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Darstellung und Charakterisierung von Kofaktoren des<br />

Elektronentransfers in artifizieller und nativer Proteinumgebung<br />

Vom Fachbereich Chemie<br />

der Universität Duisburg-Essen<br />

Zur Erlangung des akademischen Grades eines<br />

Doktors der Naturwissenschaften<br />

genehmigte Dissertation<br />

von<br />

Christoph Breitenstein<br />

aus Oberhausen<br />

Referent: Prof. Dr. W. Gärtner<br />

Korreferent: Prof. Dr. W. S. Veeman<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 31.05.2006


Diese Ar<strong>bei</strong>t wurde im Zeitraum vom März 2002 bis März 2006 am Max-Planck Institut für<br />

Bioanorganische Chemie in Mülheim an der Ruhr unter Anleitung von Herrn Prof. W. Lubitz<br />

und Herrn Prof. Dr. W. Gärtner angefertigt.


Danksagung<br />

Herrn Prof. Wolfgang Lubitz danke ich für die Überlassung der interessanten Themen,<br />

sowie die Möglichkeit am Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie unter seiner<br />

Anleitung ar<strong>bei</strong>ten zu dürfen. Außerdem möchte ich mich für die konstruktiven<br />

Diskussionen, die zum Erfolg dieser Ar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong>getragen haben und für seine Flexibilität<br />

bedanken, mich in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Herrn Prof. Wolfgang Gärtner zu betreuen.<br />

Herrn Prof. Wolfgang Gärtner möchte ich für die Betreuung danken und die Möglichkeit,<br />

diese Ar<strong>bei</strong>t unter seiner Anleitung durchführen zu dürfen. Er war während dieser Zeit<br />

stets ein zuverlässiger Ansprechpartner mit konstruktiven Ideen.<br />

Für die Zusammenar<strong>bei</strong>t und die nutzbringenden Diskussionen im Rahmen des Projektes<br />

Eisen-Schwefel-Zentren möchte ich Herrn Dr. Mikhail L. Antonkine danken. Außerdem<br />

waren seine Kontakte zu Herrn Prof. John H. Golbeck und Prof. Donald A. Bryant von der<br />

Pennsylvania State University, Pennsylvania, USA, maßgeblich für den Fortschritt dieses<br />

Projektes verantwortlich.<br />

Prof. John H. Golbeck stellte die Proben des Photosystems I zur Verfügung und ließ die<br />

optischen Messungen am PS I in seinem Labor durchführen. Prof. Donald A. Bryant stellte<br />

die Mutanten der Untereinheit PsaC zur Verfügung.<br />

Herrn Dr. Maurice van Gastel und Dipl.-Biol. Jens Niklas danke ich für die Unterstützung<br />

<strong>bei</strong> den Triplett-EPR- und ENDOR-Messungen. Frau Gudrun Klihm und Herrn Frank<br />

Reikowski danke ich für die technische Betreuung der EPR-Spektrometer und Laser. Herr<br />

Dr. Boris Epel hat die meisten Messungen an den Eisen-Schwefel-Peptiden durchgeführt<br />

und sich auf diese Weise meinen Dank verdient.<br />

Herrn Dr. Hideaki Ogata möchte ich für die Anzucht der E. coli Bakterien danken und die<br />

Isolierung des rekombinanten Pottwal-Myoglobins. Außerdem für die unermüdlichen<br />

Versuche, Myoglobinkristalle zu züchten.<br />

Herr Dr. Sebastian Sinnecker führte die quantenchemischen Berechnungen der<br />

Hyperfeinkopplungen durch und trug damit maßgeblich zur Interpretation der erhaltenen<br />

Daten <strong>bei</strong>.<br />

Für ihren Einsatz <strong>bei</strong> den NMR-Messungen möchte ich Herrn Jörg Bitter und Frau Kerstin<br />

Sand danken. Sie etablierten in kürzester Zeit das Verfahren, Messungen an wässrigen<br />

Lösungen im Institut durchzuführen.<br />

Für die Mössbauer Messungen bin ich Herrn Dr. Eckhard Bill und Herrn Bernd Minert zu<br />

Dank verpflichtet.


Das CD-Spektrometer wurde von Herrn Dr. Frank Neese und Herrn Andreas Göbels zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Frau Inge Heise möchte ich für die Durchführung der Peptidsynthese und die Wahrung der<br />

Ordnung im Labor danken. Ihr Ar<strong>bei</strong>tseinsatz war für mich jederzeit ein Vorbild.<br />

Herrn Norbert Dickmann danke ich für die MALDI-TOF Messungen.<br />

Herrn Dr. Eberhard Bothe und Herrn Christoph Laurich danke ich für die vielen<br />

Hilfestellungen und die gute Zusammenar<strong>bei</strong>t im Rahmen der elektrochemischen<br />

Messungen.<br />

Mein Dank gilt ebenfalls Herrn Prof. Jens Ulstrup und Herrn Dr. Tim Albrecht für die<br />

Möglichkeit, elektrochemische Messungen in der Bio-Inorganic Group an der Technical<br />

University of Denmark, in Kopenhagen durchführen zu dürfen.<br />

Frau Manuela Trinoga danke ich für die ausgezeichnete HPLC-Chromatographie.<br />

Frau Dipl.-Biol. Petra Kellers danke ich für das Korrekturlesen dieser Ar<strong>bei</strong>t und die<br />

Diskussion verschiedener biologischer Sachverhalte.<br />

Sämtlichen Mitar<strong>bei</strong>tern der MS-Abteilung des MPI für Kohlenforschung danke ich für die<br />

Unterstützung meiner Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Frau Helene Steffen und Frau Tanja Berndsen danke ich für die Hilfestellungen <strong>bei</strong><br />

biologischen Ar<strong>bei</strong>tsmethoden.<br />

Frau Tina Buteweg möchte ich für die Durchführung verschiedener Synthesen im<br />

Anschluss an ihre Ausbildung danken.<br />

Frau Birgit Deckers danke ich für die Hilfe <strong>bei</strong> der Erstellung einiger Abbildungen.<br />

Den Auszubildenden Patricia Malkowski und Melanie Denißen möchte ich für ihren<br />

Ar<strong>bei</strong>tseinsatz und die allzeit gute Laune im Labor danken.<br />

Besonderer Dank gilt Herrn Dr. Karsten Koppe und Herrn Dr. Hermann Kamperman für<br />

die Freundschaft und die gute gemeinsame Zeit während des Studiums.<br />

Dem Team der BAC-Dragons unter Leitung von Herrn Bernd Mienert danke ich für die<br />

Möglichkeit, Teil dieses Teams zu sein und die schönen Drachenboot-Festivals, die wir im<br />

Namen des Institutes bestritten und teilweise gewonnen haben.<br />

Allen Mitar<strong>bei</strong>tern des Institutes, die hier nicht namentlich aufgeführt werden, möchte ich<br />

für die freundliche Aufnahme im Haus und das stets gute und freundliche Ar<strong>bei</strong>tsklima<br />

danken.<br />

Für die finanzielle Unterstützung der Ar<strong>bei</strong>t waren die Deutsch Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) und die Max-Planck Gesellschaft (MPG) verantwortlich, auch ihnen gilt mein<br />

Dank.


Abkürzungsverzeichnis<br />

ADP Adenosindiphosphat<br />

Apo-Mb Apo-Myoglobin aus Pferdemuskel<br />

ATP Adenosintriphosphat<br />

Boc tert-Butyloxycarbonyl<br />

Da Dalton<br />

DCPIP Dichlorphenolindophenol<br />

DIPEA Diisopropylethylamin<br />

DMF Dimethylformamid<br />

DMSO Dimethylsulfoxid<br />

DNA (DNS) Desoxyribonukleinsäure<br />

FePPIX Eisen-Protoporphyrin (Hämin)<br />

ε Extinktionskoeffizient<br />

EDTA Ethylendiamintetraacetat<br />

EPR Electron Paramagnetic Resonance<br />

ENDOR Electron Nuclear Double Resonance<br />

ESEEM Electron Spin Echo Envelope Modulation<br />

FA<br />

Zentrum A in der Untereinheit C des PS I, gleichzeitig<br />

Abkürzung des Modellpeptides für dieses Zentrum<br />

FB<br />

Zentrum B in der Untereinheit C des PS I, gleichzeitig<br />

Abkürzung des Modellpeptides für dieses Zentrum<br />

Fmoc 9-Fluorenylmethoxycarbonyl<br />

FX<br />

Zentrum X des Photosystems I zwischen den Untereinheiten<br />

PsaA und PsaB<br />

HATU N-[(dimethylamino)-1H-1,2,3-triazolo[4,5-b]pyridin-1ylmethylen]-N-methylmethanaminium<br />

N-oxid<br />

hexafluorophosphat<br />

HBTU N-[(1H-benzotriazol-1-yl)(dimethylamino)methylen]-Nmethylmethanaminium<br />

hexafluorophosphat N-oxid<br />

HiPIP High Potential Iron-Sulfur Protein<br />

HOMO Highest Occupied Molecular Orbital<br />

HPLC High Performace Liquid Chromatography<br />

LUMO Lowest Unoccupied Molecular Orbital


MALDI-TOF-MS Matrix Assisted Laser Desoption Ionization – Time of Flight<br />

Mass Spectrometry<br />

Mb Myoglobin aus Pferdemuskel<br />

MePPheid a Pyrophäophorbid a Methylester<br />

MePPheid d Pyrophäophorbid d Methylester<br />

MO Molekülorbital<br />

NAD Nikotinamid-adenin-dinukleotid<br />

NADP Nikotinamid-adenin-dinukleotidphosphat<br />

n.d. nicht detektiert<br />

NMP N-Methylpyrrilidon<br />

NOE Nuclear Overhauser Effect<br />

ODMR optical detected magnetic resonance<br />

P680 Primärer Elektronendonor des Photosystems II<br />

P700 special pair des Photosystems I<br />

PAL-PEG-PS 5-(4-aminomethyl-3,5-dimethoxyphenoxy)valeryl<br />

funktionalisierter Polyethylenglykol-Polystyrol Harz<br />

Pheid a Phäophorbid a<br />

PPheid a Pyrophäophorbid a<br />

PPIX Protoporphyrin<br />

PS I Photosystem I<br />

PS II Photosystem II<br />

PyBOP Benzotriazol-1-yloxytris(pyrrolidino)phosphonium<br />

hexafluorophophat<br />

RNA (RNS) Ribonukleinsäure<br />

SwMb rekombinantes Pottwal-Myoglobin<br />

SPPS Solid Phase Peptide Synthesis<br />

TBTU N-[(1H-benzotriazol-1-yl)(dimethylamino)methylen]-Nmethylmethanaminium<br />

tetrafluoroborat N-oxid<br />

TFA Trifluoressigsäure<br />

ZnMePPheid a Zink-Pyrophäophorbid a Methylester<br />

ZnMePPheid d Zink-Pyrophäophorbid d Methylester<br />

ZnPheid a Zink-Phäophorbid a<br />

ZnPPheid a Zink-Pyrophäophorbid a<br />

ZnPPIX Zink-Protoporphyrin


Inhaltsverzeichnis<br />

1. GRUNDLAGEN ........................................................................................1<br />

1.1. Die Struktur von Proteinen ....................................................................................... 1<br />

1.2. Die Struktur der Photoreaktionszentren in der Photosynthese............................. 8<br />

1.2.1. Elektronentransportprozesse in der Photosynthese........................................ 8<br />

1.2.2. Das Photosystem I.......................................................................................... 9<br />

1.3. Die Struktur von Myoglobin ................................................................................... 12<br />

1.4. Die Struktur von Porphyrinen................................................................................ 17<br />

1.4.1. Nomenklatur der Porphyrine........................................................................ 18<br />

1.4.2. Elektronische Struktur der Porphyrine......................................................... 20<br />

1.5. Eisen-Schwefel-Zentren in der Natur..................................................................... 24<br />

1.6. Die Stabilität von Proteinen .................................................................................... 26<br />

1.7. Die Festphasen Peptidsynthese (SPPS) .................................................................. 29<br />

1.8. Grundlagen der EPR- und ENDOR-Spektroskopie ............................................. 34<br />

1.8.1. Grundlagen der EPR-Spektroskopie ............................................................ 34<br />

1.8.2. Grundlagen der ENDOR-Spektroskopie...................................................... 43<br />

1.9. Mössbauer-Spektroskopie ....................................................................................... 48<br />

2. AUFGABENSTELLUNG.......................................................................50<br />

2.1. Metall-Phäophorbide in Myoglobin ....................................................................... 50<br />

2.2. Modelle für [4Fe-4S]-Zentren des Photosystems I................................................ 51<br />

i


3. ERGEBNISSE UND DISKUSSION ..................................................... 53<br />

3.1. Metall-Phäophorbide in Myoglobin-Matrix...........................................................53<br />

3.1.1. Natives Myoglobin und Apo-Myoglobin .....................................................53<br />

3.1.2. Darstellung der Kofaktoren ..........................................................................56<br />

3.1.3. Komplexbildung und Charakterisierung der Kofaktoren mit<br />

Apo-Myoglobin ............................................................................................59<br />

3.1.3.1. Zink-Protoporphyrin Apo-Myoglobin (ZnPPIX Mb) ..................................60<br />

3.1.3.1.1. UV-Vis-Spektroskopie und Stabilitätsmessung ........................60<br />

3.1.3.1.2. NMR-Spektroskopie..................................................................62<br />

3.1.3.1.3. EPR-Spektroskopie....................................................................64<br />

3.1.3.1.4. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPIX in Glycerin/DMSO ........68<br />

3.1.3.1.5. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPIX Mb in Puffer/DMSO......75<br />

3.1.3.2. Zink-Phäophorbid a Apo-Myoglobin (ZnPheid a Mb) und Zink-<br />

Pyrophäophorbid a Apo-Myoglobin (ZnPPheid a Mb) ...............................80<br />

3.1.3.2.1. UV-Vis-Spektroskopie und Stabilität........................................80<br />

3.1.3.2.2. NMR-Spektroskopie..................................................................84<br />

3.1.3.2.3. EPR-Spektroskopie....................................................................87<br />

3.1.3.2.4. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPheid a in Pyridin/Glycerin ..90<br />

3.1.3.2.5. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPheid a SwMb in<br />

Puffer/Glycerin ..........................................................................94<br />

3.1.3.2.6. Vergleich der ENDOR-Daten von ZnPPheid a SwMb mit<br />

nativen Systemen.......................................................................96<br />

3.1.3.3. Die Komplexe der Zink-Methylpyrophäophorbide mit Apo-Myoglobin.....98<br />

3.1.4. Zusammenfassung ......................................................................................103<br />

3.1.5. Ausblick......................................................................................................105<br />

3.2. Modellpeptide für [4Fe4S]-Zentren ......................................................................106<br />

3.2.1. Literaturübersicht .......................................................................................106<br />

3.2.2. Design der Peptidsequenzen.......................................................................108<br />

3.2.3. Charakterisierung der Modellpeptide .........................................................111<br />

3.2.4. UV-Vis-Spektroskopie von FA und FB .......................................................112<br />

ii


3.2.5. EPR-Spektroskopie der Modellpeptide...................................................... 114<br />

3.2.5.1. Temperaturabhängigkeit des EPR-Signals................................................. 117<br />

3.2.5.2. Leistungsabhängigkeit des EPR-Signals.................................................... 118<br />

3.2.5.3. ESEEM- und ENDOR-Spektroskopie der Modellpeptide FA und FB........ 119<br />

3.2.6. Mössbauer-Spektroskopie.......................................................................... 123<br />

3.2.7. Bestimmung des Redoxpotentials der Modellpeptide FA und FB .............. 126<br />

3.2.8. NMR-Spektroskopie .................................................................................. 129<br />

3.2.9. Bindung an das Photosystem I................................................................... 130<br />

3.2.9.1. Optische Experimente................................................................................ 130<br />

3.2.9.2. EPR-Experimente....................................................................................... 132<br />

3.2.10. Zusammenfassung...................................................................................... 134<br />

3.2.11. Ausblick ................................................................................................. 135<br />

4. ZUSAMMENFASSUNG.......................................................................137<br />

5. EXPERIMENTELLER TEIL..............................................................143<br />

5.1. Geräte und Methoden ............................................................................................ 143<br />

5.1.1. NMR-Spektroskopie .................................................................................. 143<br />

5.1.2. UV-Vis-Spektroskopie............................................................................... 143<br />

5.1.3. Infrarot-Spektroskopie ............................................................................... 144<br />

5.1.4. Massenspektrometrie ................................................................................. 144<br />

5.1.5. Säulenchromatographie.............................................................................. 144<br />

5.1.6. Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC) .................................... 145<br />

5.1.7. Fluoreszenzspektroskopie .......................................................................... 145<br />

5.1.8. Circular Dichroismus- (CD) Spektroskopie............................................... 145<br />

5.1.9. Anaerobe Ar<strong>bei</strong>ten und elektrochemische Titration .................................. 146<br />

5.1.10. Elektron-Paramagnetische Resonanz Spektroskopie (EPR)...................... 146<br />

5.1.11. Optische Spektroskopie am Photosystem I zur Untersuchung der<br />

Elektronentransferkinetik........................................................................... 148<br />

5.1.12. Durchführung der theoretischen Untersuchungen ..................................... 149<br />

iii


5.2. Synthese und Chemikalien.....................................................................................149<br />

5.2.1. Festphasen-Peptidsynthese (SPPS) ............................................................150<br />

5.2.2. Rekombinantes Pottwal-Myoglobin aus E. coli .........................................151<br />

5.2.3. Darstellung von Apo-Myoglobin ...............................................................152<br />

5.2.4. Darstellung von Zink-Protoporphyrin (ZnPPIX) .......................................153<br />

5.3. Darstellung der (Metall-)Phäophorbide ...............................................................154<br />

5.3.1. Allgemeine Ar<strong>bei</strong>tsvorschriften .................................................................154<br />

5.3.1.1. Standardaufar<strong>bei</strong>tung..................................................................................154<br />

5.3.1.2. Abspaltung des Phytylesters.......................................................................154<br />

5.3.1.3. Metallierung der Phäophorbide ..................................................................154<br />

5.3.2. Gewinnung von Chlorophyll a aus getrockneten Cyanobakterien.............155<br />

5.3.3. Umsetzung von Chlorophyll a zu Phäophorbid a ......................................155<br />

5.3.4. Darstellung von Pyrophäophytin a aus getrockneten Cyanobakterien.......156<br />

5.3.5. Darstellung von Methylpyrophäophorbid a (13 2 -Decarboxymethylphäophorbid<br />

a Methylester) .......................................................................157<br />

5.3.6. Darstellung von Methylpyrophäophorbid d ...............................................158<br />

5.4. Rekonstitution von Apo-Myoglobin mit verschiedenen Kofaktoren .................160<br />

5.4.1. Einbau von Zink-Protoporphyrin ...............................................................160<br />

5.4.2. Einbau der Zink-Phäophorbid-Kofaktoren.................................................160<br />

5.5. Darstellung der [4Fe4S]-Modellpeptide ...............................................................161<br />

5.5.1. Die Peptide FA, FB, FX1 und FX2 .................................................................161<br />

5.5.2. Rekonstitution der Peptide .........................................................................162<br />

5.5.3. Herstellung der PS I Proben .......................................................................163<br />

6. LITERATUR......................................................................................... 164<br />

iv


1. Grundlagen<br />

1.1. Die Struktur von Proteinen<br />

1<br />

Grundlagen<br />

Proteine sind komplexe Moleküle, die in der Natur sehr spezifische Aufgaben erfüllen und<br />

anhand ihrer biologischen Funktion klassifiziert werden können [1] :<br />

Enzyme sind hochspezialisierte Proteine, die eine katalytische Aktivität aufweisen.<br />

Praktisch alle zellulären chemischen Reaktionen werden durch Enzyme katalysiert.<br />

Transportproteine binden bestimmte Moleküle oder Ionen, um sie innerhalb eines<br />

Organismus zu transportieren. Das Hämoglobin in den Erythrocyten bindet Sauerstoff und<br />

transportiert ihn von der Lunge zum peripheren Gewebe der Organe.<br />

Nährstoff- und Speicherproteine dienen der Lagerung von Nährstoffen oder anderer<br />

Moleküle und Ionen, die wichtig für die Entwicklung eines Organismus sind. Ferritin, das<br />

in einigen Bakterien, sowie Pflanzen und Tieren vorkommt, speichert z. B. Eisen. Casein<br />

ist das Hauptprotein der Milch und damit ein wichtiges Nährstoffprotein von Säugetieren.<br />

Kontraktile oder motile Proteine sind fähig, ihre Form zu ändern und dienen in vielen<br />

Fällen der Fortbewegung. Actin, Myosin und Titin sind die Hauptbestandteile der<br />

Skelettmuskulatur.<br />

Strukturproteine sind gerüstbildende Filamente, die den Aufbau biologischer Strukturen<br />

stabilisieren. Keratin ist der Hauptbestandteil von Haaren, Fingernägeln und Federn.<br />

Sehnen und Knorpel werden durch das Faserprotein Kollagen gebildet.<br />

Abwehrproteine dienen dem Schutz eines Organismus vor Verletzungen oder<br />

eindringenden Organismen. Die Antikörper sind spezialisierte Proteine, die in den<br />

Lymphocyten von Wirbeltieren gebildet werden. Sie erkennen eindringende Bakterien,<br />

Viren oder artfremde Proteine und neutralisieren diese.<br />

Regulatorische Proteine steuern zelluläre und physiologische Vorgänge. Viele Hormone,<br />

wie z. B. das Insulin, das den Zuckermetabolismus reguliert, gehören zu dieser Gruppe.<br />

Zusätzlich gibt es noch eine Reihe anderer Proteine, die nicht durch diese einfache


Grundlagen<br />

Klassifizierung beschrieben werden können. Das Blutplasma einiger Fische in der<br />

Antarktis enthält z. B. Frostschutzproteine, die ihr Blut vor dem Gefrieren schützen.<br />

So unterschiedlich die Funktionen von Proteinen sind, so verschieden sind ihre<br />

Molekülstrukturen und –größen. Das bisher größte bekannte menschliche Protein ist das<br />

Titin mit einer Größe von etwa 3600 kDa. Es ist neben Myosin und Aktin das wichtigste<br />

Muskelprotein. Das Blutzucker-senkende Hormon Insulin ist dagegen ein kleines Protein<br />

mit einem Molekulargewicht von lediglich 5,7 kDa.<br />

Abbildung 1: Illustration der Winkel Ψ und Φ, durch die die Amidebenen zweier aufeinanderfolgender<br />

Aminosäuren gegeneinander verdreht werden können (links). Abhängig von den Winkeln Ψ und Φ werden<br />

unterschiedliche Sekundärstrukturelemente gebildet. Neben dem β-Faltblatt (β, roter Bereich) kommen<br />

hauptsächlich die rechtshändige α-Helix (α, blauer Bereich) und die linkshändige α-Helix (L, grüner Bereich)<br />

in der Natur vor [2] .<br />

Die Struktur eines Proteins wird durch seine Zusammensetzung aus den 20 verschiedenen<br />

natürlichen Aminosäuren bestimmt. Die lineare Abfolge der Aminosäuren in einem<br />

Polypeptid vom N- zum C-Terminus wird als Primärstruktur bezeichnet. Innerhalb einer<br />

solchen Kette besitzt eine Aminosäure zwei Bindungen, die mehr oder weniger frei<br />

drehbar sind, während die Amidbindung aufgrund ihres partiellen<br />

Doppelbindungscharakters nicht frei drehbar ist (Abbildung 1). Die Drehwinkel der<br />

Bindungen zwischen Cα und dem Carbonylkohlenstoff und der Bindung zwischen Cα und<br />

der Aminogruppe werden durch Ψ und Φ beschrieben.<br />

2


3<br />

Grundlagen<br />

Einige Aminosäuren (z. B. Tryptophan) sind aufgrund ihrer sterisch anspruchsvollen<br />

Seitenketten in den Winkeln Ψ und Φ stark eingeschränkt, während Aminosäuren mit<br />

kleinen Seitenketten (z. B. Glycin) praktisch jeden Winkel für Ψ und Φ annehmen können.<br />

Folgen in einem Polypeptid mehrere Aminosäuren aufeinander, die ähnliche Winkel für Ψ<br />

und Φ annehmen, bildet sich ein Sekundärstrukturelement. Abhängig von den<br />

Diederwinkeln handelt es sich da<strong>bei</strong> in den häufigsten Fällen entweder um eine α-Helix<br />

oder ein β-Faltblatt. Diese Strukturen werden durch ein Netzwerk von<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zwischen der Carbonylgruppe einer Aminosäure und der<br />

Aminogruppe einer zweiten Aminosäure stabilisiert. Neben der rechtsgängigen α-Helix ist<br />

auch die deutlich seltenere linksgängige α-Helix bekannt. Für β-Faltblattstrukturen ist die<br />

parallele und die antiparallele Ausrichtung in natürlichen Systemen bekannt.<br />

Aufgrund ihrer Struktur besitzt eine α-Helix ein Dipolmoment entlang der Längsachse der<br />

Helix, welches vom N-Terminus zum C-terminalen Ende gerichtet ist. Dieses<br />

Dipolmoment wirkt in rein α-helicalen Domänen stabilisierend auf die antiparallele<br />

Ausrichtung von Helices zueinander und destabilisierend auf eine parallele Ausrichtung.<br />

Die Anordnung von mehreren sekundären Strukturelementen räumlich zueinander wird als<br />

Tertiärstruktur bezeichnet. Proteine können anhand ihrer Tertiärstruktur in drei Bereiche<br />

unterteilt werden, rein α-helikale Strukturen, reine β-Faltblatt-Strukturen und gemischte<br />

Strukturen, die sowohl α-Helices als auch β-Faltblätter besitzen. Cytochrom b562, ein<br />

Elektronentransferprotein, ist ein Beispiel für ein Protein mit rein α-helikaler<br />

Sekundärstruktur. Die Superoxid-Dismutase besitzt dagegen nur β-Faltblätter als<br />

Sekundärstrukturelemente. Dieses Enzym katalysiert die Disproportionierung des<br />

Superoxid-Radikals (O2· - ) in Wasserstoffperoxid und Sauerstoff. Ein Beispiel für ein<br />

Enzym, das sowohl α-Helices als auch β-Faltblattstrukturen besitzt, ist die Tryptophan-<br />

Synthase, die die Reaktion von Indol und Serin zur Aminosäure Tryptophan katalysiert [3] .<br />

Viele Proteine bestehen aus mehreren nicht-kovalent verknüpften Polypeptidketten, die<br />

sich als Untereinheiten eines Proteinkomplexes zusammenlagern. Die Anordnung<br />

verschiedener Untereinheiten zueinander wird als Quartärstruktur bezeichnet. Ein<br />

bekanntes Beispiel für ein Protein mit Quartärstruktur ist das Hämoglobin, das aus zwei<br />

identischen α-Untereinheiten und zwei identischen β-Untereinheiten besteht und<br />

Luftsauerstoff im menschlichen Blut transportiert.


Grundlagen<br />

Kofaktoren<br />

Neben der eigentlichen dreidimensionalen Struktur eines Proteins ist in vielen Fällen<br />

entscheidend, wie Kofaktoren im Protein gebunden werden. Unter einem Kofaktor versteht<br />

man einen Bestandteil eines Proteins, der nicht aus Aminosäuren besteht. Da<strong>bei</strong> kann es<br />

sich um anorganische Ionen oder ein komplexes organisches oder metallorganisches<br />

Molekül handeln. Wird der Kofaktor kovalent an das Protein gebunden, wird er als<br />

prosthetische Gruppe bezeichnet.<br />

Verschiedene Parameter bestimmen wesentlich die spektralen und funktionellen<br />

Eigenschaften eines Kofaktors, wie z. B. das Redoxpotential. Die direkte Umgebung<br />

(hydrophil oder hydrophob), die Art der Bindung an das Protein (kovalent, koordinativ<br />

oder mittels van-der-Waals Wechselwirkung) sowie zusätzliche Kontakte zur<br />

Proteinumgebung (z.B. Wasserstoffbrücken) nehmen Einfluss auf die physikalischen<br />

Eigenschaften des Kofaktors. Sofern mehrere Kofaktoren vorhanden sind, ist die relative<br />

Ausrichtung der Kofaktoren zueinander entscheidend für die Effizienz eines Energie- oder<br />

Elektronentransfers.<br />

Faltung<br />

Welche Faktoren die Faltung beeinflussen, die für die Funktion eines Proteins nötig ist, ist<br />

bis heute weitgehend unverstanden, weil die Faltung eines Proteins ein höchst komplexer<br />

Vorgang ist. Ausgehend vom vollständig entfalteten Zustand gibt es eine Vielzahl<br />

konformeller Möglichkeiten, die lokale Minima der Energiehyperfläche darstellen, um zu<br />

einer „stabilen“ Struktur zu gelangen. Jedoch ist ein Protein einzig in der nativen Struktur<br />

in der Lage, die Aufgaben mit der nötigen Effizienz durchzuführen. Bei vielen Proteinen<br />

sind spezielle Hilfsstoffe, die sogenannten Chaperone, für die korrekte Faltung eines<br />

Proteins nötig. Chaperone sind ebenfalls in vielen Fällen Proteine.<br />

Um den Prozess der Faltung besser zu verstehen, bietet es sich an, an kleinen, einfachen<br />

Modellen zu ermitteln, welche Primärsequenz besonders gut für ein bestimmtes<br />

strukturelles Motiv (z.B. α-Helix) geeignet ist. Als Grundlage dient die rapide wachsende<br />

Menge an Kristallstrukturen von nativen Proteinen. Die Zahl der veröffentlichten<br />

4


5<br />

Grundlagen<br />

Strukturen in der seit 1974 bestehenden weltweiten Proteindatenbank a ist von etwa 21000<br />

Strukturen im Juli 2003 auf über 32000 Strukturen im August 2005 angestiegen. Durch<br />

Analyse der unterschiedlichen Sekundärstrukturtypen (Helix, Faltblatt) wird versucht,<br />

Parameter festzulegen, die diese sekundären Strukturelemente stabilisieren.<br />

Abbildung 2: Modell einer Energiehyperfläche für die Proteinfaltung [4] . Ausgehend vom komplett<br />

entfalteten Zustand müssen viele lokale Minima durchlaufen werden, bevor der funktionelle, native Zustand<br />

erreicht wird. Bei vielen Proteinen sind kleine Moleküle und Proteine, die sogenannten Chaperone, für die<br />

native Faltung notwendig.<br />

Die Aminosäuren Lysin, Glutamat und Leucin sind zum Beispiel bevorzugte Bausteine<br />

von amphiphilen α-Helices, da diese durch die intramolekulare Wasserstoffbrücken<br />

zwischen den Seitenketten der <strong>bei</strong>den polaren Aminosäuren zusätzlich stabilisiert werden.<br />

Die hydrophobe Seite wird durch Leucin gebildet. Die in β-Position verzweigten<br />

Aminosäuren Valin und Isoleucin, sowie die zyklische Aminosäure Prolin stören die<br />

helikale Struktur und werden daher häufig eingesetzt, um dieses Sekundärstrukturelement<br />

a RCSB Protein Data Bank, www.pdb.org


Grundlagen<br />

zu terminieren. Aus amphiphilen Helices wird ein wichtiges Tertiärstrukturelement, das<br />

vier-Helix-Bündel, aufgebaut. Da<strong>bei</strong> lagern sich vier amphiphile Helices in antiparalleler<br />

Ausrichtung zusammen. Die Triebkraft ist die hydrophobe Wechselwirkung der Helices<br />

untereinander. Daher besitzt ein vier-Helix-Bündel einen stark hydrophoben Kern, wo<strong>bei</strong><br />

es selbst in der Regel gut wasserlöslich ist.<br />

Methoden zur Faltungs- und Funktionsaufklärung<br />

Für die Funktion eines Enzyms ist die Zugänglichkeit eines aktiven Zentrums für ein<br />

Substrat sowie die Polarität und Geometrie der Bindungstasche von essentieller<br />

Bedeutung.<br />

Im wesentlichen können drei unterschiedliche Wege zur Erforschung von Proteinfaltung<br />

und –funktion beschritten werden.<br />

a) Molekularbiologisch werden durch ortsspezifische Mutagenese einzelne oder<br />

mehrere Aminosäuren eines Proteins verändert und die Änderung der<br />

Eigenschaften (z.B. Turn-over Rate, die Substratspezifität eines Enzyms oder<br />

spektroskopische Parameter etc.) untersucht und abhängig von der Modifikation am<br />

Protein interpretiert.<br />

b) In einem Protein mit bekannter Struktur werden neue aktive Zentren konstruiert,<br />

wo<strong>bei</strong> das Verständnis der Funktion eines Proteins bzw. der Struktur eines aktiven<br />

Zentrums <strong>bei</strong> dieser Untersuchung im Vordergrund steht. Da<strong>bei</strong> dient das Protein<br />

selbst im Prinzip nur noch als vorgeformte, stabile Abschirmung des neuen aktiven<br />

Zentrums. Dieses Verfahren kann nur <strong>bei</strong> Proteinen durchgeführt werden, die in<br />

einem anderen Organismus, z. B. Escherichia coli, durch Einschleusen eines<br />

Plasmids überexprimiert werden können (Transformation und heterologe/homologe<br />

Expression). Die ursprüngliche Funktion des Proteins geht da<strong>bei</strong> in der Regel<br />

vollständig verloren.<br />

c) Alternativ dazu versucht der Ansatz der de novo Synthese, Fragmente eines<br />

bestimmten Strukturmotivs (z. B. α-Helices, wie sie in einem vier-Helix-Bündel<br />

vorhanden sind) ohne direkten Bezug zu einer natürlich vorkommenden<br />

Aminosäuresequenz herzustellen. Diese Methode ist daher auf theoretische<br />

Modelle angewiesen. Dieser Ansatz geht besonders stark auf das Verständnis von<br />

Faltung und Funktion von Proteinen ein und nutzt da<strong>bei</strong> native Aminosäuren<br />

6


7<br />

Grundlagen<br />

ebenso wie nicht-native (z.B. α- und β-) Aminosäuren. Bei der de novo Synthese ist<br />

zwischen dem rationalen und dem kombinatorischen Design zu unterscheiden.<br />

Beim rationalen Design wird die zu synthetisierende Sequenz mit Hilfe<br />

theoretischer Modelle entworfen, wo<strong>bei</strong> bestimmte strukturelle Motive<br />

berücksichtigt werden. Beim kombinatorischen Design wird eine Bibliothek<br />

ähnlicher Modelle synthetisiert. Die einzelnen Modelle werden anschließend<br />

anhand von vorher festgelegten Eigenschaften selektiert. Die Selektion stellt häufig<br />

ein Problem dar, da eine große Anzahl unterschiedlicher Sequenzen in kurzer Zeit<br />

mit eindeutigem Ergebnis bezüglich mindestens einer Eigenschaft untersucht<br />

werden muss. Der Syntheseaufwand eines kombinatorischen Ansatzes ist zu<br />

Beginn sehr hoch, allerdings ist auch mit sehr guten Ergebnissen zu rechnen, wenn<br />

das Problem des „screenings“ zufriedenstellend gelöst werden kann. Die <strong>bei</strong>den<br />

größten Nachteile der de novo Synthese sind der enorme finanzielle Aufwand und<br />

die Einschränkung, nur kurze Aminosäureketten bis 60 Aminosäuren mit guter<br />

Ausbeute herstellen zu können.<br />

Das Ziel der vorgestellten methodischen Ansätze ist es, die Strukturbildung und die<br />

Funktion von Proteinen in ihrer Gesamtheit und die Wechselwirkung verschiedener<br />

Proteine untereinander zu verstehen. Sollte dies gelingen, so kann entsprechend den<br />

Anforderungen eines beliebigen Prozesses ein Protein in silico entworfen und synthetisiert<br />

werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unabdingbar, einerseits Proteinmodelle zu<br />

studieren und andererseits den Einfluss einer bekannten und definierten Proteinumgebung<br />

auf einen Kofaktor zu untersuchen. Beide Ansätze werden in dieser Ar<strong>bei</strong>t verfolgt.


Grundlagen<br />

1.2. Die Struktur der Photoreaktionszentren in<br />

der Photosynthese<br />

1.2.1. Elektronentransportprozesse in der Photosynthese<br />

Die pflanzliche Photosynthese ermöglicht durch eine komplexe Reaktion unter<br />

Verwendung von Lichtenergie die Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser in<br />

Kohlenhydrate und liefert damit die chemisch gebundene Energie für das Leben auf der<br />

Erde. In grünen Pflanzen findet die Photosynthese in den Chloroplasten statt. Mit Hilfe der<br />

Lichtsammelkomplexe werden die Photonen von Chlorophyllen absorbiert und zu zwei<br />

Reaktionszentren weitergeleitet. Die Reaktionszentren, in diesem Fall die Photosysteme I<br />

und II (Abbildung 3), fungieren als Energieumwandler in den Zellen. Sie absorbieren die<br />

Lichtenergie und übertragen diese direkt auf Elektronen, die zum Aufbau energiereicher<br />

Stoffe, z. B. NADPH, genutzt werden.<br />

Das Photosystem II transferiert die absorbierte Lichtenergie vom P680 über ein Phäophytin<br />

auf zwei Plastochinone QA und QB. Durch die Reduktion zum Hydrochinon kann das QB<br />

aus dem Protein durch die Membran diffundieren und zwei Elektronen und zwei Protonen<br />

an den Cytochrom b6f-Komplex übertragen. Die unbesetzte Bindungstasche im<br />

Photosystem II wird durch ein Chinon aus dem Chinonpool besetzt. Während die Protonen<br />

in das Thylakoidlumen abgegeben werden und dadurch einen Protonengradienten über die<br />

Membran aufbauen, transferiert das Plastocyanin die Elektronen weiter zum PS I. Die<br />

Elektronenlöcher, die durch den Abtransport der Elektronen im Photosystem II entstehen,<br />

werden durch Oxidation von Wasser wieder gefüllt. Als Koppelprodukte entstehen<br />

Sauerstoff, der als Gas die Zelle verlässt und Protonen, die in Form eines<br />

Protonengradienten über die Membran <strong>bei</strong>spielsweise von der ATP-Synthase genutzt<br />

werden, um Adenosintriphosphat (ATP) aus Adenosindiphosphat (ADP) aufzubauen.<br />

Das Photosystem I überträgt nach der Lichtanregung Elektronen an Ferredoxin, das diese<br />

an die NADP-Reduktase weitergibt. Die NADP-Reduktase wiederum reduziert mit Hilfe<br />

8


9<br />

Grundlagen<br />

dieser energiereichen Elektronen NADP zu NADPH, das als Reduktionsäquivalent in der<br />

Zelle zur Verfügung steht.<br />

Abbildung 3: Querschnitt durch eine Thylakoidmembran. Die Lichtsammelkomplexe sind aus Gründen der<br />

Übersichtlichkeit nicht gezeigt.<br />

1.2.2. Das Photosystem I<br />

Das Photosystem I wird an dieser Stelle detaillierter besprochen, da es als Vorbild für die<br />

Modelle der Eisen-Schwefel-Zentren dient, die in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersucht werden. Es<br />

besteht aus mehr als zehn Untereinheiten (PsaA bis PsaL), von denen A und B ein<br />

Homodimer mit jeweils 83 kDa Molekülmasse bilden (Abbildung 4). Sie bestehen aus<br />

jeweils elf transmembranen Helices und vier Helices in der Nähe der stromalen<br />

Membranoberfläche. Die Untereinheiten C, D und E befinden sich ebenfalls auf der<br />

stromalen Seite der Membran. Diese drei Untereinheiten besitzen wenige<br />

Sekundärstrukturelemente, die meist durch β-Faltblätter gebildet werden. Die<br />

Untereinheiten C und D weisen zusätzlich kurze Helices mit bis zu 15 Aminosäuren auf.<br />

In einem Photosystem I sind - abhängig von der Spezies - bis zu 100 Chlorophylle, etwa 22<br />

Carotinoide, zwei Phyllochinone und drei [4Fe4S]-Zentren gebunden. Von dieser Vielzahl<br />

an Kofaktoren sind nur elf direkt an der Funktion des Photosystems I, der lichtinduzierten<br />

Ladungstrennung, beteiligt. Die restlichen Kofaktoren dienen dem Sammeln von<br />

Lichtenergie (Chlorophylle) und der Unterdrückung der reaktiven lichtangeregten<br />

Triplettzustände (Carotinoide). Ausgehend von einem Chlorophyll a/a´ Dimer, dem


Grundlagen<br />

sogenannten special pair P700, existieren in den <strong>bei</strong>den Untereinheiten PsaA und PsaB zwei<br />

symmetrische Elektronentransferwege, der sogenannte A- und der B-Zweig. Sie bestehen<br />

aus zwei monomeren Chlorophyll a Molekülen, dem „accessory“ Chlorophyll und dem<br />

Akzeptor A0, sowie einem Phyllochinon, dem Akzeptor A1. Die <strong>bei</strong>den Zweige münden in<br />

das erste [4Fe4S]-Zentrum, FX, welches von den Untereinheiten A und B durch eine<br />

flexible Region in der Peptidkette gebunden wird [5] . Von FX werden die Elektronen in die<br />

Untereinheit PsaC zu den Eisen-Schwefel-Zentren FA und FB übertragen und von<br />

Ferredoxin, das an der Oberfläche der Untereinheiten PsaD und PsaE bindet,<br />

aufgenommen.<br />

A1<br />

A0<br />

Abbildung 4: Schematische Darstellung von sechs Untereinheiten des Photosystems I, sowie der Abfolge<br />

der Kofaktoren (links). Kristallstruktur (PDB 1JB0) des oberen Teils des Photosystems I mit den stromalen<br />

Untereinheiten C, D und E, sowie den drei [4Fe4S]-Zentren FX, FA und FB (rechts).<br />

Die lichtinduzierte Ladungstrennung findet zwischen dem primären Elektronendonor, dem<br />

P700, und dem primären Elektronenakzeptor, A0, in etwa 1 ps statt [6] . Anschließend wird<br />

das Elektron in 30 ps auf ein Phyllochinon, A1, übertragen und zum FX-Zentrum in 30 ns<br />

weitergeleitet. In weniger als 500 ns gelangt das Elektron von dort aus zu den <strong>bei</strong>den<br />

[4Fe4S]-Zentren FA und FB. Der gesamte Elektronentransfer erfolgt von einem<br />

Anfangspotential von etwa –1,3 V für den lichtangeregten Singulettzustand des P700<br />

energetisch begünstigt (downhill) über –700 mV für das FX-Zentrum bis zu einem<br />

Potential von –590 mV für das Zentrum FB [6] . Einzig der letzte Schritt des<br />

10


11<br />

Grundlagen<br />

Elektronentransfers von FA nach FB ist ein energetisch ungünstiger Transfer (uphill), da FA<br />

ein Redoxpotential von –540 mV aufweist.<br />

Das Redoxpotential der Eisen-Schwefel-Zentren FX, FA und FB soll hier ausführlicher<br />

behandelt werden, da es eine wesentliche Eigenschaft dieser Zentren ist. Das FX-Zentrum<br />

ist eines der wenigen Beispiele für ein „interpolypeptid“ Eisen-Schwefel-Zentrum. Im<br />

Gegensatz zu den meisten FeS-Zentren wird es von zwei unabhängigen Untereinheiten<br />

ligandiert. Es besitzt zudem mit –705 ± 15 mV [7] bzw. –670 mV [8] eines der negativsten<br />

Redoxpotentiale. Der negativere Wert wurde durch eine Reduktion an einer<br />

Goldoberfläche und Detektion durch EPR <strong>bei</strong> tiefer Temperatur ermittelt, der positivere<br />

Wert ist mit Hilfe transienter optischer Spektroskopie bestimmt worden. Das<br />

Redoxpotential für FA liegt im Bereich von –465 mV [9] bis –540 mV [10] , dasjenige von FB<br />

im Bereich von –440 mV [9] bis –590 mV [10] . Der Grund für diese signifikanten<br />

Unterschiede der ermittelten Redoxpotentiale liegt in der verwendeten Messmethode. Die<br />

negativeren Redoxpotentiale wurden über eine Redoxtitration mit Dithionit <strong>bei</strong> pH 10 <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur durchgeführt. Die Detektion des Titrationsverlaufs erfolgte durch<br />

EPR-Spektroskopie <strong>bei</strong> 20 K. Die positiveren Redoxpotentiale wurden durch die<br />

Auswertung der Ladungsrekombinationskinetik nach Anregung durch Blitzlicht ermittelt.<br />

Diese Messungen wurden potentialabhängig durchgeführt, wo<strong>bei</strong> das Potential ebenfalls<br />

über die Zugabe von Dithionit eingestellt wurde.<br />

Bei der Bewertung der <strong>bei</strong>den Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Detektion des<br />

Oxidationszustandes von FA und FB durch EPR <strong>bei</strong> tiefer Temperatur nicht unstrittig ist,<br />

weil die Potentiale <strong>bei</strong>der Zentren temperaturabhängig sein können und das Einfrieren eine<br />

Änderung des Gleichgewichts bewirken kann. In <strong>bei</strong>den Studien wurde das Potential von<br />

FB in Gegenwart eines reduzierten FA-Zentrums bestimmt, wo<strong>bei</strong> eine gegenseitige<br />

Beeinflussung (Kooperativität) <strong>bei</strong>der Zentren untereinander nicht ausgeschlossen werden<br />

kann. Außerdem wird <strong>bei</strong> der Auswertung der Ladungsrekombinationskinetik ein<br />

vereinfachtes Modell der möglichen Redoxzustände im PS I angenommen, wo<strong>bei</strong> lediglich<br />

die <strong>bei</strong>den terminalen Elektronenakzeptoren FA und FB, sowie das P700 berücksichtigt<br />

werden. Die anderen Kofaktoren, die am Elektronentransfer beteiligt sind, werden <strong>bei</strong> der<br />

Auswertung der Kinetik nicht berücksichtigt.<br />

Zusätzlich sind für Photosysteme verschiedener Organismen unterschiedliche Werte für<br />

die Redoxpotentiale der einzelnen Eisen-Schwefel Zentren bestimmt worden [11; 12] .


Grundlagen<br />

Wie durch die Proteinumgebung ein derart negatives Redoxpotential, wie <strong>bei</strong>spielsweise<br />

für das Zentrum FX, erzeugt wird, ist weitgehend unverstanden. Eine Wechselwirkung des<br />

geladenen [4Fe4S]-Zentrums mit ebenfalls geladenen Aminosäuren in der Umgebung,<br />

sowie die Polarisierbarkeit des gesamten Proteins werden zur Erklärung herangezogen. Ein<br />

wichtiger Parameter für die Kontrolle des Redoxpotentials ist vermutlich die<br />

Zugänglichkeit des Zentrums für das Lösemittel (vgl. Abschnitt 1.5).<br />

1.3. Die Struktur von Myoglobin<br />

Myoglobin ist, ebenso wie Hämoglobin, seit Jahrzehnten Ziel intensiver Forschung. Mit<br />

einer Sauerstoffaffinität, die zwischen der von Hämoglobin und der von Cytochrom a bzw.<br />

a3 (Hauptbestandteil der Cytochrom c-Oxidase) liegt [13] , dient Myoglobin in der Zelle als<br />

Sauerstoffakzeptor und -speicher aus dem Blut. Weil das Protein in seiner Apo-Form in<br />

dieser Ar<strong>bei</strong>t als Matrix für nicht-native Kofaktoren verwendet wird und dadurch seine<br />

biologische Funktion verliert, werden im folgenden Abschnitt kurz einige grundsätzliche<br />

Eigenschaften und strukturelle Merkmale aufgeführt. Weiterführende Details über die<br />

biologische Funktion von Myoglobin sind in verschiedenen Übersichtsartikeln<br />

zusammengefasst worden [14-16] .<br />

Myoglobin besteht aus 153 Aminosäuren (für Pferdemuskel- und Pottwal-Myoglobin) und<br />

ist ein Vertreter der Globin-Proteine. Es ist gut löslich in Wasser (>60 mg/ml) und in seiner<br />

nativen Form sehr stabil gegen Denaturierung. In dieser Form liegt der Kofaktor Hämin als<br />

Eisen(II)-Spezies vor. Kommerziell ist die inaktive Eisen(III)-Form erhältlich, das<br />

sogenannte met-Myoglobin.<br />

Myoglobin wurde als erstes Protein vollständig kristallographisch charakterisiert [17] . Im<br />

gefalteten Zustand besteht es aus acht α-Helices (A bis H), die von etwa 75 % der<br />

Aminosäuren des Proteins gebildet werden. Diese Helices bilden die sogenannte Globin-<br />

Faltung, die <strong>bei</strong> Vertebraten, aber auch <strong>bei</strong> Pflanzen und Bakterien weit verbreitet ist.<br />

Charakteristisches Merkmal der Globin-Faltung ist die Verbindung der Helices über kurze<br />

„loops“. Die dreidimensionale Anordnung der Helices bildet eine Tasche, die im<br />

Myoglobin durch Hämin besetzt ist. Myoglobin besitzt im nativen Zustand eine hohe<br />

Stabilität gegenüber der Entfaltung, die von einer starken Wechselwirkung durch eine<br />

12


13<br />

Grundlagen<br />

dichte Packung der Aminosäurenseitenketten herrührt. Ein typisches Merkmal für die<br />

Globin-Faltung ist, dass diese Wechselwirkung nur <strong>bei</strong> Helices zu beobachten ist, die in<br />

der Sequenz nicht direkt aufeinanderfolgen. Eine Ausnahme hiervon stellen die Helices G<br />

und H dar, die eine antiparallele Anordnung aufweisen und deshalb durch eine starke<br />

Packungswechselwirkung stabilisiert werden.<br />

Abbildung 5: Darstellung der Kristallstruktur von Myoglobin (PDB 1A6M). Die Helices A bis F sind durch<br />

blaue Zylinder dargestellt. Die Kohlenstoffatome des Kofaktors Hämin, sowie der <strong>bei</strong>den ligandierenden<br />

Histidine sind in türkis, Stickstoffatome in blau und das zentrale Eisenion in gelb gefärbt. Das ursprünglich in<br />

der Kristallstruktur enthaltene Sauerstoffmolekül ist zur besseren Übersichtlichkeit nicht abgebildet.<br />

Die Aminosäuren des Myoglobins können auf zwei unterschiedliche Arten bezeichnet<br />

werden. Entweder wird ihre Position allein durch eine Zahl gekennzeichnet, z. B. Val 68,<br />

oder durch einen Buchstaben und eine Zahl, z. B. Val E 11. Bei der ersten Konvention<br />

werden die Aminosäuren <strong>bei</strong>m N-Terminus beginnend fortlaufend durchnummeriert.<br />

Damit ist die Bezeichnung spezifisch für das Myoglobin einer Spezies, da die Gesamtzahl<br />

der Aminosäuren von Spezies zu Spezies variieren kann. Die zweite Möglichkeit


Grundlagen<br />

bezeichnet die Position der Aminosäure innerhalb einer Helix. Die Bezeichnung E 11<br />

beschreibt die elfte Aminosäure in der Helix E, während CD 1 die erste Aminosäure im<br />

„loop“ zwischen den Helices C und D bezeichnet. Diese Art der Positionsangabe ist<br />

unabhängig von der Spezies, aus der das Myoglobin isoliert wurde, allerdings erfordert<br />

diese Nomenklatur eine präzise Definition der Länge der jeweiligen „loops“ und Helices.<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t werden <strong>bei</strong>de Möglichkeiten der Bezeichnung parallel verwendet, um die<br />

Vergleichbarkeit mit älteren Publikationen zu erleichtern.<br />

Abbildung 6: Darstellung der Häminbindungstasche im Myoglobin (PDB 1A6M). Neben dem Kofaktor<br />

Hämin (grün) mit dem zentralen Eisenion (pink) sind die unmittelbar angrenzenden Aminosäuren dargestellt.<br />

Die γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Val 68 (E 11) liegen dicht am Ringsystem und stehen in Kontakt mit<br />

der π-Elektronenwolke des Kofaktors.<br />

Bei Myoglobinen aller Spezies ist die Aminosäure Histidin F 8 konserviert [15] . Dieses<br />

proximale Histidin ligandiert das zentrale Eisen(II)ion des Hämins und ist daher essentiell<br />

für die Funktion des Proteins. Fast ausschließlich über diese Aminosäure wird die Funktion<br />

und Bindungsaffinität des zentralen Eisenions und somit die Funktion des gesamten<br />

Proteins gesteuert. Auf der distalen Seite des Hämins sind die Aminosäuren Phenylalanin<br />

CD 1, Valin E 11, Leucin B 10 und Histidin E 7 hochkonserviert. Valin E 11, Leucin B 10<br />

und Phenylalanin CD 1 bilden hydrophobe Wechselwirkungen mit dem Kofaktor aus und<br />

tragen damit wesentlich zur Stabilisierung des Hämins in der Bindungstasche <strong>bei</strong>. Die<br />

14


15<br />

Grundlagen<br />

Hauptfunktion des distalen Histidins E 7 ist die Bildung einer Wasserstoffbrückenbindung<br />

zum Eisen-koordinierten Sauerstoffmolekül, um dieses zu stabilisieren. In der<br />

sauerstofffreien deoxy-Form ist diese Bindungsstelle durch ein Wassermolekül besetzt [18] .<br />

Neben dem nativen Kofaktor Hämin ist Myoglobin in der Lage, auch nicht-native<br />

Kofaktoren anstelle des Hämins zu binden. Es wurden bereits verschiedene<br />

Kobaltporphyrine [19] und Magnesiumporphyrine [20] , Zinn(IV)protoprophyrin [21] , sowie<br />

offenkettige Tetrapyrrole wie Bilinchromophore [22] und verschiedene Chlorophyll- und<br />

Bakteriochlorophyllderivate erfolgreich in Myoglobin gebunden [23; 24] . Verschiedene<br />

NMR-spektroskopische Untersuchungen zeigen, dass der Einbau des nativen Kofaktors im<br />

ersten Schritt maßgeblich durch zwei intermolekulare Salzbrücken zwischen den<br />

Propionaten des Hämins und zwei Aminosäuren auf der Oberfläche beeinflusst wird. Da<strong>bei</strong><br />

handelt es sich um Histidin FG3 und Arginin CD3 <strong>bei</strong> Pottwal-Myoglobin bzw. Histidin<br />

FG3 und Lysin CD3 <strong>bei</strong> Pferde-Myoglobin [25; 26] . Da das Hämin bezüglich dieser<br />

Wechselwirkung symmetrisch ist, kann es <strong>bei</strong> Rekonstitutionen in vitro in zwei<br />

unterschiedlichen Einbaurichtungen im Myoglobin im Verhältnis 1:1 binden. Die eine<br />

Einbaurichtung entspricht derjenigen, die in der Kristallstruktur von nativem Myoglobin<br />

gefunden wird, während im anderen Fall der Kofaktor 180° um die Achse der α,γ-Methinprotonen<br />

gedreht ist (Abbildung 7). Zwar stellt sich in vitro ein Gleichgewicht zwischen<br />

<strong>bei</strong>den Formen ein, wo<strong>bei</strong> die hydrophobe Interaktion der Vinylseitenketten mit der<br />

Proteinumgebung die treibende Kraft ist, jedoch wird dieses Gleichgewicht erst nach<br />

Tagen oder Monaten erreicht. Für die Umwandlung des einen Isomers in das andere muss<br />

der Kofaktor um 180° gedreht werden. Für diesen Vorgang werden zwei unterschiedliche<br />

Mechanismen diskutiert [27] . Eine Möglichkeit ist ein unimolekularer Mechanismus, <strong>bei</strong><br />

dem der Kofaktor die Bindungstasche des Proteins nicht verlässt, sondern sich die Struktur<br />

des Proteins derart aufweitet, dass eine Drehung des Kofaktors innerhalb der<br />

Bindungstasche möglich ist. Um dies zu erreichen, muss die Eisen-Histidin Bindung<br />

gebrochen werden. Der zweite mechanistische Vorschlag ist eine bimolekulare Reaktion,<br />

<strong>bei</strong> der der Kofaktor die Bindungstasche vollständig verlässt, die 180° Drehung ausführt,<br />

und anschließend wieder im Protein bindet.<br />

Obwohl <strong>bei</strong>de Mechanismen ausführlich in der Literatur diskutiert werden [28] , ist die<br />

unimolekulare Reaktion wahrscheinlicher. Das Gleichgewicht zwischen <strong>bei</strong>den Isomeren<br />

stellt sich deutlich schneller ein als man unter Berücksichtigung der Dissoziationskonstante


Grundlagen<br />

von Proteinen und Kofaktor erwartet. Daher kann die Dissoziation des Kofaktors vom<br />

Protein <strong>bei</strong> der Gleichgewichtseinstellung zwischen <strong>bei</strong>den Isomeren bestenfalls eine<br />

untergeordnete Rolle spielen.<br />

20<br />

5<br />

15<br />

10<br />

Abbildung 7: Illustration der <strong>bei</strong>den Einbauisomere am Beispiel von Eisen-Protoporphyrin (FePPIX). Die<br />

Isomere können durch eine Rotation um die Achse durch C5 und C15 ineinander überführt werden. Da die<br />

Seitenkette der Aminosäure Val 68 <strong>bei</strong> einem Isomer über dem Ring I zu liegen kommt und <strong>bei</strong> dem anderen<br />

Isomer über dem Ring II, können die <strong>bei</strong>den Isomere anhand der NMR-Spektren voneinander unterschieden<br />

werden.<br />

16<br />

5<br />

10 20<br />

15


1.4. Die Struktur von Porphyrinen<br />

17<br />

Grundlagen<br />

Die grundlegende Struktur von Chlorophyllen und Protoporphyrin ist das Porphyrin, auch<br />

Porphin genannt (Abbildung 8). Es besteht aus vier Pyrrolringen, die durch vier<br />

Methinbrücken zu einem Makrozyklus verknüpft sind. Durch teilweise oder vollständige<br />

Substitution der acht Protonen in β-Position durch Alkylketten wird die Gruppe der freebase-Porphyrine<br />

gebildet. Werden die <strong>bei</strong>den zentralen Protonen durch ein zweiwertiges<br />

Metallion ersetzt, ergibt sich die Klasse der Metalloporphyrine. Der wichtigste Vertreter<br />

dieser Gruppe ist das Eisen-Protoporphyrin, welches zu der Klasse der Häm-Proteine<br />

gehört. Zu den Häm-Proteinen gehören neben den Sauerstofftransport-Proteinen<br />

Hämoglobin und Myoglobin auch die Gruppe der Cytochrome. Die Cytochrome sind<br />

sowohl in der Photosynthese als auch in der oxidativen Phosphorylierung wichtige<br />

Elektronentransportproteine. Reaktive Sauerstoff-Verbindungen wie Peroxide und<br />

Superoxide sind für Organismen schädlich [29] und werden über Katalasen und Peroxydasen<br />

beseitigt, die ebenfalls ein Hämgruppen als Kofaktor enthalten.<br />

A B<br />

NH N<br />

D<br />

N<br />

HN<br />

C<br />

2<br />

1<br />

3 4<br />

20<br />

18<br />

17<br />

16<br />

19<br />

D<br />

5<br />

NH N<br />

N<br />

15<br />

13 2<br />

HN<br />

6 7<br />

8<br />

9<br />

13 1<br />

10<br />

11<br />

14 12<br />

13<br />

E<br />

D<br />

NH N B<br />

A B C<br />

Abbildung 8: Oxidationsstufen des Porphins: A) Porphyrin oder Porphin, Grundstruktur aller Porphyrine mit<br />

der Bezeichnung der einzelnen Ringe. B) Durch Absättigen einer Doppelbindung entsteht das sogenannte<br />

Chlorin (17,18 Dihydroporphyrin), das Grundgerüst der Chlorophylle. C) Das Absättigen einer weiteren<br />

Doppelbindung führt zu Bakteriochlorin (7,8,17,18-Tetrahydroporphyrin) von dem die Bakteriochlorophylle<br />

abgeleitet sind. Der für diese Pigmente charakteristische isozyklische Ring E ist gestrichelt gezeichnet.<br />

N<br />

HN


Grundlagen<br />

Durch Absättigung einer Doppelbindung eines Pyrrolringes wird die Struktur der Chlorine<br />

oder dihydro-Porphine gebildet. Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind die<br />

Chlorophylle, die zentral ein Magnesium(II)ion enthalten. Bei diesen Pigmenten schließt<br />

sich am Ring C ein isozyklischer Ring E an. Wird gegenüberliegend der ersten gesättigten<br />

Doppelbindung eine zweite Doppelbindung vollständig gesättigt, entsteht das Grundgerüst<br />

der Bakteriochlorine oder o(pposite)-tetra-hydro-Porphine. Die wichtigsten Vertreter dieser<br />

Klasse sind die Bakteriochlorophylle, die wie die Chlorophylle Magnesium(II)komplexe<br />

der freien Base sind.<br />

1.4.1. Nomenklatur der Porphyrine<br />

Die Nomenklatur der Porphyrine nach den Regeln der International Union of Pure and<br />

Applied Chemsitry (IUPAC) ist aus historischen Gründen unübersichtlich. Die<br />

Nomenklatur nach Fischer, <strong>bei</strong> der nur die β-Positionen der Pyrrolringe nummeriert<br />

wurden, führte <strong>bei</strong> modifizierten Porphyrinen zu widersprüchlichen Namen und soll daher<br />

nicht mehr verwendet werden. Die systematische IUPAC Nomenklatur verursacht <strong>bei</strong> den<br />

verwendeten Ringsystemen jedoch häufig lange und unübersichtliche Namen und wird<br />

daher in der Praxis nur in Ausnahmefällen verwendet. Allerdings können die Porphyrine<br />

auch semisystematisch nach IUPAC benannt werden. Da<strong>bei</strong> kommen einige ausgewählte<br />

Trivialnamen der Fischer-Nomenklatur zum Einsatz, die von der IUPAC mit einem<br />

festgelegten Substitutionsmuster teilweise neu definiert wurden.<br />

Zu beachten ist, dass das Nummerierungssystem der systematischen und der<br />

semisystematischen Nomenklatur unterschiedlich sind (Abbildung 9). Protoporphyrin trägt<br />

in der semisystematischen Nomenklatur die Propionsäuren in den Positionen 13 und 17,<br />

während die gleichen Reste in der systematischen Nomenklatur durch die Ziffern 2 und 18<br />

gekennzeichnet sind.<br />

Die in Abbildung 9 gezeigte Verbindung wurde nach Fischer Protoporphyrin IX genannt<br />

und ist heute nach der semisystematischen Nomenklatur der IUPAC als Protoporphyrin –<br />

ohne Nummerierung – zu bezeichnen. In dieser Ar<strong>bei</strong>t wird diese Verbindung mit PPIX<br />

bzw. die daraus hergestellten Zinkkomplexe als ZnPPIX abgekürzt, um eine Verwechslung<br />

mit anderen Kofaktoren zu vermeiden.<br />

18


H 3C<br />

H<br />

H3C<br />

H 2C<br />

H 2C<br />

5<br />

3 4<br />

CH 2<br />

O OH<br />

CH<br />

8<br />

9<br />

7<br />

6<br />

2<br />

NH N<br />

N<br />

1<br />

H<br />

10<br />

20<br />

H<br />

HN<br />

CH3<br />

11 12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

19 17<br />

18<br />

H<br />

CH3<br />

H2C CH2<br />

HO<br />

CH2<br />

CH<br />

O<br />

19<br />

H 3C<br />

H<br />

H3C<br />

H 2C<br />

H 2C<br />

CH 2<br />

O OH<br />

CH<br />

2<br />

1<br />

3 4<br />

20<br />

NH N<br />

N<br />

18<br />

1716<br />

19<br />

H<br />

5<br />

15<br />

H<br />

HN<br />

CH3<br />

6 7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

14 12<br />

13<br />

H<br />

Grundlagen<br />

CH3<br />

H2C CH2<br />

HO<br />

CH2<br />

CH<br />

Abbildung 9: Vergleich der systematischen (links) und der semisystematischen (rechts) Nomenklatur von<br />

Protoporphyrin (ehemals Protoporphyrin IX). Die Nummerierungen sind in <strong>bei</strong>den Systemen unterschiedlich.<br />

H3C<br />

H 3C<br />

17 2<br />

3 2<br />

H 2C<br />

H<br />

H 2C<br />

3<br />

4<br />

2<br />

1<br />

20<br />

3 1<br />

CH<br />

N<br />

19<br />

18<br />

16<br />

17<br />

17 1<br />

CH2 H<br />

H<br />

5<br />

NH N<br />

15<br />

HN<br />

6 7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

14 12<br />

13<br />

13 1<br />

13 2<br />

O OPhytyl<br />

O O<br />

CH3<br />

CH 3<br />

O<br />

8 1<br />

CH2<br />

H<br />

CH3<br />

8 2<br />

CH3 Abbildung 10: Struktur von Phäophytin a. Der Magnesiumkomplex von Phäophytin a ist das Chlorophyll a.<br />

Die Chlorophylle werden ebenfalls nicht nach der systematischen Nomenklatur, sondern<br />

der semisystematische Nomenklatur nach IUPAC bezeichnet. Die in Abbildung 10<br />

dargestellte Verbindung wird als Phäophytin a bezeichnet. Sie wird durch Demetallierung<br />

von Chlorophyll a erhalten und stellt somit die freie Base des Chlorophylls dar. Das<br />

Phäophytin a kann seinerseits als Phäophorbid a-Phytylester bezeichnet werden. Die freie<br />

Säure trägt daher den Namen Phäophorbid a, wo<strong>bei</strong> der Buchstabe a das<br />

O


Grundlagen<br />

Substitutionsmuster beschreibt. Die Metallkomplexe können semisystematisch als<br />

Koordinationskomplexe der freien Base benannt werden. Dementsprechend wird der Name<br />

Zink-Phäophorbid a (ZnPheid a) für den Komplex von Zink(II) und Phäophorbid a<br />

verwendet.<br />

Wird die Estergruppe in Position 13 2 entfernt, sind die Verbindungen als 13 2 -demethoxycarbonyl-Verbindungen<br />

zu bezeichnen. In vielen Fällen werden diese Verbindungen Pyro-<br />

Verbindungen genannt, da sie durch eine Esterpyrolyse dargestellt werden. In dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

trägt das Molekül, das in der 13 2 -Position keine Esterfunktion mehr besitzt, daher den<br />

Namen Pyrophäophorbid a (PPheid a) und der korrespondierende Zinkkomplex den<br />

Namen Zink-Pyrophäophorbid a (ZnPPheid a). Wird die Säurefunktion in Position 17<br />

verestert, z. B. als Methylester, wird die Verbindung als Methyl-Pyrophäophorbid a<br />

(MePPheid a) bezeichnet.<br />

1.4.2. Elektronische Struktur der Porphyrine<br />

Das absorptionsspektroskopische Verhalten der Porphyrine, Chlorophylle und<br />

Bakteriochlorophylle lässt sich qualitativ gut mit der 4-Orbital-Modell von Gouterman [30]<br />

beschreiben. Dieses Modell wurde zunächst für hochsymmetrische Metalloporphyrine<br />

(D4h-Symmetrie) entwickelt und später für Chlorophyll- und Bakteriochlorophyllgerüste<br />

mit geringerer Symmetrie modifiziert.<br />

Man erhält zwei vollständig besetzte Orbitale a2u(π) und a1u(π) (HOMO und HOMO–1)<br />

und zwei unbesetzte Orbitale egx(π*) und egy(π*) (LUMO und LUMO+1). Die<br />

Absorptionsbanden im UV-Vis- und NIR-Bereich entstehen durch Übergänge zwischen<br />

diesen Orbitalen. Es kommt zu vier möglichen Übergängen. Zwei dieser Übergänge sind in<br />

x-Richtung (a1u(π) → egy(π*), a2u(π) → egx(π*)) polarisiert und die <strong>bei</strong>den anderen sind in<br />

y-Richtung (a1u(π) → egx(π*), a2u(π) → egy(π*)) polarisiert.<br />

Die hochenergetischen Übergänge a2u(π ) → egy(π*) (By) und a1u(π) → egy(π*) (Bx) werden<br />

aus historischen Gründen mit B gekennzeichnet, die niederenergetischen Übergänge<br />

werden dagegen mit Q bezeichnet [a2u(π) → egx(π*) (Qx) und a1u(π) → egx(π*) (Qy)]. Die<br />

vier Molekülorbitale (MO) für Porphyrin sind in Abbildung 11 dargestellt. In der<br />

D4h-Symmetrie liegen die HOMOs nah <strong>bei</strong>einander und die LUMOs sind entartet. Daher<br />

20


21<br />

Grundlagen<br />

sind die Übergänge der Bx- und der By-Bande erlaubt, die Übergänge der Qx- und der<br />

Qy-Bande jedoch verboten. Das Resultat ist eine intensive Soret-Bande und zwei schwache<br />

Banden, die durch Schwingungsverzerrung des Moleküls teilweise erlaubt sind.<br />

Abbildung 11: Elektronendichteverteilung der einzelnen Orbitale von Porphyrin (links) und<br />

Bakteriochlorophyll (rechts) nach dem 4-Orbital-Modell [31] .<br />

Wird eine Doppelbindung des Makrozyklus abgesättigt, so sind die MOs betroffen, die an<br />

dieser Position Elektronendichte aufweisen. Bei den Chlorophyllen sind dies die MOs a1u<br />

und egy, die in Folge dessen energetisch höher liegen. Dies bedeutet, dass die Übergänge<br />

mit einem Übergangsdipolmoment entlang der x-Achse eine starke Bx-, aber eine<br />

schwache Qx-Bande erzeugen. Die Übergänge mit einem Übergangsdipolmoment entlang<br />

der y-Achse erzeugen dagegen eine By- und eine Qy-Bande mit vergleichbarer Intensität.<br />

Die Bx- und die By-Bande überlagern sich und bilden gemeinsam die intensive Soret-<br />

Bande. Der Übergang für die Qx-Bande ist verboten, daher ist sie schwach.<br />

Wird zusätzlich eine zweite Bindung hydriert, wird dieser Effekt verstärkt. Dadurch kann<br />

die Verschiebung der B-Bande (Soret) ins Blaue und der Qy-Bande ins Rote mit<br />

zunehmender Zahl an reduzierten Doppelbindungen erklärt werden.


Grundlagen<br />

Abbildung 12: Die Energie der Molekülorbitale ändert sich abhängig von der Zahl der Doppelbindungen im<br />

Porphyrin, Chlorophyll und Bakteriochlorophyll. Durch die aufgehobene Entartung (eg) wird der Übergang<br />

der Qy-Bande erlaubt wodurch im UV-Vis-Spektrum eine intensive Bande auftritt.<br />

Die freien Basen der Porphyrine sind vierzähnige Chelatliganden, die nach ihrer<br />

Deprotonierung zum zweifach negativ geladenen Anion Metallionen binden können.<br />

Wesentlich für die Bindung eines Metallions ist der Ionenradius, da das planare Porphyrin<br />

Ionen mit einem Radius von 60 bis 70 pm optimal binden kann. Ist das Metallion kleiner,<br />

wird es lediglich schwach koordiniert. Ist es größer als 70 pm kann das Metallion nicht in<br />

der Ringebene gebunden werden, wodurch eine sogenannte out-of-plane-Koordination<br />

verursacht wird. Durch diese asymmetrische Koordination wird das Ringsystem verzerrt,<br />

wo<strong>bei</strong> drei Formen zu unterscheiden sind. Eine Wölbung des gesamten Ringsystems in<br />

einer Richtung („doming“), ein sattelförmiger Makrozyklus, <strong>bei</strong> dem die Stickstoffe zweier<br />

Fünfringe nach oben und zwei Stickstoffe nach unten aus der Ebene gedreht werden, und<br />

eine Verdrehung („ruffling“) des Makrozyklus [32] . Weil die biologische Funktion eines<br />

Prophyrins maßgeblich durch das zentrale Metallatom bestimmt wird, werden im<br />

folgenden die Eigenschaften der Metalle Eisen, Magnesium und Zink und die daraus<br />

resultierenden Unterschiede in der Funktion exemplarisch vorgestellt.<br />

Eisen ist eines der wichtigsten Metalle, die durch den Prophyrin-Makrozyklus gebunden<br />

werden. Eisenporphyrine kommen außer in Myoglobin und Hämoglobin auch in<br />

Cytochromen, Katalasen und Peroxidasen vor. Im gebundenen Zustand existiert es in vier<br />

22


23<br />

Grundlagen<br />

unterschiedlichen Formen. In den <strong>bei</strong>den Oxidationszuständen +2 und +3 treten abhängig<br />

von den Liganden jeweils der high-spin und der low-spin Zustand auf [33] . Der Vergleich<br />

der Ionenradien zeigt, dass die Oxidationszahl +2 in der high-spin Form mit 78 pm<br />

deutlich größer als die „Lücke“ im Porphyrinsystem ist und daher nur in der out-of-plane-<br />

Struktur gebunden werden kann, wie es in nativem desoxy-Myoglobin der Fall ist. Durch<br />

Bindung von Sauerstoff geht das Eisen in die low-spin Form über, wo<strong>bei</strong> allerdings bis<br />

heute nicht genau bekannt ist, ob es im Oxidationszustand +2 oder +3 vorliegt [34; 35] . In<br />

<strong>bei</strong>den Oxidationszuständen ist der Ionenradius mit 61 pm (Fe(II) low-spin) und 55 pm<br />

(Fe(III) low spin) deutlich kleiner als in der desoxy-Form, wodurch das Metallion in die<br />

Ringebene wandert und die Bindung des Sauerstoffmoleküls durch eine elektrostatische<br />

Wechselwirkung mit dem distalen Histidin des Proteins stabilisiert wird.<br />

Für ein Elektronentransport-Protein wie das Cytochrom c wäre eine unbesetzte<br />

Bindungsstelle am zentralen Eisen nachteilig. Für eine schnelle Redoxreaktion ist eine<br />

Änderung der Struktur ungünstig, da hierfür eine Reorganisationsenergie aufgewendet<br />

werden muss, die die Effizienz des Elektronentransfers reduziert. Daher findet man <strong>bei</strong> den<br />

meisten redox-aktiven Häm-Proteinen ein koordinativ gesättigtes Eisen im low-spin-<br />

Zustand vor und das Eisen ist aufgrund seines kleinen Ionenradius in der Ringebene<br />

gebunden. Durch eine ein-Elektronen-Übertragung ändert sich der Ionenradius nur um<br />

etwa 6 pm von 55 pm (Fe 3+ ) auf 61 pm (Fe 2+ ), dadurch tritt keine Strukturänderung bzw.<br />

keine Reorganisationsenergie <strong>bei</strong> einer Elektronenübertragung auf. Entsprechend ist eine<br />

hohe Effizienz für den Elektronentransfer die Folge.<br />

In der pflanzlichen Photosynthese kann Eisen kein Ersatz für Magnesium sein, weil es<br />

nicht redox-inert ist und daher die Energieweiterleitung bzw. die Ladungstrennung in den<br />

Photoreaktionszentren durch einen intramolekularen Elektronentransfer verhindert würde.<br />

Das ideale Metallion für ein Porphyrinsystem, das an photosynthetischen Prozessen<br />

beteiligt ist, muss also redox-inert und passend für das Porphyrin sein. Von den<br />

Hauptgruppenelementen besitzt einzig Mg 2+ eine entsprechende Größe von 72 pm. Es<br />

unterscheidet sich von Zn 2+ (74 pm) nur geringfügig bezüglich des Ionenradius, besitzt<br />

aber eine geringere Atommasse. Aufgrund der daraus resultierenden geringeren Spin-<br />

Bahn-Kopplung für das Mg 2+ -Ion tritt die Bildung eines Triplettzustandes nach<br />

Lichtanregung durch „inter-system crossing“ (ISC) deutlich seltener auf als für das Zn 2+ -<br />

Ion. Der langlebige Triplettzustand verlangsamt die notwendigerweise sehr schnellen


Grundlagen<br />

Primärereignisse der Photosynthese (Lichtsammlung und Ladungstrennung) und erzeugt<br />

damit eine Konkurrenzreaktion von unerwünschter Licht- bzw. Wärmeabgabe. Ist<br />

umgekehrt eine möglichst hohe Triplettausbeute das Ziel der Lichtanregung, wie es in<br />

dieser Ar<strong>bei</strong>t der Fall ist, ist die Verwendung von Zink als zentrales Metallion vorteilhaft.<br />

1.5. Eisen-Schwefel-Zentren in der Natur<br />

Eisen-Schwefel Proteine kommen in allen Lebewesen vor [36] . Am häufigsten sind sie an<br />

Elektronentransferprozessen beteiligt wie z. B. in den Ferredoxinen. Es sind allerdings<br />

auch die katalytische Aktivität in der Aconitase und Sensorfunktionen für NO, Sauerstoff<br />

und Eisen bekannt [37] . In der Endonuklease III besitzt das Eisen-Schwefel-Zentrum<br />

ausschließlich eine strukturelle Funktion. Die Eisen-Schwefel Komplexe bestehen aus<br />

Eisen und anorganischem Schwefel in Form von Sulfidionen. Diese Strukturen werden<br />

durch Cysteine an das Protein gebunden. Von den einfachsten Eisen-Schwefel Komplexen<br />

sind gegenwärtig vier Formen bekannt. Die Rubredoxine enthalten einen einkernigen<br />

[FeCys4] Komplex. Zweikernige [2Fe2SCys4]-Zentren kommen in den pflanzlichen<br />

Ferredoxinen vor, zu denen auch der sogenannte Rieske-Typ der Eisen-Schwefel-Zentren<br />

zu zählen ist, <strong>bei</strong> dem zwei der Cysteinliganden durch Histidin ersetzt sind<br />

[2Fe2SCys2His2]. Ein Eisen-Schwefel-Zentrum vom Rieske-Typ liegt zum Beispiel im<br />

Cytochrom b6f-Komplex vor. Außerdem sind noch drei- und vierkernige Komplexe mit der<br />

Struktur [3Fe4SCys4] und [4Fe4SCys4] bekannt, die einzeln oder gemeinsam in<br />

Ferredoxinen und katalytisch aktiven Proteinen als redox-aktive Kofaktoren vorkommen.<br />

Die Hydrogenase, sowie die Nitrogenase, besitzen sowohl [3Fe4S] als auch [4Fe4S]-<br />

Zentren.<br />

In allen Komplexen ist das Eisen tetraedrisch durch Schwefel koordiniert, die<br />

zweikernigen Komplexe besitzen die Struktur von kantenverknüpften Tetraedern, während<br />

die drei- und vierkernigen Komplexe eine kubische Struktur besitzen (Abbildung 13),<br />

wo<strong>bei</strong> <strong>bei</strong> den dreikernigen Komplexen eine Ecke des Kubus nicht besetzt ist. Neben der<br />

eigentlichen Ligandierung des Kubus und seiner dreidimensionalen Struktur, sind<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zwischen dem Amidproton einer Peptidbindung und einem<br />

24


25<br />

Grundlagen<br />

Schwefelatom des Kubus ein wichtiges Merkmal dieser Kofaktoren [38] . Die Zahl und<br />

Länge dieser Bindungen ist ausschlaggebend für die Art des Eisen-Schwefel-Zentrums, das<br />

vom Protein gebunden wird, und dafür, welches Redoxpaar der [4Fe4S]-Zentren im<br />

nativen Zustand zugänglich ist. In der Regel werden Abstände von 2,3 Å bis 2,8 Å in<br />

unterschiedlichen Ferredoxinen gefunden.<br />

Fe2+<br />

Fe3+ Fe3+ Fe2+ Fe3+ Fe2+ Fe3+ 2+ +<br />

+ 1e- + 1e- -1e- Fe2+ -1e- Fe2+ Fe2.5+ Fe2.5+ S = 0 S = 1/2<br />

Fe2.5+ Fe2.5+ Fe2+ Fe2+ Abbildung 13: Die Struktur eines [4Fe4S]-Zentrums im oxidierten und reduzierten Zustand zeigt die<br />

Positionen der gemischt-valenten Eisenpaare. Die Eisenatome (schwarze Kugeln) und Sulfidatome (graue<br />

Kugeln), sowie die β-Kohlenstoffe der Cysteinliganden (kleine schwarze Kugeln) sind gezeigt.<br />

Mit Ausnahme der [4Fe4S]-Zentren besitzen die Eisen-Schwefel-Zentren zwei<br />

Redoxzustände, <strong>bei</strong> denen im oxidierten Zustand alle Eisenatome formal in der<br />

Oxidationsstufe +3 vorliegen und durch die Reduktion des Komplexes ein Eisenatom in<br />

die Oxidationsstufe +2 übergeht. Die [4Fe4S]-Zentren können drei unterschiedliche<br />

Redoxzustände annehmen, wo<strong>bei</strong> in nativen Proteinen grundsätzlich nur zwei<br />

Oxidationsstufen zugänglich sind. In oxidierter Form besitzt der Komplex formal die<br />

Ladung [4Fe4S] 3+ . Da<strong>bei</strong> liegen drei Eisenatome in der Oxidationsstufe +3 und eins in der<br />

Stufe +2 vor. Durch eine Ein-Elektronen-Reduktion geht der Komplex in die<br />

Oxidationsstufe [4Fe4S] 2+ über, in der zwei Eisenatome die Ladung +2 und zwei die<br />

Ladung +3 tragen. Durch eine weitere Reduktion kann der Komplex in seine niedrigste<br />

Oxidationsstufe überführt werden, in der formal drei Kerne die Ladung +2 und einer die<br />

Ladung +3 tragen. Anhand von Mössbauer- und EPR-Studien konnte jedoch gezeigt<br />

werden, dass die Zentren besser durch zwei Kerne in der Oxidationsstufe +2 und zwei<br />

Kerne in der Oxidationsstufe +2,5 beschrieben werden können (Abbildung 13).


Grundlagen<br />

Welches der <strong>bei</strong>den Redoxpaare - 3+/ 2+ oder 2+/ 1+ - in nativen Proteinen zugänglich ist,<br />

wird maßgeblich von der Proteinstruktur bestimmt [39] . Die Redoxpotentiale werden durch<br />

eine Kombination aus Coulomb-Wechselwirkung des geladenen Komplexes und geladener<br />

Aminosäuren in unmittelbarer Nähe, der Polarisierbarkeit des Proteins und der<br />

Wechselwirkung des Komplexes sowie des Proteins mit dem Lösemittel bestimmt [40-42] .<br />

Die Redoxpotentiale von Eisen-Schwefel-Zentren decken einen Bereich von +400 mV bis<br />

–700 mV ab [7; 42] . Die Proteine, deren Eisen-Schwefel-Zentren im Redoxpaar 3+/ 2+<br />

zugänglich vorliegen, besitzen in der Regel ein positives Redoxpotential, weshalb sie als<br />

High Potential Iron-Sulfur Proteins, HiPIP´s, bezeichnet werden.<br />

Der Grundzustand eines [4Fe4S] 2+ -Zentrums ist diamagnetisch durch eine<br />

antiferromagnetische Kopplung der Eisenatome untereinander, woraus ein effektiver<br />

Gesamtspin von S=0 resultiert. Im reduzierten Zustand ergibt sich aus dieser Kopplung ein<br />

effektiver Gesamtspin von S=1/2 [43] . Obwohl formal drei Fe 3+ und ein Fe 2+ vorliegen, ist<br />

das ungepaarte Elektron über zwei Eisenatome in einem gemischt-valenten<br />

Oxidationszustand +2,5 delokalisiert [44] . In gefrorenen Lösungen ist ein rhombisches EPR-<br />

Spektrum typisch für ein [4Fe4S] 1+ -Zentrum.<br />

1.6. Die Stabilität von Proteinen<br />

Die Stabilität von Proteinen gegenüber der Denaturierung liefert wichtige Hinweise über<br />

deren strukturelle Eigenschaften, insbesondere <strong>bei</strong> Veränderungen gegenüber dem nativen<br />

Zustand, wie zum Beispiel dem Einbau eines nicht-nativen Kofaktors. Erhält man nach<br />

einer Modifikation identische Stabilitäten, kann von einer ähnlichen Faltung ausgegangen<br />

werden. Ändert sich die Stabilität eines Proteins jedoch, muss von einer signifikanten<br />

Änderung in der Struktur des Proteins ausgegangen werden.<br />

Die Änderung der Freien Gibbs-Enthalpie während der Entfaltung gibt den<br />

Energieunterschied (∆G) zwischen dem gefalteten und dem entfalteten Zustand wieder,<br />

während die Änderung von ∆G mit der Konzentration des Denaturierungsreagenzes ein<br />

Maß für die Kooperativität des Entfaltungsprozesses ist. In dieser Ar<strong>bei</strong>t wird das chaotrop<br />

wirkende Guanidiniumhydrochlorid als Denaturierungsreagenz verwendet, das die<br />

Wasserstoffbrückenbindungen der sekundären Strukturelemente zerstört. Die<br />

26


27<br />

Grundlagen<br />

Entfaltungskurven werden durch ein Zwei-Zustandsmodell beschrieben. Es wird das<br />

Gleichgewicht zwischen gefaltetem Protein und entfaltetem Protein betrachtet. Die Freie<br />

Entfaltungsenthalpie ist dann gegeben durch Gleichung (1).<br />

[entfaltet]<br />

1−<br />

f<br />

∆G<br />

= −RT<br />

ln K mit K = =<br />

(1)<br />

[gefaltet] f<br />

Zur Auswertung muss der Anteil an gefaltetem Protein f den gemessenen Spektren<br />

entnommen werden. Da<strong>bei</strong> sind zwei Bedingungen zu beachten. a) Im Ausgangszustand<br />

muss das Protein in einem vollständig gefalteten Zustand vorliegen und b) am Ende der<br />

Entfaltung muss das Protein tatsächlich vollständig entfaltet sein. Während die zweite<br />

Bedingung überprüft werden kann, indem die Konzentration an Denaturierungsreagenz<br />

kontinuierlich erhöht wird, bis konstante Messwerte erhalten werden, ist die erste<br />

Bedingung eine nicht überprüfbare Annahme. Weiterhin muss angenommen werden, dass<br />

die Freie Entfaltungsenthalpie linear von der Konzentration an Denaturierungsreagenz<br />

abhängt [45; 46] .<br />

∆ G = ∆G<br />

− m ⋅[<br />

GdnHCl]<br />

(2)<br />

0<br />

In Gleichung 2 entspricht ∆G0 der Energie, die aufgebracht werden muss, um das Protein<br />

in wässriger Lösung ohne Zusatz von Denaturierungsreagenz zu entfalten. Die<br />

Kooperativität m gibt an, wie stark die Stabilität eines Proteins im Verlauf der<br />

Denaturierung von der bereits vorliegenden Entfaltung beeinflusst wird. Bei einer stark<br />

kooperativen Entfaltung (mit großen Werten für m) führen bereits kleine Störungen der<br />

Struktur zu einer vollständigen Entfaltung. Durch Kombination von Gleichung 1 und 2<br />

ergibt sich Gleichung 3 wie folgt.<br />

G<br />

ln K<br />

∆ −<br />

=<br />

−<br />

f<br />

0 +<br />

m[<br />

GdnHCl]<br />

RT<br />

f ⎛ − ∆G<br />

+ m[<br />

GdnHCl]<br />

⎞<br />

= exp⎜<br />

⎟<br />

⎝ RT ⎠<br />

1 0


Grundlagen<br />

1<br />

f =<br />

(3)<br />

⎛ − ∆G0<br />

+ m[<br />

GdnHCl ⎞<br />

exp⎜<br />

⎟ + 1<br />

⎝ RT ⎠<br />

Der Anteil an gefaltetem Protein f im Gleichgewichtszustand kann nach Gleichung 4<br />

berechnet werden.<br />

xobs<br />

− xentf<br />

f = (4)<br />

x − x<br />

gef<br />

entf<br />

Da<strong>bei</strong> stehen xentf und xgef für die Messgröße im vollständig entfalteten bzw. gefalteten<br />

Zustand und xobs für den Messwert <strong>bei</strong> einer bestimmten Konzentration an<br />

Denaturierungsreagenz. Die beobachtete Messgröße richtet sich nach der verwendeten<br />

Methode. Bei Detektion durch Fluoreszenzspektroskopie wird häufig die Verschiebung der<br />

Fluoreszenzbande der Aminosäure Tryptophan beobachtet, die <strong>bei</strong> nativen Proteinen in<br />

einem Bereich von 330 nm im gefalteten Zustand bis 360 nm im entfalteten Zustand<br />

variiert. Allerdings sind auch kleinere Verschiebungen von 8 nm ausreichend, um<br />

aussagekräftige Werte für eine Entfaltungsstudie zu erhalten. Bei der Circular-<br />

Dichroismus- (CD) Spektroskopie wird das Signal eines Sekundärstrukturelements, z. B.<br />

einer α-Helix <strong>bei</strong> 208 und 222 nm, detektiert. Entfaltet sich die Sekundärstruktur des<br />

Proteins, nimmt das CD-Signal auf Null ab. Mit Hilfe der UV-Vis-Spektroskopie kann eine<br />

beliebige Absorptionsbande, die ausreichend sensibel auf eine Umgebungsänderung des<br />

Kofaktors reagiert, gewählt werden. Bei Tetrapyrrolen ist dies <strong>bei</strong>spielsweise die Soret-<br />

Bande.<br />

Die ermittelten Messpunkte werden nach Gleichung 3 interpoliert, wodurch Werte für ∆G0<br />

und m bestimmt werden können.<br />

28


1.7. Die Festphasen Peptidsynthese (SPPS)<br />

29<br />

Grundlagen<br />

Die SPPS (solid phase peptide synthesis) wird in dieser Ar<strong>bei</strong>t verwendet, um die Modelle<br />

der Eisen-Schwefel-Zentren zu synthetisieren. Mit ihr können auf einer funktionalisierten,<br />

polymeren festen Phase Polypeptide bis zu einer Länge von 60 Aminosäuren mit guten<br />

Ausbeuten synthetisiert werden. Sie wurde ursprünglich von Merrifield entwickelt [47] und<br />

ist seitdem in vielerlei Hinsicht optimiert worden.<br />

Im wesentlichen werden zwei verschiedene Verfahren angewendet. Die Fmoc-Strategie<br />

(Fmoc steht für 9-Fluorenylmethoxycarbonyl), <strong>bei</strong> der N-terminale Aminogruppen durch<br />

die Fmoc-Gruppe geschützt werden und die Boc (tert-Butoxycarbonyl) Strategie, <strong>bei</strong> der<br />

die Säure-labile Boc-Gruppe zum Schutz der N-terminalen Aminogruppen verwendet wird.<br />

Obwohl die Boc-basierte Synthese häufig bessere Ausbeuten liefert und auch mehr<br />

Möglichkeiten zur Modifikation der Peptide bietet, ist die Fmoc-Synthese in den letzten<br />

Jahren häufiger eingesetzt worden. Dies liegt vor allem darin begründet, dass für die<br />

Peptidsynthese im Rahmen der Fmoc-Strategie keine Flusssäure (HF) zur Gewinnung der<br />

entschützten Peptide verwendet werden muss, wie dies in der Boc-Synthese der Fall ist.<br />

Durch den verstärkten Einsatz der Fmoc-Synthese und dem daraus resultierenden<br />

ökonomischen Zwang, ein vergleichbares Methodenregister zur Verfügung zu haben, sind<br />

die meisten Nachteile der Fmoc-Synthese in den letzten Jahren gelöst worden.<br />

Eine gute Übersicht über die gesamte Fmoc-Synthese bieten W.C. Chan et al. [48] . P. Lloyd-<br />

Williams et al. [49] zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Fmoc- und Boc-<br />

Strategie auf. Im Folgenden soll ausschließlich auf die in dieser Ar<strong>bei</strong>t verwendete Fmoc-<br />

Strategie näher eingegangen werden.<br />

Zu Beginn der Synthese wird zunächst die polymere feste Phase, das sogenannte Harz, im<br />

Lösemittel gequollen, um eine optimale Zugänglichkeit der funktionellen Gruppen zu<br />

erreichen. Anschließend erfolgt die Abspaltung der Fmoc-Gruppe durch die Base Piperidin<br />

(Abbildung 14), die die Schutzgruppe an der Position 9 deprotoniert, wo<strong>bei</strong> ein anionisches<br />

System mit aromatischem Charakter entsteht, welches durch Umlagerung zum<br />

Dibenzofulven stabilisiert wird. Als zweites Spaltprodukt bildet sich eine Carbaminsäure,<br />

welche durch Decarboxylierung die Aminogruppe freisetzt. Diese Reaktion verläuft<br />

innerhalb von 15 Minuten quantitativ.


Grundlagen<br />

H<br />

H<br />

N<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

30<br />

H 2<br />

N<br />

O NH<br />

O<br />

O NH<br />

Abbildung 14: Entschützen des N-Terminus während der Peptidsynthese. Durch die Base Piperidin wird die<br />

Fmoc-Gruppe deprotoniert und die Aminogruppe freigesetzt.<br />

Die Kopplung der nächsten Aminosäure mit dem freien N-Terminus erfordert eine<br />

Aktivierung, da sonst aufgrund der pKS-Werte der Amino- und der Carboxylgruppe<br />

lediglich ein Carboxylatanion und eine protonierte Aminogruppe gebildet werden. Die<br />

Aktivierung erfolgt durch Aminiumbenzotriazol-Derivate (vgl. Abbildung 16), wie in<br />

Abbildung 15 gezeigt. Zunächst greift die Aminosäure nukleophil das<br />

Aminiumbenzotriazolderivat an und bildet das Addukt, welches durch die Base<br />

Diisopropylethylamin (DIPEA) deprotoniert wird und anschließend in das Aminosäure-<br />

Harnstoff-Addukt und Benzotriazol-N-oxid zerfällt [50] . Das Benzotriazol-N-oxid ist ein<br />

starkes Nukleophil und verdrängt den Harnstoff, der eine gute Abgangsgruppe darstellt.<br />

Der Ester der Aminosäure und des Benzotriazol-N-oxids ist reaktiv genug, so dass er<br />

nukleophil durcheine freie Aminogruppe angegriffen werden kann, wodurch letztendlich<br />

die Peptidbindung gebildet wird. Das resultierende Amid ist relativ unreaktiv und wird<br />

dadurch dem Gleichgewicht entzogen. Die Ausbeute pro Kopplungsschritt liegt über 98 %.<br />

Im nächsten Synthesezyklus wird erneut der N-Terminus entschützt und mit einer weiteren<br />

Aminosäure gekoppelt. Nach der kompletten Synthese wird das Peptid mit<br />

Trifluoressigsäure (TFA) vom Harz gespalten, wo<strong>bei</strong> zeitgleich die Seitenketten der<br />

O<br />

N<br />

H2<br />

N<br />

H2N<br />

+<br />

CO2


31<br />

Grundlagen<br />

Aminosäuren entschützt werden. Die <strong>bei</strong> dieser Reaktion entstehenden Carbeniumionen<br />

und Radikale werden durch verschiedene schwefelhaltige Reagenzien abgefangen (z.B.<br />

Thioanisol, Ethandithiol).<br />

FmocHN<br />

Abbildung 15: Reaktionsmechanismus von des Kopplungsreagenz HBTU mit einer Aminosäure zur Bildung<br />

eines aktivierten Esters und Kopplung an einen freien Peptid N-Terminus.<br />

O<br />

R<br />

O<br />

OH<br />

R<br />

PF6 -<br />

(CH 3) 2N<br />

N<br />

OH<br />

O<br />

N<br />

N<br />

N<br />

P N<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O<br />

NHFmoc<br />

O<br />

N(CH 3) 2<br />

+<br />

3<br />

O<br />

OH<br />

N<br />

N<br />

N<br />

(CH 3) 2N<br />

OMe<br />

OMe<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O -<br />

NH2<br />

Wang Resin Trialkoxybenzylamine<br />

(PAL) Resin<br />

(H3C)2N N(CH3)2<br />

BF4 -<br />

(H3C)2N<br />

PyBOP TBTU HATU<br />

N<br />

Cl<br />

Cl<br />

4-Chlorotrityl chloride Resin<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O -<br />

N(CH3)2<br />

Abbildung 16: Strukturen einiger gebräuchlicher Harze (oben) und eine Auswahl häufig verwendeter<br />

Kopplungsreagenzien (unten) mit ihren üblichen Abkürzungen (vgl. Abkürzungsverzeichnis).<br />

R<br />

H<br />

+H2N<br />

O<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O<br />

NHFmoc<br />

O<br />

N(CH 3) 2<br />

+DIPEA<br />

- DIPEAH +<br />

R<br />

O<br />

N<br />

N<br />

N<br />

NHFmoc<br />

O<br />

+<br />

R<br />

(CH3)2N<br />

O<br />

+<br />

O<br />

NHFmoc<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N(CH3)2<br />

(CH 3) 2N N(CH 3) 2<br />

PF6 -


Grundlagen<br />

Der N-Terminus des Peptides liegt nach der Synthese als freie Aminogruppe vor. Die<br />

Aminogruppe kann durch Acetanhydrid acetyliert werden, um die Ausbildung einer<br />

positiven Ladung an dieser Position zu vermeiden, wodurch in synthetischen Peptiden<br />

häufig eine Stabilisierung der gewünschten Tertiärstruktur erreicht wird. Der C-Terminus<br />

kann durch die Wahl des Harzes modifiziert werden. Zur Zeit ist eine große Auswahl<br />

unterschiedlicher Harze kommerziell erhältlich, die verschiedene Modifikationen<br />

ermöglichen (Abbildung 16). Auf diese Weise kann der C-Terminus des Peptides als<br />

Carbonsäure, Carbamid, Ester oder Thioester dargestellt werden.<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t wurde ein PAL-PEG-PS Harz verwendet, weshalb der C-Terminus nach<br />

der Abspaltung des Peptides amidiert vorliegt.<br />

Die Seitenketten der Aminosäuren, die Heteroatome oder funktionelle Gruppen enthalten,<br />

müssen mit Schutzgruppen versehen werden, um Nebenreaktionen und Verzweigungen der<br />

Peptide während der Synthese zu vermeiden. Dazu stehen eine Vielzahl orthogonaler und<br />

nicht orthogonaler Schutzgruppen zur Verfügung. Die in dieser Ar<strong>bei</strong>t verwendeten<br />

Schutzgruppen sind alle labil gegen TFA und daher nicht orthogonal (Tabelle 1).<br />

32


33<br />

Grundlagen<br />

Tabelle 1: Übersicht über die in dieser Ar<strong>bei</strong>t verwendeten Schutzgruppen für die Seitenketten der<br />

Aminosäuren. Aminosäuren, die nicht in dieser Liste enthalten sind, wurden ungeschützt eingesetzt. Alle<br />

Schutzgruppen sind gegen TFA labil.<br />

Aminosäure Abkürzung der<br />

Schutzgruppe<br />

Arginin Pbf<br />

Asparagin Trityl<br />

Cystein Trityl<br />

Histidin Trityl<br />

Lysin Boc<br />

Tryptophan Boc<br />

Tyrosin tert-Butyl<br />

Aspartat tert-Butyl<br />

Serin tert-Butyl<br />

Threonin tert-Butyl<br />

Schutzgruppe<br />

2,2,4,6,7-pentamethyldihydrobenzofuran-5sulfonyl<br />

O<br />

R<br />

S<br />

O<br />

Triphenylmethyl<br />

R<br />

tert-Butoxycarbonyl<br />

R<br />

O<br />

tert-Butyl<br />

R<br />

O<br />

O


Grundlagen<br />

1.8. Grundlagen der EPR- und ENDOR-<br />

Spektroskopie<br />

Eine kurze Einführung in die Grundlagen der Elektronenspinresonanz (EPR)- und die<br />

Electron Nuclear Double Resonance (ENDOR)-Spektroskopie soll die wesentlichen<br />

Merkmale dieser spektroskopischen Methoden darlegen. Ausführliche theoretische<br />

Grundlagen sind in verschiedenen Lehrbüchern detailliert beschrieben [51; 52] .<br />

Die EPR-Spektroskopie setzt voraus, dass ungepaarte Elektronen in der zu untersuchenden<br />

Verbindung vorliegen. Die EPR wird zur Untersuchung und Charakterisierung von<br />

Radikalen oder paramagnetischen Übergangsmetallkomplexen verwendet. Bei der<br />

Untersuchung von Triplettzuständen ist die EPR-Spektoskopie und die eng verwandte<br />

ENDOR-Spektroskopie äußerst nützlich, da <strong>bei</strong>de Methoden unmittelbar Informationen<br />

über die Verteilung der ungepaarten Elektronen auf dem Molekülgerüst geben.<br />

Zunächst wird der einfachste Fall, ein System mit nur einem ungepaarten Elektron<br />

(Elektronenspinquantenzahl S=1/2), betrachtet. In erster Näherung liegt dieser Fall <strong>bei</strong> den<br />

Eisen-Schwefel-Peptiden vor, die in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersucht wurden. Im weiteren Verlauf<br />

soll auf die wesentlichen Unterschiede zum Triplettzustand, wie er in den untersuchten<br />

Myoglobin-Modellsystemen auftritt, kurz eingegangen werden. Insbesondere werden die<br />

Besonderheiten eines Triplettzustandes für die ENDOR-Messungen kurz<br />

zusammengefasst.<br />

1.8.1. Grundlagen der EPR-Spektroskopie<br />

Ein freies Elektron besitzt in einem äußeren Magnetfeld genau zwei<br />

Ausrichtungsmöglichkeiten, entweder parallel oder antiparallel, zu einem Magnetfeld. Die<br />

Energie E der <strong>bei</strong>den unterschiedlichen Ausrichtungen sowie ihre Energiedifferenz ∆E<br />

wird durch Gleichung (5) beschrieben.<br />

1<br />

2<br />

E± = ± gβ<br />

eB0<br />

⇒ ∆E<br />

= gβ<br />

eB0<br />

(5)<br />

34


35<br />

Grundlagen<br />

Da<strong>bei</strong> steht βe für das Bohrsche Magneton, B0 für das externe Magnetfeld und g für eine<br />

Proportionalitätskonstante, den g-Wert. Für ein freies Elektron liegt der g-Wert <strong>bei</strong><br />

ge = 2,0023. Definitionsgemäß ist die antiparallele Ausrichtung des Elektronenspins<br />

energetisch günstiger. Der Besetzungsunterschied <strong>bei</strong>der Energieniveaus wird durch die<br />

Boltzmann-Verteilung (Gleichung 6) beschrieben.<br />

n<br />

n<br />

1 gβeB + −<br />

2 kT<br />

1<br />

−<br />

2<br />

0<br />

= e<br />

(6)<br />

Die energetische Aufspaltung zwischen diesen <strong>bei</strong>den Energieniveaus wird als Elektron-<br />

Zeeman-Aufspaltung bezeichnet. In einem EPR-Experiment induziert die Einstrahlung<br />

elektromagnetischer Wellen Übergänge zwischen den Spinniveaus, wenn die<br />

Resonanzbedingung entsprechend Gleichung (7) erfüllt ist.<br />

∆ = hν<br />

= gβ<br />

B<br />

(7)<br />

E e<br />

0<br />

Bei einem externen Magnetfeld von 350 mT und einem g-Wert, der dem des freien<br />

Elektrons entspricht (g = ge) liegt die Resonanzfrequenz <strong>bei</strong> etwa 9,5 GHz, also im X-Band<br />

des Mikrowellenbereichs (Wellenlänge λ ≈ 3 cm).<br />

Die experimentellen Ergebnisse einer EPR-spektroskopischen Charakterisierung werden<br />

häufig durch den Formalismus des Spin-Hamilton-Operators beschrieben, der alle<br />

Wechselwirkungen, die zu einem EPR Spektrum <strong>bei</strong>tragen, zusammenfasst. Die einzelnen<br />

Terme des Spin-Hamilton-Operators werden im Folgenden kurz vorgestellt.<br />

Elektron-Zeeman-Wechselwirkung<br />

In den EPR-Spektren von Übergangsmetallkomplexen findet man in der Regel deutliche<br />

Abweichungen vom g-Wert des freien Elektrons. Zusätzlich wird beobachtet, dass die<br />

Elektron-Zeeman-Aufspaltung von der Orientierung der Probe im Magnetfeld abhängig ist.<br />

Dies ist durch das Bahnmoment L eines Elektrons begründet, welches ein eigenes<br />

magnetisches Moment besitzt. Dessen Beitrag zur Elektron-Zeeman-Aufspaltung hängt


Grundlagen<br />

von der Spin-Bahn-Kopplung und der energetischen Lage der Orbitale ab. Der Term für<br />

die Elektron-Zeeman-Wechselwirkung im Spin-Hamilton-Operator lautet<br />

r r<br />

= β B g Sˆ<br />

. (8)<br />

H EZ e<br />

0<br />

Wo<strong>bei</strong> S ˆ der Operator des effektiven Spins ist. Der g-Tensor kennzeichnet die Symmetrie<br />

und die elektronische Struktur eines Übergangsmetallkomplexes.<br />

Abbildung 17: Elektron-Zeeman-Aufspaltung eines ungepaarten Elektronenspins S=1/2 in einem statischen<br />

Magnetfeld B0. Bei der Einstrahlung elektromagnetischer Wellen der Energie ∆E erfolgt eine Absorption, da<br />

das energetisch tiefere Niveau nach der Boltzmann-Gleichung stärker populiert ist.<br />

Nullfeldaufspaltung<br />

Liegen mehrere ungepaarte Elektronen vor, so kommt es bereits ohne externes Magnetfeld<br />

zu einer Aufspaltung der Energieniveaus des elektronischen Grundzustandes. In diesem<br />

Fall spricht man von einer Nullfeldaufspaltung (zero field splitting, zfs). Der entsprechende<br />

Term im Hamilton-Operator wird durch Gleichung (9) wiedergegeben.<br />

H ZFS<br />

r r<br />

= Sˆ<br />

DSˆ<br />

(9)<br />

36


37<br />

Grundlagen<br />

Der Nullfeldtensor D kann auch in Form der Nullfeldparameter D und E ausgedrückt<br />

werden.<br />

r<br />

ˆ 2 1 ˆ 2<br />

( ) ( ˆ 2<br />

H ˆ<br />

ZFS = D S z − S + E S y − S<br />

3<br />

2<br />

x<br />

)<br />

Bei Triplettzuständen von organischen Molekülen wird die Nullfeldaufspaltung in erster<br />

Linie durch die dipolare Wechselwirkung der ungepaarten Elektronen bestimmt. Die<br />

Nullfeldparameter D und E können deswegen zur Charakterisierung der<br />

Elektronenspinverteilung in der Triplettwellenfunktion herangezogen werden.<br />

Hyperfeinwechselwirkung<br />

Liegen in der zu untersuchenden Verbindung Kerne mit einem Kernspin von I ≠ 0 vor, so<br />

kann eine Wechselwirkung zwischen Elektronenspins und Kernspins auftreten, die als<br />

Hyperfeinwechselwirkung bezeichnet werden. Der Term des Spin-Hamilton-Operator für<br />

die Hyperfeinwechselwirkung ist durch Gleichung (11) beschrieben.<br />

H HFC<br />

r r<br />

= SˆA<br />

Iˆ<br />

. (11)<br />

In dieser Gleichung steht Î für den Vektoroperator des Kernspins und A für den<br />

Hyperfeintensor. Der Hyperfeintensor kann formal in einen isotropen Anteil aiso und einen<br />

anisotropen Anteil A´ zerlegt werden. Die isotrope Kopplungskonstante aiso wird durch die<br />

Fermi-Kontakt-Wechselwirkung hervorgerufen und ist proportional zur Spindichte des<br />

ungepaarten Elektrons am Kern |ψns(0)|.<br />

8π<br />

2<br />

E Kontakt = − ψ ns ( 0)<br />

µ eµ<br />

N<br />

(12)<br />

3<br />

bzw.<br />

r r r r<br />

8π<br />

2<br />

H Kontakt = ( ) g eβ<br />

e g N β N ψ ns ( 0)<br />

Sˆ<br />

Iˆ<br />

= aisoSˆ<br />

Iˆ<br />

3<br />

(10)<br />

(13)


Grundlagen<br />

Der Term für die isotrope Hyperfeinwechselwirkung ist nicht winkelabhängig und seine<br />

absolute Größe hängt maßgeblich von der Größe des s-Charakters der jeweiligen<br />

Wellenfunktion ab. Für reine p- und d-Orbitale ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit am<br />

Kern gleich Null, so dass keine isotrope Hyperfeinwechselwirkung auftreten kann. In der<br />

Praxis wird jedoch auch für viele Verbindungen ein isotroper Anteil der<br />

Hyperfeinwechselwirkung gefunden, die diese nicht aufweisen sollten. Dies kann durch<br />

eine Konfigurationswechselwirkung oder eine Spinpolarisation hervorgerufen werden.<br />

Beide Mechanismen bewirken eine endliche Aufenthaltswahrscheinlichkeit des<br />

ungepaarten Elektrons am Kernort.<br />

Die anisotrope Hyperfeinwechselwirkung liegt in der Wechselwirkung zwischen den<br />

magnetischen Momenten der Elektronen und der Kerne begründet. Sie kann daher analog<br />

zur klassischen Dipol-Dipol-Wechselwirkung hergeleitet werden (vgl. Gleichung 14).<br />

E<br />

Dipol<br />

r r r r r r<br />

µ eµ<br />

N 3(<br />

µ er<br />

)( µ N r )<br />

= −<br />

(14)<br />

3<br />

5<br />

r r<br />

wo<strong>bei</strong> r der Radiusvektor von µe zu µN ist und r der Abstand zwischen Kern und Elektron<br />

ist. In Operatorschreibweise ergibt sich daraus Gleichung (15).<br />

rr<br />

r r<br />

⎡ ˆ ˆ ˆr<br />

ˆr<br />

IS<br />

3(<br />

Ir<br />

)( Sr<br />

)<br />

⎤<br />

= −g<br />

⎢ − ⎥<br />

eβ<br />

e g N β<br />

(15)<br />

3<br />

5<br />

⎢ r r ⎥<br />

⎣<br />

⎦<br />

H Dipol<br />

N<br />

Dieser Term ist abhängig vom Winkel des äußeren Magnetfeldes relativ zum untersuchten<br />

Molekül.<br />

Kern-Zeeman-Wechselwirkung<br />

Der Kern-Zeeman-Term des Spin-Hamilton-Operators wird analog zum Elektron-Zeeman-<br />

Term gebildet.<br />

r r<br />

= −β<br />

g B Iˆ<br />

(16)<br />

H NZ N N<br />

0<br />

38


39<br />

Grundlagen<br />

Der g-Faktor des Kernspins gN kann in erster Näherung immer als isotrope Konstante<br />

angesehen werden. Lediglich, wenn Effekte höherer Ordnung auftreten, muss ein g-Tensor<br />

für den Kernspin berücksichtigt werden.<br />

Kern-Quadrupol-Wechselwirkung<br />

Die Kern-Quadrupol-Wechselwirkung ist auf Kerne mit einem Spin I ≥ 1 beschränkt.<br />

Da<strong>bei</strong> handelt es sich um einen elektrischen Feldgradienten am Ort des Kerns, der mit dem<br />

elektrischen Quadrupolmoment des Kerns wechselwirkt. Der entsprechende Term im Spin-<br />

Hamilton-Operator lautet<br />

H Q<br />

r r<br />

= IˆQ<br />

Iˆ<br />

(17)<br />

Der Quadrupoltensor Q enthält das skalare Quadrupolmoment und die erste Ableitung des<br />

Feldgradienten des jeweiligen Kerns.<br />

Fasst man die Gleichungen 8, 9, 11, 16 und 17 zusammen, so erhält man Gleichung (18),<br />

die den kompletten Spin-Hamilton-Operator darstellt, der ein EPR-Spektrum beschreibt.<br />

r r r r r r r r r r<br />

= H + H + H + H + H = β B g Sˆ<br />

+ Sˆ<br />

DSˆ<br />

+ Sˆ<br />

AIˆ<br />

− β g B Iˆ<br />

+ IˆQ<br />

Iˆ<br />

(18)<br />

H EZ ZFS HFC NZ Q e 0<br />

N N<br />

Der Triplettzustand<br />

Bei der Betrachtung von Triplettzuständen muss zwischen organischen Molekülen mit<br />

einem Elektronenspin von S = 1 und Metallkomplexen (S = 1) unterschieden werden. In<br />

<strong>bei</strong>den Fällen tritt bereits ohne äußeres Magnetfeld eine Aufspaltung der drei<br />

Energieniveaus auf, die sogenannte Nullfeldaufspaltung (Abbildung 18). Bei<br />

Metallkomplexen ist die Spin-Bahn-Kopplung der bestimmende Term für die<br />

Nullfeldaufspaltung, während <strong>bei</strong> organischen Molekülen die dipolare Wechselwirkung<br />

(Gleichung 9) überwiegt. Die Spin-Bahn-Kopplung wird durch den Hamiltonoperator<br />

gemäß Gleichung (19) mit der Spin-Bahn-Kopplungskonstante λ beschrieben.<br />

H SP<br />

r r<br />

= λLˆ<br />

Sˆ<br />

(19)<br />

0


Grundlagen<br />

Abbildung 18: Darstellung der Nullfeldaufspaltung für Nullfeldparameter D>E>0. Die Nullfeldsublevel Tx,<br />

Ty und Tz sind im lichtangeregten Triplettzustand nicht nach der Boltzmann-Gleichung besetzt.<br />

Bei Porphyrinen sind zwei unterschiedliche Wege, der „inter-system-crossing“-<br />

Mechanismus (ISC) und der Radikalpaar-Mechanismus (RP), zu unterscheiden, über die<br />

der angeregte Triplettzustand gebildet werden kann.<br />

Der RP-Mechanismus erfordert nach der Bildung des ersten angeregten Singulettzustands<br />

(S1) eine temporäre Ladungstrennung [53] in je ein Kation- (D ·+ ) und ein Anionradikal (A ·- )<br />

und wird daher bevorzugt in den nativen Reaktionszentren beobachtet. Aufgrund der<br />

Trennung der <strong>bei</strong>den Elektronenspins auf zwei unterschiedlichen Molekülen mit<br />

unterschiedlichen magnetischen Umgebungen wird ein Triplettradikalpaar gebildet<br />

( 1 [D ·+ A ·- ] → 3 [D ·+ A ·- ]), welches durch Rekombination zu einem Triplettzustand, der auf<br />

einem Molekül lokalisiert ist, führen kann. Weil die Lebensdauer des Radikalpaares im<br />

Verhältnis zur Elektronenspindynamik kurz ist, wird <strong>bei</strong> der Rekombination ausschließlich<br />

das Sublevel ms = 0 besetzt [54] . Der Triplettzustand ist spinpolarisiert und befindet sich<br />

nicht im thermischen Gleichgewicht nach der Boltzmann-Verteilung.<br />

Im Gegensatz zum RP-Mechanismus findet der Übergang in den Triplettzustand nach dem<br />

ISC-Mechanismus auf einem einzigen Molekül statt [55] . Nach der Anregung in den<br />

Singulettzustand S1 findet aufgrund der Spin-Bahn-Kopplung ein Übergang in den<br />

Triplettzustand statt. Weil die Spin-Bahn-Kopplung von der Richtung des resultierenden<br />

Elektronenspins der <strong>bei</strong>den ungepaarten Elektronen abhängig ist, werden die<br />

40


41<br />

Grundlagen<br />

Triplettsublevel auch in diesem Fall nicht nach der Boltzmann-Verteilung besetzt. Dieser<br />

Mechanismus tritt <strong>bei</strong> den in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersuchten Modellverbindungen auf.<br />

Aufgrund der Spinpolarisation treten im Spektrum absorptive und emissive Linien auf.<br />

Weil jeweils ein Übergang zwischen den Energieniveaus |0> und |1> bzw. |0> und |-1><br />

auftritt, werden jeweils zwei Linien pro kanonische Orientierung im Spektrum beobachtet<br />

(vgl. Abbildung 19). Anhand der absorptiven und emissiven Linien kann auf die<br />

Besetzungsunterschiede der einzelnen Sublevel |-1>, |0> und |+1> geschlossen werden,<br />

indirekt können damit auch die Besetzungsunterschiede der Nullfeldsublevel berechnet<br />

werden.<br />

Aus dem EPR-Spektrum eines Triplettzustandes können direkt die Nullfeldparameter, die<br />

die Geometrie der Triplettwellenfunktion beschreiben, abgelesen werden (Abbildung 20).<br />

Jedoch kann durch dieses Verfahren nur der Betrag der Nullfeldparameter ohne ihr<br />

absolutes Vorzeichen bestimmt werden.<br />

Abbildung 19: Darstellung der Energieniveaus eines Triplettzustandes (D>0, E>0). Die Sublevel Tx, Ty und<br />

Tz sind durch die Nullfeldaufspaltung nicht mehr energetisch entartet. Ihr Besetzungsgrad richtet sich<br />

aufgrund der Spin-Bahn Kopplung nicht nach der Boltzmannverteilung. Wird ein externes Magnetfeld<br />

angelegt, werden die Sublevel |+1> und |-1> durch Mischung zweier Nullfeldsublevel gebildet und besetzt.<br />

So kommt es abhängig von der Orientierung des Moleküls im Magnetfeld zu jeweils einer absorptiven (a)<br />

und einer emissiven (e) Linie im EPR-Spektrum. Die detektierten Linien sind durch die farbigen Pfeile<br />

angedeutet. Ein Spektrum, das aus einer solchen Besetzung der Nullfeldsublevel resultiert, hat die<br />

Polarisation aaa eee, wie es für das ZnPPIX der Fall ist.


Grundlagen<br />

Abbildung 20: Beispiel für das Spektrum eines lichtangeregten Triplettzustandes. Aus dem Linienabstand<br />

können direkt die Nullfeldparameter abgelesen werden.<br />

Die aus einem EPR-Spektrum erhaltenen Werte für D und E in Gauss können durch<br />

Umformen von Gleichung (7) in Wellenzahlen ausgedrückt werden. Aus dem abgebildeten<br />

Spektrum (Abbildung 20) wird für 2D ein Wert von 825 G erhalten, was 82,5 mT<br />

entspricht. Durch Einsetzen in Gleichung (7) ergibt sich die folgende Gleichung (20)<br />

wo<strong>bei</strong> ein g-Wert von ge = 2,0023 für die Berechnung verwendet wird.<br />

−24<br />

−1<br />

2,<br />

0023⋅<br />

82,<br />

5mT<br />

⋅ 9,<br />

27408 ⋅10<br />

JT<br />

ν = = 1156MHz<br />

(20)<br />

−34<br />

2 ⋅ 6,<br />

62618 ⋅10<br />

Js<br />

Aus dieser Gleichung wird ein Wert für D in der Einheit Hertz erhalten, der nach<br />

Gleichung (21) in Wellenzahlen umgerechnet werden kann, wo<strong>bei</strong> c der<br />

Lichtgeschwindigkeit in cm s -1 entspricht.<br />

1<br />

λ<br />

ν<br />

c<br />

1156 ⋅10<br />

s<br />

3⋅10<br />

s cm<br />

6 −1<br />

~ −4<br />

−1<br />

ν = = =<br />

= 385⋅10<br />

cm<br />

(21)<br />

10 −1<br />

42


1.8.2. Grundlagen der ENDOR-Spektroskopie<br />

43<br />

Grundlagen<br />

Die ENDOR-Spektroskopie ist eine Doppelresonanzmethode, in der die Übergänge der<br />

Kernspins über die EPR-Spektroskopie detektiert werden. Das Prinzip der ENDOR-<br />

Spektroskopie soll hier am einfachsten System mit einem Elektronenspin S = 1/2 und<br />

einem Kernspin I = 1/2 kurz erläutert werden. Wenn sowohl die Elektron-Zeeman-<br />

Wechselwirkung als auch die Hyperfeinwechselwirkung als isotrop angenommen werden,<br />

so vereinfacht sich der Spin-Hamilton-Operator dieses Systems aus Gleichung (18)<br />

folgendermaßen.<br />

r r r r r r<br />

= β B gSˆ<br />

+ a Sˆ<br />

Iˆ<br />

− β g B Iˆ<br />

(22)<br />

H e 0 iso<br />

N N<br />

0<br />

In der Hochfeldnäherung 1 ergibt sich für die Energie-Niveaus folgende Gleichung.<br />

E<br />

( ms<br />

, mI<br />

) = ν ems<br />

−ν<br />

N mI<br />

+ aisoms<br />

mI<br />

(23)<br />

h<br />

mit<br />

geβ eB0<br />

ν e = und<br />

h<br />

g N β N B0<br />

ν N =<br />

h<br />

(24)<br />

B<br />

r<br />

= B ). Für die erlaubten EPR- und NMR-<br />

Hier<strong>bei</strong> steht B0 für den Betrag des Vektors ( 0 0<br />

Übergänge ergeben sich im einfachsten Fall jeweils zwei Linien.<br />

e ± aiso<br />

EPR =<br />

2<br />

ν<br />

ν und<br />

N ± aiso<br />

NMR =<br />

2<br />

ν<br />

ν (25)<br />

1 In der Hochfeldnäherung überwiegt der Term der Elektron-Zeeman-Aufspaltung deutlich gegenüber den<br />

anderen Termen des Spin-Hamilton-Operators (HEZ>>HZFS, HHFC).


Grundlagen<br />

Um die Hyperfeinkopplungskonstanten zu messen, sind sowohl cw- als auch Puls-<br />

ENDOR-Verfahren entwickelt worden. In dieser Ar<strong>bei</strong>t wurde eine Puls-ENDOR-Sequenz<br />

nach Davies [56] eingesetzt. Dieses Verfahren beruht auf dem Transfer und der Detektion<br />

von Spinpolarisation. Die Spinpolarisation resultiert aus den Besetzungsunterschieden<br />

zwischen verschiedenen Energieniveaus von EPR- und NMR-Übergängen.<br />

EZ EZ+NZ EZ+NZ+<br />

HFC<br />

Abbildung 21: Schema der Energieniveaus für ein System mit S=1/2 und I=1/2. Gezeigt sind Elektron-<br />

Zeeman-Aufspaltung (EZ), die Kern-Zeeman-Aufspaltung (NZ) und die Hyperfeinwechselwirkung (HFC).<br />

Die erlaubten EPR-Übergänge (schwarz) und die erlaubten NMR-Übergänge (rot) sind durch die Pfeile<br />

eingezeichnet.<br />

Die Davies-Puls-ENDOR-Sequenz ist in drei Phasen aufgeteilt (vgl. Abbildung 22). Die<br />

Detektion der Spinpolarisation erfolgt in diesem Experiment mit einer Hahn-Echo-<br />

Sequenz. Durch einen 180°-Puls in der Präparationsphase wird das Besetzungsverhältnis<br />

eines EPR-Überganges invertiert. Ohne zusätzlichen Puls wird auf Grund der Inversion der<br />

Spinpolarisation ein emissives Spin-Echo-Signal detektiert. Wird jedoch zwischen<br />

Präparations- und Detektionsphase ein Radiofrequenzpuls eingestrahlt, erfolgt ein<br />

Übergang innerhalb der Kernspinniveaus. Dadurch kommt es zu einem Ausgleich der<br />

Polarisation der EPR-Übergänge. In der Detektionsphase wird nun kein Echo beobachtet.<br />

44


45<br />

Grundlagen<br />

In einem Puls-ENDOR-Experiment wird die Amplitude des invertierten Echo-Signals in<br />

Abhängigkeit von der Frequenz des Radiofrequenzpulses aufgezeichnet.<br />

In der hier vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t wurde die Puls-ENDOR-Spektroskopie eingesetzt, um die<br />

Hyperfeinwechselwirkung des Elektronenspins in Modellen für [4Fe4S]-Zentren und des<br />

lichtangeregten Triplettzustandes verschiedener Zink-Porphyrine zu detektieren.<br />

Abbildung 22: Darstellung der Davies-Puls-ENDOR Sequenz. In der Präparation wird das<br />

Besetzungsverhältnis eines EPR-Übergangs durch einen 180° Puls invertiert (schwarze Rechtecke => hohe<br />

Besetzung, weiße Rechtecke => geringe Besetzung). Wird <strong>bei</strong> der Einstrahlung eines 180° RF-Pulses keiner<br />

der <strong>bei</strong>den NMR-Übergänge invertiert (νRF ≠ νNMR), wird in der Detektionsphase mit der Hahn-Echo Sequenz<br />

das invertierte EPR-Signal beobachtet. Wird jedoch einer der <strong>bei</strong>den NMR-Übergänge durch den RF-Puls<br />

invertiert (νRF = νNMR), wird der Besetzungsunterschied des EPR-Übergangs ausgeglichen und das Spin-Echo<br />

verschwindet.


Grundlagen<br />

Für einen Triplettzustand (S = 1) liegen in der ENDOR-Spektroskopie einige<br />

Besonderheiten vor, auf die im folgenden kurz eingegangen werden soll. Das ENDOR-<br />

Spektrum eines Triplettzustandes zeigt keine symmetrische Verteilung der einzelnen<br />

Signale um die Larmor-Frequenz νH der ungekoppelten Protonen, sondern die Signale mit<br />

gleichem Vorzeichen der Kopplungskonstante liegen auf einer Seite des Spektrums,<br />

während die Signale mit dem entgegengesetzten Vorzeichen auf der anderen Seite zu<br />

liegen kommen.<br />

m S<br />

+1<br />

0<br />

-1<br />

Az>0 Az0<br />

+1<br />

0<br />

ZI νH<br />

-1/2<br />

+1/2<br />

-1/2<br />

ZII +1/2<br />

νH + Az<br />

+1/2<br />

-1<br />

-1/2<br />

νH + Az<br />

+1/2<br />

Abbildung 23: Diagramm der Hyperfeinaufspaltung der drei Triplettsublevel in Abhängigkeit vom<br />

Vorzeichen der Hyperfeinkopplungskonstante.<br />

Die ENDOR-Messung wird <strong>bei</strong> einem festen Wert des Magnetfeldes durchgeführt und die<br />

RF-Frequenz variiert. Für die erlaubten NMR-Übergänge gilt die Auswahlregel ∆mI = ±1<br />

und für die erlaubten EPR-Übergänge ∆mS = ±1. Findet kein EPR-Übergang statt, wird ein<br />

Signal <strong>bei</strong> der Larmor-Frequenz der Protonen entsprechend dem angelegten äußeren<br />

Magnetfeld detektiert (blauer Pfeil in Abbildung 23,Abbildung 24). Wird das ENDOR-<br />

Spektrum in der ZI-Position aufgenommen (schwarzer Pfeil in Abbildung 23, vgl.<br />

Abbildung 20), werden nur EPR-Übergänge zwischen den Triplettleveln |0> und |+1><br />

detektiert. Im Spektrum treten die Kopplungen jeweils <strong>bei</strong><br />

νRF = νH-AZ (26)<br />

46<br />

m S<br />

ν H - A z νH - Az<br />

m I


47<br />

Grundlagen<br />

auf, wo<strong>bei</strong> die Kopplungskonstante AZ ein negatives oder ein positives Vorzeichen<br />

besitzen kann. Besitzt die Kopplungskonstante ein negatives Vorzeichen, werden die<br />

Kopplungen <strong>bei</strong> einer RF-Frequenz beobachtet, die größer ist als die Larmor-Frequenz der<br />

ungekoppelten Protonen, während <strong>bei</strong> einem positiven Vorzeichen der<br />

Kopplungskonstante die Signale <strong>bei</strong> kleineren Frequenzen als νH beobachtet werden<br />

(Abbildung 24). Wird das ENDOR-Spektrum in der ZII-Position aufgenommen, werden die<br />

EPR-Übergänge zwischen den Triplettleveln |0> und |-1> detektiert. In diesem Fall treten<br />

die Signale der mit dem Elektronenspin wechselwirkenden Protonen <strong>bei</strong> Frequenzen von<br />

νRF = νH+AZ (27)<br />

auf. Entsprechend Gleichung 27 werden Kopplungen mit positivem Vorzeichen <strong>bei</strong><br />

RF-Frequenzen beobachtet, die größer sind als νH und Kopplungen mit negativem<br />

Vorzeichen <strong>bei</strong> Frequenzen kleiner als νH (vgl. Abbildung 24).<br />

Abbildung 24: ENDOR-Spektren von ZnPPIX Mb in der ZI- und der ZII-Position. Aufgrund des<br />

unterschiedlichen Magnetfeldes <strong>bei</strong> den <strong>bei</strong>den unterschiedlichen Positionen liegt die Larmor-Frequenz der<br />

ungekoppelten Protonen νH (blauer Pfeil) <strong>bei</strong> unterschiedlichen Frequenzen. Die Kopplungskonstanten der<br />

gekoppelten Protonen behalten in <strong>bei</strong>den Spektren ihre Position relativ zu νH <strong>bei</strong>.


Grundlagen<br />

Beide Spektren enthalten in erster Näherung die gleiche Information und sind lediglich um<br />

die Larmor-Frequenz invertiert. Für die Kopplung der Stickstoffatome gilt die gleiche<br />

Betrachtungsweise, allerdings liegt die Larmor-Frequenz von 14 N-Atomen <strong>bei</strong> den<br />

verwendeten Magnetfeldern <strong>bei</strong> etwa 1,5 MHz, so dass die Inversion der Signale um die<br />

Larmor-Frequenz der ungekoppelten Stickstoffatome in den <strong>bei</strong>den Spektren nicht so<br />

offensichtlich ist, wie <strong>bei</strong> den Signalen der Protonen.<br />

1.9. Mössbauer-Spektroskopie<br />

Die Mössbauer-Spektroskopie ist eine Kernabsorptions−/Kernemissions−Spektroskopie<br />

mit γ−Quanten [57; 58] . Die geringe relative Linienbreite von γ−Quanten ermöglicht den<br />

Nachweis sehr kleiner Effekte in der chemischen Umgebung (Elektronenhülle) des<br />

absorbierenden Kerns. Über die Dopplerverschiebung von relativ zueinander bewegten<br />

γ−Emitter und Absorber wird die Isomerieverschiebung (δ) relativ zu einem Standard<br />

gemessen. Die Isomerieverschiebungn entspricht der Verschiebung des<br />

Signalschwerpunktes zum Nullpunkt des Spektrums, der wiederum durch das Signal eines<br />

Standards definiert wird (Abbildung 25). Die Ursache für die Isomerieverschiebung ist die<br />

elektrische Wechselwirkung zwischen dem Atomkern und dem s-Elektron am Kernort, so<br />

dass aus der Isomerieverschiebung vor allem Rückschlüsse auf den Oxidationszustand<br />

gezogen werden können [59] .<br />

Durch die Wechselwirkung zwischen dem elektrischen Quadrupolmoment des Kerns und<br />

einem inhomogenen elektrischen Feld kommt es zur Quadrupolaufspaltung (∆EQ) der<br />

Resonanzlinien, woraus Daten über die Symmetrie und die Koordination des Atoms<br />

gewonnen werden können. Die Quadrupolaufspaltung entspricht dem Abstand der Linien<br />

im Spektrum. Die magnetische Dipolwechselwirkung zwischen dem magnetischen<br />

Dipolmoment des Kerns und einem magnetischen Feld am Kernort führt zur<br />

Hyperfeinaufspaltung des Mössbauer-Spektrums und liefert Informationen über den<br />

magnetischen Zustand (z.B. Ferromagnetismus). Um die Verbreitung der Spektrallinien<br />

durch den Rückstoß der Atomkerne <strong>bei</strong> Emission und Absorption zu vermeiden, müssen<br />

Emitter− und Absorberatome in einen Festkörper eingebaut werden. Ein Nachteil dieser<br />

Methode besteht darin, dass sie nur für Elemente mit geeigneten Isotopen zugänglich ist.<br />

48


49<br />

Grundlagen<br />

Am weitesten verbreitet ist die 57 Fe−Mössbauer-Spektroskopie, die auch in dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

verwendet wurde.<br />

Abbildung 25: Beispiel eines Mössbauer-Spektrums mit der Isomerenverschiebung (δ) und der<br />

Quadrupolaufspaltung (∆EQ).


Aufgabenstellung<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1. Metall-Phäophorbide in Myoglobin<br />

Chlorophylle und ihre Derivate sind die wesentlichen funktionellen Bestandteile der<br />

Photosynthese. Ihre physikalischen Eigenschaften werden in den nativen Systemen durch<br />

die Proteinumgebung stark beeinflusst, wodurch gleiche Moleküle verschiedene Aufgaben<br />

erfüllen können. Chlorophyll a fungiert in den Lichtsammelkomplexen einzig als<br />

Lichtabsorber, während es in den Reaktionszentren der Photosysteme I und II die Rolle des<br />

Elektronendonors und –akzeptors nach der Lichtanregung übernimmt. Allerdings sind die<br />

natürlichen Systeme aufgrund ihrer Komplexität nur schwer vollständig zu<br />

charakterisieren. Werden Chlorophylle aus einem Protein herausgelöst, neigen sie zur<br />

Aggregation. Durch die enge Wechselwirkung innerhalb der Aggregate („π-stacking“)<br />

werden die Eigenschaften, insbesondere nach Lichtanregung, drastisch verändert. Der<br />

lichtangeregte Zustand eines monomeren Chlorophylls ist derzeit nur unzureichend<br />

charakterisiert, obwohl dieser essentiell für das Verständnis des Zusammenspiels mehrerer<br />

dieser Moleküle ist. Daher ist es von besonderem Interesse, ein monomeres<br />

Chlorophyllmolekül, das keine Wechselwirkungen zu anderen photoaktiven Verbindungen<br />

aufweist, möglichst vollständig zu charakterisieren. Der lichtangeregte Triplettzustand ist<br />

aufgrund seiner Reaktivität und seiner langen Lebensdauer schädlich für photosynthetisch<br />

aktive Organismen und muss daher effizient durch Carotinoide gelöscht werden (Triplett<br />

quenching). In vitro bietet er die Möglichkeit, das Molekülorbital, in dem sich das<br />

angeregte Elektron befindet (LUMO), mit Hilfe der EPR- und ENDOR-Spektroskopie zu<br />

untersuchen. Dieses Molekülorbital wird auch im lichtangeregten Singulettzustand,<br />

welcher die entscheidende Rolle in den Energiesammel- und Ladungstrennungsprozessen<br />

der Photosynthese spielt, durch ein ungepaartes Elektron besetzt. Aufgrund der kurzen<br />

Lebensdauer des Singulettzustandes und seines inhärenten Diamagnetismus ist er jedoch<br />

für die Spektroskopie nur schwer zugänglich.<br />

50


51<br />

Aufgabenstellung<br />

Ein Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t ist, die in der Literatur beschriebenen Rekonstitutionsverfahren für<br />

Porphyrine in Apo-Myoglobin zu etablieren und die auf diese Weise dargestellten<br />

Komplexe umfassend zu charakterisieren. Insbesondere sollen die Unterschiede des<br />

lichtangeregten Triplettzustandes des Kofaktors in der Proteinmatrix und in einem<br />

Lösemittel unter Verwendung der EPR- und ENDOR-Spektroskopie untersucht werden.<br />

Zu diesem Zweck soll zunächst kommerziell erhältliches Myoglobin aus Pferdemuskel mit<br />

dem diamagnetischen Zink-Komplex des nativen Kofaktors rekonstituiert und<br />

charakterisiert werden. Darauf aufbauend werden Zink-Komplexe von Chlorophyll a-<br />

Derivaten, die eine möglichst geringe Änderung zu den Ausgangsverbindungen<br />

durchlaufen haben, untersucht. Der Phytylester des Chlorophyll a muss für den Einbau<br />

entfernt werden. Änderungen im Substitutionsmuster ermöglichen den Zugang zu<br />

verschiedenen Chlorophyll-Derivaten, z. B. Chlorophyll d.<br />

Sobald das Rekonstitutionsverfahren etabliert ist, sollen die gleichen Komplexe mit<br />

Myoglobin vom Pottwal (SwMb) dargestellt werden. Da die Bindungstasche<br />

hochkonserviert ist, wird eine ähnliche Wechselwirkung zwischen Kofaktor und Protein,<br />

wie im Fall des Myoglobins aus Pferdemuskel, erwartet. Der Vorteil des Pottwal-<br />

Myoglobins ist die Möglichkeit, Einkristalle von ausreichender Größe für eine EPR- und<br />

ENDOR-spektroskopische Analyse züchten zu können.<br />

2.2. Modelle für [4Fe-4S]-Zentren des<br />

Photosystems I<br />

Eisen-Schwefel-Zentren sind in der Natur weit verbreitet und dienen als redox-aktive<br />

Kofaktoren des Elektronentransfers. Zwischen den verschiedenen Arten der FeS-Zentren<br />

variiert nicht nur die Zahl an Eisen- und Sulfidionen des Systems, sondern auch das<br />

Redoxpotential. Dies ist die wesentliche physikalische Eigenschaft eines redox-aktiven<br />

Kofaktors und die FeS-Zentren umfassen einen Potentialbereich von +400 mV bis –700<br />

mV. Bisher sind nur wenige Peptid-basierte Modelle für FeS-Zentren entwickelt worden,<br />

um den Einfluss der Proteinumgebung auf die physikalischen Eigenschaften, wie das<br />

Redoxpotential und die magnetischen Eigenschaften, zu untersuchen. Die meisten der


Aufgabenstellung<br />

bereits existierenden Modelle waren auf die Modellierung von bakteriellen [4Fe4S]-<br />

Ferredoxinen ausgerichtet, die einen Potentialbereich von –100 mV bis –500 mV<br />

abdecken. Um die Mechanismen der Kontrolle des Redoxpotentials zu verstehen, werden<br />

zusätzlich Modelle benötigt, die möglichst dicht an die Extremwerte bezüglich des<br />

Redoxpotentials gelangen. Die FeS-Zentren des Photosystems I bieten einen guten<br />

Ansatzpunkt für derartige Modelle, da ihre Redoxaktivität einen Potentialbereich von –500<br />

mV bis –700 mV umfasst. Zusätzlich ist das native System durch Kristallstrukturanalyse<br />

charakterisiert und von der Untereinheit PsaC existiert eine NMR-Struktur in Lösung.<br />

Außer dem Einfluss der Proteinumgebung auf das Redoxpotential ist die Kontrolle über die<br />

magnetischen Eigenschaften von FeS-Zentren, insbesondere der [4Fe4S]-Zentren, noch<br />

nicht vollständig verstanden. Abhängig vom Redoxzustand können in verschiedenen<br />

[4Fe4S]-Zentren jeweils zwei lokalisierte Paare aus je zwei Eisenkernen gleicher<br />

Oxidationsstufe auftreten. Inwieweit die Position der Paare im kubischen [4Fe4S]-Zentrum<br />

durch das Protein kontrolliert wird, und ob auf diese Weise Einfluss auf andere<br />

physikalische Eigenschaften ausgeübt wird, ist weitgehend unbekannt. Wahrscheinlich ist<br />

die Geometrie des kubischen FeS-Zentrums der entscheidende Faktor für die Position der<br />

Paare mit unterschiedlicher Oxidationsstufe. Modelle, die einfach darzustellen und zu<br />

variieren sind, können detaillierte Einsicht in diese Problematik geben.<br />

Ein weiteres strukturelles Merkmal von kubischen FeS-Zentren ist die Ausbildung von<br />

Wasserstoffbrücken zwischen den Sulfidionen des Zentrums und Amidprotonen der<br />

Polypeptidkette. Über die Anzahl der Wasserstoffbrückenbindungen werden die<br />

zugänglichen Oxidationsstufen (3+/2+ oder 2+/1+) des FeS-Zentrums festgelegt.<br />

Die Entwicklung von Peptid-basierten Modellsystemen, die in der Lage sind, kubische<br />

[4Fe4S]-Zentren zu binden, ist daher eine wesentliche Grundlage für die Aufklärung dieser<br />

Fragestellungen. Aus diesem Grund sollen in einem zweiten Teil dieser Ar<strong>bei</strong>t synthetische<br />

Modelle für [4Fe4S]-Zentren dargestellt werden, um den Einfluss der Proteinumgebung<br />

auf die Eigenschaften dieser wichtigen Kofaktoren des Elektronentransfers zu untersuchen.<br />

Als Vorbilder sollen die Eisen-Schwefel-Zentren des Photosystems I, FA, FB und FX,<br />

dienen, weil sie stark negative Redoxpotentiale aufweisen und bereits gut charakterisiert<br />

sind. Nach der Herstellung und vollständigen Charakterisierung wird untersucht, inwieweit<br />

die synthetischen Modelle in der Lage sind, die Funktion ihrer nativen Vorbilder im<br />

Elektronentransfer zu übernehmen.<br />

52


3. Ergebnisse und Diskussion<br />

53<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1. Metall-Phäophorbide in Myoglobin-Matrix<br />

3.1.1. Natives Myoglobin und Apo-Myoglobin<br />

Myoglobin aus Pferdemuskeln ist kommerziell (Sigma) in der biologisch inaktiven met-<br />

Form (Fe 3+ ) des Hämins erhältlich. Um nicht-native Kofaktoren in das Protein Myoglobin<br />

einbauen zu können, muss zunächst der native Kofaktor, das Hämin, entfernt werden. Zu<br />

diesem Zweck wurde das Protein zunächst denaturiert, indem der pH-Wert der<br />

Proteinlösung durch Zugabe von Salzsäure auf einen Wert kleiner als zwei gesenkt wurde.<br />

Abbildung 26: UV-Vis-Spektren von met-Myoglobin (schwarz), denaturiertem met-Myoglobin <strong>bei</strong> pH = 1,5<br />

(rot) und Apo-Mb (grün). Während das Spektrum von met-Myoglobin von der Soret-Bande dominiert wird,<br />

liegt der Kofaktor Hämin <strong>bei</strong> einem pH-Wert von 1,5 im ungebundenen Zustand vor. Nach der Extraktion<br />

kann kein Kofaktor mehr nachgewiesen werden. Die Konzentrationen der Proben sind unterschiedlich.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Liegt das Protein schließlich in denaturierter Form vor, ist der native Kofaktor nicht mehr<br />

stabil gebunden und kann durch ein organisches Lösemittel, in diesem Fall 2-Butanon,<br />

extrahiert werden [60] . Die saure Lösung des Apo-Proteins (Protein ohne Kofaktor) wurde<br />

durch Dialyse gegen Natriumhydrogencarbonat (50 mg/L) neutralisiert, wodurch eine<br />

Rückfaltung des Proteins erreicht wurde. Anschließend wurde gegen 0,1 mM EDTA-<br />

Lösung dialysiert, um gelöste Metallionen zu komplexieren, die andernfalls im Apo-<br />

Protein gebunden werden könnten. Abschließend wurde gegen destilliertes Wasser<br />

dialysiert, um die niedermolekularen Bestandteile der Lösung zu entfernen. Nach<br />

vollständiger Extraktion des Kofaktors dominierte die Soret-Bande <strong>bei</strong> 408 nm das<br />

Spektrum nicht mehr, allerdings blieb die Absorptionsbande der aromatischen<br />

Aminosäuren <strong>bei</strong> 280 nm erhalten. Für die weiteren Untersuchungen wurden<br />

ausschließlich Proben verwendet, <strong>bei</strong> denen der Restgehalt an Hämin unter 1 % lag.<br />

Die Entfernung des Kofaktors wirkt sich deutlich auf die Stabilität des Proteins aus. Liegt<br />

die Stabilität des nativen Myoglobins <strong>bei</strong> einem Wert von 30 kJ mol -1 , so geht der Wert<br />

nach Entfernung des Kofaktors auf 10 kJ mol -1 zurück. Die Kooperativität sinkt bedingt<br />

durch die Extraktion des Kofaktors ebenfalls von 20 kJ mol -1 M -1 auf 10 kJ mol -1 M -1 .<br />

Abbildung 27: Stabilitätsmessung von Apo-Myoglobin (●) und met-Myoglobin (▲). Die Entfaltung von<br />

Apo-Mb wurde durch Fluoreszenz-, die Entfaltung des met-Myoglobins durch CD-Spektroskopie verfolgt.<br />

Der Übergang von vollständig gefaltetem zum entfalteten Zustand ist <strong>bei</strong> met-Myoglobin steiler und findet<br />

<strong>bei</strong> einer höheren Konzentration von Guanidiniumhydrochlorid statt.<br />

54


55<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Für alle dargestellten Komplexe wurde die Entfaltung durch CD-, UV-Vis-, und<br />

Fluoreszenz-Spektroskopie verfolgt. Die UV-Vis-Spektroskopie lieferte in allen Fällen die<br />

schlechtesten Ergebnisse, da sie im Vergleich zu den <strong>bei</strong>den anderen Methoden deutlich zu<br />

große Werte lieferte. Diese Tatsache kann darauf zurückgeführt werden, dass diese<br />

Methode direkt die spektralen Eigenschaften des Kofaktors wiedergibt, die wesentlich<br />

durch die Ligandierung bestimmt werden und erst in zweiter Linie durch die<br />

Proteinumgebung. Die CD- und die Fluoreszenz-Spektroskopie sind dagegen Methoden,<br />

die im untersuchten Messbereich ausschließlich die Struktur der Polypeptidkette<br />

wiedergeben können. Bei der CD-Spektroskopie wurde das Signal der α-helikalen<br />

Sekundärstrukturelemente <strong>bei</strong> 222 nm untersucht, während die Fluoreszenz-Spektroskopie<br />

verwendet wurde, um die Verschiebung des Fluoreszenzmaximums der Aminosäure<br />

Tryptophan abhängig vom Entfaltungszustand zu untersuchen. Die Daten dieser Methoden<br />

waren im Rahmen des experimentellen Fehlers identisch. Lediglich das paramagnetische<br />

met-Myoglobin zeigte eine zu schwache Fluoreszenz, weshalb keine Auswertung der<br />

Daten möglich war. Die Schlussfolgerung aus dieser Beobachtung ist, dass der Kofaktor<br />

zumindest teilweise noch durch das Protein koordiniert wird, wenn die Tertiär- und<br />

Sekundärstrukturelemente bereits entfaltet sind.<br />

Das auf die oben beschriebene Weise dargestellte Apo-Myoglobin befindet sich in einem<br />

nicht vollständig gefalteten Zustand und weist daher eine geringere Stabilität auf. Durch<br />

Zugabe von Hämin zu einer Apo-Myoglobin-Lösung kann das Myoglobin derart<br />

rekonstituiert werden, dass es von kommerziell erhältlichem Protein nicht zu unterscheiden<br />

ist. Sowohl das UV-Vis-Spektrum als auch die Stabilität des so hergestellten Myoglobins<br />

sind identisch mit met-Myoglobin. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die<br />

Aminosäurekette während der Extraktion des Kofaktors nicht beschädigt wurde. Außerdem<br />

ist das auf diese Weise hergestellte Apo-Myoglobin in der Lage, einen Kofaktor zu binden.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.2. Darstellung der Kofaktoren<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t wurden die Kofaktoren Zink-Protoporphyrin, Zink-Phäophorbid a, Zink-<br />

Pyrophäophorbid a, Zink-Pyrophäophorbid a Methylester, Zink-Pyrophäophorbid d<br />

Methylester und 3-Devinyl-3-hydroxymethyl-13 2 -demethoxycarbonylphäophorbid a<br />

Methylester verwendet. Das Zink-Protoporphyrin wird durch Umsetzen der kommerziell<br />

erhältlichen freien Base Protoporphyrin mit Zinkacetat in Essigsäure erhalten. Die<br />

restlichen Kofaktoren stellen Derivate des Chlorophyll a dar und können über kurze<br />

Synthesewege ausgehend von Chlorophyll a beziehungsweise von einem ungereinigten<br />

Algenrohextrakt dargestellt werden. In allen Fällen wurde der Phytylester verseift, da diese<br />

C20-Einheit die Bindung des Kofaktors in der Proteinbindungstasche erschweren würde.<br />

An Stelle des Phytylesters lag entweder die freie Carbonsäure oder der korrespondierende<br />

Methyl-Ester vor.<br />

Als zentrales Metallion wurde grundsätzlich Zink verwendet, da das in Chlorophyll a<br />

natürlich vorkommende Magnesiumion während der Synthese verloren geht. Das Zink(II)-<br />

Ion hat vergleichbare Eigenschaften wie das Magnesium(II)-Ion in Bezug auf den<br />

Ionenradius. Er liegt <strong>bei</strong> 72 pm für Mg 2+ und 74 pm für Zn 2+ <strong>bei</strong> Koordinationszahl sechs.<br />

Damit sind <strong>bei</strong>de Ionen etwas zu groß für die Bindungsstelle im Porphyrin, die einen<br />

diagonalen Kern-Kern Abstand der Stickstoffatome von 200 pm aufweist (Stickstoff<br />

VDW-Radius 74 pm). Als Konsequenz daraus zeigen die Porphyrinkomplexe <strong>bei</strong>der<br />

Metallionen eine starke Präferenz für eine verzerrte quadratisch-pyramidale Struktur, in<br />

der die vier äquatorialen Ligandenstellen durch den Ring besetzt sind und das Metallion<br />

außerhalb der Ringebene liegt [61] . Gleichzeitig weisen die Zinkkomplexe eine höhere<br />

Stabilität aufgrund der größeren Elektronegativität des Zinkions auf. Die elektronischen<br />

Strukturen der Zink- und Magnesiumkomplexe haben sich als ähnlich erwiesen [62] ,<br />

wodurch der Einsatz von Zink als zentrales Metallion für die durchgeführten EPR- und<br />

ENDOR-Messungen unproblematisch ist. Da die Zinkkomplexe leichter zu synthetisieren<br />

sind, werden sie in dieser Ar<strong>bei</strong>t verwendet [63] .<br />

56


H3C<br />

3 1 32<br />

H2C<br />

CH<br />

H<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C<br />

O<br />

O OPhytyl<br />

O H<br />

H<br />

Phäophytin a<br />

O<br />

CH3 im Algenrohextrakt<br />

H3C<br />

3 1 32<br />

H2C<br />

CH<br />

H<br />

TFA<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C O<br />

O OH O H<br />

H<br />

O<br />

H<br />

CH3<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

CH3<br />

Phäophorbid a<br />

HO<br />

H<br />

CH3<br />

180°C<br />

Collidin<br />

H3C<br />

3 1 32<br />

H2C<br />

CH<br />

H<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

57<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

H<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C H<br />

H O<br />

O OPhytyl<br />

H3C<br />

3 1 32<br />

H2C<br />

CH<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

H<br />

CH3<br />

MeOH<br />

H2SO4<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

H3C<br />

3 1 32<br />

H2C<br />

CH<br />

H<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

H<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C H<br />

H O<br />

O OMe<br />

H3C<br />

3 1<br />

O<br />

CH<br />

H<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

Pyrophäophytin a Methylpyrophäophorbid a<br />

TFA<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

H<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C H<br />

H O<br />

O OH<br />

CH3 CH3 Phytol<br />

CH3 CH3 H<br />

Pyrophäophorbid<br />

CH 3<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

H<br />

CH3<br />

OsO 4<br />

NaIO 4<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

H<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C H<br />

H O<br />

O OMe<br />

H3C<br />

3 1<br />

HO<br />

CH2 H<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

1 NH N<br />

H<br />

CH3<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

tert-<br />

Butylamin<br />

boran<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18<br />

14 12<br />

17<br />

16<br />

15 13<br />

19<br />

20<br />

13 1<br />

13 2<br />

171<br />

17 2<br />

H<br />

N HN<br />

H3C<br />

CH2 H2C H<br />

H O<br />

O OMe<br />

H<br />

CH3<br />

Methylpyrophäophorbid d<br />

6 7 8 1<br />

8 2 CH3<br />

CH3<br />

CH2<br />

H<br />

CH3<br />

Methyl 3-devinyl-3-hydroxymethyl-<br />

13 2 -demethoxycarbonylphäophorbid a<br />

Abbildung 28: Darstellung des Syntheseweges der in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersuchten Kofaktoren und<br />

vollständige Struktur des Phytols, das in Chlorophyllen in Form eines Esters an der Propionsäure gebunden<br />

ist.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Setzt man Chlorophyll a mit Trifluoressigsäure (TFA) um, so erhält man aus dem<br />

Phytylester nahezu quantitativ die freie Carbonsäure [64] (Abbildung 28). Der Methylester in<br />

Position 13 2 wird jedoch nicht hydrolysiert. Diese Tatsache ist auf die Molekülstruktur<br />

zurückzuführen. Die Trifluoressigsäure greift die Carbonylgruppe der Esterfunktion an und<br />

induziert dadurch eine Vinyl-Umlagerung, die letztendlich zur Esterspaltung führt. Ein<br />

vergleichbarer Angriff auf den Methylester ist nicht möglich. Bei der kurz gewählten<br />

Reaktionszeit von etwa 10 Minuten wird die Hydrolyse des Methylesters fast völlig<br />

unterdrückt. Da durch die aciden Bedingungen der Komplex das Magnesiumion verliert,<br />

erhält man Phäophorbid a.<br />

Die Synthese des Pyrophäophorbids geht vom Algenrohextrakt aus. Zunächst wird der<br />

Methylester in der 13 2 -Position durch Kochen am Rückfluss in Collidin <strong>bei</strong> 180 °C unter<br />

Argon pyrolysiert [65] . Durch Spaltung des Methylesters wird eine β-Ketocarbonsäure<br />

erzeugt, die daraufhin decarboxyliert wird. Nach der säulenchromatographischen<br />

Reinigung der Reaktionsmischung erhält man Pyrophäophytin. Der Phytylester wird wie<br />

<strong>bei</strong> Chlorophyll a durch Reaktion mit Trifluoressigsäure in die freie Carbonsäure<br />

umgewandelt. Der Vorteil dieses Kofaktors liegt darin, dass das Stereozentrum in der<br />

13 2 -Position zerstört wird und dadurch das Epimeren-Gleichgewicht a/a´ aufgehoben wird.<br />

Der Pyrophäophorbid a Methylester wird analog dargestellt, jedoch wird zur Spaltung des<br />

Phytylesters nicht Trifluoressigsäure verwendet, sondern es wird mit<br />

Schwefelsäure/Methanol umgeestert. Der Methylester kann durch Kristallisation aus<br />

CH2Cl2/Hexan gereinigt werden.<br />

Der Methylester des Pyrophäophorbids d wird aus Pyrophäophorbid a Methylester<br />

dargestellt. Dazu wird die Vinylgruppe in der 3 1 -Position durch<br />

Osmiumtetraoxid/Natriumperjodat zum entsprechenden Aldehyd gespalten [66] . Alle auf<br />

diesem Weg dargestellten Kofaktoren liegen zunächst als freie Base vor, können aber mit<br />

einem Überschuss an Zinkacetat in Eisessig metalliert werden.<br />

Der Aldehyd Pyrophäophorbid d kann unter Verwendung von tert-Butylaminboran<br />

selektiv zum Alkohol reduziert werden. Hier<strong>bei</strong> wird die Ketogruppe in Position 13 1<br />

aufgrund ihrer geringeren Reaktivität nur zu einem kleinen Teil reduziert. Die Metallierung<br />

in Essigsäure ist nicht möglich, sondern erfolgt in Dichlormethan mit 3-4 % Methanol.<br />

Alle analytischen Daten stimmen mit den Literaturdaten überein. Die analytischen Daten<br />

sind im experimentellen Teil <strong>bei</strong> der jeweiligen Verbindung aufgelistet.<br />

58


3.1.3. Komplexbildung und Charakterisierung der<br />

Kofaktoren mit Apo-Myoglobin<br />

59<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Nachdem nachgewiesen wurde (vgl. Abschnitt 3.1.1), dass das Apo-Myoglobin intakt und<br />

in der Lage ist, Kofaktoren verschiedener Art einzubauen, wurden die dargestellten<br />

Kofaktoren einer Einbauuntersuchung unterzogen. Der ideale Kofaktor sollte a) einen<br />

1:1-Komplex mit dem Protein bilden können, b) eine eindeutige Einbaurichtung in der<br />

Bindungstasche des Proteins aufweisen und c) diamagnetisch sein. Die letzte Bedingung<br />

wird von allen dargestellten Kofaktoren erfüllt.<br />

Insgesamt wurde in dieser Ar<strong>bei</strong>t der Einbau von sechs verschiedenen Kofaktoren<br />

untersucht. Als Beispiel für den nativen Kofaktor wurde das diamagnetische Derivat des<br />

Hämins, Zinkprotoporphyrin, verwendet. Außerdem wurde der Einbau von fünf<br />

Chlorophyll-Derivaten in das Apo-Myoglobin untersucht.<br />

In den spektroskopischen Untersuchungen wird der Kofaktor-Myoglobinkomplex mit dem<br />

Kofaktor ohne Proteinkomplexierung verglichen. Letzterer wird als freier bzw.<br />

unkomplexierter Kofaktor bezeichnet, wo<strong>bei</strong> die Wortwahl „frei“ nicht suggerieren soll,<br />

dass die vakanten Koordinationsstellen am Zink nicht besetzt sind. Der freie Kofaktor ist<br />

entweder symmetrisch und/oder schwach durch das Lösemittel komplexiert. Eine<br />

Ausnahme stellt das Zink-Pyrophäophorbid a dar, welches in Pyridin als Lösemittel<br />

fünffach koordiniert vorliegt. Im Protein werden alle Kofaktoren lediglich durch ein<br />

Histidin koordiniert. Das Zink ist daher fünffach koordiniert (ggf. sechsfach durch ein<br />

Wassermolekül) und der Kofaktor unterliegt einer Verzerrung, weil das zentrale<br />

Metallatom aus der Ringebene herausgezogen wird. Aufgrund dieser Wechselwirkung<br />

wird die ursprünglich planare Struktur des Porphyrins zu einer gewölbten Anordnung,<br />

ähnlich dem Ausschnitt aus einer Kreisoberfläche, verformt.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.3.1. Zink-Protoporphyrin Apo-Myoglobin (ZnPPIX Mb)<br />

3.1.3.1.1. UV-Vis-Spektroskopie und Stabilitätsmessung<br />

Zink-Protoporphyrin ist gut löslich in DMSO und besitzt in diesem Lösemittel ein<br />

Absorptionsspektrum, das durch vier Absorptionsbanden <strong>bei</strong> 586 nm (α-Bande), 547 nm<br />

(β-Bande), 417 nm (Soret-Bande) und 347 nm (Hyper-Bande) gekennzeichnet ist<br />

(Abbildung 29). Wird dieser Kofaktor in das Apo-Myoglobin eingebaut, so verschieben<br />

diese Absorptionsbanden nach 595 nm, 555 nm, 428 nm und 350 nm. Die Analyse der<br />

UV-Vis-Daten des Zink-Protoporphyrin (ZnPPIX) erfolgte anhand von Literaturdaten [67] .<br />

Weiterhin ist zu beobachten, dass die Soret-Bande deutlich schmaler wird und an Intensität<br />

gewinnt. Der Extinktionskoeffizient für Myoglobin, isoliert aus Pferdemuskel, <strong>bei</strong> 280 nm<br />

beträgt 15,2 mM -1 cm -1 , während der Extinktionskoeffizient der Soret-Bande des<br />

gebundenen Zink-Protoporphyrins mit einem Wert von 152,6 mM -1 cm -1 angegeben<br />

wird [67] . Daraus ergibt sich ein Bandenverhältnis von 10 für einen 1:1 Komplex. In dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t wurden für die weiteren Messungen nur solche Proben verwendet, die ein<br />

Bandenverhältnis von ≥ 9 aufwiesen.<br />

Abbildung 29: UV-Vis-Spektren von ZnPPIX in DMSO (schwarz) und vom ZnPPIX Mb Komplex (rot) in<br />

unterschiedlichen Konzentrationen. Durch den Einbau in das Protein werden alle Banden ins Langwellige<br />

(bathochrom) verschoben.<br />

60


61<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 30: Stabilitätsmessung von ZnPPIX Mb detektiert durch CD-Spektroskopie (■) im Vergleich zu<br />

Apo-Mb (■). Die Interpolation der Messpunkte liefert für die freie Entfaltungsenthalpie einen Wert von<br />

31,2 kJ mol -1 und für die Kooperativität einen Wert von 16,1 kJ mol -1 M -1 .<br />

Apo-Myoglobin weist im Vergleich zu met-Myoglobin durch den fehlenden Kofaktor eine<br />

deutlich geringere Stabilität auf (vgl. Abschnitt 3.1.1). Der Einbau eines Kofaktors sollte<br />

zu einer teilweisen Wiederherstellung der ursprünglichen Stabilität führen. In welchem<br />

Ausmaß dies geschieht, hängt von der Struktur des Kofaktors ab. Für ZnPPIX ist die freie<br />

Base des Kofaktors Protoporphyrin (PPIX) und damit identisch mit der freien Base des<br />

nativen Kofaktors. Lediglich das zentrale Eisen-Metallion wurde durch ein Zink(II)ion<br />

ersetzt. Daher wird eine vollständige bzw. nahezu vollständige Wiederherstellung der<br />

ursprünglichen Stabilität erwartet.<br />

Diese Erwartung konnte experimentell nachgewiesen werden (Abbildung 30). Für die<br />

Stabilität wurde ein Wert von 31,2 ± 6,6 kJ mol -1 ermittelt, der damit im Rahmen des<br />

Fehlers mit der Stabilität von met-Myoglobin übereinstimmt (30,6 ± 4,5 kJ mol -1 ). Für die<br />

Kooperativität wurde ein etwas kleinerer Wert von 16,1 ± 3,3 kJ mol -1 M -1 gemessen<br />

(met-Myoglobin 19,8 ± 2,9 kJ mol -1 M -1 , siehe Abschnitt 3.1.1). Diese Abweichung der<br />

Kooperativität könnte auf die unterschiedlichen Bindungseigenschaften von Hämin und<br />

ZnPPIX im Bezug auf die hier vorliegende Histidinkomplexierung zurückgeführt werden.<br />

Die Histidin-Eisen Bindung ist deutlich stärker als die Histidin-Zink Bindung. Im Rahmen<br />

der Fehler wurden für die Entfaltungsenthalpie identische Werte erhalten.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.3.1.2. NMR-Spektroskopie<br />

Nachdem gezeigt wurde, dass ein stabiler und stöchiometrischer Komplex von ZnPPIX<br />

und Apo-Myoglobin gebildet wurde, muss nun festgestellt werden, ob eine einheitliche<br />

Einbau-Orientierung des Kofaktors im Protein vorliegt (vgl. Abschnitt 1.3). Aufgrund der<br />

strukturellen Ähnlichkeit mit nativem Hämin wird auch ein ähnliches Verhalten für<br />

ZnPPIX erwartet, d. h., zwei Einbauisomere, die im Gleichgewicht miteinander stehen. Die<br />

Protonen der γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Valin 68 liegen in der π-Elektronenwolke<br />

des Kofaktors und werden daher durch den Ringstromeffekt in der NMR-Spektroskopie<br />

<strong>bei</strong> negativen ppm-Werten detektiert [68] . Daher sind sie leicht von den anderen Protonen<br />

innerhalb des Proteins zu unterscheiden und können einfach zugeordnet werden.<br />

Innerhalb von 24 Stunden nach erfolgter Rekonstitution werden zwei Einbauisomere im<br />

Verhältnis 1:1 gefunden, die miteinander im Gleichgewicht stehen. Die Signale der<br />

γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Valin 68 liegen <strong>bei</strong> einer Messtemperatur von 8°C <strong>bei</strong><br />

–3,9 ppm (Peak I) und –1,1 bzw. –1,0 ppm (Peak II) (Abbildung 31). Diese Werte<br />

unterscheiden sich signifikant von den publizierten Werten von –3,6 ppm (Peak I) und<br />

–0,9 ppm (Peak II) [69] . Diese Abweichung kommt durch die unterschiedliche<br />

Messtemperatur zustande, die in diesem Experiment <strong>bei</strong> 8°C und für die Vergleichswerte<br />

aus der Literatur <strong>bei</strong> 25°C lag. Wird die gleiche Probe nach 13 Monaten Lagerzeit <strong>bei</strong> 4°C<br />

erneut <strong>bei</strong> einer Messtemperatur von 25°C gemessen, so werden Werte von –3,5 ppm<br />

(Peak I) und –0,9 ppm bzw. –0,7 ppm (Peak II) erhalten (Abbildung 31), wo<strong>bei</strong> zu<br />

berücksichtigen ist, dass sich die Signale der <strong>bei</strong>den Einbauisomere <strong>bei</strong> –3,5 ppm<br />

überlagern. Das Peakverhältnis liegt im Gleichgewichtszustand etwa <strong>bei</strong> 1:3.<br />

Ähnlich wie <strong>bei</strong>m nativen Kofaktor Hämin werden zwei unterschiedliche Einbauisomere<br />

beobachtet, die miteinander im Gleichgewicht stehen. Während jedoch das Verhältnis der<br />

Isomere im Gleichgewicht für das Hämin <strong>bei</strong> 9:1 liegt [28] , wird für das ZnPPIX lediglich<br />

ein Verhältnis von 3:1 gefunden. Die Triebkraft der Gleichgewichtseinstellung ist die<br />

hydrophobe Wechselwirkung der Vinyl-Substituenten des Kofaktors mit den unpolaren<br />

Aminosäuren der Bindungstasche. Sowohl <strong>bei</strong> Hämin, als auch <strong>bei</strong> ZnPPIX sollte diese<br />

Wechselwirkung identisch sein. Demzufolge sollte im Gleichgewichtszustand auch ein<br />

ähnliches Verhältnis der <strong>bei</strong>den Isomere vorliegen. Nach 13 Monaten wird aber lediglich<br />

ein Verhältnis der <strong>bei</strong>den Isomere von 1:3 im NMR-Spektrum nachgewiesen. Daher kann<br />

62


63<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

man davon ausgehen, dass der Gleichgewichtszustand auch nach 13 Monaten noch nicht<br />

erreicht wurde.<br />

ppm (t1)<br />

-0.50<br />

ppm (t1)<br />

-0.50<br />

-0.71<br />

-0.88<br />

-0.95<br />

-1.12<br />

-1.00<br />

-1.00<br />

-1.50<br />

-1.50<br />

-2.00<br />

-2.00<br />

-2.50<br />

-2.50<br />

-3.00<br />

-3.00<br />

-3.50<br />

-3.51<br />

-3.50<br />

-3.90<br />

-3.94<br />

Abbildung 31: Ausschnitt aus dem 1 H-NMR-Spektrum (400 MHz) vom ZnPPIX Apo-Mb Komplex <strong>bei</strong> 8°C<br />

direkt nach der Rekonstitution (oben) und <strong>bei</strong> 25°C nach 13 Monaten Lagerzeit (unten). Unmittelbar nach der<br />

Rekonstitution werden zwei Einbauisomere im Verhältnis 1:1 gefunden, die miteinander im Gleichgewicht<br />

stehen. Nach 13 Monaten Lagerzeit liegen die Isomere im Verhältnis 1:3 vor. Die unterschiedlichen<br />

Signalpositionen liegen in der unterschiedlichen Messtemperatur begründet (siehe Text).<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung der NMR-Daten des Komplexes ZnPPIX Mb.<br />

-4.00<br />

-4.00<br />

Messtemperatur Peak I Peak II<br />

-4.50<br />

-4.50<br />

ZnPPIX Mb 8°C -3,90, -3,94 ppm -1,12 ppm / -0,95 ppm<br />

ZnPPIX Mb 25°C -3,51 ppm -0,88 ppm / -0,71 ppm<br />

Literaturangabe [69] 25°C -3,6 ppm -0,9 ppm


Ergebnisse und Diskussion<br />

Aus den Signallagen <strong>bei</strong> unterschiedlichen Messtemperaturen kann die<br />

temperaturabhängige Verschiebung der Signale berechnet werden. Diese Abhängigkeit gilt<br />

nur in einem relativ kleinen Temperaturbereich, aber es bietet sich die Möglichkeit, die<br />

Signalpositionen <strong>bei</strong> verschiedenen Messtemperaturen miteinander zu vergleichen. Die<br />

Änderung der Signallage liegt <strong>bei</strong> 0,02 ppm/°C für Peak I bzw. <strong>bei</strong> 0,012 ppm/°C für<br />

Peak II.<br />

3.1.3.1.3. EPR-Spektroskopie<br />

Die transiente EPR-Spektroskopie am lichtangeregten Triplettzustand von ZnPPIX in Apo-<br />

Myoglobin wurde bereits von Hoffman et al. [70] durchgeführt und bietet daher die<br />

Möglichkeit, die hier erhaltenen Ergebnisse zu überprüfen.<br />

Aus den transienten Messungen können die Nullfeldparameter des Triplettzustandes<br />

unmittelbar abgelesen werden. Die Nullfeldparameter D und E sind ein Maß für die<br />

Geometrie der Wellenfunktion des Triplettzustandes. Ist D = E = 0 liegt eine kubische<br />

Symmetrie vor, <strong>bei</strong> D ≠ 0, aber E = 0 liegt axiale Symmetrie vor und <strong>bei</strong> D ≠ 0 und E ≠ 0<br />

liegt eine Symmetrie vor, die niedriger als axial ist. Der Vergleich der Messergebnisse des<br />

ungebundenen Kofaktors mit dem Proteinkomplex gibt also unmittelbar Aufschluss<br />

darüber, in wie weit die elektronische Struktur des Triplettzustands durch die<br />

Proteinumgebung beeinflusst wird. Für <strong>bei</strong>de Nullfeldparameter ist bekannt, dass sie im<br />

Fall des Protoporphyrins positive Vorzeichen besitzen, so dass die Werte im Folgenden mit<br />

absoluten Vorzeichen angegeben werden können.<br />

Die transienten Spektren von ZnPPIX Mb und dem freien Kofaktor (Abbildung 32) zeigen<br />

mit zunehmendem Magnetfeld drei absorptive Linien, gefolgt von drei emissiven Linien.<br />

Im Spektrum des freien Kofaktors tritt zusätzlich bereits zu Beginn der Messungen das<br />

Signal eines Radikals auf. Die Simulation der Spektren liefert Werte für die<br />

Nullfeldparameter D und E von 357 ± 4·10 -4 cm –1 bzw. 67 ± 4·10 -4 cm –1 für den<br />

Proteinkomplex und 350 ± 4·10 -4 cm –1 bzw. 63 ± 4·10 -4 cm –1 für den freien Kofaktor<br />

(Tabelle 3).<br />

Im Rahmen des Fehlers stimmen die ermittelten Nullfeldparameter mit den Literaturwerten<br />

überein. Der Fehler der experimentellen Werte ist mit ± 4·10 -4 cm –1 groß. Dieser Wert ist<br />

64


65<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

auf das derzeitige Entwicklungsstadium des Simulationsprogramms zurückzuführen.<br />

Gegenwärtig muss jeder Parameter vollständig manuell an das experimentelle Spektrum<br />

angepasst werden. Eine halbautomatische Anpassung der Simulation an das experimentelle<br />

Spektrum befindet sich in der Entwicklung und wird die Präzision der Simulationen<br />

erhöhen.<br />

A B<br />

Abbildung 32: Transiente EPR Spektren (X-Band, 9,5 GHz) von ZnPPIX Mb (A) und ZnPPIX in DMSO<br />

(B) <strong>bei</strong> 50 K. Die aufgenommenen Spektren sind in schwarz und die entsprechende Simulation in rot<br />

dargestellt. Beide Spektren weisen drei absorptive Linien, gefolgt von drei emissiven Linien auf (aaa eee).<br />

Das EPR-Signal eines Radikals im Spektrum von ZnPPIX ist durch * gekennzeichnet.<br />

Tabelle 3: Zusammenfassung der experimentellen Nullfeldparameter D und E von ZnPPIX Mb und freiem<br />

ZnPPIX und Vergleich mit den Literaturwerten. Die Literaturwerte für den freien Kofaktor beziehen sich auf<br />

das Lösemittel Pyridin (*), während in dieser Ar<strong>bei</strong>t ein Gemisch aus DMSO und Glycerin 40/60 verwendet<br />

wurde.<br />

Nullfeldparameter<br />

ZnPPIX Mb<br />

(50 mM Phosphat, pH 7,0, 60 %<br />

Glycerin)<br />

ZnPPIX (DMSO/Glycerin)<br />

D (experimentell) 357 ± 4·10 -4 cm –1 350 ± 4·10 -4 cm –1<br />

E (experimentell) 67 ± 4·10 -4 cm –1 63 ± 4·10 -4 cm –1<br />

D (Literatur) [70] 349·10 -4 cm –1 350·10 -4 cm –1 *<br />

E (Literatur) [70] 69·10 -4 cm –1 66·10 -4 cm –1 *<br />

*


Ergebnisse und Diskussion<br />

Im Vergleich zum simulierten Spektrum wird die Asymmetrie des experimentellen<br />

Spektrums, das vom Proteinkomplex gemessen wurde, besonders deutlich. Die Intensität<br />

der emissiven Linien ist deutlich größer als die der absorptiven Linien. Dies kann nicht auf<br />

eine apparative Ursache zurückgeführt werden, sondern ist ein Merkmal des untersuchten<br />

Komplexes. Obwohl dieses Resultat schon <strong>bei</strong> anderen Verbindungen beobachtet wurde,<br />

ist bis heute unverstanden. Eine weitere in diesem System bisher nicht verstandene<br />

Beobachtung ist die g-Faktor Anisotropie, die in den meisten Fällen erst <strong>bei</strong> sehr hohen<br />

Magnetfeldern bzw. Mikrowellenfrequenzen (z.B. im W-Band <strong>bei</strong> 95 GHz) detektiert<br />

werden kann. Alle in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersuchten Systeme zeigten jedoch bereits im Q-Band<br />

<strong>bei</strong> 35 GHz eine deutliche g-Faktor-Anisotropie.<br />

Um sicherzustellen, dass nur der energetisch niedrigste Triplettzustand während der<br />

Messungen besetzt wird, wurde die Wellenlängenabhängigkeit des transienten EPR-<br />

Spektrums des ZnPPIX Mb Komplexes untersucht. Obwohl man <strong>bei</strong> einer<br />

Anregungswellenlänge von 585 nm, also in der β-Bande des UV-Vis-Spektrums, davon<br />

ausgehen muss, dass nur der S1-Zustand und damit auch nur der T1-Zustand zugänglich ist,<br />

wurden auch Spektren <strong>bei</strong> kürzeren Wellenlängen aufgenommen. Sollte der zweite<br />

angeregte Triplettzustand ebenfalls besetzt sein, müsste dies einen Effekt auf die<br />

Nullfeldparameter des EPR-Spektrums haben, da der T2-Zustand eine andere elektronische<br />

Struktur hat und zusätzlich schneller relaxiert. Im Bereich der α- und der β-Bande wurden<br />

in Intervallen von 10 nm transiente EPR-Spektren aufgenommen. Da die Soret-Bande eine<br />

Anregung in den S2-Zustand ermöglicht, wurde zusätzlich ein weiteres Spektrum <strong>bei</strong> einer<br />

Anregungswellenlänge von 440 nm aufgenommen. Bei diesen Messungen konnte keine<br />

Wellenlängenabhängigkeit der Nullfeldparameter festgestellt werden. Diese Ergebnisse<br />

zeigen eindeutig, dass nur der erste angeregte Triplettzustand unter den verwendeten<br />

Messbedingungen besetzt wird.<br />

Da die durchgeführten ENDOR-Messungen (s. Abschnitt 3.1.3.1.4) nicht auf cw-EPR,<br />

sondern auf Puls-EPR beruhen, wurden ebenfalls Puls-EPR-Spektren des Komplexes in<br />

einem Puffer/Glycerin-Gemisch (50 mM Phosphatpuffer, pH 7,0), sowie des freien<br />

Kofaktors in einem DMSO/Glycerin-Gemisch aufgenommen. Anhand dieser Spektren<br />

wurden die Feldpositionen für die ENDOR-Messungen gewählt, wo<strong>bei</strong> zwei Kriterien die<br />

Auswahl bestimmten. Das EPR-Signal an der zu untersuchenden Feldposition muss<br />

möglichst intensiv sein, um ein gutes Signal zu Rausch-Verhältnis zu erreichen und es<br />

66


67<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

muss nach Möglichkeit nur eine Orientierung des Moleküls zum Magnetfeld selektiert<br />

werden können. Beide Spektren lassen keine Selektion einer einzigen Molekülorientierung<br />

durch eine bestimmte Magnetfeldstärke zu, wie es für das Spektrum einer gefrorenen<br />

Lösung typisch ist. Daher wurden die ENDOR-Spektren an den Feldpositionen der Z-, Y-<br />

und X-Orientierung aufgenommen.<br />

A B<br />

Abbildung 33: Puls EPR-Spektren des ZnPPIX Apo-Mb Komplexes im X-Band Spektrometer (A) und des<br />

freien Kofaktors in DMSO/Glycerin im Q-Band Spektrometer (B) <strong>bei</strong> 10 K. Im Spektrum des Komplexes<br />

sind die induzierten Übergänge zwischen den Subleveln gekennzeichnet (für D>0 und E>0). Im Spektrum<br />

des freien Kofaktors ist deutlich das scharfe Radikalsignal <strong>bei</strong> 12000 G zu erkennen.<br />

Aus diesen experimentellen Puls-EPR-Spektren wurden die gleichen Nullfeldparameter<br />

erhalten wie aus den transienten Spektren. Auch hier ist der deutliche<br />

Intensitätsunterschied zwischen emissiven und absorptiven Linien des Proteinkomplexes<br />

sichtbar. Ebenso wie <strong>bei</strong> den transienten Spektren ist der Intensitätsunterschied der Linien<br />

im Spektrum des freien Kofaktors nicht so groß wie im Spektrum des Proteinkomplexes.<br />

Das Puls-EPR-Spektrum von ZnPPIX Mb (X-Band) wird durch Modulationen der Pyrrol-<br />

Stickstoffatome beeinflusst, wodurch die Intensität der einzelnen Übergänge stark von den<br />

Pulsabständen des 90°- und 180°-Pulses abhängt. Die Modulationen sind deshalb im X-<br />

Band-Spektrum stark, weil die Kern-Zeeman-Aufspaltung und die<br />

Hyperfeinwechselwirkung für 14 N-Kerne <strong>bei</strong> einer Magnetfeldstärke von 3500 G (0,35 T)<br />

ungefähr die gleiche Größe besitzen, wodurch die drei Hyperfeinsublevel geringe<br />

Energieunterschiede aufweisen. Auf diese Weise werden alle Kernübergänge teilweise


Ergebnisse und Diskussion<br />

erlaubt, weil alle teilweise mI = 0 Charakter enthalten. Während der Zeit zwischen den<br />

Mikrowellenpulsen evolviert das System in jedem Triplettlevel (l) mit der Phase der<br />

Kernspinns (e -ie(l)t2π/h ), wodurch die Modulation hervorgerufen wird.<br />

Bei einer Magnetfeldstärke von etwa 1,2 T (Q-Band) ist die Kern-Zeeman-Aufspaltung der<br />

14<br />

N-Kerne etwa dreimal größer als <strong>bei</strong> 0,35 T, da sie proportional mit der Magnetfeldstärke<br />

zunimmt. Die Größe der Hyperfeinkopplungen dagegen ist unabhängig vom Magnetfeld<br />

und ändert seine Größe nicht. Daher treten in einem Puls-EPR-Spektrum im Q-Band keine<br />

Modulationen durch die Pyrrol-Stickstoffatome auf.<br />

3.1.3.1.4. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPIX in Glycerin/DMSO<br />

Die ENDOR-Spektroskopie dient dazu, die Hyperfeinkopplungskonstanten von Kernen<br />

mit einem Kernspin von I ≠ 0 zu bestimmen. Die Größe der Hyperfeinkopplungen ist ein<br />

Maß für die Elektronenspindichte am Kernort, mit dem er wechselwirkt. In den<br />

untersuchten Porphyrinsystemen werden die Kopplungen der Elektronenspins mit den<br />

Methinprotonen (α-Protonen) und den an das Ringsystem angrenzenden Methyl- und<br />

Methylengruppen (β-Protonen) beobachtet. Da<strong>bei</strong> gilt für die Kopplungen der α-Protonen<br />

die folgende Näherung, die von einem isolierten sp 2 -C-H Fragment abgeleitet werden<br />

kann. Liegt die z-Achse des Systems parallel zum pz-Orbital des Kohlenstoffs, die x-Achse<br />

entlang der C-H-Bindungsachse und die y-Achse senkrecht zu dieser und zur z-Achse,<br />

können die beobachteten Kopplungen durch die isotrope Hyperfeinkopplungskonstante<br />

Aiso folgendermaßen angenähert werden: AZ ≈ 1·Aiso, AY ≈ 1,5·Aiso, AX ≈ 0,5·Aiso [71; 72] ,<br />

wo<strong>bei</strong> eine die isotrope Hyperfeinkopplungskonstante Aiso mit einem Wert von –60 MHz<br />

als eine Spindichte von 1 am Kern eines α-Protons interpretiert wird. Für β-Protonen,<br />

insbesondere die Methylgruppen, wird eine geringe Anisotropie von etwa 10 % von Aiso<br />

erwartet, da sie zwei Bindungen vom ungepaarten Elektronenspin entfernt sind.<br />

Die Analyse, welche Kernspins mit dem Elektronenspin des angeregten Triplettzustands in<br />

welchem Ausmaß wechselwirken, gibt wertvolle Informationen über die Verteilung des<br />

Tripletts auf dem Molekülgerüst. Damit steht mit der ENDOR-Spektroskopie eine<br />

Methode zur Verfügung, die direkt Aufschluss über die Ausdehnung der<br />

Triplettwellenfunktion gibt.<br />

68


69<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Anhand des Puls-EPR-Spektrums des ZnPPIX Mb Komplexes (X-Band, Abbildung 33)<br />

kann eine gute Orientierungsselektion erreicht werden. Bei dem Magnetfeldwert der<br />

maximalen Mikrowellenabsorption einer Orientierung liegen nur geringe<br />

Absorptions<strong>bei</strong>träge der <strong>bei</strong>den anderen Orientierungen vor. Dadurch sind die Signale der<br />

jeweils nicht selektierten Orientierungen in den ENDOR-Spektren aufgrund der geringen<br />

Absorption wahrscheinlich nicht detektierbar. Für den freien Kofaktor ist dies nicht der<br />

Fall. Die EPR-Absorptionen überlagern sich stark, daher ist die Orientierungsselektion<br />

insbesondere <strong>bei</strong> der Feldposition des YII-Überganges unmöglich. Dies erschwert die<br />

Interpretation der erhaltenen ENDOR-Spektren deutlich, da nicht erkennbar ist, auf<br />

welchen EPR-Übergang die Hyperfeinkopplung zurückzuführen ist.<br />

Die aussagekräftigsten ENDOR-Spektren werden <strong>bei</strong> einer Orientierungsselektion entlang<br />

der Z-Achse erhalten, da in diesem Fall praktisch keine Beiträge der anderen EPR-<br />

Übergänge zu erwarten sind. Dennoch liefern die Spektren in der X- und Y-Position<br />

ebenfalls Hinweise, die zur Interpretation wichtig sind. Anhand dieser Spektren kann<br />

untersucht werden, ob ein Signal anisotrop ist oder nur eine geringe Richtungsabhängigkeit<br />

zeigt. Daraus ergibt sich eine zuverlässige Zuordnung der Signale.<br />

Zusätzlich wird die Zuordnung der Signale durch quantenchemische Rechnungen an<br />

unterschiedlichen Modellsystemen unterstützt. Die verwendete Methode zur Berechnung<br />

der Hyperfeinkopplungen (vgl. Abschnitt 5.1.12) lieferte bereits <strong>bei</strong> der Analyse der<br />

ENDOR-Spektren von Chlorophyllradikalen gute Ergebnisse und wird in dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

erstmals mit den ENDOR-Spektren der Triplettzustände von Chlorophyllderivaten<br />

verglichen werden. Die berechneten Hyperfeinkopplungen des nicht-ligandierten<br />

Kofaktors wurden mit den Ergebnissen des freien Kofaktors verglichen. In der Rechnung<br />

für den Proteinkomplex wurde ein fünfter Ligand in Form von Imidazol zum Kofaktor<br />

hinzugefügt. Obwohl dieser Ligand keinen direkten Kontakt zum delokalisierten Triplett<br />

auf dem Molekülgerüst hat, weil das zentrale Metallatom keine nennenswerte Spindichte<br />

trägt, ändert er die Geometrie des Kofaktors. Die ursprünglich planare Struktur von<br />

ZnPPIX wird zu einer gewölbten Struktur verzerrt (Abbildung 34), ähnlich dem Ausschnitt<br />

aus einer Kugeloberfläche. Dadurch wird eine Änderung der Hyperfeinkopplungen<br />

beobachtet.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 34: Darstellung des ZnPPIX mit Imidazol als fünftem Liganden. Deutlich zu erkennen ist die<br />

Verzerrung der ursprünglich planaren Struktur des Kofaktors zu einer gewölbten Struktur. Die Vinylgruppe<br />

in Position 3 ist leicht aus der Ebene gedreht (ca. 20°), während die Vinylgruppe in Position 8 in der Ebene<br />

liegt. Die Rotationsbarrieren <strong>bei</strong>der Gruppen sind sehr gering.<br />

Die ENDOR-Spektren des freien Kofaktors (Abbildung 35) weisen in der Z-Orientierung<br />

fünf eindeutig definierte Signale auf, von denen zwei zu kleinen Kopplungen gehören<br />

(Signal 3 und 4). Ferner werden eine große Kopplung mit negativem Vorzeichen (Signal 1)<br />

und zwei mittlere Kopplungen detektiert, von denen eine ein negatives Vorzeichen<br />

(Signal 2) und die andere positives Vorzeichen aufweist (Signal 5).<br />

In der Y- und der X-Orientierung tritt ein weiteres Signal auf, welches sich durch eine sehr<br />

große Kopplung mit positivem Vorzeichen auszeichnet.<br />

Anhand der quantenchemischen Rechnung (Tabelle 4) kann das breite Signal 1 um<br />

–9 MHz den vier Methinprotonen des Ringsystems zugeordnet werden. Alle vier Protonen<br />

weisen berechnete Kopplungen von –7,9 MHz bis –9,7 MHz auf. Die Methinprotonen<br />

erzeugen durch ihre Anisotropie häufig breite und schwache Signale, wodurch die<br />

Detektion erschwert wird. Beim Übergang zur Y-Orientierung tritt das Signal 1 <strong>bei</strong><br />

–6,9 MHz auf. Diese starke Verschiebung bestätigt die Zuordnung der Signale zu den<br />

Methinprotonen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass <strong>bei</strong> der Y-Orientierung das<br />

Signal noch immer von allen vier Protonen verursacht wird. Wahrscheinlich tragen hier<br />

nur die Signale der Protonen 5 und 15 zum Signal <strong>bei</strong>, weil <strong>bei</strong> diesen Protonen die<br />

70


71<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Komponente AY der Hyperfeintensors entlang der Bindungsachse liegt und daher<br />

theoretisch den kleinsten Kopplungswert erreichen. Für die Protonen 10 und 20 liegt die<br />

Komponente AY innerhalb der Ringebene senkrecht zur Bindungsachse. Die Kopplung<br />

müsste daher ihren maximalen Wert annehmen. Ein solches Signal konnte nicht gemessen<br />

werden. Dies ist wahrscheinlich auf die oben erwähnte Signalverbreiterung<br />

zurückzuführen. In der X-Orientierung ist das Gegenteil der Fall. Hier liegt das äußere<br />

Magnetfeld entlang der Bindungsachsen der Protonen 10 und 20, während es senkrecht zur<br />

Bindungsachse der Protonen 5 und 15 steht. Bei X-Orientierung wird das Signal <strong>bei</strong><br />

–6,9 MHz daher von den Protonen 10 und 20 hervorgerufen, während für die Protonen 5<br />

und 15 keine Kopplung nachgewiesen werden kann.<br />

Abbildung 35: ENDOR-Spektren (Q-Band) des Kofaktors ZnPPIX in Glycerin/DMSO <strong>bei</strong> 10 K. Es wurden<br />

Spektren <strong>bei</strong> drei unterschiedlichen Feldpositionen aufgenommen (ZII – grün, YII – rot, XII – schwarz). Die<br />

Verschiebung der einzelnen Signale ist durch gestrichelte Linien angedeutet.<br />

Das Signal 2 <strong>bei</strong> –2,9 MHz wurde der Methylengruppe in Position 8 2 zugeordnet, da nur<br />

für diese Gruppe eine ausreichend negative Kopplungskonstante berechnet wurde. Dieses<br />

Signal wurde nur in der Z-Orientierung detektiert. Obwohl die Gruppe 8 2 -CH2 weit vom<br />

Ringsystem entfernt ist, ist aufgrund der Konjugation eine Wechselwirkung mit dem<br />

Elektronenspin des Triplettzustandes naheliegend. Die isotrope Hyperfeinkopplungs-


Ergebnisse und Diskussion<br />

konstante ist mit –5,3 MHz berechnet worden und weicht stark vom experimentellen<br />

Ergebnis ab. Allerdings ist hier<strong>bei</strong> zu berücksichtigen, dass die Energiebarriere für die<br />

Rotation dieser Gruppe aus der Ebene heraus klein ist. Schon <strong>bei</strong> kleinen Winkeln können<br />

dadurch relativ große Abweichungen in der berechneten Kopplungskonstante entstehen.<br />

Tabelle 4: ENDOR-Kopplungen des Kofaktors ZnPPIX in Glycerin/DMSO. Alle Angaben in MHz mit<br />

Vorzeichen relativ zu D (D>0).<br />

Signalnr. Position im<br />

Molekül<br />

1 5-H, 10-H, 15-H,<br />

20-H<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in Z<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in Y<br />

72<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in X<br />

Berechnete Kopplung<br />

(Aiso)<br />

-9 (br) -6,9 -6,9 -9,4; -9,7; -7,9; -8,9<br />

2 8 2 -CH2 -2,9 n.d. n.d. -5,3<br />

3 2-CH3, 12-CH3,<br />

3 2 -CH2<br />

-0,5 -0,4 n.d. -1,2; -0,4; -0,3<br />

4 17 1 -CH2, 3 1 -CH +0,6 +0,6 n.d. +0,4; +0,3<br />

5 7-CH3, 18-CH3,<br />

8 1 -CH<br />

+2,9 +2,4 +2,5 +2,2; +4,7; +1,7<br />

6 - n.d. +9,5 +14,4 -<br />

Das Signal 3 <strong>bei</strong> –0,5 MHz wird den Methylgruppen in Position 2 und 12 zugeordnet. In<br />

der Y-Orientierung liegt das Signal <strong>bei</strong> –0,4 MHz. Es ist daher eindeutig isotrop und muss<br />

durch β-Protonen verursacht werden. In der X-Orientierung ist eine eindeutige Zuordnung<br />

schwierig, weil die EPR-Signalintensität deutlich geringer ist als <strong>bei</strong> den anderen<br />

Orientierungen. Daraus resultieren erheblich längere Messzeiten zur Aufnahme der<br />

ENDOR-Spektren, um ein ausreichendes Signal zu Rausch Verhältnis zu erzielen. Der für<br />

die Kopplung der 2-CH3 Gruppe berechnete Wert (-1,2 MHz) ist größer als der<br />

experimentell ermittelte Wert (-0,5 MHz). Da<strong>bei</strong> darf nicht außer acht gelassen werden,<br />

dass die verwendete Rechenmethode bisher in der Vorhersage der Hyperfeinkopplungen<br />

von Chlorophyllradikalen sehr gute Übereinstimmungen mit den experimentellen Daten<br />

gezeigt hat [73] , jedoch wurde das Potential der Rechnung bisher nicht zur Interpretation von


73<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Protoporphyrin verwendet [74] . Möglicherweise ist die Präzision der Rechnung im Fall des<br />

Protoporphyrins etwas geringer. Die 3 2 -CH2 Gruppe weist eine berechnete Kopplung von<br />

–0,4 MHz auf und wird zunächst ebenfalls diesem Signal zugeordnet. Um präzisere<br />

Aussagen über die Zuordnung aller drei Gruppen zu diesem Signal machen zu können,<br />

sind zusätzliche Messungen nötig, die idealerweise an einem Einkristall durchgeführt<br />

werden müssten. Die Zuordnung von Kopplungen mit geringer Größe ist <strong>bei</strong> Messungen in<br />

gefrorenen Lösungen generell schwierig.<br />

Dem Signal 4 <strong>bei</strong> +0,6 MHz wurden die 17 1 -CH2 Gruppe und die 3 1 -CH Gruppe<br />

zugeordnet. Für diese <strong>bei</strong>den Gruppen wurden Kopplungen von +0,4 MHz und +0,3 MHz<br />

berechnet. In der Y-Orientierung liegt dieses Signal ebenfalls <strong>bei</strong> +0,6 MHz und es kann,<br />

ähnlich wie das Signal 3, in der X-Orientierung nicht beobachtet werden. Die<br />

Methylengruppe in Position 17 1 ist zwar nicht mehr mit dem π-System konjugiert, aber<br />

durch Hyperkonjugation kann ein geringer Anteil an Spindichte auf diese Position<br />

übertragen werden, woraus eine kleine Kopplung resultiert, die zudem stark vom Winkel<br />

der Methylengruppe zur Ringebene abhängt. Für die konjugierte 3 1 -Vinylposition ist der<br />

gleiche Effekt wie für die 8 2 -Position zu berücksichtigen. Zwar kann nicht die gesamte<br />

CH-Einheit aus der Ebene gedreht werden, aber die Ausrichtung der CH-Bindungsachse<br />

relativ zum Molekül ändert sich abhängig vom Drehwinkel der Vinylgruppe. Die Richtung<br />

dieser Achse ist entscheidend dafür, welcher Wert des Hyperfeintensors für die Kopplung<br />

maßgeblich ist. Ebenso wie <strong>bei</strong> Signal 3 wurden die Gruppen, die diesem Signal<br />

zugeordnet wurden, ausschließlich nach den berechneten Kopplungen ausgewählt und die<br />

Zuordnung ist in <strong>bei</strong>den Fällen als vorläufig anzusehen.<br />

Das Signal 5 liegt in der Z-Orientierung <strong>bei</strong> +2,9 MHz und verändert seine Position über<br />

+2,4 MHz in der Y-Orientierung zu +2,5 MHz in der X-Orientierung. Eine eindeutige<br />

Zuordnung dieses Signals ist schwierig, jedoch kommen die Gruppen 7-CH3, 18-CH3 und<br />

8 1 -CH als Möglichkeiten in Frage. Aufgrund der relativ geringen Anisotropie ist die<br />

Zuordnung zu β-Protonen naheliegend. Für die Gruppe 7-CH3 wurde eine Kopplung von<br />

+2,2 MHz und für die Gruppe 18-CH3 eine Kopplung von +4,7 MHz berechnet. Die<br />

Gruppe 8 1 -CH weist eine berechnete Kopplung von +1,7 MHz auf. Die berechneten<br />

Kopplungen der Methylgruppe in Position 7 zeigt die geringste Abweichung mit den<br />

experimentellen Werten. Dennoch werden die anderen Gruppen zunächst ebenfalls diesem


Ergebnisse und Diskussion<br />

Signal zugeordnet, weil das Signal breit und unstrukturiert ist und daher eine Überlagerung<br />

verschiedener Signale nicht ausgeschlossen werden kann.<br />

Das Signal 6, das in X- und Y-Orientierung auftritt, handelt es sich um ein intensives und<br />

stark anisotropes Signal mit einer sehr großen Kopplungskonstante (14,4 MHz), dem<br />

keine Gruppe des Ringsystems zugeordnet werden konnte. Diese Kopplung muss also von<br />

einer Gruppe verursacht werden, die nicht zum Ringsystem gehört und doch einen starken<br />

Kontakt zum angeregten Triplettzustand besitzt. Möglicherweise findet hier eine<br />

Wechselwirkung des Elektronenspins mit einem an das zentrale Metall koordinierten<br />

Lösemittelmolekül statt. Ist dies der Fall, sollte das Signal <strong>bei</strong> Verwendung von<br />

deuteriertem Lösemittel nicht mehr auftreten, wodurch diese Hypothese bestätigt werden<br />

könnte.<br />

Bis auf die Gruppen 13 1 -CH2, 13 2 -CH2 und 17 2 -CH2 konnten alle erwarteten Signale<br />

unterschiedlicher Genauigkeit zugeordnet werden. Die verbliebenen Gruppen besitzen<br />

berechnete Kopplungskonstanten, die im Bereich von 0 bis 0,1 MHz liegen. Diese<br />

Kopplungen sind zu klein, sodass sie nicht in einem experimentellen Spektrum zu<br />

beobachten sind. Die Zuordnung der Methinprotonen ist eindeutig, da ihre Signale im<br />

erwarteten Bereich auftreten. Außerdem kann die Zuordnung der Methylgruppen in<br />

Position 12 und 7 als gesichert angesehen werden. Die berechneten Kopplungen der<br />

anderen zugeordneten Gruppen zeigen eine unterschiedlich große Abweichung von den<br />

experimentell nachgewiesenen Signalen und ihre Zuordnung ist daher als vorläufig<br />

anzusehen bis diese Ergebnisse durch weiterführende Messungen bestätigt oder widerlegt<br />

werden können.<br />

74


75<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.3.1.5. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPIX Mb in Puffer/DMSO<br />

Der ZnPPIX Apo-Mb Komplex wurde in einem 40/60-Gemisch von 50 mM<br />

Phosphatpuffer, pH 7,0, und Glycerin auf gleiche Weise ENDOR-spektroskopisch<br />

untersucht. Jedoch kam hier kein Q-Band Spektrometer, sondern ein X-Band Spektrometer<br />

zum Einsatz. Dies hat zwar auf die Position der Kopplungssignale keinen Einfluss,<br />

allerdings ist durch das geringere Magnetfeld die Separation der einzelnen Kerne mit<br />

unterschiedlichen gyromagnetischen Momenten geringer. Deshalb können in den ENDOR-<br />

Spektren des Komplexes (X-Band) auch 15 N-Kopplungen beobachtet werden, in den<br />

Spektren des freien Kofaktors (Q-Band) jedoch nicht.<br />

Abbildung 36: ENDOR-Spektren (X-Band) von ZnPPIX Apo-Mb <strong>bei</strong> 10 K. Die Spektren wurden <strong>bei</strong> drei<br />

unterschiedlichen Feldern aufgenommen (ZI – grün, YI – rot, XI – schwarz). Hyperfeinkopplungen mit<br />

negativem Vorzeichen erscheinen rechts von der Larmor-Frequenz der ungekoppelten Protonen. Die<br />

Verschiebung der einzelnen Signale ist durch gestrichelte Linien angedeutet. Die mit * gekennzeichneten<br />

Signale stammen von Stickstoffkopplungen des Rings und von Histidin.<br />

Das Spektrum des Proteinkomplexes (Abbildung 36, Tabelle 5, Tabelle 6) weist insgesamt<br />

mehr Signale auf, die über einen größeren Bereich verteilt sind. Im ENDOR-Spektrum der<br />

Z-Orientierung treten neben der Stickstoffkopplung sechs weitere Signale auf. Die


Ergebnisse und Diskussion<br />

Kopplung der Ringstickstoffatome und des Histidinstickstoffs, der an das Zink koordiniert<br />

ist, treten gemeinsam mit einer Kopplungskonstante von etwa 0,4 MHz auf. Sie werden<br />

sowohl <strong>bei</strong> Z-Orientierung als auch <strong>bei</strong> Y-Orientierung detektiert, fehlen aber im Spektrum<br />

der X-Orientierung. Möglicherweise sind die Signale zu schwach oder das Signal zu<br />

Rausch Verhältnis nicht ausreichend, um die Wechselwirkung der 15 N-Kerne in der<br />

X-Orientierung zu beobachten.<br />

Dominierend im Spektrum der Z-Orientierung ist das Signal der Kopplung der<br />

Methinprotonen (Signal 1), das im Proteinkomplex aus zwei, teilweise separierten, Banden<br />

<strong>bei</strong> –10,6 und –9,2 MHz besteht. Die Kopplung ist damit um etwa 1 MHz größer als für<br />

den freien Kofaktor. In der Y-Orientierung liegt das Signal der Methinprotonen 5 und 15<br />

<strong>bei</strong> –9,4 MHz, während die Signale der Protonen 10 und 20 nicht detektiert werden. Die<br />

Kopplungen der Protonen 10 und 20 liegen in der X-Orientierung <strong>bei</strong> –8,4 MHz. Insgesamt<br />

hat die Spindichte in diesen Positionen des Moleküls durch die Proteinkomplexierung also<br />

geringfügig zugenommen. Die berechneten Werte für die Kopplungen der Methinprotonen<br />

am ZnPPIX mit Imidazol als fünftem Liganden sind mit –11,3 MHz bis –12,6 MHz zu<br />

groß, während die Ergebnisse für den freien Kofaktor geringfügig zu klein sind.<br />

Offensichtlich wird in der Rechnung die Geometrie stärker verzerrt als durch das Protein<br />

bzw. der daraus resultierende Effekt wird in der Rechnung überbewertet. Insgesamt zeigen<br />

die berechneten Werte der Methinprotonen allerdings eine überraschend hohe<br />

Übereinstimmung mit den experimentellen Kopplungskonstanten.<br />

Die Kopplung der 8 2 -CH2 Gruppe (Signal 2) liegt im Proteinkomplex nahezu unverändert<br />

<strong>bei</strong> –2,6 MHz (-2,9 MHz ohne Protein), das Signal ist aber vergleichsweise schärfer und in<br />

allen drei Spektren sichtbar. In der Y-Orientierung liegt das Signal <strong>bei</strong> –4,7 MHz und in<br />

der Z-Orientierung wieder <strong>bei</strong> –2,7 MHz. Die Zuordnung dieses Signals zu der 8 2 -CH2<br />

Gruppe erfolgte, weil keine andere Gruppe des Moleküls eine berechnete Kopplung mit<br />

einem derart negativen Wert aufweist.<br />

In Übereinstimmung mit der Messung am unkomplexierten ZnPPIX und den berechneten<br />

Werten (vgl. Abschnitt 5.1.12) wird das Signal 3 <strong>bei</strong> –0,7 MHz den Methylgruppen in<br />

Position 2 und 12 zugeordnet. Auch dieses Signal ist in den Spektren des<br />

Proteinkomplexes besser aufgelöst und intensiver. Es liegt in der Y-Orientierung <strong>bei</strong><br />

–2,0 MHz und in der X-Orientierung <strong>bei</strong> –1,7 MHz. Die Verlagerung des Signals abhängig<br />

von der Richtung des äußeren Magnetfeldes ist qualitativ gut von den Rechnungen<br />

76


77<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

vorhergesagt worden, wie in Tabelle 6 zu sehen ist. Die experimentelle Kopplung in<br />

Z-Orientierung ist auf Grund der Komplexierung des Kofaktors durch das Protein<br />

praktisch unverändert. Allerdings ist das Signal im Komplex stärker anisotrop. Dies könnte<br />

auf die räumlich stark geordnete Struktur des Proteins zurückzuführen sein. Während der<br />

unkomplexierte Kofaktor in jeder Richtung von Lösemittelmolekülen umgeben ist, die alle<br />

identisch sind und innerhalb der Hydrathülle auch ähnlich ausgerichtet sind, befindet sich<br />

der komplexierte Kofaktor im Gegensatz dazu in einer Umgebung, die per se stark<br />

anisotrop ist.<br />

Tabelle 5: ENDOR-Kopplungen des Komplexes ZnPPIX Mb in Puffer/DMSO. Alle Angaben in MHz mit<br />

Vorzeichen relativ zu D. a ) Die Kopplungen des Histidinstickstoffs beziehen sich auf die Larmor-Frequenz<br />

von 15 N.<br />

Nummer Position im<br />

Molekül<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in Z<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in Y<br />

Exp.<br />

Kopplung<br />

in X<br />

Berechnete<br />

Kopplung (Aiso)<br />

1 5-H, 10-H, 15-H, -10,6; -9,4 -8,4 -11,8; -12,6; -11,3;<br />

20-H -9,2<br />

-11,5<br />

2 8 2 -CH2 -2,6 -4,7 -2,7 -2,9<br />

3 2-CH3; 12-CH3 -0,7 -2,0 -1,7 -1,0; -0,7<br />

4 3 2 -CH2 +0,5 n.d. n.d. +0,4<br />

5 18-CH3 +2,1 +2,5 +3,2 +2,9<br />

6 7-CH3 +4,3 +4,8 +5,9 +3,3<br />

7 - n.d. +9,0 +9,7 -<br />

*<br />

15<br />

N<br />

a<br />

|0,4|<br />

a<br />

|0,4| n.d. -<br />

Dem Signal 4 <strong>bei</strong> +0,5 MHz wurde die 3 2 -CH2 Gruppe zugeordnet, weil aus der Rechnung<br />

hervorgeht, dass die Kopplung dieser Gruppe durch den fünften Liganden das Vorzeichen<br />

wechselt. Während im freien Kofaktor diese Gruppe ein Signal <strong>bei</strong> –0,5 MHz (Signal 3)<br />

erzeugte, wird sie in der Rechnung des asymmetrischen Komplexes mit positiver<br />

Kopplung aufgeführt. Da jedoch in der Y- und X-Orientierung dieser Gruppe keine


Ergebnisse und Diskussion<br />

weiteren Kopplungen zugeordnet werden konnten, ist diese Interpretation als unsicher<br />

anzusehen.<br />

Während die Kopplung der Methylgruppen in Position 7 und 18 für den freien Kofaktor in<br />

einem überlagerten Signal auftraten, liegen sie im Komplex getrennt voneinander vor<br />

(Signale 5 und 6). Die berechneten Kopplungen liegen sehr eng zusammen (+2,9 MHz<br />

bzw. +3,3 MHz) und <strong>bei</strong>de Signale weisen eine relativ geringe Verschiebung <strong>bei</strong> Variation<br />

der Molekülorientierung im Magnetfeld auf. Die Entscheidung Signal 5 zu Position 18 und<br />

Signal 6 zu Position 7 zuzuordnen, wurde letztendlich aufgrund der Tatsache gefällt, dass<br />

die berechneten Werte für den vollständigen Hyperfeintensor der Gruppe 7-CH3 Werte<br />

größer 4 MHz aufweist, während für den vollständigen Hyperfeintensor der Gruppe<br />

18-CH3 ausschließlich Werte kleiner als 4 MHz berechnet wurden.<br />

Auch in den Spektren des Proteinkomplexes wurde je ein Signal in der Y- und der<br />

X-Orientierung detektiert, das nicht mit dem Kofaktor in Verbindung gebracht werden<br />

konnte (Signal 7). Die Kopplung ist mit +9,7 bzw. +9,0 MHz allerdings bedeutend kleiner<br />

als in den Spektren des freien Kofaktors (+14,4 MHz). Es könnte sich daher um die γ-CH3<br />

Gruppen der Aminosäure Valin 68 handeln, die in die π-Elektronenwolke des Kofaktors<br />

eintauchen (s.a. 3.1.3.1.2 und 3.1.3.2.2).<br />

Die Spektren des Proteinkomplexes ließen keine Signalzuordnung der Gruppen 17 1 , 17 2 ,<br />

3 1 , 8 1 , 13 1 und 13 2 zu. Die Positionen 17 1 , 17 2 , 13 1 und 13 2 sind nicht konjugiert und<br />

sollten daher nur in sehr geringem Maß Spindichte des Triplettzustandes tragen. Die<br />

CH-Gruppen 3 1 und 8 1 zeigen wahrscheinlich nur schwache ENDOR Kopplungen, da sie<br />

durch das Protein in einer aus der Ringebene herausgedrehten Stellung fixiert sind und<br />

dadurch die Konjugation teilweise aufgehoben wird.<br />

Die Kopplungen der Methinprotonen und der Methylgruppe in Position 7 sind im<br />

Proteinkomplex um etwa 1 MHz größer als für den freien Kofaktor. Dagegen haben die<br />

experimentell ermittelten Kopplungen der Gruppen 8 2 -CH2 und 18-CH3 geringfügig<br />

abgenommen und die Kopplungen der Methylgruppen 2 und 12 sind praktisch unverändert.<br />

Diese Beobachtung kann dahingehend interpretiert werden, dass der Triplettzustand im<br />

Proteinkomplex stärker auf die einzelnen Gruppen verteilt ist, also stärker delokalisiert ist,<br />

als im Fall des freien Kofaktors. Insbesondere ist eine Zunahme der Kopplungskonstante<br />

der Methinprotonen und der Methylgruppe in Position 7 zu beobachten, während die<br />

Kopplungskonstanten der anderen Gruppen, die anhand der experimentellen Spektren<br />

78


79<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

identifiziert werden konnten, sich nur geringfügig änderten. Diese Beobachtung wurde<br />

durch die quantenchemischen Rechnungen vorhergesagt und ist im wesentlichen auf die<br />

geometrische Verzerrung des Kofaktors durch die asymmetrische Ligandierung<br />

zurückzuführen.<br />

Tabelle 6: Auflistung aller berechneten Hyperfeinkopplungen für den Triplettzustand des ZnPPIX-Imidazol<br />

Modellsystems inklusive ihrer vollständigen Hyperfeintensoren. a Komponente des Hyperfeintensors entlang<br />

der C-H Bindungsachse (Y-Richtung für Protonen 5 und 15, X-Richtung für Protonen 10 und 20), b „out of<br />

plane“- Komponente (Z).<br />

Position ZnPPIX + Imidazol<br />

Aiso A1 A2 A3<br />

CH3 2 -1,00 -0,24 -1,42 -1,34<br />

12 -0,65 +0,13 -0,99 -1,09<br />

7 +3,31 +4,36 +2,98 +2,60<br />

18 +2,87 +3,88 +2,48 +2,24<br />

Methinprotonen 5 -11,79 -4,49 a -12,73 b -18,15<br />

10 -12,56 -4,87 a -13,40 b -19,40<br />

15 -11,27 -4,27 a -12,20 b -17,35<br />

20 -11,48 -4,45 a -12,27 b -17,72<br />

andere 3-1 -0,35 +0,79 -0,86 -0,98<br />

3-2a +0,35 +0,01 +0,16 +0,89<br />

3-2b +0,39 +0,20 +0,21 +0,76<br />

8-1 +0,91 +0,12 -0,14 +2,74<br />

8-2a -2,87 -1,49 -3,31 -3,79<br />

8-2b -2,99 -1,11 -3,25 -4,60<br />

13-1a -0,64 -0,17 -0,33 -1,20<br />

13-1b -0,02 -0,17 -0,33 +0,43<br />

17-1a +1,25 +0,68 +0,91 +2,18<br />

17-1b +0,42 -0,09 -0,39 +1,73


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.3.2. Zink-Phäophorbid a Apo-Myoglobin (ZnPheid a Mb) und Zink-<br />

Pyrophäophorbid a Apo-Myoglobin (ZnPPheid a Mb)<br />

3.1.3.2.1. UV-Vis-Spektroskopie und Stabilität<br />

Erste Versuche Porphyrin-Derivate in Apo-Myoglobin zu binden wurden von Davies und<br />

Pearlstein durchgeführt [75] . Der Komplex aus Zink-Pyrophäophorbid a und Apo-<br />

Myoglobin wurden bereits von Boxer et al. dargestellt und beschrieben [24] , während der<br />

ZnPheid a Komplex mit Apo-Myoglobin noch nicht beschrieben wurde. Die UV-Vis-<br />

Spektren <strong>bei</strong>der Kofaktoren werden durch die Qy-Bande im Bereich von 660 nm und die<br />

Soret-Bande im Bereich von 430 nm dominiert. Ist der Kofaktor ZnPheid a in Ether gelöst,<br />

aber durch Pyridin koordiniert, so liegt die Qy-Bande <strong>bei</strong> 656 nm und die Soret-Bande <strong>bei</strong><br />

427 nm. Zusätzlich werden drei kleinere Banden <strong>bei</strong> 610 nm, 567 nm und 525 nm<br />

beobachtet (Abbildung 37).<br />

A B<br />

Abbildung 37: UV-Vis-Spektren der freien Kofaktoren in Pyridin/Ether (schwarz) und der entsprechenden<br />

Myoglobinkomplexe (rot) von Zink-Phäophorbid a (A) und Zink-Pyrophäophorbid a (B). Durch den Einbau<br />

in die Proteinumgebung werden alle Banden in den langwelligen Bereich verschoben.<br />

Wird dieser Kofaktor im Myoglobin gebunden, so verschieben die Banden zu 661 nm (Qy)<br />

und 436 nm (Soret). Zusätzlich werden <strong>bei</strong>de Banden breiter. Dies spricht nicht für die<br />

80


81<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Koordination in einer geordneten Umgebung. Die <strong>bei</strong>den Banden <strong>bei</strong> 525 nm und 567 nm<br />

sind stark rot verschoben und überlagern mit der dritten Bande, die jetzt <strong>bei</strong> 622 nm liegt.<br />

Beim Zink-Pyrophäophorbid a tritt eine vergleichbare Verschiebung der Banden auf. Die<br />

Qy-Bande ist durch den Einbau in das Apo-Myoglobin von 655 nm zu 661 nm verschoben,<br />

die Soret-Bande verschiebt von 427 nm zu 437 nm. Im ungebundenen Zustand werden für<br />

diesen Kofaktor drei zusätzliche Banden <strong>bei</strong> 610 nm, 573 nm und 529 nm gemessen, die,<br />

ähnlich wie <strong>bei</strong>m Zink-Phäophorbid a, durch den Einbau in das Apo-Myoglobin zu einer<br />

ins Rote verschobenen Bande <strong>bei</strong> 619 nm verschmelzen. Die Absorptionsbande <strong>bei</strong> 320 nm<br />

im ungebundenen Zustand liegt nach dem Einbau in das Protein <strong>bei</strong> 336 nm. Das ZnPPheid<br />

a weist im Vergleich zu ZnPheid a schmalere und strukturiertere Absorptionsbanden auf.<br />

Durch den Einbau in das Protein zeigt sich eine Verbreiterung der Qy-Bande, während die<br />

Soret-Bande unverändert bleibt.<br />

Für den ZnPPheid a Mb Komplex wird ein Extinktionskoeffizient <strong>bei</strong> 661 nm von<br />

57 mM -1 cm -1 angegeben [24] . Theoretisch ist ein Bandenverhältnis der Qy-Bande zur<br />

Proteinbande <strong>bei</strong> 280 nm von 3,75 zu erwarten (εMyoglobin (Pferdemuskel) = 15,2 mM -1 cm -1 ).<br />

Experimentell konnte dieses Verhältnis nicht gefunden werden, stattdessen wurde ein<br />

Verhältnis von 2 bis 2,3 ermittelt. Da diese Ergebnisse nicht auf die Bildung eines<br />

stöchiometrischen Komplexes hindeutet, war es notwendig, die Stöchiometrie<br />

experimentell nachzuweisen. Zu diesem Zweck wurde eine bekannte Stoffmenge Apo-<br />

Myoglobin mit einer Lösung bekannter Konzentration des Kofaktors in Pyridin titriert.<br />

Dies erforderte zunächst die Bestimmung des Extinktionskoeffizienten für den Kofaktor in<br />

Pyridinlösung, in der ein Einbau in das Apo-Protein erfolgreich war. Zur Bestimmung des<br />

Extinktionskoeffizienten wurde ein NMR-Spektrum einer unbekannten Menge Kofaktor in<br />

einem bekannten Volumen d5-Pyridin aufgenommen. Zusätzlich befand sich ein bekanntes<br />

Volumen undeuteriertes Dimethylformamid (DMF) in der NMR-Probe. Anhand des<br />

Spektrums konnte das Verhältnis der Stoffmengen von DMF und Kofaktor bestimmt<br />

werden, um anschließend die Konzentration des Kofaktors zu berechnen. Anhand eines<br />

quantitativen UV-Vis-Spektrums wurde ein Extinktionskoeffizient von 61,5 mM -1 cm -1 für<br />

ZnPheid a in Pyridin <strong>bei</strong> 661 nm bestimmt.<br />

Um das Titrationsexperiment auszuwerten, wird die Absorption der Qy-Bande und der<br />

Soret-Bande gegen das Stoffmengenverhältnis von Kofaktor zu Apo-Myoglobin<br />

(nKofaktor/nApo-Myoglobin) aufgetragen. Idealerweise nimmt die Absorption <strong>bei</strong>der Banden bis


Ergebnisse und Diskussion<br />

zu einem Stoffmengenverhältnis von 1 linear zu und bleibt <strong>bei</strong> einer weiteren Erhöhung<br />

des Stoffmengenverhältnisses konstant. Experimentell wird eine lineare Zunahme der<br />

Absorption bis zu einem Wert von etwa 1,2 beobachtet. Im weiteren Verlauf der Titration<br />

nimmt die Absorption weiterhin linear, aber mit einer deutlich geringeren Steigung, zu<br />

(Abbildung 38).<br />

A B<br />

Abbildung 38: Titration von Apo-Mb mit den Kofaktoren ZnPheid a (A) und ZnPPheid a (B). Es wurde das<br />

Stoffmengenverhältnis n(Kofaktor)/n(Apo-Mb) gegen die Absorption der Soret-Bande (■) und der Qy-Bande<br />

(●) aufgetragen.<br />

Der lineare Anstieg der Absorption nach dem Äquivalenzpunkt ist dadurch zu erklären,<br />

dass die Absorptionsbanden des freien Kofaktors und des im Protein gebundenen<br />

Kofaktors nahezu an der gleichen Stelle liegen. Daher muss die Absorption <strong>bei</strong><br />

kontinuierlicher Erhöhung der Konzentration des Kofaktors weiter ansteigen. Die<br />

geringere Steigung der Geraden hinter dem Schnittpunkt kommt durch die geringe<br />

Löslichkeit der Kofaktoren in Wasser zustande. Ein Teil des Kofaktors aggregiert und fällt<br />

aus. Auf diese Weise kommt auch die Abweichung vom linearen Verlauf in der<br />

Titrationskurve von ZnPheid a zustande. Die Absorption der Qy-Bande nimmt <strong>bei</strong> einer<br />

hohen Konzentration von gelöstem Kofaktor nicht weiter zu, da sich im UV-Vis-Spektrum<br />

eine zweite Bande <strong>bei</strong> 689 nm ausbildet. Auffällig ist, dass der Schnittpunkt der <strong>bei</strong>den<br />

Geraden nicht wie erwartet <strong>bei</strong> 1, sondern <strong>bei</strong> 1,2 liegt. Diese Abweichung hat<br />

verschiedene Ursachen. Zum einen liegt ein Teil des ungebundenen Kofaktors frei in<br />

Lösung vor und trägt zur Gesamtabsorption der Lösung <strong>bei</strong>. Zum anderen ist der<br />

82


83<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

experimentell ermittelte Extinktionskoeffizient mit einem gewissen Fehler behaftet.<br />

Insbesondere durch das Vorliegen des ungebundenen Kofaktors in der Lösung kann die<br />

Abweichung von etwa 20 % begründet werden. Weiterhin wurde durch<br />

Anionenaustauscher-Chromatographie gezeigt, dass nach der Reinigung der Probe kein<br />

unspezifisch gebundener Kofaktor vorhanden war. Das in der Literatur beschriebene<br />

Resultat, dass etwa 20 % des Kofaktors unspezifisch an der Oberfläche des Proteins<br />

bindet [24] , konnte in dieser Ar<strong>bei</strong>t nicht bestätigt werden.<br />

Die Ergebnisse der durchgeführten Titrationen zeigen, dass ein 1:1 Komplex von Kofaktor<br />

und Protein gebildet wurde. In den UV-Vis-Spektren wurde nicht das erwartete Verhältnis<br />

von Qy-Bande zur Proteinbande gefunden, weil die Kofaktoren auch im Bereich um<br />

280 nm zur Gesamtabsorption der Probe <strong>bei</strong>tragen.<br />

Die hier beschriebenen, erfolgreich eingebauten Phäophorbide weisen strukturelle<br />

Unterschiede zum nativen Kofaktor auf. In Position 8 1 liegt eine Ethyl- statt einer<br />

Vinylgruppe vor und Ring D ist ungesättigt, wodurch die Methylgruppe in Position 18 aus<br />

der Ringebene herausragt. Außerdem besitzen die Phäophorbide einen fünften Ring, der im<br />

Fall des Zink-Phäophorbid a eine Methoxycarbonylgruppe besitzt. Dennoch sollte im<br />

Vergleich zu Apo-Myoglobin eine signifikante Stabilisierung der Proteinstruktur durch den<br />

Einbau der Kofaktoren auftreten.<br />

Abbildung 39: Stabilitätsmessung von ZnPPheid a Mb (■), detektiert durch Fluoreszenz, im Vergleich zu<br />

Apo-Mb (■) und rekonstituiertem met-Mb (■). Die Stabilität des Proteins liegt <strong>bei</strong> 19,4 ± 1,4 kJ mol -1 und die<br />

Kooperativität liegt <strong>bei</strong> 15,9 ± 1,1 kJ mol -1 M -1 . Damit ist der ZnPPheid a Mb Komplex deutlich stabiler als<br />

das Apo-Protein.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Für den ZnPPheid a Mb Komplex konnte eine Stabilisierung des Proteinkomplexes<br />

gemessen werden (Abbildung 39). Die freie Entfaltungsenthalpie liegt für diesen Komplex<br />

<strong>bei</strong> 19,4 ± 1,4 kJ mol -1 , gegenüber 10 kJ mol –1 für das Apo-Protein. Die Kooperativität<br />

nimmt ebenfalls gegenüber dem Apo-Protein (10 kJ mol -1 M -1 ) zu und liegt für den<br />

Komplex <strong>bei</strong> 15,9 ± 1,1 kJ mol -1 M -1 . Dies ist ein Zuwachs um etwa 60 % gegenüber dem<br />

Apo-Protein.<br />

Für den ZnPheid a Mb Komplex kann dagegen keine signifikante Stabilisierung gemessen<br />

werden. Da dieses Resultat nicht durch die UV-Vis-spektroskopischen Messungen erklärt<br />

werden kann, soll mit Hilfe der NMR-Spektroskopie zum Verständnis der fehlenden<br />

Stabilisierung des ZnPheid a Mb Komplexes <strong>bei</strong>getragen werden.<br />

3.1.3.2.2. NMR-Spektroskopie<br />

Das NMR-Spektrum von ZnPPheid a Mb wurde bereits von Boxer et al. publiziert [24] . Für<br />

den Komplex von ZnPheid a Mb sind bisher keine NMR-spektroskopischen Daten in der<br />

Literatur bekannt.<br />

Das 1 H-NMR-Spektrum (Abbildung 40) von ZnPPheid a Mb zeigt <strong>bei</strong> einer<br />

Messtemperatur von 25°C zwei Peaks <strong>bei</strong> –0,8 ppm und –2,5 ppm mit gleich großem<br />

Integral, die den γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Valin 68 zugeordnet werden können. Im<br />

Gegensatz zu allen anderen Myoglobinkomplexen, die in dieser Ar<strong>bei</strong>t untersucht wurden,<br />

zeigt dieses Spektrum keine Aufspaltung der einzelnen Peaks. Es konnte keine<br />

Veränderung des Signals in einem Zeitraum von 13 Monaten beobachtet werden, die auf<br />

einen Gleichgewichtsprozess hindeutet, wie er für das ZnPPIX Mb beobachtet wurde (vgl.<br />

Abschnitt 3.1.3.1.2).<br />

Neben dem Komplex von ZnPPheid a und Apo-Myoglobin (Pferdemuskel) wurde auch<br />

ZnPPheid a in rekombinantem Pottwal-Myoglobin (ZnPPheid a SwMb) <strong>bei</strong> 8°C<br />

untersucht. Es werden zwei Peaks <strong>bei</strong> –1,0 ppm und –2,8 ppm beobachtet. Die Signale<br />

liegen <strong>bei</strong> fast identischen Werten im Vergleich zum ZnPPheid a Mb Komplex (Tabelle 7).<br />

Bei Messungen am ZnPPheid a Mb konnte für <strong>bei</strong>de Peaks eine Änderung der Signallage<br />

von 0,015 ppm/ °C bestimmt werden. Daher kann die Lage der Signale für ZnPPheid a<br />

SwMb <strong>bei</strong> 25°C berechnet werden.<br />

84


ppm (t1)<br />

-0.50<br />

-0.78<br />

-1.00<br />

-1.50<br />

-2.00<br />

85<br />

-2.47<br />

-2.50<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 40: Ausschnitt aus dem 1 H-NMR-Spektrum (400 MHz) von ZnPPheid a Mb <strong>bei</strong> 25°C. Zwei<br />

einzelne Signale der γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Valin 68 deuten auf einen homogenen Komplex hin.<br />

ppm (t1)<br />

-0.50<br />

-0.97<br />

-1.00<br />

-1.50<br />

-2.00<br />

Abbildung 41: Ausschnitt aus dem 1 H-NMR-Spektrum (400 MHz) von ZnPPheid a SwMb <strong>bei</strong> 8°C. Ähnlich<br />

wie <strong>bei</strong> dem Komplex mit Myoglobin vom Pferdemuskel werden nur zwei Signale beobachtet. Die<br />

Signalverbreiterung ist im wesentlichen auf die geringere Messtemperatur zurückzuführen.<br />

ppm (t1)<br />

-0.50<br />

-1.00<br />

-1.20<br />

-1.38<br />

-1.50<br />

-2.00<br />

-2.50<br />

-2.50<br />

-2.83<br />

-2.67<br />

-2.79<br />

-2.91<br />

Abbildung 42: Ausschnitt aus dem 1 H-NMR-Spektrum (400 MHz) von ZnPheid a Mb <strong>bei</strong> 8°C.<br />

-3.00<br />

-3.00<br />

-3.00<br />

-3.50<br />

-3.50<br />

-3.50


Ergebnisse und Diskussion<br />

Durch diese Vorgehensweise ergeben sich Werte von –2,47 ppm für Peak I und –0,78 ppm<br />

für Peak II. Die Signalpositionen stimmen mit den bereits publizierten Werten von<br />

–2,45 ppm und –0,70 ppm gut überein. Die Abweichung zwischen den Messwerten kann<br />

auf das Lösemittel Wasser zurückgeführt werden, das eine ausgeprägte<br />

Temperaturabhängigkeit der Signalposition verursacht, sodass bereits kleine<br />

Temperaturschwankungen eine sichtbare Auswirkung auf das Spektrum haben.<br />

Im Gegensatz dazu zeigt das NMR-Spektrum von ZnPheid a Mb eine deutliche<br />

Signalaufspaltung. Während <strong>bei</strong> Peak II zwei Signale <strong>bei</strong> –1,20 ppm und –1,38 ppm<br />

beobachtet werden, zeigt der Bereich um Peak I drei Signale <strong>bei</strong> –2,67 ppm, -2,79 ppm und<br />

–2,91 ppm. Eine Signalverdopplung kann durch das Auftreten von zwei Einbauisomeren<br />

des Kofaktors erklärt werden, jedoch ist das dritte Signal auf diese Weise nicht zu erklären.<br />

Offensichtlich ist der Komplex von ZnPheid a Mb inhomogen. Er zeigt nahezu ein<br />

Verhältnis von 1:1 der <strong>bei</strong>den Einbauisomere und zusätzlich ein weiteres Signal, dass nicht<br />

näher charakterisiert werden konnte. In früheren Rekonstitutionsexperimenten mit Hämin<br />

wurde die Existenz mindestens einer weiteren Einbauorientierung des Kofaktors<br />

vorgeschlagen [26] . Diese Komponente konnte in der Literatur jedoch wegen ihrer geringen<br />

Menge relativ zu den anderen Isomeren nicht analysiert werden.<br />

Tabelle 7: 1 H-NMR-Daten (400 MHz) der γ-CH3-Gruppen der Aminosäure Valin 68 in den Komplexen von<br />

ZnPPheid a SwMb, ZnPPheid a Mb und ZnPheid a Mb.<br />

ZnPPheid a<br />

Mb<br />

ZnPPheid a<br />

SwMb<br />

Peak I Peak II<br />

-2,90 b<br />

-2,47 a<br />

-2,83 b<br />

-2,40 c<br />

-1,08 b<br />

-0,78 a<br />

-0,97 b<br />

-0,77 c<br />

ZnPheid a Mb -2,91, -2,79, -2,67 b -1,38, -1,20 b<br />

86<br />

Referenz [23]<br />

Peak I Peak II<br />

-2,45, -2,59 a -0,70 a<br />

a Messtemperatur 25°C, b Messtemperatur 8°C, c Berechnete Werte für 25°C Messtemperatur unter der<br />

Annahme eines identischen Temperatureffektes <strong>bei</strong> ZnPPheid a Mb und ZnPPheid a SwMb<br />

Die NMR-Daten der verschiedenen Zn(P)Pheid a Mb Komplexe sind in Tabelle 7<br />

zusammengefasst. Die Komplexe von ZnPPheid a mit Apo-Mb und derjenige von


87<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

ZnPPheid a Apo-SwMb zeigen keine Inhomogenität in den NMR-Spektren, während der<br />

Komplex von ZnPheid a und Apo-Mb eine deutliche Inhomogenität zeigt. Deshalb wurde<br />

dieser Komplex von weiteren Untersuchungen ausgeschlossen. Da die Rekonstitution von<br />

ZnPPheid a in Apo-Mb und Apo-SwMb zu identischen Ergebnissen führte, wurden die<br />

EPR- und ENDOR-Untersuchungen auf den Komplex des Kofaktors mit Apo-SwMb<br />

beschränkt.<br />

3.1.3.2.3. EPR-Spektroskopie<br />

Im Rahmen der EPR-Experimente werden die Spektren des freien Kofaktors ZnPPheid a<br />

mit denen des ZnPPheid a SwMb verglichen. Beide Spektren (Abbildung 43) zeigen ein<br />

Polarisationsmuster aus alternierenden emissiven und absorptiven Linien (eaeaea). Für<br />

Chlorophylle und deren Derivate wird angenommen, dass die Nullfeldparameter D > 0 und<br />

E < 0 sind [76; 77] .<br />

Durch die Simulation der Spektren wurden für den Proteinkomplex Nullfeldparameter von<br />

303·± 4 10 -4 cm -1 und –33 ± 4·10 -4 cm -1 erhalten, für den freien Kofaktor wurden durch die<br />

Simulation nahezu identische Werte von 302 ± 4·10 -4 cm -1 und -35 ± 4·10 -4 cm -1 ermittelt.<br />

In der Simulation musste ein Besetzungsgrad von 70 % der gesamten Spins im<br />

Nullfeldsublevel TY angenommen werden, während die restlichen 30 % der Spins das<br />

TZ-Sublevel populieren, um eine gute Übereinstimmung den Linienintensitäten zu erzielen.<br />

Um die Breite der Banden in guter Näherung zu simulieren, musste ein anisotroper<br />

g-Faktor in der Simulation verwendet werden. Im Proteinkomplex wurden die Werte für<br />

gx=2,0042, gy=2,0040 und gz=2,0023 eingesetzt, während für die Simulation des freien<br />

Kofaktors der Wert für gx auf 2,0038 angepasst werden musste. Die restlichen g-Werte<br />

blieben unverändert. Mit diesen Parametern ist es möglich, die Messdaten mit guter<br />

Übereinstimmung zu simulieren.<br />

Ein Vergleich mit den Nullfeldparametern des MgPPheid a SwMb [78] (297·10 -4 cm -1 ,<br />

37·10 -4 cm -1 ), die durch ODMR (=Optical Detected Magnetic Resonance) detektiert<br />

wurden, zeigt eine gute Übereinstimmung. Die Abweichungen liegen innerhalb des<br />

Messfehlers. Die Nullfeldparameter von Zink-Chlorophyll a in n-Oktan liegen <strong>bei</strong><br />

306·10 -4 cm -1 bzw. -42·10 -4 cm -1[79] , diejenigen für Chlorophyll a in Polymethylmethacrylat


Ergebnisse und Diskussion<br />

(PMMA) sind mit 306·10 -4 cm -1 und -43·10 -4 cm -1 angegeben [80] . Damit unterscheiden sich<br />

die in früheren Ar<strong>bei</strong>ten berichteten Werte für D kaum von denen in dieser Ar<strong>bei</strong>t. Die<br />

Messwerte für E weichen jedoch deutlich von den Angaben für Chlorophyll a ab. Diese<br />

Abweichung ist wahrscheinlich auf die fehlende Methylester-Funktion in Position 13 2<br />

zurückzuführen, die offensichtlich eine unsymmetrischere Verteilung des Elektrons in der<br />

x,y-Ebene des Moleküls bewirkt. Möglicherweise könnten die Abweichenden Werte für E<br />

aber auch darauf zurückzuführen sein, dass im Gegensatz zu allen früheren Studien keine<br />

Wechselwirkung der Chlorophylle untereinander möglich sind.<br />

A B<br />

Abbildung 43: Transiente EPR Spektren (Q-Band) von ZnPPheid a in Glycerin/Pyridin (A) und ZnPPheid a<br />

SwMb in Wasser/Glycerin (B) <strong>bei</strong> 10 K. Die aufgenommenen Spektren sind in schwarz und die<br />

entsprechende Simulation in rot gezeigt. Beide Spektren zeigen alternierend emissive und absorptive Linien<br />

(eae aea).<br />

In der Simulation der Spektren von 3 Chlorophyll a und 3 P700 [81] im D-Band (130 GHz)<br />

wird für Chlorophyll a eine Umkehr der Reihenfolge gx > gy > gz zu gy > gx > gz<br />

beobachtet. Eine ähnliche Beobachtung wird für das ZnPPheid a und das ZnPPheid a<br />

SwMb gemacht. Der beschriebene Effekt wird durch eine unterschiedliche Lage der<br />

Nullfeld-Hauptachsen relativ zu den g-Tensorhauptachsen in <strong>bei</strong>den Systemen erklärt.<br />

Während die Nullfeldparameter nahezu identisch sind, ist die Verteilung der Spindichte auf<br />

<strong>bei</strong>den Molekülen unterschiedlich. Wie klar bereits <strong>bei</strong> geringen Magnetfeldstärken (Q-<br />

Band, 1,2 T, 35 GHz) der Effekt der g-Faktor Anisotropie hervorsticht, wird an den Puls-<br />

EPR-Spektren von ZnPPheid a SwMb und ZnPPheid a erkennbar (Abbildung 44). Der<br />

88


89<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Abstand zwischen den Übergängen Z und X unterscheidet sich um 20 G bzw. 27 G auf<br />

<strong>bei</strong>den Seiten der Spektren. Dieser Effekt ist <strong>bei</strong> höheren Frequenzen wesentlich stärker zu<br />

beobachten, wodurch eine bessere Interpretation ermöglicht wird.<br />

Tabelle 8: EPR-Parameter der simulierten Spektren von ZnPPheid a und ZnPPheid a SwMb im Vergleich zu<br />

den Parametern von P700 und Chlorophyll a [81] und P680 [80] .<br />

Probe gx gy gz |D|·10 -4 cm -1 |E|·10 -4 cm -1<br />

3 ZnPPheid a 2,0038 2,0040 2,0023 302 ± 4 35 ± 4<br />

3 ZnPPheid a SwMb 2,0042 2,0040 2,0023 303 ± 4 33 ± 4<br />

3 P700 2,00369 2,00323 2,00252 280 39<br />

3 Chl a 2,00344 2,00382 2,00265 284 41<br />

3 P680 - - - 287 42<br />

3 ZnChl a (n-Oktan) - - - 306 42<br />

3 Chl a (PMMA) - - - 306 43<br />

A B<br />

Abbildung 44: Das Puls-EPR-Spektrum (Q-Band) von 3 ZnPPheid a SwMb (A) und ZnPPheid a in<br />

Pyridin/Glycerin (B) <strong>bei</strong> 10 K zeigt deutlich die g-Faktor Anisotropie. Wäre der g-Faktor isotrop, müssten<br />

<strong>bei</strong>de eingezeichneten Abstände gleich groß sein. X, Y und Z stehen für die Hauptrichtungen des<br />

Nullfeldtensors.<br />

Aufgrund der geringeren Feldstärken <strong>bei</strong> den hier durchgeführten Messungen ist die<br />

Präzision der in dieser Ar<strong>bei</strong>t durchgeführten Simulationen geringer als für die publizierten


Ergebnisse und Diskussion<br />

Daten. Die Unterscheidung der gx- von den gy-Werten ist unter Berücksichtigung der<br />

Ungenauigkeit der Simulation nicht eindeutig, wodurch eine Interpretation erschwert wird.<br />

Jedoch könnte der Kofaktor ZnPPheid a mit und ohne Protein ein wertvolles System sein,<br />

um einen Beitrag zum besseren Verständnis der g-Faktor Anisotropie zu leisten. Zu diesem<br />

Zweck sind jedoch weiterführende Studien <strong>bei</strong> höheren Frequenzen nötig, um die Präzision<br />

der Simulationen zu verbessern.<br />

3.1.3.2.4. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPheid a in Pyridin/Glycerin<br />

Da die EPR-Spektren des freien Kofaktors und des Proteinkomplexes ein alternierendes<br />

Polarisationsmuster aufweisen (eaeaea), können in den ENDOR-Spektren Signale mit<br />

negativer Amplitude auftreten. Dies impliziert, dass diese Signale nicht aus der<br />

untersuchten Orientierung (z. B. XII-Orientierung), sondern aus einer anderen Orientierung<br />

(z. B. ZI oder YII) stammen. Ist ein Signal mit positiver Amplitude mit einem Signal mit<br />

negativer Amplitude überlagert, kann das Signal teilweise oder vollständig aus dem<br />

Spektrum verschwinden, abhängig von der Größe der Signalamplituden.<br />

Die ENDOR-Spektren werden wie schon <strong>bei</strong>m ZnPPIX (Mb) anhand von<br />

quantenchemischen Rechnungen analysiert, wo<strong>bei</strong> grundsätzlich <strong>bei</strong> der Z-Orientierung<br />

begonnen wird, da die Kopplungen in dieser Orientierung im Idealfall dem Wert für Aiso<br />

entsprechen.<br />

Das Spektrum des freien Kofaktors zeigt in der ZII-Orientierung fünf deutliche Signale<br />

(Abbildung 45). Das Signal 1 <strong>bei</strong> –10,3 MHz kann den <strong>bei</strong>den Methinprotonen in Position<br />

10 und 20 zugeordnet werden. Die berechneten Kopplungen für Aiso liegen <strong>bei</strong> –8,2 MHz<br />

und –7,4 MHz und weichen damit von den experimentellen Ergebnissen ab. Allerdings<br />

wurde auch in den Berechnungen der Hyperfeinkopplungen der Chlorophyllradikale für<br />

die Methinprotonen ausschließlich zu kleine Werte berechnet. Auf der anderen Seite ist<br />

dieses Signal ein gutes Beispiel, warum die Methinprotonen im Idealfall als isolierte C-H<br />

Fragmente betrachtet werden können. Entspricht die Kopplungskonstante in Z-Orientierung<br />

etwa 1·Aiso, so müssten diese Signale in X-Orientierung <strong>bei</strong> etwa 0,5·Aiso liegen. In<br />

dieser Orientierung liegt das Magnetfeld in Richtung der C-H Bindung. In der Tat wird das<br />

Signal in der X-Orientierung <strong>bei</strong> –4,9 MHz gefunden. In der Y-Orientierung ist das<br />

90


91<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Magnetfeld in der Ringebene, aber senkrecht zur C-H Bindung orientiert. Theoretisch<br />

sollte ein Wert von 1,5·Aiso auftreten was sich auch in den experimentellen Spektren<br />

nachweisen lässt. Die Signale liegen in Y-Orientierung <strong>bei</strong> –13,6 MHz.<br />

Abbildung 45: ENDOR Spektren (Q-Band) von ZnPPheid a in Pyridin/Glycerin an den Feldpositionen<br />

ZII (grün), XII (schwarz) und YII (rot). Alle Spektren sind so dargestellt, dass Kopplungen mit einem positiven<br />

Vorzeichen <strong>bei</strong> Werten größer als Null erscheinen. Kopplungen aus der selektierten Mannigfaltigkeit werden<br />

mit positiver Amplitude dargestellt, Kopplungen aus einer anderen Mannigfaltigkeit sind mit negativer<br />

Amplitude dargestellt. Die gestrichelten Linien deuten die Verschiebung der Signale abhängig von der<br />

Feldposition an. Blaue Linien werden verwendet, wenn ein Signal <strong>bei</strong> einer Orientierung nicht zugeordnet<br />

werden konnte. Blaue Sterne bezeichnen zugeordnete Signale mit negativer Amplitude, blaue Kreise<br />

bezeichnen nicht zugeordnete Signale mit negativer Amplitude.<br />

Das Signal 2 zeigt eine ähnliche Abhängigkeit von der Magnetfeldorientierung. In der<br />

Z-Orientierung liegt es <strong>bei</strong> –5,6 MHz (1·Aiso) und in der Y-Orientierung liegt es <strong>bei</strong><br />

–2,4 MHz (0,5·Aiso). In der X-Orientierung wird das Signal <strong>bei</strong> –6,0 MHz beobachtet,<br />

wo<strong>bei</strong> dieser Wert nicht mehr der Erwartung von 1,5·Aiso entspricht. Allerdings wird das<br />

Signal des Protons an dieser Position von den Signalen der <strong>bei</strong>den anderen Methinprotonen<br />

überlagert. Trotzdem kann die Kopplung von –5,6 MHz in der Z-Orientierung dem 5-H<br />

Methinproton zugeordnet werden, da die experimentellen Kopplungen mit dem erwarteten<br />

Trend - mit Ausnahme der X-Orientierung - übereinstimmen. Außerdem wurde für dieses


Ergebnisse und Diskussion<br />

Proton eine Hyperfeinkopplungskonstante von –6,3 MHz berechnet, die gut mit dem<br />

experimentellen Ergebnis übereinstimmt.<br />

Das Signal 3 <strong>bei</strong>nhaltet zwei Kopplungen von +0,4 MHz und +0,8 MHz mit scharfen<br />

Signalen. Beide Signale treten <strong>bei</strong> X-orientiertem Magnetfeld mit negativer Amplitude<br />

(blaue Sterne) mit einer Kopplungsgröße von +0,5 MHz und +1,4 MHz auf und müssen<br />

daher aus einer anderen Mannigfaltigkeit stammen. Die entsprechenden Signale mit<br />

positiver Amplitude, die aus der X-Orientierung des Moleküls stammen, sind dagegen<br />

nicht identifizierbar. Möglicherweise liegen sie gemeinsam mit anderen Gruppen <strong>bei</strong><br />

+3,7 MHz. In Y-Orientierung haben die Kopplungen eine Größe von +0,8 MHz und<br />

+1,7 MHz und <strong>bei</strong>de Signale treten wieder scharf mit positiver Amplitude aus dem<br />

Spektrum hervor. Beide Signale sind isotrop und können den berechneten Kopplungen der<br />

Methylgruppen 18-CH3 (+0,4 MHz) und 7-CH3 (+0,6 MHz) zugeordnet werden.<br />

Das Signal 4 <strong>bei</strong> +4,1 MHz wird der 2-CH3 Gruppe zugeordnet. Das Signal liegt in der<br />

X-Orientierung <strong>bei</strong> +6,0 MHz und in der Y-Orientierung <strong>bei</strong> +4,4 MHz. Obwohl die<br />

berechnete Kopplungskonstante (+5,4 MHz) größer ist als die experimentell ermittelte<br />

Kopplung in der Z-Orientierung, ist die Zuordnung durch die Messungen am<br />

Proteinkomplex sicher (vgl. Abschnitt 3.1.3.2.5). Im Proteinkomplex wird dieses Signal<br />

nur schwach und stark verbreitert detektiert. Dies wird durch eine eingeschränkte<br />

Drehbarkeit der Gruppe durch die Proteinumgebung und die 3-Vinylgruppe verursacht. Für<br />

eine derartige Wechselwirkung kommt kein anderer der Substituenten in Frage.<br />

Die Methylgruppe in Position 12 wird dem Signal 5 <strong>bei</strong> +9,3 MHz zugeordnet. Sie weist<br />

als einzige in den Berechnungen eine ausreichend große positive Kopplungskonstante auf<br />

(+9,4 MHz). Die Signalposition ändert sich auf +11,0 MHz in der X-Orientierung und<br />

+9,2 MHz in der Y-Orientierung. Das Signal ist in den unterschiedlichen Orientierungen<br />

nahezu parallel zum Signal der 2-CH3 Gruppe verschoben.<br />

Das mit der Ziffer 6 bezeichnete Signal <strong>bei</strong> +3,7 MHz könnte von der 13 2 -CH2 Gruppe<br />

verursacht werden, die nur in Pyrophäophorbiden vorkommt, da in dieser Position die<br />

Methoxycarbonlyfunktion entfernt worden ist. Allerdings ist diese Zuordnung nicht sicher,<br />

da nur ein Signal in der X-Orientierung detektiert werden konnte. In den <strong>bei</strong>den anderen<br />

Spektren fehlt das entsprechende Signal.<br />

92


93<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 9: Auflistung der zugeordneten ENDOR-Kopplungen für ZnPPheid a in Pyridin/Glycerin in MHz.<br />

Orientierung Signal 1 Signal 2 Signal 3 Signal 4 Signal 5 Signal 6<br />

ZII -10,3 -5,6 +0,4; +0,8 +4,1 +9,3 n.d.<br />

XII -4,9 -6,0 n.d. +6,0 +11,0 +3,7<br />

YII -13,6 -2,4 +0,8; +1,7 +4,4 +9,2 n.d.<br />

Zuordnung 10-H, 20-H 5-H 18-CH3; 7-CH3 2-CH3 12-CH3 13 2 -CH2<br />

berechnete<br />

Werte für Aiso<br />

-8,2; -7,4 -6,3 +0,4; +0,6 +5,4 +9,4 +3,7<br />

Außer den Methinprotonen und den Methylgruppen konnte keine weitere Gruppe anhand<br />

der aufgenommenen Spektren eindeutig identifiziert werden. Neben der Vinylgruppe in<br />

Position 3 und der Ethylgruppe in Position 8 konnten keine Signale der Protonen in<br />

Position 17 und 18, sowie der CH2-Gruppen der Propionsäure beobachtet werden. Die<br />

Zuordnung der 13 2 -CH2 Gruppe ist unsicher, da nur ein Signal in der X-Orientierung<br />

beobachtet werden konnte und ein entsprechendes Signal in den anderen Orientierung<br />

fehlt.<br />

Die Gruppen, denen keine Signale zugeordnet werden konnten, besitzen berechnete<br />

Kopplungen zwischen 0 und 1,5 MHz. Die große Anzahl kleiner Kopplungen in diesem<br />

Bereich erschwert die Zuordnung der Methylgruppen 7 und 18. Zwar sollten <strong>bei</strong>de<br />

Methylgruppen das intensivste Signal in diesem Bereich aufweisen, jedoch können auch<br />

andere Gruppen diese Signale verursachen und eine Signalüberlagerung von mehreren<br />

Substituenten kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Daher ist die Zuordnung dieser<br />

Methylgruppen als wahrscheinlich, aber nicht als sicher anzusehen.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1.3.2.5. ENDOR-Spektroskopie von ZnPPheid a SwMb in Puffer/Glycerin<br />

Die ENDOR-Messungen des Proteinkomplexes ZnPPheid a SwMb wurden mit einem<br />

Gemisch aus 40/60 Vol% aus 50 mM Phosphatpuffer, pH 7,0, und Glycerin durchgeführt.<br />

Das Glycerin ist ein Glasbildner, der für eine hohe optische Transparenz der Probe und<br />

damit für eine hohe Lichteindringtiefe garantiert.<br />

Abbildung 46: ENDOR Spektren (Q-Band) von ZnPPheid a SwMb in H2O/Glycerin an den Feldpositionen<br />

ZI (grün), XI (schwarz) und YI (rot). Alle Spektren sind so dargestellt, dass Kopplungen mit einem positiven<br />

Vorzeichen <strong>bei</strong> Werten größer als Null erscheinen. Kopplungen aus der selektierten Mannigfaltigkeit werden<br />

mit positiver Amplitude dargestellt, Kopplungen aus einer anderen Mannigfaltigkeit sind mit negativer<br />

Amplitude dargestellt. Die gestrichelten Linien deuten die Verschiebung der Signale abhängig von der<br />

Feldposition an. Blaue Linien werden verwendet, wenn ein Signal <strong>bei</strong> einer Orientierung nicht zugeordnet<br />

werden konnte. Blaue Sterne bezeichnen zugeordnete Signale mit negativer Amplitude, blaue Punkte<br />

bezeichnen nicht zugeordnete Signale mit negativer Amplitude.<br />

Die Spektren des ZnPPheid a SwMb Komplexes (Abbildung 46) sind denen des freien<br />

Kofaktors sehr ähnlich. Es werden nur geringe Änderungen in den Kopplungskonstanten<br />

beobachtet. Entsprechend erfolgt die Zuordnung der Signale in gleicher Weise. Allerdings<br />

gibt es einige entscheidende Unterschiede. Während für den freien Kofaktor lediglich ein<br />

Signal mit negativer Amplitude beobachtet werden konnte, werden in den Spektren des<br />

Proteinkomplexes fünf Signale mit eindeutig negativer Amplitude detektiert. Eine<br />

94


95<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

eindeutige Zuordnung dieser Signale ist nicht möglich. Auffällig ist aber, dass in der<br />

X-Orientierung das Signal <strong>bei</strong> +3,4 MHz im Fall des Proteinkomplexes vollständig negativ<br />

ist. Wenn man die Ähnlichkeit der Spektren von freiem Kofaktor und Proteinkomplex<br />

berücksichtigt, ist an dieser Position ein starkes Signal mit positiver Amplitude zu<br />

erwarten. Offensichtlich wird es von einem Signal mit negativer Amplitude, aber ähnlicher<br />

Kopplungskonstante überlagert. Dies könnte ein Hinweis auf die Methylgruppen der<br />

Aminosäure Valin 68 sein, die ebenfalls mit dem Elektronenspin wechselwirken.<br />

Allerdings kann anhand der zur Verfügung stehenden Daten keine eindeutige Zuordnung<br />

durchgeführt werden.<br />

Tabelle 10: Auflistung der zugeordneten ENDOR-Kopplungen für ZnPPheid a SwMb in MHz.<br />

Orientierung Signal 1 Signal 2 Signal 3 Signal 4 Signal 5<br />

ZI -10,6 -5,9 +0,5; +1,0 +3,9 +9,1<br />

XI -8,2 -9,5 n.d. +6,1 +9,8<br />

YI -15,3 -2,3 +0,8; +1,7 +5,2 +9,5<br />

Zuordnung 10-H, 20-H 5-H 18-CH3; 7-CH3 2-CH3 12-CH3<br />

berechnete<br />

Werte für Aiso<br />

-8,2; -7,4 -6,3 +0,4; +0,6 +5,4 +9,4<br />

Das Signal 4 ist aufgrund der deutlichen Unterschiede im Vergleich zum freien Kofaktor<br />

der Methylgruppe in Position 2 zugeordnet worden. Wie bereits erwähnt liegt im freien<br />

Kofaktor an dieser Position ein scharfes Signal vor, dass in den Spektren des<br />

Proteinkomplexes nur verbreitert detektiert wurde. Wenn diese Beobachtung auf eine<br />

eingeschränkte Drehbarkeit der Methylgruppe aufgrund einer sterischen Wechselwirkung<br />

zwischen der Vinylgruppe in Position 3 und der Proteinumgebung zurückzuführen ist,<br />

kann dies durch eine temperaturabhängige Studie der ENDOR-Signale des<br />

Proteinkomplexes nachgewiesen werden. Mit zunehmender Temperatur sollte die freie<br />

Drehbarkeit der Methylgruppe wieder hergestellt werden und das Signal im<br />

Proteinkomplex als scharfe Bande auftreten. Allerdings nimmt die Spinrelaxation mit<br />

steigender Temperatur schnell zu, wodurch das Temperaturfenster, in dem eine solche<br />

Studie mit Puls-ENDOR-Methoden durchführbar ist, eingeschränkt.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Unterschiede in den Kopplungskonstanten des Proteinkomplexes im Vergleich zum<br />

freien Kofaktor ist sehr gering, während <strong>bei</strong> dem Kofaktor ZnPPIX ein deutlicher Einfluss<br />

der Proteinumgebung festgestellt werden konnte. Eine mögliche Ursache für diese<br />

Beobachtung liegt wahrscheinlich in der Wahl des Lösemittels für den freien Kofaktor. In<br />

einer Pyridinlösung ist das ZnPPheid a fünffach koordiniert und dementsprechend verzerrt.<br />

Diese Geometrie wird durch den Einbau in das Protein, in dem der Kofaktor ebenfalls<br />

fünffach koordiniert wird, nicht oder nur in geringem Maß verändert. Wie die<br />

quantenchemischen Rechnungen gezeigt haben, hat die Abweichung der Geometrie von<br />

einer planaren Struktur zu einer gewölbten Struktur des Kofaktors, eine Änderung der<br />

Kopplungskonstanten von bis zu 1 MHz zur Folge. Diese Theorie könnte durch Messung<br />

der Kofaktoren ZnPPIX in Pyridinlösung und ZnPPheid a in einem schwach<br />

koordinierenden Lösemittel überprüft werden. Ist die Vermutung zutreffend, sollten für<br />

den Kofaktor ZnPPIX in einer Pyridinlösung ähnliche ENDOR-Spektren wie für den<br />

Proteinkomplex erhalten werden. Umgekehrt müssten die Spektren des Kofaktors<br />

ZnPPheid a in einem schwach koordinierenden Lösemittel insgesamt kleinere Kopplungen<br />

zeigen.<br />

3.1.3.2.6. Vergleich der ENDOR-Daten von ZnPPheid a SwMb mit nativen<br />

Systemen<br />

Die aus den ENDOR-Spektren erhaltenen Daten werden mit den Literaturangaben, die für<br />

P680, dem „special pair“ des Photosystems II, zur Verfügung stehen, sowie mit dem<br />

Mittelwert der isotropen Hyperfeinkopplungskonstanten vom Radikalanion und –kation<br />

des Chlorophyll a verglichen. Für den Vergleich <strong>bei</strong>der Radikale mit dem Triplettzustand<br />

wird die Näherung herangezogen, dass die Spindichte (ρT) am Kern i des Triplettzustandes<br />

gleich dem Mittelwert der Spindichten von Radikalanion (ρAn) und –kation (ρKat) ist<br />

(Gleichung 28) [82; 83] .<br />

[ ρ ( C ) ( C ) ]<br />

ρ T ( Ci ) = 1/<br />

2 Kat i + ρ An i<br />

(28)<br />

96


97<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Bisher konnten lediglich in den Radikalen des Chlorophylls sämtliche Methylgruppen, die<br />

Methinprotonen und Signale der Vinylgruppe in Position 3 zugeordnet werden. In den<br />

nativen Systemen wurden bislang die Signale der Methinprotonen und der Methylgruppe<br />

in Position 12 zugeordnet. In dieser Ar<strong>bei</strong>t konnten damit zum ersten Mal die<br />

Kopplungskonstanten aller Methylgruppen und der Methinprotonen eines Chlorophyll a-<br />

Derivates in einer Proteinumgebung beobachtet und zugeordnet werden.<br />

Tabelle 11: Vergleich der ENDOR-Daten des Triplettzustandes in Z-Orientierung von P680, dem<br />

berechneten Mittelwert der experimentell ermittelten Kopplungskonstanten von Radikalanion und -kation<br />

von Chl a, ZnPPheid a SwMb und den für diese Ar<strong>bei</strong>t berechneten Kopplungskonstanten Aiso des ZnPPheid<br />

a Imidazol Modellsystems.<br />

Position<br />

3 P680 [80]<br />

AZZ<br />

3 P680 [71]<br />

Exp. in ZI/II<br />

3 Chl a ·± [84]<br />

Mittelwert:<br />

1/2(AC+AA) [80;<br />

85]<br />

ZnPPheid a<br />

SwMb<br />

Exp. in ZI/II<br />

berechnete<br />

Werte für<br />

2-CH3 - - +4,2 +5,4 +5,37<br />

12-CH3 +9,6 +9,5 +8,9 +9,4 +9,44<br />

7-CH3 < +1,0 - +0,8 +1,0 +0,58<br />

18-CH3 - - - +0,5 +0,43<br />

17-H - - +5,0 - +1,03<br />

18-H - - +5,9 - +1,56<br />

13 2 -H - - -1,9 - +3,70<br />

5-H -1,4 -5,5 -2,3 -5,9 -6,33<br />

10-H -5,4 -10,4 -5,8 -10,6 -7,36<br />

20-H -1,4 -8,4 -2,2 -10,6 -8,18<br />

3 1 -CH < +1,0 - +0,6 - -<br />

3 2 -CH2 -1,4 - -2,4 - -<br />

Die Kopplungskonstante der Methylgruppe 12 liegt in allen vier Systemen <strong>bei</strong> etwa<br />

+9,5 MHz (vgl. Tabelle 11). Da es sich <strong>bei</strong> dieser Methylgruppe um die Kopplung von<br />

β-Protonen mit dem Elektronenspin handelt, ist das Signal isotrop und die Abweichung der<br />

Aiso


Ergebnisse und Diskussion<br />

isotropen Kopplungskonstante vom Messwert, der ebenfalls anisotrope Komponenten<br />

enthält, ist sowohl für P680 als auch für den Mittelwert der Radikale gering. Gleiches ist<br />

für die 7-CH3 Gruppe zutreffend, deren Signal <strong>bei</strong> Werten von ≤ 1 MHz in allen Spektren<br />

beobachtet wird. Für <strong>bei</strong>de Gruppen stimmen die berechneten Werte ebenfalls gut mit den<br />

Messdaten überein.<br />

Die Angaben für die Methinprotonen von P680 weichen in den <strong>bei</strong>den publizierten<br />

Untersuchungen deutlich voneinander ab (Tabelle 11, Spalte 2 und 3). In der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t konnte zwar eine negative Kopplung von –5,5 MHz beobachtet werden, die dem<br />

Methinproton in Position 5 zugeordnet wurde, allerdings konnten keine Kopplungen <strong>bei</strong><br />

–1,4 MHz detektiert werden, weil die ENDOR-Spektren in diesem Bereich eine<br />

Überlagerung von Signalen mit negativer Amplitude aufweisen. Im Vergleich mit den<br />

experimentellen Daten von 3 P680 (Tabelle 11, Spalte 3) tritt eine bemerkenswerte<br />

Abweichung von 2 MHz <strong>bei</strong> dem dritten Methinproton in Position 20 auf. Die Spektren in<br />

der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t zeigen ein Überlagerung der breiten Signale der Methinprotonen<br />

in Position 10 und 20 zu einer unsymmetrischen Bande. Auf der Seite zu kleineren<br />

Kopplungen könnte man durch die Asymmetrie der Bande ein zusätzliches Signal <strong>bei</strong> etwa<br />

–9 MHz vermuten (Abbildung 46), jedoch wurde <strong>bei</strong> der Interpretation dieser Ergebnisse<br />

auf eine Unterscheidung der <strong>bei</strong>den Signale verzichtet. Insgesamt zeigen die Spektren des<br />

hier untersuchten Modellsystems eine gute Übereinstimmung mit den nativen Systemen<br />

und bieten auf Grund ihrer Einfachheit eine gute Grundlage, um die Interpretation<br />

komplexer nativer Systeme voranzutreiben.<br />

3.1.3.3. Die Komplexe der Zink-Methylpyrophäophorbide mit Apo-<br />

Myoglobin<br />

Um die Zahl verschiedener Kofaktoren in Myoglobin aus Pferdemuskel als Proteinmatrix<br />

zu erweitern, wurde der Einbau drei verschiedener Zink-Phäophorbid-Methylester in Apo-<br />

Myoglobin untersucht. Neben Zink-Methylpyrophäophorbid a (ZnMePPheid a) wurde<br />

auch der Einbau von Zink-Methylpyrophäophorbid d (ZnMePPheid d) versucht. Keine der<br />

<strong>bei</strong>den Verbindungen bildet einen stöchiometrischen Komplex mit Apo-Myoglobin. Dies<br />

wurde anhand der UV-Vis-Spektren verifiziert.<br />

98


99<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 47: UV-Vis-Spektrum von ZnMePPheid a in Pyridin (schwarz) und in Apo-Mb komplexiert<br />

(rot).<br />

Das UV-Vis-Spektrum des freien Kofaktors ZnMePPheid a zeigt die typische<br />

Bandenstruktur, die bereits für die anderen Zink-Phäophorbide beobachtet wurde<br />

(Abbildung 47). Die Qy-Bande <strong>bei</strong> 654 nm und die Soret-Bande <strong>bei</strong> 428 nm dominieren<br />

das Spektrum. Außerdem werden die drei typischen Banden für den freien Kofaktor in<br />

Pyridin <strong>bei</strong> 610 nm, 571 nm und 527 nm detektiert. Durch den Einbau des Kofaktors in das<br />

Protein zeigt sich eine Verschiebung aller Banden zu größeren Wellenlängen. Jedoch ist<br />

sie geringer als für den vergleichbaren Kofaktor mit der freien Säure (ZnPPheid a). Die<br />

Qy-Bande wird um 4 nm zu 658 nm verschoben und die Soret-Bande um 8 nm zu 436 nm.<br />

Die drei Banden zwischen 525 nm und 615 nm verschmelzen durch den Einbau zu einer<br />

Bande <strong>bei</strong> 620 nm. Auch diese Tatsache wurde bereits <strong>bei</strong> ZnPPheid a beobachtet.<br />

Zweifelsfrei wird der Kofaktor im Protein gebunden, aber im Gegensatz zu ZnPPheid a ist<br />

das Verhältnis der Qy-Bande zur Proteinbande <strong>bei</strong> 280 nm nicht größer als 2, sondern<br />

deutlich kleiner als 1. Durch die Bildung des Methylesters wird keine Änderung des<br />

Extinktionskoeffizienten erwartet, da die Säurefunktion nicht mit dem delokalisierten<br />

π-System konjugiert ist. Wie in Abschnitt 3.1.3.2.1 gezeigt wurde, wird der Quotient von<br />

E660/E280 von 2,3 als Bildung eines stöchiometrischen Komplexes interpretiert. Weil der<br />

entsprechende Quotient E658/E280 im Fall des ZnMePPheid a Mb nur einen Wert von etwa


Ergebnisse und Diskussion<br />

0,7 annimmt, lassen diese Ergebnisse den Schluss zu, dass nur etwa 25-30 % der vakanten<br />

Bindungsstellen im Myoglobin besetzt sind. Eine erneute Zugabe von freiem Kofaktor<br />

führte zu keiner signifikanten Änderung des Bandenverhältnisses. Die geringe Einbauquote<br />

kann eindeutig auf die Esterfunktion zurückgeführt werden, da ZnMePPheid a und<br />

ZnPPheid a ansonsten identisch sind.<br />

Abbildung 48: UV-Vis-Spektrum von ZnMePPheid d in Pyridin (schwarz) und in Apo-Mb komplexiert<br />

(rot).<br />

Ähnliche Ergebnisse wurden für ZnMePPheid d erhalten (Abbildung 48). Aufgrund der<br />

Aldehydfunktion in Position 3 besitzt der Kofaktor ZnMePPheid d ein um etwa 20 nm ins<br />

Rote verschobene UV-Vis-Spektrum. Die Soret-Bande liegt <strong>bei</strong> 443 nm und die Qy-Bande<br />

<strong>bei</strong> 678 nm. Durch den Einbau in das Apo-Myoglobin werden auch <strong>bei</strong> diesem Kofaktor<br />

sämtliche Banden in den langwelligen Bereich verschoben und liegen für den Komplex <strong>bei</strong><br />

457 nm (Soret) und 669 nm (Qy). Allerdings war es auch für diesen Kofaktor nicht<br />

möglich, einen stöchiometrischen Komplex zu erhalten. Ferner nimmt durch den Einbau in<br />

das Protein die Bandenbreite sowohl der Soret- als auch der Qy-Bande deutlich zu.<br />

Insbesondere die Basis der Qy-Bande ist stark verbreitert. Anhand des UV-Vis-Spektrums<br />

können zwei unterschiedliche Bindungsmöglichkeiten diskutiert werden. Einerseits findet<br />

ein Einbau in die Bindungstasche des Proteins statt, woraus die Absorptionsbanden <strong>bei</strong><br />

100


101<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

689 nm und 457 nm resultieren. Auf der anderen Seite lässt die breite Basis der Qy-Bande<br />

auf eine unspezifische Bindung, die möglicherweise auf eine Aggregation der Kofaktoren<br />

hindeutet, schließen. Diese Interpretation wird durch die Größe der Absorptionsbande <strong>bei</strong><br />

438 nm im Verhältnis zur Soret-Bande <strong>bei</strong> 457 nm unterstützt. Die ähnliche Größe <strong>bei</strong>der<br />

Banden kann als Aufspaltung einer Bande interpretiert werden, die durch Aggregation der<br />

Kofaktoren hervorgerufen wird. Da die Bindungstasche des Proteins nicht genügend Raum<br />

für den Einbau eines Dimers zur Verfügung stellt und das Absorptionsspektrum der Probe<br />

nach einer zusätzlichen Aufreinigung durch Gelfiltation unverändert bleibt, könnte eine<br />

unspezifische Koordinierung des Kofaktors am Protein vorliegen.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wurde auf den Einbau von 3-devinyl-3hydroxymethyl-13<br />

2 -demethoxycarbonylphäophorbid a Methylester verzichtet, da aufgrund<br />

der Esterfunktion erwartet wird, dass kein stöchiometrischer Komplex gebildet werden<br />

kann und der Proteinkomplex daher nicht für weitere Studien geeignet ist.<br />

Zwei wesentliche Faktoren sind <strong>bei</strong> der Bewertung der Ergebnisse zu berücksichtigen.<br />

Zum einen sind die veresterten Kofaktoren nicht in der Lage, durch die Bildung einer<br />

Salzbrücke zur Proteinoberfläche an das Protein zu koordinieren. Als Folge davon sinkt die<br />

Einbauwahrscheinlichkeit in das Protein. Zum anderen sinkt die Löslichkeit der<br />

Kofaktoren durch die Esterbildung noch weiter, da in Form des Esters keine Möglichkeit<br />

besteht, stabile Wasserstoffbrücken mit dem Lösemittel Wasser zu bilden. Dadurch wird<br />

die Verweilzeit der Kofaktoren in der Lösung kürzer, bevor sie aggregieren und als<br />

Niederschlag dem Gleichgewicht entzogen werden. Sind diese <strong>bei</strong>den Gründe zutreffend,<br />

sollte theoretisch durch wiederholte Zugabe des gelösten Kofaktors der Besetzungsgrad der<br />

Proteinbindungstasche erhöht werden können. Jedoch gelingt dies in der Praxis nicht bzw.<br />

nur in sehr geringem Ausmaß, da die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens eines<br />

gelösten Kofaktors und einer unbesetzten Bindestelle im Protein mit der Anzahl der freien<br />

Bindungsstellen im Protein sinkt. Um das Einbauergebnis zu verbessern müsste die<br />

Verweilzeit des Kofaktors in Lösung erhöht, also die Aggregation unterdrückt werden. Zu<br />

diesem Zweck wäre der Zusatz von organischen Lösemitteln, z. B. Methanol, denkbar.<br />

Allerdings ist <strong>bei</strong> diesen Experimenten zu berücksichtigen, dass bereits geringe Mengen<br />

(>5 Vol%) an organischem Lösemittel zur Denaturierung des Proteins führt.<br />

Wenn das unterschiedliche Verhalten der veresterten Kofaktoren allein auf die<br />

Esterfunktion zurückgeführt werden kann, muss dies auch für die veresterte Form des


Ergebnisse und Diskussion<br />

nativen Kofaktors zutreffen. In der Literatur ist der Komplex von Apo-Myoglobin und<br />

Eisen-Dimethylprotoporphyrin beschrieben [86] . Obwohl alle spektroskopischen Daten<br />

identisch sind mit dem Eisen-Protoporphyrin Apo-Mb Komplex, ist das Verhältnis der<br />

Soret-Bande zur Proteinbande für den Dimethylester um 25 % kleiner als für den<br />

unveresterten Kofaktor. Auch in diesem Fall liegt eine unvollständige Rekonstitution vor.<br />

Zusätzlich ist der Proteinkomplex <strong>bei</strong> pH 8,0 instabil und denaturiert. Diese Beobachtung<br />

wird für den nativen Kofaktor nicht gemacht. Diese Ergebnisse zeigen, dass durch eine<br />

Esterfunktion am Kofaktor die Bindungsfähigkeit an das Protein signifikant reduziert wird.<br />

Die Frage, ob der gebundene Kofaktor tatsächlich stabil gebunden ist und die<br />

Dissoziationskonstante des Komplexes durch die Esterfunktion nicht verändert wird, ist<br />

noch unbeantwortet. Allerdings könnte eine erhöhte Dissoziationskonstante erklären,<br />

warum die Einbaueffizienz nicht durch Zugabe von gelöstem Kofaktor erhöht werden<br />

kann.<br />

102


3.1.4. Zusammenfassung<br />

103<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Das von Boxer et al. entwickelte Rekonstitutionsverfahren, um Porphyrine in Apo-<br />

Myoglobin einzubauen, konnte erfolgreich etabliert werden. Auf diese Weise wurden die<br />

Komplexe von ZnPPIX, ZnPheid a, ZnPPheid a, ZnMePPheid a und ZnMePPheid d mit<br />

Apo-Myoglobin erfolgreich dargestellt und charakterisiert. Zusätzlich konnte der Komplex<br />

von ZnPPheid a und SwMb dargestellt und charakterisiert werden.<br />

Der Kofaktor ZnPPIX konnte stöchiometrisch in Myoglobin eingebaut werden und durch<br />

UV-Vis-Spektroskopie charakterisiert werden. Die Proteinstabilität wurde durch den<br />

Einbau eines Kofaktors in das Apo-Myoglobin praktisch vollständig wieder hergestellt,<br />

wo<strong>bei</strong> für die Kooperativität im Vergleich zu met-Myoglobin ein etwa 25 % geringerer<br />

Wert für den ZnPPIX-Komplex erhalten wurde. Mit Hilfe der NMR-Spektroskopie<br />

konnten in diesem Komplex zwei Einbauisomere nachgewiesen werden, wie sie bereits für<br />

den nativen Kofaktor, das Hämin, nach in vitro Rekonstitutionen beobachtet worden sind.<br />

Unter Verwendung der EPR-Spektroskopie konnten im lichtangeregten Triplettzustand mit<br />

der Literatur übereinstimmende Werte für die Parameter D und E der Nullfeldaufspaltung<br />

erhalten werden. Der Vergleich von freiem und Protein-komplexiertem Kofaktor zeigt<br />

diesbezüglich keine signifikanten Unterschiede. Im Gegensatz dazu sind in den ENDOR-<br />

Spektren deutliche Unterschiede der Kopplungskonstanten für den freien Kofaktor und den<br />

Proteinkomplex zu beobachten. Insgesamt zeigen die Spektren des Proteinkomplexes<br />

größere Kopplungen und eine deutliche Separation der einzelnen Signale. Diese<br />

Beobachtung wird als eine stärkere Delokalisation des Elektronenspins auf dem<br />

Molekülgerüst des Kofaktors interpretiert. Die Signale der Methinprotonen, sowie der<br />

Methylgruppen konnten für <strong>bei</strong>de Systeme unter Verwendung von quantenchemischen<br />

Rechnungen zugeordnet werden. Die verwendete Methodik hat bereits <strong>bei</strong> der Berechnung<br />

der Hyperfeinkopplungskonstanten von Chlorophyllradikalen gute Übereinstimmungen mit<br />

den experimentellen Daten gezeigt und konnte diese Erwartung auch im Fall der<br />

lichtangeregten Triplettzustände erfüllen.<br />

Die Proteinkomplexe von ZnPheid a und ZnPPheid a konnten ebenfalls dargestellt werden<br />

und zeigten vergleichbare UV-Vis-Spektren. Während der Komplex des ZnPPheid a eine<br />

deutliche Stabilisierung der Proteinhülle zeigte, konnte dies für den ZnPheid a Komplex


Ergebnisse und Diskussion<br />

nicht beobachtet werden. Dies kann auf eine signifikante Inhomogenität dieses Komplexes<br />

zurückgeführt werden, die durch NMR-Spektroskopie nachgewiesen werden konnte.<br />

Aufgrund dieses Ergebnisses wurde der ZnPheid a Komplex nicht weiter untersucht, da er<br />

für weitere Messungen ungeeignet ist. Das ZnPPheid a Mb wurde analog zum ZnPPIX Mb<br />

durch EPR- und ENDOR-Spektroskopie untersucht. Auch in diesem Fall konnten gute<br />

Übereinstimmungen der Nullfeldparameter mit der Literatur beobachtet werden.<br />

Grundsätzlich werden auch in den ENDOR-Spektren dieses Proteinkomplexes, verglichen<br />

mit dem freien Kofaktor, größere Kopplungskonstanten gefunden. Allerdings ist die<br />

Zunahme der Kopplungsgröße nicht so signifikant im Vergleich mit dem Kofaktor<br />

ZnPPIX. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass der freie Kofaktor ohne Protein<br />

bereits fünffach koordiniert ist. Die daraus resultierende Geometrieverzerrung verursacht<br />

ähnliche Kopplungskonstanten wie sie für den Proteinkomplex beobachtet werden. Die<br />

Unterschiede zwischen freiem Kofaktor und dem Proteinkomplex sind auf den<br />

zusätzlichen Einfluss der Proteinumgebung, wie z.B. hydrophobe Wechselwirkungen,<br />

zurückzuführen. Ein Vergleich der erhaltenen ENDOR-Daten mit früheren Studien am<br />

P680, sowie den Chlorophyllradikalen zeigt eine sehr gute Übereinstimmung der<br />

Messwerte.<br />

Die Komplexe von Zink-Methylpyrophäophorbid a und d konnten zwar dargestellt und<br />

durch UV-Vis-Spektroskopie nachgewiesen werden, jedoch sind unter den gewählten<br />

Bedingungen keine stöchiometrischen Komplexe gebildet worden, wie die UV-Vis-<br />

Spektren zeigen. Daher wurde auf eine weitergehende EPR- und ENDORspektroskopische<br />

Charakterisierung verzichtet.<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t konnte damit der Grundstein für eine vollständige Charakterisierung der<br />

elektronischen Struktur von monomeren Chlorophyll-Derivaten in einer Myoglobin-Matrix<br />

gelegt werden.<br />

104


3.1.5. Ausblick<br />

105<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Ausgehend von den Ergebnissen dieser Ar<strong>bei</strong>t bietet sich eine Vielzahl an zukünftigen<br />

Möglichkeiten. Um vollständige Daten der elektronischen Struktur der untersuchten<br />

Kofaktoren zu erhalten, ist die winkelabhängige Messung von Myoglobin-Einkristallen<br />

notwendig. Das rekombinante Pottwal-Myoglobin ist gut charakterisiert und die<br />

Kristallisationsbedingungen sind beschrieben [87-89] , daher sollten Einkristalle mit nicht<br />

nativen Kofaktoren dargestellt werden können. Entsprechende Ar<strong>bei</strong>ten wurden bereits<br />

begonnen.<br />

Außerdem können die bereits dargestellten Komplexe zur Aufklärung der g-Faktor<br />

Anisotropie, sowie der asymmetrischen Linien in den EPR-Spektren herangezogen<br />

werden, indem sie <strong>bei</strong> höheren Magnetfeldern untersucht werden.<br />

Die Analyse der Kristallstruktur würde neben der vollständigen elektronischen Struktur des<br />

nicht-nativen Kofaktors auch seine Positionierung in der Bindungstasche des Proteins<br />

aufklären, die bis heute nicht bekannt ist. Möglicherweise können auf diese Weise auch die<br />

Rotationsisomere der Kofaktoren, die durch NMR-Spektroskopie nachgewiesen werden<br />

konnten, detailliert analysiert werden. Anschließend bietet sich die Möglichkeit, entweder<br />

die Proteinumgebung gezielt zu verändern oder weitere Modifikationen an den Kofaktoren<br />

durchzuführen. Die Zahl der zu untersuchenden Kofaktoren kann auf alle<br />

(Bakterio)Chlorophylle ausgedehnt werden, sofern sie in die Bindungstasche einbauen.<br />

Zusätzlich können andere Metalle, z. B. Magnesium, anstatt Zink in den Kofaktoren<br />

gebunden werden. Grundlegende Untersuchungen der Bindungseigenschaften<br />

unterschiedlicher Porphyrine sind in dieser Ar<strong>bei</strong>t unternommen worden und stehen<br />

zusätzlich auch in der Literatur zur Verfügung [19-21; 23; 90] .<br />

Die Aminosäurekette des Proteins Myoglobin kann in verschiedenen Positionen<br />

molekularbiologisch verändert werden, so dass der Einfluss der Proteinumgebung<br />

detailliert studiert werden kann. Die entsprechenden Expressionssysteme für Mutationen<br />

im Bereich der Bindungstasche sind bekannt und basieren auf heterologer Expression des<br />

Proteins in E. coli, einem Bakterium, das für seine Toleranz gegenüber unterschiedlichen<br />

Wachstumsbedingungen und seine hohe Wachstumsgeschwindigkeit bekannt ist. Auf diese<br />

Weise können unterschiedliche Myoglobin-Mutanten in wenigen Tagen erhalten werden.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.2. Modellpeptide für [4Fe4S]-Zentren<br />

3.2.1. Literaturübersicht<br />

Aufgrund der biologischen Relevanz von [4Fe4S]-Zentren sollen hier einige<br />

Übersichtsartikel vorgestellt werden. Einen umfassenden Überblick über alle Formen von<br />

FeS-Zentren gibt Lovenberg [36] . Die optischen und magnetischen Eigenschaften von<br />

[4Fe4S]-Zentren werden von Sweeney und Rabinowitz [91] übersichtlich zusammengefasst.<br />

Die EPR- und ENDOR-Daten von [4Fe4S]-Zentren aus verschiedenen Proteinen werden<br />

ausführlich von Mousca und Lamotte [92] diskutiert. Den Einfluss der Proteinumgebung auf<br />

das Redoxpotential haben Stephens, Jollie und Warshel unter Verwendung von<br />

quantenchemischen Methoden untersucht [42] , während speziell die Eigenschaften der<br />

FeS-Zentren des Photosystems I von Golbeck et al. zusammengefasst wurden [93] .<br />

Aufgrund der biologischen Relevanz von [4Fe4S]-Zentren gab es bereits mehrere<br />

Versuche, Modellsysteme für diese Systeme zu entwickeln. Diese synthetischen Peptide<br />

wurden in Länge und Sequenz der Aminosäurenkette variiert, um die minimalen<br />

Voraussetzungen zu bestimmen, die für die Bindung eines [4Fe4S]-Zentrums nötig sind.<br />

Außerdem wurde versucht, das Redoxpotential dieser Kofaktoren gezielt zu beeinflussen.<br />

In der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe um Dutton et al. [94-96] wurde eine Serie verschiedener Peptide mit<br />

einer Länge zwischen vier und 16 Aminosäuren synthetisch hergestellt, um die nötigen<br />

Grundvoraussetzungen der Primärsequenz für den Einbau eines [4Fe4S]-Zentrums zu<br />

studieren. Die Peptide, die erfolgreich ein [4Fe4S]-Zentrum binden konnten, besaßen das<br />

allgemeine Bindungsmotiv von Eisen-Schwefel-Proteinen. Es besteht aus mindestens<br />

sieben Aminosäuren, von denen drei Cysteine sind, die durch jeweils zwei Aminosäuren<br />

separiert werden (CxxCxxC). Diese Primärsequenz stellt drei der insgesamt vier<br />

Thiolatliganden, die die vier Eisenionen des kubischen [4Fe4S]-Zentrums ligandieren, zur<br />

Verfügung. Die vierte Position wird, sofern kein vierter Ligand durch das Peptid zur<br />

Verfügung gestellt wird, <strong>bei</strong> in vitro rekonstituierten Peptiden wahrscheinlich durch<br />

β-Mercaptoethanol eingenommen. Zusätzlich konnte nachgewiesen werden, dass eine<br />

106


107<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Aminosäure mit sterisch anspruchsvoller Seitenkette hinter dem ersten Cysteinliganden zu<br />

einer deutlichen Verbesserung der Bindungsfähigkeit führt. In natürlichen Proteinen ist<br />

diese Position in den meisten Fällen durch Isoleucin oder Valin besetzt. Wahrscheinlich<br />

reduziert diese Aminosäure die Zugänglichkeit des Lösemittels Wasser zum Zentrum<br />

durch eine hydrophobe Abschirmung, wodurch die Stabilität des Zentrums erhöht wird.<br />

Trotz der Variation der Primärsequenz zeigten alle rekonstituierbaren synthetischen<br />

Peptide dieser Studie identische EPR Spektren und ein Redoxpotential von –350 mV<br />

gegenüber der Normal-Wasserstoffelektrode (NHE).<br />

In einem weiteren Ansatz wurde ein Peptid aus 16 Aminosäuren in die „loop“-Region<br />

eines vier-Helix-Bündels mit einer Gesamtlänge von 67 Aminosäuren eingebunden [96] .<br />

Neben einem Eisen-Schwefel-Zentrum war dieses Modell in der Lage einen zweiten<br />

Kofaktor in Form von Hämin zu binden. Damit ist dies das erste Beispiel für die<br />

erfolgreiche Kombination zweier unterschiedlicher redox-aktiver Kofaktoren in einem<br />

synthetischen Peptid. Auch dieses Modell weist ein Redoxpotential des FeS-Kofaktors von<br />

–350 mV auf.<br />

Durch Einführung der Bindungssequenz des Zentrums FX aus dem Photosystem I in die<br />

„loop“-Region eines bestehenden vier-Helix-Bündels (α4), das in der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe von<br />

William F. DeGrado entwickelt wurde, konnten Scott et al. [97] ein Peptid-gebundenes<br />

Eisen-Schwefel-Zentrum mit dem bis heute negativsten Redoxpotential von –420 mV<br />

darstellen. Obwohl die Bindungssequenz des FX-Zentrums aus Photosystem I übernommen<br />

wurde, liegt das Redoxpotential näher an dem eines Ferredoxins als an dem des nativen<br />

FX-Zentrums (-705 mV) [7] . Die Autoren schließen daraus, dass die Abschirmung des<br />

FeS-Zentrums gegenüber dem Lösemittel von größerer Bedeutung für das Redoxpotential<br />

ist als die tatsächliche Zusammensetzung der Aminosäuresequenz.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.2.2. Design der Peptidsequenzen<br />

Alle bisher dargestellten Modellpeptide orientierten sich an der Aminosäuresequenz von<br />

Ferredoxinen. Weil die in dieser Ar<strong>bei</strong>t dargestellten synthetischen Peptide Modelle der<br />

Eisen-Schwefel-Zentren des Photosystems I (PS I) darstellen sollen, dient die<br />

Primärsequenz der Untereinheit PsaC (Abbildung 49) als Vorbild für die Modellpeptide FA<br />

und FB.<br />

Abbildung 49: NMR-Struktur der Untereinheit PsaC des Photosystems I (30 Einzelstrukturen) in<br />

ungebundenem Zustand (PDB 1K0T) [98] . Der N-terminale Bereich und der C-Terminus sind in Lösung<br />

unstrukturiert und in rot dargestellt, die Position der Eisenatome ist als rote Kugeln, die der Sulfidionen als<br />

gelbe Kugeln dargestellt.<br />

Im nativen Vorbild folgen die Aminosäuren, die jeweils das Zentrum FA oder FB<br />

ligandieren, nicht direkt aufeinander (Abbildung 50). Stattdessen werden zwei<br />

Bindungsmotive für ein [4Fe4S]-Zentrum (CxxCxxCxxxC) gefunden, in denen die ersten<br />

drei Cysteine das erste Zentrum binden und das vierte Cystein das andere [4Fe4S]-Zentrum<br />

ligandiert. Dieser Umstand musste <strong>bei</strong> der Entwicklung der Peptidsequenzen berücksichtigt<br />

108


109<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

werden, da die native Sequenz für eine gestreckte Sekundärstruktur optimiert ist, um den<br />

Abstand zwischen den <strong>bei</strong>den Eisen-Schwefel-Zentren zu überbrücken. Im Gegensatz dazu<br />

müssen im Peptid alle vier Cysteine ein und dasselbe [4Fe4S]-Zentrum ligandieren. Daher<br />

wurde zwischen dem dritten und vierten Cystein ein Mini-„loop“ aus drei Aminosäuren<br />

eingeführt. Diese Methode zeigte bereits <strong>bei</strong> früheren Studien [94; 95] , dass alle vier Cysteine<br />

dasselbe Zentrum ligandieren.<br />

...-xxxC10xxC13xxC16xxxC20Px-...-xxxC47xxC50xxC53xxxC57Px-...<br />

Abbildung 50: Bindungsmotiv der Eisen-Schwefel-Zentren in der Untereinheit PsaC des Photosystems I.<br />

Die Liganden des Zentrums FB sind in rot, die Liganden des Zentrums FA sind in blau dargestellt. Jedes<br />

Bindungsmotiv wird durch die Aminosäure Prolin terminiert.<br />

Für das Peptid FB wurde die Sequenz der Untereinheit PsaC von Tyrosin 7 bis Cystein 16<br />

übernommen, die bereits drei Cysteine als Liganden enthält. Darauf folgt ein „loop“<br />

bestehend aus den Aminosäuren Lysin, Prolin und Glutamat und anschließend das vierte<br />

Cystein, gefolgt von einem Prolin. Für das Peptid FA wurden die Aminosäuren Threonin 44<br />

bis Cystein 53 ebenfalls mit dem Loop und dem vierten Cystein versehen. Beide<br />

Sequenzen werden durch ein Prolin, gefolgt von einem Tryptophan als spektroskopische<br />

Sonde terminiert. Das Modellpeptid FA enthält drei Aminosäuren, die an der Bindung der<br />

Untereinheit PsaC an die Untereinheiten PsaA und PsaB beteiligt sind. Dies sind Valin 48,<br />

Lysin 51 und Arginin 52. Die Anbindung der Untereinheit erfolgt über ein ausgedehntes<br />

Netzwerk von Wasserstoffbrückenbindungen und hydrophoben Wechselwirkungen<br />

verschiedener Aminosäuren.<br />

Modellpeptid FA: TEDCVGCKRCKPECPW<br />

Native Sequenz FA: TEDCVGCKRC<br />

Modellpeptid FB: YDTCIGCTQCKPECPW<br />

Native Sequenz FB: YDTCIGCTQC<br />

Abbildung 51: Sequenzen der <strong>bei</strong>den Peptidmodelle für die Eisen-Schwefel-Zentren FA und FB, sowie die<br />

Teile der nativen Proteinsequenz, die <strong>bei</strong>m Entwurf der Peptide übernommen wurden.


Ergebnisse und Diskussion<br />

FX1: RFPCDGPGRGGTCQVS<br />

FX2: AFPCDGPGRGGTCDIS<br />

Abbildung 52: Sequenzen der <strong>bei</strong>den Peptidmodelle für das Eisen-Schwefel Zentrum FX. Für <strong>bei</strong>de Modelle<br />

wurde die Primärsequenz der Loops übernommen, die das Zentrum FX im Photosystem I ligandieren.<br />

Das Eisen-Schwefel-Zentrum FX im PS I wird durch zwei flexible Loops aus den<br />

Untereinheiten PsaA und PsaB gebunden, die jeweils zwei der insgesamt vier<br />

Cysteinliganden zur Verfügung stellen (Abbildung 53). Zwischen den zwei Cysteinresten,<br />

die in jedem „loop“ auftreten, liegen acht Aminosäuren, von denen jeweils vier Glycin<br />

sind. Diese Anordnung stellt eine große Herausforderung für ein möglichst kurzes<br />

synthetisches Peptid dar, da <strong>bei</strong>de Loops ohne die restliche Kette der Untereinheit sehr<br />

flexibel sind. Da sich die <strong>bei</strong>den Loops nicht in einem Peptid von weniger als 20<br />

Aminosäuren vereinen lassen, wurde jeweils ein Fragment, bestehend aus 16 Aminosäuren<br />

jedes Loops, synthetisiert. Von der Untereinheit PsaA wurde die Sequenz von Arginin 575<br />

bis Serin 590 gewählt und von Untereinheit PsaB Alanin 562 bis Serin 577. Da jedes<br />

Peptid lediglich zwei Cysteinreste enthält, müssen sich für den erfolgreichen Einbau eines<br />

[4Fe4S]-Zentrums zwei Peptide zu einem Dimer zusammenlagern.<br />

Abbildung 53: Ausschnitt aus der Kristallstruktur von PS I (1JB0), der die Bindung des Eisen-Schwefel-<br />

Zentrums FX zeigt. Die Untereinheiten A und B bringen jeweils zwei der insgesamt vier Cysteinliganden ein.<br />

Rund um das FeS-Zentrum besitzt die Polypeptidkette keine ausgedehnten Sekundärstrukturelemente.<br />

110


3.2.3. Charakterisierung der Modellpeptide<br />

111<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die unter Verwendung der Festphasenpeptidsynthese (SPPS) dargestellten Peptide wurden<br />

durch HPLC-Chromatographie und MALDI-TOF-Massenspektrometrie charakterisiert. Da<br />

in der SPPS die Sequenz der Aminosäuren vorgegeben wird, beschränkt sich die<br />

Charakterisierung auf Analyse der Homogenität und Identität der Peptide. Die Identität<br />

erfolgt durch Vergleich der berechneten mit der experimentell bestimmten Molekülmasse.<br />

Das Ziel hier<strong>bei</strong> ist es, Fehlsequenzen, Nebenreaktionen und verbliebene Schutzgruppen zu<br />

identifizieren. Die Homogenität wird durch Verwendung der HPLC-Chromatographie<br />

sichergestellt.<br />

FX1<br />

FA<br />

Abbildung 54: MALDI-TOF-MS Spektren der vier synthetischen Peptide FA, FB, FX1 und FX2. Alle<br />

gefundenen Massen entsprechen den berechneten Werten und die Substanzen sind rein (>98 % HPLC).<br />

FX2<br />

FB


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Massenspektren der einzelnen Peptide (Abbildung 54) zeigen jeweils das berechnete<br />

Molekülgewicht. Im Spektrum von FA konnte auch das Dimer des Peptides nachgewiesen<br />

werden. In Verbindung mit Luftsauerstoff können die Aminosäuren Cystein<br />

Disulfidbrücken untereinander ausbilden, die zur Dimerisierung der Peptide führen. Die<br />

Disulfidbrücken behindern die Rekonstitution der Peptide mit einem [4Fe4S]-Zentrum<br />

jedoch nicht, da sie unter den reduzierenden Rekonstitutionsbedingungen gespalten<br />

werden. Anhand der MS-Spektren konnte die Identität aller Peptide bestätigt werden. Die<br />

Reinheit betrug basierend auf analytischer HPLC-Chromatographie mindestens 98 %.<br />

3.2.4. UV-Vis-Spektroskopie von FA und FB<br />

Beide Peptide zeigen nach Rekonstitution mit [4Fe4S]-Zentren eine breite<br />

Absorptionsbande im sichtbaren Bereich des Spektrums. Nach Reduktion mit Dithionit<br />

nimmt die Absorption im gesamten Bereich deutlich ab. Der größte Unterschied liegt <strong>bei</strong><br />

420 nm, die Abnahme beträgt dort über 50 % der ursprünglichen Absorption. Im oxidierten<br />

[4Fe4S] 2+ -Zustand ist die Absorptionsbande auf eine charge-transfer-Bande zwischen<br />

Eisen- und Schwefelkernen zurückzuführen. Die Spektren der oxidierten Verbindung und<br />

der reduzierten Spezies sind typisch für ein [4Fe4S] 2+/1+ -Zentrum [91] .<br />

A B<br />

Abbildung 55: UV-Vis-Spektren der Modellpeptide FA (A) und FB (B) im oxidierten (schwarz) und<br />

Dithionit reduzierten (rot) Zustand in 50 mM TrisHCl-Puffer, pH 8,3.<br />

112


113<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Extinktionskoeffizienten <strong>bei</strong> 280 nm der Modellpeptide wurden nach Gleichung (29)<br />

berechnet.<br />

−1<br />

−1<br />

ε ( cm M ) = ( Trp)<br />

⋅5500<br />

+ ( Tyr)<br />

⋅1490<br />

+ ( Cys)<br />

⋅125<br />

(29)<br />

280<br />

In dieser Gleichung stehen (Trp), (Tyr) und (Cys) für die Anzahl der Aminosäuren<br />

Tryptophan, Tyrosin und Cystein in dem Peptid, dessen Extinktionskoeffizient <strong>bei</strong> 280 nm<br />

berechnet werden soll. Die Anzahl der Aminosäure wird mit ihrem molaren<br />

Extinktionskoeffizienten multipliziert und die erhaltenen Werte für die einzelnen<br />

Aminosäuren addiert [99; 100] . Auf diese Weise erhält man zuverlässige Ergebnisse für den<br />

Extinktionskoeffizienten einer beliebigen Aminosäuresequenz, sofern die mindestens ein<br />

Tryptophan enthalten ist. Für die Modellpeptide FA und FB werden auf diese Weise Werte<br />

von 6000 cm -1 M -1 (FA) und 7500 cm -1 M -1 (FB) für den Extinktionskoeffizienten <strong>bei</strong><br />

280 nm ermittelt. Für [4Fe4S]-Zentren wird ein Extinktionskoeffizient <strong>bei</strong> 400 nm von<br />

ε400 = 15000 cm -1 M -1 angenommen [101; 102] . Mit Hilfe dieser Werte wird der Peptidanteil<br />

bestimmt, der erfolgreich ein [4Fe4S]-Zentrum gebunden hat, indem die Konzentration des<br />

Modellpeptides und des [4Fe4S]-Zentrums in der Lösung berechnet wird. Das Verhältnis<br />

der Konzentrationen liefert den Anteil an Peptid in der Lösung, der ein [4Fe4S]-Zentrum<br />

gebunden hat. Für FA liegt der Anteil an Modellpeptid, das erfolgreich ein<br />

[4Fe4S]-Zentrum eingebaut hat, <strong>bei</strong> 10 % und für FB <strong>bei</strong> 20 %. Die Effizienz der<br />

Rekonstitution ist für <strong>bei</strong>de Peptide gering, konnte aber auch durch Modifikation der<br />

Rekonstitutionsbedingungen nicht erhöht werden (vgl. Abschnitt 5.5.2). Der Grund für den<br />

geringen Einbau von [4Fe4S]-Zentren konnte nicht festgestellt werden, jedoch sind<br />

unterschiedliche Möglichkeiten denkbar. Die Konformation der Peptide könnte derart<br />

flexibel sein, dass nur ein geringer Teil die korrekte Konformation zur Bindung des<br />

Kofaktors annimmt. Auf der anderen Seite kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass<br />

zwei oder mehr Peptide ein einziges [4Fe4S]-Zentrum ligandiert. Eine Gelfiltration unter<br />

anaeroben Bedingungen könnte über die Größe der rekonstituierten Peptide Aufschluss<br />

geben und Rückschlüsse auf die Zahl der Peptide pro FeS-Zentrum zulassen. Bisher konnte<br />

dieser Versuch nicht durchgeführt werden, da zum Ein- und Ausbau der Gelfiltrationssäule<br />

die Glove-Box demontiert werden müsste, und daher keine konstante Nutzung dieses


Ergebnisse und Diskussion<br />

Gerätes gewährleistet werden konnte. Der Versuch einer Gelelektrophorese unter<br />

anaeroben Bedingungen zur Bestimmung der Molekülgröße der rekonstituierten Peptide<br />

schlug fehl, da durch die angelegte Spannung das Wasser in der Elektrophoresezelle<br />

elektrolytisch zersetzt wird und der gebildete Sauerstoff zur vollständigen Zerstörung der<br />

FeS-Zentren führte.<br />

3.2.5. EPR-Spektroskopie der Modellpeptide<br />

Um zu überprüfen, ob ein [4Fe4S]-Zentrum von den Peptiden gebunden wurde und in<br />

welchem Oxidationszustand es vorliegt, wurde die EPR-Spektroskopie verwendet. Obwohl<br />

ein [4Fe4S]-Zentrum im Oxidationszustand +2 aufgrund einer starken Kopplung der<br />

Elektronen nicht EPR-aktiv ist, gibt das Spektrum Aufschluss darüber, ob paramagnetische<br />

Verunreinigungen vorliegen. Nur in den Oxidationszuständen +1 oder +3 wird für ein<br />

[4Fe4S]-Zentrum ein intensives EPR-Signal erwartet.<br />

Die EPR-Spektren der Modellpeptide FA und FB zeigen im oxidierten Zustand ein<br />

schwaches, isotropes Signal, welches auf eine Verunreinigung durch ein [3Fe4S]-Zentrum<br />

zurückgeführt wurde. Die Bildung von geringen Mengen eines [3Fe4S]-Zentrums <strong>bei</strong> der<br />

in vitro Rekonstitution von Eisen-Schwefel-Proteinen ist praktisch unvermeidlich und wird<br />

auch <strong>bei</strong> nativen Proteinen beobachtet.<br />

Nach Reduktion der Probe mit Dithionit wird ein rhombisches EPR-Signal mit den<br />

g-Werten 2,04, 1,93 und 1,90 für das Peptid FA beobachtet, während für FB die g-Werte<br />

2,05, 1,93 und 1,92 aus dem Spektrum erhalten werden. Identische Spektren werden für<br />

native [4Fe4S]-Zentren beobachtet [103] .<br />

Die gemessenen EPR-Spektren der Modellpeptide werden mit den Spektren von zwei<br />

Mutanten der Untereinheit PsaC des PS I verglichen. Die Mutante C14G C34S der<br />

Untereinheit PsaC (vgl. Abschnitt 5.5.3) besitzt ein intaktes FA-Zentrum und ein teilweise<br />

zerstörtes FB-Zentrum, dessen Signal nicht im EPR-Spektrum <strong>bei</strong> g = 2 auftritt. Eine<br />

zweite Mutante von PsaC, C51G C34S, ist komplementär dazu und besitzt ein intaktes<br />

FB-Zentrum, während der FA-Komplex nicht <strong>bei</strong> Werten um g = 2 zu detektieren ist. Diese<br />

Mutanten bieten die Möglichkeit, die Spektren der Zentren FA und FB getrennt voneinander<br />

zu detektieren.<br />

114


115<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Beide Mutanten zeigen EPR-Spektren, die vollständig identische g-Werte, die genau mit<br />

den Werten, die für das Modellpeptid FA erhalten wurden, übereinstimmen. Die g-Werte<br />

des Modellpeptides FB zeigen eine geringe Abweichung bezüglich gx und gz. Jedoch ist die<br />

Variation gering und die g-Werte liegen in einem für [4Fe4S]-Zentren typischen<br />

Bereich [104] .<br />

Das Ergebnis der EPR-Spektroskopie zeigt, dass die Peptide ein [4Fe4S]-Zentrum in den<br />

Oxidationszuständen +2/+1 binden. Im Vergleich mit den Mutanten der Untereinheit PsaC<br />

wird eine gute Übereinstimmung der EPR-spektroskopischen Daten gefunden.<br />

A B<br />

Abbildung 56: CW-EPR Spektren (X-Band) der Modellpeptide FA (A) und FB (B) im reduzierten Zustand<br />

<strong>bei</strong> 10 K. Die g-Werte sind in den Spektren angegeben (gx > gy > gz)<br />

Tabelle 12: Zusammenfassung der erhaltenen g-Werte der Modellpeptide FA und FB, sowie die nativen<br />

Vorbilder, die Zentren FA und FB in der Untereinheit PsaC des PS I.<br />

Modellpeptid FA Modellpeptid FB FA in C14G C34S PsaC FB in C51G C34S PsaC<br />

gx 2,04 2,05 2,04 2,04<br />

gy 1,93 1,93 1,93 1,93<br />

gz 1,90 1,92 1,90 1,90


Ergebnisse und Diskussion<br />

In das Modellpeptid FX2 konnte ebenfalls erfolgreich ein [4Fe4S]-Zentrum inkorporiert<br />

werden (Abbildung 57), allerdings ist <strong>bei</strong> der Rekonstitution eine weitere EPR-aktive<br />

Verbindung gebildet worden, die nicht eindeutig charakterisiert werden konnte.<br />

Offensichtlich ist das Peptid nicht ausreichend spezifisch für den Einbau eines<br />

[4Fe4S]-Zentrums. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich die Flexibilität der Primärsequenz,<br />

die im nativen PS I nötig ist, um das Eisen-Schwefel-Zentrum FX zu binden, allerdings für<br />

die kurze Peptidsequenz der Modelle negative Auswirkungen hat. Aufgrund dieses<br />

Ergebnisses wurden weitere Ar<strong>bei</strong>ten am Modell FX2 zunächst zurückgestellt. Für das<br />

Modell FX1 konnte kein Einbau eines Eisen-Schwefel-Zentrums nachgewiesen werden.<br />

Hier liegen ähnliche Merkmale wie <strong>bei</strong> FX2 vor. Da sich die <strong>bei</strong>den Peptide allerdings nur<br />

um drei Aminosäuren unterscheiden, ist die Ursache für das unterschiedliche Verhalten<br />

offensichtlich durch diesen Unterschied begründet. Eine detaillierte Analyse konnte jedoch<br />

anhand der vorliegenden Daten nicht durchgeführt werden.<br />

Abbildung 57: CW-EPR Spektrum (X-Band) des Modellpeptides FX2 im reduzierten Zustand <strong>bei</strong> 15 K. Das<br />

Spektrum eines [4Fe4S]-Zentrums ist mit dem Spektrum einer anderen Spezies überlagert.<br />

116


3.2.5.1. Temperaturabhängigkeit des EPR-Signals<br />

117<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Im Oxidationszustand +1 sind [4Fe4S]-Zentren in einem Temperaturbereich unter 40 K<br />

durch EPR-Spektroskopie beobachtbar. Bei höheren Temperaturen sind die Linien<br />

aufgrund von Relaxationsprozessen stark verbreitert und sind nicht oder nur schwer zu<br />

detektieren.<br />

Um die bisherigen Daten zu bestätigen, wurde die Temperaturabhängigkeit der EPR-<br />

Signale der <strong>bei</strong>den Modellpeptide zwischen 5 K und 40 K untersucht und mit den Daten<br />

der Mutante C14G C34S PsaC verglichen (Abbildung 58). Beide Modelle zeigen eine<br />

ausgeprägte Temperaturabhängigkeit des EPR-Signals im untersuchten Bereich. Bei einer<br />

Temperatur von 15 K wird sowohl für FB als auch die Mutante der Untereinheit PsaC die<br />

maximale Signalamplitude beobachtet. Das Modellpeptid FA besitzt dagegen eine<br />

maximale Signalamplitude <strong>bei</strong> 12,5 K. Außerdem ist das Signal <strong>bei</strong> 5 K bereits deutlich<br />

größer als für FB und die Mutante von PsaC. Bei höherer Temperatur wird das EPR-Signal<br />

durch Relaxationsprozesse verbreitert, die zu einer Abnahme der Signalamplitude führen.<br />

Offensichtlich sind die Relaxationsprozesse im Modell FA schneller als die von FB und<br />

PsaC <strong>bei</strong> gleicher Temperatur.<br />

Abbildung 58: Temperaturabhängigkeit der EPR-Signale der Modellpeptide FA (■) und FB (●) im Vergleich<br />

zu der Mutante C14G C34S PsaC (▲)von PS I <strong>bei</strong> 10 mW Mikrowellenleistung.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.2.5.2. Leistungsabhängigkeit des EPR-Signals<br />

Die Abhängigkeit eines EPR-Signals von der eingestrahlten Mikrowellenleistung,<br />

insbesondere die Mikrowellenleistung <strong>bei</strong> halber Sättigung, ist eine charakteristische<br />

Größe für jedes System (vgl. Abschnitt 5.1.10). Die [4Fe4S]-Zentren sind im Bereich der<br />

konventionellen EPR-Spektroskopie bis zu einer Leistung von 200 mW nicht vollständig<br />

zu sättigen. Da die Sättigung mit zunehmender Mikrowellenleistung direkt von der<br />

longitudinalen (T1) und der transversalen (T2) Relaxationszeit abhängt, bietet dieses<br />

Verfahren Einblicke in die Relaxationsprozesse im Vergleich zu den nativen Vorbildern.<br />

Das EPR-Signal der Mutante C51G C34S zeigt im untersuchten Leistungsbereich die<br />

geringste Änderung der Signalintensität (Abbildung 59) und ist am schwierigsten zu<br />

sättigen. Das Modell FB und die Mutante C14G C34S sind auch in dieser Untersuchung am<br />

ähnlichsten und das Modell FA geht <strong>bei</strong> der geringsten Leistung in die Sättigung über.<br />

Da die exakte Leistung innerhalb des verwendeten Resonators nicht bestimmt wurde,<br />

wurde zum Vergleich der Modellpeptide mit den Mutanten von PsaC die am Gerät<br />

eingestellte Leistung für die Auswertung verwendet. Daher kann aus dieser Abbildung kein<br />

absoluter Wert für die Mikrowellenleistung <strong>bei</strong> halber Sättigung bestimmt werden. Auf den<br />

direkten Vergleich der einzelnen Proben hat dies allerdings keine Auswirkung.<br />

Abbildung 59: Leistungsabhängigkeit der EPR-Signale von FA (■), FB (■) und den Mutanten C14G C34S<br />

PsaC (■) und C51G C34S PsaC (■) <strong>bei</strong> 15 K.<br />

118


119<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Ebenso wie die Analyse der Temperaturabhängigkeit der EPR-Signale deutet auch die<br />

Abhängigkeit der Signale von der Mikrowellenleistung auf deutlich kleinere<br />

Relaxationszeiten des Modellpeptides FA hin. Ein derartiger Unterschied <strong>bei</strong> im Prinzip<br />

identischen Systemen könnte durch Aggregation des Modellpeptides FA erklärt werden.<br />

Die gegenseitige Beeinflussung der FeS-Zentren mehrerer Modellpeptide durch ihre<br />

fluktuierenden Magnetfelder wäre ein möglicher Grund für die Abnahme der<br />

Relaxationszeiten.<br />

Die kürzeren Relaxationszeiten des Modells FA wirken sich negativ auf die Signalintensität<br />

der Puls-EPR-Spektren aus. Bei vergleichbaren Konzentrationen konnte lediglich etwa 20<br />

% der Signalintensität im Vergleich zu FB in der Puls-EPR-Spektroskopie erhalten werden.<br />

Weil die Puls-EPR-Spektroskopie eine Grundvoraussetzung für ENDOR- und ESEEM-<br />

Spektroskopie darstellt, wurde eine weitere Charakterisierung des Modellpeptides FA<br />

dadurch erschwert.<br />

3.2.5.3. ESEEM- und ENDOR-Spektroskopie der Modellpeptide FA und FB<br />

Nachdem die Identität der [4Fe4S]-Zentren eindeutig nachgewiesen werden konnte<br />

(Abschnitt 3.2.6), wurde ihre Wechselwirkung mit der Peptidumgebung untersucht. Wie<br />

bereits erwähnt (vgl. Abschnitt 1.5) besitzen alle Eisen-Schwefel-Zentren<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Sulfidionen innerhalb des Zentrums und<br />

mindestens einem Amidproton der Polypeptidkette [38] . Sowohl in ENDOR-Spektren, als<br />

auch in ESEEM- (Electron Spin Echo Envelope Modulation) Spektren sollte diese<br />

Wechselwirkung sichtbar sein. Außerdem können anhand der ENDOR-Spektren<br />

Rückschlüsse auf die Spindichteverteilung innerhalb des Eisen-Schwefel-Zentrums<br />

gezogen werden.<br />

Die ENDOR-Spektren der Modellpeptide FA und FB in wässriger Lösung zeigen zwei<br />

unstrukturierte Banden mit einer Hyperfeinkopplungskonstante von 1,7 MHz<br />

(Abbildung 60 und Abbildung 61). Diese Banden können entweder Wasserstoffbrücken<br />

eines Amidprotons zu einem Sulfidion des Eisen-Schwefel-Zentrums oder den<br />

β-CH2-Protonen der Cysteinliganden zugeordnet werden. Um diese <strong>bei</strong>den Möglichkeiten<br />

eindeutig unterscheiden zu können, wurde das Lösemittel Wasser gegen D2O ausgetauscht.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Alle austauschbaren Protonen, inklusive der Amidprotonen, sind dadurch im 1 H-Davies-<br />

ENDOR nicht mehr sichtbar und lediglich nicht-austauschbare Protonen, wie z. B.<br />

CH2-Protonen, verbleiben. Wie in Abbildung 60 gezeigt, hat der Austausch des<br />

Lösemittels gegen D2O keinen signifikanten Einfluss auf die Hyperfeinkopplungskonstante.<br />

Daher kann dieses Signal den β-CH2-Protonen der ligandierenden Cysteinreste<br />

zugeordnet werden.<br />

Abbildung 60: ENDOR-Spektren (Q-Band) des Peptides FB <strong>bei</strong> 4 K. 1 H-Davies-ENDOR in H2O (schwarz)<br />

<strong>bei</strong> 12550 G, 1 H-Davies ENDOR in D2O (rot) <strong>bei</strong> 12651 G und 2 H-Mims-ENDOR in D2O (grün) <strong>bei</strong><br />

12651 G. Die Achse für das letzte Spektrum wurde durch das Verhältnis von gH/gD = 6,514 skaliert, um eine<br />

bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen.<br />

Das ENDOR-Signal zeigt allerdings keine Struktur, die für eine genauere Analyse<br />

herangezogen werden könnte. Die isotropen Kopplungskonstanten der β-CH2-Protonen<br />

hängen vom Diederwinkel zwischen den Ebenen Fe-S-C und S-C-H und der Spindichte<br />

des ungepaarten Elektrons auf dem Schwefelatom des Cysteins ab. Sie können nach einer<br />

erweiterten Heller-McConnel-Gleichung beschrieben werden [92; 105-107] . Auf Grundlage<br />

dieser Gleichung könnte eine Struktur des ENDOR-Spektrums im Sinne von<br />

Bindungswinkeln und Spindichteverteilung interpretiert werden, wodurch Einsichten in die<br />

elektronische und dreidimensionale Struktur gewonnen würden. Durch das Fehlen einer<br />

Struktur der ENDOR-Signale ist eine Interpretation in dieser Richtung nicht möglich.<br />

120<br />

2 H<br />

1 H<br />

1 H


121<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Im Vergleich zum entsprechenden Spektrum von C14G C34S PsaC fällt auf, dass dieses<br />

mit 10 MHz deutlich breiter ist als die Spektren der Modellpeptide, die lediglich 4 MHz<br />

Breite <strong>bei</strong> halber Signalhöhe aufweisen (Abbildung 61). Wenn man davon ausgeht, dass<br />

die Modellpeptide ähnliche Diederwinkel aufweisen, wie sie in den meisten<br />

[4Fe4S] 2+/1+ -Proteinen auftreten [106; 108] , kann diese Beobachtung mit einer geringeren<br />

Spindichte des ungepaarten Elektrons auf den Schwefelatomen der ligandierenden<br />

Cysteine erklärt werden.<br />

A B<br />

Abbildung 61: 1 H-Davies-ENDOR-Spektrum des Modellpeptides FA <strong>bei</strong> 4 K (A) und der Mutante<br />

C14G C34S PsaC <strong>bei</strong> 4 K (B).<br />

Neben dem 1 H-ENDOR-Spektrum wurde von FB zusätzlich ein 2 H-ENDOR-Spektrum<br />

nach Austausch des Lösemittels gegen D2O aufgenommen (Abbildung 60). Es zeigt eine<br />

signifikante Kopplung eines Deuterium-Kerns mit dem Elektronenspin des Eisen-<br />

Schwefel-Zentrums. Dieses Ergebnis kann als Hinweis auf eine Wasserstoffbrücke<br />

interpretiert werden, da die Kopplung durch ein austauschbares Proton verursacht werden<br />

muss. Allerdings kann <strong>bei</strong> der geringen Größe des Peptids nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass auch das Lösemittel direkt mit dem Elektronenspin wechselwirkt. Eine eindeutige<br />

Unterscheidung dieser <strong>bei</strong>den Möglichkeiten ist mit Hilfe der ESEEM-Spektroskopie an<br />

Proben ohne Deuterium Anreicherung möglich.<br />

Daher wurden von den Modellpeptiden und der Untereinheit PsaC ESEEM-Spektren<br />

(X-Band) <strong>bei</strong> 4 K aufgenommen (Abbildung 62). Diese Spektren sind für alle drei


Ergebnisse und Diskussion<br />

untersuchten Verbindungen identisch. Sie zeigen zwei Signale <strong>bei</strong> 15,4 MHz und 3,5 MHz,<br />

die einem Proton und einem Stickstoffatom zugeordnet werden können. Die Detektion des<br />

Stickstoffatoms ist aber nur dann möglich, wenn es mit dem Elektronenspin wechselwirkt.<br />

Daher handelt es sich <strong>bei</strong> der beobachteten 2 H-ENDOR-Kopplung mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit um eine Wasserstoffbrückenbindung zu einem Amidproton, da sonst<br />

keine Stickstoffverbindungen in Frage kommen. Obwohl theoretisch auch eine Kopplung<br />

zu den vorhandenen Aminosäuren Lysin in den Modellen FA und FB für diese<br />

Wasserstoffbrücke in Frage kommen könnte, ist dies unwahrscheinlich, da bisher in<br />

keinem nativen FeS-Protein eine solche Bindung beobachtet werden konnte.<br />

A B<br />

C<br />

Abbildung 62: 3-Puls-ESEEM-Spektren (X-Band) der Modelle FA (A) und FB (B) im Vergleich zu einem<br />

3-Puls-ESEEM-Spektrum von C14G C34S PsaC (C) in H2O <strong>bei</strong> 4 K.<br />

122


3.2.6. Mössbauer-Spektroskopie<br />

123<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Mössbauer-Spektroskopie bietet die Möglichkeit, ein Eisen-Schwefel-Zentrum sowohl<br />

im oxidierten, als auch im reduzierten Zustand zu charakterisieren. Anhand der<br />

Quadrupolaufspaltung ∆EQ und der Isomerenverschiebung δ können die verschiedenen<br />

Arten von Eisen-Schwefel-Zentren unterschieden werden [109] . Um die dargestellten<br />

Mössbauer-Spektren verstehen zu können, ist eine kurze Übersicht über die Redoxzustände<br />

und deren Verteilung innerhalb des FeS-Zentrums nötig, allerdings werden nachfolgend<br />

nur die relevanten Oxidationszustände [4Fe4S] 2+/1+ beschrieben.<br />

Im oxidierten [4Fe4S] 2+ -Zustand liegen formal zwei Fe 3+ und zwei Fe 2+ im FeS-Zentrum<br />

vor. Aufgrund der antiferromagnetischen Kopplung der Ionen untereinander liegt ein<br />

System mit dem Gesamtspin S = 0 vor. Im Mössbauer-Spektrum werden jedoch nicht die<br />

Signale von zwei unterschiedlichen Paaren (2 x Fe 3+ , 2 x Fe 2+ ) beobachtet, sondern ein<br />

Signal, dass auf zwei identische Paare zurückgeführt werden muss [110-112] . Die Eisenionen<br />

liegen daher alle identisch als Fe 2,5+ vor. Wird das FeS-Zentrum reduziert und liegt<br />

anschließend im [4Fe4S] 2+ -Zustand vor, wird die formale Betrachtung komplizierter. Im<br />

einfachsten Fall liegen jetzt drei Fe 2+ - und ein Fe 3+ -Ion im FeS-Zentrum vor. Aus der<br />

antiferromagnetischen Kopplung ergibt sich ein Gesamtspin von S = ½. In diesem Zustand<br />

liegen ebenfalls zwei Paare vor, die aus 2 x Fe 2,5+ und 2 x Fe 2+ bestehen. Sind die <strong>bei</strong>den<br />

Paare jeweils lokalisiert, werden im Mössbauer-Spektrum zwei Signale mit<br />

Isomerenverschiebungen von δ = 0,49 mm/s (Fe 2,5+ ) und δ = 0,62 mm/s (Fe 2+ ) gefunden.<br />

Jedoch müssen diese <strong>bei</strong>den Paare nicht notwendigerweise lokalisiert vorliegen. Wenn die<br />

kubische Struktur des [4Fe4S]-Zentrums unverzerrt vorliegt, können sie ebenfalls über den<br />

Kubus delokalisiert sein und verursachen auf diese Weise ein Signal, welches dem<br />

Mittelwert der <strong>bei</strong>den Einzelsignale entspricht, in diesem Fall wäre eine<br />

Isomerenverschiebung von etwa δ = 0,55 mm/s zu erwarten.<br />

Die Mössbauer-Daten der Modellpeptide FA (Abbildung 63) und FB (Abbildung 64) im<br />

oxidierten Zustand zeigen das charakteristische Spektrum für ein kubisches<br />

[4Fe4S]-Zentrum mit vier identischen Fe 2,5+ Kernen [109] . Im [4Fe4S] 2+ -Zustand weisen die<br />

Modelle für das Zentrum FA und FB eine Isomerenverschiebung von 0,43 mm/s bzw.<br />

0,46 mm/s auf. Die Quadrupolaufspaltung liegt mit einem Wert von 0,99 mm/s für das


Ergebnisse und Diskussion<br />

Peptid FA und 0,97 mm/s für das Peptid FB ebenfalls <strong>bei</strong> charakteristischen Wert für<br />

[4Fe4S] 2+ -Zentren.<br />

A B<br />

Abbildung 63: Mössbauer-Spektren des Modellpeptides FA in oxidiertem (A) und reduziertem (B) Zustand<br />

<strong>bei</strong> 80 K. Die gemessenen Daten sind als schwarze Punkte dargestellt. Die Interpolation der Hauptspezies ist<br />

als rote Linie, die Interpolation der Nebenspezies als grüne Linie und die Summe der interpolierten Kurven<br />

als schwarze Linie (schwarz) dargestellt.<br />

A B<br />

Abbildung 64: Mössbauer-Spektren des Modellpeptides FB in oxidiertem (A) und reduziertem (B) Zustand<br />

<strong>bei</strong> 80 K. Die gemessenen Daten sind als schwarze Punkte dargestellt. Die Interpolation der Hauptspezies ist<br />

als rote Linie, die Interpolation der Nebenspezies als grüne Linie und die Summe der interpolierten Kurven<br />

als schwarze Linie (schwarz) dargestellt. Im oxidierten Zustand wurde keine Verunreinigung durch Fe(II)<br />

gefunden.<br />

Im reduzierten Zustand wird für die Modelle eine Isomerenverschiebung von 0,51 mm/s<br />

(FA) und 0,52 mm/s (FB) beobachtet. Diese Werte können – wie oben beschrieben- als ein<br />

delokalisiertes Fe 2,5+ Fe 2,5+ und ein delokalisiertes Fe 2+ Fe 2+ Paar interpretiert werden. Die<br />

124


125<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

experimentell ermittelten Werte sind geringfügig kleiner als der Mittelwert der <strong>bei</strong>den<br />

lokalisierten Paare und können durch Delokalisation erklärt werden. Die Quadrupolaufspaltung<br />

liegt <strong>bei</strong> 1,03 mm/s und 0,69 mm/s für FA und FB. Die Abnahme der<br />

Quadrupolaufspaltung für FB durch die Reduktion ist ungewöhnlich. Diese Beobachtung<br />

kann durch die Überlagerung der einzelnen Feldgradienten der Eisenkerne erklärt werden.<br />

Jeder Feldgradient besitzt ein Vorzeichen, das allerdings nicht aus den Mössbauer-<br />

Spektren ermittelt werden kann. Wenn der Feldgradient des durch die Reduktion<br />

entstandenen (formalen) Fe 2+ innerhalb des Kubus ein entgegengesetztes Vorzeichen zu<br />

den anderen Eisenkernen hat, kollabiert die Quadrupolaufspaltung des Spektrums, da sie<br />

die Summe aller Feldgradienten darstellt.<br />

Tabelle 13: Zusammenfassung der Mössbauer-Parameter der Modellpeptide im oxidierten und reduzierten<br />

Zustand im Vergleich zu den Mutanten der Untereinheit PsaC von PS I.<br />

Probe δ [mm/s] ∆EQ [mm/s] Linienbreite<br />

FA Modellpeptid (ox) 0,43 0,99 0,56<br />

FA Modellpeptid (red) 0,51 1,03 0,63<br />

FB Modellpeptid (ox) 0,46 0,97 0,56<br />

FB Modellpeptid (red) 0,52 0,69 0,61<br />

C14G C34S PsaC (ox), FA 0,44 0,95 0,44<br />

C14G C34S PsaC (red), FA 0,50 0,97 0,55<br />

C51G C34S PsaC (ox), FB 0,44 0,88 0,58<br />

C51G C34S PsaC (red), FB 0,50 0,97 0,55<br />

In den Spektren des Modells FA und der reduzierten Form des Modells FB tritt zusätzlich<br />

eine zweite Spezies mit einer Isomerenverschiebung von 1,28 mm/s und einer<br />

Quadrupolaufspaltung von 2,99 mm/s auf. Diese Verunreinigung konnte als Fe(II)-Spezies<br />

identifiziert werden, die fünf- oder sechsfach durch Oxoliganden gebunden ist. Bei dieser<br />

Verbindung handelt es sich um Eisenoxide bzw. –hydroxide, die aufgrund ihrer kolloidalen<br />

Struktur über eine Gelfiltration nicht abzutrennen sind. Obwohl diese Verunreinigung <strong>bei</strong><br />

den Mössbauer-Messungen ohne externes Magnetfeld keine negativen Auswirkungen<br />

zeigt, verhindert sie eine Analyse der Proben in Abhängigkeit vom externen Magnetfeld.


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Eisen(III)kerne sind durch Oxo- und Hydroxobrücken derart magnetisch gekoppelt,<br />

dass sie sich wie ein Spin verhalten, der durch seine Relaxation am Kernort der zu<br />

untersuchenden Spezies ein fluktuierendes Magnetfeld erzeugt. Durch diesen<br />

„superparamagnetische Relaxation“ genannten Prozess tritt im Mössbauer-Spektrum <strong>bei</strong><br />

externem Magnetfeld eine große Zahl unterschiedlicher Linien auf, die eine Interpretation<br />

erschweren oder, wie in diesem Fall, unmöglich machen.<br />

Die Peptidmodelle besitzen im Vergleich zu den <strong>bei</strong>den Mutanten von PsaC sehr ähnliche<br />

Mössbauer-Parameter. Unabhängig von der EPR- und der UV-Vis-Spektroskopie konnte<br />

durch die Mössbauer-Spektroskopie gezeigt werden, dass die <strong>bei</strong>den Modellpeptide ein<br />

[4Fe4S] 2+/1+ -Zentrum binden.<br />

3.2.7. Bestimmung des Redoxpotentials der Modellpeptide<br />

FA und FB<br />

Das Redoxpotential ist der wesentliche Parameter, der die Funktion eines redox-aktiven<br />

Kofaktors bestimmt. Daher ist ein Vergleich dieses Wertes mit den nativen FeS-Zentren<br />

des PS I ein wesentliches Kriterium für die Qualität der Modellpeptide.<br />

Das Redoxpotential der Eisen-Schwefel-Zentren wurde durch eine Redoxtitration unter<br />

anaeroben Bedingungen bestimmt und durch UV-Vis-Spektroskopie der Lösung in einer<br />

gasdichten Küvette (d = 1cm) kontrolliert. Da<strong>bei</strong> wurde die Abnahme der Absorption <strong>bei</strong><br />

420 nm in Abhängigkeit vom Potential verfolgt und die erhaltenen Daten nach der Nernst-<br />

Gleichung interpoliert (Abbildung 65). Die EPR-Proben der Lösung werden in der<br />

Glovebox in flüssigem Stickstoff eingefroren und nach Beendigung der Titration <strong>bei</strong> 15 K<br />

und 10 mW Mikrowellenleistung vermessen. Die EPR-Spektren wurden qualitativ<br />

ausgewertet, wo<strong>bei</strong> lediglich Proben berücksichtigt wurden, die kein Signal des reduzierten<br />

[4Fe4S]-Zentrums aufwiesen bzw. <strong>bei</strong>m negativsten Potential der Titration ein starkes<br />

Signal im EPR-Spektrum zeigten. Auf diese Weise wurde der Bereich des Redoxübergangs<br />

eingegrenzt. Zusätzlich wurde eine Titration mit den Mediatoren Methylviologen<br />

(-680 mV), Phenosafranin (-515 mV) und Indigotetrasulfonat (-280 mV) durchgeführt, um<br />

einen optimalen elektrischen Kontakt zwischen Lösung und Elektrode zu garantieren. Die<br />

126


127<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Konzentration der Mediatoren betrug jeweils 0,5 mM in der Lösung. Diese Titration wurde<br />

wie oben beschrieben durch die EPR-Spektroskopie ausgewertet, um den<br />

Übergangsbereich des Redoxpotentials eingrenzen zu können. Eine Auswertung dieser<br />

Titration durch die UV-Vis-Spektroskopie war nicht möglich, da die Mediatoren deutlich<br />

größere Extinktionskoeffizienten aufweisen als die Modellpeptide, die sich zudem für die<br />

oxidierte und die reduzierte Form der Mediatoren unterscheiden. Unabhängig von der<br />

Verwendung der Mediatoren wurde in allen Messungen ein nahezu identisches Potential<br />

für die Modellpeptide ermittelt.<br />

A B<br />

Abbildung 65: Redoxtitration der Peptidmodelle FA (A) und FB (B) mit Dithionit. Durch UV-Vis-<br />

Spektroskopie bestimmte Messpunkte sind in schwarz dargestellt, EPR-Messpunkte in rot.<br />

Bei der Interpolation der Messpunkte wurde die Zahl der Elektronen (n) in der<br />

Nernstgleichung als n = 1 definiert, da es sich um eine ein-Elektronen-Reduktion handelt,<br />

während das Gleichgewichtspotential angepasst wurde. Aus den Messwerten für FA ließ<br />

sich ein Redoxpotential von –491 ± 30 mV ermitteln, während für FB ein kleinerer Wert<br />

von –471 ± 30 mV bestimmt wurde. Im Rahmen des Fehlers sind <strong>bei</strong>de Werte identisch.<br />

Allerdings können die Datenpunkte für FB deutlich besser interpoliert werden. Bei der<br />

Titration von FA werden vollständig oxidierte und vollständig reduzierte Probe <strong>bei</strong> sehr<br />

geringen Potentialunterschieden beobachtet. Dieses Ergebnis lässt den Schluss zu, dass<br />

keine vollständige Gleichgewichtseinstellung zwischen oxidierter und reduzierter Form des<br />

[4Fe4S]-Zentrums vorliegt, wodurch die Potentialmessung ungenau wird. Außerdem findet<br />

die Titration an der unteren Grenze der Reduktionskraft von Dithionit statt, so dass keine


Ergebnisse und Diskussion<br />

Messdaten <strong>bei</strong> negativeren Potentialen aufgenommen werden konnten. Die Titration des<br />

Modellpeptids FB liefert bessere Ergebnisse, da die Messwerte den interpolierten Verlauf<br />

der Nernst-Kurve besser widerspiegeln. Bei dieser Titration können zwei Übergänge<br />

identifiziert werden. Die Reduktion der Hauptspezies <strong>bei</strong> –470 mV und die Reduktion<br />

einer zweiten Spezies, die etwa 10 % der Abnahme der UV-Vis-Absorption <strong>bei</strong> 420 nm<br />

verursacht. Das Redoxpotential dieser Verunreinigung liegt <strong>bei</strong> etwa –200 ± 30 mV und<br />

damit im typischen Bereich eines [3Fe4S]-Zentrums [42] , das bereits in der EPR-spektroskopischen<br />

Charakterisierung als Verunreinigung auftrat. Auf die durch Interpolation der<br />

Messpunkte ermittelte Lage des Redoxpotentials der Hauptspezies hat diese<br />

Verunreinigung keinen Einfluss. Um die erhaltenen Daten abzusichern, wurde versucht,<br />

das Reduktionsmittel Dithionit durch Natriumborhydrid (NaBH4) oder Titan(III)citrat zu<br />

ersetzen. Beide Verbindungen weisen ein deutlich negativeres Redoxpotential als Dithionit<br />

auf. Allerdings konnte <strong>bei</strong> der Verwendung dieser Reduktionsmittel kein EPR-Signal eines<br />

reduzierten [4Fe4S]-Zentrums beobachtet werden. Aus welchem Grund die Modellpeptide<br />

mit Dithionit, aber nicht mit NaBH4 oder Titancitrat reduziert werden können, konnte nicht<br />

geklärt werden. Möglicherweise wird das FeS-Zentrum reduktiv zerstört.<br />

Die Redoxpotentiale der Eisen-Schwefel-Zentren in der Untereinheit PsaC liegen <strong>bei</strong><br />

–530 mV für FA und –580 mV für FB [10] bzw. <strong>bei</strong> –465 mV für FA und –440 mV für FB [9]<br />

(vgl. Abschnitt 1.2.2).<br />

Die Bestimmung der Redoxpotentiale <strong>bei</strong> Raumtemperatur, die zu den positiveren<br />

Literaturwerten führen, stimmen gut mit den Werten überein, die für die Modellpeptide <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur erhalten wurden. Für die Modellpeptide sollten diese Werte unabhängig<br />

von der Temperatur sein, weil eine Verschiebung des Gleichgewichtes mit der Temperatur,<br />

wie sie für die nativen Systeme diskutiert wird, aufgrund der Abwesenheit eines<br />

reversiblen Elektronenakzeptors oder –donors, nicht möglich ist. Im nativen PS I kann das<br />

Elektron dagegen abhängig von der Temperatur auf den Zentren FA und FB delokalisiert<br />

vorliegen, wodurch die Messergebnisse beeinflusst werden könnten.<br />

Das negative Redoxpotential wird möglicherweise durch zwei der 16 Aminosäuren<br />

entscheidend beeinflusst. Die Modellpeptide FA und FB unterschieden sich in den<br />

Positionen 8 und 9 von der Mehrheit der natürlichen Proteine mit [4Fe4S]-Zentren. Bei<br />

Ferredoxinen unterschiedlicher Spezies wird in diesen Positionen ein Glycin bzw. ein<br />

Alanin gefunden, also unpolare Aminosäuren mit kleinen Seitenketten. Im Modellpeptid<br />

128


129<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

FA sind diese Positionen durch Lysin bzw. Arginin und im Modellpeptid FB durch<br />

Threonin bzw. Glutamin besetzt. Der Austausch einer unpolaren Aminosäure gegen eine<br />

polare oder geladene Aminosäure sollte einen drastischen Einfluss auf das Redoxpotential<br />

des FeS-Zentrums haben. In synthetischen Modellen, die an diesen Positionen die<br />

unpolaren Aminosäuren aufwiesen, wurden Redoxpotentiale von –350 mV gefunden [94] .<br />

Das Ergebnis der Redoxtitration zeigt, dass die kurze Aminosäuresequenz mit 16 Resten<br />

effektiv in der Lage ist, die eingebauten [4Fe4S]-Zentren gegen das Lösemittel<br />

abzuschirmen und eine ausreichend hydrophobe Umgebung zu bilden. Trotz ihrer geringen<br />

Größe weisen die <strong>bei</strong>den Peptide FA und FB die negativsten Reduktionspotentiale aller<br />

künstlichen [4Fe4S]-Zentren auf.<br />

3.2.8. NMR-Spektroskopie<br />

Bei einem Polypeptid von 16 Aminosäuren bietet sich zur Bestimmung der Struktur die<br />

NMR-Spektroskopie an, da die Seitenketten der Cysteinreste durch den engen Kontakt zu<br />

den paramagnetischen Zentren direkt identifiziert werden können. Durch Verwendung von<br />

eindimensionalen und zweidimensionalen NOE-Spektren können die restlichen<br />

Aminosäuren identifiziert und eine Struktur in Lösung bestimmt werden, die für die<br />

weitere Analyse der EPR- und ENDOR-Daten in Bezug auf die Spindichteverteilung des<br />

ungepaarten Elektrons in dem FeS-Zentrum hilfreich wäre.<br />

Die 1 H-NMR-Spektren der Modellpeptide FA und FB zeigen die Protonen der Aminosäuren<br />

im erwarteten Bereich zwischen 0 ppm und 9 ppm. Aufgrund der paramagnetischen<br />

Eigenschaften der Probe ist die Auflösung der individuellen Linien jedoch gering. Es<br />

konnten weder für das Modell FA noch für das Modell FB paramagnetisch verschobene<br />

Signale nachgewiesen werden, wo<strong>bei</strong> ein Messbereich bis 70 ppm untersucht wurde. Das<br />

vollständige Fehlen der Signale in der näheren Umgebung der paramagnetischen Zentren<br />

führte zu der Annahme, dass die Signale zu stark verbreitert werden und daher nicht mehr<br />

detektiert werden können. Die NMR-Spektroskopie wird ebenfalls durch das Auftreten der<br />

kolloidalen Eisenpartikel erschwert, die bereits die Mössbauer-Spektroskopie <strong>bei</strong><br />

angelegtem Magnetfeld verhindert haben und durch die Tatsache, dass die Peptide mit<br />

[4Fe4S]-Zentrum lediglich eine Minderheit der gesamten Probe darstellen. Bevor diese


Ergebnisse und Diskussion<br />

Methode zu dem gewünschten Ergebnis führen kann, muss zunächst der Einbau der<br />

FeS-Zentren optimiert und anschließend die unspezifisch gebundenen Eisenionen aus der<br />

Probe entfernt werden.<br />

3.2.9. Bindung an das Photosystem I<br />

Beide Modellpeptide sollten auch bezüglich ihrer Fähigkeit untersucht werden, an das<br />

Photosystem I, nach Entfernung der Untereinheiten C, D und E, zu binden. Zusammen mit<br />

den Untereinheiten werden die FeS-Zentren FA und FB des PS I entfernt, während das<br />

Zentrum FX, das von den Untereinheiten PsaA und PsaB gebunden wird, im PS I verbleibt.<br />

Während das Peptid FA drei Aminosäuren enthält, die direkt an der Bindung der<br />

Untereinheit C beteiligt sind, besitzt das Peptid FB keine Aminosäure, die an dieser<br />

Wechselwirkung teilnimmt. Daher wird für FA eine höhere Wahrscheinlichkeit der<br />

Bindung an das PS I erwartet.<br />

3.2.9.1. Optische Experimente<br />

Die Kinetik der Ladungsrekombination nach Anregung durch einen Laserblitz ist für das<br />

Photosystem I bereits in früheren Studien untersucht worden [113] (vgl. Abschnitt<br />

5.1.11) [114] . Da<strong>bei</strong> zeigte sich ein deutlicher Unterschied in der Kinetik der Rückreaktion<br />

zwischen nativem PS I und modifiziertem PS I, <strong>bei</strong> dem die Untereinheiten C, D und E<br />

entfernt wurden, weil ohne diese Untereinheiten die terminalen Elektronenakzeptoren<br />

fehlen (Abbildung 66). Wenn eines der Modellpeptide in der Nähe des FX-Zentrums bindet<br />

und dadurch am Elektronentransfer beteiligt ist, ist eine Änderung der Rückreaktionskinetik<br />

zu erwarten. In diesem Fall läge im Anschluss an das Zentrum FX ein weiterer<br />

Elektronenakzeptor vor, der in der Kinetik der Ladungsrekombination eine Änderung<br />

verursachen würde.<br />

Die Experimente zur Bestimmung der Kinetik der Ladungsrekombination wurden zunächst<br />

in Gegenwart eines Überschusses je eines der Peptidmodelle durchgeführt. Nachdem eine<br />

Änderung der Kinetik beobachtet werden konnte, wurde das überschüssige Peptide durch<br />

wiederholte Verdünnung und Konzentration der Probe über einen Mikrokonzentrator<br />

130


131<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

(Membrangröße 100 kDa) entfernt. Bei der anschließenden erneuten Messung wurde eine<br />

identische Kinetik beobachtet.<br />

Abbildung 66: Ar<strong>bei</strong>tsmodell zum Verständnis der Ladungsrekombinationskinetik im PS I in Gegenwart der<br />

Modellpeptide (Mp) basierend auf den Daten des nativen PS I (modifiziert nach Golbeck et al. [93] ). Die Wege<br />

der Ladungsrekombination im PS I ohne seine stromalen Untereinheiten C, D und E sind in schwarz<br />

dargestellt und diejenigen im nativen PS I in rot. Der ideale Fall der Beteiligung der Modellpeptide am<br />

Elektronentransfer ist in grün dargestellt. Da vom PS I in Gegenwart der Peptidmodelle keine Kristallstruktur<br />

untersucht wurde, wurde das Energieniveau (Mp) an einem logisch sinnvollen Punkt entlang der Abszisse<br />

positioniert.<br />

Die Kinetik der Rückreaktion im PS I zeigt eine Verlangsamung in Gegenwart eines<br />

Überschusses von jeweils einem Modellpeptid im Vergleich zur Referenz (Abbildung 67).<br />

Dieses Ergebnis kann dahingehend interpretiert werden, dass die Modelle am<br />

Elektronentransfer beteiligt sind. Zusätzlich bleibt der Einfluss der Modellpeptide trotz<br />

Aufreinigung durch wiederholtes verdünnen und aufkonzentrieren der Probe


Ergebnisse und Diskussion<br />

(100 kDa Membrangröße) erhalten. Diese Beobachtung weist auf eine stabile Bindung<br />

bzw. einen irreversiblen Einfluss der Modellpeptide hin. Die einzige Position für eine<br />

solche Beteiligung am Elektronentransfer ist die Bindungsstelle der Untereinheit PsaC, da<br />

die restlichen Kofaktoren der Elektronentransportkette im Inneren des Proteins liegen und<br />

daher nicht für die Modellpeptide zugänglich sind.<br />

Abbildung 67: Blitzlicht-induzierte transiente Absorptionsänderung von P700 in PS I zur Bestimmung der<br />

Kinetik der Ladungsrekombination. Das Photosystem I ohne die Untereinheiten C, D und E (schwarz) zeigt<br />

eine schnellere Kinetik im Vergleich zu Messungen in Gegenwart der Modellpeptide FA (blau) und FB (grün).<br />

3.2.9.2. EPR-Experimente<br />

Wie die optische Untersuchung der Elektronentransferkinetik gezeigt hat, sind <strong>bei</strong>de<br />

Peptide in der Lage, mit dem Photosystem I, dem die Untereinheiten C, D und E fehlen, zu<br />

interagieren und dadurch den Elektronentransfer zu beeinflussen Wenn die Modelle am<br />

Elektronentransfer beteiligt sind, müsste im EPR-Spektrum <strong>bei</strong> Belichtung der Probe das<br />

Signal des reduzierten [4Fe4S] 1+ -Zentrums auftreten.<br />

Wird das modifizierte Photosystem I in Gegenwart eines der Modellpeptide <strong>bei</strong> 10 K<br />

belichtet, wird kein Signal eines reduzierten FeS-Zentrums beobachtet. Das<br />

Kontrollexperiment mit nativem Photosystem I inklusive der Untereinheiten C, D und E<br />

zeigt nach der Belichtung <strong>bei</strong> 10 K das erwartete Interaktionsspektrum der <strong>bei</strong>den<br />

132


133<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

reduzierten Eisen-Schwefel-Zentren mit g-Werten von 2,056, 1,949 und 1,899 für das<br />

Zentrum FA und 2,056, 1,934 und 1,899 für das Zentrum FB [115] . Da die im<br />

vorangegangenen Kapitel beschriebenen optischen Messungen <strong>bei</strong> Raumtemperatur<br />

durchgeführt wurden, konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass der<br />

Elektronentransfer zu den Modellpeptiden durch die tiefe Temperatur beeinflusst wird. Um<br />

diese Möglichkeit auszuschließen, wurde das Experiment wiederholt und die Proben unter<br />

kontinuierlicher Belichtung eingefroren, so dass der Elektronentransfer <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur stattfinden konnte, aber eine Ladungsrekombination durch die tiefe<br />

Temperatur verhindert wird. Auch in diesem Fall konnte für das vollständige Photosystem<br />

I das erwartete Spektrum beobachtet werden, während die Proben, die die Modellpeptide<br />

enthielten, keine Signale eines reduzierten [4Fe4S]-Zentrums aufwiesen.<br />

Mit Hilfe der EPR-Spektroskopie konnte kein Nachweis für eine Bindung der Peptide an<br />

das Photosystem I ohne seine stromalen Untereinheiten C, D und E erbracht werden.<br />

Allerdings stellt diese Beobachtung nicht unbedingt einen Widerspruch zu den optischen<br />

Messungen dar. Der Einfluss der Ladungsrekombination, der durch die optischen<br />

Messungen detektiert wurde, muss nicht unbedingt durch eine direkte Beteiligung des<br />

Modellpeptides im Rahmen einer Reduktion stattfinden. Durch eine Bindung an das<br />

Photosystem könnte die Geometrie in der Umgebung des FX-Zentrums verändert werden,<br />

sodass eine veränderte Kinetik der Ladungsrekombination resultiert. Allerdings gibt es im<br />

Augenblick keine Daten, die die Wechselwirkung der Modellpeptide mit dem Photosystem<br />

näher beschreiben oder eine fundierte Interpretation zulassen.


Ergebnisse und Diskussion<br />

3.2.10. Zusammenfassung<br />

In diesem Teil der Ar<strong>bei</strong>t konnten vier unterschiedliche Peptide mit jeweils 16<br />

Aminosäuren Länge unter Verwendung der Fmoc-basierten SPPS dargestellt und<br />

charakterisiert werden, mit denen ein [4Fe4S]-Zentrum gebunden werden sollte. Als<br />

Vorbild für diese Modelle dienten die drei Eisen-Schwefel-Zentren FA, FB und FX des<br />

Photosystems I. Eines der Peptide (FX1) war nicht in der Lage den gewünschten Kofaktor<br />

einzubauen, während ein weiteres Peptid (FX2) den gewünschten Kofaktor nicht spezifisch<br />

genug eingebaut hat. Hier<strong>bei</strong> wurde mindestens eine weitere paramagnetische Spezies<br />

gebildet, die nicht detailliert charakterisiert werden konnte. Die <strong>bei</strong>den synthetischen<br />

Peptide FA und FB binden den gewünschten Kofaktor. Durch EPR- und Mössbauer-<br />

Spektroskopie konnte die Identität der Kofaktoren in <strong>bei</strong>den Redoxzuständen [4Fe4S] 2+/1+<br />

zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die für native FeS-Proteine charakteristische<br />

Merkmale, wie Wasserstoffbrückenbindungen und Elektronenspindichte auf den<br />

Sulfidionen des FeS-Zentrums, wurden durch ENDOR- und ESEEM-Spektroskopie<br />

nachgewiesen. Obwohl eine detaillierte Analyse der ENDOR-Spektren bezüglich der<br />

Bindungswinkel der Cystein β-CH2-Gruppen und der Spindichte auf den Sulfidionen des<br />

FeS-Zentrums nicht möglich war, zeigen sie bereits deutliche Unterschiede der Modelle<br />

zum nativen Vorbild auf. Die Spindichte des ungepaarten Elektrons auf den Sulfidionen ist<br />

in den Modellen wahrscheinlich deutlich geringer als in den Zentren des nativen<br />

Photosystems I. Die Modelle besitzen Redoxpotentiale von –490 mV (FA) und –470 mV<br />

(FB), die im Rahmen des Fehlers identisch sind. Trotz ihrer geringen Größe weisen die<br />

<strong>bei</strong>den Peptide FA und FB damit das negativste Redoxpotential aller bisher dargestellten<br />

Peptid-basierten Modelle auf und liegen verhältnismäßig dicht an den Werten ihrer nativen<br />

Vorbilder. Im Vergleich zu den Zentren FA und FB in der Untereinheit PsaC des<br />

Photosystems I zeigen die experimentell ermittelten Daten des Peptidmodells FB generell<br />

eine bessere Übereinstimmung. Sowohl im Redoxpotential, als auch <strong>bei</strong> den magnetischen<br />

Eigenschaften zeigt es eine deutlich bessere Übereinstimmung mit dem nativen Vorbild als<br />

das Peptidmodell FA. Letzteres weist deutlich kürzere Relaxationszeiten in der EPRspektroskopischen<br />

Untersuchung auf, die möglicherweise auf die Bildung von Aggregaten<br />

zurückzuführen ist.<br />

134


3.2.11. Ausblick<br />

135<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Bei der Fortführung dieses Projektes steht die Analyse, wie das Peptid die Eigenschaften,<br />

insbesondere das Redoxpotential, des Kofaktors beeinflusst, klar im Vordergrund.<br />

Basierend auf der Analyse von 510 natürlichen Eisen-Schwefel Proteinen [95] kann der<br />

Einfluss der einzelnen Aminosäuren auf das Redoxpotential untersucht werden. Da<strong>bei</strong> sind<br />

die Aminosäuren zwischen dem ersten und dritten Cystein der Bindungssequenz von<br />

besonderem Interesse. Die in dieser Ar<strong>bei</strong>t ausführlich charakterisierten Peptidmodelle FA<br />

und FB unterscheiden sich in den Positionen 8 und 9 ihrer Aminosäuresequenz direkt nach<br />

dem zweiten konservierten Cystein deutlich von der Mehrheit der natürlichen Proteine. In<br />

den nativen Sequenzen wird in der Position 8 zu 47 % ein Glycin und in der Position 9 zu<br />

18 % ein Alanin gefunden. Während dies die häufigsten Aminosäuren in diesen Positionen<br />

sind, werden an diesen Stellen im Modell FA die Aminosäuren Lysin und Arginin bzw. in<br />

FB Threonin und Glutamin eingesetzt, weil sie in der nativen Bindungssequenz der<br />

jeweiligen Zentren auftreten. Der Einfluss dieser polaren bzw. geladenen (Arg)<br />

Aminosäuren auf das Redoxpotential des FeS-Zentrums müsste nachweisbar sein,<br />

insbesondere, weil ein recht ähnliches Modell, das FdM-Pa, welches ebenfalls aus 16<br />

Aminosäuren besteht, ein Redoxpotential von –350 mV aufweist [94] . Die Änderung des<br />

Redoxpotentials von etwa 100 mV durch den Austausch einer einzelnen polaren gegen<br />

eine unpolare Aminosäure würde eindeutig die bisher gängigen Modelle des Einflusses der<br />

Peptidkette auf diese Klasse der Kofaktoren unterstützen.<br />

In einem zweiten Ansatz kann die Sequenz insgesamt überar<strong>bei</strong>tet werden, um die geringe<br />

Effizienz der Rekonstitution zu verbessern. Da von den Modellpeptiden keine strukturellen<br />

Informationen erhalten werden konnten und eine Kristallisation von synthetischen<br />

Peptiden häufig schwieriger ist als im Fall von nativen Proteinen, wäre aufgrund der<br />

geringen Länge des Peptides ein kombinatorischer Ansatz denkbar. Von den 16<br />

Aminosäuren sind die vier Positionen der Cysteinliganden festgelegt. Außerdem haben<br />

frühere Studien ergeben, dass hinter dem ersten Cystein eine Aminosäure mit sterisch<br />

aufwändiger Seitenkette positioniert sein sollte, z. B. Isoleucin oder Valin, und das<br />

gesamte Bindungsmotiv durch ein Prolin terminiert wird. Die Aminosäure Tryptophan in<br />

Position 16 dient als spektroskopische Sonde und ist daher ebenfalls von Veränderungen<br />

der Peptidkette ausgenommen. Von den restlichen 9 Positionen könnte zunächst der


Ergebnisse und Diskussion<br />

künstlich entworfene Mini-„loop“ <strong>bei</strong>behalten werden, wodurch nur noch sechs variable<br />

Positionen bleiben. Als „screening“-Parameter wäre in diesem Fall das durch<br />

UV-Vis-Spektroskopie bestimmte Bandenverhältnis der Absorptionen <strong>bei</strong> 280 nm und<br />

400 nm.<br />

Auf diese Weise kann in kurzer Zeit eine optimale Effizienz der Rekonstitution erreicht<br />

werden, allerdings würden die in dieser Ar<strong>bei</strong>t beschriebenen Eigenschaften der Modelle<br />

<strong>bei</strong> dieser Vorgehensweise verloren gehen.<br />

136


4. Zusammenfassung<br />

137<br />

Zusammenfassung<br />

Die Charakterisierung der nativen Photosysteme ist aufgrund der Zahl der in ihnen<br />

enthaltenen Kofaktoren äußerst schwierig. Jeder einzelne Kofaktor wird durch seine<br />

direkte Proteinumgebung derart beeinflusst, dass er seine Aufgabe im Gesamtkonzept<br />

optimal ausführen kann. Um ein derart komplexes System untersuchen und verstehen zu<br />

können, müssen zunächst die Bausteine, aus denen es besteht, charakterisiert und<br />

verstanden werden. Dies ist nur möglich, wenn kleine und einfach strukturierte<br />

Modellsysteme zur Verfügung stehen, die vollständig charakterisiert und umfassend<br />

variiert werden können.<br />

Der lichtangeregte Triplettzustand von Chlorophyllen und Phäophytinen senkt durch seine<br />

lange Lebensdauer und seine hohe Reaktivität die Effizienz der photosynthetischen<br />

Lichtreaktion und kann zu irreparablen Schäden in den Reaktionszentren führen. Aus<br />

diesem Grund muss er in nativen Systemen effizient und schnell gelöscht werden, was<br />

durch die Carotinoide in den Photoreaktionszentren erreicht wird. Als spektroskopische<br />

Sonde ist er dagegen unverzichtbar, da er die Möglichkeit bietet, direkt die Molekülorbitale<br />

des lichtangeregten Singulettzustands (HOMO und LUMO) zu untersuchen. Die wichtigste<br />

spektroskopische Methode, um lichtangeregte Triplettzustände zu charakterisieren, ist die<br />

EPR-Spektroskopie und die darauf aufbauende ENDOR-Spektroskopie.<br />

Ein Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t war die EPR- und ENDOR-spektroskopische Charakterisierung von<br />

monomeren Chlorophyll a Derivaten und Zink-Protoporphyrin. Metall-Protoporphyrine<br />

sind in nativen Systemen zwar nicht an Photoreaktionen beteiligt, zeichnen sich jedoch<br />

durch eine hohe Triplettausbeute nach Lichtanregung aus und dienen in dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

stellvertretend für Porphyrine als Testmoleküle.<br />

Weil Chlorophylle und deren Derivate in organischen Lösemitteln zur Aggregation neigen<br />

und in wässrigen Lösungen nahezu vollständig unlöslich sind, wurde auf eine Proteinbasierte<br />

Matrix zur Erzeugung von monomeren Chlorophyllderivaten in Lösung<br />

zurückgegriffen. Auf diese Weise konnten die Komplexe von ZnPPIX, ZnPheid a,<br />

ZnPPheid a, ZnMePPheid a und ZnMePPheid a mit Apo-Myoglobin dargestellt werden.


Zusammenfassung<br />

Die Komplexe wurden durch die UV-Vis-Spektroskopie charakterisiert, wo<strong>bei</strong> alle<br />

Kofaktoren nach Einbau in die Proteinmatrix eine Verschiebung der Absorptionsbanden in<br />

den langwelligen Bereich zeigten. Um die Integrität der Proteinkomplexe zu überprüfen,<br />

wurde ihre Stabilität gegenüber der Entfaltung untersucht. Die Tatsache, dass eine<br />

Stabilisierung der Proteinstruktur gegenüber der Apo-Form nur <strong>bei</strong> einigen Kofaktoren<br />

gefunden werden konnte, wurde als ein Homogenitäts- bzw. Heterogenitätskriterium<br />

verwendet. Diese Interpretation wurde durch die NMR-Spektroskopie unterstützt, mit der<br />

die Homogenität der Proteinkomplexe anhand von zwei Signalen untersucht werden<br />

konnte, die <strong>bei</strong> negativen ppm-Werten im Spektrum auftraten und der Aminosäure Valin<br />

68 zugeordnet wurden. Nach der vollständigen Charakterisierung der Proteinkomplexe<br />

wurden die Triplettzustände nach Lichtanregung durch die EPR- und ENDOR-<br />

Spektroskopie untersucht. Die Nullfeldparameter, die durch die EPR-spektroskopischen<br />

Messungen erhalten wurden, zeigten eine gute Übereinstimmung mit nativen Systemen.<br />

Die ENDOR-Spektren konnten durch die Ergebnisse quantenchemischer Rechnungen<br />

interpretiert werden. Hier<strong>bei</strong> konnten erstmals die vier Methinprotonen und alle<br />

Methylgruppen des Ringsystems zugeordnet werden. Der Vergleich der freien Kofaktoren<br />

und denjenigen, die durch das Protein komplexiert vorlagen, zeigte, dass die<br />

Hyperfeinkopplungskonstanten der Methinprotonen und einiger Methylgruppen durch die<br />

Komplexierung zunahmen, während die Kopplungskonstanten der restlichen Substituenten<br />

nahezu unverändert blieben.<br />

Durch die Verwendung unterschiedlicher Kofaktoren konnte ebenfalls festgestellt werden,<br />

dass eine unveresterte Propionsäure als Substituent des Kofaktors das Bindungsverhalten<br />

verbessert, während ein Methylester negative Auswirkungen hat. Mit den veresterten<br />

Kofaktoren konnten keine stöchiometrischen Komplexe dargestellt werden.<br />

Die in dieser Ar<strong>bei</strong>t vorgestellten Ergebnisse zeigen das Potential der dargestellten<br />

Modellkomplexe, monomere Kofaktoren abhängig von der Proteinumgebung vollständig<br />

zu charakterisieren. Durch Variationen in der Proteinumgebung kann der Einfluss des<br />

Proteins auf die Eigenschaften des Kofaktors untersucht werden. Insbesondere die<br />

Verteilung der Elektronenspindichte nach Lichtanregung auf dem Molekülgerüst kann auf<br />

diese Weise detailliert untersucht werden. Ferner besteht die Möglichkeit, die hier<br />

durchgeführten Untersuchungen auf eine Vielzahl photoaktiver, biologisch relevanter<br />

138


139<br />

Zusammenfassung<br />

Kofaktoren auszudehnen und eine wichtige Interpretationshilfe für die Prozesse in den<br />

photosynthetisch aktiven Proteinen bereitzustellen.<br />

Neben den Chlorophyllen und ihren metallfreien Basen, den Phäophytinen, sind<br />

[4Fe4S]-Zentren als terminale Elektronenakzeptoren ein wichtiger Bestandteil des<br />

Photosystems I. Daher wurden in einem zweiten Teil dieser Ar<strong>bei</strong>t Modellpeptide für diese<br />

Zentren entworfen.<br />

Die Modellpeptide wurden unter Verwendung der Fmoc-Peptidsynthese mit 16 %<br />

Ausbeute dargestellt und durch HPLC-Chromatographie und MALDI-TOF-<br />

Massenspektrometrie charakterisiert. In den wichtigsten spektroskopischen Eigenschaften<br />

entsprechen die Modelle von FA und FB ihren Vorbildern aus der Untereinheit PsaC des<br />

Photosystems I. Nach dem Einbau der FeS-Zentren zeigen die Modellpeptide ein für<br />

[4Fe4S]-Zentren charakteristisches UV-Vis-Spektrum mit einer Absorption <strong>bei</strong> 400 nm,<br />

die durch einen charge-transfer von den Sulfid- zu den Eisenionen verursacht wird. Diese<br />

Absorptionsbande nimmt durch Reduktion des durch das jeweilige Modellpeptid<br />

gebundene FeS-Zentrum um etwa 50 % ab, wie es für ein solches System erwartet wird.<br />

Bei der EPR-spektroskopischen Charakterisierung im reduzierten Zustand weisen die<br />

Modellpeptide nur geringe Abweichungen von den FeS-Zentren FA und FB des PS I auf.<br />

Die g-Werte von 2,04, 1,93, und 1,90 stimmen mit den Daten des nativen Systems überein.<br />

Im oxidierten Zustand sind die [4Fe4S] 2+ -Zentren EPR-inaktiv und können durch diese<br />

Methode nicht charakterisiert werden. Diese Lücke konnte durch Verwendung der<br />

Mössbauer-Spektroskopie geschlossen werden. Sie bietet die Möglichkeit, verschiedene<br />

FeS-Zentren in ihren unterschiedlichen Redoxzuständen zu unterscheiden, wodurch die<br />

Peptid-gebundenen [4Fe4S]-Zentren unabhängig von anderen Methoden in <strong>bei</strong>den<br />

Redoxzuständen charakterisiert werden konnten. Durch die ENDOR-Spektroskopie konnte<br />

gezeigt werden, dass die Spindichteverteilung innerhalb des FeS-Zentrums von derjenigen<br />

der nativen Systeme abweicht, wodurch kleinere Hyperfeinkopplungskonstanten<br />

resultierten. Durch die gleiche Methode konnten erste Hinweise auf<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zwischen dem FeS-Zentrum und Amidprotonen der<br />

Polypeptidkette erhalten werden. Diese Ergebnisse konnten durch den Vergleich der<br />

ESEEM-Spektren des nativen Systems mit denen der <strong>bei</strong>den Modellpeptide bestätigt<br />

werden. Das Redoxpotential, die wichtigste Eigenschaft für einen Kofaktor des<br />

Elektronentransfers, liegt in einem vergleichbaren Bereich, wie er für das native System


Zusammenfassung<br />

beschrieben ist. Damit wurden in dieser Ar<strong>bei</strong>t Modellpeptide mit dem bisher negativsten<br />

Redoxpotential (-470 mV) hergestellt. Trotz ihrer geringen Größe von lediglich 16<br />

Aminosäuren sind die Modellpeptide in der Lage, das FeS-Zentrum gut gegen das<br />

umgebende Lösemittel abzuschirmen, so dass ein derart negatives Redoxpotential<br />

ermöglicht wird. Da andere Modellsysteme mit ähnlichen Peptidlängen ein Redoxpotential<br />

etwa 100 mV positiver aufwiesen, muss dieser Parameter signifikant durch die<br />

Polypeptidkette beeinflusst werden. Ein kurzes synthetisches Peptid bietet die beste<br />

Möglichkeit, diesen Einfluss zu studieren. Der wesentliche Unterschied der hier<br />

dargestellten Modelle zu früheren Ansätzen liegt in den Positionen 8 und 9 der<br />

Peptidsequenz. In dieser Ar<strong>bei</strong>t treten polare bzw. geladene Aminosäuren an diesen<br />

Positionen in der Sequenz auf, während in früheren Studien unpolare Aminosäuren mit<br />

kleinen Seitenketten verwendet wurden.<br />

Neben Modellen für die FeS-Zentren FA und FB wurden auch Modellpeptide für das<br />

Zentrum FX dargestellt. Sie waren jedoch nicht in der Lage, ausschließlich das gewünschte<br />

[4Fe4S]-Zentrum zu binden. Das FX-Zentrum, das durch die Untereinheiten PsaA und<br />

PsaB im Photosystem I gebunden wird, ist äußerst schwierig zu modellieren, da zwei<br />

flexible „loops“ ohne Sekundärstrukturelemente im PS I die Liganden bereitstellen. Eine<br />

solche Struktur kann ohne externe Vorgabe der Konformation wahrscheinlich nicht durch<br />

ein kurzes Peptid modelliert werden. Die dargestellten Strukturen sind zu flexibel,<br />

wodurch der Entropieverlust des Systems, der durch Bindung eines FeS-Zentrums entsteht,<br />

nicht durch die Bindungsenthalpie des Zentrums aufgewogen werden kann.<br />

Ein weiteres Ziel der Ar<strong>bei</strong>t war es, zu untersuchen, inwieweit eine Wechselwirkung der<br />

Modellpeptide mit dem PS I zu beobachten ist, bzw. ob die Modelle in der Lage sind, die<br />

Funktion der natürlichen FeS-Zentren zu übernehmen.<br />

Die absorptionsspektroskopische Analyse der Ladungsrekombinationskinetik nach<br />

Lichtanregung im PS I zeigt eine Verlangsamung der Kinetik in Gegenwart der<br />

Modellpeptide. Überraschenderweise zeigen <strong>bei</strong>de Modellpeptide einen ähnlich starken<br />

Einfluss auf die Kinetik, was als Wechselwirkung mit dem PS I interpretiert werden muss.<br />

Allerdings weist nur das Modellpeptid FA drei Aminosäuren auf, die an der Bindung der<br />

nativen Untereinheit PsaC zum PS I-Kern, bestehend aus den Untereinheiten PsaA und<br />

PsaB, beteiligt sind. Eine Wechselwirkung dieses Peptides mit dem PS I-Kern wurde<br />

erwartet und experimentell gefunden. Das Modell FB besitzt keine Aminosäure, die im<br />

140


141<br />

Zusammenfassung<br />

natürlichen PS I an der Bindung der Untereinheit PsaC beteiligt ist. Trotzdem zeigt dieses<br />

Modell den gleichen Effekt wie das Modell FA. Welche Ursache der Einfluss der<br />

Modellpeptide auf die Kinetik der Ladungsrekombination hat, konnte nicht abschließend<br />

geklärt werden. Eine Reduktion der Modelle durch Aufnahme eines Elektrons vom FX-<br />

Zentrum aus dem PS I-Kern ist die wahrscheinlichste Art der Interaktion. Diese konnte<br />

jedoch durch die EPR-Spektroskopie nicht nachgewiesen werden. Eine rein statische<br />

Wechselwirkung, die die Eigenschaften des Zentrums FX ändert, ist zwar ebenfalls<br />

möglich, ist aber experimentell äußerst schwer nachzuweisen.<br />

Die Untersuchung der Modellpeptide durch die NMR-Spektroskopie, um strukturelle<br />

Informationen zu erhalten, erbrachte keine auswertbaren Ergebnisse. In keinem Spektrum<br />

konnten paramagnetisch verschobene Signale von Aminosäuren beobachtet werden. Die<br />

Untereinheit PsaC dagegen konnte in früheren Ar<strong>bei</strong>ten im isolierten Zustand und<br />

gebunden an das PS I vollständig durch die NMR-Spektroskopie charakterisiert werden.<br />

Um durch die NMR-Spektroskopie Aufschluss über die Struktur der Modellpeptide in<br />

Lösung zu erhalten, muss daher zunächst die Einbaueffizienz der FeS-Zentren in die<br />

Modellpeptide erhöht werden.<br />

Die in dieser Ar<strong>bei</strong>t dargestellten Modellpeptide bieten das Potential zu einem besseren<br />

Verständnis, wie die physikalischen Eigenschaften eines Eisen-Schwefel-Zentrums durch<br />

die Proteinumgebung beeinflusst werden, <strong>bei</strong>zutragen. Die Peptidsequenzen können<br />

schnell dargestellt und einfach in einer beliebigen Position variiert werden. Nach der<br />

Rekonstitution können sie durch verschiedene spektroskopische Methoden bezüglich der<br />

Einbaueffizienz und ihrer magnetischen Eigenschaften charakterisiert werden, wodurch<br />

Rückschlüsse auf den Einfluss der veränderten Peptidsequenz gezogen werden können.


Zusammenfassung<br />

142


5. Experimenteller Teil<br />

5.1. Geräte und Methoden<br />

5.1.1. NMR-Spektroskopie<br />

143<br />

Experimenteller Teil<br />

Die NMR-Spektren wurden nach dem Fast-Fourier-Transform (FFT)-Verfahren mit den<br />

Spektrometern DRX-500 und DRX-400 der Firma Bruker aufgenommen. Die chemischen<br />

Verschiebungen werden in Bezug auf das verwendete deuterierte Lösemittel angegeben.<br />

Bei in Wasser gelösten Proben erfolgte die Lösemittelunterdrückung durch das Verfahren<br />

der „Presaturation“, <strong>bei</strong> dem die Resonanzlinie des Lösemittels Wasser vor jedem<br />

Messzyklus gesättigt wird. Die Signalmultiplizitäten werden durch die Abkürzungen<br />

s (Singulett), d (Dublett), t (Triplett), q (Quartett) und m (Multiplett) angegeben. Die<br />

Kopplungskonstanten J werden in Hertz (Hz) angegeben. Die Zuordnung der Signale<br />

erfolgt durch Vergleich mit Literaturdaten.<br />

5.1.2. UV-Vis-Spektroskopie<br />

Die UV-Vis-Absorptionsspektren wurden entweder mit einem ATI Unicam UV2-300<br />

Spektrometer oder einem Shimadzu UV-2401PC Spektrometer aufgenommen. Es werden<br />

die Wellenlängen der Absorptionsmaxima, sowie deren relative Intensität angegeben. Alle<br />

Spektren wurden in Quarzküvetten mit einer Schichtdicke von 1 cm gegen eine<br />

Referenzküvette mit Referenzlösemittel gemessen. Banden, die aufgrund von<br />

Überlagerungen mit anderen Absorptionsbanden kein ausgeprägtes Maximum aufweisen,<br />

werden mit sh (shoulder) gekennzeichnet.


Experimenteller Teil<br />

5.1.3. Infrarot-Spektroskopie<br />

Die Infrarot-Spektren wurden in einem Bruker IFS 66 FT-IR-Spektrometer oder einem<br />

Perkin-Elmer 1600 Spektrometer in KBr als Matrix gemessen. Die Position der Banden<br />

wird in Wellenzahlen (cm -1 ) angegeben. Die Angabe beschränkt sich auf die stärksten<br />

Banden der jeweiligen funktionellen Gruppen.<br />

5.1.4. Massenspektrometrie<br />

Die Massenspektren der Peptide und Proteine wurden durch Matrix-Assisted Laser<br />

Desorption Ionization Time of Flight (MALDI-TOF) Spektroskopie mit einer Voyager DE<br />

Pro Workstation in Verbindung mit einem Hochgeschwindigkeits-Digitalisierer der Firma<br />

LeCroy gemessen. Die Messgenauigkeit lag <strong>bei</strong> ±0,1 % des Molekulargewichtes. Für die<br />

synthetischen Peptide wurden 2,5-Dihydroxybenzoesäure, 3,5-Dimethoxy-4-hydroxyzimtsäure<br />

und α-cyano-4-hydroxyzimtsäure, für Myoglobin wurden zusätzlich<br />

2,6-Dihydroxyacetophenon und 6-Aza-2-thiothymin als Matrices verwendet. Die<br />

Aufnahme der Spektren erfolgte <strong>bei</strong> einer Beschleunigungsspannung von 20000 V und<br />

einer Verzögerungszeit von 300 nsec.<br />

Die Elektronenionisationsspektren der dargestellten Phäophorbide wurden mit einem MAT<br />

311A oder 8230 Spektrometer der Firma Finnigan mit einer Ionisierungsenergie von 70 eV<br />

aufgenommen. Zur Ionisierung kam die Elektrosprayionisation (ESI) zum Einsatz. Als<br />

Probenmatrix diente Dimethyloxybenzylalkohol oder m-Nitrobenzylalkohol.<br />

5.1.5. Säulenchromatographie<br />

Die präparative Säulenchromatographie wurde in selbstgefüllten Schwerkraftsäulen<br />

verschiedener Größe auf Silikagel 60 der Firma Merck (Korngröße 63 – 40 µm) als<br />

stationäre Phase durchgeführt. Des weiteren kamen Sepakron-FPGC Säulen der Firma<br />

Kronlab mit den Lösemittelpumpen Büchi 688 oder Besta E-100 zum Einsatz. Diese<br />

Säulen wurden mit einem Druck von 1 bis 10 bar betrieben.<br />

144


145<br />

Experimenteller Teil<br />

5.1.6. Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC)<br />

Die HPLC der synthetischen Peptide wurde auf einem HPLC-System der Firma Gilson-<br />

Abimed durchgeführt unter Verwendung von zwei gekoppelten Gradientenpumpen (Typ<br />

331 und 332) mit einem Detektor vom Typ UV/Vis-156. Da<strong>bei</strong> wurde eine Säule der<br />

Firma Vydac vom Typ 218TP1002 Protein & Peptide C18 (200 x 20 mm, 300 Å)<br />

verwendet. Es wurde ein Gradient mit 45 Minuten Länge eines Wasser/Acetonitril-<br />

Gemisches verwendet, der Anteil an Acetonitril wurde während dieser Zeit von 20 % auf<br />

70 % erhöht. Alle Lösemittel enthielten 0,1 % TFA und wurden entgast.<br />

Präparative HPLC Trennungen der Phäophorbide wurden mit einer Pumpe der Firma<br />

Gilson-Abimed an einer Nucleosil C-18 Umkehrphasensäule der Firma Macherey & Nagel<br />

(250 x 20 mm) als stationärer Phase unter Verwendung eines Detektors der Firma<br />

Shimadzu SPD10 AV (VP) durchgeführt. Die mobilen Phasen sind jeweils <strong>bei</strong> den<br />

Verbindungen angegeben.<br />

5.1.7. Fluoreszenzspektroskopie<br />

Die Fluoreszenzspektroskopie für die Entfaltungsstudien wurde auf einem Cary Eclipse<br />

Fluoreszenzspektrometer der Firma Varian durchgeführt. Typischerweise wurde <strong>bei</strong><br />

290 nm die Fluoreszenz der Aminosäure Tryptophan angeregt und diese im Bereich von<br />

300 nm bis 450 nm detektiert. Zur Ermittlung der Wellenlänge des Fluoreszenzmaximums<br />

wurden die Messkurven durch ein Polynom 9. Grades interpoliert. Die Probenkonzentration<br />

lag zwischen 30µM und 300 µM.<br />

5.1.8. Circular Dichroismus- (CD) Spektroskopie<br />

Für die CD-Spektroskopie kam ein Jasco J-715 Spektrometer zum Einsatz. Das<br />

Spektrometer wurde vor jeder Messung mit 60 mg (1R)-(-)-Campher-10-sulfonsäure<br />

Ammoniumsalz in 100 ml H20 auf einen Wert von θ291=-181,6 mdeg (d=10 mm) kalibriert.


Experimenteller Teil<br />

Die Spektren wurden im Bereich von 180 nm bis 240 nm in Quarzküvetten mit einer<br />

Schichtdicke von 0,1 mm aufgenommen.<br />

5.1.9. Anaerobe Ar<strong>bei</strong>ten und elektrochemische Titration<br />

Alle anaeroben Ar<strong>bei</strong>ten wurden in einer Glovebox der Firma Coy Laboratory Products<br />

Inc. (Modell A) mit einer Stickstoff- / Wasserstoffatmosphäre 95/5 (Vol-%) durchgeführt.<br />

Noch vorhandener Rest-Sauerstoff wurde auf zwei Palladiumkatalysatoren mit Wasserstoff<br />

zu Wasser umgesetzt. Der Sauerstoffgehalt wurde kontinuierlich über einen Gasanalyse-<br />

Gerät der Firma Coy, Modell 10, kontrolliert und lag unter 1 ppm.<br />

Die elektrochemische Titration wurde in einer Quarzküvette mit einer Referenzelektrode<br />

(Ag/AgCl, 1 M AgCl) und einer Ar<strong>bei</strong>tselektrode (Glascarbon) durchgeführt. Das Potential<br />

der Referenzelektrode wurde nach jeder Anwendung durch ein Zyklovoltammogramm mit<br />

Methylviologen (-449 mV gegen NHE) in 50 mM Phosphatpuffer, pH 7,0, kontrolliert.<br />

Ein pH-Meter wurde als Anzeigegerät verwendet. Das Potential wurde durch Zugabe einer<br />

Dithionitlösung in kleinen Mengen (< 5µL) eingestellt.<br />

5.1.10. Elektron-Paramagnetische Resonanz Spektroskopie<br />

(EPR)<br />

Die X-Band Triplett-EPR-Spektren der untersuchten Phäophorbide wurden auf einem<br />

Bruker Elexsys 580 Super XFT Spektrometer oder einem ESP 380-E FT-EPR<br />

Spektrometer mit einem dielektrischen Saphirring-Resonator ER4118X-MD-5W1 (EPR)<br />

oder einem EN4118X-MD5-W1 (ENDOR) Resonator aufgenommen. Die Probe wurde<br />

durch einen Heliumkryostat Model CF935 mit einer Temperatursteuerung ITC4 der Firma<br />

Oxford gekühlt. Für die ENDOR Spektroskopie kam ein RF-Verstärker Typ ENI A 500<br />

zum Einsatz. Die Proben wurden mit einem OPO VisIR 100 Laser von GWU belichtet, der<br />

seinerseits von einem Nd:YAG Laser Typ GCR 130 der Firma Spectra Physics betrieben<br />

wurde.<br />

146


147<br />

Experimenteller Teil<br />

Die Q-Band Triplett-EPR Spektren wurden auf einem Bruker Elexsys 580 Super QFT<br />

Spektrometer mit zylindrischem Eigenbau-Resonator TE011 durchgeführt. Um die Probe<br />

belichten zu können war der Resonator mit Schlitzen versehen. Die Probe wurde durch<br />

einen Heliumkryostat Model CF935 mit einer Temperatursteuerung ITC4 der Firma<br />

Oxford gekühlt.<br />

Die Aufzeichnung der transienten EPR-Spektren erfolgte durch das SpecJet-Modul<br />

(Oszilloskop) des EPR-Spektrometers. Entlang der Zeitachse wurden 2048 Punkte mit 4 ns<br />

Abstand aufgenommen, während entlang der Magnetfeldachse 512 Punkte <strong>bei</strong> einer Breite<br />

des Spektrums von 1200 Gauss aufgezeichnet wurden. Für jeden Wert des Magnetfeldes<br />

wurden zehn "Decay"-Kurven addiert. Typische Messbedingungen für die transienten<br />

EPR-Spektren: Laserleistung 10 mJ, Wellenlänge 585 nm, Blitzdauer 5 ns, Blitzfrequenz<br />

10 Hz, Temperatur 10 K, Mikrowellenfrequenz 9,436 GHz, Mikrowellenleistung 100 µW<br />

bis 1 mW.<br />

Die X-Band CW-EPR Spektren der FeS-Peptide wurden auf einem Bruker E 500<br />

Spektrometer mit einem Oxford ESR continuus flow Kryostaten, Model 910, mit einer<br />

Temperatursteuerung ITC 503 der Firma Oxford gemessen. Für die Belichtung der Proben<br />

des Photosystems I wurde das Licht eines Leica Pradovit Diaprojektors vom Typ P2002<br />

mit einer 250 W Lampe auf die Probe innerhalb des Resonators fokussiert. Um thermische<br />

Einflüsse durch die Belichtung zu vermeiden kam ein Wasserfilter mit 3 cm Schichtdicke<br />

zum Einsatz. Die Proben wurden <strong>bei</strong> 15 K insgesamt 10 Minuten belichtet und da<strong>bei</strong> im<br />

Abstand von zwei Minuten um 90 Grad gedreht, um eine optimale Durchdringung der<br />

Probe zu erreichen.<br />

Typische Bedingungen für X-Band CW-EPR Spektren: Temperatur 10 K, Mikrowellenfrequenz<br />

9,436 GHz, Mikrowellenleistung 10 mW, Modulationsfrequenz 100 kHz,<br />

Modulationsamplitude 10,0 G und Zeitkonstante 40 ms.<br />

Die Temperaturabhängigkeit der Signale wurde zwischen 5 K und 40 K <strong>bei</strong> 10 mW<br />

Mikrowellenleistung bestimmt. Die Sättigungskurven wurden <strong>bei</strong> 15 K mit<br />

Mikrowellenleistungen zwischen 25 µW und 200 mW aufgenommen.<br />

Die Leistungsabhängigkeit der EPR-Signale wurde nach Hales et al. [116] ausgewertet.<br />

Da<strong>bei</strong> kam Gleichung (30) zum Einsatz.


Experimenteller Teil<br />

SI<br />

P<br />

b<br />

⎛ P 2<br />

1/<br />

2 ⎞<br />

= K ⋅<br />

⎜<br />

P P ⎟<br />

+ 1/<br />

2<br />

⎛ SI ⎞<br />

mit K = ⎜ ⎟<br />

⎝ P ⎠ max<br />

1<br />

und P1<br />

/ 2 = 2<br />

g T1T2<br />

(30)<br />

⎝<br />

⎠<br />

In dieser Gleichung stehen SI für die Amplitude der ersten Ableitung des EPR-Signals, P<br />

für die <strong>bei</strong> diesem Spektrum verwendete Leistung und P1/2 für die Leistung <strong>bei</strong> halber<br />

Sättigung. Der Exponent b nimmt für inhomogen verbreiterte Linien, wie sie in<br />

Metalloproteinen beobachtet werden, einen Wert von b = 1 und für homogen verbreiterte<br />

Linien einen Wert von b = 3 an. Die Proportionalitätskonstante K wird zur Normierung der<br />

Messdaten als Maximalwert des Quotienten der Signalamplitude durch die Wurzel der<br />

Mikrowellenleistung definiert. Zur Auswertung wird die normierte Signalintensität<br />

(SI·P -1/2 ·K -1 ) gegen den Logarithmus der Mikrowellenleistung aufgetragen und ein Wert<br />

für b = 1 angenommen.<br />

5.1.11. Optische Spektroskopie am Photosystem I zur<br />

Untersuchung der Elektronentransferkinetik<br />

Die Messungen der Elektronentransferkinetik wurden in der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe von Prof. John<br />

H. Golbeck an der Pennsylvania State University durchgeführt. Der Aufbau der Geräte ist<br />

in der Literatur detailliert beschrieben [113] . Das Verfahren wird an dieser Stelle kurz<br />

beschrieben.<br />

Die transienten Absorptionsänderungen des Radikalkations P700 + <strong>bei</strong> 820 nm wurden im<br />

Bereich von Mikrosekunden bis zu einer Minute nach der Anregung aufgenommen. Der<br />

Messstrahl von 820 nm wurde durch einen DC 25 F Halbleiter Diodenlaser von Spindler<br />

und Hoyer mit einer Ausgangsleistung von 50 mW erzeugt. Um Unregelmäßigkeiten in der<br />

Laserleistung zu korrigieren, wurde der Laserstrahl in Proben- und Referenzstrahl geteilt<br />

und die Intensität <strong>bei</strong>der Strahlen über Photodiodendetektoren in Echtzeit miteinander<br />

verglichen. Die Anregung der Proben erfolgte durch einen Nd-YAG Laser vom Modell<br />

DCR-11 der Firma Spectra-Physics <strong>bei</strong> 532 nm mit einer Leistung von 135 mJ pro Puls<br />

und einer Pulslänge von 10 ns. Die Datenaufzeichnung wurde durch eine Photodiode<br />

gestartet, die durch das Streulicht des Anregungslasers aktiviert wurde. Die beobachtete<br />

148


149<br />

Experimenteller Teil<br />

Absorptionsänderung jeder Probe wurde durch Bestimmung der Chlorophyllkonzentration<br />

jeder Probe nach der Messung normiert.<br />

5.1.12. Durchführung der theoretischen Untersuchungen<br />

Die theoretischen Untersuchungen wurden von Dr. Sebastian Sinnecker durchgeführt. Das<br />

Verfahren wird im folgenden kurz beschrieben.<br />

Die Dichtefunktionaltheorie (DFT) wurde benutzt, um die experimentellen Studien durch<br />

quantenchemische Rechnungen zu begleiten [117] . Für die Studien wurden vereinfachte<br />

Modellsysteme gewählt, in denen der Phytylester an Position 17 durch die freie Säure<br />

ersetzt wurde. Alle Modellsysteme wurden vollständig geometrieoptimiert. Hierzu wurden<br />

das BP Dichtefunktional [118-120] und der SV(P) Basissatz eingesetzt [121] . Diese Rechnungen<br />

wurden mit Turbomole durchgeführt [122] .<br />

Die Hyperfeinkopplungen wurden mit dem Programm ORCA berechnet [123] . Hier<strong>bei</strong> wurde<br />

das B3LYP Hybridfunktional [124; 125] mit der EPR-II Basis kombiniert [126] . Da für<br />

Magnesium oder Zink keine EPR-II Basisfunktionen entwickelt wurden, wurde die TZVP<br />

Basis für diese Modelle verwendet [127] . Dieses Verfahren lieferte bereits in vergangenen<br />

Studien zu Hyperfeinkopplungen von Chlorophyllradikalen zuverlässige Ergebnisse [73; 74] .<br />

Da<strong>bei</strong> handelte es sich jedoch ausschließlich um Systeme mit einem einzelnen ungepaarten<br />

Elektron. Daher ergibt sich in dieser Ar<strong>bei</strong>t die interessante Möglichkeit, etwas über die<br />

Genauigkeit der eingesetzten Methoden für organische Triplettradikale zu erfahren.<br />

5.2. Synthese und Chemikalien<br />

Alle Chemikalien für die Peptidsynthese wurden von Iris Biotech bezogen und besaßen<br />

mindestens den Reinheitsgrad „zur Peptidsynthese“. Das PAL-PEG-PS Harz für die<br />

Peptidsynthese wurde von Applied Biosystems bezogen. Alle anderen Chemikalien (Roth,<br />

Fluka, Merck, Acros, Aldrich) lagen als „p.a.“ Ware vor. Eine Ausnahme ist<br />

Natriumdithionit (Aldrich), welches lediglich in der Reinheit „technisch“ bezogen wurde.<br />

Alle Lösemittel wurden vor Gebrauch destilliert, sofern sie in der Reinheit technisch


Experimenteller Teil<br />

geliefert wurden. Wasser wurde ausschließlich aus einer Millipore<br />

Wasseraufbereitungsanlage bezogen. Typische Werte für die Leitfähigkeit lagen <strong>bei</strong><br />

18,2 MΩ -1 cm -1 .<br />

5.2.1. Festphasen-Peptidsynthese (SPPS)<br />

Die Synthese der einzelnen Peptide wurde nach der Fmoc/t-Bu Methode mit einem<br />

Syntheseautomaten der Firma Advanced Chemtech Model 348Ω durchgeführt. In allen<br />

Synthesen wurde ein PAL-PEG-PS Harz als feste Phase verwendet, so dass der<br />

C-Terminus jedes Peptides als Carbonsäureamid vorlag. Der N-Terminus der FeS-Peptide<br />

war eine freie Aminofunktion, <strong>bei</strong> allen anderen dargestellten Peptiden wurde die<br />

N-terminale Aminogruppe acetyliert. Die Aminosäuren wurden mit folgenden<br />

Schutzgruppen eingesetzt. Thr, Asp, Glu, Tyr: tert-butyl; Gln, Cys: Trityl; Trp, Lys: Boc<br />

und Arginin wurde durch 2,2,4,6,7-pentamethyl-dihydrobenzofuran-5-sulfonyl (Pbf)<br />

geschützt. Die Aminosäuren Gly, Ile, Pro und Val wurden ohne Schutzgruppe eingesetzt.<br />

Alle Reagenzien wurden in N-Methyl-2-pyrrolidon (NMP) gelöst, außer Piperidin, das<br />

zum Entschützen des N-Terminus verwendet wurde und in DMF gelöst wurde. Die<br />

Reagenzien wurden im Verhältnis 1:5:5:10 (Harz:Aminosäure:Kopplungsreagenz:DIPEA)<br />

eingesetzt. Als Kopplungsreagenzien kamen sowohl TCTU, TBTU und PyBOP, sowohl<br />

einzeln wie auch in Kombination <strong>bei</strong> Doppelkopplungen, zum Einsatz. Nach jeder<br />

Kopplung und jeder Schutzgruppenabspaltung wurde das Harz sechs Mal mit DMF<br />

gewaschen.<br />

In einer typischen Synthese wurde zunächst das Harz (258 mg, 0,17 mmol/g) für 30<br />

Minuten mit DMF benetzt und anschließend zwei Mal je 15 Minuten mit 25 % Piperidin<br />

versetzt, um die N-terminalen Schutzgruppen zu entfernen. In allen Kopplungszyklen<br />

wurden Doppelkopplungen mit einer Reaktionszeit von 30 Minuten pro Kopplung<br />

durchgeführt. Nach Beendigung der Synthese wurde das Harz vier Mal mit Dichlormethan,<br />

zwei Mal mit Methanol und wieder vier Mal mit Dichlormethan gewaschen. Das Harz<br />

wurde für 90 Minuten im Argonstrom getrocknet und die synthetisierten Peptide wurden<br />

mit einer Mischung aus TFA (36 ml), Thioanisol (2,1 ml) Ethandithiol (1,2 ml) und Anisol<br />

(0,9 ml) vom Harz abgespalten und entschützt. Die erhaltene Lösung wurde über Nacht <strong>bei</strong><br />

150


151<br />

Experimenteller Teil<br />

–20°C gelagert, um eine vollständige Abspaltung der Schutzgruppen zu garantieren.<br />

Anschließend wurde die Abspaltlösung im Vakuum entfernt und die Peptide mit<br />

Ether/Pentan im Verhältnis 1:1 gefällt und sedimentiert. Der erhaltene Feststoff wurde<br />

viermal in Ether/Pentan resuspendiert und anschließend in Essigsäure/Wasser gelöst,<br />

lyophylisiert und mittels HPLC aufgereinigt.<br />

5.2.2. Rekombinantes Pottwal-Myoglobin aus E. coli<br />

Das Plasmid für die Überexpression von rekombinantem Pottwal-Myoglobin wurde von<br />

Prof. Dr. S. Hirota von der Kyoto Pharmaceutical University, Kyoto, Japan, zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Die Anzucht der E. coli Zellen, die Isolierung und Aufreinigung des rekombinanten<br />

Pottwal-Myoglobins und verschiedene Versuche zur Kristallisation wurden von Herrn Dr.<br />

Hideaki Ogata durchgeführt. Der Einbau des Plasmids erfolgte durch die<br />

Transformationsmethode unter Verwendung des „BL21(DE3) Competent Cells“ Kits der<br />

Firma Merck.<br />

Für die Anzucht der Zellen [88; 89; 128; 129] wurde der E. coli-Stamm BL21DE3 mit dem<br />

wtMb/pET29b-Vektor verwendet. Das Medium bestand aus Trypton (16 g/L), Hefe<br />

Extrakt (10 g/L) und Kochsalz (5 g/L) mit einem pH-Wert von 7,3. Nach der Sterilisation<br />

wurden pro Liter Medium 1 mL des Antibiotikums Kanamycinmonosulfat (25mg/mL)<br />

zugegeben. Die Zellen wurden zunächst in einer Vorkultur (80 mL) über Nacht <strong>bei</strong> 37°C<br />

kultiviert. Um eine mögliche Kontamination des Mediums auszuschließen, wurde es<br />

während der Wachstumsphase der Vorkultur <strong>bei</strong> 37°C über Nacht gelagert. Es wurde nur<br />

Medium verwendet, dass keinerlei Anzeichen einer Kontamination (z.B. Trübung etc.)<br />

zeigte. Für die Hauptkultur wurden je 10 mL der Vorkultur auf jeweils 1,6 L Medium in<br />

einer Sterilbank überimpft und über Nacht <strong>bei</strong> 37°C geschüttelt. Der Rest der Vorkultur<br />

wurde auf Aga-Platten ausgestrichen.<br />

Nach vier bis fünf Stunden erreichte die Hauptkultur einen OD660-Wert zwischen 0,6 und<br />

0,7 relativ zum Medium und die IPTG Induktion mit 320 µL einer 0,5 M IPTG-<br />

Stammlösung pro 1,6 L Medium wurde durchgeführt. Die Zellkultur wurde über Nacht <strong>bei</strong>


Experimenteller Teil<br />

30°C inkubiert und anschließend sedimentiert. Aus acht Liter Medium wurden 30 g<br />

Nassgewicht Zellen erhalten.<br />

Zum Aufschließen wurden je 10 g Zellen 30 mL eines 20 mM TrisHCl-Puffers, pH 8,0,<br />

mit 80 mg Lysozym, 2,65 mg Dithiothreitol, 7,2 mg Protease Inhibitor (Pefabloc SC Plus<br />

Roche, ehem. BioMol), 0,25 mg DNase, 0,4 µL einer Stammlösung mit der Konzentration<br />

1 mg/mL RNase A und 14,9 mg EDTA verwendet. Die Zellen wurden für 30 Minuten auf<br />

Eis in diesem Puffer resuspendiert, <strong>bei</strong> –80°C eingefroren und nach dem Auftauen erneut<br />

für 30 Minuten gerührt. Anschließend wurde die Suspension <strong>bei</strong> 40000 g für 20 Minuten in<br />

der Zentrifuge sedimentiert. Bei 4°C wurde der klare Überstand bis zu einer<br />

Endkonzentration von 55 % mit Ammoniumsulfat versetzt (14 g (NH4)2SO4 in 40 mL) und<br />

für 30 Minuten inkubiert. Die denaturierten Proteine wurden <strong>bei</strong> 40000 g innerhalb von 20<br />

Minuten sedimentiert und der klare, rotbraune Überstand über Nacht gegen vier Liter<br />

20 mM TrisHCl Puffer, pH 8,0, dialysiert.<br />

Die Aufreinigung des Myoglobins erfolgte über eine DEAE Sephacel Anionenaustauscher-<br />

Säule, die mit 20 mM TrisHCl Puffer äquilibriert war. Auf dieser Säule bindet das<br />

Myoglobin im Gegensatz zu einigen Verunreinigungen nicht und eluiert als rotbraune<br />

Bande. Die erhaltene Fraktion wurde mit einer Spatelspitze Kaliumhexacyanoferrat(III),<br />

gelöst in 20 mM TrisHCl Puffer, pH 8,0, oxidiert und mit 10 %iger Essigsäure auf einen<br />

pH-Wert von 6,0 eingestellt. Die Lösung wurde auf eine CM Sephadex C25 Säule, die mit<br />

20 mM Phosphatpuffer pH 6,0 äquilibriert war, aufgetragen und durch einen manuellen<br />

Stufengradienten mit 50 mM Phosphatpuffer, pH 8,0, eluiert. Abschließen wird die<br />

Proteinlösung über Ultrafiltrationsmembranen mit 10 kDa Ausschlussgröße<br />

aufkonzentriert.<br />

5.2.3. Darstellung von Apo-Myoglobin<br />

Das kommerziell bezogene polykristalline Myoglobin wird in destilliertem Wasser gelöst<br />

(10 mg/mL) und unter Eiskühlung mit 1 M Salzsäure (66 µL/mL) auf pH 1-2 eingestellt,<br />

wo<strong>bei</strong> eine Farbänderung von rot-braun nach braun zu beobachten war. Diese Lösung<br />

wurde drei Mal mit eiskaltem 2-Butanon extrahiert. Die farblose wässrige Phase wird<br />

zunächst für vier Stunden gegen NaHCO3 (50 mg/L) und 0,1 mM EDTA und anschließend<br />

152


153<br />

Experimenteller Teil<br />

über Nacht gegen destilliertes Wasser dialysiert. Die Proteinkonzentration wird durch<br />

UV/Vis Spektroskopie bestimmt (ε280=15,2 mM -1 cm -1 ).<br />

5.2.4. Darstellung von Zink-Protoporphyrin (ZnPPIX)<br />

Unter Lichtausschluss werden 35 mg Protoporphyrin (PPIX) in 4 ml DMSO gelöst, mit<br />

2 ml einer gesättigten Zinkacetatlösung in DMSO versetzt und über Nacht <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur gerührt. Der Reaktionsfortschritt kann durch UV-Vis-Spektroskopie<br />

verfolgt werden, da das Edukt zwei Banden <strong>bei</strong> 629 nm und 509 nm aufweist, die <strong>bei</strong><br />

vollständiger Metallierung nicht mehr auftreten. Nach beendeter Reaktion wird die<br />

Reaktionsmischung mit Ether und Wasser ausgeschüttelt. Die organische Phase wird über<br />

Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum entfernt. Man erhält 35,5 mg (92 %) ZnPPIX als<br />

rotbraunen Feststoff.<br />

UV/Vis (DMSO): 586 nm (0,19), 547 nm (0,20), 423 nm (1,00)<br />

1<br />

H-NMR (400MHz, DMSO): 10,26, 10,18, 10,16, 10,12 (je s, 1H, 5-, 10-, 15-, 20-H),<br />

8,53, 8,50 (je dd, 1H, J=11,6Hz, J=17,8Hz, X von ABX 3 1 -CH, 8 1 -CH), 6,41, 6,40 (je dd,<br />

1H, J=1,7Hz, J=17,9Hz, A von ABX 3 1 -CH, 8 1 -CH), 6,15, 6,14 (je dd, 1H, J=1,7Hz,<br />

J=11,4Hz, B von ABX 3 1 -CH, 8 1 -CH), 3,75, 3,74, 3,63, 3,60 (je s, 3H, 2-, 7-, 12-, 18-<br />

CH3), 2,7-2,3 (m, 8H, 13 1 -, 13 2 -, 17 1 -, 17 2 -CH2)<br />

MS (ESI): berechnet: 667 g/mol, gefunden: 668 [667+H], 690 [667+Na], 706 [667+K]


Experimenteller Teil<br />

5.3. Darstellung der (Metall-)Phäophorbide<br />

Alle Ar<strong>bei</strong>ten mit Chlorophyllen und deren Derivaten wurden unter Grünlicht<br />

durchgeführt. Die Lagerung der Produkte erfolgte ohne Lösemittel <strong>bei</strong> –80 °C.<br />

5.3.1. Allgemeine Ar<strong>bei</strong>tsvorschriften<br />

5.3.1.1. Standardaufar<strong>bei</strong>tung<br />

Das Reaktionsgemisch wurde mit Ether und Wasser versetzt, bis eine klare Lösung<br />

entstand. Die Phasen wurden separiert und die organische Phase dreimal mit Wasser<br />

gewaschen. Nach Trocknung über Natriumsulfat wurde das Lösemittel unter Vakuum<br />

entfernt.<br />

5.3.1.2. Abspaltung des Phytylesters<br />

Das entsprechende Phäophytin wurde mit TFA versetzt (1 ml/ 10 mg Pigment) und 10 bis<br />

15 Minuten <strong>bei</strong> Raumtemperatur gerührt. Nach Entfernung der TFA im Vakuum konnte<br />

der Rückstand ohne Reinigung für die Metallierungsreaktion eingesetzt werden.<br />

5.3.1.3. Metallierung der Phäophorbide<br />

Zu dem zu metallierenden Phäophorbid wurde je ein 200facher Überschuss an Zinkacetat<br />

und an Natriumacetat gegeben. Bei Pigmenten, die in der 13 2 -Position die Methoxycarbonylgruppe<br />

besitzen, wird außerdem eine Spatelspitze Natriumascorbat zugegeben, um<br />

die Racemisierung der 13 2 -Postion zu reduzieren. Als Lösemittel wurde Eisessig<br />

(10 ml/ 15 mg Pigment) verwendet und die Reaktionsmischung wurde für eine Stunde <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur gerührt. Der Fortschritt der Reaktion konnte durch UV-Vis-<br />

Spektroskopie verfolgt werden. Nach beendeter Reaktion wurde das Reaktionsgemisch mit<br />

der doppelten Menge an Toluol versetzt und das Azeotrop Toluol/Essigsäure am<br />

Rotationsverdampfer abgezogen. Der verbliebene Rückstand wird nach der<br />

Standardaufar<strong>bei</strong>tung (5.3.1.1) isoliert.<br />

154


155<br />

Experimenteller Teil<br />

5.3.2. Gewinnung von Chlorophyll a aus getrockneten<br />

Cyanobakterien<br />

Es wurden 2 g Bakterien mit einem Gemisch aus Aceton und gesättigter Na2CO3 Lösung<br />

(80/20) versetzt und unter Eiskühlung für 15 min mit Ultraschall aufgeschlossen. Die<br />

ungelösten Zellrückstände wurden sedimentiert und die organische Phase wurde mit<br />

Wasser und anschließend mit gesättigter Kochsalzlösung gewaschen, über Natriumsulfat<br />

getrocknet und einrotiert. Der Rückstand wurde durch HPLC-chromatographisch getrennt<br />

und man erhält 6,5 mg Chlorophyll a.<br />

UV/Vis (Diethylether): 660 nm (0,77), 613 nm (0,12), 576 nm (0,06), 530 nm (0,04), 428<br />

nm (1,00), 409 nm (0,75)<br />

HPLC: - stationäre Phase: Nucleosil-5-C18<br />

- mobile Phase: Methanol, 0,8 ml/min<br />

- Retentionszeit: 7,14 min Chl a<br />

8,15 min Chl a´<br />

MS (ESI): berechnet: 892 g/mol, gefunden: 915 [892+Na], 931 [892+K]<br />

5.3.3. Umsetzung von Chlorophyll a zu Phäophorbid a<br />

Der Phytylester wurde nach 5.3.1.2 hydrolysiert.<br />

UV/Vis (Diethylether): 667 nm (0,58), 609 nm (0,08), 561 nm (0,03), 533 nm (0,10), 504<br />

nm (0,12), 466 nm (0,04), 407 nm (1,00)<br />

HPLC: - stationäre Phase: Nucleosil-5-C18<br />

- mobile Phase: Methanol / 2 M Ammoniumacetat: 8 / 1<br />

- Retentionszeit: 5,02 min Phäophorbid a<br />

6,38 min Phäophorbid a´<br />

MS (ESI): berechnet: 592 g/mol, gefunden: 593 [592+H], 615 [592+Na]


Experimenteller Teil<br />

5.3.4. Darstellung von Pyrophäophytin a aus getrockneten<br />

Cyanobakterien<br />

Es wurden 500 g Bakterien vier Mal mit je 500 ml Methanol extrahiert. Nach dem<br />

Abfiltrieren der unlöslichen Rückstände wurde das Methanol im Vakuum entfernt. Der<br />

zähflüssige Rückstand wurde mit 150 ml Collidin (2,4,6-Trimethylpyridin) versetzt und für<br />

sechs Stunden unter Argon am Rückfluss gekocht. Anschließend wurde das Collidin im<br />

Ölpumpenvakuum abdestilliert (p < 2 mbar, Kp 30 °C) und der verbliebene Rückstand<br />

durch MPLC gereinigt. Dazu wurde die Probe in Pentan : Diethylether (3:1) gelöst und<br />

zunächst mit Pentan eluiert. Im Verlauf der Trennung wurde das Lösemittel sukzessiv auf<br />

reinen Ether umgestellt. Es werden 2,5 g Pyrophäophytin a erhalten.<br />

UV/Vis (Diethylether): 667 nm (0,50), 609 nm (0,07), 534 nm (0,09), 505 nm (0,11), 409<br />

nm (1,00)<br />

IR (KBr): 1731 cm -1 (CO2Phytyl), 1637, 1618 cm -1 (13 1 -CO)<br />

1<br />

H-NMR (400MHz, CDCl3): 9,49 (s, 1H, 10-H), 9,38 (s, 1H, 5H), 8,57 (s, 1H, 20-H),<br />

8,00 (dd, 1H, J=11,5 Hz, J=17,8 Hz, 3 1 -CH), 6,28, 6,17 (je d, 1H, J=17,8 Hz, 1H, J=11,5<br />

Hz AB von ABX 3 2 -CH2), 5,25, 5,09 (je d, 1H, je J=19,9 Hz, 13 2 -CH2), 4,53 (m, 1H, 18-<br />

H), 4,29 (m, 1H, 17-H), 3,67 q, 2H, J=7,6 Hz, 8 1 -CH2), 3,65 (s, 3H, 12 1 -CH3), 3,41 (s, 3H,<br />

2 1 -CH3), 3,21 (s, 3H, 7 1 -CH3), 2,76 (m, 1H, 17 1 a-CH2), 2,56 (m, 1H, 17 2 a-CH2), 2,33 (m,<br />

2H, 17 1 b-CH2, 17 2 b-CH2), 1,79 (d, 3H, 18 1 -CH3), 1,67 (t, 3H, J=7,6 Hz, 8 2 -CH3), 0,32, -<br />

1,02 (je br s, 1H, NH), 0,7 bis 2,0 (mehrere breite m, Phytylester)<br />

MS (ESI): berechnet: 812 g/mol, gefunden: 813 [812+H], 835 [812+Na]<br />

300 mg (0,369 mmol) Pyrophäophytin a wurden nach der Standardvorschrift 5.3.1.2 zu<br />

Pyrophäophorbid a mit der entsprechenden Carbonsäuregruppe hydrolysiert. Ohne<br />

Analyse oder Aufreinigung wird diese Verbindung direkt metalliert (5.3.1.3). Man erhält<br />

170 mg (0,285 mmol, 77% ) ZnPPheid a.<br />

156


157<br />

Experimenteller Teil<br />

UV/Vis (Diethylether): 653 nm (0,58), 608 nm (0,12), 568 (0,07), 424 nm (1,00)<br />

HPLC: - stationäre Phase: Nucleosil-5-C18<br />

- mobile Phase: Methanol / 0,5 M Ammoniumacetat: 8 / 1<br />

- Retentionszeit: 8,14 min ZnPPheid a<br />

1<br />

H-NMR (400MHz, Pyridin): 10,05 (s, 1H, 10-H), 9,82 (s, 1H, 5-H), 8,80 (s, 1 H, 20-H),<br />

8.37 (dd, 1H, J=11,5 Hz, J=18,0 Hz, X von ABX 3 1 -CH), 6,40, 6,16 (je d, 1H, J=17,8 Hz,<br />

J=11,5 Hz AB von ABX 3 2 -CH2), 5,58, 5,31 (d, 1H, J=19,5 Hz, d, 1H, J=19,5 Hz 13 2 -<br />

CH2), 4,68 (dq, 1H, J17,18=2,4 Hz, J18,18 1 =7,5 Hz, 18-H), 4,51 (m, 1H, 17-H), 3,90 (q, 2H,<br />

8 1 -CH2, J=7,7 Hz), 3,88 (s, 3H, 12 1 -CH3), 3,48 (s, 3H, 2 1 -CH3), 3,36 (s, 3H, 7 1 -CH3), 2,98<br />

(m, 1H, 17 1 a-CH2), 2,91 (m, 1H, 17 2 a-CH2), 2,60 (m, 2H, 17 1 b-CH2, 17 2 b-CH2), 1,88 (d,<br />

3H, J8, 18 1 =7,4 Hz,18 1 -CH3), 1.79 (t, 1H, J=7,7 Hz, 8 2 -CH3)<br />

MS (ESI): berechnet: 596 g/mol, gefunden: 595 [596-H]<br />

5.3.5. Darstellung von Methylpyrophäophorbid a<br />

(13 2 -Decarboxymethylphäophorbid a Methylester)<br />

Es wurden 731 mg (0,9 mmol) Pyrophäophytin a in einem Gemisch aus 80 ml Methanol<br />

und 20 ml Schwefelsäure gelöst und für 48 Stunden <strong>bei</strong> Raumtemperatur gerührt. Der<br />

Reaktionsansatz wurde mit gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung neutralisiert und<br />

mit Diethylether extrahiert. Die vereinten organischen Phasen wurden mit Wasser<br />

ausgeschüttelt, über Natriumsulfat getrocknet und am Rotationsverdampfer eingeengt. Der<br />

schwarze Rückstand wird in Pentan aufgenommen und über Nacht <strong>bei</strong> –20 °C gelagert. Die<br />

schwarzen Kristalle wurden abfiltriert und man erhält Methylpyrophäophorbid a (336 mg,<br />

74 %).<br />

UV/Vis (CH2Cl2): 667 nm (0,45), 609 nm (0,08), 539 nm (0,09), 508 nm (0,10), 413 nm<br />

(1,00)<br />

IR (KBr): 1743 cm -1 (CO2Me), 1636 cm -1 , 1618 cm -1 (13 1 -CO)<br />

Schmelzpunkt: 215 – 219°C (Lit.: 217 – 219°C) [130]


Experimenteller Teil<br />

1<br />

H-NMR (400MHz, CDCl3): 9,88 (s, 1H, 10-H), 9,72 (s, 1H, 5H), 8,90 (s, 1H, 20-H),<br />

8.03 (dd, 1H, J=11.5Hz, J=17.8Hz 3 1 -CH), 6.30 (dd, 1H, J=17.8Hz, J=11.5Hz, 3 2 -CH2),<br />

5.38, 5.19 (2d, je 1H, J=19.9Hz, 13 2 -CH2), 4,64 (dq, 1H, J18,17=2,0 Hz, J18, 18 1 =7,3 Hz, 18-<br />

H), 4,42 (m, 1H, 17-H), 3,81 (q, 2H, J=7,7 Hz, 8 1 -CH2), 3,75 (s, 3H , 12 1 -CH3) , 3,66 (s,<br />

3H, OCH3), 3,46 (s, 3H, 2 1 -CH3), 3,33 (s, 3H, 7 1 -CH3), 2,81 (m, 1H, 17 1 a-H) , 2,64 (m,<br />

1H, 17 2 a-H), 2,4 (m, 2H, 17 1 b, 17 2 b-H), 1,90 (d, 3H, J=7,3 Hz, 18 1 -CH3), 1,72 (t, 3H,<br />

J=7,6 Hz, 8 2 -CH3), -0,44, -1,73 (je br s, 1H, NH)<br />

MS (ESI): berechnet: 548 g/mol, gefunden: 549 [548+H], 571 [548+Na]<br />

Die Verbindung wurde nach der Standardmethode 5.3.1.3 zu Zink-MePPheid a metalliert.<br />

UV/Vis (CH2Cl2): 654 nm (0,67), 608 nm (0,13), 568 nm (0,07), 426 nm (1,00)<br />

IR (KBr) : 1742 cm -1 (CO2Me), 1637 cm -1 , 1618 cm -1 (13 1 -CO)<br />

HPLC: - stationäre Phase: Nucleosil-5-C18<br />

- mobile Phase: Methanol / 0,5 M Ammoniumacetat: 8 / 1<br />

- Retentionszeit: 13,75 min ZnMePPheid a<br />

1<br />

H-NMR (400MHz, CDCl3): 10,00 (s, 1H, 10-H), 9,76 (s, 1H, 5-H), 8,74 (s, 1H, 20-H),<br />

8,31 (dd, 1H, J=11,5 Hz, J=18 Hz, X von ABX 3 1 -CH), 6,33, 6,10 (je d, 1H, J=11,5 Hz,<br />

J=18Hz, AB von ABX 3 2 -CH2), 5,42, 5,20 (je d, 1H, J=20 Hz, 13 2 -CH2), 4,53 (dq, 1H,<br />

J17,18=2,4 Hz, J18,18 1 =7,3 Hz, 18-H), 4,35 (m, 1H, 17-H), 3,84 (q, J=7,4 Hz, 2H, 8 1 -CH2),<br />

3,83 3,62, 3,59, 3,43 (je s, 3H, 12 1 -CH3, 7 1 -CH3, OCH3, 2 1 -CH3), 2,8-2,45 (m, 4H, 17 1 -<br />

CH2, 17 2 -CH2), 1,80 (d, J=7,3 Hz, 3H, 18 1 -CH3), 1,73 (t, J=7,5 Hz, 3H, 8 2 -CH3)<br />

MS (ESI): berechnet: 610 g/mol, gefunden: 611 [610+H], 633 [610+Na]<br />

5.3.6. Darstellung von Methylpyrophäophorbid d<br />

380 mg (0,7 mmol) Methylpyrophäophorbid a wurden in 70 ml THF mit 10 mg<br />

(0,04 mmol) OsO4 gelöst. In fünf Minuten wurde eine Lösung von 0,8 g (3,7 mmol) NaIO4<br />

und 300 µL Eisessig in 5 ml Wasser zugetropft. Nach 24 Stunden Rühren <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur wurde die Mischung mit Dichlormethan versetzt und mit Wasser<br />

ausgeschüttelt. Die organische Phase wurde über Natriumsulfat getrocknet und einrotiert.<br />

Man erhält 182 mg (47 %) Methylpyrophäophorbid d (3-devinyl-3-formyl-13 2 -<br />

158


159<br />

Experimenteller Teil<br />

demethoxycarbonylphäophorbid a Methylester) als schwarze Kristalle in ausreichender<br />

Reinheit zur Metallierung oder weiteren Umsetzung.<br />

UV/Vis (CH2Cl2): 689 nm (0,72), 629 nm (0,08), 549 nm (0,14), 517 nm (0,15), 422 nm<br />

(1,00)<br />

IR (KBr): 1739 (CO2Me), 1690 (13 1 CO), 1673 (3 1 -CHO)<br />

1<br />

H-NMR (500MHz, CDCl3): 11,54 (s, 1H, 3 1 -CHO), 10,44 (s, 1H, 5-H), 9,72 (s, 1H, 10-<br />

H), 8,96 (s, 1H, 20-H), 5,38, 5,21 (d, je1H, J=19,7 Hz, 13 2 -CH2), 4,63 (dq, 1H, J18,17=1,5<br />

Hz, J18,18 1 =7,4 Hz, 18-H), 4,42 (m, 1H, 17-H), 3,79 (s, 3H, 12 1 -CH3), 3,73 (s, 3H, OCH3),<br />

3,64 (s, 3H, 2 1 -CH3), 3,33 (s, 3H, 7 1 -CH3), 2,78 (m, 1H, 17 1 a-H), 2,64 (m, 1H, 17 2 a-H),<br />

2,35 (m, 2H, 17 1 b-H, 17 2 b-H), 1,88 (d, 3H, J=7,4 Hz, 18 1 -CH3), 1,71 (t, 3H, J=7,7 Hz, 8 2 -<br />

CH3)<br />

MS (ESI): berechnet: 550 g/mol, gefunden: 551 [550+H], 573 [550+Na]<br />

Das Methylpyrophäophorbid d wird analog zu 5.3.1.3 metalliert, jedoch wird als<br />

Lösemittel statt Eisessig ein Gemisch aus Dichlormethan-Methanol (50:1) verwendet.<br />

UV/Vis (CH2Cl2): 681 nm (0,99), 630 nm (0,13), 574 nm (0,08), 532 nm (0,06), 441 nm<br />

(1,00)<br />

HPLC: - stationäre Phase: Nucleosil-5-C18<br />

- mobile Phase: Methanol / Wasser: 8 / 1<br />

- Retentionszeit: 9,34 min ZnMePPheid d<br />

1 1<br />

H-NMR (500MHz, Pyridin): 11,72 (s, 1H, 3 -CHO), 10,80 (s, 1H, 10-H), 10,05 (s, 1H,<br />

5-H), 8,94 (s, 1H, 20-H), 5,46, 5,26 (je d, 1H, J= 20 Hz, 13 2 -CH2), 4,60 (m, 1H, 18-H),<br />

4,41 (m, 1H, 17-H), 3,86, (q, 2H, J=7,6 Hz, 8 1 -CH2), 3,83, 3,75, 3,60, 3,36 (je s, 3H, 12 1 -,<br />

2 1 -, 7 1 -CH3, O-CH3), 2,9-2,3 (m, 4H, 17 1 -CH2, 17 2 -CH2), 1,83 (d, 3H, 18 1 -CH3), 1,73 (t,<br />

3H, J=7,6 Hz, 8 2 CH3)<br />

MS (ESI): berechnet: 612 g/mol, gefunden: 613 [612+H], 635 [612+Na]


Experimenteller Teil<br />

5.4. Rekonstitution von Apo-Myoglobin mit<br />

verschiedenen Kofaktoren<br />

5.4.1. Einbau von Zink-Protoporphyrin<br />

Zu einer eisgekühlten Apo-Mb Lösung in 50 mM Phosphatpuffer pH 8,0 wurde unter<br />

Lichtausschluss eine ZnPPIX Lösung in DMSO zugetropft (1,5 eq). Der Anteil an DMSO<br />

am Gesamtvolumen sollte 5 % nicht übersteigen, um eine Denaturierung des Proteins zu<br />

vermeiden. Die Probe wurde auf Eis für zwei Stunden gerührt und anschließend filtriert,<br />

um den Überschuss an wasserunlöslichem Kofaktor zu entfernen. Die Aufreinigung<br />

erfolgte über zwei aufeinanderfolgende Sephadex G 25 Säulen (PD 10), die zuvor mit<br />

50 mM Phosphatpuffer pH 7,0 äquilibriert wurden. Ein vollständiger Einbau kann durch<br />

UV/Vis Spektroskopie nachgewiesen werden, wenn das Verhältnis der Soret-Bande und<br />

der Proteinbande 10 beträgt (E428/E280 ≈ 10). Alle Proben, die ein Verhältnis E428/E280 > 9<br />

aufwiesen, wurden für weitere Messungen verwendet.<br />

UV/Vis (H2O): 596 nm (0,05), 554 nm (0,07), 428 nm (1,00), 280 nm (0,10)<br />

5.4.2. Einbau der Zink-Phäophorbid-Kofaktoren<br />

Zu einer Eisgekühlten Apo-Mb Lösung in 20 mM MES Puffer pH 6,2 wurden 2 eq des<br />

entsprechenden Zink-Phäophorbids in Pyridin langsam und unter Rühren zugetropft. Nach<br />

einer Stunde wird die Lösung zunächst filtriert und anschließend über zwei PD10 Säulen<br />

von ungebundenem Kofaktor und Pyridin befreit.<br />

UV/Vis (H2O): für ZnPPheid a Mb 660 nm (0,64), 620 nm (0,13), 437 nm (1,00),<br />

415 nm (0,55), 392 nm (0,33), 333 nm (0,28)<br />

für ZnPheid a Mb 661 nm (0,76), 622 nm (0,15), 437 nm (1,00),<br />

418 nm (0,64), 388 nm (0,37), 337 nm (0,32)<br />

160


161<br />

Experimenteller Teil<br />

für ZnMePPheid a Mb 658 nm (0,61), 622 nm (0,13), 436 nm (1,00),<br />

417 nm (0,64), sh 390 nm, 335 nm (0,31)<br />

für ZnMePPheid d Mb 688 nm (0,85), 458 nm (1,00), 437 nm (0,87),<br />

403 nm (0,61)<br />

für ZnPPheid a SwMb 660 nm (0,57), 623 nm (0,13), 437 nm (1,00),<br />

416 nm (0,61), sh 392 nm, 335 nm (0,31)<br />

5.5. Darstellung der [4Fe4S]-Modellpeptide<br />

5.5.1. Die Peptide FA, FB, FX1 und FX2<br />

Alle Peptide wurden wie unter 5.2.1 beschrieben synthetisiert. Die Sequenzen der<br />

einzelnen Peptide sind in Tabelle 14 zusammengefasst. Die Ausbeute für FA und FB lag <strong>bei</strong><br />

17 % nach der Aufreinigung. Die Reinheit wurde durch analytische HPLC und MALDI-<br />

TOF Massenspektrometrie überprüft.<br />

Tabelle 14: Sequenzen der Peptide, die als Modelle für die [4Fe4S]-Zentren im Photosystem I verwendet<br />

wurden.<br />

Bezeichnung des Peptids Sequenz (von N- zum C-Terminus)<br />

FA<br />

FB<br />

FX1<br />

FX2<br />

TEDCVGCKRCKPECPW<br />

YDTCIGCTQCKPECPW<br />

RFPCDGPGRGGTCQVS<br />

AFPCDGPGRGGTCDIS<br />

MS: FA berechnet: 1852,8 gefunden: 1850,5<br />

FB berechnet: 1845,7 gefunden: 1845,6<br />

FX1 berechnet: 1636,9 gefunden: 1636,3<br />

FX2 berechnet: 1552,7 gefunden: 1552,1


Experimenteller Teil<br />

5.5.2. Rekonstitution der Peptide<br />

Die synthetisierten Peptide wurden anhand von Literaturvorschriften mit [4Fe4S]-Zentren<br />

rekonstituiert [131; 132] . Außerdem kam ein abgeändertes Verfahren zum Einsatz. Beide<br />

Rekonstitutionsmethoden werden nachfolgend detailliert beschrieben. Sämtliche Ar<strong>bei</strong>ten<br />

wurden in einer Glovebox unter Schutzgasatmosphäre durchgeführt. Alle Lösungen und<br />

Puffer wurden vor dem Einschleusen in die Glovebox mindestens 30 Minuten mittels<br />

Durchleitung von Argon entgast.<br />

Zu 50 mL eines 50 mM Tris-HCl Puffers, pH 8,3, wurden 400 µL β-Mercaptoethanol<br />

gegeben, gefolgt von 1 mg Peptidlösung in 0,1 mL des gleichen Puffers. Anschließend<br />

tropft man nacheinander langsam 150 µL einer 60 mM Eisen(III)chloridlösung in Puffer<br />

und 150 µL einer frischen 60 mM Natriumsulfidlösung, ebenfalls in Puffer gelöst, zu.<br />

Zwischen der Zugabe der Eisenchloridlösung und der Natriumsulfidlösung lagen 20<br />

Minuten. Die Rekonstitutionsmischung wurde mit einem Septum und Parafilm<br />

verschlossen und über Nacht <strong>bei</strong> +4 °C in einem Kühlschrank außerhalb der Glovebox<br />

inkubiert.<br />

Die Lösungen von sechs bis 12 dieser Ansätze wurden vereint und durch Ultrafiltration auf<br />

ein Volumen von 2 mL aufkonzentriert. Der Überschuss an nicht gebundenem Eisen(III)<br />

und Natriumsulfid wurde durch zwei aufeinanderfolgende mit Sephadex G-25 Material<br />

gefüllte Säulen (PD 10-Säulen), die mit 50 mM Tris-HCl Puffer, pH 8,3, äquilibriert<br />

waren, entfernt. Es wurde eine braune Fraktion erhalten.<br />

In einem abgewandelten Verfahren wurden 10 mg Peptid in 1 mL Puffer, 1,5 mL<br />

Eisen(III)chloridlösung und 1,5 mL Natriumsulfidlösung in 50 mL Puffer nach dem obigen<br />

Schema vereint. Insbesondere <strong>bei</strong> diesem Verfahren musste die schwarze Lösung nach der<br />

Eisen(III)-Zugabe solange inkubiert werden, bis eine klare, <strong>bei</strong>nahe farblose Lösung<br />

entstand, um die Bildung von Eisensulfid zu vermeiden. Die Aufreinigung erfolgt wie oben<br />

beschrieben.<br />

57<br />

Zur Isotopenmarkierung mit Fe wurde elementares, isotopenreines Eisen in<br />

konzentrierter Salzsäure gelöst. Um die Überspannung, die <strong>bei</strong> der Bildung von<br />

Wasserstoff an einer Eisenoberfläche auftritt, zu verhindern, wurde ein Platinblech in den<br />

Kolben gegeben. Die entstandene Lösung wurde im Vakuum zur Trockne eingeengt. Der<br />

zurückbleibende braun-gelbe Feststoff wurde in Puffer aufgenommen. Zur Herstellung von<br />

162


163<br />

Experimenteller Teil<br />

Proben in D2O wurde die gesamte Prozedur in Deuteriumoxid durchgeführt. Der<br />

Isotopeneffekt von Deuterium wurde <strong>bei</strong> der Angabe der pH-Werte nicht berücksichtigt.<br />

Zum Einsatz für EPR- und Mössbauer-Proben wurden die [4Fe4S]-Zentren mit Dithionit<br />

oder NaBH4 reduziert. Dazu wurde die Konzentration an Peptid in der Lösung bestimmt<br />

und eine stöchiometrische Menge an Dithionit oder NaBH4 in 0,5 M Tris-HCl Puffer,<br />

pH 8,3, zu der Lösung gegeben.<br />

5.5.3. Herstellung der PS I Proben<br />

Das Photosystem I von Synechocystis 6803 sp. PCC 6803 und die Mutanten C14G C34S<br />

und C51G C34S der Untereinheit C wurden freundlicherweise von Donald A. Bryant und<br />

John H. Golbeck von der Pennsylvania State University, USA, zur Verfügung gestellt.<br />

Um die stromalen Untereinheiten C, D und E zu entfernen, wurde die Lösung der PS I<br />

Komplexe mit 6,8 M Harnstoff in 50 mM TrisHCl Puffer, pH 8,3, für 70 Minuten <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur inkubiert. Anschließend wurde die Lösung über zwei Gelfiltrationssäulen<br />

mit Sephadex G-25 als fester Phase gereinigt, die zuvor mit 50 mM TrisHCl Puffer,<br />

pH 8,3, mit 0,04 % β-Dodecylmaltosid äquilibriert wurden. Die eluierte grüne Bande<br />

wurde durch Zentrifugation in Mikrokonzentratoren (Membrangröße 100 kDa) auf eine<br />

Konzentration von 150 µg/mL Chl a aufkonzentriert und mit einer 1 M Stammlösung<br />

Natriumascorbat versetzt, so dass eine Endkonzentration von 1 mM Ascorbat vorlag.<br />

Zusätzlich wurde DCPIP bis zu einer Endkonzentration von 10 mM zugegeben.<br />

Für die EPR-Experimente zum Nachweis der Bindung der Peptide an das PS I wurde ein<br />

mindestens 100facher Überschuss an Peptid relativ zum PS I verwendet, wodurch je nach<br />

Modellpeptid ein 10-20facher Überschuss an [4Fe4S]-Zentren im Verhältnis zur<br />

potentiellen Bindungsstelle vorlag. Für die optische Analyse der<br />

Ladungsrekombinationskinetik wurde ein 10facher Überschuss an Peptid verwendet. Nach<br />

der Zugabe der Peptide wurde die Probe über Nacht auf Eis inkubiert. Anschließend wurde<br />

diese Lösung 10 Minuten unter Eiskühlung im dunkeln inkubiert, um das Photosystem I zu<br />

reduzieren und anschließend im EPR-Probengefäß eingefroren.


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Lebenslauf<br />

Name: Christoph Breitenstein<br />

Geburtsdatum: 27. März 1976<br />

Geburtsort: Oberhausen<br />

Ausbildung<br />

1982-1986 Gemeinschaftsgrundschule an der Schlägelstrasse<br />

1986-1995 Otto-Pankok-Gymnasium Mülheim<br />

Juni 1995 Abitur<br />

1996-2002 Hochschulstudium Chemie an der Gerhard-Mercator-Universität<br />

Gesamthochschule Duisburg<br />

Februar 2002 Diplom in Chemie mit dem Thema „Synthese 13 C markierter Retinale“<br />

März 2002 Beginn der Promotion am Max-Planck-Institut für Bioanorganische<br />

Chemie in Mülheim<br />

Wehrdienst<br />

1995-1996 3. U-Flottille, Kiel, Versorger Meersburg

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