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brief - Hospizgruppe Ravensburg

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Inf<br />

<strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong> e. V.<br />

1<br />

Nr. 2<br />

<strong>brief</strong><br />

. 2012<br />

20 JAHRE HOSPIZGRUPPE RAVENSBURG


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Grußwort OB Dr. Daniel Rapp 3<br />

Grußwort Susanne Kränzle 4<br />

Ein Rückblick auf auf die Gründung<br />

der <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e. V. 5<br />

Hospizarbeit als Ehrenamt 12<br />

Kairos 16<br />

Abschied und Trauer 18<br />

Das Ulmer Krematorium 19<br />

IMPRESSUM<br />

REDAKTION<br />

Michaela Scheffold-Haid,<br />

Valeska Schneider-Finke,<br />

Wolfgang Müller<br />

FOTOS<br />

Wolfgang Müller,<br />

Archiv <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e. V.,<br />

privat<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e. V.<br />

Postfach 1511, 88185 <strong>Ravensburg</strong><br />

Telefon: 0751 7641049 oder 0170 4933294<br />

hospiz@hospizgrupperavensburg.info<br />

www.hospizgrupperavensburg.info<br />

SPENDENKONTO<br />

Kreissparkasse <strong>Ravensburg</strong><br />

Konto Nr. 79 404 510, BLZ 650 501 10<br />

GESTALTUNG Wolfgang Müller<br />

DRUCK digitaldruck.leibi.de<br />

Erscheinungsweise: jährlich<br />

TITELBILD Wolfgang Müller<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

ein umfangreicher, spezieller Info<strong>brief</strong> liegt vor Ihnen.<br />

Gewidmet dem 20. Geburtstag unserer <strong>Ravensburg</strong>er <strong>Hospizgruppe</strong>.<br />

Sie werden beim Lesen in dieser Jubiläumsausgabe<br />

und bei einem möglichen Besuch einer Veranstaltung<br />

der <strong>Hospizgruppe</strong> im Jubiläumsjahr 2012 etwas vom jung<br />

gebliebenen Engagement, der großen Motivation aller in<br />

diesem ganz besonderen Verein spüren.<br />

Zahlreiche ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter<br />

haben in den vergangenen 20 Jahren schwerstkranke und<br />

sterbende Mitmenschen unserer Stadt besucht, begleitet<br />

und getröstet. Nicht zu vergessen auch viele belastete und<br />

trauernde Angehörige und Pflegende. Allen diesen Ehrenamtlichen<br />

gebührt unsere besondere Anerkennung, unser<br />

besonderer Dank.<br />

In Zeiten zunehmender Singularisierung, den Veränderungen<br />

in den traditionellen, tragenden Familienstrukturen,<br />

kommt diesem solidarischen Sichkümmernumeinander,<br />

diesem uneigennützigen Sich-zur-Seite-Stehen in schweren<br />

Zeiten, eine herausragende Bedeutung zu.<br />

Ein herzliches Dankeschön sagen wir auch den Angehörigen<br />

und Pflegekräften, die uns ihr Vertrauen entgegenbringen.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Sie uns<br />

verbunden sind und von unserem Dienst erzählen und uns<br />

weiterempfehlen. Nicht zuletzt auch den Spendern und<br />

Sponsoren, die dazu beitragen, dass wir die Hospizbegleitung<br />

professionell anbieten können.<br />

Für die kommenden 20 Jahre wünsche ich unserer Gruppe<br />

weiterhin viele motivierte, zugewandte Ehrenamtliche. Uns<br />

allen ein freundliches, herzliches Miteinander in gesunden<br />

und kranken Tagen. Gottes Segen.<br />

Otto W. Braun,<br />

1. Vorsitzender der <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e. V.<br />

2


20 JAHRE HOSPIZGRUPPE RAVENSBURG<br />

GRUßWORT DES OBERBÜRGERMEISTERS<br />

Menschen in ihren letzten Lebenstagen eine Hand zu reichen und<br />

sie friedlich gehen zu lassen, dies ist die Aufgabe, die sich die <strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong> gestellt hat. Mit diesem Wirken erleichtern<br />

Sie vielen Kranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen und<br />

Freunden schwere Stunden und ermöglichen ein Abschiednehmen.<br />

Sie gehören damit zu den unauffälligen, aber unverzichtbaren<br />

Stützpfeilern unserer Gesellschaft. Dafür möchte ich Ihnen<br />

anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins namens der Stadt<br />

<strong>Ravensburg</strong> und auch persönlich ganz herzlich danken.<br />

Ich bin mir sicher, dass es nicht immer leicht ist, auf die Menschen einzugehen. In unserer Gesellschaft<br />

besteht eine weitverbreitete Scheu, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen; es ist eher normal, den<br />

Gedanken an Krankheit und Tod zu verdrängen. Sterben und Tod sind so etwas wie die letzten Tabus<br />

unserer Zeit. Sie haben keinen Platz in unserem hektischen und im besten Wortsinn schnelllebigen<br />

Alltag, sie werden an den Rand gedrängt, dahin, wo sie kaum noch wahrnehmbar sind.<br />

Hier setzt die Hospizbewegung an. Sie will Todkranke und Sterbende nicht abschieben, sondern ihnen<br />

weiterhin menschliche Nähe geben. Sie sprechen mit ihnen und ihren Angehörigen über ihre Ängste<br />

und Hoffnungen und sie begleiten sie beim Abschiednehmen. Sterbenden ein menschenwürdiges Leben<br />

bis zuletzt zu ermöglichen, ist nicht nur das Ziel der Hospizbewegung, sondern ein grundlegender<br />

Baustein einer humanen Gesellschaft. Wenn der Tod schon zu unserem Leben gehört, dann wünschen<br />

wir uns und unseren Angehörigen, dass es bis zum letzten Atemzug lebenswert bleibt. Die Erhaltung<br />

der Lebensqualität und Selbstbestimmung Sterbender, die persönliche Zuwendung und Begleitung<br />

auch der Angehörigen ist ein Ausdruck der Achtung und Anerkennung der Würde des Menschen. Dies<br />

macht deutlich, wie viel die <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> in den vergangenen Jahren geleistet hat. Und es<br />

macht deutlich, dass dieses Wirken viel abverlangt. Nicht nur an Kenntnissen, sondern auch an eigener<br />

Seelenstärke.<br />

Die <strong>Ravensburg</strong>er Hospizarbeit setzt ein Gegengewicht zur oft als kalt empfundenen Apparatemedizin,<br />

die häufig hilflos wird, wenn keine Therapie mehr anschlägt. Sie hingegen sehen den kranken, den<br />

sterbenden Menschen in seiner Ganzheit mit all seinen Ängsten, Wünschen und Bedürfnissen. Das<br />

Ehrenamt ist Kern der Hospizbewegung. Aus meiner Sicht ist das Ehrenamt heute wichtiger denn je. In<br />

einer Zeit, in der alles spezialisiert ist, in der Tempo und Effizienz maßgebend sind, kommt es gerade<br />

und ganz besonders in der Sterbebegleitung auf Ganzheitlichkeit und Entschleunigung an. Dafür steht<br />

die ehrenamtliche Hospizarbeit. Die Medizin kann in vielen Fällen dafür sorgen, dass Schwerstkranke<br />

und Sterbende möglichst schmerzfrei sind. Aber die inneren Schmerzen, die Angst, die Wut, die Verlassenheit,<br />

die Einsamkeit kann sie nicht nehmen, hierzu braucht es Begleiterinnen und Begleiter auf<br />

Augenhöhe, die nicht schon von vornherein in einer bestimmten Rolle als Arzt oder Pfleger kommen.<br />

Dafür braucht es die Begegnungen von Mensch zu Mensch. Diese Überzeugung macht das Wesen der<br />

ehrenamtlichen Hospizarbeit aus.<br />

Mit Respekt, Achtung und Dank<br />

Dr. Daniel Rapp<br />

Oberbürgermeister<br />

3


SEHR GEEHRTE, LIEBE HOSPIZBEWEGTE IN RAVENSBURG,<br />

seit nunmehr 20 Jahren engagieren sich Frauen und Männer in Ihrem<br />

Hospizdienst, um sterbende Menschen und ihre Angehörigen in einer<br />

der wohl krisenhaftesten Zeiten des Lebens zu unterstützen. Das ist<br />

erfreulich und berührend.<br />

20 Jahre sind eine Zeit, in der sich vieles rund um die Hospizbewegung<br />

entwickelt und gewandelt hat.<br />

Die deutsche Hospizbewegung war in ihrem Ursprung eine Protestbewegung,<br />

die gegen die scheinbar so einfachen Lösungen aufstand,<br />

die z. B. Mitte der 1980er-Jahre Dr. Julius Hackethal uns Deutschen<br />

nahebringen wollte, und dagegen, dass sterbende Menschen in die Badezimmer<br />

der Kliniken und Pflegeheime abgeschoben und dort alleine<br />

gelassen wurden. Hospizarbeit trägt zur Würde Einzelner und damit der<br />

ganzen Gesellschaft bei.<br />

Unsere deutsche und baden-württembergische Hospizgeschichte ist<br />

eine Erfolgsgeschichte. Wir sind politisch relevant geworden, spielen<br />

eine nicht mehr wegzudenkende Rolle im Gesundheitswesen und begleiten<br />

kritisch die Ökonomisierung, Institutionalisierung und Standardisierung,<br />

die im Umgang mit Kranken und Alten um sich greift. Wir<br />

sind immer neu ein „Stachel im Fleisch“ derer, die die Themen Sterben<br />

und Tod einfach, preiswert und steril erledigt haben möchten.<br />

Der <strong>Ravensburg</strong>er Hospizdienst ist Teil unserer Erfolgsgeschichte – und<br />

dazu gratuliere ich Ihnen von Herzen. Auch der Stadt <strong>Ravensburg</strong><br />

gratuliere ich, in der Menschen leben, die sich für diese wichtigen<br />

existentiellen und doch oft verdrängten Themen engagieren und damit<br />

ein Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe setzen: Solidarität mit<br />

denen, die nicht mehr für sich selbst eintreten können und die zunächst<br />

hilfebedürftig erscheinen – uns aber oft genug mehr helfen als wir ihnen,<br />

indem sie uns nachgerade Vermächtnisse ihrer Weisheit und Klugheit<br />

am Lebensende hinterlassen.<br />

Was in allen Veränderungen stets bleibt, ist der Auftrag, den die Sterbenden<br />

uns erteilen: Lasst uns nicht alleine, seid zuverlässig bei uns,<br />

helft uns, Abschied zu nehmen von unseren Liebsten, von unserem Leben,<br />

und seid auch dann noch bei unseren Familien, wenn wir es nicht<br />

mehr sind.<br />

Dass Sie, liebe <strong>Ravensburg</strong>er Hospizbewegte, mit viel Sorgfalt und in<br />

überhaupt nicht selbstverständlicher Selbstverständlichkeit genau dies<br />

tun, dafür danke ich Ihnen sehr und wünsche Ihnen ein großartiges<br />

Jubiläumsjahr – getreu dem Motto: „Tut Gutes und redet darüber!“<br />

Mögen Sie stets genügend Unterstützung in personeller, finanzieller<br />

und ideeller Hinsicht bekommen – denn Hospizarbeit ist etwas, was<br />

alle angeht!<br />

Herzlich und in Verbundenheit grüßt Sie, auch im Namen meiner Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem Vorstand,<br />

Susanne Kränzle<br />

4<br />

GRUßWORT<br />

SUSANNE KRÄNZLE<br />

MAS Palliative Care<br />

2. stellv. Vorsitzende<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Hospiz<br />

Baden-Württemberg e. V.


EIN RÜCKBLICK AUF DIE GRÜNDUNG<br />

DER HOSPIZGRUPPE RAVENSBURG E. V.<br />

DIE FINANZIERUNG WAR VON ANFANG AN<br />

EIN SCHWIERIGES PROBLEM<br />

In den 1970er-Jahren wurden schwerstkranke<br />

und sterbende Tumorpatienten in den<br />

Inneren- und Strahlenabteilungen größerer<br />

Krankenhäuser untergebracht. Dort blieben<br />

sie bis zu ihrem Tod, oft ohne ausreichende<br />

Schmerztherapie. Ihrem Wunsch, zu Hause<br />

sterben zu dürfen, konnte durch fehlende ambulante<br />

Strukturen nicht entsprochen werden. Das<br />

änderte sich erst in den 1980er-Jahren mit der<br />

Etablierung der Onkologie als übergreifendes<br />

Fach, der Entwicklung der Palliativmedizin und<br />

vor allem durch das Übergreifen des Hospizgedankens<br />

auf Deutschland.<br />

So war das auch in Oberschwaben. 1983<br />

wurde am Elisabethen-Krankenhaus <strong>Ravensburg</strong><br />

der erste außeruniversitäre onkologische<br />

Schwerpunkt in Baden-Württemberg eingerichtet<br />

und in den folgenden Jahren die Weichen für<br />

eine Betreuung von Tumorkranken zu Hause<br />

gestellt. Sie mündete 1989 bei Clinic Home Interface,<br />

dem ersten professionellen Home Care<br />

Team in der Region.<br />

Dennoch blieben erkennbare Mängel in der<br />

Betreuung und Begleitung von schwerkranken<br />

und sterbenden Menschen. Die Hospizbewegung<br />

sollte diese Lücken in Kommunikation,<br />

mitmenschlichem Kontakt und Sterbebegleitung<br />

füllen und so der sozialen Isolation, Resignation<br />

und Hoffnungslosigkeit entgegenwirken.<br />

Krankenschwestern, Seelsorger, Ärzte,<br />

Psychologen und Sozialarbeiter rund um das<br />

Elisabethen-Krankenhaus erkannten diese<br />

Situation und ergriffen 1989 die Initiative. In<br />

über 15 Arbeitstreffen wurde von den rund ein<br />

Dutzend Enthusiasten die Gründung einer <strong>Hospizgruppe</strong><br />

mit ehrenamtlichen Helfern und eines<br />

stationäres Hospizes als Ziel vorbereitet. Man<br />

fuhr zu Informationsbesuchen nach München<br />

(Christophorus-Hospiz), Recklinghausen, Köln<br />

(Palliativstation), Aachen und St.Gallen, suchte<br />

Kontakt mit benachbarten Gruppen in Lindau,<br />

5<br />

Erster Flyer der <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e. V.<br />

Kempten und Stuttgart, studierte Vereinssatzungen<br />

und konnte schließlich am 14.5.1991<br />

in einem Informationsabend im Schwörsaal die<br />

<strong>Ravensburg</strong>er Gruppe öffentlich vorstellen. Das<br />

Echo auf diese Werbung war groß: 35 Teilnehmer<br />

verzeichnete der erste Ausbildungskurs für<br />

ehrenamtliche Hospizhelfer in sechs Abend- und<br />

einer Wochenendveranstaltung im September<br />

bis Dezember 1991; 15 davon standen nach der


eigentlichen Vereinsgründung<br />

am 23.1.1992 zum Einsatz<br />

bereit. In den ersten Vorstand<br />

wurden Dr. Angelika Egger,<br />

Christine Hofert, Dr. Karla<br />

Preuss und Helga von Watzdorff<br />

gewählt.<br />

Die Finanzierung war von<br />

Anfang an ein schwieriges<br />

Problem, da es öffentliche<br />

Fördergelder noch nicht gab.<br />

Die bescheidenen Mitgliederbeiträge<br />

und Spenden wurden<br />

mit Studiengeldern aus der<br />

onkologischen Forschung<br />

aufgebessert. Von der Idee<br />

der Gründung eines stationären<br />

Hospizes in <strong>Ravensburg</strong><br />

war die Gruppe wegen der<br />

unrealistischen Finanzierungsmöglichkeit<br />

wieder abgerückt.<br />

Dazu kam es ja – wie<br />

allgemein bekannt – 1997 in<br />

Lindau, 1998 in Friedrichshafen<br />

und 2007 in Wangen.<br />

Intensive Diskussionen gab es in der<br />

Gründungsphase auch über die Art der Helferausbildung,<br />

die Form der Einsatzleitung, die<br />

Helferbetreuung und die Supervision. Knappe<br />

finanzielle Mittel und professionelle Ansprüche,<br />

ehrenamtliche Tätigkeit, Honorare oder<br />

feste Anstellungen mussten gegeneinander<br />

abgewogen und angepasst werden. An diesem<br />

Punkt ging die Wolfegger „Lebensschule für<br />

Krebsbetroffene“ ihren eigenen Weg.<br />

Inzwischen konnten die ersten Hospizhelfer<br />

ihre Patienten vorwiegend in der onkologischen<br />

Station am Elisabethenkrankenhaus,<br />

aber auch zu Hause betreuen. Im Gründungsjahr<br />

1992 wurden 16 Patienten 196-mal<br />

besucht und insgesamt 465 Einsatzstunden<br />

geleistet. – Zur besseren Öffentlichkeitsarbeit<br />

entwarf man das erste Faltblatt, fliederfarben,<br />

mit Blütenlogo und Zitaten von Paul Claudel<br />

und Cicely Saunders. So konnte der Hospizgedanke<br />

in unserer Region noch intensiver vermittelt<br />

werden, und bei der sich abzeichnenden<br />

Vielfalt der Helferangebote und Hilfsorganisationen<br />

war eine Orientierung notwendig<br />

6<br />

geworden. 1992 wurde bereits mit einer zweiten<br />

Helferausbildung begonnen. In Ergänzung<br />

dazu etablierte sich mit den katholischen und<br />

evangelischen Seelsorgern am EK eine Gruppe<br />

für trauernde Hinterbliebene.<br />

Die Bilanz des Beginns war also positiv. In<br />

der „Schwäbischen Zeitung“ vom 11.2.1993<br />

wurde getitelt: „<strong>Hospizgruppe</strong> bietet ehrenamtliche<br />

Betreuung für schwerkranke Patienten<br />

und ihre Angehörigen – Rühriger Verein ist<br />

auf Spenden angewiesen – Zukunftsaufgabe<br />

Palliativstation für Tumorkranke“. – Diese<br />

Einschätzung ist auch 20 Jahre nach Gründung<br />

der <strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong> noch gültig.<br />

Palliativbetten wurden<br />

schon 1993, eine eigene<br />

Station allerdings immer<br />

noch nicht voll realisiert –<br />

aber das ist eine andere<br />

Geschichte.<br />

Dr. Siegmar Mende<br />

Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1993


DAS ECHO AUF DIE HOSPIZEINSÄTZE<br />

WAR DURCHWEG POSITIV<br />

1989 gab es einen Vortrag von Herrn Prof.<br />

Student aus Hannover anlässlich des Psycho-<br />

Onkologie-Kongresses in Heidelberg zum<br />

Thema „Hospizbewegung in Hannover“.<br />

Begeistert von der Idee, die in Hannover<br />

bereits verwirklicht worden war, Sterbende<br />

bis zu ihrem Tod zu Hause, bzw. in einem<br />

Hospiz oder auf einer Palliativstation zu<br />

begleiten und ihnen ein menschenwürdiges<br />

Sterben im vertrauten Umfeld und im Kreis<br />

ihrer Angehörigen zu ermöglichen, waren drei<br />

Besucher aus dem EK <strong>Ravensburg</strong>, sodass sie<br />

sich gegenseitig per Handschlag versprachen,<br />

sich für die Hospiz-idee, bzw. ein stationäres<br />

Hospiz in <strong>Ravensburg</strong> einzusetzen.<br />

Es gab dann die ersten Treffen mit Gleichgesinnten:<br />

Schwestern und Pflegern, der Seelsorge<br />

und Ärzten.<br />

Seit März 1990 fanden die Treffen dann<br />

regelmäßige alle vier bis acht Wochen statt.<br />

Es gab heiße Diskussionen, wie die Ideen eines<br />

stationäres Hospizes, umgesetzt werden<br />

könnten.<br />

Bei Besuchen im Christophorus-Hospiz in<br />

München, dem Franziskus-Hospiz in Recklinghausen,<br />

der Palliativstation in St. Gallen<br />

und der Kölner Palliativstation wurde nach<br />

Umsetzungsmöglichkeiten gesucht.<br />

Leider musste die ursprüngliche Idee eines<br />

stationären Hospizes aus finanziellen Gründen,<br />

wegen fehlender Kostenträger, fallen<br />

gelassen werden.<br />

Jetzt wurde die Gründung eines ambulanten<br />

ehrenamtlichen Hospizdienstes angedacht.<br />

Im Mai 1991 wurde eine Veranstaltung<br />

im Kornhaussaal in <strong>Ravensburg</strong> zum Thema<br />

„Sterben zu Hause, Hospizdienst – Idee und<br />

Verwirklichung“ mit hochkarätigen Referenten<br />

angeboten. Nach der Vorstellung der Idee<br />

und der Gruppe sowie der Werbung um ehrenamtliche<br />

Hospizhelfer meldeten sich 35 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer.<br />

Der erste Ausbildungskurs von September<br />

bis Dezember 1991 wurde mit den 35<br />

Teilnehmern gestartet. An sechs Abenden<br />

7<br />

wurden verschiedene Themen beleuchtet:<br />

Tumorerkrankungen; Schmerztherapie; Erwartungen,<br />

Motivation und Ängste der Helfer;<br />

Möglichkeiten von Krisenbewältigung;<br />

Phasen des Sterbens nach Frau Kübler-Ross;<br />

Leid und Leidbewältigung; Kommunikation<br />

mit Schwerkranken; Rollenspiele und Gesprächsführung;<br />

pflegerische Handgriffe; das<br />

besondere Highlight der Ausbildung war ein<br />

Wochenende mit einer Musiktherapeutin von<br />

der Palliativstation St. Gallen.<br />

Nach einer Standortbestimmung der zukünftigen<br />

Hospizhelfer meldeten sich letztendlich<br />

13 der Teilnehmer/-innen für die<br />

ehrenamtliche Hospizarbeit in <strong>Ravensburg</strong>.<br />

Weitere Teilnehmer/-innen kamen aus dem<br />

Überlinger Raum und wurden da aktiv.<br />

Im Februar 1992 dann wurde die <strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong> e. V. auch offiziell als<br />

Verein gegründet.<br />

Wie sah die konkrete Arbeit aus: Wenn<br />

Ärzte, Pflegekräfte oder die Seelsorge Bedarf<br />

für eine Hospizbegleitung sahen, besprachen<br />

sie dies mit dem Patienten und seinen Angehörigen<br />

und gingen beim ersten Besuch mit<br />

dem Hospizhelfer mit.<br />

Gab es für den Helfer Gesprächsbedarf,<br />

waren sie die Ansprechpartner, da sie die Beteiligten<br />

und deren Situation ja kannten. Auch<br />

gab es für alle „Supervisionsabende“, um eigene<br />

Fragen und Ängste und die unerledigte<br />

Trauer besprechen zu können.<br />

Die Leitung hatten eine Fachkrankenschwester<br />

mit psychologischem Spezialwissen<br />

und der evangelische Krankenhausseelsorger.<br />

Als wichtige Erfahrung zeigte sich, dass<br />

die intensive Betreuung der Hospizhelfer mit<br />

einem enormen Zeitaufwand verbunden war.<br />

Das Echo auf die Hospizeinsätze war aber<br />

durchweg positiv: Die Besuche wurden von<br />

Patienten, den Angehörigen und den Pflegekräften<br />

als Entlastung gewertet.<br />

Eine Jahresbilanz der ersten Jahre: 16 Patienten<br />

wurden in ca. 200 Einsätzen betreut,<br />

davon zwei Langzeiteinsätze von neun bis<br />

zwölf Monaten.<br />

Frau Dr. Angelika Egger


IN RAVENSBURG UND UMGEBUNG<br />

TRAFEN SICH ENGAGIERTE MENSCHEN<br />

Schwester Gudrun ist seit 25 Jahre als Seelsorgerin<br />

im Elisabethenkrankenhaus tätig,<br />

In ihrer Anfangszeit gab es nur wenige Angebote<br />

für Patienten mit einer Krebserkrankung<br />

außerhalb des Krankenhauses.<br />

Ein Angebot war, mit Patienten in ein Ferienhaus<br />

des Kloster Reute zu gehen, um in einer<br />

anderen Umgebung miteinander ins Gespräch<br />

und zum Austausch untereinander zu kommen.<br />

Diese gemeinsame Zeit war immer für alle Beteiligten<br />

ein Gewinn.<br />

Aus welcher Motivation heraus wurde die<br />

<strong>Hospizgruppe</strong> gegründet?<br />

Ärzte, Pflegepersonal, Clinic home interface<br />

und die Seelsorge machten die Erfahrung, dass<br />

sterbenskranke Menschen besondere Zuwendung<br />

und Begleitung brauchen, denn es geht<br />

dabei nicht mehr ausschließlich um weitere<br />

Therapien, sondern vielmehr um Würde und Lebensqualität<br />

am Lebensende eines Menschen.<br />

Als die Gedanken, Erfahrungen und Ideen<br />

in Bezug auf die Begleitung schwer kranker und<br />

sterbender Menschen Ende der 1980er-Jahre<br />

nach Deutschland kamen, herrschte eine richtige<br />

Aufbruchstimmung.<br />

Auch in <strong>Ravensburg</strong> und Umgebung trafen<br />

sich engagierte Menschen.<br />

Der ursprüngliche Wunsch war, eine Palliativstation<br />

im EK einzurichten, was leider so<br />

nicht möglich war.<br />

Nach vielen Treffen, Diskussionen und Besprechungen,<br />

folgte dann im Februar 1992 die<br />

Gründung der <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> e.V.<br />

In einer Auftaktveranstaltung wurde öffentlich<br />

für diese Idee und die Aktivierung von<br />

Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren<br />

wollten, geworben.<br />

Es kamen viele Interessierte, die sich in<br />

Vorträgen und Seminaren auf diese Arbeit vorbereiteten.<br />

Die ersten Begleitungen Sterbender und<br />

deren Angehörige durch Ehrenamtliche der<br />

<strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong> fanden im Elisabethenkrankenhaus<br />

überwiegend auf der onkologischen<br />

Station 1C statt.<br />

Die <strong>Hospizgruppe</strong> und deren Wirkungskreis<br />

8<br />

wurde immer größer und die Anforderungen an<br />

die Aus- und Weiterbildung,<br />

Supervision und<br />

Koordination der Ehrenamtlichen<br />

ebenso.<br />

Auch heute noch<br />

begleitet die <strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong><br />

schwer kranke und<br />

sterbende Menschen<br />

und ihre Angehörigen<br />

im Krankenhaus.<br />

Das Gespräch mit Schwester Gudrun wurde von<br />

Michaela Scheffold-Haid aufgezeichnet.<br />

ICH BIN DA ZU EINEM TREFFEN<br />

EINFACH HINGEGANGEN<br />

Frau Hofert war eine Frau der ersten Stunde.<br />

Sie arbeitete in Bad Waldsee im Krankenhaus<br />

und bekam in der täglichen Arbeit die große<br />

Not schwer kranker und sterbender Menschen<br />

und deren Angehörigen zu spüren. In Bad<br />

Waldsee begann sie mit einem ehrenamtlichen<br />

Besuchsdienst. Als sie 1990 von den ersten<br />

Treffen aus <strong>Ravensburg</strong> hörte, in denen über<br />

die Umsetzung der Hospizidee in der Region<br />

debattiert wurde, gab es kein Halten mehr.<br />

„Ich bin da zu einem Treffen einfach hingegangen.<br />

Im Kopf hatte ich ja schon fast fertige<br />

Konzepte.“<br />

Frau Hofert bildete die ersten ehrenamtlichen<br />

Hospizbegleiter/-innen aus. Zugute kam<br />

ihr ihre berufliche Qualifikation als Schulschwester<br />

in der Krankenpflege. Da es keine<br />

fertigen Ausbildungskonzepte gab, hat Frau<br />

Hofert diese selbst entwickelt. „Aber es war<br />

immer ein gegenseitiges Lernen. Ich kam ja<br />

aus dem Theoretischen, aber meine Ehrenamtlichen<br />

haben immer gesagt, da brauchen wir<br />

noch was. Und ich habe mich dann weitergebildet.<br />

Alles auf eigene Kosten. Ich hatte immer<br />

einen sehr hohen Anspruch an mich selber.<br />

Aber ich bereue nichts. Von vielem profitiere<br />

ich heute noch.“<br />

Die Einsatzleitung, die Leitung der Supervisionen<br />

und die Ausbildungen wurden von ihr


im Ehrenamt geleistet. Erst später gab es dann<br />

für Seminare Honorar.<br />

Dieses hohe Engagement forderte viel<br />

Kraft und Energie. 1999 erkrankte Frau Hofert<br />

ernsthaft und musste ihre Arbeit für die <strong>Hospizgruppe</strong><br />

beenden.<br />

Frau Hofert lebt mit ihrem Mann seit einigen<br />

Jahren in Ulm. Sie ist nach wie vor sehr<br />

aktiv, wenn auch in einem ganz anderen Aufgabengebiet.<br />

Das Gespräch mit Frau Hofert wurde von<br />

Michaela Scheffold-Haid aufgezeichnet.<br />

ES SIND DIE MENSCHEN UND ES IST<br />

DIE GRUPPE<br />

Zur Arbeit der <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong><br />

von 2002 bis 2010<br />

Wer sind wir? Was wollen wir? Was können<br />

wir leisten und was nicht? Die <strong>Hospizgruppe</strong><br />

<strong>Ravensburg</strong> hatte gerade ihr zehnjähriges Bestehen<br />

hinter sich gebracht, als wieder einmal<br />

grundsätzliche Fragen zu klären waren. Denn<br />

nicht nur das Wetter und die Wirtschaft unterliegen<br />

Konjunkturen von Hochs und Tiefs,<br />

sondern auch gemeinnützige Organisationen.<br />

Da macht eine <strong>Hospizgruppe</strong> keine Ausnahme.<br />

Und alle zehn Jahre darf das, vielleicht muss<br />

das auch so sein.<br />

Unser Selbstverständnis<br />

Wie aber wieder Grund finden, wie Ziele<br />

definieren, wie das Erreichte bewahren und<br />

Thomas und<br />

Carmen Knubben<br />

9<br />

auf welche Weise neue Energien freisetzen?<br />

Die <strong>Hospizgruppe</strong> musste zuerst einmal ihr<br />

Selbstverständnis klären. Alle aktiven Begleiter<br />

zusammen und mit professioneller<br />

externer Unterstützung. Der Ort dafür sollte<br />

die Supervision sein, die von nun an monatlich<br />

unter Leitung von Dr. Gabriela Piber und<br />

später dann von Monika Braun für alle verpflichtend<br />

stattfand.<br />

Die Reaktionen darauf waren zunächst<br />

sehr unterschiedlich. Sie reichten von „Oh,<br />

wie schön, dann können wir uns ja regelmäßig<br />

austauschen“ bis „Ich brauche keine Supervision,<br />

das ist mir fremd, das mag ich nicht“.<br />

Und auch bei den ersten Blitzlichtrunden<br />

blieben manche im Kreis erst einmal stumm.<br />

Bald aber zeigte sich, dass viele Fragen in unserer<br />

Hospizarbeit offen waren und dringend<br />

Antworten suchten: Wodurch unterscheiden<br />

wir uns von allgemeinen Besuchsdiensten?<br />

Um welche Patienten wollen und müssen wir<br />

uns kümmern? Wann sind Menschen sterbenskrank?<br />

Was können wir für sie überhaupt tun?<br />

Pflegekräfte sind wir nicht und therapeutisch<br />

wirken dürfen wir nicht. Was bleibt da noch<br />

übrig? Sehr, sehr viel: das Gespräch mit den<br />

Patienten und den Angehörigen, das aufmerksame<br />

Zuhören, das beredte Schweigen,<br />

das Wachen beim Schlafen, das Halten der<br />

Hand, die kleinen Hilfen am Bett, Raum für<br />

die Trauer, Raum für den Trost, Raum für das<br />

gemeinsame Aushalten der vielen offenen<br />

Fragen.<br />

Neben diesen Kernfragen waren auch unsere<br />

Motivationen zu klären: „Wir sind für an-


dere Menschen, die sich in Krisensituationen<br />

befinden, da – weil wir es wollen.“ Außerdem<br />

waren unsere Grenzen und die der anderen zu<br />

bestimmen: „Wir werten nicht, wir urteilen<br />

nicht. Wir kontrollieren nicht. Wir beachten<br />

die Grenzen der anderen und unsere eigenen.“<br />

Und schließlich waren noch Regeln für die<br />

Organisation der Begleitungen und Verfahren<br />

der Qualitätssicherung zu entwickeln.<br />

Am Ende des Prozesses stand „Unser<br />

Selbstverständnis“, ein Papier, das von allen<br />

aktiven Begleitern gemeinsam formuliert und<br />

beschlossen wurde und das fortan die Basis<br />

für die Arbeit der <strong>Hospizgruppe</strong> darstellte.<br />

Neue Begleiter gewinnen<br />

Eine <strong>Hospizgruppe</strong> steht und fällt aber<br />

mit den Leuten, die sich in die Begleitung<br />

schwerstkranker und sterbender Menschen<br />

einbringen. Deshalb ist es eine immerwährende<br />

Aufgabe, empathische und engagierte<br />

Mitarbeiter für diese Arbeit zu gewinnen. Alle<br />

zwei Jahre galt es daher, Interessierte für eine<br />

neue Ausbildungsgruppe zu finden, Bewerber<br />

behutsam auszuwählen, ein umfassendes Ausbildungsprogramm<br />

zu erstellen und die neuen<br />

Hospizbegleiter in die bestehende Gruppe zu<br />

integrieren. Für diesen ganzen Prozess waren<br />

die Erfahrungsberichte der langjährigen Hospizbegleiter<br />

besonders wichtig. Sie vermittelten<br />

höchst individuell oftmals überraschende<br />

Facetten der Begegnung mit Menschen am<br />

Ende ihres Lebens.<br />

Wer seine eigene Lebensenergie anderen<br />

schenkt, muss sie irgendwo auch wieder auftanken.<br />

Dazu verhalf die Supervision und dazu<br />

dienten auch gemeinsame Unternehmungen<br />

fernab von Hospizeinsätzen – Kutschfahrten<br />

am Ufer des Bodensees, Grillfeste, Besuche<br />

von Ausstellungen und Theateraufführungen,<br />

ein Gruppenausflug mit Harrys Oldtimerbus<br />

in den Schwarzwald und insbesondere unsere<br />

gemeinsamen Abendessen zu Jahresbeginn<br />

mit gelegentlichen lyrischen Beiträgen.<br />

Die <strong>Hospizgruppe</strong> vernetzen<br />

Das Netzwerk, das die Hospizbegleiter<br />

bilden, ist eingebettet in ein größeres Netzwerk<br />

von professionellen und ehrenamtlichen<br />

10<br />

Diensten, die sich alle für die Bedürfnisse und<br />

Belange, die Nöte und Sorgen der Patienten<br />

in der Region einsetzen – Ärzte und Pflegedienste,<br />

Krankenhäuser und Pflegeheime,<br />

Sozialstationen und Seelsorger, karitative<br />

Einrichtungen und Hospizorganisationen,<br />

Seniorenräte und Beratungsstellen und nicht<br />

zuletzt Clinic Home Interface. Mit allen galt<br />

es, Kontakt zu halten und mögliche Formen<br />

der Zusammenarbeit und der gegenseitigen<br />

Unterstützung zum Wohle der Schwerstkranken<br />

zu entwickeln.<br />

Bei all dem galt, mit Hilde Domin zu sprechen:<br />

Nicht müde werden<br />

sondern dem Wunder<br />

leise<br />

wie einem Vogel<br />

die Hand hinhalten.<br />

Was bleibt?<br />

Nach acht Jahren gemeinsamer Vorstandsarbeit<br />

war es dann wieder einmal Zeit für<br />

einen Übergang und den nächsten Entwicklungsschritt.<br />

Bis dahin wurde die Hospizarbeit<br />

fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert.<br />

Nun, vor dem Horizont der bundesweit vorgegebenen<br />

„Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung“<br />

(SAPV), galt es, auch für die<br />

<strong>Ravensburg</strong>er <strong>Hospizgruppe</strong> neue Strukturen<br />

zu bilden, eine hauptamtliche Einsatzleitung<br />

zu schaffen und mit Michaela Scheffold-Haid<br />

eine eigene Palliativfachkraft zu engagieren.<br />

Damit war auch der Weg bereitet für neue Initiativen<br />

eines neuen Vorstandes.<br />

Uns bleibt im Rückblick festzuhalten:<br />

Kaum irgendwo ist der Ausgleich zwischen<br />

Geben und Nehmen größer als in der Hospizarbeit.<br />

Wir empfinden daher eine tiefe Dankbarkeit<br />

für viele intensive Begegnungen, für<br />

die darin erfahrene Offenheit, für die Möglichkeit,<br />

von anderen zu lernen und miteinander<br />

zu wachsen.<br />

Und wenn man uns fragt, was uns in der<br />

Hospizarbeit am meisten belebt und berührt<br />

hat, dann dürfen wir sagen: Es waren die<br />

Menschen und es war die Gruppe.<br />

Thomas und Carmen Knubben


20 JAHRE HOSPIZGRUPPE RAVENSBURG E. V.<br />

23.01.1992 GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG (Eintrag in das Vereinsregister am 14. 04.1992)<br />

mit den zehn Gründungsmitgliedern:<br />

Dr. A. Egger, <strong>Ravensburg</strong>, Theresa Häfele, Überlingen, Hubert Jocham, Tettnang,<br />

Schwester Anna Franziska Dr. Kindermann, <strong>Ravensburg</strong>, Dr. Siegmar Mende, <strong>Ravensburg</strong>,<br />

Schwester Gudrun Härle, <strong>Ravensburg</strong>, Christine Hofert, Bad Waldsee, Anne Meyer, Berg,<br />

Dr. K. Preuß, <strong>Ravensburg</strong>, Helga von Watzdorf, Baienfurt.<br />

Zur 1. Vorsitzenden wurde Dr. Angelika Egger gewählt.<br />

ZIELE DES VEREINS (formuliert in der Gründungsurkunde)<br />

Verwirklichung von Möglichkeiten des menschenwürdigen Sterbens.<br />

Abschaffung ungewollter Isolation angesichts des Todes.<br />

Veränderung des öffentlichen Bewusstseins mit Blick auf das Sterben.<br />

Einbeziehung des Sterbens in das Leben.<br />

Der Verein fördert die Errichtung und den Betrieb ambulanter und stationärer Hospize und<br />

Palliativstationen vor Ort für die Behandlung Schwerstkranker und Sterbender.<br />

Der Verein fördert den Aufbau, die Schulung und die Betreuung eines freiwilligen ehrenamtlichen<br />

Hilfsdienstes.<br />

Der Verein fördert Projekte, die Schwerstkranken anstelle der Pflege im Krankenhaus eine<br />

häuslichen Pflege ermöglichen.<br />

Der Verein ist politisch und konfessionell neutral.<br />

VORSITZENDE DES VEREINS<br />

April 1992 – März 1998 1. Vorsitzende Dr. Angelika Egger<br />

April1998 – März 2002 1. Vorsitzender Wolfgang Brömmel<br />

April 2002 – März 2010 1. Vorsitzender Prof. Dr. Thomas Knubben<br />

seit April 2010 1. Vorsitzender Otto W. Braun<br />

AUSZÜGE AUS DEM SELBSTVERSTÄNDNIS (erarbeitet und formuliert 2004)<br />

Wir begleiten schwerkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige.<br />

Wir kommen auf Anfrage ins Haus, in Pflegeeinrichtungen und in die Klinik.<br />

Wir bringen die aktive innere Bereitschaft mit, uns auf sterbende Menschen und ihre<br />

Angehörigen einzulassen.<br />

Wir kommen wenn jemand uns ruft.<br />

Wir werten nicht, wir urteilen nicht, wir kontrollieren nicht.<br />

Wir beachten die Grenzen der anderen und unsere eigenen.<br />

Wir sind für andere Menschen, die sich in Krisensituationen befinden, da – freiwillig,<br />

weil wir es wollen.<br />

STRUKTURELLE VERÄNDERUNG IM VEREIN<br />

Modifizierung der Vereinssatzung (April 2009) und Schaffung einer hauptamtlichen<br />

Koordinatorinnenstelle (August 2010).<br />

11


HOSPIZARBEIT ALS EHRENAMT<br />

MEINE ERSTEN ERFAHRUNGEN MIT DER<br />

HOSPIZGRUPPE RAVENSBURG<br />

Ich habe den Zeitungsartikel gelesen. „Ehrenamtliche<br />

für die <strong>Hospizgruppe</strong> <strong>Ravensburg</strong><br />

gesucht.”<br />

Dieser Artikel in der Tageszeitung hat mich<br />

sofort fasziniert und angesprochen.<br />

Ein Vorstellungsgespräch folgte und ein<br />

persönlicher Brief, und ich fand mich wieder<br />

im Ausbildungskurs „ehrenamtliche Sterbebegleitung“.<br />

Während des Kurses kam durch die Inhalte,<br />

die ich durchlebte, die Frage in mir auf, ist das<br />

wirklich etwas für mich?<br />

Durch meine Arbeit hatte ich schon viel mit<br />

dem Tod zu tun, aber jetzt stand ich als Privatperson<br />

vor der Aufgabe einen Sterbenden zu begleiten.<br />

Keine Professionalität an der ich mich<br />

festhalten konnte, nur das „nackte Ich”, ein<br />

mulmiges Gefühl. Die Themen in der Ausbildung<br />

und die Ausbildungsgruppe vermittelten<br />

mir mehr Sicherheit, aber wie es dann aussehen<br />

würde in der Realität, war ungewiss.<br />

So ging ich in meine erste Begleitung.<br />

Im nachhinein ein unvergessliches Erlebnis.<br />

Ich wurde lächelnd von der älteren Dame in<br />

ihrem Pflegebett empfangen, sprechen konnte<br />

sie nicht und es war ihr Geburtstag. Ein großer<br />

Kloß verließ meinen Bauch und ich wusste, alles<br />

wird gut.<br />

Zwei Tage später besuchte ich sie wieder. Sie<br />

hatte die Augen geschlossen, war aber hellwach,<br />

als ich sie ansprach. Ich saß zwei Stunden an<br />

ihrem Bett und wir redeten kaum miteinander,<br />

es war eine friedvolle Atmosphäre die keiner<br />

Worte bedurfte, eine innere Verbindung.<br />

Kein Tun müssen, kein Warten auf das, was<br />

kommen würde, sondern nur Stille und Wohlgefühl.<br />

ES WAR MEIN LETZTER BESUCH.<br />

Barbara Hubrich<br />

12<br />

GEDANKEN ZU EINER BEGLEITUNG<br />

Das letzte Wochenende der Ausbildung zur<br />

ehrenamtlichen Hospizbegleiterin liegt schon<br />

zwei Wochen zurück. Meine Gedanken wechseln<br />

von „hoffentlich dauert`s noch eine Weile“<br />

bis „jetzt könnte es aber endlich mal losgehen“.<br />

Als der Anruf von Michaela kommt, bekomme<br />

ich erst mal Bauchweh (wie immer vor<br />

etwas gravierenden Neuem). Das hält an, bis<br />

zu meinem ersten Besuch bei der alten Dame<br />

im Pflegeheim. Dieser erste Kontakt ist ein vorsichtiges<br />

Herantasten und Ausloten. Doch die<br />

Chemie stimmt, ich darf wiederkommen.<br />

Die alte Dame spricht sehr wenig und wenn,<br />

geht unser Gespräch über „Smalltalk“ nicht<br />

hinaus. Dafür denkt sie umso mehr und scheint<br />

manchmal ganz weit weg zu sein.<br />

So sitze ich manche Stunde an ihrem Bett.<br />

Wir schweigen, schauen uns an, dann sinnt wieder<br />

jede vor sich hin, zwischendurch fallen ein<br />

paar Worte, immer durch Radio Vorarlberg begleitet.<br />

Doch oft ist so eine Schwere im Raum,<br />

ihr langes Leiden, ihre Schmerzen, ihre Einsamkeit,<br />

ihr offensichtliches genughaben von<br />

diesem Leben. Dazu ihr Schweigen darüber,<br />

wo ich doch meine, es würde helfen darüber zu<br />

sprechen. Doch es ist ihr Sterben, sie bestimmt<br />

den Weg.


Ja ich hatte schon andere Vorstellungen von<br />

meiner ersten Begleitung. Hätte gerne etwas<br />

vorgelesen, gemeinsam klassischer Musik gelauscht<br />

und Gespräche über Gott und die Welt<br />

geführt – obwohl ich gelernt hatte, dass dies<br />

eher die Ausnahme ist.<br />

Aber ich durfte mich im Schweigen üben,<br />

durfte erfahren, wie tröstlich es sein kann, einfach<br />

nur da zu sein. Musste erfahren, wie schwer<br />

Aushalten sein kann und die eigene Hilflosigkeit<br />

zu erfahren. Wie reagiere ich, wenn jemand<br />

nur noch den Wunsch hat, dass alles vorbei ist?<br />

Wenn jemand nicht mehr kann?<br />

Und immer wieder die Antwort: da sein.<br />

Meine anfänglichen Zweifel, ob es wirklich<br />

in Ordnung für sie ist, dass ich als Fremde bei<br />

ihr bin, lösen sich im Laufe der Besuche auf.<br />

Zwischen uns entsteht eine Nähe, ihr freundliches<br />

Lächeln bei Begrüßung und Abschied, ihr<br />

Dank und das Festhalten meiner Hand machen<br />

mich dankbar und glücklich.<br />

Ebenso dankbar war ich, als sie endlich sterben<br />

durfte, all die Schmerzen, das ganze Leiden<br />

und Hadern damit, waren ausgelöscht. Sie lag<br />

friedlich da. Auch für mich war es ein eigenes<br />

Gefühl sie zu betrachten, ein ganz und gar friedliches.<br />

Mathilde Heckenberger<br />

ANGESICHT DES TODES ERSCHEINT<br />

VIELES NICHTIG<br />

Ich klopfe an die Tür und trete ein, noch<br />

ehe ich ihn sehe, begrüße ich ihn, denn so weiß<br />

er, wer eingetreten ist. Meine Begleitung – ich<br />

nenne ihn Herr Müller – kann sich kaum bewegen.<br />

Er leidet seit über 20 Jahren an Parkinson.<br />

13<br />

Während seine linke Seite ständig in Bewegung<br />

ist, kann er die rechte Seite kaum bewegen. Er<br />

sieht mich an und lächelt. Seinen Kopf kann<br />

er nicht drehen, aber seine Augen verfolgen<br />

aufmerksam meine Bewegungen. Das Erste,<br />

was wir tun, noch ehe ich mich zu ihm hinsetzte,<br />

ist, dass er bequem liegt und mich sehen<br />

kann, während ich bei ihm bin. Heute habe ich<br />

ihm eine Kerze mit gebracht, die ich in der Zeit<br />

während ich bei ihm bin, brennen lasse. Wir<br />

reden über den Tag, die Nacht, das Wetter<br />

über ihn und auch über mich, aber manchmal<br />

ist reden nicht nötig und wir schweigen.<br />

Seit mehreren Wochen nun besuche ich ihn ca.<br />

zweimal die Woche. Er ist alleine in dem Pflegeheim,<br />

seine Familie wohnt am anderen Ende<br />

von Deutschland und ist, sooft es irgendwie<br />

möglich ist, hier. Hospiz, mehr als ein Wort,<br />

mehr als eine Tat. Die Motivation dazu lag bei<br />

mir hauptsächlich in dem Gedanken zu wissen,<br />

dass ich meine Zeit zwar nicht veschenken-<br />

aber dennoch teilen kann. Sinnvoll teilen und<br />

den Gegenüber in der schweren Zeit, die ihm<br />

noch bleibt, nicht alleine zu lassen. Im Angesicht<br />

des Todes erscheint so vieles nichtig. Ich<br />

habe neulich einen Absatz in einem Buch gelesen,<br />

welches mir besonders gut gefallen hat.<br />

Hier einen Auszug davon:<br />

Daher bin ich nach Jahren der Begleitung<br />

von „Sterbenden“ – der Begriff ist falsch,<br />

denn bis zum Ende sind sie „Lebende“ – selbst<br />

so lebendig wie noch nie. Und das verdanke<br />

ich ihnen. Früher glaubte ich, dass ich sie<br />

begleite. Mittlerweile weiß ich, dass sie in<br />

der Demut ihres Leidens meine Meister sind.<br />

(Marie de Hennezel – den Tod erleben)<br />

Perihan Öztürk<br />

Barbara Hubrich,<br />

Mathilde Heckenberger<br />

und Perihan Öztürk<br />

(von links).


MEIN BERUFSLEBEN WAR ZU ENDE<br />

Mein Berufsleben war zu Ende, was nun ???<br />

Die Zeit mit Lückenfüllern totschlagen, das ist<br />

nicht mein Leben. Ich suchte nach etwas Sinnvollem.<br />

Nach etwas, was mein Leben bereichert<br />

und der Allgemeinheit dienlich ist. Und so ging<br />

ich sämtliche ehrenamtliche Tätigkeiten in Gedanken<br />

durch. Wog das Für und Wider gegeneinander<br />

ab und schon bald kam ich auf die letzte<br />

Phase des Lebens. Während meines Berufslebens<br />

(stellv. Leiterin eines Pflegeheims) musste ich<br />

immer wieder miterleben, dass ältere Menschen<br />

in Einsamkeit ohne Begleitung oder ohne Anwesenheit<br />

der Angehörigen sterben mussten. Dieser<br />

Gedanke, vielleicht selbst einmal so alleine diese<br />

Welt verlassen zu müssen, hat mich sehr traurig<br />

gestimmt. Mein Entschluß war geboren: „<strong>Hospizgruppe</strong>“!<br />

Die Ausbildung wurde für mich zu einer<br />

neuen Herausforderung im positiven Sinn und<br />

gleichzeitig ein Ankommen in einer sehr schönen<br />

harmonischen Gruppe. Unter Gleichgesinnten<br />

über sensible Themen zu diskutieren, aber auch<br />

sehr wertvolle Erfahrungen zu machen. Keine Bewertung<br />

von Äußerungen und Handlungen, nur so<br />

zu sein, wie man tatsächlich ist und wie man sich<br />

auch fühlt, mal gut mal weniger stimmig.<br />

14<br />

Ich glaube, ich bin toleranter und gelassener<br />

geworden. Die Sicht, jeder Mensch ist in seiner<br />

Person einzigartig, wurde durch die Ausbildung<br />

wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Auch<br />

der Glaube, der Tod ist nicht das Ende, sondern<br />

ein Übergang in eine andere Welt oder auf die<br />

andere Seite des Lebens, ist beruhigend.<br />

Durch die Ausbildung sind sehr nette und<br />

wertvolle Bekanntschaften entstanden und<br />

geschlossen worden, welche ich nicht mehr<br />

missen möchte. Die verschiedenen menschlichen<br />

Schicksale haben uns, davon bin ich überzeugt,<br />

stark zusammengefügt. Auch die Erkenntnis,<br />

dass Sterbende bis zu ihrem Lebensende zu<br />

Hause gepflegt und dadurch im familiären<br />

Umfeld verbleiben können, ist für mich sehr<br />

beruhigend und es gibt mir ein angenehmes<br />

Gefühl. Die sterile, kalte Atmosphäre eines<br />

Krankenhauses muss nicht sein. Ich würde<br />

mir wünschen, dass durch unsere Arbeit, das<br />

Bewusstsein in den Menschen wieder korrigiert<br />

wird, Sterben wieder menschlicher werden zu<br />

lassen. Und auch die Tatsache, dass das Sterben<br />

einfach zum Leben dazugehört, dass der Tod<br />

nicht etwas Schreckliches ist, sondern ein ganz<br />

natürlicher Vorgang.<br />

Meine erste Begleitung läuft noch. Das erste<br />

Mal war noch viel Unsicherheit dabei, aber


ich merke, dass ich immer sicherer werde, mir<br />

immer mehr zutraue und dadurch auch schöne<br />

Erlebnisse habe. Auch das Gefühl, ich bin für<br />

den sterbenden Menschen da, ich schenke ihm<br />

meine Zeit, er spürt, ich bin nicht alleine. All<br />

das macht mich glücklich und zufrieden. Bei der<br />

Begleitung empfinde ich eine innere Ruhe, die<br />

ich sonst nur durch eine Meditation erreichen<br />

würde. Die Sterbebegleitung gibt mir mehr,<br />

als sie mir abverlangt. Ich freue mich auf jeden<br />

Tag, jede Stunde, die ich mit dem Sterbenden<br />

verbringen darf und kann.<br />

Katharina Mattes<br />

DER TOD GEHÖRT ZUM LEBEN<br />

Meine Motivation für die Hospizarbeit hat<br />

mehrere Wurzeln, aus denen sie sich speist.<br />

Zum einen meine persönliche Erfahrung mit<br />

dem Tod. In der Familie und im Freundeskreis.<br />

Hier habe ich sowohl das Sterben meines Vaters<br />

zu Hause in der Familie als ruhige und tröstliche<br />

Erfahrung erlebt, andererseits aber auch die Einsamkeit<br />

beim Tod meines Großvaters im Krankenhaus.<br />

Oder den Suizid oder Suizidversuch<br />

bei nahen Verwandten oder Freunden als Weg<br />

der Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit.<br />

In diesen und vielen anderen Situationen<br />

habe ich erlebt und erfahren, dass der Tod<br />

letztlich zu unserem Leben gehört, dass er Teil<br />

davon ist. So wie zum Menschsein das Geborenwerden<br />

gehört, so steht am Ende der Prozess<br />

des Sterbens. Und dieses Ende sollte mit Würde<br />

versehen sein. Sie ist für mich das Maß in allen<br />

Bereichen des menschlichen Daseins.<br />

15<br />

Würde am Ende unseres Lebens entsteht<br />

dort, wo Zeit und Raum ist, sich den persönlichen<br />

Wünschen und Anforderungen des<br />

kranken und sterbenden Menschen anzunehmen.<br />

Wo das DU im Mittelpunkt stehen darf,<br />

und wo aus dem Blickwinkel des Betroffenen<br />

gehandelt wird.<br />

Valeska Schneider-Finke<br />

Mit dem Hospizgedanken beschäftigte ich<br />

mich schon als junger Mensch.<br />

Meine Mutter verstarb vor acht Jahren in einem<br />

Hospiz. Sie wurde dort liebevoll gepflegt, sie<br />

durfte in Würde sterben.<br />

Ich konnte sie begleiten, bei ihr sein. Darüber<br />

war ich sehr dankbar. Ich wollte etwas zurückgeben.<br />

Es ist aber so, in einer Begleitung bekomme ich<br />

mehr als ich gebe.<br />

Ich habe das Gefühl, als Mensch zu wachsen.<br />

Ute Pfund<br />

Bei der Hospiztätigkeit habe ich immer<br />

mehr gelernt und geübt: allgemein achtsam zu<br />

sein, die verschiedensten Persönlichkeiten zu<br />

respektieren, mich zu begnügen mit kleinen<br />

Erleichterungen für den Kranken (wenn große<br />

Dinge eine Strapaze bedeuteten).<br />

Katharina Mattes, Valeska Schneider-Finke, Ute Pfund und Margarete Brünner (von links).<br />

Margarete Brünner


KAIROS<br />

ODER DER UNWIEDERBRINGLICHE AUGENBLICK<br />

Erfahrungen in den letzten Lebenstagen<br />

meiner Mutter<br />

Weihnachten 2007<br />

„Mach dir keine Sorgen“, sagt Mutter morgens<br />

am Telefon. Fast jeden Tag ruft sie mich an<br />

seit 15 Jahren, seit Vater tot ist. Er starb plötzlich<br />

und unerwartet, wie man oft in Todesanzeigen<br />

lesen kann. Sein Tod hat Mutter sehr erschüttert,<br />

bei uns Kindern war der Abschied vom Vater<br />

schnell überlagert von einer geschäftigen Fürsorge<br />

für die Zurückgebliebene, die ganz neu ihr<br />

Leben gestalten musste.<br />

Das ist ihr auch gut gelungen; trotz gesundheitlicher<br />

Einschränkungen in den letzten<br />

Jahren konnte sie alleine und weitgehend<br />

selbstständig in ihrer Wohnung sein, bis in ihr<br />

92. Lebensjahr!<br />

Der morgendliche Anruf war für sie und<br />

für mich ein festes Ritual zum Tagesbeginn:<br />

für mich ein Lebenszeichen von ihr, für sie ein<br />

Kontakt zu mir, wenn auch kurz …<br />

Mitte Dezember klagte sie über Ödeme in<br />

den Beinen. Der Arzt wurde benachrichtigt<br />

und verschrieb ein Medikament, das aber keine<br />

Wirkung zeigte, auch nicht als Injektion. Das<br />

machte mir Angst! Ich wusste, was geschieht,<br />

wenn die Urin-Ausscheidung nicht mehr anzuregen<br />

ist – und so kam es auch: Am Morgen des<br />

24. Dezember merkte ich, dass ihr das Atmen<br />

schwer fiel, dass sie sehr lange brauchte, um<br />

ans Telefon zu kommen. „Meine linke Hand ist<br />

ganz dick und ich muss so schnaufen“, sagte sie,<br />

„aber mach dir keine Sorgen!“ Ach Mutter!<br />

Natürlich gerate ich in Panik, jetzt ist es<br />

bedrohlich. Ich weiß: Mutters Herz kann nicht<br />

mehr. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, gerät<br />

sie in Atemnot, wird der Zustand lebensgefährlich!<br />

Der Arzt muss kommen!<br />

Ich erreiche ihn nicht. Heiligabend … Zum<br />

Glück ist meine Schwester schon im Bus unterwegs<br />

zu Mutter, und ich gebe meine Aufregung<br />

an sie weiter. Nun geht alles sehr schnell: Bereitschaftsarzt,<br />

Einweisung ins Krankenhaus,<br />

Krankentransport.<br />

16<br />

In der Notaufnahme am Heiligen Abend<br />

herrscht Chaos. Über 100 alte Menschen, die<br />

Angst vor den Feiertagen haben und deren<br />

Gesundheitszustand aus den Fugen gerät! Die<br />

paar Ärzte im Dienst wissen nicht, wo ihnen der<br />

Kopf steht: Wo anfangen?<br />

Mutter sitzt von Mittag bis Abend in der<br />

Aufnahme, ohne dass irgendetwas geschieht,<br />

und die Tochter weiß nicht, was sie tun kann.<br />

Wir andern Geschwister sind in Aufruhr: ach<br />

Mutter! Natürlich wissen wir, dass du eines<br />

Tages nicht mehr da sein wirst, und du hast<br />

eigentlich auch genug von deinem langen<br />

Leben – das hast du oft genug gesagt. Wir wissen<br />

auch, dass du genau aufgeschrieben hast,<br />

was du nicht möchtest: keine Wiederbelebung,<br />

keine lebensverlängernden Maßnahmen … aber<br />

ist das jetzt dieser Augenblick? Was sollen wir<br />

tun? Was sollten wir lassen dir zuliebe?<br />

Die Maschine „Krankenhaus“ ist in Gang<br />

gesetzt. Mutter wird an diesem Heiligen Abend<br />

irgendwann auf die kardiologische Station gebracht,<br />

Untersuchungen werden vorgenommen,<br />

Papiere ausgefüllt, Verordnungen getroffen. Das<br />

Pflegepersonal tut seine Pflicht. Unsere Schwester<br />

benachrichtigt uns und fährt erschöpft ins<br />

Hotel zurück… der Heiligabendgottesdienst<br />

zieht an mir vorüber, ohne mich zu berühren.<br />

Am nächsten Morgen: Nichts anderes ist<br />

mir im Sinn, als zu ihr ins Krankenhaus zu fahren,<br />

sie zu sehen, zu spüren, was ist! „Kairos“,<br />

denke ich immer wieder. Die alten Griechen<br />

hatten verschiedene Begriffe für Zeit. Kairos<br />

ist der gegenwärtige Augenblick, im Gegensatz<br />

zu Chronos, der für die verrinnende Zeit steht,<br />

das Stundenglas in der Hand … Wie oft habe<br />

ich den Kairos gar nicht wahrgenommen! Wie<br />

achtlos bin ich mit der Gegenwart umgegangen<br />

– nun aber spüre ich, jeder Moment ist heilig,<br />

wichtig, unwiederbringlich!<br />

Mutter empfängt uns alle in diesen Tagen<br />

freudig, in voller Klarheit, aber sehr matt. Ihr<br />

Körper tut seinen Dienst nicht mehr, das sehe<br />

ich. Uns ist klar: Mutters Leben geht zu Ende,<br />

und nun gibt es nichts Wichtigeres, als bei ihr zu<br />

sein, ihre letzten Tage so zu gestalten, dass sie<br />

nicht leidet.<br />

Wie froh bin ich, dass ich als Altenpflegerin<br />

weiß, was auf uns zukommen kann; wie dankbar


in ich für meine Erfahrung aus den vielen Jahren<br />

als Mitarbeiterin eines Hospizvereins! Wie<br />

gut, dass Mutter so offen mit mir gesprochen<br />

hat, was sie möchte! Die Patientenverfügung<br />

will niemand sehen, aber die Ärzte sind froh,<br />

dass wir Geschwister uns einig sind: keine Therapiebemühungen<br />

mehr! Mutter darf sterben,<br />

und sie soll es gut haben dabei. Dessen waren<br />

wir uns ganz sicher.<br />

Aber das ist nicht so einfach! Die Maschine<br />

läuft. Immer wieder muss ich mich in Mutters<br />

Namen dagegen wehren, dass Ärzte und Pflegerinnen<br />

ihren Standards nachkommen. So wird<br />

mobilisiert, gedreht, ihre dick geschwollenen<br />

Beine werden in Thrombosestrümpfe gezwängt,<br />

werden Injektionen verabreicht, die das Gewebe<br />

doch gar nicht mehr aufnehmen kann. Es<br />

wird gewogen, obwohl ohne Mühe zu erkennen<br />

ist, dass keine Ausscheidung mehr stattfindet.<br />

Mutter lässt alles über sich ergehen: „Die Ärzte<br />

wissen schon, was richtig ist.“ Aber wozu Untersuchungen,<br />

wenn keine Therapie mehr stattfinden<br />

soll?<br />

Ich kämpfe für sie, kämpfe um die Ruhe, die<br />

sie braucht. Wie gut, dass ich einfach dableiben<br />

kann, Zeit habe! Noch nie in meinem Leben war<br />

mir so klar: Jetzt kommt es auf dich an, Dorothea,<br />

jetzt musst du die Lage erkennen, du darfst<br />

17<br />

nicht nachlassen in deiner Wachheit und Klarheit!<br />

Mutter soll ihren Frieden haben, und kein<br />

Mensch dieser Welt darf etwas tun, was diesen<br />

Frieden stören könnte.<br />

Wie gut, dass ich das Einverständnis meiner<br />

Geschwister im Hintergrund spüre. Das gibt mir<br />

den Mut und die Kraft, zu Ärzten und Pflegerinnen<br />

zu sagen: „Nein! Das wird jetzt nicht<br />

gemacht! Bitte gehen Sie hinaus, ich werde Sie<br />

rufen, wenn es nötig erscheint!“<br />

So wird Mutter schwächer und schwächer,<br />

ihr Atem immer kleiner, bis er zuletzt verlöscht,<br />

ohne jeden Kampf, ohne dass sie Unwohlsein<br />

geäußert hat …<br />

Mutter ist tot. Stille tritt ein.<br />

Kairos! Was ist jetzt zu tun?<br />

Gar nichts! Ich sitze und schaue sie an. Ich<br />

danke ihr, lasse meine Empfindungen kommen<br />

und gehen, eine lange Stunde sitze ich und tue<br />

gar nichts, außer wahrzunehmen, was ist: Mutter<br />

ist tot! Die Uhr ist abgelaufen.<br />

Chronos zeigt das leere Stundenglas.<br />

Das Zimmer ist dunkel, die Geschäftigkeit<br />

des Tages rückt in weite Ferne. Meine geliebten<br />

Taize-Lieder erfüllen den Raum, ich zünde eine<br />

Kerze an und benachrichtige die Geschwister,<br />

danach aber will ich so lange in Ruhe bei Mutter<br />

sitzen, wie es mir richtig erscheint! Ich bin von


einer großen Gewissheit erfüllt: Ich spüre, was<br />

jetzt richtig ist, und ich lasse mir diesen Kairos<br />

nicht aus der Hand nehmen.<br />

Mutter ist tot und doch noch da, ihr Gesicht<br />

noch wie im Schlaf – ist da nicht doch noch ein<br />

Atemzug? Nein, alles ist vollkommen still.<br />

Irgendwann habe ich das Gefühl, ich sollte<br />

mich ein wenig entfernen, Mutter nicht zu nahe<br />

sein, wenn sie sich jetzt auf den Weg machen<br />

will.<br />

So gehe ich hinaus, um die Pflegerin zu benachrichtigen,<br />

und wieder bin ich mutiger als<br />

sonst: Ich weiß, es ist üblich, umgehend den<br />

Arzt zu benachrichtigen, wenn der Tod eingetreten<br />

ist.<br />

Aber wozu?<br />

Die zeitlose Ruhe, die ich mir genommen<br />

habe, war wichtig. Der Arzt kann ohnehin erst<br />

nach zwei Stunden kommen: Er hatte sehr viel<br />

zu tun in der Nacht!<br />

Es tut mir gut, wie achtsam er mit dem Körper<br />

unserer Mutter ist, trotz seines Zeitdrucks.<br />

Diese Achtsamkeit hätte ich mir von den Pflegerinnen<br />

auch gewünscht. Sie waren so gefangen<br />

in ihren Pflichten und Vorschriften, so unbeholfen<br />

mit der sterbenden alten Frau …<br />

„Warum haben Sie eigentlich Ihre Mutter<br />

ins Krankenhaus gebracht, wenn wir gar nichts<br />

tun sollen?“, fragte mich eine der Pflegerinnen.<br />

Eine gute Frage, gab ich zur Antwort …<br />

Ja, warum? Weil uns nichts Besseres einfiel!<br />

Wie sehr haben wir uns im Nachhinein<br />

gewünscht, es hätte eine andere Möglichkeit<br />

gegeben, obwohl das Krankenhauszimmer<br />

schön war, ruhig und klar. Der Hintergrund des<br />

Krankenhauses beruhigte uns: Es hätte ja sein<br />

können, dass wir die Ärzte gebraucht hätten! In<br />

Mutters Wohnung wäre uns nicht wohl gewesen,<br />

und sie selbst wollte auch nicht mehr nach<br />

Hause.<br />

Es war richtig so, wie wir entschieden hatten.<br />

Trotzdem: So etwas wie ein Hospiz-Zimmer<br />

hätten wir uns gewünscht, eine persönlichere,<br />

zurückhaltendere Pflege, einen behutsameren<br />

Umgang mit der Sterbenden, vielleicht auch<br />

mehr Unterstützung und Beratung für uns Angehörige.<br />

Dorothea Kleinknecht<br />

18<br />

ABSCHIED UND TRAUER<br />

MIT VERLUSTEN LEBEN<br />

Trennungen aller Art, die Heimat verlieren,<br />

den Arbeitsplatz, Kinder verlassen das<br />

Elternhaus, Bruch von Freundschaften, lebensbedrohende<br />

Krankheit, Übergang von der<br />

Arbeitswelt in den Ruhestand, Wohnortwechsel,<br />

Tod eines Tiergefährten, Trennung einer<br />

Lebensgemeinschaft.<br />

Der Tod ist ein Ereignis, endgültig und<br />

einschneidend, oft unvorbereitet.<br />

Das Gleichgewicht ist verloren, die<br />

Gedanken erstarren, ein vormals intaktes<br />

Verbundsystem gleicht einem Boot ohne<br />

Steuermann in den Wogen des Lebenssturms.<br />

Es stellt sich grundsätzlich die Frage nach<br />

dem Sinn des Lebens und bedeutet mögliche<br />

körperliche Symptome und Reaktionen, tief<br />

greifende Veränderungen im sozialen und materiellen<br />

Umfeld.<br />

Trauer zulassen und auch zu zeigen, bedeutet<br />

mutig sein. Tränen, Wut und Schwäche<br />

zulassen, ist anstrengend, sich selbst spüren<br />

und wahrnehmen im Prozess einer heilsamen<br />

Entwicklung, ist Schwerstarbeit hin zu einem<br />

neu orientierten Leben für jeden Menschen in<br />

seinem eigenen Zeitablauf.<br />

Wir brauchen einen lebendigen Umgang<br />

und die Wahrnehmung mit den schmerzhaften<br />

Seiten, um wieder Zugang zu uns selbst und<br />

unseren Kraftquellen zu finden. Das gelingt<br />

uns nicht immer alleine und ohne Hilfe.<br />

Das Angebot der individuellen Trauerbegleitung<br />

unterstützt kleine und große Menschen<br />

auf dem Weg zurück ins Leben.<br />

Karin Kanz<br />

Trauerbegleiterin (Institut für Trauerarbeit ITA)<br />

Geburt und Tod sind nicht zweierlei Zustände,<br />

sie sind zwei Aspekte desselben Zustands.<br />

Mahatma Gandhi


Das Ulmer<br />

KREMATORIUM<br />

Ehrenamtliche der <strong>Ravensburg</strong>er <strong>Hospizgruppe</strong> vor<br />

dem Ulmer Krematorium.<br />

Blick in einen der zwei Verbrennungsöfen.<br />

19<br />

Vorraum mit zwei Särgen, welche heute noch für eine<br />

Einäscherung vorgesehen sind.<br />

Bei einer Temperatur von ca. 800°C wird ein Sarg mit<br />

dem Leichnam in den Verbrennungsofen eingefahren,<br />

eine Einäscherung dauert etwa zwei Stunden.<br />

Das Krematorium ist mit zwei Verbrennungsöfen ausgestattet,<br />

sodass täglich bis zu acht Einäscherungen möglich<br />

sind.<br />

Die Anlage arbeitet computergesteuert, alle Arbeiten<br />

werden inzwischen nur noch von einem Mitarbeiter der<br />

Friedhofsverwaltung durchgeführt.<br />

Eine feuerfeste Nummer<br />

kommt zusammen<br />

mit dem Sarg<br />

in den Ofen. Sie wird<br />

nach der Einäscherung<br />

noch das Einzige<br />

sein, an der eine<br />

Personenzuordnung<br />

möglich ist.<br />

Aus dem unteren Teil des Verbrennungsofens wird die<br />

Asche entnommen, die dann zusammen mit der Personenzuordnungsnummer<br />

in eine Urne kommt.


WAS SEHT IHR, SCHWESTERN<br />

Was seht ihr, Schwestern, was seht ihr?<br />

Denkt ihr, wenn ihr mich anschaut:<br />

eine mürrische alte Frau,<br />

nicht besonders schnell,<br />

verunsichert in ihren Gewohnheiten,<br />

mit abwesendem Blick,<br />

die ständig beim Essen kleckert,<br />

die nicht antwortet, wenn ihr mit ihr meckert,<br />

weil sie wieder nicht pünktlich fertig wird.<br />

Die nicht so aussieht, als würde sie merken,<br />

was ihr mit ihr macht.<br />

Die willenlos alles mit sich machen lässt:<br />

Füttern, waschen und alles was dazugehört.<br />

Denkt ihr denn so von mir, Schwestern,<br />

wenn ihr mich seht, sagt?<br />

Öffnet die Augen und seht mich an!<br />

Ich will euch erzählen, wer ich bin,<br />

die hier so still sitzt, die macht, was ihr möchtet,<br />

die isst und trinkt, wenn es euch passt.<br />

Die Natur ist grausam,<br />

wenn man alt und krumm ist und verrückt wirkt.<br />

Ich bin jetzt die alte Frau,<br />

die ihre Kräfte dahinsiechen sieht,<br />

und der Charme verschwindet.<br />

Aber in diesem alten Körper<br />

wohnt noch immer ein junges Mädchen,<br />

ab und zu wird mein mitgenommenes Herz erfüllt.<br />

Ich erinnere mich an meine Freuden,<br />

ich erinnere mich an meine Schmerzen<br />

und ich liebe und lebe mein Leben noch einmal.<br />

Wenn ihr eure Augen aufmacht, Schwestern,<br />

so seht ihr nicht nur eine mürrische, alte Frau.<br />

Kommt näher, seht mich!<br />

20

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