Dachau er.L eben!

„WIR HABEN EINE TRÜFFELSCHWEIN-MENTALITÄT“
Dachau.er Leben sprach mit Karl-Michael Brand, Pressesprecher der
ArGe Amperitiv, über Entstehungsgeschichte und Hintergründe des
beliebten Kulturfestivals.
Dieses Jahr findet das Amperitiv zum siebten Mal
statt. Was hat sich seither verändert?
Geplant war das Ganze ursprünglich als eine Art
„Wander-Festival“. Wir wollten jedes Jahr in einem
anderen Stadtteil unsere Zelte aufschlagen. Los ging
es im Dachauer Osten auf einer Wiese neben einer
Tankstelle. Aber schon beim nächsten Mal – auf der
Ludwig-Thoma-Wiese – sprach uns OB Bürgel darauf
an, was wir da eigentlich machen. Es wäre doch viel
besser, wir hätten einen festen Standort, wo sich das
Festival mit der Zeit etablieren kann. Diese Idee haben
wir natürlich gerne aufgegriffen und so nahm das
Amperitiv seinen Anfang, wie wir es heute kennen.
Wie kommt das vielfältige Programm zustande?
Organisiert wird das Amperitiv vom ECHO e.V. und
Tollhaus e.V. Beide Vereine kannten sich schon vorher
und haben immer schon gute Kontakte untereinander
gepflegt. Wir teilen die Aufgaben untereinander auf.
Der ECHO e.V. kümmert sich um das Kinder- und
Jugendprogramm, für das Hauptabendprogramm ist
vor allem der Tollhaus e.V. zuständig.
gesucht. Und so kam es, dass nun Lizzy Aumeier auf
der Bühne stehen wird. Oder nehmen Sie die „Freunde
alter Fahrzeuge“ mit ihrer Oldtimer Ausfahrt. Dazu
haben wir letztes Jahr noch einen Jazz Frühschoppen
veranstaltet, das war eine wunderbar runde Sache.
Aus dem Festival ist eine
eigene Marke geworden.
Oldtimer, Jugendprogramm, Kabarett … für wen
ist denn das Amperitiv eigentlich gemacht?
Für alle! Mit neuen Partnern erschließen wir auch immer
wieder neue Zielgruppen und bekommen damit Besucher,
die sich vorher vielleicht gar nicht vorstellen konnten,
was es alles zu entdecken gibt. Zurzeit sind wir
auch wieder auf der Suche nach einem festen Partner,
der die Zukunft des Festivals aktiv mitentwickelt. Wir
wollen uns verjüngen, neue Impulse setzen.
präsentieren und solche, die eben nicht auch zig Mal in
München auftreten. Das prägt das Festival, aus dem
inzwischen schon eine eigene Marke geworden ist.
Ist es schwierig, Künstler für das Amperitiv zu
gewinnen?
Das ist ganz unterschiedlich und manchmal viel einfacher
als man glaubt. Bei Georg Ringsgwandl war es
zum Beispiel so, dass er schon beim ersten Mal
kommen wollte, nur keine Zeit hatte; jetzt hat es endlich
geklappt. Oder Nick Woodland, im letzten Jahr. Der war
nirgends aufzutreiben, hat keinen Agenten, keine eigene
Website. Bis einer von uns auf die Idee gekommen ist,
einfach im Telefonbuch nachzuschauen. Da stand er
tatsächlich drin, meldete sich mit „Nick Woodland“ und
sagte einfach und direkt „O.K., ich bin dabei.“ Inzwischen
bekommen wir aber auch Anfragen von Agenturen
und Künstlern, ob sie dabei sein können. Wir sind
also zumindest ab und zu in der luxuriösen Lage, auswählen
zu können.
Nick Woodland steht einfach
so im Telefonbuch.
Das hört sich nach permanenter Veränderung an.
Die Künstler-Geschichten hinter den Kulissen
würden vermutlich Bücher füllen?
Amperitiv setzt sich zusam-
Uns geht es schon auch ums Experimentieren, es wer-
Allerdings. Wobei es unterm Strich vor allem diese men aus Amper, Aperitif und aktiv.
Zwei Vereine stemmen das komplette Festival? den immer wieder neue Formate getestet. Inzwischen
unglaublich netten, menschlichen Begegnungen sind. Das Dachauer Festival will mit
Nein, das Geheimnis der Vielfalt liegt in den vielen
Partnern, die selbst auch Veranstaltungen beisteuern
oder Vorschläge machen. Die Stadt wollte in diesem
können wir uns das leisten, weil die Leute wissen: Wo
Amperitiv draufsteht, sind Kleinkunst-Spezialitäten drin.
Wir haben so eine Art Trüffelschwein-Mentalität und
Unvergessen ist zum Beispiel Harry Kulzer, der meinen
zur Garderobe umfunktionierten Wohnwagen, Baujahr
’74, fotografierte mit den Worten: „Ich mache immer
Leichtigkeit Appetit auf Kultur und Kleinkunst machen
und zum Mitmachen anregen.
Jahr zum Beispiel noch eine Musik-Veranstaltung auf wollen den Besuchern immer wieder das Besondere,
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die Agenda setzen. Aber weil wir davon schon genug
hatten, wurde mehr in Richtung Theater und Kabarett
Außergewöhnliche, Neue bieten. Es ist uns wichtig,
dass wir immer wieder noch unbekannte Künstler
!
Donnerstag, 24. September bis Sonntag, 27. September 2009
Amperitiv-Allwetterfestival
VVK: Tourist-Information und www.muenchenticket.de
Das komplette Programm und weitere Information zum Vorverkauf finden Sie auf www.amperitiv.de
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MUSIK
Ringsgwandl Lizzy Aumeier Phil Vetter
Bilder von den miesesten Garderoben. Aber ab heute
auch von den schönsten.“ Oder der kürzlich und viel
zu früh verstorbene Jörg Hube, der vor lauter Begeisterung
gleich seine kompletten Kostüme bei uns
vergessen hatte, oder der unkomplizierte Werner
Schmidbauer, den man so herrlich mit seinen orthopädischen
Schuhen aufziehen konnte. Und auch Nick
Woodland fällt mir hier nochmal ein. Der half inkognito
beim Umbau der Bühne und wollte sogar selbst kehren.
Ich habe selten einen so höflichen, bescheidenen,
freundlichen Menschen getroffen.
Herr Brand, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Karl-Michael Brand (44) ist
Gesamtprojektleiter beim ECHO
e.V., ein Verein für integrative
Spiel- und Kulturpädagogik. Zu
seinen persönlichen Amperitiv-
Highlights in diesem Jahr gehören
das Jugendvarieté VariaBell
und im Abendprogramm Cécile
Corbel.