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Folie 9 Todesmodelle Aufklärung STU7

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Eybl, VO Lieben und Sterben, WS 2010/11 2<br />

Wird der geborgte Schmuck / wohin er soll / gesendet.<br />

Man halt in meinem Hof umb mich kein Tod-geschrey!<br />

Wer noch leibeigen dint; sey loß. Ich geb jhn frey.<br />

Und hirmit / gute Nacht! bleibt Freunde bleibt gesegnet!<br />

Bleibt Helden bleibt gegrüst! wer seiner Noth begegnet:<br />

Befödert seine Lust / und wird / wie klein er / groß.<br />

Jhr die den Spruch außführt: Kommt Hals und Brust ist bloß.<br />

Heilge Themis 1 die du Sitten<br />

Ins Geblütt hast eingepflantzet;<br />

Die der grimmen Völcker wütten /<br />

Durch gemeines Recht umbschantzet;<br />

Und durch diß was du gesetzt<br />

Dein gelibtes Rom ergetzt;<br />

Gönne daß Ich dir zu Ehren<br />

Dir / die Ich jtzt sterbend grüsse;<br />

Die Ich annoch sterbend libe;<br />

Mein nicht schuldig Blutt vergisse.<br />

Und / (wo Ich was bitten kan)<br />

Schaw diß Reich heilwertig an!<br />

Johann Christoph Gottsched: Der Sterbende Cato, 1732 V. 1613-1648<br />

Portius<br />

Mein Vater! sterbt doch nicht.<br />

Cato (den man getragen bringt)<br />

So weit, hier setzt mich her.<br />

Getrost, mein Sohn, getrost! Das Reden fällt mir schwer.<br />

Tritt näher, Portius. Wie stehts mit unsern Freunden?<br />

Sind sie schon eingeschifft? Entkommen sie den Feinden?<br />

Sprich, ob ich ihnen sonst noch irgend dienen kann?<br />

Du aber rufe nie den Feind um Gnade an.<br />

Versäume niemals was, die Freiheit Roms zu retten;<br />

Itzt folgt sie mir ins Grab! Ich sterbe sonder Ketten<br />

Und bin recht sehr erfreut, daß, da ich frei gelebt,<br />

Ich noch ein Römer bin, indem man mich begräbt.<br />

Dem Beispiel folge nach! Du stammst aus meinem Samen,<br />

Befleiße dich denn auch, dem Cato nachzuahmen!<br />

(Er umarmt ihn.)<br />

Gehab dich wohl, mein Sohn! Du aber, Portia,<br />

Die ich vorlängst verlor, itzt wenig Stunden sah<br />

Und wiederum verlier, gedenke meiner Liebe<br />

Und folg in allem Tun dem tugendhaften Triebe,<br />

Der dich bereits erfüllt. Beweine nicht mein Grab;<br />

Rom, Rom, dein Vaterland dringt dir die Tränen ab!<br />

Verdamme Cäsars Glut, die dich zur Sklavin machet,<br />

Und weil was Römisches in deiner Brust erwachet,<br />

So wehle künftig mir den Held zum Tochtermann,<br />

Der den Tyrannen straft und Rom befreien kann.<br />

Umarme mich, mein Kind! Ihr Freunde, seht mich sterben!<br />

Ihr seufzet? Tut es nicht! Beweinet Roms Verderben!<br />

1 „Heilge Themis“: die Göttin der Gerechtigkeit.

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