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Lebensqualitätsforschung in der Zahnmedizin: Konzepte ... - IDZ

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<strong>IDZ</strong>-Information 4/2000<br />

<strong>IDZ</strong>-Forschung<br />

e<strong>in</strong>e Gruppierung von Items zu Subskalen oft nicht e<strong>in</strong>fach ist. Zwar ist die funktionelle<br />

Komponente offensichtlich, aber auch Schmerz (Druckstellen durch Prothese)<br />

und psychisches Unbehagen über die Situation (dass man nicht mehr so gut<br />

essen kann wie gewohnt) s<strong>in</strong>d damit verbunden. Bei <strong>der</strong> Konstruktion e<strong>in</strong>es Gesamtwertes<br />

sollte stets kritisch h<strong>in</strong>terfragt werden, <strong>in</strong>wieweit überhaupt so unterschiedliche<br />

E<strong>in</strong>zelaspekte <strong>der</strong> Lebensqualität s<strong>in</strong>nvoll zu e<strong>in</strong>er Gesamte<strong>in</strong>schätzung komb<strong>in</strong>iert<br />

werden können. E<strong>in</strong> Gesamtwert kann somit identisch se<strong>in</strong> für zwei Personen,<br />

obwohl diese sehr unterschiedliche E<strong>in</strong>zelprobleme aufweisen können.<br />

Zeitliche E<strong>in</strong>flüsse<br />

Die zeitliche Dimension spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Es ist e<strong>in</strong> Unterschied, wie das<br />

oben genannte Beispiel verdeutlicht, ob das Problem mit dem Zahnersatz akut ist<br />

und e<strong>in</strong>e Aussicht auf L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bzw. die Beseitigung <strong>der</strong> Ursache greifbar ist o<strong>der</strong><br />

ob das Problem chronisch ist und kaum Aussicht auf Besserung besteht. Bleiben die<br />

Schwierigkeiten beispielsweise mit dem Zahnersatz bestehen, s<strong>in</strong>d psychosoziale<br />

Auswirkungen (sich Sorgen machen, es vermeiden mit an<strong>der</strong>en zu essen) weit häufiger.<br />

Das Beispiel verdeutlicht, dass Probleme im Mundbereich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit e<strong>in</strong>er<br />

bedeutenden Zeitdimension versehen s<strong>in</strong>d.<br />

Nicht zuletzt spielt <strong>der</strong> Zeitraum, auf den sich <strong>der</strong> Fragebogen bezieht, e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse. Die Prävalenz von E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität wird wesentlich dadurch bee<strong>in</strong>flusst, je nachdem, ob gefragt<br />

wird: "Hatten Sie e<strong>in</strong> Problem beim Kauen von Nahrungsmitteln im letzten Monat?"<br />

(Periodenprävalenz) o<strong>der</strong> "Hatten Sie jemals e<strong>in</strong> Problem beim Kauen von<br />

Nahrungsmitteln?" (Lebenszeitprävalenz). Letztere Frage wirft auch die Problematik<br />

des Er<strong>in</strong>nerungsvermögens auf bzw. wie genau das Instrument überhaupt E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität entdecken kann. Die Interpretation e<strong>in</strong>er negativen<br />

Beantwortung obiger Frage ist z. B. bei e<strong>in</strong>em 60 Jahre alten Mann mit e<strong>in</strong>er Teilprothese<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig, wo man annehmen müsste, dass sicherlich schon e<strong>in</strong>mal<br />

Probleme beim Kauen aufgetreten s<strong>in</strong>d. Fragen, die sich auf die gesamte bisherige<br />

Lebenszeit beziehen, müssten theoretisch bei den meisten Befragten immer e<strong>in</strong>e<br />

Bejahung nach sich ziehen.<br />

Die geschil<strong>der</strong>ten methodischen Problemstellungen und Fallstricke zeigen, dass unterschiedliche<br />

Instrumente zur Beschreibung <strong>der</strong> auf die Mundgesundheit bezogenen<br />

Lebensqualität durchaus ihre Dase<strong>in</strong>sberechtigung haben und die Anwendungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Fragebögen vom Ziel des E<strong>in</strong>satzes, aber auch von praktischen<br />

Gegebenheiten wie Umfang <strong>der</strong> Fragen, Zeit usw. abhängen. Obwohl ke<strong>in</strong> ideales<br />

Instrument existiert, hebt sich jedoch das Oral Health Impact Profile <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Grundlage und se<strong>in</strong>er methodischen Konstruktionsweise gegenüber den<br />

an<strong>der</strong>en Fragebögen heraus, wie im Folgenden dargestellt werden soll.<br />

3.2. Zur Bedeutung des Oral Health Impact Profile (OHIP)<br />

Das am weitesten verbreitete und wohl auch methodisch anspruchsvollste Instrument<br />

ist das Oral Health Impact Profile (OHIP), das von Slade und Spencer 1994<br />

entwickelt wurde. Es zeichnet sich vor allem durch se<strong>in</strong>e konzeptionelle Anlehnung<br />

an Modelle <strong>der</strong> Mundgesundheit aus, welche orale Krankheiten <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

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