GEWOG-Bauten des Architekten Hans Waloschek - Pedro Waloschek
GEWOG-Bauten des Architekten Hans Waloschek - Pedro Waloschek
GEWOG-Bauten des Architekten Hans Waloschek - Pedro Waloschek
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>GEWOG</strong>-<strong>Bauten</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Architekten</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong><br />
in Dresden, Meißen und Riesa (1928-1933)<br />
Inhalt:<br />
Vorwort und Danksagungen.................................................................... 2<br />
Teil 1: Bilder mit Kommentaren<br />
1 Allgemeines zu den <strong>Bauten</strong> der <strong>GEWOG</strong>-Dresden ........................... 3<br />
2 Zur Großsiedlung Dresden-Trachau .................................................. 4<br />
3 Wohnzeilen der Großsiedlung Dresden-Trachau ............................... 8<br />
4 Siedlungshäuser Sonnenlehne in Dresden-Trachau ....................... 16<br />
5 Siedlungshäuser in Dresden-Coschützt .......................................... 19<br />
6 Siedlungshäuser in Dresden-Wölfnitz ............................................. 22<br />
7 Wohnzeilen in Meißen-Bohnitzsch .................................................. 25<br />
8 Volkshaus und Wohnzeile in Riesa .................................................. 28<br />
9 Verweise .......................................................................................... 31<br />
Teil 2: Faksimiles von Schriftstücken:<br />
Liste ...................................................................................................... 32<br />
1 Broschüre „Siedlung Dresden-Trachau“ (Sonnenlehne), 1930 ........ 33<br />
2 Prospekt „Die Gewog-Wohnung“ (1931) ......................................... 39<br />
3 Volkszeitung: „Die eingerichtete Wohnung“ (1931) .......................... 44<br />
4 H. <strong>Waloschek</strong>: „Das vollmassive Einfamilienhaus“ (1932) ............... 45<br />
5 H. <strong>Waloschek</strong>: „Die erste Flachdachsiedlung in Dresden...“ ............ 49<br />
6 J. und P. <strong>Waloschek</strong>: „Wer war der Architekt <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>“ ...... 51<br />
7 K.-H. Löwel: „Dresden und die Neue Sachlichkeit“ .......................... 59<br />
8 K.-H. Löwel: „Zur Baugeschichte der Großsiedlung Trachau“ .......... 61<br />
1<br />
Bilder und Schriftstücke<br />
zusammengestellt und kommentiert von <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong><br />
FASSUNG VOM 6.9.99
1 Allgemeines zu den <strong>Bauten</strong> der<br />
<strong>GEWOG</strong>-Dresden<br />
Der Architekt <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> (1899-1985, s. Lebenslauf [1]) war von März 1928 bis Oktober 1932<br />
Leiter <strong>des</strong> Architekturbüros der <strong>GEWOG</strong>-Dresden (die „Gemeinnützige Wohnungs- und Heimstätten-Gesellschaft<br />
für Arbeiter, Angestellte und Beamte m.b.H.“), oder genauer, <strong>des</strong> „Baubüros Mitteldeutschland“<br />
der Muttergesellschaft DEWOG (die „Deutsche Wohnungsfürsorge Gesellschaft für<br />
Beamte, Angestellte und Arbeiter“) mit Sitz in Berlin (s. auch [2]).<br />
In dieser Zeit hat er für die <strong>GEWOG</strong>-Dresden Baupläne und andere Dokumente, oft zusammen mit<br />
Richard Rösch [6], dem Geschäftsführer der <strong>GEWOG</strong>, verantwortlich unterzeichnet. Oft hat er auch<br />
ausdrücklich für die Bauleitung unterzeichnet, wie die wenigen heute noch erhaltenen Dokumente<br />
zeigen [4]. Es geht daraus aber i.a. nicht eindeutig hervor, ob und wie weit er auch an den Entwürfen<br />
oder bei der Planung der <strong>Bauten</strong> selbst maßgeblich beteiligt war. Diesbezüglich ist man auf Vermutungen,<br />
architektonische Einzelheiten und Erinnerungen angewiesen. Alle Unterlagen <strong>des</strong> <strong>GEWOG</strong>-<br />
Abb. 1.1: Das Gebäude in der Kopernikusstraße 74, in dem die Trachauer Büros der <strong>GEWOG</strong>-<br />
Dresden untergebracht waren, wahrscheinlich im II. Stock. Nach Informationen von Horst R. Rein<br />
war an der Frontmauer ursprünglich auch ein vertikaler Schriftzug „<strong>GEWOG</strong>“ angebracht. Foto<br />
<strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juli 1999. Bem.: Foto ohne Lieferwagen wäre wünschenswert!<br />
3
Abb. 2.1: Stand der Planung der Großsiedlung<br />
Trachau im Jahr 1926.<br />
5<br />
Zur Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Persönlichkeit in diesen Organisationen war offensichtlich der politisch stark engagierte Richard<br />
Rösch [6] .<br />
Bei der Planung und beim Bau der einzelnen Gebäude und Wohnungen haben dann die <strong>Architekten</strong><br />
<strong>Hans</strong> Richter [7] (mit seinem eigenen Architekturbüro), <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> (als Leiter <strong>des</strong> <strong>GEWOG</strong>-<br />
Architekturbüros) und die Dresdner <strong>Architekten</strong>sozietät unter dem renomierten Namen "Schilling &<br />
Graebner" [10] die wichtigste Rolle gespielt, wie Karl-Heinz Löwel bei seinen umfassenden Untersuchungen<br />
der Dresdner Siedlungsbauten herausfand [4] und in Abb. 2.3 gezeigt ist. Dabei haben sie<br />
alle offensichtlich auch eng zusammengearbeitet, was eine eindeutige Zuordnung einiger der Gebäude<br />
zu bestimmten <strong>Architekten</strong> recht schwierig erscheinen läßt. Bei den Häusern wurden i.a.<br />
Fenster und Türen <strong>des</strong> gleichen Fabrikats eingebaut und weitgehend ähnlich Baumaterialien eingesetzt.<br />
Bei einem Teil der Wohnblocks hat die <strong>GEWOG</strong> (in diesem Fall als „Bauherr“ auftretend) auch<br />
den <strong>Architekten</strong> <strong>Hans</strong> Richter mit der Durchführung beauftragt.<br />
Bis 1933 waren etwa 1200 Wohneinheiten fertig. Unter dem Naziregime wurden am 10. Mai 1933<br />
alle durchführenden Organisationen enteignet, der Bau unterbrochen und erst nach einigen Jahren<br />
wieder aufgenommen, allerdings etwas sparsamer (z.B. Wohnungen ohne Bad) und mit Giebeldächern<br />
(s. Luftbild, Abb. 2.4). Die Flachdächer wurden als "semitische Architektur" gebrantmarkt und<br />
die ganze Siedlung wird im Volksmund noch heute scherzhaft „Neu Jerusalem“ genannt. Es ist allerdings<br />
zu bemerken, daß es sich i.a. nicht um echt flache „Wannendächer“ oder „Wasserdächer“<br />
handelt, wie sie in Norddeutschland üblich sind, sondern um wenig geneigte Dächer, mit Regenrinne<br />
und Abflussrohr, bei denen i.a. kein Wasserstau auftreten kann. <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> hat sich später<br />
auch von diesen Flachdächern distanziert und meinte: „Falchdächer werden alle irgendwann undicht,<br />
ein gut gebautes Steildach wird mit der Zeit immer dichter“.<br />
Die Siedlung Trachau wurden schon zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz gestellt und galt als Vorbild<br />
moderner und rationeller Bauweise. Die Ähnlichkeit der Fassaden mit vielen der späteren, sogenannten<br />
„Plattenbauten“ der DDR und den „Wohnsilos“ der Bun<strong>des</strong>republik ist nicht zu übersehen.<br />
Für die damalige Zeit war es ein revoluzionärer Schritt und die Siedlung wird in der Architekturgeschichte<br />
Deutschlans als eines der wenigen Zeugnisse dieser Entwicklung hoch geschätzt.<br />
Abb. 2.2: Stand der Planung der Großsiedlung<br />
Trachau im Jahr 1930.
7<br />
Zur Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Abb. 2.4: Luftbild der Siedlung Dresden-Trachau aus dem Jahr 1937 in dem die von der <strong>GEWOG</strong><br />
entworfenen und gebauten Teile klar sichbar sind [9]. Bildarchiv Foto Marburg, bitte © beachten!<br />
Honorarfrei nur für Dissertationen in Selbstherstellung und Kunstgeschichtliche Fachzeitschriften!<br />
Abb. 2.5: Aus dem<br />
Falk-Stadtplan Dresden<br />
7. Aufl. 1996/97, 1:20000,<br />
bitte © beachten!
Wohnzeilen der Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Abb. 3.1: Wohnzeile in der Kirchhoffstraße, heute Richard-Rösch-Straße, von der Industriestraße,<br />
Foto April 1930, aus dem Archiv (Fotoalbum) von <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>. Rechts der Eingang zur Nr. 2<br />
mit dem unter der gleichen Straßennummer noch heute (allerdings von anderen Inhabern) betriebenen<br />
Blumenladen.<br />
Abb. 3.2: Richard-Rösch-Straße und nach rechts die Industriestraße. Ganz links das Gebäde<br />
Richard-Rösch-Straße 1, alles gesehen von der Industriestraße. Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong> Juli 1999.<br />
9
Wohnzeilen der Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Abb. 3.7: Links, Kleestraße Nr. 2 bis 6, rechts Richard-Rösch-Straße Nr. 19 bis 33. Foto <strong>Pedro</strong><br />
<strong>Waloschek</strong>, Juli 1999.<br />
Abb. 3.8: Richard-<br />
Rösch-Straße Nr. 18<br />
bis 24 mit dem<br />
Bürgerzentrum. Foto<br />
<strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>,<br />
Juli 1999.<br />
11<br />
Abb. 3.6: Rechts, das Gebäuder<br />
Richard-Rösch-Straße 1, links<br />
das Gebäude Industriestraße<br />
68 (nicht von der <strong>GEWOG</strong><br />
entworfen). Foto <strong>Pedro</strong><br />
<strong>Waloschek</strong>, Juli 1999.
Wohnzeilen der Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Abb. 3.11: Fraunhoferstraße ab Nr. 3 (links) bis 33, am Ende, abgewinkelt die Carl-Zeiss-Straße,<br />
Nr. 48. Die Gebäude rechts im Bild wurden nicht von der <strong>GEWOG</strong> erstellt. Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>,<br />
Juli 1999.<br />
Abb. 3.12: Links die Carl-Zeiss-Straße, Nr. 30 bis 48, rechts die Dopplerstraße, Nr. 3 und 5. Foto<br />
<strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juli 1999.<br />
13
Wohnzeilen der Großsiedlung Dresden-Trachau<br />
Abb. 3.15: Südseite der von der <strong>GEWOG</strong> gebauten Wäscherei (heute eine<br />
Privatfirma), wie sie auch auf dem Luftbild aus dem Jahr 1937 (Abb. 2.4) erkennbar<br />
ist. Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999.<br />
Abb. 3.16: Die Wäscherei (heute eine Privatfirma), vom Eingang aus dem Verbindungsweg („<strong>Hans</strong>-<br />
<strong>Waloschek</strong>-Weg“) zwischen Richard-Rösch-Sraße und Fraunhoferstraße gesehen (Nordsiete). In<br />
dem kleinen, einstöckigen, vorne angebauten Gebäude ist der schon vor 1933 benutzte<br />
Versammlungsraum untergebracht, in dem sich Einwohner der Siedlung trafen und anscheinend<br />
auch noch heute treffen. Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999.<br />
15
Siedlungshäuser Sonnenlehne in Dresden-Trachau<br />
Abb. 4.1: Häuser in der Schützenhofstraße, Foto aus einem Artikel von <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> aus dem<br />
Jahr 1932 [13].<br />
Abb. 4.2: Häuser in der Schützenhofstraße, Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juli 1999<br />
17
5 Siedlungshäuser in Dresden-Coschütz<br />
Laut Recherchen und Unterlagen von Karl-Heinz Löwel [4] handelt es sich um insgesamt 14 Doppelhäuser<br />
(28 Wohneinheiten), gelegen im Poisenweg, in der Kohlenstraße und in der Cunnersdorferstraße.<br />
Der Poisenweg (Sackgasse) ist im Stadtplan Dresden von 1928 noch nicht eingetragen.<br />
Alle Häuser haben ein Giebeldach. Nach einem (einzigen!) noch vorhandenen Lageplan (Katasteramt?)<br />
eines Eigentümers war Bauherr, der „Kriegerheimstättenverein“, eine Gruppe im Ortsverband<br />
<strong>des</strong> „Allgemeinen Sächsischen Siedlerverban<strong>des</strong> e.V.“ (ASS) und die Bauleitung hatte die <strong>GEWOG</strong>-<br />
Dresden, unterzeichnet „<strong>Waloschek</strong>“. Es ist kein Grundriß der Häuser vorhanden. Sie befinden sich<br />
in einem relativ guten Zustand (1999). Die Häuser sind denen der Siedlung in Wölfnitz in ihrer Art<br />
ähnlich.<br />
Abb. 5.1: Lageplan, aus dem Falk-Stadtplan Dresden 7. Aufl. 1996/97, 1:20000, bitte © beachten!<br />
19
Abb. 5.4: Häuser im Poisenweg, Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999<br />
21<br />
Siedlungshäuser in Dresden-Coschütz<br />
Abb. 5.5: Letztes Haus im Poisenweg, Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999
Abb. 6.2: Siedlungsbauten in Dresden-Wölfnitz, Blick zur Wendel-Hipler-Straße; Foto aus den<br />
Jahren 1928 bis 1932, aus dem Archiv von <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, ohne Beschriftung, erkannt 1999<br />
von Karl-Heinz Löwel.<br />
23<br />
Siedlungshäuser in Dresden-Wölfnitz<br />
Abb. 6.3: Häuser in der Düsseldorferstraße, Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999
7 Wohnzeilen in Meißen-Bohnitzsch<br />
Es handelt sich um eine Wohnzeile entlang der Großenhainer Straße mit den Nummern 125, 127,...<br />
bis 131, und um einen kürzeren abgewinkelten Wohnblock im Dieraer Weg.<br />
Die etwa 100 m lange Zeile an der Großenhainer Straße ist vollkommen renoviert und saniert. Die<br />
Fassaden könnte heute entstanden sein. Die (kürzere) Zeile entlang <strong>des</strong> Dieraer Weges ist noch<br />
nicht saniert und z.T. sind noch Einschüsse im Putz zu sehen (Juni 1999). Im Archiv von <strong>Pedro</strong><br />
<strong>Waloschek</strong> existiert ein (hinten beschriftetes) Foto der Vorderfront mit Baugerüst, und eines der<br />
Hinterhofseite, beide aus dem Jahr 1930 (s. Abbildungen auf den nächsten Seiten).<br />
Bei seinen Recherchen hat Karl-Heinz Löwel Kopien der Grundrisse und der Ansichten der Häuser<br />
gefunden, die wahrscheinlich aus einem Archiv der Stadt Meißen stammen. Die Wohneinheiten sind<br />
für heutige Begriffe extrem klein. Die Pläne tragen den Stempel der <strong>GEWOG</strong>-Dresden mit den<br />
Unterschriften "Rösch" und "<strong>Waloschek</strong>".<br />
Abb. 7.1: Lageplan der Wohnzeilen in Meißen-Bohnitzsch, aus dem ADAC-Stadtplan<br />
1:15000, bitte © beachten!<br />
25
Abb.7.4: Hinterseite, Großenhainerstaße,<br />
Foto „Horst Hornig, Meissen“,<br />
aus dem Archiv von <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>,<br />
hinten beschriftet: „Gewog, Meißen-<br />
Bohnitzsch 1930“<br />
Abb.7.5: Hinterseite, Großenhainerstaße,<br />
Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999<br />
27<br />
Wohnzeilen in Meißen-Bohnitzsch<br />
Abb.7.6: Wohnzeile am<br />
Dieraer Weg,<br />
Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>,<br />
Juni 1999
Abb. 8.2: Das Volkshaus Riesa.<br />
Dieses Foto wurde als Titelbild für<br />
die Ankündigungsbroschüre der<br />
Einweihung am 1. März 1930<br />
benutzt.<br />
Eine Originalvergrößerung (A4) ist<br />
bei <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong> (Hamburg)<br />
vorhanden.<br />
Abb. 8.3: Das Volkshaus Riesa, Foto <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>, Juni 1999<br />
29<br />
Volkshaus und Wohnzeile in Riesa
Verweise<br />
[1] Jutta und <strong>Pedro</strong> <strong>Waloschek</strong>: „Wer war der Architekt <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>?“, Beilage zur Trachauer<br />
Bürgerzeitung (TBZ) Nr. 61, Juli 1999 (8 A4-Seiten). Als Faksimile im Teil 2 und in einer neueren<br />
Fassung im Internet (*).<br />
[2] Karl-Heinz Löwel: „Zur Baugeschichte der Großsiedlung Dresden-Trachau", Beilage zur<br />
Trachauer Bürgerzeitung (TBZ) Nr 41, August 1996 (5 A4-Seiten. Als Faksimile im Teil 2 und im<br />
Internet (*).<br />
[3] Karl-Heinz Löwel: „Dresden und die Neue Sachlichkeit - die Großsiedlung in Dresden-Trachau",<br />
Deutsches <strong>Architekten</strong>blatt (DAB), 5/97, S. 676-677. Als Faksimile im Teil 2 und im Internet (*).<br />
[4] Karl-Heinz Löwel: Mehrere Persönliche Mitteilungen und ein längeres Interview am 13. Juni<br />
1999 mit danach folgendem Rundgang durch die Siedlungen in Dresden-Trachau, Coschütz und<br />
Wölfnitz und einer Besichtigung der <strong>Bauten</strong> in Meißen.<br />
[5] Horst R. Rein: Persönliche Mitteilungen, u.a. bei mehreren Führungen durch die Siedlung<br />
Dresden-Trachau im Juni und Juli 1999.<br />
[6] Horst R. Rein: „Wer war Richard Rösch“, vorläufiger Text im Internet (*).<br />
[7] Fritz Löffler: „<strong>Hans</strong> Richter“ in der Zeitschrift „Baumeister", 1967, Seite 1304. S. weitere<br />
Verweise im Internet (*).<br />
[8] Walter Steglich: Führung durch die Siedlung und Besichtigung renovierter Wohnungen in<br />
Dresden-Trachau am 11. Juli 1999 und ein Interview am 12. Juli 1999.<br />
[9] Der Hinweis auf dieses interessante Luftbild ist Herrn <strong>Hans</strong> Böhnert (Dresden-Trachau) zu<br />
verdanken, die Quelle (Bildarchiv Foto Marburg) wurde von Walter Steglich klargestellt.<br />
[10] „Schilling und Graebner“ s. Internet (*) und auf den Pieschner Seiten, www.g-gruetzner.de/<br />
pieschen/rathaus.html.<br />
[11] „Siedlung Dresden-Trachau“, Broschüre <strong>des</strong> „Allgemeinen Sächsischen Siedlervereins e.V.“<br />
(ASSV), s. Faksimile im Teil 2 und im Internet (*).<br />
[12] <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>: „Die erste Flachdachsiedlung in Dresden“, in der Zeitschrift „Sächsische<br />
Siedlung", 7. Jahrgang, Nr. 10 (5. Okt. 1929) und „Die Flachdachsiedlung ‚Sonnenlehne’ in<br />
Dresden-Trachau“, gleiche Zeitschrift, 1931. Kommentierte Auszüge aus beiden Artikeln<br />
erschienen in der Trachauer Bürgerzeitung Nr. 61, Juli 1999, S. 8 und 9, Faksimile im Teil 2 und im<br />
Internet (*).<br />
[13] <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>: „Das vollmassive Einfamilienhaus“ in den „Nachrichten der Deutschen<br />
Linoleum-Werke A.-G.“, 1932, Nr. 21, S. 9 bis 11. Faksimile im Teil 2 und im Internet (*).<br />
[14] Faltblatt Faltblatt 3 x A4 „Die Gewog-Wohnung - 1931“. Faksimile im Teil 2 und im Internet (*).<br />
[15] r.k.: „Die eingerichtete Wohnung“, Besprechung der Gewog-Ausstellung in der Volkszeitung<br />
vom 22. Mai 1931. Aus dem Archiv von Klaus Brendler. Faksimile in der Trachauaer Bürgerzeitung<br />
(TBZ) Nr. 50, Juni 1997, S. 4 und im Internet (*).<br />
----------------<br />
(*) Zu erreichen über die Seite: www.waloschek.de/hans.htm<br />
31
Faksimile der Broschüre „Siedlung Dresden-Trachau“ (Sonnenlehne), 1930<br />
33
Faksimile der Broschüre „Siedlung Dresden-Trachau“ (Sonnenlehne), 1930<br />
35
Faksimile der Broschüre „Siedlung Dresden-Trachau“ (Sonnenlehne), 1930<br />
37
Faksimile „Die Gewog-Wohnung 1931“<br />
40
Faksimile „Die Gewog-Wohnung 1931“<br />
42
Faksimile „Die eingerichtete Wohnung“, Volkszeitung 1931<br />
44
Faksimile „Das vollmassive Einfamilienhaus“ (1932)<br />
46
Faksimile „Das vollmassive Einfamilienhaus“ (1932)<br />
48
Juli 1999<br />
Beilage zur TRACHAUER BUERGERZEITUNG Nr. 61<br />
Wer war der Architekt <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>?<br />
Sein Leben und sein Werk, geschildert von Jutta und Peter (<strong>Pedro</strong>) <strong>Waloschek</strong> (*) (**)<br />
Der vorliegende Bericht beinhaltet eine erste<br />
Niederschrift der Erinnerungen der beiden<br />
Autoren an ihren Vater und die Ergebnisse<br />
einer Durchsicht der noch vorhandenen<br />
Unterlagen und Dokumente zum Stand April<br />
1999. Dies soll als Grundlage für weitere<br />
Recherchen und für eine umfassendere Gedenkschrift<br />
dienen. Deshalb sind die Autoren<br />
für jede zusätzliche Information, für<br />
Beiträge oder Korrekturen sehr dankbar.<br />
Die Jugend<br />
<strong>Hans</strong> (Johann Karl) <strong>Waloschek</strong> wurde am<br />
13. Juli 1899 in Wien geboren. Er kam aus<br />
eher bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater<br />
Johann (aus Schlesien) war Schuhmachermeister<br />
und ist schon 1904 verstorben. Seine<br />
Mutter, Emma Maria geb. Frömel (Lehrerin<br />
aus Mährisch-Schönberg), übernahm das<br />
Schuhgeschäft und meisterte so gut es ging<br />
und mit einer gewissen Härte die Erziehung<br />
der beiden Söhne Willi (geb. 1898) und <strong>Hans</strong><br />
sowie der 5 Jahre jüngeren Schwester Emmi.<br />
<strong>Hans</strong> besuchte nach dem Ende der Volksschule<br />
drei Klassen Bürgerschule und ab<br />
1912 die Gewerbliche Fortbildungsschule.<br />
1913 trat er eine Maurerlehre bei F. Wasler &<br />
A. Blahorek (Wien) an. Dabei ging er auch<br />
schon auf die Staatsgewerbeschule (Baugewerbe).<br />
Er beendete die Maurerlehre erfolgreich<br />
bei Baumeister Ferdinand Schindler in<br />
Wien, bekam am 30. September 1916 den<br />
entsprechenden Lehrbrief und am 2. Juli<br />
1919 sein Reifezeugnis von der Staatsgewerbeschule<br />
ausgestellt.<br />
Nur wenige Dokumente sind aus den folgenden<br />
Jahren erhalten. <strong>Waloschek</strong> hatte in<br />
der Staatsgewerbeschule wohl gute Kenntnisse<br />
erworben, sodass er schon 1918 bei<br />
Prof. Carl Seidl (Wien) an der Planung eines<br />
Mehrfamilienwohnhauses mitarbeitete und<br />
1919 im Atelier <strong>des</strong> <strong>Architekten</strong> Georg Karau<br />
(Wien) an der Planung von Wohnhäusern<br />
beteiligt war.<br />
<strong>Hans</strong> und Willi hatten auch einige Nebeneinkünfte<br />
durch Abendtätigkeiten, u.a. als<br />
Statisten im Theater an der Wien. Dabei<br />
entwickelten sie auch rege kulturelle Interessen,<br />
z.B. zum Musizieren.<br />
Als Einundwanzigjähriger ging <strong>Waloschek</strong><br />
(1920) nach Leipzig, wo er bei Ing. Alfred<br />
Paats am Projekt und Bau eines Sportstadions<br />
mitwirkte. Es hatten sich damals Probleme<br />
bei einem Schwimmbad aus Beton ergeben,<br />
das nicht wasserdicht wurde, worüber er<br />
später oft scherzhaft berichtete.<br />
Im Jahr 1922 kehrte <strong>Waloschek</strong> nach Wien<br />
zurück und arbeitete bei den Professoren<br />
Theiss und Jaksch, u.a. in der Bauleitung<br />
einer Wohnsiedlung. In dieser Zeit und bis<br />
etwa 1924/25 müssen <strong>Hans</strong> und sein Bruder<br />
Willi ihr Studium an der Technischen Hochschule<br />
mit einem Ingenieur-Diplom abgeschlossen<br />
haben.<br />
An der Hochschule befreundeten sie sich<br />
mit Raúl Pérez Irigoyen, dem Neffen <strong>des</strong><br />
damaligen argentinischen Konsuls (oder Botschafters)<br />
in Wien. Dem für Zeichnen und<br />
praktische Arbeiten weniger begabten Argentinier<br />
konnten sie tatkräftig unter die Arme<br />
greifen. Dies war eine für <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>s<br />
spätere Tätigkeit in Argentinien recht wichtige<br />
Bekanntschaft. Zusammen haben die<br />
drei auch Abendkurse im Zeichnen an der<br />
Akademie der Bildenden Künste in Wien<br />
belegt.<br />
Ab etwa 1922 waren die Brüder <strong>Waloschek</strong><br />
im Österreichischen Siedlerverband<br />
(in Wien) im Team <strong>des</strong> berühmten Professors<br />
Dr. Otto Neurath (damals Obmann <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>)<br />
tätig. In dieser begeisterten und idealistischen<br />
Gruppe haben sie u.a. die Innenarchitektin<br />
Margarete Schütte-Lihotzky (die<br />
Erfinderin der sog. „Frankfurter Küche“)<br />
und <strong>Hans</strong>’ spätere Frau Margarethe (Grete)<br />
Stark kennengelernt. Es ging damals um die<br />
Erschließung von Wohngegenden in Randgebieten<br />
der Stadt Wien, u.a. der Siedlung<br />
Eden (Hütteldorf am Wienerwald), in der<br />
Willi und <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> auch selbst ein<br />
Haus (für Willi) und später daneben ein zweites<br />
(für <strong>Hans</strong>) gebaut haben.<br />
Jeder hatte damals vorweg für die Benut-<br />
Hausbau in<br />
Selbsthilfe in der<br />
Siedlung Eden,<br />
Wien Hütteldorf,<br />
etwa 1925.<br />
Oben Willi (l.)<br />
und <strong>Hans</strong><br />
<strong>Waloschek</strong>,<br />
unten Emma<br />
<strong>Waloschek</strong><br />
51<br />
zung der Grundstücke und für den Bau der<br />
Straßen notwendige Arbeiten zu leisten, so<br />
zum Beispiel die noch immer vorhandenen<br />
Wurzeln der vielen Bäume auszugraben, die<br />
in der Not <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs gefällt und<br />
verheizt wurden. Über 2000 freiwillige Arbeitsstunden<br />
trugen Grete, Willi und <strong>Hans</strong><br />
jeweils dafür bei.<br />
Deutschland<br />
Seite 1<br />
Mit Ideenreichtum und Kreativität, mit zukunftsorientierten und trotzdem realisierbaren Vorschlägen und mit einer soliden Durchführung<br />
hat <strong>Waloschek</strong> immer wieder seine vielen Bauherren in Deutschland und Südamerika überzeugt und begeistert, sei es bei ganzen<br />
Siedlungen, bei Wohnungen in großen Blocks oder als Einzelhäuser, bei Industrieanlagen und sogar bei Kirchen. Dabei standen immer<br />
Mensch und Lebensqualität im Mittelpunkt seiner Betrachtungen.<br />
Im Jahr 1926 unternahm <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong><br />
eine Studienreise durch Deutschland und<br />
Holland, mit dem besonderen Ziel, sich über<br />
die Rationalisierung <strong>des</strong> Wohnungsbaues zu<br />
informieren. 1927 wurde er dann in Berlin<br />
vom <strong>Architekten</strong> Willi Ludewig eingestellt<br />
(insgesamt 7.200 RM Einkommen wurden<br />
diesbezüglich später erwähnt). In dieser Zeit<br />
hat <strong>Waloschek</strong> verschiedene Wohn- und Bürobautenprojekte<br />
Ludewigs bearbeitet.<br />
Damals entstand auch eine enge Beziehung<br />
zu Dr. Ernst Bodien und seiner Familie.<br />
In diesen Kreisen wurde viel über Rationalisierung<br />
<strong>des</strong> Wohnungsbaues und ihrer Einrichtungen<br />
diskutiert, wohl im Rahmen der<br />
in der Architektur heute als „Neue Sachlichkeit“<br />
bezeichneten Bewegung. Auch mit <strong>Architekten</strong><br />
und Künstlern <strong>des</strong> berühmten „Bauhauses“<br />
gab es Kontakte, unter ihnen sehr<br />
wahrscheinlich Dr. Martin Wagner, Walter<br />
Gropius und Ludwig Mies van der Rohe.<br />
Damals wurden in Deutschland neue „Bauhütten“<br />
zur rationelleren Herstellung von<br />
Baumaterialien gegründet, und es entstan-<br />
(*) © Copyright Jutta und Peter (<strong>Pedro</strong>) <strong>Waloschek</strong>, 1999. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />
Microverfilmung und für die Einspeicherung und Verbreitung in elektronischen Systemen.<br />
(**) Text und Abb. können im Internet eingesehen werden: http://ourworld.compuserve.com/homepages/<strong>Pedro</strong>_<strong>Waloschek</strong>/hw-aaa.htm
Juli 1999<br />
Beilage zur TRACHAUER BUERGERZEITUNG Nr. 61<br />
gelegten Gebäude der Siedlung Trachau. Weitere<br />
Teile der Siedlung sind vom Baubüro<br />
<strong>des</strong> <strong>Architekten</strong> <strong>Hans</strong> Richter und vom Dresdner<br />
Architekturbüro Schilling & Graebner<br />
geplant und gebaut worden. Gebäude der<br />
Siedlung Trachau wurden schon zu DDR-<br />
Zeiten unter Denkmalschutz gestellt.<br />
Die <strong>GEWOG</strong> hat die Bewohner der Siedlung<br />
Trachau auch bei der Einrichtung ihrer<br />
Wohnungen beraten. So wurden z.B. nach<br />
modernen Vorschlägen und Methoden hergestellte<br />
Möbel zu vernünftigen Preisen angeboten<br />
(u.a. von den „Deutschen Werkstätten“).<br />
Darunter waren auch Küchenmöbel,<br />
die den Grundlagen der berühmten „Frankfurter<br />
Küche“ von Grete Schütte-Lihotzky<br />
entsprachen. Anspruchsvolle Möbel nach<br />
„Bauhaus“-Entwürfen wurden damals auch<br />
erzeugt und angeboten. Damit hat <strong>Waloschek</strong><br />
die Wohnung seiner eigenen Familie modern<br />
und elegant eingerichtet.<br />
Ein wichtiges Projekt der <strong>GEWOG</strong>-Dresden<br />
war auch das noch heute erhaltene Volkshaus<br />
in Riesa, das von <strong>Waloschek</strong> entworfen<br />
und unter seiner Leitung gebaut wurde. Es<br />
beinhaltete ein Caffee-Restaurant, Sitzungsräume<br />
und Zimmer für einen hotelartigen<br />
Betrieb und wurde am 1. März 1930 eingeweiht.<br />
Laut Herrn Löwel wurde auch die<br />
anschließende winkelförmige Wohnbebauung<br />
von der <strong>GEWOG</strong> erstellt. Nach dem<br />
Krieg wurden beide als Kaserne für russische<br />
Soldaten benutzt.<br />
Die <strong>GEWOG</strong>-Dresden hat damals auch<br />
eine Wohnzeile in Meißen-Bohnitzsch gebaut.<br />
Laut Herrn Löwel hat die <strong>GEWOG</strong> in<br />
Dresden auch den ersten Teil der Siedlung<br />
„Am Stieglitzgrund“ in Wölfnitz und die<br />
Siedlung für den „Kriegerheimstättenverein“<br />
in Coschütz gebaut.<br />
Der Untergang<br />
Häuser in der Siedlung Dresden-Trachau, Schützenhofstraße 1932<br />
Im Oktober 1932 endeten die Gehaltszahlungen<br />
der <strong>GEWOG</strong> an <strong>Waloschek</strong>. Er war<br />
frühzeitig von der bevorstehenden Enteignung<br />
durch die NS-Regierung gewarnt worden<br />
und hatte eine private Firma als selbstständiger<br />
Architekt gegründet, in der Hoffnung,<br />
die <strong>Bauten</strong> der <strong>GEWOG</strong> vielleicht<br />
weiterführen zu können. Das war natürlich<br />
eine Illusion.<br />
<strong>Waloschek</strong> war Angehöriger einer SPD-<br />
Organisation (Reichsbanner?). Obwohl er<br />
eingefleischter Pazifist war, gehörte er zu<br />
einer Gruppe von etwa 30 bewaffneten Mitgliedern,<br />
die jeweils einen Revolver erhalten<br />
hatten – zur Verteidigung der Demokratie.<br />
Nur drei von ihnen haben das NS-Regime<br />
überlebt. Wie <strong>Waloschek</strong> später öfters betont<br />
hat, verdankte er sein Überleben wahrschein-<br />
53<br />
Wohnzeile in Meißen/Bohnitzsch, 1930. Foto oben beschriftet als:<br />
„Bauherr Gewog-Dresden“, unterz. „<strong>Waloschek</strong>“,<br />
links die Baustelle<br />
Bilder aus einem<br />
Artikel von <strong>Hans</strong><br />
<strong>Waloschek</strong><br />
in der Zeitschrift<br />
„Nachrichten der<br />
Deutschen<br />
Linoleum-Werke“,<br />
April 1932.<br />
Vorgeschlagene<br />
Inneneinrichtung<br />
Seite 3<br />
lich der Tatsache, daß seine Einbürgerung,<br />
zu der er schon eine mündliche Zusage erhalten<br />
hatte, am 3. Juni 1933 von der Kreishauptmannschaft<br />
Dresden „wegen unsicherer<br />
wirtschaftlicher Lage seines im Nov. 1932<br />
gegründeten Geschäfts“ abgelehnt wurde.<br />
Als Österreicher wurde ihm und seiner<br />
Familie im Juli 1933 eine halbwegs fluchtartige<br />
Übersiedlung (mit allen Möbeln) nach<br />
Wien stillschweigend gestattet. Als Deutscher<br />
wäre das nicht möglich gewesen.<br />
Vorher wurde er einmal verhaftet und mußte<br />
durch die Straßen der Siedlung vor Bajonetten<br />
der SA hermarschieren und gelegentlich<br />
die Hände hochhalten. Er wurde allerdings<br />
nur ins Polizeipräsidium oder auf eine größere<br />
Wache gebracht. Dort erkannte er unter<br />
den Leuten, die ihn identifizieren sollten und<br />
die ihn auch als Urheber „semitischer Architektur“<br />
angezeigt hatten, einige der <strong>GEWOG</strong>-<br />
Bewohner, die ihre Miete schon lange nicht<br />
bezahlt hatten. Die Polizei war damals noch<br />
nicht „gleichgeschaltet“, und der Beamte,<br />
der <strong>Waloschek</strong> von früher kannte und ihm<br />
gut gesinnt war, nutzte die peinliche Lage<br />
der noch etwas unbeholfenen NS-Leute, um<br />
<strong>Waloschek</strong> mit dem Vorwand seiner Staatsbürgerschaft<br />
wieder freizulassen. Das vorher<br />
in seiner Wohnung von der Polizei beschlagnahmte<br />
politische Propagandamaterial<br />
wurde ihm sogar zurückgegeben, mit der
Juli 1999<br />
Beilage zur TRACHAUER BUERGERZEITUNG Nr. 61<br />
Essigfabrik Hüser, Buenos Aires, Baufirma Carlos Spörk, Projekt <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>, 1949<br />
schon in Berlin gearbeitet hatte. Der Tenor<br />
war in etwa: „Kommen Sie, sobald es geht,<br />
hier gibt es Arbeit für alle!“ Es wurde nicht<br />
lange gezögert. Schon im September 1936<br />
fuhr <strong>Waloschek</strong> zu einer Ausstellung in Marseille<br />
und schiffte sich dort als Tourist auf der<br />
„Florida“ nach Buenos Aires ein. Ein Einreisevisum<br />
hätte er damals nicht bekommen.<br />
Seine Familie blieb einstweilen in Österreich,<br />
das Siedlungshaus in Hütteldorf wurde<br />
an Schwester Emmi (damals schon mit<br />
Franz Vanecek verheiratet) übertragen.<br />
Schon am Tag nach seiner Ankunft in<br />
Buenos Aires, übrigens ein Sonntag, konnte<br />
<strong>Waloschek</strong> bei seinem Studienkollegen und<br />
Freund Pérez Irigoyen arbeiten. Gewohnt<br />
hat er die erste Zeit bei Ludewigs.<br />
Damit begann eine 22 Jahre andauernde<br />
Tätigkeit <strong>Waloschek</strong>s in Argentinien als selbständiger<br />
Architekt ohne argentinische Zulassung.<br />
Meist wurde mit der Ausführung<br />
der <strong>Bauten</strong> eine Firma beauftragt, die selbst<br />
einen zugelassenen Ingenieur, Baumeister<br />
oder <strong>Architekten</strong> hatte, der dann die nötigen<br />
Unterschriften für die Behörden leistete.<br />
<strong>Waloschek</strong> hatte in den ersten sechs Monaten<br />
schon genug gespart, um seiner Familie<br />
die Überfahrt nach Buenos Aires zu bezahlen.<br />
Für seine eigene Reise hatte er sich<br />
Geld vom Bruder seiner Frau, Eduard Stark,<br />
geborgt und ihm dafür einen großen Teil der<br />
modernen, aus Dresden mitgebrachten Möbel<br />
überlassen. Im Mai 1937 ist Grete <strong>Waloschek</strong><br />
mit den beiden Kindern in Buenos<br />
Aires eingetroffen.<br />
<strong>Hans</strong><br />
<strong>Waloschek</strong> in<br />
Córdoba, 1943<br />
Mit Pérez Irigoyen<br />
Pérez Irigoyen hatte in Argentinien viele<br />
Beziehungen und bekam entsprechend gute<br />
Aufträge, wie z.B. zur Erweiterung und zum<br />
Umbau der Friedhöfe der Stadt Buenos Aires,<br />
besonders <strong>des</strong> Zentralfriedhofs. Er gewann<br />
mit <strong>Waloschek</strong>s Vorschlägen eine Ausschreibung<br />
für die Planung der „Weltausstellung<br />
1937“, die im Hafengelände der Stadt Buenos<br />
Aires stattfand.<br />
Dann wurde ein Hotel in der Provinz<br />
Córdoba mit dem Namen „El Peñón“ geplant<br />
und gebaut, und Einfamilienhäuser wie<br />
das „Chalet Rizori“ und das „Chalet Vehil“.<br />
In der Hauptstadt der Provinz Córdoba wurde<br />
ein Rathaus geplant. Es kam auch zu einer<br />
technischen Beratung der Fa. Thyssen-Lametal.<br />
Die Zusammenarbeit mit Pérez Irigoyen<br />
erstreckte sich bis zum Jahr 1946 und überlagerte<br />
sich dabei auch mit anderen Vorhaben<br />
<strong>Waloschek</strong>s.<br />
Für Carlos Fromm<br />
Im Jahr 1939 begann eine Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>Architekten</strong> Carlos Fromm, der eine<br />
Baufirma mit einem Büro im Zentrum der<br />
Stadt Buenos Aires hatte, in dem er auch<br />
mehrere Zeichner beschäftigte. Es ist anzunehmen,<br />
daß <strong>Waloschek</strong> mit Fromm im Laufe<br />
der Jahre unterschiedliche Arbeits- oder<br />
sogar Anstellungsverträge hatte. Die Beziehung<br />
zwischen den beiden erstreckte sich bis<br />
1952. <strong>Waloschek</strong> durfte während dieser Zeit<br />
auch Aufträge für eigene Kunden betreuen,<br />
was er dann allerdings abends und nachts<br />
erledigen mußte.<br />
Carlos Fromm stand dem katholischen<br />
Orden der Benediktiner sehr nahe, war wahrscheinlich<br />
Laienbruder, denn er war verheiratet<br />
und hatte Kinder. Er half bei der Organisation<br />
von Feierlichkeiten und bei Planungsarbeiten<br />
<strong>des</strong> Ordens mit und bekam<br />
auch Aufträge für Baumaßnahmen, wie z.B.<br />
den von <strong>Waloschek</strong> in seinem Baubüro geplanten<br />
Umbau der Benediktinerkirche „San<br />
Benito de Palermo“ in Buenos Aires.<br />
Ein bedeutender Auftrag war dann die<br />
Planung und der Bau einer Kirche in einem<br />
Kloster der Benediktinerinnen in Punta Chi-<br />
55<br />
Seite 5<br />
ca, einem Vorort der Stadt Buenos Aires. Bei<br />
diesem Vorhaben, das mit sehr viel Detailarbeit<br />
verbunden war, hatte <strong>Waloschek</strong> eine<br />
federführende Aufgabe.<br />
Ein recht anspruchsvolles Projekt bei Carlos<br />
Fromm war die Planung und der Bau<br />
einer größeren Fabrikhalle <strong>des</strong> Stahlunternehmens<br />
„Johnson Acero“ in Quilmes, südlich<br />
von Buenos Aires.<br />
<strong>Waloschek</strong> hat dafür mit Hilfe <strong>des</strong> befreundeten<br />
Statikers Ingenieur Carlos Laucher<br />
eine gewölbte, sog. Sheddach-Konstruktion<br />
mit 24 m Spannweite aus sehr dünnwandigem<br />
Betonbögen entworfen, <strong>des</strong>sen<br />
Schalung durch Weiterschieben mehrmals<br />
benutzt wurde, bis dann der Hallenteil in<br />
seiner ganzen Länge fertig war. Mehrere<br />
solche Hallenteile wurden nebeneinander zu<br />
einer Einheit verbunden.<br />
Einen großen Aufrag erhielt Carlos Fromm<br />
von der argentinischen Regierung. Eine ganze<br />
Siedlung für 20.000 Einwohner mit allen<br />
dazugehörenden Versorgungsgebäuden und<br />
Gemeindschaftsräumen wurde für ein Kohlebergwerksgebiet<br />
im südlichsten Teil Patagoniens<br />
geplant, das „Yacimiento Río Turbio“,<br />
etwa 2000 km südlich von Buenos Aires.<br />
Aus strategischen Gründen sollte die Kohle<br />
nicht in den 20 km entfernten chilenischen<br />
Hafen Puerto Natales (am Pazifik) transportiert<br />
werden, sondern über eine neugebaute<br />
Bahnlinie zum 250 km weiten Rio Gallegos<br />
am Atlantik, um dann per Schiff zu den<br />
Industriegegenden um Buenos Aires zu gelangen.<br />
Die neue Siedlung war ein idealer<br />
Auftrag für <strong>Waloschek</strong>, der seine Erfahrungen<br />
und Kenntnisse voll einsetzen konnte. Er<br />
hat das Gebiet <strong>des</strong> Río Turbio selbst besucht<br />
und die Planung übernommen.<br />
Anscheinend gab es noch einen zweiten,<br />
sehr ähnlichen Auftrag für eine Siedlung im<br />
Süden der Stadt Zapala (Provinz Neuquén),<br />
über den aber keine Dokumente erhalten<br />
sind. Es soll sich um die Bergwerke „Inca“<br />
und „Simita“ und um die dafür nötigen<br />
Siedlungsanlagen gehandelt haben.<br />
Auch eine Agrarschule mit dem Namen<br />
„C. Sanchez“ und der Bau und die Erweiterung<br />
mehrerer Einfamilienhäuser wurden in<br />
<strong>Waloschek</strong>s Büro bei Fromm geplant. Größere<br />
Industrieprojekte waren u.a. die Erweiterungen<br />
der beiden Firmen mit den Namen<br />
„Fortalit“ und „Condor“.
Juli 1999<br />
Beilage zur TRACHAUER BUERGERZEITUNG Nr. 61<br />
Brasilia, die Brasiliens Hauptstadt werden<br />
sollte. Im Mai 1960 hat er in der Zeitschrift<br />
der „Neuen Heimat“ einen ausführlichen<br />
Artikel daüber veröffentlicht. Die „Neue<br />
Heimat“ hat <strong>Waloschek</strong> auch nach Brasilia<br />
geschickt, und seine Beobachtungen hat er in<br />
einem ausführlichen Bericht niedergeschrieben.<br />
Die weitere Arbeit bei der „Neuen Heimat“<br />
gestaltete sich recht mühsam. <strong>Waloschek</strong><br />
wurde einem Team zugeordnet, das<br />
ein Projekt für Wohnhäuser aus vorgefertigten<br />
Elementen ausarbeiten sollte. Die Leitung<br />
hatte ein anderer Architekt, und <strong>Waloschek</strong><br />
hatte dabei wohl auch andere Vorstellungen.<br />
Er war gewöhnt, seine eigenen Ideen<br />
zu realisieren und nicht nach Anweisung<br />
anderer zu arbeiten. Das Projekt wurde aber<br />
bald ganz abgeblasen.<br />
Perú<br />
Die „Organsation International de Travail“<br />
(OIT) in Genf, in Verbindung mit dem Deutschen<br />
Gewerkschaftsbund (DGB), suchte<br />
damals kompetente Entwickungshelfer. Die<br />
„Neue Heimat“ unterstützte mehrere dieser<br />
Initiativen. Es handelte sich damals insbesondere<br />
um den zweiten Bauabschnitt einer<br />
Stiftung <strong>des</strong> DGB, das Berufsausbildungszentrum<br />
„Taraco“ in den peruanischen Anden.<br />
Auf Grund seiner Erfahrung, seiner Kenntnisse<br />
Südamerikas und der Sprache war<br />
<strong>Waloschek</strong> für das Taraco Projekt besonders<br />
geeignet. Es wurde ihm vorgeschlagen, die<br />
Betreuung zu übernehmen, und er hat zugestimmt.<br />
Er durfte auch seine Frau mitnehmen,<br />
für die er allerdings die Reisekosten<br />
selbst bezahlte.<br />
Im Juli 1962 ist das Ehepaar <strong>Waloschek</strong><br />
über Genf und Santiago de Chile nach Lima<br />
geflogen und wurde dort von einem Staatssekretär<br />
empfangen. Im November 1962 sind<br />
sie dann nach Puno am Titicaca-See (im<br />
Süden Perús, 3850 m.ü.M.) übersiedelt. Von<br />
hier aus sollte der Bau mehrerer Gebäude im<br />
90 km entfernten Taraco geleitet werden.<br />
Später sind die <strong>Waloschek</strong>s nach Juliaca<br />
Das Ausbildungszentrum Taraco (Perú), Panorama-Photomontage von <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong>, 1963<br />
.<br />
Eingang zum Ausbildungszentrum Taraco<br />
Bauarbeiten in Taraco, mit selbst angefertigten<br />
Hilfsmitteln<br />
übersiedelt, das nur 30 km von Taraco entfernt<br />
war. Allerdings mußte man für die<br />
kurze Strecke eine Schotterstraße benutzen,<br />
die eine 4200 m.ü.M. gelegene Hochebene<br />
überquerte. <strong>Waloschek</strong> wurde dafür erst ein<br />
Jeep mit Fahrer und später ein Citroen 2cv<br />
(Ente) zur Verfügung gestellt.<br />
Das Berufsausbildungszentrum in Taraco<br />
bestand aus mehreren spezialisierten Werkstätten,<br />
Wohnhäusern für Lehrer und Schüler<br />
und (im Endausbau) einer Sanitätsstation. Es<br />
handelte sich um staatlich anerkannte Hand-<br />
Aus einem Prospekt der<br />
„Weltweiten Partnerschaft e.V.“,<br />
Bonn, die u.a. die Unterstützung<br />
für die „Siedlungsgenossenschaft<br />
Pindorama“ (Brasilien) vermittelte<br />
57<br />
Ausbildungszentrum Taraco (Perú), Einrichtungen<br />
vom Deutschen Gewerkschaftsbund<br />
werkerschulen für junge Indios, die dort zwei<br />
Jahre unentgeltlich beherbergt und ausgebildet<br />
wurden.<br />
<strong>Waloschek</strong> konzentrierte seine Tätigkeit<br />
besonders auf das Anlernen der lokalen Arbeitskräfte<br />
(im wesentlichen Indianer verschiedener<br />
Völkergruppen) zum Bau und<br />
auch zur Herstellung von Baumaterialien,<br />
sowohl nach modernen, als auch nach den<br />
dort traditionellen Methoden, die zum großen<br />
Teil in Vergessenheit geraten waren.<br />
Neben dem Einsatz von Beton und aus Beton<br />
vorfabrizierten Teilen wurde also auch mit<br />
den altbewährten ungebrannten Lehmziegeln<br />
gearbeitet.<br />
Neben seiner Arbeit in Taraco wurde <strong>Waloschek</strong><br />
mehrmals zur Beratung bei ähnlichen<br />
Projekten in Perú herangezogen. Dabei<br />
bestanden enge Kontakte zu US-amerikanischen<br />
und europäischen Gewerkschaften und<br />
Genossenschaften.<br />
Am 20. Dezember 1963 hat <strong>Waloschek</strong> die<br />
Gebäude <strong>des</strong> Taraco-Zentrums an die zuständigen<br />
Behörden übergeben und ist kurz<br />
danach wieder in Europa eingetroffen.<br />
Brasilien<br />
Seite 7<br />
Zurück in Hamburg hat <strong>Hans</strong> <strong>Waloschek</strong> die<br />
Betreuung eines weiteren Entwicklungsprogramms<br />
der „Neuen Heimat“ übernommen,<br />
und zwar die Erweiterung der Anlagen<br />
der Siedlungsgenossenschaft „Pindorama“<br />
im Nordosten Brasiliens, in der damals schon<br />
über 6000 Menschen auf einer Fläche von
Faksimile: „Dresden und die neue Sachlichkeit“<br />
59