die Isar - Mein München
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„<strong>München</strong> war früher<br />
eine Hafenstadt“<br />
Im Zwiegespräch über <strong>die</strong> <strong>Isar</strong>-Renaturierung: <strong>die</strong> Münchner Historikerin<br />
Dr. Christine Rädlinger und Peter Schaller, der als Bauingenieur im Baureferat<br />
an der <strong>Isar</strong>-Renaturierung maßgeblich beteiligt war.<br />
Seit August <strong>die</strong>ses Jahres ist ein Zungenbrecher das neue Lieblingswort<br />
der Münchner: Renaturierung. Elf Jahre lang wurde<br />
der Bereich zwischen Großhesseloher Brücke und Deutschem<br />
Museum mit einem Kostenaufwand von 35 Millionen Euro in<br />
eine naturnahe Erscheinung rückgebaut. Die <strong>Isar</strong>, ursprünglich<br />
ein alpiner Wildf luss, darf wieder Temperament und Charakter<br />
zeigen. Das Projekt gilt international als wegweisend.<br />
Und <strong>die</strong> Münchner selbst? Sie sind offensichtlich begeistert, dass<br />
nun ein großer Teil der <strong>Isar</strong> so attraktiv ist wie früher nur das Gebiet<br />
um den Flaucher. Über <strong>die</strong> populäre Neugestaltung ziehen für<br />
uns zwei Experten ein Fazit.<br />
<strong>Mein</strong> <strong>München</strong>: Wann gab es erste Überlegungen zu einer<br />
Umgestaltung der <strong>Isar</strong>auen?<br />
Dr. Christine Rädlinger: Bereits in den 70er-Jahren, als <strong>die</strong><br />
Münchner festgestellt haben, dass in der <strong>Isar</strong> kaum mehr Wasser<br />
ist. Man musste keine Angst mehr haben, dass man darin ertrinken<br />
könnte, so wenig Wasser führte <strong>die</strong> <strong>Isar</strong>. Das kam durch <strong>die</strong><br />
Stauwerke an der <strong>Isar</strong>.<br />
Peter Schaller: Damals nutzte man den Fluss nur zur Strom gewinnung.<br />
Ende der 80er-Jahre erfolgten Anstöße zur Renaturierung,<br />
1995 wurde <strong>die</strong> erste Arbeitsgruppe „<strong>Isar</strong>plan“ gegründet.<br />
<strong>Mein</strong> <strong>München</strong>: Seit wann haben <strong>die</strong> Münchner ein so intensives<br />
Bedürfnis, Erholung an der <strong>Isar</strong> zu suchen?<br />
Dr. Christine Rädlinger: Die <strong>Isar</strong> als Freizeitoase hatten <strong>die</strong><br />
Münchner schon früher entdeckt. Unterhalb von Geiselgasteig<br />
gab es um 1900 den „Harmonie-Park“ an der <strong>Isar</strong>. Da ist man<br />
am Fluss noch in Tracht gewandert, hat <strong>die</strong> „Sommerfrische“<br />
genossen. Wer hierher fuhr, sparte sich <strong>die</strong> Reise ins Oberland.<br />
Ein variabler Anblick:<br />
Nach jedem Hochwasser<br />
gestaltet sich <strong>die</strong> renaturierte<br />
<strong>Isar</strong> nun ein neues Flussbett.<br />
Peter Schaller: Im 19. Jahrhundert hat man <strong>die</strong> <strong>Isar</strong> immer<br />
mehr begradigt und nur noch an ihren wirtschaftlichen Nutzwert<br />
gedacht.<br />
Dr. Christine Rädlinger: Damals hat man <strong>die</strong> Schönheit eines<br />
natürlichen Flusslaufs nicht gesehen. Alles Gerade und alles<br />
Begradigte galt als schön. Der Hochwasserschutz war <strong>die</strong> Hauptaufgabe.<br />
Zudem interessierte <strong>die</strong> <strong>Isar</strong> noch als Antriebswasser<br />
der Mühlen und Sägewerke. Und es musste eine Flussrinne geben,<br />
damit <strong>die</strong> Flößer ihre Waren <strong>die</strong> <strong>Isar</strong> runtertransportieren konnten –<br />
bis zur Ludwigsbrücke. <strong>München</strong> war früher eine Hafenstadt.<br />
<strong>Mein</strong> <strong>München</strong>: Und was steht heute im Vordergrund?<br />
Peter Schaller: Ein Paket aus drei Zielrichtungen: 1. Erholungswert.<br />
2. Ökologische Verbesserung. 3. Hochwasserschutz.<br />
Aus den acht Kilometern <strong>Isar</strong>, von Großhesselohe bis zum<br />
Deutschen Museum, ist endlich wieder ein natürlicher Lebensraum<br />
geworden.<br />
Dr. Christine Rädlinger: Und zwar ein Lebensraum nicht nur<br />
für <strong>die</strong> Menschen. Es gibt jetzt auch wieder viel mehr Fische<br />
wie Forellen, Huchen und Äschen. Neue Laichplätze sind entstanden,<br />
Fischpässe wurden angelegt.<br />
Peter Schaller: Ja, wir haben für Fische viel getan, haben grobe<br />
Steine und Wurzelstöcke in den Fluss gebaut und bei den<br />
Fischaufstiegshilfen auch strömungsarme Bereiche eingeplant,<br />
in denen sich Fische ausruhen können. Schließlich hat <strong>die</strong> <strong>Isar</strong><br />
im Stadtgebiet ein Gefälle von 40 Metern.<br />
Dr. Christine Rädlinger: Unsere <strong>Isar</strong> ist eben auch in<br />
<strong>München</strong> immer noch ein Gebirgsf luss.<br />
<strong>Mein</strong>e STadT | <strong>die</strong> iSar<br />
Dr. Christine Rädlinger<br />
und Peter Schaller.<br />
Die beiden Experten<br />
f inden <strong>die</strong> Renaturierung<br />
der <strong>Isar</strong> sehr gelungen.<br />
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