ebenfalls auf dem Wasser treiben lassen, und<br />

der Gesang Dutzender Vögel, die am Himmel zu sehen<br />

sind. Vielleicht ist auch noch das Summen einer Hummel<br />

zu hören. « Ich höre die Natur ... », sage ich schließlich<br />

zaghaft zu Suzanne, die über diese Antwort offensichtlich<br />

erfreut ist. « Genau das ist es. Und genau dieses Bedürfnis<br />

zieht mich immer wieder hierher. Glauben Sie mir, es gibt<br />

nicht mehr viele Orte, die weit weg vom Autolärm und<br />

anderen Geräuschen unserer Zivilisation sind, wo man<br />

einfach nur zuhören und genießen kann. In Mornac kann<br />

man sich noch den Luxus gönnen, der Natur zuzuhören.<br />

Und genau deshalb liebe ich das Dorf! »<br />

Hier ist der Fußgänger König!<br />

Einen besseren Einstieg in den Tag, den ich hier in<br />

Mornac verbringen will, könnte es nicht geben. Schon<br />

öfter habe ich von diesem abgelegenen Ort an der sumpfigen<br />

Mündung der Seudre gehört. Ein Ort, der abseits<br />

liegt, fern der großen Verbindungsachsen. Natürlich kann<br />

man ihn mit dem Auto erreichen, zumal die Anfahrt über<br />

hübsche kleine Departementsstraßen führt. Einmal angekommen,<br />

muss man sein Fahrzeug allerdings auf einem<br />

der Parkplätze am Ortsrand abstellen. Denn das ist eines<br />

der wesentlichen Merkmale von Mornac: Hier ist der<br />

Fußgänger König! Sofern man nicht selbst im Ort wohnt,<br />

ist es also unnötig, einen Gedanken an einen Parkplatz<br />

im Zentrum zu verschwenden. Nebenbei bemerkt wäre<br />

es auch sehr schade, denn es macht gerade den Charme<br />

des Dorfes aus, mit dem Auto gleichzeitig den Stress<br />

der Stadt hinter sich und sich einfach treiben zu lassen,<br />

gemütlich durch die engen Gassen zu bummeln, die ein<br />

beeindruckendes Labyrinth bilden, in dem man sich gerne<br />

« verirrt ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Le Train des Mouettes<br />

Fahrpreis: Hin- und Rückfahrt Saujon–<br />

La Tremblade 16 €, ermäßigt 8 € (4 bis<br />

16 Jahre), Kinder unter 4 Jahren fahren<br />

kostenlos.<br />

Die Fahrkarte gilt automatisch für die<br />

Hin- und Rückfahrt.<br />

Der Fahrplan <strong>2024</strong> ist im Internet<br />

einsehbar.<br />

Gut zu wissen: Die einfache Fahrt für die<br />

gesamte Strecke dauert ca. 1 Std. 25<br />

Min. Für Hin- und Rückfahrt sollten Sie<br />

mindestens 3 Std. 15 Min. einplanen.<br />

Das Ticket gilt den ganzen Tag.<br />

In Mornac-sur-Seudre und Chaillevette<br />

hält der Zug jeweils fünf Minuten. Es ist<br />

möglich, nach Lust und Laune (und nach<br />

Fahrplan) ein- und auszusteigen.<br />

Die Tickets können online reserviert<br />

werden. Der Fahrkartenverkauf vor Ort<br />

ist ab 30 Minuten vor der Abfahrt möglich.<br />

Am Bahnhof in Mornac-sur-Seudre<br />

werden allerdings nur in den Monaten<br />

Juli und August Fahrkarten verkauft.<br />

www.traindesmouettes.fr<br />

Eine immer noch rüstige eiserne Lady<br />

Bei meinem ziellosen Spaziergang stoße ich auf einen Bahnhof.<br />

Einen Bahnhof von bescheidener Größe zwar, der sichtlich stillgelegt<br />

wurde, dessen Bänke und Anzeigetafeln aber seltsamerweise gut<br />

in Schuss sind, sodass er keinen verlassenen Eindruck macht. Auf<br />

der Anzeigetafel lese ich, dass hier – im Wesentlichen von April bis<br />

September – ein ganz besonderer Zug verkehrt: der Train des Mouettes,<br />

der von der ältesten noch betriebenen Dampflok Frankreichs gezogen<br />

wird. Seit 18<strong>91</strong> ist sie in Betrieb. Diese (sehr) alte, aber immer<br />

noch rüstige Dame de fer ist als Monument historique klassifiziert und<br />

verbindet die 21 Kilometer lange Strecke zwischen La Tremblade<br />

und Saujon. Dabei fährt sie mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h,<br />

die idealer nicht sein könnte, um die Landschaft zu bewundern. Die<br />

Bahnlinie wurde 1876 ursprünglich für die Beförderung von Reisenden<br />

eingerichtet. Sehr schnell wurde ihre Bestimmung jedoch<br />

geändert, da der Transport lokaler Waren wie Salz, Harz, Essig<br />

und Austern rentabler erschien. Heute wird der Touristenzug von<br />

passionierten ehrenamtlichen Helfern eines gemeinnützigen Vereins<br />

namens Train et Traction betrieben, der vom Conseil Général de<br />

Charente-Maritime unterstützt wird. Mit etwas Vorbereitung ist es<br />

also möglich, mit der Dampfeisenbahn nach Mornac zu reisen. Im<br />

<strong>Sommer</strong> ist eine Reservierung für dieses außergewöhnliche Erlebnis<br />

jedoch wärmstens zu empfehlen!<br />

Werbecode: ABO<strong>91</strong><br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Im Land, wo die<br />

Stockrosen das Sagen haben<br />

Je näher ich dem Zentrum von Mornac<br />

komme, desto mehr wird mir klar, wie sehr<br />

hier bereits eine maritime Atmosphäre herrscht,<br />

obwohl der Ort noch zwanzig Kilometer von<br />

der Atlantikküste entfernt ist. Die Möwen, die<br />

am Himmel immer wieder über mich hinwegfliegen,<br />

sind gut an ihrem charakteristischen<br />

Gekreische zu erkennen. Doch darüber hinaus<br />

tragen noch andere Dinge zu diesem Eindruck<br />

bei. Die Fensterläden und Türen der Häuser<br />

sind in harmonisch aufeinander abgestimmten<br />

Pastelltönen gestrichenen, wie sie typisch für<br />

die Charente-Maritime sind, vor allem je mehr<br />

man sich dem Ozean nähert. Zudem wachsen<br />

hier die symbolträchtigen Blumen der Region:<br />

Stockrosen. Mit ihrem hohen, grafischen<br />

Wuchs und den bunten Farben sind sie ein wahrer<br />

Augenschmaus, der bekanntlich viele Maler,<br />

Zeichner und Fotografen inspirierte. Es dauert<br />

nicht lange, bis mir klar wird, dass sie hier offenbar<br />

ein Teil des Kulturerbes sind. Ich bin gerade<br />

dabei, eine dieser Blumen zu fotografieren, die<br />

sich elegant vor einem Haus gen Himmel reckt,<br />

als der Hausbesitzer herauskommt. Sichtlich<br />

erfreut, dass seine Blume im Zentrum meiner<br />

Aufmerksamkeit steht, bedeutet er mir, mich<br />

nicht stören zu lassen, und erzählt mir gleichzeitig<br />

eine originelle Anekdote: Nicht weit von<br />

hier, genauer gesagt im Dorf Ars-en-Ré auf der<br />

Île de Ré, fand vor einigen Jahren eine Art « populäre<br />

Revolte » statt, bei der die Bevölkerung<br />

für die Verteidigung von Stockrosen auf die<br />

Barrikaden ging. Ein neuer Bewohner des Ortes<br />

war gerade im Begriff, sein Haus zu renovieren,<br />

und hatte dabei die schlechte Idee, eine Trockensteinmauer<br />

einzureißen, die sein Grundstück<br />

eingrenzte. Das war zwar juristisch gesehen<br />

absolut legal, doch auf der zur Straße hin<br />

gelegenen Seite der bewussten Mauer wuchsen<br />

zur Freude der Menschen schon immer Stockrosen.<br />

Insofern dauerte es nicht lange, bis die<br />

Einwohner ihren Unmut kundtaten. Angesichts<br />

des Drucks der Öffentlichkeit und der Medien<br />

ließ der Mann schließlich die Mauer wieder<br />

rekonstruieren und erneut Stockrosen pflanzen.<br />

Im Jahr darauf musste er zugeben, dass es letzten<br />

Endes eine gute Entscheidung gewesen war.<br />

Zum Abschluss machte mein Gesprächspartner<br />

noch lächelnd die scherzhafte Bemerkung:<br />

« Das zeigt, dass man sich hier in Acht nehmen<br />

muss, manchmal haben Stockrosen das Sagen! »<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Die Emotion bleibt<br />

Von der mittelalterlichen Befestigungsmauer ist zwar nichts mehr zu sehen,<br />

doch es gibt noch einige Zeugnisse aus dieser Zeit, die zum besonderen Charme von<br />

Mornac beitragen. Dazu gehört die wunderschöne Markthalle. Sie liegt mitten im Stadtzentrum<br />

und hat das für solche Gebäude typische solide und massive Aussehen, wie man es in<br />

der Region überall sieht. In der Nähe überragt der Turm der schönen romanischen Kirche Saint-<br />

Pierre die kleinen Häuser der Nachbarschaft. Zu seinen Füßen sind in einem hübschen Garten einige<br />

Sarkophage zu sehen. Auf einem kleinen Schild lese ich, dass sie aus der Zeit der Merowinger stammen. Als<br />

ich dann die Kirchentür öffne und den Raum betrete, entdecke ich ein besonders interessantes Kulturerbe:<br />

Die Wände des Chors sind von mehreren Wandmalereien bedeckt, ein unerwarteter Anblick in einer so<br />

bescheidenen Kirche. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ich lese, dass man noch vor einigen Jahren,<br />

« einen thronenden Christus und einen Reiter mit einem Heiligenschein erkennen konnte ». Heute hat der<br />

Zahn der Zeit dazu beigetragen, dass man nur noch die Überreste von Wappenschildern erahnen kann. An<br />

meiner Emotion darüber, nach wie vor Zeugnisse dieser jahrhundertealten Zeichnungen zu sehen, ändert<br />

das jedoch nichts.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 41


Rosen, Clematis, Trompetenund<br />

Passionsblumen<br />

Auf dem Weg zurück zum Hafen bin ich beeindruckt,<br />

dass überall an den Mauern der charakteristischen<br />

kleinen weißen Häuser Blumen<br />

nach oben ranken. Abgesehen von den Stockrosen,<br />

die praktisch vor jedem Haus stehen, sind<br />

überall Rosen, Clematis, Trompeten- und Passionsblumen<br />

zu sehen, als wäre es ihr einziges<br />

Ziel, alles mit Farbtupfern zu überziehen, von<br />

denen einer fotogener als der andere ist. Das<br />

macht den Bummel durch die Gässchen noch<br />

wohltuender, zumal in den Geschäften viele<br />

Kunsthandwerker ihre Arbeiten präsentieren.<br />

Auch diese sind oft sehr farbenprächtig und<br />

tragen zu einer beschwingten, fröhlichen Atmosphäre<br />

bei. Und ein weiteres nicht unwichtiges<br />

Detail: An manchen Gebäuden sind sogar die<br />

Hausnummern auf besonders originelle und geschmackvolle<br />

Art angegeben: auf kleinen emaillierten<br />

Schildern, die von lokalen Künstlern<br />

hergestellt wurden. Die Einwohner von Mornac<br />

verstehen es in der Tat, auch auf vermeintliche<br />

Nebensächlichkeiten Wert zu legen.<br />

Einer der allerersten Leuchttürme<br />

Gegenüber dem Hafen von Mornac steht<br />

mitten in der Sumpflandschaft etwas, das<br />

von Weitem gesehen eines dieser Land-Art-<br />

Kunstwerke sein könnte, die man heute mehr<br />

und mehr sieht. Beim Näherkommen erweist es<br />

sich jedoch als historisches Zeugnis erster Güte:<br />

Es ist die 2006 geschaffene Nachbildung eines<br />

der ersten Leuchttürme, von denen im Mittelalter<br />

viele in den Sumpfgebieten dieser Gegend<br />

standen. Die einfallsreiche Technik sollte den<br />

Seeleuten dabei helfen, die schwierige Passage<br />

bis in den Hafen zu bewältigen und Klippen<br />

an der Küste auszuweichen. Lange Zeit wurden<br />

diese Signale in Form riesiger Holzfeuer<br />

auf Anhöhen oder Steinhügeln ausgesendet.<br />

Doch mit dem System des Porte feu à bascule,<br />

eines « kippbaren Feuerträgers », konnte man<br />

in einem Eisenkasten ein Feuer entzünden, den<br />

Kasten hochziehen und zum Nachlegen wieder<br />

herablassen. Lokalen Recherchen zufolge soll<br />

es heute in Europa nur noch eine vergleichbare<br />

Konstruktion geben. Sie steht in Skagen, im<br />

Norden von Jütland (Dänemark), und wurde<br />

1626 konstruiert.


Das Foto oben links ist eines der Fotos, die entlang des Chenal de Mornac ausgestellt sind:<br />

Es zeigt den « Gaullisten » Marcel Aubin und den « Sozialisten » Augustin Crétin.<br />

Rechts in der Mitte das wunderschöne Bild der Muscheln, bevor die Éclade angezündet wird.<br />

« Bopiate » und « Bottine »<br />

Entlang des Chenal de Mornac hält die Route de la<br />

Seudre ebenfalls angenehme Überraschungen bereit. Es<br />

handelt sich dabei um einen etwa fünf Kilometer langen,<br />

absolut ebenen und gut ausgeschilderten Rundweg, ideal<br />

für einen beschaulichen Spaziergang. Man bummelt<br />

durch die Marais salants, die Salzgärten, vorbei an Austernbänken<br />

und den farbenfrohen Hütten der Austernzüchter.<br />

Doch das ist nicht alles, denn unerwarteterweise<br />

erfährt man dabei gleichzeitig interessante Dinge über die<br />

Geschichte des Dorfes. Wie eine Fotoausstellung unter<br />

freiem Himmel hat die Gemeinde Reproduktionen von<br />

Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen Dorfbewohner zu sehen<br />

sind, am Weg platziert. Die schöne Fotoserie trägt den<br />

Titel Mornaçons d’hier et d’aujourd’hui und vermittelt auf<br />

sehr humorvolle Art lehrreiche Informationen über das<br />

Dorfleben und alte Berufe. Auf meinem Lieblingsbild<br />

sind zwei Dorfbewohner zu sehen: « Marcel Aubin, le<br />

Gaulliste, und Augustin Crétin, le Socialiste, waren in politischen<br />

Dingen nicht immer einer Meinung. Doch jedes<br />

Mal, wenn sie angeln gingen, begruben sie ihren Zwist.<br />

Bei der Rückkehr legten Bopiate und Bottine, wie sie sich<br />

gegenseitig nannten, ihren Fang zusammen und teilten<br />

ihn gerecht. » Eine liebevolle Art, ihnen Anerkennung zu<br />

zollen!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Geröstete Miesmuscheln<br />

Bevor ich auf dem Rückweg von diesem friedlichen<br />

und entspannenden Ausflug in die Sumpfgebiete den Hafen<br />

erreiche, drängt sich ein letzter Halt auf. Diesmal ist<br />

er gastronomischer Natur. Es ist quasi ein Insidertipp, der<br />

wirklich einen Umweg wert ist. Im Parc des Graves bieten<br />

die Austernzüchter Anna und Benoît auf einer einfachen,<br />

aber wunderbar authentischen Terrasse oberhalb der<br />

Fahrrinne eine der originellsten Spezialitäten der Region<br />

an. Eine Spezialität, die man zudem nur selten bekommt,<br />

da man sie nicht überall zubereiten kann. Es handelt sich<br />

dabei um die Éclade de Moules, geröstete Miesmuscheln.<br />

Dieses Gericht ist nicht nur ein seltener Genuss, sondern<br />

gleichzeitig eine visuelle Kuriosität und ein Spektakel.<br />

Meiner Ansicht nach sollte man es in seinem Leben zumindest<br />

ein Mal gesehen und probiert haben, sofern man<br />

das Glück hat, es genießen zu können. Bereits die Vorbereitung<br />

dauert eine gute Viertelstunde, denn die frischen<br />

Muscheln werden dicht an dicht spiralförmig, mit den<br />

Spitzen nach oben, auf einem Holzbrett angeordnet. Es<br />

erfordert eine gewisse Fertigkeit, dieses schöne « Muschelbild<br />

» zu erstellen, ohne dass die Muscheln übereinander<br />

fallen, dann war nämlich alles umsonst. Anschließend<br />

werden die Muscheln mit trockenen Piniennadeln bedeckt<br />

und diese angezündet. Damit ist auch klar, dass die<br />

Zubereitung nur im Freien möglich ist. Während ich Benoît<br />

bei den Vorbereitungen beobachte, sage ich mir, dass<br />

das wirklich eine Kunst ist! Wenn das Feuer brennt, wird<br />

immer wieder eine Handvoll Kiefernnadeln nachgelegt,<br />

bis sich alle Muscheln geöffnet und ihr Wasser abgegeben<br />

haben. Dann muss man « nur noch » die verbrannten<br />

Nadeln und diejenigen, die noch brennen, « wegblasen »<br />

– ebenfalls eine Technik, die gelernt sein will! – bevor<br />

man die Muscheln genießen kann. Was meiner Meinung<br />

nach, das Einfachste und Angenehmste ist! Das Ergebnis:<br />

ein ausgesprochen wohlschmeckendes Gericht, mit<br />

einer leicht rauchigen Note, das mit einem Glas kühlen<br />

Weißwein aus der Region noch besser mundet! Für mich<br />

ist es eine wunderschöne Art, einen Tag abzuschließen, an<br />

dem ich mich ausschließlich zu Fuß fortbewegt habe und<br />

in der Tat weitab vom üblichen Trubel die Ruhe genießen<br />

konnte.<br />

Infos<br />

Cabane à huîtres Le Parc des Graves<br />

5, route de la Seudre<br />

17113 Mornac-sur-Seudre<br />

Telefon: +33 (0)5 46 22 75 14<br />

www.facebook.com/people/Le-Parc-des-<br />

Graves/100063581365908/<br />

Éclade de Moules (500 g), 18 €. Traditionell serviert mit Brot,<br />

das mit Knoblauch eingerieben und gebuttert ist. Das Gericht<br />

wird bei Bestellung frisch zubereitet, insofern ist mit einer<br />

gewissen Wartezeit zu rechnen. Daneben gibt es Austern und<br />

Meeresfrüchte.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Reiseinfos und Lesetipps<br />

Mornac-sur-Seudre …<br />

… Berlin 1530 km … Hamburg 1371 km<br />

… Köln 967 km … Frankfurt 1052 km<br />

… München 1214 km … Wien 1264 km<br />

… Zürich 908 km … Paris 493 km<br />

… La Rochelle 67 km … Royan 13 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />

Mérignac (120 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

liegt in La Rochelle (66 km).<br />

Office de Tourisme<br />

de Mornac-sur-Seudre<br />

5, route de Plordonnier<br />

17113 Mornac-sur-Seudre<br />

Telefon: +33 (0)5 46 08 21 00<br />

www.royanatlantique.fr<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />

Talmont-sur-Gironde: Zwischen Himmel<br />

und Fluss am Ende der Welt (27 km<br />

entfernt)<br />

Der Anblick von Talmont-sur-Gironde, wie es<br />

sich auf einem Felsvorsprung oberhalb der<br />

Fluten der Girondemündung<br />

zierlich gen Himmel reckt, ist<br />

unverwechselbar. Seit seiner<br />

Gründung im Jahr 1284 zieht<br />

das kleine Dorf, das Wind und<br />

Wetter ausgesetzt ist und fast<br />

zwischen Himmel und Wasser<br />

zu schweben scheint, die Blicke<br />

auf sich.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82<br />

Brouage, die Zitadelle der<br />

geplatzten Träume (32 km<br />

entfernt)<br />

Die Geschichte von Brouage ist<br />

die einer Stadt, die einst eine<br />

bedeutende Rolle<br />

im europäischen<br />

Handel spielte, bevor<br />

sie in Vergessenheit<br />

geriet. Sogar der<br />

Ozean, dessen<br />

Wasser früher die<br />

Befestigungsmauern<br />

umspülte, hat sich<br />

inzwischen ganz von<br />

ihr zurückgezogen …<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Pompadour<br />

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />

Arnac-Pompadour ist eine friedliche, kleine Stadt zwischen Brive-la-Gaillarde<br />

(Corrèze) und Limoges (Haute-Vienne). Viele, die sie kennen, nennen sie<br />

schlicht Pompadour. Es ist naheliegend, dass der Ort sofort mit Madame de<br />

Pompadour (1721-1764) in Verbindung gebracht wird, der illustren Mätresse<br />

Ludwigs XV. (1710-1774). Darüber hinaus gibt es auch noch ein Schloss desselben<br />

Namens, das der bis über beide Ohren verliebte König seiner Geliebten<br />

schenkte. Abgesehen von diesem architektonischen Erbe zeichnet sich Pompadour<br />

noch durch eine andere Besonderheit aus, denn seit Jahrhunderten leben die Menschen<br />

dort im Rhythmus klappernder Hufe: Eine renommierte Pferderennbahn, ein<br />

Nationalgestüt und königliche Pferdeställe prägen das Leben der Gemeinde, die daher<br />

auch den Titel Cité du Cheval trägt. Trotz dieser Mischung aus prächtigem Kulturerbe,<br />

einem nicht zu verleugnenden ländlichen Charme, der tiefen Verankerung in der<br />

Geschichte des Landes und der angesehenen eleganten Pferdewelt ist Pompadour<br />

weitgehend unbekannt. Dabei lohnt sich ein Besuch durchaus.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

Seit einigen Monaten ist Alain Tisseuil, der Bürgermeister<br />

von Arnac-Pompadour, erleichtert und<br />

glücklich. Sieben Jahre kämpften er und seine Mitstreiter<br />

darum, ein Spielcasino in der Stadt eröffnen zu<br />

dürfen. Nun erteilte der französische Staat endlich die<br />

Genehmigung dafür. Was vordergründig belanglos erscheinen<br />

mag, ist für Arnac-Pompadour ein Lichtblick und vor<br />

allem die lang ersehnte, quasi hundertprozentige Garantie,<br />

das umfangreiche architektonische Kulturerbe der Gemeinde<br />

retten zu können! Angesichts der fehlenden Mittel<br />

wäre dessen Unterhalt ohne diese Entscheidung in großer<br />

Gefahr gewesen. Doch bevor wir uns näher mit den Kulturgütern<br />

beschäftigen, die in der Tat den Besucher sofort<br />

beeindrucken, sobald er die Kleinstadt im Departement<br />

Corrèze betritt, schauen wir uns genauer an, was den Enthusiasmus<br />

ausgelöst hat, der heute in den Cafés und Restaurants<br />

der Stadt spürbar und in aller Munde ist: die<br />

Gesetzgebung in Bezug auf die Eröffnung kommunaler<br />

Casinos in Frankreich. Das Thema erscheint zwar auf den<br />

ersten Blick nicht gerade das spannendste zu sein, dennoch<br />

gibt es interessante Aufschlüsse über französische « Traditionen<br />

» und wie diese sich verändern.<br />

Jackpot für Arnac-Pompadour!<br />

Es mag erstaunlich klingen, dass ein Land, das mit 203<br />

Casinos 40 % aller europäischen Spielbanken besitzt, in<br />

dieser Beziehung eine der strengsten Gesetzgebungen innerhalb<br />

der EU hat. Trotz ihrer beeindruckenden Anzahl<br />

sind Casinos in Frankreich nämlich vom Grundprinzip<br />

her verboten. Lediglich ganz bestimmte Gemeindekategorien<br />

dürfen im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung<br />

eine solche Einrichtung besitzen. Bislang handelte es sich<br />

dabei im Wesentlichen um Gemeinden, die als « See- und<br />

Thermalbäder, touristische Städte » oder als « Hauptstädte<br />

von Ballungsräumen mit mehr als 500 000 Einwohnern<br />

und spezifischen kulturellen Einrichtungen » klassifiziert<br />

waren (beispielsweise Bordeaux mit der Opéra national).<br />

Für die Stadt Paris gelten zudem Sonderregelungen.<br />

Wenn sich nun der Bürgermeister von Arnac-Pompadour<br />

derzeit so freut, dann liegt das daran, dass das französische<br />

Parlament im Dezember 2023 einen Gesetzestext<br />

verabschiedete, der die Welt der Spielautomaten nahezu<br />

revolutioniert hat. Das Gesetz besagt, dass von nun an<br />

Gemeinden, « auf deren Gebiet am 1. Januar 2023 der<br />

Unternehmenssitz eines Veranstalters von Pferderennen,<br />

der historische Sitz des Cadre Noir oder ein Nationalgestüt<br />

ansässig ist und in denen zwischen dem 1. Januar<br />

2018 und dem 1. Januar 2023 mindestens zehn Pferdeveranstaltungen<br />

mit nationaler oder internationaler Reichweite<br />

stattfanden », ein Casino besitzen dürfen. Eine sehr<br />

erfreuliche Nachricht also für Arnac-Pompadour, denn<br />

die Gemeinde mit ihrer langen Pferdetradition erfüllt diese<br />

Kriterien und kann nun darauf hoffen, in den kommenden<br />

Jahren eine Spielbank ihr eigen nennen zu können.<br />

Diese wird vermutlich nicht nur Hunderte Arbeitsplätze<br />

schaffen, sondern dürfte pro Jahr mehrere Hunderttausend<br />

Euro in die Gemeindekasse spülen. Kein Wunder<br />

also, dass Monsieur le Maire darüber mehr als angetan ist.<br />

Die zu erwartenden Einnahmen sollten es ermöglichen,<br />

die städtischen Kulturgüter, auf die man zu Recht stolz<br />

ist, umfassend zu erhalten und in Zukunft dauerhaft instand<br />

zu halten. Angesichts des Ausmaßes war das bislang<br />

nicht sichergestellt: Die gesamte Fläche der Domaine de<br />

Pompadour, wie sie heute besteht, beträgt 400 Hektar.<br />

Dazu gehören das Schloss, mehrere Wohn- und Verwaltungsgebäude<br />

sowie zahlreiche Gebäude und Terrains für<br />

Zucht und Pferdewettkämpfe. Mit diesen Informationen<br />

im Hinterkopf wird ein Besuch der kleinen Stadt heute<br />

noch interessanter ...<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Eine junge Frau<br />

entfaltet ihren ganzen Charme<br />

Alte Steine erzählen die<br />

Geschichte der « Favoritin »<br />

Erreicht man das Dorf, sticht vor allem das Schloss<br />

ins Auge. Eine imposante Festung, die ursprünglich im<br />

11. Jahrhundert erbaut, im 15. Jahrhundert zum großen<br />

Teil zerstört und wieder aufgebaut und schließlich im 18.<br />

Jahrhundert umgebaut wurde. Angesichts der riesigen<br />

« unbebauten » Fläche, die die Pferderennbahn von Arnac-Pompadour<br />

genau gegenüber einnimmt, beeindruckt<br />

die Größe umso mehr. Dabei ist eine solche Architektur<br />

in der Region alles andere als einzigartig. Der Süden der<br />

Departements Corrèze und Dordogne lag früher an der<br />

Grenze der Königreiche Frankreich und Aquitanien und<br />

ist dafür bekannt, zahlreiche Schlösser zu besitzen, die<br />

sich durch eine imposante, auf Verteidigung ausgerichtete<br />

Bauweise auszeichnen. Eine Besichtigung des hiesigen<br />

Schlosses beschränkt sich aber glücklicherweise nicht auf<br />

die Erinnerung an eine kriegerische Vergangenheit. Ganz<br />

im Gegenteil. Der Besucher stellt überrascht fest, dass die<br />

Geschichte ihn relativ schnell zu sehr viel leichteren, sogar<br />

recht frivolen Themen entführt. Der Name Pompadour ist<br />

heute schließlich in Frankreich und anderswo vor allem<br />

deshalb so bekannt, weil dahinter eine Geschichte steht,<br />

wie sie sich nur in Frankreich zutragen konnte. Es geht<br />

um den nicht wirklich treuen König Ludwig XV. und<br />

seine « bevorzugte Mätresse » – eine Stellung, die<br />

man in Frankreich elegant als Favorite bezeichnete<br />

– namens Jeanne-Antoinette Poisson, die durch<br />

die Großzügigkeit des Königs zur<br />

Schlossbesitzerin und gleichzeitig<br />

zur Marquise de Pompadour wurde.<br />

An dieser Stelle führt kein Weg an<br />

einem kurzen geschichtlichen Abriss<br />

vorbei: Da man zur Zeit Ludwigs XV. bekanntlich<br />

nicht so alt wurde wie heute, durfte<br />

man in vielerlei Hinsicht keine Zeit verlieren. Der König<br />

heiratete daher bereits im jungen Alter von 15 Jahren Marie<br />

Leszczynska (1703-1768), die Tochter des entthronten<br />

polnischen Königs. Einige wenige Jahre war Ludwig XV.<br />

seiner Gattin, die ihm im Laufe der Jahre zehn Kinder<br />

schenkte, treu, wurde dann aber zu einem flatterhaften<br />

Ehemann. Man muss wissen, dass die Franzosen dies<br />

jahrhundertelang als normales Verhalten eines Souveräns<br />

und als Zeichen strotzender Manneskraft ansahen. Insofern<br />

ist es nicht erstaunlich, dass sich Ludwigs Untertanen<br />

damals darüber freuten, dass ihr Monarch wieder<br />

an die « altüberlieferte Tradition » der Mätressen und der<br />

Favoritin anknüpfte. Vielen Höflingen bereitete es im<br />

Übrigen Vergnügen, dem König potenzielle Eroberungen<br />

vorzustellen, in der Hoffnung, im Erfolgsfall dessen<br />

Gunst zu erlangen. Daher beruhten Begegnungen in den<br />

seltensten Fällen auf einem Zufall. So kam es, dass Ludwig<br />

XV. bei einer Jagdpartie im Wald von Sénart, in der<br />

Nähe von Versailles, eines Tages – das exakte Datum ist<br />

leider nicht bekannt – eine junge, hübsche Frau namens<br />

Jeanne-Antoinette Poisson traf, die mit einem gewissen<br />

Le Normant d’Étiolles verheiratet war und mit diesem in<br />

einem nahe gelegenen Schloss lebte. Die junge Frau war<br />

angeblich durch einen Cousin von der Anwesenheit des<br />

Souveräns in Kenntnis gesetzt worden und hatte es so arrangiert,<br />

dass sich ihre Wege kreuzten. Der Legende nach<br />

war ihr von einer Hellseherin bereits im Alter von neun<br />

Jahren eine « königliche Zukunft » vorhergesagt worden.<br />

Da sie diesen Moment gekommen sah, tat sie alles, um<br />

den König zu bezaubern. Offenbar mit Erfolg, denn Ludwig<br />

XV. lud Jeanne-Antoinette daraufhin zu einem großen<br />

Maskenball ein, der kurze Zeit später anlässlich der<br />

Hochzeit seines Sohnes stattfand. So kam es, dass die junge<br />

Frau in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1745 mit<br />

1500 anderen elegant gekleideten Menschen am berühmten<br />

Bal des Ifs, dem Ball der Eiben, in der Spiegelgalerie<br />

von Schloss Versailles teilnahm und damit Zugang zum<br />

Allerheiligsten der französischen Macht hatte – und das,<br />

obwohl sie keinen Adelstitel besaß! Sie war zu dem Anlass<br />

als Jagdgöttin Diana erschienen und fest entschlossen, ihren<br />

Charme spielen zu lassen. Als sich die Türen öffneten,<br />

zeigten sich lediglich die Königin in pompöser Hofkleidung<br />

sowie der Thronfolger und seine Frau als Schäfer<br />

und Schäferin verkleidet. Der König hatte sich inkognito<br />

unter die Menge gemischt. Man wusste nur, dass er als<br />

Eibe verkleidet war, ein Zierbaum, der zur damaligen Zeit<br />

in den Gärten sehr beliebt war. Allerdings trugen acht an-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

dere Personen dasselbe Kostüm ...<br />

Hatte Jeanne-Antoinette Poisson<br />

die richtige Intuition oder hat ihr<br />

der König ein Zeichen gegeben?<br />

Wie dem auch sei, vor einer dieser<br />

« Eiben » ließ sie ihr Taschentuch zu<br />

Boden fallen. Der verkleidete Mann bückte sich,<br />

um es aufzuheben und es der jungen Frau an die<br />

Brust zu drücken. Bingo! Es war tatsächlich<br />

Ludwig XV.! Und damit begann eine königliche<br />

Affäre ...<br />

Der Aufstieg einer Favoritin<br />

zwischen Luxus und Kontroversen<br />

Die Beziehung sorgte umgehend für polemische<br />

Diskussionen und Eifersüchteleien: Nicht<br />

nur, dass die neue Mätresse bereits verheiratet<br />

war, noch dazu gehörte sie nicht dem Adel an.<br />

Was hatte sie daher am Hof zu suchen? Alle gaben<br />

sich größte Mühe, zu verbreiten, dass weder<br />

ihr Vater – ein « einfacher » Lebensmittellieferant<br />

der Armee – noch ihre Mutter einen Titel<br />

besitzen. Damit habe sie schlichtweg keinen Anspruch auf einen<br />

Platz in Versailles! Wie könne der König sie den vielen anderen<br />

« hochwohlgeborenen » Frauen vorziehen? Diese Frage beschäftigte<br />

alle. Es entstanden die berühmten und oft grausamen Lieder<br />

– die sogenannten Poissonades –, mit denen man Jeanne-Antoinette<br />

zunächst am Hof und dann im ganzen Land verspottete. Über<br />

ihren Ehemann machte man sich ebenfalls lustig. Als dieser von<br />

der Untreue seiner Ehefrau erfuhr, soll er zunächst ohnmächtig<br />

geworden sein, und dann, als er wieder zu sich kam, geschrien haben:<br />

« Ich bringe sie um! Diese Hure! Dieses Luder! » Er wurde<br />

jedoch schnell zahm wie ein Lamm, denn Ludwig XV. bot ihm als<br />

Gegenleistung für sein Schweigen eine ausgesprochen gut bezahlte<br />

Stelle als Fermier général an. Der König stand offensichtlich voll<br />

und ganz hinter seiner neuen Passion. Es dauerte dann auch nicht<br />

lange, bis er Jeanne-Antoinette Poisson zu seiner Favoritin machte<br />

und sie in einem kleinen Appartement unterbrachte, das im Schloss<br />

Versailles direkt über seinem eigenen lag und zu dem er über einen<br />

mehr oder weniger geheimen Gang direkten Zugang hatte. Um<br />

die Kritik am fehlenden Adelstitel seiner Geliebten verstummen<br />

zu lassen, schenkte er ihr das Château de Pompadour inklusiver<br />

aller Ländereien und erhob sie im Juli 1745 zur Marquise de Pompadour,<br />

sieben Jahre später dann zur Herzogin. Fünf Jahre teilte<br />

die Marquise das Bett des Königs. Selbst als ihre physischen Reize<br />

die Wirkung auf den Monarchen verloren, wusste sie es geschickt<br />

anzustellen, um einen Platz in dessen Herzen zu behalten, denn<br />

dieser liebte sie nach wie vor und wollte sie an seiner Seite haben.<br />

Er überhäufte sie mit prachtvollen Geschenken, unter anderem mit<br />

mehreren Schlössern (Fontainebleau, Crécy, Bellevue, Champssur-Marne,<br />

Ménars), sodass sie dem Land teuer zu stehen kam.<br />

Doch die Marquise de Pompadour, die im Übrigen als Einzige im<br />

Schloss Versailles starb – wenn das keine symbolische Bedeutung<br />

hat – spielte auch eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes,<br />

vor allem in kultureller Hinsicht. Sie begeisterte sich für die<br />

Philosophes des Lumières, die Vordenker der Aufklärung, und führte<br />

diese bei Hof ein. Man gab ihr sogar den Spitznamen Notre-<br />

Dame des Philosophes, so sehr engagierte sie sich für diese.<br />

Die Franzosen verdanken ihr zudem den Bau so prestigeträchtiger<br />

Gebäude wie der Militärschule in Paris, der Manufacture<br />

de Sèvres und des Élysée-Palastes,<br />

der damals noch Hôtel d’Évreux hieß, wo<br />

sie ab 1753 wohnte.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Pferde von Königen und Präsidenten<br />

Die Marquise de Pompadour zog zwar die Fäden<br />

im Verborgenen, verfügte aber über viel Macht und war<br />

klug genug, in der Nähe des Königs und von Versailles<br />

zu bleiben, anstatt sich in ihr Schloss in der Corrèze zu begeben.<br />

Auf diese Weise saß sie an der Quelle der Information<br />

und konnte sich bei Bedarf gegen die Schändlichkeiten verteidigen,<br />

die man bei Hofe über sie verbreitete. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie<br />

sogar niemals einen Fuß in den Ort Arnac-Pompadour setzte. Dennoch beschränkte<br />

sich die Marquise nicht nur darauf, den Titel zu tragen, den ihr der König mit der Schenkung<br />

des Schlosses verliehen hatte. Trotz der Entfernung zwischen Versailles und Pompadour interessierte<br />

sie sich für das Anwesen und beschloss 1751, in den dortigen Pferdeställen ein privates Gestüt<br />

zu gründen, die heutigen Écuries de la Marquise. Die Ständerhaltung der Pferde, die damals vor allem<br />

für die königliche Armee und für die Reproduktion bestimmt waren, wurde in den Jahren um 1830<br />

durch Boxenhaltung ersetzt. Es sind dieselben, die man aktuell bei der Besichtigung sieht. Allerdings<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

sind heute zwei wunderschöne Rösser die « Stars » und<br />

ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Mabrouk<br />

und Sami, zwei « präsidiale Pferde ». Die beiden aus dem<br />

Departement Corrèze stammenden französischen Präsidenten<br />

Jacques Chirac (1932-2019) und François Hollande<br />

erhielten jeweils eines dieser edlen Tiere vom algerischen<br />

Präsidenten Abdelaziz Bouteflika (1937-2021) geschenkt.<br />

Die Vierbeiner führen heute in Pompadour ein geruhsames<br />

Leben, wobei François Hollande anscheinend von<br />

Zeit zu Zeit « seinem » Pferd einen Besuch abstattet. Und<br />

in der Zeit dazwischen genießt dieses offenbar die Streicheleinheiten<br />

der Besucher.<br />

Pompadour zwischen Zucht,<br />

Pferdeshow, Kulturerbe und Tourismus<br />

Um 1760 verkaufte die Marquise de Pompadour, die<br />

sich wohl doch mehr für das Leben in Versailles interessierte,<br />

das Schloss und die dazugehörigen Ländereien.<br />

Vermutlich auf Anraten seiner ehemaligen Favoritin hin<br />

begann König Ludwig XV. dagegen, sich stark für die<br />

Welt der Pferde und die königlichen Gestüte zu interessieren,<br />

die sein Vorgänger geschaffen hatte. Er initiierte die<br />

Gründung des Haras royal de Pompadour, um die Pferde-<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


60<br />

ANS<br />

DE PASSION<br />

Du 7 au 16 juin <strong>2024</strong><br />

La Grange de Meslay<br />

Festival hors les murs<br />

CCC OD, ESPACE MALRAUX,<br />

MAME, LA CHAPELLE SAINT-LIBERT,<br />

NOUVEL ATRIUM<br />

WWW.FESTIVAL-LA-GRANGE-DE-MESLAY.FR


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

zucht in der Region Limousin weiter auszubauen, zumal<br />

diese Gegend dafür bekannt war, dass qualitativ hochwertiges<br />

Pferdefutter in ausreichender Menge zur Verfügung<br />

stand. Das Gestüt wurde dann, dem Verlauf der französischen<br />

Geschichte folgend, während der Revolution<br />

zunächst aufgelöst, 1806 von Napoleon (1769-1821) per<br />

Dekret wieder eingerichtet und offiziell zum « Kaiserlichen<br />

Gestüt » erklärt, bis 1872 schließlich ein « Nationalgestüt<br />

» daraus wurde. 2010 entstand das Institut Français<br />

du Cheval et de l’Équitation (IFCE), in dem die Nationale<br />

Reitschule Saumur und die Nationalgestüte zusammengefasst<br />

wurden. Wie man bei der Besichtigung von Schloss<br />

Pompadour erfährt, wurde die Orangerie nach der Umwandlung<br />

in das Königliche Gestüt 1785 zu Pferdeställen<br />

umgebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts baute man eine<br />

Reithalle, in der heute im <strong>Sommer</strong> Pferdeshows und andere<br />

Veranstaltungen stattfinden. Auf der Domaine de<br />

Pompadour werden auch die jungen Pferde aus der Zucht<br />

des Nationalgestüts zugeritten und dann im Rahmen von<br />

Wettkämpfen und Prüfungen auf ihre Fähigkeiten getestet,<br />

bevor sie verkauft werden. Nur<br />

die besten Stutenfohlen werden wieder<br />

für die Zucht eingesetzt, um ihre genetischen<br />

Eigenschaften weiterzugeben. In den<br />

französischen Nationalgestüten gibt es heute<br />

keine Deckstationen mehr. In der Jumenterie<br />

der nahe gelegenen Domaine de Chignac werden<br />

hingegen weiterhin Stuten gezüchtet. Neben<br />

verschiedensten Dressurprüfungen und Springturnieren<br />

öffnet man sich aber heute verstärkt dem Tourismus. Inzwischen<br />

kommen die Menschen nicht mehr nur wegen<br />

Geschichte und Architektur nach Pompadour oder um<br />

hochrangige Pferdewettkämpfe zu besuchen, sondern<br />

auch wegen der unterhaltsamen Shows und um an Ausritten<br />

in die nähere Umgebung teilzunehmen. Dennoch<br />

ist es Pompadour gelungen, seine Seele und Authentizität<br />

zu bewahren. Hoffen wir, dass das zukünftige Spielcasino<br />

zwar die notwendigen Finanzmittel für den Unterhalt beschafft,<br />

aber ansonsten den Charakter nicht verändert!<br />

Sami, das 2011 geborene Pferd, das der Präsident der<br />

Demokratischen Volksrepublik Algerien dem französischen<br />

Staatspräsidenten François Hollande schenkte.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Reiseinfos & Lesetipps<br />

Arnac-Pompadour …<br />

… Berlin 1406 km … Hamburg 1273 km<br />

… Köln 872 km … Frankfurt 900 km<br />

… München 994 km … Wien 1390 km<br />

… Zürich 723 km … Paris 437 km<br />

… Limoges 60 km … Brive-la-Gaillarde 37 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />

Mérignac (202 km) und Toulouse-<br />

Blagnac (230 km).<br />

Die Region ist nicht ans TGV-Netz<br />

angeschlossen. Vom SNCF-Bahnhof in<br />

Brive-la-Gaillarde (37 km) aus erreicht<br />

man jedoch mit Intercity-Zügen<br />

problemlos die TGV-Bahnhöfe in<br />

Limoges, Bordeaux oder Toulouse.<br />

Office de Tourisme Terres de Corrèze<br />

Bureau de Pompadour<br />

Le Château<br />

19230 Arnac-Pompadour<br />

Telefon: +33 (0)5 55 73 15 71<br />

www.terresdecorreze.com<br />

Château de Pompadour<br />

Place du Château (Eingang beim<br />

linken Turm)<br />

Telefon: +33 (0)5 59 98 99 27<br />

www.chateau-pompadour.fr<br />

Die Öffnungszeiten schwanken im<br />

Jahresverlauf. Vom 6. Juli bis 1.<br />

September täglich von 10.00 bis 18.30<br />

Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten<br />

entnehmen Sie bitte der Website.<br />

Eintritt 9,50 €, ermäßigt 7,00 €. Kinder<br />

unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Für die Besichtigung von Schloss, Park<br />

und Pferdeställen sollten Sie ungefähr<br />

zwei Stunden einplanen.<br />

Kombiticket Château de Pompadour/<br />

Jumenterie du Domaine de Chignac (14<br />

€/9 €).<br />

Die Jumenterie liegt etwa einen<br />

Kilometer vom Schloss entfernt und<br />

ist eine regelrechte « Geburtsstation »<br />

der Domaine de Pompadour. Auf einer<br />

Fläche von knapp 80 ha leben dort<br />

rund 60 reinrassige Araber und Anglo-<br />

Araber. (Informationen: www.ifce.fr/<br />

haras-nationaux/nos-sites/harasnational-de-pompadour/jumenteriede-chignac/)<br />

In den Außenanlagen und Pferdeställen<br />

sind Hunde zugelassen, sie müssen<br />

allerdings an der Leine geführt werden.<br />

In das Schloss dürfen nur kleine Hunde<br />

mitgenommen werden, die auf dem<br />

Arm oder in einem Transportkorb<br />

getragen werden, « um das alte Parkett<br />

zu schützen ».<br />

Le Puy-Marmont<br />

Dieser eineinhalb Hektar große<br />

Ort gegenüber von Château de<br />

Pompadour war ursprünglich der<br />

Gemüsegarten des Schlosses. Heute<br />

ist es das offizielle Reitstadion von<br />

Pompadour, in dem zahlreiche<br />

Reitveranstaltungen stattfinden:<br />

internationale Dressurprüfungen,<br />

Springturniere, Zuchtschauen für<br />

Anglo-Araber und vor allem das<br />

Finale des « Championats für junge<br />

Vielseitigkeitspferde », genannt Grande<br />

semaine de Pompadour im September<br />

(11.-15.9.<strong>2024</strong>). Vom Schloss führt eine<br />

majestätische Kastanienbaumallee bis<br />

Puy-Marmont. Es ist ein lohnenswerter<br />

Spaziergang, bei dem Sie zudem die<br />

interessante Architektur der Gebäude<br />

entdecken können. Eintritt frei.<br />

Hippodrome de Pompadour<br />

2 allée de Longchamps<br />

19230 Saint-Sornin-Lavolps<br />

Telefon: +33 (0)7 88 41 24 94<br />

www.courses-pompadour.fr<br />

Eine der bekanntesten<br />

Pferderennbahnen (vor allem für<br />

Hindernisrennen) in Frankreich mit der<br />

einzigen 2000 Meter langen Sandbahn<br />

des Landes. Zwischen Ende Mai und<br />

Anfang September finden 11 Renntage<br />

statt. Den Rennkalender finden Sie auf<br />

der Website.<br />

Im Panoramarestaurant des<br />

Hippodroms können Sie sich stärken<br />

und gleichzeitig die Rennatmosphäre<br />

genießen. Es gibt dort sogar einen<br />

Wettschalter. Ein Muss für Freunde von<br />

Pferderennen!<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Les Pans de Travassac, eine spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers (39 km<br />

entfernt)<br />

Rund zehn Kilometer nördlich<br />

von Brive-la-Gaillarde, im<br />

Departement Corrèze, verbirgt<br />

sich eine der ungewöhnlichsten<br />

und spektakulärsten<br />

Landschaften Frankreichs:<br />

die Pans de Travassac. Diese<br />

Naturlandschaft liefert die<br />

berühmten Schieferplatten, mit<br />

denen die Dächer zahlreicher<br />

prestigeträchtiger Monumente – wie beispielsweise der Abbaye<br />

du Mont-Saint-Michel– gedeckt sind. Seit dem 16. Jahrhundert<br />

wird dieses Material hier abgebaut. Die eigentümliche geologische<br />

Formation dieses Ortes macht den Besuch zu einem ungewöhnlichen<br />

Erlebnis, das man so schnell nicht wieder vergisst …<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />

spannendes Dorf (49 km entfernt)<br />

Im Departement Corrèze liegt das<br />

Dorf Aubazine, umgeben<br />

von großen Waldgebieten<br />

und kulturellen Schätzen<br />

wie der Zisterzienserabtei<br />

aus dem 12. Jahrhundert<br />

und dem Canal des<br />

Moines. Aubazine ist<br />

mehr als nur ein ruhiges,<br />

typisches französisches<br />

Dorf; es ist auch mit der Geschichte von Gabrielle Chanel,<br />

bekannt als Coco Chanel, verwoben. Sie soll einen Teil<br />

ihrer Kindheit in der Abtei verbracht haben, die zu einem<br />

großen Waisenhaus für Mädchen umfunktioniert wurde.<br />

Obwohl diese Geschichte oft erzählt wird, bleibt sie<br />

mysteriös, da es keine offiziellen Belege gibt, was den Ort<br />

noch interessanter macht.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />

Seit 1889 ist das Moulin<br />

Rouge am Fuße des Montmartre-Hügels<br />

eine Institution<br />

in der Welt des Pariser<br />

Nachtlebens. Das ganze<br />

Jahr über verzaubert die<br />

Revue Féerie zweimal pro<br />

Abend insgesamt knapp<br />

1000 Zuschauer mit einem<br />

atemberaubenden Wirbelsturm<br />

an Federn, Strass<br />

und Pailletten, der im symbolträchtigen<br />

und unerreichten<br />

French Cancan<br />

gipfelt. Dabei steht hinter<br />

dem, was auf den ersten<br />

Blick wie ein « Tempel der<br />

Maßlosigkeit » erscheint,<br />

viel mehr. Hinter den Shows<br />

stehen eine Tradition und<br />

ein Know-how, das in<br />

Frankreich seinesgleichen<br />

sucht. Begleiten Sie uns<br />

hinter die Kulissen des<br />

Moulin Rouge, um mehr<br />

über zwei ganz unterschiedliche<br />

Handwerksateliers<br />

zu erfahren. Auf diese<br />

Weise wird deutlich, wie die<br />

akribische Arbeit passionierter<br />

Frauen und Männer<br />

das Cabaret zu einem unglaublichen<br />

Akteur im Bereich<br />

Kulturerbe und – was<br />

weniger bekannt ist – der<br />

französischen Handwerkskunst<br />

macht.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Hinter den Kulissen des<br />

Moulin Rouge (1/2)<br />

Excellence à la française<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


« Bitte das Futter im Ärmel annähen. »<br />

Dieser kurze Satz ist auf einem kleinen Stück<br />

Papier zu lesen, das an einem Bügel mit einer<br />

Paillettenjacke befestigt ist. Der Satz wurde<br />

von Hand geschrieben und durch ein hübsches<br />

kleines Herz am Ende ergänzt. Vor dem Kleiderständer,<br />

direkt an der Wand des engen Ganges<br />

steht Patricia Berthe und muss lächeln, als<br />

sie die Worte liest. Sie hat eine Ausbildung als<br />

Haute-Couture-Schneiderin absolviert und arbeitet<br />

seit 1984 im Moulin Rouge. Nun nimmt<br />

sie den Bügel vom Ständer. « Ab ins Atelier!<br />

Es ist höchste Zeit, dich zu reparieren, heute<br />

Abend musst du wieder auf die Bühne! », sagt<br />

sie liebevoll zu dem Kleidungsstück, als spräche<br />

sie mit einer alten Bekannten, mit der sie öfter<br />

zu tun hat.<br />

Der Fingerhut,<br />

ein unverzichtbares Utensil<br />

Patricia Berthe arbeitet in der Schneiderwerkstatt<br />

des Moulin Rouge. Genauer gesagt<br />

in einer der beiden Schneiderwerkstätten des<br />

Hauses. Schließlich stehen Tag für Tag 60 Doriss<br />

Girls und 20 Doriss Dancers zweimal pro<br />

Abend – um 21 Uhr und um 23 Uhr – auf den<br />

Brettern der Bühne, um die vier Szenen von<br />

Féerie zu präsentieren, der berühmten Show des<br />

Moulin Rouge. 15 Mitarbeiter haben daher in<br />

der Schneiderei wahrlich alle Hände voll zu tun,<br />

um sicherzustellen, dass die knapp 1000 Kostüme<br />

und Accessoires, die jeden Abend benötigt<br />

werden, in einem einwandfreien Zustand sind.<br />

« Die Tänzerinnen und Tänzer müssen Kostüme<br />

haben, die immer in einem Topzustand sind<br />

und in denen sie sich bequem bewegen können.<br />

Dafür sind wir da », sagt Patricia Berthe beim<br />

Betreten des Ateliers. Vier Personen, alle Frauen,<br />

sind dort gerade mit Änderungen und Ausbesserungen<br />

beschäftigt. Es ist offensichtlich,<br />

dass dafür sehr akribisches Arbeiten erforderlich<br />

ist. Bis auf eine der Frauen tragen alle eine Brille.<br />

Trotz der mit Sicherheit für die Tätigkeit optimalen<br />

Beleuchtung kann man sich vorstellen,<br />

dass die Augen dabei sehr strapaziert werden.<br />

« Und die Finger auch! », meint Patricia Berthe.<br />

« Deswegen sage ich Neuankömmlingen immer,<br />

sie sollen mit einem Fingerhut nähen! Heutzutage<br />

lernen sie in der Schneiderschule nicht mehr,<br />

dass ein Fingerhut ein wichtiges Hilfsmittel ist.<br />

Als ob er überholt sei. Vielleicht in der Haute<br />

Couture, das mag sein, aber hier arbeiten wir oft<br />

mit Stoffen und anderen Materialien, die schwer<br />

zu durchstechen sind. Ohne Fingerhut leiden<br />

die Finger sehr ... »<br />

24 Jahre Féerie<br />

Betrachtet man die Vielzahl an Stoffen,<br />

Bändern, Gummibändern, Borten, Garnrollen,<br />

Schachteln und anderen Behältern mit<br />

Tausenden von Strasssteinen, Knöpfen und<br />

Perlen, dann wird schnell klar, dass dieser Ort<br />

nicht etwa « nur » eine Art « Fundgrube » ist,<br />

in der Showkostüme ausgebessert werden, wie<br />

dies auch anderswo der Fall ist. Hier befinden<br />

wir uns in einer in ihrer Art einzigartigen<br />

Werkstatt. Es ist vermutlich eine der letzten in<br />

Frankreich, die eine derartige Vielfalt an unterschiedlichsten<br />

Materialien besitzt und in der<br />

handwerkliches Können in all seinen Facetten<br />

praktiziert wird. « Die Revue Féerie wird seit 24<br />

Jahren auf der Bühne gezeigt », erläutert Patricia<br />

Berthe, während sie die Paillettenjacke auf ihren<br />

Arbeitstisch legt. « Die Kostüme wurden also<br />

mit Stoffen und Techniken der damaligen Zeit<br />

kreiert. Selbstverständlich werden sie regelmäßig<br />

erneuert, jedes Kostüm im Durchschnitt<br />

alle fünf Jahre, je nach Zustand und Abnutzung.<br />

Oft werden die Originalstoffe gar nicht mehr<br />

hergestellt, und auch den Originalstrass gibt es<br />

nicht mehr. Unsere Arbeit besteht darin, dem<br />

Publikum den Eindruck zu vermitteln, die Kostüme<br />

auf der Bühne seien dieselben wie vor 24<br />

Jahren. Wir bleiben der ursprünglichen Kreation<br />

treu, das macht den Erfolg von Féerie aus. Daher<br />

haben wir auch ein ungeheuer großes Lager<br />

mit Resten der Originalmaterialien, die wir entweder<br />

noch hatten oder die wir irgendwo auf der<br />

Welt ergattern konnten. Das geht von riesigen<br />

Stoffballen bis hin zu kleinen, unverzichtbaren<br />

Artikeln wie Knöpfen. Und all das zu verwalten,<br />

ist eine organisatorische Meisterleistung! »<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />

Täglich eine nähtechnische Herausforderung<br />

Ein wichtiges Bindeglied zwischen den Tänzerinnen und<br />

Tänzern einerseits sowie den Schneiderinnen andererseits sind<br />

die Garderobieren. Sie prüfen die Kostüme, ob Ausbesserungen<br />

notwendig sind, und hängen sie dann gegebenenfalls mit einer<br />

Notiz an den Kleiderständer im Gang. Dabei kann es sich um<br />

Kleinigkeiten handeln: ein Band, das ausgetauscht, oder ein<br />

Knopf, der angenäht werden muss. Oder um einen der vielen<br />

Kristallsteine, die auf den Kostümen und Stiefeln der Tänzerinnen<br />

aufgenäht sind, um für Lichtreflexe zu sorgen. Sie stammen<br />

im Übrigen alle vom berühmten Schmucksteinhersteller Swarovski,<br />

wobei einige Modelle ebenfalls nicht mehr produziert<br />

werden und daher für Nachschubprobleme sorgen. Besonders<br />

der French Cancan ist für die Steine eine große Belastungsprobe.<br />

« Als ich zum ersten Mal hörte, welch beeindruckenden<br />

Lärm die Steine zum Beispiel bei bestimmten Tanzbewegungen<br />

machen oder wenn mit Steinen bestückte Capes zu Boden geworfen<br />

werden und die Steine alle gleichzeitig auf dem Boden<br />

aufschlagen, wurde mir klar, warum wir sie so oft wieder annähen<br />

oder ersetzen müssen », erklärt Patricia Berthe lächelnd.<br />

« Wir stehen täglich vor einer nähtechnischen Herausforderung<br />

», setzt sie hinzu. « Aber wir finden immer eine Lösung.<br />

Auch deswegen liebe ich diesen Beruf: Nichts ist unmöglich!<br />

Man muss nur die Lösung finden, und darüber denken wir alle<br />

gemeinsam nach. » Ein Satz, der allen Schneiderinnen ein Lächeln<br />

ins Gesicht zaubert.<br />

Jede Änderung erzählt eine Geschichte<br />

Es wird klar, dass Improvisationskunst ein Credo in dieser<br />

außergewöhnlichen Schneiderwerkstatt ist. Die Arbeit hier setzt<br />

umfassendes Wissen über Materialien und Techniken voraus,<br />

aber auch die Fähigkeit, die Bedürfnisse aller zu erfassen und<br />

die Kostüme weiterzuentwickeln. Ursprünglich waren beispielsweise<br />

die Träger der Kleider für den French Cancan fest angenäht.<br />

Das war weder für die Tänzerinnen noch für die Schneiderinnen<br />

praktisch. Bei Beschädigungen mussten diese alles<br />

auftrennen, um den Schaden zu reparieren. Das Schneideratelier<br />

hat dann vorgeschlagen, das Originalkostüm zu verändern: Optisch<br />

sieht es auf der Bühne für die Zuschauer identisch aus wie<br />

zuvor, im unsichtbaren Bereich wurde es jedoch « aktualisiert »:<br />

Die Träger sind nun verstell- und abnehmbar. « Das ist sowohl<br />

für die Tänzerinnen als auch für uns viel praktischer », hält Patricia<br />

Berthe zufrieden fest. Dies ist ein sehr konkretes Beispiel<br />

dafür, dass die Revue Féerie, die zum ersten Mal zu Beginn dieses<br />

Jahrtausends aufgeführt wurde, absolut nicht « unantastbar »<br />

ist, sondern dass sie Tag für Tag verbessert und weiterentwickelt<br />

wird. Jede Ausbesserung erzählt im Grunde eine Geschichte.<br />

Oft ist es eine Geschichte vom Know-how und der Erfahrung<br />

all dieser Menschen, die Teil der riesigen « künstlerischen Familie<br />

» sind, die jeden Tag alles daransetzt, den Zuschauern ein<br />

märchenhaftes Erlebnis zu bieten, das in seiner Art unnachahmlich<br />

ist.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


« Willkommen in<br />

der Federschmuck-<br />

macherei! »<br />

Auf einer anderen<br />

Etage führt eine Tür in<br />

einen breiten Gang und<br />

gleichzeitig in eine ganz<br />

andere Welt. In eine<br />

nahezu « unglaubliche<br />

Welt ». Alles ist puristisch,<br />

man hat den Eindruck,<br />

sich im Gebäude<br />

getäuscht zu haben. Keine<br />

verwinkelten Treppen<br />

mehr, keine kleinen<br />

Räume und Regale aus<br />

Holz, dem die Zeit ihren<br />

Stempel aufgedrückt hat.<br />

Stattdessen ein ausgedehnter Raum im ultraminimalistischen<br />

Designerstil, makellos weiß, lichtdurchflutet. Die Atmosphäre<br />

erinnert eher an Science-Fiction oder die Welt der Spitzentechnologie<br />

als an ein ehrwürdiges Varieté-Theater. Der Kontrast<br />

ist frappierend! Und doch befinden wir uns nach wie vor<br />

hinter den Kulissen des Moulin Rouge. « Willkommen in der<br />

Federschmuckmacherei », begrüßt uns ein eleganter Mann um<br />

die dreißig in einem makellos weißen Overall mit einem breiten<br />

Lächeln. Unsere Reaktion beim Anblick seines Outfits und der<br />

Umgebung, in der er sich befindet, erfüllt ihn sichtlich mit Befriedigung.<br />

Er versteht es jedoch, uns das Gefühl von Befangenheit<br />

sofort zu nehmen. « Als man Ihnen ankündigte, Sie würden<br />

einen Federschmuckmacher treffen, waren Sie sicherlich, wie<br />

viele andere, auf einen alten Herrn gefasst, mit einer Brille auf<br />

der Nasenspitze, der im Halbdunkel umgeben von Federn und<br />

anderen alten Dingen an einer hölzernen Werkbank steht und<br />

im Licht altertümlicher Lampen arbeitet ... Sie befinden sich<br />

jedoch in einer Federschmuckmacherei des 21. Jahrhunderts!<br />

Willkommen im Maison Février! »<br />

Die Offenbarung eines Daunenbetts<br />

Maxime Leroy ist hier gewissermaßen der « Chef-Federschmuckmacher<br />

». Derjenige, der die « Kunst versteht, mit<br />

Federn umzugehen » und der die Künstler des Moulin Rouge<br />

mit knapp 300 Federkostümen einkleidet. Wenn man ihn fragt,<br />

wie es dazu kam, lächelt der junge Mann, der sich offenkundig<br />

in dieser Umgebung ausgesprochen wohlfühlt, erneut: « Das<br />

ist ganz einfach », erklärt er. « Als Kind habe ich eines Tages<br />

ein Daunenbett geöffnet und dabei etwas mir bis dato vollkommen<br />

Unbekanntes entdeckt: Entenfedern. Das war wie eine<br />

Offenbarung für mich. Ein absolut unvorstellbarer Moment.<br />

Fast magisch. Diese Leichtigkeit, das grafische Aussehen. Und<br />

vor allem ein natürliches Material wie Leder, Holz, Pelz oder<br />

Stein. Materialien, zu denen ich schon immer eine besondere<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Paris<br />

Beziehung hatte ... » Diese Offenbarung war der Auslöser<br />

dafür, dass er heute eine wahrhaft bemerkenswerte Federschmuckmacherei<br />

leitet, ein Symbol für handwerkliche<br />

Spitzenqualität in Frankreich. Und das sowohl im Showbusiness<br />

– mit dem Moulin Rouge – als auch – und das ist<br />

ganz neu – in der Luxuswarenbranche ...<br />

für seine Revuen. Von Anfang an arbeitete man dafür<br />

mit dem Maison Février zusammen. Die Federschmuckmacherei<br />

war 1929 von Madame und Monsieur Février<br />

gegründet worden und zunächst auf Hutfedern spezialisiert,<br />

bevor sie anfing, Federschmuck für Cabarets und<br />

Tanznummern anzufertigen. Um den letzten Betrieb, der<br />

Federn für die Welt des Varieté-<br />

Theaters anfertigt, zu retten und<br />

den Nachschub für die eigenen<br />

Shows zu sichern, beschlossen<br />

die Verantwortlichen des Moulin<br />

Rouge im Jahr 2009, das Maison<br />

Février zu übernehmen. 2019 vertraute<br />

man die Leitung Maxime<br />

Leroy an, der jedoch vollkommen<br />

frei ist, sich zusätzlich einen eigenen<br />

Kundenstamm aufzubauen.<br />

« Mein Geschäftspartner Paul und<br />

ich gingen das voller Energie an »,<br />

erinnert sich der junge Mann.<br />

« Wir haben alles verändert, denn<br />

wir haben uns zunächst die Frage<br />

gestellt, was ein Unternehmen<br />

wie das Maison Février überhaupt<br />

repräsentiert. Es repräsentiert<br />

ein handwerkliches Erbe und<br />

eine ungeheure fachliche Kompetenz,<br />

das ist klar. Es soll aber<br />

auch ein modernes Unternehmen<br />

darstellen, dessen Know-how in<br />

Branchen außerhalb des Cabarets<br />

anerkannt wird. Daher haben wir<br />

unsere Aktivität auf Modehäuser<br />

der Haute Couture, die Oper,<br />

Luxus-Innenausstattung und Nobelhotels<br />

ausgeweitet. » Und die<br />

Herausforderung ist geglückt. Bei<br />

der Ankunft von Maxime Leroy<br />

machten die Aufträge vom Moulin<br />

Rouge 75 % der Geschäftstätigkeit<br />

aus, der Rest entfiel auf den Wiederverkauf<br />

von Federn. Heute ist<br />

es genau umgekehrt: Das Cabaret<br />

hat « nur » noch einen Anteil von<br />

15 bis 20 % am Umsatz, der Rest<br />

entfällt auf die Luxuswarenbranche.<br />

Kein Staub durch<br />

Carbonfasern<br />

Federn erobern den Markt<br />

Zwei bis drei Tonnen Straußenfedern, die zu Boas in<br />

einer Länge von sage und schreibe drei Kilometern verarbeitet<br />

werden, benötigt das Moulin Rouge jedes Jahr<br />

Dies alles rechtfertigt also bei Weitem die umfangreichen<br />

Umbauarbeiten, die vorgenommen wurden, damit<br />

vor etwa zwei Monaten dieses futuristische Atelier mit<br />

Showroom mitten im Moulin Rouge eröffnet werden<br />

konnte. « Wenn man es zum ersten Mal betritt, mag es<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


verrückt erscheinen », gibt Maxime Leroy zu. « Aber all das<br />

wurde endlich einmal ganz auf den Beruf des Federschmuckmachers<br />

abgestimmt. Die Anforderungen unserer Tätigkeit waren<br />

es, die die Details bestimmt haben. Ich wollte nicht die Fehler<br />

wiederholen, die ich x-mal in Häusern großer Couturiers gesehen<br />

habe: Es waren mit Sicherheit renommierte Architekten, die<br />

dort tätig waren und zum Beispiel wunderschönen Eichenboden<br />

verlegen ließen. Das sieht zwar toll aus, aber wie oft ist es mir<br />

passiert, dass ich bei Anproben auf dem Boden kniete und mir<br />

Nadeln in die Knie gestochen habe, weil diese verfluchten Stecknadeln,<br />

wenn sie auf den Boden fallen, in den kleinsten Spalt im<br />

Holz rutschen. Solche Dinge wollten wir hier vermeiden, wie<br />

Sie sehen. Wir brauchen ein weißes, klinisches, helles Umfeld.<br />

Es ist viel einfacher und angenehmer, darin mit einem sehr<br />

anspruchsvollen Material zu arbeiten. Und auch die Tatsache,<br />

dass wir alle einen Overall tragen, hat einen ganz besonderen<br />

Grund: Der Stoff enthält Carbonfasern, die verhindern, dass<br />

sich Staub festsetzt. » Kein Zweifel, wir sind hier in einer Art<br />

Federschmuckmacherei 2.0. Was zeigt, dass außergewöhnliche<br />

Handwerkskunst in Frankreich noch eine vielversprechende Zukunft<br />

vor sich hat. Das ist ein Aspekt, an den wir beim Betreten<br />

des Moulin Rouge nicht zwangsläufig dachten, der aber absolut<br />

seine Berechtigung hat.<br />

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe die Fortsetzung<br />

unseres Blicks hinter die Kulissen des Moulin Rouge.<br />

Darin erfahren Sie mehr über den ungewöhnlichen<br />

Alltag eines Tänzers.<br />

Reiseinfos<br />

Paris …<br />

… Berlin 1042 km … Hamburg 884 km<br />

… Köln 479 km … Frankfurt 573 km<br />

… München 800 km … Wien 1203 km<br />

… Zürich 593 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Paris-Orly<br />

(17 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />

(31 km).<br />

Züge aus dem deutschsprachigen<br />

Raum kommen in Paris in der Regel am<br />

Gare de l’Est oder am Gare du Nord an.<br />

Le Moulin Rouge<br />

82, Boulevard de Clichy<br />

75018 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 53 09 82 82<br />

www.moulinrouge.fr<br />

Show um 21 Uhr: « Ohne Getränk »<br />

(kann vor Ort zusätzlich bestellt<br />

werden) ab 110 € pro Person oder « mit<br />

Getränk » (½ Flasche Champagner pro<br />

Person oder ein anderes alkoholisches<br />

oder alkoholfreies Getränk inklusive)<br />

ab 122 € pro Person. Kinder (6 bis 11<br />

Jahre) ab 57 €.<br />

Show « Prestige » um 21 Uhr:<br />

½ Flasche Champagne supérieur pro<br />

Person inklusive (oder hochwertiger<br />

Wein bzw. ein anderes alkoholisches<br />

oder alkoholfreies Getränk),<br />

bevorzugter Einlass und Premium-<br />

Plätze, ab 210 € pro Person.<br />

Show um 23 Uhr: ab 88 € pro Person<br />

(Getränk optional).<br />

Show « Prestige » um 23 Uhr:<br />

½ Flasche Champagne supérieur pro<br />

Person inklusive (oder hochwertiger<br />

Wein bzw. ein anderes alkoholisches<br />

oder alkoholfreies Getränk),<br />

bevorzugter Einlass und Premium-<br />

Plätze, ab 210 € pro Person.<br />

Diner & Show um 19 Uhr: Diner mit<br />

einem vom Küchenchef zubereiteten<br />

Menü (nach Wahl), musikalische<br />

Untermalung durch das Orchester<br />

des Moulin Rouge, Show um 21 Uhr,<br />

½ Flasche Champagner pro Person<br />

(oder ein anderes alkoholisches oder<br />

alkoholfreies Getränk), ab 225 € pro<br />

Person.<br />

Diner & Show « Prestige » um 19<br />

Uhr: Diner mit einem vom Küchenchef<br />

zubereiteten Feinschmeckermenü<br />

(nach Wahl), musikalische Untermalung<br />

durch das Orchester des Moulin<br />

Rouge, Show um 21 Uhr, 1 Glas Rosé-<br />

Champagner zur Begrüßung sowie ½<br />

Flasche Champagne supérieur pro<br />

Person (oder hochwertiger Wein<br />

bzw. ein anderes alkoholisches oder<br />

alkoholfreies Getränk), bevorzugter<br />

Einlass und Premium-Plätze, ab 445 €<br />

pro Person.<br />

Wir empfehlen Ihnen, mehrere Monate<br />

im Voraus zu reservieren. Das gilt<br />

vor allem für das Angebot Diner &<br />

Show. Reservierungen sind über die<br />

Website oder täglich von 9 bis 23 Uhr<br />

telefonisch unter +33 (0)1 53 09 82 82<br />

möglich.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

Routes<br />

de la Lavande<br />

Die « Seele der Provence » aufspüren


Saint-<br />

Rémèze<br />

Montgenèvre<br />

Valence<br />

La Mure<br />

Blütezeit vom 10. Juni Briançon bis 10. Juli<br />

Valbonnais<br />

Plan-de-Baix<br />

St-Julienen-Quint<br />

Clelles<br />

Mens<br />

La Chapelleen-Valgaudémar<br />

Blütezeit L'Argentièrela-Bessée<br />

vom 20. Juni bis 20. Juli<br />

Chamaloc<br />

Beaufortsur-Gervanne<br />

St-Bonnet-<br />

Orcières-Merlette Blütezeit vom 1. bis 31. Juli<br />

Crest<br />

Die<br />

Mt-Dauphin<br />

Saillans<br />

St-Véran<br />

en-Champsaur<br />

Orcières<br />

Montmauren-Diois<br />

Lavendelrouten<br />

Guillestre<br />

Châtillonen-Diois<br />

Vars<br />

Marsanne<br />

Pradelle<br />

Luc-en-Diois La Faurie<br />

Bourdeaux<br />

Chorges Embrun<br />

La-Bégudede-Mazenc<br />

La Faurie<br />

Gap<br />

St Nazaire<br />

Puygiron<br />

Le Poët-Laval<br />

St-Paul<br />

le Désert<br />

Dieulefit<br />

Volvent<br />

Savines-le-Lac<br />

Montélimar La Bégudede-Mazenc<br />

La Motte- Valdrôme<br />

Le Lauzet- Jausiers<br />

Aspres-sur-Buëch<br />

Ubaye<br />

Argentera<br />

Roche-Saint- Chalancon<br />

Barcelonnette<br />

Grignan Secret-Beconne Rémuzat<br />

Serres Barcillonette<br />

Rosans<br />

Turriers Seyne<br />

Pierrelatte<br />

Montrond<br />

Clansayes<br />

Laragne-<br />

Valréas Nyons Ste-Jalle<br />

Montéglin<br />

St-Paul-Trois-<br />

Châteaux<br />

Orpierre<br />

Allos<br />

Bénivay- Buis-les- Saint-Aubansur-Ouvèze<br />

Laborel<br />

Pont-St-Esprit<br />

Ollon Baronnies<br />

Vaisonla-Romaine<br />

Sisteron<br />

Thoard<br />

Valberg<br />

Noyers-sur-Jabron<br />

Montbrunles-Bains<br />

Séderon<br />

Orange<br />

Malaucène<br />

Digneles-Bains<br />

Guillaumes<br />

Ferrassières<br />

Châteauneufdu-Pape<br />

Beaumesde-Venisdu-Bion<br />

St-Étienne-<br />

Bédoin<br />

Revest-<br />

Château-Arnoux<br />

Argens<br />

Sault<br />

Peyruis<br />

Argens<br />

les-Orgues<br />

Banon<br />

Puget-<br />

Carpentras<br />

Les Mées<br />

Mézel<br />

Théniers<br />

St-Christol<br />

Lagarded’Apt<br />

Simiane-<br />

Barrême<br />

Forcalquier<br />

Puimichel Puimichel<br />

St-Andréles-Alpes<br />

Simiane-la-<br />

Annot<br />

Fontainede-Vaucluse<br />

Gordes<br />

les-Apt<br />

Mane Niozelles<br />

St-Jurs<br />

St-Saturnin-<br />

Rotonde<br />

la-Rotonde<br />

Mane<br />

Bras d’Asse<br />

Saint-Jurs<br />

L'Islesur-la-Sorgue<br />

Roussillon Roussillon<br />

Reillanne<br />

Volx<br />

Puimoisson Moustiers-<br />

Avignon<br />

Brunet<br />

Valensole<br />

Ste-Marie<br />

Châteaurenard<br />

Apt<br />

Manosque<br />

Castellane<br />

Beaucaire<br />

Coustellet<br />

Cavaillon<br />

Bonnieux<br />

Riez<br />

Bargème<br />

Allemagneen-Provence<br />

Caussol Gourdon<br />

Tarascon<br />

Lourmarin<br />

Gréouxles-Bains<br />

-du-Verdon<br />

Comps-sur-<br />

Sainte-Croix<br />

Les Baux-de-<br />

Cadenet<br />

Provence<br />

Artuby<br />

Arles<br />

Fayence Grasse Mougins<br />

Lambesc<br />

Aups<br />

0 10 20 km<br />

Cannes<br />

Aix-en-Provence<br />

St-André-de-Rosans<br />

LAVENDELBLÜTE<br />

Vom Plateau de Valensole bis zum Mont Ventoux, im Diois, im Luberon, in<br />

der Verdon-Schlucht und in der Drôme provençale: Jedes Jahr im <strong>Sommer</strong><br />

schmückt sich ein Teil der provenzalischen Landschaft mit dem charakteristischen<br />

Lavendelblau, das mehr oder weniger intensiv sein kann, aber immer von<br />

einem betörenden Duft begleitet ist, der sich rund um die Felder ausbreitet. Der aus<br />

dieser Gegend stammende Schriftsteller Jean Giono (1895-1970) bezeichnete den<br />

Lavendel als « Seele der Provence », und die Lavendelblüte ist Jahr für Jahr ein magisches<br />

Ereignis, das Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Am besten folgt man<br />

dabei dem ausgeschilderten Parcours Les Routes de la Lavande, der über knapp 1000<br />

Kilometer durch Ebenen und Berge, vorbei an Reben, Oliven-, Mandel- und Walnusshainen<br />

und natürlich Lavendelfeldern führt. Die Strecke bietet gleichzeitig die<br />

Gelegenheit, die wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten zu entdecken, die mit<br />

dieser symbolträchtigen Pflanze der Provence verbunden ist. Auf der Website www.<br />

routes-lavande.com sind viele Streckenvorschläge detailliert beschrieben, und mithilfe<br />

der Übersicht über die Blütezeiten lässt sich ein Besuch noch besser planen.<br />

Üblicherweise beginnt die Blüte Mitte Juni in den am tiefsten gelegenen Gegenden<br />

(Rhône-Tal, Luberon, Valensole) und setzt sich dann bis Ende Juli in den höher liegenden<br />

Gebieten (Plateau d'Albion, Montagne de Lure, Baronnies, Diois) fort. Beachten<br />

Sie jedoch, dass diese Angaben die Blütezeit zwar so gut wie möglich eingrenzen,<br />

aber dennoch nur Anhaltspunkte sind. Je nach den meteorologischen Bedingungen<br />

können die Daten schwanken. Wenn Sie in diesem <strong>Sommer</strong> die Routes<br />

de la Lavande als Reiseziel ins Auge fassen, legen wir Ihnen daher ans Herz, sich<br />

etwa eine Woche vor der geplanten Anreise bei den jeweiligen Fremdenverkehrsämtern<br />

über den aktuellen Stand der Lavendelblüte zu erkundigen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Frankreich,<br />

ein Eldorado für McDonald's?<br />

Mit 1560 Filialen ist der amerikanische Fast-Food-Riese McDonald's heute die<br />

größte Restaurantkette Frankreichs. In einem Land, dessen Gastronomie 2010 in<br />

die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde<br />

und das mit zahlreichen sternegekrönten Küchenchefs aufwartet, mag diese<br />

Information überraschen. Noch erstaunlicher aber ist, dass McDonald's<br />

France aufgrund seiner Aktivitäten und seiner kommerziellen Ergebnisse<br />

heute nicht nur ein Erfolgsmodell für den Konzern ist, sondern nach den<br />

Vereinigten Staaten den weltweit größten Beitrag zum operativen Ergebnis<br />

leistet.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich produziert werden, dass « 80 % der befragten<br />

Franzosen unter 60 Jahren angeben, mindestens einmal<br />

im Jahr bei McDonald's zu essen », oder – eher belanglos,<br />

aber dennoch überraschend – dass « 46 % der 18- bis<br />

35-Jährigen den Erhalt ihres Führerscheins bei<br />

McDonald's gefeiert haben » ... Das sind sehr aussagekräftige<br />

Fakten, die die Marketingexperten des Königs<br />

von Big Mac & Co. mit Sicherheit sorgfältig ausgewählt<br />

haben, um den Markenwert hervorzuheben. Doch hinter<br />

diesen Zahlen verbirgt sich noch mehr als nur Fakten.<br />

Abgesehen davon, dass der ökonomische Erfolg der Fast-<br />

Food-Kette in Frankreich nicht von der Hand zu weisen<br />

ist, zeugen sie vor allem von einer ungeheuren Fähigkeit,<br />

sich einen festen Platz in einem Land zu erobern, das großen<br />

Wert auf seine Gastronomie legt. Dabei war es zwischen<br />

Frankreich und McDonald's nicht gerade Liebe auf<br />

den ersten Blick!<br />

Eine Ansiedlung mit unsicherem Erfolg<br />

Auf der diesjährigen internationalen Landwirtschaftsmesse,<br />

die vom 24. Februar bis 3. März in<br />

Paris stattfand, verteilte das Unternehmen<br />

McDonald's an seinem Stand ein kleines Heftchen, auf<br />

dessen Titelseite man lesen konnte: « Januar <strong>2024</strong>, vom<br />

Feld ins Restaurant, der Beitrag von McDonald's in<br />

Frankreich. » Eine Marketingaussage, die neugierig<br />

macht. Im Inneren der Broschüre erfährt man dann ganz<br />

Erstaunliches. Zum Beispiel, dass die Marke in Frankreich<br />

« nahezu zwei Millionen Mahlzeiten pro Tag » serviert,<br />

dass sie « der größte Arbeitgeber für junge Menschen<br />

in Frankreich » ist, dass « 19 % der Franzosen bei<br />

McDonald's arbeiten, gearbeitet haben oder jemanden<br />

kennen, der dort gearbeitet hat », dass « 75 % der landwirtschaftlichen<br />

Rohstoffe », die die Marke einkauft, in<br />

Bevor sich die positive Entwicklung einstellte, musste<br />

das Unternehmen mehrere weitreichende, teilweise sogar<br />

tragische Rückschläge hinnehmen. Viele Franzosen erinnern<br />

sich noch gut an den « Abriss » (manche sprechen<br />

auch von « der Verwüstung ») der sich gerade im Bau befindlichen<br />

Filiale von McDonald's in Millau (Aveyron) im<br />

Jahr 1999: Nach einem Aufruf der Confédération paysanne<br />

de l'Aveyron, einem Verband von Schafmilchproduzenten,<br />

versammelten sich am 12. August mehrere Hundert<br />

Landwirte vor der Baustelle. Während einige von ihnen<br />

in geselliger Atmosphäre Brot mit dem berühmten lokalen<br />

Roquefort verteilten, begannen andere damit, das bereits<br />

teilweise errichtete Gebäude auseinanderzunehmen. Mit<br />

dieser Aktion gegen den amerikanischen Riesen wollten<br />

sie sowohl die Ankunft des « Junkfoods » in ihrer Gegend<br />

anprangern, als auch gentechnisch veränderte Lebensmittel<br />

bekämpfen und ihrer Unzufriedenheit über die aktuellen<br />

US-Sanktionen Ausdruck verleihen, die verhängt worden<br />

waren, nachdem die EU ein Importverbot für Fleisch von<br />

mit Wachstumshormonen aufgezogenen Rindern ausgesprochen<br />

hatte. Vor allem als José Bové, der Gründer der<br />

Confédération paysanne und eine der zentralen Figuren der<br />

Globalisierungsgegner, vor Ort auftauchte, entwickelte sich<br />

das, was eigentlich als friedliche Demonstration geplant<br />

war, allmählich zu einem regelrechten Kampf. Am Ende<br />

gab es mehrere Prozesse, die das Interesse der Medien auf<br />

sich zogen, vor allem, als am 30. Juni 2000 vor der Strafkammer<br />

des Landgerichts in Millau 40 000 Menschen<br />

gegen die Globalisierung demonstrierten. Vier Bauern wurden<br />

damals zu Gefängnisstrafen auf Bewährung verurteilt,<br />

während der sehr mediatisierte José Bové tatsächlich drei<br />

Monate hinter Gittern verbringen musste. Diese Entschei-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

dung prägte sich tief in das Gedächtnis vieler Franzosen ein<br />

und trug damals nicht gerade zu einem positiven Image von<br />

McDonald's bei. Aber es gab noch ein weiteres, für die Ansiedlung<br />

der Restaurantkette in Frankreich ausgesprochen<br />

heikles Datum: Am 19. April 2000 um 10 Uhr öffnete eine<br />

Teamleiterin der McDonald's-Filiale in Quévert (Bretagne)<br />

die Tür zum Restaurant, als eine Bombe explodierte. Die<br />

27-jährige Bretonin wurde getötet, von den übrigen Angestellten<br />

und Gästen, die sich im Inneren befanden, wurde<br />

glücklicherweise niemand verletzt. Schnell geriet eine bretonische<br />

Unabhängigkeitsbewegung unter Verdacht, zumal<br />

am selben Tag vor der Post in Rennes ein Päckchen mit<br />

Sprengstoffen entschärft wurde, wie sie üblicherweise von<br />

der damals sehr aktiven Armée révolutionnaire bretonne verwendet<br />

wurden. Bis heute hat sich niemand offiziell zu dem<br />

Attentat bekannt, sodass die Hintergründe immer noch<br />

ungeklärt sind. Die brutale Vorgehensweise sorgte jedoch<br />

damals über die Bretagne hinaus in ganz Frankreich in der<br />

Öffentlichkeit und beim amerikanischen Unternehmen für<br />

Fassungslosigkeit.<br />

Anpassen, um Fuß zu fassen<br />

Nach diesen Ereignissen und angesichts der Reaktionen<br />

der Menschen wurde den Verantwortlichen von<br />

McDonald's auf internationaler Ebene klar, dass es im Hexagon<br />

nicht so einfach wie in anderen Ländern sein würde,<br />

Fuß zu fassen. Dennoch dachte man nicht ans Aufgeben.<br />

Der Konzern machte sich mit dem Gedanken vertraut, erstmals<br />

im Rahmen seiner weltweiten Expansionsbestrebungen<br />

einer Tochtergesellschaft ein hohes Maß an Autonomie<br />

und Eigeninitiative zugestehen zu müssen. Wenn diese eine<br />

größere Freiheit bekäme, die Dinge vor Ort zu bestimmen,<br />

würde sie sich besser an die Sitten und Gebräuche dieser<br />

« seltsamen » Franzosen und an ihre besondere Beziehung<br />

zu Restaurants anpassen können, so hoffte man. Angesichts<br />

der Vorkommnisse wussten die französischen Manager,<br />

dass sie es sich auf keinen Fall mit den Bauern verderben<br />

dürfen, wenn die Franzosen die Schnellrestaurants akzeptieren<br />

sollen. Um das negative Bild von der Zerstörung des<br />

Restaurants in Millau vergessen zu machen, beschloss die<br />

Konzerntochter daher, den Landwirten die Hand zu reichen<br />

und ihnen eine echte Partnerschaft anzubieten. Auf<br />

dieser Basis wurden in der Folge unzählige Vereinbarungen<br />

geschlossen, sodass heute knapp 2900 Landwirte im Hexagon<br />

Verträge mit McDonald's abgeschlossen haben. Daher<br />

kann sich das Unternehmen nun damit brüsten, dass die<br />

berühmten Nuggets in den französischen Restaurants zu<br />

100 % aus dem Fleisch französischer Hühner und die Pommes<br />

frites ebenfalls ausschließlich aus französischen Kartoffeln<br />

produziert werden. Letztere werden im Übrigen in<br />

einer McCain-Fabrik im Departement Marne verarbeitet.<br />

Das Unternehmen erinnert auch nicht ohne Stolz daran,<br />

dass es im Jahr 2022 knapp 22 000 Tonnen französisches<br />

Rindfleisch eingekauft hat, was in der Tat keine Lappalie<br />

ist. McDonald's France entwickelte sogar eine Strategie,<br />

um die Partner-Landwirte dazu zu ermuntern, « die Qualität<br />

des Bodens zu verbessern », « natürliche Kohlenstoffsenken<br />

zu erhalten und auszubauen », « Wiesen aufzuwerten »<br />

und « die Speicherung von Wasser zu begünstigen ». All<br />

dies soll natürlich den « CO2-Fußabdruck verringern » und<br />

« die Biodiversität bewahren ». Viele sinnvolle Praktiken<br />

also, die man nur allzu gerne kommuniziert.<br />

Von Rot auf Grün<br />

Auf diese Weise ist es dem Unternehmen, das als Synonym<br />

für Junkfood galt, nach und nach gelungen, sein<br />

Image im Hexagon zu verbessern und von den Menschen<br />

akzeptiert zu werden. Sichtbares Zeichen für den Wandel<br />

und gleichzeitig Weltpremiere war der Ersatz der Farbe<br />

Rot in dem bekannten Logo durch Grün im Jahr 2009,<br />

um noch mehr Gefallen bei den Franzosen zu finden. Eine<br />

Version, die im Übrigen in anderen Ländern übernommen<br />

wurde. Parallel dazu gelang es dem französischen Tochterunternehmen,<br />

den Mutterkonzern von der Notwendigkeit<br />

zu überzeugen, einige kommerzielle Gewohnheiten anzupassen.<br />

So wird beispielsweise im Hexagon Mineralwasser<br />

– vor allem die französische Marke Evian – in den Vordergrund<br />

gestellt und nicht die in den Vereinigten Staaten beliebteren<br />

zuckerhaltigen Softdrinks. Salate, die schließlich<br />

nicht zu Unrecht als frisch und « light » eingestuft werden,<br />

werden ebenfalls stärker beworben. Seit 2003 bekommen<br />

Kinder im Menü Happy Meal sogar ein Stück Obst und<br />

können das enthaltene Spielzeug durch ein Buch ersetzen<br />

lassen. Die berühmten Burger werden in Frankreich immer<br />

wieder befristet mit einem « regionalen Touch » angeboten,<br />

der die französischen Regionen und ihre Produkte in den<br />

Vordergrund stellt: So wird beispielsweise der klassische<br />

Cheddar vorübergehend durch einen « authentischeren »<br />

– und gleichzeitig teureren – Bleu d'Auvergne ersetzt.<br />

Gleiches gilt derzeit für den « 280 TM Cantal AOP », die<br />

üppigere Variante des legendären Burgers. Das auf Stein<br />

gebackene Ciabatta-Brötchen<br />

und das Hacksteak aus 100<br />

% Rindfleisch werden in<br />

diesem Fall durch zwei<br />

köstliche Scheiben<br />

Cantal AOP aufgewertet.<br />

Das stimmt die<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Geschmacksnerven von Käseliebhabern – und daher naturgemäß<br />

vieler Franzosen – euphorisch! Selbstverständlich<br />

bewirbt die Fast-Food-Kette all diese Spezialitäten<br />

immer ausgiebig in den Medien ... Es ist also offensichtlich,<br />

dass McDonald's durchaus in der Lage ist, sich infrage<br />

zu stellen, um die Franzosen zu überzeugen. Das<br />

Unternehmen hat zudem gelernt, in Frankreich die Herkunft<br />

der Produkte viel mehr ins Rampenlicht zu rücken<br />

und kommunikativ auszuschlachten. Insofern findet man<br />

heute auf den Menükarten unzählige Logos wie Pêche<br />

durable MSC (zertifizierte nachhaltige Fischerei), Œufs<br />

fermiers Label Rouge (Eier von Hühnern aus bäuerlicher<br />

Haltung mit dem Label-Rouge-Logo), Fruits et légumes<br />

de France (Obst und Gemüse aus Frankreich), Pommes de<br />

terre françaises (Französische Kartoffeln) oder Issue d’une<br />

exploitation à haute valeur environnementale (hergestellt<br />

in einem Betrieb mit hohem ökologischen Nutzen).<br />

Mineralwasser, sowohl mit als auch ohne Kohlensäure,<br />

wird inzwischen mittels Zapfanlagen ausgegeben und<br />

nicht mehr in Flaschen, um Plastikmüll zu vermeiden<br />

und dem Unternehmen ein umweltfreundlicheres<br />

Image zu verleihen. Und natürlich, um den Franzosen<br />

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Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />

Und man kann sagen, dass all das funktioniert!<br />

McDonald's ist es nicht nur gelungen, im Hexagon akzeptiert<br />

zu werden, sondern das Unternehmen ist mit<br />

dem 2023 erwirtschafteten Umsatz in Höhe von sechs<br />

Milliarden Euro ein Erfolgsmodell innerhalb des Konzerns.<br />

Eine regelrechte « Henne, die goldene Eier legt »,<br />

denn die amerikanische Muttergesellschaft konstatiert,<br />

dass jeder Franzose im Durchschnitt 12 bis 13 Euro pro<br />

Besuch bei McDonald's ausgibt, was weltweit der höchste<br />

Betrag ist! All das rechtfertigt es mit Sicherheit, die<br />

Farbe des Logos oder die Zubereitung einiger Burger<br />

vorübergehend zu ändern. Wobei manche Ideen auch in<br />

anderen Ländern umgesetzt wurden. Ohne es zu wissen,<br />

sind die Franzosen also auch noch am internationalen<br />

Erfolg der Kette beteiligt. Sollten Sie darauf stolz sein?<br />

Einige bejahen dies, denn die Anpassung der Produkte<br />

der Fast-Food-Kette hat in ihren Augen dazu beigetragen,<br />

sie zu « verbessern ». Was allerdings noch zu beweisen<br />

ist. Auf jeden Fall hat McDonald‘s mit Frankreich<br />

ein wahres Eldorado erobert!<br />

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Frankreich erleben · Frühling <strong>2024</strong> · 71<br />

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Notre-Dame<br />

de Paris<br />

Traditionell oder modern?<br />

Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!


Anlässlich einer Baustellenbesichtigung von Notre-Dame de Paris – die<br />

2019 durch einen Brand schwer beschädigt und nach der identischen<br />

Rekonstruktion am 7. Dezember <strong>2024</strong> wiedereröffnet werden soll – kündigte<br />

Emmanuel Macron die Ausschreibung eines Wettbewerbs für die Gestaltung<br />

von « sechs Kirchenfenstern an, die der Kathedrale den Stempel des<br />

21. Jahrhunderts aufdrücken sollen ». Das reichte aus, um im Hexagon für<br />

heftige Debatten zu sorgen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

Vorhergehende Doppelseite: Blick von einem der Kräne auf die Kathedrale. Oben: Ende April/Anfang<br />

Mai 2019 wurden die Scheiben der oberen Fenster von Kirchenschiff und Chor einzeln ausgebaut.<br />

Unten: Der vom Chefarchitekten der Monuments historiques, Philippe Villeneuve, entworfene<br />

neue Hahn enthält nun die Reliquien des alten Hahns, der beim Brand beschädigt wurde.<br />

Seit dem 16. Dezember 2023 thront er auf der Turmspitze von Notre-Dame.<br />

Emmanuel Macron ist dafür bekannt, dass er einen besonderen Sinn für Kommunikation<br />

hat. Am 8. Dezember vergangenen Jahres präsentierte er sich daher den<br />

anwesenden Fotografen oben auf dem Gerüst, das den gerade frisch rekonstruierten<br />

Vierungsturm nach wie vor umgab. Ausgerüstet mit Helm und Sicherheitsschuhen<br />

wollte der Staatschef viereinhalb Jahre nach dem Brand und ein Jahr vor der<br />

geplanten Wiedereröffnung der Kathedrale offensichtlich den Stand der<br />

Arbeiten aus der Höhe überprüfen. Nachdem er verfolgt hatte, wie eine<br />

exakte Nachbildung des Kreuzes von Eugène Viollet-le-Duc (1814-1879)<br />

auf der Spitze des Turms angebracht worden war – das Original war am 15.<br />

April 2019 den Flammen zum Opfer gefallen – und wieder unten im<br />

Kirchenschiff ankam, brachte Emmanuel Macron seine Freude über den Fortschritt<br />

der Arbeiten zum Ausdruck: « Wir sind im Zeitplan! », rief er aus und<br />

betonte « diesen wichtigen und berührenden Moment » sowie « den außergewöhnlichen<br />

Fortschritt » einer Baustelle, deren fristgerechte Beendigung viele für<br />

« unmöglich » gehalten hatten. Eine Baustelle, die über tausend der besten Handwerker<br />

mobilisiert und am Ende Kosten in Höhe von 800 Millionen Euro verschlungen haben<br />

wird, die von 340 000 Spendern aufgebracht wurden.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Ein Wettbewerb für sechs<br />

moderne Kirchenfenster<br />

Emmanuel Macron nutzte die Gelegenheit darüber<br />

hinaus, um ein Projekt anzukündigen, das ihm offenbar<br />

sehr am Herzen liegt: « Auf Wunsch des Pariser Erzbischofs<br />

», Monseigneur Laurent Ulrich, soll ein « künstlerischer<br />

Wettbewerb » ausgeschrieben werden, um « sechs<br />

moderne Kirchenfenster für die Seitenkapellen im Südschiff<br />

» zu kreieren. Mit demselben Elan bekräftigte der<br />

Präsident, dass im Hôtel-Dieu, das direkt neben der Kathedrale<br />

auf der Île de la Cité liegt, ein Musée de l’Œuvre<br />

de Notre-Dame eingerichtet werde. Dieses Museum soll<br />

« sowohl Geschichts- und Kunstmuseum sein als auch ein<br />

Museum, das die ständigen Arbeiten an Notre-Dame de<br />

Paris zeigt ». Die beiden Informationen wurden in den<br />

folgenden Tagen logischerweise von der Presse und anderen<br />

Medien aufgegriffen. Im Laufe der Zeit entstand eine<br />

gewisse Polemik: Ist es wirklich sinnvoll, moderne Kunst<br />

in die Kirche zu integrieren? Sollte man sie nicht lieber<br />

vollkommen identisch rekonstruieren? Emmanuel Macron<br />

hatte bereits kurz nach dem Brand die Idee in den Raum<br />

gestellt, den zerstörten Vierungsturm von Notre-Dame<br />

durch eine moderne Ausführung zu ersetzen. Nachdem<br />

umgehend Protestgeschrei laut wurde, ruderte er jedoch<br />

wieder zurück. Obwohl der neue Vorschlag für « moderne<br />

Kirchenfenster » vorgeblich vom Pariser Erzbischof<br />

kam, hatten viele den Eindruck, er trage den Stempel des<br />

Staatspräsidenten, sodass die Debatten erneut aufflammten.<br />

Modern und alt passen<br />

durchaus zusammen<br />

Dabei sind nicht alle einer derartigen Modernisierung<br />

gegenüber ablehnend eingestellt. Es gibt durchaus Historiker<br />

und Spezialisten für die Architektur der Kirche,<br />

für die der Gedanke an moderne Kunst in Form von<br />

neuen Kirchenfenstern nichts Abwegiges hat. Ganz im<br />

Gegenteil. Schließlich ist allgemein bekannt, dass bereits<br />

in mehreren französischen Kirchen zeitgenössische<br />

Bleiverglasungen auf gelungene Weise modern und alt<br />

verbinden: die Kathedrale von Metz (Moselle) mit den<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

berühmten Kirchenfenstern von Marc Chagall (1887-<br />

1985); die Kathedrale von Reims (Marne) mit Fenstern<br />

des deutschen Künstlers Imi Knoebel; die Kathedrale von<br />

Chartres (Eure-et-Loir), die sowohl für außergewöhnliche<br />

mittelalterliche Kirchenfenster als auch für moderne<br />

Kreationen (unter anderen von der Künstlerin Brigitte<br />

Simon) bekannt ist; die Kathedrale von Nevers (Nièvre),<br />

die sich durch zeitgenössische Fenster von Claude Viallat<br />

auszeichnet; die Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Juliette,<br />

ebenfalls in Nevers, mit Kirchenfenstern von Jean-Michel<br />

Alberola; oder die Kathedrale in Saint-Dié-des-Vosges<br />

(Vosges), deren berühmte Fenster von Pierre Soulages<br />

(1<strong>91</strong>9-2022) realisiert wurden. All diese Beispiele zeigen,<br />

dass moderne Kunst in religiösen Gebäuden sehr wohl in<br />

einen Dialog mit historischem Kulturerbe treten und so<br />

eine Kultstätte schaffen kann, die sowohl in der Tradition<br />

verankert, gleichzeitig aber auch zukunftsgerichtet ist.<br />

Historiker und Architekten erinnern im Übrigen daran,<br />

dass einige Fenster von Notre-Dame im oberen Teil bereits<br />

erneuert wurden: Nach den Zerstörungen des Zweiten<br />

Weltkriegs wurde 1965 der französische Glasermeister<br />

Jacques Le Chevallier (1896-1987) damit beauftragt, diese<br />

zu ersetzen. Die nonfigurativ gestalteten Fenster sind<br />

nach wie vor in der Nähe der südlichen Rosette zu sehen.<br />

Der eigentliche Grund<br />

für die Polemik<br />

Ein Teil der Öffentlichkeit, unterstützt von Architekten,<br />

Konservatoren und Kunsthistorikern, widersetzt<br />

sich seit Dezember dem Ansinnen des Pariser Erzbischofs<br />

und des Staatspräsidenten, Notre-Dame mit modernen<br />

Kirchenfenstern auszustatten. Hinterfragt man<br />

ihre Argumentation genau, wird schnell klar, dass es gar<br />

nicht darum geht, den Gedanken einer Verbindung von<br />

Vergangenheit und Modernität zu kritisieren. Ganz im<br />

Gegenteil. Quasi niemand stellt infrage, dass es sowohl<br />

in Frankreich als auch im Ausland in dieser Beziehung<br />

gelungene Beispiele gibt. Die meisten schätzen sogar das<br />

bereits vom Pariser Erzbistum in Auftrag gegebene « moderne<br />

und zeitgenössische » Kirchenmobiliar für Notre-<br />

Dame! Kritisiert wird dagegen die Tatsache, dass die zur<br />

Debatte stehenden Kirchenfenster ausgebaut und ersetzt<br />

werden sollen, obwohl sie vom Brand verschont und zudem<br />

vor nicht allzu langer Zeit erst restauriert wurden.<br />

Dazu kommt, dass die bestehenden Scheiben 1843 auf<br />

ausdrücklichen Wunsch von Eugène Viollet-le-Duc anlässlich<br />

der umfassenden Renovierung von Notre-Dame<br />

angefertigt worden waren, um der Kirche eine « gotische<br />

Atmosphäre » zu verleihen. Sie heute zu entfernen, käme<br />

daher einer Geringschätzung des Werkes des berühmten<br />

Architekten gleich. Das sind schlagende Argumente, die<br />

durchaus nachvollziehbar sind …<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Links und oben: Die bemalten Scheiben werden auf dem Leuchttisch<br />

mit bloßem Auge unter verschiedenen Lichtverhältnissen<br />

inspiziert. Vor der Restauration werden sie zunächst vorsichtig<br />

unter der Binokularlupe mit einem Stäbchen gereinigt.<br />

Der Zeitplan steht bereits<br />

Anlässlich seines Besuchs von Notre-Dame im Dezember<br />

hatte Emmanuel Macron in der Tat klar angekündigt,<br />

die alten Fenster würden « ausgebaut » um im<br />

« zukünftigen Musée de l’Œuvre de Notre-Dame gezeigt<br />

zu werden ». Dort soll im Übrigen auch der 1835 geschmiedete<br />

« Reliquienhahn » der auf der Spitze des Vierungsturms<br />

stand und bei der Feuersbrunst am 15. April<br />

2019 herunterfiel, zu sehen sein. Er wurde zwar in den<br />

Trümmern gefunden, ist aber zu beschädigt, um die neue<br />

Turmspitze erneut zu schmücken. Der misshandelte Vogel<br />

hat auch bereits einen Nachfolger gefunden, denn seit<br />

einigen Monaten steht ein identischer goldener Hahn in<br />

96 Metern Höhe auf dem Turm. Offensichtlich geht alles<br />

schnell, sogar sehr schnell. Der Zeitplan für das von Emmanuel<br />

Macron angekündigte Projekt steht bereits: Die<br />

Kulturministerin, Rachida Dati, hat am 8. März dieses<br />

Jahres den offiziellen Startschuss gegeben, indem sie ein<br />

20-köpfiges « künstlerisches Gremium » ernannte. Neben<br />

Konservatoren und Künstlern besteht dieses aus Mitgliedern<br />

der staatlichen Einrichtung, die für die Erhaltung<br />

von Notre-Dame zuständig ist, sowie der Pariser Diözese<br />

und des Kulturministeriums. Das Gremium wird, so die<br />

Ministerin, ein Bewerbungsverfahren ausschreiben und im<br />

November <strong>2024</strong> dann ein Siegerduo – bestehend aus einem<br />

Künstler und einem Atelier für Glaskunst – bestimmen.<br />

Die Prototypen der Kirchenfenster sollen dann am Tag<br />

der Wiedereröffnung, am 7. Dezember, präsentiert werden.<br />

Die Anfertigung im Anschluss wird einige Zeit in<br />

Anspruch nehmen, die Installation in den sechs Kapellen<br />

des südlichen Seitenschiffs ist für 2026 vorgesehen. Es sei<br />

denn, die Polemik würde bis dahin stark zunehmen und<br />

– die Franzosen stecken oft voller Überraschungen – das<br />

« gläserne Projekt » von Emmanuel Macron würde sich in<br />

einen Scherbenhaufen verwandeln ... Man sollte die Entwicklung<br />

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POLITIQUE<br />

ACTUALITÉ<br />

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• Entre les jeunes et<br />

Macron, • Nouvelle-Calédonie une rupture bien :<br />

consommée courte • Nouvelle-Calédonie victoire avant du les non à :<br />

européennes<br />

l’indépendance<br />

courte victoire du non à<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

Page 6 3<br />

Page 3<br />

PLE A NV ÈI TRO E NNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

| Photo : Getty Images<br />

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• Importation • Protection massive des oiseaux : en<br />

de France, cuisses • Protection la de chasse grenouilles des à oiseaux la glu : a du : en<br />

il y plomb a France, de quoi dans la bondir l’aile chasse à la glu a du<br />

Page<br />

plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

Page 7<br />

Page 4<br />

SOS CO IC ÉIT ÉÉT É<br />

SOCIÉTÉ<br />

• La • Violences Maestra, le policières concours : en<br />

qui banlieue, veut • Violences sortir « il les faut policières cheffes que l’État : en<br />

d’orchestre reconnaisse banlieue, « de « que il l’ombre faut quelque<br />

» l’État<br />

chose reconnaisse ne va pas que » quelque<br />

Page 8<br />

Page<br />

chose<br />

6<br />

ne va pas »<br />

Page 6<br />

ÉVÉNEMENT<br />

f FRANÇAIS FACILE f f FRANÇAIS FACILE f • Résistance: Manouchian et<br />

ses • frères Sciences d’armes : Emmanuelle étrangers<br />

entrent Charpentier, • Sciences au Panthéon : chercheuse<br />

Emmanuelle<br />

dans Charpentier, les pas de chercheuse<br />

Marie Curie<br />

dans les pas de Marie Curie<br />

Page • Afrique 11 francophone :<br />

à Ouidah, • Afrique au francophone Bénin, sur les :<br />

traces à Ouidah, des esclaves au Bénin, sur les<br />

Pages<br />

traces<br />

8<br />

des<br />

– 9<br />

esclaves<br />

• Mathieu Lehanneur,<br />

Pages 8 – 9<br />

er magicien de la<br />

C U LT U R E<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

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S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />

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Le président de la République<br />

pris en photo, les bras musculeux<br />

et le visage tendu par l’effort<br />

en train de boxer ? Ce visuel<br />

viriliste, tendance néopopuliste,<br />

alors que Macron apparaît<br />

de plus en plus va-t-en-guerre,<br />

est un choix de communication<br />

assez consternant.<br />

PARUTION<br />

PARUTION<br />

chanteuse française la plus écoutée pratique ancestrale d’un village<br />

dans le monde, pourrait interpréter<br />

du<br />

des Pyrénées, a failli disparaître.<br />

une mini-urbaine électrique à deux la chanson française, nous a quittés<br />

une<br />

Édith<br />

mini-urbaine<br />

Piaf en ouverture<br />

électrique<br />

des<br />

à deux Aujourd’hui, la chanson une française, association<br />

places. Pratique et moderne, elle peut à 93 ans. Muse de la rive nous gauche, a quittés elle<br />

Jeux olympiques<br />

places. Pratique<br />

de Paris.<br />

être conduite sans permis et moderne,<br />

L’extrême<br />

et se loue elle peut l’enseigne<br />

à à 93 aux ans. jeunes Muse de pour la rive en<br />

fut, dans le Paris d’après-guerre, gauche, la elle<br />

droite<br />

moins être<br />

est vent<br />

de conduite<br />

debout.<br />

20 € par sans mois. permis et se loue assurer à reine fut, la<br />

de dans transmission.<br />

Saint-Germain-des-Prés.<br />

le Paris d’après-guerre, la<br />

Lire les moins articles de 20 en € par pages mois. 2-3 Lire l’article reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />

en page 9<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

La Citroën Ami est<br />

La Citroën Ami est<br />

• N o 5 | 7 1 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

Aya Nakamura,<br />

Le langage sifflé,<br />

Il n’y a aucun<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />

d’une nihiliste. époque<br />

nihiliste.<br />

Michel Houellebecq,<br />

« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »<br />

« Interventions 2020 »<br />

1 ON A D’ABORD cru à une<br />

facétieuse photo générée par<br />

une IA, comme il en circule en<br />

nombre Michel sur Houellebecq les réseaux sociaux. le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />

Autrement d’État Michel autrichien. dit, Houellebecq l’œuvre En France d’un le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix<br />

internaute culte. d’État Mais autrichien. taquin. ses prises On En de position France aurait comme controversées à l’étranger, peuvent Houellebecq déranger. est | Photo considéré : Picture comme Alliance un auteur<br />

préféré culte. que Mais ce ses soit prises le cas. de position Que controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />

nenni ! C’est bien la photographe<br />

officielle d’Emmanuel Macron,<br />

Soazig de la Moissonnière, qui<br />

mars<br />

ebecq,<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />

mes<br />

grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />

grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />

ne<br />

morale<br />

pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />

d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />

reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />

quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />

3 quatrième Cette anthologie de couverture. de nonfiction<br />

3 Cette est une anthologie espèce de fourretout.<br />

fiction Houellebecq est une espèce y parle de fourre-<br />

du<br />

de noncinémtout.<br />

muet, Houellebecq de l’absurdité y parle créa-dtrice,<br />

cinéma de Neil muet, Young, de l’absurdité de Philippe créa-<br />

Murray trice, de et d’Emmanuel Neil Young, de Carrère Philippe<br />

(il Murray les aime et tous d’Emmanuel les trois), Carrère de la<br />

lecture, (il les du aime positivisme, tous les trois), de l’affaire<br />

lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-<br />

de la<br />

de faire l’euthanasie Vincent (il Lambert est contre), et donc<br />

de de l’islam, l’euthanasie de Trump, (il de est Prévert, contre),<br />

de de Zemmour, l’islam, de de Trump, l’Union de Prévert, européenne<br />

de Zemmour, (il déteste), de du l’Union féminisme européenne<br />

de (il la déteste), liberté du d’expres-<br />

féminisme<br />

(idem),<br />

sion (idem), (il est de totalement la liberté d’expression<br />

pédophilie (il est totalement (après l’affaire pour),<br />

pour),<br />

aire<br />

| Photo : Kristy Sparow/Getty Images for GQ France | Photo : Getty Images/Iroz Gaizka/AFP<br />

COMMUNICATION POLITIQUE<br />

Séance de boxe : Rocky Macron se<br />

prend les poings dans le cliché


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Oben und folgende Seiten: Landschaft auf der Île-Tudy (Finistère).<br />

Marie Sizun ist 1940 geboren. Ihren Künstlernamen « Sizun » hat<br />

sie aufgrund ihrer Leidenschaft für das Cap Sizun (Finistère) in<br />

der Bretagne gewählt. Sie unterrichtete Literaturwissenschaft in<br />

Frankreich, Deutschland und Belgien. Ihre Karriere als Schriftstellerin<br />

startete sie erst relativ spät, im Alter von 65 Jahren. Trotzdem<br />

hat sie inzwischen mehr als 15 Bücher veröffentlicht und<br />

konnte sich damit als bedeutende Autorin der zeitgenössischen<br />

französischen Literatur behaupten. Sensibel und feinfühlig beschäftigt<br />

sie sich mit Themen wie Familie, Identität und Erinnerung.<br />

Marie Sizun lebt heute in Paris und in der Bretagne.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Marie Sizun<br />

Eine Liebe zu zwei Ländern<br />

und zwei Sprachen<br />

Marie Sizun, gerade wurde in Frankreich Ihr 16. Buch mit<br />

dem Titel « 10, villa Gagliardini » veröffentlicht (Arléa, <strong>2024</strong>,<br />

234 Seiten, 20 €, ISBN 978-2363083579). Es ist vermutlich<br />

eines Ihrer persönlichsten Werke. Sie erzählen darin vom<br />

Leben einer mittellosen französischen Familie in Paris in der<br />

Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei einem kleinen Mädchen<br />

– bei Ihnen – entsteht damals ein Gefühl des Aufbegehrens<br />

gegen die Ungerechtigkeit. Dennoch verspürt dieses Mädchen<br />

auch schon sehr früh das Bedürfnis, die Dinge positiv zu sehen,<br />

seinen eigenen Weg zu gehen und sich seinen Platz in der<br />

Gesellschaft zu erkämpfen. Es ist ein Buch voller Hoffnung ...<br />

Ja, das ist es wirklich. Es war nicht vorhersehbar, dass<br />

das kleine, etwas ungezähmte Mädchen, von dem ich<br />

erzähle, das mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen<br />

in einer kleinen Wohnung lebt, im Leben so gut<br />

zurechtkommt, eine andere Welt kennenlernt, Dozentin<br />

für Literaturwissenschaft und sogar Schriftstellerin wird<br />

... Es ist in der Tat ein Buch voller Hoffnung. Genau das<br />

wollte ich vermitteln, wobei ich nichts erfunden habe.<br />

Trotz familiärer und finanzieller Schwierigkeiten und<br />

einem ausgeprägten Gefühl der Unterlegenheit, war ich<br />

in der kleinen Wohnung in der Villa Gagliardini <strong>Nr</strong>. 10<br />

nicht nur glücklich, sondern ich konnte mir dank der<br />

Schule und meiner Freunde – und nicht zuletzt auch dank<br />

der Entdeckung von Kino und Literatur – einen Platz in<br />

der Gesellschaft erobern. Wie viele Kinder leben heutzutage<br />

unter ähnlich schwierigen Bedingungen wie ich<br />

damals? Ich hoffe, dass ihnen dieses Buch in die Hände<br />

fällt und sie darin eine Art Spiegel entdecken, in dem sie<br />

sich wiedererkennen. Es ist nicht einfach, seinen Platz im<br />

Leben zu finden, aber jeder hat ein Anrecht darauf. Und<br />

das Leben ist voller Überraschungen!<br />

Apropos Überraschungen: Deutschland nimmt in Ihrem Leben<br />

einen breiten Raum ein, obwohl es nicht vorhersehbar war,<br />

dass Sie dorthin reisen ...<br />

Das stimmt. Mein Vater wurde im Krieg gefangen genommen<br />

und hasste Deutschland. Ich selbst wurde 1940,<br />

also mitten im Krieg, geboren. Wie viele Franzosen der<br />

damaligen Zeit wuchs ich mit dem Feindbild der « bösen<br />

Deutschen » auf. Und doch hat mich Deutschland schon<br />

sehr früh angezogen, und das, obwohl ich Englisch und<br />

Griechisch studierte! Das Land hat mir so gut gefallen,<br />

dass ich sogar einen Deutschen heiratete und elf Jahre mit<br />

ihm zusammenlebte. Als ich Deutschland wieder verließ,<br />

war es beinahe unter Tränen. Das zeigt, dass man Vorurteile<br />

überwinden und die Überraschungen, die das Leben<br />

bietet, annehmen muss.<br />

Was war Ihrer Meinung nach der Grund für diese Traurigkeit,<br />

als Sie Deutschland verließen?<br />

Ich glaube, diese Zeit in meinem Leben hat in mir etwas<br />

geweckt, das in meinem Innersten schlummerte. Es<br />

ist schwierig, das in Worte zu fassen. Ich glaube, dass ich<br />

dort Gefühle entdeckt habe, eine bestimmte Art zu leben,<br />

die in gewisser Weise ein Teil von mir waren, den ich<br />

nicht kannte. Vielleicht war die Tatsache, dass ich schwedische<br />

Vorfahren habe, dafür mitverantwortlich. Obwohl<br />

Karlsruhe, wo ich gelebt habe, nicht gerade der Norden<br />

Deutschlands ist, empfinde ich das so.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Wie kam es dazu, dass Sie von Frankreich nach Deutschland<br />

gingen?<br />

Es war August und ich hatte gerade die Aufnahmeprüfung<br />

für das Lehramt in klassischer Literatur absolviert.<br />

Jetzt hatte ich Ferien. Ich wusste nicht genau, was<br />

ich tun sollte, bis ich in der Zeitung Le Monde auf eine<br />

Anzeige stieß. Eine Vereinigung suchte eine Deutsch<br />

sprechende Studentin, um eine Gruppe französischer Studenten<br />

auf einer Reise nach Deutschland zu begleiten. Ich<br />

sprach zwar kein Wort Deutsch, aber ich erinnere mich<br />

noch genau daran, dass ich eine unglaubliche Lust verspürte,<br />

mich zu bewerben. Ich nahm also Kontakt auf und<br />

erklärte, dass ich zwar nicht Deutsch spräche, aber alles<br />

daransetzen würde, um mir innerhalb von zwei Wochen<br />

die notwendigen Grundkenntnisse anzueignen, um dort<br />

zurechtzukommen. Es war verrückt! Aber offensichtlich<br />

überzeugend, denn angesichts meiner Entschlossenheit<br />

wurde ich engagiert. So kam es, dass ich, gelinde gesagt,<br />

ganz unvermittelt nach Deutschland reiste.<br />

Und am Ende haben Sie sich sogar dort niedergelassen ...<br />

Genau. Nebenbei bemerkt ist die Reise so gut verlaufen,<br />

dass ich einige Zeit später meinen Kollegen, der die<br />

Studenten von deutscher Seite aus begleitete, geheiratet<br />

habe. Wir sind zusammengezogen und ich fand relativ<br />

schnell eine erste Anstellung als Lehrerin auf der anderen<br />

Seite der Grenze, in Sarreguemines. Zwei Jahre später<br />

wechselte ich als Französischlehrerin an die Europäische<br />

Schule in Karlsruhe. Diese Schule, die von allen EU-<br />

Ländern unterstützt wird, ist 1962 gegründet worden,<br />

um die europäischen Werte zu vermitteln. Ich hatte dort<br />

einen sehr privilegierten Rahmen zum Unterrichten. Es<br />

war eine kleine europäische Gemeinschaft, ein bisschen<br />

wie eine « Insel ». Man war unter sich, womit in gewisser<br />

Weise natürlich das Risiko der Abschottung verbunden<br />

war. Dennoch fand ich trotz meiner schlechten Deutschkenntnisse<br />

schnell deutsche Freunde und wurde sofort<br />

akzeptiert. Alle waren ausgesprochen nett zu mir. In der<br />

Folge lernte ich, immer besser zurechtzukommen. Vor allem<br />

meine drei Kinder haben mir dabei geholfen. Heute<br />

spreche ich halbwegs gut Deutsch, allerdings mit einem<br />

Akzent, den ich vielleicht sogar unbewusst gepflegt habe<br />

... Denn alle fanden ihn immer « so schön französisch »,<br />

« so sympathisch » ...<br />

Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich bei Ihrer Ankunft in<br />

Deutschland fühlten?<br />

Ja, ich hatte ein sehr seltsames Gefühl gegenüber<br />

Deutschland. Es war absolut nicht das, was man in Frankreich<br />

damals als « politisch korrekt » bezeichnet hätte. Ich<br />

war sehr neugierig auf Deutschland und die Deutschen,<br />

und vor allem hatte ich absolut keine Vorurteile. Bei meiner<br />

Ankunft fand ich in diesem Land alles, was ich liebte:<br />

ein natürliches Umfeld, eine Heiterkeit, wie ich sie zuvor<br />

nicht kannte. Dann erfuhr ich, wie die Deutschen den<br />

Krieg und die Besatzungszeit erlebt hatten. Das stimmte<br />

mich nachdenklich und öffnete mir die Augen. Einige<br />

Jahre später erfuhr ich durch die Geschichte meiner deutschen<br />

Schwiegermutter von den miserablen Lebensbedingungen<br />

während des Krieges. Sie erinnerten mich an meine<br />

eigenen Umstände vor der Befreiung: Geldmangel, unzureichende<br />

Ernährung, schlechte Wohnverhältnisse. Die<br />

Übereinstimmungen waren teilweise verwirrend. All das<br />

erklärt meiner Meinung nach, dass ich niemals ein Gefühl<br />

der Bitterkeit gegenüber den Deutschen empfand. Es war<br />

immer unmöglich für mich, sie als Teil eines « feindlichen<br />

Volkes » zu betrachten, wie es damals leider nur allzu oft<br />

der Fall war.<br />

Nach einem Aufenthalt in Belgien leben Sie nun wieder in<br />

Frankreich. Inwieweit ist Deutschland immer noch ein Teil<br />

Ihres Lebens?<br />

Deutschland ist alleine durch meine Lektüre sehr präsent<br />

für mich. Je mehr ich lese, desto wunderbarer finde<br />

ich die deutsche Schriftsprache. Thomas Mann lese ich<br />

immer und immer wieder. Ich bin ein richtiger Fan und<br />

liebe seine Bücher. Wenn ich jemanden Deutsch sprechen<br />

höre, vor allem wenn derjenige eine gute Aussprache hat,<br />

dann begeistert mich das. Seit ich Deutschland verlassen<br />

habe, habe ich paradoxerweise die deutsche Sprache auch<br />

über die Vokalmusik entdeckt. Das war eine ganz neue<br />

Erfahrung für mich. Schuberts Lieder, die ich überhaupt<br />

nicht kannte, als ich noch in Deutschland lebte, bewegen<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


mich seltsamerweise sehr. Damals war ich aber mit dem<br />

Unterrichten, drei Kindern und einem Haus mehr als<br />

ausgelastet. In dieser Zeit habe ich im Übrigen auch noch<br />

nicht geschrieben. Damit fing ich erst an, als ich mit Rentenbeginn<br />

wieder nach Paris zog.<br />

Sind Sie jemals nach Deutschland zurückgekehrt?<br />

Nein. Ich war mehrfach versucht, da man mich anlässlich<br />

der Veröffentlichung meiner Bücher einlud. Aber<br />

ich kann nicht. Das ist, wie wenn man ein Haus verlässt,<br />

in dem man sich sehr wohl gefühlt hat. Kehrt man später<br />

dorthin zurück, stellt man fest, dass nun andere Menschen<br />

darin wohnen. Das ist ein Moment der Wahrheit.<br />

Ein Höhepunkt, in dem sich die ganze Liebe, die man für<br />

einen Ort verspürt hat, verdichtet. Ich habe Deutschland<br />

verlassen, das Land war ein Teil meines Lebens, und die<br />

Zeit war sehr schön. Diese Erinnerung möchte ich mir<br />

bewahren.<br />

Sie leben sowohl in Paris als auch in der Bretagne. Diese Region<br />

liegt Ihnen sehr am Herzen und sie zieht ebenfalls viele<br />

Deutsche an ...<br />

Genau. Das ist für mich eine wunderbare Gelegenheit,<br />

Deutsche zu treffen. Sie mögen die Bretagne in der<br />

Tat sehr gern. Ich liebe es, im Pays bigouden spazieren zu<br />

gehen und plötzlich Deutsch zu hören. Dann nähere ich<br />

mich diskret und höre ein bisschen zu. Vor allem, wenn<br />

ich den baden-württembergischen Dialekt höre, berührt<br />

mich das sehr. Die Bretagne ist eine authentische Region,<br />

und ich kann nachvollziehen, warum die Deutschen<br />

sie sehr schätzen. Île-Tudy ist für mich ein kleines Paradies.<br />

Das ehemalige Fischerdorf im Süden des Finistère<br />

war früher eine Insel. Daher erscheint es wie das « Ende<br />

der Welt », und es besitzt eine Natürlichkeit, die mich<br />

wunschlos glücklich macht. Wie lange das anhalten wird?<br />

Das weiß ich nicht. Das Dorf ist einer von 14 Kandidaten<br />

für die Wahl zum Village préféré des Français <strong>2024</strong><br />

(Anm. d. Red.: Der Sieger wird am 12. Juni <strong>2024</strong> von<br />

Stéphane Bern auf France 3 bekannt gegeben). Das wird<br />

zwangsläufig Besucher anziehen. Ich hoffe, der Ort kann<br />

sich seine Seele bewahren.<br />

Wie werden Deutsche in der Bretagne Ihrer Meinung nach<br />

aufgenommen?<br />

Wissen Sie, das Leben hat mich gelehrt, dass es keinen<br />

Sinn hat, die Geschichte vergessen zu wollen. Im Gegenteil.<br />

Man muss sie kennen und aus ihr lernen. Es wäre also<br />

lächerlich, verleugnen zu wollen, dass die Bretonen während<br />

der deutschen Besatzung gelitten haben und dass die<br />

Erinnerung daran manchmal sehr beharrlich ist. Glücklicherweise<br />

ändern sich die Zeiten jedoch und die jüngere<br />

Generation lebt nicht mehr mit denselben Ressentiments<br />

- im Gegenteil. Europa hat dazu viel beigetragen. Wenn<br />

die Bretonen heute manchmal aufbegehren, dann gegen<br />

die Überhandnahme des Tourismus, gegen arrogante<br />

Touristen, die zu demonstrativ mit Geld umgehen. Bretonen<br />

sind zurückhaltende, diskrete Menschen, die so ein<br />

Verhalten nicht mögen. Die Deutschen, die ich hier treffe,<br />

haben meist dieselbe Philosophie. Sie sitzen gerne auf der<br />

Terrasse eines Cafés am Hafen und beobachten das Treiben<br />

um sich herum. Sie schätzen es, abends spazieren zu<br />

gehen, den Sonnenuntergang zu beobachten oder sich auf<br />

einen leckeren Pfannkuchen zu freuen.<br />

Würden Sie Ihrer Erfahrung nach sagen, dass Deutsche und<br />

Franzosen sich ähnlich sind?<br />

Glücklicherweise sind sie unterschiedlich, denn gerade<br />

das macht den Charme aus. Das sollte man niemals vergessen.<br />

Ich bin aber nicht in der Lage, Ihnen zu sagen,<br />

worauf der Unterschied beruht. Man sagt beispielsweise,<br />

dass Deutsche oft die negative Seite der Dinge sehen<br />

oder dass Franzosen etwas spontaner sind. Solchen Verallgemeinerungen<br />

gegenüber war ich aber schon immer<br />

misstrauisch. Ehrlich gesagt, mag ich es nicht, immer<br />

alles erklären zu wollen. Warum war ich, als ich jung war,<br />

vom deutschen Charme angezogen, während die jungen<br />

Franzosen mich nicht interessierten? Für mich ist das ein<br />

Mysterium. Es hat etwas Unbeschreibliches, gleichzeitig<br />

aber auch etwas sehr Reales. Genauso ist das Leben. Und<br />

glücklicherweise ist es schön!<br />

Marie Sizun, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 81


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

Astrotourismous – Die beste Sicht<br />

aufs Sternenzelt<br />

Natur – Die schönsten Bäume<br />

Frankreichs<br />

Winterliche Illuminationen –<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />

Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Fahrradrouten – Die schönsten<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem<br />

Sport die Erholung<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

82<br />

81<br />

79<br />

77<br />

59<br />

57<br />

57<br />

43<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Die Französische<br />

Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />

bein einem Parisbesuch<br />

Paris – Streit um die Schönheit der<br />

Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Coup de cœur – Die<br />

Straßenbuchhändler an den Seine-<br />

Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />

ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

86<br />

83<br />

76<br />

65<br />

60<br />

58<br />

57<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Potager du Roi: Das<br />

andere Versailles - Ohne Prunk und<br />

Pracht<br />

Yvelines – Bergerie nationale de<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

86<br />

83<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />

– Nordfrankreich:<br />

84<br />

vom Kohlerevier zum beliebten<br />

Tourismusziel<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />

von Amiens: von einer Verrückten<br />

Idee zum jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />

der Vergangenheit in die Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:<br />

Auf den Spuren des Komikers durch<br />

Frankreich<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />

entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />

des fehlenden Turms der Kathedrale<br />

von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen der<br />

Vogesen<br />

88<br />

80<br />

76<br />

74<br />

69<br />

68<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />

Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />

drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />

– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />

voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />

aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an<br />

die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im<br />

Elsass<br />

Bitche – Das zweite Leben einer<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

52<br />

43<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />

Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Territoire de Belfort – Ballon<br />

d'Alsace: Der sanfte Berg<br />

Doubs – Cercle immense: Auf das<br />

"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />

Burg gebaut!<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />

de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />

im Fokus der Wissenschaft<br />

88<br />

86<br />

84<br />

83<br />

83<br />

82<br />

78<br />

77<br />

76<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte- 74<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Centre - Val de Loire / Eure-et- 89<br />

Loir – Thiron Gardais: die Geschichte<br />

einer Renaissance<br />

Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />

Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />

andere" Schloss an der Loire<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />

Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />

eines Genies im Loire-Tal<br />

Coup de Cœur –<br />

85<br />

Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />

Nantes<br />

Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />

de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />

Dienste der Fotografie<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />

la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />

Rundreise durch die duftende Welt<br />

der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />

Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />

schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne –<br />

80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />

– Château de Chenonceau: florale<br />

Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik der<br />

76<br />

Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />

Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />

kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des Universums!»<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />

ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der<br />

60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein<br />

58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />

Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />

zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />

und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Seine-Maritime – Armada de<br />

Rouen 2023: Treffpunkt der größten<br />

Segelschiffe der Welt<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt<br />

Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />

verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />

Granville: Wo für Christian Dior alles<br />

gegann<br />

87<br />

83<br />

74<br />

73<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />

Die Rettung eines Mittelmeerjuwels<br />

Ein Paradies für Fußgänger<br />

Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs<br />

Die « Seele der Provence » aufspüren<br />

Eine innovative Vision von Wein<br />

Cabaret Hinter den Kulissen des Moulin Rouge<br />

Notre-Dame Das « gläserne Projekt » von Macron ist umstritten!<br />

Rezept Croustade aux pommes<br />

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Deutschland 6,90 €<br />

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PROVENCE · MARSEILLE · CHARENTE-MARITIME · CORRÈZE · AUVERGNE · PARIS<br />

Calanque de Sugiton<br />

Charente-Maritime<br />

Pompadour<br />

Routes de la Lavande<br />

Auvergne<br />

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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />

☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 90 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>91</strong>


Normandie – An Bord der Marité von 71<br />

Granville zu den Chausey-Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will<br />

62<br />

gefeiert werden !<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

Rolleboise<br />

36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Finistère – Die Rias von Quimperlé: 89<br />

Bretagne zwischen Erde und Meer<br />

Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />

87<br />

von einer kuriosen Seiten: Die<br />

Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />

Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />

Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />

cœur für die größte bretonische Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des<br />

63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

HOTELS<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 89<br />

Maritime – Serie: wenn Bäume<br />

sprechen könnten<br />

Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />

spannendes Dorf<br />

Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />

älteste Brücke<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />

seine älteste Brücke<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />

– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />

Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im<br />

63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />

Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />

Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />

des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Île de Vassivière – Wo Natur, Kunst<br />

und Architektur ein Kleinod bilden<br />

Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />

Beaujolais: Die fantastische<br />

Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />

90<br />

87<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le<br />

81<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der<br />

68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />

Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />

das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

Périgord – Jardins de l'Imaginaire<br />

Wenn Mensch und Natur sich<br />

begegnen<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

90<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />

ein Stückchen näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave,<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />

60<br />

47<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Gers – La Romieu: das<br />

kurioze Dorf der Katzen<br />

Okzitanien / Gard – Serie: Typisch<br />

Französische Produkte (39) Jeans<br />

von den Ateliers de Nîmes: Die<br />

Wiederentdeckung des Denim<br />

Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo<br />

Geschichte Zukunft hat<br />

Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />

in Sète: Ritterspiele auf dem<br />

Wasser<br />

Okzitanien / Gard & Hérault –<br />

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />

Bruder" des Canal du Midi<br />

Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />

– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />

Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine Riberach,<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen<br />

Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />

Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />

Synonym für Dynamik<br />

89<br />

89<br />

88<br />

87<br />

85<br />

83<br />

81<br />

80<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />

59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />

sich lassen!<br />

Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />

Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />

Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />

au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />

Gedächtnis des Wassers<br />

HOTELS<br />

Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />

und den Bergen des Jura<br />

85<br />

81<br />

77<br />

71<br />

85<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur –<br />

Massif de la Sainte-Baume: Oase der<br />

Stille in der Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur –<br />

Château d'If: ein anderer Blick auf<br />

Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den Calanques<br />

von Marseille<br />

Porquerolles – Villa Carmignac:<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />

de Daudet, Fontvieille<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in<br />

der Camargue<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

90<br />

89<br />

79<br />

78<br />

73<br />

71<br />

69<br />

58<br />

46<br />

HOTELS<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-ALpes-Côté d'Azur / Var 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />

en rose » an der Riviera<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

81<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />

Naturschutz und einer zerrissenen<br />

Hose<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />

Mittelmeer<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />

im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />

eines ungewöhnlichen Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />

Saint-Auban<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />

épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au<br />

74<br />

camembert<br />

Tarte d’automne aux champignons et 60<br />

à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet au vin jaune et aux morilles 88<br />

Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

DESSERTS<br />

Pommes au four aux cerises confites 90<br />

Le far breton aux pruneaux II 89<br />

La crème caramel au beurre salé 84<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

GEBÄCK<br />

Le cake aux agrumes 86<br />

Le gâteau aux noix 85<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Guéwen a testé… den bretonischen 89<br />

Pastis Ty Jaune<br />

Handwerkstradition – Maison 89<br />

Denoix in der Corrèze: Destillierkunst<br />

seit fünf Generationen<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />

85<br />

Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />

Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />

einen wirkungsvolleren Weibau"<br />

Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein<br />

76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?


Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie<br />

64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61<br />

Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />

denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif 59<br />

à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

58<br />

grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer 57<br />

über Champagner wissen wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer 46<br />

im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />

plaît »<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer 38<br />

Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

36<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />

Elsässer «provoziert» die Welt der<br />

Schokolade<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />

Rolls-Royce unter den französischen<br />

Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der<br />

65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />

der die Pariser an den Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />

im Land der Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Politik – Und plötzlich fiel das Wort 89<br />

"Autonomie"!<br />

Kulturerbe / Interview – Stéphane 87<br />

Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />

Frankreichs<br />

Kulturerbe & Wissenschaft – Notre- 9<br />

Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />

die Zukunft bauen<br />

Tourismus – Hotels: die Reform des 83<br />

französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

79<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn 78<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision der<br />

73<br />

Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />

ein neuer Goldrausch?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

69<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische 65<br />

Freundschaft: welch eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 63<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

59<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in 46<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker 43<br />

und Frankreich<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine 38<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am Welterbe<br />

Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Paris <strong>2024</strong> – Wird Frankreich bereit 90<br />

sein?<br />

Gesellschaft – <strong>2024</strong>, ein "besonderer 90<br />

Jahrgang" für Frankreich<br />

Geschichte – Der französische Wein 87<br />

während des Zweiten Weltkriegs:<br />

Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />

Bruchpiloten in Paris"<br />

Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />

Paris <strong>2024</strong>: "Phryges": Moskottchen,<br />

die von sich reden machen<br />

Gesellschaft – Bayeux:<br />

84<br />

Eine Stadt engagiert sich für<br />

Kriegsberichterstatter<br />

Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />

Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

80<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />

"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />

im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />

Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />

oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

79<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des 77<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />

gute französische Brot geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />

Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />

France» (2)<br />

René Martin, der französische Steve<br />

Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime 68<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

63<br />

Marseillaise à pétanque, der größte<br />

Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />

vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />

des Botschafters der guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />

eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

60<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

60<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />

–<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />

des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />

und Marseille werden europäische<br />

Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere<br />

Wintersport<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />

Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />

Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Aurélia und Camille Marceau – Aus<br />

Liebe zum Vater<br />

Immersive Erfahrung –<br />

Luminiscence: eine andere Art,<br />

Kathedralen zu betrachten<br />

Preis – Novellen-Preis der Armada de<br />

Rouen 2023<br />

Chanson française / Interview<br />

– Bertrand Dicale, die "goldenen<br />

Ohren" des französichen Chansons.<br />

Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />

das Quartett populär<br />

Kunst – Die Herzen französischer<br />

Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />

die Malerei<br />

Kultur: "Immersive Austellungen":<br />

Die Zukunft der französischen<br />

Museen?<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />

mit Frauen Porblemen hatte?"<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

1): Der Ausslände, den Frankreich<br />

nicht akeptieren wollte<br />

Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />

grandiose Künstlerin und eine<br />

beeindruckende Frau<br />

Literatur – Michel Houellebecq: der<br />

Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von Victor<br />

Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />

Jahre deutschsprachige Literatur in<br />

Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />

Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />

erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />

der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />

Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />

l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

90<br />

89<br />

88<br />

88<br />

87<br />

86<br />

85<br />

85<br />

84<br />

84<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />

um die französische Nationalhymne<br />

«La Marseillaise»<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie<br />

eines Systems à la française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />

überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in<br />

Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen<br />

den Welten<br />

Lebensart<br />

68<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Das Einkaufsnetz Filt 90<br />

1860 - Einkaufen wie Oma<br />

Produkte – Jeans von "Ateliers de 89<br />

Nîmes"<br />

Produkte – Lacoste, die Marke mit 88<br />

dem Krokodil<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Guéwen a testé – … Die<br />

88<br />

Besichtigung der Nachbildung der<br />

Grotte Cosquer in Marseille.<br />

Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />

zwischen Wanderern und<br />

Herdenschutzhunden<br />

Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />

Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />

Produkte – Der Guide du Routard 87<br />

Kulturschock – Nächtliche<br />

86<br />

Gedanken<br />

Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />

86<br />

rouge", das neue Angebot der<br />

französischen Post<br />

Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />

innovative Zahnbürste, mit der man<br />

seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />

Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />

est une ordure"<br />

Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />

Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />

normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der<br />

83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />

wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das<br />

74<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />

kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon: der<br />

68<br />

Champagner unter den französischen<br />

Mineralwässern<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />

Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 85


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische<br />

Produkte (40)<br />

Im Herzen der Bretagne, zwischen den bekannten Städten Concarneau und Pont-Aven,<br />

versteckt sich ein kleines Juwel des französischen Kulturerbes namens Nevez. Das malerische<br />

Dorf im Süden des Finistère ist Hüter einer alten architektonischen Tradition,<br />

die den Betrachter überrascht und unter dem Begriff Pierres debout, stehende Steine, bekannt<br />

ist. Es handelt sich dabei um Mauern aus vertikal aneinandergereihten Granitblöcken,<br />

die man überall rund um Nevez sehen kann. Ihr Anblick ist faszinierend und macht<br />

viele Besucher neugierig, mehr über diese Besonderheit der Region zu erfahren.<br />

Die Monolithen, Überreste einer vergangenen Epoche, sind zwischen 30 und 50 cm<br />

breit, etwa 20 bis 25 cm dick und bis zu 1,50 m hoch. Die Tatsache, dass jeder Stein 40<br />

bis 70 cm tief im Boden verankert ist, macht die Einfriedungen noch robuster und verleiht<br />

ihnen eine beeindruckende Widerstandskraft gegen die Unbilden von Witterung<br />

und Zeit.<br />

Die Konstruktionen gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück, ein Zeitalter, das<br />

durch die Ausbreitung der Landwirtschaft in der Bretagne geprägt war. Die Bauern,<br />

die damals neue Bodenflächen zum Kultivieren suchten, stießen oftmals auf unterirdische<br />

Granitblöcke. Die Resilienz der Bretonen gegenüber Widrigkeiten und ihr Einfallsreichtum<br />

führten einmal mehr zu einer praktischen und ästhetischen Lösung: Sie<br />

beauftragten Steinmetze der Gegend damit, das Gestein abzubauen und daraus Blöcke<br />

zu hauen, aus denen dann diese massiven und günstigen Einfriedungen entstanden. So<br />

hatten die Bauern also die « stehenden Steine » erfunden, men zao auf Bretonisch,<br />

die heute ein Symbol dieser Gegend darstellen.<br />

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Vorgehensweise weiter,<br />

denn die Steinmetze fanden eine neue Verwendungsmöglichkeit für die<br />

Granitblöcke, indem sie diese in Hauswände einbauten. Die Konstruktionstechnik,<br />

bei der die rohe, authentische Form der Steine an der Fassade<br />

sichtbar bleibt, verleiht den Häusern in Nevez einen einzigartigen<br />

Charakter. Ein Spaziergang durch den Ort ist gleichzeitig eine amüsante<br />

Entdeckungsreise auf der Suche nach solchen Pierres debout in Häuserfassaden.<br />

Der kulturhistorische und ästhetische Wert dieser regionalen<br />

Besonderheit ist heute offiziell anerkannt, denn sie wurde 1993 vom<br />

Umweltministerium mit dem Label Paysage de reconquête ausgezeichnet.<br />

Das unterstreicht ihren Stellenwert und stellt sie gleichzeitig unter einen<br />

besonderen Schutz.<br />

Die « stehenden Steine » von Nevez sind heute nicht nur das Symbol einer<br />

findigen Konstruktionstechnik, sie sind der Ausdruck einer Geschichte,<br />

einer Kultur und der tiefen Zuneigung der Bretonen zu ihrem Territorium<br />

und ihrer Identität. Bei einem Besuch in Nevez taucht man in eine tausendjährige<br />

Geschichte ein, in der die Steine Zeugnis von den Kämpfen und<br />

Träumen derer ablegen, die sie errichteten. Eine Geschichte, auf die die Bretonen<br />

stolz sind, und die sie gerne mit anderen teilen. Ein Kulturerbe, das eine<br />

Entdeckungsreise wert ist.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Die<br />

stehenden<br />

Steine »<br />

in Nevez in der Bretagne<br />

In dieser Serie werden<br />

Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem<br />

französischen Haushalt<br />

befinden oder die für<br />

viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer<br />

sind. In den letzten<br />

Ausgaben sind<br />

erschienen : Hollywoodund<br />

Malabar Kaugummis<br />

(<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>.<br />

53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>.<br />

54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55),<br />

L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>.<br />

56), Sophie la girafe<br />

(<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />

(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl «<br />

Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der<br />

gelbe Briefkasten der<br />

Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier<br />

d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz<br />

La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />

Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />

Zitronenpresse aus<br />

Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>.<br />

65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>.<br />

66), Ricard aux plantes<br />

fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le<br />

Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69),<br />

Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />

Herbes de Provence<br />

(<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>.<br />

72), L’Image d’Épinal<br />

(<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte,<br />

« das meistgelesene<br />

Magazin im Tierbau<br />

» (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de<br />

Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das<br />

gelbe Ölzeug von Guy<br />

Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die<br />

Künstlerfarben Lefranc<br />

Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der<br />

Parapluie de Cherbourg<br />

(<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten<br />

« Made in Alsace »<br />

für Frankreichfans<br />

(<strong>Nr</strong>. 79), Meteor, die<br />

größte der kleinen<br />

Brauereien Frankreichs<br />

(<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die<br />

berühmteste Nummer<br />

in der Welt der Düfte<br />

(<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der<br />

Geschichtenerzähler »<br />

(<strong>Nr</strong>. 82), der Senf Louit<br />

Frères (<strong>Nr</strong>. 83), la Terre<br />

de Sommières (<strong>Nr</strong>. 84),<br />

der Film « Le père Noël<br />

est une ordure » (<strong>Nr</strong>. 85),<br />

Le Guide du Routard (<strong>Nr</strong>.<br />

87), Lacoste, die Marke<br />

mit dem Krokodil (<strong>Nr</strong>.<br />

88), die Jeans Ateliers<br />

de Nîmes (<strong>Nr</strong>. 89) und<br />

das Einkaufsnetz<br />

Filt 1860 (<strong>Nr</strong>. 90).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 87


ART DE VIVRE Wein<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


LABEL<br />

« VOLCANIC ORIGIN »<br />

Eine innovative Vision von Wein<br />

« MADE IN AUVERGNE »<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 89


ART DE VIVRE Wein<br />

Die Welt ist bekanntlich klein und hält manchmal<br />

schöne Überraschungen bereit. Dies wurde mir bei<br />

der Vorbereitung dieses Artikels einmal mehr klar.<br />

Vielleicht erinnern sich einige unserer treuen Leser an eine<br />

Reportage über das kleine Dorf Les Baux-de-Provence<br />

(Bouches-du-Rhône), die vor einigen Jahren, genauer gesagt<br />

2013, in unserem Magazin erschien (Les Baux-de-<br />

Provence, die unerwarteten Reize eines viel besuchten Dorfes,<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 44). Es ging darin unter anderem um<br />

einige engagierte Winzer, die ein gemeinsames Ziel hatten,<br />

nämlich zu den Ersten zu gehören, die ihre Weine in einer<br />

Appellation d'Origine Controlée (AOC) produzieren, die 100<br />

% bio ist – auch wenn das zur damaligen Zeit von vielen<br />

Nörglern als verrückt bezeichnet wurde. So verrückt war<br />

der Gedanke dann letzten Endes aber nicht, denn mit dem<br />

Jahrgang 2023 wurde er Realität. Die Entschlossenheit<br />

und der Enthusiasmus dieser Winzer haben mich damals<br />

beeindruckt. Sie lebten buchstäblich in einem kleinen Naturparadies,<br />

im herrlichen Massif des Alpilles, zu Füßen<br />

eines der « schönsten Dörfer Frankreichs », in einer Gegend,<br />

die von den Göttern gesegnet zu sein schien. Dort<br />

wollten sie ein innovatives Weinbaugebiet kreieren, das<br />

über eine « Postkartenidylle » hinausgeht, das Tier- und<br />

Pflanzenwelt respektiert. In der Redaktion waren wir<br />

glücklich darüber, ihre Anstrengungen durch einen Artikel<br />

bekannter zu machen.<br />

Heute, elf Jahre später, wollen wir – ganz im Sinne unserer<br />

redaktionellen Grundsätze – erneut engagierten Winzern<br />

einen Artikel widmen. Diesmal nicht in den Alpilles,<br />

sondern in Zentralfrankreich, in der Region Auvergne-<br />

Rhône-Alpes. Auch dort haben sich Winzer zusammengeschlossen,<br />

um in der kleinen, sonst so überraschungslosen<br />

Welt des französischen Weins eine innovative Vision zu<br />

vertreten. In einer Welt, in der sich quasi seit jeher alles<br />

um Begriffe wie Château, Domaine, Cépages, Appellation<br />

oder Terroir dreht, fallen diese Winzer aus dem Rahmen.<br />

Vor allem Terroir ist ein typisch französischer Begriff, unter<br />

dem man alles Mögliche verstehen kann und der kaum<br />

exakt zu übersetzen ist. Die Weinproduzenten, um die<br />

es hier geht, sprechen für sich lieber von einem Esprit de<br />

Territoire oder einer « starken Identität, die durch den Boden<br />

geprägt ist ». Diese<br />

Begriffe scheinen ihrer<br />

Ansicht nach ihre Weine<br />

angemessener zu charakterisieren<br />

– und nicht nur<br />

ihre, sondern sogar diejenigen<br />

anderer Winzer<br />

im Ausland! Denn bei<br />

dem besonderen Boden,<br />

der ihren Weinen einen<br />

spezifischen Charakter<br />

verleiht, handelt es sich<br />

um Vulkanboden ...<br />

Laure Cartier und Jean-Baptiste Deroche<br />

der Domaine Miolanne.<br />

Jean-Baptiste Deroche ist Önologe<br />

im Zentralmassiv. Er ist zudem Präsident der Vereinigung<br />

Vinora, in der sich Winzer zusammengeschlossen<br />

haben, die « die Füße im Basalt und den Kopf in den<br />

Vulkanen » haben. Sie werden feststellen, dass er und die<br />

Mitglieder seiner Vereinigung im Begriff sind, eine neue<br />

Herangehensweise an den Wein zu kreieren. Eine andere,<br />

eine innovative Art, die dem Geist unserer heutigen Zeit<br />

entspricht und in den nächsten Jahren vielleicht noch viel<br />

von sich reden machen wird. Wie ich zufällig im Rahmen<br />

des Interviews erfahren habe, teilt Jean-Baptiste Deroche<br />

sein Leben und den Kampf für Vulkanweine mit einer<br />

passionierten Winzerin namens Laure Cartier. Der Name<br />

erinnerte mich gleich an jemanden, nämlich an Eve Cartier,<br />

eine Winzerin, die ich elf Jahre zuvor in den Alpilles<br />

interviewt hatte, wo sie mir von der Vision einer Appellation<br />

mit 100 % biologisch erzeugten Weinen erzählte. Es<br />

stellte sich heraus, dass Eve und Laure Cartier Schwestern<br />

sind. Wie ich sagte, die Welt ist klein. Aber ist es wirklich<br />

ein Zufall? Was Wein angeht, liegen Engagement und<br />

Entschlossenheit oftmals in den Genen ...<br />

Jean-Baptiste Deroche, bevor wir uns genauer damit<br />

beschäftigen, was Vulkanweine überhaupt sind, können<br />

Sie uns erzählen, wie es dazu kam, dass Sie sich für<br />

vulkanischen Boden und den Wein, den man darauf<br />

produzieren kann, interessiert haben?<br />

Natürlich. Also zunächst war das gar nicht abzusehen,<br />

denn während meiner Ausbildung zum Önologen<br />

hatte ich niemals etwas davon gehört. Allerdings hat<br />

mich die Ausbildung nicht nur offen für die unterschiedlichsten<br />

Rebsorten, Terroirs und Vinifizierungsmethoden,<br />

sondern generell aufgeschlossen<br />

gemacht. Während meines Studiums habe ich daher<br />

mehrere Praktika in sehr unterschiedlichen Weinbaugebieten<br />

absolviert, angefangen vom Jura, über<br />

die Presqu'île de Saint-Tropez und Les Baux-de-Pro-<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


vence bis nach Neuseeland. In jeder dieser Regionen habe ich viel gelernt.<br />

Später hatte ich das Glück, auf sehr interessanten Weingütern arbeiten zu<br />

können. Von 2004 bis 2007 war ich auf Château Romanin in der AOC Les<br />

Baux im Weinkeller beschäftigt, wurde dort im Laufe der Zeit sogar Maître<br />

de Chai, also Kellermeister. In der Zeit habe ich auch Laure Cartier, meine<br />

Lebensgefährtin, kennengelernt. Sie stammt aus einer Winzerfamilie, die<br />

ein Weingut inmitten der Alpilles besitzt. Damals hatte ich aber absolut<br />

noch keine Vorstellung davon, was vulkanische Weine sind. Das kam etwas<br />

später, als wir beide zusammen ein Weingut übernehmen wollten, um uns<br />

niederzulassen.<br />

Unser Tipp:<br />

Wenn Sie in der Auvergne sind und in einem<br />

wunderbaren Umfeld vulkanische<br />

Weine entdecken möchten, besuchen Sie<br />

Laure Cartier und Jean-Baptiste Deroche<br />

auf der Domaine Miolanne, am Fuße des<br />

Massif du Sancy. Sie richten im <strong>Sommer</strong> auf<br />

einer Terrasse direkt vor ihrem prachtvollen<br />

Weinkeller – der aus unverweslichem<br />

(und daher unbehandeltem) Lärchenholz<br />

aus der Gegend gebaut wurde – eine Bar<br />

éphémère ein. Es ist einer der schönsten<br />

Orte der Region, um ein Glas Wein zu trinken<br />

– im Übrigen nicht nur den eigenen<br />

Wein, sondern auch « Weine der Familie »,<br />

vom Mas de Gourgonnier (AOC Baux de<br />

Provence) oder « Weine von Freunden »<br />

(AOC Bergerac) – und dazu Wurst- oder<br />

Käsespezialitäten aus der Auvergne zu genießen.<br />

Domaine Miolanne<br />

Départementale 978 - Route de Clermont<br />

63320 Neschers<br />

Telefon: +33 (0)6 72 41 22 56<br />

www.domainemiolanne.com<br />

Die Weinbar ist in diesem <strong>Sommer</strong> vom 15.<br />

Juni bis 15. August jeweils donnerstags bis<br />

samstags geöffnet (mittags und abends).<br />

In Les Baux-de-Provence?<br />

Nein, obwohl Laures Familie seit Generationen dort lebt und mit dem<br />

Mas de Gourgonnier eine sehr schöne Domaine mit Reben und Olivenbäumen<br />

betreibt, wollten wir an einen anderen Ort gehen, um unseren Erfahrungsschatz<br />

zu erweitern. Also haben wir uns verschiedene Weinbaugebiete<br />

angesehen, unter anderem die Gegend rund um Clermont-Ferrand und das<br />

Massif du Sancy. Diese Region hat uns sofort angezogen. Eines Tages saßen<br />

wir gemütlich beim Essen in einem Restaurant, als ich einen Wein probierte,<br />

der mich sehr überrascht hat. Er hatte außergewöhnlich rauchige Noten.<br />

Ich hatte den Eindruck, es würde am Gaumen « prickeln », so etwas<br />

hatte ich noch niemals bei einem Wein gespürt. Als Mann vom Fach<br />

sagte ich mir sofort, dass da etwas ganz Besonderes dahinterstecken<br />

müsse. Mir war klar, dass eine solch aromatische Ausdrucksstärke<br />

nicht « nur » von der Vinifizierung kommen konnte. Das rauchige<br />

Aroma und der mineralische Ausdruck des Weines konnten nur von<br />

einem besonderen Boden herrühren. Wir haben uns also erkundigt<br />

und herausgefunden, dass der Wein auf Vulkanboden in der Nähe<br />

erzeugt wurde, wie er in der Region verbreitet ist.<br />

Das war in gewisser Weise eine « Offenbarung » für Sie, sodass<br />

Sie einige Jahre später sogar das Weingut, das den besagten Wein<br />

produziert, übernommen haben ...<br />

Genau! Mich hat das selbst am meisten überrascht. Das sind die<br />

Zufälle des Lebens oder das Schicksal ... In der Tat haben wir den<br />

Winzer damals gleich besucht und uns sehr schnell mit ihm angefreundet.<br />

Wir hatten dieselben Ansichten in Bezug auf eine natürliche<br />

Vorstellung von Wein sowie den Respekt von Reben und Umwelt.<br />

Es lag also nahe, dass wir auch über unsere Suche nach einem<br />

eigenen Weingut sprachen. Als er drei Jahre später, 2012, in Rente<br />

ging, haben wir die Domaine Miolanne übernommen und betreiben<br />

sie heute immer noch. Ich glaube, dieser erste Schluck Wein im Restaurant<br />

seinerzeit wird mir immer in Erinnerung bleiben.<br />

Ist Ihnen mittlerweile klar, warum Sie der Wein sofort beeindruckt<br />

hat?<br />

Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass es der Boden ist,<br />

der dem Wein dieses besondere Aroma und die mineralische Note<br />

verleiht. Die Einwohner der Region wissen sehr gut, dass der Boden<br />

hier vulkanischen Ursprungs ist. Laure und ich haben eine Verbindung<br />

zwischen Boden und Wein hergestellt. Allerdings war das<br />

am Anfang nur eine Intuition, und wir mussten erst das Verständnis<br />

dafür entwickeln, wie so etwas wissenschaftlich erklärt werden<br />

kann. Ich verhehle nicht, dass das nicht einfach war. Ich wusste zwar<br />

einiges über die Welt der Vulkane, im Grunde hegte ich sogar insgeheim<br />

eine gewisse Passion für sie: Mein Onkel war ein begeisterter<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · <strong>91</strong>


ART DE VIVRE Wein<br />

Vulkankenner und hatte mich als Kind auf eine Reise<br />

nach Island mitgenommen, um mich mit dem Vulkanismus<br />

vertraut zu machen. Ich holte ihn dann auf<br />

das Weingut, wo er mir erklärte, dass unsere Reben<br />

auf ehemaligen pyroklastischen Strömen des Puy de<br />

Sancy stehen, die durch eine gigantische Explosion<br />

vor über 500 000 Jahren entstanden sind. Deshalb<br />

besteht der Boden, auf dem ein Teil der Reben steht,<br />

aus Bimsstein. Ich habe daraufhin eine Parallele zum<br />

Geschmack des Weines gezogen und mir gesagt, dass<br />

man den Gedanken des « vulkanischen Weines » vertiefen<br />

sollte.<br />

In gewisser Weise war Ihnen die Eigenart von vulkanischen<br />

Weinen bewusst, ohne dass Sie sie genau<br />

definieren konnten?<br />

Exakt. Aber ich war nicht der Einzige, dem<br />

das so ging und der mehr wissen wollte. Zusammen<br />

mit befreundeten Winzern begannen<br />

wir, an dem Thema zu arbeiten. Wir<br />

verkosteten Weine von Reben, die auf<br />

Vulkanboden stehen, zunächst natürlich<br />

in der Region, das war das Einfachste.<br />

Schnell sahen wir unsere Vorahnung<br />

bestätigt: Alle Weine haben<br />

etwas gemeinsam, das nichts mit dem<br />

jeweiligen Weingut, mit bestimmten<br />

Rebsorten, einer bestimmten Art der<br />

Vinifizierung oder einem bestimmten<br />

Jahrgang zu tun hat. Obwohl<br />

die Parzellen, auf denen die Trauben<br />

erzeugt werden, weit voneinander<br />

entfernt liegen, heben sie sich durch<br />

dieselben einzigartigen Merkmale<br />

ab. Vor allem die Rotweine zeichnen<br />

sich durch sehr markante Rauchnoten,<br />

die Weißweine dagegen durch<br />

salzige Noten und eine ausgeprägte<br />

Mineralität aus. Das alles bekräftigte<br />

unsere Intuition, dass der Vulkanboden<br />

für diese Spezifität verantwortlich<br />

ist.<br />

Eine Intuition, die sich im Übrigen weit über die Weinbaugebiete<br />

des Zentralmassivs hinaus bestätigt hat ...<br />

Ja. Aus Neugier wollten wir unsere Nachforschungen<br />

ausweiten und haben Weine aus Ungarn, Oregon in den<br />

Vereinigten Staaten, von den Abhängen des Ätna und des<br />

Vesuv verkostet. Also Weine aus gut bekannten Vulkangebieten.<br />

Und jedes Mal machten wir dieselbe Feststellung,<br />

nämlich dass die Weine tatsächlich etwas Typisches gemeinsam<br />

haben. Dabei war dies noch niemals untersucht<br />

oder nachgewiesen worden. Angesichts der Tatsache,<br />

dass in Frankreich bereits viele Weinbaugebiete in einer<br />

Krise steckten, sagten wir uns, dass wir damit vielleicht<br />

einen Trumpf im Ärmel hätten: Wenn wir diese Typizität<br />

nachweisen würden, könnte das Produzenten von Vulkanweinen<br />

auf der ganzen Welt helfen, bekannter zu werden<br />

und sich von der Mehrheit der Konkurrenzweine abzuheben.<br />

Eine Art « Internationale der Vulkanweine », deren<br />

Ursprung in der Auvergne liegt! Um allerdings ein Mittel<br />

zu finden, diese Eigenart wissenschaftlich nachzuweisen,<br />

musste man eine Vereinigung gründen, Finanzmittel für<br />

die notwendigen Forschungen beschaffen, Laboratorien<br />

und Partner davon überzeugen, uns auf diesem Abenteuer<br />

zu begleiten. Das war zunächst nicht einfach!<br />

Wie sind Sie dabei vorgegangen?<br />

Wir kamen auf den Gedanken, die weltweit erste<br />

Messe für vulkanische Weine ins Leben zu rufen. Sie fand<br />

2020 statt, und zwar an einem symbolträchtigen Ort: im<br />

Erlebnispark Vulcania, der dem Vulkanismus gewidmet<br />

ist und inmitten der Vulkane der Auvergne liegt. Lokale<br />

Politiker, vor allem auf Departementsebene, standen von<br />

Anfang an hinter uns. Sie sahen in unserer Initiative eine<br />

gute Möglichkeit, die Auvergne auf internationaler Ebene<br />

ins Rampenlicht zu rücken. Und die Messe war ein<br />

Erfolg. Rund 40 Weingüter aus Frankreich und dem<br />

Ausland sowie mehrere Hundert Weinspezialisten waren<br />

präsent. Selbst die größten Skeptiker mussten am<br />

Ende zugeben, dass alle Vulkanweine wirklich einen<br />

übereinstimmenden spezifischen Charakter haben.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Angesichts des Erfolges konnte Ihre 2019 gegründete<br />

Vereinigung die notwendigen Finanzmittel aufbringen,<br />

um über das ursprüngliche Ziel – den Zusammenschluss<br />

von Produzenten von Vulkanweinen und die Sensibilisierung<br />

für diese Weine – hinausgehen und die ersten<br />

Untersuchungen über die Charakteristik dieser Weine<br />

lancieren zu können. Damit suchten Sie also einen wissenschaftlichen<br />

Ansatz ...<br />

Genau. Abgesehen davon, bei den Produzenten von<br />

Vulkanweinen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass sie<br />

Teil einer « kleinen Familie » sind, ging es nun darum, die<br />

gemeinsame Spezifität der Weine auf eine wissenschaftliche<br />

Grundlage zu stellen. Bisher wurden zwei Studien<br />

durchgeführt, die zu eindeutigen Ergebnissen kamen.<br />

Unsere ursprüngliche Intuition war richtig: Alle Weine<br />

aus Vulkangegenden, mögen sie auch geografisch noch so<br />

weit entfernt voneinander sein, zeichnen sich in der Tat<br />

durch übereinstimmende Merkmale aus. Abgesehen von<br />

rauchigen und mineralischen Noten müssen diese noch<br />

genau definiert werden, aber das Wesentliche ist klar: Das<br />

Profil eines vulkanischen Weines wird gerade erstellt. Damit<br />

haben sich unsere Hoffnungen bestätigt.<br />

Derzeit entwickeln Sie sogar ein Label ...<br />

Die Erarbeitung einer Prozedur für die Vergabe des<br />

Labels befindet sich in der Endphase. Es geht dabei um<br />

das Label Volcanic Origin. Es soll definieren, was vulkanische<br />

Weine verbindet und die Gebiete der Appellation auf<br />

der ganzen Welt kennzeichnen. Uns ist wichtig, auch hier<br />

wissenschaftlich vorzugehen. Alles wird von der weltweit<br />

führenden Inspektions- und Zertifizierungsgesellschaft<br />

Bureau Veritas kontrolliert. Normalerweise sollten die ersten<br />

Aufkleber Volcanic Origin ab September dieses Jahres<br />

auf den Flaschen zu sehen sein.<br />

Abgesehen vom Erfolg, sind Sie darauf auch stolz?<br />

Das kann ich nicht abstreiten. Wissen Sie, die Vereinigung<br />

besteht zum Großteil aus kleinen Produzenten<br />

und ehrenamtlichen Helfern. Am Anfang glaubte uns<br />

niemand, wenn wir erläuterten, dass wir einen Wein<br />

produzieren, der sich von anderen abhebt. Es war schwer,<br />

die Dinge ins Rollen zu bringen. Selbst Wissenschaftler<br />

betrachteten uns ein wenig von oben herab. Was waren<br />

schon die Intuition eines Winzers, seine Kenntnisse über<br />

den Boden, die Reben und seinen Wein im Vergleich zur<br />

Wissenschaft wert? Nicht viel ... Und dann wurde das,<br />

was wir mit unserem Know-how und unserem Herzen<br />

erklärt hatten, wissenschaftlich nachgewiesen. Jetzt wollen<br />

die Wissenschaftler noch weiter gehen, um zu verstehen,<br />

wie viel vom Geschmack des Weines auf den Boden<br />

zurückzuführen ist. Umso besser! In der Zwischenzeit<br />

wird es uns gelingen, Winzer auf der ganzen Welt zu<br />

verbünden und, so hoffe ich, unsere Weine bei den Konsumenten<br />

immer bekannter zu machen. In einer Branche,<br />

die nachweislich in der Krise steckt, ist das kein schlechtes<br />

Ergebnis. Und vor allem geht es nicht nur darum,<br />

« noch ein Label mehr » zu erfinden, sondern eine neue<br />

Vision von Wein. Eine Vision, die nicht eine bestimmte<br />

Domaine, ein bestimmtes Terroir oder eine bestimmte<br />

Vinifizierungsmethode in den Vordergrund stellt, sondern<br />

eng mit dem Boden und seinen Merkmalen verbunden ist<br />

und dabei Grenzen überwindet. Eine Besinnung auf die<br />

fundamentalen Werte. Das entspricht voll und ganz unserer<br />

heutigen Zeit, und das war, so glaube ich, unbedingt<br />

notwendig.<br />

Jean-Baptiste Deroche, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 93


ART DE VIVRE Rezept<br />

Die Croustade ist eine Spezialität aus dem Südwesten Frankreichs,<br />

genauer gesagt aus der Gascogne, einer historisch und kulturell bedeutenden<br />

Region, die sich über einen großen Teil von Nouvelle-Aquitaine und<br />

einen kleinen Teil von Okzitanien erstreckt. Das Dessert ist einfach zuzubereiten,<br />

wie man es aus ländlichen Gebieten kennt. Mich hat schon<br />

immer die Kombination vom unvergleichlich knusprigen Äußeren<br />

und den weichen und saftigen Äpfeln im Inneren begeistert. Die<br />

Croustade wird neben Äpfeln auch oft mit Backpflaumen gefüllt,<br />

was wieder einmal beweist, dass die Gascogner es verstehen, aus einfachen<br />

lokalen Zutaten exquisite Gerichte zuzubereiten. Ich persönlich<br />

bevorzuge Äpfel für dieses rustikale und gleichzeitig elegante Dessert,<br />

das alle Leckermäuler zufriedenstellen wird!<br />

Croustade<br />

aux pommes<br />

Für 6 Personen · Zubereitung: 20 Minuten · Backzeit: 35 Minuten


Zutaten:<br />

3 Äpfel (idealerweise<br />

Golden Delicious)<br />

12 Filoteigblätter<br />

70 g geschmolzene und<br />

abgekühlte Butter<br />

100 g Zucker<br />

7 cl Armagnac<br />

Zubereitung:<br />

• Äpfel schälen, entkernen und<br />

zunächst in Viertel, dann in dünne<br />

Scheiben schneiden. Apfelscheiben<br />

in eine Schüssel geben, mit dem<br />

Armagnac übergießen und marinieren<br />

lassen, solange die anderen<br />

Zutaten vorbereitet werden.<br />

• Ofen auf 180 Grad vorheizen.<br />

•<br />

Eine Tarteform großzügig mit<br />

Butter einfetten. Ein Filoteigblatt<br />

in die Form legen, den Rand<br />

überstehen lassen. Mit der geschmolzenen<br />

Butter einpinseln<br />

und mit Zucker bestreuen. Diesen<br />

Schritt wiederholen, bis sechs<br />

Filoteigblätter übereinanderliegen.<br />

• Marinierte Apfelscheiben abtropfen<br />

lassen und auf die geschichteten<br />

Filoteigblätter in der Form verteilen.<br />

Mit Zucker bestreuen.<br />

• Die Äpfel mit den restlichen<br />

Filoteigblättern bedecken, dabei<br />

wie am Anfang jedes Teigblatt<br />

gut mit Butter einpinseln und<br />

mit Zucker bestreuen.<br />

• Den überstehenden Filoteig mit<br />

einer Schere abschneiden. Die Teigreste<br />

vorsichtig « zerknittern » und<br />

auf der Oberfläche verteilen. Ein<br />

letztes Mal mit Zucker bestreuen.<br />

• Croustade in den Ofen schieben<br />

und 30 Min. backen. Damit der<br />

Boden schön knusprig wird, für<br />

die letzten 5 Minuten auf Unterhitze<br />

umschalten. Die von unten<br />

kommende Hitze sorgt dann für<br />

eine optimale Textur des Bodens.<br />

Die Croustade wird idealerweise<br />

lauwarm gegessen, dann entfalten sich<br />

die Aromen von Butter, karamellisiertem<br />

Zucker und Armagnac am besten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… die beiden wichtigsten Reservierungsplattformen<br />

für Zugtickets in Frankreich<br />

Nicht nur in Frankreich sind Zugreisende beim Fahrkartenkauf angesichts der<br />

Vielzahl an Reservierungsplattformen oft ein bisschen verloren. Um Ihnen den<br />

Durchblick bei den unübersichtlichen Angeboten zu erleichtern, habe ich die<br />

Möglichkeiten und den Service der beiden in Frankreich beliebtesten Anbieter<br />

verglichen: die Applikationen der SNCF sowie von Trainline, einem britischen<br />

Unternehmen, das sich im Hexagon in den letzten Jahren durchsetzen konnte.<br />

Nachfolgend also eine Übersicht, welches Angebot in welchen Fällen das<br />

sinnvollste ist.<br />

Bei welchem Dienst ist die Reservierung<br />

am einfachsten?<br />

Die SNCF hat ihre Applikation vor Kurzem überarbeitet<br />

und bietet nun eine ergonomischere Benutzeroberfläche,<br />

welche die Reservierung vereinfachen soll. Obwohl die<br />

Menüs intuitiv sind, gibt es aber Punkte, die verwirren.<br />

So muss man beispielsweise zu Beginn einer Abfrage<br />

zuerst das Ziel angeben, bevor man den Abfahrtsbahnhof<br />

eingibt. Die Applikation von Trainline ist meines Erachtens<br />

hinsichtlich der Funktionalität benutzerfreundlicher<br />

und moderner. Man findet sich dort schneller zurecht, da<br />

die Informationen klarer ersichtlich sind. Die grafische<br />

Gestaltung ist übersichtlicher und interaktiver, was sie<br />

für neue User beziehungsweise User, die das französische<br />

Eisenbahnsystem nicht so gut kennen, attraktiver macht.<br />

Welche Applikation ist für nicht Französisch<br />

sprechende Nutzer einfacher?<br />

Für diejenigen, die der französischen Sprache nicht<br />

mächtig sind, kann die Applikation der SNCF eine<br />

Hürde darstellen. Einige Bereiche der Benutzeroberfläche<br />

sind gar nicht oder nur teilweise übersetzt.<br />

Trainline ist dagegen komplett mehrsprachig,<br />

die Anzeige ist also auch auf Deutsch möglich,<br />

was die Nutzung entsprechend vereinfacht.<br />

Welcher Anbieter hat attraktivere Preise?<br />

Die Applikation SNCF hat tendenziell für ihre eigenen<br />

Züge die niedrigsten Preise und berechnet keine<br />

zusätzlichen Gebühren. Trainline ist manchmal etwas<br />

teurer, da am Ende noch Servicegebühren aufgeschlagen<br />

werden. Der Dienst bietet jedoch exklusive und sehr<br />

wettbewerbsfähige Promotionsangebote, vor allem,<br />

wenn die Strecken mehrerer Schienennetzbetreiber<br />

kombiniert werden (zum Beispiel die Ticketangebote<br />

der Deutschen Bahn und der SNCF). Grenzüberschreitende<br />

Verbindungen, die also deutsche und französische<br />

Strecken umfassen, sind bei Trainline oft günstiger.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


Welche Applikation bietet die beste<br />

Abdeckung für länderübergreifende<br />

Reisen (SNCF + Deutsche Bahn)?<br />

In diesem Fall ist Trainline klar überlegen. Im Gegensatz<br />

zu nationalen Transportgesellschaften hat sich der<br />

Anbieter gerade auf die Kombination von Angeboten<br />

verschiedener europäischer Bahngesellschaften spezialisiert.<br />

Auf der Plattform können Sie ganz einfach<br />

Fahrkarten buchen, die in Deutschland mit der Deutschen<br />

Bahn beginnen und dann in Frankreich mit der<br />

SNCF fortgesetzt werden. Umgekehrt natürlich auch.<br />

Bei der SNCF ist das vom Grundsatz her ebenfalls<br />

möglich, doch es funktioniert bisher nur sehr rudimentär.<br />

Die vorgeschlagenen Fahrstrecken entsprechen nicht<br />

zwangsläufig den bestmöglichen Verbindungen.<br />

Wer bietet die größte Flexibilität bei<br />

Umbuchungen oder Stornierungen?<br />

Die Umbuchung einer bestehenden Reservierung ist<br />

auf beiden Plattformen relativ komplex. Im Grunde<br />

hängt alles mit dem gewählten Tarif zusammen: Je<br />

höher dieser ist, desto einfacher können Sie das gebuchte<br />

Ticket (gebührenfrei) modifizieren. Rein funktional<br />

gesehen scheint die Umbuchung oder Stornierung einer<br />

Fahrkarte – sofern der Tarif dies vorsieht – bei Trainline<br />

einfacher zu sein, da die Benutzeroberfläche übersichtlicher<br />

ist. Die Applikation der SNCF wurde zwar optimiert,<br />

bestimmte Vorgänge sind aber immer noch kompliziert,<br />

vor allem wenn sie mehrere Reservierungen betreffen.<br />

Welche Optionen gibt es für digitale<br />

Tickets und Ermäßigungskarten?<br />

Bei beiden Anbietern können Reisende ein digitales Ticket<br />

direkt auf ihr Smartphone senden lassen, was praktisch<br />

ist. Damit erübrigt sich der Ausdruck der Fahrkarte, es<br />

reicht aus, bei der Kontrolle das Ticket auf dem Smartphone<br />

vorzuweisen. Der Vorteil bei Trainline besteht<br />

darin, dass der Anbieter die Ermäßigungskarten mehrerer<br />

Transportgesellschaften berücksichtigen kann, so auch<br />

die BahnCard. Dies ist interessant für Personen, die öfter<br />

zwischen Deutschland und Frankreich hin und her reisen.<br />

Welche Applikation besitzt die meisten<br />

zusätzlichen Features?<br />

Trainline hebt sich bereits seit einigen Jahren durch<br />

interessante Features wie die Einbindung von Karten<br />

mit der aktuellen Verkehrssituation und Benachrichtigungen<br />

bei Verspätungen oder Gleisänderungen hervor.<br />

Die SNCF hinkte in dieser Beziehung lange hinterher,<br />

setzt aber heute ebenfalls verstärkt auf die Information<br />

der Fahrgäste und sendet vor und während der Reise<br />

Mitteilungen direkt auf das Smartphone: Verspätungen,<br />

nächster Halt, Informationen über Serviceleistungen an<br />

Bord, Plan des Ankunftsbahnhofs usw. Offensichtlich<br />

regt die Konkurrenz positive Entwicklungen an.<br />

Wo ist das Bezahlen praktischer?<br />

Trainline akzeptiert ein breiteres Spektrum an Zahlungsmöglichkeiten:<br />

Abgesehen von den gängigen<br />

internationalen Kreditkarten wie Visa, Mastercard und<br />

American Express können Sie über PayPal, Sofort – das<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz gut bekannte<br />

Zahlungssystem –, Apple Pay und Google Pay zahlen.<br />

Dagegen ist bei der SNCF das Bezahlen neben den gängigen<br />

Kreditkarten derzeit nur via Apple Pay möglich.<br />

Wie gut sind Kundenservice und<br />

Support bei Problemen?<br />

Die Stärke von Trainline liegt im mehrsprachigen Support,<br />

ein klarer Vorteil also für deutschsprachige Kunden. Der<br />

Kundenservice ist per Chat, Mail und Telefon erreichbar<br />

und sehr reaktiv. So weit ist die Applikation der SNCF<br />

noch nicht. Sie bietet zwar einen Support direkt in der<br />

Applikation an, dieser ist jedoch nicht sehr reaktiv, ganz<br />

zu schweigen von den Hürden für Reisende, die nicht<br />

Französisch sprechen. Allerdings beinhaltet jedes Ticket,<br />

das direkt bei der SNCF gekauft wurde, die Garantie,<br />

dass Anfragen oder Reklamationen bei jedem Kontrolleur<br />

und an jedem SNCF-Schalter in ganz Frankreich gestellt<br />

werden können. Dies ist eine direkte und « menschliche »<br />

Vorgehensweise, die in manchen Fällen hilfreich sein kann.<br />

Mein Fazit:<br />

Die Wahl zwischen SNCF und Trainline hängt mehr<br />

oder weniger von Ihren konkreten Bedürfnissen ab.<br />

Wenn Sie ausschließlich auf dem französischen Schienennetz<br />

reisen und ausreichende Französischkenntnisse<br />

besitzen, ist die Applikation SNCF ideal. Für diejenigen,<br />

die Wert auf Flexibilität, innovative Features,<br />

Mehrsprachigkeit und einen effizienten Kundenservice<br />

legen, ist Trainline vermutlich die bessere Option.<br />

www.sncf-connect.com / APP (kostenlos) SNCF CONNECT<br />

www.trainline.com / APP (kostenlos) TRAINLINE


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

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Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

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Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Anne Mathieu, Ina Muñoz, Annaïs<br />

Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse, wernerdesign23<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 24/<strong>2024</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Wenn die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 92, Herbst<br />

<strong>2024</strong>) am 16. August in Deutschland, Österreich, Luxemburg und<br />

der Schweiz im Handel erhältlich ist, können wir uns vermutlich<br />

noch über sommerliche Temperaturen freuen. Sollten Sie zu<br />

unseren treuen Abonnenten gehören, dann steckt das Magazin<br />

bereits eine Woche früher bei Ihnen im Briefkasten – und zwar mit<br />

einem Papierumschlag geschützt.<br />

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, erhalten Sie – wie immer<br />

auf dieser letzten Seite –Anhaltspunkte, mit deren Hilfe Sie zwei<br />

Themen der nächsten Ausgabe erraten können.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

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Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

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und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

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8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />

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Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2024</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.2: Henning Hasselbach, DR •<br />

S.3: Serge Robin, Ajc Presse; Henning Hasselbach, DR • S.4: Marc Millar,<br />

Le Bal du Moulin Rouge; Serge Robin, Ajc Presse; Pierre Soissons; Cédric<br />

Brown, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; David Bordes, Rebâtir Notre-<br />

Dame de Paris; Nicole Cobac, Ajc Presse; Jc Albert, Ajc Presse • S.6-7:<br />

Carole Bell, Ville de Troyes; Stéphane Bern, DR; Pixabay • S.8-9: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Pixabay; Cédric Brown, Ajc Presse; Pixabay; Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.10-11: Paris <strong>2024</strong>, DR • S.12-13: DR • S.14-15: Philippe<br />

Matsas, DR ; Nathalie Azoulai, DR ; Roberto Frankenberg, Albin Michel •<br />

Astrid di Crollalanza, Calmann Levy; Jürgen Baeur, Gallimard • S.16-18: DR<br />

• S.20: DR • S. 22-33: Jc Albert, Ajc Presse • S.34-45: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.46-55: Jc Albert, Ajc Presse • S.56-57: Marc Millar, Philippe Wojazer;<br />

Jacques Habas; Sandie Bertrand; Le Bal du Moulin Rouge; Maison Février;<br />

Jc Albert, Ajc presse • S.66-67: Les Routes de la Lavande, DR • S.68-69:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.72-73: David Bordes, Rebâtir Notre-Dame<br />

de Paris; S.74-75: Rebâtir Notre-Dame de Paris, DR; Romaric Toussaint,<br />

Rebâtir Notre-Dame de Paris • S. 76-77: Rebâtir Notre-Dame de Paris,<br />

DR ; David Bordes, Rebâtir Notre-Dame de Paris; Jacques Globig Arts et<br />

Forges; Romaric Toussaint, Rebâtir Notre-Dame de Paris • S.78-81: E.<br />

Cléret, Destination Pays Bigouden Sud • S.86-87: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S. 88-89: Pierre Soissons • S.90-92: Vinora • S.93: Pixabay • S. 94-95: Nicole<br />

Cobac, Ajc Presse • S.96: Pixabay; Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Alain<br />

Lardière, Ajc Presse; Pixabay.<br />

Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu<br />

einem der Fotos hat:<br />

– Ich bin das Geburtshaus eines großen französischen<br />

Schriftstellers. Obwohl ich mitten in Paris im schicken Viertel Passy<br />

liege, vermittle ich den Eindruck eines « Landhauses », sodass man<br />

sich hier wie auf dem Lande fühlt. Ich bin das einzige seiner Pariser<br />

Häuser, die es heute noch gibt. Wie heißt der Schriftsteller?<br />

– Ich liege an der Westküste Frankreichs, wo der Atlantik<br />

meine immensen Sandstrände umspült. Dennoch bin ich ein<br />

Departement, das auch für Sumpfgebiete und eine typische<br />

Bocage-Landschaft mit Wiesen und Wallhecken bekannt ist. Ganz<br />

abgesehen von meinem architektonischen und kulturellen Erbe.<br />

Zudem befindet sich hier ein weltweit bekannter Erlebnispark.<br />

Und wie alle vier Jahre werde ich <strong>2024</strong> in Zusammenhang mit einer<br />

Segelregatta rund um den Globus in aller Munde sein. Welches<br />

Departement bin ich?<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten<br />

überprüfen, indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

_ _ N _ _ E _ _ _ A _ _ A _<br />

_ A<br />

_ _ N _ _ E<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 92 – Herbst <strong>2024</strong><br />

Erscheint am 16. August <strong>2024</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>


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