29.12.2012 Aufrufe

WZ Nr 5 - Seite 1-48.cdr - Herzlich Willkommen

WZ Nr 5 - Seite 1-48.cdr - Herzlich Willkommen

WZ Nr 5 - Seite 1-48.cdr - Herzlich Willkommen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Inhalt<br />

Inhaltsangabe, Impressum,<br />

Grußwort Frau S. Rühl & Herr U. Will - 3<br />

“Lachen ist das Kleingeld des Glücks”- 4- 9<br />

Danach begann die große Angst - 10<br />

Ver- rückt sein... verstehen lernen - 12- 14<br />

Berufliche Integration - 15<br />

Freizeittipp -Tiergarten Weilburg - 16- 17<br />

20 Jahre Stephanus Werk - 18<br />

Vortrag Anselm Grün - 19 - 21<br />

Die Trommelgruppe - 23<br />

Persönlichkeitsstörung Borderline - 24- 26<br />

Beschwerdestelle - 27<br />

Der Besuch - 28- 30<br />

Arbeitsbereich Montage - 31<br />

Cirkus Flic Flac - 33<br />

Homosexualität -34-<br />

35<br />

Werkstattrat - 36<br />

Denksport - 37<br />

Turnverein 1908 Asslar - 38- 39<br />

Hommage - 41<br />

Buchtipps - 42- 43<br />

Denksport Aüflösung - 44<br />

Berufsbildung - 45<br />

Aktuelles & Termine - 46<br />

Impressum<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Harald Thöne<br />

Redaktion:<br />

Sabine Rühl, Dirk Demand, Oliver Keller,<br />

Damian Roth, Peter Janz,<br />

Susanne Michl, Michael Klein,<br />

Gabriele Borghardt<br />

Layout:<br />

Uwe Will, Nina Viehmann,<br />

Gabriele Borghardt, Frank Brentrup,<br />

Michael Weber, Stefan Herrmann,<br />

Rainer Wachholz, Marcella Boer<br />

Anzeigenleitung:<br />

(verantwortlich für Anzeigen)<br />

Uwe Will, Nina Viehmann, Sabine Rühls<br />

Druck:<br />

Stephanus Werkstatt Weilburg<br />

Viehweg 19, 35781 Weilburg<br />

Grußwort<br />

mit einem Lächeln im Gesicht präsentieren wir Ihnen unsere neue<br />

Werkstattzeitung, die nun schon als fünfte Ausgabe erscheint.<br />

Dieses Mal hat uns das Thema LACHEN mit all seinen Facetten in den<br />

Bann gezogen. Was passiert in unserem Körper, wie wirken wir auf<br />

andere, kann Lachen auch eine Therapie sein? Viele Fragen und viele<br />

Aspekte, die wir bei diesem Thema noch nie bedacht haben.<br />

Interessante, vor allem ehrliche Erfahrungsberichte, das Krankheitsbild<br />

Borderline, Tipps zu Büchern, die man lesen sollte, Freizeitangebote<br />

unserer Region, Rätsel und Termine bzw. Aktuelles in und um die<br />

Stephanus Werkstatt; all dies finden Sie in unserer neuen Ausgabe.<br />

Auch an den Besuch von Anselm Grün wird erinnert.<br />

Unseren Mitarbeitern der Werkstatt, die die Themen und Inhalte der<br />

Artikel, inclusive anschließender Gestaltung selbstständig, mit großem<br />

Engagement, Ideenreichtum, Konstanz und Professionalität bewerkstelligen,<br />

sei hiermit ein großes Lob ausgesprochen.<br />

Anerkennung für seine Arbeit braucht jeder und wir denken, dies ist ein<br />

guter Weg, die Werkstatt und ihre Mitarbeiter sowie deren gute Arbeit<br />

den Menschen außerhalb unserer Werkstatt akzeptabler und verständlicher<br />

zu machen. Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei all<br />

unseren Werbepartner bedanken, ohne deren Engagement das<br />

Erscheinen dieser Ausgabe nicht möglich gewesen wäre.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe und<br />

hoffen auf ein kleines Lächeln<br />

Sabine Rühl<br />

Gruppenleiterin<br />

Redaktionsteam<br />

3<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Uwe Will<br />

Gruppenleiter<br />

Layoutteam


Lachen<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

4


der Sonnenschein<br />

für die Blumen,<br />

ist das lachende Gesicht<br />

für die Menschen.<br />

LACHEnWas<br />

(Joseph Addison, britischer<br />

Diplomat und Schriftsteller)<br />

1672-1719


Lachen<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

6<br />

“Lachen ist das


Die Wissenschaft, die sich mit dem Lachen<br />

beschäftigt, ist die Gelotologie, vom griechischen<br />

gélos "das Lachen". Lachen ist ein angeborenes<br />

Ausdrucksverhalten des Menschen, das nicht nur,<br />

aber vor allem in der Gemeinschaft mit anderen<br />

seine Wirkung entfaltet. Es ist die natürliche<br />

Reaktion eines gesunden Menschen auf komische<br />

oder erheiternde Situationen, oder zur Abwendung<br />

drohender sozialer Konflikte sowie als Abwehrmechanismus<br />

gegen spontane Angstzustände.<br />

Kleingeld des Glücks”<br />

-<br />

Abläufe im Körper<br />

Das Lachen (risus) ist eine besondere Atembewegung,<br />

bei der die Ausatmung in mehreren schnell<br />

hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder<br />

weniger starkem Schall ausgeführt wird. Die<br />

Einatmung geschieht dagegen meist in einem<br />

kontinuierlichen, etwas beschleunigten und tiefen<br />

Zug. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim<br />

Lachen stets mit einer Zusammenziehung der<br />

mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, was im<br />

Wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte<br />

und Hebung der Mundwinkel hinausläuft.<br />

Durch ein bestimmtes Maß an Überschreitung<br />

7 www.stephanuswerkstatt.de<br />

Lachen<br />

dieses Muskelspiels entsteht das Grinsen; bei<br />

geringem Muskelspiel ist es das Lächeln, wobei die<br />

Stoßatmung kaum oder gar nicht mehr vorhanden<br />

ist. Während des Lachvorgangs werden innerhalb<br />

der Gesichtsregion 17 und am ganzen Körper sogar<br />

80 Muskeln betätigt. Die Augenbrauen heben sich,<br />

die Nasenlöcher weiten sich, der Jochbeinmuskel<br />

zieht die Mundwinkel nach oben, die Augen<br />

verengen sich zu Schlitzen, der Atem geht schneller,<br />

die Luft schießt mit bis zu 100 km/h durch die<br />

Lungen, die Stimmbänder werden in Schwingungen<br />

versetzt. Der Schall beim Lachen erreicht bei<br />

Männern mindestens 280 Schwingungen pro<br />

Sekunde, bei Frauen sogar ca. 500. Das Zwerchfell<br />

bewegt sich rhythmisch. Im Gegensatz zu den<br />

angespannten Muskeln, erschlaffen die Muskeln in<br />

der Beinregion - wir kippen vor Lachen nach vorne<br />

oder wir "pinkeln uns vor Lachen in die Hose", da<br />

auch die Blasenmuskulatur erschlafft.<br />

Durch die schnelle Atmung beim Lachen<br />

transportiert die Lunge drei- bis viermal soviel<br />

Sauerstoff wie normal und stärkt diese somit.<br />

Ebenso kräftigt herzhaftes Lachen das Herz-<br />

Kreislauf-System, da die Durchblutung angeregt,<br />

der Cholesterinabbau gefördert wird. - 20 Sekunden<br />

Lachen entspricht etwa der körperlichen Leistung<br />

von drei Minuten schnellem Rudern. Das Herzinfarktrisiko<br />

sinkt. Das Blut enthält außerdem mehr<br />

Abwehrstoffe: Killerzellen stürzen sich auf<br />

Erkältungsviren und können Tumor- und Krebszellen<br />

zerstören. Immunglobuline (Eiweißkörper) und<br />

Zytokine - Bestandteile der weißen Blutkörperchen -<br />

sind nach einer Humoraktion vermehrt im Blut oder<br />

auch Speichel auffindbar. Sie unterstützen die<br />

körpereigene Immunabwehr, die wiederum Viren<br />

und Bakterien bekämpft, welche z. B. bei<br />

Verletzungen Infektionen auslösen können. Ebenso<br />

wird der Stoffwechsel positiv beeinflusst: Die Stresshormone<br />

im Blut, Adrenalin und Kortisol, nehmen<br />

ab. Glückshormone, sogenannte Endorphine


Lachen<br />

1 Katharsis<br />

lt. Aristoteles seelische Reinigung;<br />

griech. Reinigung<br />

2 inkongruent<br />

nicht übereinstimmend<br />

deckungsgleich<br />

hingegen, werden ausgeschieden. Entspannung,<br />

Wohlbefinden setzt ein. Auch die Verdauung wird<br />

angeregt. Jüngste Studien von Gelotologen haben<br />

ergeben, dass nur wenige Minuten anhaltenden<br />

Lachens eine mehrstündige Verringerung eines<br />

Schmerzempfindens bewirken kann. Tränen, die<br />

durch emotionale Ausnahmezustände erzeugt<br />

werden, stimulieren sowohl bei Freude als auch bei<br />

Schmerz und Trauer das vegetative Nervensystem.<br />

Die Tränendrüse wird aktiviert und sondert<br />

Flüssigkeit ab, um, so vermuten Wissenschaftler,<br />

anderen den Gemütszustand anzuzeigen.<br />

Die sozialen und zwischenmenschlichen Auswirkungen<br />

Das Lachen ist gewöhnlich ein unwillkürlicher Akt.<br />

Durch die Empfindungsnerven wird ein Reiz im<br />

Gehirn ausgelöst, der sich wiederum in einem Reflex<br />

der Gesichtsmuskeln ausdrückt. Damit ist das<br />

Lachen eine sogenannte Reflexbewegung, wie<br />

andere auch. Sie hat die Eigentümlichkeit, dass sie<br />

am vollkommensten stattfindet, wenn unsere<br />

Aufmerksamkeit von unserem Körper abgewendet<br />

ist. Somit reagieren wir im Alltag auf die<br />

verschiedensten Situationen und geben durch<br />

Signale und Gesichtsausdrücke unseren<br />

Mitmenschen Gefühle preis, was wiederum bei<br />

diesen Gegenreaktionen auslöst. So wird das<br />

Lachen als Ausdruck für Sympathie und gegenseitiges<br />

Einverständnis verstanden und entfaltet<br />

dadurch eine besänftigende, konfliktbegrenzende<br />

Wirkung. Nach Einschätzung mancher Forscher ist<br />

…ein Lächeln<br />

Ein Lächeln kostet nichts und bringt doch so viel.<br />

Es bereichert den Empfänger und den Geber.<br />

Es ist vielleicht nur kurz, doch die Erinnerung<br />

daran oft unvergänglich.<br />

Keiner ist so reich, um darauf verzichten zu können.<br />

Und keiner ist zu arm, dass er es sich nicht leisten könnte.<br />

Es bringt Glück und ist ein Zeichen von Freundschaft.<br />

Es bekommt erst dann seinen Wert, wenn es verschenkt wird.<br />

Sollte der andere einmal kein Lächeln mehr zur Verfügung<br />

haben, überlasse ich ihm eins von meinen,<br />

denn niemand braucht so sehr ein Lächeln,<br />

wie der, der keins mehr übrig hat. aus China<br />

das Lachen eine der grundlegenden Kommunikationsformen<br />

des Menschen. Da es in einer<br />

Gehirnregion ausgelöst wird, die deutlich älter ist als<br />

die des Sprachzentrums, diente es vermutlich früher<br />

der Kommunikation als das Sprechen. Ursprünglich<br />

war das Lachen eine Drohgebärde, entstanden aus<br />

dem Zähnefletschen. Nach außen wurde damit<br />

demonstriert: meine Zähne sind gut; ich bin gesund<br />

und habe Kraft. Innerhalb einer Gruppe aber hatte<br />

es etwas Verbindendes: Teil einer starken<br />

Gemeinschaft zu sein. Doch das Lachen kann auch<br />

als Waffe eingesetzt werden, gerade gegenüber<br />

Personen, die nicht zur Gruppe gehören. Sie können<br />

durch hämisches, geringschätziges Lachen<br />

ausgelacht und damit gedemütigt werden.<br />

Allerdings kann es auch ebenso zur Entschärfung<br />

der Konfliktsituation beitragen, so dass der<br />

Verlachte sich nicht zu sehr gekränkt fühlt. Diese<br />

Wirkung geht auf einen wichtigen anarchischen<br />

Grundzug des Lachens zurück, der in der Infragestellung<br />

von Autoritäten aller Art beruht: Im Lachen<br />

wird jeder Anspruch auf Respekt und Ehrbezeugung<br />

grundsätzlich verneint. D.h. Personen und Insti-<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

8<br />

tutionen, die durch diese Ehrbezeugungen einen<br />

gewissen Status für sich in Anspruch nehmen,<br />

fühlen sich durch das Lachen bedroht diesen zu<br />

verlieren. Im Interesse des eigenen Machterhalts<br />

wird daher versucht, den Drang zur Heiterkeit in<br />

andere Kanäle von sich weg zu lenken. Ein Beispiel<br />

ist der Karneval, der bewusst als Ritual geduldet<br />

wird, um anschließend wieder in den normalen<br />

Alltag zurückzukehren. Aus sozialpsychologischer<br />

Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des<br />

Körpers über die Macht des sonst dominierenden<br />

Verstandes und dient somit in der Medizin als<br />

Unterstützung. Humor wird gezielt zu therapeutischen<br />

Zwecken eingesetzt (Therapeutischer<br />

Humor). Erst in den letzten Jahren erschienen<br />

wissenschaftliche Studien, in denen die Bedeutung<br />

des Humors und der gezielte Einsatz des Lachens<br />

herausgestellt wurde. Seitdem versucht man diese<br />

Erkenntnisse einzuordnen und in Therapien<br />

umzusetzen. Die Wissenschaft baut dabei auf drei<br />

grundlegende Theorien auf:<br />

1<br />

Die kathartische Theorie<br />

Sigmund Freud fasste das Lachen als „ein<br />

Phänomen der Abfuhr seelischen Erregung“ auf.<br />

Moderne Gelotologen bestätigen diese Theorie mit<br />

den Befunden, dass die Humorreaktion zur<br />

Stärkung des Immunsystems führt, zur Schmerzreduktion<br />

beiträgt und dem Stressabbau förderlich<br />

ist.<br />

Die Überlegenheits- und Aggressionstheorie<br />

Das Auslachen anderer kann zeitweilig das eigene<br />

Selbstwertgefühl stabilisieren. Damit drückt sich<br />

aber meistens Geringschätzung, Hohn, Spott oder<br />

Verachtung gegenüber anderen Menschen aus.<br />

Laut Aristoteles rege die Wahrnehmung von<br />

Defekten, Deformierungen oder Hässlichkeit bei<br />

einem Mitmenschen zum aggressiven Lachen an;<br />

wiederum Freud sah im Witz eine „Ersparung von<br />

Mitleid“. Letztendlich werden die aggressiven<br />

menschenverachtenden Anteile des Lachens in den<br />

Formen der Ironie, des Sarkasmus und Zynismus<br />

von einem Teil der Therapeuten als inakzeptabel<br />

abgelehnt.<br />

Die Inkongruenztheorien<br />

Humorreaktionen (Belustigung, Lächeln, Lachen)<br />

werden auch durch das Zusammenwirken<br />

bestimmter logischer Wahrnehmungsprozesse<br />

ausgelöst, die den Gesetzen des normalen Denkens<br />

bzw. der (aristotelischen) Logik entgegenlaufen und<br />

als „Inkongruenz“ bzw. „Inkonsistenz“ von Umwelt<br />

und Denken bezeichnet werden. Diese unerwartete<br />

Verbindung produziert die komische Wirkung. Die<br />

Therapie könnte daher paradoxe (widersprüchliche)<br />

Strategien wie Übertreibungen, Untertreibungen,<br />

logische Widersprüche und Verdrehungen, Wortspielereien,<br />

absurde Realitätsdeutungen, Gleichsetzungen<br />

des Konkreten mit dem Abstrakten, das<br />

Umkehren (Lächerlichmachen) des Erhabenen usw.<br />

in die therapeutische Kommunikation einbeziehen.<br />

Dimensionen der therapeutischen Wirkung<br />

des Humors<br />

Die emotionale Wirkung<br />

Humor kann Hemmungen lösen und die Entbindung<br />

verdrängter Affekte anregen. Lachen Therapeut<br />

und Klient miteinander, kommt es zu einem<br />

2


unmittelbaren, spontanen Austausch menschlicher<br />

Gefühle. Die Personen fühlen sich auf einer<br />

gleichwertigen Ebene.<br />

3<br />

Die kognitive Wirkung<br />

Das kreative Potential des Klienten wird angeregt,<br />

seine Fähigkeiten Probleme zu lösen, aktiviert.<br />

Scheinbar unumstößliche festgeschriebene Handlungsabfolgen,<br />

festgefahrene Verhaltensmuster<br />

können dadurch aufgelöst und durch flexiblere<br />

ersetzt werden.<br />

Die kommunikative Wirkung<br />

Hierbei kommt dem Humor die Bedeutung eines<br />

erfrischenden, entspannenden, originellen und<br />

anregenden Kontaktmediums zu. Wendet der<br />

Therapeut Humor in angemessener Weise an, ergibt<br />

sich zwanglos ein freundlich konstruktiver Umgangston.<br />

Fasst der Klient den mit einem Lachen<br />

vorgetragenen Kommentar des Therapeuten richtig<br />

auf, kann dieser der Auslöser für eine therapeutisch<br />

gewollte Perspektiven- und Verhaltensänderung<br />

sein. Der Klient erfährt ein Gefühl der Selbstbestätigung,<br />

einhergehend mit einer Aha-Reaktion<br />

und empfindet, für ein altes Problem eine neue<br />

Lösung gefunden zu haben. Der Umgang mit Humor<br />

bedarf großer Sorgfalt und Umsicht, um mögliche<br />

schädliche Wirkungen auszuschließen, wie es<br />

folgende Erläuterungen aufzeigen:<br />

Destruktiver Humor<br />

Wendet der Therapeut sarkastischen und entwertenden<br />

Humor an, werden auf der <strong>Seite</strong> der Klienten<br />

in der Regel Gefühle von Verletztsein und<br />

Misstrauen ausgelöst. Die therapeutische Atmosphäre<br />

kann dadurch nachhaltig vergiftet, die<br />

Beziehung Therapeut – Klient sowie der therapeutische<br />

Prozess gestört werden.<br />

Schädlicher Humor<br />

Der Therapeut vermengt Belangloses mit unpassenden<br />

ironischen und teilweise sarkastischen<br />

Bemerkungen. Diese Form der Humoranwendung<br />

schadet dem therapeutischen Prozess. Hohn und<br />

Spott sind unangebracht.<br />

Minimal hilfreicher Humor<br />

Der Therapeut richtet sich nach den Bedürfnissen<br />

seines Klienten; er reagiert bloß auf dessen<br />

Mitteilungen und setzt daraufhin Humor ein, um<br />

dem Klienten die Möglichkeit zu geben, sein<br />

Problem aus weniger ernstem Blickwinkel zu<br />

betrachten.<br />

Sehr hilfreicher Humor<br />

Der Humor des Therapeuten befindet sich im<br />

Wesentlichen im Einklang mit den Bedürfnissen des<br />

Klienten. Neue Entscheidungsperspektiven, Förderung<br />

der Einsichtsfähigkeiten des Klienten, Anregungen<br />

selbstschädigende Handlungsbereitschaften<br />

bzw. Verhaltensmuster zu erkennen und zu<br />

verändern, sind in dieser durch Freimütigkeit und<br />

Offenheit geprägten therapeutischen Beziehung<br />

gewährleistet.<br />

Besonders hilfreicher Humor<br />

Der Humor des Therapeuten stellt gegenüber dem<br />

Klienten eine tiefgehende Empathie unter Beweis.<br />

Durch schlagfertige und spontane Anwendung<br />

seitens des Therapeuten wird der Klient geistig<br />

herausgefordert Er wird selbst kreativ und kann<br />

dadurch existenzielle Einsichten zu Tage fördern,<br />

Lebensziele und Methoden zu deren Realisierung<br />

entwickeln. Zudem findet der Klient Gelegenheit<br />

seinen eigenen Humor einzuüben. Der bekannteste<br />

Arzt, der das Lachen als Therapie in der Praxis<br />

anwendet ist der Amerikaner Hunter „Patch“<br />

Adams. Der 1945 in Washington D.C. geborene<br />

Mediziner glaubt, dass die Gesundheit des Einzelnen<br />

nicht von der Familie, der Gemeinschaft und der<br />

ganzen Welt getrennt werden kann. In diesem<br />

Geiste wurde 1972 von Freunden und ihm das<br />

„Gesundheit! Institute“ gegründet. 12 Jahre lang<br />

bestand es als kostenlose Einrichtung. Eine<br />

veränderte Form des Instituts ist in West Virginia<br />

geplant. Das Ziel ist, ein traditionelles Krankenhaus<br />

mit alternativer Medizin (Akupunktur, Homöopathie,<br />

etc.) zu kombinieren. Die Pflege soll medizinische<br />

Behandlung, aber auch künstlerischen Ausdruck,<br />

Handwerk, Naturerlebnis, Bodenbewirtschaftung<br />

und Entspannung beinhalten. Vor allem populär<br />

wurde Adams als Sozialaktivist, „Bürger-Diplomat“,<br />

Profi-Clown, Darsteller und Autor. Jedes Jahr<br />

organisiert er eine Gruppe von freiwilligen Clowns<br />

aus der ganzen Welt, die gemeinsam, z. Zt., nach<br />

Russland reisen, um Waisen, Kranken und allen<br />

anderen Hoffnung zu geben. Zuletzt machte Adams<br />

als politischer Aktivist auf sich aufmerksam: Er<br />

unterstützte die Bewegung „MindFreedom<br />

International“, ein Zusammenschluss von ungefähr<br />

100 Initiativen, die für Menschenrechte von<br />

Patienten, bei denen Geisteskrankheiten diagnostiziert<br />

wurden, eintritt. Sie wurde als Gegenbewegung<br />

zur vom damaligen US-Präsident George<br />

W. Bush vorgeschlagenen „New Freedom<br />

Commission on Mental Health“ (Neue Freiheitskommission<br />

zur mentalen Gesundheit) gegründet.<br />

Diese sollte es den Behörden ermöglichen,<br />

Menschen durch Massentests und Schnelldiagnosen<br />

schneller und unbürokratisch in Einrichtungen einweisen<br />

zu können. Adams bot daraufhin Bush eine<br />

kostenlose Gehirnuntersuchung mit den Worten:<br />

„Er braucht jede Menge Hilfe. Ich werde ihn gratis<br />

empfangen“., an.<br />

Das berühmteste Lächeln<br />

der Welt: Die Mona Lisa<br />

Das Bild entstand von<br />

ca. 1503 – 1507 in/bei Florenz.<br />

Es zeigt vermutlich die<br />

Kaufmannsgattin Madonna<br />

(umgangsspr. Mona) Lisa Giocondo.<br />

Gefertigt wurde es in Ölfarben<br />

auf Pappelholz mit den<br />

Abmessungen 77 x 53 cm<br />

durch Leonardo da Vinci<br />

(1452 – 1519). Heutzutage<br />

lockt es rund 6 Millionen<br />

Besucher in den Pariser Louvre.<br />

9 www.stephanuswerkstatt.de<br />

Lachen<br />

3 lat. cognito<br />

Wahrnehmen, Erkennen<br />

Oliver Keller<br />

Quellen: Internet, Wikipedia<br />

Randnotiz<br />

Quelle: Donald Sassoon – „Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa“


Erfahrungsbericht<br />

Danach begann die große Angst!<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Intensive Pflege und dann Tod der Mutter, Verlust und<br />

Auflösung der zu großen Wohnung, Arbeitslosigkeit, dann<br />

Schlaganfall, Hirnthrombose, Epilepsie, anschließend 2monatige<br />

REHA, wieder laufen, essen, schreiben, sprechen<br />

lernen, mehrere stationäre Aufenthalte in den unterschiedlichsten<br />

Kliniken, dies war alles zu viel !<br />

Danach begann die große Angst !<br />

Schaffe ich nun alles alleine, die vielen Medikamente, eine<br />

Wohnung im 3. Stock, der ganze Haushalt ? Die Angst vor<br />

dem Alleinsein, gerade wenn Menschen fröhlich über<br />

Weihnachtsmärkte, Stadtfeste u.ä. laufen, überwältigte<br />

mich. Ich dachte an die Zeit, in der ich mich seelisch und<br />

körperlich gesund fühlte. Ich lebte in einer Beziehung, hatte<br />

Arbeit. Arbeit bedeutete Geld, Auskommen, Sicherheit und<br />

Unabhängigkeit. Man war beruhigt. Eine Rechnung im<br />

Briefkasten warf mich nicht aus der Bahn. Ich hatte Kontakte,<br />

Freunde, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Ich<br />

hatte ein Auto, ein Fahrrad, ich war mobil, ich fühlte mich<br />

nicht ausgegrenzt, konnte soziale Bindungen pflegen.<br />

Es dauerte lang, bis die Angst weniger wurde. Verschwunden<br />

ist sie bis heute nicht. Geholfen hat mir die Arbeit in der<br />

Werkstatt. Das war am Anfang auch nicht einfach, da ich mir<br />

eine Arbeit hier nicht vorstellen konnte. Mein Bild von den<br />

Tätigkeiten war vollkommen falsch. Ich war überheblich. Ich<br />

stand am Beckenrand, sah den Schwimmenden zu und<br />

glaubte: hier gehöre ich nicht hin. Doch heute sehe ich, dass<br />

ich mit der Arbeit hier vollkommen ausgelastet bin und mit<br />

höheren Ansprüchen überlastet wäre. Ich<br />

glaube, ich fange an meine Krankheit<br />

mit all ihren Konsequenzen<br />

anzuneh men. Ich freue mich auf<br />

meine Kollegen, bekomme in kleinen<br />

Schritten neue Aufgaben zugeteilt, freue<br />

mich ab und zu an meinem Leben. Am<br />

aller wichtigsten für mich ist jedoch<br />

akzeptiert zu werden und<br />

Zuspruch zu bekommen.<br />

10<br />

Ich glaube, der nächste Weihnachtsmarkt<br />

wird nicht ohne mich<br />

stattfinden…<br />

Ein Mitarbeiter der Werkstatt


Partner der Stephanus Werkstatt<br />

11<br />

Werbepartner<br />

CNC-Drehtechnik<br />

für die freundliche Unterstützung<br />

�(06441) 21040-0 . �(06441)<br />

21040-20<br />

e-mail: contact@yildiz-drehtechnik.de . Internet: www.yildiz-drehtechnik.de<br />

. .<br />

Yildiz CNC-Drehtechnik Am Schmittenberg 14 35578 Wetzlar


Ver-rückt Thema sein...<br />

Ver-rückt sein... verstehen lernen<br />

Gibt es so etwas wie Verrücktheit?<br />

Oder anders herum, wie definieren wir<br />

normal sein, gesund sein?<br />

Ein Schweizer Professor und Psychiater sagte<br />

vor kurzer Zeit:“ Es gibt nicht den ganz normalen<br />

Menschen, jeder hat eine Spur Verrücktheit in<br />

sich.“ Weiter sagte er:“Es gibt auch den supernormalen<br />

Menschen“, aber das empfände er als<br />

nicht ganz normal. Verrückt heißt nichts<br />

anderes, als dass sich etwas in meinem Leben<br />

verrückt hat. Etwas in meinem Leben hat sich<br />

verändert. Ich brauche Zeit um mich darauf<br />

einzustellen, eine Krise zu meistern.<br />

Gibt es eigentlich so etwas wie Hilfe,<br />

Verständnis von außen?<br />

Ja.<br />

Verständnis ist wahrscheinlich Übungssache,<br />

aber es lohnt sich es zu lernen, denn es lehrt uns<br />

den Menschen nebenan zu verstehen. Unverständnis<br />

müsste demnach die ungeschulte<br />

Version von "Ich merke an Dir etwas, was ich<br />

selbst nicht kenne" oder "Du hast da was, lass es<br />

mich verstehen" sein. Mein Gegenüber ernst zu<br />

nehmen und ihm das Gefühl zu geben, dass ich<br />

gleich wert bin wie er, ist eine Grundvoraussetzung.<br />

Wertschätzung.<br />

Gott liebt jeden Menschen bedingungslos. Das<br />

kann uns keiner nehmen, selbst wenn alles<br />

scheinbar schlecht wirkt. Gott schätzt uns, also<br />

haben wir keinen Grund uns untereinander nicht<br />

zu schätzen.<br />

Hilfe. Hilfe, ich habe ein Problem. Hilfe, ich will<br />

Dir helfen. Das hört sich gut an, doch nicht<br />

immer sind wir zu der jeweiligen Kontaktaufnahme<br />

bereit. Das kann die unterschiedlichsten<br />

Gründe haben. Ich denke, Hilfe in<br />

Anspruch zu nehmen, kann mir helfen, um aus<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

12<br />

einer schwierigen Situation raus zu kommen.<br />

Und möglicher Weise bin ich sogar selbst bald in<br />

der Lage auch jemandem ähnlich zu helfen. Das<br />

könnte dann vielleicht sogar unterbewusst<br />

Dankbarkeit ausdrücken.<br />

Mein Leben hat sich ver-rückt durch eine<br />

Erkrankung.<br />

Eine Regel in der Not ist: Ich habe sie mir nicht<br />

ausgesucht. Ich kann nichts dafür. Auch andere<br />

Schuldige zu suchen, ist nicht hilfreich und<br />

obendrein ist sie vom Umtausch ausgeschlossen.<br />

So'n Mist! Moment! Ich nehme mir Zeit<br />

dafür, das ist jetzt wichtig.<br />

Cut!<br />

In den bunten Klatsch- und Tratschmedien kann<br />

es für klingelnden Wohlstand nichts Dankbareres<br />

geben als ein Promi, der sich mal wieder<br />

total daneben benommen hat. Das kommt meist<br />

gut an. Selber schuld - Gewissen beruhigt.<br />

Ich behaupte, hin und wieder steckt hinter dem<br />

extremen „Daneben benehmen“ eine Erkrankung,<br />

eine menschliche. Das ist oft kein Geheimnis,<br />

das weiß auch der Medien-Langhebel-<br />

Mensch. Der weiß ja auch sonst immer alles.<br />

Trotzdem lässt er kein gutes Haar an ihm. Dazu<br />

fällt mir ein: Was Du nicht willst, was man Dir<br />

tut, das füg' auch keinem anderen zu.


Ich finde es alles andere als sozial, wie wir ganz<br />

schnell über Menschen urteilen, ohne sie zu<br />

kennen, wenn ich es brauche, hinterher so zu<br />

tun, als wenn nichts gewesen wäre, alles wieder<br />

irgendwie so zu drehen und zu vertauschen,<br />

dass es für mich passt.<br />

Ich habe auch nicht anders gehandelt bevor<br />

meine Erkrankung entgleiste. Aber jetzt habe ich<br />

u.a. Verständnis gelernt, weil es mir ähnlich<br />

geht, wie manchen meiner Mitmenschen. Ich<br />

bin froh, sensibel auf vieles geworden zu sein.<br />

Die Welt wäre weit aus blasser ohne Menschen,<br />

deren Leben nicht immer so glatt verläuft.<br />

Sie tragen dazu bei, dass sich einiges bewegt.<br />

Die meisten Bücher würden nur aus Bilanzen<br />

bestehen, die Musik und die Kunst würde einige<br />

Meisterwerke nie hervorbringen, die Politik wäre<br />

um so manche Persönlichkeit ärmer und das<br />

Fernsehen hätte viele unterbelichtete<br />

Klugsch...laumeier statt tiefsinn-iger Sensibilisten.<br />

Und wir allesamt, die wir oft unbemerkt unser<br />

Leben versuchen zu meistern, sind eine unermessliche<br />

Bereicherung für die Menschen, die<br />

darin mehr sehen als es scheint. Legen wir Wert<br />

darauf,<br />

dass unsere Gesellschaft die Eigenschaft<br />

„menschlich“ verkörpert. Helfen wir mit,<br />

den Benachteiligten, Kranken und den Menschen,<br />

die das Leben nicht so leicht nehmen<br />

können, ein gutes Umfeld zu sein. Denken Sie<br />

daran,<br />

wie vielen Menschen es leichter fallen<br />

würde z.B. eine Erkrankung zu akzeptieren, zu<br />

lernen damit umzugehen und sich anderen<br />

anzuvertrauen. Dann würde vielleicht auch der<br />

eigene Kampf leichter in Frieden aufgehen.<br />

Wäre es nicht schön, wenn wir alle gemeinsam<br />

Leben retten könnten?!<br />

„Ich wünsche mich so sehr auf eine einsame<br />

Insel oder irgendwohin, wo mich keiner kennt.“<br />

Was ist mit mir und meinen Träumen, die ich mit<br />

meinen Lieben hatte, alles dahin? Unerreichbar?<br />

Zerplatzt? Vielleicht sogar zerpiekst bei meinem<br />

Ein-igeln ?<br />

13<br />

Ist die Welt überhaupt fähig, mich mit meinen<br />

Facetten anzunehmen oder muss ich mir eine<br />

Fassade schaffen ?<br />

Wenn die Angst, nicht mehr so stark zu sein und<br />

der so starken Gesellschaft und meinen so<br />

hohen Ansprüchen scheinbar nicht mehr<br />

gewachsen zu sein, nachlassen würde, würde<br />

dann vielleicht vieles leichter fallen ? Wäre dies<br />

eine Möglichkeit darüber nachzudenken ? Vielversprechend,<br />

oder ?<br />

„Ein kleiner Schritt für , ein großer für die<br />

Menschheit“, so Neil Armstrong bei seinen<br />

Gehversuchen auf dem Mond. Machen wir uns<br />

alle auf zu Gehversuchen zu neuen Perspektiven.<br />

Ich vermute, dass viele Menschen unheimliche<br />

Angst davor haben, dass die eigene Schwäche<br />

sichtbar wird, Menschen sich darüber das<br />

M…und zerreißen , nichts mehr so bleibt, wie es<br />

ist, man alles verliert, man plötzlich nicht mehr<br />

integriert ist, man keine Freunde mehr hat, alles<br />

nur noch schlimmer wird, die unschöne Phase<br />

alles grau färbt und nicht mehr aufhört weh zu<br />

tun. Innere Konflikte tauchen auf. Mein Grübeln<br />

ist ein quälendes Hamsterrad, meine Gedanken<br />

sind nur noch schlimm. Kein Wunder, das Gehirn<br />

verändert sich während einer Krankheitsphase<br />

und arbeitet dann ganz ungewohnt, was den<br />

Betroffenen und seine Mitmenschen beängstigen<br />

kann. Diese akuten Zeiten können sehr<br />

schwer sein, auch weil ein Leben immer wieder<br />

davon geprägt sein kann. Denn auch außerhalb<br />

des Akuten zieht eine Erkrankung weite Kreise.<br />

Eine Unterstützung u.a. in einer Therapie zu<br />

erfahren und in einem guten Umfeld wirken zu<br />

können, kann das gesamte Leben festigen. Die<br />

Entwicklung zu einem Leben, , kann Mühe und Leiden wert sein !<br />

Seit es Menschen gibt, gibt es auch Schwierigkeiten,<br />

die es zu meistern gilt. Schaffen wir das<br />

nicht auf Anhieb ohne Hilfe, dann braucht es<br />

einen wachsamen Menschen, der von seinen<br />

Herzensinstrumenten Gebrauch macht, ohne<br />

gleich zu kommentieren und Ratschläge zu<br />

verteilen.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Ver-rückt sein...


Ver-rückt Thema sein...<br />

Ein offenes Ohr ist ein guter Schritt.<br />

Auch die längste Krise ist mal vorbei. Es ist<br />

oftmals leichter, Hilfe in Anspruch zu nehmen als<br />

alleine gegen schier Unlösbares anzukämpfen.<br />

Da ist auch noch Gott, er bietet uns gerne seine<br />

Hilfe an. Er kann auch durch andere helfend<br />

wirken, z.B. auch Mut und Trost zusprechen.<br />

Freuen wir uns auf einen neuen Morgen, denn<br />

nur zusammen mit Tag und Nacht sind wir in der<br />

Lage, beide Pole, Glück und Melancholie, ausgewogen<br />

zu erleben.<br />

Wunderbar sind wir alle, manche sogar etwas<br />

sonderbar, aber das wirkt bestimmt auch nur so.<br />

Und eine Spur Verrücktheit hat auch die<br />

„Weltbeweger“ vor uns zu echt sympathischen<br />

Menschen gemacht.<br />

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es gibt sehr<br />

viele gute Angebote z.B. für psychisch erkrankte<br />

Menschen. Aber muss immer erst ein Mensch,<br />

wie z.B. kürzlich Robert Enke, sterben, bevor die<br />

Gesellschaft für wenige Wochen wachgerüttelt<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

12 14<br />

ist und dann wieder jeder genug eigene Sorgen<br />

hat.<br />

Angst kann so schrecklich sein.<br />

Können wir sie gemeinsam abbauen?<br />

Nur wenn wir nicht Augen, Ohren und Mund<br />

verschließen, wir uns der Problematik bewusst<br />

sind und uns ihr stellen, können wir Erfolg<br />

haben. Lassen Sie uns daran arbeiten, die Welt,<br />

in der wir leben, für alle erträglich/er zu machen.<br />

Mindestens über Möglichkeiten nachzudenken<br />

ist es wert.<br />

Ist das nicht wundervoll, was alles in uns<br />

Menschen steckt, auch gerade weil nicht immer<br />

alles glatt läuft. Wir können so viel bewegen,<br />

wenn wir uns gegenseitig ergänzen und<br />

unterstützen. Schon zu zweit kann der eine den<br />

anderen stärken, Mut machen, neue Perspektiven<br />

aufzeigen und mehr. Das tut so gut, für<br />

beide. Glauben wir ruhig auch an das Gute im<br />

Menschen, aber gehen wir auch mit den<br />

Schwächen nicht achtlos um.<br />

Danke.<br />

Ein Mitarbeiter


Dirk<br />

Demand<br />

Praktikum<br />

bei der<br />

Fa. Centroil<br />

in Wetzlar<br />

Berufliche Integration<br />

15<br />

Berufliche Integration<br />

Vom 31. August 2009 bis zum<br />

12. Dezember 2009 absolvierte<br />

ich ein Betriebspraktikum bei der<br />

Fa. Centroil in Wetzlar.<br />

Die Fa. Centroil ist im Tankschutz-Service<br />

und im Haustechnik-Service tätig, d.h.<br />

Kunden können sich z.B. an die Centroil<br />

wenden, wenn sie einen Öltank zum<br />

Reinigen haben oder an der Pumpe der<br />

Ölheizung etwas defekt ist. In diesem<br />

Falle entsendet die Fa. Centroil Außendienstmonteure<br />

zu den jeweiligen Kunden.<br />

Desweiteren baut die Fa. Centroil<br />

neue Öltanks ein oder legt alte Öltanks<br />

still. Ebenfalls wird der Einbau von Solaranlagen<br />

angeboten. Ich kannte diese<br />

Firma, weil ich bereits im April 2000 dort<br />

von einer Maßnahme des Arbeitsamtes<br />

aus ein Praktikum absolviert hatte. Da<br />

Centroil gerade dabei war eine neue<br />

Warenwirtschaftssoftware zu installieren,<br />

konnten sie noch gut eine zusätzliche<br />

Kraft gebrauchen. Meine Arbeit bestand<br />

darin, die Kundenstammdaten und Artikelstammdaten<br />

aus der alten Warenwirtschaftssoftware<br />

in die neue Warenwirtschaftssoftware<br />

einzupflegen und für den<br />

Telefondienst zur Verfügung zu stehen.<br />

Die Arbeitszeit war Mo-Do von 08.00 bis<br />

14.30 Uhr und Feitags von 08.00 bis<br />

14.00 Uhr. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht<br />

und mit den Kollegen und meinem<br />

Vorgesetzten habe ich mich sehr gut verstanden.<br />

Ich wurde sogar am 05. Dezember<br />

‘09 zur Weihnachtsfeier mit anschliessendem<br />

Kegeln in die Gaststätte Failing in<br />

Waldgirmes eingeladen. Zum Abschied<br />

am 12. Dezember 2009 bekam ich ein<br />

kleines Präsent überreicht, worüber ich<br />

mich sehr gefreut habe, und im Abschlußgespräch<br />

mit Frau Günther (Sozialdienst<br />

Stephanus Werkstatt) wurde noch einmal<br />

deutlich, dass beide <strong>Seite</strong>n sehr zufrieden<br />

mit der Zusammenarbeit waren.<br />

Dirk Demand<br />

www.stephanuswerkstatt.de


Tiergarten Weilburg<br />

Zur Geschichte<br />

Die Entstehung des von Hessen-Forst betriebenen<br />

Tiergartens geht auf das Jahr 1590<br />

zurück, als Graf Albrecht II Damwild hielt,<br />

dieses diente zur Verköstigung am Hofe. In<br />

den Jahren 1685 - 1688 wurde das Gelände zu<br />

einem Jagdpark mit drei Weihern angelegt.<br />

Die Größe des Parks ist seit diesen Jahren<br />

gleichbleibend 93 Hektar groß. 1970 wurde<br />

dem historischen Park, mit der Eröffnung des<br />

Tiergartens als Wildpark mit heimischen und<br />

ehemals heimischen Tierarten, neues Leben<br />

eingehaucht.<br />

Erlebnis Tierreich<br />

Tiergarten Weilburg, Hirschhausen<br />

Was liegt näher?<br />

Besuch im Tiergarten – Unsere Eindrücke<br />

Heute ist der landschaftlich reizvolle Park zu<br />

jeder Jahreszeit ein Erlebnis für Jung und Alt.<br />

Die Besucher können um die 21 Tierarten bestaunen.<br />

Schön angelegte Rundwege, mit<br />

einer Gesamtlänge von ca. 6 km, lassen die<br />

großartige Idylle erfassen. Es laden viele<br />

Bänke und Rastplätze zum Verweilen ein. Als<br />

wir den Park betraten, begrüßten uns schon<br />

nach einigen Metern die Gänse mit lauthalsem<br />

Schnattern. Im Tiergarten sind im letzten Jahr<br />

die Braunbären Steve und Tim neu hinzugekommen.<br />

Die beiden fühlen sich in ihrem, groß<br />

angelegten und freizügigen, Gehege sichtlich<br />

wohl; einfach bärenstark! Außerdem bietet<br />

sich die Gelegenheit, muntere Otter und<br />

neugierige Wölfe in ihrer vollen Pracht zu<br />

entdecken. Weitere Tiere, wie Elche und<br />

Luchse, um nur einige zu nennen, bereichern<br />

die Anlage.<br />

„Drum herum“<br />

Die kleinsten Besucher können auf dem<br />

Spielplatz am Dillhäuser Bauernhaus nach<br />

Herzenslust spielen und toben, in guter<br />

Sichtweite ihrer Eltern. Ein stimmungsvolles<br />

Fachwerkhaus mit einer behaglichen Gaststätte<br />

bietet neben Kaffee und Kuchen eine<br />

gut bürgerliche Küche. Auf der Sonnenterrasse<br />

direkt am Teich kann man den Tag<br />

wunderbar ausklingen und nochmals träumerisch<br />

Revue passieren lassen.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

16


Bald noch attraktiver<br />

Interessante Planungen:<br />

Das ehemalige Forsthaus wurde zu einem<br />

„Kinderforsthaus” umgebaut, dort befindet<br />

sich dann eine Kindertagesstätte.<br />

Nebenan wird ein Streichelzoo angelegt.<br />

Geplant ist zudem ein Beobachtungs-<br />

Pavillon, durch den die Besucher die<br />

Möglichkeit haben werden, die Bären aus<br />

nächster Nähe zu sehen. All das regt dazu<br />

an, sich ein Bild davon auszumalen und zu<br />

erahnen, wie der Tiergarten zukünftig<br />

seine Besucher aufs Neue verzaubern<br />

kann. Auch ist man weiterhin darauf<br />

bedacht, den Bedürfnissen der Tiere mit<br />

Achtsamkeit zu begegnen. Gerne blickt<br />

man im Weilburger Tiergarten auf das Jahr<br />

2009 zurück, denn es konnten stolze<br />

100.000 Besucher gezählt werden. Soweit<br />

die Neuigkeiten des Tiergartens, um die<br />

wichtigsten Nachrichten zu erwähnen.<br />

Abschließend können wir hinzufügen:<br />

Im Wildpark „Tiergarten Weilburg”, Hirschhausen,<br />

bekommt man die Möglichkeit,<br />

einen tollen Spaziergang mit vielen<br />

tierischen Begegnungen und Eindrücken<br />

zu einem schönen Tag zu machen.<br />

Öffnungszeiten<br />

Ganzjährig geöffnet.<br />

Im Sommer von 9:00 Uhr – 19:00 Uhr und<br />

im Winter von 9:00 Uhr bis zum Einbruch<br />

der Dunkelheit.<br />

Eintrittspreise, Informationen zu Gruppen<br />

und Führungsangebote erfragen Sie unter<br />

Telefonnummer: 06471/ 8066<br />

Michael Klein, Damian Roth<br />

Foto: Hessenforst<br />

Foto: Hessenforst<br />

17 www.stephanuswerkstatt.de<br />

Tiergarten Weilburg


20 Jahre Stephanuswerk<br />

Der 20. Geburtstag-<br />

Das Stephanuswerk verbindet seine Feier mit Denkanstoß<br />

Herr Roth, psychisch erkrankter Mitarbeiter der<br />

Stephanus Werkstatt, sagte, dass er es als wertvoll<br />

empfindet druckfrei zu sein. Außerdem könne es gut sein,<br />

etwas zu tun, das zu einem Menschen passt und ihm<br />

Freude bereitet. Eine gute Medikamenteneinstellung, eine<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Erkrankung<br />

und deren Akzeptanz geben ihm neben seinem Umfeld<br />

Stabilität.<br />

x<br />

Frau Kornmann, ebenfalls erfahren mit psychischer<br />

Erkrankung, machte den Menschen Mut, die sich durch<br />

ihre Krankheit eingeengt fühlen. Sie sagte, dass es<br />

vielleicht sogar Potentiale in einem Menschen gibt, die<br />

man vor einer Erkrankung noch gar nicht kannte. Sie sieht<br />

eine Erkrankung als Herausforderung und Möglichkeit an,<br />

sich weiterzuentwickeln. Weiter sagte sie, dass das Bild<br />

psychisch Kranker in der Öffentlichkeit meist verkehrt sei.<br />

Nun waren die beiden Hauptamtlichen Frau Stoll und Herr<br />

Haase an der Reihe.<br />

x<br />

Frau Stoll berät und begleitet Menschen in der Infozentrale<br />

Pflege und Alter. Sie verbindet Krankheit auch mit<br />

Einsamkeit und allein sein. „Wenn ältere Menschen ohne<br />

wichtige Personen oder Ankerpunkte dastehen, kann das<br />

dazu führen, dass sie sich krank fühlen. Man kann dem<br />

selbst entgegenwirken, indem man versucht, im Alter<br />

aktiv zu bleiben und Kontakte zu pflegen“, so Frau Stoll.<br />

Herr Haase ist Mitarbeiter im Betreuten Wohnen für<br />

psychisch erkrankte Menschen im Haus Sandkorn.<br />

Er sagt, dass er die Fähigkeit der Menschen, Situationen zu<br />

meistern, bewundert. Es sei wichtig hinter ihnen zu<br />

stehen, sie vorurteilslos anzunehmen und ihre Fähigkeiten<br />

anzuerkennen. Hin und wieder „nimmt er sie an der<br />

Hand“. Er berichtet von einem Mann, der eine<br />

psychotische Krise hinter sich hatte und nach und nach<br />

sich öffnen konnte. Schließlich kaufte er sich ein Handy<br />

und meldete sie beide bei einer Partnervermittlungsagentur<br />

an.<br />

Dies war ein weiterer Beitrag, der den Menschen im<br />

Publikum ein Lächeln ins Gesicht zauberte und vielleicht<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Am 5. Oktober 2009 trafen sich Vertreter aus der kommunalen Politik,<br />

Freunde des Stephanus Werks und interessierte Menschen in der<br />

Stadthalle Wetzlar, um zusammen den Jahreshöhepunkt der Feierlichkeiten<br />

des 20. Geburtstags des Stephanus Werkes zu begehen.<br />

Außerdem hielt Pater Anselm Grün einen Vortrag zum Thema „Was macht<br />

Menschen krank?“ Mathias Rau, der Leiter des Stephanus Werks, hieß alle<br />

Gäste herzlich willkommen und führte durch das Vorprogramm. Er<br />

beschrieb die Arbeit des Stephanus Werks so: „Das ist für uns gelebte<br />

Diakonie durch Hauptamtliche, durch Ehrenamtliche, und unsere<br />

Aufgabe ist es: den Menschen sehen, annehmen und ihn begleiten, weil<br />

Gottes Liebe niemanden ausschließt, ob er arm ist oder reich, ob er<br />

gesund ist oder krank.” Die Gäste waren mittendrin, als es um die Frage<br />

ging, was Menschen krank macht. Um das in wenigen Sätzen<br />

aufzuschließen, befragte Herr Rau Menschen aus verschiedenen<br />

Bereichen des Stephanus Werks.<br />

18<br />

ein Moment, der eine kleine Brücke zwischen Gesund<br />

und Erkrankt aufzeigte. Herr Rau befragte Herrn Haß und<br />

Frau Scheuber, die beide ehrenamtlich im ambulanten<br />

Hospiz Dienst, des Stephanus Werkes tätig sind.<br />

Herr Haß wurde gefragt, ob es möglich sei, sich mit<br />

seiner Krankheit auszusöhnen. „Ja, es ist möglich.“, so<br />

Herr Haß. „Wenn ein Mensch aufmerksam, achtsam und<br />

liebevoll und den Menschen zugewandt sein kann, kann<br />

ihm das Aussöhnen mit seiner Krankheit leicht fallen. Mit<br />

dem Satz „Was hier drin ist, muss auch hier drin bleiben“<br />

wird dies einem Menschen schwerer fallen.<br />

Herr Haß, sagt, es fällt ihm schwer an Gott als eine<br />

Institution zu glauben, die richtet oder auch Gnade<br />

walten lässt. Im Streben nach Wahrheit, nach<br />

Vollkommenheit und Liebe, fehlt dies im Leben mit einer<br />

Krankheit. Er glaubt, das Krankheit schon etwas mit dem<br />

lieben Gott zu tu hat.<br />

Frau Scheuber sprach über ihre Motivation zum ehrenamtlichen<br />

Hospiz-Dienst: „Ich möchte damit mich für<br />

mein eigenes Leben bedanken, auch bei Gott. Dieser<br />

Dank verlangt Ausdruck zu bekommen und das versuche<br />

ich bei dieser, wie ich finde, sehr menschenfreundlichen<br />

Arbeit. Beim Hoffnung ausstrahlen geht es hauptsächlich<br />

darum die Menschen zu begleiten, auch die Angehörigen<br />

der Schwerkranken. Sie vielleicht dazu zu bringen, sich in<br />

die Lage ihres demenzkranken Vaters oder der<br />

krebskranken Schwester zu versetzen, und so deren<br />

Wünschen, vielleicht deren letzten Wünschen, auf die<br />

Spur zu kommen.<br />

Der Frage-Antwort-Teil brachte den Anstoß, über<br />

Gehörtes noch einmal zu reflektieren. Für den<br />

musikalischen Ohrenschmauß sorgten Manuela Michaeli<br />

mit ihrer gewaltigen Stimme und Rolf Weinreich an der<br />

Akustikgitarre. Besonders tief unter die Haut des<br />

Publikums, ging ihre Interpretation des Rosenstolz Songs<br />

„Liebe ist alles” So war es bis dahin schon ein Abend mit<br />

interessanten Fragen, Antworten und Impulsen, der eine<br />

gute Einstimmung zu Pater Anselm Grün's Vortrag war<br />

und gute Resonanz bei den bei Gästen denerhielt. Gästen erhielt.


Vortrag Anselm Grün<br />

Vortrag von Pater anselm<br />

Grün –<br />

Was macht Menschen krank? 05.10.09<br />

zur Person:<br />

anselm Grün legte 1964 sein Abitur am<br />

Riemenschneider-Gymnasium in Würzburg ab<br />

und trat noch im selben Jahr ins Noviziat an der<br />

nahe gelegenen Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach<br />

ein. Von 1965 bis 1971 studierte er Philosophie und<br />

Theologie in St. Ottilien und in Rom. 1974 promovierte er<br />

zum Doktor der Theologie, wobei er sich in seiner<br />

Dissertation mit Karl Rahner beschäftigte. 1974 bis 1976<br />

studierte Anselm Grün Betriebswirtschaftslehre in<br />

Nürnberg. Sein erstes Buch erschien 1976 und trägt den<br />

Titel „Reinheit des Herzens“. Bis zum heutigen Tage<br />

folgten circa 200 weitere spirituelle Bücher. Seit dem Jahre<br />

1977 ist er als Cellerar der Abtei Münsterschwarzach<br />

verantwortlich für die wirtschaftliche Leitung der Abtei mit<br />

ihren insgesamt 20 Betrieben und der Missionsarbeit.<br />

Anselm Grün hat seit den 1970er Jahren mit seinen<br />

Mitbrüdern nach neuen Aufbrüchen in der Spiritualität<br />

gesucht. So ließ er sich vor allem von der Psychologie Carl<br />

Gustav Jungs inspirieren und widmete sich intensiv<br />

asiatischen Meditationstechniken Am 5. Oktober 2009 war<br />

er anlässlich der Feierlichkeiten des 20-jährigen<br />

Bestehens des Stephanus Werks in Wetzlar zu einem<br />

Vortrag zum Thema „Was macht Menschen krank” zu Gast.<br />

1. Krankheitsmodelle – Ursachen und mögliche<br />

Fragestellungen<br />

Wenn wir die Frage stellen, was macht Menschen krank,<br />

sollen wir uns hüten, vor dieser Tendenz unserer<br />

Gesellschaft, für alles Ursachen zu finden und für alles<br />

Schuldige zu finden. Natürlich gibt es die Tendenz zu<br />

fragen; „Was macht Menschen krank?“ Sind es äußere<br />

Umstände?<br />

Es gibt das kausale, reduktive Krankheitsmodell, es<br />

reduziert Krankheit auf eine vergangene Ursache. Wenn<br />

ich dieses Modell verallgemeinere, dann wird es oft genug<br />

zur Anklage.<br />

Eine kranke Frau bekommt zu hören; „Du bist krank<br />

weil...“<br />

Sie merkt, dass sie früher genauso geurteilt hat. Wenn ich<br />

krank bin, kann ich nicht mehr so leben, dann gebe ich<br />

jedem Kranken das Gefühl, du bist selbst schuld.<br />

Der Satz „Du machst Dir Deine Krankheit selber.“, klingt<br />

vernichtend für jeden Kranken. Wenn sich jemand eine<br />

Theorie über meine Krankheit macht, ist er wahrscheinlich<br />

nicht bereit, mir zu begegnen, sich auf meine Krankheit<br />

einzulassen.<br />

Im finalen Krankheitsmodell von C.G. Jung heißt es: „Ich<br />

frage die Krankheit, was will sie mir sagen?“ Die Botschaft<br />

ohne die Frage: „Was ich verkehrt gemacht habe.“ ist<br />

vielmehr;<br />

„Wie soll ich mein Leben ändern? Welche Akzente soll ich<br />

setzen? Wie? Was ist die Herausforderung der Krankheit,<br />

jetzt für mich?“<br />

Ein weiteres Modell ist das der Synchronität, der<br />

19<br />

Gleichzeitigkeit, dass Krankheit oft gleichzeitig auftritt<br />

mit psychischen, äußeren Situationen, ohne dass man<br />

das kausal erklären kann.<br />

2. Psychische Erkrankung –<br />

Ausdruck gesellschaftlicher Nöte<br />

Gerade die Krankheit psychisch Kranker drückt nie nur<br />

die persönliche Situation aus, sondern oft auch eine<br />

gesellschaftliche Situation. Psychisch Kranke sind oft<br />

sehr sensible Menschen, die einfach alte<br />

Grundeinstellungen der Gesellschaft nicht mitmachen<br />

können und deswegen mit Krankheit reagieren. Deshalb<br />

ist es eine Herausforderung an uns selbst; „Was läuft in<br />

unserer Gesellschaft falsch?“<br />

3. Maßlose Ansprüche<br />

Was macht Menschen krank? Das sind sicher oft maßlose<br />

Ansprüche an uns selber.<br />

Der Gesellschaft wird propagiert, dass ich immer<br />

erfolgreich bin, immer cool bin, immer gut drauf, immer<br />

alles im Griff habe und immer alles positiv sehe. Das sind<br />

Maßstäbe, die aber unserem Leben nicht entsprechen.<br />

Wenn wir unserem Leben nicht gemäß leben, werden wir<br />

krank.<br />

Daniel Hell, ein Schweizer Psychiater, sagt: „Krankheiten<br />

sind ein Hilfeschrei der Seele gegen übertriebene<br />

Ansprüche an unser Leben.<br />

Wir sollten dankbar sein, wenn die Seele rebelliert, weil<br />

sie uns dann zeigt, was unser wahres Maß ist. Es ist eben<br />

mich mit meiner Durchschnittlichkeit anzunehmen, mit<br />

www.stephanuswerkstatt.de


Vortrag Anselm Grün<br />

meinen Fähigkeiten, aber auch mit meinen Grenzen. Das<br />

Klima unserer Gesellschaft macht es uns oft schwer das<br />

Maß in uns selber anzunehmen. In diesem Klima, wo ich<br />

meine, ich bräuchte nur positiv denken, dann wäre alles<br />

gelöst, habe ich keinen Raum für mich, da kann ich nicht<br />

leben. Da habe ich das Gefühl, ich bin ein Versager. Wenn<br />

wir übertreiben und meinen, wir könnten alles machen,<br />

rebelliert die Seele dagegen.<br />

4. Die Unachtsamkeit<br />

Ein Ingenieur (58) hatte den Anspruch „Ich als Teamleiter<br />

muss der Schnellste sein.“<br />

Ich sagte: „Sie müssen nicht mehr der Schnellste sein.<br />

Stärken sie ihren Mitarbeitern den Rücken, dann tun sie<br />

sich leichter und es kommt genau so viel heraus.“<br />

Er ist krank geworden, er hat die Einstellung nicht<br />

verändert. Er hat nicht auf seine Seele geachtet.<br />

5. Grundannahmen unseres Lebens<br />

Ängste gehören zum Menschsein. Wenn ich keine Angst<br />

hätte, hätte ich auch kein Maß.<br />

Genauso gehören traurige Stimmungen zum Mensch sein.<br />

Es gibt nicht nur Freude.<br />

Ich werde eingeladen die Grundannahmen meines Lebens<br />

zu hinterfragen, wie zum Beispiel die falsche Annahme<br />

„Ich darf keinen Fehler machen, sonst bin ich nichts wert.<br />

Als Mensch darf ich auch Fehler haben und Fehler machen.<br />

Wie definiere ich mich: Von Menschen, ihren Erwartungen<br />

und ihren maßlosen Ansprüchen? Dahinter steckt die<br />

Sehnsucht: alle sollen mich mögen, alle sollen<br />

einverstanden sein mit mir, alle sollen mich bewundern.<br />

Ich merke wie unrealistisch es ist, wie maßlos es ist.<br />

Oder definiere ich mich von Gott?<br />

6. Die schwarz gekleidete Dame - Eine Einladung<br />

mein Maß zu finden<br />

Ich denke, alles will mir etwas sagen. Meine Angst, sie will<br />

mich einladen, das richtige Maß zu finden. C.G. Jung<br />

gebraucht das Bild der schwarz gekleideten Dame:<br />

„Wenn sie an Deine Türe klopft, lass sie ruhig eintreten, sie<br />

hat dir etwas zu sagen.“<br />

Ich sagte zu einem Priester der eine Erschöpfungsdepression<br />

hatte: „Sie müssen sich aussöhnen mit ihrer<br />

Depression. Sie können nicht mehr so arbeiten wie früher,<br />

zehn Stunden am Stück. Sie müssen ihr Maß halten und<br />

das heißt eben; alle zwei Stunden eine Pause machen.“<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

20<br />

Sich von seinen Vorstellungen zu verabschieden und die<br />

Krankheit zu befragen, aber nicht nach den vergangenen<br />

Ursachen, sondern den Blick nach vorne zu richten, das<br />

ist nicht leicht.<br />

Lassen sie die Deutungen, lassen sie diese krampfhafte<br />

Suche nach Ursachen.<br />

7. Die Gefahr zu übertriebener Spiritualität -<br />

Einen möglichen Umgang finden<br />

Manche psychischen Krankheiten sind bedingt durch<br />

eine falsche Spiritualität. Entweder durch maßlose<br />

Vorstellungen vom Bösen: „Ich bin verdammt.“<br />

Oder eben durch die Gefahr der zu großen<br />

Verheißungen; „Wenn ich bete, klappt alles. Dann bin ich<br />

immer gesund.“ Solche Verheißungen machen den<br />

Menschen krank.<br />

Bei einer Frau war das Problem, dass sie durch die<br />

Psychiatrie fast immer nur gedämpft worden ist. Man hat<br />

ihr die religiösen Ideen bzw. etwas von ihren Wurzeln<br />

abgeschnitten. Wichtig aber war, dass sie sich von den<br />

übertriebenen Erwartungen verabschiedet hat.<br />

Alle übertriebene Maßlosigkeit, wie: „Ich bin voll vom<br />

heiligen Geist und weiß, wie die Welt läuft.“, kann in die<br />

Psychose führen. Es besteht in der Spiritualität die<br />

Gefahr, in eine heile Welt zu fliehen.<br />

Es ist wichtig, das Maß zwischen Himmel und Erde zu<br />

finden. Ich kann mich nur für den Himmel öffnen, wenn<br />

ich mit beiden Beinen auf der Erde stehe.<br />

8. Zerbrechen, aufbrechen, aufgebrochen sein<br />

Wenn ich an den Vorstellungen vom Leben festhalte,<br />

dann wird die Krankheit mich zerbrechen. Es gibt die<br />

Illusion ich bräuchte mich nur gesund zu ernähren,<br />

gesund zu leben, dann hab ich keine Probleme, dann<br />

werde ich 80 Jahre gesund leben.<br />

Lasse ich diese Illusion zerbrechen, dann entdecke ich,<br />

wer ich denn eigentlich bin. Was ist mein wahres Selbst?<br />

Ich bin mehr als der Gesunde und Starke.<br />

Wo ich mit diesem unberührten Bild, was Gott sich von<br />

mir gemacht hat, in Berührung komme, zerbricht das<br />

Bild, das ich von mir gemacht habe. Es ist schmerzlich,<br />

dieses Bild zerbrechen zu lassen.<br />

Es ist eine neue Lebensqualität, wenn ich aufgebrochen<br />

für neue Möglichkeiten des Lebens bin. Ich wage einen<br />

Aufbruch. Die Krankheit, die meine Vorstellungen<br />

zerbricht, kann auch ein Weg sein, zu einem Aufbruch in<br />

ein neues Land.<br />

9. Der Umgang mit der Frage „Was macht uns<br />

denn gesund?“<br />

Das Wichtigste ist, sich mit der Krankheit auszusöhnen.<br />

Mitscherlich hat ein gutes Buch geschrieben; „Die<br />

Unfähigkeit zu trauern.“ „Krankheit heißt betrauern,<br />

dass ich Abschied nehmen muss von Illusionen. Aber<br />

auch um auf den Grund meiner Seele zu kommen und<br />

das Potential zu entdecken, das in mir liegt.<br />

10. Wie sind die Heilungsgeschichten Jesu richtig<br />

einzuordnen?<br />

Die Bibel beschreibt die Heilung von vielen<br />

psychosomatischen Krankheiten, so z.B. die<br />

Gelähmtheit. Jesus gibt den Menschen Mut: „Steh auf,


mitten aus deiner Schwäche, nimm dein Bett, deine<br />

Krankheit, deine Unsicherheit, deine Hemmungen, deine<br />

Blockaden, deine Angst unter den Arm und geh’ deinen<br />

Weg, mit dem Bett.“ Das ist die Heilung.<br />

Der Besessene von Gerasa, er zieht sich zurück vom<br />

Leben, er wird abgelehnt, sie wollen mit ihm nichts zu tun<br />

haben. „Du bist nichts, du taugst nichts, du bist<br />

unmöglich, mit dir kann man es nicht aushalten.“ Das hat<br />

seine Seele zertrampelt. Er hat keinen Kern in sich, dass<br />

Heilung geschieht. Jesus glaubt an die Person des<br />

Menschen. Er hält an ihm fest. „Wer bist du? Du bist doch<br />

ein anderer.“<br />

11. Gute Rituale<br />

Ein gut strukturierter Tag ist wertvoll. Wenn ich innerlich in<br />

mir keine Ordnung habe,<br />

brauche ich die äußere Ordnung, die mich hält, die mich in<br />

Ordnung bringt; der klare Tag<br />

und eben gesunde Rituale. Rituale schaffen eine heilende<br />

Zeit, einen heilenden Raum.<br />

Wenn ich ein Ritual habe, ich einen Tag mit einer Stillen<br />

Zeit, mit einem Gebet, einer Gebärde beginne, dann habe<br />

ich das Gefühl, ich lebe selber, als gelebt zu werden.<br />

Die Zeit gehört mir. Ich werde nicht von außen gelebt,<br />

gesteuert, sondern ich habe etwas, was ich selber<br />

strukturieren kann.<br />

Rituale schaffen Heimat. Da fühl’ ich mich daheim, es ist<br />

mein Leben, so wie ich es lebe.<br />

Rituale bringen uns in Berührung mit den Wurzeln. Wir<br />

haben das Gefühl: „Wir müssen nicht alles selber<br />

machen.“ Wir tauchen ein in die Wurzeln, werden Teil<br />

einer Lebenskraft unserer Vorfahren, der Glaubenskraft<br />

unserer Vorfahren. Manchmal ist die Depression auch ein<br />

Hilfeschrei gegen die Wurzellosigkeit unseres Lebens.<br />

Aber wir haben immer auch eine gesunde Wurzel.<br />

12. Das therapeutische Kirchenjahr<br />

Ein anderer Aspekt des gesunden Lebens ist das ganze<br />

christliche Leben mit all seinen verschiedenen<br />

Gottesdiensten und Formen. All das sind heilende<br />

Wirkungen. C.G. Jung sagt: „Das Kirchenjahr ist ein<br />

therapeutisches System. Da werden wichtige Themen der<br />

Seele angesprochen.“<br />

13. Die Krankheit als wertvoll anzusehen/ Ein Licht<br />

kann von mir aus gehen<br />

Wir sollen dankbar sein, wenn die Psyche sich regt. Die<br />

Krankheit drängt uns dazu, das eigene Ego aufzubrechen<br />

und durchlässig zu sein für Gott. Ich kenne kranke<br />

Menschen, die durchlässig sind, wo man ein Licht, ein<br />

Leuchten in ihren Augen sieht.<br />

Die im Hospiz Arbeitenden, die manchen Sterbenden<br />

erleben, gehen beschenkt von Kranken weg. Aber es gibt<br />

auch psychisch Kranke, die etwas ganz Wichtiges<br />

ausstrahlen.<br />

Manche Menschen haben mit ihrer Krankheit trotzdem<br />

etwas ganz Wesentliches für diese Welt getan. Sie sind<br />

zum Segen geworden für die Menschen. Gaudino hat die<br />

Erfahrung gemacht, dass seine Depression nicht nur, seine<br />

persönliche Lebensgeschichte ist, sondern dass sie<br />

manchmal wie eine Reinigung der Atmosphäre ist. Der<br />

Depressive nimmt das wahr, was in der Gesellschaft ist<br />

Vortrag Anselm Grün<br />

und wenn er es ausleidet, kann die Gesellschaft ein Stück<br />

heiler werden.<br />

14. Das Mensch sein besteht neben Freude auch<br />

aus Dunkelheit und Tiefe<br />

Für manche Kranke ist die Frage wichtig: „Warum trifft es<br />

gerade mich?“<br />

Das ist nicht die Beurteilung, weil ich zu schwach, weil ich<br />

zu empfindlich bin, sondern ich kann es ja auch anders<br />

sagen: „Ich bin so sensibel, weil ich wahrnehme, was diese<br />

Welt trägt.<br />

„Was soll denn ich mit meiner Lebensspur eingraben?“ Es<br />

wird nicht erwartet, dass sie eine fröhliche Lebensspur<br />

eingraben, wenn dies nicht passt. Aber wenn sie sich<br />

aussöhnen mit ihrer Depression, dann wird von ihnen<br />

etwas Geheimnisvolles ausgehen.<br />

Die Menschen spüren das Leben ist nicht mehr so glatt, es<br />

gibt auch die Tiefe, es gibt auch die Dunkelheit in unserem<br />

Leben und sie können trotzdem Hoffnung ausstrahlen.<br />

15. Zusammenfassend<br />

Wir können uns nicht aussuchen, welche Krankheit uns<br />

trifft. Keiner hat eine Garantie. Wir können nur schauen,<br />

wie wir damit umgehen. Die Krankheit ist eine spirituelle<br />

Herausforderung. So wünsche ich allen, die gesund sind<br />

oder krank, dass sie das richtige Maß ihres Lebens<br />

entdecken. „Was will mir das Leben sagen mit all den<br />

Erlebnissen und Begegnungen, die ich habe? Was will mir<br />

die Krankheit sagen? Was will mir meine Kraft, meine<br />

Schwäche sagen?“ Und ich wünsche ihnen obgleich sie<br />

sich gesund oder krank fühlen, dass sie vertrauen; „So wie<br />

sie sind, sind sie gesegnet, von Gott angenommen, und<br />

auch gebrochen und können zum Segen werden für<br />

andere.” Ich danke Ihnen.<br />

Der Vortrag sinngemäß wiedergegeben nach A. Grün vom 05.10.09<br />

21 www.stephanuswerkstatt.de<br />

Beide Artikel - Damian Roth


Ansprechpartner :<br />

Diakonisches Werk Herborn unter der<br />

Telefonnummer : 02771/26550<br />

Schauen Sie mal vorbei!<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

23<br />

Trommelgruppe<br />

Die Trommelgruppe lädt ein!<br />

Wir, die Trommelgruppe, laden Interessierte herzlich ein uns kennen zu lernen.<br />

Vielleicht haben Sie afrikanische Trommeln schon immer begeistert, mögen<br />

rhythmische Instrumente oder möchten einfach Musik in einer Gruppe machen?<br />

Dann kommen Sie uns besuchen! Sie sind jederzeit willkommen!<br />

Wir sind eine kleine Gruppe von fünf Trommelbegeisterten. Anspannungen<br />

einfach versuchen weg zu trommeln, mal abschalten vom Alltagsstress, lachen,<br />

reden, Kontakte knüpfen, Spaß haben, ab und an freiwillige(!) Auftritte – all dies<br />

können Sie bei uns finden. Ein Neueinstieg ist sofort möglich, musikalische<br />

Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die Instrumente werden gestellt.<br />

Im Moment treffen wir uns immer mittwochs von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr.<br />

Auch der Übungsraum liegt zentral in Herborn und ist gut mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu erreichen.<br />

Wir üben immer im Nebenraum der Konferenzhalle Herborn in der Kaiserstrasse.<br />

Marion Zech<br />

(ein langjähriges Mitglied der Trommelgruppe)<br />

www.stephanuswerkstatt.de


Persönlichkeitsstörung<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

22<br />

Was ist Borderline?<br />

Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung. Dies sind<br />

Störungen im Verhalten und Erleben, die nicht durch<br />

besondere Ereignisse einmalig auftreten sondern als<br />

charakteristisch für den Menschen gelten; sie sind<br />

Ausdruck seines Verhältnisses zu sich selbst, zu<br />

anderen Menschen und seiner Lebensweise. Sie<br />

entstehen häufig schon in der Kindheit und haben ein<br />

großes persönliches Leid im Hintergrund. An den<br />

Auslöser können sich die Betroffenen oft nicht<br />

erinnern oder dieser wird nicht einmal als Leid<br />

empfunden. Die Betroffenen entwickeln teilweise<br />

gestörte soziale Beziehungen und sind in ihrer<br />

Leistungsfähigkeit eingeschränkt.<br />

Wir wollen uns hier mit der Borderlinestörung<br />

beschäftigen, da sie seit den 80er Jahren des<br />

vergangenen Jahrhunderts eine häufige Diagnose<br />

darstellt, sie wird inzwischen aber als sehr<br />

unbestimmt und diffus angesehen. Die WHO hat<br />

deshalb beschlossen diese Diagnose aus der ICD 10<br />

Liste zu entfernen, um die Ärzte zu genaueren<br />

Diagnosen zu bewegen. Borderline (= Grenzlinie)<br />

bezeichnet den schmalen Grat zwischen Psychose<br />

und Neurose. Der Betroffene kann Anzeichen aus<br />

beiden Krankheitsbildern zeigen, muss dies aber<br />

nicht. Häufige Begleitsymptome sind Phobien,<br />

Depressionen, Angst, Hyperaktivität, Alkohol- oder<br />

Drogenmissbrauch und Essstörungen.<br />

Man unterscheidet hauptsächlich acht verschiedene<br />

Borderliner agieren ihre Impulse aus, ohne an die<br />

Konsequenzen zu denken. Sie wirken launisch, leiden<br />

Persönlichkeitsstörungen.<br />

unter Stimmungsschwankungen und es fehlt ihnen<br />

die Fähigkeit vorausschauend zu denken, da sie nur<br />

1. Paranoide Persönlichkeitsstörung Verfolgungsängste im „Jetzt“ leben. Das eigene Selbstbild ist sehr diffus<br />

2. Schizoide - Verfolgungsängste Persönlichkeitsstörung Einzelgängertum und wenig greifbar.<br />

3. Dissoziale Schizoide Persönlichkeitsstörung<br />

- von Einzelgängertum<br />

den Normen abweichendes Verhalten<br />

Kontakte und Beziehungen sind oft sehr intensiv<br />

4. Hysterische Dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />

(ganz oder gar nicht), werden dafür aber sehr<br />

- theatralisches von den Normen Verhalten, abweichendes übertreiben Verhalten von<br />

unbeständig erlebt und sind Anlass für Krisen,<br />

Hysterische Emotionen Persönlichkeitsstörung<br />

Selbstmorddrohungen oder selbstschädigendes<br />

5. Anankastische - theatralisches Persönlichkeitsstörung<br />

Verhalten, übertreiben von<br />

Verhalten (Kopfschlagen, „Ritzen“ mit scharfen<br />

- zwanghaftes Emotionen Verhalten, behindernder<br />

Messern an Armen und Beinen).<br />

Anankastische Perfektionszwang Persönlichkeitsstörung<br />

6. Ängstliche - zwanghaftes Persönlichkeitsstörung<br />

Verhalten, behindernder<br />

Der Borderliner kennt nur Extreme; gut oder böse,<br />

- andauernde Perfektionszwang Sorge und Anspannung<br />

schwarz oder weiß, anwesend oder abwesend.<br />

7. Narzisstische Ängstliche Persönlichkeitsstörung<br />

Zwischentöne gibt es nicht, es gibt „entweder - oder“<br />

- Gefühl andauernde von Großartigkeit Sorge und Anspannung<br />

und Besonderheit<br />

aber nicht „sowohl - als auch“. Auch hiermit drückt<br />

8. Emotional Narzisstische instabile Persönlichkeitsstörung<br />

sich seine Zerrissenheit und Spaltung aus. Durch<br />

- Gefühl von Großartigkeit und Besonderheit<br />

diese emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle<br />

Sie Emotional beinhaltet instabile den impulsiven Persönlichkeitsstörung<br />

- und den Borderline ergeben sich starke Stimmungsschwankungen und<br />

Typus - Sie beinhaltet den impulsiven und den<br />

unangemessene Reaktionen.<br />

Borderline Typus<br />

borderline<br />

PERSÖNLICKKEITSSTÖRUNG


Persönlichkeitsstörung<br />

Die Zerrissenheit bewirkt, dass der Erkrankte den einen<br />

Gefühlszustand sofort vergisst wenn er sich in einem<br />

anderen befindet.<br />

Manfred Lütz schreibt hierzu in seinem Buch „Irre! Wir<br />

behandeln die Falschen, unser Problem sind die<br />

Normalen“. Eine schwierige Borderlinepatientin trifft auf<br />

eine neue Krankenschwester, sie lobt sie über den<br />

grünen Klee und sagt ihr, dass sie besser als alle ihre<br />

Kollegen sei. Die begeisterte Schwester gibt ihren<br />

Kollegen Tipps und geht mit einem guten Gefühl in den<br />

Feierabend. Am nächsten Tag lässt die Patientin sie<br />

eiskalt abblitzen und beschwert sich bei der Schwester,<br />

dass sie sie bei den Kollegen angeschwärzt hätte und<br />

sich nicht genug um sie gekümmert hätte. Solche<br />

Schwankungen sind normal, aber sowohl für den<br />

Patienten als auch für seine Umgebung sehr<br />

anstrengend. Kontinuität und Beständigkeit gibt es nicht:<br />

weder im eigenen Erleben, noch im Bereich der sozialen<br />

Kontakte oder im eigenen Handeln. „ Wer gut zu mir ist,<br />

ist mein Freund, wer mich kritisiert ist mein Feind“, so<br />

spaltet der Kranke nicht nur Gefühle sondern auch<br />

Beziehungen (er sät absichtlich Zwietracht um seine<br />

„Freunde „ zu behalten.)<br />

Die Krankheit beginnt oft mit traumatischen Erlebnissen<br />

in der Kindheit. Oft wird Kindheit wie ein Schlachtfeld<br />

wahrgenommen Trümmer auf diesem Schlachtfeld<br />

können gleichgültige, abweisende oder nicht vorhandene<br />

Eltern sein; Emotionale Kälte, körperliche oder sexuelle<br />

Ausbeutung.<br />

Der Betroffen trennt diese Zeit oft komplett von seinem<br />

jetzigen Leben ab um überleben zu können; er spaltet<br />

diese Zeit von seiner Realität ab, nimmt sie nicht wahr<br />

und betrachtet sich als Zuschauer einer Szene, die ihn<br />

nicht betrifft. Er kann sich wirklich nicht mehr an gewisse<br />

Ereignisse erinnern.<br />

Symptome<br />

1. Unbeständige und unangemessene zwischenmenschliche<br />

Beziehungen<br />

Symptome<br />

2. Impulsivität und Neigung zu selbstschädigendem<br />

Unbeständige Verhalten (Drogen- und unangemessene oder Alkoholmissbrauch, zwischenSex,<br />

menschliche Ladendiebstahl, Beziehungen übermäßiges Essen)<br />

3. Starke Impulsivität Stimmungsschwankungen<br />

und Neigung zu selbstschädigendem<br />

4. Häufige Verhalten und (Drogen- unangemessene oder Alkoholmissbrauch, Zornausbrüche Sex,<br />

5. Wiederkehrende Ladendiebstahl, übermäßiges Selbstmorddrohungen Essen) oder -ver-<br />

Starke suche, Stimmungsschwankungen<br />

Selbstverstümmelungen<br />

6. Fehlen Häufige eines und unangemessene klaren Identitätsgefühls, Zornausbrüche demzufolge<br />

Wiederkehrende oft Suchen nach “guten Selbstmorddrohungen Rollen”, die nachgeahmt oder -versuche,<br />

werden Selbstverstümmelungen<br />

und die die Leere mit einer “Persönlichkeit”<br />

Fehlen füllen sollen. eines klaren Identitätsgefühls, demzufolge<br />

7. Chronisches oft Suchen nach Gefühl “guten von Leere Rollen”, und die Langeweile nachgeahmt<br />

8. Verzweifelte werden und Bemühungen, die die Leere mit die einer Angst “Persönlichkeit”<br />

vor dem Ver-<br />

füllen lassenwerden sollen. zu verhindern.(Klammern an einen<br />

Chronisches Beziehungspartner, Gefühl provoziert von Leere gerade und Langeweile dieses<br />

Verzweifelte Verhalten - der Bemühungen, Borderliner wird die Angst verlassen) vor dem Ver-<br />

lassenwerden zu verhindern. (Klammern an einen<br />

Beziehungspartner, provoziert gerade dieses<br />

Verhalten - der Borderliner wird verlassen)<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

26<br />

Verhalten<br />

1. Starke Stimmungsschwankungen<br />

2. Impulsives Verhalten<br />

3. Explosive Ausbrüche<br />

4. Selbstschädigendes Verhalten<br />

5. Tendenz zu “spalten”<br />

6. “Schwarz- Weiss - Malerei”<br />

7. Unsicherheit und hohe Angstbereitschaft<br />

8. Fehleinschätzungen von sozialen Situationen und<br />

Beziehungen<br />

9. Ablehnen bzw. Klammern an Beziehungen<br />

Umgang mit Borderliner<br />

• Unterstützung anbieten, dem Betroffenen seine<br />

Unterstützung<br />

Sorge um ihn mitteilen<br />

anbieten,<br />

:“Ich<br />

dem<br />

sehe,<br />

Betroffenen<br />

dass du<br />

seine<br />

dich<br />

Sorge<br />

verletzt<br />

um<br />

hast,<br />

ihn<br />

ich<br />

mitteilen:<br />

mache<br />

“Ich<br />

mir Sorgen<br />

sehe, dass<br />

um<br />

du<br />

dich“<br />

dich<br />

• Mitgefühl<br />

verletzt hast,<br />

ausdrücken<br />

ich mache<br />

- nicht<br />

mir Sorgen<br />

zu verwechseln<br />

um dich“<br />

mit<br />

Mitgefühl<br />

Mitleid- z.B.<br />

ausdrücken<br />

“So wie du<br />

- nicht<br />

dich verletzt<br />

zu verwechseln<br />

hast, musst<br />

mit<br />

du<br />

Mitleiddich<br />

schrecklich<br />

z.B. “So<br />

fühlen”<br />

wie du dich verletzt hast, musst du<br />

• Die<br />

dich<br />

Realität<br />

schrecklich<br />

benennen,<br />

fühlen”<br />

also den Betroffenen auf sein<br />

Die<br />

Handeln<br />

Realität<br />

und<br />

benennen,<br />

die sich daraus<br />

also den<br />

ergebenden<br />

Betroffenen<br />

Konse-<br />

auf sein<br />

Handeln<br />

quenzen<br />

und<br />

hinweisen,<br />

die sich<br />

ihm<br />

daraus<br />

die Verantwortung<br />

ergebenden Konse-<br />

für sein<br />

quenzen<br />

Handeln zurückgeben.<br />

hinweisen, ihm<br />

“ Das<br />

die Verantwortung<br />

und das ist geschehen<br />

für sein<br />

Handeln<br />

und diese<br />

zurückgeben.<br />

Konsequenzen<br />

“ Das<br />

haben<br />

und<br />

sich<br />

das<br />

daraus<br />

ist geschehen<br />

ergeben.<br />

und<br />

Was<br />

diese<br />

kannst<br />

Konsequenzen<br />

du jetzt tun und<br />

haben<br />

wie<br />

sich<br />

kann<br />

daraus<br />

ich dir<br />

ergeben.<br />

dabei<br />

Was<br />

helfen?”<br />

kannst du jetzt tun und wie kann ich dir dabei<br />

•<br />

helfen?”<br />

Keine Vorwürfe oder Schuldzuweisungen<br />

•<br />

Keine<br />

Klares<br />

Vorwürfe<br />

Setzen von<br />

oder<br />

Grenzen<br />

Schuldzuweisungen<br />

•<br />

Klares<br />

Struktur<br />

Setzen<br />

geben,<br />

von<br />

weil<br />

Grenzen<br />

dies der einzige Halt eines<br />

Struktur<br />

Borderliners<br />

geben,<br />

ist.<br />

weil<br />

Feste<br />

dies<br />

Rahmenbedingungen<br />

der einzige Halt eines<br />

vereinbaren<br />

Borderliners<br />

(Zeitplan erstellen<br />

ist. Feste<br />

und<br />

Rahmenbedingungen<br />

einhalten).<br />

vereinbaren<br />

•<br />

(Zeitplan<br />

Nicht böse<br />

erstellen<br />

werden<br />

und<br />

oder<br />

einhalten).<br />

um Verhaltensänderungen beim<br />

Nicht<br />

Betroffenen<br />

böse werden<br />

bitten.<br />

oder um Verhaltensänderungen beim<br />

• Sich<br />

Betroffenen<br />

nicht durch<br />

bitten.<br />

Androhungen (Selbstmord) erpressen<br />

Sich<br />

lassen<br />

nicht durch Androhungen (Selbstmord) erpressen<br />

• Auf<br />

lassen<br />

aggresives Verhalten des Borderliner nicht<br />

Auf<br />

aggressiv<br />

aggresives<br />

reagieren;<br />

Verhalten<br />

geladene<br />

des Borderliner<br />

Situationen<br />

nicht<br />

verlassen<br />

aggressiv<br />

oder den Erkrankten<br />

reagieren; geladene<br />

dazu auffordern,<br />

Situationen<br />

sich<br />

verlassen<br />

nicht auf<br />

oder<br />

Diskussionen<br />

den Erkrankten<br />

einlassen<br />

dazu auffordern, sich nicht auf<br />

•<br />

Diskussionen<br />

Klar in seinen<br />

einlassen<br />

Aussagen sein - der Kranke versteht keine<br />

Klar<br />

ironischen<br />

in seinen<br />

Zwischentöne<br />

Aussagen sein - der Kranke versteht keine<br />

ironischen Zwischentöne<br />

Susanne Michel


Wir sind psychisch Kranke, Angehörige von<br />

Betroffenen und Laienhelfer und setzen uns im<br />

Trialog mit Mitarbeitern der Diakonie und des<br />

Gesundheitswesens (Ärzte und Sozialarbeiter)<br />

für die Belange von psychisch Erkrankten ein.<br />

2009 gelang uns in Verbindung mit dem Lahn-<br />

Dill-Kreis nach langer Vorbereitung die<br />

Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle.<br />

Wir sind eine unabhängige Stelle beim Kreis und<br />

helfen ihnen gerne bei Beschwerden über ihre<br />

psychiatrische (stationäre oder ambulante)<br />

Behandlung, ihren Arzt oder die Betreuung<br />

durch Berufsbetreuer oder das Betreute<br />

Wohnen. Wir sind ehrenamtlich tätig und zu<br />

absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Wir<br />

sind keine Rechtsberatung und wollen als<br />

Vermittler zwischen ihnen und den betroffenen<br />

Einrichtungen verstanden werden.<br />

27<br />

Beschwerdestelle<br />

Beschwerdestelle des Gemeinde psychiatrischen<br />

Verbundes GPV des Lahn-Dill-Kreises<br />

!<br />

Wir sind jeden vierten Donnerstag<br />

im Monat im Gesundheitsamt in<br />

Herborn, Schlossstr. 20 im 3. OG<br />

Zimmer 313 von 13.30 bis 15.30<br />

Uhr persönlich oder telefonisch<br />

unter 06441/4071649 erreichbar.<br />

Am gleichen Tag finden sie uns<br />

auch in Wetzlar im ZeBraH in der<br />

Turmstraße 7 gegenüber der Phantastischen<br />

Bibliothek. Dort im<br />

Sozialraum im ersten OG treffen<br />

sie zur gleichen Zeit wie in Herborn<br />

Mitarbeiter an, die ihnen<br />

unter 06441/4071404 und auch<br />

persönlich helfen wollen.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

In den Einrichtungen des Gemeinde psychiatrischen<br />

Verbundes Lahn-Dill finden sie auch<br />

Flyer mit denen sie sich schriftlich an uns<br />

wenden können. Diese Post wird im Gesundheitsamt<br />

ungeöffnet für uns hinterlegt und<br />

immer zu unseren Sprechstunden bearbeitet.<br />

Susanne Michl


NUN<br />

BIST<br />

DU<br />

DA


29 12 www.stephanuswerkstatt.de<br />

Der Der Besuch<br />

Ein Besuch, den ich nicht leicht nehme<br />

Ach, Du bekannter Verwandter, bei mir zu Besuch … Warum bist Du da?<br />

Hast mich nicht gefragt als Du schleichend kamst. Ich hätte nicht ja<br />

gesagt. Wie lang wirst Du bleiben? Das will ich Dich fragen, vielleicht<br />

fällt es mir dann leichter Dich zu ertragen.<br />

Du hast schon oft versucht mich zu besuchen, doch dieses Mal kamst<br />

Du einfach, sagtest, Dein Besuch könne nicht länger warten.<br />

Ich frage mich, warum Du immer wieder bei mir eintrittst? Mag Dich<br />

nicht so wirklich, ich glaube, Du tust mir nicht gut. Du nimmst mir die<br />

Luft zum Atmen, den Platz zum sorglosen Leben. Wie kann ich mit Dir<br />

umgehen?<br />

Suche eine Lösung. Doch Dich zu lösen würde heißen, einen Teil rauszuschneiden,<br />

gehörst Du doch zu mir. Vielmehr willst Du mir helfen, sagst<br />

Du zu mir.<br />

Es nützt nichts mich zu wehren, gegen Dich anzukämpfen. Bist Du da,<br />

ist meine Kraft so kraftlos. Doch tatenlos bleibe ich nicht. Lädst Du mich<br />

doch ein, aus Dir zu lernen. Also kann ich doch etwas tun. Willst mir<br />

etwas zeigen. Doch zögere ich noch. Kann ich Dir trauen? Habe immer<br />

noch etwas Angst vor Dir. Ich kenne Dich schon lange und auch wieder<br />

nicht. Doch nun bist Du schon mal da, so werde ich versuchen mich<br />

darauf einzustellen.<br />

Ich weiß nicht, was mich erwartet. Dich aufzunehmen fällt mir schwer.<br />

Wenn Du bei mir bist, ist alles so anders, entfärbst alles mit Deiner<br />

tristen, schier farblosen Farbe. Meine Mitmenschen erkennen mich kaum<br />

wieder, mir geht es ähnlich. Habe keinen Appetit, doch habe ich Hunger,<br />

aber nicht auf Fast Food, nein, auf Nahrung, die lang anhaltend ist.<br />

Meine Uhr muss kaputt sein, geht sie nun so langsam.<br />

Ziehe mich zurück, will, dass keiner Dich sieht. Mein Weg kommt mir<br />

plötzlich so steil vor, Du sagst, dass vielleicht mein Blickwinkel nur<br />

anders ist. Habe das Gefühl, Du machst mit mir einen Ausflug zu<br />

meinen Wurzeln. Willst mir meine Angst nehmen. Willst mich nicht<br />

quälen, sagst Du. Du streichst so viel von meiner Liste. Sagst,<br />

momentan sind andere Dinge wichtig. Du nimmst das Tempo raus und<br />

sagst, dass ich nicht ständig rennen soll. Fragst, warum ich so selten<br />

zufrieden bin? Weniger kann oft mehr sein. Du hast schon oft mit mir<br />

darüber reden wollen, doch sagte ich Dir immer, dass ich zu beschäftigt<br />

sei und ich momentan keine Zeit hätte, darüber nachzudenken. War ich<br />

doch ohne Dich so unbesorgt. Oder habe ich mich nur geschickt<br />

abgelenkt? Vielleicht weißt Du wirklich, was für mich gut ist und was<br />

nicht. Eigentlich weiß ich das auch, ich denke nur nicht immer so<br />

sensibel wie momentan.


Der Besuch<br />

Irgendwann fange ich an auf Deine so vernünftig<br />

klingende Stimme einzugehen, mich mit ihr auseinanderzusetzen<br />

und ich habe das Gefühl, wir sind uns eigentlich ähnlich.<br />

Ich mag Dich zwar eigentlich nicht, aber Du hilfst mir auch irgendwie.<br />

Seit ich Dich kenne, habe ich während Deiner Aufenthalte und darüber<br />

hinaus eine Menge gelernt. Doch Du hast mir einmal gesagt, dass ich<br />

die Arbeit geleistet hätte, Du wärst mir dabei behilflich gewesen. Ich<br />

habe aber auch Hilfe in Anspruch genommen, das war Dir sehr lieb.<br />

Menschen, die mir halfen, ließen Dich langsam wieder zum Aufbruch<br />

bereit machen. Ich schlief als Du mich wieder verlassen hast. Gabst mir<br />

noch einen Gutenachtkuss und verschwandst. Ich war nicht traurig als<br />

Du gingst. Bin ich doch nun gestärkt von Deinem Aufenthalt und von<br />

der <strong>Seite</strong> in mir, die Du mir wieder nahe gebracht hast.<br />

Du hast mir noch einen Brief hinterlassen.<br />

“Dieser Text ist eine Empfindung gegen Ende einer depressiven Phase. Er ist nicht als Verallgemeinerung<br />

oder Anmaßung gedacht. Er fängt kein allumfassendes Bild dieser Erkrankung ein, sondern nur eine<br />

persönliche Erfahrung.” - Ein Mitarbeiter<br />

30 www.stephanuswerkstatt.de


Auf der Suche nach größeren und angemesseneren<br />

Werkstatträumen für die Mitarbeiter aus der Ernst-<br />

Leitz- Straße wurde die Werkstattleitung in direkter<br />

Nachbarschaft im Westend fündig.<br />

Die Firma Yildiz Drehtechnik konnte mit einem<br />

ehemaligen Kasernengebäude eine große Halle zur<br />

Verfügung stellen.<br />

In den Wintermonaten wurde hart gearbeitet, um<br />

Sanitäranlagen und Heizung einzubauen. Viele<br />

Wände wurden neu eingezogen. Eine Etage mit<br />

neuen Büros, Schulungs- und Mehrzweckraum sind<br />

entstanden und auch die Außenfassade wurde mit<br />

Fenstern und Türen versehen, sodass viel Licht und<br />

hoffentlich auch Sonnenschein in alle Räume dringen<br />

kann.<br />

In Zukunft werden dort die Mitarbeiter der Ernst-<br />

Leitz-Straße und 20 weitere einen neuen Arbeitsplatz<br />

in einem der folgenden Arbeitsbereiche finden:<br />

���Tischmontage<br />

�Dreh- und Fräsarbeiten<br />

�Schaukelmontage<br />

�Kabelkonfektionierung.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

31<br />

Werkstatt-Umzug<br />

Die Montage zieht zurück<br />

ins Westend<br />

Der Umzug bringt alle Mitarbeiter der Stephanus<br />

Werkstatt wieder näher zusammen und stellt auch<br />

unser Küchenteam vor neue Herausforderungen.<br />

Werkstattleiter, Gruppenleiter und wir als Mitarbeiter<br />

sind sehr gespannt auf all das, was uns in den<br />

neuen Räumlichkeiten erwartet und werden Ihnen<br />

ganz bestimmt und gerne darüber in der nächsten<br />

Ausgabe berichten.<br />

Susanne Michl


Werbepartner<br />

Ihre Fachbäckerei ist ein<br />

“HESSENBÄCKER”<br />

Naunheim / Wetzlarer Str. 5<br />

Telefon: 06441 / 3 90 45 5<br />

Neustädter Platz 1<br />

Telefon: 06441/4 57 41<br />

Silhöfertorstraße 1<br />

Telefon: 06441/4 66 09<br />

Altenberger Straße 24<br />

Telefon: 06441/5 69 05 60<br />

Hohe Straße 5<br />

35576 Wetzlar<br />

Telefon: 06441/5 17 08<br />

Telefax: 06441/5 41 75<br />

Wir bieten ihnen und Ihrer Familie<br />

Gesunde Fleischund<br />

Wurstprodukte<br />

mit 100%igem Herkunftsnachweis!<br />

Fleisch- und Wursterzeugnisse<br />

aus der eigenen bäuerlichen Tierhaltung,<br />

eigenen Schlachtung und<br />

eigener Produktion.<br />

Unsere Schweine werden mit<br />

Futtermitteln aus unserem eigenen<br />

Ackerbau gefüttert<br />

Weilburg<br />

32<br />

B456<br />

Weilmünster<br />

Hier könnte<br />

Ihre Anzeige stehen!<br />

Viele unserer langjährigen Geschäftskunden sind<br />

bereits Werbepartner des Projektes „Werkstattzeitung“<br />

Mit ihrer Werbeanzeige in unserer Werkstattzeitung<br />

helfen Sie, dass wir noch mehr Menschen erreichen,<br />

Irrtümer publik zu machen und mit Vorurteilen<br />

gegenüber dem Klientel psychisch kranker Menschen<br />

auf zu räumen.<br />

Das Team der Stephanus Werkstatt würde sich freuen<br />

auch ihr Unternehmen als neuen Anzeigenkunden<br />

und Werbepartner begrüßen zu dürfen.<br />

Werden Sie Werbepartner und schalten Sie<br />

Ihre Anzeige bereits in der nächsten Ausgabe!<br />

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf - E-Mail genügt!<br />

Das Team der Werkstattzeitung<br />

E-mail@:<br />

x<br />

u.will@diakonie-lahn-dill.de<br />

n.viehmann@diakonie-lahn-dill.de<br />

Sippel<br />

Heidehof L3054<br />

Bad Homburg<br />

Möttau<br />

Kraftsolms<br />

Wir vermarkten unsere mit Liebe geschaffenen<br />

Produkte in unserem modernen Hofladen<br />

in Möttau auf dem Heidehof und in Braunfels<br />

direkt an den Endkunden -anSie!<br />

Sie erhalten unsere Erzeugnisse auf direktem<br />

Weg vom Erzeuger zum Verbraucher und haben<br />

dadurch den 100%igen Herkunftsnachweis!<br />

Der Weg lohnt sich!<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch<br />

und stehen Ihnen für weitere Auskünfte gerne persönlich zur Verfügung.<br />

Bei uns kaufen Sie gesunde und prämierte Produkte<br />

für eine bewusste Ernährung - für Sie und ihre Familie!<br />

Möttau an der B 456 • Tel. 06472 / 915915<br />

Mo- Fr 8.30- 19.00 Uhr - Sa 8.00- 13.00 Uhr<br />

Braunfels • Borngasse 54 • Tel. 06442 / 932998<br />

Mo- Fr 7.00- 18.00 Uhr - Sa 7.00- 13.00 Uhr


Im Jahr 1989 wurde der Circus „Flic Flac“,<br />

benannt nach der englischen Schreibweise<br />

der Turnübung Flickflack, von den Brüdern<br />

Benno und Lothar Kastein in Bocholt<br />

gegründet.<br />

2003 übernahm Benno Kastein den Circus<br />

komplett. Rund 180 Personen, darunter<br />

etwa 50 Artisten und deren Familien sowie<br />

Zeltmeister, Techniker, Requisiteure,<br />

Musiker und Büropersonal gehen mit auf<br />

Tournee. Das Programm wird jeweils zwei<br />

Jahre aufgeführt.<br />

Die unkonventionelle Show setzt sich aus<br />

den Elementen Akrobatik, Stunts, Satire<br />

und Slapstick in Verbindung mit zeitgemäßer<br />

musikalischer Begleitung zusammen.<br />

Somit unterscheidet sich „Flic Flac“ gegenüber<br />

anderen Zirkusunternehmen.Auf Tierdressuren<br />

wird gänzlich verzichtet.<br />

Am 24. Februar gastierte der Circus „Flic<br />

Flac“ auf dem Wetzlarer Festplatz „Bachweide“<br />

mit seinem neuen Programm<br />

„ARTgerecht“ und wir, eine 27-köpfige<br />

Besuchergruppe der Stephanuswerkstatt,<br />

freuten uns auf die Vorstellung.<br />

Unter der Zirkuskuppel lieferten sich die<br />

weiß gekleideten „Lichtgestalten“ mit den<br />

düsteren schwarzen „Unterweltlern“ ein<br />

Duell um die Vorherrschaft.<br />

33<br />

Oliver Keller, Quellen: Giessener Allgem. Ztg., Wikipedia www.stephanuswerkstatt.de<br />

Cirkus Flic Flac<br />

Dem Balanceakt der Hoch- und Schrägseilartisten<br />

stellten sich die waghalsig<br />

Salti schlagenden Sprungakrobaten auf<br />

riesigen Luftreifen entgegen; den<br />

anmutigen schwebenden Bewegungen<br />

derArtistinnen am Schrägspiegel (Äquilibristik)<br />

und am Tuch wurden durch<br />

einen Feuer- und Wasserspucker sowie<br />

durch einen Instrumente-Jongleur<br />

„bekämpft“.<br />

Zwei Strapaten – Artisten demonstrierten<br />

Kraft und Schwerelosigkeit an den<br />

Seilen. Verstärkt wurden die Darbietungen<br />

beider Lager durch die<br />

musikalische Begleitung: Während die<br />

„Lichtgestalten“ mit Ariengesang einer<br />

Sopranistin auftraten, wurden die<br />

„Unterweltler“ durch Rammsteinähnliche<br />

Musik begleitet. Ein im Schotten-<br />

Kilt auftretender Spaßmacher agierte<br />

als eine Art Vermittler beider Gruppen.<br />

Er nahm seine Jonglage- und Magienummern<br />

ständig selbst aufs Korn,<br />

begeisterte durch Wortwitz, riss das<br />

Publikum des Öfteren zu Lachsalven<br />

hin und avancierte somit zum Liebling.<br />

Höhepunkt der Vorstellung waren<br />

allerdings die Motorradfahrer im „Globe<br />

of Speed“, die zunächst zu dritt, dann zu<br />

fünft und schließlich mit acht Maschinen<br />

in der engen Stahlkugel ihre Runden<br />

drehten.Am Ende fanden Weiß und<br />

Schwarz doch zusammen, was sich in<br />

einer Nummer auf dem Hochseil ausdrückte.<br />

Diese temporeiche, musikalische<br />

und komische Inszenierung hatte<br />

es einfach in sich, so dass wir sehr<br />

zufrieden die Zirkusarena verließen.


Homosexualität<br />

Ich bin schwul und das ist gut so!<br />

(Zitat von Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin)<br />

Ich schreibe diesen Artikel über Homosexualität,<br />

weil es mir wichtig ist, darüber zu schreiben und um<br />

darzustellen, dass es von großer Bedeutung ist, zu<br />

sich selbst zu stehen.<br />

Homosexualität ist die Hingezogenheit bzw. Liebe zu<br />

einem gleichgeschlechtlichen Partner.<br />

Der Begriff der Homosexualität ist eine hybride<br />

Neubildung aus dem Jahre 1868 und wurde geprägt<br />

von dem Schriftsteller Karl Maria Kertbeny.<br />

„Homos“ ist griechisch und bedeutet „ebenderselbe,<br />

der gleiche“ und „Sexus“ ist lateinisch und bedeutet<br />

„das männliche und das weibliche Geschlecht“. Die<br />

später entstandene deutsche Übersetzung lautet<br />

Gleichgeschlechtlichkeit. Weibliche Homosexualität<br />

wird im deutschsprachigen Raum als lesbisch und<br />

männliche Homosexualität als schwul bezeichnet.<br />

Homosexualität hat es immer gegeben, aber die<br />

sozialen Konzepte um es auszuleben, unterschieden<br />

sich und haben sich im Laufe der Geschichte immer<br />

wieder verändert. Immer wieder in der Geschichte<br />

wurden homosexuelle Menschen Opfer von<br />

Diskriminierungen und Verfolgungen.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

34<br />

Bis zum Hochmittelalter galt der Analverkehr im<br />

christlichen Bereich als Sünde, aber noch nicht als<br />

Verbrechen, folglich drohte maximal eine Kirchenbuße<br />

und ein zeitweiliger Ausschluss von der Eucharistie,<br />

aber noch keine weltlichen Maßnahmen. Vom<br />

13. Jahrhundert bis zur Aufklärung wurde Analverkehr<br />

zwischen Männern dann fast in ganz Europa<br />

unter der Bezeichnung „Sodomie“ durch weltliche<br />

Gesetze mit dem Scheiterhaufen bedroht, hier wird<br />

noch heute von der Sodomitenverfolgung gesprochen.<br />

Zu größeren Verfolgung und jeweils<br />

Hunderten von Hinrichtungen kam es während des<br />

Spätmittelalters in Norditalien und Spanien, sowie<br />

während des gesamten 18. Jahrhunderts auch in<br />

England, Frankreich und den Niederlanden.<br />

Die Ideen der Französischen Revolution führten in<br />

zahlreichen Staaten, die sich am Code pénal<br />

orientierten, um 1800 herum, zur Abschaffung aller<br />

Gesetze gegen die „widernatürliche Unzucht“.<br />

Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich wurde<br />

der § 175 eingeführt. Dieser Paragraph verbot<br />

jegliche homosexuelle Handlungen unter Männern<br />

und drohte bei Zuwiderhandlungen mit Zuchthausstrafen.<br />

Von den Nationalsozialisten wurde der §<br />

175 noch erheblich verschärft. Etwa 10.000<br />

bis 15.000 homosexuelle Menschen<br />

wurden ins KZ verschleppt. Hier<br />

mussten sie rosa Winkel tragen,<br />

um sie als Homosexuelle zu<br />

brandmarken. Nur etwa 40 – 50<br />

% überlebten das KZ.<br />

Am 17. Mai 2002 rehabilitierte der<br />

Bundestag symbolisch alle während der<br />

Nazidiktatur verurteilten Homosexuellen.<br />

In der Nachkriegszeit behielt die BRD den §<br />

175 in der Form vor 1933 weiter. So<br />

wurden Schwule zwar nicht mehr in ein KZ<br />

eingeliefert, aber es drohte weiterhin eine<br />

Gefängnisstrafe.<br />

Erst 1969 wurde der § 175 in der BRD<br />

abgemildert. Nun waren homosexuelle<br />

Handlungen zwischen erwachsenen<br />

Männern ab 21 Jahren nicht mehr verboten.<br />

Vollständig außer Kraft gesetzt wurde der §<br />

175 im wiedervereinigten Deutschland erst<br />

im Jahre 1994.


Noch heute werden in 75 von 195 Staaten auf der<br />

Welt Homosexuelle verfolgt. So z.B. in Indien,<br />

Nigeria, Jamaika, Simbabwe, Angola, Nepal und den<br />

meisten islamischen Staaten, wobei in fünf dieser<br />

Länder : Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Mauretanien<br />

und dem Sudan, sogar die Todesstrafe angewandt<br />

wird. Auch in Osteuropa ist die Lage in manchen<br />

Staaten für homosexuelle Menschen noch sehr<br />

schwierig und gefährlich. So zum Beispiel in Serbien<br />

und Albanien. Aber auch in den EU-<br />

Mitgliederstaaten Polen und Lettland kam es in<br />

jüngster Zeit immer wieder vor, dass<br />

Demonstrationen für Toleranz von offizieller <strong>Seite</strong><br />

verboten wurden oder gar mit massiver Gewalt<br />

aufgelöst wurden.<br />

Vor allem von rechtsradikalen Kreisen werden in<br />

diesen Länder regelrechte Hetzkampagnen geführt.<br />

Dies führte soweit,<br />

dass ein Politiker einer<br />

rechts-gerichteten Partei<br />

sogar die Ausweisung<br />

von homosexuellen<br />

Menschen aus<br />

Polen forderte.<br />

Homophobe Übergriffe<br />

finden meist durch<br />

Menschen mit Angst<br />

vor der eigenen, latent<br />

vorhandenen Homosexualität<br />

statt.<br />

So zeigen wissenschaftliche Untersuchungen mit –<br />

nach eigenem Bekunden – heterosexuellen Männern,<br />

dass jene, die sich homophob äußerten,<br />

deutlich stärker auf gleichgeschlechtliche Reize<br />

reagierten, als solche, die sich nicht homophob<br />

äußerten.<br />

Der Beginn der organisierten homosexuellen Emanzipationsbewegung<br />

wird mit der Gründung des<br />

Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK)<br />

durch den Berliner Arzt Magnus Hirschfeld im Jahre<br />

1897 begründet.<br />

Es handelte sich dabei jedoch um eine Honoratiorenvereinigung,<br />

die nur ca. 500 Mitglieder umfasste<br />

und nach außen hin nicht als homosexuelle<br />

Bewegung in Erscheinung trat. Stattdessen warb sie<br />

ausschließlich mit wissenschaftlichen Argumenten<br />

für eine Streichung des § 175.<br />

35<br />

Homosexualität<br />

Am 28. Juni 1969 kam es anlässlich einer Polizeirazzia<br />

in der New Yorker Schwulenbar Stonewall zu<br />

einem Aufstand in der Christopher Street, der drei<br />

Tage andauerte. Danach sind jährliche Christopher-<br />

Street-Paraden benannt, die fast in jeder Großstadt<br />

stattfinden und für Toleranz und Gleichberechtigung<br />

werben.<br />

Leider gibt es auch heute noch Bereiche im öffentlichen<br />

Leben, in denen ein Outing immer noch nicht<br />

ratsam erscheint, so z.B. im Profifußball.<br />

Wohingegen sich ein Outing in anderen Bereichen,<br />

wie in der Kunstszene (Schauspieler, Sänger) oder<br />

der Politik heutzutage meist nicht mehr negativ auf<br />

die Karriere auswirkt. Im Gegenteil, ein Outing wird<br />

meist als mutig, aufgeschlossen und ehrlich betrachtet.<br />

So bekam z.B. im Jahr<br />

2000 der SPD-Politiker<br />

Klaus Wowereit viel<br />

Zustimmung, als er sich<br />

im Wahlkampf zum<br />

regierenden Bürgermeister<br />

von Berlin<br />

öffentlich zu seiner<br />

Homosexualität bekannte.<br />

Abschließend möchte<br />

ich nun noch sagen,<br />

dass es bei mir eine<br />

Weile gedauert hat, bis ich mir meine<br />

Homosexualität eingestehen konnte. Ich hatte Angst<br />

vor den Reaktionen meiner Umwelt. Angst davor,<br />

dass ich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen<br />

werden könnte. Angst davor, isoliert oder gar<br />

verachtet zu werden.<br />

Aber eines Tages fasste ich meinen ganzen Mut<br />

zusammen, ich wusste, dass ich mich nicht länger<br />

selber verleugnen konnte.<br />

Meine Familie und meine Bekannte haben positiv<br />

reagiert, meine Ängste waren völlig unbegründet<br />

gewesen. Auch meine Kollegen in der Bürodienstleistung<br />

haben es positiv aufgenommen.<br />

Ich kann jedem raten, zu seinen Gefühlen zu stehen<br />

und sich selbst nicht zu verleugnen, denn das kann<br />

sich negativ auf das seelische Befinden auswirken.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Dirk Demand


Werkstattrat<br />

Der Werkstattrat hat eine Mittlerrolle: Er ist Repräsentant und<br />

Interessensvertretung der Beschäftigten der Werkstätten für behinderte<br />

Menschen und verhandelt als solcher mit der Werkstattleitung die<br />

Belange, Anregungen und Beschwerden von Werkstattmitarbeiter/innen.<br />

Durch den Werkstattrat ist den behinderten Mitarbeiter/innen die<br />

Möglichkeit gegeben, an den Angelegenheiten der Werkstatt mitzuwirken.<br />

Regelmäßige Gespräche zwischen Werkstattrat und Geschäfts- sowie<br />

Werkstattleitung dienen dem Informationsaustausch und wechselseitigem<br />

Verständnis.<br />

Die Institution des Werkstattrats gibt es in vielen Einrichtungen der<br />

Werkstätten für behinderte Menschen bereits seit mehr als 15 Jahren.<br />

Die Personen des Werkstattrates vertreten die Gesamtzahl der Beschäf-tigten<br />

der jeweiligen Werkstatt und treffen sich regelmäßig (ca. einmal im Monat)<br />

und bei Bedarf, um ihre Belange zu besprechen und anstehende Ereignisse<br />

oder Anliegen zu diskutieren. Der Werkstattrat bietet in einer wöchentlichen<br />

Sprechstunde allen Mitarbeiter/innen Gelegenheit, (ihre) Probleme<br />

anzusprechen oder Beschwerden vorzubringen. Die Zahl der Mitglieder des<br />

Werkstattrates ist abhängig von der Gesamtzahl der Beschäftigten in der<br />

jeweiligen Werkstatt und kann je nach Größe der Einrichtung zwischen<br />

drei und fünf Personen variieren. Die Mitglieder des Werkstattrates<br />

werden alle vier Jahre gleich, geheim und unmittelbar von ihren<br />

wahlberechtigten Arbeitskolleg/innen gewählt. Dem Team wird zudem<br />

eine unabhängige Vertrauensperson aus der Werkstatt (Gruppenleiter/in<br />

o.ä.) zur <strong>Seite</strong> gestellt. Mitarbeiter, die sich zur Wahl haben aufstellen<br />

lassen, aber nicht in den Werkstattrat gewählt wurden, fungieren als<br />

Nachrücker/innen. (Siehe, wie in unserem Fall von Herrn Janz und Herrn Keller als<br />

neuen Amtsinhaber, weiter unten auf dieser <strong>Seite</strong>)<br />

Der Werkstattrat geht seinen, mit dem Amt verbundenen Aufgaben<br />

während der Arbeitszeit nach. Alle Mitglieder des Werkstattrates werden<br />

zu den regulären und außerordentlichen Sitzungen sowie ihren anderen Aufgaben<br />

ohne Minderung der Entlohnung oder sonstiger Nachteile von der Arbeit<br />

freigestellt. Betreffende Mitarbeiter melden sich zur Ausübung der Aufgaben bei<br />

dem/der zuständigen Gruppenleiter/in bzw. Bereichsleiter/in ab.<br />

Die Besetzung unseres Werkstattrates hat sich nachträglich geändert.<br />

Unser Weilburger Kollege und ursprünglich in den Werkstattrat<br />

gewählte Mitarbeiter Peter Janz<br />

wechselte Ende Februar den Arbeitsplatz<br />

und schied damit aus dem Werkstattrat<br />

aus. Als Nachfolger ist Oliver Keller an<br />

seine Stelle getreten und aus dem Pool<br />

der „Einst Aufgestellten“ für ihn nach-<br />

gerückt. Das Team des Werkstattrates<br />

besteht somit nun aus Dirk Demand,<br />

Gabriele Borghardt und dem Nachrücker<br />

Oliver Keller, der sein Amt mit Freuden<br />

angenommen hat.<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

36<br />

Gabriele Borghardt<br />

Oliver Keller<br />

Dirk Demand<br />

Peter Janz<br />

In der nächsten Ausgabe :<br />

&<br />

die Aufgaben, Pflichten &<br />

Rechte des Werkstattrates<br />

innerhalb der WfbM


Wie funktioniert Sudoku?<br />

Jede Zeile, Spalte und Block enthält alle Zahlen von 1 bis 9 jeweils<br />

genau einmal.<br />

In ein paar der Felder sind bereits Zahlen vorgegeben.<br />

Da jede Zahl pro Zeile, Spalte und Block nur einmal vorkommen<br />

darf, können durch vorgegebene Zahlen die Positionen für andere<br />

Zahlen dieses Wertes ausgeschlossen werden.<br />

Nebenstehendes Beispiel zeigt welche Felder die 5 genau in der<br />

Mitte für weitere 5en blockiert. In dem roten Bereich kann auf<br />

keinen Fall eine weitere 5 stehen!<br />

So kann man nach und nach für die Positionen Zahlen<br />

ausschliessen, welche dort nicht platziert werden können.<br />

www.stephanuswerkstatt.de 37<br />

Denksport


TV Asslar<br />

Turnverein 1908<br />

Der Turnverein 1908 Aßlar e.V. ist mit über 1600 Mitgliedern Aßlars größter Verein und der Verein mit dem breit<br />

gefächertsten Sportangebot. Er wurde 1908 als reiner Turnverein gegründet. Inzwischen gehören neben der<br />

Turnabteilung mit ihren vielfältigen Bereichen die Abteilungen Hand- und Volleyball, Leichtathletik,<br />

Tischtennis, Prellball und Kraftsport zum Gesamtverein.<br />

In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich der Verein eigene Sport- und Gesellschaftsräume geschaffen. Der<br />

Trainingsbetrieb wird in den Sporthallen Bornstraße und Europastraße, der vereinseigenen Gymnastikhalle<br />

und im Stadion Europastraße durchgeführt. Die Partnerschaft mit dem Verein Association Sportive Saint<br />

Ambroisienne aus der französischen Stadt St. Ambroix feierte im Jahr 2006 ihr dreißigjähriges Bestehen.<br />

Aber auch im Bereich Behindertensport gibt es vom TV Aßlar Bemerkenswertes zu berichten. So trafen sich z.B.<br />

2002 fünf behinderte junge Leute von der Lebenshilfe mit Linda Kramer vom TV-Aßlar in dessen<br />

Gymnastikhalle zum Step-Aerobic. Auch in der Step-Aerobic-Gruppe für sechs- bis neunjährige Mädchen<br />

wurde ein Mädchen, das mit dem Down-Syndrom geboren wurde, voll integriert. Obwohl es in der Gruppe viele<br />

Kinder gab, die noch nie mit behinderten Menschen in Kontakt gekommen waren, funktionierte das<br />

Miteinander bestens. Berührungsängste wurden im Gespräch mit der Übungsleiterin Linda Kramer rasch<br />

abgebaut. Und die Eltern der jungen Aerobic-Sportlerinnen empfanden die Integration eines behinderten<br />

Mädchens als Bereicherung für ihre Töchter. Spielerisch lernten die Kinder den Umgang mit Menschen, die mit<br />

einem Handicap durchs Leben gehen müssen. Und auch für das Mädchen mit dem Down-Syndrom war es eine<br />

phantastische Erfahrung, die volle Anerkennung der Gruppe zu genießen. Die Übungsleiterin hat bis heute<br />

diese Aufgabe nur positiv in Erinnerung: “Die vermeintliche Mehrarbeit mit einem behinderten Kind wird durch<br />

die Erfahrungen, die vielen Dinge, die man voneinander lernen kann und vor allem durch die strahlenden<br />

Augen erkennbarer Freude mehr als aufgewogen.“<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

38


39 www.stephanuswerkstatt.de<br />

TV Asslar<br />

2003 gab es ein weiteres Highlight für den Integrationssport. Safet Sulejmanovic, ein junger Mann, der als<br />

Jugendlicher durch Blindgänger des 2. Weltkrieges schwere Verletzungen davon trug, hatte bis zu seiner<br />

Erblindung gerne Sport betrieben und vor allem Langstreckenläufe unternommen. Durch die Dill-talwerkstatt<br />

der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg war er mit Linda Kramer zusammen getroffen. Die Idee einen<br />

Halbmarathon (21,1km) zu laufen wurde geboren. Es war nicht einfach eine Methode zu finden, die es dem<br />

Blinden, dem noch dazu beide Hände fehlen, ermöglichten, dieses Projekt in die Tat umzusetzen.<br />

Ein „Gummi-Twist“ war die Lösung und etliche Mitglieder des Lauftreffs Aßlar unterstützten Linda Kramer und<br />

ihren Schützling bei ihrem Training.<br />

Im Sommer 2003 ging man an den Start zum Halbmarathon in Großen-Buseck. Mit Hilfe des Gummibandes<br />

haben für jeweils 7 Kilometer drei Läufer Safet Sulejmanovic geführt. Das ehrgeizige Ziel die Distanz unter 2<br />

Std. zu bewältigen, wurde mit 1 Std. und 55 Min. erreicht und mit großen Beilfall der Zuschauer belohnt.<br />

Aßlar<br />

Ein Verein mit vielen Facetten!<br />

Ebenfalls aus jüngster Zeit gibt es Interessantes über den TV 08 Aßlar zu berichten.<br />

So wurde er im März 2009 (ein Jahr nach seinem 100-järigem Bestehen !) in Frankfurt im Rahmen des<br />

landesweiten Stützpunkttreffens für seine Arbeit im Jahr 2008 als Stützpunktverein „Integration durch Sport“<br />

ausgezeichnet ! In der Begründung für die Auszeichnung heißt es, dass der Verein sich durch sein<br />

Engagement in der Integrationsarbeit als Stützpunktverein in besonderem Maße verdient gemacht hat. (Zum<br />

Beispiel war die Integration türkischer Frauen und Kinder, sowie Frauen, Männern und Kindern aus dem<br />

Wohngebiet Ziegelei/Aßlar in die Übungseinheiten des Turnvereins von großem Erfolg gekrönt. Die Praxis<br />

zeigt inzwischen, dass es sowohl den regelmäßig Teilnehmenden als auch den Neulingen riesig Spaß macht,<br />

im sportlichen Domizil des TV-Aßlars gemeinsam aktiv zu sein.) Der mit der Auszeichnung verbundene<br />

finanzielle Zuschuss soll vorrangig denen im Verein zu Gute kommen, die sich in ihren Gruppen einsetzen, das<br />

Miteinander von Kindern, Jugendlichen, Behinderten, auch unterschiedlicher kultureller und ethnischer<br />

Herkunft zu gestalten.<br />

Abschließend sei zu sagen, der Verein TV 08 Aßlar ist ein interessanter, sich ständig verändernder und mit der<br />

Zeit gehender Verein, ein Verein mit vielen netten Menschen, die gerne Sport treiben<br />

und sich über jeden Interessierten freuen und einsetzen.<br />

Informationen erhalten sie unter:<br />

Turnverein 1908 Aßlar e.V.<br />

Postfach 1163<br />

35607 Aßlar<br />

Tel 06441/88288<br />

Vereinsheim Europastraße beim Sportzentrum Aßlar/Laguna<br />

Recherchiert von Thomas Brand


Werbepartner<br />

KFZ-SERVICE<br />

RÖTH<br />

Reparatur - Service - Reifen<br />

Tuning - Karosserie - Kfz<br />

Elektrik - Oldtimerrestauration<br />

Tel. 06441 / 4463223<br />

Fax 06441 / 4463224<br />

Mobil 0170 / 9460747<br />

.<br />

Ernst-Leitz-Straße 65 35578 Wetzlar<br />

P LT<br />

Karl-Heinz Panzer<br />

Personal Leasing Team<br />

Zeitarbeit - Arbeitsvermittlung - Arbeitssicherheit<br />

Kölschhäuser Strasse 1 35630 Ehringshausen<br />

Telefon 06443 / 833940 Telefax 06443 / 819948<br />

www.khp-plt.de panzer@khp-plt.de<br />

40


Nach einer wahren Begebenheit.<br />

www.stephanuswerkstatt.de 35 41<br />

Fünf Ausgaben D mit Herzblut<br />

Die Geschichte unserer Werkstattzeitung<br />

In redaktioneller und kreativer Teamarbeit schaffen es, seit nunmehr zwei Jahren, fleißige Köpfe und deren Leib<br />

und Seele wichtige Themen in einem gehefteten Werk herauszubringen, welches mit dem treffenden Titel<br />

Werkstattzeitung benannt ist.<br />

Dieses nun schon fünf Ausgaben „alte Kind“ wurde nicht genial geboren, sondern ist genial geworden.<br />

Bevor Ideen, Themen und damit verbundene Arbeit zu Papier gebracht werden, sie ihren letzten Schliff<br />

bzw. in einem Layout und vom Gestalter ihre individuelle Note in Form einer passenden, flotten Aufmachung<br />

erhalten, werden viele Bleistifte angekaut und abgenutzt und eine unvorstellbar große Menge an Gehirnzellen<br />

in Anspruch genommen.<br />

Was die Kollegen und die zuständigen Gruppenleiter an eigenen Anteilen hier mit hinein bringen, kann man beim<br />

Lesen sehen, aber nur annähernd erahnen.<br />

Es tut uns gut, dass wir gefördert werden. Wir erproben uns an Herausforderungen und entwickeln uns sehr<br />

positiv nach vorne.<br />

Dass gute Leute nicht von den Bäumen fallen, wissen wir nicht erst seit gestern. Gibt man aber Menschen eine<br />

Perspektive und zeigt ihnen durch Herausforderungen eine Möglichkeit, sich daran zu erproben und weiter zu<br />

entwickeln, dann sind das die besten Dünger für gute Persönlichkeiten, die von keinen Bäumen fallen, nein,<br />

vielmehr pflanzen wir Neues, das irgendwann einmal aufgehen wird.<br />

Dass nicht zuletzt unsere Gruppenleiter immer auf uns setzen und uns in vieler Hinsicht behilflich sind, macht uns<br />

dankbar. Schließlich geben auch wir ihnen Grund dazu, stolz auf das Team und auf unser aller Werk zu sein.<br />

Es ist ein gutes Gefühl, Freude bei der Ausarbeitung eines Artikels bzw. bei einer Ausgabe der Zeitung<br />

zu haben und dabei an einer Sache dran zu bleiben, die uns wichtig erscheint und den Leser interessieren kann.<br />

Auch kennt wohl jeder das Gefühl, wenn man das Ergebnis der geschafften Arbeit sieht und damit zufrieden ist.<br />

Happy Birthday Werkstattzeitung zur 5. Ausgabe<br />

im Namen aller Mitarbeiter der Werkstattzeitung,<br />

ein Redakteur


Buchtipps<br />

Manfred Lütz<br />

Irre! Wir behandeln die Falschen.<br />

Unser Problem sind die Normalen<br />

Der Autor Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz<br />

geboren 1954, ist Psychiater, Psychotherapeut<br />

und Theologe. Er ist seit 1997 Leiter eines<br />

Krankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Neurologie in Köln. Neben einigen<br />

Bestsellern (u.a. “Lebenslust - Wider die<br />

Diätsadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness Kult” 2002,<br />

und “Gott - Eine kleine Geschichte des Größten” 2007, für dass er<br />

einen Preis erhielt) ist er auch als Kabarettist bekannt. Dieses Buch<br />

ist eine scharfzüngige Gesellschaftsanalyse und eine heitere<br />

Einführung in die Seelenkunde. Was ist Depression, Angststörung,<br />

Panik, Schizophrenie, Sucht, Demenz und all das Andere, und was<br />

tut man dagegen? Lütz berichtet in seinem “Vorspiel”: Wenn die<br />

Nachrichten über Kriegshetzer, Terroristen, Wirtschaftskriminelle,<br />

eiskalte Buch-halter und schamlose Egomanen berichtet, kommt<br />

keiner auf die Idee, diese unangenehmen Menschen als “Krank“ zu<br />

bezeichnen oder gar psychotherapeutisch zu behandeln. Wie<br />

anders ergeht es da doch Leuten mit “Diagnose“ hochsensiblen<br />

Schizophrenen, dünnhäutigen Such-kranken, rührenden<br />

Demenzkranken und mitreißenden Manikern. Da beschleicht ihn<br />

oft der Verdacht, die Falschen zu behandeln. Sein Problem sind<br />

nicht die “Verrückten“ sondern die “Normalen“. Um diese<br />

Behauptung zu belegen reicht es ihm aber nicht sich mit den<br />

Merkwürdigkeiten der Normalen zu beschäftigen, sondern er klärt<br />

uns über die Verrückten und ihre Macken auf. Dieses Buch ist eine<br />

bissige Gebrauchsanweisung für außergewöhnliche Menschen<br />

und solche die es werden wollen. Unterteilt ist das Buch in drei<br />

Bereiche: Unser Problem sind die Normalen - Unterscheidung<br />

zwischen Wahnsinn und Blödsinn. Warum behandeln und ja, wie<br />

viele? Warum, wen und wie behandeln. Eine heitere Seelenkunde -<br />

Alle Diagnosen, alle Therapien. Für mich als Betroffene hat dieses<br />

Buch einen hohen Stellenwert im Umgang mit Anderen<br />

eingenommen, da ich bemerkt habe, dass die Normalen mit ihren<br />

Unzulänglichkeiten und Andersartigkeiten wesentlich schwerer<br />

klar kommen wie Leute, die eine offizielle Diagnose haben und zu<br />

ihren Problemen stehen. Einer Normalen, der ich dieses Buch zum<br />

Reinschnuppern gegeben habe fühlte sich vom Autor<br />

abgestempelt und konnte mit seiner Ironie nicht viel anfangen. Mir<br />

hat das Buch aber einige vergnügliche und angenehme<br />

Stunden bereitet und ich möchte es sehr empfehlen.<br />

Gütersloher Verlagshaus;<br />

ISBN:978-3-579-06879-4<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

Der Tag an dem meine Tochter<br />

verrückt wurde.<br />

Eine wahre Geschichte<br />

»Seine Genauigkeit, seine Tiefe, sein Reichtum<br />

und seine Klugheit machen dieses Buch zu einem<br />

Klassiker.« - Oliver Sacks<br />

Michael Greenberg ist Schriftsteller und führt ein<br />

mehr oder weniger geordnetes Leben in New<br />

York. Doch dann wird seine Tochter krank – und<br />

die Welt um ihn gerät ins Wanken. Der eindrucksvoll erzählte<br />

Bericht eines Vaters, der um sein Kind kämpft. Ein heißer Tag in<br />

Manhattan. Michael Greenberg sieht ein Polizeiauto vor seinem<br />

Wohnhaus parken. Dass oben zwei Polizisten damit beschäftigt<br />

sind, seine von Visionen geschüttelte Tochter zur Ruhe zu bringen,<br />

erfährt er erst später. Es ist der Beginn eines langen Weges, den er<br />

zu gehen hat, um sein Kind in die Wirklichkeit zurückzuholen. »Ich<br />

habe das Gefühl zu reisen, aber ohne Möglichkeit zur Umkehr«,<br />

sagt Sally. Ihr Vater folgt ihr auf dieser »Reise«, die sie unter<br />

anderem durch die Psychiatrie führt, hin zu einem halbwegs<br />

»normalen« Leben. Ein anrührendes Buch, das einen ganz<br />

eigenen Sog ausübt.<br />

.<br />

Originaltitel: Hurry Down Sunshine aus dem Amerikanischen<br />

Hoffman und Campe;<br />

ISBN: 978-3-455-50037-0<br />

Marco von Münchhausen<br />

Wo die Seele auftankt<br />

Die besten Möglichkeiten,<br />

Ihre Ressourcen zu aktivieren<br />

Marco von Münchhausen beschäftigt seit über<br />

30 Jahren die Frage, wie man erfüllter leben<br />

kann. Dabei bewegte ihn die Zentrale Frage:<br />

Wo und wie tanken wir eigentlich innerlich auf,<br />

wie regenerieren wir unsere seelischen Ressourcen. In seinem<br />

Buch geht es auch um unseren eigenen Weg von außen nach<br />

innen. Unter dem Aspekt, dass es uns keiner abnehmen kann für<br />

unser selbst zu sorgen, stellt er konkrete Möglichkeiten vor, wie<br />

man seinen inneren Seelenraum pflegen und zu sich selbst<br />

finden kann. Er schreibt überhaupt nicht<br />

theoretisch, viel mehr pragmatisch. So kann es<br />

dem Leser helfen einzelne Anregungen, die<br />

ihm wichtig sind im Alltag anzugehen. Der<br />

Autor vermittelt sein erarbeitetes Werk<br />

sehr glaubwürdig und alles andere als<br />

realitätsentfernt. Das 363 <strong>Seite</strong>n starke<br />

Buch ist eine gute Sammlung wertvoller<br />

Impulse. Mein Fazit: Es ist leicht<br />

verständlich geschrieben,<br />

dazu liest es sich gut und<br />

baut schon beim Lesen auf.<br />

- Lesenswert!<br />

Mosaik bei<br />

GOLDMANN;<br />

ISBN-10: 3-442-<br />

16789-2 WG 2531<br />

ISBN-13:<br />

978-<br />

3-442-<br />

16789-0<br />

42 Buchtipps


Auflösung des Rätsels<br />

aus der 4. Ausgabe:<br />

www.stephanuswerkstatt.de<br />

44


Wetzlar<br />

Grundkurs PC<br />

• Aufbau eines PC<br />

• verschiedene Hardwarekomponenten<br />

• Eingabegeräte (Maus & Tastatur)<br />

• Umgang mit MS Paint<br />

• Umgang mit Dateien<br />

(Dateiorganisation)<br />

Grundlagen Offsetdruck<br />

• Aufbau der Druckmaschine<br />

• Bedienelemente<br />

• Anbauteile Funktionsweise<br />

• Pflege und Wartung<br />

• Einrichten der Druckmaschine<br />

• Reinigungs- und Wartungsarbeiten<br />

Beruflicher Integrationskurs<br />

• Praktikumsvorbereitung<br />

• Bewerbungstraining<br />

• Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche<br />

• Verhalten im Betrieb<br />

• Erfahrungsaustausch<br />

Grundkurs Metall<br />

• Benennen und unterscheiden der<br />

Werkzeuge<br />

• Prüfen und messen mit Stahlmaß<br />

und Meßschieber<br />

• Anreißen und körnen<br />

• Sägen, feilen, bohren und<br />

Gewinde schneiden<br />

• Schraubenarten erkennen<br />

und benennen<br />

Maschinenschreiben<br />

• Zuordnung: Finger - Buchstaben<br />

• Zahlen & Zeichen<br />

• verschiedene Texte<br />

Grundkurs MS Word<br />

• Umgang mit Worddokumenten<br />

(erstellen, öffnen, speichern und<br />

schließen)<br />

• Bildschirmaufbau (Menü-, Symbolund<br />

Bildlaufleisten, Ansichten)<br />

• Textgestaltung<br />

Grundkurs technisches Zeichnen<br />

• 3 Ansichten kennen lernen<br />

• Anzahl der Flächen auf verschiedenen<br />

geometrischen Körpern erkennen<br />

• einfache Skizzen erstellen<br />

45<br />

Weilburg<br />

Berufsbildung<br />

bM<br />

Berufsbildende<br />

Maßnahmen<br />

Internet<br />

• Grundlagenvermittlung Allgemeines<br />

• Grundlagenvermittlung Browser<br />

• Cookies<br />

• Warenshopsysteme<br />

• Verschlüsselung<br />

• Suchmaschinen<br />

Wetzlar und Weilburg<br />

Unterricht<br />

• Mathematik<br />

•Deutsch<br />

(in Weilburg auch Geschichte)<br />

Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

• Übungen zur Körperwahrnehmung<br />

• Ergonomie - Was ist das?<br />

• mögliche Schäden durch falsches<br />

Sitzen<br />

• Richtig Sitzen aber wie?<br />

• Dynamisches Sitzen?<br />

• Einfache Sitz- und Rückengymnastik<br />

• Funktionsweise von Arbeitsstuhl<br />

und Arbeitstisch<br />

Grundlagen Flurförderzeuge<br />

• Grundlagenvermittlung für<br />

handgetriebene Flurförderzeuge<br />

• Grundlagenvermittlung<br />

der Lagerwirtschaft


Aktuelles & Termine<br />

tAktuelles<br />

& Termine<br />

18.06. - 25.06.2010<br />

Sommerfreizeit der Werkstätten Wetzlar<br />

und Weilburg nach Kröv an der Mosel<br />

Kröv<br />

an der Mosel<br />

vom 18.-25.06.<br />

25.08.2010<br />

Betriebausflug der beiden Werkstätten<br />

Wetzlar und Weilburg<br />

28.08. - 04.09. 2010<br />

Herbstfreizeit der Werkstätten Wetzlar<br />

und Weilburg nach Freiamt im Schwarzwald<br />

Freiamt<br />

im Schwarzwald<br />

Wir haben<br />

Geschlossen<br />

am 14.05.2010<br />

und am 04.06.2010<br />

Brückentage!<br />

vom 28.08.-04.09.<br />

46<br />

Arbeitsbegleitende<br />

Maßnahmen<br />

Wetzlar<br />

Yoga und Entspannung<br />

zu Musik<br />

Mittwochs<br />

10:45 Uhr bis 12:30 Uhr<br />

Gesellschaftsspiele<br />

Dienstags<br />

13:15 Uhr bis 14:45 Uhr<br />

Kegeln<br />

Mittwochs, 14-tätig<br />

13:30 Uhr bis 15:30 Uhr<br />

Wandern<br />

Donnerstags<br />

10:30 Uhr bis 12:00 Uhr u.<br />

13:30 Uhr bis 15:00 Uhr<br />

Werkstattzeitung<br />

(Wetzlar u. Weilburg)<br />

Redaktionsteam<br />

Dienstags<br />

09:00 Uhr bis 11:30 Uhr<br />

Layoutteam<br />

Mittwochs<br />

10:00 Uhr bis 12:30 Uhr<br />

Tischtennis/Badminton<br />

Mittwochs<br />

10:45 Uhr bis 12:15 Uhr<br />

Nordic Walking<br />

Dienstags<br />

10:45 Uhr bis 12:15<br />

Weilburg<br />

Gesellschaftsspiele<br />

Mittwochs<br />

10:00 Uhr bis 11:00 Uhr<br />

Entspannung<br />

Mittwochs<br />

10:00 Uhr bis 10:30 Uhr<br />

Tischtennis<br />

Mittwochs<br />

10:00 Uhr bis 11:00 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!