brief - Hospizgruppe Ravensburg
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SEHR GEEHRTE, LIEBE HOSPIZBEWEGTE IN RAVENSBURG,<br />
seit nunmehr 20 Jahren engagieren sich Frauen und Männer in Ihrem<br />
Hospizdienst, um sterbende Menschen und ihre Angehörigen in einer<br />
der wohl krisenhaftesten Zeiten des Lebens zu unterstützen. Das ist<br />
erfreulich und berührend.<br />
20 Jahre sind eine Zeit, in der sich vieles rund um die Hospizbewegung<br />
entwickelt und gewandelt hat.<br />
Die deutsche Hospizbewegung war in ihrem Ursprung eine Protestbewegung,<br />
die gegen die scheinbar so einfachen Lösungen aufstand,<br />
die z. B. Mitte der 1980er-Jahre Dr. Julius Hackethal uns Deutschen<br />
nahebringen wollte, und dagegen, dass sterbende Menschen in die Badezimmer<br />
der Kliniken und Pflegeheime abgeschoben und dort alleine<br />
gelassen wurden. Hospizarbeit trägt zur Würde Einzelner und damit der<br />
ganzen Gesellschaft bei.<br />
Unsere deutsche und baden-württembergische Hospizgeschichte ist<br />
eine Erfolgsgeschichte. Wir sind politisch relevant geworden, spielen<br />
eine nicht mehr wegzudenkende Rolle im Gesundheitswesen und begleiten<br />
kritisch die Ökonomisierung, Institutionalisierung und Standardisierung,<br />
die im Umgang mit Kranken und Alten um sich greift. Wir<br />
sind immer neu ein „Stachel im Fleisch“ derer, die die Themen Sterben<br />
und Tod einfach, preiswert und steril erledigt haben möchten.<br />
Der <strong>Ravensburg</strong>er Hospizdienst ist Teil unserer Erfolgsgeschichte – und<br />
dazu gratuliere ich Ihnen von Herzen. Auch der Stadt <strong>Ravensburg</strong><br />
gratuliere ich, in der Menschen leben, die sich für diese wichtigen<br />
existentiellen und doch oft verdrängten Themen engagieren und damit<br />
ein Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe setzen: Solidarität mit<br />
denen, die nicht mehr für sich selbst eintreten können und die zunächst<br />
hilfebedürftig erscheinen – uns aber oft genug mehr helfen als wir ihnen,<br />
indem sie uns nachgerade Vermächtnisse ihrer Weisheit und Klugheit<br />
am Lebensende hinterlassen.<br />
Was in allen Veränderungen stets bleibt, ist der Auftrag, den die Sterbenden<br />
uns erteilen: Lasst uns nicht alleine, seid zuverlässig bei uns,<br />
helft uns, Abschied zu nehmen von unseren Liebsten, von unserem Leben,<br />
und seid auch dann noch bei unseren Familien, wenn wir es nicht<br />
mehr sind.<br />
Dass Sie, liebe <strong>Ravensburg</strong>er Hospizbewegte, mit viel Sorgfalt und in<br />
überhaupt nicht selbstverständlicher Selbstverständlichkeit genau dies<br />
tun, dafür danke ich Ihnen sehr und wünsche Ihnen ein großartiges<br />
Jubiläumsjahr – getreu dem Motto: „Tut Gutes und redet darüber!“<br />
Mögen Sie stets genügend Unterstützung in personeller, finanzieller<br />
und ideeller Hinsicht bekommen – denn Hospizarbeit ist etwas, was<br />
alle angeht!<br />
Herzlich und in Verbundenheit grüßt Sie, auch im Namen meiner Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem Vorstand,<br />
Susanne Kränzle<br />
4<br />
GRUßWORT<br />
SUSANNE KRÄNZLE<br />
MAS Palliative Care<br />
2. stellv. Vorsitzende<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Hospiz<br />
Baden-Württemberg e. V.