Deutsch - The Wing Revolution
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Immer wenn es um Veränderungen<br />
geht, verursachen sie eine große<br />
Anzahl von Reaktionen: Entweder<br />
„dafür„ oder “dagegen“. Demzufolge<br />
ist es auch nur logisch, dass zwischen<br />
den Befürwortern und Gegnern Zweifel<br />
und Unsicherheit entstehen. Das „Sträuben„<br />
gegen Veränderungen und deren Einführung<br />
war schon oft Gegenstand von Studien<br />
unterschiedlicher Wissenschaftszweigen,<br />
wie der Psychologie, Soziologie und<br />
Betriebswirtschaftslehre. Eine offene Informationspolitik<br />
ist für diejenigen die beste<br />
Lösung, die bereit sind, Vorteile von Veränderungen<br />
nicht von vorne herein abzulehnen,<br />
um dann mit Ruhe entscheiden zu können,<br />
ob diese in ihrem Interesse liegen oder nicht.<br />
Es gibt aber auch die, bei denen jegliche<br />
Informationsmaßnahmen zum Scheitern verurteilt<br />
sind, da sie einfach von vorne herein<br />
jede Veränderung ablehnen.<br />
In den letzten Monaten musste ich viele<br />
Fragen zu meiner Entwicklung auf dem<br />
Gebiet der neuen “Bewegung“, die heute<br />
schon als <strong>The</strong> <strong>Wing</strong> <strong>Revolution</strong> bekannt ist,<br />
beantworten. Fragen, die nicht nur von meinen<br />
Schülern, sondern auch von anderen<br />
Liebhabern der Kampfkunst und des Kampfsportes<br />
gestellt wurden.<br />
Die Fragen betrafen unterschiedlichste<br />
Aspekte, welche mir selbst sehr zu denken<br />
gegeben haben und letztlich der Grund meiner<br />
Entwicklung sind. Ebenfalls sah ich mich<br />
mit sehr vielen vorgefertigten Kritiken konfrontiert,<br />
die von Menschen geäußert wurden,<br />
welche weder unsere Arbeit noch den<br />
Denkansatz des neuen Systems kennen. Es<br />
ist nicht meine Absicht, mit diesem Artikel<br />
solche Art von Kritikern zu überzeugen. Ich<br />
möchte lediglich denjenigen Information<br />
anbieten, welche mehr von <strong>The</strong> <strong>Wing</strong> <strong>Revolution</strong><br />
wissen möchten.<br />
Die Entwicklung des Systems „<strong>The</strong> <strong>Wing</strong><br />
<strong>Revolution</strong>“ begann bereits vor einigen Jahren<br />
ohne jetzt genau sagen zu können, ab<br />
welchem Zeitpunkt genau alles begann.<br />
Sicher ist jedoch, dass es am Anfang nicht in<br />
meiner Absicht lag, einen neuen Stil zu gründen.<br />
Genauso wissen alle, dass mir nicht<br />
alles wie in so manchen Legenden alter<br />
Kampfkünste, über Nacht in Form einer Eingebung<br />
oder Traum zufiel. Selbstverständlich<br />
geht und ging es uns nie darum, ein<br />
“angriffslustigeres” WT oder aggressivere<br />
Kampfkunst zu lehren, was in der Tat eine<br />
viel zu einfache Erklärung gewesen wäre.<br />
Ganz im Gegenteil, es war nicht eine<br />
momentane Inspiration, sondern eine sehr<br />
langsame Entwicklung, die mit dem Aufkeimen<br />
von Zweifeln bezüglich der herkömmlichen<br />
Arbeitsweise begann. Oft werden<br />
gerade beim Lernvorgang diese aufkommende<br />
Zweifel beiseite geschoben, in der beruhigenden<br />
Hoffnung: „Bis zum nächsten Grad<br />
wird man mich schon unterrichten und<br />
danach werde ich schon gelernt haben, wie<br />
man dieses Problem löst. Ganz sicher!“ In<br />
der Tat ist es so, dass viele Fragen im Laufe<br />
des Lernvorganges beantwortet wurden,<br />
aber auch zu viele offen und unbeantwortet<br />
blieben. Irgendwann gelangt man an einen<br />
“Eines der größten<br />
Probleme der<br />
Entwicklung vieler<br />
Kampfsysteme<br />
ist das,<br />
was wir<br />
„technische<br />
Endogamie“<br />
nennen könnten.<br />
Man widmet seine<br />
ganze Zeit der<br />
Verbesserung der<br />
eigenen Technik<br />
gegen Kontrahenten,<br />
die sich genauso wie<br />
wir bewegen”<br />
Punkt, an dem man entweder eigene Antworten<br />
suchen, oder einfach alle Zweifel vergessen<br />
oder ignorieren muss. Logischerweise<br />
versucht man zuerst jene Probleme<br />
mit den herkömmlichen, schon bekannten<br />
Werkzeugen, über die man schon verfügt, zu<br />
lösen. Später merkt man, dass es notwendig<br />
ist auf andere Ressourcen und Werkzeuge<br />
zurückzugreifen und neu zu entwerfen, um<br />
die eigene Arbeit verbessern zu können und<br />
auf diese Weise Lösungen zu finden. Die<br />
neuen Werkzeuge werden „auf den Prüfstand<br />
gestellt„ bevor man sie in die eigene<br />
Arbeit einbauen kann. An diesen Punkt angekommen,<br />
ist der nächste notwendige Schritt,<br />
deine Erfindungen solange immer aufs Neue<br />
nachzuprüfen und zu verbessern, bis sie<br />
ihren Zweck perfekt erfüllen. Beim Feststellen,<br />
dass diese neuen Werkzeuge die bisherigen,<br />
herkömmlichen nicht nur fast komplett<br />
ersetzen, sondern auch ermöglichen, eigene<br />
Fähigkeiten zu erweitern und neue Kompetenzen<br />
zu entdecken, kann es vorkommen,<br />
dass aus dem anfänglichen Versuch, eigene<br />
Antworten auf offene Fragen zu finden, am<br />
Ende ein komplexes Projekt<br />
entsteht. Ein Projekt,<br />
das nicht nur seinen eigene<br />
Identität und Charakter<br />
hat, sondern sich auch<br />
sehr weit vom ursprünglichen<br />
Anfangspunkt<br />
weiterentwickelt hat.<br />
“Ist das, was wir praktizieren,<br />
traditionelles <strong>Wing</strong><br />
Tsun?” “Besteht da überhaupt<br />
ein Unterschied?“.<br />
Das sind die beiden Fragen die uns am meisten<br />
gestellt werden. Zuerst müsste definiert<br />
werden, was in <strong>Wing</strong> Tsun oder in anderen<br />
Kampfkünsten als “traditionell” verstanden<br />
werden soll. Diese Auslegung ist letztendlich<br />
subjektiv und hängt davon ab, wo jeder von<br />
uns die Evolutionsgrenze zum „Neuen“ setzt<br />
und sich so natürlich wiederum unterschiedliche<br />
Perspektiven eröffnen. Was ist dann<br />
“traditionell”? Das, was von Großmeister Yip<br />
Man oder von seinen Vorgängern überliefert<br />
worden ist? Was heute die Schüler von<br />
Leung Ting oder anderer Meistern in China<br />
lehren? Oder etwa das europäische <strong>Wing</strong><br />
Tsun? Eins ist völlig klar: Ich selbst kann<br />
nicht das, was ich heute entwickle und lehre,<br />
einfach nur <strong>Wing</strong> Tsun nennen. Das war der<br />
Grund warum ich beschloss, die EWTO zu<br />
verlassen. Selbstverständlich befinde ich<br />
weiterhin viele Prinzipien und Begriffe, die ich<br />
in all den Jahren erlernte als wichtig, wenn<br />
auch nur noch in Verbindung mit den Strategien,<br />
Taktiken und Techniken, die wir erst in<br />
den letzten Jahren entwickelt haben und von<br />
denen ich hoffe, dass sie sich weiterhin entwickeln<br />
und verändern werden. Ein neuer<br />
Weg, eine Evolution, vorangetrieben nicht<br />
nur alleine durch mich und meiner Vision,<br />
sondern auch durch die Mitarbeit von all den<br />
Teilnehmern, die das nötige Interesse daran<br />
haben, <strong>The</strong> <strong>Wing</strong> <strong>Revolution</strong> wachsen zu<br />
sehen.<br />
Die Grundstrategie des <strong>Wing</strong> Tsun auf<br />
einen Angriff zu reagieren besteht darin, mit<br />
einer offensiven Abwehr zu reagieren, welche<br />
darauf zielt, die zentrale Linie durch ständige<br />
Gegenangriffe zu verteidigen. Diese Strategie<br />
funktioniert sehr gut, wenn der Angriff<br />
aus einer relativ langen Distanz gestartet<br />
wird und wenn der Gegner, diese Strategie<br />
nicht kennt, und sie deshalb nicht erwartet.<br />
Probleme entstehen erst dann, wenn der<br />
Kampf innerhalb einer kurzen oder mittleren<br />
Entfernung startet, und besonders kritisch<br />
wird es, wenn der Gegner „deinen Kampfstil<br />
kennt oder erkennt“, d. h. wenn er über deine<br />
Strategie informiert ist und sie geradezu<br />
erwartet. Antizipiert sich mein Gegner, indem<br />
er rechtzeitig aus meiner geraden Angriffslinie<br />
heraustritt, und ich deshalb nicht durch<br />
meine Vorgehensweise das Ziel erreiche,<br />
sind die Chancen, meinen Angriff wieder aufzubauen,<br />
aufgrund der geringen Mobilität<br />
meines Angriffs und Stellung, eher gering.<br />
Was im anderen Fall geschieht, kann man als<br />
einen wahren “Zusammenstoß zweier Züge”<br />
bezeichnen: Entweder überwältige ich den<br />
Kontrahenten, d. h. ich durchstoße seine<br />
Stellung, weil ich einfach stärker bin, oder ich<br />
Reportage