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Du musst morgens mit Herausforderungen ... - Quest Immobilien

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UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

50<br />

Türen öffnen<br />

und Neuland<br />

betreten


UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

Klaus Werndl:<br />

Selbstverwirklichung<br />

in einem zweiten<br />

Unternehmerleben<br />

NACH DEM VERKAUF DES FAMILIENUNTERNEHMENS SUCHTE KLAUS WERNDL NACH EINER AUFGABE. ER<br />

FAND EIN VERFALLENES INDUSTRIEDENKMAL. DAMIT LEGTE ER DEN GRUNDSTEIN FÜR EINE GANZ NEUE<br />

UNTERNEHMERISCHE LEIDENSCHAFT: DIE WIEDERBELEBUNG ALTER GEBÄUDE.<br />

51


UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

Unternehmer Klaus Werndl und Mitarbeiter: Während seiner Sportlerkarriere eignete sich der erfolgreiche Segler Teamfähigkeit und <strong>Du</strong>rchhaltevermögen an<br />

52<br />

„<strong>Du</strong> <strong>musst</strong> <strong>morgens</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Herausforderungen</strong><br />

aufwachen und abends <strong>mit</strong><br />

ihnen einschlafen.“


Klaus Werndl mag Montage. Er mag es, <strong>mit</strong> der Energie,<br />

die er am Wochenende gesammelt hat, und neuen Ideen in<br />

die Woche zu starten: „Am Montagmorgen kommt es mir vor,<br />

als würde ich eine Tür ö� nen, die vorher verschlossen war.“<br />

Türen ö� nen und Neuland betreten – dieses Prinzip zieht sich<br />

wie ein roter Faden durch das Leben des 56-Jährigen.<br />

Es ist Montagmorgen, als Klaus Werndl über das Gelände<br />

der Alten Spinnerei in seinem Heimatort Kolbermoor führt, der<br />

Nachbarstadt von Rosenheim. Der Rundgang über das Areal<br />

der 1860 erbauten Baumwollspinnerei <strong>mit</strong> Färberei, Kesselhaus,<br />

Batteurgebäude – darin wurde die Baumwolle verwirbelt – und<br />

Generatorenraum beginnt <strong>mit</strong> einem Espresso im Café. Im ehemaligen<br />

Turbinenhaus, einem hohen Raum <strong>mit</strong> unverputzten<br />

Backsteinwänden, herrscht <strong>morgens</strong> um elf reger Frühstücksbetrieb.<br />

Während vor den riesigen Sprossenfenstern der Regen<br />

in den Fluss Mangfall rauscht, knistert ein Feuer im Kamin. Die<br />

Einrichtung in warmen Holztönen und die � eke einer italienischen<br />

Ka� eebar verleihen deutscher Industrieromantik einen<br />

Hauch mediterranen Lebensgefühls. Dass die Alte Spinnerei<br />

heute <strong>mit</strong> Büros, Geschä� en, Wohnungen und Gastronomie<br />

einen leb endigen Or tsker n bi ldet, ist K laus Wer ndl zu verdanken.<br />

Mit der Gesellscha� <strong>Quest</strong> <strong>Immobilien</strong>, die er <strong>mit</strong> seinem<br />

Bruder � omas gründete, hat sich der Unternehmer der Rettung<br />

alter Indus triedenkmäler in seiner oberbayerischen Heimat<br />

verschrieben. Ihr Credo: „Werte erhalten, Werte erleben“.<br />

Kämpfen um jeden Quadratmeter<br />

Als <strong>Quest</strong> 2005 die alte Baumwollspinnerei aus dem Jahr 1860<br />

kau� , sind die Gebäude auf dramatische Weise verfallen: „Die<br />

Fenster waren eingeschlagen, Dachstühle verrottet, und aus einem<br />

halb eingestürzten Schornstein quollen Berge von Trümmern.“<br />

Manch anderer Bauträger hätte einen guten Teil der<br />

Gebäude abgerissen, ist Klaus Werndl überzeugt. Er hingegen<br />

setzt seinen Ehrgeiz darein, so viel wie möglich von der denkmalgeschützten<br />

Substanz zu bewahren. „Wir leben hier. Wir<br />

kämpfen um jeden Quadratmeter, der sich erhalten lässt.“ Einmal<br />

bietet er während der Sanierungsarbeiten einem Baggerfahrer<br />

eine Prämie, wenn es diesem gelänge, Träger aus einem<br />

Gebäude zu entfernen, ohne dass es zusammenfällt. Das Haus<br />

schwankt bedrohlich, doch am Ende wird die Prämie fällig.<br />

Wenn Klaus Werndl <strong>mit</strong> seinem weichen bayerischen<br />

A k z e nt von d e r R e ttu ng d e r h i s tor i s ch e n G e b äu d e e r z ä h lt ,<br />

spürt man seine Begeisterung für außergewöhnliche Architektur.<br />

Dabei kommt er ursprünglich aus einem anderen Metier.<br />

Er wuchs in einer Fabrikantenfamilie auf. Sein Vater, Dr. Fritz<br />

Werndl, leitete die 1895 gegründete Werndl Büromöbel AG<br />

in Rosenheim. Nachdem die Brüder Klaus und � omas 1984<br />

in die Geschä� sführung eingetreten waren, stieg der Umsatz<br />

in den Folgejahren von 28 auf 260 Millionen D-Mark. Ende<br />

UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

Alte Spinnerei: Das denkmalgeschützte Backsteingebäude beherbergt heute<br />

Büros und Wohnungen im Loftstil<br />

der 90er-Jahre geriet die Produktion an ihre Kapazitätsgrenzen.<br />

Mit Blick auf die nächste Generation – Klaus und � omas<br />

Werndl sowie ihre Schwester Barbara haben insgesamt elf<br />

Kinder – entschied sich die Familie einstimmig für den Verkauf.<br />

Das Vermögen sollte teilbar und vererbbar sein, so ihr<br />

Wunsch. 1998 ging die Firma an den weltweit größten Büromöbelhersteller,<br />

den US-amerikanischen Konzern Steelcase.<br />

Ein neues Kapitel<br />

Sich von dem Traditionsbetrieb zu trennen sei ihm nicht<br />

schwergefallen, so Klaus Werndl: „Wir haben damals gesagt,<br />

das Leben ist wie ein Buch. Wenn wir ein Kapitel zu Ende<br />

gelesen haben, beginnt ein neues.“ Und tatsächlich liegt<br />

das Leben plötzlich vor ihm wie ein unbeschriebenes Blatt.<br />

Der Druck, täglich Au� räge für 600 Mitarbeiter bescha� en<br />

zu müssen, fällt von ihm ab. Klaus Werndl genießt die neue<br />

Unabhängigkeit zunächst, ersteht einen Ferrari, wenig später<br />

einen Mercedes Sportwagen. Doch was sich anfänglich wie<br />

die große Freiheit anfühlt, wird schnell zur großen Langeweile.<br />

Der damals 43-Jährige vermisst die Intensität, die sein<br />

Leben als erfolgreicher Unternehmer und Sportler hatte. In<br />

jungen Jahren holte er als Segler drei deutsche Meister- und<br />

einen Europameister-Titel. Dann stieg er um aufs Mountainbike<br />

und radelte 1 000 Kilometer von Lhasa nach Katmandu,<br />

fünf Fün� ausender inklusive. Heute ist er passionierter Skifahrer<br />

und Bergwanderer. Der Sport, sagt er, lehrt uns wunderbare<br />

Dinge: <strong>Du</strong>rchhaltevermögen, Teamfähigkeit, Siege zu<br />

erringen, Niederlagen zu verarbeiten und sich Ziele zu setzen.<br />

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UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

Doch Ziele fehlen ihm nach dem Verkauf der Büromöbel AG.<br />

Nach einigen Monaten erkennt Klaus Werndl: „<strong>Du</strong> <strong>musst</strong> <strong>morgens</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Herausforderungen</strong> aufwachen und abends <strong>mit</strong> ihnen<br />

einschlafen. Nur dann hat das Leben einen Sinn.“ Er verkau�<br />

die Sportwagen und ist bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.<br />

Doch: „Ich hatte genügend Kapital, aber keine Ideen.“<br />

Eine Herzensangelegenheit<br />

Zunächst gründet er gemeinsam <strong>mit</strong> seinem Bruder die Gesellscha�<br />

<strong>Quest</strong>, der Name bedeutet Suche, Streben. Auf der Suche<br />

nach Büroräumen stoßen sie in Rosenheim auf die riesige<br />

Industrieruine einer ehemaligen Getreidemühle aus dem Jahr<br />

1890. Die Kunstmühle – der Name leitet sich von der mechanisch<br />

betriebenen Förderanlage für das Getreide ab – thront<br />

<strong>mit</strong> ihrem 54 Meter hohen achteckigen Turm wie ein Wahrzeichen<br />

<strong>mit</strong>ten in der Stadt. „Wir haben damals sofort Feuer<br />

gefangen“, erinnert sich Klaus Werndl. Das Gebäude wurde das<br />

erste Indus triedenkmal, dem <strong>Quest</strong> zu neuem Glanz verhalf.<br />

Dass sich Klaus Werndl kurze Zeit später der Alten Spinnerei<br />

im Zentrum seines Wohnorts Kolbermoor widmet,<br />

bezeichnet er als Herzensangelegenheit. Die harten Fakten<br />

sprachen nicht für das Engagement. Als 1990 die Spinnerei,<br />

einst die Keimzelle Kolbermoors, schloss, verloren 1 600 Angestellte<br />

ihren Arbeitsplatz – ein harter Schlag für einen Ort <strong>mit</strong><br />

18 000 Einwohnern: „Jede Familie war betro� en“, sagt Klaus<br />

Werndl. Neben der Arbeitslosenquote steigt die Kriminalitätsrate.<br />

Die Einheimischen nennen den Stadtteil um die Spinnerei<br />

das Glasscherbenviertel. Eine Marktuntersuchung,<br />

die Klaus Werndl anstellen lässt, ergibt<br />

für die Stadt kaum Wohnraumbedarf und<br />

eine bescheidene Einzel handelsentwicklung.<br />

„Auf die Frage, ob sich ein Restaurant lohnen<br />

könnte, hätte jeder gesagt, in Kolbermoor<br />

geht niemand essen“, sagt Klaus Werndl.<br />

Dennoch glaubt er an seine Idee und entwickelt<br />

<strong>mit</strong> renommierten Architekten das<br />

Nutzungskonzept: wohnen, arbeiten, einkaufen,<br />

genießen. Ein Volltre� er: Die Nachfrage nach den Lo� -<br />

wohnungen und Stadthäusern ist von Anfang an groß. 95 Prozent<br />

der Besitzer kommen von außerhalb, sogar aus London<br />

ziehen die <strong>Immobilien</strong> Käufer ins Alpenvorland. Die 35 000<br />

Quadratmeter Einzelhandels� äche sind vollständig vermietet<br />

– trotz eines für den Standort vergleichsweise hohen Quadratmeterpreises.<br />

In den historischen Gebäuden residieren Arztpraxen,<br />

Einrichtungs- und Designgeschä� e. 500 neue Arbeitsplätze<br />

sind in dem wiedererweckten Stadtzentrum entstanden.<br />

An der Gastronomie der Alten Spinnerei – Café, italienisches<br />

Restaurant und Vinothek – ist Klaus Werndl mehrheitlich<br />

beteiligt. Das italienische Ambiente, das er dort <strong>mit</strong> seinem<br />

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G es chä� spartner Giuseppe Tedesco gescha� en hat, kommt an.<br />

Allein die Pizzeria bewirtet pro Woche 2 800 Gäste. Am Wochenende<br />

werden Turbinen- und Kesselhaus o� zur Party-Location.<br />

Wenn Klaus Werndl dort Veranstaltungen <strong>mit</strong> Künstlern,<br />

DJs und Prominenten organisiert, kommen 1 300 Menschen.<br />

Obwohl, oder vielleicht gerade weil der Unternehmer auf<br />

so vielen Hochzeiten tanzt, ist <strong>Quest</strong> schlank aufgestellt. „Wir<br />

haben zurzeit drei feste Mitarbeiter. Für neue Projekte ziehe<br />

ich die Experten zusammen, die ich brauche, beispielsweise<br />

Architekten oder Eventmanager.“ So sichert er sich ein hohes<br />

Maß an Flexibilität – und Freelancer, die <strong>mit</strong> dem gleichen<br />

Enthusiasmus zu Werke gehen wie er selbst.<br />

Zweistellige Rendite<br />

Auch wirtscha� lich ist die Alte Spinnerei <strong>mit</strong> einer zweistelligen<br />

Rendite nach Steuern ein voller Erfolg. So wundert es<br />

nicht, dass immer wieder Bürgermeister aus der Umgebung auf<br />

die Werndls zukommen, in der Ho� nung, den <strong>Immobilien</strong> pro�<br />

für ein Sanierungsprojekt gewinnen zu können. „Wir sind zu<br />

klein, um alle Angebote anzunehmen.“ Doch das nächste Projekt<br />

ist bereits in Planung: die alte Klosterbrauerei in Weyarn,<br />

rund 30 Kilometer östlich von Kolbermoor. Dort, wie bei all<br />

seinen Objekten, achtet Diplom-Kaufmann Klaus Werndl auf<br />

eine solide � nanzielle Basis. „Wir arbeiten <strong>mit</strong> einer Eigenkapitalquote<br />

zwischen 30 und 50 Prozent. Darlehen führen wir<br />

möglichst innerhalb von zehn Jahren zurück.“ Dabei denkt er<br />

auch an die nächste Generation, die das, was er aufgebaut hat,<br />

„Gebäude sind wie Menschen.<br />

Wenn du sie vernachlässigst,<br />

verfallen sie.“<br />

einmal erbt. Klaus Werndls Kinder, gerade <strong>mit</strong> dem Studium<br />

fertig, sind bereits im Unternehmen tätig. Tochter Jessica leitet<br />

den <strong>Quest</strong> Sports and Health Club, Sohn Benjamin unterstützt<br />

den Vater im <strong>Immobilien</strong>segment. Für den Vater bedeutet dies,<br />

wieder einmal eine neue Rolle einzunehmen: Er, den die Kinder<br />

manchmal scherzha� „Imperator“ nennen, möchte für sie<br />

vom vorauseilenden Visionär zum Freund und Coach werden.<br />

„Es ist ein sehr schönes Gefühl, gemeinsam neue Projekte umzusetzen“,<br />

sagt Klaus Werndl, „und eine Herausforderung.“


Turbinenhaus: Denkmalschutz fordert innovative Lösungen – im Café<br />

sorgt eine Wandheizung für Wohlfühltemperaturen<br />

UNTERNEHMEN & INITIATIVE<br />

Blick über die Mangfall: Eine ausgeklügelte Membrankonstruktion schützt<br />

Gäste im Rosengarten vor Regen<br />

Der historische Kessel in der Alten Spinnerei: Als Klaus Werndl das Ensemble erwarb, hatten die Denkmalschützer das verfallene Kesselhaus bereits zum<br />

Abriss freigegeben. Heute ziert der stählerne Koloss einen der Veranstaltungsräume auf dem Gelände des Industriedenkmals<br />

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