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Folie 9 Todesmodelle Aufklärung STU7

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Eybl, VO Lieben und Sterben, WS 2010/11 3<br />

Lebt wohl und Rom getreu. Ihr Götter! hab ich hier<br />

Vielleicht zu viel getan: Ach! So vergebt es mir!<br />

Ihr kennt ja unser Herz und prüfet die Gedanken!<br />

Der Beste kann ja leicht vom Tugendpfade wanken.<br />

Doch ihr seid voller Huld. Erbarmt euch! - - Ha!<br />

Artabanus<br />

Er stirbt!<br />

Gotthold Ephraim Lessing: Miss Sara Sampson, 1755<br />

Sara. Geben Sie mir dieses Papier, Mellefont. Ich will mich mit meinen Augen überzeugen.<br />

(Er gibt es ihr, und sie sieht es einen Augenblick an.) Werde ich so viel Kräfte noch<br />

haben? (Zerreißt es.)<br />

Mellefont. Was machen Sie, Miß!<br />

Sara. Marwood wird ihrem Schicksale nicht entgehen; aber weder Sie noch mein Vater sollen<br />

ihre Ankläger werden. Ich sterbe und vergeb es der Hand, durch die mich Gott heimsucht.<br />

- Ach, mein Vater, welcher finstere Schmerz hat sich Ihrer bemächtiget? - Noch liebe ich<br />

Sie, Mellefont, und wenn Sie lieben ein Verbrechen ist, wie schuldig werde ich in jener<br />

Welt erscheinen! - Wenn ich hoffen dürfte, liebster Vater, daß Sie einen Sohn anstatt einer<br />

Tochter annehmen wollten! Und auch eine Tochter wird Ihnen mit ihm nicht fehlen, wenn<br />

Sie Arabellen dafür erkennen wollen. Sie müssen sie zurückholen, Mellefont; und die<br />

Mutter mag entfliehen. - Da mich mein Vater liebt, warum soll es mir nicht erlaubt sein,<br />

mit seiner Liebe als mit einem Erbteile umzugehen? Ich vermache diese väterliche Liebe<br />

Ihnen und Arabellen. Reden Sie dann und wann mit ihr von einer Freundin, aus deren<br />

Beispiele sie gegen alle Liebe auf ihrer Hut zu sein lerne. - Den letzten Segen, mein<br />

Vater! - Wer wollte die Fügungen des Höchsten zu richten wagen? - Tröste deinen Herrn,<br />

Waitwell. Doch auch du stehst in einem trostlosen Kummer vergraben, der du in mir<br />

weder Geliebte noch Tochter verlierest? -<br />

Sir William. Wir sollten dir Mut einsprechen, und dein sterbendes Auge spricht ihn uns ein.<br />

Nicht mehr meine irdische Tochter, schon halb ein Engel, was vermag der Segen eines<br />

wimmernden Vaters auf einen Geist, auf welchen alle Segen des Himmels herabströmen?<br />

Laß mir einen Strahl des Lichtes, welches dich über alles Menschliche so weit erhebt.<br />

Oder bitte Gott, den Gott, der nichts so gewiß als die Bitten eines frommen Sterbenden<br />

erhört, bitte ihn, daß dieser Tag auch der letzte meines Lebens sei.<br />

Sara. Die bewährte Tugend muß Gott der Welt lange zum Beispiele lassen, und nur die<br />

schwache Tugend, die allzu vielen Prüfungen vielleicht unterliegen würde, hebt er<br />

plötzlich aus den gefährlichen Schranken - Wem fließen diese Tränen, mein Vater? Sie<br />

fallen als feurige Tropfen auf mein Herz; und doch - doch sind sie mir minder schrecklich<br />

als die stumme Verzweiflung. Entreißen Sie sich ihr, Mellefont! - Mein Auge bricht - Dies<br />

war der letzte Seufzer! - Noch denke ich an Betty und verstehe nun ihr ängstliches<br />

Händeringen. Das arme Mädchen! Daß ihr ja niemand eine Unvorsichtigkeit vorwerfe, die<br />

durch ihr Herz ohne Falsch und also auch ohne Argwohn der Falschheit entschuldiget<br />

wird. - Der Augenblick ist da! Mellefont - mein Vater -<br />

Mellefont. Sie stirbt! - Ach! diese kalte Hand noch einmal zu küssen. (Indem er zu ihren<br />

Füßen fällt.)<br />

G. E. Lessing: Philotas, 1759, Figurenkonstellation:<br />

Vater Sohn Diener<br />

[König] Philotas [Aristodem]<br />

Parmenio<br />

Aridäus [Polytimet] Strato

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