Rundbrief Nr. 75 - Albert-Schweitzer-Komitee eV Weimar-Startseite
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Vorwort<br />
http://www.albert-schweitzer-weimar.de<br />
Klaus-Dieter-Voigt<br />
Nun sind wir wieder einen Schritt weiter- wir haben eine eigene und aussagekräftige<br />
Internetadresse. Ich glaube, dass sie gut zu merken ist.<br />
Unsere Homepage ist sehr einfach und übersichtlich gestaltet.<br />
Keine Werbung, kein Schnickschnack, denn in dieser Homepage soll sich der<br />
Charakter <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s widerspiegeln.<br />
Nach dem Start haben Sie einen Überblick über das Angebot. Unter Neu-aktuell<br />
werden die neuen Beiträge aufgelistet und man gelangt direkt zum Beitrag.<br />
Der Veranstaltungskalender wird bei Meldungen von Veranstaltungen sofort aktualisiert.<br />
Interessant ist die Statistik zum Besuch der Seiten. Ich war sehr überrascht,<br />
welche Aussagen dort abzulesen sind. Im September waren es durchschnittlich<br />
190 Zugriffe pro Tag:z.B. 470 Klicks auf die Schülerseiten, 380 Besuche auf den<br />
Seiten der Gedenkstätte, die Literaturseiten wurden 400 mal angeklickt.<br />
Folgende Suchbegriffe wurden sehr häufig angegeben: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, <strong>Weimar</strong>,<br />
Lambarene, <strong>Komitee</strong>, Museum.<br />
Ein Hinweis: http:// muss nicht eingegeben werden, es genügt:<br />
www.albert-schweitzer-weimar.de<br />
Bei einigen Beiträgen in diesem Heft ist auch die Internetadresse eingefügt. Berichte,<br />
die hier nicht veröffentlicht werden konnten, sind ebenfalls auf der Homepage<br />
zu finden.<br />
Viel Vergnügen beim Surfen.<br />
Beiträge für den <strong>Rundbrief</strong> können direkt an diese E-Mail-Adresse gesendet<br />
werden:<br />
rundbrief@albert-schweitzer-weimar.de<br />
Redaktionsschluss für 2009 – 15. September 2009<br />
1
Aus der Arbeit des <strong>Komitee</strong>s und der Stiftung<br />
Bücherspende aus<br />
Hamburg<br />
Dr. Bettina Stier<br />
Mit großer Freude konnten wir am<br />
Sonntag, den 21.09.2008 eine Bücherspende<br />
aus dem Nachlass von<br />
Herrn Dr. Hermann Pfeiffer, Wirtschaftsjurist<br />
aus Hannover, entgegennehmen.<br />
Sein Sohn Thomas,<br />
der als Fotograf in Hamburg lebt,<br />
überreichte uns in <strong>Weimar</strong> 43 Bücher<br />
und Broschüren von oder<br />
über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, die Dr.<br />
Pfeiffer über mehrere Jahrzehnte<br />
hinweg gesammelt hatte.<br />
Hermann Pfeiffer war gegen Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges in sowjetische<br />
Kriegsgefangenschaft geraten.<br />
Ein Buch von <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>, das ihm im Lager in<br />
die Hände fiel, half ihm, diese<br />
schwere Zeit zu überstehen. Wie<br />
sehr er von <strong>Schweitzer</strong>s Denken<br />
begeistert und beeinflusst war,<br />
zeigt sich daran, dass er bereits<br />
1948 selbst eine Biographie über<br />
<strong>Schweitzer</strong> verfasste („Werden<br />
und Wirken“, Jung-Stilling-Verlag,<br />
Kreuztal, 1948). Er schickte dieses<br />
Büchlein nach Lambarene und erhielt<br />
einen sehr freundlichen Dankesbrief,<br />
in dem <strong>Schweitzer</strong> u. a.<br />
schrieb: „Was ist das für ein Erleben<br />
für mich, dass die Ehrfurcht<br />
vor dem Leben anfängt ihren Weg<br />
zu machen und dass Menschen<br />
sich bemühen sie in der Mitteilung<br />
von Mensch zu Mensch zu verbreiten.<br />
Ach, wie gerne würde ich versuchen,<br />
Sie kennen zu lernen.“ -<br />
Zu dieser persönlichen Begegnung<br />
von Hermann Pfeiffer und <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> kam es leider nie.<br />
In der Familie Pfeiffer hat <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> immer eine große Rolle<br />
2<br />
gespielt. Während seine Söhne die<br />
von ihrem Vater verfasste Biographie<br />
und <strong>Schweitzer</strong>s Brief nun bei<br />
sich aufbewahren, haben sie mit<br />
der Bücherspende an unseren Verein<br />
den im Testament festgeschriebenen<br />
Wunsch ihres Vaters<br />
umgesetzt, seine Bücher einer<br />
Schule oder einem Verein zu übergeben,<br />
der das Erbe <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>s pflegt. Wir bedanken<br />
uns herzlich bei Familie Pfeiffer.<br />
Wir werden diese interessante und<br />
für uns sehr wertvolle Büchersammlung<br />
sorgsam aufbewahren<br />
und den interessierten Besuchern<br />
unserer Begegnungsstätte in geeigneter<br />
Form zur Verfügung stellen.<br />
Foto: Hermann Pfeiffer<br />
( 22.04.1916-11.07.2007)
Lambarene und internationale Aktivitäten<br />
Hauptversammlung der AISL 2008 in Klingenthal/Elsass<br />
Dr. Reichardt, Radeburg<br />
Die Goethe-Stiftung Basel, vertreten durch Frau Prof.Stintzi, hatte als Eigentümer<br />
des kleinen, aber feinen Schlosses in Klingenthal zur diesjährigen Jahrestagung<br />
der Internationalen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gesellschaft eingeladen. Der Ort liegt am<br />
Fuße der Vogesen nahe Obernai unweit von Straßburg und war schon wiederholt<br />
Tagungsort.<br />
Hauptthematik war in diesem Jahr die Zukunft der AISL und der Leitung des<br />
Günsbacher <strong>Schweitzer</strong>hauses mit dem zentralen Archiv. Madame Poteau wird<br />
spätestens im August 2009 endgültig in Ruhestand gehen. Zur nächsten AISL-<br />
Tagung am 1. und 2.Mai nächsten Jahres muß eine Nachfolgeregelung erfolgen.<br />
Um diese vorzubereiten, hatte das Comité Directeur einen Berater bestellt, der<br />
gemeinsam mit dem Präsidenten die Anforderungen an die Nachfolgepersönlichkeit<br />
aus einer Ist-Analyse des Zentrums und mit einem erweiterten Leistungsprofil<br />
vorbereiten sollte. Damit beauftragt wurde Damien Mougin,<br />
zeitweiliger Verwaltungsdirektor des Lambarene-Spitals.<br />
Um die Zukunft sicherzustellen, ist eine Professionalisierung der Einrichtung,<br />
einschließlich finanzieller Autonomie und Sicherung der Bestände des Archivs<br />
mit den Mitteln moderner Elektronik, Grundvoraussetzung. Gleichzeitig ist die<br />
Öffentlichkeitswirkung zu intensivieren, zum Beispiel durch ständige Aktualisierung<br />
der Internetpräsentation, engere Zusammenarbeit mit nationalen <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Vereinigungen, Bildung von Arbeitsgruppen für bestimmte Schwerpunkte<br />
der <strong>Schweitzer</strong>pflege, Maßnahmen zum Schutz des Nachlasses und vor<br />
Missbrauch des Namens.<br />
Eine wesentliche juristische Rolle wird dabei die vom Hilfsverein der Schweiz<br />
eingerichtete „Stiftung <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> – Günsbach/ Bern“ übertragen bekommen,<br />
die bereits das Pfarrhaus verwaltet.<br />
Die Anforderungen an den künftigen Direktor werden also von hohem Niveau<br />
sein, erfordern eine ausgewiesene Management-Qualifikation, Verständnis für<br />
das gesamte <strong>Schweitzer</strong>werk, zumindest deutsche und französische Sprachkenntnisse,<br />
Flexibilität und Mobilität.<br />
Daraus ergeben sich auch finanzielle Voraussetzungen für die Personalie, die<br />
nur durch Eigenerwirtschaftung gesichert werden können. Eine gewisse Hilfe<br />
dabei ist die jetzt europaweit mögliche Ausstellung von steuerlich absetzbaren<br />
Spendenbescheinigungen.<br />
Parallel zu dieser Aufwertung der Funktion des Direktors leiten sich daraus auch<br />
erweiterte Aufgaben für die Mitglieder der AISL und insbesondere des Comité<br />
Directeur ab, um die Wirksamkeit der AISL international zu stärken. Erfreulich<br />
ist die aktive Tätigkeit der Vertreter der USA, die den Geist <strong>Schweitzer</strong>s an Jugendliche<br />
weitergibt. Nur so kann die Ehrfurcht vor allem Leben weltweit vermittelt<br />
und wirksamer werden als bisher.<br />
Erforderlichenfalls wird zumindest das Comité Directeur im Herbst zu einer<br />
Sondersitzung einberufen werden, um Entscheidungen der Hauptversammlung<br />
zur Weiterführung des Zentrums Günsbach vorzubereiten.<br />
Dr.Roland Wolf und Dr.Hans-Peter Müller berichteten über das Spital in Lambarene,<br />
das trotz wiederholter personeller Probleme in der Verwaltung die medizinische<br />
Arbeit erfolgreich fortsetzt und auch finanziell vom Staat Gabun jetzt<br />
3
esser und vor allem regelmäßig unterstützt wird. Im Ort Lambarene wird das<br />
bisherige Regierungskrankenhaus durch einen auch medizintechnisch hochqualifizierten<br />
Neubau ersetzt. Offen ist die personelle Ausstattung. Aber auf jeden<br />
Fall entsteht eine ernstzunehmende Konkurrenz, die eine fachliche Spezialisierung<br />
und gegebenenfalls auch Arbeitsteilung erforderlich werden lässt. Prophylaxe<br />
und dezentrale ambulante und teilstationäre Aufgaben werden weiter an<br />
Bedeutung gewinnen!<br />
Der Tagung in Günsbach im kommenden Jahr wird sich am 3. Mai ein <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Tag in Basel anschließen. Der Vorschlag von Herrn Wissel, auch unsere<br />
Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong> einmal für die AISL als Versammlungsort zu nutzen,<br />
wurde mit Interesse aufgenommen Desgleichen die umfangreichen<br />
Bemühungen des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. und ostdeutscher Freundeskreise,<br />
<strong>Schweitzer</strong> an Pädagogen und Jugendliche heranzutragen.<br />
Einweihung der neuen Glocke im Lepradorf<br />
am 28. März 2008<br />
Dr. Roland Wolf, Präsident der Internationalen Spitalstiftung FISL<br />
Der Transport der neuen Glocke für das Dorf des Lichtes erforderte<br />
doch viel Mühe und viele organisatorische Aktivitäten. Nachfolgend einige<br />
Daten, die die Dauer des Transportes belegen:<br />
17. April 2007: Transport von der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer<br />
(bei Cottbus in Brandenburg) nach Straßburg<br />
22. April 2007: Abtransport im Container zum Rheinhafen in Straßburg<br />
03. Mai 2007: Abfahrt des Schiffes nach Holland<br />
27. Juni 2007: Ankunft der Glocke in Libreville<br />
22. Juli 2007: Ankunft der Glocke in Lambarene<br />
28. März 2008: Feierliche Einweihung der Glocke im Dorf des Lichtes<br />
Auf dem Weg, der vom alten Spital <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s zum aktuellen Krankenhaus<br />
führt, liegt am Rande eines kleinen Platzes die Tischlerwerkstatt. Am Morgen<br />
nach meiner Ankunft werfe ich einen Blick hinein, und da steht sie, die<br />
Glocke, nicht zu übersehen in ihrem massigen Tragegestell. Man hat Eisenholz<br />
dafür genommen, wie es auch für Bahnschwellen verwendet wird, etwas größer<br />
als das vorgesehene Maß, damit aber auch solider. Nach Aussage des technischen<br />
Direktors, Peter Teh, wiegt das Gestell mehr als die Glocke selbst, die<br />
über 200 Kilogramm auf die Waage bringt.<br />
Die offizielle Einweihung ist für den Freitag vorgesehen. So können die Stiftungsratsmitglieder,<br />
die bereits zur jährlichen Sitzung eingetroffen sind, an der<br />
Feier teilnehmen. Das ist wichtig für die Bewohner des Lepradorfes, die sich oft<br />
ein wenig vernachlässigt fühlen gegenüber den Einwohnern des Spitaldorfes,<br />
obwohl beide nur etwa 500 Meter trennen.<br />
Bereits am Mittwoch wird die alte Glocke abgenommen, die schon seit geraumer<br />
Zeit keinen Ton mehr von sich gab. Sie nimmt nun als Zeitzeugin ihren<br />
Weg ins Museum im alten Spital. Am Tag darauf wird die neue Glocke aus ihrem<br />
Gestell genommen und dieses demontiert. Zusammen sind Glocke und Gestell<br />
zu schwer, um transportiert zu werden. Im Lepradorf wird dann alles erneut zusammengesetzt<br />
und auf dem erneuerten Betonsockel mit dem frisch gestrichenen<br />
Wellblechdach aufgestellt. Nun ist alles bereit für die Einweihung am<br />
nächsten Tag.<br />
Als ich kurz vor elf Uhr im Lepradorf ankomme, sitzen die Dorfältesten, darun<br />
4
ter einige der letzten der noch rund 30 ehemaligen Leprakranken, auf Bänken<br />
vor der Behandlungshütte, die den Namen von <strong>Schweitzer</strong>s schwedischer Gönnerin,<br />
der Baronin Greta Lagerfelt, trägt. Vor ihnen das Gestell mit der neuen<br />
Glocke auf dem Betonsockel, dahinter geht der Blick über die „Hauptstraße“,<br />
die zwischen den beiden Reihen langgestreckter Hütten nach oben ansteigt, wo<br />
unter Schatten spendenden Bäumen die asphaltierte Straße zum Neuen Spital<br />
führt.<br />
Plötzlich ertönt heller Gesang aus Kinderkehlen, und zwischen zwei Häuserzeilen<br />
kommt mit rhythmischen Bewegungen der Mädchenchor hervor und stellt<br />
sich, unterstützt von zwei Trommlern, unweit der Glocke auf. Zwischen ihnen<br />
und den Bänken für das Publikum befindet sich ein Tisch, an dem ich mich mit<br />
dem protestantischen Hilfsgeistlichen niederlasse, der den verhinderten Pastor<br />
vertritt.<br />
In einer kurzen Ansprache zeichne ich die Geschichte des Lepradorfes und seine<br />
Bedeutung für <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und sein Krankenhaus nach und gehe dann<br />
auf die neue Glocke und deren Spender ein. Und erinnere die Dorfbewohner<br />
daran, dass es nun ihre Aufgabe sein wird zu bestimmen, wann und durch wen<br />
die neue Glocke geläutet wird.<br />
Den weiteren Verlauf bestimmt der Geistliche, dessen Gebete und Bibelverse<br />
immer wieder vom Gesang des Mädchenchors unterbrochen werden. Den Abschluss<br />
bildet die Weihe der Glocke, die nun zum ersten Mal geläutet wird. Wie<br />
man mir später berichtet, ist ihr Klang bis ins Spital gedrungen. Und ich bin<br />
ziemlich sicher, dass er auch über den nördlichen Flussarm des Ogowe hinweg<br />
am Ufer der Insel zu hören ist, auf der sich das Zentrum von Lambarene befindet.<br />
Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong> sagt Danke<br />
Auf Initiative von Alfred Ullmann aus Cottbus(Land Brandenburg), ist diese Aktion<br />
zustande gekommen. Die Stiftung „<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk-und Begegnungsstätte<br />
<strong>Weimar</strong>“ und das „<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e. V.<br />
<strong>Weimar</strong>“,unterstützen ideell und finanziell dieses großartige Projekt. Wir danken<br />
Herrn Alfred Ullmann, allen Sponsoren und Spendern und Herrn Dr. Wolf<br />
für seine Bemühungen um den Transport und den Bau des Glockenstuhls in<br />
Lambarene. Besonderer Dank gebührt der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer(Land<br />
Brandenburg) und der „Karin und Uwe Hollweg-Stiftung“Bremen<br />
.<br />
Das Spital 2007 in Zahlen<br />
Dr. Wolf<br />
1. Stationäre Behandlungen<br />
Chirurgie: 1.606<br />
Frauenklinik: 1.161<br />
Kinderklinik: 1.470<br />
Allg. Medizin: 1.314<br />
Geburten: 811<br />
2. Ambulante Untersuchungen<br />
5<br />
Patienten insgesamt: 24.762<br />
Allg. Medizin: 7.958
3. Operationen<br />
Chirurgie: 1.958<br />
Kinderklinik: 5.081<br />
Gynäkologie: 1.816<br />
Geburtsklinik: 1.453<br />
Zahnklinik Spital 4.829<br />
Zahnklinik mobil 2.456<br />
Augenklinik: 202<br />
Notaufnahme: 2.952<br />
Mutter-und-Kind-Dienst: 729<br />
Buschambulanzen: 9.541<br />
Aids-Tests: 1.798 (davon positiv: 258)<br />
Zahl der Patienten: 1.606<br />
Zahl der Operationen 1.427<br />
Unfälle: 529<br />
Gynäkologische Eingriffe: 231<br />
Leistenbrüche (Hernien) 341<br />
4. PTME-Programm (Verhinderung der AIDS-Übertragung auf das Neugeborene)<br />
5. Personal<br />
Pränatale Untersuchungen: 929<br />
HIV-Tests: 928<br />
Testergebnis abgeholt: 928<br />
HIV-positiv: 47<br />
Ärzte: 7 (Chirurgie: 2; Innere Medizin: 2; Pädiatrie:<br />
1; Buschambulanz: 1; Zahnklinik: 1<br />
Krankenpfleger(innen): 60<br />
Sonstiges medizinisches Personal: 22<br />
Nichtmedizinisches Personal: 122<br />
6<br />
Foto:Dr.Wolf
40 Jahre <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Denkmal in <strong>Weimar</strong><br />
Dr. Horst-Peter Reichardt, Radeburg<br />
Am 1. Oktober 1968 wurde das von Bildhauer Gerhard Geyer geschaffene<br />
Denkmal am Kegelplatz in <strong>Weimar</strong> als weltweit erstes zu Ehren <strong>Schweitzer</strong>s<br />
aufgestellt. 16 Jahre später konnte dann die <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte im<br />
ehemaligen Wohnhaus des Märchensammlers Johann Carl August Musäus am<br />
gleichen Platz eröffnet werden. Dieses historische Gebäude ist fast 300 Jahre<br />
alt. 2008 besuchte eine Reisegruppe von 22 Personen aus Straßburg die Gedenkstätte<br />
und staunte über dieses <strong>Schweitzer</strong>-Memerial in der Stadt Goethes<br />
und Schillers.<br />
Auf dem Foto Mitglieder der Reisegruppe (rechts Dr. Reichardt)<br />
7<br />
Gedenkstein in<br />
Straßburg auf rotem<br />
Vogesenstein.<br />
Foto: Eberhart Wissel
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk- und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong><br />
Museumsnacht 2008 in der Gedenkstätte - ein voller Erfolg<br />
Mühe und Aufwand haben sich gelohnt<br />
Klaus-Dieter Voigt<br />
Schlägt man das offizielle Faltblatt zur Museumsnacht von <strong>Weimar</strong> auf, so haben<br />
wir das große Glück, gleich an der dritten Stelle zu stehen. Das ist bei 64<br />
Angeboten nicht zu übersehen.<br />
Bereits weit vor 17.00 Uhr füllten sich die Räume für das Konzert auf der Hausorgel.<br />
Ekaterina Leontjewa begeisterte das Publikum - im Flur und im Innenhof<br />
herrschte gespannte Aufmerksamkeit.<br />
Der Beifall schallte durch das<br />
ganze Haus.<br />
Dazwischen kamen viele Besucher,<br />
um sich das Haus und die Ausstellung<br />
anzusehen. Und der Besucherstrom<br />
riss nicht ab.<br />
Herr Wissel, als Kenner von Lambarene,<br />
stand den ganzen Abend<br />
für Gespräche mit den Besuchern<br />
zur Verfügung. Ebenso aktiv war<br />
Frau Walter, die durch ihre Lambarene-Besuche<br />
kompetente Aus<br />
8
gekündigt. Auch hier füllte sich sehr schnell der kleine Raum.<br />
In der Zwischenzeit waren Frau Lepper und Herr John dabei, belegte Brote vorzubereiten,<br />
Wein und andere Getränke bereitzustellen und Karten für die Museumsnacht<br />
zu verkaufen. Ich war beeindruckt vom Vortrag „Mit eigenen Augen“<br />
von Frau Ruppe, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin von Unicef in Sambia weilte.<br />
Sehr emotional, mit Fotos unterlegt und persönlich noch tief berührt, schilderte<br />
sie die katastrophalen Zustände in diesem Land. Der hohe Anteil von<br />
Aids-Infizierten ist für uns Europäer unvorstellbar. Über 100 000 Kinder sind<br />
laut Unicef infiziert. Die Lebenserwartung liegt bei 37 Jahren. Deshalb gibt es<br />
im Land viele Kinder,<br />
aber die mittlere Generation<br />
fehlt, weil sie an<br />
ihrer Krankheit verstorben<br />
sind, viele Kinder<br />
ohne Eltern.( Im Unicef-<br />
Projektbericht von 2007<br />
erfahren Sie mehr.)<br />
Sehr aufmerksam und<br />
konzentriert verfolgten<br />
die Zuhörer diese Ausführungen.<br />
Frau Dr.<br />
Stier, die Vorsitzende<br />
des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />
<strong>Komitee</strong> e.V bedankte<br />
sich herzlich für diese<br />
Ausführungen und das<br />
Engagement. Jede erdenkliche Hilfe ermöglicht die Einleitung von Projekten zur<br />
Linderung der Not.<br />
Mit Freude konnten wir auch viele junge Leute im Museum begrüßen. Sie<br />
lauschten aufmerksam dem Konzert und besuchten die Ausstellung im ersten<br />
Stock.<br />
Eine Bereicherung war der Besuch von Mitgliedern des Deutschen Hilfsvereins<br />
(DHV) und einem Mitglied der Stiftung des Deutschen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Zentrums<br />
Frankfurt am<br />
Main, die mit unserem<br />
Vorstand einen Gedankenaustausch<br />
pflegten, ein Zeichen<br />
der Bereitschaft, kooperativ<br />
mit dem <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />
<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong><br />
zu arbeiten. Bei diesem<br />
Ideenaustausch<br />
wurden viele gemeinsameAnknüpfungspunkte<br />
gefunden.<br />
In den späten Abendstunden<br />
wurde es<br />
nochmals richtig gemütlich,<br />
Livemusik und Tollerei mit der Gruppe "VOLLCHLORE".<br />
9
Die gute Vorbereitung durch Frau Lepper erhielt Unterstützung durch Herrn<br />
John, Frau Walter, Frau Dr. Stier, die Herren Wissel und Voigt.<br />
Ein inneres Bedürfnis hatte Frau Koch zu helfen und dabeizusein. Sie wurde mit<br />
Freuden aufgenommen.<br />
Allen, auch den ungenannten Akteuren, ein großes Dankeschön.<br />
Dank und Lohn sind die ca. 300 Besucher, über 100 € Spendeneinnahmen und<br />
125,-€ durch Bücherverkauf. Die Stadt <strong>Weimar</strong> übernimmt die Unkosten der<br />
Veranstaltung.<br />
Flohmarkt 2008 in der Gedenkstätte<br />
Beate Lepper<br />
420 € sind in diesem Jahr die Einnahmen der 4.Flohmarktauflage in der <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong>. Da ist den Käufern der “Flöhe” zu danken,<br />
aber auch den Spendern von “Flöhen”, denn nach dem letzten Flohmarkt war<br />
unser Warenbestand beträchtlich geschrumpft.<br />
Besonderen Anteil hat hier eine <strong>Weimar</strong>er Lehrerin, die bei einem Besuch mit<br />
ihren Schülern im Rahmen des Ethikunterrichtes die Möglichkeit entdeckte, Umzug<br />
bedingten, dezimierten Hausrat noch einem guten Zweck zuzuführen. Also<br />
wechselten Walking-Stöcke, Brotkasten, Geschirr u.v.m. den Besitzer. Besonders<br />
beliebt waren alte, romantische Wäschestücke mit zarten Spitzen, die von<br />
unserem Mitglied Frau Pleißner gespendet wurden. Schön, wenn man zu den<br />
“Flöhen” die jeweilige Geschichte kennt und dann auch erfährt, dass der neue<br />
Besitzer das erworbene Stück als Souvenir nach Australien verschicken will.<br />
Während die nicht verkauften Waren wieder verpackt und auf dem Dachboden<br />
eingelagert werden, bleibt unser Bücherflohmarkt das ganze Jahr bestehen.<br />
Immer wieder werden neue Bücher dazu gelegt und andere verkauft. Für ein<br />
großes Buch muß man 1,00 Euro bezahlen, ein kleines Buch kostet 0,50 €. Für<br />
jeden Geschmack ist etwas dabei. Der selbst gebackene Kuchen erhöhte die<br />
Einnahmen und trug entscheidend zum Erfolg des Flohmarktes bei.<br />
Danke an die Bäckerinnen!<br />
Im Mai 2009 wird es wieder einen Flohmarkt geben.<br />
Aus dem Gästebuch<br />
der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk-und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong><br />
Beate Lepper<br />
“An das Werk <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s erinnert zu werden, tut gut” schreibt im Juli<br />
ein Besucher.<br />
Auch Heide und Bernd Hanewinkel sind “ überrascht von dieser wunderschönen<br />
Oase mit der sorgfältig arrangierten Ausstellung”.<br />
Gäste aus Australien schreiben: “Auch wir sind von seiner geleisteten Arbeit<br />
zum Wohle des Menschen angetan und er ist ein Vorbild für jeden einzelnen<br />
und im Besonderen für uns.”<br />
Schüler der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in Bad Freienwalde bedanken sich<br />
mit einer sehr gelungenen Zeichnung und einem Eintrag im Gästebuch: “Wir<br />
sind Schüler der 10.Klassen der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule aus Bad Freienwalde.<br />
Gern besuchten wir diese Gedenkstätte und konnten unser schulisches Wissen<br />
wieder auffrischen. Unsere Schule trägt den Namen seit 1963. Durch einen regelmäßigen<br />
Briefkontakt unseres Direktors zu A. <strong>Schweitzer</strong> haben wir viel<br />
10
Neues aus Lambarene erfahren. Zum <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Geburtstag führen wir<br />
regelmäßig Basare durch und spenden den Erlös. Wir wünschen für die Zukunft<br />
viel Erfolg. “<br />
Ein Besucher aus Bremen schreibt: “Wie schön, dass es diese, wenn auch<br />
kleine Gedenkstätte, für das Leben und Werk <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s in <strong>Weimar</strong><br />
gibt.”<br />
Auch im Gästebuch für unsere Gästezimmer stehen dankbare und anerkennende<br />
Worte:<br />
“Ihre angenehme Unterkunft für uns Großeltern mit Tochter, Schwiegersohn<br />
und Enkelkindern ermöglichte uns ein entspanntes Familientreffen aus mehreren<br />
Richtungen. Wir kommen gerne wieder und haben Sie auch schon weiter<br />
empfohlen, denn wir freuen uns, damit die Arbeit im <strong>Schweitzer</strong> Sinne zu unterstützen.“<br />
Familie Dr. Manthei aus Anklam und Familie Badenhorst aus Wintersingen in<br />
der Schweiz besuchten die Gedenkstätte.<br />
Dr. Manthei, ein Tierarzt, erinnerte sich an eine kritische Diskussion über<br />
<strong>Schweitzer</strong>s Ethik unter seinen Berufskollegen. Seine Tochter, eine junge Pastorin<br />
in einer kleinen Gemeinde in der Schweiz, wurde durch den Besuch in der<br />
Gedenkstätte angeregt, wieder einmal zur “<strong>Schweitzer</strong>literatur” zu greifen. So<br />
gestaltet sich der Kontakt zu Besuchern zu einem gegenseitigen Geben und<br />
Nehmen und auch wir erfahren immer wieder Neues von <strong>Schweitzer</strong> oder es erschließen<br />
sich für uns die vielfältigsten Sichtweisen auf <strong>Schweitzer</strong>.<br />
Im Innenhof der Gedenkstätte zur Museumsnacht 2008<br />
11
Titelthema:<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und Johann Sebastian Bach<br />
Bildtafeln, die in der Gedenkstätte <strong>Weimar</strong> zu sehen sind-<br />
Bildtafel 1<br />
12
Bildtafel 2<br />
13
Bildtafel 3<br />
14
Aus unserem Archiv: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und J.S. Bach<br />
Beate Lepper<br />
Vor 300 Jahren kam J. S. Bach in <strong>Weimar</strong> an und verbrachte dort neun Jahre,<br />
in denen er zahlreiche Orgelwerke schuf. Aus diesem Anlaß zeigte die <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte eine Sonderausstellung über Leben und Werk J. S.<br />
Bachs, die uns freundlicherweise vom Eisenacher Bachhaus zur Verfügung gestellt<br />
wurde. Die Ausstellung beinhaltet außerdem eine Darstellung der besonderen<br />
Beziehung, die <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zu dem großen Musiker J.S. Bach und<br />
dessen Werken hatte. Afrikanische Musikinstrumente bereichern die kleine Ausstellung.<br />
Wie diese Instrumente den Weg nach Eisenach fanden, konnten wir in<br />
unserem Archiv nachlesen. Dazu haben wir folgende Zeitungsmeldungen gefunden:<br />
“Musikinstrumente aus Lambarene<br />
Wertvolle Original-Musikinstrumente erhielt das Bachmuseum in Eisenach für<br />
seine “<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte” aus dem <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Hospital in<br />
Lambarene, der ehemaligen Wirkungsstätte des Urwalddoktors.<br />
Es handelt sich um eine reich ornamentierte Handpauke, eine Zanza (Zupfinstrument)<br />
und einen Harfenmusikbogen.”<br />
Diese Zeitungsmeldung erschien im Februar 1970. Zu dieser Zeit erinnerte eine<br />
kleine Ausstellung im Eisenacher Bach-Haus an <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Zwischen <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> und dem Bach-Museum bestand über Jahre ein reger Briefwechsel.<br />
Die Thüringische Landeszeitung schreibt am 27.2. 1970:<br />
“.... Im Eisenacher Bachhaus befindet sich auch neben dem persönlichen Gruß,<br />
den <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> noch vor seinem Tode aus der Urwaldferne Zentralafrikas<br />
übersandte, seine Mahnung gegen Völkerhaß und Atomtod, für eine friedliche<br />
Gesinnung der Menschheit, wie sie ein Johann Sebastian Bach in seinem<br />
Lebenswerk bekundete.”<br />
Mit der Einrichtung der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong> wurde die<br />
Ausstellung in Eisenach hinfällig. Die Musikinstrumente wurde eingelagert. Nun<br />
sind wir dankbar, dass wir sie in unserer Gedenkstätte zeigen dürfen und sie<br />
kehren damit zu <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zurück.<br />
Eine andere interessante Zeitungsmeldung betrifft die Bach-Monografie<br />
<strong>Schweitzer</strong>s.<br />
Pioniertat der Bachforschung<br />
„Aus Leipzig kommt die Nachricht, daß beim volkseigenen Musikverlag Breitkopf<br />
und Härtel vor wenigen Wochen das 100. Tausend von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s<br />
Bach - Monografie erschienen ist. Damit sind allein seit der ersten Nachkriegsauflage<br />
von 1947 68000 Exemplare des Werkes herausgekommen, ungerechnet<br />
die allerdings in wesentlich geringerer Zahl bei Breitkopf und Härtel in<br />
Wiesbaden erschienenen Ausgaben. Viele Bücher über Johann Sebastian Bach,<br />
sein Leben, sein Werk, seine Persönlichkeit sind seit dem geschrieben wurden.<br />
Keines von denen hat einen derartigen Widerhall gefunden wie <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s<br />
Werk, keines eine so tiefgreifende Spur hinterlassen.”<br />
Vielleicht wurde ja das Buch im <strong>Weimar</strong>er Bachjahr mal wieder in die Hand genommen.<br />
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<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Orgelkonzept aus der Sicht der<br />
Gegenwart und eine Skizze der 200jährigen Geschichte des<br />
Jehmlich Orgelbaus<br />
Vortrag von Prof. Dr. Frank-Harald Greß, Dresden, im Haus der Kirche,10.März<br />
2008.<br />
Dr. Reichardt, Radeburg<br />
Der <strong>Albert</strong>–<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis Dresden nahm den 325. Geburtstag des<br />
Orgelbauers Gottfried Silbermann und das 200jährige Wirken der Dresdner Orgelbauer<br />
namens Jehmlich zum Anlass, <strong>Schweitzer</strong>s Auffassung von der Interpretation<br />
Bachscher Musik und sein Eintreten für den Erhalt wertvoller<br />
Handwerksorgeln sowie seine Forderungen an den Orgelbau jener Zeit in Erinnerung<br />
zu rufen und gleichzeitig den über Epochen verlaufenden Orgelbau einer<br />
renommierten Dresdner Firma darzustellen.<br />
Zwei hervorragende Experten stellten sich dieser Aufgabe:Professor Greß, ehemaliger<br />
Hochschullehrer an der Dresdner Musikhochschule, und jetzt freischaffend<br />
in der Orgelbauforschung und Orgelplanung tätig, sowie der neue junge<br />
Geschäftsführer Ralf Jehmlich.<br />
Wie alles, das <strong>Schweitzer</strong> in Angriff nahm, so hat er in tiefer Gründlichkeit sich<br />
nicht darauf beschränkt, als Orgelvirtuose zu wirken und letzthin damit auch<br />
Geld für sein Urwaldkrankenhaus zu verdienen. Angeregt von seinem Pariser<br />
Orgellehrer Charles Marie Widor schuf er seine Bachmonographie, auch um seine<br />
Interpretationsweise zu begründen, und beschäftigte sich dadurch naheliegender<br />
Weise auch mit dem Orgelbau. In seiner Schrift „Deutsche und<br />
französische Orgelbaukunst“ setzte er sich vehement gegen die Vernichtung alter<br />
wertvoller Orgeln und deren Ersatz durch sogenannte „Fabrikorgeln“ ein, die<br />
Ende des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts noch so unausgereift waren,<br />
dass sie im Klang keinen künstlerischen Gewinn mit sich brachten,sondern<br />
einen echten Verlust. Jede Orgel habe einen eigenen Charakter, den sich der<br />
Organist jeweils erst erschließen muss. „Wie die Orgeln, so die Organisten“,<br />
schreibt er. Und weiter: „Vollkommene Orgeln erziehen Organisten zur Vollkommenheit;<br />
unvollkommene zur Unvollkommenheit und zum falschen Virtuosentum“.<br />
Persönlich besuchte er eine ganze Reihe von Standorten alter Orgeln und gab<br />
Ratschläge, dass und wie man sie erhalten sollte. Das hat für uns auch einhundert<br />
Jahre nach diesen Kämpfen <strong>Schweitzer</strong>s mit Sicherheit den Vorzug, dass<br />
einige wertvolle Instrumente erhalten geblieben sind. Wie ernst es <strong>Schweitzer</strong><br />
um diese Problematik war, zeigt auch, dass diese Schrift in erster Auflage 1906<br />
erschien, als er bereits Medizin studierte, und in erweiterter zweiter Auflage<br />
1927, als er bereits sein Spital in Gabun zu dritten Mal auf- und ausbaute.<br />
In der heutigen Sicht hat <strong>Schweitzer</strong> wohl ein historisches Verdienst um den<br />
Orgelbau und dessen Denkmalpflege, die ja auch durch umfangreiche Restaurierungen<br />
ein Schwerpunktgebiet der Firma Jehmlich ist. In 200 Jahren haben<br />
mehrere Generationen dieser Familie die ganze Entwicklung des Instrumentes<br />
Orgel mit gestaltet und mit Neuentwicklungen in hohem Maße dazu beigetragen,<br />
dass <strong>Schweitzer</strong> heute wohl nicht mehr ganz so absolute Forderungen aufstellen<br />
würde. Er hat ja für die „Internationale Musikgesellschaft“ vor genau<br />
100 Jahren (1909) bei der Ausarbeitung eines internationalen Regulativs für<br />
Orgelbau mitgewirkt und später sicher auch selbst an mancher „moderner“ Orgel<br />
musiziert.<br />
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Die beiden Experten zeigten die Entwicklung des Orgelbaus anhand einer Fülle<br />
von Orgeln verschiedener Generationen, die mit dem Namen Jehmlich verbunden<br />
sind. Sie beeindruckten uns musikalische Laien vor allem auch mit der architektonischen<br />
Gestaltung des äußeren Gehäuses der Orgeln vom Barock bis<br />
in die Gegenwart, die in der komplizierten Entwicklung von Porzellanpfeifen gemeinsam<br />
mit der Meißner Manufaktur gipfelt.<br />
Gedanken zum Bild vom Menschen bei Bach und <strong>Schweitzer</strong><br />
Prof. Dr. Ernst Luther<br />
Über <strong>Schweitzer</strong>s Bachrezeption und die Beziehung Musik und Ethik findet man<br />
Studien bei Harald Schützeichel in seiner 1991 veröffentlichten Dissertation<br />
„Die Orgel im Leben und Denken <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s“. Hier geht er auf die unterschiedliche<br />
Bewertung <strong>Schweitzer</strong>s als Musiker ein und verweist auf die direkten<br />
Zusammenhänge zum ethischen Denken. Am deutlichsten sieht er sie in<br />
der Zeit zwischen 1900 und 1908. Die frühe Kulturkritik findet er in den Predigten<br />
von 1902 bis 1911. Den Zusammenhang zwischen Musik und Ethik sieht<br />
Schützeichel besonders in der Moralerziehung. Bach werde zum Erzieher der<br />
Menschheit und erhalte damit auf musikalischem Gebiet eine Bedeutung, wie<br />
sie auf theologischem der Person Jesu zukomme. Und an anderer Stelle: ,,Deshalb<br />
ist die Musik Bachs wie keine andere geeignet, den Menschen zu einer elementaren<br />
Religiosität zu führen.“ Eine solche Sicht ist völlig legitim und wird<br />
gewiss von einer großen Zahl der Verehrer Bachs und <strong>Schweitzer</strong>s so geteilt. Es<br />
sei hier nur auf die zahlreichen Beiträge von Musikern und Musikwissenschaftlern,<br />
von Dichtern und Schriftstellern verwiesen, die in Friedrich Schorlemmers<br />
Anthologie ,,Lieben Sie Bach?“ mehrheitlich wie Wilhelm Furtwängler formulierten:<br />
,,Bach war und blieb in der Hauptsache religiöser Musiker.“<br />
Zu den wenigen, die weltliches und religiöses Schaffen bei Bach als eine Einheit<br />
betrachten, gehört Dimitri Schostakowitsch. Auf die Fragen: ,,Wovon hängt diese<br />
hervorragende Eigenschaft der Bachschen Musik ab, und wodurch wurde sie<br />
hervorgerufen? Was müssen wir von Bach lernen?“, antwortet er:<br />
,,Die tiefste Verbundenheit seiner Schöpfungen mit dem irdischen Menschenleben.<br />
Das Volkslied und der lutherische Choral sind der Urgrund der Bachschen<br />
Thematik. Das ist aber nur ein Teil dessen, was die Volkstümlichkeit Bachs bestimmt.<br />
Für ihn ist das Volkstümliche nicht nur das Volkslied, sondern überhaupt<br />
das gesamte musikalische Erbe seiner Zeit.“<br />
Als einziger der ca. fünfzig Persönlichkeiten, die sich zu Bach äußern, setzt sich<br />
Joachim Kaiser damit auseinander, wie es heute ,,wirkt, Heiliges und Profanes<br />
zu vermengen“.<br />
Ausführlich geht er auf Bachs Weihnachtsoratorium ein, in dem die Gegensätze<br />
zwischen weltlichem Jubel und himmlischer Freude nicht nur überbrückt, sondern<br />
förmlich getilgt sind. Die Musikwissenschaft hat herausgebracht, dass mindestens<br />
zwölf der vierundsechzig Nummern des Weihnachtsoratoriums aus<br />
anderen Werken stammen. Bach vollzieht da eine Oratorien-Taufe, die aus dem<br />
Heidenkind ein Christenkind macht - obwohl es scheinbar unverändert bleibt.<br />
Für <strong>Schweitzer</strong> ist Johann Sebastian Bach mehr als ein religiöser Komponist.<br />
Aber diese Sicht ergibt sich wesentlich durch seine Auseinandersetzung mit<br />
dem philosophischen und theologischen Denken - wozu er ja durch die Doktorarbeiten<br />
auch angehalten war - durch seine Studien über Kant und Jesus.<br />
Aber <strong>Schweitzer</strong> findet die Quelle für das Menschenbild auch in der Vielschichtigkeit<br />
der dem Leben zugewandten Persönlichkeit Johann Sebastian Bachs. Es<br />
sei deshalb auf den Aspekt im Leben beider Persönlichkeiten verwiesen, auf den<br />
ethischen, der seine Quelle im menschlichen Alltag findet, in der Freude am Le<br />
17
en und in der Verzweiflung an diesem.<br />
Kurz gesagt, es geht mir um die Einheit vom religiösen und weltlichen Bach und<br />
um den Respekt, den <strong>Schweitzer</strong> diesem Bach zollt. Folgen wir der Suche<br />
<strong>Schweitzer</strong>s nach dem tieferen Sinn, sich diesem Bach hinzugeben.<br />
Den Namen Bach verbinden wir mit bedeutenden religiösen Kompositionen. Von<br />
den weltlichen Kantaten ist am ehesten die ,,Kaffeekantate“ bekannt. Aber wer<br />
vermutet schon, dass eine Pfingstmontagskantate ursprünglich ein Geburtstagsständchen<br />
war und das Weihnachtsoratorium auf ein musikalisches Stück<br />
über den Helden Herkules zurückzuführen ist?<br />
Auch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Leben und Werk verbinden wir mit seiner tiefen religiösen<br />
Überzeugung. Kann man sich vorstellen, dass der junge Theologe <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> in der Zeit, als er an dem Bachbuch arbeitet, an seine seit zwei Jahren<br />
eng vertraute Freundin Helene Bresslau folgende Zeilen in der Eisenbahn,<br />
im Dunkel der Nacht meditierend schreibt:<br />
„Auch der Atheismus, wäre er nicht auch eine Religion? Die schönste und die<br />
schwierigste - die, die auf die Religion Christi folgen wird. Hat er nicht im Augenblick<br />
seines Todes gesagt »Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen«?<br />
Er ist also als Atheist gestorben? Wer hat den Mut, diesen Gedanken<br />
zu Ende zu denken?“<br />
Im hohen Alter von 82 Jahren schreibt er einen Brief an einen früheren Konfirmanden,<br />
der ihm mitgeteilt hat, dass er sich schäme, von <strong>Schweitzer</strong> konfirmiert<br />
worden zu sein, weil dieser nicht den rechten Glauben an die<br />
Dreieinigkeit habe.<br />
In dem ergreifenden und zugleich sehr selbstbewusst gehaltenen Antwortbrief<br />
sagt er am Schluss:<br />
,,Darum traget nicht zu schwer daran, daß Ihr Euch meiner schämen müßt, und<br />
trachtet danach, Gottes Kinder zu werden. Und seid friedfertig und lieb mit denen,<br />
die anders denken in Sachen der Religion. Denn unser Herr Jesus hat uns<br />
zum Frieden berufen. Selig sind die Friedfertigen, hat er in der Bergpredigt gesagt.<br />
In allem erweist Euch als die Friedfertigen! Auch in den Glaubensunterschieden,<br />
die innerhalb des Christentums bestehen.“<br />
Da <strong>Schweitzer</strong> seinen religiösen Glauben als Ausdruck der Menschenliebe und<br />
später überhaupt als Ausdruck der Ehrfurcht vor allem Leben ansah, findet man<br />
bei ihm wenig Voreingenommenheiten gegenüber anderen Glaubensrichtungen<br />
(so gibt es kritische Bemerkungen zum späten Judentum, zum Islam und zum<br />
Katholizismus) noch gegenüber weltlichem Denken. So beschreibt er denn auch<br />
ohne jede Ironie, wie Bach mit Eifer und Freude weltliche Texte verfasst oder<br />
von Picander erhält und in Kompositionen gestaltet, um sie später mit neuen<br />
Texten versehen als bedeutende kirchliche Werke herauszugeben.<br />
Was Bach und <strong>Schweitzer</strong> verbindet, ist die Hinwendung zum menschlichen Alltag,<br />
insbesondere zu den Sorgen der Menschen.<br />
Als <strong>Schweitzer</strong> am Buch über Bach arbeitet, schreibt er enttäuscht an seine<br />
,,Schwester Helene“, dass es ihm immer noch nicht gelungen sei, Straßenkinder<br />
aufzunehmen, um ihnen in ihrem Los beizustehen. Nur so - oder gerade<br />
deshalb - ist zu verstehen, warum er in diesem Brief auch schreibt:<br />
,,Der Bach wird ein schönes Buch: aber es ist nur ein Drittel meiner<br />
Seele darin. Dieses Philosophieren über Kunst würde mir nie genügen,<br />
und ich werde froh sein, wenn ich meine Kräfte und meine Gedanken<br />
nicht mehr für ein Unternehmen einsetzen muß, das »nur<br />
interessant«, aber nicht mein Leben ist.“<br />
Ende des Jahres 1717 hat es Johann Sebastian Bach eilig, von <strong>Weimar</strong> wegzu<br />
18
kommen. Der Fürst Leopold von Anhalt-Köthen hatte ihm den Posten eines Hofkapellmeisters<br />
angetragen. Sein bisheriger Dienstherr, Wilhelm Ernst von <strong>Weimar</strong>,<br />
verübelte ihm die Eile und sperrte seinen Hoforganisten und<br />
Kammermusikus erst einmal vom 2. November bis zum 2. Dezember in den Arrest.<br />
Weihnachten 1717 begann für Johann Sebastian Bach in der kleinen Residenz<br />
Köthen eine Zeit, die ihn über die sechs Jahre, die er hier wirkte, mit dem<br />
Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen verbindet, und die <strong>Schweitzer</strong> als die angenehmsten<br />
Jahre in Bachs ganzer Laufbahn benennt. Er schränkt allerdings ein,<br />
dass die Stelle keine volle künstlerische Befriedigung bot. Bedenkt man aber,<br />
unter welch unwürdigen Umständen Bach seinen Vertrag 1723 in Leipzig unterschreiben<br />
musste und wie er 1720 eine Anstellung in Hamburg verlor, weil sein<br />
Kontrahent aus Erkenntlichkeit für die Wahl viertausend Mark an die Kirchenkasse<br />
bezahlt hatte, so wog in Köthen die Freundschaft mit dem jungen Fürsten<br />
viel auf.<br />
Es fällt in die Köthener Zeit 1720 der Tod seiner Frau Maria Barbara, die ihm<br />
sieben Kinder geboren hatte, von denen vier überlebten. Jedoch rettete ihn aus<br />
der Not die einundzwanzigjährige Anna Magdalena. Sie wurde eine liebende<br />
Mutter, herausragende Schülerin und Helferin; mit ihr führte er eine glückliche<br />
Ehe.<br />
Im Unterschied zu <strong>Weimar</strong> hatte Bach in Köthen wenig Gelegenheit zu kirchlicher<br />
Musik, so schuf er weltliche Kantaten, die dann später Grundlage für kirchliche<br />
Musik wurden.<br />
<strong>Schweitzer</strong> berichtet, wie die Geburtstagsmusik ,,Durchlauchtster Leopold“, die<br />
Bach gleich im ersten Jahr seiner Tätigkeit schrieb, später Grundlage für die<br />
Kantate auf Pfingstmontag ,,Erhöhtes Fleisch und Blut“ verwendet wird.<br />
<strong>Schweitzer</strong> stellt die Umdichtung (von Bach selbst verfasst) mit dem ersten Rezitativ<br />
vor:<br />
Weltliche Kantate: Pfingstmontagskantate:<br />
Durchlaucht'ster Leopold, Erhöhtes Fleisch und Blut,<br />
Es singet Anhalts Welt Das Gott selbst an sich nimmt,<br />
Von neuem mit Vergnügen, Dem er schon hier auf Erden<br />
Dein Cöthen sich dir stellt, Ein himmlisch Heil bestimmt<br />
Um sich vor dir zu biegen, Des Höchsten Kind zu werden,<br />
Durchlaucht'ster Leopold. Erhöhtes Fleisch und Blut.<br />
Eine weitere interessante Gegenüberstellung ist ein Auszug aus dem Drama per<br />
musica ,,Herkules auf dem Scheidewege“, das Bach am 5. September 1733 in<br />
Dresden in der Telemannschen Gesellschaft zum 11. Geburtstag des sächsischen<br />
Kurfürsten aufführte, mit dem 1734 komponierten Weihnachtsoratorium.<br />
Herkules - so berichtet die Geschichte - muss sich zwischen der Wollust und der<br />
Tugend entscheiden, und er entscheidet sich für die Tugend. Für Herkules setzt<br />
Bach den jungen Prinzen ein.<br />
Aus der Gegenüberstellung der Texte greift <strong>Schweitzer</strong> wieder die erste Strophe<br />
heraus:<br />
Die Wahl des Herkules- Die Wollust:<br />
,,Schlafe mein Lieber und pflege der Ruh',<br />
folge der Lockung entbrannter Gedanken.<br />
Schmecke die Lust der lüsternen Brust<br />
und erkenne keine Schranken.“<br />
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Das Weihnachtsoratorium<br />
,,Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh',<br />
wache nach diesem für aller Gedeihen!<br />
Labe die Brust, empfinde die Lust,<br />
wo wir unser Herz erfreuen.“<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie sich <strong>Schweitzer</strong> von dem Bach-<br />
Biographen Spitta unterscheidet, der die Profankantaten Bachs nur bedingterweise<br />
gelten lassen wollte und verschiedentlich als nicht charakteristisch kritisierte<br />
und meinte, dass sie an einem ,,Empfindungsüberschwang“ leiden<br />
würden.<br />
Auch <strong>Schweitzer</strong> hat diese und jene kritische Anmerkung, aber für ihn sind die<br />
fast in Vergessenheit geratenen etwa zwanzig weltlichen Kantaten nicht weniger<br />
bedeutsam als die kirchlichen. Gleich zu Beginn schreibt er über die Kantate<br />
„Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“: „Bach hat mit sichtlicher Liebe an<br />
dem Werk gearbeitet. ... Die Musik ist ungemein: stimmungsvoll und von bezaubernder<br />
Frische.“<br />
Nach <strong>Schweitzer</strong> ist dem Textdichter Picander zu danken, dass die Bachschen<br />
Profankantaten nicht nur Gelegenheitskompositionen, sondern von wahrer Naturpoesie<br />
beseelte Kunstwerke seien.<br />
Aus der Fülle der Beispiele sei eine Veränderung benannt, die so gar nicht<br />
<strong>Schweitzer</strong>s Anerkennung fand. 1725 komponierte Bach für den Doktor der Philosophie<br />
August Friedrich Müller zu dessen Namenstag eine Kantate für eine<br />
studentische Veranstaltung.<br />
Später, so <strong>Schweitzer</strong>, ,,verging sich Bach selbst an diesem herrlichen Werk.“<br />
Als Friedrich August II. am 17. Januar 1734 in Krakau zum polnischen König<br />
gekrönt wurde, führte er mit dem Telemannschen Verein noch in demselben<br />
Monat eine Festkantate »Blast Lärmen, ihr Feinde« auf, die eine Parodie der<br />
Musik zu Ehren August Müllers ist. Das ,,Vivat August“ konnte <strong>Schweitzer</strong> nur<br />
verärgern: ,,Die neue Handlung, in der die Tapferkeit, die Gerechtigkeit und die<br />
Gnade auftreten, hat mit den durch die Musik ausgedrückten Gedanken und<br />
Stimmungen gar nichts mehr zu tun, so<br />
dass die Tonsprache geradezu unsinnig<br />
wird.“ Der Meister hatte es eilig, ,,damit<br />
sein Verein als erster die eben gemeldete<br />
Krönung feire.“<br />
Die Selbstverständlichkeit, mit der<br />
<strong>Schweitzer</strong> akzeptiert, dass kirchliche<br />
Kompositionen aus weltlichen übernommen<br />
werden, liegt auch in seinem historischen<br />
Verständnis. Das Buch ,,Johann<br />
Sebastian Bach“ verweist gleich im 3. der<br />
35 Kapitel darauf, dass alle kirchlichen<br />
Weisen ,,irgendwoher eingewandert“<br />
sind. Natürlich haben wir es ,,eigentlich<br />
mehr mit Bekehrungs- als mit Entlehnungsversuchen<br />
zu tun“, das zeige der<br />
Titel einer 1571 in Frankfurt erschiene<br />
Foto: Archiv<br />
nen Sammlung: ,,Gassenhauer, Reuterund<br />
Bergliedlein, christlich, moraliter und sittlich verändert, damit die böse und<br />
ärgerliche Weise unnütze und schampare Liedlein auf Gassen, Feldern und in<br />
Häusern zu singen mit der Zeit abgehen möchte, wenn man geistige gute, nüt<br />
20
ze Texte und Worte darunter haben möchte.“<br />
Martin Luther hatte gemeint, der Teufel brauche nicht alle schönen Weisen für<br />
sich zu haben. Darum textete er sein Weihnachtslied ,,Vom Himmel hoch da<br />
komm ich her“ auf die Melodie des Rätselliedes ,,Ich komm aus fremden Landen<br />
her“. Da diese Melodie aber auf den Tanzplätzen und in den Wirtshäusern<br />
nicht auszutreiben war, wurde sie 1551 im Gesangbuch durch eine andere - die<br />
wir heute kennen - ersetzt.<br />
<strong>Schweitzer</strong> sieht in dem Rückfall jedoch die Ausnahme und reiht Beispiel an<br />
Beispiel, so ,,dass man alle Puristen der Kirchenmusik irre führen könnte, wenn<br />
man ihnen eine alte weltliche Motette mit untergelegtem kirchlichen Text vorführte.“<br />
Er zählt auf: Wander-, Landsknechts- und Liebeslieder sind der Ursprung<br />
vieler Choräle.<br />
So wurde Heinrich Isaaks Ton zu ,,lnspruk, ich muß dich lassen“ zum Choral ,,O<br />
Welt ich muß dich lassen“, die Choralmelodie ,,Von Gott will ich nicht lassen“<br />
stammt vom Liebeslied ,,Einmal tät ich spazieren“; ähnlich der Choral ,,Ich hab<br />
mein Sach Gott heimgestellt“ entlehnt seine Weise dem Liebeslied ,,Es gibt auf<br />
Erd kein schwerer Leid“. Ähnliches gilt für französische Volkslieder, von denen<br />
eines der Ursprung der Melodie Bachs ,,Wenn wir in höchsten Nöten sein“ war.<br />
Jede wahr und tief empfundene Musik - so sieht es <strong>Schweitzer</strong> - ob profan oder<br />
kirchlich, wandele auf jenen Höhen, wo Kunst und Religion sich jederzeit begegnen<br />
können.<br />
In seinem ersten Kapitel ,,Die Wurzeln der Bachschen Kunst“ kommt <strong>Schweitzer</strong><br />
zu der Auffassung : ,,So ist Bach ein Ende. Es geht nichts von ihm<br />
aus; alles führt nur auf ihn hin. Die wirkliche Biographie dieses Meisters<br />
geben, heißt das Leben und das Entfalten der deutschen Kunst, die<br />
sich dann in ihm vollendet und erschöpft, darstellen und sie in ihrem<br />
Streben und Fehlen begreifen."<br />
Das ist wohl eine Formulierung, über die sich streiten lässt, weil sie missverstanden<br />
werden kann. Zutreffender erscheint nur die in einer Arbeit von Ernst<br />
Hermann Meyer getroffene Überschrift: ,,Johann Sebastian Bach - kein Ende,<br />
ein Anfang.“ Ihm geht es darum, ,,daß wir aufhören, Bach als einen von seiner<br />
Mitwelt abgeschiedenen Eremiten zu sehen und zu erklären, dass Bach wie jeder<br />
andere Künstler für die Menschen seiner Zeit und seines Volkes schuf, denen<br />
er Botschaften brachte und auf die er durch seine Musik wirken wollte.“ Auf<br />
Hegels Schrift ,,Ästhetik“ bezugnehmend, verweist Meyer darauf, dass der Philosoph<br />
an Bach rühmte, er sei vom ,,bloß Melodischen“ zum ,,Charaktervollen“<br />
fortgeschritten. Und in dieser Hinsicht stimmt Meyer mit <strong>Schweitzer</strong> völlig überein.<br />
Am Schluss seines umfangreichen Buches erläutert <strong>Schweitzer</strong>, in welcher Weise<br />
es ihm um den Sinn des Umgangs mit Bach geht, nämlich um ein musisches<br />
und zugleich ethisches Verständnis des Meisters Werk:<br />
,,Nicht die Vollkommenheit, sondern der Geist der Aufführung bedingt die Wirkung<br />
Bachscher Musik. Mendelssohn, Schelble und Mosewius, welche die Kantaten<br />
und Passionen wieder zum Leben erweckten, waren dazu befähigt, weil sie<br />
nicht nur Musiker, sondern tiefe innerliche Menschen waren.“<br />
Und so schließt er das Buch mit dem Wunsche, Bach so aufzunehmen, dass<br />
man mit ihm fühle, mit ihm schlicht und bescheiden werde.<br />
,,Dann wird Bach mit dazu helfen, dass unsere Zeit zur geistigen Sammlung<br />
und zur Innerlichkeit komme, die ihr so not tun.“<br />
Dieses vor fast einhundert Jahren geschriebene Wort hat wohl an Aktualität<br />
nicht verloren.<br />
Im Internet: http://albert-schweitzer-blogspot.com Label:Prof. Dr. Ernst Luther<br />
21
Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Gedanken zur Sterbehilfe<br />
Aus der Sicht der Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis Aschersleben<br />
im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V.<br />
Im Verlaufe der Geschichte hat sich die Lebenserwartung der Menschen vervielfacht.<br />
Wurde der Mensch in der Steinzeit nur 19 Jahre alt, so erreichte er in der<br />
Antike ein Alter von 30 Jahren. Noch im 19. Jahrhundert betrug im Deutschen<br />
Reich die mittlere Lebenserwartung nur 35,6 Jahre. In Abhängigkeit vom Geschlecht<br />
wurden die Deutschen im Jahr 1980 im Mittel 70-<strong>75</strong> Jahre alt.<br />
Als hauptsächliche Ursachen für die steigende Altersgrenze der Menschen in<br />
den Industrieländern sind deren relativ hoher materieller Wohlstand und die<br />
ständig verbesserte medizinische Betreuung anzusehen. Der hierfür „gezahlte“<br />
Preis sind zunehmende gesellschaftliche Kosten für die Altersversorgung sowie<br />
die altersbedingte Häufung schwerer Krankheiten.<br />
Mit diesen Problemen wurden Diskussionen über die Euthanasie und die Sterbehilfe<br />
neu entfacht. Sie führten in manchen Ländern zu gesetzlichen Regelungen,<br />
die nicht frei vom jeweils herrschenden ethisch-moralischen Zeitgeist waren<br />
und sind.<br />
In den USA hat es der Oberste Gerichtshof den einzelnen Bundesstaaten anheim<br />
gestellt, selbst zu entscheiden, ob sie die Euthanasie zulassen oder nicht.<br />
Denkbar ist dabei, dass Ärzte unter ökonomischem Zwang eigenverantwortlich<br />
entscheiden sollen, ob sie das Leben eines Patienten beenden oder verlängern.<br />
Nicht ausgeschlossen ist es in einer vom Geld beherrschten Gesellschaft, dass<br />
der Tod im Alter zur „heiligen Pflicht“ erklärt wird, um die jüngeren Generationen<br />
finanziell zu entlasten. Bereits heute unterbleiben in Großbritannien bei älteren<br />
Menschen bestimmte Operationen wie der Hüftgelenkersatz und werden<br />
teure Medikamente nicht mehr verschrieben. Auch in Deutschland wurde öffentlich<br />
diskutiert, ob man todkranke Menschen überhaupt noch medizinisch<br />
behandeln soll.<br />
Im Hinblick auf die Sterbehilfe gibt es ernsthafte Gründe, die dafür und dagegen<br />
sprechen. Umso wichtiger ist es, sich an ethischen Grundwerten zu orientieren<br />
und entsprechend zu handeln.<br />
Ein abschreckendes und warnendes Beispiel stellen die Euthanasie-Verbrechen<br />
in der Zeit des Nationalsozialismus dar. Der damals herrschenden Ideologie zufolge<br />
wurde zwischen „lebenswertem“ und „lebensunwertem“ Leben unterschieden.<br />
Als „lebensunwert“ wurden zum Beispiel geistig und körperlich behinderte<br />
Menschen erklärt. Sie wurden in bestimmte Einrichtungen der Psychiatrie eingeliefert<br />
und dort mit Hilfe von Giftgasen umgebracht. Die Massentötung erbkranker<br />
Menschen wurde durchgeführt, obwohl sie selbst nach den Gesetzen<br />
des „Dritten Reiches“ eindeutig als Mord deklariert und verboten war.<br />
So wies im Jahr 1941 Bischof Clemens August Graf von Galen in einer Predigt<br />
in der Lamberti-Kirche zu Münster auf diesen widersprüchlichen Sachverhalt<br />
hin, indem er sagte: „Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, das<br />
man den ‚unproduktiven’ Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn<br />
wir alt und altersschwach werden! Wenn man die ‚unproduktiven’ Menschen töten<br />
darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre Kraft, ihre<br />
22
gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn einmal zugegeben<br />
wird, dass Menschen das Recht haben, ‚unproduktive’ Menschen zu töten<br />
– und wenn es zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke betrifft - ,<br />
dann ist grundsätzlich der Mord an allen ‚unproduktiven’ Menschen, also an den<br />
unheilbar Kranken, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord<br />
an uns allen, wenn wir alt und altersschwach sind und damit ‚unproduktiv’ werden,<br />
freigegeben.“<br />
Aus zutiefst menschlichem und mitfühlendem Herzen kamen aber auch die<br />
Worte Helene Bresslaus, die sie als Krankenschwester in einem Brief an ihren<br />
späteren Ehemann <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> richtete und schrieb: „Manchmal kommen<br />
einem Gedanken, die man besser nicht denken sollte. Ich habe den Saal mit alten<br />
Frauen – den meisten von ihnen wünsche ich einen sanften Tod –, und ich<br />
finde es fast unmoralisch, ein Leben zu erhalten, das ihnen nur noch Leiden<br />
bringen kann.“<br />
Der Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano hat eingeräumt,<br />
dass seine Frau durch aktive Sterbehilfe zu Tode gekommen sei. Damit sei ihr<br />
„ein furchtbares Ende“ erspart geblieben. Fünf Jahre lang habe seine Frau gegen<br />
den Krebstod gekämpft. „Die Sache ist verjährt, und Namen werde ich<br />
nicht nennen“ sagte Giordano dem Magazin „Stern“. Gleichzeitig gratulierte er<br />
dem Hamburger Justizsenator Roger Kusch für dessen Mut, dieses „heiße<br />
Eisen“ anzufassen. Kusch hatte angeregt, den Paragraphen 216 des Strafgesetzbuches<br />
so zu ändern, dass Tötung auf Verlangen nicht mehr strafbar ist.<br />
Der besagte Paragraph 216 des Strafgesetzbuches lautet:<br />
„Tötung auf Verlangen.<br />
Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur<br />
Tötung bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu<br />
fünf Jahren zu erkennen. Der Versuch ist strafbar.“<br />
Im Hinblick auf die Sterbehilfe unterscheidet man zwischen „aktiv“ und<br />
„passiv“.<br />
Bei der aktiven Sterbehilfe wird der Mensch durch die Behandlung eines Dritten<br />
getötet. Ist der Patient dazu in der Lage, kann er das entsprechende Mittel<br />
selbst einnehmen oder eingeben, welches ihm jener Dritte übergibt. Damit ist<br />
eindeutig gesichert, dass die Tötung selbst gewollt und nicht unter Zwang erfolgt<br />
ist. Die aktive Sterbehilfe ist zum Beispiel in den Niederlanden und in der<br />
Schweiz gestattet.<br />
In Deutschland erlaubt und unter Umständen geboten ist die aktive Tötung als<br />
so genannte indirekte Sterbehilfe. Sie liegt vor, wenn sicher oder nicht auszuschließen<br />
ist, dass die ärztlich gebotene schmerzlindernde oder das Bewusstsein<br />
dämpfende Medikation bei einem tödlich Kranken oder Sterbenden als<br />
unbeabsichtigte, aber unvermeidliche Nebenfolge den Tod beschleunigt.<br />
Zulässig ist in Deutschland die passive Sterbehilfe. Hierunter versteht man das<br />
Unterlassen einer Behandlung, wodurch das Weiterleben des Patienten verkürzt<br />
wird. Auf diese Weise kann bei einem tödlich Kranken die ärztliche Behandlung<br />
abgebrochen oder gar nicht erst begonnen werden.<br />
Umstritten ist dabei jedoch zum Beispiel, ob die Abschaltung eines Beatmungsgerätes<br />
bei einem Sterbenden als aktives Tun oder als Unterlassen angesehen<br />
wird.<br />
Deshalb schlug eine Expertenkommission eines deutschen Gesundheitsministeriums<br />
eine gesetzliche Ergänzung vor, die folgenden Wortlaut hat:<br />
„Nicht strafbar ist: 1.) Die Anwendung einer medizinisch angezeigten Leid mindernden<br />
Maßnahme, die das Leben als nicht beabsichtigte Nebenwirkung verkürzt.<br />
2.) Das Unterlassen oder Beenden einer lebenserhaltenden Maßnahme,<br />
23
wenn sie dem Willen des Patienten entspricht.“<br />
Das ärztliche Mandat hat sich grundsätzlich am Willen des Patienten zu orientieren.<br />
Dieser muss allerdings eindeutig erkennbar sein. Hierzu dient eine gültige<br />
Patientenverfügung. Sie sollte vorsorglich getroffen werden für den Fall,<br />
dass später einmal die Willensbildung oder die Fähigkeit zur klaren Äußerung<br />
beeinträchtigt sind. Sie soll dem Arzt die Entscheidung für sein Handeln erleichtern<br />
bzw. ermöglichen. Die Patientenverfügung setzt aber voraus, dass der oder<br />
die Betreffende umfassend aufgeklärt worden ist, seinen wahren Krankheitszustand<br />
und die ihm bevorstehenden Leiden kennt.<br />
Die von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> begründete Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben gebietet,<br />
alles Leben zu erhalten, zu fördern und weitestgehend zu entwickeln. Dieses<br />
Grundprinzip geht von dem bei jedem Lebewesen naturgemäß vorliegenden<br />
Lebenswillen und der Erkenntnis aus, die lautet: „Ich bin Leben, das leben will,<br />
inmitten von Leben, das leben will.“<br />
Diese Ethik schließt grenzenlose Verantwortung für alles ein, was lebt. Eine solche<br />
Verantwortung kann aber nicht allein durch Gesetze geregelt werden. Ihre<br />
Grundlage ist vor allem die persönliche ethische Gesinnung des Einzelnen, die<br />
des Arztes und die des Patienten. Hier können die Pflicht und der Wunsch zur<br />
Lebenserhaltung und das Mitgefühl mit dem Leidenden in Widerspruch geraten.<br />
Ist der Lebenswille eines schwerkranken Menschen nicht mehr vorhanden, dann<br />
ist dies zu respektieren. Das verlangt das menschliche Mitgefühl, wie es bei Helene<br />
Bresslau angedeutet worden ist. Jeder Mensch kann in die Lage kommen,<br />
in der er seinen Lebenswillen aufgibt, auch wenn er nicht leidend ist. Mir sind<br />
sehr alte Menschen bekannt, die immer wieder die Frage stellen: „Warum lebe<br />
ich eigentlich noch? Ich möchte sterben!“ Sollte man Menschen gegen ihren<br />
Willen künstlich und möglicherweise noch unter Qualen am Leben erhalten?<br />
Wichtig ist auch der Behandlungswille des Arztes. Kämpft dieser mit dem sterbenden<br />
Patienten zusammen gegen die Schmerzen, behandelt ihn also sachkundig<br />
im Rahmen der Palliativmedizin (gegen den Schmerz gerichtet)? Oder<br />
richtet er sein Handeln gegen das Leben des Patienten? Auch müsste zuverlässig<br />
geprüft werden, ob sich der Patient wirklich im Sterbeprozess befindet.<br />
Wenn der Arzt das Sterben als natürlichen Vorgang zulässt, dann wird er weder<br />
moralisch schuldig noch macht er sich gesetzlich strafbar.<br />
Grundsätzlich gilt die zutiefst humanistische Aussage <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s, dass<br />
alles Leben heilig ist und Ehrfurcht verdient, auch wenn es seinem Ende entgegen<br />
geht oder selbst nicht mehr gewollt ist.<br />
Mögen zum Abschluss die folgenden Worte <strong>Schweitzer</strong>s zum Nachdenken anregen<br />
und auch Trost vermitteln:<br />
„Wenn ihr es schon einmal bedacht habt, wie schwer wir am Leben tragen würden<br />
ohne die Gewissheit, dass ihm ein Ziel gesetzt ist, so wisst ihr, dass der Tod<br />
für alle, auch die Glücklichen, nicht der Feind, sondern eine Erlösung ist.“<br />
Im Internet unter:http://albert-schweitzer.blogspot.com , Label: Prof. Dr. Hartmut<br />
Kegler<br />
„Das einzig Wichtige im Leben sind<br />
die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen,<br />
wenn wir gehen.“<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />
24
Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Ein Beitrag von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> für eine Jüdische Zeitung<br />
Vorbemerkung:<br />
Alfred Ullmann<br />
Die Zeitung „AUFBAU Reconstruktion“ ist eine jüdische Exilzeitung, die in 16<br />
Jahrgängen bis Ende 1950 in New York in deutscher Sprache erschien. In ihr<br />
sind hochinteressante Artikel über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und <strong>Albert</strong> Einstein zu finden.<br />
Ausgabe Vol. XVI No. 8, Freitag 24. Februar 1950:<br />
Der Entdecker dieser Zeitschriftenserie ist Erhard Schwarz aus Zwickau, der<br />
sich seit Jahren mit der Verbindung <strong>Schweitzer</strong>/Einstein befaßt.<br />
Er ist momentan dabei, alle Ausgaben zu sichten. Alle Beiträge von <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> wird er aufbereiten.<br />
In unseren Zeiten der Diskussion um die Frage, ob eine so grausige Waffe wie<br />
die Hydrogen-Bombe hergestellt resp. angewandt werden soll oder nicht, geschieht<br />
es nur allzu leicht, dass die Gespräche darüber an der Oberfläche bleiben.<br />
Die kürzlich vom „Aufbau“ gebrachten Äußerungen Einsteins sind in ihrer einfachen,<br />
überzeugenden und vor allem von jeder Tagespolitik fernen Logik nur zu<br />
verstehen, wenn sie als ein Beitrag zur Ethik unserer Zeit aufgefasst werden.<br />
Ethik ist nur ohne Kompromisse, also abseits vom Gebiet der unser Leben ruinierenden<br />
Politik denkbar.<br />
Wahrhaft ethisch ist der Mensch nur, wenn er der Nötigung gehorcht, allem Leben,<br />
dem er beistehen kann, zu helfen, und sich scheut, irgend etwas Lebendigem<br />
Schaden zu tun. Er fragt nicht, inwiefern<br />
dieses oder jenes Leben als wertvoll Anteilnahme<br />
verdient, und auch nicht, ob es noch<br />
empfindungsfähig ist. Das Leben als solches<br />
ist ihm heilig. Er reißt kein Blatt vom Baume<br />
ab, bricht keine Blume und hat acht, dass er kein Insekt zertritt. Wenn er im<br />
Sommer nachts bei der Lampe arbeitet, hält er lieber das Fenster geschlossen<br />
und atmet dumpfe Luft, als dass er Insekt um Insekt mit versengten Flügeln<br />
auf seinen Tisch fallen sieht.<br />
Geht er nach dem Regen auf der Strasse und erblickt den Regenwurm, der sich<br />
darauf verirrt hat, so bedenkt er, dass er in der Sonne vertrocknen muss, wenn<br />
er nicht rechtzeitig auf Erde kommt, in der er sich verkriechen kann und befördert<br />
ihn von dem todbringenden steinigen Boden ins Gras. Kommt er an einem<br />
Insekt vorbei, das in einen Tümpel gefallen ist, so nimmt er sich die Zeit, ihm<br />
ein Blatt oder einen Halm zur Rettung hinzuhalten.<br />
Heute gilt es als übertrieben, die stete Rücksichtnahme auf alles Lebendige bis<br />
zu seinen niedersten Erscheinungen herab als Forderung einer vernunftgemäßen<br />
Ethik auszugeben. Es kommt aber die Zeit, wo man staunen wird, dass die<br />
Menschheit so lange brauchte, um gedankenlose Schädigung von Leben als mit<br />
Ethik unvereinbar einzusehen.<br />
Mit rastloser Lebendigkeit arbeitet die Ehrfurcht vor dem Leben an der Gesinnung,<br />
in die sie hinein gekommen ist, und wirft sie in die Unruhe einer niemals<br />
und nirgends aufhörenden Verantwortlichkeit hinein. . . .<br />
Sie braucht nicht auf die Frage Antwort zu geben, was das auf Erhaltung, Förderung<br />
und Steigerung von Leben gehende Wirken ethischer Menschen im Gesamtverlaufe<br />
des Weltgeschehens bedeuten kann. Sie lässt sich nicht irre<br />
machen durch die Erwägung, dass die von ihr geübte Erhaltung und Vollendung<br />
von Leben neben der gewaltigen, in jedem Augenblick durch Naturgewalten er<br />
25<br />
Das Leben als solches<br />
ist ihm heilig.
folgenden Vernichtung von Leben fast nicht in Betracht kommt. Wirken wollend,<br />
darf sie doch alle Probleme des Erfolges ihres Wirkens dahingestellt sein lassen.<br />
Bedeutungsvoll für die Welt ist die Tatsache an sich, dass in dem ethisch gewordenen<br />
Menschen ein von der Ehrfurcht vor dem Leben und der Hingebung<br />
an Leben erfüllter Wille zum Leben in der Welt auftritt.<br />
In meinem Willen zum Leben erlebt sich der universelle Wille zum Leben anders<br />
als in den anderen Erscheinungen. In diesen tritt er in einer Individualisierung<br />
auf, die soviel ich von aussen bemerke, nur ein Sich-Selbst-Ausleben, kein Einswerden<br />
mit anderem Willen zum Leben erstrebt. Die Welt ist das grausige<br />
Schauspiel der Selbstentzweiung des Willens zum Leben. Ein Dasein setzt sich<br />
auf Kosten des anderen durch, eines zerstört das andere. Ein Wille zum Leben<br />
ist nur wollend gegen den andern, nichts wissend von ihm. In mir aber ist der<br />
Wille zum Leben wissend von andern Willen zum Leben geworden. Sehnen, zur<br />
Einheit mit sich selbst einzugehen, universal zu werden, ist an ihm. Warum erlebt<br />
sich der Wille zum Leben so nur in mir! Liegt es daran, dass ich die Fähigkeit<br />
erlangt habe, über die Gesamtheit des Seins denkend zu werden? Wohin<br />
führt die in mir begonnene Evolution?<br />
Auf diese Fragen gibt es keine Ant<br />
In mir aber ist der Wille zum<br />
Leben wissend von andern<br />
Willen<br />
zum Leben geworden.<br />
wort. Schmerzvolles Rätsel bleibt es<br />
für mich, mit Ehrfurcht vor dem Leben<br />
in einer Welt zu leben, zu der<br />
Schöpferwille zugleich als Zerstörungswille<br />
und Zerstörungswille zugleich<br />
als Schöpferwille waltet.<br />
Ich kann nicht anders, als mich an<br />
die Tatsache halten, dass der Wille zum Leben in mir als Wille zum Leben auftritt,<br />
der mit anderem Willen zum Leben eins werden will. Sie ist mir das Licht,<br />
das in der Finsternis scheint. Die Unwissenheit unter der die Welt getan ist, ist<br />
von mir genommen. Ich bin aus der Welt erlöst. In Unruhe, wie sie die Welt<br />
nicht kennt, bin ich durch die Ehrfurcht vor dem Leben geworfen. Seligkeit, die<br />
die Welt nicht geben kann, empfange ich aus ihr. Wenn in der Sanftmut des Andersseins<br />
als die Welt ein anderer und ich uns in Verstehen und Verzeihen helfen,<br />
wo sonst Wille andern Willen quälen würde, ist die Selbstentzweiung des<br />
Willens zum Leben aufgehoben. Wenn ich ein Insekt aus dem Tümpel rette, so<br />
hat sich Leben an Leben hingegeben, und die Selbstentzweiung des Lebens ist<br />
aufgehoben. Wo in irgendeiner Weise mein Leben sich an Leben hingibt, erlebt<br />
mein endlicher Wille zum Leben das Einswerden mit dem unendlichen, in dem<br />
alles Leben eins ist....<br />
Darum erkenne ich es als die Bestimmung meines Daseins, der höheren Offenbarung<br />
des Willens zum Leben in mir gehorsam zu sein. Als Wirken wähle ich<br />
die Selbstentzweiung des Willens zum Leben aufzuheben, soweit der Einfluss<br />
meines Daseins reicht. Das eine, was not ist, wissend, lasse ich die Rätsel der<br />
Welt und meines Daseins in ihr dahingestellt.<br />
Das Ahnen und das Sehnen aller tiefen Religiosität ist in der Ethik der Ehrfurcht<br />
vor dem Leben enthalten. Aber diese baut es nicht zu einer geschlossenen<br />
Weltanschauung aus, sondern ergibt sich darein, den Dom unvollendet lassen<br />
zu müssen. Nur den Chor bringt sie fertig. In diesem aber feiert die Frömmigkeit<br />
lebendigen und unaufhörlichen Gottesdienst.<br />
Im Internet unter:<br />
http://albert-schweitzer.blogspot.com , Label: Alfred Ullmann<br />
26
Die Ethik der Ehrfurcht vor den Tieren<br />
Die kleine Grasmücke - eine Sommergeschichte<br />
Klaus-Dieter Voigt<br />
Es war in der ersten Juniwoche, als meine Frau auf dem Balkon eine seltsame<br />
Beobachtung machte. Wir haben an der Seitenwand einen schönen Naturkranz<br />
aus Stroh mit Verzierungen und kleinen Extras, wie ein Zäunchen, zwei kleine<br />
Vögel, ein Vogelhäuschen und eine Gießkanne.<br />
Plötzlich hatte sie das Gefühl, der Vogel vom Kranz fliegt davon. Sollte das eine<br />
Täuschung sein? Am nächsten Tag flatterte es wieder und beim genauen Beobachten<br />
war es ein wirklicher kleiner Vogel. Nun wurde der Kranz beobachtet.<br />
Richtig, ein Grasmückenpaar<br />
hatte im Kranzinneren<br />
ein Nest gebaut. Drei<br />
Eier, weiß mit braunen<br />
Tupfen.<br />
Zwei Tage später waren es<br />
vier Eier.<br />
Der Balkon wurde sehr<br />
vorsichtig genutzt, denn<br />
wir wollten die kleinen<br />
tüchtigen Vögel nicht vertreiben.<br />
Sie brüteten abwechselnd<br />
mit sehr großer<br />
Ausdauer.<br />
Nach 14 Tagen sahen wir<br />
plötzlich Schnäbelchen aus<br />
dem Nest ragen. Vier junge<br />
Vögel waren ausgeschlüpft.<br />
Die Eltern wechselten sich<br />
beim Füttern ab und glücklicher<br />
Weise hatte es geregnet<br />
und kleine Insekten<br />
schwirrten wieder durch<br />
die Luft. Ein gutes Futterangebot.<br />
Zehn Tage nach<br />
dem Schlüpfen war vor unserem<br />
Fenster ein riesiger<br />
Lärm, der Gartenpflegedienst<br />
war dabei, unsere<br />
Hecke zu schneiden. Meine<br />
Frau ging auf den Balkon,<br />
um nach den Jungen zu<br />
sehen. Die waren plötzlich<br />
so aufgeregt, flatterten<br />
und verließen ihr Nest. Ein<br />
Vöglein flog über den Balkon in den Strauch, die anderen landeten auf dem<br />
Tisch und dem Boden des Balkons. Mit einem Tuch konnte meine Frau die Tierchen<br />
wieder einfangen und zurück ins Nest setzen. Sie beruhigten sich langsam<br />
und am Abend waren wieder beide Eltern beim Füttern.<br />
27
Nur ein Jungvogel war nicht mehr im Nest. Hoffentlich hat er die Aufregung<br />
überstanden und die Eltern konnten ihn füttern.<br />
Eines Tages war nur noch ein Vögelchen im Nest. Wir gingen nicht mehr auf<br />
den Balkon und beobachten nur durch die Tür. Nur einmal mussten wir die Tür<br />
öffnen, die Balkonblumen brauchten dringend Wasser.<br />
Vor Aufregung flatterte das Tierchen und blieb am Zäunchen hängen. Wieder<br />
befreiten wir es und legten es mit einem Tuch zurück ins Nest. Die Eltern kümmerten<br />
sich sofort um ihren letzten Nestbewohner.<br />
Täglich putzte der Kleine sein Gefieder, flog auf der Stelle und saß manchmal<br />
schon auf dem kleinen Zaun. Genau nach einem Monat saß der Kleine wieder<br />
auf dem Zäunchen. Ich unterhielt mich vor dem Balkon mit einem Nachbarn<br />
und beobachtete genau das Nest. Plötzlich begann der junge Vogel zu flattern,<br />
nein zu fliegen - in unsere Richtung - 10 cm – wieder zurück - 10 cm vor. Das<br />
erschien uns merkwürdig.<br />
Ich nahm ein Tuch und die Schere- meine Vermutung- das Vögelein hing irgendwo<br />
fest.<br />
Als ich auf die kleine Leiter stieg, blieb der Vogel ganz ruhig, nur die Eltern waren<br />
aufgeregt und wollten mich zurückdrängen. Als ich näher an das Vöglein<br />
kam, sah ich, dass ein dünner Faden am rechten Bein des Vogels verschlungen<br />
war. Es war ein künstlicher Faden aus dem Nestbau. Mit einer Schere schnitt ich<br />
dicht am kleinen Füßchen den Faden durch. Sofort begann das Tierchen zu flattern<br />
und flog davon- steil aufsteigend- 20 m weit auf den höchsten Baum in unserer<br />
Umgebung. Die beiden Elternteile folgten sofort aufgeregt. Wie glücklich<br />
war ich und nun war uns klar, warum der letzte Vogel nicht davon geflogen war,<br />
seine Geschwister schon lange fort und er gefesselt an einem Faden, den er<br />
selbst nicht lösen konnte. Rettung in letzter Sekunde - das Leben hing sprichwörtlich<br />
am seidenen Faden.<br />
28
Aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
125 Jahre Förderschule „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ in Halberstadt<br />
Grußwort von<br />
Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />
Als ich diese denkwürdige, verdienstvolle und zu Recht angesehene Bildungseinrichtung,<br />
die seit fast einem halben Jahrhundert den ehrenvollen Namen „<strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>“ trägt, zum ersten Mal betrat, erschien es mir, als weilte ich in<br />
Lambarene. Es war der Geist des „Urwaldarztes“, der mich umgab: Das erste<br />
freundschaftliche und offenherzige Gespräch mit Pädagogen, die Fröhlichkeit<br />
und Höflichkeit der Schüler, die glückliche Vereinigung von Ausgelassenheit und<br />
Disziplin, von Freiheit und Verantwortung, der Wille, mit- und voneinander zu<br />
lernen. Da fielen mir auch Goethes Worte ein: „ … hier bin ich Mensch, hier darf<br />
ich’s sein!“<br />
Diese Schule erhielt vor 45 Jahren den Namen dessen, den man einst ein „Genie<br />
der Menschlichkeit“, aber auch „die bedeutendste Seele der Christenheit“<br />
genannt hat, was er für alle, die es mit der Bergpredigt ernst meinen, bis heute<br />
ist und in alle Zukunft bleiben wird. Schon früh ließ der erst sechsjährige <strong>Albert</strong><br />
erkennen, welch gütiges Herz in seinem Inneren schlägt. Beschloss er doch<br />
sein abendliches Gebet mit der Fürbitte: „Lieber Gott, schütze und segne alles,<br />
was Odem hat, und bewahre es vor allem Übel …“. Schon damals dachte er<br />
weiter als es üblich war: Nicht nur der Mensch, sondern alles Leben war und<br />
blieb ihm wert und heilig, auch die Vögel im Walde und die Blumen im Garten.<br />
Viele Jahre später, nachdem der bereits berühmte Hochschullehrer, Pfarrer und<br />
Orgelvirtuose alles aufgegeben hatte, um zu tun, was er zuvor gepredigt hatte,<br />
nämlich wahre Nächstenliebe zu üben, kam ihm an einem Septemberabend des<br />
Jahres 1915 auf dem Ogowefluss am Äquator – einer Offenbarung gleich – der<br />
Gedanke, der später um die Welt ging und Millionen Menschen zu humanistischem<br />
Handeln bewegte: Es war das Wort von der „Ehrfurcht vor dem Leben“.<br />
Ehrfurcht ist mehr als Achtung. Sie schließt Ergriffenheit und Demut ein. Sie<br />
bedeutet aber vor allem Verantwortung des Menschen gegenüber allem, was<br />
lebt. Deshalb betrachtete <strong>Schweitzer</strong> es als gut, Leben zu erhalten, zu fördern<br />
und auf seinen höchsten Wert zu bringen. Kein Zweifel: Was diese Schule auszeichnet<br />
und prägt, ist im <strong>Schweitzer</strong>schen Sinne gut, ist wahrhaft menschlich,<br />
ist gelehrter und praktizierter Humanismus. Schätzen wir es nicht gering und<br />
vor allem nicht als selbstverständlich, was in diesem Haus geschieht! Vielen<br />
Millionen Kindern unserer Erde wird das nicht zuteil, was Jungen und Mädchen<br />
hier geboten wird: Ihrem persönlichen Vermögen entsprechend zu lernen, Fürsorge<br />
zu erfahren, in Frieden aufwachsen zu dürfen und vor Gewalt beschützt<br />
zu sein.<br />
Mit der Ehrfurcht vor dem Leben wird den Schülern auch ein Ideal angeboten,<br />
dem zu folgen es sich lohnt. Und mit dem „Urwaldarzt“ wird ihnen jemand vorgestellt,<br />
der für sie ein Vorbild sein kann. Der junge Mensch braucht Vorbilder,<br />
die gütig und zugleich wahrhaftig, bei denen Wort und Tat nicht Gegensätze<br />
sind; die nicht den Mut verlieren, wenn es Schwierigkeiten gibt, die mit Enttäuschungen<br />
fertig werden und den Glauben an das Gute nicht verlieren. Ehrfurcht<br />
vor dem Leben bedeutet: Ich helfe dir, wenn du Hilfe brauchst; ich beschütze<br />
dich, wenn du in Gefahr bist; ich achte dich, ganz gleich, ob du weiße oder<br />
schwarze Haut hast, ob du gläubig oder nicht gläubig bist; Hauptsache, du bist<br />
menschlich!<br />
Ehrfurcht vor dem Leben heißt natürlich auch, dass ich kein Tier quäle oder ge<br />
29
dankenlos töte, dass ich keine Blume abreiße oder ganze Wälder vernichte und<br />
dem allen gleichgültig zusehe. Es bedeutet ebenso, dass ich die Luft und das<br />
Wasser rein halte, weil wir sie zum Leben brauchen.<br />
Ehrfurcht vor dem Leben heißt vor allem, den Frieden zu bewahren. Auch darin<br />
war uns der Friedensnobelpreisträger <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ein Vorbild. Wie oft und<br />
eindringlich hat er die Menschheit vor der Gefahr eines Atomkrieges gewarnt,<br />
nach dem es keine Sieger, sondern nur Verlierer geben wird.<br />
Ich nannte bei der Ehrfurcht vor dem Leben auch die Hilfe für alle die, die Hilfe<br />
brauchen. Das kann die bedürftige Klassenkameradin neben dir oder der kranke<br />
Nachbar sein. „Jeder kann sein ‚Lambarene’ haben“, sagte <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.<br />
Deshalb sollten auch wir die Menschen nicht vergessen, die hungern oder dursten,<br />
die unter Kriegen oder Naturkatastrophen leiden, die von schrecklichen<br />
Krankheiten befallen wurden. Denken wir als <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schüler an die<br />
afrikanischen Kinder, die von der tödlichen Malaria befallen werden und sterben<br />
müssen, wenn sie nicht geimpft werden. Eine Impfung kostet aber etwa 5 Euro.<br />
Dieses Geld muss erst einmal gespendet werden, denn das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />
Spital existiert doch weitgehend von Spenden. Mit 5 Euro können wir also<br />
schon ein kleines Menschenleben retten helfen.<br />
Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller, die verdienstvolle Tochter des „Urwaldarztes“, gab bei<br />
der Einweihung des neuen Hospitals der Hoffnung Ausdruck, dass das Licht, das<br />
vom Werk und Denken ihres Vaters ausgegangen war, weiterleuchten möge als<br />
Zeichen auf unserem Weg in eine neue Zukunft.<br />
Liebe Mädchen und Jungen, lasst euch zum Schluss noch an ein Wort erinnern,<br />
das <strong>Schweitzer</strong> allen jungen Menschen zugerufen hat: Gebt euren jugendlichen<br />
Idealismus nicht preis, auch wenn das Leben ihn euch nehmen will! Werdet<br />
nicht “cool“, sondern bewahrt euch euer Mitgefühl für alles, was lebt; seid<br />
friedfertig, auch wenn ihr angegriffen werdet; gebt nie das eigene Denken auf,<br />
denn Verzicht auf eigenes Denken ist geistige Bankrotterklärung; bleibt bescheiden,<br />
auch wenn ringsum die Habgier blüht; haltet an der Wahrheit fest,<br />
auch wenn gelogen wird; und gebt nie die Hoffnung auf, denn Hoffnung ist<br />
Kraft. Es ist soviel menschliche Energie in der Welt, wie Hoffnung in ihr ist.<br />
Mit diesem Wunsch verbinde ich meinen Dank und meine Hochachtung gegenüber<br />
allen, die in dieser Schule vorbildlich und aufopferungsvoll wirken. Möge<br />
Ihr segensreiches Werk, verehrte Lehrerinnen und Lehrer, im Geist der Ehrfurcht<br />
vor dem jungen Leben auch weiterhin Früchte tragen und ein Licht sein<br />
auf unserem Weg in eine friedvolle und menschliche Zukunft!<br />
Halberstadt, Juni 2008<br />
Im Internet: Adresse wie Seite 36<br />
Schülerinnen und Schüler feierlich verabschiedet<br />
Schulzentrum „Dr. <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>" Vetschau<br />
Schulleiter H. Friedrich<br />
„ Wachset in Eure Ideale hinein, damit das Leben sie euch nicht nehmen kann."<br />
Mit diesen Worten von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> wurden 48 Schülerinnen und Schüler<br />
der Oberschule Vetschau aus der Schulzeit entlassen. Mit Stolz und Freude nahmen<br />
sie im Rittersaal des Stadtschlosses die Zeugnisse vom Schulleiter Horst<br />
Friedrich und den Klassenleiterinnen Frau Kruse und Frau Grüneberger entgegen.<br />
Auf dem Abschlussball am Abend, der traditionsgemäß mit Eltern, Lehrern und<br />
Schülern stattfand, gab es noch eine freudige Überraschung. Erstmalig wurden<br />
die beste Schülerin und der beste Schüler des Jahrganges geehrt. Jenny Kühnel<br />
(l0a) und Steve Schmidt (10b) erhielten für ihre schulischen Leistungen die Ur<br />
30
kunden des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s. Nach den verdienten Ferien werden<br />
die Schülerinnen und Schüler einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Sie müssen<br />
sich in der Praxis bewähren und zeigen, dass das theoretische Rüstzeug der<br />
Schule ausreichend ist.<br />
Wir alle, die den Schulweg dieser Jugendlichen betreut haben, würden uns in<br />
unserer Arbeit bestätigt sehen, wenn die jungen Menschen ihre Ausbildung erfolgreich<br />
absolvieren und Tugenden von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zeigen. Sie müssen<br />
lernen, was die wirklichen Werte der Gesellschaft sind und danach ihr Leben<br />
meistern.<br />
Bühnenstück über <strong>Schweitzer</strong> in Henningsdorf<br />
Eberhart Wissel<br />
Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen an der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong> Oberschule<br />
brachten zum 133. Geburtstag des Urwalddoktors ein Bühnenstück aus dem<br />
Lebenslauf der Familie <strong>Schweitzer</strong>. Für das Krankendorf in Lambarene erbrachten<br />
die 7.-10. Klassen mit Hilfe von Sponsoren 2.570,00 €. Herzlichen Dank<br />
Pädagogischer Tag in <strong>Weimar</strong><br />
Eberhart Wissel<br />
Das Kollegium der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong> Mittelschule Chemnitz absolvierte seinen<br />
Pädagogischen Tag am 15.02.2008 in der Gedenkstätte am Kegelplatz.<br />
Herr Wissel zeigte Lichtbilder zum Leben <strong>Schweitzer</strong>s und aus dem heutigen<br />
Lambarene. Eine Spende von 300 € wurde für das Krankenhaus in Lambarene<br />
überwiesen.<br />
Dafür herzlichen Dank! Ansteckung erwünscht. Dieser Virus könnte unsere Welt<br />
heilen.<br />
Informations- und Unterrichtsmaterial für Pädagogen.<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> - Leben und Wirken, Broschüre mit CD 8,50 Euro<br />
Beate Lepper, <strong>Weimar</strong><br />
In den letzten Jahren häuften sich die Fragen von Lehrern und Erziehern nach<br />
Unterrichtsmaterialien zum Thema „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“. Ein besonders großes<br />
Interesse besteht an Bildern und Texten, die - informativ und übersichtlich dargeboten<br />
- als gute Ausgangsbasis für diese pädagogisch wertvolle Arbeit dienen.<br />
Aus diesem Grund wurde von den Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte in<br />
<strong>Weimar</strong> eine Broschüre erarbeitet, die nicht nur allgemein interessierten Lesern<br />
einen Überblick ermöglicht, sie ist hauptsächlich eine Handreichung für Pädagogen,<br />
die ihren Unterricht auch zur Vermittlung von Leben und Werk <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>s nutzen möchten. Einzelne Kapitel informieren über wichtige Inhalte<br />
des Themas (Biografie, das Hospital in Lambarene, das geistige Werk). Eine<br />
Übersicht über die Lehrplananforderungen aller Schultypen und Unterrichtsfächer<br />
erleichtert es dem Lehrer, diese Inhalte aufzubereiten und im Fachunterricht<br />
umzusetzen. Das breite Themenspektrum gestattet ein dem Alter und<br />
dem Entwicklungsstand der Schüler entsprechendes Arbeiten. Eine detaillierte<br />
Übersicht über die Nutzungsmöglichkeiten der Gedenkstätte hilft Pädagogen,<br />
Projektarbeit in <strong>Weimar</strong> gründlich vorzubereiten. Fotos, Tonbeispiele sowie Auszüge<br />
aus seinen Schriften enthält die der Broschüre beiliegende CD.<br />
31
Zusammenarbeit mit Namensträgern<br />
Beate Lepper<br />
Eine schöne Tradition ist der Besuch einer oder mehrerer Schulklassen aus der<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Grundschule in <strong>Weimar</strong> zum Schuljahresabschluß.<br />
Das Motto der Lehrerin Brigitte Müller lautet: Wer in eine <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />
Schule geht, sollte einige Grundkenntnisse über den Namenspatron seiner<br />
Schule haben.<br />
Besonders erfreulich war für sie, dass Schüler ihrer letzten 4. Klasse, in ihrer<br />
neuen Schule, einem Gymnasium, einen erneuten Besuch der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong><br />
-Gedenkstätte anregten.<br />
In diesem Jahr kam Frau<br />
Müller mit ihrer 2. Klasse.<br />
Die Kinder waren<br />
bestens vorbereitet und<br />
Lambarene, Ogowe, Orgel<br />
oder Glaube - keine<br />
Fremdwörter mehr.<br />
Beim Eintrag in das Gästebuch<br />
der Gedenkstätte<br />
konnten die Kinder ihre<br />
gelernten Schreibkenntnisse<br />
anwenden. Nun<br />
steht da, noch etwas unsicher:<br />
ES WAR SCHÖN! DANKE!<br />
22 Kinder haben unterschrieben.<br />
Der Besuch von Schulklassen ist ein Beispiel für ganz persönlichen Kontakt mit<br />
Namensträgern oder anderen interessierten Schulen.<br />
Erstmalig hat in diesem Jahr das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. Anerkennungen<br />
für besonders fleißige und engagierte Schüler/innen an <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />
Schulen vergeben. Die Namensträger wurden aufgerufen, den besten oder die<br />
32
este Schülerin zu benennen bzw. einen besonders engagierten Schüler, der<br />
vielleicht im Sinne <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s tätig war.<br />
Über dreißig Urkunden konnten wir ausstellen. Die Schulen haben unser Angebot<br />
dankbar angenommen.<br />
Folgende Schulen haben unseren Aufruf aufgegriffen und diese Möglichkeit der<br />
Auszeichnung ihrer Schüler/innen genutzt:<br />
Oberschule “<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” Hennigsdorf<br />
(Kayleigh Thauer, Julia Müller, Sarah Hoffmann, Sebastian Stütz, Sarah Budewitz,<br />
Isabel Begschanow, Mike Wichmann)<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> Schule zur Lernförderung Aue<br />
(Jonny Steinmann, Enrico Funda, Patrick Unglaub)<br />
Schulzentrum Dr. <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> Vetschau<br />
(Sidney Ullmann, Annabell Banusch, Pauline Kanzler, Moritz Thieme, Sarah<br />
Schapp, Lisa Schulz, Angelina Huhn, Nico Fliegel)<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Sömmerda<br />
(Franziska Fohmann, Miriam Grabarits)<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Ruhla<br />
(Anne Katharina Stein, Martin Sputh)<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Wolfsburg<br />
(Rainer Feer, Marcel Iwert, Peter Sergeev)<br />
Staatlich regionales „Förderzentrum <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“, Bleicherode<br />
(Swenja Rewers, Mareike Buchwald)<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gesamtschule Beeskow<br />
(Maria Glauche)<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule Wittenberge<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schülerclub in Cottbus<br />
Oskar Götzelt<br />
Bildungszentrum „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ der Kreisklinik Aschersleben-<br />
Staßfurt gGmbH<br />
Wir gratulieren allen Schülern bzw. Schülerinnen recht herzlich!<br />
Im nächsten Jahr wollen wir diese Ehrung fortsetzen.<br />
2009 hoffen wir auf die Mitwirkung von Namensträgern anläßlich der Projekttage<br />
im April. Einige Schulen haben bereits zugesagt.<br />
Von zwei Schulen erhielten wir im vergangenen Jahr beträchtliche Geldspenden<br />
für Lambarene.<br />
Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Erfurt konnte uns einen symbolischen<br />
Scheck in Höhe von 3.000,00 € überreichen.<br />
Die Oberschule “<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” Hennigsdorf sammelte 2.570,00 € für Lambarene.<br />
Spenden in dieser enormen Größenordnung sind nur mit viel Mühe und Überzeugungsarbeit<br />
zu erzielen. Als gemeinnützige Organisation können wir das Engagement<br />
der Beteiligten nicht hoch genug einschätzen, schließlich wissen wir<br />
aus eigener Erfahrung, welcher Aufwand damit verbunden ist.<br />
Das Geld kommt selbstverständlich den Kindern und Jugendlichen in Lambarene<br />
zugute.<br />
Herr Wissel wird die Spenden auf seiner nächsten Reise nach Lambarene mitnehmen<br />
und über ihre Verwendung berichten.<br />
Spenden erhielten wir auch von der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Mittelschule in Chemnitz<br />
und unserem treuen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Kindergarten in Apolda, die wir nach<br />
Lambarene weiterreichen werden.<br />
33
Im August werden sich ca. 35 Lehrer aus Aue auf das neue Schuljahr an ihrer<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in der <strong>Weimar</strong>er Gedenkstätte vorbereiten.<br />
Alle Namensträgerschulen und Einrichtungen, aber auch diejenigen, die nicht<br />
“<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” heißen, sind herzlich in unsere Gedenkstätte nach <strong>Weimar</strong><br />
eingeladen!<br />
Junge Menschen schreiben über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />
Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />
Zur Einführung<br />
Im Verlaufe meines Wirkens im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis zu Aschersleben<br />
hatte ich die große Freude, in mehreren Bildungseinrichtungen mit Schülerinnen<br />
und Schülern über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zu sprechen. Diese Möglichkeit<br />
verdanke ich der Aufgeschlossenheit, dem Entgegenkommen und der Mitwirkung<br />
der jeweiligen Schulleiterinnen und Ethiklehrerinnen. Meine Vorträge und<br />
Gesprächsrunden sollten nicht nur das Leben und Denken jenes „Genies der<br />
Menschlichkeit“ übermitteln, sondern ganz im Sinne <strong>Schweitzer</strong>s auch zum eigenen<br />
Nachdenken anregen. Die dabei angestellten Überlegungen durften dann<br />
die Schüler schriftlich niederlegen. Dies geschah dem unterschiedlichen Alter<br />
entsprechend in einer Weise, die zeigte, „dass in einem Kinderherzen viel mehr<br />
vorgeht, als es ahnen lässt“, wie es <strong>Schweitzer</strong> einmal ausgedrückt hat. Für<br />
mich bedeutete diese Erkenntnis, dass junge Menschen – entgegen manchen<br />
pessimistischen Einschätzungen – durchaus für Ideale zu begeistern sind und<br />
nach Vorbildern suchen. Aus ihren ehrlich geäußerten Ansichten geht aber auch<br />
hervor, dass sie sowohl sich selbst als auch die Gesellschaft mit kritischen Augen<br />
betrachten. Das zeigt, dass nicht nur Erwachsene für Jugendliche, sondern<br />
auch Jugendliche für Erwachsene Vorbilder sein können.<br />
Die nachstehend wiedergegebenen Texte sind zum größten Teil Auszüge von<br />
umfangreicheren Abhandlungen, welche die Schüler verfassten.<br />
Ich wünsche viel Freude beim Lesen!<br />
Freie Montessori-Grundschule Aschersleben<br />
Die Schüler der 3. und 4. Klassen wurden aufgefordert, an den in ihren Herzen<br />
weiterlebenden „Urwaldarzt“ Briefe zu schreiben.<br />
Lieber Doktor <strong>Schweitzer</strong>,<br />
als ich, mein Bruder, mein Papa und ein Bekannter einmal nach Hause kamen,<br />
habe ich erlebt, dass ein kleiner Vogel vor der Treppe lag. Er konnte nicht mehr<br />
fliegen. Wahrscheinlich war er gegen die Tür geflogen. Wir hoben ihn auf, setzten<br />
ihn in unser Vogelhaus und gaben ihm Wasser. Später flog er dann weg.<br />
Eine andere Geschichte. Wir schrieben gerade einen Deutsch-Text. Maria war<br />
meine Nachbarin. Sie hatte einen Fehler gemacht. Ich zeigte ihr, wo er war.<br />
Herzliche Grüße,<br />
Ihre Lina Al Gori<br />
Lieber Herr <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>!<br />
Ich bewundere Ihren Mut zur Auswanderung zu den armen Menschen in Afrika!<br />
Als Arzt immer für Menschen und Tiere da zu sein, finde ich großartig. Dass Sie<br />
aus dem Nichts des Urwaldes mit viel Mühe und Arbeit über viele Jahre ein<br />
Krankendorf entstehen lassen, war eine große Freude für die vielen Menschen<br />
der Region Afrika.<br />
Ich selbst habe auch schon älteren Menschen geholfen. Jüngeren Mitschülern<br />
34
in ich in der Schule auch beim Lernen behilflich. Über ein Treffen mit Ihnen<br />
würde ich mich sehr freuen. Bleiben Sie schön gesund!<br />
Ihre Maria-Therese Foerster<br />
Sehr geehrter Herr Dr. <strong>Schweitzer</strong>!<br />
Sie haben viel erreicht! Ich bin genau wie Sie gegen Tierversuche. Und gegen<br />
den Krieg. Deswegen schreibe ich Ihnen und danke Ihnen! Ich habe Ehrfurcht<br />
vor dem Leben!<br />
Tschüs, Tom Gräbe<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Ganztagsschule Aschersleben<br />
Meine Gedanken über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Leben<br />
Lina Schütze (5. Klasse)<br />
Das Leben <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s war spannend, aufregend, aber auch traurig. Er<br />
war ein sehr liebenswürdiger Mensch und sehr menschenlieb, denn er tat viel<br />
für die Menschen. Er konnte auch viele handwerkliche Arbeiten verrichten.<br />
<strong>Schweitzer</strong>s Leben bestand aus Helfen.<br />
Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Stephanie Eisbein (9. Klasse)<br />
Ich möchte, dass aller Krieg aufhört und die Menschen friedlich zusammenleben.<br />
Die Menschheit frisst sich ja buchstäblich gegenseitig auf.<br />
In zehn Jahren sind sicher weit mehr Tiere ausgestorben als jetzt schon ausgestorben<br />
sind. Warum schaffen wir keinen Lebensraum? Im Gegenteil: Wir zerstören<br />
ihn! Wo bleibt die Ehrfurcht vor dem Leben?<br />
Ehrfurcht vor dem Leben<br />
Sabine Saalfeld (9. Klasse)<br />
Ich habe mir ein paar Fragen gestellt:<br />
1-Wozu sind wir auf der Welt?<br />
2-Haben wir eine spezielle Aufgabe im Leben?<br />
3-Gibt es einen vorgeschriebenen Plan im Leben?<br />
4-Kann man sein Leben wirklich immer ändern oder ist es manchmal nur<br />
Schein?<br />
5-Gibt es im Leben die Möglichkeit, das zu vollbringen, was einem unmöglich<br />
erschien?<br />
Gibt es jemanden, der mir diese Fragen beantworten kann? Die einen sagen<br />
Gott, die anderen ein gelehrter Mann.<br />
Was sagst DU?<br />
Sekundarschule „An der Elbe“ Parey<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> - Held der Menschlichkeit?<br />
Jessica Bathe (Klasse 10)<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ist ein Mensch, der das Leben respektierte. Er war Philosoph,<br />
Ehemann, Vater, Retter von Menschen. Für mich ist er ein Held, der anderen ein<br />
Vorbild gewesen war. Ich bewundere ihn, weil er vielen Menschen den Sinn des<br />
Lebens wiedergab und die Menschen aufrief, füreinander dazusein. Viele Menschen<br />
haben den Sinn des Lebens verloren und denken nur an sich. Viele kennen<br />
auch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> nicht. Darum müsste man in den Medien mehr über<br />
ihn berichten.<br />
35
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, der Theologe, Urwaldarzt und einzigartige Mensch<br />
Markus Fichtner (Klasse 10)<br />
Mich beeindruckt am meisten, wie er diesen Mut aufbringen konnte, einfach<br />
dorthin zugehen, um die kranken Menschen zu behandeln. Ich bewundere auch<br />
sehr, wie er dies alles aus eigener Kraft aufbauen konnte und es so lange<br />
durchgezogen hat.<br />
Im Internet:<br />
http://www.albert-schweitzer-weimar.de/freundeskreise/aschersleben.html<br />
Erster <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag am Gymnasium in Limbach-<br />
Oberfrohna<br />
Annemarie Walter, St Egigien<br />
Der 10. Juli 2008, der vorletzte Tag vor den Sommerferien, war für die Schülerinnen<br />
und Schüler des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasiums ein ganz besonderer<br />
Tag.<br />
Das Lehrerkollegium hatte ihn als <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag gestaltet. Das<br />
Motto:“Warst du schon in Lambarene?“<br />
Die Ethiklehrerin fragte mich, ob ich dazu bereit sei, vor den 5., 6. und 7. Klassen<br />
über meine Lambarene-Reise 2007 zu berichten.<br />
Um die Technik brauchte ich mich nicht zu kümmern, das übernahmen sachkundige<br />
Mitarbeiter.<br />
Ich sagte zu mit leichtem Lampenfieber; denn ich hatte noch nie vor so vielen<br />
Schülern gesprochen. Die meisten Schüler wussten sehr wenig von ihrem Namensgeber.<br />
Das sollte sich nun ändern. Die Schülerinnen und Schüler wurden<br />
in geballter Ladung mit Informationen konfrontiert.<br />
Alles war gut organisiert, während ich vor einigen Klassen sprach, schauten<br />
sich die anderen Gruppen einen Dokumentarfilm über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> an<br />
oder besuchten eine Ausstellung über Leben und Werk des Namensgebers.<br />
Außerdem hatten die Gymnasiasten ein Quiz mit über 20 Fragen zu beantworten.<br />
Als ich nach der Pause meinen Vortrag vor den 6.Klassen hielt, wunderte ich<br />
mich zunächst über eine gewissen Unruhe, aber bald freute ich mich sogar darüber<br />
als ich feststellte, dass während meiner Ausführungen die Schüler die<br />
Quizfragen beantworteten, sich dazu austauschten, denn sie hatten genau zugehört.<br />
Auch die 8. Klassen folgten aufmerksam meinen Ausführungen. Ich<br />
konnte keine Spur von Müdigkeit feststellen -es war so ruhig, dass man eine<br />
Nadel hätte fallen hören.<br />
Ich erhielt lauten Beifall und vom Gymnasium wurde eine Spende von 100 €<br />
überwiesen. Gefreut hatte ich mich über die interessanten Fragestellungen der<br />
Schülerinnen und Schüler.<br />
„Warum war Helene <strong>Schweitzer</strong> von so zarter Gesundheit, obwohl sie einen<br />
Arzt an ihrer Seite wußte?“<br />
„Warum gab es in Lambarene als Festmahl Krokodil, wo doch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />
alle Tiere schützte?“<br />
„Welche Tropenkrankheiten gibt es und wie werden sie übertragen?“<br />
Hoffentlich konnte ich ein wenig dazu beitragen, den Kindern und Jugendlichen<br />
die „Ehrfurcht vor dem Leben“ in die Herzen zu bringen.<br />
36
Bericht über die Projekttage 2007 zu Ehren <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>s:<br />
„<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule“ - Förderschule für Geistig Behinderte Hoyerswerda<br />
Frau Kasper<br />
2007 fand aus Anlass des Geburtstages von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ein Projekttag<br />
statt. Die Schüler und Schülerinnen würdigten sein Lebenswerk. Ihnen wurde<br />
noch einmal bewusst gemacht, welche Verdienste der„ Dschungeldoktor" der<br />
Menschheit erwiesen hat. Jede Klasse hatte zu diesem Thema einen Auftrag bekommen.<br />
Die Klassen UI/2 und MI fertigten Tierpuzzle an mit Motiven afrikanischer<br />
Tierarten, so wie sie auch in <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Nähe lebten. Die Klasse<br />
M3 sammelte Material über Lieder und Tänze in Afrika und gestaltete darüber<br />
mit viel Spaß einen Hefter.<br />
Die Klassen 0 2/3 und Wl ergänzten ihre Materialsammlung und bauten sie mit<br />
viel Freude weiter aus.<br />
Unsere Klasse W2 lernte fremdländische Gewürze beim Ausprobieren afrikanischer<br />
Kochrezepte kennen. Die älteren Werkstufenklassen fertigten afrikanische<br />
Spiele an und erprobten diese auch selbst.<br />
In unserem Traditionszimmer sind die Ergebnisse der eifrigen Arbeit für SchülerInnen<br />
und Lehrer ausgestellt und Ausgangspunkt für weitere Tätigkeiten im<br />
Rahmen der Erforschung und des Näherbringens des Lebens und Wirkens <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>s. Ein weiterer wichtiger Höhepunkt war die Projektwoche im<br />
Oktober 2007. Sie hatte das Motto „ Eine Reise um die Welt " - ganz im Sinne<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s, der als Weltenbummler bekannt war.<br />
Jede Klasse informierte sich über ein Land und präsentierte das erworbene Wissen<br />
den Gästen, indem auf verschiedenen Tischen die einzelnen Länder vorgestellt<br />
wurden, so waren z. B. auf dem Tisch der Klasse 01 eine Matroschka und<br />
Buratino zu sehen. Die Schüler lernten, dass „Mc. Donalds " eine amerikanische<br />
Firma ist. Die Klasse 03 fertigte mit viel Aufwand die Villa Kunterbunt aus Astrid<br />
Lindgrens wunderbarem Kinderbuch „ Pippi Langstrumpf" an. Das musikalische<br />
Programm vereinte einzelne SchülerInnen zu tollen Darbietungen. Galina sang<br />
z. B. ein Lied in russischer Sprache. Es wurde getrommelt und sogar die „Annemarie-Polka<br />
" getanzt. Mit viel Mühe und Elan wurden mehrere Basare gestaltet.<br />
Der Kuchen und die selbst gefertigten Bastelarbeiten brachten einen Erlös<br />
in Höhe von 247,00 €, der gern für das Krankenhaus in Lambarene gespendet<br />
wurde.<br />
Null-Problemo<br />
Klaus-Dieter Voigt<br />
Wieder hat Alfred Ullmann mit Schülern der Förderschule Cottbus ein Heft herausgebracht.<br />
Es enthält Texte von Schülern, Rätsel, Lerntexte und Fotos von Aktionen in der<br />
Schule: z.B. Verabschiedung Frau Vent und Frau Erbe, ein Interview mit der<br />
Rektorin Frau Blumberg, eine Tiergeschichte, Zeichnungen; Fotos, Briefe von<br />
Schülern und eine Urkunde für gute Arbeit.<br />
Diese Hefte erfreuen sich bei den Eltern und Schülern großer Beliebtheit.<br />
37
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> im Ethikunterricht an einer Chemnitzer<br />
Berufsschule<br />
Dr. Bettina Stier, Vorsitzende des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s e.V. <strong>Weimar</strong><br />
Die <strong>Schweitzer</strong>arbeit spielt natürlich auch eine Rolle im Unterricht an berufsbildenden<br />
Schulen. Im Folgenden soll vom Ethikunterricht in zwei Klassen des Beruflichen<br />
Schulzentrums für Wirtschaft II in Chemnitz die Rede sein (Schuljahr<br />
2006/2007).<br />
Die künftigen Kaufleute für Dialogmarketing werden in ihrer Berufsausbildung<br />
auf ihre spätere Tätigkeit in Werbeagenturen und Callcentern vorbereitet. Ein<br />
Lehrplanthema des 1. Lehrjahres lautet „Humanität“ und in diesem Rahmen beschäftigten<br />
sich die jungen Leute unter Anleitung ihrer Ethiklehrerin, Frau Petra<br />
Wunderlich, mit <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Zuerst mussten sie sich über die Person<br />
<strong>Schweitzer</strong>s informieren – Vorkenntnisse hat heute fast niemand mehr.<br />
Nachdem die Klasse dann im Unterricht über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> gesprochen hatte,<br />
wurden die Azubis der Telekom Leipzig nun aufgefordert zu notieren, wo sie<br />
ihr Lambarene zu finden glauben. Die Antworten sind, wie Sie lesen werden,<br />
sehr vielfältig und ganz unterschiedlich in der Tiefe der eigenen Überlegungen<br />
oder bereits des eigenen Engagements:<br />
Da finden wir zuerst einmal durchgängig die Notiz, man habe „jeden Monat<br />
einen Euro an das Betreuungswerk der Postbank/Telekom gespendet“, offen<br />
38
sichtlich eine übliche Aktion bei Telekom.<br />
Desweiteren wird notiert, man habe „für Tschechen Sachen hingestellt“, „Klamotten<br />
mit nach Rumänien gegeben“ oder „Spielsachen an das Kinderheim gegeben“.<br />
Gut, das ist schon etwas, denke ich, aber Dinge, die man nicht mehr<br />
braucht wegzugeben, ist nicht wirklich eine bemerkenswerte Sache. Ähnlich<br />
verhält es sich damit, dass bei Mc Donald’s oder Deichmann ein bisschen Wechselgeld<br />
„für arme Kinder gespendet“ wurde oder „Pennern eine Zigarette gegeben“<br />
wurde.<br />
Schon mit mehr Nachdenken und mehr Aufwand verbunden waren diese Aktivitäten:<br />
„Organisation eines Kuchenbasars“, „Spende für die Opfer einer Umweltkatastrophe<br />
in Südostasien“, „im Tierheim gearbeitet und mehrfach Futter<br />
gespendet“ oder sogar „unentgeltliches Arbeiten im Restaurant für<br />
Obdachlose“. Ohne Einzelheiten zu kennen, meine ich, dass keiner verallgemeinernd<br />
behaupten sollte, junge Leute seien nur auf das eigene Wohlergehen bedacht.<br />
Ein bisschen schmunzeln musste ich bei den Tierpatenschaften im Leipziger<br />
Zoo: „Patenschaft für ein Erdmännchen, nächstes Jahr Patenschaft für einen<br />
Pinguin“.<br />
Manche junge Leute – und das scheint mir besonders in <strong>Schweitzer</strong>s Sinne zu<br />
sein – denken gar nicht vordergründig an Geld- und Sachspenden, sondern daran,<br />
sich ihren Mitmenschen hinzuwenden. Ich lese: „der Oma helfen“ oder „Ich<br />
finde jedes Mal mein Lambarene, wenn ich jemandem eine Freude mache und<br />
die Person sich freut.“<br />
Soweit könnte man zufrieden sein – wenn die anderen Notizen nicht wären:<br />
„Bis jetzt ist noch nichts weiter geplant.“, „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“<br />
(bei 5 von 21 Azubis!) oder sogar recht arrogant: „Ich denke darüber<br />
bei Gelegenheit nach.“<br />
Dass es nicht reicht, nur einmal über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und die seinem Leben<br />
zugrunde liegende Haltung zu reden, dass immer wieder Wertediskussionen nötig<br />
sind - das ist nicht nur die Erfahrung einer engagierten Ethiklehrerin, sondern<br />
das wird auch jeder Leser dieser Zeilen so empfinden. Gleichzeitig wird<br />
klar, dass diese Werteerziehung nicht allein Aufgabe der Schule sein kann, sondern<br />
dass jedes Elternhaus ebenso wie jede Freizeiteinrichtung dabei gefragt<br />
ist.<br />
Aber Petra Wunderlich verweist auch auf eine andere problematische Argumentation<br />
junger Leute: „Wenn ich genug Geld habe, werde ich auf jeden Fall für<br />
die Dritte Welt spenden.“ Humanitäre Hilfe ist für viele gleichbedeutend mit Hilfe<br />
für Afrika. Darüber, dass Armut und soziale Ungerechtigkeit aber gleich vor<br />
unserer Haustür anfangen, haben viele noch nicht nachgedacht. Und welche<br />
Rolle dabei die Medien spielen, wird deutlich, wenn ein Azubi als Hilfsmöglichkeit<br />
anführt: „Ein Kasten Bier = 1 Cent für den Regenwald“.<br />
In einer anderen Klasse, bei künftigen Werbekaufleuten, war die Spanne der<br />
Antworten sogar noch größer: Zwei von 17 ließen den ihnen ausgegebenen<br />
Zettel gleich ganz unbeschrieben, drei weitere schrieben „Ich habe keine Vorstellung!!!“,<br />
„Ich weiß es noch nicht.“ bzw. „Keine Ahnung, was in 10 Jahren ist<br />
...“. Bei soviel Planlosigkeit der eigenen Zukunft gegenüber ist wohl kein Kommentar<br />
nötig ...<br />
Auf mehreren weiteren Zetteln lesen wir, was man v i e l l e i c h t und<br />
s p ä t e r tun k ö n n t e: „Kindertagesstätte oder Kindergarten aufbauen“,<br />
„als Vorbild für meine Kinder agieren, sodass auch sie das Leben zu schätzen<br />
wissen“, „auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam machen“, „eventuell beim<br />
THW“ oder „später mal als Fotograf die Probleme armer Länder der Welt zeigen“.<br />
Hier hat man wenigstens schon einmal nachgedacht. Und ganz real ist<br />
39
schließlich die Information: „Ich spende Blut.“<br />
Weiter lese ich: „Lambarene ist überall. Man kann immer was tun. Oftmals fehlt<br />
die Zeit und die Auseinandersetzung, etwas bewirken zu können.“ Diese Worte<br />
wirken auf mich noch planlos, aber offen für die Möglichkeiten des Lebens. Hoffentlich<br />
wird der junge Mann seinen Weg finden zu helfen.<br />
Ähnlich fatalistisch liest sich die folgende, besonders ausführliche Meinung:<br />
„Meiner Meinung nach sollte man sich solche Ziele nicht setzen! Jedes Silvester<br />
bzw. in der Neujahrsnacht setzt man sich neue Ziele, aber was wird wirklich in<br />
die Tat umgesetzt?! Man sollte die Dinge, die man tun möchte, tun und wenn<br />
man im Bus einer alten Dame den Platz frei macht, zu Weihnachten Päckchen<br />
schickt, ein Kind adoptiert, je nach finanziellen Mitteln. Jeder sollte das machen,<br />
was er will und wann er es will! Und sich nicht das Ziel setzen ‚Mit 30<br />
mach ich dies oder jenes, um sozial zu sein und mich gut zu fühlen.’“.<br />
Jedem, der diese Sätze liest, wird viel Widerspruch durch den Kopf gehen. Aber<br />
wir sollten uns auch um Verständnis bemühen: Wofür sollen sich heutzutage<br />
junge Auszubildende schon begeistern, wenn sie noch nicht einmal wissen, wie<br />
ihr Lebensweg nach der Ausbildung weitergeht, ob ein Arbeitsplatz oder der<br />
Gang aufs Arbeitsamt wartet?<br />
Der heutige Zeitgeist wird noch deutlicher in einer abschließend zu zitierenden<br />
Äußerung: „Wenn ich mir und meiner Familie alles geleistet habe, erfüllt habe,<br />
was ich mir vorgestellt habe, keine Wünsche mehr offen sind, dann würde ich<br />
anderen Kindern helfen, ihnen durch finanzielle Hilfe eine tolle Kindheit ermöglichen<br />
und Zukunftsaussichten. Aber an erster Stelle steht meine Familie. So ist<br />
die heutige Zeit eben.“<br />
Dass sie nicht so bleibt, weil sich hoffentlich auch viele der hier zitierten, noch<br />
unsicheren jungen Leute später an <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> erinnern und eine Möglichkeit<br />
finden werden, sich in irgendeiner Weise sozial zu engagieren, das ist<br />
mein Wunsch für die Zukunft – dafür arbeiten Petra Wunderlich und auch ich<br />
als Lehrerinnen täglich mit jungen Leuten zusammen und sind dazu in einem<br />
Nebenamt tätig, in einem SOS-Kinderdorf bzw. im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>.<br />
Und vermutlich – das zeigt unsere Erfahrung - treffen wir eines Tages einen unserer<br />
Schüler in einer dieser Organisationen wieder.<br />
Im Namen eines Nobelpreisträgers<br />
Tag der offenen Tür im Bildungszentrum „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ zum 15. Jubiläum<br />
in Aschersleben<br />
Klaus-Dieter Voigt<br />
Das Bildungszentrum feierte in diesem Jahr sein 15 jähriges Jubiläum. 2006 erhielt<br />
dieses Bildungszentrum den Namen <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> verliehen und Prof.<br />
Dr. Kegler stellte damals in einem Grußwort das „Genie der Menschlichkeit“ vor.<br />
Daran erinnert Frau Elenore Schafberg, die Leiterin der Einrichtung, auf der<br />
Festveranstaltung in Verbindung mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres<br />
und der Eröffnung eines <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Forums.<br />
Bei der Ausbildung der künftigen Krankenschwestern spielt die „Ethik der Ehrfurcht<br />
vor dem Leben“ eine entscheidende Rolle. „Wenn wir Menschen helfen<br />
wollen, müssen wir an sie glauben“, zitiert die Leiterin <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.<br />
Prof. Dr. Hartmut Kegler ist der Initiator des neu gegründeten <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Forums:<br />
32 Schautafeln, die ein Geschenk des Präsidenten der „Akademie<br />
für ethische Bildung“ Hans Stellmacher sind, geben einen guten Einblick in Leben,<br />
Werk und Denken des großen Philosophen <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Gleichzeitig<br />
werden Seminare zu diesem Thema angeboten. So wird das Lebenswerk <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>s ins Gedächtnis der Besucher geschrieben.<br />
40
Helene <strong>Schweitzer</strong>-Bresslau:<br />
Ihre karikative und kreative<br />
Arbeit in Lambarene<br />
Renate Niederfeld<br />
Helene Bresslau ist begeistert, als ihr<br />
langjähriger Freund, <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>,<br />
ihr seinen Plan offenbart, seine<br />
Privatdozentenstelle für Neues Testament<br />
aufzugeben und Medizin zu studieren,<br />
um als Missionsarzt nach Afrika<br />
zu gehen, denn sie ist zutiefst davon<br />
überzeugt, dass ein Christ zu tätiger<br />
Nächstenliebe verpflichtet ist.<br />
Während <strong>Albert</strong> in den nächsten Jahren<br />
Medizin studiert, beginnt sie eine<br />
Ausbildung als Krankenschwester, um<br />
ihren künftigen Mann bei seiner Tätigkeit<br />
als Missionsarzt unterstützen zu<br />
können.<br />
Nach Abschluss ihrer Ausbildungen<br />
heiraten sie und reisen 1913 nach<br />
Afrika aus. Ihr Ziel ist die Missionsstation<br />
Lambarene in Französisch Äquatorial-Afrika.<br />
Am 8. April 1913 beginnt dort unter<br />
schwierigsten Bedingungen die Gründungsarbeit<br />
für das noch heute weltbekannte<br />
Urwaldhospital, bei der Helene<br />
ihrem Mann hilfreich nach besten<br />
Kräften und Möglichkeiten zur Seite<br />
steht. Die fehlende Infrastruktur, das<br />
ungesunde, heiße und feuchte Tropenklima<br />
mit den plötzlich einsetzenden<br />
starken Regenfällen, der schnelle<br />
Übergang vom Tag zur Nacht, die völlig<br />
andere Mentalität der Afrikaner,<br />
das Sprachenproblem, das spartanisch<br />
eingerichtete Wohnhaus und der<br />
schwierig zu führende Haushalt erschweren<br />
die Pionierarbeiten unvorstellbar.<br />
Aber sehr schnell lernt sie, dass sie<br />
mit allen diesen Problemen nur fertig<br />
werden kann, wenn sie ihren Arbeitstag<br />
streng strukturiert: Sie kümmert<br />
sich zunächst um medizinische Dinge,<br />
bereitet Operationen vor, führt dabei<br />
Zwei starke Frauen<br />
41<br />
die Narkosen aus, reinigt und sterilisiert<br />
anschließend die Instrumente<br />
und kocht die Spitalwäsche aus und<br />
sieht dann schließlich nach den<br />
Schwerkranken im Bootsschuppen.<br />
Nebenbei sorgt sie noch für Ordnung<br />
im medizinischen Bereich, was unter<br />
den gegebenen Umständen nicht gerade<br />
einfach ist: Operiert wird nämlich<br />
zunächst unter freiem Himmel und<br />
bald darauf in einem leerstehenden,<br />
fensterlosen Hühnerstall.<br />
Etwas Entlastung erhält Helene, als<br />
der Afrikaner „Josef“ als Heilgehilfe<br />
und Dolmetscher eingestellt wird. Er<br />
spricht Englisch, Französisch und<br />
mehrere afrikanische Stammesdialekte<br />
und ist sehr intelligent und lernwillig.<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> an Helene<br />
Bresslau am 25.01.1906<br />
Und laß mich Dir einmal<br />
sagen,daß Du für mich eine der<br />
reinsten und tiefsten Seelen bist,<br />
die je im Körper einer Frau gewohnt<br />
haben.<br />
Eine wesentliche Erleichterung ihrer<br />
Arbeit bringt ihr schließlich die Fertigstellung<br />
der Medizinbaracke für Operationen<br />
und Behandlungen und der<br />
Krankenbaracke für die Schwerkranken.<br />
Als besondere Belastung empfindet<br />
sie es jedes Mal, wenn sie wegen der<br />
Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung<br />
für das Spital übernehmen<br />
muss.<br />
Ein weiteres Problem, das es zu bewältigen<br />
gilt, ist für Helene der Haushalt.<br />
Zwar hat sie 3 Hausangestellte;<br />
aber die arbeiten nur, wenn sie sich<br />
von ihr beaufsichtigt fühlen. Und alles,<br />
was nicht unter Verschluss ist, wird<br />
von ihnen bedenkenlos mitgenommen.<br />
So wird Helene bald zum wandelnden<br />
Schlüsselbund. Ein großes<br />
Problem stellt die Lagerung und Auf
ewahrung von Vorräten dar: Einzig in<br />
zugelöteten Dosen sind Lebensmittel<br />
und Medikamente vor Insekten und<br />
anderen Schädlingen sicher. Eine besondere<br />
Plage stellen die Wanderameisen<br />
dar, die in riesigen Scharen<br />
nachts in die Häuser eindringen. Zum<br />
Schutz davor hat sie sich folgendes<br />
ausgedacht: Bemerkt sie Wanderameisen,<br />
weckt sie durch dreimaliges<br />
Blasen eines Horns Helfer, die dann<br />
rund um die Häuser Lysolwasser ausgießen.<br />
Foto: Archiv<br />
Die Unverträglichkeit des Klimas, die<br />
nie endende Arbeit in dem immer größer<br />
werdenden Spital und eine Tropenanämie<br />
schwächen sie bald so,<br />
dass sie dringend Ruhe und Erholung<br />
braucht, die sie bei einem kurzen Aufenthalt<br />
in frischer Seeluft an der Ogowemündung<br />
findet.<br />
Unmittelbar nach Ausbruch des<br />
1. Weltkrieges am 5.8.1914 werden<br />
<strong>Albert</strong> und Helene <strong>Schweitzer</strong> interniert.<br />
Doch schon nach vier Monaten<br />
dürfen sie ihre Arbeit im Spital fortsetzen.<br />
Helene kümmert sich jetzt neben<br />
den Kranken auch noch um Europäer,<br />
die vom Kriegsausbruch überrascht<br />
worden sind und vorerst nicht<br />
in ihre Heimat zurückkehren können.<br />
Durch den Kriegsausbruch werden aus<br />
42<br />
den geplanten 2 Jahren Lambareneaufenthalt<br />
4 1/2 Jahre. Durch Überarbeitung<br />
ist Helenes Gesundheitszustand<br />
1916 so schlecht, dass sie eine<br />
mehrmonatige Erholungspause einlegen<br />
muss.<br />
Kaum hat sie 1917 die Arbeit wieder<br />
aufgenommen, da müssen sie und ihr<br />
Mann auf Befehl der Regierung in Paris<br />
Lambarene unverzüglich verlassen<br />
und werden als Kriegsgefangene nach<br />
Frankreich gebracht.<br />
1924 kehrt <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> nach<br />
Lambarene zurück, während seine<br />
Frau Helene wegen einer noch nicht<br />
ausgeheilten Lungentuberkulose zusammen<br />
mit ihrer Tochter Rhena in<br />
Deutschland zurückbleibt. Erst 1929<br />
ist Helene wieder in der Lage, ihrem<br />
Mann nach Lambarene zu folgen. Dafür<br />
ist sie dankbar, und sie ist glücklich,<br />
auch weil sie weiß, dass ihre<br />
Tochter in der Herrnhuter Schule gut<br />
behütet und versorgt ist. Als sie bei<br />
ihrer Ankunft festlich empfangen wird<br />
und die neuen, praktischen Spitalbauten<br />
und den großen Gemüsegarten<br />
sieht, ist sie hoch erfreut über das,<br />
was ihr Mann hier in der Zwischenzeit<br />
geschaffen hat. Voll Schaffensdrang<br />
nimmt sie sofort wieder ihre pflegerische<br />
Arbeit auf und kümmert sich daneben<br />
noch um die Errichtung eines<br />
Heimes für Säuglinge und Waisenkinder.<br />
Ein ganz besonderes Erlebnis ist<br />
es für sie, dass sie ihren 51. Geburtstag<br />
gemeinsam mit ihrem Mann an<br />
der „Helenenbucht“ , wie diese Bucht<br />
seit diesem Tage heißt, feiern kann.<br />
Doch dieser Aufenthalt währt nicht<br />
lange. Erneut einsetzende tuberkulöse<br />
Fieberschübe zwingen sie schon 1930,<br />
nach Deutschland zurückzukehren.<br />
Aber der sehnliche Wunsch, in Lambarene<br />
an der Seite ihres Mannes zu arbeiten<br />
und den Menschen dort zu helfen,<br />
bleibt in ihr wach. Und so reist<br />
sie, als sich ihr 1941, d.h. mitten im<br />
2. Weltkrieg, als niemand es für möglich<br />
hält, die Gelegenheit dazu bietet,<br />
auf gefährlichen Umwegen und unter<br />
Lebensgefahr nach Lambarene, und<br />
das, obwohl ihre Ärzte ihr ausdrück
lich davon abgeraten haben. Sie kann<br />
nun 5 Jahre lang an der Seite ihres<br />
Mannes arbeiten. 1946 zwingt sie<br />
dann ihr schlechter Gesundheitszustand<br />
zur Abreise nach Europa.<br />
Erst 1955, zum 80. Geburtstag ihres<br />
Manns, kommt sie wieder zu einem<br />
längeren Besuch nach Lambarene. Zu<br />
einer Mitarbeit im Spital ist sie in dieser<br />
Zeit nicht mehr in der Lage. Gegen<br />
Ende des Jahres zwingen sie ihre<br />
Krankheit und ihr schlechter Allgemeinzustand<br />
zur Abreise nach Europa.<br />
Obwohl sie bereits todkrank ist, fliegt<br />
sie am 14. Januar 1956 erneut nach<br />
Lambarene, um mit ihrem Mann dessen<br />
Geburtstag feiern zu können. Dieser<br />
Aufenthalt währt etwa 16 Monate.<br />
Als sie dann Lambarene wieder verlässt,<br />
ist ihr und ihrem Manne klar,<br />
dass dieses ein Abschied für immer<br />
ist. Nach ihrer Rückkehr wird sie in<br />
ein Spital in Zürich eingeliefert, wo sie<br />
kurze Zeit darauf verstirbt. Die Urne<br />
mit ihrer Asche wird von <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> später in Lambarene beigesetzt.<br />
Ihre Lungentuberkulose und das später<br />
hinzukommende Herzleiden sind<br />
Beginn und Ursache ihres langen,<br />
kaum bekannten Leidensweges gewesen.<br />
44 Jahre ihres Lebens hat sie in<br />
bewundernswerter Weise Mitverantwortung<br />
für das Werk ihres Mannes<br />
getragen und klaglos große persönliche<br />
Opfer gebracht. Doch trotz aller<br />
Tragik und aller menschlichen Unzulänglichkeiten,<br />
mit denen sie in ihrem<br />
Leben fertig werden musste, ist sie bis<br />
zu ihrem Lebensende den Idealen ihres<br />
Mannes treu geblieben.<br />
Begegnungen mit Rhena<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Miller<br />
Leonore Englmaier, 01257 Dresden<br />
1952 bekam ich das Buch „ <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>- Ein Leben im Dienste der<br />
sittlichen Tat“ von Rudolf Grabs geschenkt.<br />
Das war meine erste „ Begegnung“<br />
mit <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. 1956<br />
ging ich als Kinderkrankenschwester<br />
43<br />
an die Kinderklinik des Stadtkrankenhauses<br />
Dresden - Neustadt. 1962<br />
baute ich die Kinderkrippe für die Kinder<br />
des Personals mit auf und übernahm<br />
im Herbst auch die Leitung der<br />
neuen Einrichtung. Mir kam der Gedanke,<br />
dass die Kinderkrippe einen<br />
Namen tragen müsse. Ich schrieb <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> und bat um die Einwilligung,<br />
dass die Krippe seinen Namen<br />
tragen darf. Im März 1963 traf<br />
ein Brief aus Lambarene ein. In herzlich<br />
gehaltenen Worten gab er seine<br />
Einwilligung zur Namensgebung. Er<br />
wünschte den Mitarbeitern und den<br />
Kindern bestes Gedeihen. Am 1. Juni<br />
1963 zum „ Tag des Kindes“ wurde<br />
der Kinderkrippe in einer schlichten<br />
Feierstunde der Name „ <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>“ verliehen. So wurde <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> zum Schirmherren<br />
unserer Krippe. Über viele Jahre haben<br />
wir Spielzeug und Kinderbekleidung<br />
nach Lambarene geschickt. <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> hat sich noch einmal<br />
dafür bedankt. Damit begann meine<br />
Verbindung nach Lambarene. Brieflich<br />
verbunden war ich dann hauptsächlich<br />
mit seiner Tochter Rhena und mit Mathilde<br />
Kottmann.<br />
Auf der Januarsitzung des <strong>Komitee</strong>s<br />
konnte der Vorsitzende Professor Dr.<br />
Ludwig zur Kenntnis geben, dass er
Frau Rhena Eckert, später <strong>Schweitzer</strong>-<br />
Miller, in die DDR eingeladen habe.<br />
Vom 2. bis 6. Februar 1967 weilte sie<br />
dann in Berlin, Dresden und Leipzig<br />
( Foto S. 43 ). Am 4. Februar besuchte<br />
sie unsere Einrichtung und in einer<br />
Gesprächsrunde mit allen Erzieherinnen<br />
berichtete sie über die wichtigsten<br />
Erkrankungen der Kinder in Afrika<br />
und über ihr Leben im Spital. Damals<br />
gab es in Lambarene auch eine Art<br />
Kinderkrippe für Waisen und Zwillingskinder.<br />
Schwester Rhena war erfreut<br />
über die Gestaltung der Krippe, das<br />
Wandbild ihres Vaters in der Diele des<br />
Hauses und über die vielen Kinder von<br />
0 bis 3 Jahren. So wurde ich für sie<br />
die „ Schwester Leonore“.<br />
Im Januar 1923 fuhr <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />
nach Prag. Er folgte einer Einladung<br />
von Dr. Oskar Kraus, dem Philosophieprofessor<br />
der Karls- Universität.<br />
Mit dieser Empfehlung reiste <strong>Schweitzer</strong><br />
mit Vorträgen und Konzerten in<br />
die Tschechoslowakei, nach Mähren<br />
und Böhmen. Sein erstes Orgelkonzert<br />
gab er am 12. Januar in der deutschen<br />
evangelischen Kirche zu St. Michael<br />
in der Prager Gerbergasse. 70<br />
Jahre später kam Rhena <strong>Schweitzer</strong>-<br />
Miller mit internationalen <strong>Schweitzer</strong>-<br />
Freunden an diesen Ort, um eine Gedenktafel<br />
für ihren Vater einzuweihen.<br />
Danach reiste die Gruppe mit dem<br />
Bus nach Holice und traf dort <strong>Schweitzer</strong>-Freunde<br />
aus Tschechien und<br />
Deutschland ( Bild rechts oben ). Rhena<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Miller wurde von uns<br />
allen ganz herzlich begrüßt. Sie erkannte<br />
mich auch wieder als die<br />
„ Schwester Leonore aus Dresden“.<br />
Gern erinnerte sie sich an den Besuch<br />
in unserer Kinderkrippe. Am 18. und<br />
19. Oktober 1998 wurden unsere<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Freunde vom tschechischen<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis<br />
nach Prag eingeladen, um gemeinsam<br />
in der Kirche zu St. Michael<br />
ein Orgelkonzert zu hören. Im gleichen<br />
und in den folgenden Jahren<br />
konnten auch die Besucher vom<br />
Dresdner Freundeskreis bei den AISL-<br />
Jahrestagungen in Günsbach und Klin<br />
44<br />
genthal/ Frankreich Frau Rhena<br />
<strong>Schweitzer</strong>- Miller begrüßen.<br />
Im Mai 2004 gab es ein Wiedersehen<br />
mit Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller im Elsass.<br />
Sie meinte, dass sie wohl aus Altersgründen<br />
kaum noch einmal nach<br />
Günsbach kommen könnte. Sie war so<br />
erfreut, dass bald 40 Jahre nach dem<br />
Tode ihres Vaters noch immer so viele<br />
Freunde und Verehrer seiner gedachten.<br />
Weihnachten 2007 schickte ich<br />
ihr Fest- und Neujahrssegenswünsche<br />
mit Gedanken zu einer Predigt ihres<br />
Vaters aus dem Jahre 1919. Im Januar<br />
2008 um den 133. Geburtstag des<br />
Arztes von Lambarene erhielt ich<br />
herzliche Grüße von ihr: „ Liebe<br />
Schwester Leonore, vielen Dank für<br />
Ihre schöne Karte, lieben Wünsche<br />
und Ihren Gedanken zu meines Vaters<br />
Predigt. Das Jahr 2008 hat jetzt begonnen<br />
und ich sende Ihnen beste<br />
Wünsche, das es ein Gutes für Sie<br />
sein wird, wie auch meinen Dank für<br />
Ihre Betreuung des Dresdner <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreises. ….“<br />
Am 14. Januar 2009 begeht Rhena<br />
den 90. Geburtstag. Das ist zugleich<br />
der 134. ihres Vaters. Möge Frau Rhena<br />
<strong>Schweitzer</strong>-Miller noch viele schöne<br />
Jahre verleben.
Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V.<br />
und alle Leser wünschen von Herzen<br />
alles Gute.<br />
Weitere Berichte<br />
Lambarene ist eine Reise<br />
wert.<br />
Wilfried Häder, Merseburg<br />
Mit 20 Jahren hörte ich etwas über <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> und dem Spital im Urwald.<br />
Alles, was ich in die Hände bekam,<br />
wurde gelesen. Ehrfurcht vor<br />
dem Leben und Ich bin Leben, das leben<br />
will, inmitten von Leben, das leben<br />
will waren die Kernsätze, die mich<br />
faszinierten. Ich fand den Entschluss<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s toll, mit dem 30.<br />
Lebensjahr den Beruf aufzugeben,<br />
Medizin zu studieren, um den Armen<br />
der Ärmsten zu helfen. Als sich die Arbeitskollektive<br />
in der DDR Namen geben<br />
sollten, machte ich <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> als Vorschlag. Der Vorschlag<br />
wurde angenommen. <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong> wurde angeschrieben und<br />
er gab seine Zustimmung. Wir versorgten<br />
das Spital mit Medikamenten<br />
aus werkseigener Produktion. Der ersten<br />
Sendung legten wir einen gerade<br />
erschienenen Bildband über Georg<br />
Friedrich Händel bei. Darauf hin bekamen<br />
wir einen 2. Brief von <strong>Albert</strong><br />
<strong>Schweitzer</strong>. Die <strong>Schweitzer</strong>filme von<br />
Erika Anderson wurden im Vortragssaal<br />
des Werkes und im Kulturhaus<br />
Wolfen gezeigt.<br />
Nun wollte ich selbst einmal Lambarene<br />
kennenlernen. Elf Personen trafen<br />
sich Ende Juni 2007 , um mit dem Organisator<br />
Dr. Roland Wolf, Präsident<br />
der Internationalen Stiftung für das<br />
Spital in Lambarene(FISL), auf dem<br />
Flughafen in Frankfurt/M., um nach Libreville,<br />
der Hauptstadt der Republik<br />
Gabun zu fliegen.Überrascht wurde<br />
ich bei der Gepäckkontrolle, vor und<br />
hinter mir mussten Gepäckstücke geöffnet<br />
werden.<br />
Hospital <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> war für<br />
mich das Stichwort und so konnte ich<br />
45<br />
unkontrolliert passieren.<br />
Das Hospital hat in Gabun einen hohen<br />
Stellenwert, dies konnten wir<br />
auch bei den vielfachen Straßenkontrollen<br />
feststellen. Sobald der Schriftzug<br />
Hospital A.S. gesichtet wurde,<br />
gab es freie Fahrt. So konnte ich mir<br />
meinen Wunsch erfüllen und das Werk<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s in Augenschein<br />
nehmen. Ich war überwältigt. Tief bewegt<br />
stand ich vor dem kleinen Friedhof<br />
des Hospitals. Hier fand ich die<br />
Bestätigung, dass statt Blumen und<br />
Geschenke zu meinem 70. Geburtstag<br />
eine Spende für Lambarene besser<br />
angebracht war.<br />
Erneut konnte ich dem Spital 500 €<br />
vor Ort übergeben. Dagegen sind<br />
Sachspenden nur mit Rücksprache des<br />
Spitals, des Deutschen Hilfsvereins<br />
oder des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s<br />
e.V. sinnvoll.<br />
Nach Redaktionsschluss<br />
Das 17. Benefizkonzert in Cottbus am<br />
25.09.08 war ein voller Erfolg.<br />
Die Rekordsumme von 1.881,85 €<br />
Spendeneinnahme ist der Dank für<br />
das große Bemühen von Alfred Ullmann<br />
und Uwe Alex und allen Helfern.<br />
Ein sehr interessantes Programm<br />
konnten die Zuhörer erleben, die Musikschule<br />
Cottbus überrascht immer<br />
wieder mit einem neuen und interessanten<br />
Programm. Den mitwirkenden<br />
Schülern und Lehrern gebührt ein<br />
großer Dank.<br />
Sehr geehrter Herr Alex,<br />
vielen herzlichen Dank für den wunderschönen<br />
Abend im Konservatorium,<br />
den Sie uns und unseren Eltern<br />
ermöglicht haben. Die Leistungen der<br />
jungen Künstler waren erstklassig.<br />
Wir haben nicht nur einen Kunstgenuss<br />
erlebt, sondern gleichzeitig eine<br />
gute Sache unterstützt.<br />
Alles Gute für Sie und Ihre Familie<br />
wünschen<br />
Cordula und Norbert Grätz
Reise-Resümee<br />
Eberhart Wissel, 01328 Dresden<br />
2003 startete ich erstmalig über die Grenzen Europas nach Afrika und bekam<br />
gleich gelehrt: Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit. Mit einem Bücherwissen<br />
von fast 40 Jahren zu Lambarene und einer Korrespondenz zu 60<br />
Briefpartnern in 20 Ländern hatte ich ein gutes Rüstzeug, um die Wirkungsstätte<br />
des Urwalddoktors, seine „ Improvisation“ zu besuchen und persönlich zu entdecken.<br />
Mit 56 Jahren hat mich dann das Spital „ infiziert“ und es folgten 6 weitere<br />
Reisen.<br />
<strong>Schweitzer</strong> reiste als 38jähriger mit seiner Frau Helene auf den schwarzen Kontinent<br />
und schuf ein Werk der Hilfe und Nächstenliebe, das bis heute arbeitet. 14<br />
mal nahm er die Reiseerschwernisse auf sich, um den Menschen in Gabun zu helfen.<br />
Sein Vorbild ist nicht vergessen und immer mehr Interessierte begeben sich<br />
auf die Spuren eines Idealisten, der sich seine Ethik- Träume verwirklichte. Das<br />
Refugium der Menschlichkeit<br />
begeistert heute junge<br />
Menschen, die auf der Suche<br />
nach dem Sinn des Lebens<br />
sind. In einer Gemeinschaft<br />
Gleichgesinnter<br />
spielt aber das Alter keine<br />
Rolle, wie eine Mitreisende<br />
von 87 Jahren zeigte.<br />
<strong>Schweitzer</strong> und zahlreiche<br />
seiner Helfer im Tropenklima<br />
beweisen, wie ein<br />
Glaube zum Jungbrunnen<br />
wird und Kraft spendet, wo<br />
sonst das Dasein schwierig<br />
ist. Nicht jeder hat aber<br />
die Möglichkeit, die Orte<br />
der besonderen Hingabe des Dienens aus dem Erbe <strong>Schweitzer</strong>s aufzusuchen. Da<br />
tröstet er: Jeder kann sein Lambarene haben, denn es ist ein Symbol des Denkens.<br />
So wird jeder Platz, wo Menschlichkeit praktiziert wird, zu einem persönlichen<br />
Lambarene. Selbst Helene <strong>Schweitzer</strong> konnte ihren Mann nicht immer an<br />
den Äquator begleiten. In aller Demut, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit wirkte<br />
sie von zu Hause aus und die <strong>Schweitzer</strong>- Freunde in aller Welt gedenken auch ihres<br />
130. Geburtstages nach dem 134. ihres Mannes im Januar 2009. <strong>Weimar</strong> hatte<br />
die Möglichkeit, am 1. Oktober 2008 an den großen Humanisten zu erinnern,<br />
denn vor 40 Jahren wurde am Kegelplatz sein ebenerdiges Denkmal als das Erste<br />
überhaupt eingeweiht. Die Uhren haben bei uns und in Lambarene eine Zeitzone.<br />
Wir sollten deshalb lernen, die Vergangenheit nicht zu vergessen, Verantwortung<br />
zu tragen, Mut zum Bekenntnis und Vertrauen auf die eigene Kraft zu haben. Ob<br />
Europäer oder Afrikaner, wir haben nur ein Leben und eine Welt und sollten endlich<br />
uns den globalen Forderungen auch als Einzelne stellen: Der Ethik der Ehrfurcht<br />
vor allem Leben.<br />
46
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort.....................................................................................1<br />
http://www.albert-schweitzer-weimar.de...........................................1<br />
Aus der Arbeit des <strong>Komitee</strong>s und der Stiftung................................2<br />
Bücherspende aus Hamburg.............................................................2<br />
Lambarene und internationale Aktivitäten.....................................3<br />
Hauptversammlung der AISL 2008 in Klingenthal/Elsass.......................3<br />
Einweihung der neuen Glocke im Lepradorf<br />
am 28. März 2008...........................................................................4<br />
Das Spital 2007 in Zahlen................................................................5<br />
40 Jahre <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Denkmal in <strong>Weimar</strong>..................................7<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk- und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong>..............8<br />
Museumsnacht 2008 in der Gedenkstätte - ein voller Erfolg...................8<br />
Flohmarkt 2008 in der Gedenkstätte................................................10<br />
Aus dem Gästebuch.......................................................................10<br />
Titelthema:<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und Johann Sebastian Bach..............................12<br />
Bildtafeln, die in der Gedenkstätte <strong>Weimar</strong> zu sehen sind-...................12<br />
Bildtafel 1....................................................................................12<br />
Bildtafel 2....................................................................................13<br />
Bildtafel 3....................................................................................14<br />
Aus unserem Archiv: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und J.S. Bach.........................15<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Orgelkonzept aus der Sicht der Gegenwart und eine<br />
Skizze der 200jährigen Geschichte des Jehmlich Orgelbaus.................16<br />
Gedanken zum Bild vom Menschen bei Bach und <strong>Schweitzer</strong>...............17<br />
Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben........................................22<br />
Gedanken zur Sterbehilfe...............................................................22<br />
Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben.............................................25<br />
Die Ethik der Ehrfurcht vor den Tieren..............................................27<br />
Aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen...............................29<br />
125 Jahre Förderschule „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ in Halberstadt..................29<br />
Schülerinnen und Schüler feierlich verabschiedet...............................30<br />
Bühnenstück über <strong>Schweitzer</strong> in Henningsdorf...................................31<br />
Pädagogischer Tag in <strong>Weimar</strong>.........................................................31<br />
Informations- und Unterrichtsmaterial für Pädagogen.........................31<br />
Zusammenarbeit mit Namensträgern...............................................32<br />
Junge Menschen schreiben über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.............................34<br />
Erster <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag am Gymnasium in Limbach-Oberfrohna. . .36<br />
Bericht über die Projekttage 2007 zu Ehren <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s:...........37<br />
Null-Problemo...............................................................................37<br />
<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> im Ethikunterricht an einer Chemnitzer Berufsschule. 38<br />
Im Namen eines Nobelpreisträgers..................................................40<br />
Zwei starke Frauen...................................................................41<br />
47
Helene <strong>Schweitzer</strong>-Bresslau: Ihre karikative und kreative Arbeit in<br />
Lambarene...................................................................................41<br />
Begegnungen mit Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller........................................43<br />
Weitere Berichte.......................................................................45<br />
Lambarene ist eine Reise wert. .......................................................45<br />
Nach Redaktionsschluss.................................................................45<br />
Reise-Resümee.............................................................................46<br />
Nach Redaktionsschluss............................................................48<br />
Schulspende.................................................................................48<br />
Nach Redaktionsschluss<br />
Schulspende<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Die Spende der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Oberschule in Hennigsdorf in Höhe von<br />
2.570,00 € ist auf unserem Konto in Straßburg angekommen und sofort nach<br />
Lambarene weitergeleitet worden.<br />
Wir werden das Geld dort für den Neubau von Toiletten für das neue<br />
Schulgebäude und den Bau von Außentoiletten für das alte Gebäude benutzen.<br />
Nach Fertigstellung der Baumaßnahme werde ich Ihnen eine Mitteilung mit Foto<br />
zukommen lassen.<br />
Ich bitte Sie, der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in Hennigsdorf den herzlichen Dank der<br />
Internationalen Stiftung für das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Spital in Lambarene zu<br />
übermitteln. Ein Dank-schreiben aus Lambarene wird der Schule auf dem Postweg<br />
zugesandt werden.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Roland Wolf, Präsident der FIS<br />
Von Herrn Eberhart Wissel(Vorstand ASK <strong>Weimar</strong>) gingen Beiträge ein, die aus<br />
Platzgründen nun im Internet zu lesen sind: www.albert-schweitzerweimar.de/beitraege/eberhart-wissel.html<br />
16. Afrika-Symposium in Holice<br />
Auf dem 16. Afrika – Symposium in Holice am 04. Oktober 2008 standen das<br />
Leben und die Arbeit der Frauen berühmter Afrikaforscher auf dem Programm<br />
(Human- und Tiermediziner, Geologen, Geografen, Reiseschriftstellern u. a.).<br />
Anlässlich des 50. Todestages von Frau Ruzena Holubova trafen sich ca. 40 Personen<br />
aus vier Ländern im Kulturhaus der Stadt Holice: Tschechien, Slowakei,<br />
Österreich und Deutschland, um der aktiven und resoluten Begleiterin ihres<br />
Ehemannes Emil Holub zu gedenken.Mit zwei Beiträgen wurden Helene<br />
<strong>Schweitzer</strong>s außergewöhnliche Leistungen für ihren Mann hervorgehoben. Frau<br />
Dr. Darina Hartlova, Pribam, sprach über Helene <strong>Schweitzer</strong>s und E. Wissel<br />
(Vorstand <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong>) gab einen verkürzten Überblick<br />
über das entbehrungsreiche und aufopferungsvolle Leben Helene <strong>Schweitzer</strong>s.<br />
Alles im Internet: http://ask-weimar.blogspot.com/ Label:Holice<br />
48