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Rundbrief Nr. 75 - Albert-Schweitzer-Komitee eV Weimar-Startseite

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Vorwort<br />

http://www.albert-schweitzer-weimar.de<br />

Klaus-Dieter-Voigt<br />

Nun sind wir wieder einen Schritt weiter- wir haben eine eigene und aussagekräftige<br />

Internetadresse. Ich glaube, dass sie gut zu merken ist.<br />

Unsere Homepage ist sehr einfach und übersichtlich gestaltet.<br />

Keine Werbung, kein Schnickschnack, denn in dieser Homepage soll sich der<br />

Charakter <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s widerspiegeln.<br />

Nach dem Start haben Sie einen Überblick über das Angebot. Unter Neu-aktuell<br />

werden die neuen Beiträge aufgelistet und man gelangt direkt zum Beitrag.<br />

Der Veranstaltungskalender wird bei Meldungen von Veranstaltungen sofort aktualisiert.<br />

Interessant ist die Statistik zum Besuch der Seiten. Ich war sehr überrascht,<br />

welche Aussagen dort abzulesen sind. Im September waren es durchschnittlich<br />

190 Zugriffe pro Tag:z.B. 470 Klicks auf die Schülerseiten, 380 Besuche auf den<br />

Seiten der Gedenkstätte, die Literaturseiten wurden 400 mal angeklickt.<br />

Folgende Suchbegriffe wurden sehr häufig angegeben: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, <strong>Weimar</strong>,<br />

Lambarene, <strong>Komitee</strong>, Museum.<br />

Ein Hinweis: http:// muss nicht eingegeben werden, es genügt:<br />

www.albert-schweitzer-weimar.de<br />

Bei einigen Beiträgen in diesem Heft ist auch die Internetadresse eingefügt. Berichte,<br />

die hier nicht veröffentlicht werden konnten, sind ebenfalls auf der Homepage<br />

zu finden.<br />

Viel Vergnügen beim Surfen.<br />

Beiträge für den <strong>Rundbrief</strong> können direkt an diese E-Mail-Adresse gesendet<br />

werden:<br />

rundbrief@albert-schweitzer-weimar.de<br />

Redaktionsschluss für 2009 – 15. September 2009<br />

1


Aus der Arbeit des <strong>Komitee</strong>s und der Stiftung<br />

Bücherspende aus<br />

Hamburg<br />

Dr. Bettina Stier<br />

Mit großer Freude konnten wir am<br />

Sonntag, den 21.09.2008 eine Bücherspende<br />

aus dem Nachlass von<br />

Herrn Dr. Hermann Pfeiffer, Wirtschaftsjurist<br />

aus Hannover, entgegennehmen.<br />

Sein Sohn Thomas,<br />

der als Fotograf in Hamburg lebt,<br />

überreichte uns in <strong>Weimar</strong> 43 Bücher<br />

und Broschüren von oder<br />

über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, die Dr.<br />

Pfeiffer über mehrere Jahrzehnte<br />

hinweg gesammelt hatte.<br />

Hermann Pfeiffer war gegen Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges in sowjetische<br />

Kriegsgefangenschaft geraten.<br />

Ein Buch von <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>, das ihm im Lager in<br />

die Hände fiel, half ihm, diese<br />

schwere Zeit zu überstehen. Wie<br />

sehr er von <strong>Schweitzer</strong>s Denken<br />

begeistert und beeinflusst war,<br />

zeigt sich daran, dass er bereits<br />

1948 selbst eine Biographie über<br />

<strong>Schweitzer</strong> verfasste („Werden<br />

und Wirken“, Jung-Stilling-Verlag,<br />

Kreuztal, 1948). Er schickte dieses<br />

Büchlein nach Lambarene und erhielt<br />

einen sehr freundlichen Dankesbrief,<br />

in dem <strong>Schweitzer</strong> u. a.<br />

schrieb: „Was ist das für ein Erleben<br />

für mich, dass die Ehrfurcht<br />

vor dem Leben anfängt ihren Weg<br />

zu machen und dass Menschen<br />

sich bemühen sie in der Mitteilung<br />

von Mensch zu Mensch zu verbreiten.<br />

Ach, wie gerne würde ich versuchen,<br />

Sie kennen zu lernen.“ -<br />

Zu dieser persönlichen Begegnung<br />

von Hermann Pfeiffer und <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> kam es leider nie.<br />

In der Familie Pfeiffer hat <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> immer eine große Rolle<br />

2<br />

gespielt. Während seine Söhne die<br />

von ihrem Vater verfasste Biographie<br />

und <strong>Schweitzer</strong>s Brief nun bei<br />

sich aufbewahren, haben sie mit<br />

der Bücherspende an unseren Verein<br />

den im Testament festgeschriebenen<br />

Wunsch ihres Vaters<br />

umgesetzt, seine Bücher einer<br />

Schule oder einem Verein zu übergeben,<br />

der das Erbe <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>s pflegt. Wir bedanken<br />

uns herzlich bei Familie Pfeiffer.<br />

Wir werden diese interessante und<br />

für uns sehr wertvolle Büchersammlung<br />

sorgsam aufbewahren<br />

und den interessierten Besuchern<br />

unserer Begegnungsstätte in geeigneter<br />

Form zur Verfügung stellen.<br />

Foto: Hermann Pfeiffer<br />

( 22.04.1916-11.07.2007)


Lambarene und internationale Aktivitäten<br />

Hauptversammlung der AISL 2008 in Klingenthal/Elsass<br />

Dr. Reichardt, Radeburg<br />

Die Goethe-Stiftung Basel, vertreten durch Frau Prof.Stintzi, hatte als Eigentümer<br />

des kleinen, aber feinen Schlosses in Klingenthal zur diesjährigen Jahrestagung<br />

der Internationalen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gesellschaft eingeladen. Der Ort liegt am<br />

Fuße der Vogesen nahe Obernai unweit von Straßburg und war schon wiederholt<br />

Tagungsort.<br />

Hauptthematik war in diesem Jahr die Zukunft der AISL und der Leitung des<br />

Günsbacher <strong>Schweitzer</strong>hauses mit dem zentralen Archiv. Madame Poteau wird<br />

spätestens im August 2009 endgültig in Ruhestand gehen. Zur nächsten AISL-<br />

Tagung am 1. und 2.Mai nächsten Jahres muß eine Nachfolgeregelung erfolgen.<br />

Um diese vorzubereiten, hatte das Comité Directeur einen Berater bestellt, der<br />

gemeinsam mit dem Präsidenten die Anforderungen an die Nachfolgepersönlichkeit<br />

aus einer Ist-Analyse des Zentrums und mit einem erweiterten Leistungsprofil<br />

vorbereiten sollte. Damit beauftragt wurde Damien Mougin,<br />

zeitweiliger Verwaltungsdirektor des Lambarene-Spitals.<br />

Um die Zukunft sicherzustellen, ist eine Professionalisierung der Einrichtung,<br />

einschließlich finanzieller Autonomie und Sicherung der Bestände des Archivs<br />

mit den Mitteln moderner Elektronik, Grundvoraussetzung. Gleichzeitig ist die<br />

Öffentlichkeitswirkung zu intensivieren, zum Beispiel durch ständige Aktualisierung<br />

der Internetpräsentation, engere Zusammenarbeit mit nationalen <strong>Albert</strong>-<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Vereinigungen, Bildung von Arbeitsgruppen für bestimmte Schwerpunkte<br />

der <strong>Schweitzer</strong>pflege, Maßnahmen zum Schutz des Nachlasses und vor<br />

Missbrauch des Namens.<br />

Eine wesentliche juristische Rolle wird dabei die vom Hilfsverein der Schweiz<br />

eingerichtete „Stiftung <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> – Günsbach/ Bern“ übertragen bekommen,<br />

die bereits das Pfarrhaus verwaltet.<br />

Die Anforderungen an den künftigen Direktor werden also von hohem Niveau<br />

sein, erfordern eine ausgewiesene Management-Qualifikation, Verständnis für<br />

das gesamte <strong>Schweitzer</strong>werk, zumindest deutsche und französische Sprachkenntnisse,<br />

Flexibilität und Mobilität.<br />

Daraus ergeben sich auch finanzielle Voraussetzungen für die Personalie, die<br />

nur durch Eigenerwirtschaftung gesichert werden können. Eine gewisse Hilfe<br />

dabei ist die jetzt europaweit mögliche Ausstellung von steuerlich absetzbaren<br />

Spendenbescheinigungen.<br />

Parallel zu dieser Aufwertung der Funktion des Direktors leiten sich daraus auch<br />

erweiterte Aufgaben für die Mitglieder der AISL und insbesondere des Comité<br />

Directeur ab, um die Wirksamkeit der AISL international zu stärken. Erfreulich<br />

ist die aktive Tätigkeit der Vertreter der USA, die den Geist <strong>Schweitzer</strong>s an Jugendliche<br />

weitergibt. Nur so kann die Ehrfurcht vor allem Leben weltweit vermittelt<br />

und wirksamer werden als bisher.<br />

Erforderlichenfalls wird zumindest das Comité Directeur im Herbst zu einer<br />

Sondersitzung einberufen werden, um Entscheidungen der Hauptversammlung<br />

zur Weiterführung des Zentrums Günsbach vorzubereiten.<br />

Dr.Roland Wolf und Dr.Hans-Peter Müller berichteten über das Spital in Lambarene,<br />

das trotz wiederholter personeller Probleme in der Verwaltung die medizinische<br />

Arbeit erfolgreich fortsetzt und auch finanziell vom Staat Gabun jetzt<br />

3


esser und vor allem regelmäßig unterstützt wird. Im Ort Lambarene wird das<br />

bisherige Regierungskrankenhaus durch einen auch medizintechnisch hochqualifizierten<br />

Neubau ersetzt. Offen ist die personelle Ausstattung. Aber auf jeden<br />

Fall entsteht eine ernstzunehmende Konkurrenz, die eine fachliche Spezialisierung<br />

und gegebenenfalls auch Arbeitsteilung erforderlich werden lässt. Prophylaxe<br />

und dezentrale ambulante und teilstationäre Aufgaben werden weiter an<br />

Bedeutung gewinnen!<br />

Der Tagung in Günsbach im kommenden Jahr wird sich am 3. Mai ein <strong>Albert</strong>-<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Tag in Basel anschließen. Der Vorschlag von Herrn Wissel, auch unsere<br />

Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong> einmal für die AISL als Versammlungsort zu nutzen,<br />

wurde mit Interesse aufgenommen Desgleichen die umfangreichen<br />

Bemühungen des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. und ostdeutscher Freundeskreise,<br />

<strong>Schweitzer</strong> an Pädagogen und Jugendliche heranzutragen.<br />

Einweihung der neuen Glocke im Lepradorf<br />

am 28. März 2008<br />

Dr. Roland Wolf, Präsident der Internationalen Spitalstiftung FISL<br />

Der Transport der neuen Glocke für das Dorf des Lichtes erforderte<br />

doch viel Mühe und viele organisatorische Aktivitäten. Nachfolgend einige<br />

Daten, die die Dauer des Transportes belegen:<br />

17. April 2007: Transport von der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer<br />

(bei Cottbus in Brandenburg) nach Straßburg<br />

22. April 2007: Abtransport im Container zum Rheinhafen in Straßburg<br />

03. Mai 2007: Abfahrt des Schiffes nach Holland<br />

27. Juni 2007: Ankunft der Glocke in Libreville<br />

22. Juli 2007: Ankunft der Glocke in Lambarene<br />

28. März 2008: Feierliche Einweihung der Glocke im Dorf des Lichtes<br />

Auf dem Weg, der vom alten Spital <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s zum aktuellen Krankenhaus<br />

führt, liegt am Rande eines kleinen Platzes die Tischlerwerkstatt. Am Morgen<br />

nach meiner Ankunft werfe ich einen Blick hinein, und da steht sie, die<br />

Glocke, nicht zu übersehen in ihrem massigen Tragegestell. Man hat Eisenholz<br />

dafür genommen, wie es auch für Bahnschwellen verwendet wird, etwas größer<br />

als das vorgesehene Maß, damit aber auch solider. Nach Aussage des technischen<br />

Direktors, Peter Teh, wiegt das Gestell mehr als die Glocke selbst, die<br />

über 200 Kilogramm auf die Waage bringt.<br />

Die offizielle Einweihung ist für den Freitag vorgesehen. So können die Stiftungsratsmitglieder,<br />

die bereits zur jährlichen Sitzung eingetroffen sind, an der<br />

Feier teilnehmen. Das ist wichtig für die Bewohner des Lepradorfes, die sich oft<br />

ein wenig vernachlässigt fühlen gegenüber den Einwohnern des Spitaldorfes,<br />

obwohl beide nur etwa 500 Meter trennen.<br />

Bereits am Mittwoch wird die alte Glocke abgenommen, die schon seit geraumer<br />

Zeit keinen Ton mehr von sich gab. Sie nimmt nun als Zeitzeugin ihren<br />

Weg ins Museum im alten Spital. Am Tag darauf wird die neue Glocke aus ihrem<br />

Gestell genommen und dieses demontiert. Zusammen sind Glocke und Gestell<br />

zu schwer, um transportiert zu werden. Im Lepradorf wird dann alles erneut zusammengesetzt<br />

und auf dem erneuerten Betonsockel mit dem frisch gestrichenen<br />

Wellblechdach aufgestellt. Nun ist alles bereit für die Einweihung am<br />

nächsten Tag.<br />

Als ich kurz vor elf Uhr im Lepradorf ankomme, sitzen die Dorfältesten, darun­<br />

4


ter einige der letzten der noch rund 30 ehemaligen Leprakranken, auf Bänken<br />

vor der Behandlungshütte, die den Namen von <strong>Schweitzer</strong>s schwedischer Gönnerin,<br />

der Baronin Greta Lagerfelt, trägt. Vor ihnen das Gestell mit der neuen<br />

Glocke auf dem Betonsockel, dahinter geht der Blick über die „Hauptstraße“,<br />

die zwischen den beiden Reihen langgestreckter Hütten nach oben ansteigt, wo<br />

unter Schatten spendenden Bäumen die asphaltierte Straße zum Neuen Spital<br />

führt.<br />

Plötzlich ertönt heller Gesang aus Kinderkehlen, und zwischen zwei Häuserzeilen<br />

kommt mit rhythmischen Bewegungen der Mädchenchor hervor und stellt<br />

sich, unterstützt von zwei Trommlern, unweit der Glocke auf. Zwischen ihnen<br />

und den Bänken für das Publikum befindet sich ein Tisch, an dem ich mich mit<br />

dem protestantischen Hilfsgeistlichen niederlasse, der den verhinderten Pastor<br />

vertritt.<br />

In einer kurzen Ansprache zeichne ich die Geschichte des Lepradorfes und seine<br />

Bedeutung für <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und sein Krankenhaus nach und gehe dann<br />

auf die neue Glocke und deren Spender ein. Und erinnere die Dorfbewohner<br />

daran, dass es nun ihre Aufgabe sein wird zu bestimmen, wann und durch wen<br />

die neue Glocke geläutet wird.<br />

Den weiteren Verlauf bestimmt der Geistliche, dessen Gebete und Bibelverse<br />

immer wieder vom Gesang des Mädchenchors unterbrochen werden. Den Abschluss<br />

bildet die Weihe der Glocke, die nun zum ersten Mal geläutet wird. Wie<br />

man mir später berichtet, ist ihr Klang bis ins Spital gedrungen. Und ich bin<br />

ziemlich sicher, dass er auch über den nördlichen Flussarm des Ogowe hinweg<br />

am Ufer der Insel zu hören ist, auf der sich das Zentrum von Lambarene befindet.<br />

Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong> sagt Danke<br />

Auf Initiative von Alfred Ullmann aus Cottbus(Land Brandenburg), ist diese Aktion<br />

zustande gekommen. Die Stiftung „<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk-und Begegnungsstätte<br />

<strong>Weimar</strong>“ und das „<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e. V.<br />

<strong>Weimar</strong>“,unterstützen ideell und finanziell dieses großartige Projekt. Wir danken<br />

Herrn Alfred Ullmann, allen Sponsoren und Spendern und Herrn Dr. Wolf<br />

für seine Bemühungen um den Transport und den Bau des Glockenstuhls in<br />

Lambarene. Besonderer Dank gebührt der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer(Land<br />

Brandenburg) und der „Karin und Uwe Hollweg-Stiftung“Bremen<br />

.<br />

Das Spital 2007 in Zahlen<br />

Dr. Wolf<br />

1. Stationäre Behandlungen<br />

Chirurgie: 1.606<br />

Frauenklinik: 1.161<br />

Kinderklinik: 1.470<br />

Allg. Medizin: 1.314<br />

Geburten: 811<br />

2. Ambulante Untersuchungen<br />

5<br />

Patienten insgesamt: 24.762<br />

Allg. Medizin: 7.958


3. Operationen<br />

Chirurgie: 1.958<br />

Kinderklinik: 5.081<br />

Gynäkologie: 1.816<br />

Geburtsklinik: 1.453<br />

Zahnklinik Spital 4.829<br />

Zahnklinik mobil 2.456<br />

Augenklinik: 202<br />

Notaufnahme: 2.952<br />

Mutter-und-Kind-Dienst: 729<br />

Buschambulanzen: 9.541<br />

Aids-Tests: 1.798 (davon positiv: 258)<br />

Zahl der Patienten: 1.606<br />

Zahl der Operationen 1.427<br />

Unfälle: 529<br />

Gynäkologische Eingriffe: 231<br />

Leistenbrüche (Hernien) 341<br />

4. PTME-Programm (Verhinderung der AIDS-Übertragung auf das Neugeborene)<br />

5. Personal<br />

Pränatale Untersuchungen: 929<br />

HIV-Tests: 928<br />

Testergebnis abgeholt: 928<br />

HIV-positiv: 47<br />

Ärzte: 7 (Chirurgie: 2; Innere Medizin: 2; Pädiatrie:<br />

1; Buschambulanz: 1; Zahnklinik: 1<br />

Krankenpfleger(innen): 60<br />

Sonstiges medizinisches Personal: 22<br />

Nichtmedizinisches Personal: 122<br />

6<br />

Foto:Dr.Wolf


40 Jahre <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Denkmal in <strong>Weimar</strong><br />

Dr. Horst-Peter Reichardt, Radeburg<br />

Am 1. Oktober 1968 wurde das von Bildhauer Gerhard Geyer geschaffene<br />

Denkmal am Kegelplatz in <strong>Weimar</strong> als weltweit erstes zu Ehren <strong>Schweitzer</strong>s<br />

aufgestellt. 16 Jahre später konnte dann die <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte im<br />

ehemaligen Wohnhaus des Märchensammlers Johann Carl August Musäus am<br />

gleichen Platz eröffnet werden. Dieses historische Gebäude ist fast 300 Jahre<br />

alt. 2008 besuchte eine Reisegruppe von 22 Personen aus Straßburg die Gedenkstätte<br />

und staunte über dieses <strong>Schweitzer</strong>-Memerial in der Stadt Goethes<br />

und Schillers.<br />

Auf dem Foto Mitglieder der Reisegruppe (rechts Dr. Reichardt)<br />

7<br />

Gedenkstein in<br />

Straßburg auf rotem<br />

Vogesenstein.<br />

Foto: Eberhart Wissel


<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk- und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong><br />

Museumsnacht 2008 in der Gedenkstätte - ein voller Erfolg<br />

Mühe und Aufwand haben sich gelohnt<br />

Klaus-Dieter Voigt<br />

Schlägt man das offizielle Faltblatt zur Museumsnacht von <strong>Weimar</strong> auf, so haben<br />

wir das große Glück, gleich an der dritten Stelle zu stehen. Das ist bei 64<br />

Angeboten nicht zu übersehen.<br />

Bereits weit vor 17.00 Uhr füllten sich die Räume für das Konzert auf der Hausorgel.<br />

Ekaterina Leontjewa begeisterte das Publikum - im Flur und im Innenhof<br />

herrschte gespannte Aufmerksamkeit.<br />

Der Beifall schallte durch das<br />

ganze Haus.<br />

Dazwischen kamen viele Besucher,<br />

um sich das Haus und die Ausstellung<br />

anzusehen. Und der Besucherstrom<br />

riss nicht ab.<br />

Herr Wissel, als Kenner von Lambarene,<br />

stand den ganzen Abend<br />

für Gespräche mit den Besuchern<br />

zur Verfügung. Ebenso aktiv war<br />

Frau Walter, die durch ihre Lambarene-Besuche<br />

kompetente Aus­<br />

8


gekündigt. Auch hier füllte sich sehr schnell der kleine Raum.<br />

In der Zwischenzeit waren Frau Lepper und Herr John dabei, belegte Brote vorzubereiten,<br />

Wein und andere Getränke bereitzustellen und Karten für die Museumsnacht<br />

zu verkaufen. Ich war beeindruckt vom Vortrag „Mit eigenen Augen“<br />

von Frau Ruppe, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin von Unicef in Sambia weilte.<br />

Sehr emotional, mit Fotos unterlegt und persönlich noch tief berührt, schilderte<br />

sie die katastrophalen Zustände in diesem Land. Der hohe Anteil von<br />

Aids-Infizierten ist für uns Europäer unvorstellbar. Über 100 000 Kinder sind<br />

laut Unicef infiziert. Die Lebenserwartung liegt bei 37 Jahren. Deshalb gibt es<br />

im Land viele Kinder,<br />

aber die mittlere Generation<br />

fehlt, weil sie an<br />

ihrer Krankheit verstorben<br />

sind, viele Kinder<br />

ohne Eltern.( Im Unicef-<br />

Projektbericht von 2007<br />

erfahren Sie mehr.)<br />

Sehr aufmerksam und<br />

konzentriert verfolgten<br />

die Zuhörer diese Ausführungen.<br />

Frau Dr.<br />

Stier, die Vorsitzende<br />

des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />

<strong>Komitee</strong> e.V bedankte<br />

sich herzlich für diese<br />

Ausführungen und das<br />

Engagement. Jede erdenkliche Hilfe ermöglicht die Einleitung von Projekten zur<br />

Linderung der Not.<br />

Mit Freude konnten wir auch viele junge Leute im Museum begrüßen. Sie<br />

lauschten aufmerksam dem Konzert und besuchten die Ausstellung im ersten<br />

Stock.<br />

Eine Bereicherung war der Besuch von Mitgliedern des Deutschen Hilfsvereins<br />

(DHV) und einem Mitglied der Stiftung des Deutschen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Zentrums<br />

Frankfurt am<br />

Main, die mit unserem<br />

Vorstand einen Gedankenaustausch<br />

pflegten, ein Zeichen<br />

der Bereitschaft, kooperativ<br />

mit dem <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />

<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong><br />

zu arbeiten. Bei diesem<br />

Ideenaustausch<br />

wurden viele gemeinsameAnknüpfungspunkte<br />

gefunden.<br />

In den späten Abendstunden<br />

wurde es<br />

nochmals richtig gemütlich,<br />

Livemusik und Tollerei mit der Gruppe "VOLLCHLORE".<br />

9


Die gute Vorbereitung durch Frau Lepper erhielt Unterstützung durch Herrn<br />

John, Frau Walter, Frau Dr. Stier, die Herren Wissel und Voigt.<br />

Ein inneres Bedürfnis hatte Frau Koch zu helfen und dabeizusein. Sie wurde mit<br />

Freuden aufgenommen.<br />

Allen, auch den ungenannten Akteuren, ein großes Dankeschön.<br />

Dank und Lohn sind die ca. 300 Besucher, über 100 € Spendeneinnahmen und<br />

125,-€ durch Bücherverkauf. Die Stadt <strong>Weimar</strong> übernimmt die Unkosten der<br />

Veranstaltung.<br />

Flohmarkt 2008 in der Gedenkstätte<br />

Beate Lepper<br />

420 € sind in diesem Jahr die Einnahmen der 4.Flohmarktauflage in der <strong>Albert</strong>-<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong>. Da ist den Käufern der “Flöhe” zu danken,<br />

aber auch den Spendern von “Flöhen”, denn nach dem letzten Flohmarkt war<br />

unser Warenbestand beträchtlich geschrumpft.<br />

Besonderen Anteil hat hier eine <strong>Weimar</strong>er Lehrerin, die bei einem Besuch mit<br />

ihren Schülern im Rahmen des Ethikunterrichtes die Möglichkeit entdeckte, Umzug<br />

bedingten, dezimierten Hausrat noch einem guten Zweck zuzuführen. Also<br />

wechselten Walking-Stöcke, Brotkasten, Geschirr u.v.m. den Besitzer. Besonders<br />

beliebt waren alte, romantische Wäschestücke mit zarten Spitzen, die von<br />

unserem Mitglied Frau Pleißner gespendet wurden. Schön, wenn man zu den<br />

“Flöhen” die jeweilige Geschichte kennt und dann auch erfährt, dass der neue<br />

Besitzer das erworbene Stück als Souvenir nach Australien verschicken will.<br />

Während die nicht verkauften Waren wieder verpackt und auf dem Dachboden<br />

eingelagert werden, bleibt unser Bücherflohmarkt das ganze Jahr bestehen.<br />

Immer wieder werden neue Bücher dazu gelegt und andere verkauft. Für ein<br />

großes Buch muß man 1,00 Euro bezahlen, ein kleines Buch kostet 0,50 €. Für<br />

jeden Geschmack ist etwas dabei. Der selbst gebackene Kuchen erhöhte die<br />

Einnahmen und trug entscheidend zum Erfolg des Flohmarktes bei.<br />

Danke an die Bäckerinnen!<br />

Im Mai 2009 wird es wieder einen Flohmarkt geben.<br />

Aus dem Gästebuch<br />

der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk-und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong><br />

Beate Lepper<br />

“An das Werk <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s erinnert zu werden, tut gut” schreibt im Juli<br />

ein Besucher.<br />

Auch Heide und Bernd Hanewinkel sind “ überrascht von dieser wunderschönen<br />

Oase mit der sorgfältig arrangierten Ausstellung”.<br />

Gäste aus Australien schreiben: “Auch wir sind von seiner geleisteten Arbeit<br />

zum Wohle des Menschen angetan und er ist ein Vorbild für jeden einzelnen<br />

und im Besonderen für uns.”<br />

Schüler der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in Bad Freienwalde bedanken sich<br />

mit einer sehr gelungenen Zeichnung und einem Eintrag im Gästebuch: “Wir<br />

sind Schüler der 10.Klassen der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule aus Bad Freienwalde.<br />

Gern besuchten wir diese Gedenkstätte und konnten unser schulisches Wissen<br />

wieder auffrischen. Unsere Schule trägt den Namen seit 1963. Durch einen regelmäßigen<br />

Briefkontakt unseres Direktors zu A. <strong>Schweitzer</strong> haben wir viel<br />

10


Neues aus Lambarene erfahren. Zum <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Geburtstag führen wir<br />

regelmäßig Basare durch und spenden den Erlös. Wir wünschen für die Zukunft<br />

viel Erfolg. “<br />

Ein Besucher aus Bremen schreibt: “Wie schön, dass es diese, wenn auch<br />

kleine Gedenkstätte, für das Leben und Werk <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s in <strong>Weimar</strong><br />

gibt.”<br />

Auch im Gästebuch für unsere Gästezimmer stehen dankbare und anerkennende<br />

Worte:<br />

“Ihre angenehme Unterkunft für uns Großeltern mit Tochter, Schwiegersohn<br />

und Enkelkindern ermöglichte uns ein entspanntes Familientreffen aus mehreren<br />

Richtungen. Wir kommen gerne wieder und haben Sie auch schon weiter<br />

empfohlen, denn wir freuen uns, damit die Arbeit im <strong>Schweitzer</strong> Sinne zu unterstützen.“<br />

Familie Dr. Manthei aus Anklam und Familie Badenhorst aus Wintersingen in<br />

der Schweiz besuchten die Gedenkstätte.<br />

Dr. Manthei, ein Tierarzt, erinnerte sich an eine kritische Diskussion über<br />

<strong>Schweitzer</strong>s Ethik unter seinen Berufskollegen. Seine Tochter, eine junge Pastorin<br />

in einer kleinen Gemeinde in der Schweiz, wurde durch den Besuch in der<br />

Gedenkstätte angeregt, wieder einmal zur “<strong>Schweitzer</strong>literatur” zu greifen. So<br />

gestaltet sich der Kontakt zu Besuchern zu einem gegenseitigen Geben und<br />

Nehmen und auch wir erfahren immer wieder Neues von <strong>Schweitzer</strong> oder es erschließen<br />

sich für uns die vielfältigsten Sichtweisen auf <strong>Schweitzer</strong>.<br />

Im Innenhof der Gedenkstätte zur Museumsnacht 2008<br />

11


Titelthema:<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und Johann Sebastian Bach<br />

Bildtafeln, die in der Gedenkstätte <strong>Weimar</strong> zu sehen sind-<br />

Bildtafel 1<br />

12


Bildtafel 2<br />

13


Bildtafel 3<br />

14


Aus unserem Archiv: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und J.S. Bach<br />

Beate Lepper<br />

Vor 300 Jahren kam J. S. Bach in <strong>Weimar</strong> an und verbrachte dort neun Jahre,<br />

in denen er zahlreiche Orgelwerke schuf. Aus diesem Anlaß zeigte die <strong>Albert</strong>-<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte eine Sonderausstellung über Leben und Werk J. S.<br />

Bachs, die uns freundlicherweise vom Eisenacher Bachhaus zur Verfügung gestellt<br />

wurde. Die Ausstellung beinhaltet außerdem eine Darstellung der besonderen<br />

Beziehung, die <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zu dem großen Musiker J.S. Bach und<br />

dessen Werken hatte. Afrikanische Musikinstrumente bereichern die kleine Ausstellung.<br />

Wie diese Instrumente den Weg nach Eisenach fanden, konnten wir in<br />

unserem Archiv nachlesen. Dazu haben wir folgende Zeitungsmeldungen gefunden:<br />

“Musikinstrumente aus Lambarene<br />

Wertvolle Original-Musikinstrumente erhielt das Bachmuseum in Eisenach für<br />

seine “<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte” aus dem <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Hospital in<br />

Lambarene, der ehemaligen Wirkungsstätte des Urwalddoktors.<br />

Es handelt sich um eine reich ornamentierte Handpauke, eine Zanza (Zupfinstrument)<br />

und einen Harfenmusikbogen.”<br />

Diese Zeitungsmeldung erschien im Februar 1970. Zu dieser Zeit erinnerte eine<br />

kleine Ausstellung im Eisenacher Bach-Haus an <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Zwischen <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> und dem Bach-Museum bestand über Jahre ein reger Briefwechsel.<br />

Die Thüringische Landeszeitung schreibt am 27.2. 1970:<br />

“.... Im Eisenacher Bachhaus befindet sich auch neben dem persönlichen Gruß,<br />

den <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> noch vor seinem Tode aus der Urwaldferne Zentralafrikas<br />

übersandte, seine Mahnung gegen Völkerhaß und Atomtod, für eine friedliche<br />

Gesinnung der Menschheit, wie sie ein Johann Sebastian Bach in seinem<br />

Lebenswerk bekundete.”<br />

Mit der Einrichtung der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenkstätte in <strong>Weimar</strong> wurde die<br />

Ausstellung in Eisenach hinfällig. Die Musikinstrumente wurde eingelagert. Nun<br />

sind wir dankbar, dass wir sie in unserer Gedenkstätte zeigen dürfen und sie<br />

kehren damit zu <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zurück.<br />

Eine andere interessante Zeitungsmeldung betrifft die Bach-Monografie<br />

<strong>Schweitzer</strong>s.<br />

Pioniertat der Bachforschung<br />

„Aus Leipzig kommt die Nachricht, daß beim volkseigenen Musikverlag Breitkopf<br />

und Härtel vor wenigen Wochen das 100. Tausend von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s<br />

Bach - Monografie erschienen ist. Damit sind allein seit der ersten Nachkriegsauflage<br />

von 1947 68000 Exemplare des Werkes herausgekommen, ungerechnet<br />

die allerdings in wesentlich geringerer Zahl bei Breitkopf und Härtel in<br />

Wiesbaden erschienenen Ausgaben. Viele Bücher über Johann Sebastian Bach,<br />

sein Leben, sein Werk, seine Persönlichkeit sind seit dem geschrieben wurden.<br />

Keines von denen hat einen derartigen Widerhall gefunden wie <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s<br />

Werk, keines eine so tiefgreifende Spur hinterlassen.”<br />

Vielleicht wurde ja das Buch im <strong>Weimar</strong>er Bachjahr mal wieder in die Hand genommen.<br />

15


<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Orgelkonzept aus der Sicht der<br />

Gegenwart und eine Skizze der 200jährigen Geschichte des<br />

Jehmlich Orgelbaus<br />

Vortrag von Prof. Dr. Frank-Harald Greß, Dresden, im Haus der Kirche,10.März<br />

2008.<br />

Dr. Reichardt, Radeburg<br />

Der <strong>Albert</strong>–<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis Dresden nahm den 325. Geburtstag des<br />

Orgelbauers Gottfried Silbermann und das 200jährige Wirken der Dresdner Orgelbauer<br />

namens Jehmlich zum Anlass, <strong>Schweitzer</strong>s Auffassung von der Interpretation<br />

Bachscher Musik und sein Eintreten für den Erhalt wertvoller<br />

Handwerksorgeln sowie seine Forderungen an den Orgelbau jener Zeit in Erinnerung<br />

zu rufen und gleichzeitig den über Epochen verlaufenden Orgelbau einer<br />

renommierten Dresdner Firma darzustellen.<br />

Zwei hervorragende Experten stellten sich dieser Aufgabe:Professor Greß, ehemaliger<br />

Hochschullehrer an der Dresdner Musikhochschule, und jetzt freischaffend<br />

in der Orgelbauforschung und Orgelplanung tätig, sowie der neue junge<br />

Geschäftsführer Ralf Jehmlich.<br />

Wie alles, das <strong>Schweitzer</strong> in Angriff nahm, so hat er in tiefer Gründlichkeit sich<br />

nicht darauf beschränkt, als Orgelvirtuose zu wirken und letzthin damit auch<br />

Geld für sein Urwaldkrankenhaus zu verdienen. Angeregt von seinem Pariser<br />

Orgellehrer Charles Marie Widor schuf er seine Bachmonographie, auch um seine<br />

Interpretationsweise zu begründen, und beschäftigte sich dadurch naheliegender<br />

Weise auch mit dem Orgelbau. In seiner Schrift „Deutsche und<br />

französische Orgelbaukunst“ setzte er sich vehement gegen die Vernichtung alter<br />

wertvoller Orgeln und deren Ersatz durch sogenannte „Fabrikorgeln“ ein, die<br />

Ende des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts noch so unausgereift waren,<br />

dass sie im Klang keinen künstlerischen Gewinn mit sich brachten,sondern<br />

einen echten Verlust. Jede Orgel habe einen eigenen Charakter, den sich der<br />

Organist jeweils erst erschließen muss. „Wie die Orgeln, so die Organisten“,<br />

schreibt er. Und weiter: „Vollkommene Orgeln erziehen Organisten zur Vollkommenheit;<br />

unvollkommene zur Unvollkommenheit und zum falschen Virtuosentum“.<br />

Persönlich besuchte er eine ganze Reihe von Standorten alter Orgeln und gab<br />

Ratschläge, dass und wie man sie erhalten sollte. Das hat für uns auch einhundert<br />

Jahre nach diesen Kämpfen <strong>Schweitzer</strong>s mit Sicherheit den Vorzug, dass<br />

einige wertvolle Instrumente erhalten geblieben sind. Wie ernst es <strong>Schweitzer</strong><br />

um diese Problematik war, zeigt auch, dass diese Schrift in erster Auflage 1906<br />

erschien, als er bereits Medizin studierte, und in erweiterter zweiter Auflage<br />

1927, als er bereits sein Spital in Gabun zu dritten Mal auf- und ausbaute.<br />

In der heutigen Sicht hat <strong>Schweitzer</strong> wohl ein historisches Verdienst um den<br />

Orgelbau und dessen Denkmalpflege, die ja auch durch umfangreiche Restaurierungen<br />

ein Schwerpunktgebiet der Firma Jehmlich ist. In 200 Jahren haben<br />

mehrere Generationen dieser Familie die ganze Entwicklung des Instrumentes<br />

Orgel mit gestaltet und mit Neuentwicklungen in hohem Maße dazu beigetragen,<br />

dass <strong>Schweitzer</strong> heute wohl nicht mehr ganz so absolute Forderungen aufstellen<br />

würde. Er hat ja für die „Internationale Musikgesellschaft“ vor genau<br />

100 Jahren (1909) bei der Ausarbeitung eines internationalen Regulativs für<br />

Orgelbau mitgewirkt und später sicher auch selbst an mancher „moderner“ Orgel<br />

musiziert.<br />

16


Die beiden Experten zeigten die Entwicklung des Orgelbaus anhand einer Fülle<br />

von Orgeln verschiedener Generationen, die mit dem Namen Jehmlich verbunden<br />

sind. Sie beeindruckten uns musikalische Laien vor allem auch mit der architektonischen<br />

Gestaltung des äußeren Gehäuses der Orgeln vom Barock bis<br />

in die Gegenwart, die in der komplizierten Entwicklung von Porzellanpfeifen gemeinsam<br />

mit der Meißner Manufaktur gipfelt.<br />

Gedanken zum Bild vom Menschen bei Bach und <strong>Schweitzer</strong><br />

Prof. Dr. Ernst Luther<br />

Über <strong>Schweitzer</strong>s Bachrezeption und die Beziehung Musik und Ethik findet man<br />

Studien bei Harald Schützeichel in seiner 1991 veröffentlichten Dissertation<br />

„Die Orgel im Leben und Denken <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s“. Hier geht er auf die unterschiedliche<br />

Bewertung <strong>Schweitzer</strong>s als Musiker ein und verweist auf die direkten<br />

Zusammenhänge zum ethischen Denken. Am deutlichsten sieht er sie in<br />

der Zeit zwischen 1900 und 1908. Die frühe Kulturkritik findet er in den Predigten<br />

von 1902 bis 1911. Den Zusammenhang zwischen Musik und Ethik sieht<br />

Schützeichel besonders in der Moralerziehung. Bach werde zum Erzieher der<br />

Menschheit und erhalte damit auf musikalischem Gebiet eine Bedeutung, wie<br />

sie auf theologischem der Person Jesu zukomme. Und an anderer Stelle: ,,Deshalb<br />

ist die Musik Bachs wie keine andere geeignet, den Menschen zu einer elementaren<br />

Religiosität zu führen.“ Eine solche Sicht ist völlig legitim und wird<br />

gewiss von einer großen Zahl der Verehrer Bachs und <strong>Schweitzer</strong>s so geteilt. Es<br />

sei hier nur auf die zahlreichen Beiträge von Musikern und Musikwissenschaftlern,<br />

von Dichtern und Schriftstellern verwiesen, die in Friedrich Schorlemmers<br />

Anthologie ,,Lieben Sie Bach?“ mehrheitlich wie Wilhelm Furtwängler formulierten:<br />

,,Bach war und blieb in der Hauptsache religiöser Musiker.“<br />

Zu den wenigen, die weltliches und religiöses Schaffen bei Bach als eine Einheit<br />

betrachten, gehört Dimitri Schostakowitsch. Auf die Fragen: ,,Wovon hängt diese<br />

hervorragende Eigenschaft der Bachschen Musik ab, und wodurch wurde sie<br />

hervorgerufen? Was müssen wir von Bach lernen?“, antwortet er:<br />

,,Die tiefste Verbundenheit seiner Schöpfungen mit dem irdischen Menschenleben.<br />

Das Volkslied und der lutherische Choral sind der Urgrund der Bachschen<br />

Thematik. Das ist aber nur ein Teil dessen, was die Volkstümlichkeit Bachs bestimmt.<br />

Für ihn ist das Volkstümliche nicht nur das Volkslied, sondern überhaupt<br />

das gesamte musikalische Erbe seiner Zeit.“<br />

Als einziger der ca. fünfzig Persönlichkeiten, die sich zu Bach äußern, setzt sich<br />

Joachim Kaiser damit auseinander, wie es heute ,,wirkt, Heiliges und Profanes<br />

zu vermengen“.<br />

Ausführlich geht er auf Bachs Weihnachtsoratorium ein, in dem die Gegensätze<br />

zwischen weltlichem Jubel und himmlischer Freude nicht nur überbrückt, sondern<br />

förmlich getilgt sind. Die Musikwissenschaft hat herausgebracht, dass mindestens<br />

zwölf der vierundsechzig Nummern des Weihnachtsoratoriums aus<br />

anderen Werken stammen. Bach vollzieht da eine Oratorien-Taufe, die aus dem<br />

Heidenkind ein Christenkind macht - obwohl es scheinbar unverändert bleibt.<br />

Für <strong>Schweitzer</strong> ist Johann Sebastian Bach mehr als ein religiöser Komponist.<br />

Aber diese Sicht ergibt sich wesentlich durch seine Auseinandersetzung mit<br />

dem philosophischen und theologischen Denken - wozu er ja durch die Doktorarbeiten<br />

auch angehalten war - durch seine Studien über Kant und Jesus.<br />

Aber <strong>Schweitzer</strong> findet die Quelle für das Menschenbild auch in der Vielschichtigkeit<br />

der dem Leben zugewandten Persönlichkeit Johann Sebastian Bachs. Es<br />

sei deshalb auf den Aspekt im Leben beider Persönlichkeiten verwiesen, auf den<br />

ethischen, der seine Quelle im menschlichen Alltag findet, in der Freude am Le­<br />

17


en und in der Verzweiflung an diesem.<br />

Kurz gesagt, es geht mir um die Einheit vom religiösen und weltlichen Bach und<br />

um den Respekt, den <strong>Schweitzer</strong> diesem Bach zollt. Folgen wir der Suche<br />

<strong>Schweitzer</strong>s nach dem tieferen Sinn, sich diesem Bach hinzugeben.<br />

Den Namen Bach verbinden wir mit bedeutenden religiösen Kompositionen. Von<br />

den weltlichen Kantaten ist am ehesten die ,,Kaffeekantate“ bekannt. Aber wer<br />

vermutet schon, dass eine Pfingstmontagskantate ursprünglich ein Geburtstagsständchen<br />

war und das Weihnachtsoratorium auf ein musikalisches Stück<br />

über den Helden Herkules zurückzuführen ist?<br />

Auch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Leben und Werk verbinden wir mit seiner tiefen religiösen<br />

Überzeugung. Kann man sich vorstellen, dass der junge Theologe <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> in der Zeit, als er an dem Bachbuch arbeitet, an seine seit zwei Jahren<br />

eng vertraute Freundin Helene Bresslau folgende Zeilen in der Eisenbahn,<br />

im Dunkel der Nacht meditierend schreibt:<br />

„Auch der Atheismus, wäre er nicht auch eine Religion? Die schönste und die<br />

schwierigste - die, die auf die Religion Christi folgen wird. Hat er nicht im Augenblick<br />

seines Todes gesagt »Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen«?<br />

Er ist also als Atheist gestorben? Wer hat den Mut, diesen Gedanken<br />

zu Ende zu denken?“<br />

Im hohen Alter von 82 Jahren schreibt er einen Brief an einen früheren Konfirmanden,<br />

der ihm mitgeteilt hat, dass er sich schäme, von <strong>Schweitzer</strong> konfirmiert<br />

worden zu sein, weil dieser nicht den rechten Glauben an die<br />

Dreieinigkeit habe.<br />

In dem ergreifenden und zugleich sehr selbstbewusst gehaltenen Antwortbrief<br />

sagt er am Schluss:<br />

,,Darum traget nicht zu schwer daran, daß Ihr Euch meiner schämen müßt, und<br />

trachtet danach, Gottes Kinder zu werden. Und seid friedfertig und lieb mit denen,<br />

die anders denken in Sachen der Religion. Denn unser Herr Jesus hat uns<br />

zum Frieden berufen. Selig sind die Friedfertigen, hat er in der Bergpredigt gesagt.<br />

In allem erweist Euch als die Friedfertigen! Auch in den Glaubensunterschieden,<br />

die innerhalb des Christentums bestehen.“<br />

Da <strong>Schweitzer</strong> seinen religiösen Glauben als Ausdruck der Menschenliebe und<br />

später überhaupt als Ausdruck der Ehrfurcht vor allem Leben ansah, findet man<br />

bei ihm wenig Voreingenommenheiten gegenüber anderen Glaubensrichtungen<br />

(so gibt es kritische Bemerkungen zum späten Judentum, zum Islam und zum<br />

Katholizismus) noch gegenüber weltlichem Denken. So beschreibt er denn auch<br />

ohne jede Ironie, wie Bach mit Eifer und Freude weltliche Texte verfasst oder<br />

von Picander erhält und in Kompositionen gestaltet, um sie später mit neuen<br />

Texten versehen als bedeutende kirchliche Werke herauszugeben.<br />

Was Bach und <strong>Schweitzer</strong> verbindet, ist die Hinwendung zum menschlichen Alltag,<br />

insbesondere zu den Sorgen der Menschen.<br />

Als <strong>Schweitzer</strong> am Buch über Bach arbeitet, schreibt er enttäuscht an seine<br />

,,Schwester Helene“, dass es ihm immer noch nicht gelungen sei, Straßenkinder<br />

aufzunehmen, um ihnen in ihrem Los beizustehen. Nur so - oder gerade<br />

deshalb - ist zu verstehen, warum er in diesem Brief auch schreibt:<br />

,,Der Bach wird ein schönes Buch: aber es ist nur ein Drittel meiner<br />

Seele darin. Dieses Philosophieren über Kunst würde mir nie genügen,<br />

und ich werde froh sein, wenn ich meine Kräfte und meine Gedanken<br />

nicht mehr für ein Unternehmen einsetzen muß, das »nur<br />

interessant«, aber nicht mein Leben ist.“<br />

Ende des Jahres 1717 hat es Johann Sebastian Bach eilig, von <strong>Weimar</strong> wegzu­<br />

18


kommen. Der Fürst Leopold von Anhalt-Köthen hatte ihm den Posten eines Hofkapellmeisters<br />

angetragen. Sein bisheriger Dienstherr, Wilhelm Ernst von <strong>Weimar</strong>,<br />

verübelte ihm die Eile und sperrte seinen Hoforganisten und<br />

Kammermusikus erst einmal vom 2. November bis zum 2. Dezember in den Arrest.<br />

Weihnachten 1717 begann für Johann Sebastian Bach in der kleinen Residenz<br />

Köthen eine Zeit, die ihn über die sechs Jahre, die er hier wirkte, mit dem<br />

Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen verbindet, und die <strong>Schweitzer</strong> als die angenehmsten<br />

Jahre in Bachs ganzer Laufbahn benennt. Er schränkt allerdings ein,<br />

dass die Stelle keine volle künstlerische Befriedigung bot. Bedenkt man aber,<br />

unter welch unwürdigen Umständen Bach seinen Vertrag 1723 in Leipzig unterschreiben<br />

musste und wie er 1720 eine Anstellung in Hamburg verlor, weil sein<br />

Kontrahent aus Erkenntlichkeit für die Wahl viertausend Mark an die Kirchenkasse<br />

bezahlt hatte, so wog in Köthen die Freundschaft mit dem jungen Fürsten<br />

viel auf.<br />

Es fällt in die Köthener Zeit 1720 der Tod seiner Frau Maria Barbara, die ihm<br />

sieben Kinder geboren hatte, von denen vier überlebten. Jedoch rettete ihn aus<br />

der Not die einundzwanzigjährige Anna Magdalena. Sie wurde eine liebende<br />

Mutter, herausragende Schülerin und Helferin; mit ihr führte er eine glückliche<br />

Ehe.<br />

Im Unterschied zu <strong>Weimar</strong> hatte Bach in Köthen wenig Gelegenheit zu kirchlicher<br />

Musik, so schuf er weltliche Kantaten, die dann später Grundlage für kirchliche<br />

Musik wurden.<br />

<strong>Schweitzer</strong> berichtet, wie die Geburtstagsmusik ,,Durchlauchtster Leopold“, die<br />

Bach gleich im ersten Jahr seiner Tätigkeit schrieb, später Grundlage für die<br />

Kantate auf Pfingstmontag ,,Erhöhtes Fleisch und Blut“ verwendet wird.<br />

<strong>Schweitzer</strong> stellt die Umdichtung (von Bach selbst verfasst) mit dem ersten Rezitativ<br />

vor:<br />

Weltliche Kantate: Pfingstmontagskantate:<br />

Durchlaucht'ster Leopold, Erhöhtes Fleisch und Blut,<br />

Es singet Anhalts Welt Das Gott selbst an sich nimmt,<br />

Von neuem mit Vergnügen, Dem er schon hier auf Erden<br />

Dein Cöthen sich dir stellt, Ein himmlisch Heil bestimmt<br />

Um sich vor dir zu biegen, Des Höchsten Kind zu werden,<br />

Durchlaucht'ster Leopold. Erhöhtes Fleisch und Blut.<br />

Eine weitere interessante Gegenüberstellung ist ein Auszug aus dem Drama per<br />

musica ,,Herkules auf dem Scheidewege“, das Bach am 5. September 1733 in<br />

Dresden in der Telemannschen Gesellschaft zum 11. Geburtstag des sächsischen<br />

Kurfürsten aufführte, mit dem 1734 komponierten Weihnachtsoratorium.<br />

Herkules - so berichtet die Geschichte - muss sich zwischen der Wollust und der<br />

Tugend entscheiden, und er entscheidet sich für die Tugend. Für Herkules setzt<br />

Bach den jungen Prinzen ein.<br />

Aus der Gegenüberstellung der Texte greift <strong>Schweitzer</strong> wieder die erste Strophe<br />

heraus:<br />

Die Wahl des Herkules- Die Wollust:<br />

,,Schlafe mein Lieber und pflege der Ruh',<br />

folge der Lockung entbrannter Gedanken.<br />

Schmecke die Lust der lüsternen Brust<br />

und erkenne keine Schranken.“<br />

19


Das Weihnachtsoratorium<br />

,,Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh',<br />

wache nach diesem für aller Gedeihen!<br />

Labe die Brust, empfinde die Lust,<br />

wo wir unser Herz erfreuen.“<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie sich <strong>Schweitzer</strong> von dem Bach-<br />

Biographen Spitta unterscheidet, der die Profankantaten Bachs nur bedingterweise<br />

gelten lassen wollte und verschiedentlich als nicht charakteristisch kritisierte<br />

und meinte, dass sie an einem ,,Empfindungsüberschwang“ leiden<br />

würden.<br />

Auch <strong>Schweitzer</strong> hat diese und jene kritische Anmerkung, aber für ihn sind die<br />

fast in Vergessenheit geratenen etwa zwanzig weltlichen Kantaten nicht weniger<br />

bedeutsam als die kirchlichen. Gleich zu Beginn schreibt er über die Kantate<br />

„Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“: „Bach hat mit sichtlicher Liebe an<br />

dem Werk gearbeitet. ... Die Musik ist ungemein: stimmungsvoll und von bezaubernder<br />

Frische.“<br />

Nach <strong>Schweitzer</strong> ist dem Textdichter Picander zu danken, dass die Bachschen<br />

Profankantaten nicht nur Gelegenheitskompositionen, sondern von wahrer Naturpoesie<br />

beseelte Kunstwerke seien.<br />

Aus der Fülle der Beispiele sei eine Veränderung benannt, die so gar nicht<br />

<strong>Schweitzer</strong>s Anerkennung fand. 1725 komponierte Bach für den Doktor der Philosophie<br />

August Friedrich Müller zu dessen Namenstag eine Kantate für eine<br />

studentische Veranstaltung.<br />

Später, so <strong>Schweitzer</strong>, ,,verging sich Bach selbst an diesem herrlichen Werk.“<br />

Als Friedrich August II. am 17. Januar 1734 in Krakau zum polnischen König<br />

gekrönt wurde, führte er mit dem Telemannschen Verein noch in demselben<br />

Monat eine Festkantate »Blast Lärmen, ihr Feinde« auf, die eine Parodie der<br />

Musik zu Ehren August Müllers ist. Das ,,Vivat August“ konnte <strong>Schweitzer</strong> nur<br />

verärgern: ,,Die neue Handlung, in der die Tapferkeit, die Gerechtigkeit und die<br />

Gnade auftreten, hat mit den durch die Musik ausgedrückten Gedanken und<br />

Stimmungen gar nichts mehr zu tun, so<br />

dass die Tonsprache geradezu unsinnig<br />

wird.“ Der Meister hatte es eilig, ,,damit<br />

sein Verein als erster die eben gemeldete<br />

Krönung feire.“<br />

Die Selbstverständlichkeit, mit der<br />

<strong>Schweitzer</strong> akzeptiert, dass kirchliche<br />

Kompositionen aus weltlichen übernommen<br />

werden, liegt auch in seinem historischen<br />

Verständnis. Das Buch ,,Johann<br />

Sebastian Bach“ verweist gleich im 3. der<br />

35 Kapitel darauf, dass alle kirchlichen<br />

Weisen ,,irgendwoher eingewandert“<br />

sind. Natürlich haben wir es ,,eigentlich<br />

mehr mit Bekehrungs- als mit Entlehnungsversuchen<br />

zu tun“, das zeige der<br />

Titel einer 1571 in Frankfurt erschiene­<br />

Foto: Archiv<br />

nen Sammlung: ,,Gassenhauer, Reuterund<br />

Bergliedlein, christlich, moraliter und sittlich verändert, damit die böse und<br />

ärgerliche Weise unnütze und schampare Liedlein auf Gassen, Feldern und in<br />

Häusern zu singen mit der Zeit abgehen möchte, wenn man geistige gute, nüt­<br />

20


ze Texte und Worte darunter haben möchte.“<br />

Martin Luther hatte gemeint, der Teufel brauche nicht alle schönen Weisen für<br />

sich zu haben. Darum textete er sein Weihnachtslied ,,Vom Himmel hoch da<br />

komm ich her“ auf die Melodie des Rätselliedes ,,Ich komm aus fremden Landen<br />

her“. Da diese Melodie aber auf den Tanzplätzen und in den Wirtshäusern<br />

nicht auszutreiben war, wurde sie 1551 im Gesangbuch durch eine andere - die<br />

wir heute kennen - ersetzt.<br />

<strong>Schweitzer</strong> sieht in dem Rückfall jedoch die Ausnahme und reiht Beispiel an<br />

Beispiel, so ,,dass man alle Puristen der Kirchenmusik irre führen könnte, wenn<br />

man ihnen eine alte weltliche Motette mit untergelegtem kirchlichen Text vorführte.“<br />

Er zählt auf: Wander-, Landsknechts- und Liebeslieder sind der Ursprung<br />

vieler Choräle.<br />

So wurde Heinrich Isaaks Ton zu ,,lnspruk, ich muß dich lassen“ zum Choral ,,O<br />

Welt ich muß dich lassen“, die Choralmelodie ,,Von Gott will ich nicht lassen“<br />

stammt vom Liebeslied ,,Einmal tät ich spazieren“; ähnlich der Choral ,,Ich hab<br />

mein Sach Gott heimgestellt“ entlehnt seine Weise dem Liebeslied ,,Es gibt auf<br />

Erd kein schwerer Leid“. Ähnliches gilt für französische Volkslieder, von denen<br />

eines der Ursprung der Melodie Bachs ,,Wenn wir in höchsten Nöten sein“ war.<br />

Jede wahr und tief empfundene Musik - so sieht es <strong>Schweitzer</strong> - ob profan oder<br />

kirchlich, wandele auf jenen Höhen, wo Kunst und Religion sich jederzeit begegnen<br />

können.<br />

In seinem ersten Kapitel ,,Die Wurzeln der Bachschen Kunst“ kommt <strong>Schweitzer</strong><br />

zu der Auffassung : ,,So ist Bach ein Ende. Es geht nichts von ihm<br />

aus; alles führt nur auf ihn hin. Die wirkliche Biographie dieses Meisters<br />

geben, heißt das Leben und das Entfalten der deutschen Kunst, die<br />

sich dann in ihm vollendet und erschöpft, darstellen und sie in ihrem<br />

Streben und Fehlen begreifen."<br />

Das ist wohl eine Formulierung, über die sich streiten lässt, weil sie missverstanden<br />

werden kann. Zutreffender erscheint nur die in einer Arbeit von Ernst<br />

Hermann Meyer getroffene Überschrift: ,,Johann Sebastian Bach - kein Ende,<br />

ein Anfang.“ Ihm geht es darum, ,,daß wir aufhören, Bach als einen von seiner<br />

Mitwelt abgeschiedenen Eremiten zu sehen und zu erklären, dass Bach wie jeder<br />

andere Künstler für die Menschen seiner Zeit und seines Volkes schuf, denen<br />

er Botschaften brachte und auf die er durch seine Musik wirken wollte.“ Auf<br />

Hegels Schrift ,,Ästhetik“ bezugnehmend, verweist Meyer darauf, dass der Philosoph<br />

an Bach rühmte, er sei vom ,,bloß Melodischen“ zum ,,Charaktervollen“<br />

fortgeschritten. Und in dieser Hinsicht stimmt Meyer mit <strong>Schweitzer</strong> völlig überein.<br />

Am Schluss seines umfangreichen Buches erläutert <strong>Schweitzer</strong>, in welcher Weise<br />

es ihm um den Sinn des Umgangs mit Bach geht, nämlich um ein musisches<br />

und zugleich ethisches Verständnis des Meisters Werk:<br />

,,Nicht die Vollkommenheit, sondern der Geist der Aufführung bedingt die Wirkung<br />

Bachscher Musik. Mendelssohn, Schelble und Mosewius, welche die Kantaten<br />

und Passionen wieder zum Leben erweckten, waren dazu befähigt, weil sie<br />

nicht nur Musiker, sondern tiefe innerliche Menschen waren.“<br />

Und so schließt er das Buch mit dem Wunsche, Bach so aufzunehmen, dass<br />

man mit ihm fühle, mit ihm schlicht und bescheiden werde.<br />

,,Dann wird Bach mit dazu helfen, dass unsere Zeit zur geistigen Sammlung<br />

und zur Innerlichkeit komme, die ihr so not tun.“<br />

Dieses vor fast einhundert Jahren geschriebene Wort hat wohl an Aktualität<br />

nicht verloren.<br />

Im Internet: http://albert-schweitzer-blogspot.com Label:Prof. Dr. Ernst Luther<br />

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Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Gedanken zur Sterbehilfe<br />

Aus der Sicht der Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis Aschersleben<br />

im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V.<br />

Im Verlaufe der Geschichte hat sich die Lebenserwartung der Menschen vervielfacht.<br />

Wurde der Mensch in der Steinzeit nur 19 Jahre alt, so erreichte er in der<br />

Antike ein Alter von 30 Jahren. Noch im 19. Jahrhundert betrug im Deutschen<br />

Reich die mittlere Lebenserwartung nur 35,6 Jahre. In Abhängigkeit vom Geschlecht<br />

wurden die Deutschen im Jahr 1980 im Mittel 70-<strong>75</strong> Jahre alt.<br />

Als hauptsächliche Ursachen für die steigende Altersgrenze der Menschen in<br />

den Industrieländern sind deren relativ hoher materieller Wohlstand und die<br />

ständig verbesserte medizinische Betreuung anzusehen. Der hierfür „gezahlte“<br />

Preis sind zunehmende gesellschaftliche Kosten für die Altersversorgung sowie<br />

die altersbedingte Häufung schwerer Krankheiten.<br />

Mit diesen Problemen wurden Diskussionen über die Euthanasie und die Sterbehilfe<br />

neu entfacht. Sie führten in manchen Ländern zu gesetzlichen Regelungen,<br />

die nicht frei vom jeweils herrschenden ethisch-moralischen Zeitgeist waren<br />

und sind.<br />

In den USA hat es der Oberste Gerichtshof den einzelnen Bundesstaaten anheim<br />

gestellt, selbst zu entscheiden, ob sie die Euthanasie zulassen oder nicht.<br />

Denkbar ist dabei, dass Ärzte unter ökonomischem Zwang eigenverantwortlich<br />

entscheiden sollen, ob sie das Leben eines Patienten beenden oder verlängern.<br />

Nicht ausgeschlossen ist es in einer vom Geld beherrschten Gesellschaft, dass<br />

der Tod im Alter zur „heiligen Pflicht“ erklärt wird, um die jüngeren Generationen<br />

finanziell zu entlasten. Bereits heute unterbleiben in Großbritannien bei älteren<br />

Menschen bestimmte Operationen wie der Hüftgelenkersatz und werden<br />

teure Medikamente nicht mehr verschrieben. Auch in Deutschland wurde öffentlich<br />

diskutiert, ob man todkranke Menschen überhaupt noch medizinisch<br />

behandeln soll.<br />

Im Hinblick auf die Sterbehilfe gibt es ernsthafte Gründe, die dafür und dagegen<br />

sprechen. Umso wichtiger ist es, sich an ethischen Grundwerten zu orientieren<br />

und entsprechend zu handeln.<br />

Ein abschreckendes und warnendes Beispiel stellen die Euthanasie-Verbrechen<br />

in der Zeit des Nationalsozialismus dar. Der damals herrschenden Ideologie zufolge<br />

wurde zwischen „lebenswertem“ und „lebensunwertem“ Leben unterschieden.<br />

Als „lebensunwert“ wurden zum Beispiel geistig und körperlich behinderte<br />

Menschen erklärt. Sie wurden in bestimmte Einrichtungen der Psychiatrie eingeliefert<br />

und dort mit Hilfe von Giftgasen umgebracht. Die Massentötung erbkranker<br />

Menschen wurde durchgeführt, obwohl sie selbst nach den Gesetzen<br />

des „Dritten Reiches“ eindeutig als Mord deklariert und verboten war.<br />

So wies im Jahr 1941 Bischof Clemens August Graf von Galen in einer Predigt<br />

in der Lamberti-Kirche zu Münster auf diesen widersprüchlichen Sachverhalt<br />

hin, indem er sagte: „Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, das<br />

man den ‚unproduktiven’ Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn<br />

wir alt und altersschwach werden! Wenn man die ‚unproduktiven’ Menschen töten<br />

darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre Kraft, ihre<br />

22


gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn einmal zugegeben<br />

wird, dass Menschen das Recht haben, ‚unproduktive’ Menschen zu töten<br />

– und wenn es zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke betrifft - ,<br />

dann ist grundsätzlich der Mord an allen ‚unproduktiven’ Menschen, also an den<br />

unheilbar Kranken, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord<br />

an uns allen, wenn wir alt und altersschwach sind und damit ‚unproduktiv’ werden,<br />

freigegeben.“<br />

Aus zutiefst menschlichem und mitfühlendem Herzen kamen aber auch die<br />

Worte Helene Bresslaus, die sie als Krankenschwester in einem Brief an ihren<br />

späteren Ehemann <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> richtete und schrieb: „Manchmal kommen<br />

einem Gedanken, die man besser nicht denken sollte. Ich habe den Saal mit alten<br />

Frauen – den meisten von ihnen wünsche ich einen sanften Tod –, und ich<br />

finde es fast unmoralisch, ein Leben zu erhalten, das ihnen nur noch Leiden<br />

bringen kann.“<br />

Der Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano hat eingeräumt,<br />

dass seine Frau durch aktive Sterbehilfe zu Tode gekommen sei. Damit sei ihr<br />

„ein furchtbares Ende“ erspart geblieben. Fünf Jahre lang habe seine Frau gegen<br />

den Krebstod gekämpft. „Die Sache ist verjährt, und Namen werde ich<br />

nicht nennen“ sagte Giordano dem Magazin „Stern“. Gleichzeitig gratulierte er<br />

dem Hamburger Justizsenator Roger Kusch für dessen Mut, dieses „heiße<br />

Eisen“ anzufassen. Kusch hatte angeregt, den Paragraphen 216 des Strafgesetzbuches<br />

so zu ändern, dass Tötung auf Verlangen nicht mehr strafbar ist.<br />

Der besagte Paragraph 216 des Strafgesetzbuches lautet:<br />

„Tötung auf Verlangen.<br />

Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur<br />

Tötung bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu<br />

fünf Jahren zu erkennen. Der Versuch ist strafbar.“<br />

Im Hinblick auf die Sterbehilfe unterscheidet man zwischen „aktiv“ und<br />

„passiv“.<br />

Bei der aktiven Sterbehilfe wird der Mensch durch die Behandlung eines Dritten<br />

getötet. Ist der Patient dazu in der Lage, kann er das entsprechende Mittel<br />

selbst einnehmen oder eingeben, welches ihm jener Dritte übergibt. Damit ist<br />

eindeutig gesichert, dass die Tötung selbst gewollt und nicht unter Zwang erfolgt<br />

ist. Die aktive Sterbehilfe ist zum Beispiel in den Niederlanden und in der<br />

Schweiz gestattet.<br />

In Deutschland erlaubt und unter Umständen geboten ist die aktive Tötung als<br />

so genannte indirekte Sterbehilfe. Sie liegt vor, wenn sicher oder nicht auszuschließen<br />

ist, dass die ärztlich gebotene schmerzlindernde oder das Bewusstsein<br />

dämpfende Medikation bei einem tödlich Kranken oder Sterbenden als<br />

unbeabsichtigte, aber unvermeidliche Nebenfolge den Tod beschleunigt.<br />

Zulässig ist in Deutschland die passive Sterbehilfe. Hierunter versteht man das<br />

Unterlassen einer Behandlung, wodurch das Weiterleben des Patienten verkürzt<br />

wird. Auf diese Weise kann bei einem tödlich Kranken die ärztliche Behandlung<br />

abgebrochen oder gar nicht erst begonnen werden.<br />

Umstritten ist dabei jedoch zum Beispiel, ob die Abschaltung eines Beatmungsgerätes<br />

bei einem Sterbenden als aktives Tun oder als Unterlassen angesehen<br />

wird.<br />

Deshalb schlug eine Expertenkommission eines deutschen Gesundheitsministeriums<br />

eine gesetzliche Ergänzung vor, die folgenden Wortlaut hat:<br />

„Nicht strafbar ist: 1.) Die Anwendung einer medizinisch angezeigten Leid mindernden<br />

Maßnahme, die das Leben als nicht beabsichtigte Nebenwirkung verkürzt.<br />

2.) Das Unterlassen oder Beenden einer lebenserhaltenden Maßnahme,<br />

23


wenn sie dem Willen des Patienten entspricht.“<br />

Das ärztliche Mandat hat sich grundsätzlich am Willen des Patienten zu orientieren.<br />

Dieser muss allerdings eindeutig erkennbar sein. Hierzu dient eine gültige<br />

Patientenverfügung. Sie sollte vorsorglich getroffen werden für den Fall,<br />

dass später einmal die Willensbildung oder die Fähigkeit zur klaren Äußerung<br />

beeinträchtigt sind. Sie soll dem Arzt die Entscheidung für sein Handeln erleichtern<br />

bzw. ermöglichen. Die Patientenverfügung setzt aber voraus, dass der oder<br />

die Betreffende umfassend aufgeklärt worden ist, seinen wahren Krankheitszustand<br />

und die ihm bevorstehenden Leiden kennt.<br />

Die von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> begründete Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben gebietet,<br />

alles Leben zu erhalten, zu fördern und weitestgehend zu entwickeln. Dieses<br />

Grundprinzip geht von dem bei jedem Lebewesen naturgemäß vorliegenden<br />

Lebenswillen und der Erkenntnis aus, die lautet: „Ich bin Leben, das leben will,<br />

inmitten von Leben, das leben will.“<br />

Diese Ethik schließt grenzenlose Verantwortung für alles ein, was lebt. Eine solche<br />

Verantwortung kann aber nicht allein durch Gesetze geregelt werden. Ihre<br />

Grundlage ist vor allem die persönliche ethische Gesinnung des Einzelnen, die<br />

des Arztes und die des Patienten. Hier können die Pflicht und der Wunsch zur<br />

Lebenserhaltung und das Mitgefühl mit dem Leidenden in Widerspruch geraten.<br />

Ist der Lebenswille eines schwerkranken Menschen nicht mehr vorhanden, dann<br />

ist dies zu respektieren. Das verlangt das menschliche Mitgefühl, wie es bei Helene<br />

Bresslau angedeutet worden ist. Jeder Mensch kann in die Lage kommen,<br />

in der er seinen Lebenswillen aufgibt, auch wenn er nicht leidend ist. Mir sind<br />

sehr alte Menschen bekannt, die immer wieder die Frage stellen: „Warum lebe<br />

ich eigentlich noch? Ich möchte sterben!“ Sollte man Menschen gegen ihren<br />

Willen künstlich und möglicherweise noch unter Qualen am Leben erhalten?<br />

Wichtig ist auch der Behandlungswille des Arztes. Kämpft dieser mit dem sterbenden<br />

Patienten zusammen gegen die Schmerzen, behandelt ihn also sachkundig<br />

im Rahmen der Palliativmedizin (gegen den Schmerz gerichtet)? Oder<br />

richtet er sein Handeln gegen das Leben des Patienten? Auch müsste zuverlässig<br />

geprüft werden, ob sich der Patient wirklich im Sterbeprozess befindet.<br />

Wenn der Arzt das Sterben als natürlichen Vorgang zulässt, dann wird er weder<br />

moralisch schuldig noch macht er sich gesetzlich strafbar.<br />

Grundsätzlich gilt die zutiefst humanistische Aussage <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s, dass<br />

alles Leben heilig ist und Ehrfurcht verdient, auch wenn es seinem Ende entgegen<br />

geht oder selbst nicht mehr gewollt ist.<br />

Mögen zum Abschluss die folgenden Worte <strong>Schweitzer</strong>s zum Nachdenken anregen<br />

und auch Trost vermitteln:<br />

„Wenn ihr es schon einmal bedacht habt, wie schwer wir am Leben tragen würden<br />

ohne die Gewissheit, dass ihm ein Ziel gesetzt ist, so wisst ihr, dass der Tod<br />

für alle, auch die Glücklichen, nicht der Feind, sondern eine Erlösung ist.“<br />

Im Internet unter:http://albert-schweitzer.blogspot.com , Label: Prof. Dr. Hartmut<br />

Kegler<br />

„Das einzig Wichtige im Leben sind<br />

die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen,<br />

wenn wir gehen.“<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />

24


Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Ein Beitrag von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> für eine Jüdische Zeitung<br />

Vorbemerkung:<br />

Alfred Ullmann<br />

Die Zeitung „AUFBAU Reconstruktion“ ist eine jüdische Exilzeitung, die in 16<br />

Jahrgängen bis Ende 1950 in New York in deutscher Sprache erschien. In ihr<br />

sind hochinteressante Artikel über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und <strong>Albert</strong> Einstein zu finden.<br />

Ausgabe Vol. XVI No. 8, Freitag 24. Februar 1950:<br />

Der Entdecker dieser Zeitschriftenserie ist Erhard Schwarz aus Zwickau, der<br />

sich seit Jahren mit der Verbindung <strong>Schweitzer</strong>/Einstein befaßt.<br />

Er ist momentan dabei, alle Ausgaben zu sichten. Alle Beiträge von <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> wird er aufbereiten.<br />

In unseren Zeiten der Diskussion um die Frage, ob eine so grausige Waffe wie<br />

die Hydrogen-Bombe hergestellt resp. angewandt werden soll oder nicht, geschieht<br />

es nur allzu leicht, dass die Gespräche darüber an der Oberfläche bleiben.<br />

Die kürzlich vom „Aufbau“ gebrachten Äußerungen Einsteins sind in ihrer einfachen,<br />

überzeugenden und vor allem von jeder Tagespolitik fernen Logik nur zu<br />

verstehen, wenn sie als ein Beitrag zur Ethik unserer Zeit aufgefasst werden.<br />

Ethik ist nur ohne Kompromisse, also abseits vom Gebiet der unser Leben ruinierenden<br />

Politik denkbar.<br />

Wahrhaft ethisch ist der Mensch nur, wenn er der Nötigung gehorcht, allem Leben,<br />

dem er beistehen kann, zu helfen, und sich scheut, irgend etwas Lebendigem<br />

Schaden zu tun. Er fragt nicht, inwiefern<br />

dieses oder jenes Leben als wertvoll Anteilnahme<br />

verdient, und auch nicht, ob es noch<br />

empfindungsfähig ist. Das Leben als solches<br />

ist ihm heilig. Er reißt kein Blatt vom Baume<br />

ab, bricht keine Blume und hat acht, dass er kein Insekt zertritt. Wenn er im<br />

Sommer nachts bei der Lampe arbeitet, hält er lieber das Fenster geschlossen<br />

und atmet dumpfe Luft, als dass er Insekt um Insekt mit versengten Flügeln<br />

auf seinen Tisch fallen sieht.<br />

Geht er nach dem Regen auf der Strasse und erblickt den Regenwurm, der sich<br />

darauf verirrt hat, so bedenkt er, dass er in der Sonne vertrocknen muss, wenn<br />

er nicht rechtzeitig auf Erde kommt, in der er sich verkriechen kann und befördert<br />

ihn von dem todbringenden steinigen Boden ins Gras. Kommt er an einem<br />

Insekt vorbei, das in einen Tümpel gefallen ist, so nimmt er sich die Zeit, ihm<br />

ein Blatt oder einen Halm zur Rettung hinzuhalten.<br />

Heute gilt es als übertrieben, die stete Rücksichtnahme auf alles Lebendige bis<br />

zu seinen niedersten Erscheinungen herab als Forderung einer vernunftgemäßen<br />

Ethik auszugeben. Es kommt aber die Zeit, wo man staunen wird, dass die<br />

Menschheit so lange brauchte, um gedankenlose Schädigung von Leben als mit<br />

Ethik unvereinbar einzusehen.<br />

Mit rastloser Lebendigkeit arbeitet die Ehrfurcht vor dem Leben an der Gesinnung,<br />

in die sie hinein gekommen ist, und wirft sie in die Unruhe einer niemals<br />

und nirgends aufhörenden Verantwortlichkeit hinein. . . .<br />

Sie braucht nicht auf die Frage Antwort zu geben, was das auf Erhaltung, Förderung<br />

und Steigerung von Leben gehende Wirken ethischer Menschen im Gesamtverlaufe<br />

des Weltgeschehens bedeuten kann. Sie lässt sich nicht irre<br />

machen durch die Erwägung, dass die von ihr geübte Erhaltung und Vollendung<br />

von Leben neben der gewaltigen, in jedem Augenblick durch Naturgewalten er­<br />

25<br />

Das Leben als solches<br />

ist ihm heilig.


folgenden Vernichtung von Leben fast nicht in Betracht kommt. Wirken wollend,<br />

darf sie doch alle Probleme des Erfolges ihres Wirkens dahingestellt sein lassen.<br />

Bedeutungsvoll für die Welt ist die Tatsache an sich, dass in dem ethisch gewordenen<br />

Menschen ein von der Ehrfurcht vor dem Leben und der Hingebung<br />

an Leben erfüllter Wille zum Leben in der Welt auftritt.<br />

In meinem Willen zum Leben erlebt sich der universelle Wille zum Leben anders<br />

als in den anderen Erscheinungen. In diesen tritt er in einer Individualisierung<br />

auf, die soviel ich von aussen bemerke, nur ein Sich-Selbst-Ausleben, kein Einswerden<br />

mit anderem Willen zum Leben erstrebt. Die Welt ist das grausige<br />

Schauspiel der Selbstentzweiung des Willens zum Leben. Ein Dasein setzt sich<br />

auf Kosten des anderen durch, eines zerstört das andere. Ein Wille zum Leben<br />

ist nur wollend gegen den andern, nichts wissend von ihm. In mir aber ist der<br />

Wille zum Leben wissend von andern Willen zum Leben geworden. Sehnen, zur<br />

Einheit mit sich selbst einzugehen, universal zu werden, ist an ihm. Warum erlebt<br />

sich der Wille zum Leben so nur in mir! Liegt es daran, dass ich die Fähigkeit<br />

erlangt habe, über die Gesamtheit des Seins denkend zu werden? Wohin<br />

führt die in mir begonnene Evolution?<br />

Auf diese Fragen gibt es keine Ant­<br />

In mir aber ist der Wille zum<br />

Leben wissend von andern<br />

Willen<br />

zum Leben geworden.<br />

wort. Schmerzvolles Rätsel bleibt es<br />

für mich, mit Ehrfurcht vor dem Leben<br />

in einer Welt zu leben, zu der<br />

Schöpferwille zugleich als Zerstörungswille<br />

und Zerstörungswille zugleich<br />

als Schöpferwille waltet.<br />

Ich kann nicht anders, als mich an<br />

die Tatsache halten, dass der Wille zum Leben in mir als Wille zum Leben auftritt,<br />

der mit anderem Willen zum Leben eins werden will. Sie ist mir das Licht,<br />

das in der Finsternis scheint. Die Unwissenheit unter der die Welt getan ist, ist<br />

von mir genommen. Ich bin aus der Welt erlöst. In Unruhe, wie sie die Welt<br />

nicht kennt, bin ich durch die Ehrfurcht vor dem Leben geworfen. Seligkeit, die<br />

die Welt nicht geben kann, empfange ich aus ihr. Wenn in der Sanftmut des Andersseins<br />

als die Welt ein anderer und ich uns in Verstehen und Verzeihen helfen,<br />

wo sonst Wille andern Willen quälen würde, ist die Selbstentzweiung des<br />

Willens zum Leben aufgehoben. Wenn ich ein Insekt aus dem Tümpel rette, so<br />

hat sich Leben an Leben hingegeben, und die Selbstentzweiung des Lebens ist<br />

aufgehoben. Wo in irgendeiner Weise mein Leben sich an Leben hingibt, erlebt<br />

mein endlicher Wille zum Leben das Einswerden mit dem unendlichen, in dem<br />

alles Leben eins ist....<br />

Darum erkenne ich es als die Bestimmung meines Daseins, der höheren Offenbarung<br />

des Willens zum Leben in mir gehorsam zu sein. Als Wirken wähle ich<br />

die Selbstentzweiung des Willens zum Leben aufzuheben, soweit der Einfluss<br />

meines Daseins reicht. Das eine, was not ist, wissend, lasse ich die Rätsel der<br />

Welt und meines Daseins in ihr dahingestellt.<br />

Das Ahnen und das Sehnen aller tiefen Religiosität ist in der Ethik der Ehrfurcht<br />

vor dem Leben enthalten. Aber diese baut es nicht zu einer geschlossenen<br />

Weltanschauung aus, sondern ergibt sich darein, den Dom unvollendet lassen<br />

zu müssen. Nur den Chor bringt sie fertig. In diesem aber feiert die Frömmigkeit<br />

lebendigen und unaufhörlichen Gottesdienst.<br />

Im Internet unter:<br />

http://albert-schweitzer.blogspot.com , Label: Alfred Ullmann<br />

26


Die Ethik der Ehrfurcht vor den Tieren<br />

Die kleine Grasmücke - eine Sommergeschichte<br />

Klaus-Dieter Voigt<br />

Es war in der ersten Juniwoche, als meine Frau auf dem Balkon eine seltsame<br />

Beobachtung machte. Wir haben an der Seitenwand einen schönen Naturkranz<br />

aus Stroh mit Verzierungen und kleinen Extras, wie ein Zäunchen, zwei kleine<br />

Vögel, ein Vogelhäuschen und eine Gießkanne.<br />

Plötzlich hatte sie das Gefühl, der Vogel vom Kranz fliegt davon. Sollte das eine<br />

Täuschung sein? Am nächsten Tag flatterte es wieder und beim genauen Beobachten<br />

war es ein wirklicher kleiner Vogel. Nun wurde der Kranz beobachtet.<br />

Richtig, ein Grasmückenpaar<br />

hatte im Kranzinneren<br />

ein Nest gebaut. Drei<br />

Eier, weiß mit braunen<br />

Tupfen.<br />

Zwei Tage später waren es<br />

vier Eier.<br />

Der Balkon wurde sehr<br />

vorsichtig genutzt, denn<br />

wir wollten die kleinen<br />

tüchtigen Vögel nicht vertreiben.<br />

Sie brüteten abwechselnd<br />

mit sehr großer<br />

Ausdauer.<br />

Nach 14 Tagen sahen wir<br />

plötzlich Schnäbelchen aus<br />

dem Nest ragen. Vier junge<br />

Vögel waren ausgeschlüpft.<br />

Die Eltern wechselten sich<br />

beim Füttern ab und glücklicher<br />

Weise hatte es geregnet<br />

und kleine Insekten<br />

schwirrten wieder durch<br />

die Luft. Ein gutes Futterangebot.<br />

Zehn Tage nach<br />

dem Schlüpfen war vor unserem<br />

Fenster ein riesiger<br />

Lärm, der Gartenpflegedienst<br />

war dabei, unsere<br />

Hecke zu schneiden. Meine<br />

Frau ging auf den Balkon,<br />

um nach den Jungen zu<br />

sehen. Die waren plötzlich<br />

so aufgeregt, flatterten<br />

und verließen ihr Nest. Ein<br />

Vöglein flog über den Balkon in den Strauch, die anderen landeten auf dem<br />

Tisch und dem Boden des Balkons. Mit einem Tuch konnte meine Frau die Tierchen<br />

wieder einfangen und zurück ins Nest setzen. Sie beruhigten sich langsam<br />

und am Abend waren wieder beide Eltern beim Füttern.<br />

27


Nur ein Jungvogel war nicht mehr im Nest. Hoffentlich hat er die Aufregung<br />

überstanden und die Eltern konnten ihn füttern.<br />

Eines Tages war nur noch ein Vögelchen im Nest. Wir gingen nicht mehr auf<br />

den Balkon und beobachten nur durch die Tür. Nur einmal mussten wir die Tür<br />

öffnen, die Balkonblumen brauchten dringend Wasser.<br />

Vor Aufregung flatterte das Tierchen und blieb am Zäunchen hängen. Wieder<br />

befreiten wir es und legten es mit einem Tuch zurück ins Nest. Die Eltern kümmerten<br />

sich sofort um ihren letzten Nestbewohner.<br />

Täglich putzte der Kleine sein Gefieder, flog auf der Stelle und saß manchmal<br />

schon auf dem kleinen Zaun. Genau nach einem Monat saß der Kleine wieder<br />

auf dem Zäunchen. Ich unterhielt mich vor dem Balkon mit einem Nachbarn<br />

und beobachtete genau das Nest. Plötzlich begann der junge Vogel zu flattern,<br />

nein zu fliegen - in unsere Richtung - 10 cm – wieder zurück - 10 cm vor. Das<br />

erschien uns merkwürdig.<br />

Ich nahm ein Tuch und die Schere- meine Vermutung- das Vögelein hing irgendwo<br />

fest.<br />

Als ich auf die kleine Leiter stieg, blieb der Vogel ganz ruhig, nur die Eltern waren<br />

aufgeregt und wollten mich zurückdrängen. Als ich näher an das Vöglein<br />

kam, sah ich, dass ein dünner Faden am rechten Bein des Vogels verschlungen<br />

war. Es war ein künstlicher Faden aus dem Nestbau. Mit einer Schere schnitt ich<br />

dicht am kleinen Füßchen den Faden durch. Sofort begann das Tierchen zu flattern<br />

und flog davon- steil aufsteigend- 20 m weit auf den höchsten Baum in unserer<br />

Umgebung. Die beiden Elternteile folgten sofort aufgeregt. Wie glücklich<br />

war ich und nun war uns klar, warum der letzte Vogel nicht davon geflogen war,<br />

seine Geschwister schon lange fort und er gefesselt an einem Faden, den er<br />

selbst nicht lösen konnte. Rettung in letzter Sekunde - das Leben hing sprichwörtlich<br />

am seidenen Faden.<br />

28


Aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

125 Jahre Förderschule „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ in Halberstadt<br />

Grußwort von<br />

Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

Als ich diese denkwürdige, verdienstvolle und zu Recht angesehene Bildungseinrichtung,<br />

die seit fast einem halben Jahrhundert den ehrenvollen Namen „<strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>“ trägt, zum ersten Mal betrat, erschien es mir, als weilte ich in<br />

Lambarene. Es war der Geist des „Urwaldarztes“, der mich umgab: Das erste<br />

freundschaftliche und offenherzige Gespräch mit Pädagogen, die Fröhlichkeit<br />

und Höflichkeit der Schüler, die glückliche Vereinigung von Ausgelassenheit und<br />

Disziplin, von Freiheit und Verantwortung, der Wille, mit- und voneinander zu<br />

lernen. Da fielen mir auch Goethes Worte ein: „ … hier bin ich Mensch, hier darf<br />

ich’s sein!“<br />

Diese Schule erhielt vor 45 Jahren den Namen dessen, den man einst ein „Genie<br />

der Menschlichkeit“, aber auch „die bedeutendste Seele der Christenheit“<br />

genannt hat, was er für alle, die es mit der Bergpredigt ernst meinen, bis heute<br />

ist und in alle Zukunft bleiben wird. Schon früh ließ der erst sechsjährige <strong>Albert</strong><br />

erkennen, welch gütiges Herz in seinem Inneren schlägt. Beschloss er doch<br />

sein abendliches Gebet mit der Fürbitte: „Lieber Gott, schütze und segne alles,<br />

was Odem hat, und bewahre es vor allem Übel …“. Schon damals dachte er<br />

weiter als es üblich war: Nicht nur der Mensch, sondern alles Leben war und<br />

blieb ihm wert und heilig, auch die Vögel im Walde und die Blumen im Garten.<br />

Viele Jahre später, nachdem der bereits berühmte Hochschullehrer, Pfarrer und<br />

Orgelvirtuose alles aufgegeben hatte, um zu tun, was er zuvor gepredigt hatte,<br />

nämlich wahre Nächstenliebe zu üben, kam ihm an einem Septemberabend des<br />

Jahres 1915 auf dem Ogowefluss am Äquator – einer Offenbarung gleich – der<br />

Gedanke, der später um die Welt ging und Millionen Menschen zu humanistischem<br />

Handeln bewegte: Es war das Wort von der „Ehrfurcht vor dem Leben“.<br />

Ehrfurcht ist mehr als Achtung. Sie schließt Ergriffenheit und Demut ein. Sie<br />

bedeutet aber vor allem Verantwortung des Menschen gegenüber allem, was<br />

lebt. Deshalb betrachtete <strong>Schweitzer</strong> es als gut, Leben zu erhalten, zu fördern<br />

und auf seinen höchsten Wert zu bringen. Kein Zweifel: Was diese Schule auszeichnet<br />

und prägt, ist im <strong>Schweitzer</strong>schen Sinne gut, ist wahrhaft menschlich,<br />

ist gelehrter und praktizierter Humanismus. Schätzen wir es nicht gering und<br />

vor allem nicht als selbstverständlich, was in diesem Haus geschieht! Vielen<br />

Millionen Kindern unserer Erde wird das nicht zuteil, was Jungen und Mädchen<br />

hier geboten wird: Ihrem persönlichen Vermögen entsprechend zu lernen, Fürsorge<br />

zu erfahren, in Frieden aufwachsen zu dürfen und vor Gewalt beschützt<br />

zu sein.<br />

Mit der Ehrfurcht vor dem Leben wird den Schülern auch ein Ideal angeboten,<br />

dem zu folgen es sich lohnt. Und mit dem „Urwaldarzt“ wird ihnen jemand vorgestellt,<br />

der für sie ein Vorbild sein kann. Der junge Mensch braucht Vorbilder,<br />

die gütig und zugleich wahrhaftig, bei denen Wort und Tat nicht Gegensätze<br />

sind; die nicht den Mut verlieren, wenn es Schwierigkeiten gibt, die mit Enttäuschungen<br />

fertig werden und den Glauben an das Gute nicht verlieren. Ehrfurcht<br />

vor dem Leben bedeutet: Ich helfe dir, wenn du Hilfe brauchst; ich beschütze<br />

dich, wenn du in Gefahr bist; ich achte dich, ganz gleich, ob du weiße oder<br />

schwarze Haut hast, ob du gläubig oder nicht gläubig bist; Hauptsache, du bist<br />

menschlich!<br />

Ehrfurcht vor dem Leben heißt natürlich auch, dass ich kein Tier quäle oder ge­<br />

29


dankenlos töte, dass ich keine Blume abreiße oder ganze Wälder vernichte und<br />

dem allen gleichgültig zusehe. Es bedeutet ebenso, dass ich die Luft und das<br />

Wasser rein halte, weil wir sie zum Leben brauchen.<br />

Ehrfurcht vor dem Leben heißt vor allem, den Frieden zu bewahren. Auch darin<br />

war uns der Friedensnobelpreisträger <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ein Vorbild. Wie oft und<br />

eindringlich hat er die Menschheit vor der Gefahr eines Atomkrieges gewarnt,<br />

nach dem es keine Sieger, sondern nur Verlierer geben wird.<br />

Ich nannte bei der Ehrfurcht vor dem Leben auch die Hilfe für alle die, die Hilfe<br />

brauchen. Das kann die bedürftige Klassenkameradin neben dir oder der kranke<br />

Nachbar sein. „Jeder kann sein ‚Lambarene’ haben“, sagte <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.<br />

Deshalb sollten auch wir die Menschen nicht vergessen, die hungern oder dursten,<br />

die unter Kriegen oder Naturkatastrophen leiden, die von schrecklichen<br />

Krankheiten befallen wurden. Denken wir als <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schüler an die<br />

afrikanischen Kinder, die von der tödlichen Malaria befallen werden und sterben<br />

müssen, wenn sie nicht geimpft werden. Eine Impfung kostet aber etwa 5 Euro.<br />

Dieses Geld muss erst einmal gespendet werden, denn das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />

Spital existiert doch weitgehend von Spenden. Mit 5 Euro können wir also<br />

schon ein kleines Menschenleben retten helfen.<br />

Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller, die verdienstvolle Tochter des „Urwaldarztes“, gab bei<br />

der Einweihung des neuen Hospitals der Hoffnung Ausdruck, dass das Licht, das<br />

vom Werk und Denken ihres Vaters ausgegangen war, weiterleuchten möge als<br />

Zeichen auf unserem Weg in eine neue Zukunft.<br />

Liebe Mädchen und Jungen, lasst euch zum Schluss noch an ein Wort erinnern,<br />

das <strong>Schweitzer</strong> allen jungen Menschen zugerufen hat: Gebt euren jugendlichen<br />

Idealismus nicht preis, auch wenn das Leben ihn euch nehmen will! Werdet<br />

nicht “cool“, sondern bewahrt euch euer Mitgefühl für alles, was lebt; seid<br />

friedfertig, auch wenn ihr angegriffen werdet; gebt nie das eigene Denken auf,<br />

denn Verzicht auf eigenes Denken ist geistige Bankrotterklärung; bleibt bescheiden,<br />

auch wenn ringsum die Habgier blüht; haltet an der Wahrheit fest,<br />

auch wenn gelogen wird; und gebt nie die Hoffnung auf, denn Hoffnung ist<br />

Kraft. Es ist soviel menschliche Energie in der Welt, wie Hoffnung in ihr ist.<br />

Mit diesem Wunsch verbinde ich meinen Dank und meine Hochachtung gegenüber<br />

allen, die in dieser Schule vorbildlich und aufopferungsvoll wirken. Möge<br />

Ihr segensreiches Werk, verehrte Lehrerinnen und Lehrer, im Geist der Ehrfurcht<br />

vor dem jungen Leben auch weiterhin Früchte tragen und ein Licht sein<br />

auf unserem Weg in eine friedvolle und menschliche Zukunft!<br />

Halberstadt, Juni 2008<br />

Im Internet: Adresse wie Seite 36<br />

Schülerinnen und Schüler feierlich verabschiedet<br />

Schulzentrum „Dr. <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>" Vetschau<br />

Schulleiter H. Friedrich<br />

„ Wachset in Eure Ideale hinein, damit das Leben sie euch nicht nehmen kann."<br />

Mit diesen Worten von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> wurden 48 Schülerinnen und Schüler<br />

der Oberschule Vetschau aus der Schulzeit entlassen. Mit Stolz und Freude nahmen<br />

sie im Rittersaal des Stadtschlosses die Zeugnisse vom Schulleiter Horst<br />

Friedrich und den Klassenleiterinnen Frau Kruse und Frau Grüneberger entgegen.<br />

Auf dem Abschlussball am Abend, der traditionsgemäß mit Eltern, Lehrern und<br />

Schülern stattfand, gab es noch eine freudige Überraschung. Erstmalig wurden<br />

die beste Schülerin und der beste Schüler des Jahrganges geehrt. Jenny Kühnel<br />

(l0a) und Steve Schmidt (10b) erhielten für ihre schulischen Leistungen die Ur­<br />

30


kunden des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s. Nach den verdienten Ferien werden<br />

die Schülerinnen und Schüler einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Sie müssen<br />

sich in der Praxis bewähren und zeigen, dass das theoretische Rüstzeug der<br />

Schule ausreichend ist.<br />

Wir alle, die den Schulweg dieser Jugendlichen betreut haben, würden uns in<br />

unserer Arbeit bestätigt sehen, wenn die jungen Menschen ihre Ausbildung erfolgreich<br />

absolvieren und Tugenden von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zeigen. Sie müssen<br />

lernen, was die wirklichen Werte der Gesellschaft sind und danach ihr Leben<br />

meistern.<br />

Bühnenstück über <strong>Schweitzer</strong> in Henningsdorf<br />

Eberhart Wissel<br />

Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen an der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong> Oberschule<br />

brachten zum 133. Geburtstag des Urwalddoktors ein Bühnenstück aus dem<br />

Lebenslauf der Familie <strong>Schweitzer</strong>. Für das Krankendorf in Lambarene erbrachten<br />

die 7.-10. Klassen mit Hilfe von Sponsoren 2.570,00 €. Herzlichen Dank<br />

Pädagogischer Tag in <strong>Weimar</strong><br />

Eberhart Wissel<br />

Das Kollegium der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong> Mittelschule Chemnitz absolvierte seinen<br />

Pädagogischen Tag am 15.02.2008 in der Gedenkstätte am Kegelplatz.<br />

Herr Wissel zeigte Lichtbilder zum Leben <strong>Schweitzer</strong>s und aus dem heutigen<br />

Lambarene. Eine Spende von 300 € wurde für das Krankenhaus in Lambarene<br />

überwiesen.<br />

Dafür herzlichen Dank! Ansteckung erwünscht. Dieser Virus könnte unsere Welt<br />

heilen.<br />

Informations- und Unterrichtsmaterial für Pädagogen.<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> - Leben und Wirken, Broschüre mit CD 8,50 Euro<br />

Beate Lepper, <strong>Weimar</strong><br />

In den letzten Jahren häuften sich die Fragen von Lehrern und Erziehern nach<br />

Unterrichtsmaterialien zum Thema „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“. Ein besonders großes<br />

Interesse besteht an Bildern und Texten, die - informativ und übersichtlich dargeboten<br />

- als gute Ausgangsbasis für diese pädagogisch wertvolle Arbeit dienen.<br />

Aus diesem Grund wurde von den Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte in<br />

<strong>Weimar</strong> eine Broschüre erarbeitet, die nicht nur allgemein interessierten Lesern<br />

einen Überblick ermöglicht, sie ist hauptsächlich eine Handreichung für Pädagogen,<br />

die ihren Unterricht auch zur Vermittlung von Leben und Werk <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>s nutzen möchten. Einzelne Kapitel informieren über wichtige Inhalte<br />

des Themas (Biografie, das Hospital in Lambarene, das geistige Werk). Eine<br />

Übersicht über die Lehrplananforderungen aller Schultypen und Unterrichtsfächer<br />

erleichtert es dem Lehrer, diese Inhalte aufzubereiten und im Fachunterricht<br />

umzusetzen. Das breite Themenspektrum gestattet ein dem Alter und<br />

dem Entwicklungsstand der Schüler entsprechendes Arbeiten. Eine detaillierte<br />

Übersicht über die Nutzungsmöglichkeiten der Gedenkstätte hilft Pädagogen,<br />

Projektarbeit in <strong>Weimar</strong> gründlich vorzubereiten. Fotos, Tonbeispiele sowie Auszüge<br />

aus seinen Schriften enthält die der Broschüre beiliegende CD.<br />

31


Zusammenarbeit mit Namensträgern<br />

Beate Lepper<br />

Eine schöne Tradition ist der Besuch einer oder mehrerer Schulklassen aus der<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Grundschule in <strong>Weimar</strong> zum Schuljahresabschluß.<br />

Das Motto der Lehrerin Brigitte Müller lautet: Wer in eine <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />

Schule geht, sollte einige Grundkenntnisse über den Namenspatron seiner<br />

Schule haben.<br />

Besonders erfreulich war für sie, dass Schüler ihrer letzten 4. Klasse, in ihrer<br />

neuen Schule, einem Gymnasium, einen erneuten Besuch der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong><br />

-Gedenkstätte anregten.<br />

In diesem Jahr kam Frau<br />

Müller mit ihrer 2. Klasse.<br />

Die Kinder waren<br />

bestens vorbereitet und<br />

Lambarene, Ogowe, Orgel<br />

oder Glaube - keine<br />

Fremdwörter mehr.<br />

Beim Eintrag in das Gästebuch<br />

der Gedenkstätte<br />

konnten die Kinder ihre<br />

gelernten Schreibkenntnisse<br />

anwenden. Nun<br />

steht da, noch etwas unsicher:<br />

ES WAR SCHÖN! DANKE!<br />

22 Kinder haben unterschrieben.<br />

Der Besuch von Schulklassen ist ein Beispiel für ganz persönlichen Kontakt mit<br />

Namensträgern oder anderen interessierten Schulen.<br />

Erstmalig hat in diesem Jahr das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. Anerkennungen<br />

für besonders fleißige und engagierte Schüler/innen an <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<br />

Schulen vergeben. Die Namensträger wurden aufgerufen, den besten oder die<br />

32


este Schülerin zu benennen bzw. einen besonders engagierten Schüler, der<br />

vielleicht im Sinne <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s tätig war.<br />

Über dreißig Urkunden konnten wir ausstellen. Die Schulen haben unser Angebot<br />

dankbar angenommen.<br />

Folgende Schulen haben unseren Aufruf aufgegriffen und diese Möglichkeit der<br />

Auszeichnung ihrer Schüler/innen genutzt:<br />

Oberschule “<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” Hennigsdorf<br />

(Kayleigh Thauer, Julia Müller, Sarah Hoffmann, Sebastian Stütz, Sarah Budewitz,<br />

Isabel Begschanow, Mike Wichmann)<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> Schule zur Lernförderung Aue<br />

(Jonny Steinmann, Enrico Funda, Patrick Unglaub)<br />

Schulzentrum Dr. <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> Vetschau<br />

(Sidney Ullmann, Annabell Banusch, Pauline Kanzler, Moritz Thieme, Sarah<br />

Schapp, Lisa Schulz, Angelina Huhn, Nico Fliegel)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Sömmerda<br />

(Franziska Fohmann, Miriam Grabarits)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Ruhla<br />

(Anne Katharina Stein, Martin Sputh)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Wolfsburg<br />

(Rainer Feer, Marcel Iwert, Peter Sergeev)<br />

Staatlich regionales „Förderzentrum <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“, Bleicherode<br />

(Swenja Rewers, Mareike Buchwald)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gesamtschule Beeskow<br />

(Maria Glauche)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule Wittenberge<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schülerclub in Cottbus<br />

Oskar Götzelt<br />

Bildungszentrum „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ der Kreisklinik Aschersleben-<br />

Staßfurt gGmbH<br />

Wir gratulieren allen Schülern bzw. Schülerinnen recht herzlich!<br />

Im nächsten Jahr wollen wir diese Ehrung fortsetzen.<br />

2009 hoffen wir auf die Mitwirkung von Namensträgern anläßlich der Projekttage<br />

im April. Einige Schulen haben bereits zugesagt.<br />

Von zwei Schulen erhielten wir im vergangenen Jahr beträchtliche Geldspenden<br />

für Lambarene.<br />

Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasium Erfurt konnte uns einen symbolischen<br />

Scheck in Höhe von 3.000,00 € überreichen.<br />

Die Oberschule “<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” Hennigsdorf sammelte 2.570,00 € für Lambarene.<br />

Spenden in dieser enormen Größenordnung sind nur mit viel Mühe und Überzeugungsarbeit<br />

zu erzielen. Als gemeinnützige Organisation können wir das Engagement<br />

der Beteiligten nicht hoch genug einschätzen, schließlich wissen wir<br />

aus eigener Erfahrung, welcher Aufwand damit verbunden ist.<br />

Das Geld kommt selbstverständlich den Kindern und Jugendlichen in Lambarene<br />

zugute.<br />

Herr Wissel wird die Spenden auf seiner nächsten Reise nach Lambarene mitnehmen<br />

und über ihre Verwendung berichten.<br />

Spenden erhielten wir auch von der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Mittelschule in Chemnitz<br />

und unserem treuen <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Kindergarten in Apolda, die wir nach<br />

Lambarene weiterreichen werden.<br />

33


Im August werden sich ca. 35 Lehrer aus Aue auf das neue Schuljahr an ihrer<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in der <strong>Weimar</strong>er Gedenkstätte vorbereiten.<br />

Alle Namensträgerschulen und Einrichtungen, aber auch diejenigen, die nicht<br />

“<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>” heißen, sind herzlich in unsere Gedenkstätte nach <strong>Weimar</strong><br />

eingeladen!<br />

Junge Menschen schreiben über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />

Prof. Dr. Hartmut Kegler<br />

Zur Einführung<br />

Im Verlaufe meines Wirkens im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis zu Aschersleben<br />

hatte ich die große Freude, in mehreren Bildungseinrichtungen mit Schülerinnen<br />

und Schülern über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> zu sprechen. Diese Möglichkeit<br />

verdanke ich der Aufgeschlossenheit, dem Entgegenkommen und der Mitwirkung<br />

der jeweiligen Schulleiterinnen und Ethiklehrerinnen. Meine Vorträge und<br />

Gesprächsrunden sollten nicht nur das Leben und Denken jenes „Genies der<br />

Menschlichkeit“ übermitteln, sondern ganz im Sinne <strong>Schweitzer</strong>s auch zum eigenen<br />

Nachdenken anregen. Die dabei angestellten Überlegungen durften dann<br />

die Schüler schriftlich niederlegen. Dies geschah dem unterschiedlichen Alter<br />

entsprechend in einer Weise, die zeigte, „dass in einem Kinderherzen viel mehr<br />

vorgeht, als es ahnen lässt“, wie es <strong>Schweitzer</strong> einmal ausgedrückt hat. Für<br />

mich bedeutete diese Erkenntnis, dass junge Menschen – entgegen manchen<br />

pessimistischen Einschätzungen – durchaus für Ideale zu begeistern sind und<br />

nach Vorbildern suchen. Aus ihren ehrlich geäußerten Ansichten geht aber auch<br />

hervor, dass sie sowohl sich selbst als auch die Gesellschaft mit kritischen Augen<br />

betrachten. Das zeigt, dass nicht nur Erwachsene für Jugendliche, sondern<br />

auch Jugendliche für Erwachsene Vorbilder sein können.<br />

Die nachstehend wiedergegebenen Texte sind zum größten Teil Auszüge von<br />

umfangreicheren Abhandlungen, welche die Schüler verfassten.<br />

Ich wünsche viel Freude beim Lesen!<br />

Freie Montessori-Grundschule Aschersleben<br />

Die Schüler der 3. und 4. Klassen wurden aufgefordert, an den in ihren Herzen<br />

weiterlebenden „Urwaldarzt“ Briefe zu schreiben.<br />

Lieber Doktor <strong>Schweitzer</strong>,<br />

als ich, mein Bruder, mein Papa und ein Bekannter einmal nach Hause kamen,<br />

habe ich erlebt, dass ein kleiner Vogel vor der Treppe lag. Er konnte nicht mehr<br />

fliegen. Wahrscheinlich war er gegen die Tür geflogen. Wir hoben ihn auf, setzten<br />

ihn in unser Vogelhaus und gaben ihm Wasser. Später flog er dann weg.<br />

Eine andere Geschichte. Wir schrieben gerade einen Deutsch-Text. Maria war<br />

meine Nachbarin. Sie hatte einen Fehler gemacht. Ich zeigte ihr, wo er war.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Ihre Lina Al Gori<br />

Lieber Herr <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>!<br />

Ich bewundere Ihren Mut zur Auswanderung zu den armen Menschen in Afrika!<br />

Als Arzt immer für Menschen und Tiere da zu sein, finde ich großartig. Dass Sie<br />

aus dem Nichts des Urwaldes mit viel Mühe und Arbeit über viele Jahre ein<br />

Krankendorf entstehen lassen, war eine große Freude für die vielen Menschen<br />

der Region Afrika.<br />

Ich selbst habe auch schon älteren Menschen geholfen. Jüngeren Mitschülern<br />

34


in ich in der Schule auch beim Lernen behilflich. Über ein Treffen mit Ihnen<br />

würde ich mich sehr freuen. Bleiben Sie schön gesund!<br />

Ihre Maria-Therese Foerster<br />

Sehr geehrter Herr Dr. <strong>Schweitzer</strong>!<br />

Sie haben viel erreicht! Ich bin genau wie Sie gegen Tierversuche. Und gegen<br />

den Krieg. Deswegen schreibe ich Ihnen und danke Ihnen! Ich habe Ehrfurcht<br />

vor dem Leben!<br />

Tschüs, Tom Gräbe<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Ganztagsschule Aschersleben<br />

Meine Gedanken über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Leben<br />

Lina Schütze (5. Klasse)<br />

Das Leben <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s war spannend, aufregend, aber auch traurig. Er<br />

war ein sehr liebenswürdiger Mensch und sehr menschenlieb, denn er tat viel<br />

für die Menschen. Er konnte auch viele handwerkliche Arbeiten verrichten.<br />

<strong>Schweitzer</strong>s Leben bestand aus Helfen.<br />

Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Stephanie Eisbein (9. Klasse)<br />

Ich möchte, dass aller Krieg aufhört und die Menschen friedlich zusammenleben.<br />

Die Menschheit frisst sich ja buchstäblich gegenseitig auf.<br />

In zehn Jahren sind sicher weit mehr Tiere ausgestorben als jetzt schon ausgestorben<br />

sind. Warum schaffen wir keinen Lebensraum? Im Gegenteil: Wir zerstören<br />

ihn! Wo bleibt die Ehrfurcht vor dem Leben?<br />

Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Sabine Saalfeld (9. Klasse)<br />

Ich habe mir ein paar Fragen gestellt:<br />

1-Wozu sind wir auf der Welt?<br />

2-Haben wir eine spezielle Aufgabe im Leben?<br />

3-Gibt es einen vorgeschriebenen Plan im Leben?<br />

4-Kann man sein Leben wirklich immer ändern oder ist es manchmal nur<br />

Schein?<br />

5-Gibt es im Leben die Möglichkeit, das zu vollbringen, was einem unmöglich<br />

erschien?<br />

Gibt es jemanden, der mir diese Fragen beantworten kann? Die einen sagen<br />

Gott, die anderen ein gelehrter Mann.<br />

Was sagst DU?<br />

Sekundarschule „An der Elbe“ Parey<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> - Held der Menschlichkeit?<br />

Jessica Bathe (Klasse 10)<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ist ein Mensch, der das Leben respektierte. Er war Philosoph,<br />

Ehemann, Vater, Retter von Menschen. Für mich ist er ein Held, der anderen ein<br />

Vorbild gewesen war. Ich bewundere ihn, weil er vielen Menschen den Sinn des<br />

Lebens wiedergab und die Menschen aufrief, füreinander dazusein. Viele Menschen<br />

haben den Sinn des Lebens verloren und denken nur an sich. Viele kennen<br />

auch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> nicht. Darum müsste man in den Medien mehr über<br />

ihn berichten.<br />

35


<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>, der Theologe, Urwaldarzt und einzigartige Mensch<br />

Markus Fichtner (Klasse 10)<br />

Mich beeindruckt am meisten, wie er diesen Mut aufbringen konnte, einfach<br />

dorthin zugehen, um die kranken Menschen zu behandeln. Ich bewundere auch<br />

sehr, wie er dies alles aus eigener Kraft aufbauen konnte und es so lange<br />

durchgezogen hat.<br />

Im Internet:<br />

http://www.albert-schweitzer-weimar.de/freundeskreise/aschersleben.html<br />

Erster <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag am Gymnasium in Limbach-<br />

Oberfrohna<br />

Annemarie Walter, St Egigien<br />

Der 10. Juli 2008, der vorletzte Tag vor den Sommerferien, war für die Schülerinnen<br />

und Schüler des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gymnasiums ein ganz besonderer<br />

Tag.<br />

Das Lehrerkollegium hatte ihn als <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag gestaltet. Das<br />

Motto:“Warst du schon in Lambarene?“<br />

Die Ethiklehrerin fragte mich, ob ich dazu bereit sei, vor den 5., 6. und 7. Klassen<br />

über meine Lambarene-Reise 2007 zu berichten.<br />

Um die Technik brauchte ich mich nicht zu kümmern, das übernahmen sachkundige<br />

Mitarbeiter.<br />

Ich sagte zu mit leichtem Lampenfieber; denn ich hatte noch nie vor so vielen<br />

Schülern gesprochen. Die meisten Schüler wussten sehr wenig von ihrem Namensgeber.<br />

Das sollte sich nun ändern. Die Schülerinnen und Schüler wurden<br />

in geballter Ladung mit Informationen konfrontiert.<br />

Alles war gut organisiert, während ich vor einigen Klassen sprach, schauten<br />

sich die anderen Gruppen einen Dokumentarfilm über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> an<br />

oder besuchten eine Ausstellung über Leben und Werk des Namensgebers.<br />

Außerdem hatten die Gymnasiasten ein Quiz mit über 20 Fragen zu beantworten.<br />

Als ich nach der Pause meinen Vortrag vor den 6.Klassen hielt, wunderte ich<br />

mich zunächst über eine gewissen Unruhe, aber bald freute ich mich sogar darüber<br />

als ich feststellte, dass während meiner Ausführungen die Schüler die<br />

Quizfragen beantworteten, sich dazu austauschten, denn sie hatten genau zugehört.<br />

Auch die 8. Klassen folgten aufmerksam meinen Ausführungen. Ich<br />

konnte keine Spur von Müdigkeit feststellen -es war so ruhig, dass man eine<br />

Nadel hätte fallen hören.<br />

Ich erhielt lauten Beifall und vom Gymnasium wurde eine Spende von 100 €<br />

überwiesen. Gefreut hatte ich mich über die interessanten Fragestellungen der<br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

„Warum war Helene <strong>Schweitzer</strong> von so zarter Gesundheit, obwohl sie einen<br />

Arzt an ihrer Seite wußte?“<br />

„Warum gab es in Lambarene als Festmahl Krokodil, wo doch <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />

alle Tiere schützte?“<br />

„Welche Tropenkrankheiten gibt es und wie werden sie übertragen?“<br />

Hoffentlich konnte ich ein wenig dazu beitragen, den Kindern und Jugendlichen<br />

die „Ehrfurcht vor dem Leben“ in die Herzen zu bringen.<br />

36


Bericht über die Projekttage 2007 zu Ehren <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>s:<br />

„<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule“ - Förderschule für Geistig Behinderte Hoyerswerda<br />

Frau Kasper<br />

2007 fand aus Anlass des Geburtstages von <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> ein Projekttag<br />

statt. Die Schüler und Schülerinnen würdigten sein Lebenswerk. Ihnen wurde<br />

noch einmal bewusst gemacht, welche Verdienste der„ Dschungeldoktor" der<br />

Menschheit erwiesen hat. Jede Klasse hatte zu diesem Thema einen Auftrag bekommen.<br />

Die Klassen UI/2 und MI fertigten Tierpuzzle an mit Motiven afrikanischer<br />

Tierarten, so wie sie auch in <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Nähe lebten. Die Klasse<br />

M3 sammelte Material über Lieder und Tänze in Afrika und gestaltete darüber<br />

mit viel Spaß einen Hefter.<br />

Die Klassen 0 2/3 und Wl ergänzten ihre Materialsammlung und bauten sie mit<br />

viel Freude weiter aus.<br />

Unsere Klasse W2 lernte fremdländische Gewürze beim Ausprobieren afrikanischer<br />

Kochrezepte kennen. Die älteren Werkstufenklassen fertigten afrikanische<br />

Spiele an und erprobten diese auch selbst.<br />

In unserem Traditionszimmer sind die Ergebnisse der eifrigen Arbeit für SchülerInnen<br />

und Lehrer ausgestellt und Ausgangspunkt für weitere Tätigkeiten im<br />

Rahmen der Erforschung und des Näherbringens des Lebens und Wirkens <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>s. Ein weiterer wichtiger Höhepunkt war die Projektwoche im<br />

Oktober 2007. Sie hatte das Motto „ Eine Reise um die Welt " - ganz im Sinne<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s, der als Weltenbummler bekannt war.<br />

Jede Klasse informierte sich über ein Land und präsentierte das erworbene Wissen<br />

den Gästen, indem auf verschiedenen Tischen die einzelnen Länder vorgestellt<br />

wurden, so waren z. B. auf dem Tisch der Klasse 01 eine Matroschka und<br />

Buratino zu sehen. Die Schüler lernten, dass „Mc. Donalds " eine amerikanische<br />

Firma ist. Die Klasse 03 fertigte mit viel Aufwand die Villa Kunterbunt aus Astrid<br />

Lindgrens wunderbarem Kinderbuch „ Pippi Langstrumpf" an. Das musikalische<br />

Programm vereinte einzelne SchülerInnen zu tollen Darbietungen. Galina sang<br />

z. B. ein Lied in russischer Sprache. Es wurde getrommelt und sogar die „Annemarie-Polka<br />

" getanzt. Mit viel Mühe und Elan wurden mehrere Basare gestaltet.<br />

Der Kuchen und die selbst gefertigten Bastelarbeiten brachten einen Erlös<br />

in Höhe von 247,00 €, der gern für das Krankenhaus in Lambarene gespendet<br />

wurde.<br />

Null-Problemo<br />

Klaus-Dieter Voigt<br />

Wieder hat Alfred Ullmann mit Schülern der Förderschule Cottbus ein Heft herausgebracht.<br />

Es enthält Texte von Schülern, Rätsel, Lerntexte und Fotos von Aktionen in der<br />

Schule: z.B. Verabschiedung Frau Vent und Frau Erbe, ein Interview mit der<br />

Rektorin Frau Blumberg, eine Tiergeschichte, Zeichnungen; Fotos, Briefe von<br />

Schülern und eine Urkunde für gute Arbeit.<br />

Diese Hefte erfreuen sich bei den Eltern und Schülern großer Beliebtheit.<br />

37


<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> im Ethikunterricht an einer Chemnitzer<br />

Berufsschule<br />

Dr. Bettina Stier, Vorsitzende des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s e.V. <strong>Weimar</strong><br />

Die <strong>Schweitzer</strong>arbeit spielt natürlich auch eine Rolle im Unterricht an berufsbildenden<br />

Schulen. Im Folgenden soll vom Ethikunterricht in zwei Klassen des Beruflichen<br />

Schulzentrums für Wirtschaft II in Chemnitz die Rede sein (Schuljahr<br />

2006/2007).<br />

Die künftigen Kaufleute für Dialogmarketing werden in ihrer Berufsausbildung<br />

auf ihre spätere Tätigkeit in Werbeagenturen und Callcentern vorbereitet. Ein<br />

Lehrplanthema des 1. Lehrjahres lautet „Humanität“ und in diesem Rahmen beschäftigten<br />

sich die jungen Leute unter Anleitung ihrer Ethiklehrerin, Frau Petra<br />

Wunderlich, mit <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Zuerst mussten sie sich über die Person<br />

<strong>Schweitzer</strong>s informieren – Vorkenntnisse hat heute fast niemand mehr.<br />

Nachdem die Klasse dann im Unterricht über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> gesprochen hatte,<br />

wurden die Azubis der Telekom Leipzig nun aufgefordert zu notieren, wo sie<br />

ihr Lambarene zu finden glauben. Die Antworten sind, wie Sie lesen werden,<br />

sehr vielfältig und ganz unterschiedlich in der Tiefe der eigenen Überlegungen<br />

oder bereits des eigenen Engagements:<br />

Da finden wir zuerst einmal durchgängig die Notiz, man habe „jeden Monat<br />

einen Euro an das Betreuungswerk der Postbank/Telekom gespendet“, offen­<br />

38


sichtlich eine übliche Aktion bei Telekom.<br />

Desweiteren wird notiert, man habe „für Tschechen Sachen hingestellt“, „Klamotten<br />

mit nach Rumänien gegeben“ oder „Spielsachen an das Kinderheim gegeben“.<br />

Gut, das ist schon etwas, denke ich, aber Dinge, die man nicht mehr<br />

braucht wegzugeben, ist nicht wirklich eine bemerkenswerte Sache. Ähnlich<br />

verhält es sich damit, dass bei Mc Donald’s oder Deichmann ein bisschen Wechselgeld<br />

„für arme Kinder gespendet“ wurde oder „Pennern eine Zigarette gegeben“<br />

wurde.<br />

Schon mit mehr Nachdenken und mehr Aufwand verbunden waren diese Aktivitäten:<br />

„Organisation eines Kuchenbasars“, „Spende für die Opfer einer Umweltkatastrophe<br />

in Südostasien“, „im Tierheim gearbeitet und mehrfach Futter<br />

gespendet“ oder sogar „unentgeltliches Arbeiten im Restaurant für<br />

Obdachlose“. Ohne Einzelheiten zu kennen, meine ich, dass keiner verallgemeinernd<br />

behaupten sollte, junge Leute seien nur auf das eigene Wohlergehen bedacht.<br />

Ein bisschen schmunzeln musste ich bei den Tierpatenschaften im Leipziger<br />

Zoo: „Patenschaft für ein Erdmännchen, nächstes Jahr Patenschaft für einen<br />

Pinguin“.<br />

Manche junge Leute – und das scheint mir besonders in <strong>Schweitzer</strong>s Sinne zu<br />

sein – denken gar nicht vordergründig an Geld- und Sachspenden, sondern daran,<br />

sich ihren Mitmenschen hinzuwenden. Ich lese: „der Oma helfen“ oder „Ich<br />

finde jedes Mal mein Lambarene, wenn ich jemandem eine Freude mache und<br />

die Person sich freut.“<br />

Soweit könnte man zufrieden sein – wenn die anderen Notizen nicht wären:<br />

„Bis jetzt ist noch nichts weiter geplant.“, „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“<br />

(bei 5 von 21 Azubis!) oder sogar recht arrogant: „Ich denke darüber<br />

bei Gelegenheit nach.“<br />

Dass es nicht reicht, nur einmal über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und die seinem Leben<br />

zugrunde liegende Haltung zu reden, dass immer wieder Wertediskussionen nötig<br />

sind - das ist nicht nur die Erfahrung einer engagierten Ethiklehrerin, sondern<br />

das wird auch jeder Leser dieser Zeilen so empfinden. Gleichzeitig wird<br />

klar, dass diese Werteerziehung nicht allein Aufgabe der Schule sein kann, sondern<br />

dass jedes Elternhaus ebenso wie jede Freizeiteinrichtung dabei gefragt<br />

ist.<br />

Aber Petra Wunderlich verweist auch auf eine andere problematische Argumentation<br />

junger Leute: „Wenn ich genug Geld habe, werde ich auf jeden Fall für<br />

die Dritte Welt spenden.“ Humanitäre Hilfe ist für viele gleichbedeutend mit Hilfe<br />

für Afrika. Darüber, dass Armut und soziale Ungerechtigkeit aber gleich vor<br />

unserer Haustür anfangen, haben viele noch nicht nachgedacht. Und welche<br />

Rolle dabei die Medien spielen, wird deutlich, wenn ein Azubi als Hilfsmöglichkeit<br />

anführt: „Ein Kasten Bier = 1 Cent für den Regenwald“.<br />

In einer anderen Klasse, bei künftigen Werbekaufleuten, war die Spanne der<br />

Antworten sogar noch größer: Zwei von 17 ließen den ihnen ausgegebenen<br />

Zettel gleich ganz unbeschrieben, drei weitere schrieben „Ich habe keine Vorstellung!!!“,<br />

„Ich weiß es noch nicht.“ bzw. „Keine Ahnung, was in 10 Jahren ist<br />

...“. Bei soviel Planlosigkeit der eigenen Zukunft gegenüber ist wohl kein Kommentar<br />

nötig ...<br />

Auf mehreren weiteren Zetteln lesen wir, was man v i e l l e i c h t und<br />

s p ä t e r tun k ö n n t e: „Kindertagesstätte oder Kindergarten aufbauen“,<br />

„als Vorbild für meine Kinder agieren, sodass auch sie das Leben zu schätzen<br />

wissen“, „auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam machen“, „eventuell beim<br />

THW“ oder „später mal als Fotograf die Probleme armer Länder der Welt zeigen“.<br />

Hier hat man wenigstens schon einmal nachgedacht. Und ganz real ist<br />

39


schließlich die Information: „Ich spende Blut.“<br />

Weiter lese ich: „Lambarene ist überall. Man kann immer was tun. Oftmals fehlt<br />

die Zeit und die Auseinandersetzung, etwas bewirken zu können.“ Diese Worte<br />

wirken auf mich noch planlos, aber offen für die Möglichkeiten des Lebens. Hoffentlich<br />

wird der junge Mann seinen Weg finden zu helfen.<br />

Ähnlich fatalistisch liest sich die folgende, besonders ausführliche Meinung:<br />

„Meiner Meinung nach sollte man sich solche Ziele nicht setzen! Jedes Silvester<br />

bzw. in der Neujahrsnacht setzt man sich neue Ziele, aber was wird wirklich in<br />

die Tat umgesetzt?! Man sollte die Dinge, die man tun möchte, tun und wenn<br />

man im Bus einer alten Dame den Platz frei macht, zu Weihnachten Päckchen<br />

schickt, ein Kind adoptiert, je nach finanziellen Mitteln. Jeder sollte das machen,<br />

was er will und wann er es will! Und sich nicht das Ziel setzen ‚Mit 30<br />

mach ich dies oder jenes, um sozial zu sein und mich gut zu fühlen.’“.<br />

Jedem, der diese Sätze liest, wird viel Widerspruch durch den Kopf gehen. Aber<br />

wir sollten uns auch um Verständnis bemühen: Wofür sollen sich heutzutage<br />

junge Auszubildende schon begeistern, wenn sie noch nicht einmal wissen, wie<br />

ihr Lebensweg nach der Ausbildung weitergeht, ob ein Arbeitsplatz oder der<br />

Gang aufs Arbeitsamt wartet?<br />

Der heutige Zeitgeist wird noch deutlicher in einer abschließend zu zitierenden<br />

Äußerung: „Wenn ich mir und meiner Familie alles geleistet habe, erfüllt habe,<br />

was ich mir vorgestellt habe, keine Wünsche mehr offen sind, dann würde ich<br />

anderen Kindern helfen, ihnen durch finanzielle Hilfe eine tolle Kindheit ermöglichen<br />

und Zukunftsaussichten. Aber an erster Stelle steht meine Familie. So ist<br />

die heutige Zeit eben.“<br />

Dass sie nicht so bleibt, weil sich hoffentlich auch viele der hier zitierten, noch<br />

unsicheren jungen Leute später an <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> erinnern und eine Möglichkeit<br />

finden werden, sich in irgendeiner Weise sozial zu engagieren, das ist<br />

mein Wunsch für die Zukunft – dafür arbeiten Petra Wunderlich und auch ich<br />

als Lehrerinnen täglich mit jungen Leuten zusammen und sind dazu in einem<br />

Nebenamt tätig, in einem SOS-Kinderdorf bzw. im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>.<br />

Und vermutlich – das zeigt unsere Erfahrung - treffen wir eines Tages einen unserer<br />

Schüler in einer dieser Organisationen wieder.<br />

Im Namen eines Nobelpreisträgers<br />

Tag der offenen Tür im Bildungszentrum „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ zum 15. Jubiläum<br />

in Aschersleben<br />

Klaus-Dieter Voigt<br />

Das Bildungszentrum feierte in diesem Jahr sein 15 jähriges Jubiläum. 2006 erhielt<br />

dieses Bildungszentrum den Namen <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> verliehen und Prof.<br />

Dr. Kegler stellte damals in einem Grußwort das „Genie der Menschlichkeit“ vor.<br />

Daran erinnert Frau Elenore Schafberg, die Leiterin der Einrichtung, auf der<br />

Festveranstaltung in Verbindung mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres<br />

und der Eröffnung eines <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Forums.<br />

Bei der Ausbildung der künftigen Krankenschwestern spielt die „Ethik der Ehrfurcht<br />

vor dem Leben“ eine entscheidende Rolle. „Wenn wir Menschen helfen<br />

wollen, müssen wir an sie glauben“, zitiert die Leiterin <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.<br />

Prof. Dr. Hartmut Kegler ist der Initiator des neu gegründeten <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Forums:<br />

32 Schautafeln, die ein Geschenk des Präsidenten der „Akademie<br />

für ethische Bildung“ Hans Stellmacher sind, geben einen guten Einblick in Leben,<br />

Werk und Denken des großen Philosophen <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. Gleichzeitig<br />

werden Seminare zu diesem Thema angeboten. So wird das Lebenswerk <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>s ins Gedächtnis der Besucher geschrieben.<br />

40


Helene <strong>Schweitzer</strong>-Bresslau:<br />

Ihre karikative und kreative<br />

Arbeit in Lambarene<br />

Renate Niederfeld<br />

Helene Bresslau ist begeistert, als ihr<br />

langjähriger Freund, <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>,<br />

ihr seinen Plan offenbart, seine<br />

Privatdozentenstelle für Neues Testament<br />

aufzugeben und Medizin zu studieren,<br />

um als Missionsarzt nach Afrika<br />

zu gehen, denn sie ist zutiefst davon<br />

überzeugt, dass ein Christ zu tätiger<br />

Nächstenliebe verpflichtet ist.<br />

Während <strong>Albert</strong> in den nächsten Jahren<br />

Medizin studiert, beginnt sie eine<br />

Ausbildung als Krankenschwester, um<br />

ihren künftigen Mann bei seiner Tätigkeit<br />

als Missionsarzt unterstützen zu<br />

können.<br />

Nach Abschluss ihrer Ausbildungen<br />

heiraten sie und reisen 1913 nach<br />

Afrika aus. Ihr Ziel ist die Missionsstation<br />

Lambarene in Französisch Äquatorial-Afrika.<br />

Am 8. April 1913 beginnt dort unter<br />

schwierigsten Bedingungen die Gründungsarbeit<br />

für das noch heute weltbekannte<br />

Urwaldhospital, bei der Helene<br />

ihrem Mann hilfreich nach besten<br />

Kräften und Möglichkeiten zur Seite<br />

steht. Die fehlende Infrastruktur, das<br />

ungesunde, heiße und feuchte Tropenklima<br />

mit den plötzlich einsetzenden<br />

starken Regenfällen, der schnelle<br />

Übergang vom Tag zur Nacht, die völlig<br />

andere Mentalität der Afrikaner,<br />

das Sprachenproblem, das spartanisch<br />

eingerichtete Wohnhaus und der<br />

schwierig zu führende Haushalt erschweren<br />

die Pionierarbeiten unvorstellbar.<br />

Aber sehr schnell lernt sie, dass sie<br />

mit allen diesen Problemen nur fertig<br />

werden kann, wenn sie ihren Arbeitstag<br />

streng strukturiert: Sie kümmert<br />

sich zunächst um medizinische Dinge,<br />

bereitet Operationen vor, führt dabei<br />

Zwei starke Frauen<br />

41<br />

die Narkosen aus, reinigt und sterilisiert<br />

anschließend die Instrumente<br />

und kocht die Spitalwäsche aus und<br />

sieht dann schließlich nach den<br />

Schwerkranken im Bootsschuppen.<br />

Nebenbei sorgt sie noch für Ordnung<br />

im medizinischen Bereich, was unter<br />

den gegebenen Umständen nicht gerade<br />

einfach ist: Operiert wird nämlich<br />

zunächst unter freiem Himmel und<br />

bald darauf in einem leerstehenden,<br />

fensterlosen Hühnerstall.<br />

Etwas Entlastung erhält Helene, als<br />

der Afrikaner „Josef“ als Heilgehilfe<br />

und Dolmetscher eingestellt wird. Er<br />

spricht Englisch, Französisch und<br />

mehrere afrikanische Stammesdialekte<br />

und ist sehr intelligent und lernwillig.<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> an Helene<br />

Bresslau am 25.01.1906<br />

Und laß mich Dir einmal<br />

sagen,daß Du für mich eine der<br />

reinsten und tiefsten Seelen bist,<br />

die je im Körper einer Frau gewohnt<br />

haben.<br />

Eine wesentliche Erleichterung ihrer<br />

Arbeit bringt ihr schließlich die Fertigstellung<br />

der Medizinbaracke für Operationen<br />

und Behandlungen und der<br />

Krankenbaracke für die Schwerkranken.<br />

Als besondere Belastung empfindet<br />

sie es jedes Mal, wenn sie wegen der<br />

Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung<br />

für das Spital übernehmen<br />

muss.<br />

Ein weiteres Problem, das es zu bewältigen<br />

gilt, ist für Helene der Haushalt.<br />

Zwar hat sie 3 Hausangestellte;<br />

aber die arbeiten nur, wenn sie sich<br />

von ihr beaufsichtigt fühlen. Und alles,<br />

was nicht unter Verschluss ist, wird<br />

von ihnen bedenkenlos mitgenommen.<br />

So wird Helene bald zum wandelnden<br />

Schlüsselbund. Ein großes<br />

Problem stellt die Lagerung und Auf­


ewahrung von Vorräten dar: Einzig in<br />

zugelöteten Dosen sind Lebensmittel<br />

und Medikamente vor Insekten und<br />

anderen Schädlingen sicher. Eine besondere<br />

Plage stellen die Wanderameisen<br />

dar, die in riesigen Scharen<br />

nachts in die Häuser eindringen. Zum<br />

Schutz davor hat sie sich folgendes<br />

ausgedacht: Bemerkt sie Wanderameisen,<br />

weckt sie durch dreimaliges<br />

Blasen eines Horns Helfer, die dann<br />

rund um die Häuser Lysolwasser ausgießen.<br />

Foto: Archiv<br />

Die Unverträglichkeit des Klimas, die<br />

nie endende Arbeit in dem immer größer<br />

werdenden Spital und eine Tropenanämie<br />

schwächen sie bald so,<br />

dass sie dringend Ruhe und Erholung<br />

braucht, die sie bei einem kurzen Aufenthalt<br />

in frischer Seeluft an der Ogowemündung<br />

findet.<br />

Unmittelbar nach Ausbruch des<br />

1. Weltkrieges am 5.8.1914 werden<br />

<strong>Albert</strong> und Helene <strong>Schweitzer</strong> interniert.<br />

Doch schon nach vier Monaten<br />

dürfen sie ihre Arbeit im Spital fortsetzen.<br />

Helene kümmert sich jetzt neben<br />

den Kranken auch noch um Europäer,<br />

die vom Kriegsausbruch überrascht<br />

worden sind und vorerst nicht<br />

in ihre Heimat zurückkehren können.<br />

Durch den Kriegsausbruch werden aus<br />

42<br />

den geplanten 2 Jahren Lambareneaufenthalt<br />

4 1/2 Jahre. Durch Überarbeitung<br />

ist Helenes Gesundheitszustand<br />

1916 so schlecht, dass sie eine<br />

mehrmonatige Erholungspause einlegen<br />

muss.<br />

Kaum hat sie 1917 die Arbeit wieder<br />

aufgenommen, da müssen sie und ihr<br />

Mann auf Befehl der Regierung in Paris<br />

Lambarene unverzüglich verlassen<br />

und werden als Kriegsgefangene nach<br />

Frankreich gebracht.<br />

1924 kehrt <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> nach<br />

Lambarene zurück, während seine<br />

Frau Helene wegen einer noch nicht<br />

ausgeheilten Lungentuberkulose zusammen<br />

mit ihrer Tochter Rhena in<br />

Deutschland zurückbleibt. Erst 1929<br />

ist Helene wieder in der Lage, ihrem<br />

Mann nach Lambarene zu folgen. Dafür<br />

ist sie dankbar, und sie ist glücklich,<br />

auch weil sie weiß, dass ihre<br />

Tochter in der Herrnhuter Schule gut<br />

behütet und versorgt ist. Als sie bei<br />

ihrer Ankunft festlich empfangen wird<br />

und die neuen, praktischen Spitalbauten<br />

und den großen Gemüsegarten<br />

sieht, ist sie hoch erfreut über das,<br />

was ihr Mann hier in der Zwischenzeit<br />

geschaffen hat. Voll Schaffensdrang<br />

nimmt sie sofort wieder ihre pflegerische<br />

Arbeit auf und kümmert sich daneben<br />

noch um die Errichtung eines<br />

Heimes für Säuglinge und Waisenkinder.<br />

Ein ganz besonderes Erlebnis ist<br />

es für sie, dass sie ihren 51. Geburtstag<br />

gemeinsam mit ihrem Mann an<br />

der „Helenenbucht“ , wie diese Bucht<br />

seit diesem Tage heißt, feiern kann.<br />

Doch dieser Aufenthalt währt nicht<br />

lange. Erneut einsetzende tuberkulöse<br />

Fieberschübe zwingen sie schon 1930,<br />

nach Deutschland zurückzukehren.<br />

Aber der sehnliche Wunsch, in Lambarene<br />

an der Seite ihres Mannes zu arbeiten<br />

und den Menschen dort zu helfen,<br />

bleibt in ihr wach. Und so reist<br />

sie, als sich ihr 1941, d.h. mitten im<br />

2. Weltkrieg, als niemand es für möglich<br />

hält, die Gelegenheit dazu bietet,<br />

auf gefährlichen Umwegen und unter<br />

Lebensgefahr nach Lambarene, und<br />

das, obwohl ihre Ärzte ihr ausdrück­


lich davon abgeraten haben. Sie kann<br />

nun 5 Jahre lang an der Seite ihres<br />

Mannes arbeiten. 1946 zwingt sie<br />

dann ihr schlechter Gesundheitszustand<br />

zur Abreise nach Europa.<br />

Erst 1955, zum 80. Geburtstag ihres<br />

Manns, kommt sie wieder zu einem<br />

längeren Besuch nach Lambarene. Zu<br />

einer Mitarbeit im Spital ist sie in dieser<br />

Zeit nicht mehr in der Lage. Gegen<br />

Ende des Jahres zwingen sie ihre<br />

Krankheit und ihr schlechter Allgemeinzustand<br />

zur Abreise nach Europa.<br />

Obwohl sie bereits todkrank ist, fliegt<br />

sie am 14. Januar 1956 erneut nach<br />

Lambarene, um mit ihrem Mann dessen<br />

Geburtstag feiern zu können. Dieser<br />

Aufenthalt währt etwa 16 Monate.<br />

Als sie dann Lambarene wieder verlässt,<br />

ist ihr und ihrem Manne klar,<br />

dass dieses ein Abschied für immer<br />

ist. Nach ihrer Rückkehr wird sie in<br />

ein Spital in Zürich eingeliefert, wo sie<br />

kurze Zeit darauf verstirbt. Die Urne<br />

mit ihrer Asche wird von <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> später in Lambarene beigesetzt.<br />

Ihre Lungentuberkulose und das später<br />

hinzukommende Herzleiden sind<br />

Beginn und Ursache ihres langen,<br />

kaum bekannten Leidensweges gewesen.<br />

44 Jahre ihres Lebens hat sie in<br />

bewundernswerter Weise Mitverantwortung<br />

für das Werk ihres Mannes<br />

getragen und klaglos große persönliche<br />

Opfer gebracht. Doch trotz aller<br />

Tragik und aller menschlichen Unzulänglichkeiten,<br />

mit denen sie in ihrem<br />

Leben fertig werden musste, ist sie bis<br />

zu ihrem Lebensende den Idealen ihres<br />

Mannes treu geblieben.<br />

Begegnungen mit Rhena<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Miller<br />

Leonore Englmaier, 01257 Dresden<br />

1952 bekam ich das Buch „ <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>- Ein Leben im Dienste der<br />

sittlichen Tat“ von Rudolf Grabs geschenkt.<br />

Das war meine erste „ Begegnung“<br />

mit <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>. 1956<br />

ging ich als Kinderkrankenschwester<br />

43<br />

an die Kinderklinik des Stadtkrankenhauses<br />

Dresden - Neustadt. 1962<br />

baute ich die Kinderkrippe für die Kinder<br />

des Personals mit auf und übernahm<br />

im Herbst auch die Leitung der<br />

neuen Einrichtung. Mir kam der Gedanke,<br />

dass die Kinderkrippe einen<br />

Namen tragen müsse. Ich schrieb <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> und bat um die Einwilligung,<br />

dass die Krippe seinen Namen<br />

tragen darf. Im März 1963 traf<br />

ein Brief aus Lambarene ein. In herzlich<br />

gehaltenen Worten gab er seine<br />

Einwilligung zur Namensgebung. Er<br />

wünschte den Mitarbeitern und den<br />

Kindern bestes Gedeihen. Am 1. Juni<br />

1963 zum „ Tag des Kindes“ wurde<br />

der Kinderkrippe in einer schlichten<br />

Feierstunde der Name „ <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>“ verliehen. So wurde <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> zum Schirmherren<br />

unserer Krippe. Über viele Jahre haben<br />

wir Spielzeug und Kinderbekleidung<br />

nach Lambarene geschickt. <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> hat sich noch einmal<br />

dafür bedankt. Damit begann meine<br />

Verbindung nach Lambarene. Brieflich<br />

verbunden war ich dann hauptsächlich<br />

mit seiner Tochter Rhena und mit Mathilde<br />

Kottmann.<br />

Auf der Januarsitzung des <strong>Komitee</strong>s<br />

konnte der Vorsitzende Professor Dr.<br />

Ludwig zur Kenntnis geben, dass er


Frau Rhena Eckert, später <strong>Schweitzer</strong>-<br />

Miller, in die DDR eingeladen habe.<br />

Vom 2. bis 6. Februar 1967 weilte sie<br />

dann in Berlin, Dresden und Leipzig<br />

( Foto S. 43 ). Am 4. Februar besuchte<br />

sie unsere Einrichtung und in einer<br />

Gesprächsrunde mit allen Erzieherinnen<br />

berichtete sie über die wichtigsten<br />

Erkrankungen der Kinder in Afrika<br />

und über ihr Leben im Spital. Damals<br />

gab es in Lambarene auch eine Art<br />

Kinderkrippe für Waisen und Zwillingskinder.<br />

Schwester Rhena war erfreut<br />

über die Gestaltung der Krippe, das<br />

Wandbild ihres Vaters in der Diele des<br />

Hauses und über die vielen Kinder von<br />

0 bis 3 Jahren. So wurde ich für sie<br />

die „ Schwester Leonore“.<br />

Im Januar 1923 fuhr <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong><br />

nach Prag. Er folgte einer Einladung<br />

von Dr. Oskar Kraus, dem Philosophieprofessor<br />

der Karls- Universität.<br />

Mit dieser Empfehlung reiste <strong>Schweitzer</strong><br />

mit Vorträgen und Konzerten in<br />

die Tschechoslowakei, nach Mähren<br />

und Böhmen. Sein erstes Orgelkonzert<br />

gab er am 12. Januar in der deutschen<br />

evangelischen Kirche zu St. Michael<br />

in der Prager Gerbergasse. 70<br />

Jahre später kam Rhena <strong>Schweitzer</strong>-<br />

Miller mit internationalen <strong>Schweitzer</strong>-<br />

Freunden an diesen Ort, um eine Gedenktafel<br />

für ihren Vater einzuweihen.<br />

Danach reiste die Gruppe mit dem<br />

Bus nach Holice und traf dort <strong>Schweitzer</strong>-Freunde<br />

aus Tschechien und<br />

Deutschland ( Bild rechts oben ). Rhena<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Miller wurde von uns<br />

allen ganz herzlich begrüßt. Sie erkannte<br />

mich auch wieder als die<br />

„ Schwester Leonore aus Dresden“.<br />

Gern erinnerte sie sich an den Besuch<br />

in unserer Kinderkrippe. Am 18. und<br />

19. Oktober 1998 wurden unsere<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Freunde vom tschechischen<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreis<br />

nach Prag eingeladen, um gemeinsam<br />

in der Kirche zu St. Michael<br />

ein Orgelkonzert zu hören. Im gleichen<br />

und in den folgenden Jahren<br />

konnten auch die Besucher vom<br />

Dresdner Freundeskreis bei den AISL-<br />

Jahrestagungen in Günsbach und Klin­<br />

44<br />

genthal/ Frankreich Frau Rhena<br />

<strong>Schweitzer</strong>- Miller begrüßen.<br />

Im Mai 2004 gab es ein Wiedersehen<br />

mit Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller im Elsass.<br />

Sie meinte, dass sie wohl aus Altersgründen<br />

kaum noch einmal nach<br />

Günsbach kommen könnte. Sie war so<br />

erfreut, dass bald 40 Jahre nach dem<br />

Tode ihres Vaters noch immer so viele<br />

Freunde und Verehrer seiner gedachten.<br />

Weihnachten 2007 schickte ich<br />

ihr Fest- und Neujahrssegenswünsche<br />

mit Gedanken zu einer Predigt ihres<br />

Vaters aus dem Jahre 1919. Im Januar<br />

2008 um den 133. Geburtstag des<br />

Arztes von Lambarene erhielt ich<br />

herzliche Grüße von ihr: „ Liebe<br />

Schwester Leonore, vielen Dank für<br />

Ihre schöne Karte, lieben Wünsche<br />

und Ihren Gedanken zu meines Vaters<br />

Predigt. Das Jahr 2008 hat jetzt begonnen<br />

und ich sende Ihnen beste<br />

Wünsche, das es ein Gutes für Sie<br />

sein wird, wie auch meinen Dank für<br />

Ihre Betreuung des Dresdner <strong>Albert</strong>-<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Freundeskreises. ….“<br />

Am 14. Januar 2009 begeht Rhena<br />

den 90. Geburtstag. Das ist zugleich<br />

der 134. ihres Vaters. Möge Frau Rhena<br />

<strong>Schweitzer</strong>-Miller noch viele schöne<br />

Jahre verleben.


Das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V.<br />

und alle Leser wünschen von Herzen<br />

alles Gute.<br />

Weitere Berichte<br />

Lambarene ist eine Reise<br />

wert.<br />

Wilfried Häder, Merseburg<br />

Mit 20 Jahren hörte ich etwas über <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> und dem Spital im Urwald.<br />

Alles, was ich in die Hände bekam,<br />

wurde gelesen. Ehrfurcht vor<br />

dem Leben und Ich bin Leben, das leben<br />

will, inmitten von Leben, das leben<br />

will waren die Kernsätze, die mich<br />

faszinierten. Ich fand den Entschluss<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s toll, mit dem 30.<br />

Lebensjahr den Beruf aufzugeben,<br />

Medizin zu studieren, um den Armen<br />

der Ärmsten zu helfen. Als sich die Arbeitskollektive<br />

in der DDR Namen geben<br />

sollten, machte ich <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> als Vorschlag. Der Vorschlag<br />

wurde angenommen. <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong> wurde angeschrieben und<br />

er gab seine Zustimmung. Wir versorgten<br />

das Spital mit Medikamenten<br />

aus werkseigener Produktion. Der ersten<br />

Sendung legten wir einen gerade<br />

erschienenen Bildband über Georg<br />

Friedrich Händel bei. Darauf hin bekamen<br />

wir einen 2. Brief von <strong>Albert</strong><br />

<strong>Schweitzer</strong>. Die <strong>Schweitzer</strong>filme von<br />

Erika Anderson wurden im Vortragssaal<br />

des Werkes und im Kulturhaus<br />

Wolfen gezeigt.<br />

Nun wollte ich selbst einmal Lambarene<br />

kennenlernen. Elf Personen trafen<br />

sich Ende Juni 2007 , um mit dem Organisator<br />

Dr. Roland Wolf, Präsident<br />

der Internationalen Stiftung für das<br />

Spital in Lambarene(FISL), auf dem<br />

Flughafen in Frankfurt/M., um nach Libreville,<br />

der Hauptstadt der Republik<br />

Gabun zu fliegen.Überrascht wurde<br />

ich bei der Gepäckkontrolle, vor und<br />

hinter mir mussten Gepäckstücke geöffnet<br />

werden.<br />

Hospital <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> war für<br />

mich das Stichwort und so konnte ich<br />

45<br />

unkontrolliert passieren.<br />

Das Hospital hat in Gabun einen hohen<br />

Stellenwert, dies konnten wir<br />

auch bei den vielfachen Straßenkontrollen<br />

feststellen. Sobald der Schriftzug<br />

Hospital A.S. gesichtet wurde,<br />

gab es freie Fahrt. So konnte ich mir<br />

meinen Wunsch erfüllen und das Werk<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s in Augenschein<br />

nehmen. Ich war überwältigt. Tief bewegt<br />

stand ich vor dem kleinen Friedhof<br />

des Hospitals. Hier fand ich die<br />

Bestätigung, dass statt Blumen und<br />

Geschenke zu meinem 70. Geburtstag<br />

eine Spende für Lambarene besser<br />

angebracht war.<br />

Erneut konnte ich dem Spital 500 €<br />

vor Ort übergeben. Dagegen sind<br />

Sachspenden nur mit Rücksprache des<br />

Spitals, des Deutschen Hilfsvereins<br />

oder des <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong>s<br />

e.V. sinnvoll.<br />

Nach Redaktionsschluss<br />

Das 17. Benefizkonzert in Cottbus am<br />

25.09.08 war ein voller Erfolg.<br />

Die Rekordsumme von 1.881,85 €<br />

Spendeneinnahme ist der Dank für<br />

das große Bemühen von Alfred Ullmann<br />

und Uwe Alex und allen Helfern.<br />

Ein sehr interessantes Programm<br />

konnten die Zuhörer erleben, die Musikschule<br />

Cottbus überrascht immer<br />

wieder mit einem neuen und interessanten<br />

Programm. Den mitwirkenden<br />

Schülern und Lehrern gebührt ein<br />

großer Dank.<br />

Sehr geehrter Herr Alex,<br />

vielen herzlichen Dank für den wunderschönen<br />

Abend im Konservatorium,<br />

den Sie uns und unseren Eltern<br />

ermöglicht haben. Die Leistungen der<br />

jungen Künstler waren erstklassig.<br />

Wir haben nicht nur einen Kunstgenuss<br />

erlebt, sondern gleichzeitig eine<br />

gute Sache unterstützt.<br />

Alles Gute für Sie und Ihre Familie<br />

wünschen<br />

Cordula und Norbert Grätz


Reise-Resümee<br />

Eberhart Wissel, 01328 Dresden<br />

2003 startete ich erstmalig über die Grenzen Europas nach Afrika und bekam<br />

gleich gelehrt: Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit. Mit einem Bücherwissen<br />

von fast 40 Jahren zu Lambarene und einer Korrespondenz zu 60<br />

Briefpartnern in 20 Ländern hatte ich ein gutes Rüstzeug, um die Wirkungsstätte<br />

des Urwalddoktors, seine „ Improvisation“ zu besuchen und persönlich zu entdecken.<br />

Mit 56 Jahren hat mich dann das Spital „ infiziert“ und es folgten 6 weitere<br />

Reisen.<br />

<strong>Schweitzer</strong> reiste als 38jähriger mit seiner Frau Helene auf den schwarzen Kontinent<br />

und schuf ein Werk der Hilfe und Nächstenliebe, das bis heute arbeitet. 14<br />

mal nahm er die Reiseerschwernisse auf sich, um den Menschen in Gabun zu helfen.<br />

Sein Vorbild ist nicht vergessen und immer mehr Interessierte begeben sich<br />

auf die Spuren eines Idealisten, der sich seine Ethik- Träume verwirklichte. Das<br />

Refugium der Menschlichkeit<br />

begeistert heute junge<br />

Menschen, die auf der Suche<br />

nach dem Sinn des Lebens<br />

sind. In einer Gemeinschaft<br />

Gleichgesinnter<br />

spielt aber das Alter keine<br />

Rolle, wie eine Mitreisende<br />

von 87 Jahren zeigte.<br />

<strong>Schweitzer</strong> und zahlreiche<br />

seiner Helfer im Tropenklima<br />

beweisen, wie ein<br />

Glaube zum Jungbrunnen<br />

wird und Kraft spendet, wo<br />

sonst das Dasein schwierig<br />

ist. Nicht jeder hat aber<br />

die Möglichkeit, die Orte<br />

der besonderen Hingabe des Dienens aus dem Erbe <strong>Schweitzer</strong>s aufzusuchen. Da<br />

tröstet er: Jeder kann sein Lambarene haben, denn es ist ein Symbol des Denkens.<br />

So wird jeder Platz, wo Menschlichkeit praktiziert wird, zu einem persönlichen<br />

Lambarene. Selbst Helene <strong>Schweitzer</strong> konnte ihren Mann nicht immer an<br />

den Äquator begleiten. In aller Demut, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit wirkte<br />

sie von zu Hause aus und die <strong>Schweitzer</strong>- Freunde in aller Welt gedenken auch ihres<br />

130. Geburtstages nach dem 134. ihres Mannes im Januar 2009. <strong>Weimar</strong> hatte<br />

die Möglichkeit, am 1. Oktober 2008 an den großen Humanisten zu erinnern,<br />

denn vor 40 Jahren wurde am Kegelplatz sein ebenerdiges Denkmal als das Erste<br />

überhaupt eingeweiht. Die Uhren haben bei uns und in Lambarene eine Zeitzone.<br />

Wir sollten deshalb lernen, die Vergangenheit nicht zu vergessen, Verantwortung<br />

zu tragen, Mut zum Bekenntnis und Vertrauen auf die eigene Kraft zu haben. Ob<br />

Europäer oder Afrikaner, wir haben nur ein Leben und eine Welt und sollten endlich<br />

uns den globalen Forderungen auch als Einzelne stellen: Der Ethik der Ehrfurcht<br />

vor allem Leben.<br />

46


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort.....................................................................................1<br />

http://www.albert-schweitzer-weimar.de...........................................1<br />

Aus der Arbeit des <strong>Komitee</strong>s und der Stiftung................................2<br />

Bücherspende aus Hamburg.............................................................2<br />

Lambarene und internationale Aktivitäten.....................................3<br />

Hauptversammlung der AISL 2008 in Klingenthal/Elsass.......................3<br />

Einweihung der neuen Glocke im Lepradorf<br />

am 28. März 2008...........................................................................4<br />

Das Spital 2007 in Zahlen................................................................5<br />

40 Jahre <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Denkmal in <strong>Weimar</strong>..................................7<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Gedenk- und Begegnungsstätte <strong>Weimar</strong>..............8<br />

Museumsnacht 2008 in der Gedenkstätte - ein voller Erfolg...................8<br />

Flohmarkt 2008 in der Gedenkstätte................................................10<br />

Aus dem Gästebuch.......................................................................10<br />

Titelthema:<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und Johann Sebastian Bach..............................12<br />

Bildtafeln, die in der Gedenkstätte <strong>Weimar</strong> zu sehen sind-...................12<br />

Bildtafel 1....................................................................................12<br />

Bildtafel 2....................................................................................13<br />

Bildtafel 3....................................................................................14<br />

Aus unserem Archiv: <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> und J.S. Bach.........................15<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s Orgelkonzept aus der Sicht der Gegenwart und eine<br />

Skizze der 200jährigen Geschichte des Jehmlich Orgelbaus.................16<br />

Gedanken zum Bild vom Menschen bei Bach und <strong>Schweitzer</strong>...............17<br />

Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben........................................22<br />

Gedanken zur Sterbehilfe...............................................................22<br />

Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben.............................................25<br />

Die Ethik der Ehrfurcht vor den Tieren..............................................27<br />

Aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen...............................29<br />

125 Jahre Förderschule „<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>“ in Halberstadt..................29<br />

Schülerinnen und Schüler feierlich verabschiedet...............................30<br />

Bühnenstück über <strong>Schweitzer</strong> in Henningsdorf...................................31<br />

Pädagogischer Tag in <strong>Weimar</strong>.........................................................31<br />

Informations- und Unterrichtsmaterial für Pädagogen.........................31<br />

Zusammenarbeit mit Namensträgern...............................................32<br />

Junge Menschen schreiben über <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>.............................34<br />

Erster <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Tag am Gymnasium in Limbach-Oberfrohna. . .36<br />

Bericht über die Projekttage 2007 zu Ehren <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong>s:...........37<br />

Null-Problemo...............................................................................37<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> im Ethikunterricht an einer Chemnitzer Berufsschule. 38<br />

Im Namen eines Nobelpreisträgers..................................................40<br />

Zwei starke Frauen...................................................................41<br />

47


Helene <strong>Schweitzer</strong>-Bresslau: Ihre karikative und kreative Arbeit in<br />

Lambarene...................................................................................41<br />

Begegnungen mit Rhena <strong>Schweitzer</strong>-Miller........................................43<br />

Weitere Berichte.......................................................................45<br />

Lambarene ist eine Reise wert. .......................................................45<br />

Nach Redaktionsschluss.................................................................45<br />

Reise-Resümee.............................................................................46<br />

Nach Redaktionsschluss............................................................48<br />

Schulspende.................................................................................48<br />

Nach Redaktionsschluss<br />

Schulspende<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Die Spende der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Oberschule in Hennigsdorf in Höhe von<br />

2.570,00 € ist auf unserem Konto in Straßburg angekommen und sofort nach<br />

Lambarene weitergeleitet worden.<br />

Wir werden das Geld dort für den Neubau von Toiletten für das neue<br />

Schulgebäude und den Bau von Außentoiletten für das alte Gebäude benutzen.<br />

Nach Fertigstellung der Baumaßnahme werde ich Ihnen eine Mitteilung mit Foto<br />

zukommen lassen.<br />

Ich bitte Sie, der <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Schule in Hennigsdorf den herzlichen Dank der<br />

Internationalen Stiftung für das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Spital in Lambarene zu<br />

übermitteln. Ein Dank-schreiben aus Lambarene wird der Schule auf dem Postweg<br />

zugesandt werden.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Roland Wolf, Präsident der FIS<br />

Von Herrn Eberhart Wissel(Vorstand ASK <strong>Weimar</strong>) gingen Beiträge ein, die aus<br />

Platzgründen nun im Internet zu lesen sind: www.albert-schweitzerweimar.de/beitraege/eberhart-wissel.html<br />

16. Afrika-Symposium in Holice<br />

Auf dem 16. Afrika – Symposium in Holice am 04. Oktober 2008 standen das<br />

Leben und die Arbeit der Frauen berühmter Afrikaforscher auf dem Programm<br />

(Human- und Tiermediziner, Geologen, Geografen, Reiseschriftstellern u. a.).<br />

Anlässlich des 50. Todestages von Frau Ruzena Holubova trafen sich ca. 40 Personen<br />

aus vier Ländern im Kulturhaus der Stadt Holice: Tschechien, Slowakei,<br />

Österreich und Deutschland, um der aktiven und resoluten Begleiterin ihres<br />

Ehemannes Emil Holub zu gedenken.Mit zwei Beiträgen wurden Helene<br />

<strong>Schweitzer</strong>s außergewöhnliche Leistungen für ihren Mann hervorgehoben. Frau<br />

Dr. Darina Hartlova, Pribam, sprach über Helene <strong>Schweitzer</strong>s und E. Wissel<br />

(Vorstand <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-<strong>Komitee</strong> e.V. <strong>Weimar</strong>) gab einen verkürzten Überblick<br />

über das entbehrungsreiche und aufopferungsvolle Leben Helene <strong>Schweitzer</strong>s.<br />

Alles im Internet: http://ask-weimar.blogspot.com/ Label:Holice<br />

48

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