Katharina Serafimova - Lusenti Partners
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Roundtable Nachhaltigkeit<br />
Bruderer: Ich frage mich auch, wie nachhaltig<br />
sind nachhaltige Benchmarks? Diese<br />
werden oft als Proxy herangezogen, ohne<br />
die zugrunde liegenden Daten zu hinterfragen.<br />
Es fällt auf, dass Daten-Provider<br />
zum Teil diametral unterschiedliche Einschätzungen<br />
für gleiche Titel abgeben.<br />
nicolodi: Ja, das ist so. Ich kann Ihnen aber<br />
auch für jeden SMI-Titel einen Analysten<br />
mit einer jeweils unterschiedlichen Bewertung<br />
für den Titel nennen.<br />
lusenti: Die Qualität von Nachhaltigkeitsbenchmarks<br />
kann man in Frage stellen.<br />
Diese Einstellung haben auch viele Pensionskassen:<br />
Sie wollen Nachhaltigkeit, aber<br />
verwenden weiterhin den MSCI World oder<br />
den SPI als Benchmark. Das ist zwar nicht<br />
ganz korrekt, aber irgendwie die überzeugendere<br />
Lösung.<br />
nicolodi: Unsere Produkte haben traditionelle<br />
Benchmarks. Man muss den Investoren<br />
auch transparent darlegen, dass mit einem<br />
Best-in-Class-Ansatz das aktive Risiko<br />
im Vergleich mit einer traditionellen<br />
Benchmark in der Regel erhöht wird. Das<br />
kann sich phasenweise positiv oder negativ<br />
auswirken. Wer hingegen eine sehr Benchmark-nahe<br />
Rendite möchte, der braucht allenfalls andere<br />
Ansätze. Das müssen Investoren verstehen und<br />
langfristig akzeptieren, wenn sie nachhaltige Anlagestrategien<br />
prüfen.<br />
Bresch: Das am wenigsten Nachhaltige für eine Kasse<br />
wäre, wenn sie einen Schlingerkurs beschreitet. Also<br />
lieber sorgfältig und weniger ambitiös starten und dabeibleiben,<br />
statt sich zu weit nach vorne zu wagen und<br />
die halbe Mannschaft zu verlieren, weil sie nicht mehr<br />
daran glaubt. Der Aufbau unserer Nachhaltigkeitsportfolios<br />
ist auch von der Krise überschattet. Wir haben<br />
das Volumen zwar beibehalten, aber auch nicht aggressiv<br />
ausgebaut. Uns hat es geholfen, den Stein nicht zu<br />
weit zu werfen, dafür längerfristig dabeizubleiben.<br />
lusenti: Schritt für Schritt ist besser als der grosse<br />
Wurf. Ich würde mit den Aktien anfangen, dann auf<br />
Obligationen ausweiten. Der Best-in-Class“-Ansatz hat<br />
sich hier am besten bewährt. Immobilien dürfen auf<br />
keinen Fall vergessen werden, es sind sogar die Anlagen,<br />
die sich für nachhaltiges Wirtschaften besonders<br />
gut eignen: Pensionskassen, die selbst das Immobilien-<br />
PorteFOLIO verwalten, verfügen dort über den meisten<br />
Spielraum, um konkrete Massnahmen umsetzen zu<br />
können! In der Tat sind Immobilienanlagen für schweizerische<br />
Kassen der effizienteste und direkteste Weg,<br />
um in der Schweiz einen positiven Effekt auf die Umwelt<br />
zu erzielen. Das ist ein sehr wichtiges Thema, vor<br />
allem bei öffentlich-rechtlichen Kassen. Es braucht ein<br />
ganzheitliches, praxisorientiertes Konzept.<br />
<strong>Serafimova</strong>: Das Stichwort Immobilien greife ich gerne<br />
auf. Da besteht ein grosses Potenzial und Nachholbedarf.<br />
Es gibt strukturelle, finanzielle und organisatori-<br />
24 spn Dezember 2011 / Januar 2012<br />
Dr. David N. Bresch ist Head Sustainability &<br />
Political Risk Management beim Rückversicherer<br />
Swiss Re. Das am wenigsten Nachhaltige<br />
für eine Pensionskasse wäre seiner<br />
Ansicht nach, wenn sie einen Schlingerkurs<br />
beschreite. Bezüglich der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
heisst das: Lieber sorgfältig vorbereitet<br />
und weniger ambitiös starten und dabeibleiben.<br />
Um Nachhaltigkeit zu messen,<br />
müsse man zumindest die bekannten Externalitäten<br />
internalisieren. Rückversicherung<br />
muss im Kern nachhaltig sein.<br />
sche Stolpersteine, etwa sind Investitionen<br />
in Energieeffizienz häufig fragmentiert<br />
und daher mit höheren<br />
Transaktionskosten verbunden. Aufgrund<br />
solcher Hindernisse, wird bei der<br />
Energieeffizienz nicht mehr investiert.<br />
Dabei wären nachhaltige Investitionen<br />
in Immobilien ganz im Sinne der institutionellen<br />
Anleger.<br />
Bresch: Swiss Re hat eine nachhaltige<br />
Gebäudestrategie beschlossen und seither<br />
bauen wir nur noch nach dem<br />
Minergie-Standard. Welches Energie-Label<br />
das beste ist, darüber kann man lange<br />
streiten. Wichtig ist es, dabeizubleiben<br />
und mit der Zeit zu lernen. Bei jeder<br />
Renovation, die wir tätigen, fliesst<br />
diesein. Und es rechnet sich: Die Amortisationszyklen<br />
sind kürzer, als wir dachten.<br />
Nehmen Sie den Ölpreis, wo Experten<br />
von 30 Dollar als Obergrenze ausgingen.<br />
Heute sind wir bei über 100 Dollar.<br />
nicolodi: Bei der ZKB entsprechen 20<br />
Prozent der Gebäudeparks dem Minergie-Standard.<br />
Dieser Anteil soll schrittweise<br />
ausgebaut werden. Aber neue Investment-Projekte<br />
sind rar und bei Renovationen<br />
ist es schlussendlich immer<br />
auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.<br />
spn: Wohin wird die Nachhaltigkeitreise gehen?<br />
nicolodi: Die Professionalisierung bei nachhaltigen<br />
Anlagen wird zunehmen, wir werden über aussagekräftigere<br />
Daten verfügen und das Know-How und Wissen<br />
wird sich weiter erhöhen. Nachhaltigkeit wird<br />
schrittweise zum Mainstream, und das auf ganz anderem<br />
Niveau, als es heute der Fall ist.<br />
Bresch: Nehmen wir die Energiewende. Ist sie für die<br />
Schweizer Volkswirtschaft zu packen, und zwar so,<br />
dass wir auch exportmässig Geld verdienen? Da sind<br />
wir daran, die Chancen und Risiken des Wandels zu<br />
verstehen – und die passenden Produkte anzubieten.<br />
lusenti: Der Anteil an nachhaltigen Anlagen wird steigen,<br />
auch wenn es zurzeit schwierig ist und die Märkte<br />
nicht mitspielen. Ausschlaggebend sind einzelne Driver<br />
mit Überzeugungskaft. Sie müssen zeigen, dass der<br />
Nutzen finanziell, gesamtwirtschaftlich und langfristig<br />
besteht.<br />
Bruderer: Nachhaltigkeit wird zum Mainstream. Dabei<br />
wird es nicht eine Anlagelösung geben, die für alle<br />
Investoren funktioniert. Ich empfehle den institutionellen<br />
Investoren, die verschiedenen Ansätze genau<br />
unter die Lupe zu nehmen. Nachhaltige Kriterien werden<br />
zunehmend auf mehr Asset-Klassen angewendet<br />
werden und auch in den Emerging Markets eine grössere<br />
Rolle spielen.<br />
spn: Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank<br />
für die angeregte Diskussion. ■