Weihnachts- Ausgabe 2010 - Tage
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SÜDENERS CHÜTZEN-JOURNAL<br />
Aus dem Archiv des WA:<br />
Königsschießen begann 1890<br />
schon in aller Frühe<br />
Aber erst mittags war das Ringen an der<br />
Vogelstange beendet<br />
Hamm. In die Anfänge des<br />
Südenschützenvereins führt uns<br />
ein Bericht, den der „Westfälische<br />
Anzeiger“ am 1.Juli 1890 (Nr. 101)<br />
veröffentlichte. Da lesen wir:<br />
„Hamm, 30.Juli. Dem<br />
Schützenverein Südenfeldmark<br />
war es vergönnt, am 29. Und<br />
30. des Monats (= Sonntag und<br />
Montag) sein zweites Schützenfest<br />
bei Wirte Badde (= Allestraße 10)<br />
unter zahlreicher Beteiligung der<br />
Schützenmitglieder sowie werter<br />
Gäste feiern zu können. Eingeleitet<br />
wurde dasselbe samstags durch<br />
einen solennen Zapfenstreich und<br />
sich anschließende Serenaden.<br />
Sonntags früh 11 30 Uhr konzertierte<br />
die Aplerbecker Kapelle auf dem<br />
Festplatz. Nachmittags 3 Uhr trat<br />
das Bataillon daselbst pünktlich<br />
an, um seine Fahne, den König<br />
und die Königin abzuholen,<br />
welche unter den Klängen gut<br />
geführter Märsche punkt 4 30<br />
Uhr daselbst eintrafen. Der<br />
Kommandant, Herr Hauptmann<br />
Schmidt, begrüßte den König und<br />
seine Gemahlin mit einem auf das<br />
Könispaar ausgebrachten Hoch,<br />
. . . verkündete darauf, daß am<br />
heutigen Morgen das Bataillon<br />
4 30 Uhr anzutreten habe, und er<br />
erwarte, daß dasselbe vollzählig<br />
und pünktlich zur Stelle sein<br />
werde. Hierauf zerstreuen sich<br />
die Festteilnehmer in dem schön<br />
ausgeschmückten Garten, um<br />
30<br />
unter den Klängen der Musik sich<br />
an Speise und Trank zu erfreuen.<br />
War auch die Temperatur eine<br />
etwas kühle, so wurde doch durch<br />
den herrschenden, nicht weiter<br />
unangenehm werdenden Wind<br />
verhütet, daß die Freude durch<br />
Regen getrübt wurde. Um 7 (= 19<br />
Uhr) begann der Festball, wobei alt<br />
und jung sich der edlen Tanzkunst<br />
hingaben. Am Montagmorgen<br />
erfolgte unter klingendem<br />
Spiel der Ausmarsch nach dem<br />
Schießplatz, wo bald ein äußerst<br />
reges, vielgestaltiges Leben und<br />
Treiben entwickelte. Über den<br />
weiteren Verlauf berichten wir in<br />
nächster Nummer.“<br />
Demgemäß setzte die Zeitung in<br />
Nr. 102 vom 3. Juli den Bericht<br />
fort; da heißt es:<br />
„Hamm, 2. Juli. Über das<br />
Fest des Schützenvereins der<br />
Südenfeldmark tragen wir noch<br />
nach, daß das Königsschießen<br />
einen regen Verlauf nahm. Gegen<br />
6 Uhr morgens fiel der erste<br />
Schuß, vor 7 Uhr schoß Herr Wirt<br />
Kleinböhmer das Zepter, und<br />
zwar mit der im vorigen Jahre<br />
bei der Verlosung gewonnenen<br />
Büchse. Um 7 30 Uhr fiel der<br />
Reichsapfel durch den sicheren<br />
Schuß des Weichenstellers<br />
Herrn Hörenbaum, während<br />
eine Stunde später Herr Wilh.<br />
Haumann (Pilsholz) die Krone<br />
errang. Gegen 11 30 Uhr ward der<br />
Damals<br />
Königsschuß abgegeben, und<br />
zwar durch Herrn Dietrich Vogel<br />
(Pilsholz), dessen Proklamation<br />
und Schmückung mit den<br />
Königsinsignien alsbald erfolgte.<br />
Nach der hierauf vorgenommenen<br />
Verteilung der Schießprämien<br />
begleitete das Bataillon den<br />
neuen König zu seiner Wohnung.<br />
Trotzdem (= obwohl) es nach<br />
dem Abbringen der Fahne 2 30 (=<br />
14 30 ) Uhr geworden war, trat das<br />
Bataillon bereits um 4 (= 16) Uhr<br />
wieder an, um zunächst die Fahne<br />
und dann den König und die<br />
Königin (Fräulein L. Haumann)<br />
zum Festplatz abzuholen.<br />
Dort entwickelte sich ein sehr<br />
anregendes Leben und Treiben,<br />
welches durch die ungünstige<br />
Witterung allerdings beeinträchtigt<br />
wurde. Die Aplerbecker<br />
Kapelle spielte recht wacker<br />
und hat sicherlich die gehegten<br />
Erwartungen übertroffen; ihre<br />
Vorträge fanden beifälligste<br />
Aufnahme. Am Abend wurde im<br />
großen Zelt zu fröhlichem Reigen<br />
angetreten und war dadurch die<br />
Freude eine allgemeine. Das Fest<br />
hat somit einen durchaus schönen<br />
Verlauf genommen.“<br />
Über ein kleines Zwischenspiel bei<br />
diesem Schützenfest meldete die<br />
zeitung dann noch in derselben<br />
Nummer 102:<br />
„Hamm 2. Juli. Während des<br />
vorgestern beim Wirt Althoff von<br />
den Schützen der Südenfeldmark<br />
ausgeführten Vogelschießens<br />
wurde zwei Schützen, welche<br />
sich außer dem Schützenplatzes,<br />
um der Ruhe zu pflegen, im<br />
Rasen niedergelegt hatten<br />
und eingeschlafen waren, die<br />
Taschenuhren gestohlen.<br />
Der Dieb wurde indes bald in<br />
der Person des Arbeiters St. von<br />
hier ermittelt und festgenommen.<br />
Auf Befragung bestritt er den<br />
Diebstahl; er will hingegen<br />
die Uhren von dem bekannten<br />
„Unbekannten´ gekauft haben.“