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ARGE Wasserstoff-Initiative-Vorpommern

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<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Solarer <strong>Wasserstoff</strong> in Mecklenburg-<strong>Vorpommern</strong><br />

Utopie oder Zukunftstechnologie<br />

Konsequente Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes des Bundeslandes Mecklenburg-<strong>Vorpommern</strong><br />

war der Antrieb zur Realisierung des Projektes <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong> am Standort Barth,<br />

einer der schönsten Boddenstädte.<br />

In Barth entsteht zur Zeit eine in der Bundesrepublik bis heute einmalige Anlage zur Erzeugung von<br />

solarem <strong>Wasserstoff</strong>, bei gleichzeitiger Nutzung des dabei anfallenden Sauerstoffs zur Ertüchtigung<br />

des vorhandenen Klärwerks. Dieses Projekt ist ein regional geschlossener Kreislauf: Das Konzept<br />

beinhaltet die Einbeziehung sämtlicher modernster regenerativer Technologien zur Produktion von<br />

<strong>Wasserstoff</strong> durch Solarenergie, zur Betankung eines Personenbusses, ausgestattet mit einem<br />

Brennstoffzellenantrieb, und unter gleichzeitiger Nutzung des „Abfallproduktes“ Sauerstoff für den<br />

Betrieb der Kläranlage. Der Einsatz des Brennstoffzellenbusses erfolgt in der geschützten Landschaftsregion<br />

„Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft“.<br />

Ausgangslage für die Realisierung dieses Projektes ist der Bedarf von zusätzlichem Sauerstoff im<br />

Klärwerk Barth. In der vorhandenen Kläranlage Barth, <strong>Vorpommern</strong>, wird zur Zeit eine Schmutzfracht<br />

von durchschnittlich 540 kg BSB5/d durch 9.000 angeschlossene Einwohner zuzüglich einer Menge<br />

von 11.000 m 3 /a Fäkalschlamm verarbeitet.<br />

Ab dem Jahr 2002 wird aufgrund einer Erhöhung der Abwassermenge der Festanschlüsse die<br />

Schmutzfracht auf einen Wert von 660 kg BSB5/d zuzüglich einer Fracht von max. 164 kg BSB5/d<br />

durch zwei Campingplätze ansteigen. Ab dem Jahr 2005 werden weitere 1.100 Festanschlüsse hinzukommen.<br />

Diese zusätzlichen Belastungen können mit der momentanen Fahrweise nicht mehr verarbeitet<br />

werden. Um die zusätzlichen Frachten zu verarbeiten, soll Sauerstoff zur Spitzenabdeckung<br />

zusätzlich in das bestehende System eingetragen werden, um den biologischen Abbau, d.h. die Verarbeitungskapazität,<br />

zu verbessern.<br />

In einer Voruntersuchung wurde eine Vorentscheidung zwischen der Anlieferung und Bedarfsabdeckung<br />

durch Flüssigsauerstoff und Sauerstoff als Coprodukt der elektro-chemischen Gewinnung mittels<br />

eines <strong>Wasserstoff</strong>elektrolyseurs zu Gunsten des <strong>Wasserstoff</strong>elektrolyseurs getroffen.<br />

Zur Ertüchtigung der bestehenden Kläranlage in Barth wird Sauerstoff in Spitzenzeiten parallel zum<br />

bereits vorhandenen Lufteintragssystem eingesetzt. Dieser Sauerstoff wird vor Ort elektrolytisch erzeugt.


<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Gleichzeitig wird neben der Sauerstoffproduktion <strong>Wasserstoff</strong> hergestellt, zum Einsatz für den Antrieb<br />

eines mit einer Brennstoffzelle ausgestatteten Busses.<br />

Sauerstoff, wie auch <strong>Wasserstoff</strong>, wird in einem Elektrolyseur gewonnen und zwar durch die elektrolytische<br />

Aufspaltung von Wasser. Das für die Elektrolyse benötigte Wasser entspricht Trinkwasserqualität<br />

und wird nach Eintritt in den Elektrolyseur durch einen Ionenaustauscher entionisiert.<br />

Als Elektrolyt dient ein Feststoffelektrolyt, der auf einer Proton Exchange Membran (PEM) fixiert ist.<br />

Beiderseits der Membran sind poröse Elektroden aufgebracht. Der Anode wird Wasser zugeführt. Das<br />

Wassermolekül spaltet sich, indem es zwei Elektronen abgibt, in zwei elektrisch positiv geladene<br />

<strong>Wasserstoff</strong>ionen und in ein neutrales Sauerstoff-Atom. Die beiden <strong>Wasserstoff</strong>ionen wandern durch<br />

die Membran zur Kathode und nehmen dort die beiden Elektronen wieder auf, die über den äußeren<br />

Stromkreis von der Anode herübergeleitet worden sind – die <strong>Wasserstoff</strong>atome sind wieder vollständig<br />

und formen ein Molekül, das sich mit anderen zu Gasbläschen sammelt. Beide Gase werden am jeweiligen<br />

Gasaustritt gefasst und getrennten Kreisläufen zugeführt.<br />

Der Sauerstoff wird über ein Wasserschloss mit anschliessender Tropfenabscheidung, Kondensator<br />

und Nacherhitzer einer zwei-stufigen Metallmembran-Verdichtereinheit zugeführt. Dort wird der Sauerstoff<br />

auf 61 bar abs. verdichtet und in den Sauerstoffspeicher gefördert. Im Sauerstoffspeicher wird<br />

die Masse Sauerstoffgas gelagert, die für die Spitzenbedarfsabdeckung erforderlich ist. Über eine<br />

Druckreduzierung wird der Sauerstoff in das Eintragssystem im Belebungsbecken geführt.<br />

Das <strong>Wasserstoff</strong>gas wird ebenfalls über einen Feuchteabscheider geführt. Im Gegensatz zum Sauerstoff<br />

werden beim <strong>Wasserstoff</strong> eine höhere Reinheit und ein geringerer Feuchtegehalt gefordert, da<br />

dieses Gas zum Antrieb einer Brennstoffzelle benötigt wird.<br />

Nach der Trocknung des gasförmigen <strong>Wasserstoff</strong>es strömt das Gas bei einem Druck von 10 bar abs.<br />

über einen Vorlagebehälter zur zweistufigen Verdichterstation. Dort wird das Gas vom Elektrolysedruck<br />

10 bar abs. auf 281 bar abs. verdichtet in einem Speicher gelagert und bei Bedarf direkt über<br />

die Schnellbetankungsstation in den Speicher des Busses gefüllt.<br />

Die elektrische Energie, die der Elektrolyseur und die beiden Gasverdichter benötigen, wird ebenfalls<br />

auf dem Gelände des Klärwerkes Barth mit einer dem Sonnenstand nachgeführten Photovoltaikanlage<br />

erzeugt, mit einer installierten elektrischen Leistung von 99 KWp.<br />

Neben dem technischen innovativen Charakter dieses Projektes dürfen auch die wirtschaftlichen Aspekte<br />

nicht außer Betracht gelassen werden.<br />

Elektrolyseur<br />

Der mit dieser Anlage hergestellte <strong>Wasserstoff</strong> hat eine Qualität von 99,999 % Reinheit, welche für<br />

den Einsatz im analytischen Bereich geeignet ist. In diesem Bereich sind spezifische Preise von € 4 /<br />

m 3 H2 realisierbar.<br />

Setzt man folgende Werte an, so könnten sich interessante wirtschaftliche Perspektiven für diese Anlagentechnologie<br />

ergeben.


<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Kapitaldienst nach Abzug der möglichen steuerlichen Abschreibungen<br />

€ 152.000,00 jährlich<br />

jährliche Nutzungsdauer von 8.000 h<br />

H2 – Abnahme 80.000 Nm 3 jährlich<br />

O2 – Abnahme 40.000 Nm 3 jährlich<br />

Stromkosten 90.000 € jährlich<br />

Stromertrag aus PV-Anlage € 48.500 jährlich<br />

Instandhaltungskosten<br />

€ 40.000 jährlich<br />

Angenommener H2 Preis € 3,50 je m 3<br />

Angenommener O2 Preis € 0,75 je m 3<br />

Findet man Möglichkeiten den Ertrag aus Sonnenenergie zu steigern, z.B. Stromerzeugung durch<br />

nachwachsende Rohstoffe, so macht sich dies bei der Kosten/Nutzen-Situation deutlich bemerkbar.<br />

Selbst bei geringeren Anforderungen an die Qualität des <strong>Wasserstoff</strong>gases sind bei Ausnutzung aller<br />

Möglichkeiten der regenerativen Energiegewinnung wirtschaftliche Perspektiven gegeben.<br />

Utopie oder Zukunftstechnologie Diese Frage kann man aus heutiger Sicht eindeutig zugunsten der<br />

Zukunftstechnologie beantworten. Die solare <strong>Wasserstoff</strong>erzeugung und deren sinnvolle wirtschaftliche<br />

Nutzung wird ihren Platz im Energiemix der Zukunft finden und auch behaupten. Jedoch bedarf es<br />

weiterhin großer Anstrengungen aller Beteiligten, wie in diesem Falle den Vertretern des Umweltministerium,<br />

der Fachhochschule Stralsund, des Betreibers des Klärwerkes, der Kommune und den<br />

Ingenieuren um bei dieser Zukunft gestalterisch mitzuarbeiten.


<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Solarer <strong>Wasserstoff</strong> in Mecklenburg-<strong>Vorpommern</strong><br />

Mitglieder <strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong>:<br />

• Wasser und Abwasser GmbH, Boddenland, Ribnitz-Damgarten<br />

• Fachhochschule Stralsund, Stralsund<br />

• Carl H. Wolters Ostseebus GmbH, Barth<br />

Technische Daten der solaren <strong>Wasserstoff</strong>erzeugung mit Brennstoffzellenbus<br />

Leistung PV-Anlage: 97 KWp<br />

H2 Erzeugung: 10 Nm³/h<br />

H2 Reinheit: 99,999 %<br />

H2 Speicherdruck: 281 bar abs.<br />

H2 Abgabedruck: 210 bar abs.<br />

O2 Erzeugung: 5 Nm³/h<br />

O2 Reinheit: 97 %<br />

O2 Speicherung: 60 bar abs.<br />

Reichweite Bus: > 180 km<br />

Leistung: 60 KW<br />

Belegung: 24 Personen<br />

max. Geschwindigkeit: 80 km/h


<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

<strong>ARGE</strong> <strong>Wasserstoff</strong>-<strong>Initiative</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Solarer <strong>Wasserstoff</strong> in Mecklenburg - <strong>Vorpommern</strong><br />

Photovoltaik - Anlage<br />

HOGEN - PEM - Elektolyseur<br />

O 2 -Verdichter H 2 -Verdichter<br />

O 2 -Speicher<br />

Klärwerk<br />

Belebungs-<br />

becken<br />

elektrische Energie aus Sonne<br />

Sauerstoffgas <strong>Wasserstoff</strong>gas<br />

H 2 -Speicher<br />

Bus<br />

Ansicht<br />

Brennstoffzellen

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