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104. Jahrgang<br />
Nr. 10 Oktober 2010<br />
4<br />
7<br />
10<br />
12<br />
19<br />
Schweiz. Verband für Gehörlosen-<br />
und Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Association Suisse pour organisations<br />
de sourds et malentendants<br />
Associazione Svizzera per organizzazioni<br />
a favore delle persone audiolese<br />
Auditive Wahrnehmungsstörungen<br />
Neue Aufgabe in den Gehörlosenschulen?<br />
Moderne Telefonvermittlung für<br />
Gehörlose<br />
Einweihung bei Procom<br />
Gehörlosengerechte Familienbegleitung<br />
Angebot der Gehörlosenfachstelle Zürich<br />
Arbeitsintegration für Gehörlose<br />
Initiative von Tino Käser und Patrick Bouquet<br />
50 <strong>Jahre</strong> Audiopädagogischer Dienst<br />
Münchenbuchsee<br />
Würdigung von Josi Weissen
Seite des<br />
Präsidenten<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Die traditionellen Gehörlosenschulen<br />
haben im Laufe der vergangenen Jahrzehnte<br />
zusätzliche Aufgaben übernommen.<br />
Basierend auf dem bestehenden Fachwissen<br />
der Hörbehindertenpädagogik,<br />
ergänzt durch logopädisches, medizinisches<br />
und psychologisches Gedankengut<br />
hat man sich Kindern zugewandt, die trotz<br />
normalem Reintonaudiogramm keine<br />
altersgemässe Sprache entwickeln<br />
konnten. Für diese Kinder hat sich in der<br />
Schweiz der Begriff des Sprachheilschülers<br />
etabliert. Der Begriff ist niederschwellig<br />
und wenig diskriminierend. Er sagt aber<br />
nichts aus über Art, Umfang und Schweregrad<br />
der Sprachstörung, sowieso nichts<br />
über deren Ursache. Zudem suggeriert der<br />
Ausdruck „Sprachheilschüler“ irrtümlich<br />
eine Problematik, die durch die Regelschule<br />
im Fach „Sprache“ behoben werden<br />
könnte.<br />
Aus angelsächsischen Ländern kommend<br />
hat die Bezeichnung „auditory processing<br />
disorder (APD)“, übersetzt als „auditive<br />
Wahrnehmungsstörung (AWS)“ stark Eingang<br />
in die deutschsprachige Fachliteratur<br />
gefunden. Sie ist zudem ein wertvoller<br />
Suchbegriff für Recherchen im Internet. So<br />
findet beispielsweise die Suchmaschine<br />
GOOGLE über eine halbe Million Einträge<br />
unter dieser Bezeichnung.<br />
Den besonderen Bedürfnissen der von<br />
auditiver Wahrnehmungsstörung betroffenen<br />
Kinder können wir erst gerecht<br />
werden durch eine Präzisierung des neuen<br />
Begriffs. Wichtig ist auch eine Zuordnung<br />
zu den daraus entstehenden (Sprach-) Auffälligkeiten.<br />
Wir brauchen also ein differenzierteres<br />
Bild, das dem heutigen Fachwissen entspricht.<br />
Dazu ist eine Kooperation zwischen<br />
Schulpsychologen, Logopäden, Neuropädiatern<br />
und HNO-Ärzten notwendig.<br />
Zusätzlich müssen die momentane Befindlichkeit,<br />
Motivation, Interessen, Stimmungen<br />
und Erwartungen des Kindes<br />
berücksichtigt werden. Anamnestisch<br />
erfasst werden müssen chronische Mittelohrprobleme<br />
und sprachliche Interaktionen<br />
während der Dauer der physiologischen<br />
Sprachentwicklung.<br />
Mit diesen Daten lässt sich gegenüber<br />
Eltern und Behördestellen begründen, ob<br />
eine ambulante logopädische Unterstützung<br />
oder gar eine Sonderschulbedürftigkeit<br />
innerhalb einer Sprachheilschule<br />
angezeigt ist.<br />
Die genaue Eingrenzung der Ursachen und<br />
Symptome einer (Sprach-) Behinderung ist<br />
zu Unrecht als Defizit orientiert in Verruf<br />
geraten. Zu wissen, welche Teilleistungsstörung<br />
eine altersgemässe Sprachentwicklung<br />
hemmt, kann für die Eltern und<br />
das betroffene Kind sehr entlastend sein.<br />
Zudem wird dadurch eine gezielte, Ursachen<br />
bezogene, förderdiagnostische Hilfeleistung<br />
ermöglicht.<br />
Nicht nur eine Schwerhörigkeit, sondern<br />
auch eine Störung der Wahrnehmung und<br />
Verarbeitung von Höreindrücken kann zu<br />
einer Sprachentwicklungsbehinderung<br />
führen. Die Sprachheilschulen, die teilweise<br />
aus den traditionellen Gehörloseninstitutionen<br />
entstanden sind, wollen und<br />
sollen sich deshalb weiterhin die Förderung<br />
von Kindern mit pathologisch<br />
schweren auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />
zur Aufgabe machen. Basis ist<br />
eine umfassende, interdisziplinäre Diagnose.<br />
Darauf kann eine gezielte Ursache<br />
bezogene Therapie aufgebaut und ein adäquater<br />
Klassenunterricht in Anlehnung an<br />
den Regellehrplan angeboten werden. Ziel<br />
ist eine möglichst kurze Verweildauer, ohne<br />
die Stärkung der Selbstsicherheit, das<br />
soziale Lernen und der Einbezug der oft<br />
sehr verunsicherten Eltern zu vernachlässigen.<br />
Damit leisten die Sprachheilschulen<br />
einen wesentlichen Beitrag für eine gesicherte<br />
und echte (Re-) Integration in die<br />
Regelschule.<br />
In meinem Artikel „Schüler mit auditiven<br />
Wahrnehmungsstörungen als neue Kernaufgabe<br />
der Gehörlosenschulen?“ möchte<br />
ich im Rahmen des <strong>100</strong> Jahr Jubiläums von<br />
sonos einige (er-)klärende Gedanken einbringen.<br />
Euer Bruno Schlegel<br />
Präsident sonos
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und liebe Leser<br />
Die schweizerische Gehörlosengemeinschaft<br />
feierte in Winterthur am 25. September<br />
2010 den Welttag der Gebärdensprache.<br />
Winterthur ist für einen Tag lang<br />
Zentrum der Gehörlosen und der Gehörlosenkultur.<br />
Unter dem Motto „SINNE - SINN - UNSINN“<br />
erhielten sowohl Gehörlose wie auch<br />
Hörende die Gelegenheit ihre Sinne verführen,<br />
verwirren und sich verblüffen zu<br />
lassen. Am taktvoll-Erlebnistag wurden die<br />
BesucherInnen eingeladen, ihr Gespür für<br />
feine Schwingungen und sinnliche Reize zu<br />
entdecken.<br />
Grandioser Höhepunkt des Mega-Events<br />
waren zweifellos die Grussworte von Nationalratspräsidentin<br />
Pascale Bruderer Wyss<br />
und des Winterthurer Stadtpräsidenten<br />
Ernst Wohlwend. Der grosse Saal in der<br />
Alten Kaserne im Kulturzentrum Winterthur<br />
war bis auf den letzten Platz besetzt. Die<br />
Sympathie der gehörlosen Menschen<br />
gegenüber Pascale Bruderer Wyss war<br />
überwältigend und bis in den letzten Winkel<br />
zu spüren.<br />
Die engagierte Politikerin hielt fest, dass<br />
der Welttag der Gebärdensprache auch für<br />
sie sehr wichtig sei. Es sei für sie, wie wenn<br />
Sie nach Hause kommen würde. Pascale<br />
Bruder Wyss betonte, dass sie ihr Präsidialjahr<br />
gezielt auch dafür verwende, die<br />
Gebärdensprache einer für eine breitere<br />
Bevölkerungsschicht sichtbar zu machen.<br />
Auf diese Weise könnten die Anliegen der<br />
Gehörlosengemeinschaft von den<br />
Hörenden besser verstanden werden. Die<br />
Botschaft laute: ‚Die erste Sprache der<br />
Gehörlosen ist die Gebärdensprache und<br />
sie ist deren Schlüssel für Zugang’. Sie<br />
habe viele Ansprachen in Gebärdensprache<br />
übersetzen lassen, damit Gehörlosen so<br />
uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen<br />
Veranstaltungen und gesellschaftliche<br />
Anlässen erhalten.<br />
Die oberste Schweizerin erwähnte, dass es<br />
aus ihrer Sicht zwischen hörenden und<br />
nichthörenden Menschen keine Unterschiede<br />
gebe. Trotz unterschiedlichen<br />
Schwächen und Stärken seien alle Menschen<br />
gleich. Deshalb müsse man sich<br />
gemeinsam für die Anliegen der Gehörlosen<br />
engagieren. Sie werde dies weiterhin<br />
mit Bestimmtheit bei ihrer politischen<br />
Arbeit im Parlament in Bern machen. Diese<br />
Worte stimmen zuversichtlich.<br />
Am 26. September 2010 hat das Schweizer<br />
Stimmvolk über die 4. Revision der Arbeitslosenversicherung<br />
entschieden. Bundesrat<br />
und Parlament wollen das defizitäre Sozialwerk<br />
über höheren Lohnabzügen und Leistungsabbau<br />
sanieren. Die Stimmberechtigten<br />
haben diese Vorlage mit einem<br />
knappen Mehr angenommen. Die enormen<br />
Schulden der ALV können nun in den nächsten<br />
<strong>Jahre</strong>n abgebaut werden. Es fragt sich<br />
nur zu welchem Preis. Denn die Mega-Verdiener<br />
in unserem Land müssen leider nur<br />
„halbpatzig“ mithelfen und diejenigen,<br />
welche von Arbeitslosigkeit betroffen sind -<br />
also wieder einmal mehr die Schwächeren -<br />
werden einen Leistungsabbau und Leistungskürzungen<br />
hinnehmen müssen. Mir<br />
persönlich scheint es deshalb fraglich, ob<br />
mit dieser Revision wirklich der richtige<br />
Weg eingeschlagen und eine nachhaltig<br />
wirkende gute Lösung gefunden worden<br />
ist. Glücklich können sich vor allem jene<br />
schätzen, die auch weiterhin eine bezahlte<br />
Arbeit haben. Die soziale Schere in<br />
unserem Land wird sich vermutlich noch<br />
weiter zu Ungunsten der Schwächeren<br />
öffnen. Dies stimmt leider nicht sehr zuversichtlich.<br />
Sollten nun auch die Leitplanken der 6. IV-<br />
Revision umgesetzt werden, dürfte sich die<br />
Schweiz in den nächsten <strong>Jahre</strong>n insgesamt<br />
wohl mit gewaltigen Herausforderungen<br />
konfrontiert sehen.<br />
Roger Ruggli<br />
Master of Arts (M.A.)<br />
Redaktor<br />
Impressum<br />
Zeitschrift sonos<br />
Erscheint monatlich<br />
Herausgeber<br />
sonos<br />
Schweizerischer Verband für Gehörlosen-<br />
und Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Feldeggstrasse 69<br />
Postfach 1332<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 421 40 10<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail info@sonos-info.ch<br />
www.sonos-info.ch<br />
Redaktion<br />
Redaktion sonos<br />
Feldeggstrasse 69<br />
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Druck und Spedition<br />
Bartel Druck AG<br />
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8750 Glarus<br />
sonos verwendet bei Personen zur<br />
Vereinfachung abwechslungsweise die<br />
weibliche oder männliche Form,<br />
angesprochen sind beide Geschlechter.<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />
und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />
Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />
geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />
Herausgebers wieder.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
am 1. November 2010<br />
Redaktionsschluss:<br />
15. Oktober 2010<br />
Titelseite:<br />
Der Stiftungsrat von procom:<br />
kniend (v.l.n.r.): Alain Huber,<br />
Lilly Bösch, Stefan Honegger-Läubli<br />
stehend (v.l.n.r.): Brigitte Largo,<br />
Beat Kleeb, Isa Thuner, Urs Linder<br />
Auf dem Foto fehlt Ruedi Graf,<br />
der ebenfalls Stiftungsratsmitglied ist<br />
3
<strong>100</strong><br />
<strong>Jahre</strong><br />
Auch bedingt durch den Rückgang der Logopädie durch die Schweizerische optimal funktionieren und untereinander<br />
Schülerinnen und Schüler mit Hörbehinde- Arbeitsgemeinschaft für Sprachgebrech- assoziieren müssen. Am häufigsten beeinrungen<br />
haben traditionelle Gehörlosenliche S.A.S., heute Schweizerische Arbeitsträchtigt bei Sprachentwicklungsbehindeschulen<br />
zusätzliche Aufgaben übergemeinschaft für Logopädie SAL. Ein erster rungen sind aus der Optik einer Sprachheilnommen.<br />
Basierend auf dem bestehenden Kurs zur Erlangung des Logopädie-Diploms schule die (verbal-)auditive Wahrnehmung.<br />
Fachwissen der Hörbehindertenpädagogik, fand vom 30. März bis 10. April 1948 an der Dabei handelt es sich um eine äusserst<br />
ergänzt durch logopädisches, medizini- Sprachheilschule in St. Gallen statt.<br />
komplexe sprachrelevante Basisfunktion.<br />
sches und psychologisches Gedankengut<br />
Für deren Entwicklung ist eine intakte aku-<br />
hat man sich nun schon seit vielen <strong>Jahre</strong>n Das in den vergangenen 6 Jahrzehnten entstische Perzeption und eine intensive<br />
Voraussetzung für eine normale Sprachentwicklung sind verschiedene sprachrelevante Or-<br />
Kindern zugewandt, die trotz normalem wickelte Fachwissen hat sieben ehemalige sprachliche Interaktion Voraussetzung.<br />
Reintonaudiogramm keine altersgemässe gane Gehörlosenschulen und deren Funktionen, zur Eröffnung die optimal einer funktionieren und untereinander assoziieren müs-<br />
Sprache entwickeln konnten. Für diese<br />
sen.<br />
Sprachheilabteilung<br />
Am häufigsten beeinträchtigt<br />
bewogen,<br />
bei<br />
zusätzlich<br />
Sprachentwicklungsbehinderungen Der Begriff „auditive sind Wahrnehmungs-<br />
aus der Optik<br />
Kinder hat sich der Begriff des Sprachheil- sind noch 18 Sprachheilschulen in der störung“ wird von der deutschen Gesellschülers<br />
etabliert, ein Begriff, der wohl einer deutschen Sprachheilschule Schweiz gegründet die (verbal-)auditive worden. Wahrnehmung. schaft für Dabei Sozialpädiatrie handelt es und sich Jugendme- um eine<br />
wenig diskriminierend ist, aber nichts aus- äusserst komplexe sprachrelevante Basisfunktion. Für dizin deren zu Recht Entwicklung als „unscharf“ ist eine intakte bezeichnet. akussagt<br />
über Art, Umfang und Schweregrad<br />
Die einzelnen Teilfunktionen können aber<br />
der Sprachstörung, auch nichts über deren<br />
tische Auditive Perzeption und eine intensive sprachliche Interaktion<br />
durchaus<br />
Voraussetzung.<br />
entschlüsselt und in einer sich<br />
Ursache. Mit dem vorliegenden Artikel Der Wahrnehmungsstörung<br />
Begriff „auditive Wahrnehmungsstörung“ wird bedingenden von der deutschen Abfolge Gesellschaft geordnet für werden Sozi-<br />
möchte ich einige klärende Gedanken ein-<br />
(Abb. 1).<br />
alpädiatrie und Jugendmedizin zu Recht als „unscharf“ bezeichnet. Die einzelnen Teilfunktibringen.onen<br />
Voraussetzung können aber für durchaus eine normale entschlüsselt Sprachent- und und in einer sich bedingenden Abfolge gewicklung<br />
sind verschiedene sprachreleordnet<br />
werden (Abb. 1).<br />
vante Organe und deren Funktionen, die<br />
Innerhalb des Syndroms der auditiven<br />
Wahrnehmungsstörung kann also ein ein-<br />
Geschichtlicher Rückblick<br />
<strong>1911</strong> - 2011<br />
... im Einsatz für Gehörlose und<br />
Schwerhörige!<br />
Schülerinnen und Schüler mit auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />
als neue Kernaufgaben<br />
der Gehörlosenschulen?<br />
Bei diesem kurzen Rückblick halte ich mich<br />
an die Geschichte der Sprachheilschule St.<br />
Gallen im Wissen darum, dass ähnliche Entwicklungen<br />
im In- und Ausland beschrieben<br />
werden könnten.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1930 stieg die Zahl der gehörlosen<br />
Schüler in St. Gallen auf den höchsten<br />
Stand von 117 an. 1931 zeigte sich erstmals<br />
eine rückläufige Bewegung der Schülerzahlen,<br />
beeinflusst durch die Jodierung des<br />
Kochsalzes. Es wurden als Kompensation<br />
immer wieder hörende Kinder aufgenommen,<br />
die trotz normaler Intelligenz in<br />
ihrer Sprachentwicklung behindert waren.<br />
Die Angliederung einer weiteren Abteilung<br />
drängte sich auf. So wurde 1937 eine der<br />
ersten Sprachheilschulen der Schweiz<br />
gegründet.<br />
Auch eine Folge dieser Entwicklung war die<br />
Gründung des ersten Lehrganges für<br />
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung<br />
-<br />
Ein facettenreiches Syndrom<br />
n Schwaches Phonemgedächtnis<br />
n • Probleme bei der Erkennung von verbalem Nutzschall<br />
n • Schwache phonologische Bewusstheit<br />
n • Schwache Lautdiskrimination<br />
n • Eingeschränkte Trennung von Stör- und Nutzschall<br />
n • Bedarf nach erhöhter Differenz zwischen Stör- und<br />
Nutzschall<br />
n • Empfindlich auf unterschiedlichen Abstand zum<br />
Sprecher<br />
n • Empfindlich auf interaurale Zeitdifferenz<br />
n • Leichte Ablenkung durch Hall und Nachhall<br />
n • Allgemein schwache Aufmerksamkeit<br />
n • Allgemein schwache Konzentration<br />
Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung<br />
Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
geschränktes Phonemgedächtnis als ein<br />
auslösendes Symptom betrachtet werden.<br />
Bei Kindern mit schweren Sprachentwicklungsbehinderungen<br />
ist es eine häufige<br />
Ursache, die sich mit verschiedenen Testbatterien<br />
relativ leicht und objektiv messen<br />
lässt. Geprüft werden die Merkfähigkeit für<br />
Silben, Wörter und Sätze (auditive<br />
Merkspanne), die unterscheidende Wahrnehmung<br />
ähnlich klingender Laute oder<br />
Lautbestandteile (Lautanalyse und -synthese)<br />
sowie die Fähigkeit zur Trennung<br />
zwischen sprachlichen Hörinformationen<br />
und Nebengeräuschen (Lautdiskrimination<br />
im Störgeräusch).<br />
• Bei Auffälligkeiten könnte man von einer<br />
verbal-auditiven Merk- und Differenzierungsstörung<br />
sprechen. Sie wirkt sich<br />
negativ aus auf die Entwicklung der Leistungen<br />
des Sprech-, Lese- und Schreibvermögens<br />
und schränkt das Sprachverständnis<br />
ein. Damit ist schulisches<br />
Lernen massiv erschwert oder im<br />
Rahmen einer Regelschule vorübergehend<br />
gar verunmöglicht. Solche Kinder<br />
machen zudem bei nur oberflächlicher<br />
Diagnosestellung sogar den irrtümlichen<br />
Eindruck von Lernbehinderten.<br />
• Kinder mit einer auditiven Wahrnehmungsstörung<br />
benötigen viel mehr<br />
Anstrengung, um Schulstoff aufzunehmen<br />
und zu verarbeiten, sie ermüden<br />
schneller, werden unaufmerksam, fahrig<br />
und unkonzentriert. Sie sind sehr leicht<br />
ablenkbar. Störschall, Hall und Nachhall<br />
erschweren oder verunmöglichen die<br />
Erkennung und Aufnahme von verbalem<br />
Input. Alternative Schulformen wie Gruppenunterricht<br />
oder Werkstattunterricht<br />
verschärfen die ohnehin schon schwierige<br />
Situation. Sekundärsymptome wie<br />
depressive Verstimmungen, Regressionen,<br />
allgemeine Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Aggressionen sind nicht selten<br />
eine Folge.<br />
Diagnose<br />
Bei Verdacht auf eine Sprachentwicklungsbehinderung<br />
sollte durch Schulpsychologen,<br />
Logopäden, Neuropädiatern, HNO-<br />
Ärzten in enger Kooperation eine sehr differenzierte<br />
Diagnose erstellt werden. Dazu<br />
müssen minimal die Symptome im sprachlichen<br />
Bereich, die Ursachen, Primärursachen,<br />
Sekundärsymptome, Handlungskompetenzen,<br />
Schweregrad und Umweltfaktoren<br />
erfasst, beschrieben und einander<br />
zugeordnet werden.<br />
Schematische Darstellung von Inhalt und Umfang<br />
einer logopädischen Diagnose<br />
3.<br />
Primär-<br />
ursache<br />
2.<br />
Ursache<br />
Abb. 2: Zusätzlich Schematische muss die Darstellung momentane von Befind- Inhalt und Umfang Diese detaillierte einer logopädischen Art der Diagnose Diagnose bei<br />
(Siehe lichkeit, auch Abb. Motivation, 3: Legende Interessen, zur schematischen Stim- Darstellung einer Sprachentwicklungsbehinderung der logopädischen Diagnose ist<br />
mungen und Erwartungen berücksichtigt eine grosse Hilfe bei der Festlegung der<br />
werden. Anamnestisch erfasst werden einzuleitenden Fördermassnahmen. Dabei<br />
müssen chronische Mittelohrprobleme und handelt es sich nicht um einen neuen<br />
sprachliche Interaktionen während der Ansatz, er ist aber vielleicht etwas in Ver-<br />
Dauer der physiologischen Sprachentwickgessenheit geraten. Moderner gilt heute<br />
lung.<br />
eine ganzheitlichere, pauschalere Betrach-<br />
• Heredität, traumatische Einwirkungen, Krankheiten, chronische Hörstörungen<br />
4<br />
während der Sprachentwicklung, etc.)<br />
4. Sekundärsymptom (e)<br />
5<br />
1.<br />
Symptome<br />
5. non-verbale Lernvoraussetzungen<br />
4.<br />
Sekundär-<br />
symptome<br />
Zusätzlich sind konditionelle, psychogene und Umwelt-Faktoren sowie<br />
Schweregrade zu beurteilen und bei der Festlegung der einzuleitenden<br />
Massnahmen einzubeziehen.<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung von Inhalt und Umfang einer logopädischen Diagnose (Siehe auch Abb. 3:<br />
Legende zur schematischen Darstellung der logopädischen Diagnose.<br />
Legende für die Teilbereiche einer logogpädischen Diagnose<br />
(siehe Abb. 2)<br />
1. Symptom (e)<br />
• Einbussen bei den Leistungen des Sprech-, Lese- und Schreibvermögens, des<br />
Sprachverständnisses und allenfalls des Rechenvermögens<br />
2. Ursache (n) (Mono-, als auch eine Polykausalität)<br />
• Hörstörungen, auditive Wahrnehmungsstörung, artikulatorisch-praxische Störung,<br />
motorische Störung der Artikulationsorgane, Defekte bei den Artikulationsorganen,<br />
visuelle Störung, optisch-mnestische Störung, grapho-motorische<br />
Störung, usw.<br />
3. Primärursache (n)<br />
• depressive Verstimmungen, Regression, Aggression, Schulversagen, etc.<br />
5. Non-verbale Lernvoraussetzungen, Handlungskompetenzen<br />
Zusätzlich sind konditionelle, psychogene und Umwelt-Faktoren sowie<br />
Schweregrade zu beurteilen und bei der Festlegung der einzuleitenden<br />
Massnahmen einzubeziehen.<br />
Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer logopädischen Diagnose.<br />
Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer logopädischen Diagnose
tungsweise, die sich an den Ressourcen<br />
orientiert.<br />
Auditive Wahrnehmung und<br />
Cochlea-Implantat<br />
In meinen Ausführungen habe ich die Problematik<br />
der Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />
als neuen Aufgabenbereich<br />
der traditionellen Gehörlosenschulen<br />
dargestellt. Das neue Fachwissen können<br />
wir aber durchaus in Verbindung bringen<br />
mit der Beschulung von hörbehinderten<br />
Kindern, insbesondere beim Status nach<br />
Cochlea-Implantat-Versorgung.<br />
Die Hörleistung der Cochlea-Implantate<br />
erlaubt in den meisten Fällen eine gute<br />
Sprachentwicklung, die auf einer guten<br />
Funktion der auditiven Wahrnehmung aufbaut.<br />
Bei allfälligen Sprachentwicklungsverzögerungen<br />
bei Kindern mit Cochlea-<br />
Implantat könnte diagnostisch und therapeutisch<br />
auf das oben geschilderte Fachwissen<br />
zurückgegriffen werden.<br />
Schlussgedanken<br />
Wann ist bei einer auditiven Wahrnehmungsstörung<br />
die Indikation gegeben für<br />
eine Zuweisung in eine Sprachheilschule?<br />
Dies ist eine äusserst schwierige Frage!<br />
Zu beurteilen sind der Schweregrad, die<br />
Ursache, die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung,<br />
die Einschränkungen beim<br />
schulischen Lernen, die Reaktion des elterlichen<br />
und des schulischen Umfeldes und<br />
nicht zuletzt die Belastbarkeit des<br />
Schülers, sein persönliches Erleben des<br />
ständigen Versagens.<br />
Die Sprachheilschulen wollen und sollen<br />
sich weiterhin die Förderung von Kindern<br />
mit pathologisch schweren auditiven Wahrnehmungsstörungen<br />
zur Aufgabe machen.<br />
Basis ist eine umfassende, interdisziplinäre<br />
Diagnose. Darauf kann eine gezielte<br />
Ursache bezogene Therapie aufgebaut und<br />
ein adäquater Klassenunterricht in Anlehnung<br />
an den Regellehrplan angeboten<br />
werden. Ziel ist eine möglichst kurze Verweildauer,<br />
ohne die Stärkung der Selbstsicherheit,<br />
das soziale Lernen und der Einbezug<br />
der oft sehr verunsicherten Eltern zu<br />
vernachlässigen. Damit leisten die Sprachheilschulen<br />
einen wesentlichen Beitrag für<br />
eine gesicherte und echte (Re-)Integration<br />
in die Regelschule mit guten Berufsaussichten.<br />
Bruno Schlegel<br />
Heilpädagoge, Logopäde<br />
Direktor Sprachheilschule St. Gallen<br />
Abbildungen:<br />
Abb. 1: Funktionsausfälle bei einer auditiven<br />
Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung von<br />
Inhalt und Umfang einer logopädischen<br />
Diagnose<br />
(Siehe auch Abb. 3: Legende zur<br />
schematischen Darstellung der<br />
logopädischen Diagnose<br />
Abb. 3: Legende für die Teilbereiche einer<br />
logopädischen Diagnose<br />
Literaturangabe:<br />
• Leder Rudolf, (2005). Sprachheilschulen<br />
im Trend - Thesen und Vermutungen aus<br />
der Praxis, Schweizerische Zeitschrift für<br />
Heilpädagogik, Nr. 3, S. 13-16<br />
• Lanfranchi Andrea, (2005), Problemlösung<br />
an Ort statt Delegation nach<br />
aussen?, Schweizerische Zeitschrift für<br />
Heilpädagogik, Nr. 3, S. 7-12<br />
• Beate Kolonko & Tonia Seglias, (2005),<br />
Spracherwerbsstörungen bei älteren Kindern<br />
und Jugendlichen in Sprachheilschulen,<br />
Schweizerische Zeitschrift für<br />
Heilpädagogik, Nr. 2, S. 26-32<br />
• Schlegel Bruno, (2003), Technische<br />
Unterstützung von Kindern mit auditiven<br />
Wahrnehmungsstörungen, 145. <strong>Jahre</strong>sbericht<br />
der Spracheilschule St.Gallen,<br />
S. 7-15<br />
• Schlegel Bruno, (2004), Field Study Edu-<br />
Link der Phonak AG, 146. <strong>Jahre</strong>sbericht<br />
der Sprachheilschule St. Gallen, S. 9-10<br />
• Schlegel Bruno, Technische Unterstützung<br />
von Kindern mit auditiven Wahrnehmungsstörungen,<br />
ORL Impulse 02-04,<br />
S. 8-13, Luzern: KIND Hörzentralen<br />
• Schlegel Bruno, (2005), EduLink - Teurer<br />
Gag oder bedeutungsvolle Errungenschaft?<br />
Forum News, Zeitschrift für Praxispädiatrie,<br />
S. 25-27<br />
• Schlegel Bruno, (2005), Sprachheilpädagogik<br />
für besondere Bildungs- und<br />
Die Interessengemeinschaft Gehör-<br />
Die lose, Interessengemeinschaft Hör- und Sprachbehinderte<br />
Gehörlose, Hör- und Sprach<br />
Freiburg der Kantone Bern und Freiburg<br />
sucht für die Geschäftsstelle in Bern auf 1. Januar 2011 ein<br />
sucht für die Geschäftsstelle<br />
administrative in Bern auf Mitarbeiterin 1. Januar 2011 / Mitarbeiter eine(n) 40%<br />
Voraussetzung:<br />
Bürolehre, Handelsschule mit Berufserfahrung, KV-Abschlu<br />
administrative (n)<br />
Mitarbeiterin /<br />
Mitarbeiter 40%<br />
Aufgabenbereiche:<br />
Zahlungen, Vorkontierung, Führung der Kasse, Kursadm<br />
Verbandsadministration und der Webside<br />
Bewerbungen sind einzureichen bis 31. Oktober 2010 an<br />
Bern<br />
Weitere Voraussetzung:<br />
Infos unter: www.iggh.ch<br />
Bürolehre, Handelsschule mit Berufserfahrung,<br />
KV-Abschluss<br />
Aufgabenbereiche:<br />
Zahlungen, Vorkontierung, Führung<br />
der Kasse, Kursadministration,<br />
Unterstützung bei der Verbandsadministration<br />
und der Webside<br />
Bewerbungen sind einzureichen<br />
bis 31. Oktober 2010 an die IGGH,<br />
Belpstrasse 24, 3007 Bern<br />
Weitere Infos unter: www.iggh.ch<br />
Therapiebedürfnisse bei schweren auditiven<br />
Wahrnehmungsstörungen, Schweizerische<br />
Zeitschrift für Heilpädagogik,<br />
7-8/05, S. 28-35<br />
• Schwarz Cecile, (1985), Systematische<br />
Logopädie, Bern: Huber Verlag<br />
• Manfred Spitzer, (2005), Vorsicht Bildschirm,<br />
Stuttgart: Klett<br />
• Manfred Spitzer, (2003), Lernen, Gehirnforschung<br />
und die Schule des Lebens,<br />
Spektrum Akademischer Verlag<br />
\\TERRA-PC\SharedDocs\sonos oktober 10\stelleninserat-iggh.doc
Einweihung der neuen<br />
modernen Telefonvermittlung für Gehörlose<br />
(procom - Einweihung der neuen modernen Telefonve<br />
lung für Gehörlose))<br />
Vor 25 <strong>Jahre</strong>n starteten Beat Kleeb und Urs<br />
Linder in Wald im Zürcher Oberland mit<br />
der Vermittlung zwischen Schreibtelefonen<br />
für Gehörlose und „normalen“<br />
Sprachtelefonen. Das innovative Projekt<br />
läuft auch heute noch mit grossem Erfolg.<br />
Im letzten Jahr kamen rund 63’000 Vermittlungen<br />
zustande. Ein 24-Stunden<br />
Betrieb in drei Landessprachen gewährleistet,<br />
dass Hörgeschädigte und Gehörlose<br />
Zugang zum Telefon erhalten.<br />
Vor 25 <strong>Jahre</strong>n starteten Beat Kleeb und Urs Linder in Wald im Zürcher Oberlan<br />
Vermittlung zwischen Schreibtelefonen für Gehörlose und „normalen“ Sprachtelefo<br />
innovative Projekt läuft auch heute noch mit grossem Erfolg. Im letzten Jahr kam<br />
63'000 Vermittlungen zustande. Ein 24-Stunden Betrieb in drei Landessprachen ge<br />
tet, dass Hörgeschädigte und Gehörlose Zugang zum Telefon erhalten.<br />
Am 26. August 2010 fand im<br />
Beisein des gesamten Stiftungsrates<br />
und der Geschäftsleitung<br />
der vor 21 <strong>Jahre</strong>n gegründeten<br />
Stiftung procom die feierliche<br />
Einweihung der frisch renovierten<br />
Räume der Telefonvermittlung<br />
statt. Vier neu gestaltete,<br />
helle und freundliche Arbeitsplätze<br />
stehen den VermittlerInnen<br />
zur Verfügung sowie ein Notfallarbeitsplatz,<br />
für den Fall, dass<br />
alle vier Linien besetzt sind und<br />
ein Notruf eingeht. Die neuen<br />
Räume waren auch deshalb nötig,<br />
weil dank dem neuen Zugang<br />
über Internet wieder deutlich<br />
mehr Anrufe zu verzeichnen<br />
Am 26. August 2010 fand im Beisein des<br />
gesamten Stiftungsrates und der<br />
Geschäftsleitung der vor 21 <strong>Jahre</strong>n gegründeten<br />
Stiftung procom die feierliche Einweihung<br />
der frisch renovierten Räume der<br />
Telefonvermittlung statt. Vier neu gestaltete,<br />
helle und freundliche Arbeitsplätze<br />
stehen den VermittlerInnen zur Verfügung<br />
sowie ein Notfallarbeitsplatz, für den Fall,<br />
dass alle vier Linien besetzt sind und ein<br />
Notruf eingeht. Die neuen Räume waren<br />
auch deshalb nötig, weil dank dem neuen<br />
Zugang über Internet wieder deutlich mehr<br />
Anrufe zu verzeichnen sind.<br />
Mit Stolz und Genugtuung dürfen der<br />
gehörlose Beat Kleeb und Urs Linder,<br />
dessen Eltern gehörlos waren, auf ihr<br />
Lebenswerk blicken. Neben der Telefonvermittlung<br />
stellt die procom alljährlich auch<br />
über 15’000 Einsätze von GebärdensprachdolmetscherInnen<br />
sicher. Die procom<br />
beschäftigt heute rund 150 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, welche sich alle für<br />
die sind. Kommunikation zwischen Hörenden<br />
und Hörgeschädigten einsetzen.<br />
Mit dem 32-jährigen Rechtsanwalt Stefan<br />
Honegger-Läubli als Präsident des Stiftungsrates<br />
hat eine neue Generation<br />
Einzug in der obersten Führungsetage der<br />
procom gehalten. Zudem befasst man sich<br />
bei procom mit vielversprechenden neuen<br />
Aufgaben. Bereits im nächsten Frühjahr soll<br />
dank dem Einsatz von Bildtelefonen eine<br />
Videovermittlung in Gebärdensprache<br />
gestartet werden. Der Brückenschlag zwischen<br />
gehörlosen und hörenden Menschen<br />
ist der Stiftung procom in den 21 <strong>Jahre</strong>n<br />
Neue Arbeitsplätze in der Telefonvermittlung für Gehörlose der Stiftung procom in Wald.<br />
ihres Bestehens geglückt, und sie wird<br />
auch in Zukunft dafür besorgt sein, dass<br />
die Gehörlosen vom neusten Stand der<br />
Technik profitieren können.<br />
Interview mit Neue Stefan Arbeitsplätze in der Mitwirken Telefonvermittlung im Stiftungsrat für seit Gehörlose dem Jahr der S<br />
Honegger-Läubli procom in Wald.<br />
An der Einweihungsfeier beantwortet der<br />
Stiftungsratspräsident von procom, Stefan<br />
Honegger-Läubli, der sonos-Redaktion<br />
einige Fragen.<br />
sonos: Mit der Übergabe des Präsidiums<br />
von Beat Kleeb an Sie fand ein Generationenwechsel<br />
in der obersten Leitung von<br />
procom statt. Wie äussert sich das?<br />
nötig waren. Dies vor allem auch deshalb<br />
nicht, weil die Stiftung schon seit <strong>Jahre</strong>n<br />
sehr gut aufgestellt ist und auf eine engagierte<br />
und kompetente Geschäftsleitung<br />
und ausgezeichnete MitarbeiterInnen<br />
zählen darf. Zudem weiss ich dank meinem<br />
2004, dass mein Vorgänger, Beat Kleeb, die<br />
Organisation sehr gut geleitet hat.<br />
Ist auch die Strategie heute eine andere<br />
bzw. wie lautet die aktuelle Strategie von<br />
procom?<br />
Mit Stolz und Genugtuung dürfen der gehörlose Beat Kleeb und Urs Linder, dess<br />
gehörlos waren, auf ihr Lebenswerk blicken. Neben der Telefonvermittlung stellt di<br />
alljährlich auch über 15’000 Einsätze von GebärdensprachdolmetscherInnen sicher<br />
com beschäftigt heute rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche sich al<br />
Kommunikation zwischen Hörenden und Hörgeschädigten einsetzen.<br />
Wie in jeder Unternehmung werden auch<br />
bei procom die strategischen Ziele regelmässig<br />
überdacht und angepasst. Neben<br />
den jährlichen Zielen hat der Stiftungsrat<br />
letztmals im Jahr 2008 die mittelfristigen<br />
Ziele für die Periode 2009 bis 2012 formuliert.<br />
Nächstes Jahr findet wieder eine Strategiediskussion<br />
für die <strong>Jahre</strong> 2013 bis 2016<br />
statt.<br />
Stefan Honegger-Läubli: Aus meiner Warte<br />
Mit dem 32-jährigen Rechtsanwalt Stefan Honegger-Läubli als Präsident des Stiftu<br />
darf und kann ich sagen, dass seit meiner<br />
hat eine neue Generation Wahl Einzug im Jahr in 2008 der zum obersten Präsidenten desFührungsetage<br />
der procom geh<br />
dem befasst man sich bei Stiftungsrates procom keine mit grossen vielversprechenden Änderungen<br />
neuen Aufgaben. B<br />
nächsten Frühjahr soll dank dem Einsatz von Bildtelefonen 7 eine Videovermittlung<br />
densprache gestartet werden. Der Brückenschlag zwischen gehörlosen und hören
Stefan Honegger-Läubli engagiert sich mit grosser Fachkompetenz und viel Herzblut als Stiftungsratspräsident<br />
für die procom.<br />
Nach <strong>Jahre</strong>n des Wachstums und der Übernahme<br />
von neuen Aufgaben standen in den<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>n die Festigung und die<br />
Professionalisierung unserer bisherigen<br />
Tätigkeiten im Zentrum. Dazu gehörte auch<br />
die Modernisierung der Arbeitsplätze für<br />
unsere Telefonvermittlerinnen und -vermittler.<br />
Ich freue mich sehr, dass wir diesen<br />
Geschäftsbereich nach den Umbauarbeiten<br />
heute offiziell einweihen können.<br />
Wie wird sich procom nach Ihrem Dafürhalten<br />
in den nächsten 3, 5 und 10 <strong>Jahre</strong>n<br />
verändern bzw. welches sind die grossen<br />
Herausforderungen der Zukunft und<br />
welche Ziele möchten Sie mit procom erreichen?<br />
Wie bereits erwähnt ist procom sehr gut<br />
aufgestellt und auf die kommenden Herausforderungen<br />
bestens vorbereitet. Seit<br />
rund einem Jahr bereiten wir uns für unser<br />
neues Grossprojekt vor: die Videovermittlung.<br />
Wenn alles planmässig läuft, starten<br />
wir im Jahr 2011 mit dem Testbetrieb. Mein<br />
grosses Ziel ist es, dass wir ab dem Jahr<br />
2018 eine finanziell selbsttragende Videovermittlung<br />
in allen drei Landessprachen<br />
anbieten können. Bis dahin müssen wir<br />
über 6 Millionen Franken Betriebskapital<br />
sammeln. Dies ist wahrlich eine grosse Herausforderung<br />
für uns. Damit dies gelingt,<br />
braucht es die volle Unterstützung aller<br />
Gehörlosen in unserem Land.<br />
Wie können die Gehörlosen procom dabei<br />
unterstützen?<br />
Am bestens funktioniert die Mittelbeschaffung,<br />
wenn eine angebotene Dienstleistung<br />
von den Betroffenen auch tatsächlich<br />
genutzt werden. Damit man die Videovermittlung<br />
benutzen kann, braucht man ein<br />
Bildtelefon. Ich würde mich deshalb freuen,<br />
wenn möglichst viele Gehörlosen mit der<br />
ghe-ces electronic AG (www.ghe.ch) Kontakt<br />
aufnehmen. Dort wird man auch<br />
bestens beraten, ob die IV die Kosten für<br />
ein Bildtelefon übernimmt. Ich selbst bin<br />
begeistert vom neuen Gerät und kann es<br />
allen wärmstens empfehlen.<br />
Aus dem aktuellen Organigramm von<br />
procom geht hervor, dass Sie im Stiftungsrat<br />
noch drei Vakanzen ausweisen.<br />
Was sind die Gründe dafür?<br />
Ich freue mich, darüber informieren zu<br />
können, dass wir mit Alain Huber - einem<br />
ausgewiesenen Experten und langjährigen<br />
Kenner der Gehörlosengemeinschaft - ein<br />
neues Mitglied des Stiftungsrates<br />
gefunden haben.<br />
Die Stiftungsurkunde sieht vor, dass<br />
maximal sieben Personen im Stiftungsrat<br />
Einsitz haben können. Der Stiftungsrat hat<br />
aber bewusst entschieden, dass eine<br />
Grösse von fünf Mitgliedern optimal ist.<br />
Deshalb werden wir bis auf weiteres keine<br />
weiteren Mitglieder für den Stiftungsrat<br />
suchen.<br />
Sind die von procom angebotenen Dienstleistungen<br />
Ihrer Meinung nach mit der<br />
anstehenden Revision der Invalidenversicherung<br />
gefährdet? Welche Argumente<br />
führen Sie ins Feld, damit procom nicht mit<br />
Leistungskürzungen rechnen muss?<br />
Natürlich verfolgen wir die politische Entwicklung<br />
mit grosser Aufmerksamkeit.<br />
Mich persönlich stimmt es nachdenklich,<br />
dass schon wieder eine Sparrunde auf dem<br />
Buckel der Schwächeren geplant ist. Aber<br />
für procom haben nach heutiger Beurteilung<br />
die geplanten Kürzungen keine negativen<br />
Auswirkungen.<br />
Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur<br />
Integration von Gehörlosen in die Arbeitswelt<br />
und das ist ja das wichtigste und<br />
erklärte Ziel der Invalidenversicherung.<br />
Sie sind hörend und Ihre Eltern gehörlos.<br />
Wann haben Sie angefangen in Lautsprache<br />
zu kommunizieren?<br />
Was mir nicht zu Hause vermittelt werden<br />
konnte, habe ich wie ein Migrationskind<br />
auf der Strasse gelernt. Aus meiner Sicht<br />
war das völlig normal. Sowohl meine Eltern<br />
wie auch meine Grosseltern haben aber<br />
meiner Erziehung und speziell der Sprachbildung<br />
sehr viel Gewicht eingeräumt.<br />
Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.<br />
Was war rückblickend allenfalls etwas<br />
schwierig in Ihrer Kindheit und wo lagen<br />
Chancen, die Sie in einem hörenden Umfeld<br />
womöglich nicht gehabt haben?<br />
Natürlich wurde ich als Kind auf dem Spielplatz<br />
gehänselt - Kinder können diesbezüglich<br />
ja ziemlich brutal sein. Selbstverständlich<br />
hätte ich mir manchmal auch mehr<br />
Unterstützung bei meinen Schulaufgaben<br />
gewünscht. Und die meisten Kinderlieder<br />
lerne ich erst jetzt dank unserem kleinen<br />
Sohn. Auch wenn es nicht immer ganz einfach<br />
war, kann ich heute aber mit voller<br />
Überzeugung sagen, dass der Einblick in<br />
eine zweite Kultur - die Kultur der Gehörlosen<br />
- für mich eine riesige Bereicherung<br />
war und immer noch ist. Deshalb ist es für
Stefan Honegger-Läubli und Lilly Bösch, Leiterin der Telefonvermittlung, stossen auf den gelungenen Umbau<br />
an.<br />
mich wichtig, etwas zurückzugeben. Das<br />
tue ich mit meinem Engagement für die<br />
procom.<br />
Sie sind Jurist und arbeiten beim Bund an<br />
einer verantwortungsvollen Stelle. Was<br />
machen Sie genau dort?<br />
Ich bin beim Bundesamt für Landwirtschaft<br />
zuständig für die Beziehungen zur Europäischen<br />
Union. Zurzeit verhandeln wir ein<br />
neues Abkommen mit der EU. So bin ich<br />
regelmässig in Brüssel und sehe deshalb<br />
leider meine Familie etwas zu wenig.<br />
Können Sie Ihr Wissen und Ihre Affinität in<br />
Bezug auf die Gehörlosenkultur und die<br />
Gebärdensprache auch in Ihrem beruflichen<br />
Umfeld in Bundesbern nutzen?<br />
Nicht direkt, aber indirekt schon. Gerade<br />
bei schwierigen Verhandlungen ist es<br />
wichtig, sich auch in die Person auf der<br />
Gegenseite einfühlen zu können und die<br />
So funktioniert die Telefonvermittlung<br />
Die hörgeschädigte Person ruft über das<br />
Schreibtelefon oder über das Internet die<br />
procom an. Die Vermittlerin der procom<br />
nimmt den Anruf entgegen und wählt die<br />
Telefonnummer der hörenden Zielperson.<br />
Sobald die Verbindung aufgebaut ist, läuft<br />
im direkten Dialog eine fast normale Kommunikation<br />
ab: was der Hörgeschädigte<br />
schreibt, liest die Vermittlerin dem<br />
Worte so zu wählen, dass sie verstanden<br />
werden. Dafür hat mir das Leben in zwei<br />
Kulturen ein gutes Gespür gegeben, das ich<br />
nun tagtäglich einsetzen kann.<br />
Noch eine ganz persönliche Frage: Welche<br />
Werte sind Ihnen am wichtigsten?<br />
Solidarität, Gerechtigkeit, Offenheit<br />
gegenüber Neuem und Anderem.<br />
Die sonos-Redaktion bedankt sich bei<br />
Stefan Honegger-Läubli für das offene<br />
Gespräch und wünscht ihm, dass das<br />
Videovermittlungsprojekt ein durchschlagender<br />
Erfolg und diese moderne Errungenschaft<br />
landesweit von allen Gehörlosen<br />
rege genutzt wird.<br />
[lk / rr]<br />
Hörenden simultan vor - was der Hörende<br />
spricht, schreibt die Vermittlerin auf dem<br />
Schreibtelefon für den Hörgeschädigten.<br />
Die ganze Kommunikation steht unter<br />
strengster Verschwiegenheit. Und so sind<br />
Gespräche ohne Grenzen über alle<br />
Themen möglich<br />
Weiter Info: www.procom-deaf.ch<br />
9<br />
Bildungsangebote<br />
November - Dezember 2010<br />
Finken filzen<br />
Lustig und originell!<br />
Tageskurs, 6. November 2010<br />
Leitung: Silvia Coray,<br />
Kunsthandwerkerin<br />
Trommelwochenende<br />
12. - 14. November 2010<br />
Leitung: Marco Bontognali<br />
Engelwerkstatt<br />
(bitte neues Datum beachten!)<br />
Halbtageskurs, 12. November 2010<br />
Leitung: Silvia Coray, Kunsthandwerkerin<br />
Gebärdentreff<br />
Gebärden auffrischen,<br />
neue Gebärden lernen<br />
4. Dezember 2010<br />
Leitung: Annemarie Urech,<br />
gehörlos, Gebärdensprachausbildnerin<br />
Das Bildungsprogramm 2011<br />
kann ab ca. Mitte November<br />
bezogen werden bei:<br />
Fontana Passugg, Bildung und<br />
Kultur für Gehörlose, Schwerhörige,<br />
Ertaubte, CI-Träger und<br />
Hörende<br />
7062 Passugg-Araschgen<br />
Telefon 081 250 50 55<br />
bildung@fontana-passugg.ch<br />
www.fontana-passugg.ch
Erweitertes Angebot - Familienbegleitung<br />
ilienbegleitung))<br />
Die Beratungsstelle für Gehörlose Zürich<br />
hat eine Familienbegleiterin. Doris Hermann<br />
unterstützt gehörlosengerecht Familien,<br />
die Fragen zur Erziehung haben. Sie<br />
ist sensibilisiert für die Kommunikation in<br />
Familien mit gehörlosen Eltern und/oder<br />
Kindern. Aber was bedeutet eigentlich<br />
Familienbegleitung und was sind die Aufgaben<br />
der Familienbegleiterin?<br />
Im Zentrum St. Michael in Littau treffen sich<br />
am Donnerstag, 27. August 2010, auf Einladung<br />
des „kofo zentralschweiz“ interessierte<br />
Zuhörende und Zuschauende, um<br />
von Doris Hermann mehr über ihre Tätigkeit<br />
als Familienbegleiterin zu erfahren.<br />
Daniel Gundi eröffnet das kofo und heisst<br />
die anwesenden Besucherinnen und Besucher<br />
sowie die Gebärdensprachdolmetscherin,<br />
Barbara Bürki, und den Gebärdensprachdolmetscher,<br />
Renato Pesavento,<br />
ganz herzlich willkommen.<br />
Daniel Gundi: „Ich freue mich, dass wir<br />
heute Abend von Doris Hermann erfahren<br />
werden, was genau die Aufgaben der Fami-<br />
lienbegleitung sind und für welche Familien<br />
das Beratungsangebot geeignet ist. Und<br />
wo die Abgrenzung bzw. wo die Unterschiede<br />
zwischen der Familienbegleitung<br />
und der Erziehungsberatung liegen.“<br />
Informationen von Doris Hermann über ihre<br />
berufliche Tätigkeit die Grundlage für eine<br />
spannende Diskussions- und Fragerunde<br />
sein werden.<br />
Das erweiterte Angebot der<br />
Gehörlosenfachsstelle Zürich<br />
- Familienbegleitung<br />
Doris Hermann betont einleitend: „Die<br />
Familienbegleitung ist ein erweitertes<br />
Dienstleistungsangebot der Gehörlosenfachstelle<br />
Zürich für gehörlose, schwerhörige<br />
und hörende Eltern mit gehörlosen,<br />
schwerhörigen oder hörenden Kindern.<br />
Meine Aufgabe ist es, Familien zu begleiten<br />
und zu beraten, wenn schwierige Situationen<br />
entstanden sind.“<br />
ch hat eine Familienbegleiterin. Doris Hermann<br />
n, die Fragen zur Erziehung haben. Sie ist senmilien<br />
mit gehörlosen Daniel Gundi Eltern begrüsst die Hauptreferentin und/oder Kindern.<br />
des heutigen Abends, Doris Hermann, herz-<br />
egleitung und was lichst. sind Er ist davon die überzeugt, Aufgaben dass die der Fami-<br />
Familienbegleitung ist der vorübergehende<br />
Einsatz einer Fachperson in einer Familie<br />
mit einer belastenden Situation. Durch<br />
Beratung, Anleitung und konkrete Hilfestellungen<br />
soll die Familienbegleitung die<br />
Fähigkeit der Eltern fördern, ihre Kinder zu<br />
erziehen und die Schwierigkeiten des Alltags<br />
zu bewältigen. Der direkte, intensive<br />
und zeitlich begrenzte Einsatz in der<br />
Familie versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Die Unterstützung ist auf die konkrete<br />
Familiensituation ausgerichtet und findet<br />
im alltäglichen Umfeld der Familie stat. Ziel<br />
der Familienbegleitung ist es, Familien<br />
dabei zu unterstützen, ihre Probleme<br />
selber zu lösen.<br />
ch am Donnerstag, 27. August 2010, auf Einladung<br />
uhörenden und Zuschauende, um von Doris Hernbegleiterin<br />
zu erfahren.<br />
Daniel Gundi freut sich auf die Informationen von Doris Hermann über ihre Tätigkeit als Familienbegleiterin.<br />
Die Familienbegleitung ist bei folgenden<br />
Ausgangslagen angezeigt:<br />
• bei Schwierigkeiten von Eltern und Pflegeeltern<br />
im Umgang mit ihren Kindern<br />
• bei Auffälligkeiten von Kindern und<br />
Jugendlichen zu Hause, im Kindergarten,<br />
in der Schule oder Berufslehre<br />
• bei psychischen Krisen von Eltern oder<br />
Kindern<br />
• bei schwierigen Lebensumständen der<br />
Familie, wie z.B. Trennung oder Scheidung<br />
der Eltern, Arbeitslosigkeit, finanziellen<br />
Problemen, Krankheit, Sucht<br />
• für die spezielle Situation von Einelternund<br />
Patchwork-Familien<br />
• zur Vermeidung oder Verkürzung von<br />
Fremdunterbringungen von Kindern und<br />
Jugendlichen oder zur Sicherung des<br />
Erfolges nach der Rückplatzierung aus<br />
einem stationären Rahmen<br />
• als (verordnete) Kindesschutzmassnahme<br />
bei Gefährdung des Kindeswohls<br />
undi freut sich auf die Informationen von Doris Hermann über ihre<br />
als Familienbegleiterin.<br />
Durch den Einsatz der Familienbegleitung<br />
kann in vielen Fällen die Fremdplatzierung
eines oder mehrerer Kinder vermieden<br />
werden.<br />
Doris Hermann zeigt am Beispiel einer<br />
gehörlosen Familie mit hörenden Kindern,<br />
um welche Problemstellungen es konkret<br />
gehen kann. Es fängt an bei der Sprachwahl.<br />
Soll das Kind gebärdensprachlich<br />
oder lautsprachlich orientiert aufwachsen?<br />
Dies immer im Wissen, dass die Kinder von<br />
den Eltern lernen. Oftmals entstehen<br />
während der Schulzeit Probleme, weil Defizite<br />
(sprachlicher Rückstand) vorhanden<br />
sind. Es muss genau abgeklärt werden,<br />
welches und in welchem Umfang ein Chaos<br />
in der Sprachkompetenz besteht. Aus Sicht<br />
von Doris Hermann muss es heute eine<br />
Selbstverständlichkeit sein, dass in solchen<br />
oder ähnlichen Settings die Familienbegleiterin<br />
auch gehörlos ist.<br />
Eltern brauchen vielleicht familienbegleiterische<br />
Unterstützung, weil es wegen des<br />
fehlenden Blickkontaktes zwischen der<br />
Lehrerschaft und ihrem Kind, zu Verständigungsproblemen<br />
kommt und der Schulund<br />
Lernstoff nicht oder nur ungenügend<br />
vermittelt bzw. verstanden wird. Hier gilt es<br />
nach guten und neuen Lösungen zu<br />
suchen.<br />
Ziel der Familienbegleitung<br />
Doris Hermann erklärt, dass mit Hilfe der<br />
Familienbegleitung die Fähigkeit von Eltern<br />
gefördert werden soll, ihre Kinder zu<br />
betreuen und zu erziehen und die Schwierigkeiten<br />
des Alltags zu bewältigen. Ziel ist,<br />
dass Kinder in ihrer Familie aufwachsen<br />
und Familie selbstständig und selbstbestimmend<br />
leben können.<br />
Weitere Teilziele sind:<br />
• verbesserte Kommunikation innerhalb<br />
der Familie<br />
• Einhalten der Generationengrenze zwischen<br />
Eltern und Kindern<br />
• gestärktes Durchsetzungsvermögen der<br />
Eltern gegenüber den Kindern<br />
• erweiterte Kompetenz der Eltern, die<br />
Kinder alters- und entwicklungsgemäss<br />
zu betreuen und zu fördern<br />
• Autonomie und Eigenverantwortung der<br />
Familie in Alltagsfragen<br />
Doris Hermann ist dipl. Sozialpädagogin HF und arbeitet auf der Gehörlosenfachstelle Zürich als Familienbegleiterin.<br />
Doris Hermann ist gehörlos geboren und Mutter eines hörenden Sohnes.<br />
• eine gute Zusammenarbeit mit dem Kindergarten<br />
und der Schule<br />
• eine gute Zusammenarbeit mit Behörden<br />
und Fachstellen<br />
Doris Hermann: „Die Familienbegleitung ist<br />
die Stellvertretung der begleiteten Familie.<br />
Eine wichtige Aufgabe ist es auch Informationen<br />
zum Thema Gehörlosigkeit sowie<br />
den Kommunikationsformen Spitälern,<br />
Ärzten, Kinderspitälern, Therapeuten sowie<br />
den diversen Beratungsstellen zur Verfügung<br />
zu stellen und die Netzwerkbildung<br />
zu anderen Organisationen wie beispielsweise<br />
dem SGB-FSS, Sozialämtern Entlastungsdiensten,<br />
Familien- und Jungendberatungsstellen,<br />
Opferhilfen und Psychologen<br />
zu ermöglichen.“<br />
Doris Hermann informiert, dass sie die einzige<br />
Familienbegleiterin in der Deutschschweiz<br />
sei. Für sie ist es zudem zentral<br />
und von grosser Wichtigkeit, dass die Familienbegleiterin<br />
über hohe Gebärdensprachkompetenz<br />
verfügen muss, damit die<br />
gegenseitige Akzeptanz gewährleistet ist.<br />
„Denn etwas sollte unter allen Umständen<br />
Doris Hermann nimmt eine latente Gefahr wahr, dass Kinder schnell fremdplatziert werden können. Mit einer<br />
frühzeitig initiierten Familienbegleitung können solche drastischen Massnahmen unter Umständen verhindert<br />
werden.<br />
11
nicht gemacht werden: Die Kinder von<br />
gehörlosen Eltern dürfen nicht für ihre<br />
Eltern dolmetschen. Dafür dürfen die<br />
Kinder nicht missbraucht werden.“<br />
Doris Hermann arbeitet nunmehr seit neun<br />
<strong>Jahre</strong>n in der Familienhilfe. Sie beschreibt<br />
ihre anspruchsvolle Tätigkeit als sehr interessant,<br />
herausfordernd und spannend.<br />
Zum Schluss ihres Referates weist Doris<br />
Hermann noch darauf hin, dass das<br />
Angebot der Familienbegleitung immer<br />
mehr genutzt werde. Eventuell könnten in<br />
Zukunft auch andere Beratungsstellen<br />
dieses Angebot als erweiterte Dienstleistung<br />
zur Verfügung stellen. Sie habe aber<br />
auch schon Aufträge für andere Fachstellen<br />
übernommen. Dies bedinge indes, dass ein<br />
konkretes Gesuch von der jeweils zuständige<br />
Gehörlosenfachstelle oder einem<br />
Sozialamt gestellt werde.<br />
Selbstverständlich kann mit Doris Hermann<br />
auch via Skype Kontakt aufgenommen<br />
werden und auf diese Weise quasi ein Erstgespräch<br />
geführt werden. „Am Anfang sind<br />
die Probleme meistens klein und lösbar. Es<br />
muss verhindert werden, dass es zu<br />
grossen und unlösbaren Problemen<br />
kommt.“<br />
[rr]<br />
Die Arbeitsweise der Familienbegleitung<br />
Die Sozialpädagogische Familienbegleitung<br />
setzt bei den Stärken der Familie an<br />
und arbeitet auf die Ziele hin, welche zu<br />
Beginn der Zusammenarbeit zwischen<br />
der Familie und der Auftraggeberin/dem<br />
Auftraggeber vereinbart wurden. Die<br />
Arbeitsweise ist lösungs- und ressourcenorientiert.<br />
Das heisst, es stehen<br />
Fragen nach Zielen und nach Ressourcen<br />
im Zentrum der Arbeit. Die Einsätze<br />
finden bei der Familie zu Hause statt.<br />
Dies gewährleistet eine direkte, auf die<br />
konkrete Familiensituation ausgerichtete<br />
Hilfestellung. Zudem ermöglicht der<br />
Hausbesuch, vorhandene Ressourcen<br />
der Familie und ihres Umfeldes zu entdecken<br />
und in den Veränderungsprozess<br />
einzubeziehen. In der Regel besucht die<br />
Familienbegleiterin/ der Familienbegleiter<br />
die Familie ein- bis zweimal pro<br />
Woche während ungefähr zwei bis vier<br />
Stunden. Dabei arbeitet sie/er mit der<br />
ganzen Familie oder mit einzelnen Familienmitgliedern<br />
und bezieht auch das<br />
Umfeld der Familie in den Veränderungsprozess<br />
mit ein.<br />
Arbeitsintegration<br />
für Gehörlose?<br />
Die Stiftung „i-seven“ setzt sich zum Ziel<br />
neue Arbeitsplätze für Menschen mit einer<br />
Hörbehinderung zu schaffen. Die Stiftung<br />
steht vor der Gründung und ist eine Art<br />
Sozialfirma. Im heutigen schwierigen<br />
Arbeitsmarkt und bei der hohen Arbeitslosigkeit<br />
wäre eine Stiftung eine grosse<br />
Chance für viele Gehörlose.<br />
Im Clubraum der Roten Fabrik in Zürich-<br />
Wollishofen treffen sich am Mittwoch, 1.<br />
September 2010, auf Einladung der „kofo<br />
zürich“, des Gehörlosen- und Sportvereins<br />
Zürich und in Zusammenarbeit mit<br />
„sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH“ zahlreiche<br />
interessierte Zuhörende und Zuschauende,<br />
um von Tino Käser, einer der Hauptinitianten<br />
von „i-seven“, mehr über die<br />
geplante Stiftung sowie über die Idee und<br />
das innovativen Modell einer Sozialfirma<br />
speziell für gehörlose Menschen zu<br />
erfahren.<br />
Gian-Reto Janki eröffnet das kofo und<br />
heisst die zahlreichen Besucherinnen und<br />
Besucher sowie die Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />
Barbara Bucher und Irina<br />
Davatz ganz herzlich willkommen.<br />
Gian-Reto Janki: „Die meisten von uns<br />
Gehörlosen arbeiten bei privatwirtschaftlichen<br />
Firmen. Verliert man aber seinen Job,<br />
ist es heute für die Stellensuchenden sehr<br />
schwer und leider des öfters unmöglich<br />
eine neue Anstellung zu finden. Deshalb ist<br />
es wichtig, dass es Angebote gibt, die speziell<br />
auf die Arbeitsintegration von gehörlosen<br />
Menschen ausgerichtet sind.“<br />
Gian-Reto Janki begrüsst den Hauptreferenten<br />
des heutigen Abends, Tino Käser,<br />
Mitinitiator der neu zu gründenden Stiftung<br />
„i-seven“ herzlichst. Er ist davon überzeugt,<br />
dass die innovativen Ideen von Tino<br />
Käser viel Gesprächsstoff für das anschliessende<br />
Podiumsgespräch bringen werden.<br />
Gedanken über zukunftsfähige<br />
Geschäftsmodelle<br />
Tino Käser erwähnt zu Beginn, dass er sich<br />
sehr freue, heute Abend im Kreise von<br />
Gehörlosen das Geschäftsmodell und die<br />
Idee von „i-seven“ vorstellen zu dürfen<br />
sowie anschliessenden darüber zu diskutieren<br />
und wichtige Feedbacks zu erhalten.<br />
Tino Käser nimmt Bezug auf seine Biografie.<br />
Er ist in Wallisellen aufgewachsen<br />
und seit 10 <strong>Jahre</strong>n mit seiner gehörlosen<br />
Frau Marilene verheiratet. Der gemeinsame<br />
6-jährige Sohn Ramon ist hörend. Gelernt<br />
hat er ursprünglich Maschinenmechaniker<br />
und anschliessend hat er Sozialpädagogik<br />
studiert. Seit 2006 arbeitet er als<br />
Geschäftsführer beim Verein Noveos, Perspektiven<br />
für Menschen mit psychischer<br />
Beeinträchtigung. Und seit zwei <strong>Jahre</strong>n ist<br />
er Mitglied im Zentrumsrat des Zentrums<br />
für Gehör und Sprache Zürich ZGSZ in<br />
Zürich-Wollishofen.<br />
Verein Noveos<br />
Noveos unterhält seit 39 <strong>Jahre</strong>n Angebote<br />
für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen<br />
in den Bereichen Wohnen,<br />
Beschäftigung und Beratung. Aktuell<br />
werden rund 200 Menschen geschützte<br />
Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt und für<br />
den Arbeitsbereich werden 144‘000 Betreuungsstunden<br />
pro Jahr aufgewendet.<br />
Noveos stellt 33 Menschen Wohnplätze zur<br />
Verfügung und macht bei 40 Menschen<br />
Wohnbegleitungen. Das Beratungsangebot<br />
von Noveos wird jährlich von 130 Personen<br />
in Anspruch genommen. Noveos beschäftigt<br />
rund 70 Fachmitarbeitende, welche<br />
gleichzeitig die Firmenleitung bilden. Tino<br />
Käser: „Unsere Beratungsangebote hat das<br />
Ziel, dass Menschen mit psychischen<br />
und/oder anderen Problemen wieder<br />
Arbeit finden.“
Gian-Reto Janki begrüsst die zahlreich erschienen kofo Besucherinnen und Besucher und freut sich mehr<br />
über Firmen für Gehörlose und über das innovative Geschäftsmodell von „i-seven“ zu erfahren.<br />
Tino Käser weist darauf hin, dass die von<br />
Noveos angebotenen sogenannten<br />
„geschützten Arbeitsplätze“ eigentlich nur<br />
Personen zur Verfügung stehen, die eine IV-<br />
Rente erhalten und diese Plätze von der<br />
Invalidenversicherung zur Hälfte mitfinanziert<br />
werden. Bei Noveos sind zurzeit ca.<br />
200 Mitarbeitenden in verschiedenen<br />
Betrieben tätig wie beispielsweise in<br />
Brockenhäusern, Schreinereien, Textil-<br />
werkstatt, Flechterei, Verwaltungsbereich<br />
usw.<br />
Tino Käser: „Die Beschäftigten dürfen bei<br />
uns Schwächen zeigen und auch für Beeinträchtigungen<br />
hat es bei uns Platz. Das<br />
Durchschnittsalter aller Beschäftigten<br />
beträgt 40 <strong>Jahre</strong>n. Bei rund 12% der<br />
Beschäftigten gelingt es eine Anschlusslösung<br />
im ersten Arbeitsmarkt zu finden.“<br />
Tino Käser erklärt, warum in Zukunft immer mehr Menschen im sogenannten ersten Arbeitsmarkt nicht<br />
mehr beschäftigt werden und ihnen der dauernde Verbleib in der Sozialhilfe drohe.<br />
Weiter erklärt Tino Käser, dass im Zuge der<br />
Revision der Invalidenversicherung ab<br />
dem 1. Januar 2011 durch die IV nur noch<br />
Arbeitsplätze für IV-Bezüger subventioniert<br />
werden. „Dieser Regime-Wechsel hat<br />
zur Folge, dass ca. 12% der bei Noveos<br />
Beschäftigten, die keine IV-Rente<br />
erhalten, gekündigt werden müsse. Dies<br />
ist eigentlich paradox. Denn gerade die<br />
Nachfrage von Menschen ohne IV-Rente<br />
steigt kontinuierlich. Die Gefahr besteht,<br />
dass Menschen ab 40 <strong>Jahre</strong>n, die den Job<br />
verlieren, keine Arbeit mehr finden und<br />
durch die Arbeitslosigkeit in eine Depression<br />
hineinfallen. Ab 50 <strong>Jahre</strong>n ist es heute<br />
leider sehr schwierig geworden einen Job<br />
bzw. Arbeit zu finden, und es droht der<br />
bleibende Verbleib in der Sozialhilfe.“<br />
Situation für Menschen mit<br />
einer Hörbeeinträchtigung<br />
Tino Käser: „Im Grossraum Zürich gibt es<br />
über 200 gehörlose oder schwerhörige<br />
Menschen, die arbeiten können und auch<br />
wollen, aber keine Stelle finden. Und dies<br />
trotz guter Ausbildungen. Im Kreise von<br />
Hörenden sind gehörlose Menschen oft<br />
oder immer ausgegrenzt.“<br />
Der Vergleich mit Deutschland zeigt, dass<br />
in der Schweiz der Zugang zu Bildungsangeboten<br />
für gehörlose Menschen<br />
erschwert ist. In diesem Punkt, betont Tino<br />
Käser, sei die Schweiz gegenüber<br />
Deutschland, ein eigentliches Entwicklungsland.<br />
Tino Käser: „Das dominante Thema ist und<br />
bleibt die Kommunikation zwischen<br />
Hörenden und Gehörlosen. Die Gründe<br />
dafür sind, dass Hörende oft Angst davor<br />
haben mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren.<br />
Sie haben Angst, sich zu blamieren.<br />
Für Schwerhörigen ist die Situation<br />
oftmals noch schwieriger als für<br />
Gehörlose. Ein ganz wesentlicher Aspekt<br />
ist, dass die Anforderungen und der Druck<br />
auf dem Arbeitsmarkt ganz allgemein<br />
gestiegen sind.“<br />
13
Tino Käser möchte<br />
zusammen mit seinem<br />
Geschäftspartner Patrick<br />
Bouquet normale Firmen<br />
gründen, in denen gehörlose<br />
Arbeitnehmende die<br />
eigentlichen Mitarbeiter-<br />
Teams bilden.<br />
Arbeitsintegration - so könnte<br />
es funktionieren<br />
Die beiden Initianten, Patrick Bouquet und<br />
Tino Käser, der Initiative Stiftung „i-seven“<br />
möchten eine ganz normale Firma aufbauen,<br />
in welcher ausschliesslich Gehörlose<br />
oder Hörbehinderte beschäftigt<br />
werden. Mit diesem Mitarbeitermix könnte<br />
der allgegenwärtige Stolperstein der Kommunikationsbarriere<br />
zwischen hörenden<br />
und gehörlosen bzw. hörbeeinträchtigten<br />
Arbeitnehmenden ausgeschaltet werden.<br />
Bei dieser Geschäftsform kommt es zu<br />
keinen Kommunikationsproblemen mehr,<br />
weil alle Beschäftigten gleich sind. Mitarbeitende<br />
mit Aussenkontakten sind -<br />
gemäss den Vorstellungen von Käser und<br />
Bouquet - Hörende mit Gebärdensprachkompetenzen.<br />
Tino Käser: „In Deutschland<br />
gibt es mindestens zwei Firmen mit diesem<br />
Personalmix, die so gut funktionieren. In<br />
der Schweiz kommt der SGB-SFF diesem<br />
Geschäftsmodell ziemlich nahe.“<br />
Tino Käser ist davon überzeugt, dass ihr<br />
innovatives Geschäftsmodell erfolgreich<br />
umgesetzt werden kann. Tino Käser erklärt,<br />
welche Gedanken und Überlegungen er<br />
sich zusammen mit Patrick Bouquet<br />
gemacht hat.<br />
Tino Käser: „Was bedeutet eigentlich<br />
Behinderung? Tatsache ist, dass Menschen<br />
nicht per se behindert sind, sondern sie<br />
werden per Definition von der Gesellschaft<br />
gehindert. Die Menschen definieren die<br />
Grenzen für Menschen die keine Probleme<br />
haben und somit integriert sind. Menschen,<br />
bei denen nicht alles perfekt ist,<br />
fallen deshalb aus diesem schmalen Grenzbereich<br />
heraus und sind somit ausgegrenzt.<br />
Dabei gilt es zu beachten, dass<br />
diese Grenzen fliessend sind bzw. willkürlich<br />
festgelegt werden. Die Umsetzung der<br />
5. IVG-Revision veranschaulicht dies auf<br />
eindrücklich Art und Weise. Im Kontext der<br />
knapper werdenden Finanzen wird diese<br />
„Integrations-Grenze“ Schritt für Schritt<br />
nach oben geschoben, mit dem Resultat,<br />
dass immer mehr Menschen ausgegrenzt<br />
werden. „I-Seven“ bietet ein neues Denkund<br />
Organisationsmodell an und sprengt<br />
die Grenzen traditioneller Systeme. „I-<br />
Seven“ nutzt Ressourcen und Energien die<br />
an klassischen Systemschnittstellen verloren<br />
gehen und schafft win-win-Situationen<br />
für alle Beteiligten.“<br />
Tino Käser weist darauf hin, dass wieder<br />
gelernt werden sollte, freier zu denken und<br />
zu überdenken. Immer mehr Menschen verlieren<br />
Kraft, Mut und Zuversicht, sie werden<br />
zusehends zermürbt. Er sei davon überzeugt,<br />
dass es eine neue Grundhaltung<br />
gegenüber den Menschen brauche. Es<br />
müsse zur Kenntnis genommen werden,<br />
dass Menschen eben verschieden seien<br />
und sie auch verschieden sein dürften,<br />
denn dies sei der Normal-Fall. „Auf dieser<br />
Grundhaltung baut „i-seven“, denn diese<br />
Initiative ist das Grundprinzip von Inklusion.<br />
Es ist die Wertschätzung der Diversität<br />
von Menschen, Kulturen, Bildungslandschaften,<br />
sozialen Systemen und<br />
Arbeitswelten. Die Heterogenität ist eine<br />
Gegebenheit, die die Normalität darstellt.“<br />
Tino Käser ist sicher, dass es neue Modelle,<br />
wie die Idee von „i-Seven“ in Zukunft<br />
brauche, weil die bestehenden sozialen<br />
und gesellschaftliche Systeme zunehmend<br />
nicht mehr in der Lage sein werden, soziale<br />
Ausgrenzungen zu verhindern.<br />
Zum Schluss seiner spannenden und zum<br />
Nachdenken anregenden Ausführungen<br />
erklärt Tino Käser, dass es viele neue<br />
selbstbewusste und starke Firmen<br />
brauche, die von der Invalidenversicherung<br />
nicht unterstützt werden. „Alle gehörlosen<br />
Mitarbeitenden in diesen Firmen sind<br />
gleich und erhalten keine finanziellen<br />
staatlichen Unterstützungen.“<br />
Tino Käser möchte von den kofo-Besucherinnen<br />
und -besuchern wissen, was sie als<br />
gehörlose Betroffene über das Geschäftsmodell<br />
von „i-seven“ denken und ob sie<br />
sich vorstellen können, in einer solchen<br />
Firma zu arbeiten. Tino Käser: „Wir von „iseven“<br />
machen engagiert weiter und<br />
suchen nach geeigneten Liegenschaften<br />
und Gewerberäumlichkeiten und Geschäft
Engagierte Voten aus dem Publikum werden von den Podiumsteilnehmenden kompetent beantwortet. (v.l.n.r.) Irina Davatz (Gebärdensprachdolmetscherin), Tino<br />
Käser, Paul Hablett, Rolf Zimmermann und Gian-Reto Janki.<br />
sideen sowie nach dem notwendigen Gründungskapital<br />
für die neuen Firmen.“<br />
Voten aus dem Publikum<br />
Ein junge gehörlose Frau: „Ich bin schon<br />
sehr lange arbeitslos. Durch das RAV wurde<br />
ich auch in verschiedene Arbeitsprogramme<br />
vermittelt. Aber es hat nicht<br />
geklappt, da das Umfeld immer von<br />
Hörenden geprägt ist. Durch das Seco<br />
wurde mir schlussendlich empfohlen,<br />
einen geschützten Arbeitsplatz zu suchen.<br />
Ich persönlich würde es natürlich toll<br />
finden, wenn es Firmen für Gehörlose<br />
geben würden. Es ist einfach eine super<br />
Idee und entspricht voll und ganz meinen<br />
Wünschen.“<br />
Ein gehörloser Mann meint: „Gehörlose<br />
müssen auch lernen frecher zu werden.<br />
Hier könnte eine solche Firma gewisse Coaching-Funktionen<br />
übernehmen. Schön<br />
wäre es, wenn die Stiftung auch helfen<br />
könnte, wenn Gehörlose selber eine Firma<br />
gründen möchten und sie dabei tatkräftig<br />
unterstützen würden.<br />
Weitere Wortmeldungen bestätigen Tino<br />
Käser, dass das Geschäftsmodell von „iseven“<br />
bzw. die Idee Firmen für Gehörlose<br />
zu gründen sehr positiv aufgenommen<br />
wurde und dies durchaus ein grosses<br />
Bedürfnis sein könnte.<br />
Tino Käser: „Die Gründung der Stiftung ist<br />
vorerst aufgeschoben worden. Zuerst<br />
braucht es wieder ein konkretes Projekt,<br />
analog dem Gefängnis-/Hotel-Projekt,<br />
allen notwendigen Infrastrukturen. Wir sind<br />
sehr optimistisch, dass wir dies schon bald<br />
realisieren können.“<br />
In der anschliessenden Podiumsdiskussion<br />
werden unter der Leitung von Gian Reto<br />
Janki weitere interessante Ideen skizziert<br />
und zu verschiedenen Äusserungen aus<br />
dem Publikum Ideen entwickelt.<br />
[rr]<br />
15<br />
Herber Rückschlag Projekt Gefängnis /<br />
Hotel gescheitert<br />
Tino Käser informiert, dass es in Uster<br />
ein nicht mehr gebrauchtes Gefängnis<br />
hat. „i-Seven“ wollte dieses leer stehende<br />
Gefängnis in ein Hotel umnutzen,<br />
welches von Gehörlosen betrieben<br />
werden sollte. Der Kanton Zürich unterstützte<br />
die Idee. Das ganze Projekt war<br />
bis zur Unterschriftsreife durch organisiert.<br />
Dann kam vor 2 Wochen wie aus<br />
heiterem Himmel der negative Entscheid.<br />
Der Kanton Zürich zog sich aus<br />
dem Projekt zurück, da das Gefängnis<br />
anderweitig genutzt werden soll.<br />
Grosser Frust und Enttäuschung aus<br />
Sicht von „i-seven“.
Lernen optimieren -<br />
bei Wahrnehmungs-<br />
Bericht über die Fachtagung vom 25. bis<br />
27. August 2010 im Zusammenhang mit<br />
dem 40-jährigen Bestehen der Tanne,<br />
Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />
Text: Jette Ehrlich (Kommunikationsförderung) und Eva<br />
Keller (Kompetenzentwicklung)<br />
Fotos: Tanne, Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />
Hochkarätige Referenten<br />
Interdisziplinäres Handeln, Austausch und<br />
Erkenntnisse aus der Forschung haben in<br />
der Tanne einen hohen Stellenwert. Aus<br />
diesem Grund haben wir uns gemeinsam<br />
mit unseren Gästen mit den Aussagen<br />
dreier renommierter Fachpersonen auseinandergesetzt.<br />
Als Referent für den ersten Tag haben wir<br />
Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth eingeladen.<br />
Gemeinsam mit ca. <strong>100</strong> Gästen aus dem Inund<br />
Ausland befassten wir uns mit aktuellen<br />
Erkenntnissen aus der Hirnforschung<br />
und setzten diese mit dem Lernen mehrfachbehinderter<br />
Menschen in Beziehung.<br />
Sieben Podiumsteilnehmende mit unterschiedlichen<br />
fachlichen Hintergründen diskutierten<br />
den Nutzen dieser Fakten für die<br />
Entwicklungsbegleitung mehrfach sinnesbehinderter<br />
Menschen.<br />
An den beiden Folgetagen führten wir die<br />
Tagung im kleineren Rahmen fort.<br />
Zusammen mit Fachleuten aus dem<br />
Taubblinden- und Hörsehbehindertenbereich<br />
im deutschsprachigen Raum setzten<br />
wir uns mit den Referaten von zwei renommierten<br />
ExpertInnen auseinander: Jan van<br />
Dijk aus den Niederlanden und Inger Rødbroe<br />
aus Dänemark.<br />
Grundlegende Erkenntnisse<br />
aus der Neurobiologie nutzen<br />
Als Grundlage des Verstehens sind für<br />
unsere Arbeit mit hörsehbehinderten Menschen<br />
u. a. Erkenntnisse aus der Hirnfor-<br />
Die Zentrumsleiterin Erika Steiger führt durch die Tagung.<br />
schung von Bedeutung. Prof. Gerhard Roth,<br />
Direktor des Instituts für Hirnforschung an<br />
der Universität Bremen, gibt uns diesbezüglich<br />
wertvolle und spannende Impulse,<br />
unter anderem dies:<br />
Die wichtigste Aufgabe des Gehirns ist die<br />
Bewertung von Handlungen in Hinblick<br />
darauf, ob diese lebenserhaltend (biologisch<br />
wie sozial) sind oder nicht. Die Sinnessysteme<br />
spielen dabei eine zentrale<br />
Rolle, denn nur wenn ich wahrnehmen<br />
kann, dass ein Ton extrem laut ist oder eine<br />
Person es mit mir nicht ehrlich meint (was<br />
mir vor allem der Ausdruck der Augen<br />
verrät), kann mein Gehirn diese Erfahrung<br />
bewerten und mein zukünftiges Verhalten<br />
danach ausrichten. Ebenso wichtig ist die<br />
Sinneswahrnehmung bei der sensomotorischen<br />
Rückkoppelung: (a) Das Gehirn gibt<br />
einen Befehl - Zeigefinger anheben! - und<br />
antizipiert, was als dessen Folge<br />
geschehen müsste. (b) Der Befehl wird ausgeführt,<br />
die Ausführung wahrgenommen<br />
und dem Gehirn gemeldet. (c) Das Gehirn<br />
vergleicht die erwartete mit der tatsächlich<br />
erfolgten Rückmeldung und folgert: ‘Befehl<br />
korrekt ausgeführt’. Dieses Rückkoppe-<br />
Tanne<br />
Schweizerische Stiftung für Taubblinde<br />
Leben und Lernen, Sinne öffnen<br />
und Kommunikationsbeeinträchtigung<br />
lungssystem ist das Resultat eines hochkomplexen<br />
Zusammenspiels zwischen<br />
Motorik und Sensorik und gerät daher<br />
durcheinander, wenn die Sinneswahrnehmung<br />
eingeschränkt ist. Ebenfalls von<br />
Rückkoppelung und daher vom Funktionieren<br />
der Sinnessysteme abhängig ist das<br />
Wissen darüber, was zu meinem eigenen<br />
Körper gehört und was nicht. Das mensch-<br />
Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth päsentiert Ergebnisse aus<br />
der Hirnforschung.
Workshop zum Thema propriozeptiven, vestibulären und taktilen Wahrnehmung. Prof. Roth lernt dazu.<br />
liche Gehirn ist jedoch in einem erstaunlichen<br />
Ausmass fähig, eingeschränkte oder<br />
fehlende Leistungen in einem Bereich<br />
zumindest teilweise zu kompensieren,<br />
indem es seine Leistung in einem anderen<br />
Bereich ausbaut und stärkt. So beginnen<br />
bei blinden Personen die Hirnregionen, die<br />
normalerweise dem Sehen dienen, für den<br />
Tast- und Hörsinn zu arbeiten. Eine weitere<br />
Erkenntnis ist, dass - dank des Tastsinns,<br />
welcher einer unserer elementarsten Sinne<br />
ist - sogar vollständig taubblinde Personen<br />
eine Vorstellung von dreidimensionalem<br />
Raum entwickeln können. Dies bedeutet,<br />
dass diese Menschen vermutlich nicht in<br />
einer völlig anderen Welt als wir Sehenden<br />
und Hörenden leben, aber dass sie die Welt<br />
anders konstruieren.<br />
Von entscheidender Bedeutung für das<br />
Lernen sind emotionale Zuwendung, das<br />
Erkennen von Entwicklungspotenzialen,<br />
das Fördern bewegungsgestützter Eigenaktivitäten<br />
und das kontinuierliche Training<br />
von Fertigkeiten.<br />
Auf den Stärken aufbauen,<br />
elementare Fähigkeiten<br />
spielerisch lernen<br />
Dr. Jan van Dijk aus den Niederlanden<br />
gehört seit etwa 30 <strong>Jahre</strong>n durch zahlreiche<br />
Publikationen zu den weltweit bekanntesten<br />
Taubblindenpädagogen. In seinem<br />
Referat stellt er uns das von ihm entwickelte<br />
«Child-guided Assessment» vor.<br />
Diese Einschätzungsmethode basiert auf<br />
der genauen Beobachtung des Verhaltens<br />
einer hörsehbehinderten Person und hat<br />
zum Ziel, deren Stärken zu erkennen, um<br />
diese gezielt fördern zu können. Letztlich<br />
bedeutet dies für den betroffenen Menschen<br />
mehr Lebensqualität, anstelle von<br />
ständigem Misserfolg und Frustration. Das<br />
Assessment umfasst mehrere Bereiche,<br />
darunter Gedächtnis, Antizipation, Problemlösung,<br />
Soziale Interaktion und Kommunikation.<br />
In einer kurzen Videosequenz<br />
sehen wir die kleine Iris, wie sie mit ihrer<br />
Mutter Puzzle spielt. Die gezielte Beobachtung<br />
der Szene lässt uns beispielsweise<br />
erkennen, dass Iris Probleme lösen kann:<br />
sie holt sich Hilfe bei der Mutter; dass Iris<br />
fähig ist, einer Routine zu folgen: am Ende<br />
des Spiels versorgt sie das Puzzle am richtigen<br />
Ort im Zimmer. In einer andern<br />
Dr. Jan von Dijk stellt das von ihm entwickelte „Child-guidet Assessment vor.<br />
Sequenz holt sie den Schlüssel ihres Spielhauses,<br />
um damit - nach einer nochmaligen<br />
Prüfung, ob es auch der richtige Schlüssel<br />
sei - dessen Türe aufzuschliessen. Wir<br />
lernen, dass Iris antizipieren, voraus<br />
denken kann, eine Fähigkeit, die für die<br />
menschliche Entwicklung von enormer<br />
Bedeutung ist. Sie öffnet die Tür, schiebt<br />
ein Klötzchen rein und winkt ihm «goodbye»;<br />
was uns einen Hinweis auf symbolisches<br />
Denken gab (das Klötzchen repräsentiert<br />
einen Menschen, eine Figur). Die<br />
Wichtigkeit des Spiels in diesen Ausführungen<br />
ist nicht zufällig, denn das Spiel,<br />
so betonte Dr. van Dijk, bietet unzählige<br />
Gelegenheiten, elementare Fähigkeiten zu<br />
lernen und zu üben.<br />
Das Assessment wurde, zusammen mit illustrierenden<br />
Filmbeispielen, 2009 vom American<br />
Printing House for the Blind publiziert.<br />
Selbst Dinge beeinflussen und<br />
sich aktiv beteiligen<br />
Schliesslich teilt uns Inger Rødbroe ihre<br />
wichtigsten Erkenntnisse zur Kommunikationsentwicklung<br />
mit hörsehbehinderten<br />
Menschen mit. Sie arbeitet seit 30 <strong>Jahre</strong>n<br />
mit taubblinden und hörsehbehinderten<br />
Menschen und deren Kommunikationspartnern<br />
in Dänemark. Bekannt wurde sie<br />
durch diverse Veröffentlichungen und Vorträge<br />
des DbI CN (Deafblind International<br />
17
Inger Roedbro, Mitentwicklerin der des Co-Creating Commuication-Ansatzes, überzeugt mit Wissen und Erfahrung.<br />
Communication Network), vor allem durch<br />
das Buch ´Co-Creating Communication`<br />
(1999).<br />
Der Schlüssel für eine gute Kommunikationsentwicklung<br />
ist für Inger Rødbroe ein<br />
partnerschaftlicher Weg, an dem die hörsehbehinderte<br />
Person aktiv beteiligt ist.<br />
Dabei kommen vor allem Aspekte aus der<br />
Interaktions- und der Dialogtheorie zum<br />
Tragen. Gut funktionierende, dialogische,<br />
soziale Interaktion und Kommunikation<br />
sind von enormer Bedeutung für das psychische<br />
Wohlbefinden. Deshalb ist es<br />
unverzichtbar, sich mit psychologischen<br />
Aspekten wie der Entwicklung des Selbstund<br />
des Menschseins (self and personhood)<br />
zu beschäftigen. Vertrauen und<br />
Selbstwirksamkeit (agency), also die Fähigkeit<br />
und das Wissen über die Fähigkeit,<br />
selbst Dinge zu beeinflussen und sich aktiv<br />
zu beteiligen, entstehen im Kontakt zu<br />
anderen Menschen und sind von fundamentaler<br />
Bedeutung für die Kommunikation.<br />
Für unser pädagogisches Handeln betont<br />
Inger Rødbroe einige Konzepte aus der<br />
Praxis, darunter z.B. Soziale Verfügbarkeit:<br />
Die hörsehbehinderte Person muss<br />
erfahren, dass ihr Partner gern mit ihr<br />
zusammen ist und dass sie selbst beeinflussen<br />
kann, was passiert oder nicht passiert.<br />
Der Partner sollte so oft wie möglich<br />
verfügbar sein ohne etwas zu fordern, aber<br />
bereit auf die hörsehbehinderte Person zu<br />
reagieren, wenn sie mit einer Äusserung<br />
kommt. Durch das Erkunden und Reagieren<br />
auf die Persönlichkeit der hörsehbehin-<br />
derten Person sowie den Austausch mit ihr<br />
über miteinander geteilte Erfahrungen,<br />
wird diese in ihrem Selbstbewusstsein<br />
bestätigt, was die Freude an Interaktion<br />
und Kommunikation und somit die Entwicklungschancen<br />
erhöht.<br />
Fazit<br />
Von den neurobiologischen Voraussetzungen<br />
der hörsehbehinderten Person<br />
über die Einschätzung ihrer Fähigkeiten bis<br />
hin zu unserem Verhalten als Kommunikationspartner<br />
- eine Aussage zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch alle drei Tage: Wenn<br />
wir das Lernen optimieren wollen, müssen<br />
wir uns der grossen Bedeutung von emotional<br />
getragenen Erlebnissen mit anderen<br />
Personen bewusst sein. Soziale Interaktion<br />
innerhalb wertvoller Beziehungen begünstigt<br />
die für die Kompensation der eingeschränkten<br />
Sinne notwendigen Verknüpfungen<br />
im Gehirn, macht es der hörsehbehinderten<br />
Person möglich, ihre Stärken zu<br />
zeigen und bietet uns unzählige Gelegenheiten,<br />
gemeinsam Kommunikation zu entwickeln.<br />
Weitere Informationen zur Fachtagung und<br />
über die Tanne finden Sie unter:<br />
www.tanne.ch<br />
Ab Mitte Oktober erscheint der erste Newsletter<br />
der Tanne, den man via website<br />
bestellen kann.<br />
Reges Fachsimpeln der Tagungsteilnehmenden während der Mittagspause bei schönsten äusseren Bedingungen.
50 <strong>Jahre</strong> Audiopädagogischer<br />
Dienst Münchenbuchsee<br />
Am 10. September 2010 feiert das Pädagogische<br />
Zentrum für Hören und Sprache in<br />
Münchenbuchsee das 50-jährige Bestehen<br />
des Audiopädagogischen Dienstes. Wohl<br />
um die 200 Gäste kann Schulleiter Christian<br />
Trepp an diesem spätsommerlichen<br />
lauen Abend willkommen heissen.<br />
Das Pädagogische Zentrum für Hören und<br />
Sprache in Münchenbuchsee (HSM) hat<br />
seine Angebote zur Förderung von Kindern<br />
und Jugendlichen mit einer Sprach- und<br />
Hörbeeinträchtigung neu strukturiert.<br />
Prävention und Früherziehung, ein stationäres<br />
Angebot und die Vorbereitung der<br />
Schülerinnen und Schüler auf die Berufsbildung<br />
sind drei Schwerpunkte. Gleichzeitig<br />
ist das Angebot zur Unterstützung von<br />
Eltern und Schule ausgebaut worden. Vor<br />
50 <strong>Jahre</strong>n ist der Audiopädagogische<br />
Dienst (APD), der heute fast 400 Kinder und<br />
Jugendliche betreut, gegründet worden.<br />
1960 hat Josi Weissen begonnen mit hörbeeinträchtigten<br />
Kindern ausserhalb der<br />
Sprachheilschule, also zu Hause am Familientisch<br />
oder in der Regelschule, zu<br />
arbeiten. Die Gründung der Pädoaudiologischen<br />
Beratungsstelle (später Audiopädagogischer<br />
Dienst APD), markiert den<br />
Beginn der Frühförderung und integrierten<br />
Schulung hörbeeinträchtigter Kinder im<br />
Kanton Bern, in Deutschfreiburg und im<br />
westlichen Teil des Kantons Solothurn.<br />
Mit einem vielseitigen ansprechenden Programm<br />
würdigt das HSM den Gründer Josi<br />
Weissen und wagt einen spannenden Blick<br />
in die Zukunft.<br />
Hommage an Sibylle Gurtner<br />
Christian Trepp führt mit viel Einfühlungsvermögen<br />
und Charme durch die verschiedenen<br />
Referate des Abends. Eine spezielle<br />
Hommage erhält die leider viel zu früh verstorbene<br />
Sibylle Gurtner. Sie hat sich in<br />
ihrem poetischen Schaffen mit den verschiedenen<br />
Facetten der Hörbehinderung -<br />
insbesondere immer wieder mit dem wichtigen<br />
Thema Zugehörigkeit - befasst. Mehrere<br />
ihrer Gedichte werden während der<br />
Christian Trepp, Leiter des Pädagogischen Zentrums für Hören und Sprache in Münchenbuchsee hebt in seiner<br />
Ansprache die positive Entwicklung des APD in den vergangen 50 <strong>Jahre</strong>n heraus.<br />
ganzen Veranstaltung auf eine Leinwand<br />
projiziert und regen zum Nachdenken an.<br />
Sibylle Gurtner<br />
was ich höre<br />
was ich höre<br />
kommt von aussen<br />
gehört nicht<br />
zu mir.<br />
nicht ich entscheide<br />
was ich hören will<br />
töne treten ein -<br />
ungefragt<br />
ungefiltert<br />
unmittelbar<br />
worte<br />
nehmen mich<br />
heraus<br />
aus mir.<br />
ich höre zu<br />
und reagiere.<br />
Philippe Perrenoud,<br />
Regierungspräsident Kanton<br />
Bern<br />
In seiner Grussbotschaft nimmt der Vorsteher<br />
der Gesundheits- und Fürsorgedirektion<br />
darauf Bezug, dass im Umgang mit<br />
behinderten Menschen in den letzten 50<br />
<strong>Jahre</strong> grosse Fortschritte erzielt worden<br />
seien. Die Gründung des APD im <strong>Jahre</strong> 1960<br />
durch Josi Weissen sei eine Pioniertat<br />
gewesen. Damals sei es überhaupt nicht<br />
selbstverständlich gewesen, ein solches<br />
ambulantes Angebot zu schaffen. Zu dieser<br />
Zeit habe man vielmehr versucht, Menschen<br />
mit einer Behinderung auszuweichen.<br />
Heute seien Menschen mit einer<br />
Behinderung als gleichwertige Mitglieder<br />
der Gesellschaft anerkannt. Perrenoud gibt<br />
zu bedenken: „Eine Gesellschaft, die einen<br />
Teil ihrer Mitglieder ausschliesst, kann<br />
nicht funktionieren. Wer an der Gemeinschaft<br />
partizipiert, gibt ihr auch einen Teil<br />
von sich. Dank des Einsatzes des APD<br />
wurde vielen Menschen ohne Behinderung<br />
wertvolles Wissen über Menschen mit einer<br />
Hörbehinderung vermittelt. Dies trug dazu<br />
19
Philippe Perrenoud, Regierungsrat des Kantons Bern, gibt zu bedenken, dass eine Gesellschaft nur dann funktioniere,<br />
wenn niemand ausgeschlossen werde.<br />
Prof. Marco Cavarsaccio, Direktor am Inselspital in Bern hebt in seiner Rede die hierzulande gut funktionierende<br />
Interdisziplinarität bei der Nachversorgung von CI-implantierten Kindern hervor.<br />
bei, dass Vorurteile abgebaut werden<br />
konnten. Der APD leistet Hilfe und Unterstützung<br />
für hörbehinderte Personen<br />
andere Menschen zu hören und mit ihnen<br />
sprechen zu können. Der Gründer des APD<br />
vor 50 <strong>Jahre</strong>n hatte eine Vision. Ich wünsche<br />
Ihnen allen viele Visionen für die<br />
Zukunft.“<br />
Marco Cavarsaccio, Direktor<br />
HNO Inselspital<br />
Die Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und<br />
Ohrenkrankheiten ist ein wichtiger Partner<br />
des HSM in der Nachversorgung CI-implan-<br />
tierter Kinder. Dies ist beispielsweise in<br />
Deutschland nicht so und zeichnet hierzulande<br />
die funktionierende Interdisziplinarität<br />
aus.<br />
Cavarsaccio streicht in seiner Grussbotschaft<br />
heraus: „In der Audiologie des Inselspitals<br />
werden pro Jahr 3‘600 Patienten<br />
behandelt, davon 2000 Kinder. Seit 20<br />
<strong>Jahre</strong>n implantieren wir CIs. Bis heute<br />
zählen wir über 500 Implantationen.“ Interessant<br />
sind die Ausführungen von Prof.<br />
Cavarsaccio in Bezug auf den Einsatz von<br />
Operationsrobotern als Unterstützung für<br />
die Chirurgen, die in Zukunft Realität sein<br />
werden.<br />
Ursula von Bergen,<br />
Präsidentin Heimkommission<br />
In engagierten Worten nimmt Ursula von<br />
Bergen Bezug auf die Freiheitstasche, die<br />
von zwei hörbehinderten Absolventinnen<br />
der BSFH entwickelt und gestaltet worden<br />
ist. Dieses Projekt veranschauliche das<br />
enorme Potential, das in hörbehinderten<br />
Menschen stecke.<br />
Josi Weissen, Audiopädagoge<br />
Christian Trepp weist darauf hin, wie faszinierend<br />
es sei, zu verfolgen, dass aus der<br />
Initiative und Beharrlichkeit eines Einzelnen<br />
etwas Neues entstehen könne.<br />
„Neues kann nur schaffen, wer auch Neues<br />
zu denken wagt“, ist Christian Trepp überzeugt.<br />
„1960 war es ein Kind, heute sind es<br />
388.“<br />
Herausragende Pioniertat<br />
Josi Weissen hat 1956 die einzige Sprachheilklasse<br />
mit 12 Kindern von der 1. bis zur<br />
6. Klasse übernommen. Voller Begeisterung<br />
erzählt er: „Drei dieser Kinder waren<br />
schwerhörig. Bald darauf kamen die Transistoren-Hörgeräte<br />
auf den Markt. Mit<br />
diesem Hilfsmittel und der Hörerziehung<br />
machten die Kinder sehr gute Fortschritte.<br />
Das Zusammenleben mit den schwerst<br />
sprachgebrechlichen Kindern wurde für die<br />
Schwerhörigen zum Nachteil. Sie hielten<br />
sich dauernd in einem ungünstigen Sprechund<br />
Sprachmilieu auf. Auch vom Stoff her<br />
waren sie unterfordert. Weil viel zu wenig<br />
Plätze für Sprachgebrechliche zur Verfügung<br />
standen, stiess mein Vorhaben, die<br />
schwerhörigen Kinder in die Regelschule<br />
umzuschulen, beim damaligen Vorsteher -<br />
Hans Wieser - auf offene Ohren. Quer in der<br />
Landschaft lag ich damals zu den Heilpädagogischen<br />
Ausbildungsstätten, die<br />
lehrten, dass möglichst viele Kinder Sonderschulen<br />
zugeführt werden sollten. Aus<br />
diesem und anderen Gründen waren auch<br />
etliche Kolleginnen und Kollegen der<br />
deutschsprachigen Schweiz gegen meine<br />
Neuerung.<br />
Mit einem Mädchen, dessen Eltern einverstanden<br />
waren, wurde der erste Versuch<br />
geplant. Ein ausgiebiges Gespräch mit dem<br />
Schulleiter und der zuständigen Lehr
Josi Weissen - sein jahrzehntelanges Engagement macht ihn zum Wegbereiter in der Früherziehung und im<br />
Sprachheilkundeunterricht.<br />
person verlief positiv und wir konnten zur<br />
Tat schreiben. Da dieser Start besser verlief<br />
als wir alle erwartet hatten, wurde die<br />
Umschulung eines zweiten Kindes in<br />
Angriff genommen.<br />
Zum Schuljahresbeginn 1960 begann ich<br />
auch mit der Früherziehung hörbehinderter<br />
Kinder. Dies war 1960 mein Wochenplan:<br />
Sechs Halbtage Sprachheilunterricht in der<br />
Sprachheilschule. Zwei Halbtage Früherziehung<br />
hörbehinderter Kinder und Begleitung<br />
der Kinder in der Regelschule. Zwei<br />
Halbtage Sprachheilunterricht in Gemeinden<br />
rund um Bern.“<br />
Am Anfang jeder Ein- oder Umschulung in<br />
einer Regelklasse, habe das Gespräch mit<br />
den Verantwortlichen gestanden, erklärt<br />
Weissen. Danach sei er immer für telefonische<br />
Fragen zur Verfügung gestanden und<br />
habe Besuche gemacht, wenn dies<br />
gewünscht oder von ihm als nötig erachtet<br />
worden sei.<br />
„Mein wichtigstes Anliegen war, dass die<br />
Kinder im sozialen Bereich nicht zu kurz<br />
kamen.“<br />
Anfangs der Sechzigerjahre sei ein Elternverein<br />
gegründet worden und mit der Zeit<br />
habe man mit Einführungskursen für Lehrpersonen,<br />
die ein hörbehindertes Kind in<br />
der Klasse hatten, begonnen, führt Josi<br />
Weissen aus. Bald schon hätten sich Probleme<br />
gezeigt mit der Raumakustik, der<br />
Lautstärke, mit der die Kinder gesprochen<br />
haben und Weitere. Das Raumakustikpro-<br />
Im kommenden Dezember schliesst die hochgradig schwerhörige Laura Marti ihr Jura-Studium ab.<br />
blem habe man mit Teppichen und anderen<br />
Dämmstoffen sowie Mehrfachverglasung<br />
der Fenster erfolgreich angehen können.<br />
Das leise Sprechen der Kinder habe mit<br />
dem Einsatz eines Pegelmeters berücksichtigt<br />
werden können. Im Fach Französisch<br />
habe man die Kassette verlangsamt, damit<br />
die Kinder hätten zu Hause üben können.<br />
Der wohl heute rund 80-jährige Josi<br />
Weissen sprudelt vor Energie und weiss<br />
manche Anekdote zu erzählen. Schnell wird<br />
offenkundig, dass hier ein Fachmann mit<br />
viel Herzblut, Ideenreichtum und Erfindergeist<br />
Wegleitendes im Bereich der Hörgeschädigtenpädagogik<br />
geleistet hat. Lang<br />
anhaltender Applaus wird dem verdienstvollen<br />
Schaffen dieses ausgewiesenen Pioniers<br />
gerecht.<br />
Laura Marti, schwerhörige<br />
Studentin an der Universität<br />
Bern<br />
Anschliessend schildert die hochgradig<br />
schwerhörige 1985 geborene Laura Marti<br />
eindrücklich ihre Schul- und Ausbildungszeit.<br />
Sie hat alle Bildungsgänge integriert<br />
besucht. Vor dem Schuleintritt war sie in<br />
der Frühförderung und erhielt ab der 5.<br />
Klasse dann audiopädagogische Unterstützung.<br />
Nach dem Wechsel ans Gymnasium<br />
und dem Erwerb der Maturität hat sie im<br />
<strong>Jahre</strong> 2005 angefangen Jura zu studieren.<br />
Derzeit absolviert sie ein juristisches Praktikum<br />
in Biel. Das Studium wird sie im kommenden<br />
Dezember abschliessen.<br />
Toni Bieri, Bereichsleiter APD<br />
Christian Trepp weist, bevor der das Wort<br />
Toni Bieri übergibt, darauf hin, dass bei der<br />
Audiopädagogik Kompetenzen in einem<br />
ganz breiten Bereich vorliegen müssen<br />
(Fachwissen über Babys und Kleinkinder,<br />
Technik, Logopädie, Akustik, Medizin etc.).<br />
Der Nachfolger von Josi<br />
Weissen<br />
Toni Bieri ist seit 1993 als Nachfolger von<br />
Josi Weissen als Leiter des APD in Münchenbuchsee<br />
tätig.<br />
21
Toni Bieri ist seit 1993 Leiter des Audiopädagogischen Dienstes von Münschenbuchsee. Er geht wegen der<br />
integrativen Beschulung davon aus, dass die Fallzahlen im APD fortan steigen werden.<br />
Der APD ist auf vier Aufgabenschwerpunkte<br />
ausgerichtet:<br />
• Früherziehung von Kleinkindern<br />
• Therapie mit Kindergarten- und Schulkindern<br />
• Beratung in Regelklassen integrierter<br />
Kinder und ihres Umfeldes, auch<br />
während der erstmaligen beruflichen<br />
Ausbildung<br />
• Psychologische Beratung für Eltern hörbeeinträchtigter<br />
Kinder durch eine Fachpsychologin.<br />
Bieri macht geltend: „Wir arbeiten ambulant,<br />
wir fahren hin, hören zu und suchen<br />
gemeinsam mit den Eltern,<br />
Kindern/Jugendlichen und Lehrpersonen<br />
Wege und begehen diese gemeinsam.<br />
Heute sind bei uns 388 Kinder angemeldet.<br />
Das jüngste ist 6 Monate alt. Seit Einführung<br />
des Neugeborenenhörscreenings<br />
hat sich das Erfassungsalter nach unten<br />
verändert.“<br />
Seit August 2010 arbeiten beim APD 17 Personen.<br />
Alle sind Lehrerin oder Lehrer, Kindergärtnerin<br />
oder Früherzieherin und<br />
haben zusätzlich eine heilpädagogische<br />
Ausbildung absolviert.<br />
Auch auf die Motion Messerli, die vor <strong>Jahre</strong>sfrist<br />
im Grossen Rat des Kantons Bern<br />
eingereicht worden ist, nimmt Toni Bieri<br />
Bezug. Diese Motion fordert ein Frühförderkonzept.<br />
Es werden unter anderem Programme<br />
zur Stärkung der Elternkompetenzen<br />
angeregt. Der Berner Regierungsrat<br />
stellte dazu fest, dass je später die Förde-<br />
rung betroffener Kinder durch die Gesellschaft<br />
einsetze, desto teurer sei die Kompensation<br />
von Benachteiligungen.<br />
Die Motion und die Antwort des Regierungsrats<br />
ist als PDF auf der Website von<br />
sonos downloadbar unter dem Menü<br />
Sozialpolitik.<br />
Ausblick in die Zukunft<br />
Am Schluss seiner engagiert vorgetragenen<br />
Darlegungen wagt Toni Bieri einen Ausblick<br />
in die Zukunft. Nach seiner Einschätzung<br />
werden vier Entwicklungen die künftige<br />
Zeit prägen:<br />
1. Neugeborenenhörscreening bewirkt,<br />
dass mehr Kinder integrative Bildungsgänge<br />
besuchen<br />
2. Bildung von Krabbelgruppen, Mutter-<br />
Kind-Gruppen für hörgeschädigte Kleinkinder<br />
3. Ausbau der Fördergruppe „Ohrewurm“ in<br />
den verschiedenen Regionen<br />
4. Die integrative Beschulung wird zu mehr<br />
Anmeldungen beim APD führen<br />
Martin Kompis, Leiter<br />
Audiologie Inselspital<br />
Auch das Referat des Leiters der Audiologie<br />
Insel richtet den Fokus in die Zukunft und<br />
zwar auf die Entwicklung von Hörhilfen. Der<br />
vor Energie sprühende Forscher erklärt<br />
begeistert: „Es ist zu erwarten, dass Hörhilfen<br />
in Zukunft selbstständiger und kommunikativer<br />
werden. Aus kleinen, für sich<br />
alleine arbeitenden Geräten werden zunehmend<br />
Teamplayer werden. Die Kommunikation<br />
zwischen dem linken und dem rechten<br />
Gerät wurde bereits eingeläutet; wenn<br />
auch bei einigen Herstellern etwas zögerlicher<br />
als bei anderen. Der Trend wird wohl<br />
anhalten und die drahtlose Vernetzung mit<br />
anderen Geräten wie Handy, MP3-Player,<br />
Laptop etc. und somit auch die zunehmend<br />
einfache Verbindung zum Internet wird sich<br />
ausweiten.<br />
Martin Kompis, Leiter Audiologie im Inselspital ist davon überzeugt, dass die Hörhilfen in Zukunft selbstständiger<br />
und kommunikativer werden.
Technische Möglichkeiten des<br />
Internet schliessen noch<br />
grosses Potential in sich<br />
Dies eröffnet unglaublich viele Möglichkeiten.<br />
Testen Sie doch eine neue Signalverarbeitungsmethode<br />
direkt aus dem<br />
Internet aus, oder lassen Sie sich Internetbeiträge<br />
vorlesen. Haben Sie Mühe Ihr chinesisch<br />
sprechendes Gegenüber zu verstehen?<br />
Bei entsprechend schneller Verbindung<br />
sollte eine einfache on-line Übersetzung<br />
direkt in Ihr Hörgerät möglich werden.<br />
Auch Gebäude könnten Informationen<br />
direkt ans Hörgerät senden. Befinden Sie<br />
sich in einem Museum, kann der Führer<br />
ohne zusätzliche Geräte direkt das Ausstellungsstück<br />
vor Ihnen kommentieren, am<br />
Bahnhof erhalten Sie die Ansage direkt in<br />
die Hörhilfe übermittelt (und verstehen sie<br />
wahrscheinlich besser als der neben Ihnen<br />
stehende normal hörende Reisende) und<br />
das Klassenzimmer schaltet beim Betreten<br />
gleich einmal die drahtlose FM-Verbindung<br />
zum Lehrer ein.<br />
Hörgeräte für Normalhörende?<br />
Das sind Vorteile, von welchen auch Normalhörende<br />
profitieren können und Hörgeräte<br />
für Normalhörende dürften erhältlich<br />
werden. Aus Marketing-Gründen<br />
werden sie wohl kaum als „Hörgeräte“<br />
gekennzeichnet sein; lassen wir uns vom<br />
Ideenreichtum der PR-Leute in Sachen<br />
Namensgebung überraschen. Ein unsichtbarer<br />
und direkter akustischer Zugriff zum<br />
Internet, erleichtertes Telefonieren, Zugang<br />
zu wichtigen Mitteilungen, die nicht alle<br />
hören müssen oder dürfen (Polizei, Mitarbeitende<br />
in grossen, verteilten Betrieben,<br />
welche zur Zeit noch über Lautsprecher<br />
zusammen mit ihrer Kundschaft beschallt<br />
werden) könnten dazu gehören. In einigen<br />
Bereichen ist ein Anfang bereits getan.<br />
Besonders gefragt dürfen Kombinationen<br />
von Schallschutz (gegen übermässigen<br />
Lärm) und Richtmikrophonen und/oder<br />
Funkempfängern (um dennoch ein gutes<br />
Sprachverstehen zu erlauben) sein. Der<br />
unsichtbaren Hörhilfe wird man wohl ein<br />
wenig näher kommen, wenn auch eher<br />
langsam. Der Anfang dürfte von voll<br />
implantierbaren Cochlea Implantaten<br />
gemacht werden, bei welchen das Mikrophon<br />
an das Trommelfell gekoppelt werden<br />
kann. Es ist gut möglich, dass der Drang<br />
Susanne Diller ist es wichtig, dass dank des Neugeborenenhörscreenings eine frühe Diagosestellung sichergestellt<br />
ist.<br />
nach immer kleineren und weniger sichtbaren<br />
Hörgeräten nachlässt, je mehr normalhörende<br />
Personen kleine stolze High-<br />
Tech-Geräte hinter dem Ohr oder im Ohr<br />
tragen.<br />
Vielleicht kommt es auch ganz anders. Auf<br />
alle Fälle dürfen wir gespannt sein!“<br />
Susanne Diller,<br />
Audiopädagogin<br />
Heilpädagogisches Zentrum<br />
Hohenrain<br />
Auch die die schweizerischen und die deutschen<br />
Verhältnisse sehr gut kennende promovierte<br />
Audiopädagogin unternimmt in<br />
ihren Ausführungen einen Blick in die<br />
Zukunft. Die audiopädagogische Früherziehung<br />
sei im Quervergleich mit dem Ausland<br />
in der Schweiz sehr gut aufgestellt, ist sie<br />
überzeugt.<br />
Istzustand<br />
Den Ist-Zustand umschreibt Diller wie folgt:<br />
„Durch das Neugeborenenhörscreening ist<br />
eine frühe Diagnosestellung gegeben und<br />
bietet den audiopädagogischen Diensten<br />
eine gesicherte Grundlage für die Therapie.<br />
Durch die frühe audiopädagogische Versorgung<br />
mit Hörhilfen und dem frühen Beginn<br />
der Therapie wird von Anfang an auch<br />
präventiv mit dem Kind und der Familie im<br />
Hinblick auf mögliche Folgen einer Hörbeeinträchtigung<br />
gearbeitet. Dabei werden<br />
jeweils die individuellen Bedingungen<br />
berücksichtigt und das bestehende soziale<br />
System einbezogen bzw. nach Bedarf noch<br />
erweitert. In der Förderung und Beratung<br />
spielen die Konzepte der Partnerschaftlichkeit<br />
und des Empowerment eine bedeutende<br />
Rolle.<br />
Interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit ist wichtig<br />
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die<br />
für die Früherziehung immer wichtiger<br />
wird, ist im audiopädagogischen Bereich<br />
durch die Zusammenarbeit mit den HNO-<br />
Abteilungen der Spitäler, mit Akustikern<br />
und allgemeinen Früherziehungsstellen<br />
sowie Spielgruppen etc. bereits etabliert.<br />
Das Personal in der audiopädagogischen<br />
Früherziehung hat eine pädagogische und<br />
hörgeschädigtenspezifische Ausbildung<br />
oder erwirbt diese berufsbegleitend an der<br />
HfH, was in anderen Ländern nicht realisiert<br />
ist.“<br />
Wie wird die Zukunft sein?<br />
Anschliessend nimmt sie Bezug auf die<br />
Zukunft: „Die Kinder werden weiterhin in<br />
sehr frühem Alter an die Audiopädagogischen<br />
Dienste verwiesen und profitieren<br />
von sich stets weiter verbessernden technischen<br />
Hörhilfen. Daher ist und bleibt -<br />
neben der Förderung - die Beratungstätigkeit<br />
und die Zusammenarbeit mit den<br />
Eltern bei Babys und Kleinkindern äusserst<br />
wichtig. Um die besten Lösungen für das<br />
Kind zu finden, wird sich die Zusammenarbeit<br />
mit Akustikern, Technikern, Ärzten<br />
intensivieren. Ebenso wird der Austausch<br />
23
mit anderen pädagogischen Fachdiensten<br />
in Fallbesprechungen und zur Bestimmung<br />
der Fallführung z.B. bei Kindern mit Mehrfachbeeinträchtigung<br />
zunehmen.<br />
Es wird für die Audiopädagogischen<br />
Dienste wichtig sein, die Kompetenzen im<br />
speziellen Bereich der Hörbeeinträchtigung<br />
herauszuheben und die Qualität der<br />
audiopädagogischen Therapie mit qualifiziertem<br />
Personal weiter so fortzuführen.<br />
Die Spezifizierung und Abgrenzung<br />
gegenüber der heilpädagogischen Früherziehung<br />
und auch der Logopädie wird<br />
hierbei immer wieder nötig sein, gleichzeitig<br />
aber auch die Zusammenarbeit mit<br />
diesen Stellen. Für die Kostenträger muss<br />
der Nutzen der audiopädagogischen Therapie<br />
ihre Mehrkosten decken bzw. übersteigen.<br />
Dies muss durch die Qualität der<br />
Audiopädagogischen Dienste gesichert,<br />
aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Informierung unterstützt werden.<br />
In der Zusammenarbeit mit den Kostenträgern<br />
und anderen Fachdiensten geht derzeit<br />
der Trend hin zu mehr Standardisierung.<br />
Berichte und Gespräche sollen<br />
zunehmend vereinheitlicht werden, mit<br />
dem Ziel von mehr Fachlichkeit und Wissenschaftlichkeit.<br />
Hier wird trotz des vermehrten<br />
Strebens nach Standardisierung<br />
wichtig bleiben, das hörbeeinträchtigte<br />
Kind und seine Familie in ihrer Individualität<br />
zu betrachten und dieser gerecht zu<br />
werden. Dazu bedarf es des Engagements<br />
der einzelnen Audiopädagogen. Darüber<br />
hinaus müssen jedoch auch genügend Ressourcen<br />
vorhanden sein, um Neues auszuprobieren,<br />
Ideen zu kreieren und umzusetzen.“<br />
Emanuela Wertli, emeritierte<br />
Professorin an der Hochschule<br />
für Heilpädagogik<br />
Christian Trepp weist darauf hin, dass Emanuela<br />
Wertli nun abschliessend noch ihre<br />
Gedanken zur Zukunft der Integration hörbeeinträchtigter<br />
SchülerInnen bekannt<br />
geben werde. „Manchmal scheint mir, dass<br />
der Begriff Integration fast zu einem Axiom<br />
geworden ist“, gibt Trepp zu bedenken<br />
„und unter Inklusion die alleinige einzige<br />
Schule für alle zu verstehen ist.“<br />
In ihrem Ausblick nimmt Emanuela Wertli<br />
darauf Bezug, dass 1960 die ersten schwerhörigen<br />
Kinder aus den Sonderschulen in<br />
Regelklassen integriert worden seien.<br />
„Es waren Kinder mit guter Kommunikations-<br />
und Sprachkompetenz und guten<br />
Leistungen. Heute ist für die Mehrheit der<br />
Kinder und Jugendlichen mit einer Hörbeeinträchtigung<br />
integrative Schulung und<br />
audiopädagogische Betreuung die Regel,<br />
eine Sonderschulung nach wie vor möglich<br />
aber eher die Ausnahme. Diese Entwicklung<br />
wird sich verstärken.<br />
Individuelle Kind-Umfeld-<br />
Diagonistik und<br />
Förderplanung<br />
Grundsteine für eine optimale Entwicklung<br />
werden in den ersten Lebensjahren gelegt.<br />
Basis ist eine sorgfältige Diagnostik und<br />
Förderplanung nach ICF (World Health<br />
Organisation 2001 - International Classification<br />
of Functioning, Disability and<br />
Health). Diese berücksichtigen die besonderen<br />
Strukturen und eingeschränkten<br />
Funktionen des Hörens und setzen zugleich<br />
bei den Ressourcen an. Erfasst und gefördert<br />
werden nicht nur Kommunikation und<br />
Sprache, sondern das ganze Spektrum der<br />
Aktivitäten wie Lernen, Selbstversorgung,<br />
Mobilität, interpersonelle Interaktionen<br />
und Beziehungen so wie die Bedingungen<br />
zur Partizipation bzw. Teilhabe. Gemeinsam<br />
mit allen Beteiligten und Betroffenen, d.h.<br />
Eltern, Fachpersonen und dem<br />
Kind/Jugendlichen selbst werden im<br />
Rahmen der Förderplanung Ziele gesetzt<br />
und Indikatoren zu deren Überprüfung festgelegt.<br />
Dieser Prozess wird regelmässig<br />
wiederholt bis zum Ende der Schulzeit.<br />
Inklusion - Audiopädagogik<br />
Lag früher die Verantwortung für ein<br />
Gelingen der schulischen Integration in<br />
erster Linie bei den betroffenen Kindern<br />
und Jugendlichen und ihrem unterstützenden<br />
Umfeld, liegt sie heute, entsprechend<br />
der neuen Gesetzgebung zur Gleichstellung,<br />
in erster Linie bei der Regelschule.<br />
Unterricht soll so gestaltet sein,<br />
dass er allen Kindern ein ihren Fähigkeiten<br />
entsprechendes Lernen auf allen Ebenen<br />
der Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz<br />
und zugleich die Teilhabe am Leben der<br />
Gemeinschaft ermöglicht. Um dies für<br />
Kinder und Jugendliche mit Hörbeeinträchtigungen<br />
sicher zu stellen, braucht es eine<br />
Didaktik und eine Interaktion, die den<br />
besonderen Herausforderungen gerecht<br />
wird. Diese Herausforderungen sind sich<br />
betroffene Kinder, ihre Eltern und die<br />
Regellehrpersonen oft nicht bewusst, wie<br />
Untersuchungen zeigen. Das mag daran<br />
liegen, dass viele schwerhörige Kinder<br />
dank Früherfassung, optimaler medizinisch-technischer<br />
Versorgung, Früherziehung<br />
und engagierter Unterstützung in der<br />
Familie über eine gute Kommunikationskompetenz<br />
verfügen. Daraus darf jedoch<br />
nicht geschlossen werden, dass sie in<br />
einem anspruchsvollen Setting wie dem<br />
Unterricht auch alles verstehen. Beiläufiges<br />
Lernen bleibt erschwert schon bei<br />
einer leichtgradigen Hörschädigung,<br />
ebenso die geteilte Aufmerksamkeit, d.h.<br />
die Fähigkeit, zu hören und zu verstehen<br />
und zugleich zu schauen, zu denken, zu<br />
rechnen u.ä. Auswirkungen auf Schlüsselkompetenzen<br />
wie das sinnverstehende<br />
Lesen können die Folge sein.<br />
So braucht es weiterhin eine<br />
Audiopädagogik, die aktiv ist<br />
• in der Stärkung und Beratung von Eltern,<br />
Regellehrpersonen, weiteren Fachleuten<br />
• in der spezifischen Unterstützung betroffener<br />
Kinder und Jugendlicher durch<br />
pädagogisch-therapeutische Massnahmen<br />
• in der Kooperation in Regelklassen zur<br />
Umsetzung schwerhörigengerechten<br />
Unterrichts<br />
• in der Öffentlichkeitsarbeit durch SensibiIisierung<br />
und Information über mögliche<br />
Auswirkungen eingeschränkten<br />
Hörens und Verstehens<br />
Kompetenzzentren<br />
Die Sonderschulen haben sich weiterentwickelt<br />
zu Kompetenzzentren. Das müssen<br />
sie bleiben mit einer möglichst breit<br />
gefächerten Angebotspalette, wo Fachleute<br />
ihr Wissen und Können pflegen, an<br />
wenden, weiter entwickeln und weitergeben,<br />
um individuelle Förderung, kompetente<br />
Beratung und Kooperation zu<br />
gewährleisten, wo verschiedene Modelle<br />
und Stufen der Integration respektive<br />
Inklusion angeboten und begleitet werden,<br />
einzeln, in Gruppen, in Teilintegration, wo<br />
Sonderschulung nach wie vor möglich ist<br />
für Kinder, bei denen diese Schulform als<br />
adäquateste evaluiert und festgelegt<br />
wird.“
Mit einem Appell an die für die Volksschule<br />
verantwortliche Politik, die zur Erreichung<br />
dieser Ziele nötigen Ressourcen bereitzustellen,<br />
schliesst die hochkarätige Heilpädagogin<br />
ihren engagierten Vortrag.<br />
Abschluss und Ausklang<br />
Christian Trepp dankt anschliessend allen<br />
Mitwirkenden und Gästen für ihr Dabeisein<br />
und ihr Mitdenken. Beim von pro audito<br />
Bern offerierten Apéro riche vertiefen die<br />
Besucherinnen und Besucher in der Abenddämmerung<br />
bei lauen Temperaturen im<br />
wunderschönen Hof der HSM die interessanten<br />
Zukunftsideen in lebendigen Gruppengesprächen<br />
und geniessen die kulinarischen<br />
Köstlichkeiten und die Tranksame<br />
ausgiebig.<br />
[lk]<br />
Liebe Leserinnen und Leser unserer Verbandszeitschrift<br />
Am 3. September 2010 hat sich der sonos-<br />
Vorstand auf dem Landenhof mit den<br />
beiden neuen Vorstandsmitglieder, Lilo<br />
Ochsner und Marianne Gegeckas, zu seiner<br />
Herbstsitzung getroffen. Der Schulleiter<br />
Beat Näf hat dem Vorstand freundlicherweise<br />
Gastrecht gewährt und alle sehr<br />
herzlich in der Aula der Schweizerischen<br />
Schwerhörigenschule willkommen<br />
geheissen.<br />
Der sonos-Vorstand hat sich eingehend mit<br />
der Zukunftswerkstatt, die anlässlich des<br />
Hundertjahrjubiläums von sonos am 1. und<br />
2. April 2011 in Horw im Seehotel Sternen<br />
stattfinden wird, befasst. Auf der sonos-<br />
Website (www.sonos-info.ch) ist das Programm<br />
sowie der Anmeldetalon downloadbar.<br />
sonos möchte diese zweitägige Veranstaltung<br />
mit rund 40 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern aus dem Kreise seiner<br />
Mitglieder und befreundeten Partnerorganisationen<br />
durchführen. Der sonos-Vorstand<br />
wünscht sich, dass aus allen Tätigkeitsbereichen<br />
der sonos-Mitglieder eine<br />
ausgewogene Vertretung sichergestellt<br />
wird. Um eine einseitige Ausrichtung an<br />
Christian Trepp freut sich offensichtlich über die sehr erfolgreiche und informative 50-Jahr-Feier des<br />
Audiopädagogischen Dienstes Münchenbuchsee und weiss, dass es in Zukunft noch viel Arbeit geben wird.<br />
Communiqué über die sonos-Vorstandssitzung<br />
vom 3. September 2010<br />
dieser für sonos sehr wichtigen Tagung zu<br />
vermeiden, behält sich der Vorstand deshalb<br />
vor, gegebenenfalls eine entsprechende<br />
Modifikation im Sinne einer Priorisierung<br />
bei den eingegangenen Anmeldungen<br />
vorzunehmen, zumal auch genügend<br />
Plätze für die Teilnahme von Gästen<br />
aus der Selbsthilfe gewährleistet werden<br />
muss. Der Vorstand hofft auf das Verständnis<br />
der Mitglieder und freut sich auf<br />
zahlreiche Anmeldungen.<br />
Neu in den Beirat von procom ist Lilo Ochsner<br />
delegiert worden. Im Weiteren hat der<br />
Vorstand an drei Projekte Finanzhilfen<br />
zugesichert. Zudem hat der Vorstand davon<br />
Kenntnis genommen, dass aufgrund der<br />
sich abzeichnenden finanziellen Engpässe<br />
bei den Gehörlosenfachstellen mehrere<br />
Gespräche mit Kantonalvertretungen stattgefunden<br />
haben, um kantonale bzw. allenfalls<br />
auch kommunale Mittel für diese wichtigen<br />
Dienstleistungen erschliessen zu<br />
können. In diesem Zusammenhang hat der<br />
sonos-Vorstand auch über die zu erwartende<br />
Einfrierung bzw. nominelle Kürzung<br />
der Staatsbeiträge von 10% bis zum Jahr<br />
2014 an Einrichtungen der privaten Behindertenhilfe<br />
gemäss Art. 74 Invalidenversicherungsgesetz<br />
diskutiert. Es ist wohl<br />
davon auszugehen, dass diese Entwicklung<br />
voraussichtlich zu spürbaren Anpassungen<br />
in der Aufbau- und Ablauforganisation verschiedener<br />
Einrichtungen führen könnte<br />
und allenfalls damit sogar auch gewisse<br />
Restrukturierungsmassnahmen einhergehen<br />
dürften. Generell werden in Zukunft<br />
vermutlich tendenziell weniger öffentliche<br />
Gelder zur Verfügung gestellt. Die einzelnen<br />
Einrichtungen müssen dann wohl<br />
vor allem auch ansprechende und griffige<br />
Marketingstrategien erarbeiten, um die<br />
sich anbahnenden finanziell wohl eher<br />
schwierigeren Zeiten proaktiv mit geeigneten<br />
Massnahmen anzugehen versuchen.<br />
Anlässlich seines Hundertjahrjubiläums<br />
möchte sich sonos gerade auch im Rahmen<br />
der Zukunftswerkstatt vom 1. und 2. April<br />
2011 hierzu und zu verschiedenen anderen<br />
Themen fundiert gemeinsam mit seinen<br />
Mitgliedern und befreundeten Partnerorganisationen<br />
Gedanken machen, um die Herausforderungen<br />
der kommenden Zeit<br />
gestärkt und zusammen mit den Betroffenen<br />
gewinnbringend meistern zu können.<br />
Herzliche Grüsse<br />
Bruno Schlegel<br />
sonos-Präsident<br />
25
Neues vom Theater Hora<br />
Matthias<br />
Brücker.<br />
Miranda<br />
Hossle.<br />
Damian<br />
Bright.<br />
Sarah<br />
Hess.<br />
Text: Carmen Roshard in Tages-Anzeiger vom<br />
10. September 2010<br />
Der Kontrabass steht mitten im Saal,<br />
rundherum ein grosser runder Teppich.<br />
Fertig ist das Bühnenbild. Das<br />
Stück heisst „Die Geschichte vom<br />
Baum“ und ist eine Märchenkomödie<br />
von Ingegerd Monthan. Eine Parabel<br />
über Habgier und den Umgang mit<br />
der Natur, witzig und poetisch<br />
zugleich. Die Schauspieler heissen<br />
Miranda Hossle, Damian Bright und<br />
Matthias Brücker, und am Abend ist<br />
Premiere. Von Lampenfieber ist nicht<br />
viel zu merken. Alle drei freuen sich,<br />
endlich zu zeigen, was sie im letzten<br />
Jahr Schauspielausbildung im<br />
Theater Hora gelernt haben.<br />
Miranda spielt eine Eberesche,<br />
Damian und Matthias sind als Harry<br />
und Jojo skrupellose Ganoven. Alle<br />
sitzen sie zum Interview an einen<br />
Tisch, und die Vorfreude auf den Premierenabend<br />
ist spürbar. Unterschiedlicher<br />
könnten die drei jungen Schauspiellehrlinge<br />
nicht sein, aber eines<br />
haben sie gemeinsam: Alle sind sie<br />
Menschen mit einer geistigen Behinderung.<br />
Vom Engel zum Ganoven<br />
Matthias (19) ist der Lauteste im Trio.<br />
Sein Redeschwall ist kaum zu<br />
bremsen. Auch dann nicht, als Ausbildungsleiter<br />
Urs Beeler eine Klebebandrolle<br />
vor ihn auf den Tisch legt.<br />
Matthias ist ein Hip-Hop-Fan und<br />
reimt auch selber. Nach seinen musikalischen<br />
Vorbildnern befragt, kommt<br />
es wie aus der Kanone geschossen:<br />
Sido, Kiz, Massiv. Aber auch die „Ballermann“-Musik<br />
hat es ihm angetan.<br />
Seine Schauspielvorbilder stammen<br />
fast alle aus der Improvisationscomedy-Sendung<br />
„Schillerstrasse“.<br />
Maddin Schneider, Ralf Schmitz,<br />
Dieter Nur und, und, und. Matthias<br />
will mit Aufzählungen gar nicht mehr<br />
aufhören.<br />
Vor elf <strong>Jahre</strong>n stand er zum ersten Mal<br />
auf der Hora-Bühne. Parallel zu seiner<br />
Arbeit in einer Züriwerkstatt-Werkstatt<br />
schauspielerte er in den Theaterwerkstatt<br />
für Kinder und Jugendliche.<br />
Damals spielte er einen Engel. Als<br />
Ganove Jojo ist er im aktuellen Stück<br />
eher das Gegenteil. Die Ausbildung<br />
zum Profischauspieler findet er super,<br />
denn in der Werkstatt „immer nur<br />
schrüüble und am Tisch hocke“ habe<br />
ihm keinen Spass gemacht. Im<br />
Theater könne er „in die Fantasie eintauchen“.<br />
Einmal bei „Schillerstrasse“<br />
mitmachen, das wäre sein Traum. Er<br />
hat aber noch andere Talente. Seit<br />
seiner Kindergartenzeit malt er. Drei<br />
Ausstellungen habe er letztes Jahr<br />
gehabt. Mit Musik, Red Bull und alkoholfreiem<br />
Bier male es sich am besten.<br />
Miranda Hossle (18) wirkt neben dem<br />
quirligen Matthias fast ein wenig<br />
scheu. Doch das täuscht. „Bollywoodfilme“<br />
sind ihr Ein und Alles und<br />
Tanzen ihre Passion. In ihrer Rolle als<br />
sprechende Eberesche darf sie das<br />
ausgiebig tun. Einmal, da stehe sie<br />
ganz allein auf der Bühne und müsse<br />
einen Monolog halten. „Nicht ganz<br />
allein, da sind noch die Holzwürmer<br />
im Kontrabass“, wirft Regisseur<br />
Beeler ein, und alle lachen sie wie verrückt.<br />
Der indische Schauspieler<br />
Shahrukh Khan hat es Miranda<br />
angetan. Aber auch „Twilight“-Star<br />
Taylor Lautner oder den „sehr gut aussehenden“<br />
Antonio Banderas finde sie<br />
„coole Typen“. Zur Schauspielausbildung<br />
ist die junge Frau über einen<br />
Workshop im Hora gekommen. Einmal<br />
eine Agentin spielen, das wäre ihr<br />
Traum.<br />
Der Traum, ein Star zu<br />
werden<br />
Der Dritte im Bunde ist Damian Bright<br />
(19). Eher zurückhaltend und ganz<br />
Gentleman, wie er selber von sich<br />
sagt. Er spielt den Oberganoven und<br />
Besserwisser Harry und weiss haar-
genau, was er will: „Ein Star werden.“ Auf<br />
seine Rolle angesprochen, meint Damian:<br />
„Ganoven sind wie Banker, die klauen auch<br />
das Geld der anderen.“ Seit fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
schauspielert er beim Theater Hora. Mit der<br />
professionellen Ausbildung verwirklicht<br />
auch er sich einen Traum. Er tanzt gerne zu<br />
Ländlermusik, seine Lieblingsbeschäftigung<br />
ist aber definitiv Geschichtenerzählen.<br />
“Selber Geschichten erfinden, das<br />
kann ich gut“, und deshalb will er später<br />
auch Regie führen. Stolz erzählt er von<br />
seinem Auftritt als „Glöckner von Notre<br />
Dame“. Da gab es ein Foto in der Zeitung,<br />
und damals habe er gedacht: „Wow, jetzt<br />
werde ich berühmt.“<br />
Und da ist auch noch Sara Hess (24). Sie<br />
hat ihre Ausbildung eben erst begonnen<br />
und bedient im aktuellen Stück die Lichtschalter.<br />
Mit ihrer Erstausbildung als Buchbinderin<br />
fand sie keine Stelle. „Man hat nie<br />
ausgelernt“, sagt die junge Frau. Die Kommissare<br />
in der Sat1-Serie „K 11“ gefallen<br />
ihr, und Matthias posaunt ungefragt alle<br />
Namen in die Runde.<br />
Manchmal „chifeln“ die drei Lehrlinge nicht<br />
nur auf der Bühne. Aber, sagt Damian,<br />
„leider ist das Leben so“. Jedenfalls hätten<br />
sie es „sehr lustig und grossen Spass miteinander“,<br />
ist die einhellige Meinung des<br />
Schauspielertrios.<br />
Und wer weiss, vielleicht wird einem von<br />
ihnen einmal der „GoldenHans“ verliehen –<br />
der Oscar für Schauspieler mit Behinderung.<br />
So wie dem Theater-Hora-Mitglied<br />
Marcel Trinkler jüngst in Hamburg. Und<br />
Giancarlo Marinucci, Geschäftsleiter des<br />
Theater Hora, hofft, „dass schon bald eine<br />
Schauspielerin oder ein Schauspieler<br />
unserer Schule am Schauspielhaus engagiert<br />
wird“.<br />
„Die Geschichte vom Baum“ wird im<br />
Casino-Saal Aussersihl, Rotwandstrasse 4<br />
in Zürich vom 9. bis 12. Dezember 2010 wiederholt.<br />
Behinderte werden Profischauspieler<br />
Seit August 2009 bietet das Theater<br />
Hora Züiwerk Menschen mit einer geistigen<br />
Behinderung eine professionelle<br />
Schauspielausbildung an. Der<br />
Lehrgang ist weltweit einzigartig. Hora<br />
will jährlich drei bis fünf Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler ausbilden.<br />
Die Absolventen werden von ausgewiesenen<br />
Fachleuten betreut, die Theorie<br />
und Praxis des Schauspielerberufs mit<br />
ihnen erarbeiten. Alle Schauspiel-Lehrlinge<br />
spielen von Beginn an im Hora-<br />
Ensemble mit und werden nach erfolgreichem<br />
Abschluss der Ausbildung<br />
nach zwei <strong>Jahre</strong>n fest in die Theatergruppe<br />
aufgenommen. Drei Schnupperwochen<br />
sind Bedingung zur Aufnahme<br />
in die Ausbildung. Die angehenden<br />
Profischauspieler arbeiten je<br />
fünfzig Prozent im Theater Hora und in<br />
einer Werkstätte der Stiftung Züriwerk.<br />
Das Theater Hora Züriwerk, 1992<br />
gegründet, ist das bekannteste professionelle<br />
Theater von und mit Menschen<br />
mit einer geistigen Behinderung in der<br />
Schweiz. Es unterstützt und fördert die<br />
künstlerische Entwicklung dieser Menschen.<br />
Ziel ist es, ihnen ein Umfeld zu<br />
ermöglichen, welches sowohl professionelles<br />
Theaterspiel als auch die Entwicklung<br />
von anderen künstlerischen<br />
und musischen Fähigkeiten erlaubt.<br />
Das Theater Hora sorgt dafür, dass die<br />
jungen Künstlerinnen und Künstler<br />
ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten<br />
auch einem breiten Publikum zeigen<br />
dürfen.<br />
Wer soll für die stationäre<br />
Betreuung Behinderter<br />
aufkommen?<br />
Text: Reto Scherrer in NZZ vom 27. August 2010<br />
Vor dem Beginn der Pflegegesetz-Debatte<br />
im Zürcher Kantonsrat am 30. August 2010<br />
hat die Stiftung Mühlehalde, unterstützt<br />
vom Schweizerischen Zentralverein für das<br />
Blindenwesen, auf die schwierige Situation<br />
älterer Behinderter aufmerksam gemacht.<br />
Im Blindenwohnheim Mühlehalde wurde<br />
vor der Presse dargelegt, wie gerade blinde<br />
Personen ohne ein starkes familiäres<br />
Umfeld davon profitierten, früh in Pflegeeinrichtungen<br />
eintreten zu können. So<br />
liefen sie keine Gefahr, zu vereinsamen<br />
oder zu verwahrlosen, erklärte Fatima<br />
Heussler, Gesamtleiterin der Mühlehalde.<br />
In vielen Fällen seien die Heimbewohner<br />
aber noch rüstig, so dass sie kaum auf Pflegeleistungen<br />
angewiesen seien, wegen<br />
ihrer Blindheit aber vor allem bei alltäglichen<br />
Tätigkeiten Hilfe benötigten. Als Beispiele<br />
nannte Heussler das Begleiten zu<br />
einem Arzt oder das Helfen beim Kleiderkauf.<br />
Blinde seien hierbei auf Vertrauenspersonen<br />
angewiesen. Aber auch indem<br />
man täglich darauf achte, dass blinde<br />
Bewohner zwei gleiche Socken trügen,<br />
könne ihre Sicherheit im Umgang mit<br />
Sehenden erhöht werden, hielt Heussler<br />
fest.<br />
Da das Pflegegesetz lediglich die Kosten<br />
für die Pflege Kranker regle, nicht aber die<br />
Betreuung Behinderter, entstehe ihren<br />
über 65-jährigen blinden Heimbewohnern,<br />
die nicht mehr von der IV unterstützt<br />
würden, ein finanzielles Problem. Sie müssten<br />
nicht nur einen Beitrag an Unterkunft<br />
und Verpflegung entrichten, sondern auch<br />
die Betreuungsleistungen gingen zulasten<br />
des Heims und damit der Heimbewohner.<br />
Heussler sieht daher Behinderte im neuen<br />
Pflegegesetz des Kantons Zürich diskriminiert,<br />
da diese selber für den „behindertengerechten<br />
Betreuungsbedarf“ aufzukommen<br />
hätten. Diesen „Missstand“<br />
wollte sie mit einem zusätzlichen Absatz im<br />
27<br />
Soziales<br />
und Politik
Gesetz beheben, der verlangt hätte, dass<br />
die Gemeinden die Kosten übernähmen. Es<br />
sei nun aber darauf verzichtet worden, den<br />
Antrag so kurz vor der Debatte noch einzureichen.<br />
Nun soll das Anliegen spätestens<br />
bei einer allfälligen Gesetzesrevision Eingang<br />
finden.<br />
Urs Lauffer, Präsident der das Pflegegesetz<br />
vorberatenden Kommission, zeigte sich auf<br />
Anfrage zurückhaltend. Es gebe bei der<br />
Betreuung Behinderter zwar tatsächlich<br />
Gesetzeslücken, diese müssten aber auf<br />
eidgenössischer Ebene, nicht kantonal<br />
geschlossen werden. Zudem äusserte er<br />
Zweifel, ob hier im Zusammenhang mit dem<br />
Pflegegesetz wirklich von Diskriminierung<br />
zu sprechen sei.<br />
Die Sozialpolitik entwirren<br />
Text: NZZ vom 25. August 2010<br />
Im Zuge der Abstimmung zur Revision der<br />
Arbeitslosenversicherung (ALV) ist das Problem<br />
der mangelnden Koordination zwischen<br />
den verschiedenen sozialen Institutionen<br />
und föderalen Ebenen auf den Tisch<br />
gekommen. Kantone, Gemeinden und<br />
Städte stehen der Revision kritisch bis<br />
ablehnend gegenüber, da Kosten in Millionenhöhe<br />
von der Arbeitslosenversicherung<br />
(Ebene des Bundes) zur Sozialhilfe (Ebene<br />
der Kantone und Gemeinden) verlagert<br />
werden. Besonders im Clinch zwischen der<br />
Arbeitslosenversicherung und der Sozialhilfe<br />
sind die Langzeitarbeitslosen. Denn<br />
für sie gibt es keine klare institutionelle<br />
Zuständigkeit. Wieso soll man also nicht<br />
eine solche Zuständigkeit neu schaffen?<br />
Dies fragt ein Forschungsbericht, in dem<br />
die Schweizer Sozialpolitik mit denjenigen<br />
anderen europäischen Ländern verglichen<br />
wird. Am 24. August 2010 veröffentlichte<br />
ihn das Bundesamt für Sozialversicherungen.<br />
Die Autoren schlagen vor, die Langzeiterwerbslosigkeit<br />
als „eigenständiges<br />
soziales Risiko“ anzuerkennen, „das entsprechend<br />
durch eine eigene sozialpolitische<br />
Institution abgesichert werden soll“.<br />
Diese neue Sozialversicherung könnte<br />
analog den Ergänzungsleistungen Langzeiterwerbslose<br />
eine „unbegrenzte Zeit<br />
finanziell unterstützen“. Die Studienautoren<br />
versprechen sich von einer solchen<br />
nationalen Arbeitslosenhilfe eine massive<br />
Entlastung der ALV, der IV und der Sozialhilfe<br />
sowie bessere Integrationsmassnahmen<br />
für die Betroffenen. Gemäss Bundesverfassung<br />
hätte der Bund die Möglichkeit,<br />
Vorschriften über die Arbeitslosenfürsorge<br />
zu erlassen.<br />
Steigende Prämien?<br />
Besonders umstritten ist die Frage, ob die<br />
Obergrenze des versicherten Verdienstes<br />
gesenkt werden soll. Heute sind 92 Prozent,<br />
aber nicht mehr als 96 Prozent der<br />
versicherten Arbeitnehmer für den vollen<br />
Lohn gedeckt; die Grenze liegt derzeit bei<br />
126‘000 Franken <strong>Jahre</strong>sverdienst. Um Einsparungen<br />
zu ermöglichen, will der Bundesrat<br />
die Bandbreite neu zwischen 90 und<br />
95 Prozent festlegen. Die SGK geht noch<br />
einen Schritt weiter und fordert eine Bandbreite<br />
zwischen 85 und 90 Prozent.<br />
Die Senkung des versicherten Verdiensts<br />
hätte zur Folge, dass die Prämieneinnahmen<br />
abnähmen. Die Ausgaben würden<br />
aber nicht im gleichen Mass sinken, weil<br />
gutverdienende Leute weniger UVG-Leistungen<br />
beanspruchen (und damit die<br />
Unfallkosten der unteren Einkommen mittragen).<br />
Gerade in den risikobehafteten<br />
Branchen, die bei der Suva versichert sind,<br />
könnte es in der Folge zu Prämienaufschlägen<br />
kommen. Sollte sich die SGK-<br />
Lösung durchsetzen, müssten laut Erich<br />
Wiederkehr von der Suva die Prämien um 2<br />
Prozent angehoben werden. Aber auch die<br />
Privatversicherer rechnen mit Erhöhungen:<br />
Der Schweizerische Versicherungsverband<br />
geht ebenfalls von einem um 2 Prozent<br />
höheren Prämiensatz aus.<br />
SGK-Mitglied Toni Bortoluzzi (svp Zürich)<br />
hält dieses Szenario dagegen für unwahrscheinlich.<br />
Die Einsparungen, die man<br />
durch die Beseitigung der Überversicherung<br />
erziele, würde die Prämienausfälle<br />
wieder wettmachen, sagt er. Kommt hinzu,<br />
dass die SGK es der Suva erlauben will, neu<br />
auch Unfall-Zusatzversicherungen anzubieten.<br />
Auf diese Weise könne die Suva den<br />
Prämienverlust infolge der Senkung des<br />
höchstversicherten Verdienstes in jedem<br />
Fall kompensieren, so sind die Befürworter<br />
überzeugt. Dass die Suva in das Geschäft<br />
mit Unfall-Zusatzversicherungen einstiegen<br />
darf, wie sie dies schon lange fordert,<br />
stösst aber auf heftigen Widerstand<br />
bei den Privatversicherern<br />
Keine Vollgarantie mehr bei<br />
der BVG-Rente<br />
Text: Tages-Anzeiger vom 10. September 2010<br />
In Zukunft könnten Pensionierte weniger<br />
Geld aus der zweiten Säule erhalten.<br />
Rentner zwecks Sanierung der Vorsorgeeinrichtungen<br />
zur Kasse zu bitten, ist<br />
zudem kein Tabu mehr, wie eine Umfrage<br />
des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens<br />
Ernst & Young bei den<br />
Schweizer Pensionskassen zeigt. 85 Prozent<br />
der befragten 48 Kassen sind sicher,<br />
dass sie in den nächsten zehn <strong>Jahre</strong>n Zahlungen<br />
kürzen oder die Beiträge erhöhen<br />
müssen. Als häufigste Möglichkeit, die Versicherten<br />
zu beteiligen, nannten die Pensionskassen<br />
eine Abkehr von der Vollgarantie:<br />
Die Rente enthält dann einen fixen,<br />
garantierten Teil und eine variable Komponente,<br />
die zum Stopfen von Finanzierungslücken<br />
gesenkt werden kann. Laut Umfrage<br />
wollen die Pensionskassen den Mindestzinssatz<br />
selber festlegen. Dafür ist bis jetzt<br />
der Bundesrat zuständig.<br />
Behindertes Kind bekommt<br />
nun doch den Schweizer Pass<br />
Text: Tagesanzeiger vom 27.8.2010<br />
Ein zwölfjähriges Kind mit einer geistigen<br />
Behinderung ist von der Bürgergemeinde<br />
Menzingen ZG nun doch eingebürgert<br />
worden. Vor zwei <strong>Jahre</strong>n hatte es die<br />
Behörde abgelehnt, auf das Gesuch einzutreten.<br />
Das Kind, das eine heilpädagogische<br />
Schule besucht, sei im Gegensatz zu<br />
seinen eingebürgerten Geschwistern nicht<br />
urteilsfähig. Die Fachstelle Egalité Handicap<br />
hatte den Entscheid als Diskriminierung<br />
kritisiert, der Regierungsrat die<br />
Beschwerde gutgeheissen.
Ihr werdet Brot brechen<br />
voll Freude aus den<br />
Quellen des Heils.<br />
Ende April bis Anfang Juni war ich mit<br />
einem gehörlosen Baufachmann aus der<br />
Gehörlosengemeinde und einem hörenden<br />
Biogasexperten der Schweiz mal wieder in<br />
Brasilien. Unser Partnerschaftsprojekt<br />
CREFAS in Nazaré da Mata stand auf<br />
unserer Besuchsliste. Des Weiteren hatten<br />
wir Sr. Blandina Spescha - einer Ingenbohler<br />
Schwester aus der Schweiz - versprochen,<br />
ihr beim Bau von Biogasanlagen<br />
auf dem Land im Bundesstaat Pernambuco<br />
zu helfen.<br />
Der Caritasverband Caruaru hilft der ländlichen<br />
Bevölkerung (Kleinbauernfamilien)<br />
durch Agricultura-Projekte die Lebensqualität<br />
der Familien zu erhöhen und somit die<br />
Landflucht zu stoppen. Neben dem Bau von<br />
schon über 1‘000 Wasserzisternen, Weiterbildungsangeboten<br />
über Hygenie und<br />
Gesundheit, Bienenzuchtprogrammen,<br />
Silobau u.ä.; sollen nun Biogasanlagen<br />
gebaut werden. Mit dem Biogas können die<br />
Familien kochen; den Holzbedarf senken<br />
und Kosten für das teure Propangas<br />
sparen. Drei Prototyp-Anlagen (do brasilsuica)<br />
konnten wir bauen.<br />
Als wir in Sobrado, in einer rauhen Felslandschaft<br />
auf ca. 1‘300m Höhe, die erste<br />
Biogasanlage gebaut haben, versammeln<br />
sich die Bauernfamilie, die Nachbarn aus<br />
den weit verstreuten Häusern, um das<br />
Ereignis zu bestaunen. In der Küche soll am<br />
Gasherd zum ersten Mal die Gasflamme<br />
gezündet werden. Josefina hat schon einen<br />
kleinen Alutopf mit Wasser aufgestellt.<br />
Dann der Augenblick! Ja, es brennt eine<br />
bläulich, grüne Flamme.<br />
Ich werde die Gesichter der Menschen nicht<br />
mehr vergessen. Die uns inzwischen vertrauten<br />
Kinder hüpften herum, die Grossmütter<br />
und -väter haben Freudentränen in<br />
den Augen und eine Stimmung mit Lachen<br />
und Freude steigt mit dem Wasserdampf<br />
aus dem kochenden Alukesseli hinaus aus<br />
den rahmen- und scheibenlosen Fenstern<br />
sowie türlosen Durchgängen hinaus ins<br />
Freie. Zieht hinaus in die weite Hügellandschaft<br />
über die Kokos- und Bananen-<br />
Die Bauern helfen sich gengenseitig bei der Realisierung der Agricultura-Projekte<br />
Palmen, Maniok- und Zuckerrohrpflanzungen<br />
hinweg und schmückt den blauen<br />
Wolkenhimmel.<br />
Das kuchenähnliche Brot wird gebrochen,<br />
der Acerola-Saft getrunken und alles in<br />
spürbar gelebtem Glauben an Gott.<br />
Ihr werdet Tränen trocknen<br />
voll Freude aus den Quellen<br />
des Heils.<br />
An einem Sonntagabend gibt es in der<br />
katholischen Kirche in Caruaru einen Festgottesdienst.<br />
Der Gedenktag der seligen Sr.<br />
Maria Theresia Scherer, der Ordensgründerin<br />
der Ingenbohler Schwestern, wird<br />
gefeiert. Sie gilt als Patronin dieser Kirche<br />
und wird stark verehrt in Brasilien.<br />
Die Kirche ist ganz gefüllt. Die Menschen<br />
warten auf die Eröffnung des Gottesdienstes.<br />
Musik einer kleinen Combokapelle<br />
setzt ein und durch den Haupteingang wird<br />
ein übergrosses Porträt von Sr. Maria Theresia<br />
Scherer auf einem Folienbehang hereingetragen.<br />
Menschen singen und drehen<br />
sich tanzend in den Bänken und alle klatschen<br />
begeistert. Viele Frauen und Männer<br />
in weissen Gewändern begleiten den<br />
Einzug hinter den Bildträgern. Weihrauch<br />
umhüllt bald alles. Kinder, mit blanken<br />
Füssen, noch eben zwischen den Kirchenbänken<br />
bettelnd, alte hagere Frauen,<br />
Männer mit grossen Hüten, junge Mütter<br />
mit Kindern auf dem Arm - alle klatschen<br />
kräftig in die Hände und dazu singen sie<br />
laut. Das Bild von Sr. Maria Theresia<br />
Scherer kommt an einen grossen Ständer<br />
ganz nah an die mit Blumen überreich<br />
geschmückte Muttergottesfigur. Alles ver-<br />
29<br />
Leben und<br />
Glauben
schwimmt im Rauch des Weihrauchfasses.<br />
Und einige Menschen vor mir weinen. Dann<br />
geht ein junger Vater mit einem vier<br />
Wochen alten Baby nach vorn an die Stelle.<br />
Pfr. Sivonaldo winkt heran und auch die<br />
Mutter des Kindes solle kommen. Brasilianische<br />
Worte wechseln von Mund zu Mund<br />
und von Augen zu Augen zwischen den<br />
Menschen in der Kirche. Das Kind bekommt<br />
sein Gebet und Segen. Der Vater weint<br />
Tränen und alles mischt sich im Duft der<br />
hinausziehenden schwebenden kleinen<br />
Freudenwölkchen auf den Kirchenvorplatz,<br />
auf die gegenüberliegende Strassenseite,<br />
in die Strassen von Caruaru. Eine Stadt mit<br />
viel Armut noch.<br />
Die Tränen trocknen und das Klatschen versiegt<br />
und die Combo spielt einen letzten<br />
flüchtigen Ton und alles in spürbar<br />
gelebtem Glauben an Gott.<br />
Ihr werdet Liebe schenken<br />
voll Freude aus den Quellen<br />
des Heils.<br />
In Mariabondo - weit auf dem Land, im Blick<br />
die Silhouette der grossen Stadt Caruaru,<br />
bauen wir die dritte Biogas-Anlage. Als wir<br />
nach einem Wochenende wieder auf die<br />
Baustelle kommen, sitzen die Bauarbeiter<br />
unter dem Vordach des Bauernhauses. Edilene,<br />
eine fröhliche, kräftig gebaute Brasilianerin<br />
ist mit viel Witz dabei. Diesmal mit<br />
einem farbigen Kleid, geschminkt und nicht<br />
in ihren Maurerkleidern. Da fällt das eine<br />
und andere lustige Wort. Es wird gelacht.<br />
Fatima und Osano, das junge Bauern-Ehepaar<br />
empfängt uns schon vor dem Haus.<br />
Fatima hat den jüngsten Sohn auf dem Arm.<br />
Auch sie sieht ganz festlich aus;<br />
geschminkt mit einem bunten Kleid. Was<br />
ist los? Der Bautrupp mit Edilene und<br />
Antonio «Artisti de Zementi» (wie wir ihn<br />
nennen ...), hat die Biogasanlage am<br />
Wochenende mit den letzten Bauabschnitten<br />
selber fertig gebaut. Was für eine<br />
Überraschung! Alle schauen uns an. Ihre<br />
Überraschung ist ihnen voll gelungen;<br />
unser grosses Staunen erfüllt alle mit<br />
Freude. Umarmungen, Schulterklopfen,<br />
Worte der Achtung, Lachen, Palaver - alles<br />
hat viel Platz unter dem vor der heissen<br />
Sonne schützenden Dach über den Fermentierungsbecken<br />
der Anlage. Edilene singt<br />
wieder das Revolutions-Lied, das wir beim<br />
Zementieren des Gasdom-Fundamentes<br />
schon gehört haben.<br />
Die Freude ist unter uns; da werden Fotos<br />
gemacht, mit den von der Sonne gegerbten<br />
Gesichtern der Bauarbeiter, den bunten<br />
Kleidern der Frauen und den Kindern. Wir,<br />
von weit her aus Europa, unter einem<br />
kleinen Ziegeldächchen unter der heissen<br />
Sonne Brasiliens. Joe, ein Caritasmitarbeiter,<br />
unser Freund, hält gleich eine erste<br />
Lektion in der «Education do Biogais-Escolare».<br />
Welch ein glücklicher Moment! Ein<br />
ländlicher Mittagsschmaus schliesst sich<br />
Edilene strahlt die sprichwörtliche<br />
brasilianische<br />
Lebensfreude - trotz vielen<br />
Entbehrungen - aus.<br />
an. Wir Gäste dürfen mit Joe in der Stube<br />
sitzen. Es gibt Maispolenta, Rinds- und<br />
Hühnerfleisch mit Maniokscheiben. Gar<br />
einen Süsswein hatte Fatima aufgetrieben.<br />
Palaver überall - die Zeit scheint vergessen.<br />
Beim Abschied gibt es Umarmungen, Küsse<br />
hier und da und das Edilene Lied summt<br />
noch in unseren Ohren, in den Herzen, als<br />
Mariabondo schon weit weg in der flirrenden<br />
Hitze der späten Nachmittagssonne<br />
am Horizont verschwindet.<br />
Ihr werdet Liebe schenken voll Freude und<br />
alles in spürbar gelebtem Glauben an Gott.<br />
Peter Schmitz-Hübsch<br />
Seelsorger Aargau und Zürich<br />
Infos und Unterstützung Caruaru:<br />
www.brasil-caruaru.ch
Kirchliche Veranstaltungen<br />
Katholische Gehörlosengemeinden<br />
REGION AARGAU<br />
Kath. Gehörlosenseelsorge im Kt. Aargau<br />
Theaterplatz 1, 5400 Baden<br />
Peter Schmitz-Hübsch<br />
Gehörlosenseelsorger<br />
Tel. 056 222 13 37<br />
Fax 056 222 30 57<br />
E-Mail peter.schmitzhuebsch@gehoerlosenseelsorgeag.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorgeag.ch<br />
REGION ZÜRICH<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge Kt. Zürich<br />
Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />
Telescrit 044 360 51 51<br />
Tel. 044 360 51 51<br />
Fax 044 360 51 52<br />
E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
Sonntag, 17. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Katholischer Gottesdienst<br />
in der Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />
REGION BASEL<br />
Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />
Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />
Tel. 061 751 35 00<br />
Fax 061 751 35 02<br />
E-Mail khs.rk@bluewin.ch<br />
REGION ST.GALLEN<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge<br />
des Bistums St.Gallen<br />
Klosterhof 6b, 9001 St.Gallen<br />
Dorothee Buschor Brunner<br />
Gehörlosenseelsorgerin<br />
Tel. 071 227 34 61<br />
Fax 071 227 33 41<br />
E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorge-sg.ch<br />
Sonntag, 24. Oktober 2010, 9.30 Uhr<br />
Gottesdienst in der Schutzengelkapelle am<br />
Klosterplatz St. Gallen<br />
Mit Dorothee Buschor und<br />
Pfr. Titus Lenherr<br />
Evangelische Gehörlosengemeinden<br />
REGION ZüRICH<br />
Ref. Pfarramt für Gehörlose Zürich<br />
Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />
Ref. Gehörlosengemeinde des Kt. Zürich<br />
E-Mail: gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch,<br />
Fax 044 311 90 89<br />
Pfrn. Antje Warmbrunn<br />
Natel: 079/608 70 41<br />
E-Mail: antje.warmbrunn@zh.ref.ch<br />
Sonntag, 3. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Ref. Gottesdienst<br />
Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />
Sonntag, 24. Oktober 2010, 13.45 Uhr<br />
Kulturkino, ökum. Gehörlosentreffpunkt<br />
Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />
Sonntag, 31. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Ref. Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Ref. Kirche Horgen<br />
GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />
ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS - THURGAU<br />
- GRAUBÜNDEN - SCHAFFHAUSEN<br />
Pfarrer Achim Menges,<br />
oberer Graben 31, 9000 St.Gallen<br />
Tel. 071 227 05 70<br />
Fax 071 227 05 79<br />
SMS/Mobile 079 235 36 48<br />
E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />
Sonntag, 10. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst in Schaffhausen,<br />
Kirchgemeindehaus Ochseschüür<br />
(anschliessend Hotel Kronenhof)<br />
provisorisch<br />
Sonntag, 17. Oktober 2010, 11.15 Uhr<br />
Gottesdienst in St. Gallen, Kirche im<br />
Kantonsspital (anschliessend OLMA)<br />
Andrea Leupp<br />
Dienstag, 19. Oktober 2010, 15.00 Uhr<br />
Senioren-Andacht in Trogen<br />
Haus Vorderdorf (Gehörlosenheim)<br />
Andrea Leupp<br />
Samstag, 23. Oktober 2010, 08.30 Uhr<br />
Kirchenvorstehertagung in St. Gallen<br />
Adolf Locher<br />
REFORMIERTES GEHÖRLOSENPFARRAMT<br />
DER NORDWESTSCHWEIZ<br />
Pfr. Anita Kohler<br />
Friedenssrasse 14, 4144 Arlesheim<br />
Tel./Fax 061 701 22 45<br />
Natel: 079 763 43 29<br />
E-Mail: anita.kohler@ref-aargau.ch<br />
anita.kohler@gmx.ch<br />
Sonntag, 17. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Abendmahlsgottesdienst in Liestal, Kirchgemeindehaus<br />
Martinshof, Rosengasse 1<br />
mit Pfarrerin Anita Kohler<br />
anschliessend Kaffee und Kuchen<br />
Sonntag, 24. Oktober 2010, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst in Baden, reformierte Kirche,<br />
Oelrainstrasse<br />
mit Pfarrerin Anita Kohler<br />
anschliessend Kaffee und Kuchen<br />
Sonntag, 31. Oktober 2010, 10.00 Uhr<br />
Gottesdienst in Olten, Pauluskirche,<br />
Grundstrasse 18, Calvinstube<br />
mit Pfarrerin Anita Kohler<br />
anschliessend Kaffee und Kuchen<br />
REGION BERN, JURA<br />
Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />
Bereich Sozial-Diakonie<br />
Schwarztorstrasse 20; Postfach 5461<br />
3001 Bern, Tel. 031 385 17 17<br />
E-Mail: isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />
Mittwoch, 8. Oktober 2010, 18.00 Uhr<br />
Werktagsgottesdienst<br />
Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />
mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />
Sonntag, 24. Oktober 2010, 17.00 Uhr<br />
Gottesdienst "Die Fülle Gottes"<br />
Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />
mit Pfarrerin Susanne Bieler<br />
Montag, 25. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />
Belp, Atelier Triebwerk<br />
mit Pfarrerin Susanne Bieler<br />
Montag, 25. Oktober 2010, 20.00 Uhr<br />
Gottesdienst in Uetendorf<br />
Stiftung Uetendorfberg<br />
mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />
Dienstag, 26. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />
Gottesdienst in Belp, Wohnheim<br />
Seftigenstrasse 101<br />
mit Sozialdiakon Andreas Fankhauser<br />
Sonntag, 31. Oktober 2010, 14.00 Uhr<br />
Gottesdienst mit Abendmahl in Burgdorf,<br />
Kirchgemeindehaus, Lyssachstrasse 2<br />
mit Pfarrerin Susanne Bieler und<br />
Doris De Giorgi<br />
31
SVEHK-Elterntagung<br />
((Einladung zur SVEHK-Elterntagung))<br />
am Samstag, 30. und Sonntag, 31. Oktober 2010<br />
Samstag, im 30. Sport- und und Sonntag, Feriencenter 31. Oktober Fiesch 2010VS im Sport- und Feriencenter Fiesch VS<br />
weitere Infos auf: www.sonos-info.ch/agenda<br />
MIT DEN HÄNDEN SPRECHEN – 3. TEIL<br />
www.svehk.ch<br />
Unter diesem Motto schlagen wir Euch verschiedene Vorträge und Workshops unter dem<br />
Thema „Erfahrungen“ vor. Wie immer ist Zeit für Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
vorgesehen, aber <strong>Jahre</strong> auch Zeit zum Entspannen und Plaudern. Schwerhörige!<br />
Der erholsame Tagungsort mitten<br />
in einem ruhigen Wäldchen, mit den grosszügigen Sportanlagen und umringt von den<br />
Walliseralpen Far- spricht schon selber für sich. Als Besonderes gibt es einen Tanzabend mit<br />
Latino bin und Hits der 70er, 80er und 90er sowie einer Salsa-Cocktailbar - lasst Euch überraschen!<br />
Einladung Humantechnik zum Vortrag<br />
Gleichcom AG<br />
Freitag, 18. September 2009 um 19 Uhr 30<br />
Postfach 127, 6331 Hünenberg<br />
Für die Kinder, von 4 bis 16 <strong>Jahre</strong>n, organisieren wir ein spannendes Tel. 041/783 Programm 00 80 – Fax mit 041/783 der 00 81<br />
Unkostenbeitrag: Fr. 20.– Referent: Pierre Lutz<br />
E-Mail: info@gleichcom.ch Onlineshop: Unkostenbeitrag: www.gleichcom.ch Fr. 20.–<br />
Möglichkeit einen „Wasser-Spiel/Schwimm-Kurs“ oder einen Schminkkurs mit Salome Clau-<br />
Für Mitglieder der<br />
Die ELS, die ergänzte<br />
Für Mitglieder der<br />
sen dem ersten Musicstar zu besuchen, Schweizerischen<br />
Lautsprache (französisch LPC,<br />
Eine Denkwerkstatt zum <strong>100</strong>-jährigen bei einem Lama-Trekking Jubiläum von mitzumachen, sonos vom das1. Klet- und Schweizerischen 2. April 2011<br />
Vereinigung Eltern<br />
englisch Cued Speech), ist ein<br />
Hilfsmittel, das zusammen mit<br />
Vereinigung Eltern<br />
tern an der Kletterwand auszuprobieren hörgeschädigter Kinder:<br />
im Seehotel Sternen in Horw/LU oder auf dem dem Ablesen von Zwergenweg den Lippen einiges zu erleben. Die hörgeschädigter Kinder:<br />
gratis<br />
eingesetzt wird.<br />
gratis<br />
Sportanlagen serate im Center ermöglichen Anmeldung erwünscht ausserdem an<br />
sonos auf Anfrage nimmt seinen runden Geburtstag zum fast jede Sportart und auch das Spielen<br />
Laute Anlass, sind beim Ablesen Nach nicht zwei Inputs zu erwartbaren Anmeldung Trends erwünscht in den ankom<br />
Annemarie Schölly,<br />
immer eindeutig. Durch das<br />
und Wiederholungsrabatte:<br />
Basteln zusammen wirdmit nicht seinen fehlen. Mitgliedorganisationen Sollten die Jugendlichen und interessiert sein, Workshops zu be-<br />
Dahlienstrasse 1, 4416 zusätzliche Gästen Codieren werden menden Jahrzehnten, und einer lustvollen Annemarie Begegnung Schölly, mit<br />
alle abgelesenen Laute sichtbar<br />
Bubendorf, as@mus.ch<br />
Dahlienstrasse 1, 4416<br />
suchen, 3 x: 5% aus sind 11 der x: sie15% Selbsthilfe selbstverständlich seine zukünftige auch herzlich Tätigkeit und willkommen. zu der Vielfalt im ganzen Bereich mit theatralischer Mittel,<br />
die Lautsprache<br />
gestalten.<br />
verständlich.<br />
Bubendorf, as@mus.ch<br />
lassen wir uns anregen von praxisnahen Zukunftsideen<br />
Schweizerische Vereinigung<br />
Diese Hilfe ist namentlich und in entwickeln Schweizerische daraus<br />
der französischsprachigen<br />
Vereinigung erste Leitlinien.<br />
Was braucht es, damit gehörlosen und hörbehinderten<br />
Schweiz weit verbreitet.<br />
der Eltern hörgeschädigter<br />
Menschen mit oder trotz veränderter Rahmenbedingungen<br />
eine hohe Lebensqualität möglich ist? Welche<br />
Beispiele Kinder innovativer Projekte und Dienstleistungen<br />
Regionalgruppe Basel<br />
unterstützen www.svehk.ch uns am zweiten Tag beim Entwickeln einer<br />
Beiträge können sonos und seine Mitgliedorganisationen Zukunftsvision. Dazwischen sind genügend Freiräume für<br />
Begegnungen und Gespräche in ansprechender Umge-<br />
Lichtblinkanlagen, bung Wecker,Telefone, am wünderschönen Faxgeräte, Vierwaldstättersee Computer, Batterien eingeplant. u.v.m.<br />
Abo- und Inseratenverwaltung<br />
der Eltern hörgeschädigter<br />
Kinder<br />
Regionalgruppe Basel<br />
<strong>Sonos</strong> www.svehk.ch<br />
Referate<br />
Feldeggstr. 69<br />
8032 Zürich<br />
Den eigenen dazu leisten? Weg finden<br />
• Gleichgewicht in der Familie<br />
• Vertrauen in die Kinder und in uns<br />
Caroline Walker Miano<br />
Mit Lachen geht es besser<br />
• Karikaturen zeigen uns die heitere Seite des Lebens<br />
Nicolas d’Aujourd’hui (Gestaltungs-Atelier Nix-Productions)<br />
Workshops (Möglichkeit 4 davon zu besuchen)<br />
Einladung zum Vortrag «Ergänzte Lautsprache»<br />
Freitag, 18. September 2009 um 19.30 Uhr, Feldsägeweg 2<br />
(Kantonsspital Liestal)<br />
Referent: Pierre Lutz<br />
Die ELS, die ergänzte Lautsprache (französisch<br />
LPC, englisch Cued Speech), ist ein Hilfsmittel,<br />
das zusammen mit dem Ablesen von den Lippen<br />
eingesetzt wird.<br />
MIT DEN HÄNDEN SPRECHEN – 3. TEIL<br />
<strong>100</strong><br />
Laute sind beim Ablesen nicht immer eindeutig.<br />
Durch das zusätzliche Codieren werden alle abgelesenen<br />
Laute sichtbar und die Lautsprache verständlich.<br />
Route nach Feldsägeweg 2, 4410 Liestal<br />
Diese Hilfe ist namentlich in der 0.6 km französisch-<br />
– ca. Minute.<br />
sprachigen Schweiz weit verbreitet.<br />
A. Erzähl mir! Diagnose - was nun?<br />
• Eltern ❏ Ich/Wir erzählen benötige(n) von ihren GebärdensprachdolmetscherInnen<br />
ersten Erfahrungen<br />
• Fragen der TeilnehmerInnen und Erfahrungsaustausch<br />
Franziska Geiser (Workshopleiterin), Damian Bächler, Katharina Wehrli Föllmi, Simone<br />
gratis<br />
MIT DEN HÄNDEN Schweizerische SPRECHEN Vereinigung – 3. TE<br />
Unkostenbeitrag: Fr. 20.– Für Mitglieder der<br />
Schweizerischen Vereinigung Eltern hörgeschädigter<br />
Kinder: gratis<br />
Anmeldung erwünscht an Annemarie Schölly,<br />
Dahlienstrasse 1, 4416, Bubendorf, as@mus.ch<br />
MIT DEN HÄNDEN SPR<br />
der Eltern hörgeschädigter<br />
Kinder Regionalgruppe Basel<br />
www.svehk.ch<br />
Schweizerische Vereinigung<br />
der Eltern hörgeschädigter<br />
Kinder<br />
Regionalgruppe Basel<br />
www.svehk.ch<br />
<strong>1911</strong> - 2011 im Einsatz für Gehörlose und<br />
Einlad<br />
«Ergän<br />
Freitag, 18.<br />
Feldsägew<br />
Unkostenbeitrag: Fr.<br />
Für Mitglieder der<br />
Schweizerischen<br />
Vereinigung Eltern<br />
hörgeschädigter Kin<br />
Anmeldung erwünsc<br />
Annemarie Schölly,<br />
Dahlienstrasse 1, 441<br />
Bubendorf, as@mus<br />
Einladung zum Vortrag<br />
«Ergänzte Lautsprache»<br />
HILFSMITTEL FÜR HÖRBEHINDERTE «Ergänzte Lautsprache»<br />
Gemeinsam in die Zukunft<br />
Weitere findet sich unter www.sonos-info.ch/<strong>100</strong> Jahrfeier<br />
Antworttalon bitte vollständig ausgefüllt senden, mailen oder faxen an:<br />
sonos, Feldeggstrasse 69, Postfach 1332, 8032 Zürich, info@sonos-info.ch, Fax 044 421 40 12<br />
Anmeldung zur Denkwerkstatt vom Freitag, 1. und Samstag, 2. April 2011 in Horw<br />
Freitag, 18. September 2009 um 19 Uh<br />
Institution: __________________________________________________________________________________________<br />
Strasse/Nr.: _________________________________________PLZ/Ort: __________________________________________<br />
Name TeilnehmerInnen: _______________________________________________________________________________<br />
❏ Ich/Wir möchte(n) übernachten: Anzahl Personen: _________ Ich/Wir benötige(n) ❏ Einzelzimmer ❏ Doppelzimmer<br />
✂<br />
Referent: Pierre Lut<br />
Die ELS, die ergänz<br />
Lautsprache (französ<br />
englisch Cued Speec<br />
Hilfsmittel, das zusa<br />
dem Ablesen von de<br />
eingesetzt wird.<br />
Laute sind beim Abl<br />
immer eindeutig. Du<br />
zusätzliche Codieren<br />
alle abgelesenen Lau<br />
und die Lautsprache<br />
verständlich.<br />
Diese Hilfe ist name<br />
der französischsprac<br />
Schweiz weit verbrei