Gussrohr-Technik Heft 42
Gussrohr-Technik Heft 42
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Abwasserleitung DN 200<br />
Duktile Kanalrohre auf duktilen Rammpfählen – das passt !<br />
Von Lutz Rau<br />
1 Aufgabenstellung<br />
Unweit des kleinen Flüsschens Wuhle in Berlin-<br />
Biesdorf mussten anlässlich einer Resterschließung<br />
mehrere Haltungen eines öffentlichen<br />
Freispiegelkanals DN 200 mit Schächten und<br />
Hausanschlüssen für einen kleinen Siedlungsbe<br />
reich neu gebaut werden. Bodenunter suchun<br />
gen wiesen komplizierte und instabile<br />
Boden verhältnisse aus. Erst in 12 bis 14 m Tiefe<br />
wurden tragfähige Schichten angetroffen.<br />
Die Wohngebietsstraße ist nur 4 m breit, ihre<br />
Richtungsänderungen sind kurz und nahezu<br />
recht winklig. Neben der Trasse verläuft eine<br />
parkähnliche Grünanlage. Diese Umstände<br />
schränk ten die Baufreiheit drastisch ein. Hier<br />
sollte ein Kanal mit Mindestgefälle gebaut werden,<br />
der schließlich in einem Endstrang am letzten<br />
Hausanschluss endet.<br />
2 Umsetzung der Aufgabenstellung<br />
Wegen der instabilen Bodenverhältnisse stand<br />
die Gründung der Rohre und Schächte ebenso<br />
im Vordergrund wie die Wahl des Rohrmaterials.<br />
Die üblichen bautechnischen Varianten „Bodenaustausch“<br />
und „lastverteilende Maßnahmen“<br />
wurden aufgrund des hohen Grundwasserstandes<br />
und der engen Platzverhältnisse verworfen.<br />
Die Rohre sollten langlebig, bruchfest,<br />
hoch beanspruchbar und auch gegen biogenen<br />
Schwefelsäure – Angriff resistent sein, weil die<br />
Endhaltung mit Mindestgefälle sehr geringen<br />
Durchfluss aufweist.<br />
Die Entscheidung fiel zugunsten einer Variante,<br />
bei der duktile Kanalrohre nach DIN EN 598 auf<br />
duktilen Rammpresspfählen gegründet werden<br />
(Bild 1).<br />
8<br />
Bild 1:<br />
Duktile Rammpfähle<br />
vor dem Einbau<br />
Bei früheren Objekten hatte man damit gute<br />
Erfahrungen gesammelt und eine wirtschaftliche<br />
Lösung gefunden. „Duktil Pfähle“ können<br />
mit ihrem hoch widerstandsfähigen<br />
Grund werkstoff extrem hohen Schlagbeanspruchungen<br />
standhalten. Mit ihrem geringen<br />
Gewicht bei 5 m Baulänge und mit der kraftschlüssigen<br />
sicheren Verbindung lassen sie sich<br />
ohne Verschnitt mit einfachster Gerätetechnik<br />
einbauen. Der ohnehin auf Kanalbaustellen<br />
vorhandene Hydraulikbagger wird mit einem<br />
Schnellschlaghammer bestückt. Beim Einschlagen<br />
verkeilt sich die konische Muffe kraftschlüssig<br />
mit dem konischen Einsteckende.<br />
3 Durchführung der Maßnahme<br />
Bild 2:<br />
Zusammengesteckte<br />
Pfähle mit Betonaustrittsöffnung<br />
Nach sorgfältiger Planung mit einem Variantenvergleich<br />
gewann ein erfahrenes Berliner Bauunternehmen<br />
die Ausschreibung und erhielt<br />
den Auftrag. Eine Grundbaufirma überzeugte<br />
neben dem Preis vor allem durch ihre Erfah-<br />
FGR <strong>42</strong>
Bild 3:<br />
Pfahlschuhe<br />
Bild 4:<br />
Schnellschlaghammer mit<br />
Pfahl und Betonschlauch<br />
rungen und Zusicherung einer kurzen Bauzeit<br />
und bekam den Unterauftrag zur Pfahlrammung.<br />
Das war die Voraussetzung dafür, dass die<br />
Bewohner in diesem sensiblen Bebauungsgebiet<br />
nur kurzzeitig beeinträchtigt werden mussten.<br />
4 Gründung mit Rammpresspfählen<br />
Nach Aushub und Verbau der etwa 150 m langen<br />
Trasse konnte die Grundbaufirma GSB, ein<br />
Partner des Pfahlherstellers, mit dem „Setzen“<br />
der Pfähle beginnen. Es wurden Pfähle, Durchmesser<br />
170 mm (entspricht DN 150) im Abstand<br />
von durchschnittlich 2 m eingeschlagen.<br />
Bevor die 5 m langen Pfähle in den Pfahlschuh<br />
gestellt werden, wird eine Öffnung oberhalb der<br />
Spitzenden in den Gusspfahl geschnitten, damit<br />
hier der eingepresste Beton wieder austreten<br />
und außen am Pfahl entlang wieder nach oben<br />
steigen kann (Bild 2).<br />
Im Pfahlschuh (Bild 3) stehend wird dann der<br />
Pfahl mit einem Bagger über einen hydraulischen<br />
Schnellschlaghammer in den Boden<br />
geschlagen und dabei mit Beton verpresst<br />
(Bild 4).<br />
Bild 7:<br />
Pfahl- bzw. Rohrsättel<br />
Bild 5:<br />
Einstecken<br />
des nächsten Pfahls<br />
Bild 8:<br />
Rohrsattel mit Gummi zwischenlage<br />
Bild 6:<br />
Rammen<br />
der duktilen Pfähle<br />
Man spricht hier vom ersten Pfahlschuss. Dies<br />
geschieht nahezu erschütterungsfrei. Der<br />
Durchmesser des Pfahlschuhs ist größer als der<br />
Außendurchmesser der Muffe, dadurch wird<br />
ein Überschnitt gebildet. Am oberen Ende wird<br />
beim Einschlagen kontinuierlich Beton eingepresst.<br />
So ist der Pfahl im End effekt komplett<br />
mit Beton ummantelt und innen ausgefüllt.<br />
Ist der Pfahl bis auf den Baugrabenboden eingeschlagen,<br />
wird das Spitzende des nächsten<br />
Pfahls in die Pfahlmuffe gesteckt und dann weiter<br />
eingeschlagen und verpresst bis die erforderliche<br />
Tiefe erreicht ist (Bilder 5 und 6).<br />
Der weiche Boden setzt dem Einschlagen nur<br />
geringen Widerstand entgegen. Durch das<br />
„Muffenstecken“ lassen sich hier sehr schnelle<br />
Bauabläufe erzielen.<br />
Ist der Pfahl auf die geforderte Tiefe gebracht,<br />
wird er mittels Lasernivellement präzise mit<br />
Trennscheiben gekürzt. Das obere Ende wird<br />
mit einem gusseisernen Sattel mit einer Gummizwischenlage<br />
(Bilder 7 und 8) versehen, der<br />
dann die Rohre aufnimmt. Der Sattel wird mit<br />
einer Pfahlaufnahme auf den Pfahl aufgesteckt;<br />
sie hat eine elliptische Form, damit kleine seitliche<br />
Pfahlabweichungen ausgeglichen werden<br />
können. Für eine Schachtgründung sind jeweils<br />
drei Pfähle vorgesehen.<br />
GUSSROHR-TECHNIK 9
5 Rohreinbau<br />
Auf die mit aufgesteckten Sätteln vorbereiteten<br />
Pfähle mit einem durchschnittlichen Abstand<br />
von 2 m wurden nun die Kanalrohre aufgelegt<br />
und montiert (Bild 9). Der Übergang zu<br />
den Schächten wurde doppelgelenkig ausgeführt.<br />
Die glattendigen Kurzstücke verbinden<br />
im Schacht einbetonierte Schachtanschlussstücke<br />
aus duktilem Gusseisen mit der Muffe<br />
am jeweils letzten Pfahl vor dem Bauwerk<br />
(Bild 10).<br />
Hausanschlüsse werden an die Schächte bzw.<br />
an 45° Abzweige angeschlossen, die entweder<br />
auf oder sehr dicht an einem Pfahl positioniert<br />
sind. Das Zusammenstecken der Rohre mittels<br />
TYTON®-Verbindung ist ebenso einfach wie<br />
das „Aufziehen“ der Schachtunterteile mit normalem<br />
Einbaugerät und einem langen Gurt.<br />
6 Abschlussbetrachtungen<br />
10<br />
Bild 9:<br />
Montage der duktilen Kanalrohre<br />
Die Maßnahme konnte in kurzer Bauzeit<br />
kostengünstig gebaut werden, ohne die Anwohner<br />
unnötig lang zu belästigen.<br />
Rein rechnerisch hätten auch Pfähle DN 100<br />
für die Lastabtragung ausgereicht. Die duktilen<br />
Kanalrohre hätten auch Pfahlabstände<br />
von 6 m verkraftet. Jedoch ist bei einer Entfernung<br />
von nur 8 km vom Berliner Stadtzentrum<br />
nicht auszuschließen, dass hier in den nächsten<br />
100 Jahren einmal die Straße verbreitert wird,<br />
dass eine Brücke gebaut wird und dass sich die<br />
Bebauung ändert. Unter diesen Umständen ist<br />
hier das Plus an Sicherheit durch die nur geringfügig<br />
höheren Materialkosten, bezogen auf die<br />
Gesamtbau maß nahme, durchaus gerechtfertigt.<br />
Das Ram men von „Duktil-Pfählen“ hat sich im<br />
allge meinen Grundbau als wirtschaftlich erwiesen<br />
und wird international zunehmend häufig<br />
angewendet. Im Rohrleitungsbau addieren sich<br />
die Vorteile der Pfähle mit den Vorteilen der<br />
duktilen <strong>Gussrohr</strong>e zu einem Gesamtsystem,<br />
dem man auch künftig vertrauen kann.<br />
Bild 10:<br />
Aufziehen eines Schachtunterteiles<br />
auf die Rohrleitung<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. (TU) Lutz Rau<br />
Buderus Giesserei Wetzlar GmbH<br />
Verkaufsbüro Berlin<br />
Hangelsberger Gang 30<br />
D-12589 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30/64 84 90 70<br />
E-Mail: lutz.rau@guss.buderus.de<br />
Planung<br />
Berliner Wasserbetriebe<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Edeling<br />
Neue Jüdenstr. 1<br />
D-10179 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30/86 44 58 61<br />
E-Mail: ulrich.edeling@bwb.de<br />
Bauausführung<br />
Umwelttechnik & Wasserbau GmbH<br />
Dipl.-Ing. Horst Laube<br />
Rudower Chaussee 44<br />
D-12489 Berlin-Adlershof<br />
Telefon: +49 (0)30/64 30 54-0<br />
E-Mail: berlin@umwelttechnik-wasserbau.de<br />
Universale Spezialtiefbau GSB<br />
Dipl.-Ing. (TU) Andreas Leplow<br />
Kurfürstendamm 38/39<br />
D-10719 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30/22 43 72 17<br />
E-Mail: gsb.berlin@gps-bau.com<br />
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