Januar 2009 - Deutscher Bridge-Verband e.V.
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Sport<br />
Kampf um jeden IMP<br />
Halbfinale und Finale im DBV-Pokal 2008<br />
n Elke Weber<br />
Wenn der Sommer vorbei<br />
ist, häufen sich die <strong>Bridge</strong>-<br />
Termine. Im September wurde<br />
das Achtel- und Viertel-Finale<br />
des DBV-Pokals ausgespielt,<br />
auch unter dem Namen „Gruppenteam“<br />
bekannt. Von den<br />
deutschlandweit 16 Mannschaften,<br />
die das Achtelfinale<br />
erreicht hatten, spielten die<br />
Nord-Mannschaften in Hannover<br />
und der Süden auf Schloss<br />
Döttingen. Die Begegnungen im<br />
Viertelfinale verliefen im Süden<br />
spannender als im Norden, eine<br />
Übersicht der Viertelfinal-Ergebnisse,<br />
mit denen sich die vier<br />
erstgenannten Mannschaften<br />
für das Halbfinale qualifizierten<br />
finden Sie in der Tabelle.<br />
Bonn wurde aufgrund seiner<br />
relativ zentralen Lage und der<br />
Verfügbarkeit geeigneter Räume<br />
zum Veranstaltungsort für<br />
das Halbfinale und Finale gewählt.<br />
Ein Pluspunkt der beiden<br />
Räume in der Stadthalle von<br />
Bad Godesberg war sicherlich,<br />
dass von dort eine Live-Übertragung<br />
auf BBO möglich war,<br />
nachdem sich Tobias Förster<br />
und Martin Stoszek bereiterklärt<br />
hatten, als Vugraph-Operatoren<br />
jedes Gebot und jede<br />
gespielte Karte in ein Notebook<br />
mit BBO-Software einzutippen.<br />
Michael Pauly, der bei Darmstadt<br />
Alert mitspielte, war extra<br />
früher angereist, um bei der Internet-Einrichtung<br />
der Notebooks<br />
technischen Beistand zu leisten.<br />
Und zahllose deutsche Kommentatoren<br />
ermöglichten, dass es für<br />
alle sechs Segmente zu jeweils 16<br />
Boards eine Übertragung mit<br />
deutschen Kommentaren gab.<br />
12<br />
Dank des Einsatzes von <strong>Bridge</strong>mates<br />
waren vom anderen Kampf<br />
zumindest die Scores sofort online<br />
verfügbar.<br />
Vor Ort erfolgte zunächst die<br />
Auslosung der Gegner für die<br />
beiden Halbfinals:<br />
BC Saarbrücken 1984<br />
gegen BC Alert Darmstadt<br />
Hanseatic Hamburg<br />
gegen BC Bonn<br />
Bevor ich nun berichte, was am<br />
Tisch tatsächlich passierte,<br />
möchten Sie ja vielleicht die<br />
Chance wahrnehmen, es besser<br />
zu machen als die Akteure?<br />
A<br />
Sie werden als West Alleinspieler<br />
in 1 SA, hier die Reizung und<br />
die Karten von Alleinspieler und<br />
Dummy. Wie planen Sie Ihr<br />
Spiel?<br />
Teiler O, Gefahr N/S<br />
♠ 10 9 7 3<br />
♥ B 9<br />
♦ 10 4 2<br />
♣ K 6 5 3<br />
N ♠ A 6<br />
W O ♥ A K 8 4<br />
♦ A D B 3<br />
S<br />
♣ 10 8 4<br />
West Nord Ost Süd<br />
1 ♥ 1) –<br />
– 1 ♠ X 2) –<br />
1 SA alle passen<br />
1) 4er-Farben<br />
2) Wiederbelebungskontra<br />
Ausspiel: ♠ 2<br />
B<br />
Stellen Sie sich vor, Sie stehen<br />
nun tatsächlich im Finale und<br />
liegen 15 Boards vor Schluss ge-<br />
Ergebnisse Viertelfinale<br />
Süden IMPs IMPs<br />
BC Saarbrücken 1984 Karlsruher BSC 94 82<br />
BC Alert Darmstadt BC Schwäbisch Hall 97 64<br />
Norden IMPs IMPs<br />
Hanseatic Hamburg BC 52 Berlin 105 35<br />
BC Bonn BC Bielefeld 133 65<br />
Bronzemedaille für Saarbrücken, den Sieger von 2006<br />
gen den Titelverteidiger Hamburg<br />
30 IMPs zurück. Ihr Partner<br />
hat einen Weak-two in Coeur eröffnet,<br />
und Sie müssen nun<br />
nach der unten aufgeführten<br />
Reizung gegen einen Treff-<br />
Schlemm angreifen. Auch ohne<br />
Gefahr hängen hier ca. 20 IMPs<br />
an einer Karte, falls der andere<br />
Raum den Schlemm nicht reizt.<br />
Wenn auch die Komplementäre<br />
den Schlemm reizen, sind es<br />
„nur“ 14. Alles hängt an Ihnen.<br />
Welche Karte wählen Sie?<br />
West Nord Ost Süd<br />
2 ♥<br />
4 SA 1) Teiler S, Gefahr N/S<br />
♠ A B 10 9 7 4<br />
♥ 9 2<br />
♦ 8 3<br />
♣ 10 8 5<br />
– 5 ♦ –<br />
6 ♣ alle passen<br />
1) Unterfarb-Zweifärber<br />
Nun aber zu den tatsächlichen<br />
Ereignissen am Tisch. Viele haben<br />
das Wochenende im Internet<br />
verfolgt und konnten dabei<br />
feststellen, dass nicht immer<br />
optimal gespielt wurde: Insbesondere<br />
in der Nachtrunde am<br />
Samstag gab es einige Aussetzer.<br />
Hier ist die Frage, ob man<br />
den Modus der DBV-Pokal-Finalrunden<br />
nicht überdenken<br />
sollte. Aktuell ist es so, dass fast<br />
alle Spieler am Samstagmorgen<br />
über relativ weite Strecken anreisen<br />
und dann zunächst dreimal<br />
16 Boards im Halbfinale<br />
spielen. Danach hat man ca.<br />
zehn Minuten Zeit, den Sieg<br />
oder die Niederlage zu verdau-<br />
en. Beides kann sehr schwer<br />
sein.<br />
Im Freudentaumel über ein<br />
unerwartetes Erreichen einer<br />
Finalrunde fehlt der „Biss“ und<br />
mit einer enttäuschenden Niederlage<br />
geht oft vorübergehend<br />
die Motivation für das<br />
Spiel um Platz 3 verloren. Außerdem<br />
ist es schon ca. 22 Uhr<br />
und man würde viel lieber an<br />
die Bar gehen, um den Sieg zu<br />
feiern oder den Kummer über<br />
die Niederlage herunter zu spülen.<br />
Ganz abgesehen davon,<br />
dass man ja früh aufstehen<br />
musste und eigentlich schon<br />
viel zu müde ist, um intensiv<br />
nachzudenken. Aber man muss<br />
noch einmal 16 Boards bis nach<br />
Mitternacht durchstehen, und<br />
zwar jetzt, ab sofort.<br />
Die Aussetzer waren aber an<br />
diesem Wochenende Einzelfälle<br />
zwischen sehr viel sehr gutem<br />
<strong>Bridge</strong>. Ein gutes Beispiel dafür,<br />
dass an diesem Wochenende<br />
<strong>Bridge</strong> auf hohem Niveau gespielt<br />
wurde, lieferte Board 2<br />
des Halbfinales.<br />
Haben Sie bei Frage A auch<br />
mit ♠ A begonnen und dann<br />
♦ D gespielt? So begann die<br />
Spieldurchführung am Tisch.<br />
♠ A macht den Gegnern das Leben<br />
schwer, wenn Süd eine<br />
Double Figur hält, denn dann<br />
ist in der zweiten Pik-Runde erst<br />
mal die Farbe blockiert.<br />
Im aktuellen Layout war<br />
Fried Weber jedoch einem mit<br />
allen Wassern gewaschenen<br />
Gegner auf den Leim gegangen.<br />
Helmut Häusler kennt die<br />
Situationen, in denen es von<br />
<strong>Januar</strong> <strong>2009</strong>