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100 Jahre 1911 - Sonos

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104. Jahrgang<br />

Nr. 10 Oktober 2010<br />

4<br />

7<br />

10<br />

12<br />

19<br />

Schweiz. Verband für Gehörlosen-<br />

und Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Association Suisse pour organisations<br />

de sourds et malentendants<br />

Associazione Svizzera per organizzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

Auditive Wahrnehmungsstörungen<br />

Neue Aufgabe in den Gehörlosenschulen?<br />

Moderne Telefonvermittlung für<br />

Gehörlose<br />

Einweihung bei Procom<br />

Gehörlosengerechte Familienbegleitung<br />

Angebot der Gehörlosenfachstelle Zürich<br />

Arbeitsintegration für Gehörlose<br />

Initiative von Tino Käser und Patrick Bouquet<br />

50 <strong>Jahre</strong> Audiopädagogischer Dienst<br />

Münchenbuchsee<br />

Würdigung von Josi Weissen


Seite des<br />

Präsidenten<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Die traditionellen Gehörlosenschulen<br />

haben im Laufe der vergangenen Jahrzehnte<br />

zusätzliche Aufgaben übernommen.<br />

Basierend auf dem bestehenden Fachwissen<br />

der Hörbehindertenpädagogik,<br />

ergänzt durch logopädisches, medizinisches<br />

und psychologisches Gedankengut<br />

hat man sich Kindern zugewandt, die trotz<br />

normalem Reintonaudiogramm keine<br />

altersgemässe Sprache entwickeln<br />

konnten. Für diese Kinder hat sich in der<br />

Schweiz der Begriff des Sprachheilschülers<br />

etabliert. Der Begriff ist niederschwellig<br />

und wenig diskriminierend. Er sagt aber<br />

nichts aus über Art, Umfang und Schweregrad<br />

der Sprachstörung, sowieso nichts<br />

über deren Ursache. Zudem suggeriert der<br />

Ausdruck „Sprachheilschüler“ irrtümlich<br />

eine Problematik, die durch die Regelschule<br />

im Fach „Sprache“ behoben werden<br />

könnte.<br />

Aus angelsächsischen Ländern kommend<br />

hat die Bezeichnung „auditory processing<br />

disorder (APD)“, übersetzt als „auditive<br />

Wahrnehmungsstörung (AWS)“ stark Eingang<br />

in die deutschsprachige Fachliteratur<br />

gefunden. Sie ist zudem ein wertvoller<br />

Suchbegriff für Recherchen im Internet. So<br />

findet beispielsweise die Suchmaschine<br />

GOOGLE über eine halbe Million Einträge<br />

unter dieser Bezeichnung.<br />

Den besonderen Bedürfnissen der von<br />

auditiver Wahrnehmungsstörung betroffenen<br />

Kinder können wir erst gerecht<br />

werden durch eine Präzisierung des neuen<br />

Begriffs. Wichtig ist auch eine Zuordnung<br />

zu den daraus entstehenden (Sprach-) Auffälligkeiten.<br />

Wir brauchen also ein differenzierteres<br />

Bild, das dem heutigen Fachwissen entspricht.<br />

Dazu ist eine Kooperation zwischen<br />

Schulpsychologen, Logopäden, Neuropädiatern<br />

und HNO-Ärzten notwendig.<br />

Zusätzlich müssen die momentane Befindlichkeit,<br />

Motivation, Interessen, Stimmungen<br />

und Erwartungen des Kindes<br />

berücksichtigt werden. Anamnestisch<br />

erfasst werden müssen chronische Mittelohrprobleme<br />

und sprachliche Interaktionen<br />

während der Dauer der physiologischen<br />

Sprachentwicklung.<br />

Mit diesen Daten lässt sich gegenüber<br />

Eltern und Behördestellen begründen, ob<br />

eine ambulante logopädische Unterstützung<br />

oder gar eine Sonderschulbedürftigkeit<br />

innerhalb einer Sprachheilschule<br />

angezeigt ist.<br />

Die genaue Eingrenzung der Ursachen und<br />

Symptome einer (Sprach-) Behinderung ist<br />

zu Unrecht als Defizit orientiert in Verruf<br />

geraten. Zu wissen, welche Teilleistungsstörung<br />

eine altersgemässe Sprachentwicklung<br />

hemmt, kann für die Eltern und<br />

das betroffene Kind sehr entlastend sein.<br />

Zudem wird dadurch eine gezielte, Ursachen<br />

bezogene, förderdiagnostische Hilfeleistung<br />

ermöglicht.<br />

Nicht nur eine Schwerhörigkeit, sondern<br />

auch eine Störung der Wahrnehmung und<br />

Verarbeitung von Höreindrücken kann zu<br />

einer Sprachentwicklungsbehinderung<br />

führen. Die Sprachheilschulen, die teilweise<br />

aus den traditionellen Gehörloseninstitutionen<br />

entstanden sind, wollen und<br />

sollen sich deshalb weiterhin die Förderung<br />

von Kindern mit pathologisch<br />

schweren auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />

zur Aufgabe machen. Basis ist<br />

eine umfassende, interdisziplinäre Diagnose.<br />

Darauf kann eine gezielte Ursache<br />

bezogene Therapie aufgebaut und ein adäquater<br />

Klassenunterricht in Anlehnung an<br />

den Regellehrplan angeboten werden. Ziel<br />

ist eine möglichst kurze Verweildauer, ohne<br />

die Stärkung der Selbstsicherheit, das<br />

soziale Lernen und der Einbezug der oft<br />

sehr verunsicherten Eltern zu vernachlässigen.<br />

Damit leisten die Sprachheilschulen<br />

einen wesentlichen Beitrag für eine gesicherte<br />

und echte (Re-) Integration in die<br />

Regelschule.<br />

In meinem Artikel „Schüler mit auditiven<br />

Wahrnehmungsstörungen als neue Kernaufgabe<br />

der Gehörlosenschulen?“ möchte<br />

ich im Rahmen des <strong>100</strong> Jahr Jubiläums von<br />

sonos einige (er-)klärende Gedanken einbringen.<br />

Euer Bruno Schlegel<br />

Präsident sonos


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und liebe Leser<br />

Die schweizerische Gehörlosengemeinschaft<br />

feierte in Winterthur am 25. September<br />

2010 den Welttag der Gebärdensprache.<br />

Winterthur ist für einen Tag lang<br />

Zentrum der Gehörlosen und der Gehörlosenkultur.<br />

Unter dem Motto „SINNE - SINN - UNSINN“<br />

erhielten sowohl Gehörlose wie auch<br />

Hörende die Gelegenheit ihre Sinne verführen,<br />

verwirren und sich verblüffen zu<br />

lassen. Am taktvoll-Erlebnistag wurden die<br />

BesucherInnen eingeladen, ihr Gespür für<br />

feine Schwingungen und sinnliche Reize zu<br />

entdecken.<br />

Grandioser Höhepunkt des Mega-Events<br />

waren zweifellos die Grussworte von Nationalratspräsidentin<br />

Pascale Bruderer Wyss<br />

und des Winterthurer Stadtpräsidenten<br />

Ernst Wohlwend. Der grosse Saal in der<br />

Alten Kaserne im Kulturzentrum Winterthur<br />

war bis auf den letzten Platz besetzt. Die<br />

Sympathie der gehörlosen Menschen<br />

gegenüber Pascale Bruderer Wyss war<br />

überwältigend und bis in den letzten Winkel<br />

zu spüren.<br />

Die engagierte Politikerin hielt fest, dass<br />

der Welttag der Gebärdensprache auch für<br />

sie sehr wichtig sei. Es sei für sie, wie wenn<br />

Sie nach Hause kommen würde. Pascale<br />

Bruder Wyss betonte, dass sie ihr Präsidialjahr<br />

gezielt auch dafür verwende, die<br />

Gebärdensprache einer für eine breitere<br />

Bevölkerungsschicht sichtbar zu machen.<br />

Auf diese Weise könnten die Anliegen der<br />

Gehörlosengemeinschaft von den<br />

Hörenden besser verstanden werden. Die<br />

Botschaft laute: ‚Die erste Sprache der<br />

Gehörlosen ist die Gebärdensprache und<br />

sie ist deren Schlüssel für Zugang’. Sie<br />

habe viele Ansprachen in Gebärdensprache<br />

übersetzen lassen, damit Gehörlosen so<br />

uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen<br />

Veranstaltungen und gesellschaftliche<br />

Anlässen erhalten.<br />

Die oberste Schweizerin erwähnte, dass es<br />

aus ihrer Sicht zwischen hörenden und<br />

nichthörenden Menschen keine Unterschiede<br />

gebe. Trotz unterschiedlichen<br />

Schwächen und Stärken seien alle Menschen<br />

gleich. Deshalb müsse man sich<br />

gemeinsam für die Anliegen der Gehörlosen<br />

engagieren. Sie werde dies weiterhin<br />

mit Bestimmtheit bei ihrer politischen<br />

Arbeit im Parlament in Bern machen. Diese<br />

Worte stimmen zuversichtlich.<br />

Am 26. September 2010 hat das Schweizer<br />

Stimmvolk über die 4. Revision der Arbeitslosenversicherung<br />

entschieden. Bundesrat<br />

und Parlament wollen das defizitäre Sozialwerk<br />

über höheren Lohnabzügen und Leistungsabbau<br />

sanieren. Die Stimmberechtigten<br />

haben diese Vorlage mit einem<br />

knappen Mehr angenommen. Die enormen<br />

Schulden der ALV können nun in den nächsten<br />

<strong>Jahre</strong>n abgebaut werden. Es fragt sich<br />

nur zu welchem Preis. Denn die Mega-Verdiener<br />

in unserem Land müssen leider nur<br />

„halbpatzig“ mithelfen und diejenigen,<br />

welche von Arbeitslosigkeit betroffen sind -<br />

also wieder einmal mehr die Schwächeren -<br />

werden einen Leistungsabbau und Leistungskürzungen<br />

hinnehmen müssen. Mir<br />

persönlich scheint es deshalb fraglich, ob<br />

mit dieser Revision wirklich der richtige<br />

Weg eingeschlagen und eine nachhaltig<br />

wirkende gute Lösung gefunden worden<br />

ist. Glücklich können sich vor allem jene<br />

schätzen, die auch weiterhin eine bezahlte<br />

Arbeit haben. Die soziale Schere in<br />

unserem Land wird sich vermutlich noch<br />

weiter zu Ungunsten der Schwächeren<br />

öffnen. Dies stimmt leider nicht sehr zuversichtlich.<br />

Sollten nun auch die Leitplanken der 6. IV-<br />

Revision umgesetzt werden, dürfte sich die<br />

Schweiz in den nächsten <strong>Jahre</strong>n insgesamt<br />

wohl mit gewaltigen Herausforderungen<br />

konfrontiert sehen.<br />

Roger Ruggli<br />

Master of Arts (M.A.)<br />

Redaktor<br />

Impressum<br />

Zeitschrift sonos<br />

Erscheint monatlich<br />

Herausgeber<br />

sonos<br />

Schweizerischer Verband für Gehörlosen-<br />

und Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Redaktion<br />

Redaktion sonos<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

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Inserate, Abonnentenverwaltung<br />

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Druck und Spedition<br />

Bartel Druck AG<br />

Bahnhofstrasse 15<br />

8750 Glarus<br />

sonos verwendet bei Personen zur<br />

Vereinfachung abwechslungsweise die<br />

weibliche oder männliche Form,<br />

angesprochen sind beide Geschlechter.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />

und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />

Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />

Herausgebers wieder.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 1. November 2010<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. Oktober 2010<br />

Titelseite:<br />

Der Stiftungsrat von procom:<br />

kniend (v.l.n.r.): Alain Huber,<br />

Lilly Bösch, Stefan Honegger-Läubli<br />

stehend (v.l.n.r.): Brigitte Largo,<br />

Beat Kleeb, Isa Thuner, Urs Linder<br />

Auf dem Foto fehlt Ruedi Graf,<br />

der ebenfalls Stiftungsratsmitglied ist<br />

3


<strong>100</strong><br />

<strong>Jahre</strong><br />

Auch bedingt durch den Rückgang der Logopädie durch die Schweizerische optimal funktionieren und untereinander<br />

Schülerinnen und Schüler mit Hörbehinde- Arbeitsgemeinschaft für Sprachgebrech- assoziieren müssen. Am häufigsten beeinrungen<br />

haben traditionelle Gehörlosenliche S.A.S., heute Schweizerische Arbeitsträchtigt bei Sprachentwicklungsbehindeschulen<br />

zusätzliche Aufgaben übergemeinschaft für Logopädie SAL. Ein erster rungen sind aus der Optik einer Sprachheilnommen.<br />

Basierend auf dem bestehenden Kurs zur Erlangung des Logopädie-Diploms schule die (verbal-)auditive Wahrnehmung.<br />

Fachwissen der Hörbehindertenpädagogik, fand vom 30. März bis 10. April 1948 an der Dabei handelt es sich um eine äusserst<br />

ergänzt durch logopädisches, medizini- Sprachheilschule in St. Gallen statt.<br />

komplexe sprachrelevante Basisfunktion.<br />

sches und psychologisches Gedankengut<br />

Für deren Entwicklung ist eine intakte aku-<br />

hat man sich nun schon seit vielen <strong>Jahre</strong>n Das in den vergangenen 6 Jahrzehnten entstische Perzeption und eine intensive<br />

Voraussetzung für eine normale Sprachentwicklung sind verschiedene sprachrelevante Or-<br />

Kindern zugewandt, die trotz normalem wickelte Fachwissen hat sieben ehemalige sprachliche Interaktion Voraussetzung.<br />

Reintonaudiogramm keine altersgemässe gane Gehörlosenschulen und deren Funktionen, zur Eröffnung die optimal einer funktionieren und untereinander assoziieren müs-<br />

Sprache entwickeln konnten. Für diese<br />

sen.<br />

Sprachheilabteilung<br />

Am häufigsten beeinträchtigt<br />

bewogen,<br />

bei<br />

zusätzlich<br />

Sprachentwicklungsbehinderungen Der Begriff „auditive sind Wahrnehmungs-<br />

aus der Optik<br />

Kinder hat sich der Begriff des Sprachheil- sind noch 18 Sprachheilschulen in der störung“ wird von der deutschen Gesellschülers<br />

etabliert, ein Begriff, der wohl einer deutschen Sprachheilschule Schweiz gegründet die (verbal-)auditive worden. Wahrnehmung. schaft für Dabei Sozialpädiatrie handelt es und sich Jugendme- um eine<br />

wenig diskriminierend ist, aber nichts aus- äusserst komplexe sprachrelevante Basisfunktion. Für dizin deren zu Recht Entwicklung als „unscharf“ ist eine intakte bezeichnet. akussagt<br />

über Art, Umfang und Schweregrad<br />

Die einzelnen Teilfunktionen können aber<br />

der Sprachstörung, auch nichts über deren<br />

tische Auditive Perzeption und eine intensive sprachliche Interaktion<br />

durchaus<br />

Voraussetzung.<br />

entschlüsselt und in einer sich<br />

Ursache. Mit dem vorliegenden Artikel Der Wahrnehmungsstörung<br />

Begriff „auditive Wahrnehmungsstörung“ wird bedingenden von der deutschen Abfolge Gesellschaft geordnet für werden Sozi-<br />

möchte ich einige klärende Gedanken ein-<br />

(Abb. 1).<br />

alpädiatrie und Jugendmedizin zu Recht als „unscharf“ bezeichnet. Die einzelnen Teilfunktibringen.onen<br />

Voraussetzung können aber für durchaus eine normale entschlüsselt Sprachent- und und in einer sich bedingenden Abfolge gewicklung<br />

sind verschiedene sprachreleordnet<br />

werden (Abb. 1).<br />

vante Organe und deren Funktionen, die<br />

Innerhalb des Syndroms der auditiven<br />

Wahrnehmungsstörung kann also ein ein-<br />

Geschichtlicher Rückblick<br />

<strong>1911</strong> - 2011<br />

... im Einsatz für Gehörlose und<br />

Schwerhörige!<br />

Schülerinnen und Schüler mit auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />

als neue Kernaufgaben<br />

der Gehörlosenschulen?<br />

Bei diesem kurzen Rückblick halte ich mich<br />

an die Geschichte der Sprachheilschule St.<br />

Gallen im Wissen darum, dass ähnliche Entwicklungen<br />

im In- und Ausland beschrieben<br />

werden könnten.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1930 stieg die Zahl der gehörlosen<br />

Schüler in St. Gallen auf den höchsten<br />

Stand von 117 an. 1931 zeigte sich erstmals<br />

eine rückläufige Bewegung der Schülerzahlen,<br />

beeinflusst durch die Jodierung des<br />

Kochsalzes. Es wurden als Kompensation<br />

immer wieder hörende Kinder aufgenommen,<br />

die trotz normaler Intelligenz in<br />

ihrer Sprachentwicklung behindert waren.<br />

Die Angliederung einer weiteren Abteilung<br />

drängte sich auf. So wurde 1937 eine der<br />

ersten Sprachheilschulen der Schweiz<br />

gegründet.<br />

Auch eine Folge dieser Entwicklung war die<br />

Gründung des ersten Lehrganges für<br />

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung<br />

-<br />

Ein facettenreiches Syndrom<br />

n Schwaches Phonemgedächtnis<br />

n • Probleme bei der Erkennung von verbalem Nutzschall<br />

n • Schwache phonologische Bewusstheit<br />

n • Schwache Lautdiskrimination<br />

n • Eingeschränkte Trennung von Stör- und Nutzschall<br />

n • Bedarf nach erhöhter Differenz zwischen Stör- und<br />

Nutzschall<br />

n • Empfindlich auf unterschiedlichen Abstand zum<br />

Sprecher<br />

n • Empfindlich auf interaurale Zeitdifferenz<br />

n • Leichte Ablenkung durch Hall und Nachhall<br />

n • Allgemein schwache Aufmerksamkeit<br />

n • Allgemein schwache Konzentration<br />

Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung<br />

Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung


geschränktes Phonemgedächtnis als ein<br />

auslösendes Symptom betrachtet werden.<br />

Bei Kindern mit schweren Sprachentwicklungsbehinderungen<br />

ist es eine häufige<br />

Ursache, die sich mit verschiedenen Testbatterien<br />

relativ leicht und objektiv messen<br />

lässt. Geprüft werden die Merkfähigkeit für<br />

Silben, Wörter und Sätze (auditive<br />

Merkspanne), die unterscheidende Wahrnehmung<br />

ähnlich klingender Laute oder<br />

Lautbestandteile (Lautanalyse und -synthese)<br />

sowie die Fähigkeit zur Trennung<br />

zwischen sprachlichen Hörinformationen<br />

und Nebengeräuschen (Lautdiskrimination<br />

im Störgeräusch).<br />

• Bei Auffälligkeiten könnte man von einer<br />

verbal-auditiven Merk- und Differenzierungsstörung<br />

sprechen. Sie wirkt sich<br />

negativ aus auf die Entwicklung der Leistungen<br />

des Sprech-, Lese- und Schreibvermögens<br />

und schränkt das Sprachverständnis<br />

ein. Damit ist schulisches<br />

Lernen massiv erschwert oder im<br />

Rahmen einer Regelschule vorübergehend<br />

gar verunmöglicht. Solche Kinder<br />

machen zudem bei nur oberflächlicher<br />

Diagnosestellung sogar den irrtümlichen<br />

Eindruck von Lernbehinderten.<br />

• Kinder mit einer auditiven Wahrnehmungsstörung<br />

benötigen viel mehr<br />

Anstrengung, um Schulstoff aufzunehmen<br />

und zu verarbeiten, sie ermüden<br />

schneller, werden unaufmerksam, fahrig<br />

und unkonzentriert. Sie sind sehr leicht<br />

ablenkbar. Störschall, Hall und Nachhall<br />

erschweren oder verunmöglichen die<br />

Erkennung und Aufnahme von verbalem<br />

Input. Alternative Schulformen wie Gruppenunterricht<br />

oder Werkstattunterricht<br />

verschärfen die ohnehin schon schwierige<br />

Situation. Sekundärsymptome wie<br />

depressive Verstimmungen, Regressionen,<br />

allgemeine Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Aggressionen sind nicht selten<br />

eine Folge.<br />

Diagnose<br />

Bei Verdacht auf eine Sprachentwicklungsbehinderung<br />

sollte durch Schulpsychologen,<br />

Logopäden, Neuropädiatern, HNO-<br />

Ärzten in enger Kooperation eine sehr differenzierte<br />

Diagnose erstellt werden. Dazu<br />

müssen minimal die Symptome im sprachlichen<br />

Bereich, die Ursachen, Primärursachen,<br />

Sekundärsymptome, Handlungskompetenzen,<br />

Schweregrad und Umweltfaktoren<br />

erfasst, beschrieben und einander<br />

zugeordnet werden.<br />

Schematische Darstellung von Inhalt und Umfang<br />

einer logopädischen Diagnose<br />

3.<br />

Primär-<br />

ursache<br />

2.<br />

Ursache<br />

Abb. 2: Zusätzlich Schematische muss die Darstellung momentane von Befind- Inhalt und Umfang Diese detaillierte einer logopädischen Art der Diagnose Diagnose bei<br />

(Siehe lichkeit, auch Abb. Motivation, 3: Legende Interessen, zur schematischen Stim- Darstellung einer Sprachentwicklungsbehinderung der logopädischen Diagnose ist<br />

mungen und Erwartungen berücksichtigt eine grosse Hilfe bei der Festlegung der<br />

werden. Anamnestisch erfasst werden einzuleitenden Fördermassnahmen. Dabei<br />

müssen chronische Mittelohrprobleme und handelt es sich nicht um einen neuen<br />

sprachliche Interaktionen während der Ansatz, er ist aber vielleicht etwas in Ver-<br />

Dauer der physiologischen Sprachentwickgessenheit geraten. Moderner gilt heute<br />

lung.<br />

eine ganzheitlichere, pauschalere Betrach-<br />

• Heredität, traumatische Einwirkungen, Krankheiten, chronische Hörstörungen<br />

4<br />

während der Sprachentwicklung, etc.)<br />

4. Sekundärsymptom (e)<br />

5<br />

1.<br />

Symptome<br />

5. non-verbale Lernvoraussetzungen<br />

4.<br />

Sekundär-<br />

symptome<br />

Zusätzlich sind konditionelle, psychogene und Umwelt-Faktoren sowie<br />

Schweregrade zu beurteilen und bei der Festlegung der einzuleitenden<br />

Massnahmen einzubeziehen.<br />

Abb. 2: Schematische Darstellung von Inhalt und Umfang einer logopädischen Diagnose (Siehe auch Abb. 3:<br />

Legende zur schematischen Darstellung der logopädischen Diagnose.<br />

Legende für die Teilbereiche einer logogpädischen Diagnose<br />

(siehe Abb. 2)<br />

1. Symptom (e)<br />

• Einbussen bei den Leistungen des Sprech-, Lese- und Schreibvermögens, des<br />

Sprachverständnisses und allenfalls des Rechenvermögens<br />

2. Ursache (n) (Mono-, als auch eine Polykausalität)<br />

• Hörstörungen, auditive Wahrnehmungsstörung, artikulatorisch-praxische Störung,<br />

motorische Störung der Artikulationsorgane, Defekte bei den Artikulationsorganen,<br />

visuelle Störung, optisch-mnestische Störung, grapho-motorische<br />

Störung, usw.<br />

3. Primärursache (n)<br />

• depressive Verstimmungen, Regression, Aggression, Schulversagen, etc.<br />

5. Non-verbale Lernvoraussetzungen, Handlungskompetenzen<br />

Zusätzlich sind konditionelle, psychogene und Umwelt-Faktoren sowie<br />

Schweregrade zu beurteilen und bei der Festlegung der einzuleitenden<br />

Massnahmen einzubeziehen.<br />

Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer logopädischen Diagnose.<br />

Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer logopädischen Diagnose


tungsweise, die sich an den Ressourcen<br />

orientiert.<br />

Auditive Wahrnehmung und<br />

Cochlea-Implantat<br />

In meinen Ausführungen habe ich die Problematik<br />

der Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />

als neuen Aufgabenbereich<br />

der traditionellen Gehörlosenschulen<br />

dargestellt. Das neue Fachwissen können<br />

wir aber durchaus in Verbindung bringen<br />

mit der Beschulung von hörbehinderten<br />

Kindern, insbesondere beim Status nach<br />

Cochlea-Implantat-Versorgung.<br />

Die Hörleistung der Cochlea-Implantate<br />

erlaubt in den meisten Fällen eine gute<br />

Sprachentwicklung, die auf einer guten<br />

Funktion der auditiven Wahrnehmung aufbaut.<br />

Bei allfälligen Sprachentwicklungsverzögerungen<br />

bei Kindern mit Cochlea-<br />

Implantat könnte diagnostisch und therapeutisch<br />

auf das oben geschilderte Fachwissen<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Schlussgedanken<br />

Wann ist bei einer auditiven Wahrnehmungsstörung<br />

die Indikation gegeben für<br />

eine Zuweisung in eine Sprachheilschule?<br />

Dies ist eine äusserst schwierige Frage!<br />

Zu beurteilen sind der Schweregrad, die<br />

Ursache, die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung,<br />

die Einschränkungen beim<br />

schulischen Lernen, die Reaktion des elterlichen<br />

und des schulischen Umfeldes und<br />

nicht zuletzt die Belastbarkeit des<br />

Schülers, sein persönliches Erleben des<br />

ständigen Versagens.<br />

Die Sprachheilschulen wollen und sollen<br />

sich weiterhin die Förderung von Kindern<br />

mit pathologisch schweren auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />

zur Aufgabe machen.<br />

Basis ist eine umfassende, interdisziplinäre<br />

Diagnose. Darauf kann eine gezielte<br />

Ursache bezogene Therapie aufgebaut und<br />

ein adäquater Klassenunterricht in Anlehnung<br />

an den Regellehrplan angeboten<br />

werden. Ziel ist eine möglichst kurze Verweildauer,<br />

ohne die Stärkung der Selbstsicherheit,<br />

das soziale Lernen und der Einbezug<br />

der oft sehr verunsicherten Eltern zu<br />

vernachlässigen. Damit leisten die Sprachheilschulen<br />

einen wesentlichen Beitrag für<br />

eine gesicherte und echte (Re-)Integration<br />

in die Regelschule mit guten Berufsaussichten.<br />

Bruno Schlegel<br />

Heilpädagoge, Logopäde<br />

Direktor Sprachheilschule St. Gallen<br />

Abbildungen:<br />

Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven<br />

Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung<br />

Abb. 2: Schematische Darstellung von<br />

Inhalt und Umfang einer logopädischen<br />

Diagnose<br />

(Siehe auch Abb. 3: Legende zur<br />

schematischen Darstellung der<br />

logopädischen Diagnose<br />

Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer<br />

logopädischen Diagnose<br />

Literaturangabe:<br />

• Leder Rudolf, (2005). Sprachheilschulen<br />

im Trend - Thesen und Vermutungen aus<br />

der Praxis, Schweizerische Zeitschrift für<br />

Heilpädagogik, Nr. 3, S. 13-16<br />

• Lanfranchi Andrea, (2005), Problemlösung<br />

an Ort statt Delegation nach<br />

aussen?, Schweizerische Zeitschrift für<br />

Heilpädagogik, Nr. 3, S. 7-12<br />

• Beate Kolonko & Tonia Seglias, (2005),<br />

Spracherwerbsstörungen bei älteren Kindern<br />

und Jugendlichen in Sprachheilschulen,<br />

Schweizerische Zeitschrift für<br />

Heilpädagogik, Nr. 2, S. 26-32<br />

• Schlegel Bruno, (2003), Technische<br />

Unterstützung von Kindern mit auditiven<br />

Wahrnehmungsstörungen, 145. <strong>Jahre</strong>sbericht<br />

der Spracheilschule St.Gallen,<br />

S. 7-15<br />

• Schlegel Bruno, (2004), Field Study Edu-<br />

Link der Phonak AG, 146. <strong>Jahre</strong>sbericht<br />

der Sprachheilschule St. Gallen, S. 9-10<br />

• Schlegel Bruno, Technische Unterstützung<br />

von Kindern mit auditiven Wahrnehmungsstörungen,<br />

ORL Impulse 02-04,<br />

S. 8-13, Luzern: KIND Hörzentralen<br />

• Schlegel Bruno, (2005), EduLink - Teurer<br />

Gag oder bedeutungsvolle Errungenschaft?<br />

Forum News, Zeitschrift für Praxispädiatrie,<br />

S. 25-27<br />

• Schlegel Bruno, (2005), Sprachheilpädagogik<br />

für besondere Bildungs- und<br />

Die Interessengemeinschaft Gehör-<br />

Die lose, Interessengemeinschaft Hör- und Sprachbehinderte<br />

Gehörlose, Hör- und Sprach<br />

Freiburg der Kantone Bern und Freiburg<br />

sucht für die Geschäftsstelle in Bern auf 1. Januar 2011 ein<br />

sucht für die Geschäftsstelle<br />

administrative in Bern auf Mitarbeiterin 1. Januar 2011 / Mitarbeiter eine(n) 40%<br />

Voraussetzung:<br />

Bürolehre, Handelsschule mit Berufserfahrung, KV-Abschlu<br />

administrative (n)<br />

Mitarbeiterin /<br />

Mitarbeiter 40%<br />

Aufgabenbereiche:<br />

Zahlungen, Vorkontierung, Führung der Kasse, Kursadm<br />

Verbandsadministration und der Webside<br />

Bewerbungen sind einzureichen bis 31. Oktober 2010 an<br />

Bern<br />

Weitere Voraussetzung:<br />

Infos unter: www.iggh.ch<br />

Bürolehre, Handelsschule mit Berufserfahrung,<br />

KV-Abschluss<br />

Aufgabenbereiche:<br />

Zahlungen, Vorkontierung, Führung<br />

der Kasse, Kursadministration,<br />

Unterstützung bei der Verbandsadministration<br />

und der Webside<br />

Bewerbungen sind einzureichen<br />

bis 31. Oktober 2010 an die IGGH,<br />

Belpstrasse 24, 3007 Bern<br />

Weitere Infos unter: www.iggh.ch<br />

Therapiebedürfnisse bei schweren auditiven<br />

Wahrnehmungsstörungen, Schweizerische<br />

Zeitschrift für Heilpädagogik,<br />

7-8/05, S. 28-35<br />

• Schwarz Cecile, (1985), Systematische<br />

Logopädie, Bern: Huber Verlag<br />

• Manfred Spitzer, (2005), Vorsicht Bildschirm,<br />

Stuttgart: Klett<br />

• Manfred Spitzer, (2003), Lernen, Gehirnforschung<br />

und die Schule des Lebens,<br />

Spektrum Akademischer Verlag<br />

\\TERRA-PC\SharedDocs\sonos oktober 10\stelleninserat-iggh.doc


Einweihung der neuen<br />

modernen Telefonvermittlung für Gehörlose<br />

(procom - Einweihung der neuen modernen Telefonve<br />

lung für Gehörlose))<br />

Vor 25 <strong>Jahre</strong>n starteten Beat Kleeb und Urs<br />

Linder in Wald im Zürcher Oberland mit<br />

der Vermittlung zwischen Schreibtelefonen<br />

für Gehörlose und „normalen“<br />

Sprachtelefonen. Das innovative Projekt<br />

läuft auch heute noch mit grossem Erfolg.<br />

Im letzten Jahr kamen rund 63’000 Vermittlungen<br />

zustande. Ein 24-Stunden<br />

Betrieb in drei Landessprachen gewährleistet,<br />

dass Hörgeschädigte und Gehörlose<br />

Zugang zum Telefon erhalten.<br />

Vor 25 <strong>Jahre</strong>n starteten Beat Kleeb und Urs Linder in Wald im Zürcher Oberlan<br />

Vermittlung zwischen Schreibtelefonen für Gehörlose und „normalen“ Sprachtelefo<br />

innovative Projekt läuft auch heute noch mit grossem Erfolg. Im letzten Jahr kam<br />

63'000 Vermittlungen zustande. Ein 24-Stunden Betrieb in drei Landessprachen ge<br />

tet, dass Hörgeschädigte und Gehörlose Zugang zum Telefon erhalten.<br />

Am 26. August 2010 fand im<br />

Beisein des gesamten Stiftungsrates<br />

und der Geschäftsleitung<br />

der vor 21 <strong>Jahre</strong>n gegründeten<br />

Stiftung procom die feierliche<br />

Einweihung der frisch renovierten<br />

Räume der Telefonvermittlung<br />

statt. Vier neu gestaltete,<br />

helle und freundliche Arbeitsplätze<br />

stehen den VermittlerInnen<br />

zur Verfügung sowie ein Notfallarbeitsplatz,<br />

für den Fall, dass<br />

alle vier Linien besetzt sind und<br />

ein Notruf eingeht. Die neuen<br />

Räume waren auch deshalb nötig,<br />

weil dank dem neuen Zugang<br />

über Internet wieder deutlich<br />

mehr Anrufe zu verzeichnen<br />

Am 26. August 2010 fand im Beisein des<br />

gesamten Stiftungsrates und der<br />

Geschäftsleitung der vor 21 <strong>Jahre</strong>n gegründeten<br />

Stiftung procom die feierliche Einweihung<br />

der frisch renovierten Räume der<br />

Telefonvermittlung statt. Vier neu gestaltete,<br />

helle und freundliche Arbeitsplätze<br />

stehen den VermittlerInnen zur Verfügung<br />

sowie ein Notfallarbeitsplatz, für den Fall,<br />

dass alle vier Linien besetzt sind und ein<br />

Notruf eingeht. Die neuen Räume waren<br />

auch deshalb nötig, weil dank dem neuen<br />

Zugang über Internet wieder deutlich mehr<br />

Anrufe zu verzeichnen sind.<br />

Mit Stolz und Genugtuung dürfen der<br />

gehörlose Beat Kleeb und Urs Linder,<br />

dessen Eltern gehörlos waren, auf ihr<br />

Lebenswerk blicken. Neben der Telefonvermittlung<br />

stellt die procom alljährlich auch<br />

über 15’000 Einsätze von GebärdensprachdolmetscherInnen<br />

sicher. Die procom<br />

beschäftigt heute rund 150 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, welche sich alle für<br />

die sind. Kommunikation zwischen Hörenden<br />

und Hörgeschädigten einsetzen.<br />

Mit dem 32-jährigen Rechtsanwalt Stefan<br />

Honegger-Läubli als Präsident des Stiftungsrates<br />

hat eine neue Generation<br />

Einzug in der obersten Führungsetage der<br />

procom gehalten. Zudem befasst man sich<br />

bei procom mit vielversprechenden neuen<br />

Aufgaben. Bereits im nächsten Frühjahr soll<br />

dank dem Einsatz von Bildtelefonen eine<br />

Videovermittlung in Gebärdensprache<br />

gestartet werden. Der Brückenschlag zwischen<br />

gehörlosen und hörenden Menschen<br />

ist der Stiftung procom in den 21 <strong>Jahre</strong>n<br />

Neue Arbeitsplätze in der Telefonvermittlung für Gehörlose der Stiftung procom in Wald.<br />

ihres Bestehens geglückt, und sie wird<br />

auch in Zukunft dafür besorgt sein, dass<br />

die Gehörlosen vom neusten Stand der<br />

Technik profitieren können.<br />

Interview mit Neue Stefan Arbeitsplätze in der Mitwirken Telefonvermittlung im Stiftungsrat für seit Gehörlose dem Jahr der S<br />

Honegger-Läubli procom in Wald.<br />

An der Einweihungsfeier beantwortet der<br />

Stiftungsratspräsident von procom, Stefan<br />

Honegger-Läubli, der sonos-Redaktion<br />

einige Fragen.<br />

sonos: Mit der Übergabe des Präsidiums<br />

von Beat Kleeb an Sie fand ein Generationenwechsel<br />

in der obersten Leitung von<br />

procom statt. Wie äussert sich das?<br />

nötig waren. Dies vor allem auch deshalb<br />

nicht, weil die Stiftung schon seit <strong>Jahre</strong>n<br />

sehr gut aufgestellt ist und auf eine engagierte<br />

und kompetente Geschäftsleitung<br />

und ausgezeichnete MitarbeiterInnen<br />

zählen darf. Zudem weiss ich dank meinem<br />

2004, dass mein Vorgänger, Beat Kleeb, die<br />

Organisation sehr gut geleitet hat.<br />

Ist auch die Strategie heute eine andere<br />

bzw. wie lautet die aktuelle Strategie von<br />

procom?<br />

Mit Stolz und Genugtuung dürfen der gehörlose Beat Kleeb und Urs Linder, dess<br />

gehörlos waren, auf ihr Lebenswerk blicken. Neben der Telefonvermittlung stellt di<br />

alljährlich auch über 15’000 Einsätze von GebärdensprachdolmetscherInnen sicher<br />

com beschäftigt heute rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche sich al<br />

Kommunikation zwischen Hörenden und Hörgeschädigten einsetzen.<br />

Wie in jeder Unternehmung werden auch<br />

bei procom die strategischen Ziele regelmässig<br />

überdacht und angepasst. Neben<br />

den jährlichen Zielen hat der Stiftungsrat<br />

letztmals im Jahr 2008 die mittelfristigen<br />

Ziele für die Periode 2009 bis 2012 formuliert.<br />

Nächstes Jahr findet wieder eine Strategiediskussion<br />

für die <strong>Jahre</strong> 2013 bis 2016<br />

statt.<br />

Stefan Honegger-Läubli: Aus meiner Warte<br />

Mit dem 32-jährigen Rechtsanwalt Stefan Honegger-Läubli als Präsident des Stiftu<br />

darf und kann ich sagen, dass seit meiner<br />

hat eine neue Generation Wahl Einzug im Jahr in 2008 der zum obersten Präsidenten desFührungsetage<br />

der procom geh<br />

dem befasst man sich bei Stiftungsrates procom keine mit grossen vielversprechenden Änderungen<br />

neuen Aufgaben. B<br />

nächsten Frühjahr soll dank dem Einsatz von Bildtelefonen 7 eine Videovermittlung<br />

densprache gestartet werden. Der Brückenschlag zwischen gehörlosen und hören


Stefan Honegger-Läubli engagiert sich mit grosser Fachkompetenz und viel Herzblut als Stiftungsratspräsident<br />

für die procom.<br />

Nach <strong>Jahre</strong>n des Wachstums und der Übernahme<br />

von neuen Aufgaben standen in den<br />

vergangenen <strong>Jahre</strong>n die Festigung und die<br />

Professionalisierung unserer bisherigen<br />

Tätigkeiten im Zentrum. Dazu gehörte auch<br />

die Modernisierung der Arbeitsplätze für<br />

unsere Telefonvermittlerinnen und -vermittler.<br />

Ich freue mich sehr, dass wir diesen<br />

Geschäftsbereich nach den Umbauarbeiten<br />

heute offiziell einweihen können.<br />

Wie wird sich procom nach Ihrem Dafürhalten<br />

in den nächsten 3, 5 und 10 <strong>Jahre</strong>n<br />

verändern bzw. welches sind die grossen<br />

Herausforderungen der Zukunft und<br />

welche Ziele möchten Sie mit procom erreichen?<br />

Wie bereits erwähnt ist procom sehr gut<br />

aufgestellt und auf die kommenden Herausforderungen<br />

bestens vorbereitet. Seit<br />

rund einem Jahr bereiten wir uns für unser<br />

neues Grossprojekt vor: die Videovermittlung.<br />

Wenn alles planmässig läuft, starten<br />

wir im Jahr 2011 mit dem Testbetrieb. Mein<br />

grosses Ziel ist es, dass wir ab dem Jahr<br />

2018 eine finanziell selbsttragende Videovermittlung<br />

in allen drei Landessprachen<br />

anbieten können. Bis dahin müssen wir<br />

über 6 Millionen Franken Betriebskapital<br />

sammeln. Dies ist wahrlich eine grosse Herausforderung<br />

für uns. Damit dies gelingt,<br />

braucht es die volle Unterstützung aller<br />

Gehörlosen in unserem Land.<br />

Wie können die Gehörlosen procom dabei<br />

unterstützen?<br />

Am bestens funktioniert die Mittelbeschaffung,<br />

wenn eine angebotene Dienstleistung<br />

von den Betroffenen auch tatsächlich<br />

genutzt werden. Damit man die Videovermittlung<br />

benutzen kann, braucht man ein<br />

Bildtelefon. Ich würde mich deshalb freuen,<br />

wenn möglichst viele Gehörlosen mit der<br />

ghe-ces electronic AG (www.ghe.ch) Kontakt<br />

aufnehmen. Dort wird man auch<br />

bestens beraten, ob die IV die Kosten für<br />

ein Bildtelefon übernimmt. Ich selbst bin<br />

begeistert vom neuen Gerät und kann es<br />

allen wärmstens empfehlen.<br />

Aus dem aktuellen Organigramm von<br />

procom geht hervor, dass Sie im Stiftungsrat<br />

noch drei Vakanzen ausweisen.<br />

Was sind die Gründe dafür?<br />

Ich freue mich, darüber informieren zu<br />

können, dass wir mit Alain Huber - einem<br />

ausgewiesenen Experten und langjährigen<br />

Kenner der Gehörlosengemeinschaft - ein<br />

neues Mitglied des Stiftungsrates<br />

gefunden haben.<br />

Die Stiftungsurkunde sieht vor, dass<br />

maximal sieben Personen im Stiftungsrat<br />

Einsitz haben können. Der Stiftungsrat hat<br />

aber bewusst entschieden, dass eine<br />

Grösse von fünf Mitgliedern optimal ist.<br />

Deshalb werden wir bis auf weiteres keine<br />

weiteren Mitglieder für den Stiftungsrat<br />

suchen.<br />

Sind die von procom angebotenen Dienstleistungen<br />

Ihrer Meinung nach mit der<br />

anstehenden Revision der Invalidenversicherung<br />

gefährdet? Welche Argumente<br />

führen Sie ins Feld, damit procom nicht mit<br />

Leistungskürzungen rechnen muss?<br />

Natürlich verfolgen wir die politische Entwicklung<br />

mit grosser Aufmerksamkeit.<br />

Mich persönlich stimmt es nachdenklich,<br />

dass schon wieder eine Sparrunde auf dem<br />

Buckel der Schwächeren geplant ist. Aber<br />

für procom haben nach heutiger Beurteilung<br />

die geplanten Kürzungen keine negativen<br />

Auswirkungen.<br />

Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur<br />

Integration von Gehörlosen in die Arbeitswelt<br />

und das ist ja das wichtigste und<br />

erklärte Ziel der Invalidenversicherung.<br />

Sie sind hörend und Ihre Eltern gehörlos.<br />

Wann haben Sie angefangen in Lautsprache<br />

zu kommunizieren?<br />

Was mir nicht zu Hause vermittelt werden<br />

konnte, habe ich wie ein Migrationskind<br />

auf der Strasse gelernt. Aus meiner Sicht<br />

war das völlig normal. Sowohl meine Eltern<br />

wie auch meine Grosseltern haben aber<br />

meiner Erziehung und speziell der Sprachbildung<br />

sehr viel Gewicht eingeräumt.<br />

Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.<br />

Was war rückblickend allenfalls etwas<br />

schwierig in Ihrer Kindheit und wo lagen<br />

Chancen, die Sie in einem hörenden Umfeld<br />

womöglich nicht gehabt haben?<br />

Natürlich wurde ich als Kind auf dem Spielplatz<br />

gehänselt - Kinder können diesbezüglich<br />

ja ziemlich brutal sein. Selbstverständlich<br />

hätte ich mir manchmal auch mehr<br />

Unterstützung bei meinen Schulaufgaben<br />

gewünscht. Und die meisten Kinderlieder<br />

lerne ich erst jetzt dank unserem kleinen<br />

Sohn. Auch wenn es nicht immer ganz einfach<br />

war, kann ich heute aber mit voller<br />

Überzeugung sagen, dass der Einblick in<br />

eine zweite Kultur - die Kultur der Gehörlosen<br />

- für mich eine riesige Bereicherung<br />

war und immer noch ist. Deshalb ist es für


Stefan Honegger-Läubli und Lilly Bösch, Leiterin der Telefonvermittlung, stossen auf den gelungenen Umbau<br />

an.<br />

mich wichtig, etwas zurückzugeben. Das<br />

tue ich mit meinem Engagement für die<br />

procom.<br />

Sie sind Jurist und arbeiten beim Bund an<br />

einer verantwortungsvollen Stelle. Was<br />

machen Sie genau dort?<br />

Ich bin beim Bundesamt für Landwirtschaft<br />

zuständig für die Beziehungen zur Europäischen<br />

Union. Zurzeit verhandeln wir ein<br />

neues Abkommen mit der EU. So bin ich<br />

regelmässig in Brüssel und sehe deshalb<br />

leider meine Familie etwas zu wenig.<br />

Können Sie Ihr Wissen und Ihre Affinität in<br />

Bezug auf die Gehörlosenkultur und die<br />

Gebärdensprache auch in Ihrem beruflichen<br />

Umfeld in Bundesbern nutzen?<br />

Nicht direkt, aber indirekt schon. Gerade<br />

bei schwierigen Verhandlungen ist es<br />

wichtig, sich auch in die Person auf der<br />

Gegenseite einfühlen zu können und die<br />

So funktioniert die Telefonvermittlung<br />

Die hörgeschädigte Person ruft über das<br />

Schreibtelefon oder über das Internet die<br />

procom an. Die Vermittlerin der procom<br />

nimmt den Anruf entgegen und wählt die<br />

Telefonnummer der hörenden Zielperson.<br />

Sobald die Verbindung aufgebaut ist, läuft<br />

im direkten Dialog eine fast normale Kommunikation<br />

ab: was der Hörgeschädigte<br />

schreibt, liest die Vermittlerin dem<br />

Worte so zu wählen, dass sie verstanden<br />

werden. Dafür hat mir das Leben in zwei<br />

Kulturen ein gutes Gespür gegeben, das ich<br />

nun tagtäglich einsetzen kann.<br />

Noch eine ganz persönliche Frage: Welche<br />

Werte sind Ihnen am wichtigsten?<br />

Solidarität, Gerechtigkeit, Offenheit<br />

gegenüber Neuem und Anderem.<br />

Die sonos-Redaktion bedankt sich bei<br />

Stefan Honegger-Läubli für das offene<br />

Gespräch und wünscht ihm, dass das<br />

Videovermittlungsprojekt ein durchschlagender<br />

Erfolg und diese moderne Errungenschaft<br />

landesweit von allen Gehörlosen<br />

rege genutzt wird.<br />

[lk / rr]<br />

Hörenden simultan vor - was der Hörende<br />

spricht, schreibt die Vermittlerin auf dem<br />

Schreibtelefon für den Hörgeschädigten.<br />

Die ganze Kommunikation steht unter<br />

strengster Verschwiegenheit. Und so sind<br />

Gespräche ohne Grenzen über alle<br />

Themen möglich<br />

Weiter Info: www.procom-deaf.ch<br />

9<br />

Bildungsangebote<br />

November - Dezember 2010<br />

Finken filzen<br />

Lustig und originell!<br />

Tageskurs, 6. November 2010<br />

Leitung: Silvia Coray,<br />

Kunsthandwerkerin<br />

Trommelwochenende<br />

12. - 14. November 2010<br />

Leitung: Marco Bontognali<br />

Engelwerkstatt<br />

(bitte neues Datum beachten!)<br />

Halbtageskurs, 12. November 2010<br />

Leitung: Silvia Coray, Kunsthandwerkerin<br />

Gebärdentreff<br />

Gebärden auffrischen,<br />

neue Gebärden lernen<br />

4. Dezember 2010<br />

Leitung: Annemarie Urech,<br />

gehörlos, Gebärdensprachausbildnerin<br />

Das Bildungsprogramm 2011<br />

kann ab ca. Mitte November<br />

bezogen werden bei:<br />

Fontana Passugg, Bildung und<br />

Kultur für Gehörlose, Schwerhörige,<br />

Ertaubte, CI-Träger und<br />

Hörende<br />

7062 Passugg-Araschgen<br />

Telefon 081 250 50 55<br />

bildung@fontana-passugg.ch<br />

www.fontana-passugg.ch


Erweitertes Angebot - Familienbegleitung<br />

ilienbegleitung))<br />

Die Beratungsstelle für Gehörlose Zürich<br />

hat eine Familienbegleiterin. Doris Hermann<br />

unterstützt gehörlosengerecht Familien,<br />

die Fragen zur Erziehung haben. Sie<br />

ist sensibilisiert für die Kommunikation in<br />

Familien mit gehörlosen Eltern und/oder<br />

Kindern. Aber was bedeutet eigentlich<br />

Familienbegleitung und was sind die Aufgaben<br />

der Familienbegleiterin?<br />

Im Zentrum St. Michael in Littau treffen sich<br />

am Donnerstag, 27. August 2010, auf Einladung<br />

des „kofo zentralschweiz“ interessierte<br />

Zuhörende und Zuschauende, um<br />

von Doris Hermann mehr über ihre Tätigkeit<br />

als Familienbegleiterin zu erfahren.<br />

Daniel Gundi eröffnet das kofo und heisst<br />

die anwesenden Besucherinnen und Besucher<br />

sowie die Gebärdensprachdolmetscherin,<br />

Barbara Bürki, und den Gebärdensprachdolmetscher,<br />

Renato Pesavento,<br />

ganz herzlich willkommen.<br />

Daniel Gundi: „Ich freue mich, dass wir<br />

heute Abend von Doris Hermann erfahren<br />

werden, was genau die Aufgaben der Fami-<br />

lienbegleitung sind und für welche Familien<br />

das Beratungsangebot geeignet ist. Und<br />

wo die Abgrenzung bzw. wo die Unterschiede<br />

zwischen der Familienbegleitung<br />

und der Erziehungsberatung liegen.“<br />

Informationen von Doris Hermann über ihre<br />

berufliche Tätigkeit die Grundlage für eine<br />

spannende Diskussions- und Fragerunde<br />

sein werden.<br />

Das erweiterte Angebot der<br />

Gehörlosenfachsstelle Zürich<br />

- Familienbegleitung<br />

Doris Hermann betont einleitend: „Die<br />

Familienbegleitung ist ein erweitertes<br />

Dienstleistungsangebot der Gehörlosenfachstelle<br />

Zürich für gehörlose, schwerhörige<br />

und hörende Eltern mit gehörlosen,<br />

schwerhörigen oder hörenden Kindern.<br />

Meine Aufgabe ist es, Familien zu begleiten<br />

und zu beraten, wenn schwierige Situationen<br />

entstanden sind.“<br />

ch hat eine Familienbegleiterin. Doris Hermann<br />

n, die Fragen zur Erziehung haben. Sie ist senmilien<br />

mit gehörlosen Daniel Gundi Eltern begrüsst die Hauptreferentin und/oder Kindern.<br />

des heutigen Abends, Doris Hermann, herz-<br />

egleitung und was lichst. sind Er ist davon die überzeugt, Aufgaben dass die der Fami-<br />

Familienbegleitung ist der vorübergehende<br />

Einsatz einer Fachperson in einer Familie<br />

mit einer belastenden Situation. Durch<br />

Beratung, Anleitung und konkrete Hilfestellungen<br />

soll die Familienbegleitung die<br />

Fähigkeit der Eltern fördern, ihre Kinder zu<br />

erziehen und die Schwierigkeiten des Alltags<br />

zu bewältigen. Der direkte, intensive<br />

und zeitlich begrenzte Einsatz in der<br />

Familie versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Die Unterstützung ist auf die konkrete<br />

Familiensituation ausgerichtet und findet<br />

im alltäglichen Umfeld der Familie stat. Ziel<br />

der Familienbegleitung ist es, Familien<br />

dabei zu unterstützen, ihre Probleme<br />

selber zu lösen.<br />

ch am Donnerstag, 27. August 2010, auf Einladung<br />

uhörenden und Zuschauende, um von Doris Hernbegleiterin<br />

zu erfahren.<br />

Daniel Gundi freut sich auf die Informationen von Doris Hermann über ihre Tätigkeit als Familienbegleiterin.<br />

Die Familienbegleitung ist bei folgenden<br />

Ausgangslagen angezeigt:<br />

• bei Schwierigkeiten von Eltern und Pflegeeltern<br />

im Umgang mit ihren Kindern<br />

• bei Auffälligkeiten von Kindern und<br />

Jugendlichen zu Hause, im Kindergarten,<br />

in der Schule oder Berufslehre<br />

• bei psychischen Krisen von Eltern oder<br />

Kindern<br />

• bei schwierigen Lebensumständen der<br />

Familie, wie z.B. Trennung oder Scheidung<br />

der Eltern, Arbeitslosigkeit, finanziellen<br />

Problemen, Krankheit, Sucht<br />

• für die spezielle Situation von Einelternund<br />

Patchwork-Familien<br />

• zur Vermeidung oder Verkürzung von<br />

Fremdunterbringungen von Kindern und<br />

Jugendlichen oder zur Sicherung des<br />

Erfolges nach der Rückplatzierung aus<br />

einem stationären Rahmen<br />

• als (verordnete) Kindesschutzmassnahme<br />

bei Gefährdung des Kindeswohls<br />

undi freut sich auf die Informationen von Doris Hermann über ihre<br />

als Familienbegleiterin.<br />

Durch den Einsatz der Familienbegleitung<br />

kann in vielen Fällen die Fremdplatzierung


eines oder mehrerer Kinder vermieden<br />

werden.<br />

Doris Hermann zeigt am Beispiel einer<br />

gehörlosen Familie mit hörenden Kindern,<br />

um welche Problemstellungen es konkret<br />

gehen kann. Es fängt an bei der Sprachwahl.<br />

Soll das Kind gebärdensprachlich<br />

oder lautsprachlich orientiert aufwachsen?<br />

Dies immer im Wissen, dass die Kinder von<br />

den Eltern lernen. Oftmals entstehen<br />

während der Schulzeit Probleme, weil Defizite<br />

(sprachlicher Rückstand) vorhanden<br />

sind. Es muss genau abgeklärt werden,<br />

welches und in welchem Umfang ein Chaos<br />

in der Sprachkompetenz besteht. Aus Sicht<br />

von Doris Hermann muss es heute eine<br />

Selbstverständlichkeit sein, dass in solchen<br />

oder ähnlichen Settings die Familienbegleiterin<br />

auch gehörlos ist.<br />

Eltern brauchen vielleicht familienbegleiterische<br />

Unterstützung, weil es wegen des<br />

fehlenden Blickkontaktes zwischen der<br />

Lehrerschaft und ihrem Kind, zu Verständigungsproblemen<br />

kommt und der Schulund<br />

Lernstoff nicht oder nur ungenügend<br />

vermittelt bzw. verstanden wird. Hier gilt es<br />

nach guten und neuen Lösungen zu<br />

suchen.<br />

Ziel der Familienbegleitung<br />

Doris Hermann erklärt, dass mit Hilfe der<br />

Familienbegleitung die Fähigkeit von Eltern<br />

gefördert werden soll, ihre Kinder zu<br />

betreuen und zu erziehen und die Schwierigkeiten<br />

des Alltags zu bewältigen. Ziel ist,<br />

dass Kinder in ihrer Familie aufwachsen<br />

und Familie selbstständig und selbstbestimmend<br />

leben können.<br />

Weitere Teilziele sind:<br />

• verbesserte Kommunikation innerhalb<br />

der Familie<br />

• Einhalten der Generationengrenze zwischen<br />

Eltern und Kindern<br />

• gestärktes Durchsetzungsvermögen der<br />

Eltern gegenüber den Kindern<br />

• erweiterte Kompetenz der Eltern, die<br />

Kinder alters- und entwicklungsgemäss<br />

zu betreuen und zu fördern<br />

• Autonomie und Eigenverantwortung der<br />

Familie in Alltagsfragen<br />

Doris Hermann ist dipl. Sozialpädagogin HF und arbeitet auf der Gehörlosenfachstelle Zürich als Familienbegleiterin.<br />

Doris Hermann ist gehörlos geboren und Mutter eines hörenden Sohnes.<br />

• eine gute Zusammenarbeit mit dem Kindergarten<br />

und der Schule<br />

• eine gute Zusammenarbeit mit Behörden<br />

und Fachstellen<br />

Doris Hermann: „Die Familienbegleitung ist<br />

die Stellvertretung der begleiteten Familie.<br />

Eine wichtige Aufgabe ist es auch Informationen<br />

zum Thema Gehörlosigkeit sowie<br />

den Kommunikationsformen Spitälern,<br />

Ärzten, Kinderspitälern, Therapeuten sowie<br />

den diversen Beratungsstellen zur Verfügung<br />

zu stellen und die Netzwerkbildung<br />

zu anderen Organisationen wie beispielsweise<br />

dem SGB-FSS, Sozialämtern Entlastungsdiensten,<br />

Familien- und Jungendberatungsstellen,<br />

Opferhilfen und Psychologen<br />

zu ermöglichen.“<br />

Doris Hermann informiert, dass sie die einzige<br />

Familienbegleiterin in der Deutschschweiz<br />

sei. Für sie ist es zudem zentral<br />

und von grosser Wichtigkeit, dass die Familienbegleiterin<br />

über hohe Gebärdensprachkompetenz<br />

verfügen muss, damit die<br />

gegenseitige Akzeptanz gewährleistet ist.<br />

„Denn etwas sollte unter allen Umständen<br />

Doris Hermann nimmt eine latente Gefahr wahr, dass Kinder schnell fremdplatziert werden können. Mit einer<br />

frühzeitig initiierten Familienbegleitung können solche drastischen Massnahmen unter Umständen verhindert<br />

werden.<br />

11


nicht gemacht werden: Die Kinder von<br />

gehörlosen Eltern dürfen nicht für ihre<br />

Eltern dolmetschen. Dafür dürfen die<br />

Kinder nicht missbraucht werden.“<br />

Doris Hermann arbeitet nunmehr seit neun<br />

<strong>Jahre</strong>n in der Familienhilfe. Sie beschreibt<br />

ihre anspruchsvolle Tätigkeit als sehr interessant,<br />

herausfordernd und spannend.<br />

Zum Schluss ihres Referates weist Doris<br />

Hermann noch darauf hin, dass das<br />

Angebot der Familienbegleitung immer<br />

mehr genutzt werde. Eventuell könnten in<br />

Zukunft auch andere Beratungsstellen<br />

dieses Angebot als erweiterte Dienstleistung<br />

zur Verfügung stellen. Sie habe aber<br />

auch schon Aufträge für andere Fachstellen<br />

übernommen. Dies bedinge indes, dass ein<br />

konkretes Gesuch von der jeweils zuständige<br />

Gehörlosenfachstelle oder einem<br />

Sozialamt gestellt werde.<br />

Selbstverständlich kann mit Doris Hermann<br />

auch via Skype Kontakt aufgenommen<br />

werden und auf diese Weise quasi ein Erstgespräch<br />

geführt werden. „Am Anfang sind<br />

die Probleme meistens klein und lösbar. Es<br />

muss verhindert werden, dass es zu<br />

grossen und unlösbaren Problemen<br />

kommt.“<br />

[rr]<br />

Die Arbeitsweise der Familienbegleitung<br />

Die Sozialpädagogische Familienbegleitung<br />

setzt bei den Stärken der Familie an<br />

und arbeitet auf die Ziele hin, welche zu<br />

Beginn der Zusammenarbeit zwischen<br />

der Familie und der Auftraggeberin/dem<br />

Auftraggeber vereinbart wurden. Die<br />

Arbeitsweise ist lösungs- und ressourcenorientiert.<br />

Das heisst, es stehen<br />

Fragen nach Zielen und nach Ressourcen<br />

im Zentrum der Arbeit. Die Einsätze<br />

finden bei der Familie zu Hause statt.<br />

Dies gewährleistet eine direkte, auf die<br />

konkrete Familiensituation ausgerichtete<br />

Hilfestellung. Zudem ermöglicht der<br />

Hausbesuch, vorhandene Ressourcen<br />

der Familie und ihres Umfeldes zu entdecken<br />

und in den Veränderungsprozess<br />

einzubeziehen. In der Regel besucht die<br />

Familienbegleiterin/ der Familienbegleiter<br />

die Familie ein- bis zweimal pro<br />

Woche während ungefähr zwei bis vier<br />

Stunden. Dabei arbeitet sie/er mit der<br />

ganzen Familie oder mit einzelnen Familienmitgliedern<br />

und bezieht auch das<br />

Umfeld der Familie in den Veränderungsprozess<br />

mit ein.<br />

Arbeitsintegration<br />

für Gehörlose?<br />

Die Stiftung „i-seven“ setzt sich zum Ziel<br />

neue Arbeitsplätze für Menschen mit einer<br />

Hörbehinderung zu schaffen. Die Stiftung<br />

steht vor der Gründung und ist eine Art<br />

Sozialfirma. Im heutigen schwierigen<br />

Arbeitsmarkt und bei der hohen Arbeitslosigkeit<br />

wäre eine Stiftung eine grosse<br />

Chance für viele Gehörlose.<br />

Im Clubraum der Roten Fabrik in Zürich-<br />

Wollishofen treffen sich am Mittwoch, 1.<br />

September 2010, auf Einladung der „kofo<br />

zürich“, des Gehörlosen- und Sportvereins<br />

Zürich und in Zusammenarbeit mit<br />

„sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH“ zahlreiche<br />

interessierte Zuhörende und Zuschauende,<br />

um von Tino Käser, einer der Hauptinitianten<br />

von „i-seven“, mehr über die<br />

geplante Stiftung sowie über die Idee und<br />

das innovativen Modell einer Sozialfirma<br />

speziell für gehörlose Menschen zu<br />

erfahren.<br />

Gian-Reto Janki eröffnet das kofo und<br />

heisst die zahlreichen Besucherinnen und<br />

Besucher sowie die Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />

Barbara Bucher und Irina<br />

Davatz ganz herzlich willkommen.<br />

Gian-Reto Janki: „Die meisten von uns<br />

Gehörlosen arbeiten bei privatwirtschaftlichen<br />

Firmen. Verliert man aber seinen Job,<br />

ist es heute für die Stellensuchenden sehr<br />

schwer und leider des öfters unmöglich<br />

eine neue Anstellung zu finden. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass es Angebote gibt, die speziell<br />

auf die Arbeitsintegration von gehörlosen<br />

Menschen ausgerichtet sind.“<br />

Gian-Reto Janki begrüsst den Hauptreferenten<br />

des heutigen Abends, Tino Käser,<br />

Mitinitiator der neu zu gründenden Stiftung<br />

„i-seven“ herzlichst. Er ist davon überzeugt,<br />

dass die innovativen Ideen von Tino<br />

Käser viel Gesprächsstoff für das anschliessende<br />

Podiumsgespräch bringen werden.<br />

Gedanken über zukunftsfähige<br />

Geschäftsmodelle<br />

Tino Käser erwähnt zu Beginn, dass er sich<br />

sehr freue, heute Abend im Kreise von<br />

Gehörlosen das Geschäftsmodell und die<br />

Idee von „i-seven“ vorstellen zu dürfen<br />

sowie anschliessenden darüber zu diskutieren<br />

und wichtige Feedbacks zu erhalten.<br />

Tino Käser nimmt Bezug auf seine Biografie.<br />

Er ist in Wallisellen aufgewachsen<br />

und seit 10 <strong>Jahre</strong>n mit seiner gehörlosen<br />

Frau Marilene verheiratet. Der gemeinsame<br />

6-jährige Sohn Ramon ist hörend. Gelernt<br />

hat er ursprünglich Maschinenmechaniker<br />

und anschliessend hat er Sozialpädagogik<br />

studiert. Seit 2006 arbeitet er als<br />

Geschäftsführer beim Verein Noveos, Perspektiven<br />

für Menschen mit psychischer<br />

Beeinträchtigung. Und seit zwei <strong>Jahre</strong>n ist<br />

er Mitglied im Zentrumsrat des Zentrums<br />

für Gehör und Sprache Zürich ZGSZ in<br />

Zürich-Wollishofen.<br />

Verein Noveos<br />

Noveos unterhält seit 39 <strong>Jahre</strong>n Angebote<br />

für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen<br />

in den Bereichen Wohnen,<br />

Beschäftigung und Beratung. Aktuell<br />

werden rund 200 Menschen geschützte<br />

Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt und für<br />

den Arbeitsbereich werden 144‘000 Betreuungsstunden<br />

pro Jahr aufgewendet.<br />

Noveos stellt 33 Menschen Wohnplätze zur<br />

Verfügung und macht bei 40 Menschen<br />

Wohnbegleitungen. Das Beratungsangebot<br />

von Noveos wird jährlich von 130 Personen<br />

in Anspruch genommen. Noveos beschäftigt<br />

rund 70 Fachmitarbeitende, welche<br />

gleichzeitig die Firmenleitung bilden. Tino<br />

Käser: „Unsere Beratungsangebote hat das<br />

Ziel, dass Menschen mit psychischen<br />

und/oder anderen Problemen wieder<br />

Arbeit finden.“


Gian-Reto Janki begrüsst die zahlreich erschienen kofo Besucherinnen und Besucher und freut sich mehr<br />

über Firmen für Gehörlose und über das innovative Geschäftsmodell von „i-seven“ zu erfahren.<br />

Tino Käser weist darauf hin, dass die von<br />

Noveos angebotenen sogenannten<br />

„geschützten Arbeitsplätze“ eigentlich nur<br />

Personen zur Verfügung stehen, die eine IV-<br />

Rente erhalten und diese Plätze von der<br />

Invalidenversicherung zur Hälfte mitfinanziert<br />

werden. Bei Noveos sind zurzeit ca.<br />

200 Mitarbeitenden in verschiedenen<br />

Betrieben tätig wie beispielsweise in<br />

Brockenhäusern, Schreinereien, Textil-<br />

werkstatt, Flechterei, Verwaltungsbereich<br />

usw.<br />

Tino Käser: „Die Beschäftigten dürfen bei<br />

uns Schwächen zeigen und auch für Beeinträchtigungen<br />

hat es bei uns Platz. Das<br />

Durchschnittsalter aller Beschäftigten<br />

beträgt 40 <strong>Jahre</strong>n. Bei rund 12% der<br />

Beschäftigten gelingt es eine Anschlusslösung<br />

im ersten Arbeitsmarkt zu finden.“<br />

Tino Käser erklärt, warum in Zukunft immer mehr Menschen im sogenannten ersten Arbeitsmarkt nicht<br />

mehr beschäftigt werden und ihnen der dauernde Verbleib in der Sozialhilfe drohe.<br />

Weiter erklärt Tino Käser, dass im Zuge der<br />

Revision der Invalidenversicherung ab<br />

dem 1. Januar 2011 durch die IV nur noch<br />

Arbeitsplätze für IV-Bezüger subventioniert<br />

werden. „Dieser Regime-Wechsel hat<br />

zur Folge, dass ca. 12% der bei Noveos<br />

Beschäftigten, die keine IV-Rente<br />

erhalten, gekündigt werden müsse. Dies<br />

ist eigentlich paradox. Denn gerade die<br />

Nachfrage von Menschen ohne IV-Rente<br />

steigt kontinuierlich. Die Gefahr besteht,<br />

dass Menschen ab 40 <strong>Jahre</strong>n, die den Job<br />

verlieren, keine Arbeit mehr finden und<br />

durch die Arbeitslosigkeit in eine Depression<br />

hineinfallen. Ab 50 <strong>Jahre</strong>n ist es heute<br />

leider sehr schwierig geworden einen Job<br />

bzw. Arbeit zu finden, und es droht der<br />

bleibende Verbleib in der Sozialhilfe.“<br />

Situation für Menschen mit<br />

einer Hörbeeinträchtigung<br />

Tino Käser: „Im Grossraum Zürich gibt es<br />

über 200 gehörlose oder schwerhörige<br />

Menschen, die arbeiten können und auch<br />

wollen, aber keine Stelle finden. Und dies<br />

trotz guter Ausbildungen. Im Kreise von<br />

Hörenden sind gehörlose Menschen oft<br />

oder immer ausgegrenzt.“<br />

Der Vergleich mit Deutschland zeigt, dass<br />

in der Schweiz der Zugang zu Bildungsangeboten<br />

für gehörlose Menschen<br />

erschwert ist. In diesem Punkt, betont Tino<br />

Käser, sei die Schweiz gegenüber<br />

Deutschland, ein eigentliches Entwicklungsland.<br />

Tino Käser: „Das dominante Thema ist und<br />

bleibt die Kommunikation zwischen<br />

Hörenden und Gehörlosen. Die Gründe<br />

dafür sind, dass Hörende oft Angst davor<br />

haben mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren.<br />

Sie haben Angst, sich zu blamieren.<br />

Für Schwerhörigen ist die Situation<br />

oftmals noch schwieriger als für<br />

Gehörlose. Ein ganz wesentlicher Aspekt<br />

ist, dass die Anforderungen und der Druck<br />

auf dem Arbeitsmarkt ganz allgemein<br />

gestiegen sind.“<br />

13


Tino Käser möchte<br />

zusammen mit seinem<br />

Geschäftspartner Patrick<br />

Bouquet normale Firmen<br />

gründen, in denen gehörlose<br />

Arbeitnehmende die<br />

eigentlichen Mitarbeiter-<br />

Teams bilden.<br />

Arbeitsintegration - so könnte<br />

es funktionieren<br />

Die beiden Initianten, Patrick Bouquet und<br />

Tino Käser, der Initiative Stiftung „i-seven“<br />

möchten eine ganz normale Firma aufbauen,<br />

in welcher ausschliesslich Gehörlose<br />

oder Hörbehinderte beschäftigt<br />

werden. Mit diesem Mitarbeitermix könnte<br />

der allgegenwärtige Stolperstein der Kommunikationsbarriere<br />

zwischen hörenden<br />

und gehörlosen bzw. hörbeeinträchtigten<br />

Arbeitnehmenden ausgeschaltet werden.<br />

Bei dieser Geschäftsform kommt es zu<br />

keinen Kommunikationsproblemen mehr,<br />

weil alle Beschäftigten gleich sind. Mitarbeitende<br />

mit Aussenkontakten sind -<br />

gemäss den Vorstellungen von Käser und<br />

Bouquet - Hörende mit Gebärdensprachkompetenzen.<br />

Tino Käser: „In Deutschland<br />

gibt es mindestens zwei Firmen mit diesem<br />

Personalmix, die so gut funktionieren. In<br />

der Schweiz kommt der SGB-SFF diesem<br />

Geschäftsmodell ziemlich nahe.“<br />

Tino Käser ist davon überzeugt, dass ihr<br />

innovatives Geschäftsmodell erfolgreich<br />

umgesetzt werden kann. Tino Käser erklärt,<br />

welche Gedanken und Überlegungen er<br />

sich zusammen mit Patrick Bouquet<br />

gemacht hat.<br />

Tino Käser: „Was bedeutet eigentlich<br />

Behinderung? Tatsache ist, dass Menschen<br />

nicht per se behindert sind, sondern sie<br />

werden per Definition von der Gesellschaft<br />

gehindert. Die Menschen definieren die<br />

Grenzen für Menschen die keine Probleme<br />

haben und somit integriert sind. Menschen,<br />

bei denen nicht alles perfekt ist,<br />

fallen deshalb aus diesem schmalen Grenzbereich<br />

heraus und sind somit ausgegrenzt.<br />

Dabei gilt es zu beachten, dass<br />

diese Grenzen fliessend sind bzw. willkürlich<br />

festgelegt werden. Die Umsetzung der<br />

5. IVG-Revision veranschaulicht dies auf<br />

eindrücklich Art und Weise. Im Kontext der<br />

knapper werdenden Finanzen wird diese<br />

„Integrations-Grenze“ Schritt für Schritt<br />

nach oben geschoben, mit dem Resultat,<br />

dass immer mehr Menschen ausgegrenzt<br />

werden. „I-Seven“ bietet ein neues Denkund<br />

Organisationsmodell an und sprengt<br />

die Grenzen traditioneller Systeme. „I-<br />

Seven“ nutzt Ressourcen und Energien die<br />

an klassischen Systemschnittstellen verloren<br />

gehen und schafft win-win-Situationen<br />

für alle Beteiligten.“<br />

Tino Käser weist darauf hin, dass wieder<br />

gelernt werden sollte, freier zu denken und<br />

zu überdenken. Immer mehr Menschen verlieren<br />

Kraft, Mut und Zuversicht, sie werden<br />

zusehends zermürbt. Er sei davon überzeugt,<br />

dass es eine neue Grundhaltung<br />

gegenüber den Menschen brauche. Es<br />

müsse zur Kenntnis genommen werden,<br />

dass Menschen eben verschieden seien<br />

und sie auch verschieden sein dürften,<br />

denn dies sei der Normal-Fall. „Auf dieser<br />

Grundhaltung baut „i-seven“, denn diese<br />

Initiative ist das Grundprinzip von Inklusion.<br />

Es ist die Wertschätzung der Diversität<br />

von Menschen, Kulturen, Bildungslandschaften,<br />

sozialen Systemen und<br />

Arbeitswelten. Die Heterogenität ist eine<br />

Gegebenheit, die die Normalität darstellt.“<br />

Tino Käser ist sicher, dass es neue Modelle,<br />

wie die Idee von „i-Seven“ in Zukunft<br />

brauche, weil die bestehenden sozialen<br />

und gesellschaftliche Systeme zunehmend<br />

nicht mehr in der Lage sein werden, soziale<br />

Ausgrenzungen zu verhindern.<br />

Zum Schluss seiner spannenden und zum<br />

Nachdenken anregenden Ausführungen<br />

erklärt Tino Käser, dass es viele neue<br />

selbstbewusste und starke Firmen<br />

brauche, die von der Invalidenversicherung<br />

nicht unterstützt werden. „Alle gehörlosen<br />

Mitarbeitenden in diesen Firmen sind<br />

gleich und erhalten keine finanziellen<br />

staatlichen Unterstützungen.“<br />

Tino Käser möchte von den kofo-Besucherinnen<br />

und -besuchern wissen, was sie als<br />

gehörlose Betroffene über das Geschäftsmodell<br />

von „i-seven“ denken und ob sie<br />

sich vorstellen können, in einer solchen<br />

Firma zu arbeiten. Tino Käser: „Wir von „iseven“<br />

machen engagiert weiter und<br />

suchen nach geeigneten Liegenschaften<br />

und Gewerberäumlichkeiten und Geschäft


Engagierte Voten aus dem Publikum werden von den Podiumsteilnehmenden kompetent beantwortet. (v.l.n.r.) Irina Davatz (Gebärdensprachdolmetscherin), Tino<br />

Käser, Paul Hablett, Rolf Zimmermann und Gian-Reto Janki.<br />

sideen sowie nach dem notwendigen Gründungskapital<br />

für die neuen Firmen.“<br />

Voten aus dem Publikum<br />

Ein junge gehörlose Frau: „Ich bin schon<br />

sehr lange arbeitslos. Durch das RAV wurde<br />

ich auch in verschiedene Arbeitsprogramme<br />

vermittelt. Aber es hat nicht<br />

geklappt, da das Umfeld immer von<br />

Hörenden geprägt ist. Durch das Seco<br />

wurde mir schlussendlich empfohlen,<br />

einen geschützten Arbeitsplatz zu suchen.<br />

Ich persönlich würde es natürlich toll<br />

finden, wenn es Firmen für Gehörlose<br />

geben würden. Es ist einfach eine super<br />

Idee und entspricht voll und ganz meinen<br />

Wünschen.“<br />

Ein gehörloser Mann meint: „Gehörlose<br />

müssen auch lernen frecher zu werden.<br />

Hier könnte eine solche Firma gewisse Coaching-Funktionen<br />

übernehmen. Schön<br />

wäre es, wenn die Stiftung auch helfen<br />

könnte, wenn Gehörlose selber eine Firma<br />

gründen möchten und sie dabei tatkräftig<br />

unterstützen würden.<br />

Weitere Wortmeldungen bestätigen Tino<br />

Käser, dass das Geschäftsmodell von „iseven“<br />

bzw. die Idee Firmen für Gehörlose<br />

zu gründen sehr positiv aufgenommen<br />

wurde und dies durchaus ein grosses<br />

Bedürfnis sein könnte.<br />

Tino Käser: „Die Gründung der Stiftung ist<br />

vorerst aufgeschoben worden. Zuerst<br />

braucht es wieder ein konkretes Projekt,<br />

analog dem Gefängnis-/Hotel-Projekt,<br />

allen notwendigen Infrastrukturen. Wir sind<br />

sehr optimistisch, dass wir dies schon bald<br />

realisieren können.“<br />

In der anschliessenden Podiumsdiskussion<br />

werden unter der Leitung von Gian Reto<br />

Janki weitere interessante Ideen skizziert<br />

und zu verschiedenen Äusserungen aus<br />

dem Publikum Ideen entwickelt.<br />

[rr]<br />

15<br />

Herber Rückschlag Projekt Gefängnis /<br />

Hotel gescheitert<br />

Tino Käser informiert, dass es in Uster<br />

ein nicht mehr gebrauchtes Gefängnis<br />

hat. „i-Seven“ wollte dieses leer stehende<br />

Gefängnis in ein Hotel umnutzen,<br />

welches von Gehörlosen betrieben<br />

werden sollte. Der Kanton Zürich unterstützte<br />

die Idee. Das ganze Projekt war<br />

bis zur Unterschriftsreife durch organisiert.<br />

Dann kam vor 2 Wochen wie aus<br />

heiterem Himmel der negative Entscheid.<br />

Der Kanton Zürich zog sich aus<br />

dem Projekt zurück, da das Gefängnis<br />

anderweitig genutzt werden soll.<br />

Grosser Frust und Enttäuschung aus<br />

Sicht von „i-seven“.


Lernen optimieren -<br />

bei Wahrnehmungs-<br />

Bericht über die Fachtagung vom 25. bis<br />

27. August 2010 im Zusammenhang mit<br />

dem 40-jährigen Bestehen der Tanne,<br />

Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />

Text: Jette Ehrlich (Kommunikationsförderung) und Eva<br />

Keller (Kompetenzentwicklung)<br />

Fotos: Tanne, Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />

Hochkarätige Referenten<br />

Interdisziplinäres Handeln, Austausch und<br />

Erkenntnisse aus der Forschung haben in<br />

der Tanne einen hohen Stellenwert. Aus<br />

diesem Grund haben wir uns gemeinsam<br />

mit unseren Gästen mit den Aussagen<br />

dreier renommierter Fachpersonen auseinandergesetzt.<br />

Als Referent für den ersten Tag haben wir<br />

Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth eingeladen.<br />

Gemeinsam mit ca. <strong>100</strong> Gästen aus dem Inund<br />

Ausland befassten wir uns mit aktuellen<br />

Erkenntnissen aus der Hirnforschung<br />

und setzten diese mit dem Lernen mehrfachbehinderter<br />

Menschen in Beziehung.<br />

Sieben Podiumsteilnehmende mit unterschiedlichen<br />

fachlichen Hintergründen diskutierten<br />

den Nutzen dieser Fakten für die<br />

Entwicklungsbegleitung mehrfach sinnesbehinderter<br />

Menschen.<br />

An den beiden Folgetagen führten wir die<br />

Tagung im kleineren Rahmen fort.<br />

Zusammen mit Fachleuten aus dem<br />

Taubblinden- und Hörsehbehindertenbereich<br />

im deutschsprachigen Raum setzten<br />

wir uns mit den Referaten von zwei renommierten<br />

ExpertInnen auseinander: Jan van<br />

Dijk aus den Niederlanden und Inger Rødbroe<br />

aus Dänemark.<br />

Grundlegende Erkenntnisse<br />

aus der Neurobiologie nutzen<br />

Als Grundlage des Verstehens sind für<br />

unsere Arbeit mit hörsehbehinderten Menschen<br />

u. a. Erkenntnisse aus der Hirnfor-<br />

Die Zentrumsleiterin Erika Steiger führt durch die Tagung.<br />

schung von Bedeutung. Prof. Gerhard Roth,<br />

Direktor des Instituts für Hirnforschung an<br />

der Universität Bremen, gibt uns diesbezüglich<br />

wertvolle und spannende Impulse,<br />

unter anderem dies:<br />

Die wichtigste Aufgabe des Gehirns ist die<br />

Bewertung von Handlungen in Hinblick<br />

darauf, ob diese lebenserhaltend (biologisch<br />

wie sozial) sind oder nicht. Die Sinnessysteme<br />

spielen dabei eine zentrale<br />

Rolle, denn nur wenn ich wahrnehmen<br />

kann, dass ein Ton extrem laut ist oder eine<br />

Person es mit mir nicht ehrlich meint (was<br />

mir vor allem der Ausdruck der Augen<br />

verrät), kann mein Gehirn diese Erfahrung<br />

bewerten und mein zukünftiges Verhalten<br />

danach ausrichten. Ebenso wichtig ist die<br />

Sinneswahrnehmung bei der sensomotorischen<br />

Rückkoppelung: (a) Das Gehirn gibt<br />

einen Befehl - Zeigefinger anheben! - und<br />

antizipiert, was als dessen Folge<br />

geschehen müsste. (b) Der Befehl wird ausgeführt,<br />

die Ausführung wahrgenommen<br />

und dem Gehirn gemeldet. (c) Das Gehirn<br />

vergleicht die erwartete mit der tatsächlich<br />

erfolgten Rückmeldung und folgert: ‘Befehl<br />

korrekt ausgeführt’. Dieses Rückkoppe-<br />

Tanne<br />

Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />

Leben und Lernen, Sinne öffnen<br />

und Kommunikationsbeeinträchtigung<br />

lungssystem ist das Resultat eines hochkomplexen<br />

Zusammenspiels zwischen<br />

Motorik und Sensorik und gerät daher<br />

durcheinander, wenn die Sinneswahrnehmung<br />

eingeschränkt ist. Ebenfalls von<br />

Rückkoppelung und daher vom Funktionieren<br />

der Sinnessysteme abhängig ist das<br />

Wissen darüber, was zu meinem eigenen<br />

Körper gehört und was nicht. Das mensch-<br />

Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth päsentiert Ergebnisse aus<br />

der Hirnforschung.


Workshop zum Thema propriozeptiven, vestibulären und taktilen Wahrnehmung. Prof. Roth lernt dazu.<br />

liche Gehirn ist jedoch in einem erstaunlichen<br />

Ausmass fähig, eingeschränkte oder<br />

fehlende Leistungen in einem Bereich<br />

zumindest teilweise zu kompensieren,<br />

indem es seine Leistung in einem anderen<br />

Bereich ausbaut und stärkt. So beginnen<br />

bei blinden Personen die Hirnregionen, die<br />

normalerweise dem Sehen dienen, für den<br />

Tast- und Hörsinn zu arbeiten. Eine weitere<br />

Erkenntnis ist, dass - dank des Tastsinns,<br />

welcher einer unserer elementarsten Sinne<br />

ist - sogar vollständig taubblinde Personen<br />

eine Vorstellung von dreidimensionalem<br />

Raum entwickeln können. Dies bedeutet,<br />

dass diese Menschen vermutlich nicht in<br />

einer völlig anderen Welt als wir Sehenden<br />

und Hörenden leben, aber dass sie die Welt<br />

anders konstruieren.<br />

Von entscheidender Bedeutung für das<br />

Lernen sind emotionale Zuwendung, das<br />

Erkennen von Entwicklungspotenzialen,<br />

das Fördern bewegungsgestützter Eigenaktivitäten<br />

und das kontinuierliche Training<br />

von Fertigkeiten.<br />

Auf den Stärken aufbauen,<br />

elementare Fähigkeiten<br />

spielerisch lernen<br />

Dr. Jan van Dijk aus den Niederlanden<br />

gehört seit etwa 30 <strong>Jahre</strong>n durch zahlreiche<br />

Publikationen zu den weltweit bekanntesten<br />

Taubblindenpädagogen. In seinem<br />

Referat stellt er uns das von ihm entwickelte<br />

«Child-guided Assessment» vor.<br />

Diese Einschätzungsmethode basiert auf<br />

der genauen Beobachtung des Verhaltens<br />

einer hörsehbehinderten Person und hat<br />

zum Ziel, deren Stärken zu erkennen, um<br />

diese gezielt fördern zu können. Letztlich<br />

bedeutet dies für den betroffenen Menschen<br />

mehr Lebensqualität, anstelle von<br />

ständigem Misserfolg und Frustration. Das<br />

Assessment umfasst mehrere Bereiche,<br />

darunter Gedächtnis, Antizipation, Problemlösung,<br />

Soziale Interaktion und Kommunikation.<br />

In einer kurzen Videosequenz<br />

sehen wir die kleine Iris, wie sie mit ihrer<br />

Mutter Puzzle spielt. Die gezielte Beobachtung<br />

der Szene lässt uns beispielsweise<br />

erkennen, dass Iris Probleme lösen kann:<br />

sie holt sich Hilfe bei der Mutter; dass Iris<br />

fähig ist, einer Routine zu folgen: am Ende<br />

des Spiels versorgt sie das Puzzle am richtigen<br />

Ort im Zimmer. In einer andern<br />

Dr. Jan von Dijk stellt das von ihm entwickelte „Child-guidet Assessment vor.<br />

Sequenz holt sie den Schlüssel ihres Spielhauses,<br />

um damit - nach einer nochmaligen<br />

Prüfung, ob es auch der richtige Schlüssel<br />

sei - dessen Türe aufzuschliessen. Wir<br />

lernen, dass Iris antizipieren, voraus<br />

denken kann, eine Fähigkeit, die für die<br />

menschliche Entwicklung von enormer<br />

Bedeutung ist. Sie öffnet die Tür, schiebt<br />

ein Klötzchen rein und winkt ihm «goodbye»;<br />

was uns einen Hinweis auf symbolisches<br />

Denken gab (das Klötzchen repräsentiert<br />

einen Menschen, eine Figur). Die<br />

Wichtigkeit des Spiels in diesen Ausführungen<br />

ist nicht zufällig, denn das Spiel,<br />

so betonte Dr. van Dijk, bietet unzählige<br />

Gelegenheiten, elementare Fähigkeiten zu<br />

lernen und zu üben.<br />

Das Assessment wurde, zusammen mit illustrierenden<br />

Filmbeispielen, 2009 vom American<br />

Printing House for the Blind publiziert.<br />

Selbst Dinge beeinflussen und<br />

sich aktiv beteiligen<br />

Schliesslich teilt uns Inger Rødbroe ihre<br />

wichtigsten Erkenntnisse zur Kommunikationsentwicklung<br />

mit hörsehbehinderten<br />

Menschen mit. Sie arbeitet seit 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

mit taubblinden und hörsehbehinderten<br />

Menschen und deren Kommunikationspartnern<br />

in Dänemark. Bekannt wurde sie<br />

durch diverse Veröffentlichungen und Vorträge<br />

des DbI CN (Deafblind International<br />

17


Inger Roedbro, Mitentwicklerin der des Co-Creating Commuication-Ansatzes, überzeugt mit Wissen und Erfahrung.<br />

Communication Network), vor allem durch<br />

das Buch ´Co-Creating Communication`<br />

(1999).<br />

Der Schlüssel für eine gute Kommunikationsentwicklung<br />

ist für Inger Rødbroe ein<br />

partnerschaftlicher Weg, an dem die hörsehbehinderte<br />

Person aktiv beteiligt ist.<br />

Dabei kommen vor allem Aspekte aus der<br />

Interaktions- und der Dialogtheorie zum<br />

Tragen. Gut funktionierende, dialogische,<br />

soziale Interaktion und Kommunikation<br />

sind von enormer Bedeutung für das psychische<br />

Wohlbefinden. Deshalb ist es<br />

unverzichtbar, sich mit psychologischen<br />

Aspekten wie der Entwicklung des Selbstund<br />

des Menschseins (self and personhood)<br />

zu beschäftigen. Vertrauen und<br />

Selbstwirksamkeit (agency), also die Fähigkeit<br />

und das Wissen über die Fähigkeit,<br />

selbst Dinge zu beeinflussen und sich aktiv<br />

zu beteiligen, entstehen im Kontakt zu<br />

anderen Menschen und sind von fundamentaler<br />

Bedeutung für die Kommunikation.<br />

Für unser pädagogisches Handeln betont<br />

Inger Rødbroe einige Konzepte aus der<br />

Praxis, darunter z.B. Soziale Verfügbarkeit:<br />

Die hörsehbehinderte Person muss<br />

erfahren, dass ihr Partner gern mit ihr<br />

zusammen ist und dass sie selbst beeinflussen<br />

kann, was passiert oder nicht passiert.<br />

Der Partner sollte so oft wie möglich<br />

verfügbar sein ohne etwas zu fordern, aber<br />

bereit auf die hörsehbehinderte Person zu<br />

reagieren, wenn sie mit einer Äusserung<br />

kommt. Durch das Erkunden und Reagieren<br />

auf die Persönlichkeit der hörsehbehin-<br />

derten Person sowie den Austausch mit ihr<br />

über miteinander geteilte Erfahrungen,<br />

wird diese in ihrem Selbstbewusstsein<br />

bestätigt, was die Freude an Interaktion<br />

und Kommunikation und somit die Entwicklungschancen<br />

erhöht.<br />

Fazit<br />

Von den neurobiologischen Voraussetzungen<br />

der hörsehbehinderten Person<br />

über die Einschätzung ihrer Fähigkeiten bis<br />

hin zu unserem Verhalten als Kommunikationspartner<br />

- eine Aussage zieht sich wie<br />

ein roter Faden durch alle drei Tage: Wenn<br />

wir das Lernen optimieren wollen, müssen<br />

wir uns der grossen Bedeutung von emotional<br />

getragenen Erlebnissen mit anderen<br />

Personen bewusst sein. Soziale Interaktion<br />

innerhalb wertvoller Beziehungen begünstigt<br />

die für die Kompensation der eingeschränkten<br />

Sinne notwendigen Verknüpfungen<br />

im Gehirn, macht es der hörsehbehinderten<br />

Person möglich, ihre Stärken zu<br />

zeigen und bietet uns unzählige Gelegenheiten,<br />

gemeinsam Kommunikation zu entwickeln.<br />

Weitere Informationen zur Fachtagung und<br />

über die Tanne finden Sie unter:<br />

www.tanne.ch<br />

Ab Mitte Oktober erscheint der erste Newsletter<br />

der Tanne, den man via website<br />

bestellen kann.<br />

Reges Fachsimpeln der Tagungsteilnehmenden während der Mittagspause bei schönsten äusseren Bedingungen.


50 <strong>Jahre</strong> Audiopädagogischer<br />

Dienst Münchenbuchsee<br />

Am 10. September 2010 feiert das Pädagogische<br />

Zentrum für Hören und Sprache in<br />

Münchenbuchsee das 50-jährige Bestehen<br />

des Audiopädagogischen Dienstes. Wohl<br />

um die 200 Gäste kann Schulleiter Christian<br />

Trepp an diesem spätsommerlichen<br />

lauen Abend willkommen heissen.<br />

Das Pädagogische Zentrum für Hören und<br />

Sprache in Münchenbuchsee (HSM) hat<br />

seine Angebote zur Förderung von Kindern<br />

und Jugendlichen mit einer Sprach- und<br />

Hörbeeinträchtigung neu strukturiert.<br />

Prävention und Früherziehung, ein stationäres<br />

Angebot und die Vorbereitung der<br />

Schülerinnen und Schüler auf die Berufsbildung<br />

sind drei Schwerpunkte. Gleichzeitig<br />

ist das Angebot zur Unterstützung von<br />

Eltern und Schule ausgebaut worden. Vor<br />

50 <strong>Jahre</strong>n ist der Audiopädagogische<br />

Dienst (APD), der heute fast 400 Kinder und<br />

Jugendliche betreut, gegründet worden.<br />

1960 hat Josi Weissen begonnen mit hörbeeinträchtigten<br />

Kindern ausserhalb der<br />

Sprachheilschule, also zu Hause am Familientisch<br />

oder in der Regelschule, zu<br />

arbeiten. Die Gründung der Pädoaudiologischen<br />

Beratungsstelle (später Audiopädagogischer<br />

Dienst APD), markiert den<br />

Beginn der Frühförderung und integrierten<br />

Schulung hörbeeinträchtigter Kinder im<br />

Kanton Bern, in Deutschfreiburg und im<br />

westlichen Teil des Kantons Solothurn.<br />

Mit einem vielseitigen ansprechenden Programm<br />

würdigt das HSM den Gründer Josi<br />

Weissen und wagt einen spannenden Blick<br />

in die Zukunft.<br />

Hommage an Sibylle Gurtner<br />

Christian Trepp führt mit viel Einfühlungsvermögen<br />

und Charme durch die verschiedenen<br />

Referate des Abends. Eine spezielle<br />

Hommage erhält die leider viel zu früh verstorbene<br />

Sibylle Gurtner. Sie hat sich in<br />

ihrem poetischen Schaffen mit den verschiedenen<br />

Facetten der Hörbehinderung -<br />

insbesondere immer wieder mit dem wichtigen<br />

Thema Zugehörigkeit - befasst. Mehrere<br />

ihrer Gedichte werden während der<br />

Christian Trepp, Leiter des Pädagogischen Zentrums für Hören und Sprache in Münchenbuchsee hebt in seiner<br />

Ansprache die positive Entwicklung des APD in den vergangen 50 <strong>Jahre</strong>n heraus.<br />

ganzen Veranstaltung auf eine Leinwand<br />

projiziert und regen zum Nachdenken an.<br />

Sibylle Gurtner<br />

was ich höre<br />

was ich höre<br />

kommt von aussen<br />

gehört nicht<br />

zu mir.<br />

nicht ich entscheide<br />

was ich hören will<br />

töne treten ein -<br />

ungefragt<br />

ungefiltert<br />

unmittelbar<br />

worte<br />

nehmen mich<br />

heraus<br />

aus mir.<br />

ich höre zu<br />

und reagiere.<br />

Philippe Perrenoud,<br />

Regierungspräsident Kanton<br />

Bern<br />

In seiner Grussbotschaft nimmt der Vorsteher<br />

der Gesundheits- und Fürsorgedirektion<br />

darauf Bezug, dass im Umgang mit<br />

behinderten Menschen in den letzten 50<br />

<strong>Jahre</strong> grosse Fortschritte erzielt worden<br />

seien. Die Gründung des APD im <strong>Jahre</strong> 1960<br />

durch Josi Weissen sei eine Pioniertat<br />

gewesen. Damals sei es überhaupt nicht<br />

selbstverständlich gewesen, ein solches<br />

ambulantes Angebot zu schaffen. Zu dieser<br />

Zeit habe man vielmehr versucht, Menschen<br />

mit einer Behinderung auszuweichen.<br />

Heute seien Menschen mit einer<br />

Behinderung als gleichwertige Mitglieder<br />

der Gesellschaft anerkannt. Perrenoud gibt<br />

zu bedenken: „Eine Gesellschaft, die einen<br />

Teil ihrer Mitglieder ausschliesst, kann<br />

nicht funktionieren. Wer an der Gemeinschaft<br />

partizipiert, gibt ihr auch einen Teil<br />

von sich. Dank des Einsatzes des APD<br />

wurde vielen Menschen ohne Behinderung<br />

wertvolles Wissen über Menschen mit einer<br />

Hörbehinderung vermittelt. Dies trug dazu<br />

19


Philippe Perrenoud, Regierungsrat des Kantons Bern, gibt zu bedenken, dass eine Gesellschaft nur dann funktioniere,<br />

wenn niemand ausgeschlossen werde.<br />

Prof. Marco Cavarsaccio, Direktor am Inselspital in Bern hebt in seiner Rede die hierzulande gut funktionierende<br />

Interdisziplinarität bei der Nachversorgung von CI-implantierten Kindern hervor.<br />

bei, dass Vorurteile abgebaut werden<br />

konnten. Der APD leistet Hilfe und Unterstützung<br />

für hörbehinderte Personen<br />

andere Menschen zu hören und mit ihnen<br />

sprechen zu können. Der Gründer des APD<br />

vor 50 <strong>Jahre</strong>n hatte eine Vision. Ich wünsche<br />

Ihnen allen viele Visionen für die<br />

Zukunft.“<br />

Marco Cavarsaccio, Direktor<br />

HNO Inselspital<br />

Die Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und<br />

Ohrenkrankheiten ist ein wichtiger Partner<br />

des HSM in der Nachversorgung CI-implan-<br />

tierter Kinder. Dies ist beispielsweise in<br />

Deutschland nicht so und zeichnet hierzulande<br />

die funktionierende Interdisziplinarität<br />

aus.<br />

Cavarsaccio streicht in seiner Grussbotschaft<br />

heraus: „In der Audiologie des Inselspitals<br />

werden pro Jahr 3‘600 Patienten<br />

behandelt, davon 2000 Kinder. Seit 20<br />

<strong>Jahre</strong>n implantieren wir CIs. Bis heute<br />

zählen wir über 500 Implantationen.“ Interessant<br />

sind die Ausführungen von Prof.<br />

Cavarsaccio in Bezug auf den Einsatz von<br />

Operationsrobotern als Unterstützung für<br />

die Chirurgen, die in Zukunft Realität sein<br />

werden.<br />

Ursula von Bergen,<br />

Präsidentin Heimkommission<br />

In engagierten Worten nimmt Ursula von<br />

Bergen Bezug auf die Freiheitstasche, die<br />

von zwei hörbehinderten Absolventinnen<br />

der BSFH entwickelt und gestaltet worden<br />

ist. Dieses Projekt veranschauliche das<br />

enorme Potential, das in hörbehinderten<br />

Menschen stecke.<br />

Josi Weissen, Audiopädagoge<br />

Christian Trepp weist darauf hin, wie faszinierend<br />

es sei, zu verfolgen, dass aus der<br />

Initiative und Beharrlichkeit eines Einzelnen<br />

etwas Neues entstehen könne.<br />

„Neues kann nur schaffen, wer auch Neues<br />

zu denken wagt“, ist Christian Trepp überzeugt.<br />

„1960 war es ein Kind, heute sind es<br />

388.“<br />

Herausragende Pioniertat<br />

Josi Weissen hat 1956 die einzige Sprachheilklasse<br />

mit 12 Kindern von der 1. bis zur<br />

6. Klasse übernommen. Voller Begeisterung<br />

erzählt er: „Drei dieser Kinder waren<br />

schwerhörig. Bald darauf kamen die Transistoren-Hörgeräte<br />

auf den Markt. Mit<br />

diesem Hilfsmittel und der Hörerziehung<br />

machten die Kinder sehr gute Fortschritte.<br />

Das Zusammenleben mit den schwerst<br />

sprachgebrechlichen Kindern wurde für die<br />

Schwerhörigen zum Nachteil. Sie hielten<br />

sich dauernd in einem ungünstigen Sprechund<br />

Sprachmilieu auf. Auch vom Stoff her<br />

waren sie unterfordert. Weil viel zu wenig<br />

Plätze für Sprachgebrechliche zur Verfügung<br />

standen, stiess mein Vorhaben, die<br />

schwerhörigen Kinder in die Regelschule<br />

umzuschulen, beim damaligen Vorsteher -<br />

Hans Wieser - auf offene Ohren. Quer in der<br />

Landschaft lag ich damals zu den Heilpädagogischen<br />

Ausbildungsstätten, die<br />

lehrten, dass möglichst viele Kinder Sonderschulen<br />

zugeführt werden sollten. Aus<br />

diesem und anderen Gründen waren auch<br />

etliche Kolleginnen und Kollegen der<br />

deutschsprachigen Schweiz gegen meine<br />

Neuerung.<br />

Mit einem Mädchen, dessen Eltern einverstanden<br />

waren, wurde der erste Versuch<br />

geplant. Ein ausgiebiges Gespräch mit dem<br />

Schulleiter und der zuständigen Lehr


Josi Weissen - sein jahrzehntelanges Engagement macht ihn zum Wegbereiter in der Früherziehung und im<br />

Sprachheilkundeunterricht.<br />

person verlief positiv und wir konnten zur<br />

Tat schreiben. Da dieser Start besser verlief<br />

als wir alle erwartet hatten, wurde die<br />

Umschulung eines zweiten Kindes in<br />

Angriff genommen.<br />

Zum Schuljahresbeginn 1960 begann ich<br />

auch mit der Früherziehung hörbehinderter<br />

Kinder. Dies war 1960 mein Wochenplan:<br />

Sechs Halbtage Sprachheilunterricht in der<br />

Sprachheilschule. Zwei Halbtage Früherziehung<br />

hörbehinderter Kinder und Begleitung<br />

der Kinder in der Regelschule. Zwei<br />

Halbtage Sprachheilunterricht in Gemeinden<br />

rund um Bern.“<br />

Am Anfang jeder Ein- oder Umschulung in<br />

einer Regelklasse, habe das Gespräch mit<br />

den Verantwortlichen gestanden, erklärt<br />

Weissen. Danach sei er immer für telefonische<br />

Fragen zur Verfügung gestanden und<br />

habe Besuche gemacht, wenn dies<br />

gewünscht oder von ihm als nötig erachtet<br />

worden sei.<br />

„Mein wichtigstes Anliegen war, dass die<br />

Kinder im sozialen Bereich nicht zu kurz<br />

kamen.“<br />

Anfangs der Sechzigerjahre sei ein Elternverein<br />

gegründet worden und mit der Zeit<br />

habe man mit Einführungskursen für Lehrpersonen,<br />

die ein hörbehindertes Kind in<br />

der Klasse hatten, begonnen, führt Josi<br />

Weissen aus. Bald schon hätten sich Probleme<br />

gezeigt mit der Raumakustik, der<br />

Lautstärke, mit der die Kinder gesprochen<br />

haben und Weitere. Das Raumakustikpro-<br />

Im kommenden Dezember schliesst die hochgradig schwerhörige Laura Marti ihr Jura-Studium ab.<br />

blem habe man mit Teppichen und anderen<br />

Dämmstoffen sowie Mehrfachverglasung<br />

der Fenster erfolgreich angehen können.<br />

Das leise Sprechen der Kinder habe mit<br />

dem Einsatz eines Pegelmeters berücksichtigt<br />

werden können. Im Fach Französisch<br />

habe man die Kassette verlangsamt, damit<br />

die Kinder hätten zu Hause üben können.<br />

Der wohl heute rund 80-jährige Josi<br />

Weissen sprudelt vor Energie und weiss<br />

manche Anekdote zu erzählen. Schnell wird<br />

offenkundig, dass hier ein Fachmann mit<br />

viel Herzblut, Ideenreichtum und Erfindergeist<br />

Wegleitendes im Bereich der Hörgeschädigtenpädagogik<br />

geleistet hat. Lang<br />

anhaltender Applaus wird dem verdienstvollen<br />

Schaffen dieses ausgewiesenen Pioniers<br />

gerecht.<br />

Laura Marti, schwerhörige<br />

Studentin an der Universität<br />

Bern<br />

Anschliessend schildert die hochgradig<br />

schwerhörige 1985 geborene Laura Marti<br />

eindrücklich ihre Schul- und Ausbildungszeit.<br />

Sie hat alle Bildungsgänge integriert<br />

besucht. Vor dem Schuleintritt war sie in<br />

der Frühförderung und erhielt ab der 5.<br />

Klasse dann audiopädagogische Unterstützung.<br />

Nach dem Wechsel ans Gymnasium<br />

und dem Erwerb der Maturität hat sie im<br />

<strong>Jahre</strong> 2005 angefangen Jura zu studieren.<br />

Derzeit absolviert sie ein juristisches Praktikum<br />

in Biel. Das Studium wird sie im kommenden<br />

Dezember abschliessen.<br />

Toni Bieri, Bereichsleiter APD<br />

Christian Trepp weist, bevor der das Wort<br />

Toni Bieri übergibt, darauf hin, dass bei der<br />

Audiopädagogik Kompetenzen in einem<br />

ganz breiten Bereich vorliegen müssen<br />

(Fachwissen über Babys und Kleinkinder,<br />

Technik, Logopädie, Akustik, Medizin etc.).<br />

Der Nachfolger von Josi<br />

Weissen<br />

Toni Bieri ist seit 1993 als Nachfolger von<br />

Josi Weissen als Leiter des APD in Münchenbuchsee<br />

tätig.<br />

21


Toni Bieri ist seit 1993 Leiter des Audiopädagogischen Dienstes von Münschenbuchsee. Er geht wegen der<br />

integrativen Beschulung davon aus, dass die Fallzahlen im APD fortan steigen werden.<br />

Der APD ist auf vier Aufgabenschwerpunkte<br />

ausgerichtet:<br />

• Früherziehung von Kleinkindern<br />

• Therapie mit Kindergarten- und Schulkindern<br />

• Beratung in Regelklassen integrierter<br />

Kinder und ihres Umfeldes, auch<br />

während der erstmaligen beruflichen<br />

Ausbildung<br />

• Psychologische Beratung für Eltern hörbeeinträchtigter<br />

Kinder durch eine Fachpsychologin.<br />

Bieri macht geltend: „Wir arbeiten ambulant,<br />

wir fahren hin, hören zu und suchen<br />

gemeinsam mit den Eltern,<br />

Kindern/Jugendlichen und Lehrpersonen<br />

Wege und begehen diese gemeinsam.<br />

Heute sind bei uns 388 Kinder angemeldet.<br />

Das jüngste ist 6 Monate alt. Seit Einführung<br />

des Neugeborenenhörscreenings<br />

hat sich das Erfassungsalter nach unten<br />

verändert.“<br />

Seit August 2010 arbeiten beim APD 17 Personen.<br />

Alle sind Lehrerin oder Lehrer, Kindergärtnerin<br />

oder Früherzieherin und<br />

haben zusätzlich eine heilpädagogische<br />

Ausbildung absolviert.<br />

Auch auf die Motion Messerli, die vor <strong>Jahre</strong>sfrist<br />

im Grossen Rat des Kantons Bern<br />

eingereicht worden ist, nimmt Toni Bieri<br />

Bezug. Diese Motion fordert ein Frühförderkonzept.<br />

Es werden unter anderem Programme<br />

zur Stärkung der Elternkompetenzen<br />

angeregt. Der Berner Regierungsrat<br />

stellte dazu fest, dass je später die Förde-<br />

rung betroffener Kinder durch die Gesellschaft<br />

einsetze, desto teurer sei die Kompensation<br />

von Benachteiligungen.<br />

Die Motion und die Antwort des Regierungsrats<br />

ist als PDF auf der Website von<br />

sonos downloadbar unter dem Menü<br />

Sozialpolitik.<br />

Ausblick in die Zukunft<br />

Am Schluss seiner engagiert vorgetragenen<br />

Darlegungen wagt Toni Bieri einen Ausblick<br />

in die Zukunft. Nach seiner Einschätzung<br />

werden vier Entwicklungen die künftige<br />

Zeit prägen:<br />

1. Neugeborenenhörscreening bewirkt,<br />

dass mehr Kinder integrative Bildungsgänge<br />

besuchen<br />

2. Bildung von Krabbelgruppen, Mutter-<br />

Kind-Gruppen für hörgeschädigte Kleinkinder<br />

3. Ausbau der Fördergruppe „Ohrewurm“ in<br />

den verschiedenen Regionen<br />

4. Die integrative Beschulung wird zu mehr<br />

Anmeldungen beim APD führen<br />

Martin Kompis, Leiter<br />

Audiologie Inselspital<br />

Auch das Referat des Leiters der Audiologie<br />

Insel richtet den Fokus in die Zukunft und<br />

zwar auf die Entwicklung von Hörhilfen. Der<br />

vor Energie sprühende Forscher erklärt<br />

begeistert: „Es ist zu erwarten, dass Hörhilfen<br />

in Zukunft selbstständiger und kommunikativer<br />

werden. Aus kleinen, für sich<br />

alleine arbeitenden Geräten werden zunehmend<br />

Teamplayer werden. Die Kommunikation<br />

zwischen dem linken und dem rechten<br />

Gerät wurde bereits eingeläutet; wenn<br />

auch bei einigen Herstellern etwas zögerlicher<br />

als bei anderen. Der Trend wird wohl<br />

anhalten und die drahtlose Vernetzung mit<br />

anderen Geräten wie Handy, MP3-Player,<br />

Laptop etc. und somit auch die zunehmend<br />

einfache Verbindung zum Internet wird sich<br />

ausweiten.<br />

Martin Kompis, Leiter Audiologie im Inselspital ist davon überzeugt, dass die Hörhilfen in Zukunft selbstständiger<br />

und kommunikativer werden.


Technische Möglichkeiten des<br />

Internet schliessen noch<br />

grosses Potential in sich<br />

Dies eröffnet unglaublich viele Möglichkeiten.<br />

Testen Sie doch eine neue Signalverarbeitungsmethode<br />

direkt aus dem<br />

Internet aus, oder lassen Sie sich Internetbeiträge<br />

vorlesen. Haben Sie Mühe Ihr chinesisch<br />

sprechendes Gegenüber zu verstehen?<br />

Bei entsprechend schneller Verbindung<br />

sollte eine einfache on-line Übersetzung<br />

direkt in Ihr Hörgerät möglich werden.<br />

Auch Gebäude könnten Informationen<br />

direkt ans Hörgerät senden. Befinden Sie<br />

sich in einem Museum, kann der Führer<br />

ohne zusätzliche Geräte direkt das Ausstellungsstück<br />

vor Ihnen kommentieren, am<br />

Bahnhof erhalten Sie die Ansage direkt in<br />

die Hörhilfe übermittelt (und verstehen sie<br />

wahrscheinlich besser als der neben Ihnen<br />

stehende normal hörende Reisende) und<br />

das Klassenzimmer schaltet beim Betreten<br />

gleich einmal die drahtlose FM-Verbindung<br />

zum Lehrer ein.<br />

Hörgeräte für Normalhörende?<br />

Das sind Vorteile, von welchen auch Normalhörende<br />

profitieren können und Hörgeräte<br />

für Normalhörende dürften erhältlich<br />

werden. Aus Marketing-Gründen<br />

werden sie wohl kaum als „Hörgeräte“<br />

gekennzeichnet sein; lassen wir uns vom<br />

Ideenreichtum der PR-Leute in Sachen<br />

Namensgebung überraschen. Ein unsichtbarer<br />

und direkter akustischer Zugriff zum<br />

Internet, erleichtertes Telefonieren, Zugang<br />

zu wichtigen Mitteilungen, die nicht alle<br />

hören müssen oder dürfen (Polizei, Mitarbeitende<br />

in grossen, verteilten Betrieben,<br />

welche zur Zeit noch über Lautsprecher<br />

zusammen mit ihrer Kundschaft beschallt<br />

werden) könnten dazu gehören. In einigen<br />

Bereichen ist ein Anfang bereits getan.<br />

Besonders gefragt dürfen Kombinationen<br />

von Schallschutz (gegen übermässigen<br />

Lärm) und Richtmikrophonen und/oder<br />

Funkempfängern (um dennoch ein gutes<br />

Sprachverstehen zu erlauben) sein. Der<br />

unsichtbaren Hörhilfe wird man wohl ein<br />

wenig näher kommen, wenn auch eher<br />

langsam. Der Anfang dürfte von voll<br />

implantierbaren Cochlea Implantaten<br />

gemacht werden, bei welchen das Mikrophon<br />

an das Trommelfell gekoppelt werden<br />

kann. Es ist gut möglich, dass der Drang<br />

Susanne Diller ist es wichtig, dass dank des Neugeborenenhörscreenings eine frühe Diagosestellung sichergestellt<br />

ist.<br />

nach immer kleineren und weniger sichtbaren<br />

Hörgeräten nachlässt, je mehr normalhörende<br />

Personen kleine stolze High-<br />

Tech-Geräte hinter dem Ohr oder im Ohr<br />

tragen.<br />

Vielleicht kommt es auch ganz anders. Auf<br />

alle Fälle dürfen wir gespannt sein!“<br />

Susanne Diller,<br />

Audiopädagogin<br />

Heilpädagogisches Zentrum<br />

Hohenrain<br />

Auch die die schweizerischen und die deutschen<br />

Verhältnisse sehr gut kennende promovierte<br />

Audiopädagogin unternimmt in<br />

ihren Ausführungen einen Blick in die<br />

Zukunft. Die audiopädagogische Früherziehung<br />

sei im Quervergleich mit dem Ausland<br />

in der Schweiz sehr gut aufgestellt, ist sie<br />

überzeugt.<br />

Istzustand<br />

Den Ist-Zustand umschreibt Diller wie folgt:<br />

„Durch das Neugeborenenhörscreening ist<br />

eine frühe Diagnosestellung gegeben und<br />

bietet den audiopädagogischen Diensten<br />

eine gesicherte Grundlage für die Therapie.<br />

Durch die frühe audiopädagogische Versorgung<br />

mit Hörhilfen und dem frühen Beginn<br />

der Therapie wird von Anfang an auch<br />

präventiv mit dem Kind und der Familie im<br />

Hinblick auf mögliche Folgen einer Hörbeeinträchtigung<br />

gearbeitet. Dabei werden<br />

jeweils die individuellen Bedingungen<br />

berücksichtigt und das bestehende soziale<br />

System einbezogen bzw. nach Bedarf noch<br />

erweitert. In der Förderung und Beratung<br />

spielen die Konzepte der Partnerschaftlichkeit<br />

und des Empowerment eine bedeutende<br />

Rolle.<br />

Interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit ist wichtig<br />

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die<br />

für die Früherziehung immer wichtiger<br />

wird, ist im audiopädagogischen Bereich<br />

durch die Zusammenarbeit mit den HNO-<br />

Abteilungen der Spitäler, mit Akustikern<br />

und allgemeinen Früherziehungsstellen<br />

sowie Spielgruppen etc. bereits etabliert.<br />

Das Personal in der audiopädagogischen<br />

Früherziehung hat eine pädagogische und<br />

hörgeschädigtenspezifische Ausbildung<br />

oder erwirbt diese berufsbegleitend an der<br />

HfH, was in anderen Ländern nicht realisiert<br />

ist.“<br />

Wie wird die Zukunft sein?<br />

Anschliessend nimmt sie Bezug auf die<br />

Zukunft: „Die Kinder werden weiterhin in<br />

sehr frühem Alter an die Audiopädagogischen<br />

Dienste verwiesen und profitieren<br />

von sich stets weiter verbessernden technischen<br />

Hörhilfen. Daher ist und bleibt -<br />

neben der Förderung - die Beratungstätigkeit<br />

und die Zusammenarbeit mit den<br />

Eltern bei Babys und Kleinkindern äusserst<br />

wichtig. Um die besten Lösungen für das<br />

Kind zu finden, wird sich die Zusammenarbeit<br />

mit Akustikern, Technikern, Ärzten<br />

intensivieren. Ebenso wird der Austausch<br />

23


mit anderen pädagogischen Fachdiensten<br />

in Fallbesprechungen und zur Bestimmung<br />

der Fallführung z.B. bei Kindern mit Mehrfachbeeinträchtigung<br />

zunehmen.<br />

Es wird für die Audiopädagogischen<br />

Dienste wichtig sein, die Kompetenzen im<br />

speziellen Bereich der Hörbeeinträchtigung<br />

herauszuheben und die Qualität der<br />

audiopädagogischen Therapie mit qualifiziertem<br />

Personal weiter so fortzuführen.<br />

Die Spezifizierung und Abgrenzung<br />

gegenüber der heilpädagogischen Früherziehung<br />

und auch der Logopädie wird<br />

hierbei immer wieder nötig sein, gleichzeitig<br />

aber auch die Zusammenarbeit mit<br />

diesen Stellen. Für die Kostenträger muss<br />

der Nutzen der audiopädagogischen Therapie<br />

ihre Mehrkosten decken bzw. übersteigen.<br />

Dies muss durch die Qualität der<br />

Audiopädagogischen Dienste gesichert,<br />

aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Informierung unterstützt werden.<br />

In der Zusammenarbeit mit den Kostenträgern<br />

und anderen Fachdiensten geht derzeit<br />

der Trend hin zu mehr Standardisierung.<br />

Berichte und Gespräche sollen<br />

zunehmend vereinheitlicht werden, mit<br />

dem Ziel von mehr Fachlichkeit und Wissenschaftlichkeit.<br />

Hier wird trotz des vermehrten<br />

Strebens nach Standardisierung<br />

wichtig bleiben, das hörbeeinträchtigte<br />

Kind und seine Familie in ihrer Individualität<br />

zu betrachten und dieser gerecht zu<br />

werden. Dazu bedarf es des Engagements<br />

der einzelnen Audiopädagogen. Darüber<br />

hinaus müssen jedoch auch genügend Ressourcen<br />

vorhanden sein, um Neues auszuprobieren,<br />

Ideen zu kreieren und umzusetzen.“<br />

Emanuela Wertli, emeritierte<br />

Professorin an der Hochschule<br />

für Heilpädagogik<br />

Christian Trepp weist darauf hin, dass Emanuela<br />

Wertli nun abschliessend noch ihre<br />

Gedanken zur Zukunft der Integration hörbeeinträchtigter<br />

SchülerInnen bekannt<br />

geben werde. „Manchmal scheint mir, dass<br />

der Begriff Integration fast zu einem Axiom<br />

geworden ist“, gibt Trepp zu bedenken<br />

„und unter Inklusion die alleinige einzige<br />

Schule für alle zu verstehen ist.“<br />

In ihrem Ausblick nimmt Emanuela Wertli<br />

darauf Bezug, dass 1960 die ersten schwerhörigen<br />

Kinder aus den Sonderschulen in<br />

Regelklassen integriert worden seien.<br />

„Es waren Kinder mit guter Kommunikations-<br />

und Sprachkompetenz und guten<br />

Leistungen. Heute ist für die Mehrheit der<br />

Kinder und Jugendlichen mit einer Hörbeeinträchtigung<br />

integrative Schulung und<br />

audiopädagogische Betreuung die Regel,<br />

eine Sonderschulung nach wie vor möglich<br />

aber eher die Ausnahme. Diese Entwicklung<br />

wird sich verstärken.<br />

Individuelle Kind-Umfeld-<br />

Diagonistik und<br />

Förderplanung<br />

Grundsteine für eine optimale Entwicklung<br />

werden in den ersten Lebensjahren gelegt.<br />

Basis ist eine sorgfältige Diagnostik und<br />

Förderplanung nach ICF (World Health<br />

Organisation 2001 - International Classification<br />

of Functioning, Disability and<br />

Health). Diese berücksichtigen die besonderen<br />

Strukturen und eingeschränkten<br />

Funktionen des Hörens und setzen zugleich<br />

bei den Ressourcen an. Erfasst und gefördert<br />

werden nicht nur Kommunikation und<br />

Sprache, sondern das ganze Spektrum der<br />

Aktivitäten wie Lernen, Selbstversorgung,<br />

Mobilität, interpersonelle Interaktionen<br />

und Beziehungen so wie die Bedingungen<br />

zur Partizipation bzw. Teilhabe. Gemeinsam<br />

mit allen Beteiligten und Betroffenen, d.h.<br />

Eltern, Fachpersonen und dem<br />

Kind/Jugendlichen selbst werden im<br />

Rahmen der Förderplanung Ziele gesetzt<br />

und Indikatoren zu deren Überprüfung festgelegt.<br />

Dieser Prozess wird regelmässig<br />

wiederholt bis zum Ende der Schulzeit.<br />

Inklusion - Audiopädagogik<br />

Lag früher die Verantwortung für ein<br />

Gelingen der schulischen Integration in<br />

erster Linie bei den betroffenen Kindern<br />

und Jugendlichen und ihrem unterstützenden<br />

Umfeld, liegt sie heute, entsprechend<br />

der neuen Gesetzgebung zur Gleichstellung,<br />

in erster Linie bei der Regelschule.<br />

Unterricht soll so gestaltet sein,<br />

dass er allen Kindern ein ihren Fähigkeiten<br />

entsprechendes Lernen auf allen Ebenen<br />

der Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz<br />

und zugleich die Teilhabe am Leben der<br />

Gemeinschaft ermöglicht. Um dies für<br />

Kinder und Jugendliche mit Hörbeeinträchtigungen<br />

sicher zu stellen, braucht es eine<br />

Didaktik und eine Interaktion, die den<br />

besonderen Herausforderungen gerecht<br />

wird. Diese Herausforderungen sind sich<br />

betroffene Kinder, ihre Eltern und die<br />

Regellehrpersonen oft nicht bewusst, wie<br />

Untersuchungen zeigen. Das mag daran<br />

liegen, dass viele schwerhörige Kinder<br />

dank Früherfassung, optimaler medizinisch-technischer<br />

Versorgung, Früherziehung<br />

und engagierter Unterstützung in der<br />

Familie über eine gute Kommunikationskompetenz<br />

verfügen. Daraus darf jedoch<br />

nicht geschlossen werden, dass sie in<br />

einem anspruchsvollen Setting wie dem<br />

Unterricht auch alles verstehen. Beiläufiges<br />

Lernen bleibt erschwert schon bei<br />

einer leichtgradigen Hörschädigung,<br />

ebenso die geteilte Aufmerksamkeit, d.h.<br />

die Fähigkeit, zu hören und zu verstehen<br />

und zugleich zu schauen, zu denken, zu<br />

rechnen u.ä. Auswirkungen auf Schlüsselkompetenzen<br />

wie das sinnverstehende<br />

Lesen können die Folge sein.<br />

So braucht es weiterhin eine<br />

Audiopädagogik, die aktiv ist<br />

• in der Stärkung und Beratung von Eltern,<br />

Regellehrpersonen, weiteren Fachleuten<br />

• in der spezifischen Unterstützung betroffener<br />

Kinder und Jugendlicher durch<br />

pädagogisch-therapeutische Massnahmen<br />

• in der Kooperation in Regelklassen zur<br />

Umsetzung schwerhörigengerechten<br />

Unterrichts<br />

• in der Öffentlichkeitsarbeit durch SensibiIisierung<br />

und Information über mögliche<br />

Auswirkungen eingeschränkten<br />

Hörens und Verstehens<br />

Kompetenzzentren<br />

Die Sonderschulen haben sich weiterentwickelt<br />

zu Kompetenzzentren. Das müssen<br />

sie bleiben mit einer möglichst breit<br />

gefächerten Angebotspalette, wo Fachleute<br />

ihr Wissen und Können pflegen, an<br />

wenden, weiter entwickeln und weitergeben,<br />

um individuelle Förderung, kompetente<br />

Beratung und Kooperation zu<br />

gewährleisten, wo verschiedene Modelle<br />

und Stufen der Integration respektive<br />

Inklusion angeboten und begleitet werden,<br />

einzeln, in Gruppen, in Teilintegration, wo<br />

Sonderschulung nach wie vor möglich ist<br />

für Kinder, bei denen diese Schulform als<br />

adäquateste evaluiert und festgelegt<br />

wird.“


Mit einem Appell an die für die Volksschule<br />

verantwortliche Politik, die zur Erreichung<br />

dieser Ziele nötigen Ressourcen bereitzustellen,<br />

schliesst die hochkarätige Heilpädagogin<br />

ihren engagierten Vortrag.<br />

Abschluss und Ausklang<br />

Christian Trepp dankt anschliessend allen<br />

Mitwirkenden und Gästen für ihr Dabeisein<br />

und ihr Mitdenken. Beim von pro audito<br />

Bern offerierten Apéro riche vertiefen die<br />

Besucherinnen und Besucher in der Abenddämmerung<br />

bei lauen Temperaturen im<br />

wunderschönen Hof der HSM die interessanten<br />

Zukunftsideen in lebendigen Gruppengesprächen<br />

und geniessen die kulinarischen<br />

Köstlichkeiten und die Tranksame<br />

ausgiebig.<br />

[lk]<br />

Liebe Leserinnen und Leser unserer Verbandszeitschrift<br />

Am 3. September 2010 hat sich der sonos-<br />

Vorstand auf dem Landenhof mit den<br />

beiden neuen Vorstandsmitglieder, Lilo<br />

Ochsner und Marianne Gegeckas, zu seiner<br />

Herbstsitzung getroffen. Der Schulleiter<br />

Beat Näf hat dem Vorstand freundlicherweise<br />

Gastrecht gewährt und alle sehr<br />

herzlich in der Aula der Schweizerischen<br />

Schwerhörigenschule willkommen<br />

geheissen.<br />

Der sonos-Vorstand hat sich eingehend mit<br />

der Zukunftswerkstatt, die anlässlich des<br />

Hundertjahrjubiläums von sonos am 1. und<br />

2. April 2011 in Horw im Seehotel Sternen<br />

stattfinden wird, befasst. Auf der sonos-<br />

Website (www.sonos-info.ch) ist das Programm<br />

sowie der Anmeldetalon downloadbar.<br />

sonos möchte diese zweitägige Veranstaltung<br />

mit rund 40 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern aus dem Kreise seiner<br />

Mitglieder und befreundeten Partnerorganisationen<br />

durchführen. Der sonos-Vorstand<br />

wünscht sich, dass aus allen Tätigkeitsbereichen<br />

der sonos-Mitglieder eine<br />

ausgewogene Vertretung sichergestellt<br />

wird. Um eine einseitige Ausrichtung an<br />

Christian Trepp freut sich offensichtlich über die sehr erfolgreiche und informative 50-Jahr-Feier des<br />

Audiopädagogischen Dienstes Münchenbuchsee und weiss, dass es in Zukunft noch viel Arbeit geben wird.<br />

Communiqué über die sonos-Vorstandssitzung<br />

vom 3. September 2010<br />

dieser für sonos sehr wichtigen Tagung zu<br />

vermeiden, behält sich der Vorstand deshalb<br />

vor, gegebenenfalls eine entsprechende<br />

Modifikation im Sinne einer Priorisierung<br />

bei den eingegangenen Anmeldungen<br />

vorzunehmen, zumal auch genügend<br />

Plätze für die Teilnahme von Gästen<br />

aus der Selbsthilfe gewährleistet werden<br />

muss. Der Vorstand hofft auf das Verständnis<br />

der Mitglieder und freut sich auf<br />

zahlreiche Anmeldungen.<br />

Neu in den Beirat von procom ist Lilo Ochsner<br />

delegiert worden. Im Weiteren hat der<br />

Vorstand an drei Projekte Finanzhilfen<br />

zugesichert. Zudem hat der Vorstand davon<br />

Kenntnis genommen, dass aufgrund der<br />

sich abzeichnenden finanziellen Engpässe<br />

bei den Gehörlosenfachstellen mehrere<br />

Gespräche mit Kantonalvertretungen stattgefunden<br />

haben, um kantonale bzw. allenfalls<br />

auch kommunale Mittel für diese wichtigen<br />

Dienstleistungen erschliessen zu<br />

können. In diesem Zusammenhang hat der<br />

sonos-Vorstand auch über die zu erwartende<br />

Einfrierung bzw. nominelle Kürzung<br />

der Staatsbeiträge von 10% bis zum Jahr<br />

2014 an Einrichtungen der privaten Behindertenhilfe<br />

gemäss Art. 74 Invalidenversicherungsgesetz<br />

diskutiert. Es ist wohl<br />

davon auszugehen, dass diese Entwicklung<br />

voraussichtlich zu spürbaren Anpassungen<br />

in der Aufbau- und Ablauforganisation verschiedener<br />

Einrichtungen führen könnte<br />

und allenfalls damit sogar auch gewisse<br />

Restrukturierungsmassnahmen einhergehen<br />

dürften. Generell werden in Zukunft<br />

vermutlich tendenziell weniger öffentliche<br />

Gelder zur Verfügung gestellt. Die einzelnen<br />

Einrichtungen müssen dann wohl<br />

vor allem auch ansprechende und griffige<br />

Marketingstrategien erarbeiten, um die<br />

sich anbahnenden finanziell wohl eher<br />

schwierigeren Zeiten proaktiv mit geeigneten<br />

Massnahmen anzugehen versuchen.<br />

Anlässlich seines Hundertjahrjubiläums<br />

möchte sich sonos gerade auch im Rahmen<br />

der Zukunftswerkstatt vom 1. und 2. April<br />

2011 hierzu und zu verschiedenen anderen<br />

Themen fundiert gemeinsam mit seinen<br />

Mitgliedern und befreundeten Partnerorganisationen<br />

Gedanken machen, um die Herausforderungen<br />

der kommenden Zeit<br />

gestärkt und zusammen mit den Betroffenen<br />

gewinnbringend meistern zu können.<br />

Herzliche Grüsse<br />

Bruno Schlegel<br />

sonos-Präsident<br />

25


Neues vom Theater Hora<br />

Matthias<br />

Brücker.<br />

Miranda<br />

Hossle.<br />

Damian<br />

Bright.<br />

Sarah<br />

Hess.<br />

Text: Carmen Roshard in Tages-Anzeiger vom<br />

10. September 2010<br />

Der Kontrabass steht mitten im Saal,<br />

rundherum ein grosser runder Teppich.<br />

Fertig ist das Bühnenbild. Das<br />

Stück heisst „Die Geschichte vom<br />

Baum“ und ist eine Märchenkomödie<br />

von Ingegerd Monthan. Eine Parabel<br />

über Habgier und den Umgang mit<br />

der Natur, witzig und poetisch<br />

zugleich. Die Schauspieler heissen<br />

Miranda Hossle, Damian Bright und<br />

Matthias Brücker, und am Abend ist<br />

Premiere. Von Lampenfieber ist nicht<br />

viel zu merken. Alle drei freuen sich,<br />

endlich zu zeigen, was sie im letzten<br />

Jahr Schauspielausbildung im<br />

Theater Hora gelernt haben.<br />

Miranda spielt eine Eberesche,<br />

Damian und Matthias sind als Harry<br />

und Jojo skrupellose Ganoven. Alle<br />

sitzen sie zum Interview an einen<br />

Tisch, und die Vorfreude auf den Premierenabend<br />

ist spürbar. Unterschiedlicher<br />

könnten die drei jungen Schauspiellehrlinge<br />

nicht sein, aber eines<br />

haben sie gemeinsam: Alle sind sie<br />

Menschen mit einer geistigen Behinderung.<br />

Vom Engel zum Ganoven<br />

Matthias (19) ist der Lauteste im Trio.<br />

Sein Redeschwall ist kaum zu<br />

bremsen. Auch dann nicht, als Ausbildungsleiter<br />

Urs Beeler eine Klebebandrolle<br />

vor ihn auf den Tisch legt.<br />

Matthias ist ein Hip-Hop-Fan und<br />

reimt auch selber. Nach seinen musikalischen<br />

Vorbildnern befragt, kommt<br />

es wie aus der Kanone geschossen:<br />

Sido, Kiz, Massiv. Aber auch die „Ballermann“-Musik<br />

hat es ihm angetan.<br />

Seine Schauspielvorbilder stammen<br />

fast alle aus der Improvisationscomedy-Sendung<br />

„Schillerstrasse“.<br />

Maddin Schneider, Ralf Schmitz,<br />

Dieter Nur und, und, und. Matthias<br />

will mit Aufzählungen gar nicht mehr<br />

aufhören.<br />

Vor elf <strong>Jahre</strong>n stand er zum ersten Mal<br />

auf der Hora-Bühne. Parallel zu seiner<br />

Arbeit in einer Züriwerkstatt-Werkstatt<br />

schauspielerte er in den Theaterwerkstatt<br />

für Kinder und Jugendliche.<br />

Damals spielte er einen Engel. Als<br />

Ganove Jojo ist er im aktuellen Stück<br />

eher das Gegenteil. Die Ausbildung<br />

zum Profischauspieler findet er super,<br />

denn in der Werkstatt „immer nur<br />

schrüüble und am Tisch hocke“ habe<br />

ihm keinen Spass gemacht. Im<br />

Theater könne er „in die Fantasie eintauchen“.<br />

Einmal bei „Schillerstrasse“<br />

mitmachen, das wäre sein Traum. Er<br />

hat aber noch andere Talente. Seit<br />

seiner Kindergartenzeit malt er. Drei<br />

Ausstellungen habe er letztes Jahr<br />

gehabt. Mit Musik, Red Bull und alkoholfreiem<br />

Bier male es sich am besten.<br />

Miranda Hossle (18) wirkt neben dem<br />

quirligen Matthias fast ein wenig<br />

scheu. Doch das täuscht. „Bollywoodfilme“<br />

sind ihr Ein und Alles und<br />

Tanzen ihre Passion. In ihrer Rolle als<br />

sprechende Eberesche darf sie das<br />

ausgiebig tun. Einmal, da stehe sie<br />

ganz allein auf der Bühne und müsse<br />

einen Monolog halten. „Nicht ganz<br />

allein, da sind noch die Holzwürmer<br />

im Kontrabass“, wirft Regisseur<br />

Beeler ein, und alle lachen sie wie verrückt.<br />

Der indische Schauspieler<br />

Shahrukh Khan hat es Miranda<br />

angetan. Aber auch „Twilight“-Star<br />

Taylor Lautner oder den „sehr gut aussehenden“<br />

Antonio Banderas finde sie<br />

„coole Typen“. Zur Schauspielausbildung<br />

ist die junge Frau über einen<br />

Workshop im Hora gekommen. Einmal<br />

eine Agentin spielen, das wäre ihr<br />

Traum.<br />

Der Traum, ein Star zu<br />

werden<br />

Der Dritte im Bunde ist Damian Bright<br />

(19). Eher zurückhaltend und ganz<br />

Gentleman, wie er selber von sich<br />

sagt. Er spielt den Oberganoven und<br />

Besserwisser Harry und weiss haar-


genau, was er will: „Ein Star werden.“ Auf<br />

seine Rolle angesprochen, meint Damian:<br />

„Ganoven sind wie Banker, die klauen auch<br />

das Geld der anderen.“ Seit fünf <strong>Jahre</strong>n<br />

schauspielert er beim Theater Hora. Mit der<br />

professionellen Ausbildung verwirklicht<br />

auch er sich einen Traum. Er tanzt gerne zu<br />

Ländlermusik, seine Lieblingsbeschäftigung<br />

ist aber definitiv Geschichtenerzählen.<br />

“Selber Geschichten erfinden, das<br />

kann ich gut“, und deshalb will er später<br />

auch Regie führen. Stolz erzählt er von<br />

seinem Auftritt als „Glöckner von Notre<br />

Dame“. Da gab es ein Foto in der Zeitung,<br />

und damals habe er gedacht: „Wow, jetzt<br />

werde ich berühmt.“<br />

Und da ist auch noch Sara Hess (24). Sie<br />

hat ihre Ausbildung eben erst begonnen<br />

und bedient im aktuellen Stück die Lichtschalter.<br />

Mit ihrer Erstausbildung als Buchbinderin<br />

fand sie keine Stelle. „Man hat nie<br />

ausgelernt“, sagt die junge Frau. Die Kommissare<br />

in der Sat1-Serie „K 11“ gefallen<br />

ihr, und Matthias posaunt ungefragt alle<br />

Namen in die Runde.<br />

Manchmal „chifeln“ die drei Lehrlinge nicht<br />

nur auf der Bühne. Aber, sagt Damian,<br />

„leider ist das Leben so“. Jedenfalls hätten<br />

sie es „sehr lustig und grossen Spass miteinander“,<br />

ist die einhellige Meinung des<br />

Schauspielertrios.<br />

Und wer weiss, vielleicht wird einem von<br />

ihnen einmal der „GoldenHans“ verliehen –<br />

der Oscar für Schauspieler mit Behinderung.<br />

So wie dem Theater-Hora-Mitglied<br />

Marcel Trinkler jüngst in Hamburg. Und<br />

Giancarlo Marinucci, Geschäftsleiter des<br />

Theater Hora, hofft, „dass schon bald eine<br />

Schauspielerin oder ein Schauspieler<br />

unserer Schule am Schauspielhaus engagiert<br />

wird“.<br />

„Die Geschichte vom Baum“ wird im<br />

Casino-Saal Aussersihl, Rotwandstrasse 4<br />

in Zürich vom 9. bis 12. Dezember 2010 wiederholt.<br />

Behinderte werden Profischauspieler<br />

Seit August 2009 bietet das Theater<br />

Hora Züiwerk Menschen mit einer geistigen<br />

Behinderung eine professionelle<br />

Schauspielausbildung an. Der<br />

Lehrgang ist weltweit einzigartig. Hora<br />

will jährlich drei bis fünf Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler ausbilden.<br />

Die Absolventen werden von ausgewiesenen<br />

Fachleuten betreut, die Theorie<br />

und Praxis des Schauspielerberufs mit<br />

ihnen erarbeiten. Alle Schauspiel-Lehrlinge<br />

spielen von Beginn an im Hora-<br />

Ensemble mit und werden nach erfolgreichem<br />

Abschluss der Ausbildung<br />

nach zwei <strong>Jahre</strong>n fest in die Theatergruppe<br />

aufgenommen. Drei Schnupperwochen<br />

sind Bedingung zur Aufnahme<br />

in die Ausbildung. Die angehenden<br />

Profischauspieler arbeiten je<br />

fünfzig Prozent im Theater Hora und in<br />

einer Werkstätte der Stiftung Züriwerk.<br />

Das Theater Hora Züriwerk, 1992<br />

gegründet, ist das bekannteste professionelle<br />

Theater von und mit Menschen<br />

mit einer geistigen Behinderung in der<br />

Schweiz. Es unterstützt und fördert die<br />

künstlerische Entwicklung dieser Menschen.<br />

Ziel ist es, ihnen ein Umfeld zu<br />

ermöglichen, welches sowohl professionelles<br />

Theaterspiel als auch die Entwicklung<br />

von anderen künstlerischen<br />

und musischen Fähigkeiten erlaubt.<br />

Das Theater Hora sorgt dafür, dass die<br />

jungen Künstlerinnen und Künstler<br />

ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten<br />

auch einem breiten Publikum zeigen<br />

dürfen.<br />

Wer soll für die stationäre<br />

Betreuung Behinderter<br />

aufkommen?<br />

Text: Reto Scherrer in NZZ vom 27. August 2010<br />

Vor dem Beginn der Pflegegesetz-Debatte<br />

im Zürcher Kantonsrat am 30. August 2010<br />

hat die Stiftung Mühlehalde, unterstützt<br />

vom Schweizerischen Zentralverein für das<br />

Blindenwesen, auf die schwierige Situation<br />

älterer Behinderter aufmerksam gemacht.<br />

Im Blindenwohnheim Mühlehalde wurde<br />

vor der Presse dargelegt, wie gerade blinde<br />

Personen ohne ein starkes familiäres<br />

Umfeld davon profitierten, früh in Pflegeeinrichtungen<br />

eintreten zu können. So<br />

liefen sie keine Gefahr, zu vereinsamen<br />

oder zu verwahrlosen, erklärte Fatima<br />

Heussler, Gesamtleiterin der Mühlehalde.<br />

In vielen Fällen seien die Heimbewohner<br />

aber noch rüstig, so dass sie kaum auf Pflegeleistungen<br />

angewiesen seien, wegen<br />

ihrer Blindheit aber vor allem bei alltäglichen<br />

Tätigkeiten Hilfe benötigten. Als Beispiele<br />

nannte Heussler das Begleiten zu<br />

einem Arzt oder das Helfen beim Kleiderkauf.<br />

Blinde seien hierbei auf Vertrauenspersonen<br />

angewiesen. Aber auch indem<br />

man täglich darauf achte, dass blinde<br />

Bewohner zwei gleiche Socken trügen,<br />

könne ihre Sicherheit im Umgang mit<br />

Sehenden erhöht werden, hielt Heussler<br />

fest.<br />

Da das Pflegegesetz lediglich die Kosten<br />

für die Pflege Kranker regle, nicht aber die<br />

Betreuung Behinderter, entstehe ihren<br />

über 65-jährigen blinden Heimbewohnern,<br />

die nicht mehr von der IV unterstützt<br />

würden, ein finanzielles Problem. Sie müssten<br />

nicht nur einen Beitrag an Unterkunft<br />

und Verpflegung entrichten, sondern auch<br />

die Betreuungsleistungen gingen zulasten<br />

des Heims und damit der Heimbewohner.<br />

Heussler sieht daher Behinderte im neuen<br />

Pflegegesetz des Kantons Zürich diskriminiert,<br />

da diese selber für den „behindertengerechten<br />

Betreuungsbedarf“ aufzukommen<br />

hätten. Diesen „Missstand“<br />

wollte sie mit einem zusätzlichen Absatz im<br />

27<br />

Soziales<br />

und Politik


Gesetz beheben, der verlangt hätte, dass<br />

die Gemeinden die Kosten übernähmen. Es<br />

sei nun aber darauf verzichtet worden, den<br />

Antrag so kurz vor der Debatte noch einzureichen.<br />

Nun soll das Anliegen spätestens<br />

bei einer allfälligen Gesetzesrevision Eingang<br />

finden.<br />

Urs Lauffer, Präsident der das Pflegegesetz<br />

vorberatenden Kommission, zeigte sich auf<br />

Anfrage zurückhaltend. Es gebe bei der<br />

Betreuung Behinderter zwar tatsächlich<br />

Gesetzeslücken, diese müssten aber auf<br />

eidgenössischer Ebene, nicht kantonal<br />

geschlossen werden. Zudem äusserte er<br />

Zweifel, ob hier im Zusammenhang mit dem<br />

Pflegegesetz wirklich von Diskriminierung<br />

zu sprechen sei.<br />

Die Sozialpolitik entwirren<br />

Text: NZZ vom 25. August 2010<br />

Im Zuge der Abstimmung zur Revision der<br />

Arbeitslosenversicherung (ALV) ist das Problem<br />

der mangelnden Koordination zwischen<br />

den verschiedenen sozialen Institutionen<br />

und föderalen Ebenen auf den Tisch<br />

gekommen. Kantone, Gemeinden und<br />

Städte stehen der Revision kritisch bis<br />

ablehnend gegenüber, da Kosten in Millionenhöhe<br />

von der Arbeitslosenversicherung<br />

(Ebene des Bundes) zur Sozialhilfe (Ebene<br />

der Kantone und Gemeinden) verlagert<br />

werden. Besonders im Clinch zwischen der<br />

Arbeitslosenversicherung und der Sozialhilfe<br />

sind die Langzeitarbeitslosen. Denn<br />

für sie gibt es keine klare institutionelle<br />

Zuständigkeit. Wieso soll man also nicht<br />

eine solche Zuständigkeit neu schaffen?<br />

Dies fragt ein Forschungsbericht, in dem<br />

die Schweizer Sozialpolitik mit denjenigen<br />

anderen europäischen Ländern verglichen<br />

wird. Am 24. August 2010 veröffentlichte<br />

ihn das Bundesamt für Sozialversicherungen.<br />

Die Autoren schlagen vor, die Langzeiterwerbslosigkeit<br />

als „eigenständiges<br />

soziales Risiko“ anzuerkennen, „das entsprechend<br />

durch eine eigene sozialpolitische<br />

Institution abgesichert werden soll“.<br />

Diese neue Sozialversicherung könnte<br />

analog den Ergänzungsleistungen Langzeiterwerbslose<br />

eine „unbegrenzte Zeit<br />

finanziell unterstützen“. Die Studienautoren<br />

versprechen sich von einer solchen<br />

nationalen Arbeitslosenhilfe eine massive<br />

Entlastung der ALV, der IV und der Sozialhilfe<br />

sowie bessere Integrationsmassnahmen<br />

für die Betroffenen. Gemäss Bundesverfassung<br />

hätte der Bund die Möglichkeit,<br />

Vorschriften über die Arbeitslosenfürsorge<br />

zu erlassen.<br />

Steigende Prämien?<br />

Besonders umstritten ist die Frage, ob die<br />

Obergrenze des versicherten Verdienstes<br />

gesenkt werden soll. Heute sind 92 Prozent,<br />

aber nicht mehr als 96 Prozent der<br />

versicherten Arbeitnehmer für den vollen<br />

Lohn gedeckt; die Grenze liegt derzeit bei<br />

126‘000 Franken <strong>Jahre</strong>sverdienst. Um Einsparungen<br />

zu ermöglichen, will der Bundesrat<br />

die Bandbreite neu zwischen 90 und<br />

95 Prozent festlegen. Die SGK geht noch<br />

einen Schritt weiter und fordert eine Bandbreite<br />

zwischen 85 und 90 Prozent.<br />

Die Senkung des versicherten Verdiensts<br />

hätte zur Folge, dass die Prämieneinnahmen<br />

abnähmen. Die Ausgaben würden<br />

aber nicht im gleichen Mass sinken, weil<br />

gutverdienende Leute weniger UVG-Leistungen<br />

beanspruchen (und damit die<br />

Unfallkosten der unteren Einkommen mittragen).<br />

Gerade in den risikobehafteten<br />

Branchen, die bei der Suva versichert sind,<br />

könnte es in der Folge zu Prämienaufschlägen<br />

kommen. Sollte sich die SGK-<br />

Lösung durchsetzen, müssten laut Erich<br />

Wiederkehr von der Suva die Prämien um 2<br />

Prozent angehoben werden. Aber auch die<br />

Privatversicherer rechnen mit Erhöhungen:<br />

Der Schweizerische Versicherungsverband<br />

geht ebenfalls von einem um 2 Prozent<br />

höheren Prämiensatz aus.<br />

SGK-Mitglied Toni Bortoluzzi (svp Zürich)<br />

hält dieses Szenario dagegen für unwahrscheinlich.<br />

Die Einsparungen, die man<br />

durch die Beseitigung der Überversicherung<br />

erziele, würde die Prämienausfälle<br />

wieder wettmachen, sagt er. Kommt hinzu,<br />

dass die SGK es der Suva erlauben will, neu<br />

auch Unfall-Zusatzversicherungen anzubieten.<br />

Auf diese Weise könne die Suva den<br />

Prämienverlust infolge der Senkung des<br />

höchstversicherten Verdienstes in jedem<br />

Fall kompensieren, so sind die Befürworter<br />

überzeugt. Dass die Suva in das Geschäft<br />

mit Unfall-Zusatzversicherungen einstiegen<br />

darf, wie sie dies schon lange fordert,<br />

stösst aber auf heftigen Widerstand<br />

bei den Privatversicherern<br />

Keine Vollgarantie mehr bei<br />

der BVG-Rente<br />

Text: Tages-Anzeiger vom 10. September 2010<br />

In Zukunft könnten Pensionierte weniger<br />

Geld aus der zweiten Säule erhalten.<br />

Rentner zwecks Sanierung der Vorsorgeeinrichtungen<br />

zur Kasse zu bitten, ist<br />

zudem kein Tabu mehr, wie eine Umfrage<br />

des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens<br />

Ernst & Young bei den<br />

Schweizer Pensionskassen zeigt. 85 Prozent<br />

der befragten 48 Kassen sind sicher,<br />

dass sie in den nächsten zehn <strong>Jahre</strong>n Zahlungen<br />

kürzen oder die Beiträge erhöhen<br />

müssen. Als häufigste Möglichkeit, die Versicherten<br />

zu beteiligen, nannten die Pensionskassen<br />

eine Abkehr von der Vollgarantie:<br />

Die Rente enthält dann einen fixen,<br />

garantierten Teil und eine variable Komponente,<br />

die zum Stopfen von Finanzierungslücken<br />

gesenkt werden kann. Laut Umfrage<br />

wollen die Pensionskassen den Mindestzinssatz<br />

selber festlegen. Dafür ist bis jetzt<br />

der Bundesrat zuständig.<br />

Behindertes Kind bekommt<br />

nun doch den Schweizer Pass<br />

Text: Tagesanzeiger vom 27.8.2010<br />

Ein zwölfjähriges Kind mit einer geistigen<br />

Behinderung ist von der Bürgergemeinde<br />

Menzingen ZG nun doch eingebürgert<br />

worden. Vor zwei <strong>Jahre</strong>n hatte es die<br />

Behörde abgelehnt, auf das Gesuch einzutreten.<br />

Das Kind, das eine heilpädagogische<br />

Schule besucht, sei im Gegensatz zu<br />

seinen eingebürgerten Geschwistern nicht<br />

urteilsfähig. Die Fachstelle Egalité Handicap<br />

hatte den Entscheid als Diskriminierung<br />

kritisiert, der Regierungsrat die<br />

Beschwerde gutgeheissen.


Ihr werdet Brot brechen<br />

voll Freude aus den<br />

Quellen des Heils.<br />

Ende April bis Anfang Juni war ich mit<br />

einem gehörlosen Baufachmann aus der<br />

Gehörlosengemeinde und einem hörenden<br />

Biogasexperten der Schweiz mal wieder in<br />

Brasilien. Unser Partnerschaftsprojekt<br />

CREFAS in Nazaré da Mata stand auf<br />

unserer Besuchsliste. Des Weiteren hatten<br />

wir Sr. Blandina Spescha - einer Ingenbohler<br />

Schwester aus der Schweiz - versprochen,<br />

ihr beim Bau von Biogasanlagen<br />

auf dem Land im Bundesstaat Pernambuco<br />

zu helfen.<br />

Der Caritasverband Caruaru hilft der ländlichen<br />

Bevölkerung (Kleinbauernfamilien)<br />

durch Agricultura-Projekte die Lebensqualität<br />

der Familien zu erhöhen und somit die<br />

Landflucht zu stoppen. Neben dem Bau von<br />

schon über 1‘000 Wasserzisternen, Weiterbildungsangeboten<br />

über Hygenie und<br />

Gesundheit, Bienenzuchtprogrammen,<br />

Silobau u.ä.; sollen nun Biogasanlagen<br />

gebaut werden. Mit dem Biogas können die<br />

Familien kochen; den Holzbedarf senken<br />

und Kosten für das teure Propangas<br />

sparen. Drei Prototyp-Anlagen (do brasilsuica)<br />

konnten wir bauen.<br />

Als wir in Sobrado, in einer rauhen Felslandschaft<br />

auf ca. 1‘300m Höhe, die erste<br />

Biogasanlage gebaut haben, versammeln<br />

sich die Bauernfamilie, die Nachbarn aus<br />

den weit verstreuten Häusern, um das<br />

Ereignis zu bestaunen. In der Küche soll am<br />

Gasherd zum ersten Mal die Gasflamme<br />

gezündet werden. Josefina hat schon einen<br />

kleinen Alutopf mit Wasser aufgestellt.<br />

Dann der Augenblick! Ja, es brennt eine<br />

bläulich, grüne Flamme.<br />

Ich werde die Gesichter der Menschen nicht<br />

mehr vergessen. Die uns inzwischen vertrauten<br />

Kinder hüpften herum, die Grossmütter<br />

und -väter haben Freudentränen in<br />

den Augen und eine Stimmung mit Lachen<br />

und Freude steigt mit dem Wasserdampf<br />

aus dem kochenden Alukesseli hinaus aus<br />

den rahmen- und scheibenlosen Fenstern<br />

sowie türlosen Durchgängen hinaus ins<br />

Freie. Zieht hinaus in die weite Hügellandschaft<br />

über die Kokos- und Bananen-<br />

Die Bauern helfen sich gengenseitig bei der Realisierung der Agricultura-Projekte<br />

Palmen, Maniok- und Zuckerrohrpflanzungen<br />

hinweg und schmückt den blauen<br />

Wolkenhimmel.<br />

Das kuchenähnliche Brot wird gebrochen,<br />

der Acerola-Saft getrunken und alles in<br />

spürbar gelebtem Glauben an Gott.<br />

Ihr werdet Tränen trocknen<br />

voll Freude aus den Quellen<br />

des Heils.<br />

An einem Sonntagabend gibt es in der<br />

katholischen Kirche in Caruaru einen Festgottesdienst.<br />

Der Gedenktag der seligen Sr.<br />

Maria Theresia Scherer, der Ordensgründerin<br />

der Ingenbohler Schwestern, wird<br />

gefeiert. Sie gilt als Patronin dieser Kirche<br />

und wird stark verehrt in Brasilien.<br />

Die Kirche ist ganz gefüllt. Die Menschen<br />

warten auf die Eröffnung des Gottesdienstes.<br />

Musik einer kleinen Combokapelle<br />

setzt ein und durch den Haupteingang wird<br />

ein übergrosses Porträt von Sr. Maria Theresia<br />

Scherer auf einem Folienbehang hereingetragen.<br />

Menschen singen und drehen<br />

sich tanzend in den Bänken und alle klatschen<br />

begeistert. Viele Frauen und Männer<br />

in weissen Gewändern begleiten den<br />

Einzug hinter den Bildträgern. Weihrauch<br />

umhüllt bald alles. Kinder, mit blanken<br />

Füssen, noch eben zwischen den Kirchenbänken<br />

bettelnd, alte hagere Frauen,<br />

Männer mit grossen Hüten, junge Mütter<br />

mit Kindern auf dem Arm - alle klatschen<br />

kräftig in die Hände und dazu singen sie<br />

laut. Das Bild von Sr. Maria Theresia<br />

Scherer kommt an einen grossen Ständer<br />

ganz nah an die mit Blumen überreich<br />

geschmückte Muttergottesfigur. Alles ver-<br />

29<br />

Leben und<br />

Glauben


schwimmt im Rauch des Weihrauchfasses.<br />

Und einige Menschen vor mir weinen. Dann<br />

geht ein junger Vater mit einem vier<br />

Wochen alten Baby nach vorn an die Stelle.<br />

Pfr. Sivonaldo winkt heran und auch die<br />

Mutter des Kindes solle kommen. Brasilianische<br />

Worte wechseln von Mund zu Mund<br />

und von Augen zu Augen zwischen den<br />

Menschen in der Kirche. Das Kind bekommt<br />

sein Gebet und Segen. Der Vater weint<br />

Tränen und alles mischt sich im Duft der<br />

hinausziehenden schwebenden kleinen<br />

Freudenwölkchen auf den Kirchenvorplatz,<br />

auf die gegenüberliegende Strassenseite,<br />

in die Strassen von Caruaru. Eine Stadt mit<br />

viel Armut noch.<br />

Die Tränen trocknen und das Klatschen versiegt<br />

und die Combo spielt einen letzten<br />

flüchtigen Ton und alles in spürbar<br />

gelebtem Glauben an Gott.<br />

Ihr werdet Liebe schenken<br />

voll Freude aus den Quellen<br />

des Heils.<br />

In Mariabondo - weit auf dem Land, im Blick<br />

die Silhouette der grossen Stadt Caruaru,<br />

bauen wir die dritte Biogas-Anlage. Als wir<br />

nach einem Wochenende wieder auf die<br />

Baustelle kommen, sitzen die Bauarbeiter<br />

unter dem Vordach des Bauernhauses. Edilene,<br />

eine fröhliche, kräftig gebaute Brasilianerin<br />

ist mit viel Witz dabei. Diesmal mit<br />

einem farbigen Kleid, geschminkt und nicht<br />

in ihren Maurerkleidern. Da fällt das eine<br />

und andere lustige Wort. Es wird gelacht.<br />

Fatima und Osano, das junge Bauern-Ehepaar<br />

empfängt uns schon vor dem Haus.<br />

Fatima hat den jüngsten Sohn auf dem Arm.<br />

Auch sie sieht ganz festlich aus;<br />

geschminkt mit einem bunten Kleid. Was<br />

ist los? Der Bautrupp mit Edilene und<br />

Antonio «Artisti de Zementi» (wie wir ihn<br />

nennen ...), hat die Biogasanlage am<br />

Wochenende mit den letzten Bauabschnitten<br />

selber fertig gebaut. Was für eine<br />

Überraschung! Alle schauen uns an. Ihre<br />

Überraschung ist ihnen voll gelungen;<br />

unser grosses Staunen erfüllt alle mit<br />

Freude. Umarmungen, Schulterklopfen,<br />

Worte der Achtung, Lachen, Palaver - alles<br />

hat viel Platz unter dem vor der heissen<br />

Sonne schützenden Dach über den Fermentierungsbecken<br />

der Anlage. Edilene singt<br />

wieder das Revolutions-Lied, das wir beim<br />

Zementieren des Gasdom-Fundamentes<br />

schon gehört haben.<br />

Die Freude ist unter uns; da werden Fotos<br />

gemacht, mit den von der Sonne gegerbten<br />

Gesichtern der Bauarbeiter, den bunten<br />

Kleidern der Frauen und den Kindern. Wir,<br />

von weit her aus Europa, unter einem<br />

kleinen Ziegeldächchen unter der heissen<br />

Sonne Brasiliens. Joe, ein Caritasmitarbeiter,<br />

unser Freund, hält gleich eine erste<br />

Lektion in der «Education do Biogais-Escolare».<br />

Welch ein glücklicher Moment! Ein<br />

ländlicher Mittagsschmaus schliesst sich<br />

Edilene strahlt die sprichwörtliche<br />

brasilianische<br />

Lebensfreude - trotz vielen<br />

Entbehrungen - aus.<br />

an. Wir Gäste dürfen mit Joe in der Stube<br />

sitzen. Es gibt Maispolenta, Rinds- und<br />

Hühnerfleisch mit Maniokscheiben. Gar<br />

einen Süsswein hatte Fatima aufgetrieben.<br />

Palaver überall - die Zeit scheint vergessen.<br />

Beim Abschied gibt es Umarmungen, Küsse<br />

hier und da und das Edilene Lied summt<br />

noch in unseren Ohren, in den Herzen, als<br />

Mariabondo schon weit weg in der flirrenden<br />

Hitze der späten Nachmittagssonne<br />

am Horizont verschwindet.<br />

Ihr werdet Liebe schenken voll Freude und<br />

alles in spürbar gelebtem Glauben an Gott.<br />

Peter Schmitz-Hübsch<br />

Seelsorger Aargau und Zürich<br />

Infos und Unterstützung Caruaru:<br />

www.brasil-caruaru.ch


Kirchliche Veranstaltungen<br />

Katholische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Kath. Gehörlosenseelsorge im Kt. Aargau<br />

Theaterplatz 1, 5400 Baden<br />

Peter Schmitz-Hübsch<br />

Gehörlosenseelsorger<br />

Tel. 056 222 13 37<br />

Fax 056 222 30 57<br />

E-Mail peter.schmitzhuebsch@gehoerlosenseelsorgeag.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgeag.ch<br />

REGION ZÜRICH<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge Kt. Zürich<br />

Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />

Telescrit 044 360 51 51<br />

Tel. 044 360 51 51<br />

Fax 044 360 51 52<br />

E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Sonntag, 17. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Katholischer Gottesdienst<br />

in der Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />

REGION BASEL<br />

Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />

Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />

Tel. 061 751 35 00<br />

Fax 061 751 35 02<br />

E-Mail khs.rk@bluewin.ch<br />

REGION ST.GALLEN<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge<br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b, 9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

Gehörlosenseelsorgerin<br />

Tel. 071 227 34 61<br />

Fax 071 227 33 41<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge-sg.ch<br />

Sonntag, 24. Oktober 2010, 9.30 Uhr<br />

Gottesdienst in der Schutzengelkapelle am<br />

Klosterplatz St. Gallen<br />

Mit Dorothee Buschor und<br />

Pfr. Titus Lenherr<br />

Evangelische Gehörlosengemeinden<br />

REGION ZüRICH<br />

Ref. Pfarramt für Gehörlose Zürich<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des Kt. Zürich<br />

E-Mail: gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch,<br />

Fax 044 311 90 89<br />

Pfrn. Antje Warmbrunn<br />

Natel: 079/608 70 41<br />

E-Mail: antje.warmbrunn@zh.ref.ch<br />

Sonntag, 3. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Ref. Gottesdienst<br />

Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />

Sonntag, 24. Oktober 2010, 13.45 Uhr<br />

Kulturkino, ökum. Gehörlosentreffpunkt<br />

Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />

Sonntag, 31. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Ref. Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Ref. Kirche Horgen<br />

GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />

ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS - THURGAU<br />

- GRAUBÜNDEN - SCHAFFHAUSEN<br />

Pfarrer Achim Menges,<br />

oberer Graben 31, 9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 05 70<br />

Fax 071 227 05 79<br />

SMS/Mobile 079 235 36 48<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />

Sonntag, 10. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in Schaffhausen,<br />

Kirchgemeindehaus Ochseschüür<br />

(anschliessend Hotel Kronenhof)<br />

provisorisch<br />

Sonntag, 17. Oktober 2010, 11.15 Uhr<br />

Gottesdienst in St. Gallen, Kirche im<br />

Kantonsspital (anschliessend OLMA)<br />

Andrea Leupp<br />

Dienstag, 19. Oktober 2010, 15.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen<br />

Haus Vorderdorf (Gehörlosenheim)<br />

Andrea Leupp<br />

Samstag, 23. Oktober 2010, 08.30 Uhr<br />

Kirchenvorstehertagung in St. Gallen<br />

Adolf Locher<br />

REFORMIERTES GEHÖRLOSENPFARRAMT<br />

DER NORDWESTSCHWEIZ<br />

Pfr. Anita Kohler<br />

Friedenssrasse 14, 4144 Arlesheim<br />

Tel./Fax 061 701 22 45<br />

Natel: 079 763 43 29<br />

E-Mail: anita.kohler@ref-aargau.ch<br />

anita.kohler@gmx.ch<br />

Sonntag, 17. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Abendmahlsgottesdienst in Liestal, Kirchgemeindehaus<br />

Martinshof, Rosengasse 1<br />

mit Pfarrerin Anita Kohler<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

Sonntag, 24. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in Baden, reformierte Kirche,<br />

Oelrainstrasse<br />

mit Pfarrerin Anita Kohler<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

Sonntag, 31. Oktober 2010, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst in Olten, Pauluskirche,<br />

Grundstrasse 18, Calvinstube<br />

mit Pfarrerin Anita Kohler<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

REGION BERN, JURA<br />

Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />

Bereich Sozial-Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20; Postfach 5461<br />

3001 Bern, Tel. 031 385 17 17<br />

E-Mail: isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />

Mittwoch, 8. Oktober 2010, 18.00 Uhr<br />

Werktagsgottesdienst<br />

Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />

mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 24. Oktober 2010, 17.00 Uhr<br />

Gottesdienst "Die Fülle Gottes"<br />

Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />

mit Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Montag, 25. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />

Belp, Atelier Triebwerk<br />

mit Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Montag, 25. Oktober 2010, 20.00 Uhr<br />

Gottesdienst in Uetendorf<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />

Dienstag, 26. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />

Gottesdienst in Belp, Wohnheim<br />

Seftigenstrasse 101<br />

mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 31. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />

Gottesdienst mit Abendmahl in Burgdorf,<br />

Kirchgemeindehaus, Lyssachstrasse 2<br />

mit Pfarrerin Susanne Bieler und<br />

Doris De Giorgi<br />

31


SVEHK-Elterntagung<br />

((Einladung zur SVEHK-Elterntagung))<br />

am Samstag, 30. und Sonntag, 31. Oktober 2010<br />

Samstag, im 30. Sport- und und Sonntag, Feriencenter 31. Oktober Fiesch 2010VS im Sport- und Feriencenter Fiesch VS<br />

weitere Infos auf: www.sonos-info.ch/agenda<br />

MIT DEN HÄNDEN SPRECHEN – 3. TEIL<br />

www.svehk.ch<br />

Unter diesem Motto schlagen wir Euch verschiedene Vorträge und Workshops unter dem<br />

Thema „Erfahrungen“ vor. Wie immer ist Zeit für Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

vorgesehen, aber <strong>Jahre</strong> auch Zeit zum Entspannen und Plaudern. Schwerhörige!<br />

Der erholsame Tagungsort mitten<br />

in einem ruhigen Wäldchen, mit den grosszügigen Sportanlagen und umringt von den<br />

Walliseralpen Far- spricht schon selber für sich. Als Besonderes gibt es einen Tanzabend mit<br />

Latino bin und Hits der 70er, 80er und 90er sowie einer Salsa-Cocktailbar - lasst Euch überraschen!<br />

Einladung Humantechnik zum Vortrag<br />

Gleichcom AG<br />

Freitag, 18. September 2009 um 19 Uhr 30<br />

Postfach 127, 6331 Hünenberg<br />

Für die Kinder, von 4 bis 16 <strong>Jahre</strong>n, organisieren wir ein spannendes Tel. 041/783 Programm 00 80 – Fax mit 041/783 der 00 81<br />

Unkostenbeitrag: Fr. 20.– Referent: Pierre Lutz<br />

E-Mail: info@gleichcom.ch Onlineshop: Unkostenbeitrag: www.gleichcom.ch Fr. 20.–<br />

Möglichkeit einen „Wasser-Spiel/Schwimm-Kurs“ oder einen Schminkkurs mit Salome Clau-<br />

Für Mitglieder der<br />

Die ELS, die ergänzte<br />

Für Mitglieder der<br />

sen dem ersten Musicstar zu besuchen, Schweizerischen<br />

Lautsprache (französisch LPC,<br />

Eine Denkwerkstatt zum <strong>100</strong>-jährigen bei einem Lama-Trekking Jubiläum von mitzumachen, sonos vom das1. Klet- und Schweizerischen 2. April 2011<br />

Vereinigung Eltern<br />

englisch Cued Speech), ist ein<br />

Hilfsmittel, das zusammen mit<br />

Vereinigung Eltern<br />

tern an der Kletterwand auszuprobieren hörgeschädigter Kinder:<br />

im Seehotel Sternen in Horw/LU oder auf dem dem Ablesen von Zwergenweg den Lippen einiges zu erleben. Die hörgeschädigter Kinder:<br />

gratis<br />

eingesetzt wird.<br />

gratis<br />

Sportanlagen serate im Center ermöglichen Anmeldung erwünscht ausserdem an<br />

sonos auf Anfrage nimmt seinen runden Geburtstag zum fast jede Sportart und auch das Spielen<br />

Laute Anlass, sind beim Ablesen Nach nicht zwei Inputs zu erwartbaren Anmeldung Trends erwünscht in den ankom<br />

Annemarie Schölly,<br />

immer eindeutig. Durch das<br />

und Wiederholungsrabatte:<br />

Basteln zusammen wirdmit nicht seinen fehlen. Mitgliedorganisationen Sollten die Jugendlichen und interessiert sein, Workshops zu be-<br />

Dahlienstrasse 1, 4416 zusätzliche Gästen Codieren werden menden Jahrzehnten, und einer lustvollen Annemarie Begegnung Schölly, mit<br />

alle abgelesenen Laute sichtbar<br />

Bubendorf, as@mus.ch<br />

Dahlienstrasse 1, 4416<br />

suchen, 3 x: 5% aus sind 11 der x: sie15% Selbsthilfe selbstverständlich seine zukünftige auch herzlich Tätigkeit und willkommen. zu der Vielfalt im ganzen Bereich mit theatralischer Mittel,<br />

die Lautsprache<br />

gestalten.<br />

verständlich.<br />

Bubendorf, as@mus.ch<br />

lassen wir uns anregen von praxisnahen Zukunftsideen<br />

Schweizerische Vereinigung<br />

Diese Hilfe ist namentlich und in entwickeln Schweizerische daraus<br />

der französischsprachigen<br />

Vereinigung erste Leitlinien.<br />

Was braucht es, damit gehörlosen und hörbehinderten<br />

Schweiz weit verbreitet.<br />

der Eltern hörgeschädigter<br />

Menschen mit oder trotz veränderter Rahmenbedingungen<br />

eine hohe Lebensqualität möglich ist? Welche<br />

Beispiele Kinder innovativer Projekte und Dienstleistungen<br />

Regionalgruppe Basel<br />

unterstützen www.svehk.ch uns am zweiten Tag beim Entwickeln einer<br />

Beiträge können sonos und seine Mitgliedorganisationen Zukunftsvision. Dazwischen sind genügend Freiräume für<br />

Begegnungen und Gespräche in ansprechender Umge-<br />

Lichtblinkanlagen, bung Wecker,Telefone, am wünderschönen Faxgeräte, Vierwaldstättersee Computer, Batterien eingeplant. u.v.m.<br />

Abo- und Inseratenverwaltung<br />

der Eltern hörgeschädigter<br />

Kinder<br />

Regionalgruppe Basel<br />

<strong>Sonos</strong> www.svehk.ch<br />

Referate<br />

Feldeggstr. 69<br />

8032 Zürich<br />

Den eigenen dazu leisten? Weg finden<br />

• Gleichgewicht in der Familie<br />

• Vertrauen in die Kinder und in uns<br />

Caroline Walker Miano<br />

Mit Lachen geht es besser<br />

• Karikaturen zeigen uns die heitere Seite des Lebens<br />

Nicolas d’Aujourd’hui (Gestaltungs-Atelier Nix-Productions)<br />

Workshops (Möglichkeit 4 davon zu besuchen)<br />

Einladung zum Vortrag «Ergänzte Lautsprache»<br />

Freitag, 18. September 2009 um 19.30 Uhr, Feldsägeweg 2<br />

(Kantonsspital Liestal)<br />

Referent: Pierre Lutz<br />

Die ELS, die ergänzte Lautsprache (französisch<br />

LPC, englisch Cued Speech), ist ein Hilfsmittel,<br />

das zusammen mit dem Ablesen von den Lippen<br />

eingesetzt wird.<br />

MIT DEN HÄNDEN SPRECHEN – 3. TEIL<br />

<strong>100</strong><br />

Laute sind beim Ablesen nicht immer eindeutig.<br />

Durch das zusätzliche Codieren werden alle abgelesenen<br />

Laute sichtbar und die Lautsprache verständlich.<br />

Route nach Feldsägeweg 2, 4410 Liestal<br />

Diese Hilfe ist namentlich in der 0.6 km französisch-<br />

– ca. Minute.<br />

sprachigen Schweiz weit verbreitet.<br />

A. Erzähl mir! Diagnose - was nun?<br />

• Eltern ❏ Ich/Wir erzählen benötige(n) von ihren GebärdensprachdolmetscherInnen<br />

ersten Erfahrungen<br />

• Fragen der TeilnehmerInnen und Erfahrungsaustausch<br />

Franziska Geiser (Workshopleiterin), Damian Bächler, Katharina Wehrli Föllmi, Simone<br />

gratis<br />

MIT DEN HÄNDEN Schweizerische SPRECHEN Vereinigung – 3. TE<br />

Unkostenbeitrag: Fr. 20.– Für Mitglieder der<br />

Schweizerischen Vereinigung Eltern hörgeschädigter<br />

Kinder: gratis<br />

Anmeldung erwünscht an Annemarie Schölly,<br />

Dahlienstrasse 1, 4416, Bubendorf, as@mus.ch<br />

MIT DEN HÄNDEN SPR<br />

der Eltern hörgeschädigter<br />

Kinder Regionalgruppe Basel<br />

www.svehk.ch<br />

Schweizerische Vereinigung<br />

der Eltern hörgeschädigter<br />

Kinder<br />

Regionalgruppe Basel<br />

www.svehk.ch<br />

<strong>1911</strong> - 2011 im Einsatz für Gehörlose und<br />

Einlad<br />

«Ergän<br />

Freitag, 18.<br />

Feldsägew<br />

Unkostenbeitrag: Fr.<br />

Für Mitglieder der<br />

Schweizerischen<br />

Vereinigung Eltern<br />

hörgeschädigter Kin<br />

Anmeldung erwünsc<br />

Annemarie Schölly,<br />

Dahlienstrasse 1, 441<br />

Bubendorf, as@mus<br />

Einladung zum Vortrag<br />

«Ergänzte Lautsprache»<br />

HILFSMITTEL FÜR HÖRBEHINDERTE «Ergänzte Lautsprache»<br />

Gemeinsam in die Zukunft<br />

Weitere findet sich unter www.sonos-info.ch/<strong>100</strong> Jahrfeier<br />

Antworttalon bitte vollständig ausgefüllt senden, mailen oder faxen an:<br />

sonos, Feldeggstrasse 69, Postfach 1332, 8032 Zürich, info@sonos-info.ch, Fax 044 421 40 12<br />

Anmeldung zur Denkwerkstatt vom Freitag, 1. und Samstag, 2. April 2011 in Horw<br />

Freitag, 18. September 2009 um 19 Uh<br />

Institution: __________________________________________________________________________________________<br />

Strasse/Nr.: _________________________________________PLZ/Ort: __________________________________________<br />

Name TeilnehmerInnen: _______________________________________________________________________________<br />

❏ Ich/Wir möchte(n) übernachten: Anzahl Personen: _________ Ich/Wir benötige(n) ❏ Einzelzimmer ❏ Doppelzimmer<br />

✂<br />

Referent: Pierre Lut<br />

Die ELS, die ergänz<br />

Lautsprache (französ<br />

englisch Cued Speec<br />

Hilfsmittel, das zusa<br />

dem Ablesen von de<br />

eingesetzt wird.<br />

Laute sind beim Abl<br />

immer eindeutig. Du<br />

zusätzliche Codieren<br />

alle abgelesenen Lau<br />

und die Lautsprache<br />

verständlich.<br />

Diese Hilfe ist name<br />

der französischsprac<br />

Schweiz weit verbrei

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