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GOETHE - Schulschiff RHEIN

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<strong>Schulschiff</strong> <strong>RHEIN</strong><br />

<strong>Schulschiff</strong> <strong>RHEIN</strong><br />

Lehrgangsfahrt<br />

des 238. Schiffsmädchen-/-jungenlehrganges<br />

am 11. Mai 2010<br />

========================================<br />

Rheinfahrt<br />

von Koblenz bis Rüdesheim<br />

Schaufelraddampfer „<strong>GOETHE</strong>“<br />

========================================<br />

05.45 Uhr ab Duisburg-Homberg<br />

�<br />

08.45 Uhr an Koblenz<br />

�<br />

09.00 Uhr ab Koblenz mit der „Goethe“<br />

�<br />

KD Nostalgie - Route<br />

15.15 Uhr an Rüdesheim<br />

�<br />

16.00 Uhr ab Rüdesheim<br />

�<br />

19.00 Uhr an Duisburg-Homberg<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 1 / 44


Lehrgangsfahrt Fahrplan/Tagesablauf<br />

„Mittelrhein Nostalgie Tour mit der <strong>GOETHE</strong>“<br />

�� 05:45 Uhr Abfahrt Duisburg-Homberg/Rheinanlagen<br />

�� 08:45 Uhr Ankunft in Koblenz / Gruppenfoto<br />

�� 09:00 Uhr Ablegen vom KD-Steiger<br />

Programm während der Fahrt mit der „Goethe“<br />

�� 09:15 Uhr – 09:30 Uhr<br />

Filmbeitrag zum Thema<br />

„Eisbrecher an der Loreley 1962“<br />

�� 09:45 Uhr – 10:15 Uhr<br />

Filmbeitrag zum Thema<br />

„Vertiefung des Mittelrheins“<br />

�� 10:45 Uhr – 11:05 Uhr<br />

Filmbeitrag zum Thema<br />

„Ausbau des Binger Lochs“<br />

�� 11:15 Uhr – 12:15 Uhr<br />

Fachvortrag zum Thema<br />

„Ausbau des Mittelrheins“<br />

�� 12:45 Uhr – 13:30 Uhr<br />

Mittagessen<br />

�� 15:15 Uhr Ankunft in Rüdesheim<br />

�� 16:00 Uhr Abfahrt Rüdesheim Busparkplatz<br />

�� 19:00 Uhr Ankunft in Duisburg-Homberg<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 2 / 44


Von Homberg aus geht es um 05:45 Uhr über die A3 bis zum Dernbacher Dreieck.<br />

Vielleicht haben wir Glück und sehen auf der Schnelltrasse der DB einen der ICE-Züge.<br />

Am AK Dernbach wechseln wir auf die A48 (E44). Wir durchqueren den Westerwald und<br />

fahren bei Bendorf ins Rheintal. Gegen 08:30 Uhr treffen wir in Koblenz ein.<br />

Unterhalb der Festung Ehrenbreitstein befindet sich das Rheinmuseum. Das Rheinmuseum<br />

wurde 1912 gegründet und präsentiert unter vielen anderen Objekten die Großdampfmaschine<br />

eines Rheinschleppers und ein Hochwasserstandsmessgerät in einem ehemaligen Schulgebäude,<br />

das nach dem Architekten Johann Claudius von Lassaulx benannt wurde. Der Besucher erlebt<br />

und erfährt auf 1300 m² Ausstellungsfläche vieles zur Binnenschifffahrt. Zudem wird an die<br />

ab dem 16. Jahrhundert zwischen den großen Städten verkehrenden Marktschiffe erinnert, von<br />

denen ein Modell abgebildet ist. Bis 1840 lief das Marktschiff »Stadt Koblenz«, ein<br />

Segelschiff, Städte entlang des Rheins an und brachte Käufer und Verkäufer zu den Märkten<br />

und zurück zu ihren Wohnorten. Es ist im Maßstab 1:30 rekonstruiert. Also kurz auf den<br />

Punkt gebracht: Wenn Ihr mal in Koblenz Station oder Aufenthalt habt, geht mal ins<br />

Rheinmuseum. Es lohnt sich.<br />

Festung Ehrenbreitstein<br />

Das Hochplateau von Ehrenbreitstein, fast<br />

120 m über dem Wasserspiegel der Flüsse<br />

Rhein und Mosel, die sich hier vereinen, hatte<br />

seit alters her große strategische Bedeutung.<br />

Um die Mitte des 10. Jahrhundert erbaute ein<br />

Ehrenbrecht aus dem Lahngauisch-Konradinischen<br />

Herzogsgeschlecht hier eine Burg.<br />

Ehrenbrechstein wurde zu Ehrenbreitstein und<br />

kam 1020 an die Trierer Erzbischöfe. Es war ihr Brückenkopf für den rechtsrheinischen Besitz<br />

des Kurfürstentums und galt als ihre sicherste Burg. So wurden hier in gefährlichen Zeiten die<br />

größten Heiligtümer des Landes aufbewahrt: Z.B. der Kopf des heiligen Matthias, des<br />

Bistumspatrons von 1380 bis 1422, und der Heilige Rock von 1657 bis<br />

1794.<br />

Aber auch die Erzbischöfe und Kurfürsten nutzten den sicheren Platz<br />

gerne und machten ihn von 1600 an sogar zu ihrer Residenz. Dadurch<br />

wurde nicht nur die Festung immer wieder ausgebaut und verbessert,<br />

auch der kleine Ort zu ihren Füßen entwickelte sich mit seinen<br />

zahlreichen Residenzbauten und stattlichen barocken Bürgerhäusern<br />

zu einem Schmuckstück, das am Rhein seinesgleichen suchte.<br />

Mit der Eroberung des Rheinlandes durch die französischen Revolutionstruppen<br />

brach hier der Feudalismus zusammen, der Kurstaat<br />

wurde aufgelöst, Adel und Geistlichkeit verloren ihren Besitz und ihre<br />

Vorrechte, die bürgerlichen Freiheiten wurden im Rheinland<br />

eingeführt.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 3 / 44


Koblenz wurde die Hauptstadt des französischen Departements, aber die Feste Ehrenbreitstein<br />

hielt sich noch bis 1799, ehe sie kapitulierte. 1801 wurde sie von den Eroberern dem<br />

Erdboden gleich gemacht, doch anderthalb Jahrzehnte später hatte sich das Blatt gewendet,<br />

und die neuen Herren über das Rheinland, die Preußen, bauten von 1815-1830 die<br />

Ehrenbreitstein als eine der stärksten Festungen ihrer Zeit aus.<br />

So stehen die Bauwerke noch heute als Paradebeispiel klassizistischer preußischer Kriegsbaukunst.<br />

Besucher aus aller Welt kommen auf die Ehrenbreitstein, nicht nur wegen der<br />

architektonischen Schönheit und der Museen, sondern vor allem wegen der prächtigen Lage<br />

über den beiden Flüssen, die an guten Tagen einen tollen Ausblick bis weit in den Hunsrück<br />

und die Eifel erlaubt.<br />

Auf der Festung Ehrenbreitstein liegt auch die Koblenzer Jugendherberge. So kommt es, dass<br />

jeden Abend in der Saison ein junges und internationales Publikum den Blick von der Höhe<br />

auf die beiden Flüsse genießt, die im Licht der sinkenden Sonne schimmern. Vom Festungshof,<br />

dem alten Paradeplatz, hat man einen prächtigen Blick in das Rheintal und natürlich auf die<br />

gegenüberliegende Moselmündung mit dem „Deutschen Eck“.<br />

Deutsches Eck in Koblenz an Rhein und Mosel<br />

Als Deutsches Eck wird das spitz auslaufende Stück Land am Zusammenfluss von Rhein und<br />

Mosel genannt. Von hier aus hat man wiederum eine herrliche Aussicht auf die Festung<br />

Ehrenbreitstein auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Der Name "Deutsches Eck" besteht erst<br />

seit 1216 und erhielt seinen Namen von einem hier bestehenden Verwaltungsgebäude (die<br />

"Komturei") des mittelalterlichen Ritterordens "Deutscher Orden" .<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 4 / 44


Im Jahre 1897 wurde auf dem Deutschen Eck das 350 Zentner schwere Denkmal von Kaiser<br />

Wilhelm I. auf einem mächtigen Sockel als Dank für die Einigung des Deutschen Reiches<br />

gestiftet, hier als "Wilhelm der Große" bezeichnet. Diese Bezeichnung konnte sich jedoch in der<br />

Geschichtsschreibung nie durchsetzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Standbild von den<br />

amerikanischen Soldaten beschossen und zerstört.<br />

1953 ersetzte man das ehemalige Standbild mit einem Mast und einer daran befestigten<br />

deutschen Fahne. Das Denkmal wurde somit zum Mahnmal der Deutschen Einheit erklärt.<br />

Dieses Mahnmal erinnerte Jahrzehnte lang an die Gründung der Bundesrepublik Deutschland,<br />

die im Juli 1948 in einem Hotel in Koblenz bei einer Konferenz eingeleitet wurde.<br />

1993 wurde eine Kopie des ursprünglichen<br />

Standbildes des Kaisers mit Pferd und Siegesgöttin<br />

aufgestellt. An die Wiedervereinigung Deutschlands<br />

erinnern die Fahnen der 16 Bundesländer, die am<br />

Deutschen Eck wehen.<br />

Bis zum oberen Aussichtsring des Reiterstandbildes<br />

führen 107 Stufen über die 88 m lange, halbrunde<br />

Pergola hinauf, die das Monument umgibt. Das<br />

gesamte Denkmal weist eine Höhe von 37 Metern<br />

auf. Das Reiterstandbild erhebt sich über einem<br />

Sockel, der aus einem 7 m tiefen und am Fuß 3 m<br />

starken Fundament sowie einer 10 m hohen<br />

Pfeilerhalle mit 20 quadratischen Säulen besteht.<br />

An der Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer gehen wir<br />

vom Bus aus direkt zum Schaufelraddampfer<br />

„Goethe“ der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt<br />

AG und legen um 09:00 Uhr ab.<br />

Die <strong>GOETHE</strong> ist bis heute der einzig verbliebene Schaufelraddampfer auf dem deutschen<br />

Rhein, der noch in Betrieb ist. Am 1. Mai 1999 wurde die KD Nostalgie-Route eröffnet. Die<br />

„Goethe“ ist von Mai bis Oktober täglich auf dem romantischen Mittelrhein (UNESCO<br />

Weltkulturerbe) im Einsatz.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 5 / 44


Schaufelraddampfer „<strong>GOETHE</strong>“<br />

Auf dem legendären Schaufelraddampfer „Goethe“ werden die guten alten Zeiten der<br />

Dampfschifffahrt lebendig. Das stilvolle Ambiente der goldenen Zwanziger und die großen,<br />

komfortablen, detailgetreu im Stil des Art déco ausgestatteten Salons sind der exklusive<br />

Rahmen für Feiern mit einem romantischen Touch.<br />

Übersicht / Schiffsdaten der „<strong>GOETHE</strong>“<br />

Baujahr (Gebr. Sachsenberg AG, Köln-Deutz)<br />

Umbau auf Ölfeuerung mit 700 PS<br />

Restaurierung mit Neuindienststellung<br />

Umbau auf Antrieb mit Dieselmotoren<br />

1913<br />

1952<br />

1996<br />

2009<br />

Antriebsleistung 750 PS<br />

Länge 83,00 m<br />

Breite mit Radkästen 15,70 m<br />

Höhe über dem Wasserspiegel 9,20 m<br />

Passagierzahl optimal 150-500<br />

maximal 900<br />

Sitzplätze<br />

Hauptdeck vorne/ hinten 88/ 144<br />

Oberdeck vorne/ mitte/ hinten 90/ 52 / 118<br />

Freideck 110<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 6 / 44


Der Schaufelraddampfer Goethe und<br />

seine Dampfmaschine<br />

von Walter Buschmann<br />

Der Schaufelraddampfer Goethe wurde 1913 auf der Werft der Firma Gebrüder Sachsenberg in<br />

Köln-Mülheim als Halbsalongüterschiff gebaut. Ein erster Umbau zum Doppeldeck-<br />

Salondampfer erfolgte 1924/25. Getarnt mit einem blaugrauen Anstrich wurde das Schiff im<br />

Zweiten Weltkrieg für Gütertransporte, für Evakuierungsfahrten und 1944 als Wohnschiff<br />

für russische Kriegsgefangene, die in der Umgebung Schützengräben aushoben und<br />

Panzersperren anlegten, verwendet. Im März 1945 wurde die Goethe durch einen<br />

Fliegerangriff in Oberwinter versenkt. Ein Bombenvolltreffer hatte das Hinterschiff zerstört<br />

und das Vorderschiff war an der Galerie abgebrochen. Das auf Grund gesunkene Schiff wurde<br />

1949 gehoben und in der Mainzer Werft Christof Ruthof 1951/52 wiederhergestellt. Dabei<br />

wurden Hinterschiff und Bug erneuert. Der Bug bekam statt der zuvor schräg nach vorn nun<br />

eine schräg nach hinten geneigte Linienführung. Mit den Veränderungen am Schiffsrumpf und<br />

am Bug wuchs die Schiffslänge von ursprünglich 77,8 auf 83 Meter. Auch die<br />

Schiffsaufbauten erhielten eine andere Optik. War zuvor das Oberdeck nur mit Planen<br />

gedeckt, gab es nun zwei fast vollständig geschlossene Deckebenen. Über dem Oberdeck bauten<br />

sich Steuerhaus, Kommandobrücke und ein neuer Schornstein auf. Das Schiff konnte nun auf<br />

zwei Decks 2400 Personen transportieren und wurde ab 1953 wieder im Rheintourismus<br />

eingesetzt. Als Jubiläumsschiff zum 100jährigen Bestehen der Köln-Düsseldorfer waren<br />

Rauchsalon und Speisesaal mit Mahagoni- und Birnbaumwandvertäfelungen ausgestattet.<br />

Eine Besonderheit war der Einsatz von Aluminium für alle Decksaufbauten. Es war die bis<br />

dahin umfangreichste Verwendung von Leichtmetall auf einem deutschen Schiff mit einer<br />

Gewichtseinsparung von 30t gegenüber vergleichbaren Stahlblechaufbauten.<br />

Nur drei Jahre nach der Wiederherstellung wurde 1956 die Feuerung der Dampfmaschine von<br />

Kohle auf Öl umgestellt. Zum 150jährigen Jubiläum der Köln-Düsseldorfer wurden<br />

Gesellschaftsräume und Außenanstrich 1976 in historisch anmutendem Dekor aufgefrischt.<br />

Erneut umgebaut und verändert wurde die Goethe 1995/96 auf der niederländischen Werft de<br />

Biesbosch in Dordrecht mit Erneuerung von Schiffsboden (bis 30cm über Wasserlinie),<br />

Ruderanlage, Kessel, Steuerhaus, Kommandobrücke und Schornstein. Komplett erneuert<br />

wurde auch die gesamte Inneneinrichtung auf beiden Decks. Die Radkästen wurden verstärkt<br />

und als Freidecks mit Bänken und Tischen ausgestattet. Das Schiff erhielt die aktuelle,<br />

dekorativ-nostalgische Außenbemalung.<br />

Nach den Veränderungen von 1995/96 kann die Goethe nicht mehr als Zeugnis der<br />

Entstehungszeit 1913 oder der wesentlichen Umbauphase von 1951/52 gelten. Die Gestaltung<br />

von 1951/52 ist sehr weitgehend durch die Umbauten von 1976 und 1995/95 verloren<br />

gegangen. Von der ursprünglichen Substanz des 1913 erbauten Schiffes blieben im<br />

Wesentlichen die Dampfmaschine und die Schaufelräder erhalten. Diese beiden Elemente<br />

werden als Teil des Dampfschiffes als denkmalwert eingestuft.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 7 / 44


Die von der Fa. Gebr. Sachsenberg 1913 hergestellte Dampfmaschine ist eine 700PS starke<br />

Zwei-Zylinder-Verbund-Heißdampfmaschine mit Ventilsteuerung. Die beiden nebeneinander<br />

liegend angeordneten Zylinder wie auch die Führung der Kolbenstangen, sind schräg<br />

angeordnet. Mit dieser auf Raddampfern üblichen Schrägaufstellung konnte die auf Höhe des<br />

Hauptdecks liegende Achse der Schaufelräder mit dem auf dem Unterdeck aufgestellten<br />

Zylindern vermittelt werden. Eine horizontale Anordnung der Dampfmaschine hätte<br />

wertvollen Nutzraum auf dem Hauptdeck beansprucht und damit die Kapazität des Schiffes<br />

eingeengt. Die Kurbelwelle der Dampfmaschine zur Transformation der hin- und hergehenden<br />

Bewegung der Kolbenstangen in die rotierende Bewegung der beiden Schaufelrad-<br />

Antriebsachsen ist auf drei mächtigen Auflagerblöcken gelagert. Zwei der Blöcke sind original<br />

von 1913 aus Gusseisen gefertigt. Der mittlere Block wurde aus geschweißten Stahlblechen<br />

erneuert.<br />

Wie die Dampfmaschine sind auch die beiden Schaufelräder mit einem Durchmesser von 4,0<br />

und einer Breite von 3,0 Metern mit den Radnarben und dem Strebenwerk in<br />

Nietkonstruktion noch weitgehend in der Substanz von 1913 überliefert. Bei den häufigen<br />

Reparatur- und Überholungsarbeiten wurde allerdings ein Großteil der Schaufeln und andere<br />

Konstruktionsteile erneuert. Jedes Schaufelrad hat 8 bewegliche Eisenschaufeln. Die<br />

Schaufeln sind beweglich ausgebildet, um nach dem Eintauchen und dem Schubvorgang in<br />

horizontale Stellung gedreht werden zu können. Damit wird die Bremswirkung starrer<br />

Schaufelradschaufeln vermieden. Zur richtigen Koordination der Drehbewegung sind die<br />

Eisenschaufeln über einen Exenterbügel mit der Antriebsachse gekoppelt. Diese Exenter-<br />

Steuerung ist eine erstmals 1883 eingesetzte Erfindung der Fa. Gebr. Sachsenberg, mit der<br />

wesentlich der Erfolg des Unternehmens gesichert wurde. Die Schaufelräder werden von der<br />

Dampfmaschine mit 40 Umdrehungen pro Minute gedreht.<br />

Der Denkmalwert der Dampfmaschine auf dem Schaufelraddampfer Goethe resultiert aus der<br />

hochrangigen Bedeutung dieser Maschinen im Prozess der Industrialisierung. Die Dampfmaschine,<br />

zumal nach den verschiedenen Erfindungen von James Watt in den Jahren um<br />

1780, hatte eine geradezu konstitutive Bedeutung in der Ersten Industriellen Revolution. Wie<br />

viele technische Innovationen behielt die Dampfmaschine auch nach der Verfügbarkeit<br />

alternativer Antriebsformen noch lange hohes Ansehen und konnte sich auch im Zeitalter der<br />

Verbrennungsmotoren auf dem Wasser und auf der Schiene behaupten. Dampfmaschinen sind<br />

nur noch in wenigen Exemplaren zu erhalten. Die herausragende Bedeutung der überlieferten<br />

Dampfmaschine auf dem Raddampfer Goethe ergibt sich besonders aus der Seltenheit einer für<br />

die Industrialisierung und damit der Menschheitsgeschichte so wichtigen Maschinengattung.<br />

Auch die Verwendung der Dampfmaschine für Schiffe ist ein wichtiges Datum in der<br />

industriellen, technischen und verkehrsgeschichtlichen Entwicklung. So darf die Fahrt des<br />

ersten von James Watt gebauten Dampfschiffes auf dem Rhein im Juni 1816 („The<br />

Definance“) oder auch das erste 1830 auf der Werft von Jacobi, Haniel & Huyssens in<br />

Duisburg-Ruhrort für die Rheinschifffahrt gebaute Dampfschiff in kaum einer geschichtlichen<br />

Darstellung zum Rhein fehlen. Die Dampfmaschine des Schaufelraddampfers Goethe ist damit<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 8 / 44


zugleich auch ein Dokument für die Verwendung der Dampfmaschine im Schiffsbau. Mit ihrer<br />

spezifischen Ausprägung in Schräganordnung und mit der Koppelung an die Schaufelräder des<br />

Schiffes gibt es ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zu den im Fabrikwesen oder auch zu<br />

den etwa auf der Schiene eingesetzten Dampfmaschinen. Ihren höchsten Grad an<br />

Dokumentationskraft und Anschaulichkeit erreicht das Objekt daher am Ursprungsort der<br />

Aufstellung und am Ort ihres fast 100jährigen Gebrauchs: Auf dem Maschinendeck der<br />

Goethe.<br />

Im Betrieb ist die Dampfmaschine mit den im Maschinenraum entwickelten hohen<br />

Temperaturen von bis zu 50-60°C ein Beleg für die Arbeitsbedingungen im Industriezeitalter.<br />

Die Frischluftzufuhr erfolgt über Luftrohre mit den charakteristischen Krümmungen am<br />

oberen Rohrende auf dem Oberdeck. Die Heißluft soll durch den direkt über der<br />

Dampfmaschine sich aufbauenden Maschinenschacht abziehen. Die Kommandos vom<br />

Steuerhaus werden durch elektrisch übermittelte Signale im Maschinenhaus auf einem<br />

Maschinentelegraf angezeigt. Bei jeder Signaländerung erfolgt ein Klingelzeichen. Die<br />

Maschine wird aus Sicherheitsgründen von drei Maschinisten geführt, gewartet und bei<br />

leichten Schäden auch repariert.<br />

Weiterhin verweist das Dampfschiff Goethe auf die Bedeutung der Schiffsbauunternehmen am<br />

Rhein für den Bau und die Ausgestaltung der Rheinschiffe. Die aus Rosslau an der Elbe<br />

stammende Firma Gebr. Sachsenberg hatte sich 1898 im Köln-Mülheimer Hafen angesiedelt<br />

und beschäftigte 1914 400 Arbeiter in der Schiffsmontage, der Maschinenfabrik, der<br />

Kesselschmiede, der Gießerei und in Reparaturwerkstätten. Gebaut wurden Rad- und<br />

Schraubendampfer sowie Baggerschiffe. Dampfmaschine und Schaufelräder als Produkte<br />

dokumentieren auch dieses für die Stadt Köln und die Rheinschifffahrt so wichtige<br />

Unternehmen.<br />

Ende der Ausführungen von Walter Buschmann<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 9 / 44


Als der Rhein unter Dampf stand<br />

von Michael Bretz<br />

Die Bedeutung der Dampfschifffahrt auf dem Rhein<br />

Dicker schwarzer Rauch steht über dem Rhein bei Oberwesel. Die Wassermassen werden<br />

gewaltig aufgewühlt und die Wellen reichen bis an das Rheinufer, wo sie deutlich zu spüren<br />

sind. Dann ein tiefes Pfeifen und viel weißer Dampf. Die Geräuschkulisse der Dampfmaschine<br />

ist an der Rheinpromenade deutlich hörbar. 200 Meter<br />

dahinter - Ruhe. Nur die Wellen des Rheins, die<br />

durchschnitten werden, sind zu hören - kein Rauch, kein<br />

weißer Dampf. So lässt sich etwa ein mit voller Kraft in<br />

Richtung Mannheim fahrender Schleppzug, bestehend<br />

aus einem Seitenradschlepper, einem Raddampfer mit<br />

den Antriebsrädern an der rechten und linken Seite, und<br />

vier Schleppkähnen, antriebslosen Schiffen auch schon<br />

mit etwa 1000 Tonnen Tragfähigkeit, auf dem Rhein bei<br />

Oberwesel schildern.<br />

Auch heute erfreuen sich die noch verbliebenen<br />

Raddampfer auf den Gewässern immer größerer<br />

Beliebtheit. So werden diese Schiffe unter großem<br />

Arbeits- und finanziellen Aufwand auf Groß- und<br />

Spezialwerften generalüberholt, um als Publikumsmagnet,<br />

aber auch als technisches Denkmal der<br />

Nachwelt erhalten zu bleiben. Manche dieser Boote<br />

wurden aus dem Dornröschenschlaf geweckt oder vor<br />

dem Schrottplatz bewahrt. Doch früher waren diese Schiffe ein Alltagsbild auf dem Rhein,<br />

Während heutzutage die Schubschifffahrt von großer Bedeutung ist, war diese auf dem Rhein<br />

bis 1957 nicht denkbar. Bis dahin bildeten Schleppdampfer, Schleppkähne und<br />

Dampfgüterboote das wesentliche Bild des Rheins. Die Schleppdampfer hatten am Anfang alle<br />

große Schaufelräder. Die meisten von ihnen hatten diese an der rechten und linken Schiffsseite<br />

angebracht. Einige wenige Schleppdampfer hatten ein großes Schaufelrad am Heck. Sie<br />

bewährten sich wegen ihres großen Tiefgangs am Schiffsheck auf dem Rhein nicht so recht.<br />

Dann wurden Schleppschiffe herausgebracht, bei denen die Dampfmaschine eine oder mehrere<br />

Schrauben am Heck des Schiffes antrieb. Einige dieser Schiffe wurden, als die Motorisierung<br />

auf dem Rhein einsetzte, mit Dieselmotoren ausgerüstet und sind heute teilweise zu kleineren<br />

Schub- und Schleppbooten umgebaut und modernisiert noch im Einsatz. Als Beispiel dafür ist<br />

das heutige Schubboot 'Rheinstein' einer Reederei aus Xanten-Obermömter. Dampfgüterboote<br />

waren Schiffe mit Dampfmaschinenantrieb, meistens zwei Schrauben am Schiffsheck und einer<br />

Tragfähigkeit um 700 Tonnen. Motorgüterboote waren ziemlich selten auf dem Rhein.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 10 / 44


Der einzige Unterschied zu den Dampfgüterbooten bestand darin, dass sie eine normale<br />

Schiffsmaschine besaßen, wie sie vom Prinzip her in viele ehemalige Schleppkähne im Zuge der<br />

Motorisierung auf dem Rhein eingebaut wurde.<br />

Während heute ein modernes Frachtschiff 135 m lang und 11,40 m breit ist und nur noch<br />

wenig Besatzungsmitglieder braucht, war es damals ganz anders: Damals zog beispielsweise<br />

ein 72 m langer, 19,90 m breiter Raddampfschlepper mit 1300 PS und mit etwa 10 Mann<br />

Besatzung am Niederrhein bis zu 10 antriebslose Schleppkähne hinter sich her, auf denen sich<br />

ebenfalls noch einige Besatzungsmitglieder befanden.<br />

Bei uns am Mittelrhein war ein Schleppzug dieser Länge nicht denkbar, da es hier die noch<br />

heute teilweise nicht unproblematischen Streckenabschnitte, wie die Loreley und das Binger<br />

Loch, sowie viele andere engere Windungen des Rheins gibt. Meistens bestanden hier die<br />

Schleppzüge aus einem Dampfschlepper und bis zu vier antriebslosen Schleppkähnen, wobei<br />

immer zwei nebeneinander gekoppelt waren.<br />

Schon vor über 160 Jahren begann die Dampfschifffahrtsgeschichte auf dem Rhein. 1816 fuhr<br />

der Engländer Wager mit seinem 'Prinz von Oranien' auf dem Niederrhein. Die Bevölkerung<br />

war damals beeindruckt von der Gewalt der Dampfmaschine, die im Stande war, solch ein<br />

Schiff anzutreiben. 1817 drang die 'Caledonia' des James Watt schon bis Koblenz vor. Am<br />

Anfang der Dampfschifffahrt gab es zu viele Gegner für diese neue Art des Verkehrs auf dem<br />

Rhein, so dass die Entwicklung dieser Schifffahrt fast boykottiert wurde.<br />

Jedoch siegte der Fortschritt und es konnten doch recht bald regelmäßige Personen- und<br />

Stückgutfahrten zwischen Amsterdam und Köln erfolgen. Am 1. Mai 1827 nahm die ein Jahr<br />

zuvor in Köln gegründete Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrts-Gesellschaft ihre Fahrten<br />

zwischen Köln und Mainz auf und beförderte bereits im ersten Jahr 18.000 Personen und<br />

57.000 Zentner (2.850 Tonnen) Güter.<br />

Auch wenn es noch lange dauerte, bis die Segelschiffe ganz vom Rhein verschwunden waren,<br />

so setzten sich die Raddampfer doch immer mehr durch. Folglich kamen auch mehr Touristen<br />

an den Rhein. Jedoch noch mehr als die Passagierschiffe haben die Schleppdampfer zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung des Rheintals beigetragen, was an einem Beispiel deutlich<br />

gemacht werden soll.<br />

Die Rheinschifffahrt war im Mittelrheintal gleich mehrfach von großer Bedeutung. In der<br />

Anfangszeit der Dampfschifffahrt gab es hier am Mittelrhein noch keine Eisenbahn. Zu dieser<br />

Zeit war dann der Raddampfer ein wichtiges Verkehrsmittel. So war es beispielsweise denkbar,<br />

dass Bewohner dieser Gegend das Dampfschiff als Verkehrsmittel nutzten, um nach Mainz<br />

oder sogar nach Frankfurt zu gelangen, um von dort aus dann ihre Reise mit der Eisenbahn<br />

fortzusetzen. Manche Orte waren damals fast ausschließlich Schiffergemeinden. Der Weinort<br />

Niederheimbach, zwischen Bacharach und Bingen etwa in Höhe des Rhein-stromkilometers<br />

539 gelegen, soll uns jetzt als Beispiel dienen.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 11 / 44


Niederheimbach, heute ein eher<br />

verschlafener Weinort, lebte früher zum<br />

großen Teil von der Schifffahrt, da sich bei<br />

dieser Gemeinde der letzte Liegeplatz für<br />

Schleppzüge befand, die durch das Binger<br />

Loch beispielsweise nach Mainz oder<br />

Mannheim weiterreisen wollten. Das Binger<br />

Loch ist ein noch heute, wenn auch durch<br />

Sprengungen und Ausbauarbeiten<br />

wesentlich entschärfter, je nach<br />

Wasserstand nicht ganz ungefährlicher Stromabschnitt bei Bingen, etwas unterhalb der<br />

Nahemündung.<br />

Da die Wasserfahrzeuge damals noch auf sichtbares Wetter und auf Tageslicht angewiesen<br />

waren, da die Schiffe noch nicht über Radaranlagen verfügten, mussten sie einen Liegeplatz<br />

anlaufen, wenn sie nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit diesen Stromabschnitt passieren<br />

konnten. In den meisten Fällen fuhren die Schleppzüge dann bis Niederheimbach, wo sie dann<br />

ab etwa 16.00 Uhr vor der Insel Lorcher Werth oder direkt am Ufer der Gemeinde vor Anker<br />

gingen.<br />

Die Besatzungen setzten dann entweder mit der dort verkehrenden Fähre oder, was häufiger<br />

der Fall war, mit dem mitgeführten Nachen, einem kleinen Ruderkahn, an das Ufer des Ortes<br />

über und nutzten die Pause, um in den damals noch zahlreich vertretenen Läden Besorgungen<br />

aller Art zu tätigen und sich Proviant an Bord zu holen oder um sich in einer Wirtschaft zu<br />

treffen, um etwas Abstand zu dem Arbeitsalltag zu finden und sich gut unterhalten zu<br />

können. So lebten nicht nur die auf den Schiffen Beschäftigten, sondern auch die Laden- und<br />

Kneipenbesitzer, von dem Fluss.<br />

Ein gefährlicher Gegner für die recht langsamen Schiffe war die Eisenbahn, die schon, bevor<br />

die Dampfschifffahrt auf dem Rhein richtig ihren Höhepunkt gefunden hatte, die linke<br />

Rheinstrecke errichtet hatte. Auch am Oberrhein stellte die Eisenbahn eine zu große<br />

Konkurrenz für die Schifffahrt dar, so dass zwei Gesellschaften, die den Oberrhein befahren<br />

wollten, ihren Betrieb einstellten. Generell entwickelte sich die Dampfschifffahrt mit<br />

Gütertransport auf dem Oberrhein wesentlich später, als dies am Niederrhein der Fall war,<br />

etwa um 1900, da es dort viele Probleme, unter anderem wegen des Tiefgangs der Schiffe, gab.<br />

Die Reederei Fendel aus Mannheim eröffnete offiziell die Oberrheinschifffahrt mit einem<br />

Dampfschleppzug bis nach Basel. Geschwindigkeiten eines Schleppzuges am Oberrhein von 3<br />

Kilometern in der Stunde waren keine Seltenheit, so dass es leicht fällt zu verstehen, warum<br />

die Bahn eine gefährliche Konkurrenz war.<br />

Lehrgangsfahrt 232. SK / Mittelrhein Seite 12 / 44


Doch noch heute bin ich von den<br />

Dampfschiffen auf dem Rhein<br />

fasziniert. Leider gelingt es mir<br />

aber nur sehr selten, so ein<br />

technisches Denkmal zu sehen zu<br />

bekommen, was ich sehr bedauere.<br />

Umso mehr freut es mich, dass<br />

der Raddampfer 'Goethe' mit<br />

seiner bewegten Geschichte zu<br />

dieser Saison offiziell wieder in<br />

Dienst gestellt wurde. Leihweise<br />

fand sich hier auf dem Rhein<br />

sogar schon ein zweiter Raddampfer, die 'Krippen', ein. Beide Schiffe weisen einige<br />

Gemeinsamkeiten, aber auch, besonders im technischen Bereich, einige Unterschiede auf.<br />

Die Zeit der Dampfschiffe auf dem Rhein ist von sehr großer Bedeutung, da sie uns noch heute<br />

dokumentiert, wie früher Städte wie Mannheim, Straßburg oder Basel mit Gütern versorgt<br />

wurden und wie die dort produzierten Waren zur Nordsee gelangten. Der Krieg setzte der<br />

Schifffahrt sehr zu, aber verhältnismäßig kurz danach wurde schon der große Wandel, die<br />

mehrmals erwähnte Motorisierung, durchgeführt.<br />

Ende der Ausführungen von Michael Bretz<br />

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Linksrheinisch sehen wir Oberwerth, die Konigsbacher<br />

Brauerei und Kapellen-Stolzenfels.<br />

Gegenüber der Lahnmündung und der Burg<br />

Lahneck oberhalb von Koblenz-Stolzenfels liegt das<br />

Schloss Stolzenfels, eines der bedeutendsten<br />

Bauwerke der neugotischen Zeit. Schloss<br />

Stolzenfels ist ein Stück Rheinromantik wie der<br />

Rolandsbogen und die Loreley und ist mit der<br />

Marksburg und dem Pfalzgrafenstein eine der<br />

bekanntesten Burgen im Rheintal.<br />

Der Wiederaufbau der von den Franzosen abgebrannten Burg Stolzenfels entsprang der<br />

zeitgenössischen romantischen Begeisterung für die Rheinlandschaft. 1823 erhielt Kronprinz<br />

Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, die schön gelegene<br />

Burgruine als Geschenk. 1842 bildeten das fertig gestellte Schloss und der Park einen<br />

malerischen Hintergrund für ein Fest in historischen Kostümen. Mit seinem ockergelben<br />

Anstrich, den Springbrunnen und den ummauerten Gärten strahlt das Schloss eine italienisch<br />

anmutende Heiterkeit aus.<br />

Geistesgruß / Goethe 1774<br />

Hoch auf dem alten Turme steh.<br />

Des Helden edler Geist.<br />

Der, wie das Schiff vorübergeht,<br />

Es wohl zu fahren heißt.<br />

"Sieh, diese Senne war so stark,<br />

Dies Herz so fest und wild,<br />

Die Knochen voll von Rittermark,<br />

Der Becher angefüllt.<br />

Mein halbes Leben stürmt' ich fort<br />

Verdehnt' die Hälft' in Ruh'<br />

Und Du, Du Menschen-Schifflein dort<br />

Fahr immer, immer, zu!<br />

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Auf der Weiterfahrt passieren wir nun Rhens. Hier liegt rechterhand auf<br />

einer Anhöhe der Königsstuhl. Seit 1273 diente der außerhalb von Rhens<br />

errichtete Königsstuhl den Kurfürsten häufig als Begegnungs- und<br />

Beratungsstätte, insbesondere über die Königswahlen. 1338 etablierte<br />

sich der Rhenser-Kurverein mit dem gemeinsamen Ziel, die Reichs- und<br />

Kurrechte zu sichern. Der mittelalterliche Steinbau, Ende des 14.<br />

Jahrhunderts errichtet, wurde 1803 zerstört. Der heutige Bau ist unter<br />

Einbeziehung alter Bausubstanzen eine Nachempfindung von 1843, wurde aber 1929 von<br />

seinem ursprünglichen Standort an die heutige Stelle verschoben.<br />

Die linksrheinische Schottel-Werft hat ihren Sitz in Spay. Die im 19. und 20. Jahrhundert<br />

wachsende Schifffahrt auf dem Rhein mit seinen Klippen und Bänken ließ ein Lotsenwesen<br />

entstehen, an dem auch Spay als Lotsendorf seinen Anteil hatte. Die Lotsen gehörten bald zu<br />

den wohlhabendsten Bürgern. Heute, nach dem Ausbau des Mittelrheins als Schifffahrtsstrecke,<br />

wobei die gefährlichsten Felsen gesprengt und die Tiefe gleichmäßig ausgebaggert<br />

wurde, hat das Lotsenwesen an Bedeutung verloren.<br />

Spay ist aber auch schon seit über 80 Jahren Industriestandort. Im Jahre 1921 wurde die<br />

Schottel-Werft von Josef Becker gegründet. Sie hat heute eine Belegschaft von mehr als 300<br />

Mitarbeitern und ist vor allem durch ihre Schiffsantriebe bekannt ist. Beispiel:<br />

Auf der Kombination der technischen und wirtschaftlichen Hauptkriterien von mechanischen<br />

Ruderpropellern auf der einen und Pod-Antrieben auf der anderen Seite basiert der Schottel<br />

Combi Drive (SCD).<br />

Im Gegensatz zum Pod-Antrieb mit Elektromotor in der Unterwassergondel ist beim Combi<br />

Drive der E-Motor vertikal in das Tragrohr des Ruderpropellers integriert. Durch diese Anordnung<br />

des Elektromotors ist das Konzept vergleichbar mit einem Ruderpropeller mit vertikalem<br />

Krafteingang (L-Anlage). Da zudem weder Oberwassergetriebe noch Gelenkwelle erforderlich<br />

sind, ist die Anlage extrem kompakt und aus Sicht der Werft einfach und sehr platzsparend im<br />

Schiff zu installieren.<br />

Pumpjetantrieb Ruderpropeller<br />

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Der Bopparder Hamm ist die größte (Mäander)<br />

des Rheins, vergleichbar mit der Saarschleife von<br />

Mettlach. Die linksrheinischen Hänge bilden die<br />

größte zusammenhängende Rebfläche am Mittelrhein<br />

(ca. 75 ha). Hauptrebsorten: Riesling,<br />

Rivaner und Spätburgunder. Durch die Steilheit<br />

der Weinberge und die Reflexion des Sonnenlichts<br />

im Rhein wachsen hier Weine von hoher Qualität.<br />

Stadt Boppard „Die Perle am Rhein“<br />

Boppard liegt 50° 13' nördlicher Breite und 7° 35' östlicher Länge (Greenwich) am linken Ufer<br />

des Rheines, 20 km aufwärts von Koblenz. Nach Norden hin ist die Stadt geschützt durch die<br />

auf der rechten Rheinseite sich erhebenden Ausläufer des Taunus zwischen Camp und Filsen;<br />

nach Süden erheben sich die Ausläufer des Hunsrücks, aus welchem sechs Täler bei der Stadt<br />

münden. Die Gegend ist mit Naturschönheiten geradezu verschwenderisch ausgestattet.<br />

Boppard ist zweifellos eine der am schönsten gelegenen Städte des Mittelrheins...."<br />

Schon unter dem römischen Kaiser Claudius (41-54 n.<br />

Chr.) wurde im Zuge des Ausbaus der am Rhein<br />

entlang führenden Heerstraße eine Reihe von<br />

Befestigungsanlagen angelegt. In Boppard entstand<br />

ein vicus, eine offene Straßensiedlung. Es wurde nach<br />

dem keltischen Dorf "Bodobrica" benannt. Das wohl<br />

in der 1. Hälfte bzw. Mitte des 4. Jahrhunderts<br />

errichtete spätrömische Kastell, von dessen Mauern<br />

und Türmen zahlreiche Reste erhalten sind,<br />

unterstand dem Oberbefehlshaber in Mainz. Als in<br />

den Jahren 406/407 germanische Stämme den Rhein überschritten, wurde die militärische<br />

Besatzung abgezogen. Im Schutz der Kastellmauern hielt sich aber eine kleine Siedlung.<br />

Mittelpunkt des Reichsgutkomplexes „Bopparder Reich“ zwischen Rhens und St. Goar war<br />

Boppard mit seinem Königshof. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Boppard immer weiter und<br />

wurde im Jahr 803 als Reichsstadt bezeichnet. Das Reichsgut fiel in ottonischer Zeit wieder<br />

an das Reich zurück. 1312 verpfändete König Heinrich VII. die Stadt (zusammen mit<br />

Oberwesel) an seinen Bruder. König Ludwig der Bayer übertrug seine Rechte an der Stadt<br />

Boppard dem Trierer Erzbischof Balduin.<br />

Bis 1497 waren alle Feindseligkeiten eingestellt. Der Sieg des Trierers bedeutete nicht nur den<br />

Verlust der städtischen Freiheit. Mit der Übernahme setzte auch der wirtschaftliche<br />

Niedergang ein. Von einer blühenden Handelsstadt sank Boppard zu einer relativ<br />

unbedeutenden Landstadt herab, die nur noch Sitz eines kurtrierischen Amtmannes war. Im<br />

Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) besetzten abwechselnd Spanier, Schweden, Franzosen,<br />

kaiserliche und bayerische Truppen die Stadt.<br />

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Zwischen 1794-1813 wurde das gesamte Rheintal und damit auch Boppard von französischen<br />

Revolutionstruppen besetzt. Das linke Rheinufer wurde Bestandteil der französischen<br />

Republik. Die städtischen Stifte und Klöster wurden aufgelöst, deren Grundbesitz dem<br />

„Nationalgut“ einverleibt. Nach dem Wiener Kongress wurde Boppard 1815 preußisch. Die<br />

landschaftliche Lage, die Entstehung einer Kaltwasserheilanstalt sowie der Bau der<br />

Eisenbahn 1859 wiesen Boppard den Weg zu einer Kur- und Fremdenverkehrsstadt.<br />

Seit 1975 besteht die Stadt aus 10 Ortsgemeinden: Bad Salzig, Boppard, Buchholz, Herschwiesen,<br />

Hirzenach, Holzfeld, Oppenhausen, Rheinbay, Udenhausen und Weiler bei Boppard.<br />

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St. Goarer Stadtgeschichte<br />

Die Schifffahrt benötigte Hilfskräfte, um die Riffe an der Loreley zu überwinden. Vermutlich<br />

gab es eine Rheinfähre, die römische Straßen miteinander verband. Ihren Namen verdankt die<br />

kleine Siedlung dem heiligen Goar. Er ließ sich um das Jahr 550 hier nieder und gründete eine<br />

christliche Herberge für Arme und Reisende. Sein Grab entwickelte sich zu einer vielbesuchten<br />

Wallfahrtsstätte, die von einer Klerikergemeinschaft betreut wurde.<br />

Seit dem 8. Jahrhundert war dieses Kollegium mit seinem Besitz der Abtei Prüm (Eifel)<br />

unterstellt. Als Vögte des Klosters waren zuerst die Grafen von Arnstein und ab 1190 die<br />

Grafen von Katzenelnbogen eingesetzt. Somit stand die Stadt unter militärischem Schutz und<br />

der Gerichtsbarkeit des Grafenhauses.<br />

Über der Kapelle des Heiligen Goar hatte Abt Asuer von Prüm eine neue Kirche bauen lassen,<br />

die Ende des 11. Jahrhunderts durch eine neue ersetzt wurde. Ihr heutiges Erscheinungsbild<br />

verdankt die Stiftskirche dem<br />

Grafen Philipp dem Älteren, der<br />

seinen Werkmeister Hans Wynt<br />

beauftragte, diese repräsentative<br />

dreischiffige Emporenhalle zu<br />

errichten. Der Landgraf führte die<br />

Reformation ein und hob das Stift<br />

auf. Sein Sohn Philipp II. nahm<br />

die Burg Rheinfels wieder zu<br />

seiner Residenz. Mit großem Aufwand ließ er die Burg zu einem Renaissanceschloss umbauen.<br />

Die Grabmonumente Philipps II. und seiner Gemahlin Anna Elisabeth von Bayern befinden<br />

sich in einer Kapelle an der Nordseite der Stiftskirche. Sie stammen von Wilhelm Vernuiken,<br />

dem Meister der Kölner Rathausvorhalle.<br />

Unter Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels war St. Goar noch einmal kulturelles Zentrum<br />

der Region. Er bemühte sich um eine Verständigung zwischen den Religionen und pflegte regen<br />

Gedankenaustausch mit den geistigen Größen seiner Zeit. Beim Angriff der französischen<br />

Revolutionstruppen 1794 wurde die Burg kampflos übergeben und St. Goar bis 1813 unter<br />

französische Verwaltung gestellt. 1815 wurde die Stadt Preußen zugesprochen, erhielt erneut<br />

den Status eines Verwaltungszentrums und wurde Kreisstadt.<br />

Die Auflösung des Kreises St. Goar im Zuge der Verwaltungsreform 1969 und die<br />

Entscheidung für Simmern als Zentrum des Rhein-Hunsrück-Kreises sowie die 1972 erfolgte<br />

Eingliederung der Stadt St. Goar in die Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel mit Sitz in<br />

Oberwesel hatten eine verstärkte Hinwendung zum Fremdenverkehr und den Bau von<br />

fremdenverkehrsfördernden Einrichtungen zur Folge.<br />

Heute ist die Stadt St. Goar wegen ihrer zentralen Lage im Tal der Loreley und inmitten des<br />

von der UNESCO zum Welterbe erhobenen oberen Mittelrheintals ein beliebter Urlaubs- und<br />

Ausflugsort für Gäste aus aller Welt.<br />

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Einführung<br />

Wahrschau Oberwesel - St. Goar<br />

Radaranlagen zur Verkehrsbeobachtung in der Gebirgsstrecke des Rheins<br />

von Hermann W. Haberkamp<br />

Der Rhein ist zwar nicht der mächtigste Strom Europas, aber mit weitem Abstand seine<br />

verkehrsreichste Wasserstraße. Von den Quellen im Schweizer St. Gotthard-Massiv bis zu<br />

seiner Mündung in die Nordsee überwindet der Rhein eine Entfernung von 1320 km und<br />

wechselt viele Male sein Aussehen. So durchströmt er zunächst den Bodensee, stürzt dahinter<br />

über den Rheinfall von Schaffhausen und fließt dann durch die breite Oberrheinische Ebene.<br />

Zwischen Bingen, Koblenz und Bonn durchschneidet er, von Burgen und Weinorten eingerahmt,<br />

das Rheinische Schiefergebirge und fließt dann, flacher und breiter werdend, als Niederrhein<br />

durch die Niederrheinische Ebene. Unterhalb von Emmerich fließt er in die Niederlande<br />

und verteilt sich dort auf mehrere Arme, welche schließlich in die Nordsee münden.<br />

Im Rheinischen Schiefergebirge, zwischen Oberwesel (Rhein-km 550,00) und St. Goar (Rheinkm<br />

556,00) liegt die faszinierendste Strecke des Rheins. Die steilen Felsen, die bis ans Ufer<br />

heranreichen, insbesondere der über 130 m hoch ragende Loreleyfelsen (Rhein-km 554,30)<br />

locken jährlich Millionen Besucher aus aller Welt an.<br />

Blick auf den Loreleyfelsen in der Gebirgsrheinstrecke<br />

Für die Schifffahrt ist die Gebirgsstrecke zwischen Oberwesel und St. Goar jedoch der gefährlichste<br />

Abschnitt des Rheins, denn dort besteht auf etwa 5 km Länge wegen des tief<br />

eingeschnittenen, stark gewundenen und engen Rheintals keine ausreichende Sicht von Schiff<br />

zu Schiff. Die Fahrrinne ist zwar auch dort 120 m breit, doch benötigt die Talfahrt infolge<br />

ihres Driftwinkels in den engen Kurven einen Fahrstreifen von mehr als 60 m Breite. Dies<br />

bedeutet, dass eine Begegnung je nach Art der beteiligten Fahrzeuge in den Kurven vermieden<br />

werden muss.<br />

Einfluss auf den Ort und die Art der Begegnung kann aber nur die zu Berg fahrende<br />

Schifffahrt nehmen, weil<br />

� bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit des Rheins von 6 km/h die Talfahrt mit ca.<br />

20 km/h über Grund fahren muss, damit ausreichend Wasserdruck auf dem Ruder liegt,<br />

um das Schiff sicher durch die Kurven steuern zu können,<br />

� die Bergfahrt auch bei einem Stillstand über Grund noch Fahrt durch das Wasser macht<br />

und manövrierfähig bleibt.<br />

Dies bedeutet, dass der Bergfahrt bekannt sein muss, ob und welche Talfahrt entgegenkommt.<br />

Die Bergfahrt kann dann warten, bis die Talfahrt die kritischen Bereiche passiert hat.<br />

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Das Wahrschausystem in der Gebirgsrheinstrecke<br />

Bereits seit Jahrhunderten werden die Bergfahrer in der Gebirgsstrecke über bevorstehende<br />

gefährliche Begegnungen mit Talfahrern gewarnt:<br />

Zunächst von "vorausschauend" reitenden Boten, später durch Flaggen, Körbe und Tafelsignale<br />

an fest installierten, bemannten "Verkehrsposten".<br />

Im Jahr 1972 wurden diese Signale durch Lichtsignale (Wahrschausignale) ersetzt, aber nach<br />

wie vor von den Verkehrsposten vor Ort geschaltet.<br />

Seit 1980 ist zwar eine Selbstwahrschau der Schifffahrt über Funk möglich, nachdem eine<br />

UKW - Relaisanlage eingerichtet wurde.<br />

Am Tage ist die Selbstwahrschau über Funk wegen des dichten Schiffsverkehrs, weil sich oft<br />

mehrere Schiffe in der Gebirgsstrecke befinden, und der damit verbundenen Verwechslungsgefahr<br />

zu unsicher.<br />

Deshalb wird die Schifffahrt nach wie vor mit Hilfe der Lichtsignale "gewahrschaut", und die<br />

Bergfahrt wartet ggf. ab, bis die Talfahrt die Strecke oder bestimmte Abschnitte passiert hat,<br />

bevor sie selbst in die Gebirgsstrecke einfährt. Das Wahrschausystem besteht aus fünf<br />

Signalstellen A bis E, welche alle am linken Rheinufer eingerichtet sind:<br />

A : „Am Ochsenturm“ (Km 550,57)<br />

B : „Am Kammereck“ (km 552,80)<br />

C : „Am Betteck“ (km 553,61)<br />

D : „Gegenüber der Loreley“ (km 554,34)<br />

E : „An der Bank“ (km 555,43)<br />

Zwischen den Signalstellen A "Am Ochsenturm" und E "Bankeck" ist der Rhein in vier<br />

Abschnitte unterteilt. Die auf den Signalmasten übereinander angeordneten Formsignale (Abb.<br />

10) beziehen sich auf diese Abschnitte; sie zeigen der Bergfahrt an, welche Fahrzeuge oder<br />

Verbände in welchem Abschnitt zu Tal kommen. Die Formsignale sind aus drei weißen, im<br />

Dreieck stehenden Lichtlinien zusammengesetzt.<br />

Jede Lichtlinie besteht aus einem Lampenkasten (1600 mm x 380 mm x 250 mm), der mit fünf<br />

dimmbaren Leuchtstofflampen bestückt ist. Die Bedeutung der Lichtlinien und ihrer Kombinationen<br />

sind in der RheinSchPV festgelegt.<br />

Zwischen diesen fünf Signalstellen ist der Rhein in vier<br />

Abschnitte unterteilt.<br />

Die beiden oberen Signalstellen A und B sind für die Talfahrt<br />

sichtbar, die übrigen für die Bergfahrt.<br />

Die Lichtsignale zeigen an, ob, und wenn ja, welche Fahrzeuge<br />

oder Verbände in welchem Abschnitt verkehren und wurden<br />

bisher dezentral von drei Beobachtern geschaltet, die in den<br />

Betriebsgebäuden der Signalstationen: "Am Ochsenturm", "Am<br />

Betteck" und " Am Bankeck" sitzen und den Schiffsverkehr in dem<br />

von ihnen einsehbaren Abschnitt beobachten.<br />

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Der Betriebsraum der Signalstation "Am Ochsenturm" wurde vor einigen Jahren in die neue<br />

Verkehrszentrale (VZ) Oberwesel integriert.<br />

Da die Beobachtung des Verkehrs mit dem menschlichen Auge nur tagsüber möglich ist, konnte<br />

bisher die Wahrschau nur von einer halben Stunde vor Sonnenaufgang bis zu einer halben<br />

Stunde nach Sonnenuntergang betrieben werden. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurde ein<br />

Radarsystem zur Erfassung und zentralen Darstellung des Schiffsverkehrs aufgebaut und eine<br />

zentrale Schaltmöglichkeit für die Lichtsignale geschaffen. Nun kann die Wahrschau von der<br />

VZ Oberwesel aus rund um die Uhr betrieben werden.<br />

Die Zeichen an den Signalstellen bedeuten<br />

für die ihnen zugeordneten Teilstrecken:<br />

a) Drei weiße, ein Dreieck bildende<br />

Lichtlinien: In der Teilstrecke fährt<br />

mindestens ein Verband mit einer Länge<br />

über 110 m zu Tal.<br />

b) Zwei dachförmig gegeneinander geneigte<br />

weiße Lichtlinien:<br />

In der Teilstrecke fährt mindestens ein<br />

Verband mit einer Länge bis 110 m oder ein<br />

Fahrzeug mit einer Länge über 110 m zu Tal.<br />

c) Eine nach rechts geneigte weiße Lichtlinie:<br />

In der Teilstrecke fährt mindestens ein Einzelfahrer<br />

mit einer Länge bis 110 m zu Tal.<br />

d) Eine waagerechte weiße Lichtlinie:<br />

In der Teilstrecke befindet sich kein<br />

Talfahrer.<br />

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Aufgabe des Radarsystems ist die lückenlose Erfassung des Schiffsverkehrs, die störsichere<br />

Übertragung der Radarsignale und die zweckmäßige Darstellung des Schiffsverkehrs in der<br />

VZ Oberwesel, damit von dort aus die Lichtzeichen für die Wahrschau der Schifffahrt<br />

geschaltet werden können. Das Radarsystem ist auf die vorgenannten Aufgaben zugeschnitten,<br />

wegen seiner offenen Systemstruktur ist es jedoch für künftige Erweiterungen<br />

gerüstet. Die wichtigsten Konstruktionsziele sind eine hohe Qualität der Bildpräsentation und<br />

eine hohe Verfügbarkeit (niedrige Reparaturzeit).<br />

Das Radarsystem besteht, grob strukturiert, aus den drei Gliedern einer Funktionskette:<br />

� Radarbilderfassung (mit Bildaufbereitung),<br />

� Radarbildübertragung und<br />

� Radarbilddarstellung (mit Bildabbereitung und Bedienung).<br />

Radarbilderfassung<br />

VZ Oberwesel mit Radarstation 1<br />

Zur lückenlosen Erfassung des Rheinabschnittes zwischen Oberwesel und St. Goar sind vier<br />

Radarstationen eingerichtet, und zwar dem Rheinlauf folgend:<br />

� Radarstation 1: "Oberwesel" (linksrheinisch),<br />

� Radarstation 2: "Gegenüber dem Kammereck"(rechtsrheinisch),<br />

� Radarstation 3: "Gegenüber der Loreley" (linksrheinisch)<br />

� Radarstation 4: "An der Bank" (linksrheinisch).<br />

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Die Standorte sind so gewählt, dass, möglichst wenige Radarstationen zur Erfassung des<br />

gesamten Verkehrs erforderlich sind und die erfassten Flächen benachbarter Stationen sich<br />

überlappen. So kann die Darstellung auf mehreren Monitoren mit einheitlichem Maßstab<br />

erfolgen. Darüber hinaus wurde vorhandene Infrastruktur nach Möglichkeit genutzt.<br />

Die Stationen 1. und 2. wurden neu errichtet und tragen je zwei Radarsensoren, bestehend aus<br />

Antennengetriebe, Antenne, Sender und Empfänger. Die Radarstationen 3. und 4. benutzen<br />

die vorhandenen Lichtsignalmaste und tragen jeweils nur einen Radarsensor.<br />

Die Verkabelung verläuft im Inneren der Maste, so dass Schäden durch Vandalismus weitgehend<br />

ausgeschlossen sind.<br />

Als Radarsensoren werden Sendeempfänger handelsüblicher Schiffsradaranlagen mit 9-Fuß-<br />

Antennen eingesetzt, weil sie preiswert sind und weil die Anforderungen, nach denen sie<br />

Typzugelassen sind, auch für die vorgesehene Anwendung bestens zutreffen.<br />

Zur Vorbereitung auf die Übertragung wird das analoge Rohradarsignal hochwertig<br />

digitalisiert, damit weder in der Dynamik, noch in der Auflösung Verluste entstehen.<br />

Radarbildübertragung<br />

Die zu erfassenden Verkehrsflächen sind zwar vergleichsweise klein, dennoch führt die<br />

geforderte hohe Auflösung der Radarbilder sowohl in der Fläche als auch in der<br />

Videosignalamplitude und die schnelle Bilderneuerungsrate zu einer hohen Datenrate. Durch<br />

den Einsatz verschiedener verlustfreier Reduktionsverfahren wie die Maskierung von<br />

Landzonen und die Unterdrückung von Flächen ohne Nutzziele wird die Datenrate pro<br />

Radarstation auf maximal 2,048 MBit/s reduziert.<br />

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Dadurch ist es möglich, handelsübliche und von vielen Herstellern lieferbare Übertragungssysteme<br />

einzusetzen.<br />

Das Rohradarsignal der Station 1. wird, obwohl nur eine kurze Distanz zu überbrücken ist,<br />

wie in den anderen Stationen aufbereitet und als einkanaliges 2-MBit/s-Signal über Koaxialkabel<br />

übertragen. Damit bleibt die Einheitlichkeit der Signalverarbeitung innerhalb des<br />

Gesamtsystems gewahrt.<br />

Die rechtsrheinische Station (2.) kann, da keine Kabelverbindungen existieren, nur über Richtfunk<br />

mit der VZ Oberwesel verbunden werden.<br />

Die Radarbilder der linksrheinischen Stationen 3. und 4.werden derzeit noch zum Teil über<br />

Glasfaserkabel, zum Teil über Kupferfernmeldekabel zur VZ Oberwesel übertragen.<br />

Im Rahmen des geplanten Ausbaus der linksrheinischen Bundesstraße 9 werden die noch<br />

fehlenden Teilstrecken mit Glasfaserkabeln ergänzt, so dass dann durchgehende<br />

Glasfaserverbindungen von den<br />

linksrheinischen Stationen bis zur VZ Oberwesel existieren werden. Alle Übertragungsstrecken<br />

sind bidirektional ausgelegt, so dass in entgegengesetzter Richtung Signale von bis zu<br />

2NBit/s pro Station übertragen werden können. Ein kleiner Teil dieser Datenrate wird zur<br />

Steuerung der Radarsignalaufbereitungen auf den Stationen und für den Dienstkanal benutzt.<br />

Darstellung der Gebirgsrheinstrecke auf den Radarsichtgeräten<br />

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Radarbilddarstellung<br />

Die VZ Oberwesel liegt am linken Ufer des Rheins, der dort eine nahezu rechtwinklige<br />

Biegung macht. Durch das große, nach Nordosten gerichtete Fenster an der Rheinfront der VZ<br />

sehen die Beobachter den Rhein nach beiden Richtungen etwa 2 bis 3 km weit. Vor der VZ<br />

fließt der Rhein auf tangentialem Kurs. Dies gab den Ausschlag für die Zuordnung der<br />

Radarbilder zu den Monitoren sowie für ihre Orientierung mit Bezug zum Norden:<br />

Von rechts nach links werden auf vier Monitoren die Radarbilder der Stationen 1. bis 4.<br />

dargestellt. Zwischen dem 3. und 4. Monitor befindet sich ein sogenanntes INFO-Display, auf<br />

dem die Lichtsignale dargestellt und mit Hilfe einer Maus geschaltet werden.<br />

Auf folgende Eigenschaften der Bildpräsentation wurde besonderer Wert gelegt:<br />

� Einheitliche Bildmaßstäbe auf allen Monitoren,<br />

� Einheitliche Azimut - Orientierung (Norden zeigt nach links),<br />

� Hinterlegte Wasserstraßenkarte mit Uferlinien und Flussachse sowie Betonnung und<br />

Untiefen,<br />

� Rohradarbild mit hoher Dynamik und Nachleuchtschleppe,<br />

� Eingeblendete Abschnittsgrenzen als Hilfsmittel für das Schalten der Lichtzeichen.<br />

Ende der Ausführungen von Hermann W. Haberkamp<br />

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Nachdem die „Goethe“ an der Station Oberwesel abgelegt hat, wird das Mittagessen serviert.<br />

Während des Mittagessens passieren wir einige Ortschaften, z.B. Kaub mit seiner weitläufigen<br />

Geschichte.<br />

Das Rheinstädtchen Kaub kann auf eine<br />

mehr als tausendjährige, durch schriftliche<br />

Zeugnisse belegte Geschichte zurückblicken.<br />

Dass der Ort schon weit früher besiedelt war,<br />

belegen Grabfunde, die der La-Tene-Zeit um<br />

500 v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr.<br />

zugeschrieben werden. Am 14. Juni 983<br />

bestätigt Kaiser Otto II. in einer Schenkungsurkunde<br />

der Mainzer Kirche unter anderem<br />

den "Banpennic", ein Geleitrecht, das "ad cubam villulam", das bis zu dem Dörflein Kaub<br />

reichen sollte.<br />

Der Name "Cuba" erlaubt verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Für die Herkunft des<br />

keltischen "Cabi" mit der Bedeutung "kleines Haus" spricht der frühe Grabfund. Auch der<br />

Ursprung im lateinischen "cubare" (= lagern) ist sowohl im Hinblick auf einen eventuellen<br />

römischen Vorposten, als auch auf die Kauber Schieferlager nicht von der Hand zu weisen,<br />

zumal die Römer beim Bau der Saalburg Kauber Schiefer verwandten. Die Legendenbildung<br />

hat sich eine dritte Möglichkeit zu eigen gemacht, und leitet den Ortsnamen von Cupa (vini) =<br />

(Wein) Kufe ab, denn der hl. Theonest soll nach seiner Steinigung in einer durchlöcherten Kufe<br />

den Rhein hinabgetrieben sein, und von hiesigen Anwohnern (die ja dann noch keine "Kauber"<br />

gewesen sein können) gerettet worden sein.<br />

Anhänger dieser Version beriefen sich zudem auf das alte Stadtsiegel mit der Abbildung eines<br />

Bischofs in einer Kufe bzw. einem Schiff, und deuteten diesen als St. Theonest. Doch wird<br />

auch der hl. Nikolaus, Beschützer der Schiffer und früherer Kirchenpatron Kaubs, in dieser<br />

Form dargestellt.<br />

Die territoriale Zugehörigkeit Kaubs vor dem Jahr 1250 liegt im Dunkeln. Mit der im frühen<br />

13. Jahrhundert errichteten Burg war ein einträglicher Rheinzoll verbunden, der von seinen<br />

Besitzern häufig verpfändet wurde. Burg und Zoll kamen kurz vor 1257 an die Herren von<br />

Falkenstein, die diesen Besitz für 2300 Mark Aachener Denare im Jahre 1277 an die Pfalz<br />

verkauften. 1289 erwarb Ludwig II. von der Pfalz auch noch die restlichen Rechte der<br />

Falkensteiner inklusive der Güter zu Kaub, Weisel, Beiden Dörscheid und Ransel. So zählt<br />

Kaub seit 1277 zu den pfälzischen Erblanden, und wurde mit diesen durch den Teilungsvertrag<br />

von Pavia im Jahre 1329 endgültig aus der Gemeinschaft mit Bayern abgetrennt. Es<br />

entstand ein kleines pfälzisches Amt mit Kaub als Mittelpunkt. Im Jahre 1324 verlieh Ludwig<br />

der Bayer seinem Kaub die Stadtrechte, verbunden mit den gleichen Freiheiten, wie Boppard<br />

sie besaß. Außerdem ließ er ab etwa 1326 zur Sicherung des Zolls und besseren Überwachung<br />

der Rheinschifffahrt an einen Zollturm auf der Rheinaue bauen, der nach Erweiterungen als<br />

"Pfalzgrafenstein" zu Kaubs Wahrzeichen wurde.<br />

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Kirchlich war Kaub eine Filiale der Mutterkirche in Weisel und verfügte über ein romanisches<br />

Gotteshaus, von dem nur der Turm bis heute erhalten ist. Schon um 1340/50 wurde der Bau<br />

erstmals vergrößert, was mit der Erhebung zur eigenen Pfarrstelle in Verbindung stehen<br />

könnte. "hyl. Dryfaltigkyts Kirche zu Cuba" wird sie im Jahre 1411 genannt, während der<br />

Chor von jeher dem hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffer geweiht war. Das belegt, wie früh<br />

dieser Berufsstand für Kaub Bedeutung besaß. Sogar eine "Schiffsleute-Bruderschaft" lässt sich<br />

für das Jahr 1452 nachweisen. Bemerkenswert ist, dass bereits 1479 eine Schule in Kaub<br />

erwähnt wird, denn vielerorts bedurfte es erst des Anstoßes durch die Reformation, bevor man<br />

den allgemeinen Unterricht der Jugend für notwendig hielt.<br />

Die Geschichte Kaubs ist reich an kriegerischen Ereignissen. Im Jahre 1504 widerstehen Stadt<br />

und Burg einer 39tägigen Belagerung im Bayrischen-Pfälzischen Erbfolgekrieg. Die Burg trägt<br />

seitdem den Ehrennamen "Gutenfels", und im Geschehen um die glückliche Befreiung von den<br />

Belagerern gründete die im letzten Jahrhundert literarisch aufgearbeitete Sage des "Elslein von<br />

Kaub".<br />

Im Dreißigjährigen Krieg litt die Bevölkerung unter Seuchen, Hungersnot und ständig<br />

wechselnden Besatzern. Ein leichtsinnig entfachtes Lagerfeuer griff 1635 auf das<br />

"Städteviertel" über, und legte unter anderem Rathaus, Schule und Pfarrhaus in Schutt und<br />

Asche. Nach Kriegsende gab es in Kaub nur noch 66 Wohnhäuser und 198 Einwohner. Die<br />

wirtschaftlichen Folgen des Krieges blieben für fast 100 Jahre spürbar.<br />

Erst 1742 zählte Kaub wieder 133 Gewerbetreibende, darunter 39 Leienbrecher (Schieferbrecher),<br />

8 Steuermänner, 3 Nachenführer, 1 Schiffbauer, sowie 6 Bäcker, 5 Metzger, 4 Bierbrauer<br />

und 4 Krämer (Gemischtwarenhändler). In dieser Aufstellung sucht man die Winzer<br />

vergeblich, denn der Weinbau wurde von fast jedermann betrieben. Und so werden die drei<br />

traditionellen Haupterwerbsquellen Kaubs deutlich. Der 1353 erstmals urkundlich erwähnte<br />

und bis 1972 betriebene Schieferabbau bot noch in diesem Jahrhundert bis zu 350 Arbeitern ein<br />

Einkommen.<br />

Die gefährliche Gebirgsstrecke des Rheins brachte es mit sich, dass die besonders<br />

fahrenskundigen Schiffsleute aus Kaub stammten. Hier bestand die größte Lotsenstation, bis<br />

Rheinvertiefung und Radar diesen Berufsstand überflüssig<br />

machten. Der Weinbau bestimmt noch heute das<br />

Landschaftsbild des Mittelrheintals. Das Weinmarktbuch<br />

der Stadt belegt schon für die Zeit von 1544<br />

bis 1676 die ausgedehnten Handelsbeziehungen der<br />

Kauber Winzer. Oft bot die Weinernte den einzigen<br />

Trost in schweren Zeiten, wie anno 1652, als es "mehr<br />

an Fässern denn an Wein und Most mangelte".<br />

Blücherdenkmal und Pfalzgrafenstein sind die Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen der<br />

Stadt geworden. Doch die drei genannten Berufsstände haben Kaub geprägt. Auch wenn sie<br />

ihre einstige Bedeutung verloren haben, ist es doch gerechtfertigt, wenn ihre Symbole die Stadt<br />

Kaub im Wappen repräsentieren.<br />

Quelle: Wappenbuch der Verbandgemeinde Loreley<br />

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Abweichend vom symbolhaften, zivilen Zuschnitt aller<br />

anderen Blücher-Denkmäler, zeigt das Kauber Denkmal den<br />

Feldmarschall bis ins Detail historisch echt, in seiner üblichen<br />

Felduniform während der Freiheitskriege 1813-1815, und<br />

zwar in notgedrungen herrschender, befehlsgewohnter Weise<br />

auf die Übergangsstelle weisend.<br />

Am 18. Juni, dem Jahrestag der denkwürdigen Schlacht von<br />

Waterloo, wurde im Jahre 1894 das Blücher-Denkmal am<br />

Kauber Rheinufer feierlich enthüllt. Hier war es bekanntlich,<br />

wo Blücher in der Neujahrsnacht 1813/14 seinen berühmten<br />

Rheinübergang begann.<br />

Die Gestalt Blüchers erhebt sich vier Meter hoch, in<br />

Bronzeguss ausgeführt, auf einem gleich hohen, einfachen Granitsockel, auf dessen Vorderseite<br />

sich, außer dem eisernen Kreuz, lediglich der Name Blücher eingemeißelt befindet.<br />

Der Entwurf stammt von dem bekannten Berliner Bildhauer Professor Friedrich Schaper, den<br />

Bronzeguss besorgte die Gladenbecksche Gießerei zu Berlin-Friedrichshagen.<br />

Das Ganze macht einen einfachen überaus würdigen Eindruck, und es drängt sich der<br />

Gedanke auf, dass Blücher sagt:<br />

"Hier und nirgends anderswo geht die Masse meiner Schlesischen Armee über den Rhein, damit<br />

ich Napoleon im eigenen Lande weiterverfolgen kann!"<br />

Blüchers Rheinübergang bei Kaub war die Krönung des Sieges- und Schicksalsjahrs 1813, in<br />

dem Napoleon in erster Linie dank der Schlesischen Armee unter Blücher Deutschland für<br />

immer verlassen musste, das linksrheinische Gebiet wieder deutsch wurde und der Weg nach<br />

Frankreich zur weiteren Verfolgung der französischen Truppen freigekämpft werden konnte.<br />

Das ist die historische Bedeutung dieses Blücherschen Rheinübergangs, ein zwar kleines, aber<br />

ganz bedeutsames Stück russisch-preußisch-europäischer Militärgeschichte, an das uns seit<br />

über 100 Jahren Blüchers Denkmal erinnert.<br />

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Bevor wir nun bald Rüdesheim, die Endstation der „Goethe“ erreichen, sind wir u.a. an<br />

Bacharach, Lorchhausen, Lorch, Niederheimbach, Trechtingshausen vorbei gefahren.<br />

Die Uhr zeigt eine Zeit nach 14:30 Uhr an, wenn an der Station Assmannshausen die<br />

Fahrgäste für die „Goethe“ ein- und aussteigen.<br />

Assmannshausen liegt als westlichster Stadtteil Rüdesheims im südwestlichen Teil Hessens<br />

und wird im Westen vom Rhein begrenzt. Es gehört zum Rheingau-Taunus-Kreis und zur<br />

Region und zum Weinanbaugebiet Rheingau. Assmannshausen liegt am rechten Rheinufer<br />

kurz unterhalb des Binger Lochs bei Stromkilometer 532,5, dort wo der Hüllenbach als rechter<br />

Zufluss des Rheins ein enges Seitental in das Rheinische Schiefergebirge eingekerbt hat. Der<br />

Ort wird nur von der als Ortsumgehung ausgebauten Bundesstraße 42 vom Rhein getrennt, wo<br />

mehrere Schiffslandebrücken von der Fahrgastschifffahrt planmäßig angesteuert werden. Der<br />

Ort ist Bahnstation der Rechten Rheinstrecke und Etappe am rechtsrheinischen Wanderweg<br />

Rheinsteig. Eine Personenfähre verbindet Assmannshausen mit der Burg Rheinstein auf dem<br />

linken Rheinufer und eine Sesselbahn mit dem Jagdschloss auf dem Niederwald.<br />

Das „Binger Loch“<br />

Das Binger Loch bei Rheinkilometer 530,8, rechtes Ufer, war die schwierigste Engstelle für die<br />

Schifffahrt im Oberen Mittelrheintal. Sie liegt in Sichtweite stromabwärts des Binger<br />

Mäuseturms und der Burg Ehrenfels. Beim Durchbruch des Rheins durch das Rheinische<br />

Schiefergebirge war an dieser Stelle ein quer zum Fluss verlaufendes Quarzriff stehengeblieben.<br />

Lastschiffe konnten im Mittelalter das Binger Riff nicht passieren. Weinfässer und andere<br />

Lasten wurden bei Lorch entladen und über den Niederwald (den Kaufmannsweg) auf dem<br />

Landweg nach Geisenheim gebracht.<br />

Die Schaffung einer Passage für die Schifffahrt gelang durch Sprengung eines Lochs in die<br />

Felsbarriere, daher der Name Binger Loch.<br />

Schon die Römer hatten vergeblich versucht, das Binger Riff zu durchbrechen. Erst im 17.<br />

Jahrhundert gelang es auf Betreiben von Frankfurter Kaufleuten, eine vier Meter breite<br />

Durchfahrt zu schaffen. Als Folge verlandeten die Wasserburgen im Rheingau. Von den<br />

ehemals 32 Inseln sind heute nur noch sechs übrig. Drei Inseln wurden weggeschwemmt, der<br />

Rest ist verlandet. In Mainz beginnt der Grundwasserspiegel unter dem Dom abzusinken, die<br />

20.000 Eichenpfähle, auf denen das mächtige Bauwerk ruhte, begannen zu faulen und<br />

mussten durch ein tieferes, steinernes Fundament ersetzt werden, da der Dom einzustürzen<br />

drohte. Diese Sicherungsarbeiten wurden erst Ende 1925 abgeschlossen.<br />

Letztendlich brachten aber erst die preußischen Sprengungen von 1830 bis 1841 eine<br />

wesentliche Verbesserung der Schifffahrtssituation. Dabei wurde das Binger Loch auf 14<br />

Meter verbreitert.<br />

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Nachdem eine Breite von neun Metern erreicht war, errichtete man auf der Bingerbrücker Seite<br />

ein Denkmal auf den ausgebrochenen Steinen. 1860 wurde mit dem Bau eines zweiten<br />

Fahrwassers auf der linksrheinischen Seite begonnen und eine 90 Meter breite Öffnung in das<br />

Quarzitriff gesprengt. Das neue Fahrwasser wurde 1867 durch ein Parallelwerk von einem<br />

Kilometer Länge vom Hauptstrom abgetrennt. Zwischen 1925 und 1932 wurde die Breite auf<br />

60 Meter verringert und gleichzeitig sieben Grundschwellen eingebaut, um die erforderliche<br />

Wassertiefe zu erreichen. 1893-94 wurde das Binger Loch auf 30 Meter verbreitert und von<br />

1966-74 erfolgte der endgültige Ausbau auf 120 Meter. Das zweite Fahrwasser wurde<br />

geschlossen.<br />

Bis zu diesem Ausbau war das Binger Loch nur rheinaufwärts befahrbar. Der Talverkehr<br />

benutzte das „neue Fahrwasser“. Nach der letzten Maßnahme in den 1990er-Jahren und dem<br />

neu erbauten Leitwerk ist das Binger Loch praktisch verschwunden. Die im oberen Foto quer<br />

zum neuen Leitwerk verlaufenden drei Felsen sind die Reste des Quarzitriffs, die sogenannten<br />

Lochsteine.<br />

In Bingen sehen wir rechtsrheinisch oberhalb von Rüdesheim das<br />

Niederwalddenkmal. Das Denkmal erinnert an den Sieg über Frankreich im<br />

Jahr 1870/1871 und die daraus resultierende (Neu-)Gründung des<br />

Deutschen Kaiserreichs.<br />

Das fast 38 Meter hohe Monument ist ein Sinnbild des Zusammenschlusses<br />

aller deutschen Volksstämme. Die 10,5 Meter hohe und 32<br />

Tonnen schwere Figur der Germania hält in der rechten Hand stolz die<br />

wiedererworbene Kaiserkrone hoch. Mit der linken Hand stützt sie sich selbstbewusst auf das<br />

Reichsschwert. Auf dem Sockel erinnern Daten und Wappen an die Zeit der Reichsgründung.<br />

Auf dem größten Relief ist Kaiser Wilhelm I. hoch zu Ross inmitten von Landesfürsten,<br />

Heeresführern und Soldaten aller<br />

Truppengattungen dargestellt.<br />

Das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim<br />

ist an klaren Tagen der ideale<br />

Ort für weite Ausblicke ins Rheintal<br />

und nach Rheinhessen. Mit dem<br />

Denkmal im Rücken liegen linkerhand<br />

Rüdesheim und die Rüdesheimer<br />

Aue. Auf der gegenüberliegenden Seite erstreckt sich Bingen. An dem sonnenverwöhnten Hang<br />

unterhalb des Denkmals wächst Rheingauer Riesling.<br />

In Rüdesheim verlassen wir nun die „<strong>GOETHE</strong>“ und fahren vom Busbahnhof mit dem Bus<br />

zunächst den Rhein zu Tal, um ab Koblenz wieder die Autobahn in Richtung Homberg zu<br />

befahren.<br />

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Der <strong>Schulschiff</strong>-Kapitän wünscht einen schönen Tag und<br />

grüßt mit dem Schiffergruß:<br />

„Allzeit gute Fahrt in Gottes Namen“<br />

Informationen/Bilder aus Internet-Recherchen<br />

__________________________________________<br />

© 2010 Lothar Barth / <strong>Schulschiff</strong> <strong>RHEIN</strong><br />

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