Stauchitz baut dafür in den Wintermonaten das ... - Lommatzsch.Net
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PeterSodannsBibliotheköffnetimApril<br />
Der Schauspieler war<br />
gestern <strong>in</strong> Staucha, um <strong>den</strong><br />
Vertrag mit der Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Stauchitz</strong> zu unterzeichnen.<br />
Von Alexandra Hoppstock<br />
SZ.MEISSEN@DD-V.DE<br />
Der Schauspieler Peter Sodann<br />
sammelt seit über 20 jahren<br />
Bücher. Fast ebenso lange hat er<br />
nach e<strong>in</strong>er Bleibe für die Werke<br />
von Hermann Hesse, Bertolt Brecht<br />
und Hans Falladagesucht. Diesehat<br />
er nun <strong>in</strong> der 3500 Seelen Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Stauchitz</strong> gefun<strong>den</strong>. In dem<br />
Dachgeschoss der Markthalle im<br />
Ort Staucha. Im April 2011 soll dort<br />
die Bibliothek eröffnet wer<strong>den</strong>.<br />
Gestern unterzeichneten Bürgermeister<br />
Peter Geißler (parteilos)<br />
und Peter Sodann <strong>den</strong> Vertrag.<br />
500 000 Bücher gesammelt<br />
Dafür musste Peter Sodann lange<br />
kämpfen. 1989 begann er, die Bücher,<br />
die zwischen 1945 und 1990<br />
im Osten Deutschlands erschienen<br />
s<strong>in</strong>d, zu sammeln. "Alsdie Bücher<br />
damals auf e<strong>in</strong>er Müllkippe <strong>in</strong> 10chau<br />
entsorgt wur<strong>den</strong>, dachte ich,<br />
hier rauben sie de<strong>in</strong> Leben", er<strong>in</strong>nert<br />
sich der 74-jährige. Von diesem<br />
Augenblick an, sammelte er jedes<br />
Buch, <strong>das</strong>s nach dem<br />
8.Mai1945 erschienen ist.<br />
Heute s<strong>in</strong>d es etwa 500000 Exemplare.<br />
Viele Werke s<strong>in</strong>d doppelt<br />
und dreifach vorhan<strong>den</strong>-für <strong>den</strong><br />
Schauspieler aber von unschätzbarem<br />
Wert. Wie viele der ehemalige<br />
"Tatort"-Kommissar davon gelesen<br />
hat, kann er nicht sagen. "Das erste,<br />
was ich gelesen habe, war <strong>das</strong><br />
russische Buch Sto delatch [dt.:Was<br />
tun?]." Er lebt se<strong>in</strong>e Lei<strong>den</strong>schaft<br />
für die Bücher und <strong>das</strong> Lesen. Das<br />
nicht alle diese teilen. können,<br />
stimmt ihn traurig.<br />
Zunächst schien er <strong>in</strong> Halle, <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Räumen des Theaters, e<strong>in</strong>e passende<br />
Unterkunft für se<strong>in</strong>e Büchersammlung<br />
gefun<strong>den</strong> zu haben.<br />
"Wir haben auch Überlegungen angestellt,<br />
dort e<strong>in</strong>e Art Antiquariat<br />
e<strong>in</strong>zurichten", erklärt Wolfgang<br />
Timme. Mitglied im Vere<strong>in</strong> Peter<br />
Sodann Bibliothek e.V.<br />
Doch als Sodanns Zeit als Intendant<br />
am "Neuen Theater" <strong>in</strong> Halle<br />
2005 endete, mussten auch die Bücher<br />
verschw<strong>in</strong><strong>den</strong>. Der fiiihere<br />
Bürgermeister von Merseburg bot<br />
dem Schauspieler dann e<strong>in</strong>en neuen<br />
Lagerraum an. "Doch als dort<br />
der Bürgermeister g<strong>in</strong>g, mussten<br />
auch die Bücher erneut weg", sagt<br />
er. Noch lagern sie, verpackt <strong>in</strong> Bananenkisten,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er leer stehen<strong>den</strong><br />
Turnhalle <strong>in</strong> Merseburg. Aufgrund<br />
der hohen Luftfeuchtigkeit<br />
eignet sich die Halle allerd<strong>in</strong>gs weder<br />
zur Lagerung der Bücher noch<br />
,'E<strong>in</strong>en weiteren W<strong>in</strong>ter<br />
. wür<strong>den</strong> die Bücherdort<br />
nicht überstehen.<br />
Peter Sodann, Schauspieler<br />
zur wissenschaftlichen Aufarbeitung<br />
sowie Präsentation und Ausleihe.<br />
"E<strong>in</strong>en weiteren W<strong>in</strong>ter wür<strong>den</strong><br />
die Bücher dort nicht überstehen",<br />
so der gebürtige Meißner. Im<br />
Dezember vergangenen jahres<br />
wurde dann die Geme<strong>in</strong>de <strong>Stauchitz</strong><br />
auf <strong>den</strong> Schauspieler und sei-<br />
Im Gespräch:peter Sodannerklärt SZ-Autor<strong>in</strong>AlexandraHoppstock,wieso<br />
se<strong>in</strong>eBüchereigentlichnachStauchakommen.<br />
'\<br />
ne Suche nach e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Unterkunft für die Sammlung aufmerksam.<br />
"Im Fernsehen habe ich<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag dazu gesehen. Dann<br />
habe ich ihm e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Email geschrieben",<br />
er<strong>in</strong>nert sich Bürgermeister<br />
Peter Geißler.<br />
Geme<strong>in</strong>derat stimmte zu<br />
Dann folgten viele Telefonate, Treffen<br />
und <strong>das</strong> Abwägen verschie<strong>den</strong>er<br />
Möglichkeiten. "Wir als Geme<strong>in</strong>de<br />
wollen etwas für die Nachwelt<br />
schaffen und Herrn Sodann<br />
bei se<strong>in</strong>em Vorhaben unterstützen",<br />
so Geißler. Der Schauspieler<br />
weiß um die Problematik. die se<strong>in</strong>e<br />
Sammlung mit sich br<strong>in</strong>gt-<strong>das</strong> betrifft<br />
nicht nur die Anzahl der Bücher,<br />
sondern auch <strong>den</strong> Fakt, <strong>das</strong>s<br />
es sich um DDR-Literaturhandelt.<br />
"Dass der Geme<strong>in</strong>derat zustimmte,<br />
ist e<strong>in</strong> Wunder", sagt Sodann.<br />
In acht Monaten soll die Bibliothek<br />
<strong>in</strong> dem Dachgeschoss der<br />
Markthalle eröffnet wer<strong>den</strong>. Zwei<br />
Etagen mit <strong>in</strong>sgesamt 800Quadratmetern<br />
will die Geme<strong>in</strong>de <strong>Stauchitz</strong><br />
<strong>dafür</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> W<strong>in</strong>termonaten<br />
umbauen. Es sollen e<strong>in</strong>e Rezeption,<br />
Büroräume, sanitäre E<strong>in</strong>richtungen<br />
und e<strong>in</strong> Lesesaal geschaffen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Die Kosten für die Umnutzung<br />
belaufen sich auf rund 300000<br />
Euro, von <strong>den</strong>en etwa 163000 Euro<br />
über Fördermittel f<strong>in</strong>anziert wer<strong>den</strong><br />
sollen. "Im nächsten Monat<br />
rechnen wir mit dem Zuwendungsbescheid",<br />
so Peter Geißler. "Und<br />
wenn sie nicht bewilligt wer<strong>den</strong>,<br />
spiele ich weiter Lotto, um die Fördermittelsumme<br />
aufzubr<strong>in</strong>gen",<br />
scherzte Sodann.