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Bildung in einer Vielfalt von Sprachen.

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Humboldt bleibt jedoch nicht bei der Feststellung heterogener <strong>Vielfalt</strong> stehen, sondern zielt<br />

drauf ab, diese <strong>Vielfalt</strong> als Ausdruck e<strong>in</strong>er zu Grunde liegenden E<strong>in</strong>heit zu verstehen<br />

bzw.sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>heit zu überführen. Diese E<strong>in</strong>heit der Kräfte kann und soll durch<br />

<strong>Bildung</strong> bewirkt werden.<br />

In weiterer Folge geht Humboldt <strong>von</strong> der Ebene der <strong>Bildung</strong> des e<strong>in</strong>zelnen Individuums auf<br />

die Ebene der <strong>Bildung</strong> der Menschheit als ganzer über.<br />

Koller beschäftigt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang mit dessen Werken Das Achtzehnte<br />

Jahrhundert, Theorie der <strong>Bildung</strong> des Menschen sowie Lat<strong>in</strong>um und Hellas und hält fest, dass<br />

Humboldt immer wieder betont, es komme bei der <strong>Bildung</strong> des Menschen darauf an, die<br />

besondere Eigentümlichkeit des Individuums zu bedenken.<br />

Zum Problem wird die Pluralität menschlicher Individualitäten für Humboldt durch das<br />

Spannungsverhältnis, <strong>in</strong> dem die Forderung nach Berücksichtigung <strong>in</strong>dividueller<br />

Eigentümlichkeit zu e<strong>in</strong>er anderen zentralen Orientierungskategorie des <strong>Bildung</strong>sprozesses<br />

steht: dem Ideal menschlicher Vollkommenheit.<br />

Es kann also zu e<strong>in</strong>em Konflikt zwischen diesem idealen Maßstab und der erforderlichen<br />

Rücksicht auf Individualität kommen.<br />

Humboldts Lösung dieses Problems ist für Koller „e<strong>in</strong>fach und bestechend zugleich“. Sie<br />

beruht auf dem Pr<strong>in</strong>zip der gesellschaftlichen Darstellung des Ideals:<br />

„Was der e<strong>in</strong>zelne Mensch für sich nicht vermag, das kann durch die Vere<strong>in</strong>igung aller<br />

gesellschaftlich bewirkt werden“, zitiert Koller aus dem Werk „Das Achtzehnte<br />

Jahrhundert“.<br />

Für ihn ist diese Lösung aus postmoderner Perspektive <strong>in</strong>teressant, weil sie nachdrücklich auf<br />

der Pluralität und Heterogenität der Charaktere beharrt. So ist das Ideal menschlicher<br />

Vollkommenheit als unerreichbares, aber anzustrebendes Ziel <strong>von</strong> <strong>Bildung</strong>sprozessen<br />

nicht als Vere<strong>in</strong>heitlichung differenter Elemente, sondern vielmehr als deren<br />

Zusammenwirken unter ausdrücklicher Anerkennung ihrer Verschiedenheit zu denken.<br />

Resümierend hält Koller fest, dass Humboldt e<strong>in</strong>erseits die Pluralität und Heterogenität<br />

sowohl der verschiedenen Kräfte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Menschen als auch der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Charaktere <strong>in</strong>nerhalb der Menschheit hervorhebt und die Wahrung dieser Verschiedenheit<br />

als unverzichtbar für die <strong>Bildung</strong> des e<strong>in</strong>zelnen Menschen wie des gesamten<br />

Menschengeschlechts erklärt, andererseits jedoch diese Pluralität stets an e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit<br />

oder Ganzheit b<strong>in</strong>det, die zwar nur unter Anerkennung der jeweiligen Besonderheit aller<br />

verschiedenen Elemente möglich ist, aber dennoch jeden unauflöslichen Gegensatz<br />

ausschließt.<br />

Danach widmet sich Koller Humboldts sprachwissenschaftlichem bzw.<br />

sprachphilosophischem Werk und hält zunächst fest, dass Humboldts Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

Sprache genau dort ansetzt, wo auch der Kern se<strong>in</strong>er bildungstheoretischen Arbeiten liegt:<br />

bei der Frage nach der Funktion <strong>von</strong> Sprache für die bildende Wechselwirkung des<br />

Menschen mit der Welt.<br />

Den Kern <strong>von</strong> Humboldts Sprachphilosophie sieht Koller <strong>in</strong> dessen Auffassung der Sprache<br />

als e<strong>in</strong>er selbständigen Welt, die sowohl zwischen der <strong>in</strong>neren Welt des Menschen und der<br />

Welt der äußeren Gegenstände als auch zwischen Ich und Du vermittelt.

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