WZ Nr 5 - Seite 1-48.cdr - Herzlich Willkommen
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Inhalt<br />
Inhaltsangabe, Impressum,<br />
Grußwort Frau S. Rühl & Herr U. Will - 3<br />
“Lachen ist das Kleingeld des Glücks”- 4- 9<br />
Danach begann die große Angst - 10<br />
Ver- rückt sein... verstehen lernen - 12- 14<br />
Berufliche Integration - 15<br />
Freizeittipp -Tiergarten Weilburg - 16- 17<br />
20 Jahre Stephanus Werk - 18<br />
Vortrag Anselm Grün - 19 - 21<br />
Die Trommelgruppe - 23<br />
Persönlichkeitsstörung Borderline - 24- 26<br />
Beschwerdestelle - 27<br />
Der Besuch - 28- 30<br />
Arbeitsbereich Montage - 31<br />
Cirkus Flic Flac - 33<br />
Homosexualität -34-<br />
35<br />
Werkstattrat - 36<br />
Denksport - 37<br />
Turnverein 1908 Asslar - 38- 39<br />
Hommage - 41<br />
Buchtipps - 42- 43<br />
Denksport Aüflösung - 44<br />
Berufsbildung - 45<br />
Aktuelles & Termine - 46<br />
Impressum<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
Harald Thöne<br />
Redaktion:<br />
Sabine Rühl, Dirk Demand, Oliver Keller,<br />
Damian Roth, Peter Janz,<br />
Susanne Michl, Michael Klein,<br />
Gabriele Borghardt<br />
Layout:<br />
Uwe Will, Nina Viehmann,<br />
Gabriele Borghardt, Frank Brentrup,<br />
Michael Weber, Stefan Herrmann,<br />
Rainer Wachholz, Marcella Boer<br />
Anzeigenleitung:<br />
(verantwortlich für Anzeigen)<br />
Uwe Will, Nina Viehmann, Sabine Rühls<br />
Druck:<br />
Stephanus Werkstatt Weilburg<br />
Viehweg 19, 35781 Weilburg<br />
Grußwort<br />
mit einem Lächeln im Gesicht präsentieren wir Ihnen unsere neue<br />
Werkstattzeitung, die nun schon als fünfte Ausgabe erscheint.<br />
Dieses Mal hat uns das Thema LACHEN mit all seinen Facetten in den<br />
Bann gezogen. Was passiert in unserem Körper, wie wirken wir auf<br />
andere, kann Lachen auch eine Therapie sein? Viele Fragen und viele<br />
Aspekte, die wir bei diesem Thema noch nie bedacht haben.<br />
Interessante, vor allem ehrliche Erfahrungsberichte, das Krankheitsbild<br />
Borderline, Tipps zu Büchern, die man lesen sollte, Freizeitangebote<br />
unserer Region, Rätsel und Termine bzw. Aktuelles in und um die<br />
Stephanus Werkstatt; all dies finden Sie in unserer neuen Ausgabe.<br />
Auch an den Besuch von Anselm Grün wird erinnert.<br />
Unseren Mitarbeitern der Werkstatt, die die Themen und Inhalte der<br />
Artikel, inclusive anschließender Gestaltung selbstständig, mit großem<br />
Engagement, Ideenreichtum, Konstanz und Professionalität bewerkstelligen,<br />
sei hiermit ein großes Lob ausgesprochen.<br />
Anerkennung für seine Arbeit braucht jeder und wir denken, dies ist ein<br />
guter Weg, die Werkstatt und ihre Mitarbeiter sowie deren gute Arbeit<br />
den Menschen außerhalb unserer Werkstatt akzeptabler und verständlicher<br />
zu machen. Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei all<br />
unseren Werbepartner bedanken, ohne deren Engagement das<br />
Erscheinen dieser Ausgabe nicht möglich gewesen wäre.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe und<br />
hoffen auf ein kleines Lächeln<br />
Sabine Rühl<br />
Gruppenleiterin<br />
Redaktionsteam<br />
3<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Uwe Will<br />
Gruppenleiter<br />
Layoutteam
Lachen<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
4
der Sonnenschein<br />
für die Blumen,<br />
ist das lachende Gesicht<br />
für die Menschen.<br />
LACHEnWas<br />
(Joseph Addison, britischer<br />
Diplomat und Schriftsteller)<br />
1672-1719
Lachen<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
6<br />
“Lachen ist das
Die Wissenschaft, die sich mit dem Lachen<br />
beschäftigt, ist die Gelotologie, vom griechischen<br />
gélos "das Lachen". Lachen ist ein angeborenes<br />
Ausdrucksverhalten des Menschen, das nicht nur,<br />
aber vor allem in der Gemeinschaft mit anderen<br />
seine Wirkung entfaltet. Es ist die natürliche<br />
Reaktion eines gesunden Menschen auf komische<br />
oder erheiternde Situationen, oder zur Abwendung<br />
drohender sozialer Konflikte sowie als Abwehrmechanismus<br />
gegen spontane Angstzustände.<br />
Kleingeld des Glücks”<br />
-<br />
Abläufe im Körper<br />
Das Lachen (risus) ist eine besondere Atembewegung,<br />
bei der die Ausatmung in mehreren schnell<br />
hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder<br />
weniger starkem Schall ausgeführt wird. Die<br />
Einatmung geschieht dagegen meist in einem<br />
kontinuierlichen, etwas beschleunigten und tiefen<br />
Zug. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim<br />
Lachen stets mit einer Zusammenziehung der<br />
mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, was im<br />
Wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte<br />
und Hebung der Mundwinkel hinausläuft.<br />
Durch ein bestimmtes Maß an Überschreitung<br />
7 www.stephanuswerkstatt.de<br />
Lachen<br />
dieses Muskelspiels entsteht das Grinsen; bei<br />
geringem Muskelspiel ist es das Lächeln, wobei die<br />
Stoßatmung kaum oder gar nicht mehr vorhanden<br />
ist. Während des Lachvorgangs werden innerhalb<br />
der Gesichtsregion 17 und am ganzen Körper sogar<br />
80 Muskeln betätigt. Die Augenbrauen heben sich,<br />
die Nasenlöcher weiten sich, der Jochbeinmuskel<br />
zieht die Mundwinkel nach oben, die Augen<br />
verengen sich zu Schlitzen, der Atem geht schneller,<br />
die Luft schießt mit bis zu 100 km/h durch die<br />
Lungen, die Stimmbänder werden in Schwingungen<br />
versetzt. Der Schall beim Lachen erreicht bei<br />
Männern mindestens 280 Schwingungen pro<br />
Sekunde, bei Frauen sogar ca. 500. Das Zwerchfell<br />
bewegt sich rhythmisch. Im Gegensatz zu den<br />
angespannten Muskeln, erschlaffen die Muskeln in<br />
der Beinregion - wir kippen vor Lachen nach vorne<br />
oder wir "pinkeln uns vor Lachen in die Hose", da<br />
auch die Blasenmuskulatur erschlafft.<br />
Durch die schnelle Atmung beim Lachen<br />
transportiert die Lunge drei- bis viermal soviel<br />
Sauerstoff wie normal und stärkt diese somit.<br />
Ebenso kräftigt herzhaftes Lachen das Herz-<br />
Kreislauf-System, da die Durchblutung angeregt,<br />
der Cholesterinabbau gefördert wird. - 20 Sekunden<br />
Lachen entspricht etwa der körperlichen Leistung<br />
von drei Minuten schnellem Rudern. Das Herzinfarktrisiko<br />
sinkt. Das Blut enthält außerdem mehr<br />
Abwehrstoffe: Killerzellen stürzen sich auf<br />
Erkältungsviren und können Tumor- und Krebszellen<br />
zerstören. Immunglobuline (Eiweißkörper) und<br />
Zytokine - Bestandteile der weißen Blutkörperchen -<br />
sind nach einer Humoraktion vermehrt im Blut oder<br />
auch Speichel auffindbar. Sie unterstützen die<br />
körpereigene Immunabwehr, die wiederum Viren<br />
und Bakterien bekämpft, welche z. B. bei<br />
Verletzungen Infektionen auslösen können. Ebenso<br />
wird der Stoffwechsel positiv beeinflusst: Die Stresshormone<br />
im Blut, Adrenalin und Kortisol, nehmen<br />
ab. Glückshormone, sogenannte Endorphine
Lachen<br />
1 Katharsis<br />
lt. Aristoteles seelische Reinigung;<br />
griech. Reinigung<br />
2 inkongruent<br />
nicht übereinstimmend<br />
deckungsgleich<br />
hingegen, werden ausgeschieden. Entspannung,<br />
Wohlbefinden setzt ein. Auch die Verdauung wird<br />
angeregt. Jüngste Studien von Gelotologen haben<br />
ergeben, dass nur wenige Minuten anhaltenden<br />
Lachens eine mehrstündige Verringerung eines<br />
Schmerzempfindens bewirken kann. Tränen, die<br />
durch emotionale Ausnahmezustände erzeugt<br />
werden, stimulieren sowohl bei Freude als auch bei<br />
Schmerz und Trauer das vegetative Nervensystem.<br />
Die Tränendrüse wird aktiviert und sondert<br />
Flüssigkeit ab, um, so vermuten Wissenschaftler,<br />
anderen den Gemütszustand anzuzeigen.<br />
Die sozialen und zwischenmenschlichen Auswirkungen<br />
Das Lachen ist gewöhnlich ein unwillkürlicher Akt.<br />
Durch die Empfindungsnerven wird ein Reiz im<br />
Gehirn ausgelöst, der sich wiederum in einem Reflex<br />
der Gesichtsmuskeln ausdrückt. Damit ist das<br />
Lachen eine sogenannte Reflexbewegung, wie<br />
andere auch. Sie hat die Eigentümlichkeit, dass sie<br />
am vollkommensten stattfindet, wenn unsere<br />
Aufmerksamkeit von unserem Körper abgewendet<br />
ist. Somit reagieren wir im Alltag auf die<br />
verschiedensten Situationen und geben durch<br />
Signale und Gesichtsausdrücke unseren<br />
Mitmenschen Gefühle preis, was wiederum bei<br />
diesen Gegenreaktionen auslöst. So wird das<br />
Lachen als Ausdruck für Sympathie und gegenseitiges<br />
Einverständnis verstanden und entfaltet<br />
dadurch eine besänftigende, konfliktbegrenzende<br />
Wirkung. Nach Einschätzung mancher Forscher ist<br />
…ein Lächeln<br />
Ein Lächeln kostet nichts und bringt doch so viel.<br />
Es bereichert den Empfänger und den Geber.<br />
Es ist vielleicht nur kurz, doch die Erinnerung<br />
daran oft unvergänglich.<br />
Keiner ist so reich, um darauf verzichten zu können.<br />
Und keiner ist zu arm, dass er es sich nicht leisten könnte.<br />
Es bringt Glück und ist ein Zeichen von Freundschaft.<br />
Es bekommt erst dann seinen Wert, wenn es verschenkt wird.<br />
Sollte der andere einmal kein Lächeln mehr zur Verfügung<br />
haben, überlasse ich ihm eins von meinen,<br />
denn niemand braucht so sehr ein Lächeln,<br />
wie der, der keins mehr übrig hat. aus China<br />
das Lachen eine der grundlegenden Kommunikationsformen<br />
des Menschen. Da es in einer<br />
Gehirnregion ausgelöst wird, die deutlich älter ist als<br />
die des Sprachzentrums, diente es vermutlich früher<br />
der Kommunikation als das Sprechen. Ursprünglich<br />
war das Lachen eine Drohgebärde, entstanden aus<br />
dem Zähnefletschen. Nach außen wurde damit<br />
demonstriert: meine Zähne sind gut; ich bin gesund<br />
und habe Kraft. Innerhalb einer Gruppe aber hatte<br />
es etwas Verbindendes: Teil einer starken<br />
Gemeinschaft zu sein. Doch das Lachen kann auch<br />
als Waffe eingesetzt werden, gerade gegenüber<br />
Personen, die nicht zur Gruppe gehören. Sie können<br />
durch hämisches, geringschätziges Lachen<br />
ausgelacht und damit gedemütigt werden.<br />
Allerdings kann es auch ebenso zur Entschärfung<br />
der Konfliktsituation beitragen, so dass der<br />
Verlachte sich nicht zu sehr gekränkt fühlt. Diese<br />
Wirkung geht auf einen wichtigen anarchischen<br />
Grundzug des Lachens zurück, der in der Infragestellung<br />
von Autoritäten aller Art beruht: Im Lachen<br />
wird jeder Anspruch auf Respekt und Ehrbezeugung<br />
grundsätzlich verneint. D.h. Personen und Insti-<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
8<br />
tutionen, die durch diese Ehrbezeugungen einen<br />
gewissen Status für sich in Anspruch nehmen,<br />
fühlen sich durch das Lachen bedroht diesen zu<br />
verlieren. Im Interesse des eigenen Machterhalts<br />
wird daher versucht, den Drang zur Heiterkeit in<br />
andere Kanäle von sich weg zu lenken. Ein Beispiel<br />
ist der Karneval, der bewusst als Ritual geduldet<br />
wird, um anschließend wieder in den normalen<br />
Alltag zurückzukehren. Aus sozialpsychologischer<br />
Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des<br />
Körpers über die Macht des sonst dominierenden<br />
Verstandes und dient somit in der Medizin als<br />
Unterstützung. Humor wird gezielt zu therapeutischen<br />
Zwecken eingesetzt (Therapeutischer<br />
Humor). Erst in den letzten Jahren erschienen<br />
wissenschaftliche Studien, in denen die Bedeutung<br />
des Humors und der gezielte Einsatz des Lachens<br />
herausgestellt wurde. Seitdem versucht man diese<br />
Erkenntnisse einzuordnen und in Therapien<br />
umzusetzen. Die Wissenschaft baut dabei auf drei<br />
grundlegende Theorien auf:<br />
1<br />
Die kathartische Theorie<br />
Sigmund Freud fasste das Lachen als „ein<br />
Phänomen der Abfuhr seelischen Erregung“ auf.<br />
Moderne Gelotologen bestätigen diese Theorie mit<br />
den Befunden, dass die Humorreaktion zur<br />
Stärkung des Immunsystems führt, zur Schmerzreduktion<br />
beiträgt und dem Stressabbau förderlich<br />
ist.<br />
Die Überlegenheits- und Aggressionstheorie<br />
Das Auslachen anderer kann zeitweilig das eigene<br />
Selbstwertgefühl stabilisieren. Damit drückt sich<br />
aber meistens Geringschätzung, Hohn, Spott oder<br />
Verachtung gegenüber anderen Menschen aus.<br />
Laut Aristoteles rege die Wahrnehmung von<br />
Defekten, Deformierungen oder Hässlichkeit bei<br />
einem Mitmenschen zum aggressiven Lachen an;<br />
wiederum Freud sah im Witz eine „Ersparung von<br />
Mitleid“. Letztendlich werden die aggressiven<br />
menschenverachtenden Anteile des Lachens in den<br />
Formen der Ironie, des Sarkasmus und Zynismus<br />
von einem Teil der Therapeuten als inakzeptabel<br />
abgelehnt.<br />
Die Inkongruenztheorien<br />
Humorreaktionen (Belustigung, Lächeln, Lachen)<br />
werden auch durch das Zusammenwirken<br />
bestimmter logischer Wahrnehmungsprozesse<br />
ausgelöst, die den Gesetzen des normalen Denkens<br />
bzw. der (aristotelischen) Logik entgegenlaufen und<br />
als „Inkongruenz“ bzw. „Inkonsistenz“ von Umwelt<br />
und Denken bezeichnet werden. Diese unerwartete<br />
Verbindung produziert die komische Wirkung. Die<br />
Therapie könnte daher paradoxe (widersprüchliche)<br />
Strategien wie Übertreibungen, Untertreibungen,<br />
logische Widersprüche und Verdrehungen, Wortspielereien,<br />
absurde Realitätsdeutungen, Gleichsetzungen<br />
des Konkreten mit dem Abstrakten, das<br />
Umkehren (Lächerlichmachen) des Erhabenen usw.<br />
in die therapeutische Kommunikation einbeziehen.<br />
Dimensionen der therapeutischen Wirkung<br />
des Humors<br />
Die emotionale Wirkung<br />
Humor kann Hemmungen lösen und die Entbindung<br />
verdrängter Affekte anregen. Lachen Therapeut<br />
und Klient miteinander, kommt es zu einem<br />
2
unmittelbaren, spontanen Austausch menschlicher<br />
Gefühle. Die Personen fühlen sich auf einer<br />
gleichwertigen Ebene.<br />
3<br />
Die kognitive Wirkung<br />
Das kreative Potential des Klienten wird angeregt,<br />
seine Fähigkeiten Probleme zu lösen, aktiviert.<br />
Scheinbar unumstößliche festgeschriebene Handlungsabfolgen,<br />
festgefahrene Verhaltensmuster<br />
können dadurch aufgelöst und durch flexiblere<br />
ersetzt werden.<br />
Die kommunikative Wirkung<br />
Hierbei kommt dem Humor die Bedeutung eines<br />
erfrischenden, entspannenden, originellen und<br />
anregenden Kontaktmediums zu. Wendet der<br />
Therapeut Humor in angemessener Weise an, ergibt<br />
sich zwanglos ein freundlich konstruktiver Umgangston.<br />
Fasst der Klient den mit einem Lachen<br />
vorgetragenen Kommentar des Therapeuten richtig<br />
auf, kann dieser der Auslöser für eine therapeutisch<br />
gewollte Perspektiven- und Verhaltensänderung<br />
sein. Der Klient erfährt ein Gefühl der Selbstbestätigung,<br />
einhergehend mit einer Aha-Reaktion<br />
und empfindet, für ein altes Problem eine neue<br />
Lösung gefunden zu haben. Der Umgang mit Humor<br />
bedarf großer Sorgfalt und Umsicht, um mögliche<br />
schädliche Wirkungen auszuschließen, wie es<br />
folgende Erläuterungen aufzeigen:<br />
Destruktiver Humor<br />
Wendet der Therapeut sarkastischen und entwertenden<br />
Humor an, werden auf der <strong>Seite</strong> der Klienten<br />
in der Regel Gefühle von Verletztsein und<br />
Misstrauen ausgelöst. Die therapeutische Atmosphäre<br />
kann dadurch nachhaltig vergiftet, die<br />
Beziehung Therapeut – Klient sowie der therapeutische<br />
Prozess gestört werden.<br />
Schädlicher Humor<br />
Der Therapeut vermengt Belangloses mit unpassenden<br />
ironischen und teilweise sarkastischen<br />
Bemerkungen. Diese Form der Humoranwendung<br />
schadet dem therapeutischen Prozess. Hohn und<br />
Spott sind unangebracht.<br />
Minimal hilfreicher Humor<br />
Der Therapeut richtet sich nach den Bedürfnissen<br />
seines Klienten; er reagiert bloß auf dessen<br />
Mitteilungen und setzt daraufhin Humor ein, um<br />
dem Klienten die Möglichkeit zu geben, sein<br />
Problem aus weniger ernstem Blickwinkel zu<br />
betrachten.<br />
Sehr hilfreicher Humor<br />
Der Humor des Therapeuten befindet sich im<br />
Wesentlichen im Einklang mit den Bedürfnissen des<br />
Klienten. Neue Entscheidungsperspektiven, Förderung<br />
der Einsichtsfähigkeiten des Klienten, Anregungen<br />
selbstschädigende Handlungsbereitschaften<br />
bzw. Verhaltensmuster zu erkennen und zu<br />
verändern, sind in dieser durch Freimütigkeit und<br />
Offenheit geprägten therapeutischen Beziehung<br />
gewährleistet.<br />
Besonders hilfreicher Humor<br />
Der Humor des Therapeuten stellt gegenüber dem<br />
Klienten eine tiefgehende Empathie unter Beweis.<br />
Durch schlagfertige und spontane Anwendung<br />
seitens des Therapeuten wird der Klient geistig<br />
herausgefordert Er wird selbst kreativ und kann<br />
dadurch existenzielle Einsichten zu Tage fördern,<br />
Lebensziele und Methoden zu deren Realisierung<br />
entwickeln. Zudem findet der Klient Gelegenheit<br />
seinen eigenen Humor einzuüben. Der bekannteste<br />
Arzt, der das Lachen als Therapie in der Praxis<br />
anwendet ist der Amerikaner Hunter „Patch“<br />
Adams. Der 1945 in Washington D.C. geborene<br />
Mediziner glaubt, dass die Gesundheit des Einzelnen<br />
nicht von der Familie, der Gemeinschaft und der<br />
ganzen Welt getrennt werden kann. In diesem<br />
Geiste wurde 1972 von Freunden und ihm das<br />
„Gesundheit! Institute“ gegründet. 12 Jahre lang<br />
bestand es als kostenlose Einrichtung. Eine<br />
veränderte Form des Instituts ist in West Virginia<br />
geplant. Das Ziel ist, ein traditionelles Krankenhaus<br />
mit alternativer Medizin (Akupunktur, Homöopathie,<br />
etc.) zu kombinieren. Die Pflege soll medizinische<br />
Behandlung, aber auch künstlerischen Ausdruck,<br />
Handwerk, Naturerlebnis, Bodenbewirtschaftung<br />
und Entspannung beinhalten. Vor allem populär<br />
wurde Adams als Sozialaktivist, „Bürger-Diplomat“,<br />
Profi-Clown, Darsteller und Autor. Jedes Jahr<br />
organisiert er eine Gruppe von freiwilligen Clowns<br />
aus der ganzen Welt, die gemeinsam, z. Zt., nach<br />
Russland reisen, um Waisen, Kranken und allen<br />
anderen Hoffnung zu geben. Zuletzt machte Adams<br />
als politischer Aktivist auf sich aufmerksam: Er<br />
unterstützte die Bewegung „MindFreedom<br />
International“, ein Zusammenschluss von ungefähr<br />
100 Initiativen, die für Menschenrechte von<br />
Patienten, bei denen Geisteskrankheiten diagnostiziert<br />
wurden, eintritt. Sie wurde als Gegenbewegung<br />
zur vom damaligen US-Präsident George<br />
W. Bush vorgeschlagenen „New Freedom<br />
Commission on Mental Health“ (Neue Freiheitskommission<br />
zur mentalen Gesundheit) gegründet.<br />
Diese sollte es den Behörden ermöglichen,<br />
Menschen durch Massentests und Schnelldiagnosen<br />
schneller und unbürokratisch in Einrichtungen einweisen<br />
zu können. Adams bot daraufhin Bush eine<br />
kostenlose Gehirnuntersuchung mit den Worten:<br />
„Er braucht jede Menge Hilfe. Ich werde ihn gratis<br />
empfangen“., an.<br />
Das berühmteste Lächeln<br />
der Welt: Die Mona Lisa<br />
Das Bild entstand von<br />
ca. 1503 – 1507 in/bei Florenz.<br />
Es zeigt vermutlich die<br />
Kaufmannsgattin Madonna<br />
(umgangsspr. Mona) Lisa Giocondo.<br />
Gefertigt wurde es in Ölfarben<br />
auf Pappelholz mit den<br />
Abmessungen 77 x 53 cm<br />
durch Leonardo da Vinci<br />
(1452 – 1519). Heutzutage<br />
lockt es rund 6 Millionen<br />
Besucher in den Pariser Louvre.<br />
9 www.stephanuswerkstatt.de<br />
Lachen<br />
3 lat. cognito<br />
Wahrnehmen, Erkennen<br />
Oliver Keller<br />
Quellen: Internet, Wikipedia<br />
Randnotiz<br />
Quelle: Donald Sassoon – „Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa“
Erfahrungsbericht<br />
Danach begann die große Angst!<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Intensive Pflege und dann Tod der Mutter, Verlust und<br />
Auflösung der zu großen Wohnung, Arbeitslosigkeit, dann<br />
Schlaganfall, Hirnthrombose, Epilepsie, anschließend 2monatige<br />
REHA, wieder laufen, essen, schreiben, sprechen<br />
lernen, mehrere stationäre Aufenthalte in den unterschiedlichsten<br />
Kliniken, dies war alles zu viel !<br />
Danach begann die große Angst !<br />
Schaffe ich nun alles alleine, die vielen Medikamente, eine<br />
Wohnung im 3. Stock, der ganze Haushalt ? Die Angst vor<br />
dem Alleinsein, gerade wenn Menschen fröhlich über<br />
Weihnachtsmärkte, Stadtfeste u.ä. laufen, überwältigte<br />
mich. Ich dachte an die Zeit, in der ich mich seelisch und<br />
körperlich gesund fühlte. Ich lebte in einer Beziehung, hatte<br />
Arbeit. Arbeit bedeutete Geld, Auskommen, Sicherheit und<br />
Unabhängigkeit. Man war beruhigt. Eine Rechnung im<br />
Briefkasten warf mich nicht aus der Bahn. Ich hatte Kontakte,<br />
Freunde, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Ich<br />
hatte ein Auto, ein Fahrrad, ich war mobil, ich fühlte mich<br />
nicht ausgegrenzt, konnte soziale Bindungen pflegen.<br />
Es dauerte lang, bis die Angst weniger wurde. Verschwunden<br />
ist sie bis heute nicht. Geholfen hat mir die Arbeit in der<br />
Werkstatt. Das war am Anfang auch nicht einfach, da ich mir<br />
eine Arbeit hier nicht vorstellen konnte. Mein Bild von den<br />
Tätigkeiten war vollkommen falsch. Ich war überheblich. Ich<br />
stand am Beckenrand, sah den Schwimmenden zu und<br />
glaubte: hier gehöre ich nicht hin. Doch heute sehe ich, dass<br />
ich mit der Arbeit hier vollkommen ausgelastet bin und mit<br />
höheren Ansprüchen überlastet wäre. Ich<br />
glaube, ich fange an meine Krankheit<br />
mit all ihren Konsequenzen<br />
anzuneh men. Ich freue mich auf<br />
meine Kollegen, bekomme in kleinen<br />
Schritten neue Aufgaben zugeteilt, freue<br />
mich ab und zu an meinem Leben. Am<br />
aller wichtigsten für mich ist jedoch<br />
akzeptiert zu werden und<br />
Zuspruch zu bekommen.<br />
10<br />
Ich glaube, der nächste Weihnachtsmarkt<br />
wird nicht ohne mich<br />
stattfinden…<br />
Ein Mitarbeiter der Werkstatt
Partner der Stephanus Werkstatt<br />
11<br />
Werbepartner<br />
CNC-Drehtechnik<br />
für die freundliche Unterstützung<br />
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Ver-rückt Thema sein...<br />
Ver-rückt sein... verstehen lernen<br />
Gibt es so etwas wie Verrücktheit?<br />
Oder anders herum, wie definieren wir<br />
normal sein, gesund sein?<br />
Ein Schweizer Professor und Psychiater sagte<br />
vor kurzer Zeit:“ Es gibt nicht den ganz normalen<br />
Menschen, jeder hat eine Spur Verrücktheit in<br />
sich.“ Weiter sagte er:“Es gibt auch den supernormalen<br />
Menschen“, aber das empfände er als<br />
nicht ganz normal. Verrückt heißt nichts<br />
anderes, als dass sich etwas in meinem Leben<br />
verrückt hat. Etwas in meinem Leben hat sich<br />
verändert. Ich brauche Zeit um mich darauf<br />
einzustellen, eine Krise zu meistern.<br />
Gibt es eigentlich so etwas wie Hilfe,<br />
Verständnis von außen?<br />
Ja.<br />
Verständnis ist wahrscheinlich Übungssache,<br />
aber es lohnt sich es zu lernen, denn es lehrt uns<br />
den Menschen nebenan zu verstehen. Unverständnis<br />
müsste demnach die ungeschulte<br />
Version von "Ich merke an Dir etwas, was ich<br />
selbst nicht kenne" oder "Du hast da was, lass es<br />
mich verstehen" sein. Mein Gegenüber ernst zu<br />
nehmen und ihm das Gefühl zu geben, dass ich<br />
gleich wert bin wie er, ist eine Grundvoraussetzung.<br />
Wertschätzung.<br />
Gott liebt jeden Menschen bedingungslos. Das<br />
kann uns keiner nehmen, selbst wenn alles<br />
scheinbar schlecht wirkt. Gott schätzt uns, also<br />
haben wir keinen Grund uns untereinander nicht<br />
zu schätzen.<br />
Hilfe. Hilfe, ich habe ein Problem. Hilfe, ich will<br />
Dir helfen. Das hört sich gut an, doch nicht<br />
immer sind wir zu der jeweiligen Kontaktaufnahme<br />
bereit. Das kann die unterschiedlichsten<br />
Gründe haben. Ich denke, Hilfe in<br />
Anspruch zu nehmen, kann mir helfen, um aus<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
12<br />
einer schwierigen Situation raus zu kommen.<br />
Und möglicher Weise bin ich sogar selbst bald in<br />
der Lage auch jemandem ähnlich zu helfen. Das<br />
könnte dann vielleicht sogar unterbewusst<br />
Dankbarkeit ausdrücken.<br />
Mein Leben hat sich ver-rückt durch eine<br />
Erkrankung.<br />
Eine Regel in der Not ist: Ich habe sie mir nicht<br />
ausgesucht. Ich kann nichts dafür. Auch andere<br />
Schuldige zu suchen, ist nicht hilfreich und<br />
obendrein ist sie vom Umtausch ausgeschlossen.<br />
So'n Mist! Moment! Ich nehme mir Zeit<br />
dafür, das ist jetzt wichtig.<br />
Cut!<br />
In den bunten Klatsch- und Tratschmedien kann<br />
es für klingelnden Wohlstand nichts Dankbareres<br />
geben als ein Promi, der sich mal wieder<br />
total daneben benommen hat. Das kommt meist<br />
gut an. Selber schuld - Gewissen beruhigt.<br />
Ich behaupte, hin und wieder steckt hinter dem<br />
extremen „Daneben benehmen“ eine Erkrankung,<br />
eine menschliche. Das ist oft kein Geheimnis,<br />
das weiß auch der Medien-Langhebel-<br />
Mensch. Der weiß ja auch sonst immer alles.<br />
Trotzdem lässt er kein gutes Haar an ihm. Dazu<br />
fällt mir ein: Was Du nicht willst, was man Dir<br />
tut, das füg' auch keinem anderen zu.
Ich finde es alles andere als sozial, wie wir ganz<br />
schnell über Menschen urteilen, ohne sie zu<br />
kennen, wenn ich es brauche, hinterher so zu<br />
tun, als wenn nichts gewesen wäre, alles wieder<br />
irgendwie so zu drehen und zu vertauschen,<br />
dass es für mich passt.<br />
Ich habe auch nicht anders gehandelt bevor<br />
meine Erkrankung entgleiste. Aber jetzt habe ich<br />
u.a. Verständnis gelernt, weil es mir ähnlich<br />
geht, wie manchen meiner Mitmenschen. Ich<br />
bin froh, sensibel auf vieles geworden zu sein.<br />
Die Welt wäre weit aus blasser ohne Menschen,<br />
deren Leben nicht immer so glatt verläuft.<br />
Sie tragen dazu bei, dass sich einiges bewegt.<br />
Die meisten Bücher würden nur aus Bilanzen<br />
bestehen, die Musik und die Kunst würde einige<br />
Meisterwerke nie hervorbringen, die Politik wäre<br />
um so manche Persönlichkeit ärmer und das<br />
Fernsehen hätte viele unterbelichtete<br />
Klugsch...laumeier statt tiefsinn-iger Sensibilisten.<br />
Und wir allesamt, die wir oft unbemerkt unser<br />
Leben versuchen zu meistern, sind eine unermessliche<br />
Bereicherung für die Menschen, die<br />
darin mehr sehen als es scheint. Legen wir Wert<br />
darauf,<br />
dass unsere Gesellschaft die Eigenschaft<br />
„menschlich“ verkörpert. Helfen wir mit,<br />
den Benachteiligten, Kranken und den Menschen,<br />
die das Leben nicht so leicht nehmen<br />
können, ein gutes Umfeld zu sein. Denken Sie<br />
daran,<br />
wie vielen Menschen es leichter fallen<br />
würde z.B. eine Erkrankung zu akzeptieren, zu<br />
lernen damit umzugehen und sich anderen<br />
anzuvertrauen. Dann würde vielleicht auch der<br />
eigene Kampf leichter in Frieden aufgehen.<br />
Wäre es nicht schön, wenn wir alle gemeinsam<br />
Leben retten könnten?!<br />
„Ich wünsche mich so sehr auf eine einsame<br />
Insel oder irgendwohin, wo mich keiner kennt.“<br />
Was ist mit mir und meinen Träumen, die ich mit<br />
meinen Lieben hatte, alles dahin? Unerreichbar?<br />
Zerplatzt? Vielleicht sogar zerpiekst bei meinem<br />
Ein-igeln ?<br />
13<br />
Ist die Welt überhaupt fähig, mich mit meinen<br />
Facetten anzunehmen oder muss ich mir eine<br />
Fassade schaffen ?<br />
Wenn die Angst, nicht mehr so stark zu sein und<br />
der so starken Gesellschaft und meinen so<br />
hohen Ansprüchen scheinbar nicht mehr<br />
gewachsen zu sein, nachlassen würde, würde<br />
dann vielleicht vieles leichter fallen ? Wäre dies<br />
eine Möglichkeit darüber nachzudenken ? Vielversprechend,<br />
oder ?<br />
„Ein kleiner Schritt für , ein großer für die<br />
Menschheit“, so Neil Armstrong bei seinen<br />
Gehversuchen auf dem Mond. Machen wir uns<br />
alle auf zu Gehversuchen zu neuen Perspektiven.<br />
Ich vermute, dass viele Menschen unheimliche<br />
Angst davor haben, dass die eigene Schwäche<br />
sichtbar wird, Menschen sich darüber das<br />
M…und zerreißen , nichts mehr so bleibt, wie es<br />
ist, man alles verliert, man plötzlich nicht mehr<br />
integriert ist, man keine Freunde mehr hat, alles<br />
nur noch schlimmer wird, die unschöne Phase<br />
alles grau färbt und nicht mehr aufhört weh zu<br />
tun. Innere Konflikte tauchen auf. Mein Grübeln<br />
ist ein quälendes Hamsterrad, meine Gedanken<br />
sind nur noch schlimm. Kein Wunder, das Gehirn<br />
verändert sich während einer Krankheitsphase<br />
und arbeitet dann ganz ungewohnt, was den<br />
Betroffenen und seine Mitmenschen beängstigen<br />
kann. Diese akuten Zeiten können sehr<br />
schwer sein, auch weil ein Leben immer wieder<br />
davon geprägt sein kann. Denn auch außerhalb<br />
des Akuten zieht eine Erkrankung weite Kreise.<br />
Eine Unterstützung u.a. in einer Therapie zu<br />
erfahren und in einem guten Umfeld wirken zu<br />
können, kann das gesamte Leben festigen. Die<br />
Entwicklung zu einem Leben, , kann Mühe und Leiden wert sein !<br />
Seit es Menschen gibt, gibt es auch Schwierigkeiten,<br />
die es zu meistern gilt. Schaffen wir das<br />
nicht auf Anhieb ohne Hilfe, dann braucht es<br />
einen wachsamen Menschen, der von seinen<br />
Herzensinstrumenten Gebrauch macht, ohne<br />
gleich zu kommentieren und Ratschläge zu<br />
verteilen.<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Ver-rückt sein...
Ver-rückt Thema sein...<br />
Ein offenes Ohr ist ein guter Schritt.<br />
Auch die längste Krise ist mal vorbei. Es ist<br />
oftmals leichter, Hilfe in Anspruch zu nehmen als<br />
alleine gegen schier Unlösbares anzukämpfen.<br />
Da ist auch noch Gott, er bietet uns gerne seine<br />
Hilfe an. Er kann auch durch andere helfend<br />
wirken, z.B. auch Mut und Trost zusprechen.<br />
Freuen wir uns auf einen neuen Morgen, denn<br />
nur zusammen mit Tag und Nacht sind wir in der<br />
Lage, beide Pole, Glück und Melancholie, ausgewogen<br />
zu erleben.<br />
Wunderbar sind wir alle, manche sogar etwas<br />
sonderbar, aber das wirkt bestimmt auch nur so.<br />
Und eine Spur Verrücktheit hat auch die<br />
„Weltbeweger“ vor uns zu echt sympathischen<br />
Menschen gemacht.<br />
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es gibt sehr<br />
viele gute Angebote z.B. für psychisch erkrankte<br />
Menschen. Aber muss immer erst ein Mensch,<br />
wie z.B. kürzlich Robert Enke, sterben, bevor die<br />
Gesellschaft für wenige Wochen wachgerüttelt<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
12 14<br />
ist und dann wieder jeder genug eigene Sorgen<br />
hat.<br />
Angst kann so schrecklich sein.<br />
Können wir sie gemeinsam abbauen?<br />
Nur wenn wir nicht Augen, Ohren und Mund<br />
verschließen, wir uns der Problematik bewusst<br />
sind und uns ihr stellen, können wir Erfolg<br />
haben. Lassen Sie uns daran arbeiten, die Welt,<br />
in der wir leben, für alle erträglich/er zu machen.<br />
Mindestens über Möglichkeiten nachzudenken<br />
ist es wert.<br />
Ist das nicht wundervoll, was alles in uns<br />
Menschen steckt, auch gerade weil nicht immer<br />
alles glatt läuft. Wir können so viel bewegen,<br />
wenn wir uns gegenseitig ergänzen und<br />
unterstützen. Schon zu zweit kann der eine den<br />
anderen stärken, Mut machen, neue Perspektiven<br />
aufzeigen und mehr. Das tut so gut, für<br />
beide. Glauben wir ruhig auch an das Gute im<br />
Menschen, aber gehen wir auch mit den<br />
Schwächen nicht achtlos um.<br />
Danke.<br />
Ein Mitarbeiter
Dirk<br />
Demand<br />
Praktikum<br />
bei der<br />
Fa. Centroil<br />
in Wetzlar<br />
Berufliche Integration<br />
15<br />
Berufliche Integration<br />
Vom 31. August 2009 bis zum<br />
12. Dezember 2009 absolvierte<br />
ich ein Betriebspraktikum bei der<br />
Fa. Centroil in Wetzlar.<br />
Die Fa. Centroil ist im Tankschutz-Service<br />
und im Haustechnik-Service tätig, d.h.<br />
Kunden können sich z.B. an die Centroil<br />
wenden, wenn sie einen Öltank zum<br />
Reinigen haben oder an der Pumpe der<br />
Ölheizung etwas defekt ist. In diesem<br />
Falle entsendet die Fa. Centroil Außendienstmonteure<br />
zu den jeweiligen Kunden.<br />
Desweiteren baut die Fa. Centroil<br />
neue Öltanks ein oder legt alte Öltanks<br />
still. Ebenfalls wird der Einbau von Solaranlagen<br />
angeboten. Ich kannte diese<br />
Firma, weil ich bereits im April 2000 dort<br />
von einer Maßnahme des Arbeitsamtes<br />
aus ein Praktikum absolviert hatte. Da<br />
Centroil gerade dabei war eine neue<br />
Warenwirtschaftssoftware zu installieren,<br />
konnten sie noch gut eine zusätzliche<br />
Kraft gebrauchen. Meine Arbeit bestand<br />
darin, die Kundenstammdaten und Artikelstammdaten<br />
aus der alten Warenwirtschaftssoftware<br />
in die neue Warenwirtschaftssoftware<br />
einzupflegen und für den<br />
Telefondienst zur Verfügung zu stehen.<br />
Die Arbeitszeit war Mo-Do von 08.00 bis<br />
14.30 Uhr und Feitags von 08.00 bis<br />
14.00 Uhr. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht<br />
und mit den Kollegen und meinem<br />
Vorgesetzten habe ich mich sehr gut verstanden.<br />
Ich wurde sogar am 05. Dezember<br />
‘09 zur Weihnachtsfeier mit anschliessendem<br />
Kegeln in die Gaststätte Failing in<br />
Waldgirmes eingeladen. Zum Abschied<br />
am 12. Dezember 2009 bekam ich ein<br />
kleines Präsent überreicht, worüber ich<br />
mich sehr gefreut habe, und im Abschlußgespräch<br />
mit Frau Günther (Sozialdienst<br />
Stephanus Werkstatt) wurde noch einmal<br />
deutlich, dass beide <strong>Seite</strong>n sehr zufrieden<br />
mit der Zusammenarbeit waren.<br />
Dirk Demand<br />
www.stephanuswerkstatt.de
Tiergarten Weilburg<br />
Zur Geschichte<br />
Die Entstehung des von Hessen-Forst betriebenen<br />
Tiergartens geht auf das Jahr 1590<br />
zurück, als Graf Albrecht II Damwild hielt,<br />
dieses diente zur Verköstigung am Hofe. In<br />
den Jahren 1685 - 1688 wurde das Gelände zu<br />
einem Jagdpark mit drei Weihern angelegt.<br />
Die Größe des Parks ist seit diesen Jahren<br />
gleichbleibend 93 Hektar groß. 1970 wurde<br />
dem historischen Park, mit der Eröffnung des<br />
Tiergartens als Wildpark mit heimischen und<br />
ehemals heimischen Tierarten, neues Leben<br />
eingehaucht.<br />
Erlebnis Tierreich<br />
Tiergarten Weilburg, Hirschhausen<br />
Was liegt näher?<br />
Besuch im Tiergarten – Unsere Eindrücke<br />
Heute ist der landschaftlich reizvolle Park zu<br />
jeder Jahreszeit ein Erlebnis für Jung und Alt.<br />
Die Besucher können um die 21 Tierarten bestaunen.<br />
Schön angelegte Rundwege, mit<br />
einer Gesamtlänge von ca. 6 km, lassen die<br />
großartige Idylle erfassen. Es laden viele<br />
Bänke und Rastplätze zum Verweilen ein. Als<br />
wir den Park betraten, begrüßten uns schon<br />
nach einigen Metern die Gänse mit lauthalsem<br />
Schnattern. Im Tiergarten sind im letzten Jahr<br />
die Braunbären Steve und Tim neu hinzugekommen.<br />
Die beiden fühlen sich in ihrem, groß<br />
angelegten und freizügigen, Gehege sichtlich<br />
wohl; einfach bärenstark! Außerdem bietet<br />
sich die Gelegenheit, muntere Otter und<br />
neugierige Wölfe in ihrer vollen Pracht zu<br />
entdecken. Weitere Tiere, wie Elche und<br />
Luchse, um nur einige zu nennen, bereichern<br />
die Anlage.<br />
„Drum herum“<br />
Die kleinsten Besucher können auf dem<br />
Spielplatz am Dillhäuser Bauernhaus nach<br />
Herzenslust spielen und toben, in guter<br />
Sichtweite ihrer Eltern. Ein stimmungsvolles<br />
Fachwerkhaus mit einer behaglichen Gaststätte<br />
bietet neben Kaffee und Kuchen eine<br />
gut bürgerliche Küche. Auf der Sonnenterrasse<br />
direkt am Teich kann man den Tag<br />
wunderbar ausklingen und nochmals träumerisch<br />
Revue passieren lassen.<br />
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16
Bald noch attraktiver<br />
Interessante Planungen:<br />
Das ehemalige Forsthaus wurde zu einem<br />
„Kinderforsthaus” umgebaut, dort befindet<br />
sich dann eine Kindertagesstätte.<br />
Nebenan wird ein Streichelzoo angelegt.<br />
Geplant ist zudem ein Beobachtungs-<br />
Pavillon, durch den die Besucher die<br />
Möglichkeit haben werden, die Bären aus<br />
nächster Nähe zu sehen. All das regt dazu<br />
an, sich ein Bild davon auszumalen und zu<br />
erahnen, wie der Tiergarten zukünftig<br />
seine Besucher aufs Neue verzaubern<br />
kann. Auch ist man weiterhin darauf<br />
bedacht, den Bedürfnissen der Tiere mit<br />
Achtsamkeit zu begegnen. Gerne blickt<br />
man im Weilburger Tiergarten auf das Jahr<br />
2009 zurück, denn es konnten stolze<br />
100.000 Besucher gezählt werden. Soweit<br />
die Neuigkeiten des Tiergartens, um die<br />
wichtigsten Nachrichten zu erwähnen.<br />
Abschließend können wir hinzufügen:<br />
Im Wildpark „Tiergarten Weilburg”, Hirschhausen,<br />
bekommt man die Möglichkeit,<br />
einen tollen Spaziergang mit vielen<br />
tierischen Begegnungen und Eindrücken<br />
zu einem schönen Tag zu machen.<br />
Öffnungszeiten<br />
Ganzjährig geöffnet.<br />
Im Sommer von 9:00 Uhr – 19:00 Uhr und<br />
im Winter von 9:00 Uhr bis zum Einbruch<br />
der Dunkelheit.<br />
Eintrittspreise, Informationen zu Gruppen<br />
und Führungsangebote erfragen Sie unter<br />
Telefonnummer: 06471/ 8066<br />
Michael Klein, Damian Roth<br />
Foto: Hessenforst<br />
Foto: Hessenforst<br />
17 www.stephanuswerkstatt.de<br />
Tiergarten Weilburg
20 Jahre Stephanuswerk<br />
Der 20. Geburtstag-<br />
Das Stephanuswerk verbindet seine Feier mit Denkanstoß<br />
Herr Roth, psychisch erkrankter Mitarbeiter der<br />
Stephanus Werkstatt, sagte, dass er es als wertvoll<br />
empfindet druckfrei zu sein. Außerdem könne es gut sein,<br />
etwas zu tun, das zu einem Menschen passt und ihm<br />
Freude bereitet. Eine gute Medikamenteneinstellung, eine<br />
Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Erkrankung<br />
und deren Akzeptanz geben ihm neben seinem Umfeld<br />
Stabilität.<br />
x<br />
Frau Kornmann, ebenfalls erfahren mit psychischer<br />
Erkrankung, machte den Menschen Mut, die sich durch<br />
ihre Krankheit eingeengt fühlen. Sie sagte, dass es<br />
vielleicht sogar Potentiale in einem Menschen gibt, die<br />
man vor einer Erkrankung noch gar nicht kannte. Sie sieht<br />
eine Erkrankung als Herausforderung und Möglichkeit an,<br />
sich weiterzuentwickeln. Weiter sagte sie, dass das Bild<br />
psychisch Kranker in der Öffentlichkeit meist verkehrt sei.<br />
Nun waren die beiden Hauptamtlichen Frau Stoll und Herr<br />
Haase an der Reihe.<br />
x<br />
Frau Stoll berät und begleitet Menschen in der Infozentrale<br />
Pflege und Alter. Sie verbindet Krankheit auch mit<br />
Einsamkeit und allein sein. „Wenn ältere Menschen ohne<br />
wichtige Personen oder Ankerpunkte dastehen, kann das<br />
dazu führen, dass sie sich krank fühlen. Man kann dem<br />
selbst entgegenwirken, indem man versucht, im Alter<br />
aktiv zu bleiben und Kontakte zu pflegen“, so Frau Stoll.<br />
Herr Haase ist Mitarbeiter im Betreuten Wohnen für<br />
psychisch erkrankte Menschen im Haus Sandkorn.<br />
Er sagt, dass er die Fähigkeit der Menschen, Situationen zu<br />
meistern, bewundert. Es sei wichtig hinter ihnen zu<br />
stehen, sie vorurteilslos anzunehmen und ihre Fähigkeiten<br />
anzuerkennen. Hin und wieder „nimmt er sie an der<br />
Hand“. Er berichtet von einem Mann, der eine<br />
psychotische Krise hinter sich hatte und nach und nach<br />
sich öffnen konnte. Schließlich kaufte er sich ein Handy<br />
und meldete sie beide bei einer Partnervermittlungsagentur<br />
an.<br />
Dies war ein weiterer Beitrag, der den Menschen im<br />
Publikum ein Lächeln ins Gesicht zauberte und vielleicht<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Am 5. Oktober 2009 trafen sich Vertreter aus der kommunalen Politik,<br />
Freunde des Stephanus Werks und interessierte Menschen in der<br />
Stadthalle Wetzlar, um zusammen den Jahreshöhepunkt der Feierlichkeiten<br />
des 20. Geburtstags des Stephanus Werkes zu begehen.<br />
Außerdem hielt Pater Anselm Grün einen Vortrag zum Thema „Was macht<br />
Menschen krank?“ Mathias Rau, der Leiter des Stephanus Werks, hieß alle<br />
Gäste herzlich willkommen und führte durch das Vorprogramm. Er<br />
beschrieb die Arbeit des Stephanus Werks so: „Das ist für uns gelebte<br />
Diakonie durch Hauptamtliche, durch Ehrenamtliche, und unsere<br />
Aufgabe ist es: den Menschen sehen, annehmen und ihn begleiten, weil<br />
Gottes Liebe niemanden ausschließt, ob er arm ist oder reich, ob er<br />
gesund ist oder krank.” Die Gäste waren mittendrin, als es um die Frage<br />
ging, was Menschen krank macht. Um das in wenigen Sätzen<br />
aufzuschließen, befragte Herr Rau Menschen aus verschiedenen<br />
Bereichen des Stephanus Werks.<br />
18<br />
ein Moment, der eine kleine Brücke zwischen Gesund<br />
und Erkrankt aufzeigte. Herr Rau befragte Herrn Haß und<br />
Frau Scheuber, die beide ehrenamtlich im ambulanten<br />
Hospiz Dienst, des Stephanus Werkes tätig sind.<br />
Herr Haß wurde gefragt, ob es möglich sei, sich mit<br />
seiner Krankheit auszusöhnen. „Ja, es ist möglich.“, so<br />
Herr Haß. „Wenn ein Mensch aufmerksam, achtsam und<br />
liebevoll und den Menschen zugewandt sein kann, kann<br />
ihm das Aussöhnen mit seiner Krankheit leicht fallen. Mit<br />
dem Satz „Was hier drin ist, muss auch hier drin bleiben“<br />
wird dies einem Menschen schwerer fallen.<br />
Herr Haß, sagt, es fällt ihm schwer an Gott als eine<br />
Institution zu glauben, die richtet oder auch Gnade<br />
walten lässt. Im Streben nach Wahrheit, nach<br />
Vollkommenheit und Liebe, fehlt dies im Leben mit einer<br />
Krankheit. Er glaubt, das Krankheit schon etwas mit dem<br />
lieben Gott zu tu hat.<br />
Frau Scheuber sprach über ihre Motivation zum ehrenamtlichen<br />
Hospiz-Dienst: „Ich möchte damit mich für<br />
mein eigenes Leben bedanken, auch bei Gott. Dieser<br />
Dank verlangt Ausdruck zu bekommen und das versuche<br />
ich bei dieser, wie ich finde, sehr menschenfreundlichen<br />
Arbeit. Beim Hoffnung ausstrahlen geht es hauptsächlich<br />
darum die Menschen zu begleiten, auch die Angehörigen<br />
der Schwerkranken. Sie vielleicht dazu zu bringen, sich in<br />
die Lage ihres demenzkranken Vaters oder der<br />
krebskranken Schwester zu versetzen, und so deren<br />
Wünschen, vielleicht deren letzten Wünschen, auf die<br />
Spur zu kommen.<br />
Der Frage-Antwort-Teil brachte den Anstoß, über<br />
Gehörtes noch einmal zu reflektieren. Für den<br />
musikalischen Ohrenschmauß sorgten Manuela Michaeli<br />
mit ihrer gewaltigen Stimme und Rolf Weinreich an der<br />
Akustikgitarre. Besonders tief unter die Haut des<br />
Publikums, ging ihre Interpretation des Rosenstolz Songs<br />
„Liebe ist alles” So war es bis dahin schon ein Abend mit<br />
interessanten Fragen, Antworten und Impulsen, der eine<br />
gute Einstimmung zu Pater Anselm Grün's Vortrag war<br />
und gute Resonanz bei den bei Gästen denerhielt. Gästen erhielt.
Vortrag Anselm Grün<br />
Vortrag von Pater anselm<br />
Grün –<br />
Was macht Menschen krank? 05.10.09<br />
zur Person:<br />
anselm Grün legte 1964 sein Abitur am<br />
Riemenschneider-Gymnasium in Würzburg ab<br />
und trat noch im selben Jahr ins Noviziat an der<br />
nahe gelegenen Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach<br />
ein. Von 1965 bis 1971 studierte er Philosophie und<br />
Theologie in St. Ottilien und in Rom. 1974 promovierte er<br />
zum Doktor der Theologie, wobei er sich in seiner<br />
Dissertation mit Karl Rahner beschäftigte. 1974 bis 1976<br />
studierte Anselm Grün Betriebswirtschaftslehre in<br />
Nürnberg. Sein erstes Buch erschien 1976 und trägt den<br />
Titel „Reinheit des Herzens“. Bis zum heutigen Tage<br />
folgten circa 200 weitere spirituelle Bücher. Seit dem Jahre<br />
1977 ist er als Cellerar der Abtei Münsterschwarzach<br />
verantwortlich für die wirtschaftliche Leitung der Abtei mit<br />
ihren insgesamt 20 Betrieben und der Missionsarbeit.<br />
Anselm Grün hat seit den 1970er Jahren mit seinen<br />
Mitbrüdern nach neuen Aufbrüchen in der Spiritualität<br />
gesucht. So ließ er sich vor allem von der Psychologie Carl<br />
Gustav Jungs inspirieren und widmete sich intensiv<br />
asiatischen Meditationstechniken Am 5. Oktober 2009 war<br />
er anlässlich der Feierlichkeiten des 20-jährigen<br />
Bestehens des Stephanus Werks in Wetzlar zu einem<br />
Vortrag zum Thema „Was macht Menschen krank” zu Gast.<br />
1. Krankheitsmodelle – Ursachen und mögliche<br />
Fragestellungen<br />
Wenn wir die Frage stellen, was macht Menschen krank,<br />
sollen wir uns hüten, vor dieser Tendenz unserer<br />
Gesellschaft, für alles Ursachen zu finden und für alles<br />
Schuldige zu finden. Natürlich gibt es die Tendenz zu<br />
fragen; „Was macht Menschen krank?“ Sind es äußere<br />
Umstände?<br />
Es gibt das kausale, reduktive Krankheitsmodell, es<br />
reduziert Krankheit auf eine vergangene Ursache. Wenn<br />
ich dieses Modell verallgemeinere, dann wird es oft genug<br />
zur Anklage.<br />
Eine kranke Frau bekommt zu hören; „Du bist krank<br />
weil...“<br />
Sie merkt, dass sie früher genauso geurteilt hat. Wenn ich<br />
krank bin, kann ich nicht mehr so leben, dann gebe ich<br />
jedem Kranken das Gefühl, du bist selbst schuld.<br />
Der Satz „Du machst Dir Deine Krankheit selber.“, klingt<br />
vernichtend für jeden Kranken. Wenn sich jemand eine<br />
Theorie über meine Krankheit macht, ist er wahrscheinlich<br />
nicht bereit, mir zu begegnen, sich auf meine Krankheit<br />
einzulassen.<br />
Im finalen Krankheitsmodell von C.G. Jung heißt es: „Ich<br />
frage die Krankheit, was will sie mir sagen?“ Die Botschaft<br />
ohne die Frage: „Was ich verkehrt gemacht habe.“ ist<br />
vielmehr;<br />
„Wie soll ich mein Leben ändern? Welche Akzente soll ich<br />
setzen? Wie? Was ist die Herausforderung der Krankheit,<br />
jetzt für mich?“<br />
Ein weiteres Modell ist das der Synchronität, der<br />
19<br />
Gleichzeitigkeit, dass Krankheit oft gleichzeitig auftritt<br />
mit psychischen, äußeren Situationen, ohne dass man<br />
das kausal erklären kann.<br />
2. Psychische Erkrankung –<br />
Ausdruck gesellschaftlicher Nöte<br />
Gerade die Krankheit psychisch Kranker drückt nie nur<br />
die persönliche Situation aus, sondern oft auch eine<br />
gesellschaftliche Situation. Psychisch Kranke sind oft<br />
sehr sensible Menschen, die einfach alte<br />
Grundeinstellungen der Gesellschaft nicht mitmachen<br />
können und deswegen mit Krankheit reagieren. Deshalb<br />
ist es eine Herausforderung an uns selbst; „Was läuft in<br />
unserer Gesellschaft falsch?“<br />
3. Maßlose Ansprüche<br />
Was macht Menschen krank? Das sind sicher oft maßlose<br />
Ansprüche an uns selber.<br />
Der Gesellschaft wird propagiert, dass ich immer<br />
erfolgreich bin, immer cool bin, immer gut drauf, immer<br />
alles im Griff habe und immer alles positiv sehe. Das sind<br />
Maßstäbe, die aber unserem Leben nicht entsprechen.<br />
Wenn wir unserem Leben nicht gemäß leben, werden wir<br />
krank.<br />
Daniel Hell, ein Schweizer Psychiater, sagt: „Krankheiten<br />
sind ein Hilfeschrei der Seele gegen übertriebene<br />
Ansprüche an unser Leben.<br />
Wir sollten dankbar sein, wenn die Seele rebelliert, weil<br />
sie uns dann zeigt, was unser wahres Maß ist. Es ist eben<br />
mich mit meiner Durchschnittlichkeit anzunehmen, mit<br />
www.stephanuswerkstatt.de
Vortrag Anselm Grün<br />
meinen Fähigkeiten, aber auch mit meinen Grenzen. Das<br />
Klima unserer Gesellschaft macht es uns oft schwer das<br />
Maß in uns selber anzunehmen. In diesem Klima, wo ich<br />
meine, ich bräuchte nur positiv denken, dann wäre alles<br />
gelöst, habe ich keinen Raum für mich, da kann ich nicht<br />
leben. Da habe ich das Gefühl, ich bin ein Versager. Wenn<br />
wir übertreiben und meinen, wir könnten alles machen,<br />
rebelliert die Seele dagegen.<br />
4. Die Unachtsamkeit<br />
Ein Ingenieur (58) hatte den Anspruch „Ich als Teamleiter<br />
muss der Schnellste sein.“<br />
Ich sagte: „Sie müssen nicht mehr der Schnellste sein.<br />
Stärken sie ihren Mitarbeitern den Rücken, dann tun sie<br />
sich leichter und es kommt genau so viel heraus.“<br />
Er ist krank geworden, er hat die Einstellung nicht<br />
verändert. Er hat nicht auf seine Seele geachtet.<br />
5. Grundannahmen unseres Lebens<br />
Ängste gehören zum Menschsein. Wenn ich keine Angst<br />
hätte, hätte ich auch kein Maß.<br />
Genauso gehören traurige Stimmungen zum Mensch sein.<br />
Es gibt nicht nur Freude.<br />
Ich werde eingeladen die Grundannahmen meines Lebens<br />
zu hinterfragen, wie zum Beispiel die falsche Annahme<br />
„Ich darf keinen Fehler machen, sonst bin ich nichts wert.<br />
Als Mensch darf ich auch Fehler haben und Fehler machen.<br />
Wie definiere ich mich: Von Menschen, ihren Erwartungen<br />
und ihren maßlosen Ansprüchen? Dahinter steckt die<br />
Sehnsucht: alle sollen mich mögen, alle sollen<br />
einverstanden sein mit mir, alle sollen mich bewundern.<br />
Ich merke wie unrealistisch es ist, wie maßlos es ist.<br />
Oder definiere ich mich von Gott?<br />
6. Die schwarz gekleidete Dame - Eine Einladung<br />
mein Maß zu finden<br />
Ich denke, alles will mir etwas sagen. Meine Angst, sie will<br />
mich einladen, das richtige Maß zu finden. C.G. Jung<br />
gebraucht das Bild der schwarz gekleideten Dame:<br />
„Wenn sie an Deine Türe klopft, lass sie ruhig eintreten, sie<br />
hat dir etwas zu sagen.“<br />
Ich sagte zu einem Priester der eine Erschöpfungsdepression<br />
hatte: „Sie müssen sich aussöhnen mit ihrer<br />
Depression. Sie können nicht mehr so arbeiten wie früher,<br />
zehn Stunden am Stück. Sie müssen ihr Maß halten und<br />
das heißt eben; alle zwei Stunden eine Pause machen.“<br />
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20<br />
Sich von seinen Vorstellungen zu verabschieden und die<br />
Krankheit zu befragen, aber nicht nach den vergangenen<br />
Ursachen, sondern den Blick nach vorne zu richten, das<br />
ist nicht leicht.<br />
Lassen sie die Deutungen, lassen sie diese krampfhafte<br />
Suche nach Ursachen.<br />
7. Die Gefahr zu übertriebener Spiritualität -<br />
Einen möglichen Umgang finden<br />
Manche psychischen Krankheiten sind bedingt durch<br />
eine falsche Spiritualität. Entweder durch maßlose<br />
Vorstellungen vom Bösen: „Ich bin verdammt.“<br />
Oder eben durch die Gefahr der zu großen<br />
Verheißungen; „Wenn ich bete, klappt alles. Dann bin ich<br />
immer gesund.“ Solche Verheißungen machen den<br />
Menschen krank.<br />
Bei einer Frau war das Problem, dass sie durch die<br />
Psychiatrie fast immer nur gedämpft worden ist. Man hat<br />
ihr die religiösen Ideen bzw. etwas von ihren Wurzeln<br />
abgeschnitten. Wichtig aber war, dass sie sich von den<br />
übertriebenen Erwartungen verabschiedet hat.<br />
Alle übertriebene Maßlosigkeit, wie: „Ich bin voll vom<br />
heiligen Geist und weiß, wie die Welt läuft.“, kann in die<br />
Psychose führen. Es besteht in der Spiritualität die<br />
Gefahr, in eine heile Welt zu fliehen.<br />
Es ist wichtig, das Maß zwischen Himmel und Erde zu<br />
finden. Ich kann mich nur für den Himmel öffnen, wenn<br />
ich mit beiden Beinen auf der Erde stehe.<br />
8. Zerbrechen, aufbrechen, aufgebrochen sein<br />
Wenn ich an den Vorstellungen vom Leben festhalte,<br />
dann wird die Krankheit mich zerbrechen. Es gibt die<br />
Illusion ich bräuchte mich nur gesund zu ernähren,<br />
gesund zu leben, dann hab ich keine Probleme, dann<br />
werde ich 80 Jahre gesund leben.<br />
Lasse ich diese Illusion zerbrechen, dann entdecke ich,<br />
wer ich denn eigentlich bin. Was ist mein wahres Selbst?<br />
Ich bin mehr als der Gesunde und Starke.<br />
Wo ich mit diesem unberührten Bild, was Gott sich von<br />
mir gemacht hat, in Berührung komme, zerbricht das<br />
Bild, das ich von mir gemacht habe. Es ist schmerzlich,<br />
dieses Bild zerbrechen zu lassen.<br />
Es ist eine neue Lebensqualität, wenn ich aufgebrochen<br />
für neue Möglichkeiten des Lebens bin. Ich wage einen<br />
Aufbruch. Die Krankheit, die meine Vorstellungen<br />
zerbricht, kann auch ein Weg sein, zu einem Aufbruch in<br />
ein neues Land.<br />
9. Der Umgang mit der Frage „Was macht uns<br />
denn gesund?“<br />
Das Wichtigste ist, sich mit der Krankheit auszusöhnen.<br />
Mitscherlich hat ein gutes Buch geschrieben; „Die<br />
Unfähigkeit zu trauern.“ „Krankheit heißt betrauern,<br />
dass ich Abschied nehmen muss von Illusionen. Aber<br />
auch um auf den Grund meiner Seele zu kommen und<br />
das Potential zu entdecken, das in mir liegt.<br />
10. Wie sind die Heilungsgeschichten Jesu richtig<br />
einzuordnen?<br />
Die Bibel beschreibt die Heilung von vielen<br />
psychosomatischen Krankheiten, so z.B. die<br />
Gelähmtheit. Jesus gibt den Menschen Mut: „Steh auf,
mitten aus deiner Schwäche, nimm dein Bett, deine<br />
Krankheit, deine Unsicherheit, deine Hemmungen, deine<br />
Blockaden, deine Angst unter den Arm und geh’ deinen<br />
Weg, mit dem Bett.“ Das ist die Heilung.<br />
Der Besessene von Gerasa, er zieht sich zurück vom<br />
Leben, er wird abgelehnt, sie wollen mit ihm nichts zu tun<br />
haben. „Du bist nichts, du taugst nichts, du bist<br />
unmöglich, mit dir kann man es nicht aushalten.“ Das hat<br />
seine Seele zertrampelt. Er hat keinen Kern in sich, dass<br />
Heilung geschieht. Jesus glaubt an die Person des<br />
Menschen. Er hält an ihm fest. „Wer bist du? Du bist doch<br />
ein anderer.“<br />
11. Gute Rituale<br />
Ein gut strukturierter Tag ist wertvoll. Wenn ich innerlich in<br />
mir keine Ordnung habe,<br />
brauche ich die äußere Ordnung, die mich hält, die mich in<br />
Ordnung bringt; der klare Tag<br />
und eben gesunde Rituale. Rituale schaffen eine heilende<br />
Zeit, einen heilenden Raum.<br />
Wenn ich ein Ritual habe, ich einen Tag mit einer Stillen<br />
Zeit, mit einem Gebet, einer Gebärde beginne, dann habe<br />
ich das Gefühl, ich lebe selber, als gelebt zu werden.<br />
Die Zeit gehört mir. Ich werde nicht von außen gelebt,<br />
gesteuert, sondern ich habe etwas, was ich selber<br />
strukturieren kann.<br />
Rituale schaffen Heimat. Da fühl’ ich mich daheim, es ist<br />
mein Leben, so wie ich es lebe.<br />
Rituale bringen uns in Berührung mit den Wurzeln. Wir<br />
haben das Gefühl: „Wir müssen nicht alles selber<br />
machen.“ Wir tauchen ein in die Wurzeln, werden Teil<br />
einer Lebenskraft unserer Vorfahren, der Glaubenskraft<br />
unserer Vorfahren. Manchmal ist die Depression auch ein<br />
Hilfeschrei gegen die Wurzellosigkeit unseres Lebens.<br />
Aber wir haben immer auch eine gesunde Wurzel.<br />
12. Das therapeutische Kirchenjahr<br />
Ein anderer Aspekt des gesunden Lebens ist das ganze<br />
christliche Leben mit all seinen verschiedenen<br />
Gottesdiensten und Formen. All das sind heilende<br />
Wirkungen. C.G. Jung sagt: „Das Kirchenjahr ist ein<br />
therapeutisches System. Da werden wichtige Themen der<br />
Seele angesprochen.“<br />
13. Die Krankheit als wertvoll anzusehen/ Ein Licht<br />
kann von mir aus gehen<br />
Wir sollen dankbar sein, wenn die Psyche sich regt. Die<br />
Krankheit drängt uns dazu, das eigene Ego aufzubrechen<br />
und durchlässig zu sein für Gott. Ich kenne kranke<br />
Menschen, die durchlässig sind, wo man ein Licht, ein<br />
Leuchten in ihren Augen sieht.<br />
Die im Hospiz Arbeitenden, die manchen Sterbenden<br />
erleben, gehen beschenkt von Kranken weg. Aber es gibt<br />
auch psychisch Kranke, die etwas ganz Wichtiges<br />
ausstrahlen.<br />
Manche Menschen haben mit ihrer Krankheit trotzdem<br />
etwas ganz Wesentliches für diese Welt getan. Sie sind<br />
zum Segen geworden für die Menschen. Gaudino hat die<br />
Erfahrung gemacht, dass seine Depression nicht nur, seine<br />
persönliche Lebensgeschichte ist, sondern dass sie<br />
manchmal wie eine Reinigung der Atmosphäre ist. Der<br />
Depressive nimmt das wahr, was in der Gesellschaft ist<br />
Vortrag Anselm Grün<br />
und wenn er es ausleidet, kann die Gesellschaft ein Stück<br />
heiler werden.<br />
14. Das Mensch sein besteht neben Freude auch<br />
aus Dunkelheit und Tiefe<br />
Für manche Kranke ist die Frage wichtig: „Warum trifft es<br />
gerade mich?“<br />
Das ist nicht die Beurteilung, weil ich zu schwach, weil ich<br />
zu empfindlich bin, sondern ich kann es ja auch anders<br />
sagen: „Ich bin so sensibel, weil ich wahrnehme, was diese<br />
Welt trägt.<br />
„Was soll denn ich mit meiner Lebensspur eingraben?“ Es<br />
wird nicht erwartet, dass sie eine fröhliche Lebensspur<br />
eingraben, wenn dies nicht passt. Aber wenn sie sich<br />
aussöhnen mit ihrer Depression, dann wird von ihnen<br />
etwas Geheimnisvolles ausgehen.<br />
Die Menschen spüren das Leben ist nicht mehr so glatt, es<br />
gibt auch die Tiefe, es gibt auch die Dunkelheit in unserem<br />
Leben und sie können trotzdem Hoffnung ausstrahlen.<br />
15. Zusammenfassend<br />
Wir können uns nicht aussuchen, welche Krankheit uns<br />
trifft. Keiner hat eine Garantie. Wir können nur schauen,<br />
wie wir damit umgehen. Die Krankheit ist eine spirituelle<br />
Herausforderung. So wünsche ich allen, die gesund sind<br />
oder krank, dass sie das richtige Maß ihres Lebens<br />
entdecken. „Was will mir das Leben sagen mit all den<br />
Erlebnissen und Begegnungen, die ich habe? Was will mir<br />
die Krankheit sagen? Was will mir meine Kraft, meine<br />
Schwäche sagen?“ Und ich wünsche ihnen obgleich sie<br />
sich gesund oder krank fühlen, dass sie vertrauen; „So wie<br />
sie sind, sind sie gesegnet, von Gott angenommen, und<br />
auch gebrochen und können zum Segen werden für<br />
andere.” Ich danke Ihnen.<br />
Der Vortrag sinngemäß wiedergegeben nach A. Grün vom 05.10.09<br />
21 www.stephanuswerkstatt.de<br />
Beide Artikel - Damian Roth
Ansprechpartner :<br />
Diakonisches Werk Herborn unter der<br />
Telefonnummer : 02771/26550<br />
Schauen Sie mal vorbei!<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
23<br />
Trommelgruppe<br />
Die Trommelgruppe lädt ein!<br />
Wir, die Trommelgruppe, laden Interessierte herzlich ein uns kennen zu lernen.<br />
Vielleicht haben Sie afrikanische Trommeln schon immer begeistert, mögen<br />
rhythmische Instrumente oder möchten einfach Musik in einer Gruppe machen?<br />
Dann kommen Sie uns besuchen! Sie sind jederzeit willkommen!<br />
Wir sind eine kleine Gruppe von fünf Trommelbegeisterten. Anspannungen<br />
einfach versuchen weg zu trommeln, mal abschalten vom Alltagsstress, lachen,<br />
reden, Kontakte knüpfen, Spaß haben, ab und an freiwillige(!) Auftritte – all dies<br />
können Sie bei uns finden. Ein Neueinstieg ist sofort möglich, musikalische<br />
Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die Instrumente werden gestellt.<br />
Im Moment treffen wir uns immer mittwochs von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr.<br />
Auch der Übungsraum liegt zentral in Herborn und ist gut mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu erreichen.<br />
Wir üben immer im Nebenraum der Konferenzhalle Herborn in der Kaiserstrasse.<br />
Marion Zech<br />
(ein langjähriges Mitglied der Trommelgruppe)<br />
www.stephanuswerkstatt.de
Persönlichkeitsstörung<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
22<br />
Was ist Borderline?<br />
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung. Dies sind<br />
Störungen im Verhalten und Erleben, die nicht durch<br />
besondere Ereignisse einmalig auftreten sondern als<br />
charakteristisch für den Menschen gelten; sie sind<br />
Ausdruck seines Verhältnisses zu sich selbst, zu<br />
anderen Menschen und seiner Lebensweise. Sie<br />
entstehen häufig schon in der Kindheit und haben ein<br />
großes persönliches Leid im Hintergrund. An den<br />
Auslöser können sich die Betroffenen oft nicht<br />
erinnern oder dieser wird nicht einmal als Leid<br />
empfunden. Die Betroffenen entwickeln teilweise<br />
gestörte soziale Beziehungen und sind in ihrer<br />
Leistungsfähigkeit eingeschränkt.<br />
Wir wollen uns hier mit der Borderlinestörung<br />
beschäftigen, da sie seit den 80er Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts eine häufige Diagnose<br />
darstellt, sie wird inzwischen aber als sehr<br />
unbestimmt und diffus angesehen. Die WHO hat<br />
deshalb beschlossen diese Diagnose aus der ICD 10<br />
Liste zu entfernen, um die Ärzte zu genaueren<br />
Diagnosen zu bewegen. Borderline (= Grenzlinie)<br />
bezeichnet den schmalen Grat zwischen Psychose<br />
und Neurose. Der Betroffene kann Anzeichen aus<br />
beiden Krankheitsbildern zeigen, muss dies aber<br />
nicht. Häufige Begleitsymptome sind Phobien,<br />
Depressionen, Angst, Hyperaktivität, Alkohol- oder<br />
Drogenmissbrauch und Essstörungen.<br />
Man unterscheidet hauptsächlich acht verschiedene<br />
Borderliner agieren ihre Impulse aus, ohne an die<br />
Konsequenzen zu denken. Sie wirken launisch, leiden<br />
Persönlichkeitsstörungen.<br />
unter Stimmungsschwankungen und es fehlt ihnen<br />
die Fähigkeit vorausschauend zu denken, da sie nur<br />
1. Paranoide Persönlichkeitsstörung Verfolgungsängste im „Jetzt“ leben. Das eigene Selbstbild ist sehr diffus<br />
2. Schizoide - Verfolgungsängste Persönlichkeitsstörung Einzelgängertum und wenig greifbar.<br />
3. Dissoziale Schizoide Persönlichkeitsstörung<br />
- von Einzelgängertum<br />
den Normen abweichendes Verhalten<br />
Kontakte und Beziehungen sind oft sehr intensiv<br />
4. Hysterische Dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />
(ganz oder gar nicht), werden dafür aber sehr<br />
- theatralisches von den Normen Verhalten, abweichendes übertreiben Verhalten von<br />
unbeständig erlebt und sind Anlass für Krisen,<br />
Hysterische Emotionen Persönlichkeitsstörung<br />
Selbstmorddrohungen oder selbstschädigendes<br />
5. Anankastische - theatralisches Persönlichkeitsstörung<br />
Verhalten, übertreiben von<br />
Verhalten (Kopfschlagen, „Ritzen“ mit scharfen<br />
- zwanghaftes Emotionen Verhalten, behindernder<br />
Messern an Armen und Beinen).<br />
Anankastische Perfektionszwang Persönlichkeitsstörung<br />
6. Ängstliche - zwanghaftes Persönlichkeitsstörung<br />
Verhalten, behindernder<br />
Der Borderliner kennt nur Extreme; gut oder böse,<br />
- andauernde Perfektionszwang Sorge und Anspannung<br />
schwarz oder weiß, anwesend oder abwesend.<br />
7. Narzisstische Ängstliche Persönlichkeitsstörung<br />
Zwischentöne gibt es nicht, es gibt „entweder - oder“<br />
- Gefühl andauernde von Großartigkeit Sorge und Anspannung<br />
und Besonderheit<br />
aber nicht „sowohl - als auch“. Auch hiermit drückt<br />
8. Emotional Narzisstische instabile Persönlichkeitsstörung<br />
sich seine Zerrissenheit und Spaltung aus. Durch<br />
- Gefühl von Großartigkeit und Besonderheit<br />
diese emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle<br />
Sie Emotional beinhaltet instabile den impulsiven Persönlichkeitsstörung<br />
- und den Borderline ergeben sich starke Stimmungsschwankungen und<br />
Typus - Sie beinhaltet den impulsiven und den<br />
unangemessene Reaktionen.<br />
Borderline Typus<br />
borderline<br />
PERSÖNLICKKEITSSTÖRUNG
Persönlichkeitsstörung<br />
Die Zerrissenheit bewirkt, dass der Erkrankte den einen<br />
Gefühlszustand sofort vergisst wenn er sich in einem<br />
anderen befindet.<br />
Manfred Lütz schreibt hierzu in seinem Buch „Irre! Wir<br />
behandeln die Falschen, unser Problem sind die<br />
Normalen“. Eine schwierige Borderlinepatientin trifft auf<br />
eine neue Krankenschwester, sie lobt sie über den<br />
grünen Klee und sagt ihr, dass sie besser als alle ihre<br />
Kollegen sei. Die begeisterte Schwester gibt ihren<br />
Kollegen Tipps und geht mit einem guten Gefühl in den<br />
Feierabend. Am nächsten Tag lässt die Patientin sie<br />
eiskalt abblitzen und beschwert sich bei der Schwester,<br />
dass sie sie bei den Kollegen angeschwärzt hätte und<br />
sich nicht genug um sie gekümmert hätte. Solche<br />
Schwankungen sind normal, aber sowohl für den<br />
Patienten als auch für seine Umgebung sehr<br />
anstrengend. Kontinuität und Beständigkeit gibt es nicht:<br />
weder im eigenen Erleben, noch im Bereich der sozialen<br />
Kontakte oder im eigenen Handeln. „ Wer gut zu mir ist,<br />
ist mein Freund, wer mich kritisiert ist mein Feind“, so<br />
spaltet der Kranke nicht nur Gefühle sondern auch<br />
Beziehungen (er sät absichtlich Zwietracht um seine<br />
„Freunde „ zu behalten.)<br />
Die Krankheit beginnt oft mit traumatischen Erlebnissen<br />
in der Kindheit. Oft wird Kindheit wie ein Schlachtfeld<br />
wahrgenommen Trümmer auf diesem Schlachtfeld<br />
können gleichgültige, abweisende oder nicht vorhandene<br />
Eltern sein; Emotionale Kälte, körperliche oder sexuelle<br />
Ausbeutung.<br />
Der Betroffen trennt diese Zeit oft komplett von seinem<br />
jetzigen Leben ab um überleben zu können; er spaltet<br />
diese Zeit von seiner Realität ab, nimmt sie nicht wahr<br />
und betrachtet sich als Zuschauer einer Szene, die ihn<br />
nicht betrifft. Er kann sich wirklich nicht mehr an gewisse<br />
Ereignisse erinnern.<br />
Symptome<br />
1. Unbeständige und unangemessene zwischenmenschliche<br />
Beziehungen<br />
Symptome<br />
2. Impulsivität und Neigung zu selbstschädigendem<br />
Unbeständige Verhalten (Drogen- und unangemessene oder Alkoholmissbrauch, zwischenSex,<br />
menschliche Ladendiebstahl, Beziehungen übermäßiges Essen)<br />
3. Starke Impulsivität Stimmungsschwankungen<br />
und Neigung zu selbstschädigendem<br />
4. Häufige Verhalten und (Drogen- unangemessene oder Alkoholmissbrauch, Zornausbrüche Sex,<br />
5. Wiederkehrende Ladendiebstahl, übermäßiges Selbstmorddrohungen Essen) oder -ver-<br />
Starke suche, Stimmungsschwankungen<br />
Selbstverstümmelungen<br />
6. Fehlen Häufige eines und unangemessene klaren Identitätsgefühls, Zornausbrüche demzufolge<br />
Wiederkehrende oft Suchen nach “guten Selbstmorddrohungen Rollen”, die nachgeahmt oder -versuche,<br />
werden Selbstverstümmelungen<br />
und die die Leere mit einer “Persönlichkeit”<br />
Fehlen füllen sollen. eines klaren Identitätsgefühls, demzufolge<br />
7. Chronisches oft Suchen nach Gefühl “guten von Leere Rollen”, und die Langeweile nachgeahmt<br />
8. Verzweifelte werden und Bemühungen, die die Leere mit die einer Angst “Persönlichkeit”<br />
vor dem Ver-<br />
füllen lassenwerden sollen. zu verhindern.(Klammern an einen<br />
Chronisches Beziehungspartner, Gefühl provoziert von Leere gerade und Langeweile dieses<br />
Verzweifelte Verhalten - der Bemühungen, Borderliner wird die Angst verlassen) vor dem Ver-<br />
lassenwerden zu verhindern. (Klammern an einen<br />
Beziehungspartner, provoziert gerade dieses<br />
Verhalten - der Borderliner wird verlassen)<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
26<br />
Verhalten<br />
1. Starke Stimmungsschwankungen<br />
2. Impulsives Verhalten<br />
3. Explosive Ausbrüche<br />
4. Selbstschädigendes Verhalten<br />
5. Tendenz zu “spalten”<br />
6. “Schwarz- Weiss - Malerei”<br />
7. Unsicherheit und hohe Angstbereitschaft<br />
8. Fehleinschätzungen von sozialen Situationen und<br />
Beziehungen<br />
9. Ablehnen bzw. Klammern an Beziehungen<br />
Umgang mit Borderliner<br />
• Unterstützung anbieten, dem Betroffenen seine<br />
Unterstützung<br />
Sorge um ihn mitteilen<br />
anbieten,<br />
:“Ich<br />
dem<br />
sehe,<br />
Betroffenen<br />
dass du<br />
seine<br />
dich<br />
Sorge<br />
verletzt<br />
um<br />
hast,<br />
ihn<br />
ich<br />
mitteilen:<br />
mache<br />
“Ich<br />
mir Sorgen<br />
sehe, dass<br />
um<br />
du<br />
dich“<br />
dich<br />
• Mitgefühl<br />
verletzt hast,<br />
ausdrücken<br />
ich mache<br />
- nicht<br />
mir Sorgen<br />
zu verwechseln<br />
um dich“<br />
mit<br />
Mitgefühl<br />
Mitleid- z.B.<br />
ausdrücken<br />
“So wie du<br />
- nicht<br />
dich verletzt<br />
zu verwechseln<br />
hast, musst<br />
mit<br />
du<br />
Mitleiddich<br />
schrecklich<br />
z.B. “So<br />
fühlen”<br />
wie du dich verletzt hast, musst du<br />
• Die<br />
dich<br />
Realität<br />
schrecklich<br />
benennen,<br />
fühlen”<br />
also den Betroffenen auf sein<br />
Die<br />
Handeln<br />
Realität<br />
und<br />
benennen,<br />
die sich daraus<br />
also den<br />
ergebenden<br />
Betroffenen<br />
Konse-<br />
auf sein<br />
Handeln<br />
quenzen<br />
und<br />
hinweisen,<br />
die sich<br />
ihm<br />
daraus<br />
die Verantwortung<br />
ergebenden Konse-<br />
für sein<br />
quenzen<br />
Handeln zurückgeben.<br />
hinweisen, ihm<br />
“ Das<br />
die Verantwortung<br />
und das ist geschehen<br />
für sein<br />
Handeln<br />
und diese<br />
zurückgeben.<br />
Konsequenzen<br />
“ Das<br />
haben<br />
und<br />
sich<br />
das<br />
daraus<br />
ist geschehen<br />
ergeben.<br />
und<br />
Was<br />
diese<br />
kannst<br />
Konsequenzen<br />
du jetzt tun und<br />
haben<br />
wie<br />
sich<br />
kann<br />
daraus<br />
ich dir<br />
ergeben.<br />
dabei<br />
Was<br />
helfen?”<br />
kannst du jetzt tun und wie kann ich dir dabei<br />
•<br />
helfen?”<br />
Keine Vorwürfe oder Schuldzuweisungen<br />
•<br />
Keine<br />
Klares<br />
Vorwürfe<br />
Setzen von<br />
oder<br />
Grenzen<br />
Schuldzuweisungen<br />
•<br />
Klares<br />
Struktur<br />
Setzen<br />
geben,<br />
von<br />
weil<br />
Grenzen<br />
dies der einzige Halt eines<br />
Struktur<br />
Borderliners<br />
geben,<br />
ist.<br />
weil<br />
Feste<br />
dies<br />
Rahmenbedingungen<br />
der einzige Halt eines<br />
vereinbaren<br />
Borderliners<br />
(Zeitplan erstellen<br />
ist. Feste<br />
und<br />
Rahmenbedingungen<br />
einhalten).<br />
vereinbaren<br />
•<br />
(Zeitplan<br />
Nicht böse<br />
erstellen<br />
werden<br />
und<br />
oder<br />
einhalten).<br />
um Verhaltensänderungen beim<br />
Nicht<br />
Betroffenen<br />
böse werden<br />
bitten.<br />
oder um Verhaltensänderungen beim<br />
• Sich<br />
Betroffenen<br />
nicht durch<br />
bitten.<br />
Androhungen (Selbstmord) erpressen<br />
Sich<br />
lassen<br />
nicht durch Androhungen (Selbstmord) erpressen<br />
• Auf<br />
lassen<br />
aggresives Verhalten des Borderliner nicht<br />
Auf<br />
aggressiv<br />
aggresives<br />
reagieren;<br />
Verhalten<br />
geladene<br />
des Borderliner<br />
Situationen<br />
nicht<br />
verlassen<br />
aggressiv<br />
oder den Erkrankten<br />
reagieren; geladene<br />
dazu auffordern,<br />
Situationen<br />
sich<br />
verlassen<br />
nicht auf<br />
oder<br />
Diskussionen<br />
den Erkrankten<br />
einlassen<br />
dazu auffordern, sich nicht auf<br />
•<br />
Diskussionen<br />
Klar in seinen<br />
einlassen<br />
Aussagen sein - der Kranke versteht keine<br />
Klar<br />
ironischen<br />
in seinen<br />
Zwischentöne<br />
Aussagen sein - der Kranke versteht keine<br />
ironischen Zwischentöne<br />
Susanne Michel
Wir sind psychisch Kranke, Angehörige von<br />
Betroffenen und Laienhelfer und setzen uns im<br />
Trialog mit Mitarbeitern der Diakonie und des<br />
Gesundheitswesens (Ärzte und Sozialarbeiter)<br />
für die Belange von psychisch Erkrankten ein.<br />
2009 gelang uns in Verbindung mit dem Lahn-<br />
Dill-Kreis nach langer Vorbereitung die<br />
Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle.<br />
Wir sind eine unabhängige Stelle beim Kreis und<br />
helfen ihnen gerne bei Beschwerden über ihre<br />
psychiatrische (stationäre oder ambulante)<br />
Behandlung, ihren Arzt oder die Betreuung<br />
durch Berufsbetreuer oder das Betreute<br />
Wohnen. Wir sind ehrenamtlich tätig und zu<br />
absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Wir<br />
sind keine Rechtsberatung und wollen als<br />
Vermittler zwischen ihnen und den betroffenen<br />
Einrichtungen verstanden werden.<br />
27<br />
Beschwerdestelle<br />
Beschwerdestelle des Gemeinde psychiatrischen<br />
Verbundes GPV des Lahn-Dill-Kreises<br />
!<br />
Wir sind jeden vierten Donnerstag<br />
im Monat im Gesundheitsamt in<br />
Herborn, Schlossstr. 20 im 3. OG<br />
Zimmer 313 von 13.30 bis 15.30<br />
Uhr persönlich oder telefonisch<br />
unter 06441/4071649 erreichbar.<br />
Am gleichen Tag finden sie uns<br />
auch in Wetzlar im ZeBraH in der<br />
Turmstraße 7 gegenüber der Phantastischen<br />
Bibliothek. Dort im<br />
Sozialraum im ersten OG treffen<br />
sie zur gleichen Zeit wie in Herborn<br />
Mitarbeiter an, die ihnen<br />
unter 06441/4071404 und auch<br />
persönlich helfen wollen.<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
In den Einrichtungen des Gemeinde psychiatrischen<br />
Verbundes Lahn-Dill finden sie auch<br />
Flyer mit denen sie sich schriftlich an uns<br />
wenden können. Diese Post wird im Gesundheitsamt<br />
ungeöffnet für uns hinterlegt und<br />
immer zu unseren Sprechstunden bearbeitet.<br />
Susanne Michl
NUN<br />
BIST<br />
DU<br />
DA
29 12 www.stephanuswerkstatt.de<br />
Der Der Besuch<br />
Ein Besuch, den ich nicht leicht nehme<br />
Ach, Du bekannter Verwandter, bei mir zu Besuch … Warum bist Du da?<br />
Hast mich nicht gefragt als Du schleichend kamst. Ich hätte nicht ja<br />
gesagt. Wie lang wirst Du bleiben? Das will ich Dich fragen, vielleicht<br />
fällt es mir dann leichter Dich zu ertragen.<br />
Du hast schon oft versucht mich zu besuchen, doch dieses Mal kamst<br />
Du einfach, sagtest, Dein Besuch könne nicht länger warten.<br />
Ich frage mich, warum Du immer wieder bei mir eintrittst? Mag Dich<br />
nicht so wirklich, ich glaube, Du tust mir nicht gut. Du nimmst mir die<br />
Luft zum Atmen, den Platz zum sorglosen Leben. Wie kann ich mit Dir<br />
umgehen?<br />
Suche eine Lösung. Doch Dich zu lösen würde heißen, einen Teil rauszuschneiden,<br />
gehörst Du doch zu mir. Vielmehr willst Du mir helfen, sagst<br />
Du zu mir.<br />
Es nützt nichts mich zu wehren, gegen Dich anzukämpfen. Bist Du da,<br />
ist meine Kraft so kraftlos. Doch tatenlos bleibe ich nicht. Lädst Du mich<br />
doch ein, aus Dir zu lernen. Also kann ich doch etwas tun. Willst mir<br />
etwas zeigen. Doch zögere ich noch. Kann ich Dir trauen? Habe immer<br />
noch etwas Angst vor Dir. Ich kenne Dich schon lange und auch wieder<br />
nicht. Doch nun bist Du schon mal da, so werde ich versuchen mich<br />
darauf einzustellen.<br />
Ich weiß nicht, was mich erwartet. Dich aufzunehmen fällt mir schwer.<br />
Wenn Du bei mir bist, ist alles so anders, entfärbst alles mit Deiner<br />
tristen, schier farblosen Farbe. Meine Mitmenschen erkennen mich kaum<br />
wieder, mir geht es ähnlich. Habe keinen Appetit, doch habe ich Hunger,<br />
aber nicht auf Fast Food, nein, auf Nahrung, die lang anhaltend ist.<br />
Meine Uhr muss kaputt sein, geht sie nun so langsam.<br />
Ziehe mich zurück, will, dass keiner Dich sieht. Mein Weg kommt mir<br />
plötzlich so steil vor, Du sagst, dass vielleicht mein Blickwinkel nur<br />
anders ist. Habe das Gefühl, Du machst mit mir einen Ausflug zu<br />
meinen Wurzeln. Willst mir meine Angst nehmen. Willst mich nicht<br />
quälen, sagst Du. Du streichst so viel von meiner Liste. Sagst,<br />
momentan sind andere Dinge wichtig. Du nimmst das Tempo raus und<br />
sagst, dass ich nicht ständig rennen soll. Fragst, warum ich so selten<br />
zufrieden bin? Weniger kann oft mehr sein. Du hast schon oft mit mir<br />
darüber reden wollen, doch sagte ich Dir immer, dass ich zu beschäftigt<br />
sei und ich momentan keine Zeit hätte, darüber nachzudenken. War ich<br />
doch ohne Dich so unbesorgt. Oder habe ich mich nur geschickt<br />
abgelenkt? Vielleicht weißt Du wirklich, was für mich gut ist und was<br />
nicht. Eigentlich weiß ich das auch, ich denke nur nicht immer so<br />
sensibel wie momentan.
Der Besuch<br />
Irgendwann fange ich an auf Deine so vernünftig<br />
klingende Stimme einzugehen, mich mit ihr auseinanderzusetzen<br />
und ich habe das Gefühl, wir sind uns eigentlich ähnlich.<br />
Ich mag Dich zwar eigentlich nicht, aber Du hilfst mir auch irgendwie.<br />
Seit ich Dich kenne, habe ich während Deiner Aufenthalte und darüber<br />
hinaus eine Menge gelernt. Doch Du hast mir einmal gesagt, dass ich<br />
die Arbeit geleistet hätte, Du wärst mir dabei behilflich gewesen. Ich<br />
habe aber auch Hilfe in Anspruch genommen, das war Dir sehr lieb.<br />
Menschen, die mir halfen, ließen Dich langsam wieder zum Aufbruch<br />
bereit machen. Ich schlief als Du mich wieder verlassen hast. Gabst mir<br />
noch einen Gutenachtkuss und verschwandst. Ich war nicht traurig als<br />
Du gingst. Bin ich doch nun gestärkt von Deinem Aufenthalt und von<br />
der <strong>Seite</strong> in mir, die Du mir wieder nahe gebracht hast.<br />
Du hast mir noch einen Brief hinterlassen.<br />
“Dieser Text ist eine Empfindung gegen Ende einer depressiven Phase. Er ist nicht als Verallgemeinerung<br />
oder Anmaßung gedacht. Er fängt kein allumfassendes Bild dieser Erkrankung ein, sondern nur eine<br />
persönliche Erfahrung.” - Ein Mitarbeiter<br />
30 www.stephanuswerkstatt.de
Auf der Suche nach größeren und angemesseneren<br />
Werkstatträumen für die Mitarbeiter aus der Ernst-<br />
Leitz- Straße wurde die Werkstattleitung in direkter<br />
Nachbarschaft im Westend fündig.<br />
Die Firma Yildiz Drehtechnik konnte mit einem<br />
ehemaligen Kasernengebäude eine große Halle zur<br />
Verfügung stellen.<br />
In den Wintermonaten wurde hart gearbeitet, um<br />
Sanitäranlagen und Heizung einzubauen. Viele<br />
Wände wurden neu eingezogen. Eine Etage mit<br />
neuen Büros, Schulungs- und Mehrzweckraum sind<br />
entstanden und auch die Außenfassade wurde mit<br />
Fenstern und Türen versehen, sodass viel Licht und<br />
hoffentlich auch Sonnenschein in alle Räume dringen<br />
kann.<br />
In Zukunft werden dort die Mitarbeiter der Ernst-<br />
Leitz-Straße und 20 weitere einen neuen Arbeitsplatz<br />
in einem der folgenden Arbeitsbereiche finden:<br />
���Tischmontage<br />
�Dreh- und Fräsarbeiten<br />
�Schaukelmontage<br />
�Kabelkonfektionierung.<br />
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31<br />
Werkstatt-Umzug<br />
Die Montage zieht zurück<br />
ins Westend<br />
Der Umzug bringt alle Mitarbeiter der Stephanus<br />
Werkstatt wieder näher zusammen und stellt auch<br />
unser Küchenteam vor neue Herausforderungen.<br />
Werkstattleiter, Gruppenleiter und wir als Mitarbeiter<br />
sind sehr gespannt auf all das, was uns in den<br />
neuen Räumlichkeiten erwartet und werden Ihnen<br />
ganz bestimmt und gerne darüber in der nächsten<br />
Ausgabe berichten.<br />
Susanne Michl
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Telefon: 06441/4 66 09<br />
Altenberger Straße 24<br />
Telefon: 06441/5 69 05 60<br />
Hohe Straße 5<br />
35576 Wetzlar<br />
Telefon: 06441/5 17 08<br />
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helfen Sie, dass wir noch mehr Menschen erreichen,<br />
Irrtümer publik zu machen und mit Vorurteilen<br />
gegenüber dem Klientel psychisch kranker Menschen<br />
auf zu räumen.<br />
Das Team der Stephanus Werkstatt würde sich freuen<br />
auch ihr Unternehmen als neuen Anzeigenkunden<br />
und Werbepartner begrüßen zu dürfen.<br />
Werden Sie Werbepartner und schalten Sie<br />
Ihre Anzeige bereits in der nächsten Ausgabe!<br />
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf - E-Mail genügt!<br />
Das Team der Werkstattzeitung<br />
E-mail@:<br />
x<br />
u.will@diakonie-lahn-dill.de<br />
n.viehmann@diakonie-lahn-dill.de<br />
Sippel<br />
Heidehof L3054<br />
Bad Homburg<br />
Möttau<br />
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Wir freuen uns auf Ihren Besuch<br />
und stehen Ihnen für weitere Auskünfte gerne persönlich zur Verfügung.<br />
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für eine bewusste Ernährung - für Sie und ihre Familie!<br />
Möttau an der B 456 • Tel. 06472 / 915915<br />
Mo- Fr 8.30- 19.00 Uhr - Sa 8.00- 13.00 Uhr<br />
Braunfels • Borngasse 54 • Tel. 06442 / 932998<br />
Mo- Fr 7.00- 18.00 Uhr - Sa 7.00- 13.00 Uhr
Im Jahr 1989 wurde der Circus „Flic Flac“,<br />
benannt nach der englischen Schreibweise<br />
der Turnübung Flickflack, von den Brüdern<br />
Benno und Lothar Kastein in Bocholt<br />
gegründet.<br />
2003 übernahm Benno Kastein den Circus<br />
komplett. Rund 180 Personen, darunter<br />
etwa 50 Artisten und deren Familien sowie<br />
Zeltmeister, Techniker, Requisiteure,<br />
Musiker und Büropersonal gehen mit auf<br />
Tournee. Das Programm wird jeweils zwei<br />
Jahre aufgeführt.<br />
Die unkonventionelle Show setzt sich aus<br />
den Elementen Akrobatik, Stunts, Satire<br />
und Slapstick in Verbindung mit zeitgemäßer<br />
musikalischer Begleitung zusammen.<br />
Somit unterscheidet sich „Flic Flac“ gegenüber<br />
anderen Zirkusunternehmen.Auf Tierdressuren<br />
wird gänzlich verzichtet.<br />
Am 24. Februar gastierte der Circus „Flic<br />
Flac“ auf dem Wetzlarer Festplatz „Bachweide“<br />
mit seinem neuen Programm<br />
„ARTgerecht“ und wir, eine 27-köpfige<br />
Besuchergruppe der Stephanuswerkstatt,<br />
freuten uns auf die Vorstellung.<br />
Unter der Zirkuskuppel lieferten sich die<br />
weiß gekleideten „Lichtgestalten“ mit den<br />
düsteren schwarzen „Unterweltlern“ ein<br />
Duell um die Vorherrschaft.<br />
33<br />
Oliver Keller, Quellen: Giessener Allgem. Ztg., Wikipedia www.stephanuswerkstatt.de<br />
Cirkus Flic Flac<br />
Dem Balanceakt der Hoch- und Schrägseilartisten<br />
stellten sich die waghalsig<br />
Salti schlagenden Sprungakrobaten auf<br />
riesigen Luftreifen entgegen; den<br />
anmutigen schwebenden Bewegungen<br />
derArtistinnen am Schrägspiegel (Äquilibristik)<br />
und am Tuch wurden durch<br />
einen Feuer- und Wasserspucker sowie<br />
durch einen Instrumente-Jongleur<br />
„bekämpft“.<br />
Zwei Strapaten – Artisten demonstrierten<br />
Kraft und Schwerelosigkeit an den<br />
Seilen. Verstärkt wurden die Darbietungen<br />
beider Lager durch die<br />
musikalische Begleitung: Während die<br />
„Lichtgestalten“ mit Ariengesang einer<br />
Sopranistin auftraten, wurden die<br />
„Unterweltler“ durch Rammsteinähnliche<br />
Musik begleitet. Ein im Schotten-<br />
Kilt auftretender Spaßmacher agierte<br />
als eine Art Vermittler beider Gruppen.<br />
Er nahm seine Jonglage- und Magienummern<br />
ständig selbst aufs Korn,<br />
begeisterte durch Wortwitz, riss das<br />
Publikum des Öfteren zu Lachsalven<br />
hin und avancierte somit zum Liebling.<br />
Höhepunkt der Vorstellung waren<br />
allerdings die Motorradfahrer im „Globe<br />
of Speed“, die zunächst zu dritt, dann zu<br />
fünft und schließlich mit acht Maschinen<br />
in der engen Stahlkugel ihre Runden<br />
drehten.Am Ende fanden Weiß und<br />
Schwarz doch zusammen, was sich in<br />
einer Nummer auf dem Hochseil ausdrückte.<br />
Diese temporeiche, musikalische<br />
und komische Inszenierung hatte<br />
es einfach in sich, so dass wir sehr<br />
zufrieden die Zirkusarena verließen.
Homosexualität<br />
Ich bin schwul und das ist gut so!<br />
(Zitat von Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin)<br />
Ich schreibe diesen Artikel über Homosexualität,<br />
weil es mir wichtig ist, darüber zu schreiben und um<br />
darzustellen, dass es von großer Bedeutung ist, zu<br />
sich selbst zu stehen.<br />
Homosexualität ist die Hingezogenheit bzw. Liebe zu<br />
einem gleichgeschlechtlichen Partner.<br />
Der Begriff der Homosexualität ist eine hybride<br />
Neubildung aus dem Jahre 1868 und wurde geprägt<br />
von dem Schriftsteller Karl Maria Kertbeny.<br />
„Homos“ ist griechisch und bedeutet „ebenderselbe,<br />
der gleiche“ und „Sexus“ ist lateinisch und bedeutet<br />
„das männliche und das weibliche Geschlecht“. Die<br />
später entstandene deutsche Übersetzung lautet<br />
Gleichgeschlechtlichkeit. Weibliche Homosexualität<br />
wird im deutschsprachigen Raum als lesbisch und<br />
männliche Homosexualität als schwul bezeichnet.<br />
Homosexualität hat es immer gegeben, aber die<br />
sozialen Konzepte um es auszuleben, unterschieden<br />
sich und haben sich im Laufe der Geschichte immer<br />
wieder verändert. Immer wieder in der Geschichte<br />
wurden homosexuelle Menschen Opfer von<br />
Diskriminierungen und Verfolgungen.<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
34<br />
Bis zum Hochmittelalter galt der Analverkehr im<br />
christlichen Bereich als Sünde, aber noch nicht als<br />
Verbrechen, folglich drohte maximal eine Kirchenbuße<br />
und ein zeitweiliger Ausschluss von der Eucharistie,<br />
aber noch keine weltlichen Maßnahmen. Vom<br />
13. Jahrhundert bis zur Aufklärung wurde Analverkehr<br />
zwischen Männern dann fast in ganz Europa<br />
unter der Bezeichnung „Sodomie“ durch weltliche<br />
Gesetze mit dem Scheiterhaufen bedroht, hier wird<br />
noch heute von der Sodomitenverfolgung gesprochen.<br />
Zu größeren Verfolgung und jeweils<br />
Hunderten von Hinrichtungen kam es während des<br />
Spätmittelalters in Norditalien und Spanien, sowie<br />
während des gesamten 18. Jahrhunderts auch in<br />
England, Frankreich und den Niederlanden.<br />
Die Ideen der Französischen Revolution führten in<br />
zahlreichen Staaten, die sich am Code pénal<br />
orientierten, um 1800 herum, zur Abschaffung aller<br />
Gesetze gegen die „widernatürliche Unzucht“.<br />
Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich wurde<br />
der § 175 eingeführt. Dieser Paragraph verbot<br />
jegliche homosexuelle Handlungen unter Männern<br />
und drohte bei Zuwiderhandlungen mit Zuchthausstrafen.<br />
Von den Nationalsozialisten wurde der §<br />
175 noch erheblich verschärft. Etwa 10.000<br />
bis 15.000 homosexuelle Menschen<br />
wurden ins KZ verschleppt. Hier<br />
mussten sie rosa Winkel tragen,<br />
um sie als Homosexuelle zu<br />
brandmarken. Nur etwa 40 – 50<br />
% überlebten das KZ.<br />
Am 17. Mai 2002 rehabilitierte der<br />
Bundestag symbolisch alle während der<br />
Nazidiktatur verurteilten Homosexuellen.<br />
In der Nachkriegszeit behielt die BRD den §<br />
175 in der Form vor 1933 weiter. So<br />
wurden Schwule zwar nicht mehr in ein KZ<br />
eingeliefert, aber es drohte weiterhin eine<br />
Gefängnisstrafe.<br />
Erst 1969 wurde der § 175 in der BRD<br />
abgemildert. Nun waren homosexuelle<br />
Handlungen zwischen erwachsenen<br />
Männern ab 21 Jahren nicht mehr verboten.<br />
Vollständig außer Kraft gesetzt wurde der §<br />
175 im wiedervereinigten Deutschland erst<br />
im Jahre 1994.
Noch heute werden in 75 von 195 Staaten auf der<br />
Welt Homosexuelle verfolgt. So z.B. in Indien,<br />
Nigeria, Jamaika, Simbabwe, Angola, Nepal und den<br />
meisten islamischen Staaten, wobei in fünf dieser<br />
Länder : Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Mauretanien<br />
und dem Sudan, sogar die Todesstrafe angewandt<br />
wird. Auch in Osteuropa ist die Lage in manchen<br />
Staaten für homosexuelle Menschen noch sehr<br />
schwierig und gefährlich. So zum Beispiel in Serbien<br />
und Albanien. Aber auch in den EU-<br />
Mitgliederstaaten Polen und Lettland kam es in<br />
jüngster Zeit immer wieder vor, dass<br />
Demonstrationen für Toleranz von offizieller <strong>Seite</strong><br />
verboten wurden oder gar mit massiver Gewalt<br />
aufgelöst wurden.<br />
Vor allem von rechtsradikalen Kreisen werden in<br />
diesen Länder regelrechte Hetzkampagnen geführt.<br />
Dies führte soweit,<br />
dass ein Politiker einer<br />
rechts-gerichteten Partei<br />
sogar die Ausweisung<br />
von homosexuellen<br />
Menschen aus<br />
Polen forderte.<br />
Homophobe Übergriffe<br />
finden meist durch<br />
Menschen mit Angst<br />
vor der eigenen, latent<br />
vorhandenen Homosexualität<br />
statt.<br />
So zeigen wissenschaftliche Untersuchungen mit –<br />
nach eigenem Bekunden – heterosexuellen Männern,<br />
dass jene, die sich homophob äußerten,<br />
deutlich stärker auf gleichgeschlechtliche Reize<br />
reagierten, als solche, die sich nicht homophob<br />
äußerten.<br />
Der Beginn der organisierten homosexuellen Emanzipationsbewegung<br />
wird mit der Gründung des<br />
Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK)<br />
durch den Berliner Arzt Magnus Hirschfeld im Jahre<br />
1897 begründet.<br />
Es handelte sich dabei jedoch um eine Honoratiorenvereinigung,<br />
die nur ca. 500 Mitglieder umfasste<br />
und nach außen hin nicht als homosexuelle<br />
Bewegung in Erscheinung trat. Stattdessen warb sie<br />
ausschließlich mit wissenschaftlichen Argumenten<br />
für eine Streichung des § 175.<br />
35<br />
Homosexualität<br />
Am 28. Juni 1969 kam es anlässlich einer Polizeirazzia<br />
in der New Yorker Schwulenbar Stonewall zu<br />
einem Aufstand in der Christopher Street, der drei<br />
Tage andauerte. Danach sind jährliche Christopher-<br />
Street-Paraden benannt, die fast in jeder Großstadt<br />
stattfinden und für Toleranz und Gleichberechtigung<br />
werben.<br />
Leider gibt es auch heute noch Bereiche im öffentlichen<br />
Leben, in denen ein Outing immer noch nicht<br />
ratsam erscheint, so z.B. im Profifußball.<br />
Wohingegen sich ein Outing in anderen Bereichen,<br />
wie in der Kunstszene (Schauspieler, Sänger) oder<br />
der Politik heutzutage meist nicht mehr negativ auf<br />
die Karriere auswirkt. Im Gegenteil, ein Outing wird<br />
meist als mutig, aufgeschlossen und ehrlich betrachtet.<br />
So bekam z.B. im Jahr<br />
2000 der SPD-Politiker<br />
Klaus Wowereit viel<br />
Zustimmung, als er sich<br />
im Wahlkampf zum<br />
regierenden Bürgermeister<br />
von Berlin<br />
öffentlich zu seiner<br />
Homosexualität bekannte.<br />
Abschließend möchte<br />
ich nun noch sagen,<br />
dass es bei mir eine<br />
Weile gedauert hat, bis ich mir meine<br />
Homosexualität eingestehen konnte. Ich hatte Angst<br />
vor den Reaktionen meiner Umwelt. Angst davor,<br />
dass ich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen<br />
werden könnte. Angst davor, isoliert oder gar<br />
verachtet zu werden.<br />
Aber eines Tages fasste ich meinen ganzen Mut<br />
zusammen, ich wusste, dass ich mich nicht länger<br />
selber verleugnen konnte.<br />
Meine Familie und meine Bekannte haben positiv<br />
reagiert, meine Ängste waren völlig unbegründet<br />
gewesen. Auch meine Kollegen in der Bürodienstleistung<br />
haben es positiv aufgenommen.<br />
Ich kann jedem raten, zu seinen Gefühlen zu stehen<br />
und sich selbst nicht zu verleugnen, denn das kann<br />
sich negativ auf das seelische Befinden auswirken.<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Dirk Demand
Werkstattrat<br />
Der Werkstattrat hat eine Mittlerrolle: Er ist Repräsentant und<br />
Interessensvertretung der Beschäftigten der Werkstätten für behinderte<br />
Menschen und verhandelt als solcher mit der Werkstattleitung die<br />
Belange, Anregungen und Beschwerden von Werkstattmitarbeiter/innen.<br />
Durch den Werkstattrat ist den behinderten Mitarbeiter/innen die<br />
Möglichkeit gegeben, an den Angelegenheiten der Werkstatt mitzuwirken.<br />
Regelmäßige Gespräche zwischen Werkstattrat und Geschäfts- sowie<br />
Werkstattleitung dienen dem Informationsaustausch und wechselseitigem<br />
Verständnis.<br />
Die Institution des Werkstattrats gibt es in vielen Einrichtungen der<br />
Werkstätten für behinderte Menschen bereits seit mehr als 15 Jahren.<br />
Die Personen des Werkstattrates vertreten die Gesamtzahl der Beschäf-tigten<br />
der jeweiligen Werkstatt und treffen sich regelmäßig (ca. einmal im Monat)<br />
und bei Bedarf, um ihre Belange zu besprechen und anstehende Ereignisse<br />
oder Anliegen zu diskutieren. Der Werkstattrat bietet in einer wöchentlichen<br />
Sprechstunde allen Mitarbeiter/innen Gelegenheit, (ihre) Probleme<br />
anzusprechen oder Beschwerden vorzubringen. Die Zahl der Mitglieder des<br />
Werkstattrates ist abhängig von der Gesamtzahl der Beschäftigten in der<br />
jeweiligen Werkstatt und kann je nach Größe der Einrichtung zwischen<br />
drei und fünf Personen variieren. Die Mitglieder des Werkstattrates<br />
werden alle vier Jahre gleich, geheim und unmittelbar von ihren<br />
wahlberechtigten Arbeitskolleg/innen gewählt. Dem Team wird zudem<br />
eine unabhängige Vertrauensperson aus der Werkstatt (Gruppenleiter/in<br />
o.ä.) zur <strong>Seite</strong> gestellt. Mitarbeiter, die sich zur Wahl haben aufstellen<br />
lassen, aber nicht in den Werkstattrat gewählt wurden, fungieren als<br />
Nachrücker/innen. (Siehe, wie in unserem Fall von Herrn Janz und Herrn Keller als<br />
neuen Amtsinhaber, weiter unten auf dieser <strong>Seite</strong>)<br />
Der Werkstattrat geht seinen, mit dem Amt verbundenen Aufgaben<br />
während der Arbeitszeit nach. Alle Mitglieder des Werkstattrates werden<br />
zu den regulären und außerordentlichen Sitzungen sowie ihren anderen Aufgaben<br />
ohne Minderung der Entlohnung oder sonstiger Nachteile von der Arbeit<br />
freigestellt. Betreffende Mitarbeiter melden sich zur Ausübung der Aufgaben bei<br />
dem/der zuständigen Gruppenleiter/in bzw. Bereichsleiter/in ab.<br />
Die Besetzung unseres Werkstattrates hat sich nachträglich geändert.<br />
Unser Weilburger Kollege und ursprünglich in den Werkstattrat<br />
gewählte Mitarbeiter Peter Janz<br />
wechselte Ende Februar den Arbeitsplatz<br />
und schied damit aus dem Werkstattrat<br />
aus. Als Nachfolger ist Oliver Keller an<br />
seine Stelle getreten und aus dem Pool<br />
der „Einst Aufgestellten“ für ihn nach-<br />
gerückt. Das Team des Werkstattrates<br />
besteht somit nun aus Dirk Demand,<br />
Gabriele Borghardt und dem Nachrücker<br />
Oliver Keller, der sein Amt mit Freuden<br />
angenommen hat.<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
36<br />
Gabriele Borghardt<br />
Oliver Keller<br />
Dirk Demand<br />
Peter Janz<br />
In der nächsten Ausgabe :<br />
&<br />
die Aufgaben, Pflichten &<br />
Rechte des Werkstattrates<br />
innerhalb der WfbM
Wie funktioniert Sudoku?<br />
Jede Zeile, Spalte und Block enthält alle Zahlen von 1 bis 9 jeweils<br />
genau einmal.<br />
In ein paar der Felder sind bereits Zahlen vorgegeben.<br />
Da jede Zahl pro Zeile, Spalte und Block nur einmal vorkommen<br />
darf, können durch vorgegebene Zahlen die Positionen für andere<br />
Zahlen dieses Wertes ausgeschlossen werden.<br />
Nebenstehendes Beispiel zeigt welche Felder die 5 genau in der<br />
Mitte für weitere 5en blockiert. In dem roten Bereich kann auf<br />
keinen Fall eine weitere 5 stehen!<br />
So kann man nach und nach für die Positionen Zahlen<br />
ausschliessen, welche dort nicht platziert werden können.<br />
www.stephanuswerkstatt.de 37<br />
Denksport
TV Asslar<br />
Turnverein 1908<br />
Der Turnverein 1908 Aßlar e.V. ist mit über 1600 Mitgliedern Aßlars größter Verein und der Verein mit dem breit<br />
gefächertsten Sportangebot. Er wurde 1908 als reiner Turnverein gegründet. Inzwischen gehören neben der<br />
Turnabteilung mit ihren vielfältigen Bereichen die Abteilungen Hand- und Volleyball, Leichtathletik,<br />
Tischtennis, Prellball und Kraftsport zum Gesamtverein.<br />
In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich der Verein eigene Sport- und Gesellschaftsräume geschaffen. Der<br />
Trainingsbetrieb wird in den Sporthallen Bornstraße und Europastraße, der vereinseigenen Gymnastikhalle<br />
und im Stadion Europastraße durchgeführt. Die Partnerschaft mit dem Verein Association Sportive Saint<br />
Ambroisienne aus der französischen Stadt St. Ambroix feierte im Jahr 2006 ihr dreißigjähriges Bestehen.<br />
Aber auch im Bereich Behindertensport gibt es vom TV Aßlar Bemerkenswertes zu berichten. So trafen sich z.B.<br />
2002 fünf behinderte junge Leute von der Lebenshilfe mit Linda Kramer vom TV-Aßlar in dessen<br />
Gymnastikhalle zum Step-Aerobic. Auch in der Step-Aerobic-Gruppe für sechs- bis neunjährige Mädchen<br />
wurde ein Mädchen, das mit dem Down-Syndrom geboren wurde, voll integriert. Obwohl es in der Gruppe viele<br />
Kinder gab, die noch nie mit behinderten Menschen in Kontakt gekommen waren, funktionierte das<br />
Miteinander bestens. Berührungsängste wurden im Gespräch mit der Übungsleiterin Linda Kramer rasch<br />
abgebaut. Und die Eltern der jungen Aerobic-Sportlerinnen empfanden die Integration eines behinderten<br />
Mädchens als Bereicherung für ihre Töchter. Spielerisch lernten die Kinder den Umgang mit Menschen, die mit<br />
einem Handicap durchs Leben gehen müssen. Und auch für das Mädchen mit dem Down-Syndrom war es eine<br />
phantastische Erfahrung, die volle Anerkennung der Gruppe zu genießen. Die Übungsleiterin hat bis heute<br />
diese Aufgabe nur positiv in Erinnerung: “Die vermeintliche Mehrarbeit mit einem behinderten Kind wird durch<br />
die Erfahrungen, die vielen Dinge, die man voneinander lernen kann und vor allem durch die strahlenden<br />
Augen erkennbarer Freude mehr als aufgewogen.“<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
38
39 www.stephanuswerkstatt.de<br />
TV Asslar<br />
2003 gab es ein weiteres Highlight für den Integrationssport. Safet Sulejmanovic, ein junger Mann, der als<br />
Jugendlicher durch Blindgänger des 2. Weltkrieges schwere Verletzungen davon trug, hatte bis zu seiner<br />
Erblindung gerne Sport betrieben und vor allem Langstreckenläufe unternommen. Durch die Dill-talwerkstatt<br />
der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg war er mit Linda Kramer zusammen getroffen. Die Idee einen<br />
Halbmarathon (21,1km) zu laufen wurde geboren. Es war nicht einfach eine Methode zu finden, die es dem<br />
Blinden, dem noch dazu beide Hände fehlen, ermöglichten, dieses Projekt in die Tat umzusetzen.<br />
Ein „Gummi-Twist“ war die Lösung und etliche Mitglieder des Lauftreffs Aßlar unterstützten Linda Kramer und<br />
ihren Schützling bei ihrem Training.<br />
Im Sommer 2003 ging man an den Start zum Halbmarathon in Großen-Buseck. Mit Hilfe des Gummibandes<br />
haben für jeweils 7 Kilometer drei Läufer Safet Sulejmanovic geführt. Das ehrgeizige Ziel die Distanz unter 2<br />
Std. zu bewältigen, wurde mit 1 Std. und 55 Min. erreicht und mit großen Beilfall der Zuschauer belohnt.<br />
Aßlar<br />
Ein Verein mit vielen Facetten!<br />
Ebenfalls aus jüngster Zeit gibt es Interessantes über den TV 08 Aßlar zu berichten.<br />
So wurde er im März 2009 (ein Jahr nach seinem 100-järigem Bestehen !) in Frankfurt im Rahmen des<br />
landesweiten Stützpunkttreffens für seine Arbeit im Jahr 2008 als Stützpunktverein „Integration durch Sport“<br />
ausgezeichnet ! In der Begründung für die Auszeichnung heißt es, dass der Verein sich durch sein<br />
Engagement in der Integrationsarbeit als Stützpunktverein in besonderem Maße verdient gemacht hat. (Zum<br />
Beispiel war die Integration türkischer Frauen und Kinder, sowie Frauen, Männern und Kindern aus dem<br />
Wohngebiet Ziegelei/Aßlar in die Übungseinheiten des Turnvereins von großem Erfolg gekrönt. Die Praxis<br />
zeigt inzwischen, dass es sowohl den regelmäßig Teilnehmenden als auch den Neulingen riesig Spaß macht,<br />
im sportlichen Domizil des TV-Aßlars gemeinsam aktiv zu sein.) Der mit der Auszeichnung verbundene<br />
finanzielle Zuschuss soll vorrangig denen im Verein zu Gute kommen, die sich in ihren Gruppen einsetzen, das<br />
Miteinander von Kindern, Jugendlichen, Behinderten, auch unterschiedlicher kultureller und ethnischer<br />
Herkunft zu gestalten.<br />
Abschließend sei zu sagen, der Verein TV 08 Aßlar ist ein interessanter, sich ständig verändernder und mit der<br />
Zeit gehender Verein, ein Verein mit vielen netten Menschen, die gerne Sport treiben<br />
und sich über jeden Interessierten freuen und einsetzen.<br />
Informationen erhalten sie unter:<br />
Turnverein 1908 Aßlar e.V.<br />
Postfach 1163<br />
35607 Aßlar<br />
Tel 06441/88288<br />
Vereinsheim Europastraße beim Sportzentrum Aßlar/Laguna<br />
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Mobil 0170 / 9460747<br />
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Kölschhäuser Strasse 1 35630 Ehringshausen<br />
Telefon 06443 / 833940 Telefax 06443 / 819948<br />
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40
Nach einer wahren Begebenheit.<br />
www.stephanuswerkstatt.de 35 41<br />
Fünf Ausgaben D mit Herzblut<br />
Die Geschichte unserer Werkstattzeitung<br />
In redaktioneller und kreativer Teamarbeit schaffen es, seit nunmehr zwei Jahren, fleißige Köpfe und deren Leib<br />
und Seele wichtige Themen in einem gehefteten Werk herauszubringen, welches mit dem treffenden Titel<br />
Werkstattzeitung benannt ist.<br />
Dieses nun schon fünf Ausgaben „alte Kind“ wurde nicht genial geboren, sondern ist genial geworden.<br />
Bevor Ideen, Themen und damit verbundene Arbeit zu Papier gebracht werden, sie ihren letzten Schliff<br />
bzw. in einem Layout und vom Gestalter ihre individuelle Note in Form einer passenden, flotten Aufmachung<br />
erhalten, werden viele Bleistifte angekaut und abgenutzt und eine unvorstellbar große Menge an Gehirnzellen<br />
in Anspruch genommen.<br />
Was die Kollegen und die zuständigen Gruppenleiter an eigenen Anteilen hier mit hinein bringen, kann man beim<br />
Lesen sehen, aber nur annähernd erahnen.<br />
Es tut uns gut, dass wir gefördert werden. Wir erproben uns an Herausforderungen und entwickeln uns sehr<br />
positiv nach vorne.<br />
Dass gute Leute nicht von den Bäumen fallen, wissen wir nicht erst seit gestern. Gibt man aber Menschen eine<br />
Perspektive und zeigt ihnen durch Herausforderungen eine Möglichkeit, sich daran zu erproben und weiter zu<br />
entwickeln, dann sind das die besten Dünger für gute Persönlichkeiten, die von keinen Bäumen fallen, nein,<br />
vielmehr pflanzen wir Neues, das irgendwann einmal aufgehen wird.<br />
Dass nicht zuletzt unsere Gruppenleiter immer auf uns setzen und uns in vieler Hinsicht behilflich sind, macht uns<br />
dankbar. Schließlich geben auch wir ihnen Grund dazu, stolz auf das Team und auf unser aller Werk zu sein.<br />
Es ist ein gutes Gefühl, Freude bei der Ausarbeitung eines Artikels bzw. bei einer Ausgabe der Zeitung<br />
zu haben und dabei an einer Sache dran zu bleiben, die uns wichtig erscheint und den Leser interessieren kann.<br />
Auch kennt wohl jeder das Gefühl, wenn man das Ergebnis der geschafften Arbeit sieht und damit zufrieden ist.<br />
Happy Birthday Werkstattzeitung zur 5. Ausgabe<br />
im Namen aller Mitarbeiter der Werkstattzeitung,<br />
ein Redakteur
Buchtipps<br />
Manfred Lütz<br />
Irre! Wir behandeln die Falschen.<br />
Unser Problem sind die Normalen<br />
Der Autor Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz<br />
geboren 1954, ist Psychiater, Psychotherapeut<br />
und Theologe. Er ist seit 1997 Leiter eines<br />
Krankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie<br />
und Neurologie in Köln. Neben einigen<br />
Bestsellern (u.a. “Lebenslust - Wider die<br />
Diätsadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness Kult” 2002,<br />
und “Gott - Eine kleine Geschichte des Größten” 2007, für dass er<br />
einen Preis erhielt) ist er auch als Kabarettist bekannt. Dieses Buch<br />
ist eine scharfzüngige Gesellschaftsanalyse und eine heitere<br />
Einführung in die Seelenkunde. Was ist Depression, Angststörung,<br />
Panik, Schizophrenie, Sucht, Demenz und all das Andere, und was<br />
tut man dagegen? Lütz berichtet in seinem “Vorspiel”: Wenn die<br />
Nachrichten über Kriegshetzer, Terroristen, Wirtschaftskriminelle,<br />
eiskalte Buch-halter und schamlose Egomanen berichtet, kommt<br />
keiner auf die Idee, diese unangenehmen Menschen als “Krank“ zu<br />
bezeichnen oder gar psychotherapeutisch zu behandeln. Wie<br />
anders ergeht es da doch Leuten mit “Diagnose“ hochsensiblen<br />
Schizophrenen, dünnhäutigen Such-kranken, rührenden<br />
Demenzkranken und mitreißenden Manikern. Da beschleicht ihn<br />
oft der Verdacht, die Falschen zu behandeln. Sein Problem sind<br />
nicht die “Verrückten“ sondern die “Normalen“. Um diese<br />
Behauptung zu belegen reicht es ihm aber nicht sich mit den<br />
Merkwürdigkeiten der Normalen zu beschäftigen, sondern er klärt<br />
uns über die Verrückten und ihre Macken auf. Dieses Buch ist eine<br />
bissige Gebrauchsanweisung für außergewöhnliche Menschen<br />
und solche die es werden wollen. Unterteilt ist das Buch in drei<br />
Bereiche: Unser Problem sind die Normalen - Unterscheidung<br />
zwischen Wahnsinn und Blödsinn. Warum behandeln und ja, wie<br />
viele? Warum, wen und wie behandeln. Eine heitere Seelenkunde -<br />
Alle Diagnosen, alle Therapien. Für mich als Betroffene hat dieses<br />
Buch einen hohen Stellenwert im Umgang mit Anderen<br />
eingenommen, da ich bemerkt habe, dass die Normalen mit ihren<br />
Unzulänglichkeiten und Andersartigkeiten wesentlich schwerer<br />
klar kommen wie Leute, die eine offizielle Diagnose haben und zu<br />
ihren Problemen stehen. Einer Normalen, der ich dieses Buch zum<br />
Reinschnuppern gegeben habe fühlte sich vom Autor<br />
abgestempelt und konnte mit seiner Ironie nicht viel anfangen. Mir<br />
hat das Buch aber einige vergnügliche und angenehme<br />
Stunden bereitet und ich möchte es sehr empfehlen.<br />
Gütersloher Verlagshaus;<br />
ISBN:978-3-579-06879-4<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
Der Tag an dem meine Tochter<br />
verrückt wurde.<br />
Eine wahre Geschichte<br />
»Seine Genauigkeit, seine Tiefe, sein Reichtum<br />
und seine Klugheit machen dieses Buch zu einem<br />
Klassiker.« - Oliver Sacks<br />
Michael Greenberg ist Schriftsteller und führt ein<br />
mehr oder weniger geordnetes Leben in New<br />
York. Doch dann wird seine Tochter krank – und<br />
die Welt um ihn gerät ins Wanken. Der eindrucksvoll erzählte<br />
Bericht eines Vaters, der um sein Kind kämpft. Ein heißer Tag in<br />
Manhattan. Michael Greenberg sieht ein Polizeiauto vor seinem<br />
Wohnhaus parken. Dass oben zwei Polizisten damit beschäftigt<br />
sind, seine von Visionen geschüttelte Tochter zur Ruhe zu bringen,<br />
erfährt er erst später. Es ist der Beginn eines langen Weges, den er<br />
zu gehen hat, um sein Kind in die Wirklichkeit zurückzuholen. »Ich<br />
habe das Gefühl zu reisen, aber ohne Möglichkeit zur Umkehr«,<br />
sagt Sally. Ihr Vater folgt ihr auf dieser »Reise«, die sie unter<br />
anderem durch die Psychiatrie führt, hin zu einem halbwegs<br />
»normalen« Leben. Ein anrührendes Buch, das einen ganz<br />
eigenen Sog ausübt.<br />
.<br />
Originaltitel: Hurry Down Sunshine aus dem Amerikanischen<br />
Hoffman und Campe;<br />
ISBN: 978-3-455-50037-0<br />
Marco von Münchhausen<br />
Wo die Seele auftankt<br />
Die besten Möglichkeiten,<br />
Ihre Ressourcen zu aktivieren<br />
Marco von Münchhausen beschäftigt seit über<br />
30 Jahren die Frage, wie man erfüllter leben<br />
kann. Dabei bewegte ihn die Zentrale Frage:<br />
Wo und wie tanken wir eigentlich innerlich auf,<br />
wie regenerieren wir unsere seelischen Ressourcen. In seinem<br />
Buch geht es auch um unseren eigenen Weg von außen nach<br />
innen. Unter dem Aspekt, dass es uns keiner abnehmen kann für<br />
unser selbst zu sorgen, stellt er konkrete Möglichkeiten vor, wie<br />
man seinen inneren Seelenraum pflegen und zu sich selbst<br />
finden kann. Er schreibt überhaupt nicht<br />
theoretisch, viel mehr pragmatisch. So kann es<br />
dem Leser helfen einzelne Anregungen, die<br />
ihm wichtig sind im Alltag anzugehen. Der<br />
Autor vermittelt sein erarbeitetes Werk<br />
sehr glaubwürdig und alles andere als<br />
realitätsentfernt. Das 363 <strong>Seite</strong>n starke<br />
Buch ist eine gute Sammlung wertvoller<br />
Impulse. Mein Fazit: Es ist leicht<br />
verständlich geschrieben,<br />
dazu liest es sich gut und<br />
baut schon beim Lesen auf.<br />
- Lesenswert!<br />
Mosaik bei<br />
GOLDMANN;<br />
ISBN-10: 3-442-<br />
16789-2 WG 2531<br />
ISBN-13:<br />
978-<br />
3-442-<br />
16789-0<br />
42 Buchtipps
Auflösung des Rätsels<br />
aus der 4. Ausgabe:<br />
www.stephanuswerkstatt.de<br />
44
Wetzlar<br />
Grundkurs PC<br />
• Aufbau eines PC<br />
• verschiedene Hardwarekomponenten<br />
• Eingabegeräte (Maus & Tastatur)<br />
• Umgang mit MS Paint<br />
• Umgang mit Dateien<br />
(Dateiorganisation)<br />
Grundlagen Offsetdruck<br />
• Aufbau der Druckmaschine<br />
• Bedienelemente<br />
• Anbauteile Funktionsweise<br />
• Pflege und Wartung<br />
• Einrichten der Druckmaschine<br />
• Reinigungs- und Wartungsarbeiten<br />
Beruflicher Integrationskurs<br />
• Praktikumsvorbereitung<br />
• Bewerbungstraining<br />
• Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche<br />
• Verhalten im Betrieb<br />
• Erfahrungsaustausch<br />
Grundkurs Metall<br />
• Benennen und unterscheiden der<br />
Werkzeuge<br />
• Prüfen und messen mit Stahlmaß<br />
und Meßschieber<br />
• Anreißen und körnen<br />
• Sägen, feilen, bohren und<br />
Gewinde schneiden<br />
• Schraubenarten erkennen<br />
und benennen<br />
Maschinenschreiben<br />
• Zuordnung: Finger - Buchstaben<br />
• Zahlen & Zeichen<br />
• verschiedene Texte<br />
Grundkurs MS Word<br />
• Umgang mit Worddokumenten<br />
(erstellen, öffnen, speichern und<br />
schließen)<br />
• Bildschirmaufbau (Menü-, Symbolund<br />
Bildlaufleisten, Ansichten)<br />
• Textgestaltung<br />
Grundkurs technisches Zeichnen<br />
• 3 Ansichten kennen lernen<br />
• Anzahl der Flächen auf verschiedenen<br />
geometrischen Körpern erkennen<br />
• einfache Skizzen erstellen<br />
45<br />
Weilburg<br />
Berufsbildung<br />
bM<br />
Berufsbildende<br />
Maßnahmen<br />
Internet<br />
• Grundlagenvermittlung Allgemeines<br />
• Grundlagenvermittlung Browser<br />
• Cookies<br />
• Warenshopsysteme<br />
• Verschlüsselung<br />
• Suchmaschinen<br />
Wetzlar und Weilburg<br />
Unterricht<br />
• Mathematik<br />
•Deutsch<br />
(in Weilburg auch Geschichte)<br />
Ergonomie am Arbeitsplatz<br />
• Übungen zur Körperwahrnehmung<br />
• Ergonomie - Was ist das?<br />
• mögliche Schäden durch falsches<br />
Sitzen<br />
• Richtig Sitzen aber wie?<br />
• Dynamisches Sitzen?<br />
• Einfache Sitz- und Rückengymnastik<br />
• Funktionsweise von Arbeitsstuhl<br />
und Arbeitstisch<br />
Grundlagen Flurförderzeuge<br />
• Grundlagenvermittlung für<br />
handgetriebene Flurförderzeuge<br />
• Grundlagenvermittlung<br />
der Lagerwirtschaft
Aktuelles & Termine<br />
tAktuelles<br />
& Termine<br />
18.06. - 25.06.2010<br />
Sommerfreizeit der Werkstätten Wetzlar<br />
und Weilburg nach Kröv an der Mosel<br />
Kröv<br />
an der Mosel<br />
vom 18.-25.06.<br />
25.08.2010<br />
Betriebausflug der beiden Werkstätten<br />
Wetzlar und Weilburg<br />
28.08. - 04.09. 2010<br />
Herbstfreizeit der Werkstätten Wetzlar<br />
und Weilburg nach Freiamt im Schwarzwald<br />
Freiamt<br />
im Schwarzwald<br />
Wir haben<br />
Geschlossen<br />
am 14.05.2010<br />
und am 04.06.2010<br />
Brückentage!<br />
vom 28.08.-04.09.<br />
46<br />
Arbeitsbegleitende<br />
Maßnahmen<br />
Wetzlar<br />
Yoga und Entspannung<br />
zu Musik<br />
Mittwochs<br />
10:45 Uhr bis 12:30 Uhr<br />
Gesellschaftsspiele<br />
Dienstags<br />
13:15 Uhr bis 14:45 Uhr<br />
Kegeln<br />
Mittwochs, 14-tätig<br />
13:30 Uhr bis 15:30 Uhr<br />
Wandern<br />
Donnerstags<br />
10:30 Uhr bis 12:00 Uhr u.<br />
13:30 Uhr bis 15:00 Uhr<br />
Werkstattzeitung<br />
(Wetzlar u. Weilburg)<br />
Redaktionsteam<br />
Dienstags<br />
09:00 Uhr bis 11:30 Uhr<br />
Layoutteam<br />
Mittwochs<br />
10:00 Uhr bis 12:30 Uhr<br />
Tischtennis/Badminton<br />
Mittwochs<br />
10:45 Uhr bis 12:15 Uhr<br />
Nordic Walking<br />
Dienstags<br />
10:45 Uhr bis 12:15<br />
Weilburg<br />
Gesellschaftsspiele<br />
Mittwochs<br />
10:00 Uhr bis 11:00 Uhr<br />
Entspannung<br />
Mittwochs<br />
10:00 Uhr bis 10:30 Uhr<br />
Tischtennis<br />
Mittwochs<br />
10:00 Uhr bis 11:00 Uhr